„Siehe, ich stehe vor der Tür ...“ Wissen Sie, was das bedeutet? Ein gerade einmal 14-jähriger Konfirmand kann ganz offen zu Gott sagen: „Das ist ja nett, dass du vorbeikommst, aber ich habe im Moment keine Lust, dich zu sehen, lieber Gott.“ Dann steht Gott betreten da und entgegnet: „Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht stören. Ich komme ein anderes Mal wieder.“ Wann immer Menschen Jesus abgelehnt haben, hat er ihnen deutlich gemacht: „Entschuldige bitte! Ich wollte mich nicht aufdrängen. Ich weiß: Die Gesunden brauchen keinen Arzt.“ Jesus kommt, bietet seine Hilfe an Jesus kommt, bietet – und wenn jemand sie nicht aus seine Hilfe an – und ganzem Herzen haben möchte, wenn jemand sie achtet er diese Ablehnung. Diese nicht aus ganzem Achtung vor dem Menschen ist Herzen haben zugleich ein einzigartiges Qualimöchte, achtet er tätsmerkmal, eines, das manchen diese Ablehnung. missionarischen Gruppen fehlt. Jesus drängt sich nicht auf. Er ist nämlich nicht für die da, die einfach so durch die Gegend philosophieren und sich bestätigt fühlen möchten. Er ist nicht für die da, die gerne Recht haben wollen, und auch nicht für die, die eigentlich der Überzeugung sind, dass sie alles alleine hinbekommen und nur ab und an ein bisschen religiöse Befriedigung suchen. Er ist tatsächlich nur für die Menschen da, die ihn brauchen und ihn bei sich haben möchten. Diejenigen, die ehrlich sagen: „Ich kriege mein Leben nicht auf die Reihe.“ „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“, sagt Jesus, „ich dringe nicht ein.“ Und es ist Ihre Souveränität, es ist Ihre Entscheidung, ob Sie dem Gott des Himmels und der Erde die Tür öffnen oder nicht. Selbst wenn er dann dasteht wie ein Trottel: Er wird nichts machen! 61
Gott hat alle Macht der Welt, aber er verzichtet in vielen Zusammenhängen darauf, sie einzusetzen, weil man Liebe nicht erzwingen kann. Ein solcher Umgang mit Macht ist einzigartig. Die Erfahrung lehrt, dass die GeGott hat alle Macht waltigen dieser Welt ihre Macht der Welt, aber er sofort nutzen, um Einfluss über verzichtet in vielen andere zu erlangen. Das erleben Zusammenhängen wir jeden Tag am eigenen Leib: darauf, sie einzusetDie Werbung manipuliert uns, dazen, weil man Liebe mit wir das tun und kaufen, was nicht erzwingen die Verantwortlichen wollen. Die kann. Parteien manipulieren uns, damit wir das wählen, was sie wollen. Grundsätzlich gilt: Wer auch nur ein bisschen Macht hat, versucht, andere mit dieser Macht zu knechten. Eltern tun dies – mehr oder weniger bewusst – mit ihren Kindern, Kinder mit ihren Eltern, Lehrer mit ihren Schülern, Chefs mit ihren Angestellten und auch Pastoren mit ihren Gemeinden. Überall wird mit Macht gespielt und manipuliert. Nur Gott ist so groß, dass er es sich leisten kann, sich von einem 14-Jährigen sagen zu lassen: „Danke. Ich habe kein Interesse.“ Die einzige Form von Macht, die Gott im Angesicht der Menschen zeigt, ist das Leiden. Vielleicht kennen Sie die Geschichte vom reichen Jüngling. Als der junge Mann vor Jesus stand und dieser zu ihm sagte: „Komm mit mir. Erlebe mich. Lege all deine religiösen Selbsterlösungsideologien ab und bleibe an meiner Seite. Bewege dich mit mir auf einem Weg“, stand dieser junge Mann einfach nur da. Offensichtlich war er noch nicht so weit. Er lehnte ab: „Ich kann nicht.“ Und in der Bibel ist zu lesen: „Jesus wandte sich ab.“ Das ist eine Umschreibung für Trauern, für Weinen. Er wandte sich ab und weinte und liebte ihn. Wenn Sie sich gegen Gott entscheiden und sagen: „Ich gehe dieses Leben lieber allein an“, dann können Sie sicher sein, dass er nicht 62
