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Jack Deere Das Geschenk der Prophetie Für Einsteiger Wie Sie Ihre Gabe erkennen können

Jeder Christ kann gelegentlich prophetische Eindrücke haben, ohne dass er damit gleich zu einem Propheten wird, ebenso wie jeder Christ gelegentlich Menschen zum Glauben führen kann, ohne ein Evangelist zu sein. Ein Prophet oder eine Prophetin ist jemand, der regelmäßig Offenbarungen von Gott erhält, die sich immer wieder als zutreffend erweisen. Gelegentliche Erfahrungen in Umgang mit einer bestimmten Gabe können uns leicht zu dem Trugschluss verleiten, dass hier unsere Hauptberufung liegt. Wenn wir aber versuchen, uns auf Dauer mit einer falschen Gabe im Gemeindeleben einzubringen, sind Enttäuschung und Scheitern regelrecht vorprogrammiert. Solche Erfahrungen müssen nicht unbedingt negativ sein. Manche von uns müssen erst lernen, wo ihre Gabe nicht liegt, bevor sie ihre wirklichen Gaben entdecken können. So benutzt Gott manchmal auch Misserfolge, um unsere Motivation zum Dienst zu korrigieren. Unsere Gaben können wir unter anderem daran erkennen, dass es uns nicht ermüdet, wenn wir sie ausüben. Propheten müssen sich nicht anstrengen, um göttliche Offenbarungen zu bekommen. Sie fallen ihnen einfach so zu und wenn sie sich ganz bewusst auf den Herrn ausrichten, dann verstärken sich diese Eindrücke noch. Dasselbe gilt für Evangelisten, Lehrer, Leiter und Menschen mit Heilungsgaben. Wir müssen uns sehr wohl darum bemühen, einen göttlichen Charakter zu entwickeln, aber unsere Gaben werden uns, wie der Begriff es nahe legt, gegeben. Es gibt aber noch andere Hinweise, um unseren Gaben auf die Spur zu kommen, zunächst wollen wir jedoch einem typischen Fehler nachgehen, der vielen Menschen unterläuft, die in ihrem Leben prophetische Gaben aufzuspüren versuchen. Falsche Anzeichen

“Ich bin zum Propheten berufen”, sagte mir einmal ein junger Mann. “Woher wissen Sie das”, fragte ich ihn. “Weil ich bei Menschen, Gemeinden und christlichen Werken immer sehr schnell die Schwächen und Fehler aufspüre.” “Dann haben Sie bestimmt viel Freude an ihrem Dienst, oder?” “Ganz im Gegenteil. Die Menschen, denen ich diene, haben einfach kein Verständnis für das Amt eines Propheten. Alle fühlen sich durch das Wort des Herrn gekränkt und angegriffen. Haben Sie eine Ahnung, was da falsch läuft?”


Es kann durchaus möglich sein, dass dieser junge Mann eine prophetische Gabe hatte, aber er hatte nicht begriffen, worum es bei diesem Dienst in aller erster Linie geht. Sein mangelndes Verständnis musste er mit einem freudlosen Dasein voller Missgunst bezahlen. Der scharfe und untrügliche Blick für die Fehler anderer ist keine Gabe, sondern ein Zwang. Meist ist es ein Hinweis auf eine gestörte, überaus rigide, und kontrollbedürftige Persönlichkeit, voller Ärger und Bitterkeit, die allen in ihrer Umgebung das Leben schwer macht. In einer anderen Gemeinde sprach mich einmal ein ärgerliches Ehepaar an: “Wir können es einfach nicht verstehen! Immer wieder haben wir unseren Gemeindeleitern gesagt, was sie in ihrem Dienst falsch machen. Aber sie wollen einfach nicht auf uns hören. Jetzt kommen Sie für zwei Tage in unsere Gemeinde, sagen dieselben Dinge wie wir, und Ihnen glauben sie alles.” Die beiden waren völlig blind für ihre eigene Bitterkeit und ihren Mangel an göttlicher Autorität. Sie traten auf, wie die Propheten des Alten Testamentes, die gegen korrupte Leiter und ein rebellisches Volk Gottes Zorn und Gericht predigten. Auch heute noch ist Gott voller Zorn auf rebellische Leiter (lesen Sie hierzu Matthäus 23). Aber wenn er seinen Ärger durch einen menschlichen Boten zum Ausdruck bringen will, dann bevollmächtigt er im Allgemeinen erfahrene und charakterlich gereifte Diener und nicht Anfänger im prophetischen Dienst. Kritiksucht und Ärger deuten nicht auf eine prophetische Berufung hin, sondern eher auf ein verwundetes Herz, das sich gegen die heilende Gnade Gottes abgeschottet hat. Neutestamentliche Propheten sind in erster Linie dazu berufen, aufzubauen, nicht einzureißen. Ärger und Zorn wirken jedoch eher destruktiv, weil Menschen dadurch entmutigt und zum Widerstand angeregt werden. Nur in den seltensten Fällen können korrupte Leiter durch die Konfrontation mit Gottes Zorn zur Buße bewegt werden, aber die Mehrzahl der Leute, zu denen neutestamentliche Propheten gesandt werden, sind unreife und schwache Christen, nicht rebellische Gläubige oder eigennützige Leiter. Eine wahre prophetische Gabe zeigt sich darin, dass sie schwache Menschen aufbaut und nicht etwa darin, dass sie ihre Fehler aufspürt. Es braucht keine besonderen Fähigkeiten, um in anderen Schuldgefühle zu wecken. Gottes Güte und Gnade weiterzugeben, erfordert dagegen eine hoch entwickelte prophetische Gabe. Das prophetische Wort erfüllt sowohl die Empfänger als auch den Propheten selbst mit neuem Glauben und göttlicher Freude. Nach meiner ersten Begegnung mit einem Propheten verließ ich den Raum wie verzaubert von der Weisheit, Liebe, Gnade und Allmacht Gottes. Ich schäumte über vor Freude. Mein Glaube schoss zu ungekannten Höhen empor. Meine Leidenschaft für den Herrn wurde intensiver denn je und ich war entschlossen, all meine Freunde auf den Segen des prophetischen Dienstes hinzuweisen.

