Theologische Fragen 1. Ist das Alpha-Konzept mit der katholischen Lehre vereinbar? Ziel von »Alpha« ist es, zentrale Aussagen des christlichen Glaubens zu vermitteln. Dazu gehört das Verständnis von Gott, von Jesus Christus, von seiner Menschwerdung, seinem Tod und seiner Auferstehung sowie das Geschenk des Heiligen Geistes. Das ist unser gemeinsamer christlicher Glaube, der auch in unserem gemeinsamen Glaubensbekenntnis zum Ausdruck gebracht wird. Daher ist das Konzept auch vereinbar mit der Lehre der katholischen Kirche. Der Alpha-Kurs selbst geht weder auf die Rolle der katholischen Kirche in der Verkündigung des Evangeliums noch auf ihre Lehre über die Sakramente ein.
2. Ist »Alpha« zu protestantisch? Es stimmt, dass »Alpha« in einer anglikanischen Gemeinde, Holy Trinity Brompton, entstanden ist. Das Ethos des Kurses ist durch den klassischen Anglikanismus geprägt. Hinter der oben gestellten Frage steht jedoch oft die Annahme: Wenn etwas aus einem protestantischen Hintergrund stammt, dann muss es für Katholiken suspekt sein. Obwohl man auf eventuelle Risiken Acht geben sollte, ist es für Katholiken von größtem Vorteil, sich auch von anderen christlichen Kirchen beschenken zu lassen, statt erprobte und bewährte Geschenke wegen eines Risikos zurückzuweisen. Das Geschenk, die Gegenwart Gottes im Zusammenhang mit »Alpha« erfahren zu können, hängt zusammen mit der direkten und unkomplizierten Verkündigung von Jesus Christus und das, was er durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung vollbracht hat. Durch die Weiterempfehlung des Alpha-Kurses unterstützen Katholiken also nicht mehr als diese Grundwahrheiten. Diejenigen, die die Früchte von »Alpha« in katholischen Pfarreien sehen,
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sind sich sicher, dass die Stärken dieser einfachen Verkündigung die Schwächen, die an anderer Stelle in dieser Broschüre erwähnt werden, aufwiegen. Die Frage ist also: Können wir es uns leisten, auf ein evangelistisches Werkzeug zu verzichten, uns selbst zu berauben, nur weil wir einige Mängel im Konzept sehen? Ist es nicht klüger, christlicher und ökumenischer, das Wirken Gottes auch durch »Alpha« dankbar zu akzeptieren und nach dem Alpha-Kurs katholische Lehre zu vermitteln? Das PAKT-Material versteht sich als ein Schritt in diese Richtung.
3. Ist die Wortwahl in »Alpha« protestantisch? Im Alpha-Kurs werden Begriffe verwendet, die manchen Katholiken nicht vertraut sind. Doch das ist zugleich eine der evangelistischen Stärken, die den Alpha-Kurs ausmachen: Es wird größtenteils die Sprache des Neuen Testaments benutzt. »Alpha« vermittelt das Evangelium zugleich in einer zeitgemäßen Sprache, die einfach zu verstehen und zudem persönlich ist.
4. Ist »Alpha« fundamentalistisch? »Alpha« ist nicht fundamentalistisch in dem Sinn, dass der Kurs ein streng wortwörtliches Verständnis aller biblischen Inhalte vermitteln will. So wird nicht gelehrt, dass die Welt in sieben Tagen à 24 Stunden erschaffen wurde. Auf der anderen Seite geht »Alpha« aber auch nicht ins Detail der verschiedenen Stufen der Entstehung der Evangelien, wie es im Katechismus der Katholischen Kirche dargestellt ist. »Alpha« ist eine praktische Einführung in den christlichen Glauben; der Kurs ist in erster Linie für diejenigen gedacht, die wenig oder gar nichts über den christlichen Glauben wissen. Ziel ist es, auf die Fragen von Außenstehenden einzugehen. Obwohl auf weiterführende Literatur hingewiesen wird, geht der Kurs nicht auf tiefer gehende theologische Fragen ein. Deshalb mögen auch einige Argumente im Alpha-Kurs als zu einfach erscheinen. Das macht aber die grundlegenden Inhalte der verschiedenen Vorträge nicht ungültig. Es ist eine große Stärke des Alpha-Kurses, dass er die Heilige Schrift ernst nimmt. Jesus wird auf eine unzweideutige Weise verkündet. Dies kann uns
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helfen, in unserer katholischen Verkündigung von Jesus klarer zu sein, ohne dass ein größeres Hintergrundwissen die Einfachheit der Präsentation schwächt.
5. Ist es nicht falsch und konträr zur katholischen Lehre, Menschen zu ermutigen, dass man eigene Erfahrung mit dem Heiligen Geist machen sollte? Empfangen wir nicht den Heiligen Geist bei der Taufe und Firmung, ob wir ihn nun spüren oder nicht? Es ist gewiss nicht richtig zu sagen, dass man den Heiligen Geist nur empfangen könnte, wenn man eine Erfahrung mit Gott gemacht hat. Der Heilige Geist wird in der Taufe und Firmung geschenkt, aber jede getaufte Person ist ständig zu einer tieferen Bekehrung und einem Wachstum im Geist aufgerufen. Johannes Paul II. schreibt: »Sie (die Bekehrung) bedeutet, die Heilswirklichkeit Christi durch persönliche Entscheidung annehmen und sein Jünger werden.« (Redemptoris Missio, 46) Es ist daher nicht falsch, auf eine persönliche Annahme dieses Geschenkes Wert zu legen, das ja zum ersten Mal schon in Taufe und Firmung gespendet wurde und auf weiteres Wachstum angelegt ist. Papst Paul VI. sprach genauer von dieser Erfahrung: »Gibt es irgendeine andere Form der Weitergabe des Evangeliums, als an eine andere Person die persönlichen Glaubenserfahrungen weiterzugeben?« (Evangelii Nuntiandi, 46) Der katholische Glaube braucht nicht ein bestimmtes Muster von Erfahrungen, aber unsere »persönliche Glaubenserfahrung« wird normalerweise den Schmerz über die Sünde, die persönliche Begegnung mit Christus und mit dem liebevollen Erbarmen Gottes einschließen. Für die katholischen Mystiker ist es normal, dass die ersten Phasen des christlichen Lebens von »Tröstungen« begleitet werden. Diese sind oft eine Erfahrung des gerade gewonnenen Glaubens. Erst später in der Entwicklung des Glaubenslebens ändert sich das Muster der Erfahrungen und die Tröstungen werden weniger.
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