über Sie schimpft oder flucht. Er weiß, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Aber er wird leiden. Darum haben wir Christen als Zeichen unseres Gottes keinen Donar, keinen Zeus, sondern ein Kreuz, das Zeichen eines leidenden Gottes, der sich nach den Liebenden sehnt. „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an“, sagt Jesus. Sie haben die Wahl; Sie können ihm öffnen und sagen: „Komm, ich wage es“ – oder die Tür verschlossen lassen. Doch wenn Sie mich fragen, wie er anklopft, dann kann ich Ihnen nur sagen: Ich weiß es nicht. Ich kann Ihnen höchstens sagen, wie ich es gespürt habe. Ich bin ein sehr exzentrischer und emotionaler Mensch, so sehr, dass ich damals, als ich Jesus begegnete, dachte, meine Schädeldecke hebt sich. Ich spürte Gottes Gegenwart in dieser Kirche mit dem Priester ganz deutlich und wusste, dass ich jetzt aufgefordert war, die Tür zu öffnen. Diese Erkenntnis hat mich bis in die Tiefe meines Seins getroffen. Es gibt aber auch Menschen, die dies weniger emotional sehen: „Plötzlich wusste ich, Gott ist da!“ Ich kenne Menschen, die von Gott völlig überrascht wurden, und andere, denen sich Gott ganz langsam genähert hat. Wie Sie das spüren, dass Gott bei Ihnen anklopft, das wissen nur Sie alleine. Und das ist je nach Typ und je nach Erfahrung, die Sie mitbringen, ganz unterschiedlich. Was Sie hören und was Sie fühlen, das wissen nur Sie. Für mich Wenn Gott vorsichist dieses Anklopfen Gottes eine tig anfragt, dann intensive Lebenserfahrung geworhämmert er nicht den, die alles verändert hat. Daenergisch an die rum bitte ich Sie: Warten Sie nicht Tür. Manchmal an der Offenbarung Gottes für Ihr muss man schon Leben „vorbei“! Überhören Sie genau hinhören. das Klopfen nicht! Wenn Gott vorsichtig anfragt, dann hämmert er nicht energisch an die Tür. Manchmal muss man schon genau hinhören. 63
Ich begegne oft Menschen, die mir erzählen: „Wissen Sie, ich möchte ja gerne glauben, aber da muss doch noch etwas ganz Besonderes passieren. Ich dachte an ein kleines Wunder, eine eindrucksvolle Lichterscheinung oder eine faszinierende Vision.“ So etwas gibt es. Ich kenne Menschen, die Lichterscheinungen erlebt haben. Dennoch sind diese nicht das entscheidende Zeichen für die Gegenwart Gottes. Warten Sie nicht auf das Besondere. Als der Prophet Elia am Ende seiner Kräfte angelangt war und in der Wüste lag, sandte Gott ihm ganz bewusst drei großartige Erscheinungen: eine Feuersbrunst, einen Sturm und ein Erdbeben. Jedes Mal dachte Elia: Ah, jetzt kommt der Herr. Und jedes Mal merkt er: Nein, so ist Gott gar nicht. Auch wenn ich es oft gern so hätte. Am Ende entdeckt der Prophet, dass Gott im leisen Säuseln des Windes zu ihm sprach. Gottes Attribute sind Liebe und Nähe. Sie brauchen nur selten gigantische Zeichenhandlungen. Seit Gott in die Welt gekommen ist, seit „das Wort Fleisch geworden ist“, wie es im Neuen Testament heißt, seit Gott ein Mensch war, braucht er keine übernatürlichen Erscheinungen mehr. Und wenn Sie sich ein bisschen in der Bibel auskennen, dann wissen Sie auch, warum. Die großen Wunder sind oft nur sehr schwer als Zeichen der Liebe zu erkennen. Wenn Gott in Blitz und Donner kam, haben die Menschen immer Angst bekommen. Wenn Gott gewaltig brausend erschien, haben sich alle versteckt. Gott ist zu groß, zu mächtig, als dass wir ihn in seiner Machen Sie Ihren ganzen Macht begreifen könnten. Glauben niemals Darum hat er sich ja erniedrigt, davon einer überhöhrum ist er klein geworden, darum ten Erwartungsspricht er heute auch durch das haltung abhängig. einfache Wort eines ehemaligen Teppichhändlers zu Ihnen – weil er Ihnen nahe sein will. Und nun sage ich etwas, das Sie vielleicht verblüfft, aber dennoch wahr ist: Mehr als das, was 64
