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Einführung Was ist Seelsorge? Seelsorge könnte mit einfachen Worten definiert werden als Dienst, der die Sorge von der Seele eines Menschen wegnimmt. Das erste Ziel ist, dem Hilfe suchenden Menschen eine ungetrübte Beziehung zu Gott zu ermöglichen, so dass er fähig wird, ein Leben zu führen, das Gott gefällt und auch anderen Menschen Segen bringt. Biblische Seelsorge ist in erster Linie ein Dienst der Befreiung, weniger ein Dienst der Begleitung. Dies kommt zum Beispiel in einer Stelle aus dem Lukas-Evangelium zum Ausdruck, wo Jesus seinen Dienst beschreibt: »Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe« (Lk 4,18–19). Und in der Parallelstelle in Jesaja, Kapitel 61, Verse 11 folgende, finden wir darüber hinaus auch den Auftrag, die zerbrochenen Herzen zu verbinden und zu heilen.

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Wer ist zum seelsorgerlichen Dienst berufen? Seelsorge ist nicht als Dienst für Spezialisten vorgesehen. Jeder Christ, der durch das Erlösungswerk Jesu ein »Heiliger« geworden ist, ist zum seelsorgerlichen Dienst berufen, ja soll dafür von seinen Gemeindeleitern zugerüstet werden, direkt oder durch den Dienst von anderen. »Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi« (Eph 4,11–12). Oder um mit einem Vergleich zu sprechen: Es sind die Schafe, die die Lämmer zur Welt bringen und aufziehen und nicht die Hirten.

Warum ist Seelsorge notwendig? Schon an anderer Stelle beschreibt der Prophet Jesaja, wie Jesus sich in besonderer Weise der Schwachen annehmen wird: »Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht« (Jes 42,3). Als sein Nachfolger sind wir berufen, denselben Dienst zu tun. Doch auch schon zur Zeit des Alten Testaments tadelt Gott die »Hirten« Israels, die den seelsorgerlichen Dienst nicht wahrgenommen haben:

scheuchten holt ihr nicht zurück, die Verirrten sucht ihr nicht, und die Starken misshandelt ihr« (Ez 34,4). Auf Grund meiner über 15-jährigen Erfahrung in zahllosen Gesprächen als Seelsorger in deutschsprachigen Ländern glaube ich, ohne Übertreibung sagen zu dürfen, dass mehr als 90% der Menschen hier seelisch verwundet sind und deshalb Seelsorge nötig haben. Gleichzeitig ist es meine Überzeugung, dass jeder Christ, der selbst an seiner Seele gesund geworden ist, anderen in vollmächtiger Weise seelsorgerlich dienen kann und dienen sollte. Einige Gründe, warum dies nicht häufiger geschieht, sind unter anderem Minderwertigkeitsgefühle, mangelnde Kenntnis von Gottes Wort, fehlendes Bewusstsein des eigenen geistlichen Standes als Christ und fehlende Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist. Dieses Buch möchte hier einen Beitrag leisten als »Zurüstung für die Heiligen zum Dienst« (Eph 4,11–12). Im ersten Teil wird das Fundament gelegt, das heißt, die Voraussetzungen zur Seelsorge werden dargelegt; im zweiten Teil werden die Bausteine (Grundelemente) der Seelsorge bereitgestellt und im dritten Teil wird das »Handwerkszeug« beschrieben. Ein abschließender vierter Teil soll jeden Leser ermutigen, den seelsorgerlichen Dienst auszuüben und persönlich darin weiterzuwachsen. Ich bete dafür, dass der Herr, Jesus Christus, dieses Buch gebrauchen wird, um den Dienst der Seelsorge zu multiplizieren – auch durch Sie!

»Die Schwachen stärkt ihr nicht, die Kranken heilt ihr nicht, die Verletzten verbindet ihr nicht, die Ver10

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Gedankenanstöße zur praktischen Umsetzung 1. Bei welchen Gelegenheiten konnten Sie bereits anderen Menschen seelsorgerlich dienen? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? 2. Welche der folgenden Punkte stellen für Sie die größten Hindernisse dar, wenn es darum geht zu vertrauen, dass Gott Sie in ganz neuer Weise für den seelsorgerlichen Dienst gebrauchen möchte? __ Ich habe zu wenig Erfahrung. __ Ich habe zu wenig Sicherheit. __ Ich könnte Fehler machen. __ Ich denke, ich habe zu wenig Vollmacht. __ Ich bin ein schlechter Zuhörer. __ Ich brauche selbst Heilung. __ Ich bin zu jung. __ Ich könnte schnell überfordert sein. Andere Gründe_____________________________ 3. Glauben Sie, dass Jesus Christus Sie gerade an diesen Punkten freisetzen kann? Dann drücken Sie ihm Ihr Vertrauen im Gebet aus!

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