Gericht ... und Gnade Die Trübsalzeit ist eine furchtbare Periode von sieben Jahren, in der Gott seinen gesamten Zorn über die rebellische und ungläubige Menschheit ausschüttet. Es ist auch eine Zeit besonderer Not für die »Nachkommen Jakobs«, in der sich Gott ganz besonders um Israel kümmern wird. Das Volk der Juden wird dadurch zum Glauben an Jesus Christus kommen und ihn als Messias anerkennen, nachdem es ihn dann seit bereits 2 000 Jahren abgelehnt hat. Doch obwohl diese Periode hauptsächlich eine Zeit des Zorns und des Gerichts ist, zeichnet sich in ihr auch sehr stark Gottes Gnade und Barmherzigkeit ab – etwas, das oft übersehen wird. Wenn sich jemand ausschließlich auf die Gerichte und die kommenden Schrecken konzentriert, entsteht leicht der Eindruck, dass Gott einmal so richtig auf den Tisch hauen wird. Wir fangen dann an, Gott als eine Art zorniges Monster zu sehen, das eine Katastrophe auf die nächste folgen lässt und seinen Zorn über die Köpfe von wehrlosen, unschuldigen Männern und Frauen ausschüttet. Doch das ist grundfalsch! Erstens sind alle, die während der Trübsalzeit Gottes Gericht erfahren, keine unschuldigen Männer und Frauen. Menschen, die in jener Zeit auf der Erde leben, werden, wie wir in Kapitel 26 noch sehen, nicht nur Gott ablehnen und seine Erlösung ausschlagen, sondern sie werden ganz bewusst alle möglichen Sünden praktizieren, einschließlich Gotteslästerungen, die jeder Beschreibung spotten. Und zweitens hat Gott trotz der Schwere ihrer Vergehen immer noch die Absicht, durch die Gerichte der Trübsalzeit selbst verstockte Sünder dazu zu bringen, dass sie zum Glauben an seinen Sohn Jesus Christus kommen. Das ist der Grund, warum wir eine unserer Romanfiguren zu Beginn der Trübsalzeit zu einer Versammlung von Männern und Frauen sagen ließen: »Diese Gerichte, denke ich, dienen dazu, die Menschen wachzurütteln, ihnen jeglichen Halt zu nehmen.Wenn die Entrückung dies noch nicht vermocht hat, werden die Gerichte es ganz bestimmt erreichen. Und wenn es die Gerichte nicht schaffen, dann werden die Menschen fern von Gott sterben. So schrecklich diese Gerichte auch sind, ich 145
bitte euch, seht sie als die letzte Warnung eines liebenden Gottes, der nicht will, dass auch nur ein Mensch verloren geht.« (»Die Heimsuchung«, S. 57) Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass Gottes Gerichte in der Trübsalzeit einem doppelten Zweck dienen: Einerseits sollen sie verstockte Sünder strafen und andererseits sollen sie diese dazu bewegen, ihre Sünden zu bereuen und umzukehren. In der Trübsalzeit wird Gott allen zeigen, dass er gleichzeitig gütig und streng ist, eine Wahrheit, der wir auch im Brief an die Römer, Kapitel 11, Vers 22 begegnen. Es trifft zu, dass die Trübsalzeit Gottes Strenge beweist, doch es stimmt ebenso, dass sie auch seine Güte unter Beweis stellt. Der alttestamentliche Prophet Joel hat diese beiden Wesenszüge Gottes in der Trübsalzeit deutlich Seite an Seite am Werk gesehen: »Es kommt die Zeit, da werde ich meinen Geist ausgießen über alle Menschen. Eure Männer und Frauen werden dann zu Propheten; Alte und Junge haben Träume und Visionen. Sogar über die Knechte und Mägde werde ich zu jener Zeit meinen Geist ausgießen. Dann ist der große und schreckliche Tag nahe, an dem ich Gericht halte. Am Himmel und auf der Erde werden seine Vorzeichen zu sehen sein: Menschen liegen erschlagen in ihrem Blut, Flammen und Rauchwolken steigen auf; die Sonne verfinstert sich, und der Mond wird blutrot. Aber alle, die sich zu mir bekennen und meinen Namen anrufen, werden gerettet« (Joel 3,1–5; Gute Nachricht). Wir glauben, dass diese Verse eine große »Seelenernte« bzw. eine Erweckung ankündigen, die während der Trübsalzeit stattfindet. Millionen von Menschen, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, werden erkennen, dass Gott immer noch nach ihnen ruft und sie umwirbt, obwohl sie die Entrückung versäumt haben und die Schrecken der Trübsalzeit erleiden müssen. Und der Heilige Geist wird bewirken, dass sie umkehren und zum Glauben kommen, dass sie aufhören, sich gegen Gott aufzulehnen und stattdessen ihr Leben und ihre Zukunft ganz Jesus, dem Herrn, unterstellen. Darum konnte Johannes auch schreiben: 146
»Danach sah ich eine große Menge Menschen, so viele, dass niemand sie zählen konnte. Es waren Menschen aus allen Nationen, Stämmen,Völkern und Sprachen. Sie standen in weißen Kleidern vor dem Thron und dem Lamm und hielten Palmzweige in den Händen« (Offb 7,9; Gute Nachricht). Über die Anzahl dieser Heiligen der Trübsalzeit ist nichts bekannt; es könnten durchaus Milliarden von Menschen sein. Doch übersehen Sie eines nicht: Jeder Einzelne dieser Neubekehrten ist nicht entrückt worden, weil er oder sie bis zu jenem Zeitpunkt Gottes Rettungsangebot ausgeschlagen hatte. Dennoch gibt Gott sie auch dann nicht auf! Selbst dann wird er noch jedes erdenkliche Mittel nutzen – Feuer, Blut, Erdbeben, Seuchen, Kriege, Hungersnöte und Verfolgung –, um sie wachzurütteln und aus ihrem geistlichen Schlaf zu wecken. Weit davon entfernt, eine üble Zurschaustellung göttlicher Bösartigkeit zu sein, demonstriert die Trübsalzeit zweifelsfrei, dass der Gott, der uns mehr liebt, als wir uns je vorstellen können, aber auch ein heiliger Gott ist. Kein Wunder, dass Petrus schreiben konnte: »Er [Gott] hat Geduld mit euch, weil er nicht will, dass einige zu Grunde gehen. Er möchte, dass alle Gelegenheit finden, von ihrem falschen Weg umzukehren« (2 Petr 3,9; Gute Nachricht)! Kein Wunder, dass Paulus schreiben konnte: »Unser großer Gott und Retter Jesus Christus [...] hat sein Leben für uns gegeben, um uns von aller Schuld zu befreien und sich so ein reines Volk zu schaffen, das nur ihm gehört, und alles daransetzt, das Gute zu tun« (Tit 2,13–14; Gute Nachricht). Kein Wunder, dass Jesus selbst gesagt hat: »Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben« (Mk 10,45; Gute Nachricht)! Die Bibel lehrt uns, dass es unvorstellbar viele gläubige Menschen geben wird, die wir »Heilige der Trübsalzeit« nennen. Ja, die Trübsalzeit ist eine Zeit heftigen Zorns und schrecklicher Gerichte, aber sie ist auch eine Zeit langmütiger Gnade und Barmherzigkeit.
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