Einführung
Ein scheinbarer Widerspruch
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in fast 2 000 Jahre alter Ausspruch von Jesus Christus lautet: „Geben ist seliger als nehmen.“ Doch unsere Zeit scheint von dem gegenteiligen Prinzip regiert zu werden: „Nehmen ist alles, was zählt!“ Andere bekannte Aussprüche lauten: ! „Man muss alles rausholen, was möglich ist!“ ! „Streck dich immer nach der Nummer 1 aus!“ ! „Wir müssen unseren Umsatz steigern, um in die schwarzen Zahlen zu kommen!“ ! „Ich habe mich aus eigener Kraft hochgearbeitet. Geh und verdiene dir dein Glück!“ ! „Nur die Stärksten überleben.“ Denken Sie an die Art und Weise, wie heutzutage die meisten Geschäfte abgewickelt werden. Profite werden reinves11
tiert, um das Unternehmen für den Börsengang attraktiver zu machen. Statt Geld in lohnende Projekte zu stecken, legen die meisten wohlhabenden Menschen es in Investmentfonds an, von denen sie sich mehr Sicherheit im Rentenalter erhoffen. Der Graben zwischen Arm und Reich scheint breiter zu werden. Das weltweite Spendenaufkommen ist hingegen ungefähr gleich geblieben – es macht nach wie vor etwa zwei Prozent des Bruttosozialprodukts aus, obwohl wir in der Ära der New Economy leben und immer mehr Menschen zu Wohlstand gelangen. Ist unsere Welt dadurch besser geworden? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um folgende Fragen zu beantworten: ! Geht jedes Kind der Welt mit einem gefüllten Magen und einer liebevollen Umarmung ins Bett? ! Wird mit allen Mitteln geforscht, um endlich die schrecklichsten Krankheiten wie Krebs, AIDS und ähnliche zu besiegen? ! Kann jeder intelligente Schulabgänger ein Studium finanzieren? ! Haben alle Obdachlosen ein Dach über dem Kopf? Manche Menschen würden sicher sagen, dass diese Dinge nicht ihr Problem sind. Sie argumentieren so oder ähnlich: ! „Mir wurde im Leben auch nichts geschenkt und ich habe es trotzdem geschafft!“ ! „Wenn sie sich wirklich um einen Job bemühen würden, müssten sie nicht auf der Straße leben!“ ! „Ich habe mir mein Studium mit Nebenjobs finanziert!“ ! „Wenn wir ein Heilmittel für die eine Krankheit finden, taucht garantiert eine neue auf!“ ! „Das ist Aufgabe der Regierung.“
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Doch die Wahrheit ist, dass solche platten Antworten noch nie etwas verändert haben. Hingebungsvolle Menschen, die bereit sind, Zeit und Geld zu opfern, haben hingegen schon wahre Berge versetzt! Großzügigkeit im Hinblick auf Talente, Geld und Zeit kann weh tun. Sie kann echte Opfer bedeuten. Jemand, der großzügig ist, kann sich vielleicht nicht den neuesten Computer kaufen oder die Tickets für ein großes Sportereignis. Eine großzügige Familie kann vielleicht zwei Tage weniger Strandurlaub genießen oder die neue Stereoanlage erst im kommenden Jahr anschaffen. Eine großzügige Firma kann vielleicht ihren Aktionären nicht mit den Zahlen dienen, die diese gern hätten. Eine Gemeinde, die großzügig ist, muss vielleicht den Traum von dem hochmodernen Videoprojektor vergessen. Die andere Seite der Medaille ist, dass Geben unglaublichen Gewinn bringt. Dieser Gewinn kann sich in vielen Dimensionen zeigen – emotional, zwischenmenschlich, finanziell und sogar geistlich. Wir haben das Privileg, Ihnen die wunderbare Natur der Großzügigkeit und ihrer lohnenden Aspekte vorzustellen. Wir möchten Sie einladen, uns auf eine Reise zu den Quellen der Großzügigkeit zu begleiten und zu erfahren, was dies für Ihr Leben bedeuten könnte! Ken Blanchard und S. Truett Cathy
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