Sie jetzt und heute an Anklopfen erfahren, gibt es für die meisten Menschen nicht. Machen Sie Ihren Glauben niemals von einer überhöhten Erwartungshaltung abhängig. Warten Sie nicht daran „vorbei“. Manchmal überwältigt Gott mit Wundern, meist aber mit ganz leisem, liebevollem Anklopfen. Ich habe einmal eine Predigt über die Heilung des Mannes gehalten, der blind geboren worden war. Der Blinde sitzt am Wegesrand, Jesus wendet sich ihm zu und macht etwas ganz Widerliches: Er legt ihm Brei aus Staub und Speichel auf die Augen. Ich habe nie begriffen, was das sollte, bis mir jemand sagte: „So haben die Leute früher versucht, Augenkrankheiten zu heilen.“ Ich weiß nicht, ob das Autosuggestion war, ein Placebo-Effekt oder ob diese Kombination wirklich heilend wirken kann. Ich weiß nur eines: Jesus macht es genau so wie die Ärzte seiner Zeit. Ich habe mich immer gefragt: „Herr, warum macht Jesus das so banal wie alle? Warum heilst du nicht einfach mit einem Knall? Warum machst du es nicht wie im Zirkus, wenn der Zauberer kommt? Das muss doch irgendwie rauschen und explodieren, das muss gewaltig sein! Warum so einfach?“ Und dann habe ich etwas begriffen: Seit Gott Gott denkt, handelt in Jesus zu einem Menschen geund offenbart sich worden ist, ist er verwechselbar. Er wie ein Mensch denkt, handelt und offenbart sich und durch Menwie ein Mensch und durch Menschen. schen, weil er sichergehen will, dass wir ihn verstehen. Nur verbirgt sich darin natürlich eine Gefahr: Sie können das, was Gott zu Ihnen spricht, leicht mit irgendeiner Rede irgendeines Menschen verwechseln. Wenn Gott in seiner Offenbarung absolut wäre – das schreibe ich jetzt für all diejenigen, die gerne philosophieren –, dann wäre er vom Relativen nicht erfahrbar. Das Einmalige, das Absolute, ist für den begrenzten Menschen nicht 65
erfahrbar. Gott muss sich relativieren, um erfahrbar zu werden. Der Blinde, von dem ich gerade erzählt habe, sitzt also da und hat einen ekligen Schleim auf den Augen. Aber er weiß: Gott hat ihn angerührt. So wie Sie jetzt vielleicht angerührt sind. Der Mann spürt, dass etwas anders ist als sonst. Und dann sagt Jesus einen schlichten Satz zu ihm: „Geh zum Teich und wasch dich.“ Glaube hat einerseits etwas damit zu tun, dass ich angerührt werde. Jesus sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür. Ich rühre dich an. Ich werbe um dich. Ich berühre dich, ich lade dich ein.“ Aber andererseits hat Glaube auch immer etwas mit der Bereitschaft zu tun, Ja zu sagen. Der Glaube ist ein Geschenk, aber dieses Geschenk muss auch angenommen werden. Glaube, die Nähe Gottes, ist ein Wenn Gott uns Angebot. Und die Einladung lauberührt, wenn Jesus tet: „Nimm es an.“ Der Blinde uns nahe kommt, hätte auch sagen können: „Was dann merken wir soll der Unsinn mit der Pampe auf das, auch wenn er meinen Augen. Ich denke gar nicht ganz menschliche daran, zum Teich zu gehen!“ Doch Formen gebraucht. das tut er nicht, denn wenn Gott uns berührt, wenn Jesus uns nahe kommt, dann merken wir das, auch wenn er ganz menschliche Formen gebraucht. Warum ist eigentlich der eine bereit, das Geschenk anzunehmen, und der andere nicht? Wissen Sie, was ich glaube? Es ist eine Frage des Stolzes. Wenn ich mich in einem Raum voller Kinder aufhalte, kann ich eine Tüte mit Sahnebonbons hochhalten, und alle werden sich sofort auf mich stürzen. Wenn ich in einem Saal voller Erwachsener einen Geldschein hochhalte und ihn verschenken will, traut sich in der Regel niemand, ihn zu nehmen. Ich habe dies schon ein paar Mal ausprobiert. Erwachsene fin66