Wie anders wäre alles verlaufen, wenn ich einem zornigen Propheten gegenübergesessen hätte, der unbarmherzig meine Sünden anprangert. Ohne Zweifel gab es in meinem Leben Sünden, die man hätte anprangern können, aber Gott wusste, dass Anklagen mich nicht zur Buße führen würden. Stattdessen brachte er mich zum Staunen über seine Weisheit und öffnete mir die Augen für das Ausmaß seiner Liebe. Durch diese unwiderstehliche Begegnung mit Gott wurde die Sünde plötzlich vollkommen uninteressant. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Hinweise aufzeigen, an denen sie erkennen können, ob Gott Sie in den prophetischen Dienst beruft.


Die Wünsche Ihres Herzens

Sehr häufig leitet uns Gott durch die Wünsche unseres Herzens. Manche Christen glauben gerade das Gegenteil. Sie sind überzeugt, dass Gott sie genau dahin führen will, wo sie niemals hin wollten, um Dinge zu tun, die sie nicht mögen, damit sie schließlich etwas werden, das sie niemals sein wollten. Eine junge attraktive Frau erzählte mir einmal von ihren Ängsten, einen hässlichen Mann oder gar einen Pastor heiraten zu müssen. “Bitte nehmen Sie‘s nicht persönlich”, sagte sie. Man konnte ihr anmerken, dass sie sich noch nicht ganz darüber im Klaren war, welches von beidem schlimmer wäre. Irgendwie war sie dem Irrglauben auf den Leim gegangen, dass der Wille Gottes für ihr Leben immer ein Stück Bestrafung bedeutet. Vielleicht hatte sie Schuldgefühle Gott gegenüber, vielleicht hatte Ihr auch jemand beigebracht, dass alle eigenen Wünsche grundsätzlich schlecht sind. Am Ende hat sie dann doch einen Pastor geheiratet. Im Licht der Bibel stellen sich unsere Wünsche jedoch vollkommen anders dar. Hier lesen wir: “Freu dich innig am Herrn, dann gibt er dir, was dein Herz begehrt” (Psalm 37,4). Wenn Gott die Hauptquelle unserer Lebensfreude ist, dann können wir uns auch den Wünschen unseres Herzen anvertrauen. Wünschen Sie sich die Gabe der Prophetie? Ist Gott die Hauptquelle ihrer Lebensfreude? Dann ist das zumindest ein Anhaltspunkt, dass er Sie in einen prophetischen Dienst führen möchte. Haben Sie keine Angst, den Wünschen Ihres Herzens nachzugehen. Wenn sein Joch wirklich sanft ist und seine Last leicht, warum sollte Gott Ihnen dann geistliche Gaben geben, die sie gar nicht haben wollen? Der Rat von anderen

Nachdem mir klar geworden war, dass prophetische Gaben von der Bibel her gesehen sehr wohl in unsere Zeit gehören, fing ich an, mich intensiv dafür zu interessieren. Doch von dem Moment an, da mir Gottes heilsame Liebe durch ein prophetisches Wort persönlich begegnet war, wollte ich diese Gabe selbst besitzen. Da ich damals kein rechtes Vertrauen in die Lauterkeit meiner eigenen Wünsche hatte, holte ich mir Rat bei Freunden, denen ich vertraute. Sie machten mir Mut, mich nach einer prophetischen Gabe in meinem Dienst auszustrecken. Das Buch der Sprüche ermutigt uns, auf den Rat weiser Freunde zu hören: “Wo es an Beratung fehlt, da scheitern die Pläne, wo viele Ratgeber sind, gibt es Erfolg” (Sprüche 15,22). Schließlich bekam ich völlig unerwartet eine Reihe von prophetischen Worten durch Menschen, die mich gar nicht kannten. Sie ermutigten mich, die Gaben der Heilung und der Prophetie für meinen Dienst anzustreben. Fragen Sie also Menschen, die Sie wirklich gut kennen, wie diese Ihre Gaben einschätzen, und scheuen Sie sich nicht davor, prophetisch begabte Menschen darum zu bitten, mit Ihnen zu beten.


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