den es seltsam, sich beschenken zu lassen. Kinder kennen diesen Stolz nicht, es sei denn, ihre Eltern haben ihnen eingebläut: „Nimm niemals was von Fremden an.“ Kinder greifen nach dem, was sie begehren. Wir Erwachsenen sind viel zu stolz. Als der reiche junge Mann, von dem ich oben erzählt habe, wegging, fragten die Jünger, die mit Jesus gingen: „Diesem Jüngling fällt es so schwer, seine Ideale aufzugeben. Wie kann denn dann überhaupt jemand in den Himmel kommen?“ Da stellte Jesus ein Kind in die Mitte und sagte: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Reich Gottes kommen.“ Ich würde Ihnen die Sache mit dem Glauben, wenn das möglich wäre, gerne viel technischer nahe bringen und Ihnen ein hundertseitiges Anleitungsbuch in die Hand drücken: „Glauben – so funktioniert er“. Und ich bin sicher, dass einige von Ihnen sehr begeistert wären, eine solche Anleitung zu bekommen. Selbst dann, wenn ich Ihnen sagen müsste: „Glauben, das heißt, ganz hart daran arbeiten, das kostet unglaublich viel Geld und Zeit und Energie, und Sie müssen sich immer strebend bemühen und es wird ein Leben lang ein Kampf sein.“ Ich bin sicher, Gott stellt unser dass viele von Ihnen über ein solMachbarkeitsdenches Praxishandbuch begeistert ken auf den Kopf wären. und sagt: „Lass Sie würden vielleicht sogar dich beschenken. sagen: „Oh, ja, das würde mich Du kannst das ehren, wenn ich auf diesem müheGlück deines vollen Weg gehen könnte.“ Aber Lebens nicht selbst die Tatsache, dass Gott sich einerschaffen.“ fach verschenkt, betrifft unseren Stolz: „Wie bitte? Ich habe es doch nicht nötig, mir etwas schenken zu lassen.“ Oder: „Wo ist der Haken?“ Wir leben in einer Gesellschaft, die tatsäch67
lich an die Machbarkeit aller Dinge glaubt. Man muss nur wollen. Aber alles hat auch gleichzeitig einen Preis. Gott stellt unser Machbarkeitsdenken auf den Kopf und sagt: „Lass dich beschenken. Du kannst das Glück deines Lebens nicht selbst erschaffen.“ Es kann natürlich sein, dass Ihre Bedürftigkeit im Augenblick so groß ist, dass Sie gar nicht anders können, als sich beschenken zu lassen. Solche Lebensphasen gibt es – und Gottes Liebe hat glücklicherweise überhaupt nichts mit unserer Kraft zu tun. Weil Schwache sich leichter damit tun, beschenkt zu werden, haben oft nur die zum Glauben Ja gesagt, die ihn wirklich brauchten. Und die, die sich und der Welt unbedingt beweisen wollen, dass sie es alleine schaffen, die so große Probleme damit haben, die eigenen Schwächen zu bejahen, werden immer an dem Angebot vorbeileben. „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Ich befand mich damals mit 20 Jahren in einer so existenziellen Enge, dass ich nicht mehr weiter konnte. Ich wusste: „Es muss jetzt etwas von außen kommen oder ich werde verrückt“ – trotz der guten Geschäfte, trotz all des Wohlstandes, den ich besaß. In dieser Situation nahm mich der Pfarrer in seine Kirche mit und sagte: „Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie Glauben bekommen können. Hier ist ein Altar, das ist das Zeichen der Gegenwart Gottes. Sie können hier mit mir zusammen niederknien.“ Das Angebot irritierte mich. Wie bitte? Ich, der ich wusste, wie viel Ausbeutung es bislang im Namen der Religion gegeben hat, ich mit meinen scheinbar intellektuell so überzeugenden Argumenten sollte mich hinknien? „Ich lade Sie ein, ein Gebet zu sprechen. Beten Sie ehrlich und reden Sie mit Gott“, fuhr der Pfarrer fort. Ich hakte nach: „Was soll ich denn sagen?“ Er erwiderte: „Sie könnten zum Beispiel sagen: Gott im Himmel, ich kann nicht glauben, dass es dich gibt. Aber 68
wenn es dich gibt, dann komm jetzt, lass mich dich erfahren, lass mich gewiss sein, dass du da bist. Ich will an dich glauben. Ich will, dass da eine Hand ist, nach der ich mich ausstrecken kann. Ich will, dass da eine Liebe ist, die mich umgibt. Ich kann es nicht erfassen, aber ich will’s gerne. Ich will, dass jemand da ist, der mich durch die Mauer des Todes hindurchträgt. Ich will, dass jemand da ist, der meinem Leben einen Sinn gibt. Ich will, dass je„Beten Sie: Gott, mand da ist, vor dem ich mich verwenn du bist, dann antworten kann, damit ich endlich offenbare dich mir. davon befreit werde, mich vor Zeige dich!“ Hinz und Kunz verantworten zu müssen. Ich will das. Beten Sie: Gott, wenn du bist, dann offenbare dich mir. Zeige dich!“ Sie können sich denken, dass mir dies sehr schwer fiel. Und ich habe es bei der ersten Einladung auch nicht gemacht. Ich bin nach Hause gegangen und habe dem Pfarrer gesagt: „Ich denke darüber nach.“ Kann das wirklich so einfach sein? Ja, so einfach ist das. Irgendwann ging ich dann wieder zu ihm, denn Gott ließ mich nicht los. Der Pfarrer wartete schon auf mich und sprach mir ein Gebet vor, das ich nachgesprochen habe. Dann legte er mir die Hände auf. Er zitierte einen Satz aus der Bibel, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Dieser steht im ersten Johannes-Brief und lautet: „So wir unsere Sünden bekennen“ – „Sünde“ war damals für mich ein Reizwort, weil ich noch nicht wusste, dass Sünde kein Vergehen ist, sondern ein Zustand der Trennung von Gott –, „so wir bekennen, dass wir getrennt von Gott sind, so ist er treu und gerecht, dass er diese Trennung von uns nimmt, uns die Sünde vergibt und heiligt uns von aller Untugend. Und so wir sagen, wir sind nicht getrennt von Gott, so machen wir ihn zum Lügner und die Wahrheit ist nicht in uns. So wir aber bekennen, vergibt er.“ Diesen Vers zitierte er, und dann stammelte ich das Gebet; ich weiß nicht mehr, wie. Ich 69
wurde in diesem Augenblick sicher kein anderer Mensch, nur eines ist wahr: Ich konnte von diesem Moment an glauben, dass Gott für mich ist.
Und was nun? Glaube ist also zweierlei: ein Geschenk Gottes und eine herzliche Einladung, dieses Geschenk durch ein „Ja“ auszupacken. Sie sind vermutlich getauft und damals hat Gott Ihnen in der Taufe schon zugesprochen: „Ich mag Glaube ist also dich. Ich bin für dich da.“ Wenn zweierlei: Sie in sich die Sehnsucht spüren, ein Geschenk Glauben zu bekommen, dann könGottes und eine nen Sie es so tun wie bei einer herzliche EinKonfirmation: diese Zusage Gotladung, dieses tes noch einmal durch Ihr Ja bestäGeschenk durch tigen. ein „Ja“ auszuVielleicht kann ich Ihnen anpacken. hand eines Beispiels verdeutlichen, was ich damit meine: Mein Englisch ist nicht besonders gut, und als ich das erste Mal in Amerika war, sagte mir die Frau am Schalter bei der Fluggesellschaft: „Please don’t forget to reconfirm your ticket.“ Ich fragte verwirrt: „Wie bitte?“ Sie wiederholte: „Don’t forget to reconfirm your ticket.“ Ich verstand es immer noch nicht. Sie zeigte mir den Satz, der auch auf dem Ticket stand, und ich las: confirm ... confirmare ... reconfirmare ... Ach so, dachte ich, ich soll also mein Ticket konfirmieren. Gott hat in der Taufe die Hand ausgestreckt und gesagt: „Ich möchte mit dir zusammen sein.“ Und seit dieser Zeit wartet er auf Ihre „Konfirmation“, auf Ihre Bestätigung, auf den Satz: „Ich auch!“ 70
Wenn Sie ein Flugticket buchen, ist alles für Sie bezahlt. Es ist sogar zu fester Zeit gebucht. Sie müssen den Flug nur 24 Stunden vorher bestätigen und damit deutlich machen, dass Sie das Vereinbarte tatsächlich in Anspruch nehmen wollen. Wenn Sie dies nicht tun, fliegt der Flieger ohne Sie ab oder der Platz ist doppelt belegt. Das passierte mir einmal auf einem Flug von Madras nach Colombia. Damals musste ich dann einen Tag lang warten, bis in einer späteren Maschine ein Platz frei war. „Reconfirm your ticket“ – schlagen Sie ein in die Hand, die Gott Ihnen seit Ihrer Kindheit ausgestreckt entgegenhält. Sie werden den Handschlag spüren. Wenn Sie aus ganzem Herzen sagen: „Ich möchte das“, dann verspreche ich Ihnen mit der Vollmacht und im Auftrag Gottes: „Sie sollen es erfahren!“
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