Leseprobe zu: Stephan Volke Ja klar ... ich will Freunde haben
Zum Start: Freunde, was sonst? Was macht dein Leben lebenswert? Geld, Erfolg, ein schnelles Auto, ein tolles Haus? Vielleicht sind es gute Beziehungen, Leute, mit denen du dich gut verstehst, die dir den besonderen „Kick fürs Leben“ geben. Vielleicht sind es sogar deutlich mehr als nur flüchtige Bekanntschaften, die mal für eine gute Unterhaltung an einem Abend sorgen. Dieses Buch handelt von etwas, das unser Leben reicher macht als alles andere auf dieser Welt. Denn: Was nützt es, viel Geld zu haben, wenn du keinen hast, mit dem du es teilen kannst? Was nützt es, Erfolg zu haben, wenn es keinen gibt, der ihn bemerkt? Was nützt ein tolles Haus, wenn keiner mit dir darin feiern will? Und wozu brauchst du ein schnelles Auto, wenn du der einzige Mensch bist, der auf den Tacho schaut? Anders herum wird´s interessant, denn: Du brauchst gar kein Geld haben, wenn du einen Freund oder eine Freundin hast, die genügend davon haben. Du brauchst kein schnelles Auto, wenn du mit jemandem befreundet bist, der dich freigiebig mit seinem fahren lässt. Ein tolles Haus musst du auch nicht besitzen, wenn du jemanden kennst, der dir zu jeder Zeit ein Zimmer frei hält. Und auch der Erfolg einer Freundin oder eines Freundes strahlt auf dich ab, wenn die anderen merken, dass du zum engsten Freundeskreis dieses Menschen gehörst. Aber ist das überhaupt die richtige Blickrichtung? Kommt es nur darauf an, jemanden zu kennen, der dafür sorgt, dass es dir im Leben gut geht? Oder ist Freundschaft nicht etwas völlig anderes, etwas, das weit über geteilten Besitz, Ansehen oder materielle Dinge hinaus geht?
„Keine Straße ist lang mit einem Freund an der Seite“, sagt ein japanisches Sprichwort. Damit ist gemeint, dass wir auch durch schwere Zeiten gut kommen, wenn wir Freunde haben. Ich würde das Sprichwort noch anders interpretieren: Mit guten Freunden um uns herum, merken wir oft gar nicht, dass wir überhaupt auf einer Straße gehen! Die Zeit fliegt und wir kommen von „Hütchen auf Stöckchen“ und uns ist völlig egal, was um uns herum geschieht und welche Kilometersteine wir unterwegs übersehen. Es reicht, dass wir miteinander durchs Leben gehen. Da kann man auch verstehen, dass in dem alten Film-Klassiker der drei von der Tankstelle das Liedchen angestimmt wird: „Ein Freund, ein treuer Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt!“ Schöne Idylle in schwarz/weiß, die aber leider nicht unserer Realität entspricht. Denn seien wir ehrlich: Freunde zu finden ist gar nicht so einfach. Früher als kleine Kinder haben wir das gar nicht so gemerkt: Jede oder jeder, der mit uns im Sandkasten Türmchen gebaut hat und nicht direkt angefangen hat, mit Sand zu werfen, war unsere Freundin oder unser Freund. Es ist uns nicht schwer gefallen, Beziehungen zu knüpfen und mal mit der oder mal mit dem „gut Freund“ zu sein. Wenn´s gekracht hat waren die Wunden schnell verheilt und wir konnten wieder miteinander spielen. Doch diese Unbekümmertheit haben wir uns leider nicht behalten. Je älter wir werden, desto höhere Ansprüche haben wir auch an unsere Beziehungen. Und manchmal ist es für unsere Freundin oder unseren Freund fast unmöglich, den Wünschen zu entsprechen. Aber vielleicht ist auch das nicht die richtige Blickrichtung, sondern wir sollten uns viel mehr mit uns selbst beschäftigen und uns selbst einmal fragen: Bin ich ein guter Freund/eine gute Freundin? Was hat der andere davon, dass er mich kennt? Entspreche ich selbst eigentlich meinen eigenen Ansprüchen? Was ist mir die Freundschaft wert? Freundschaften sind mehr als nur kurzlebige Begegnungen mit Spaßcharakter. Wer dauerhafte Beziehungen haben möchte, wird nicht drum herum kommen, selbst etwas dafür zu tun. Freundschaften müssen gepflegt werden, d.h. wir müssen ein Gespür dafür entwickeln, wann es Zeit ist, etwas frisches Wasser zu verwenden, das
zarte Pflänzchen vor zuviel Sonne zu schützen oder wieder mal in die Sonne zu stellen – und auch sollten wir von Zeit zu Zeit mal nachschauen, ob sich keine Läuse eingenistet haben, die die Pflanze kaputt machen. Es kommt auf einen guten Boden an, damit Freundschaften wirklich gut wachsen können. Je fester der Untergrund ist, desto besser steht das Haus. Daher werden wir uns in diesem Buch ans Bauen begeben und uns mit den unterschiedlichen „Bausteinen guter Beziehungen“ beschäftigen. Vielleicht merken wir, dass manche Steine völlig ungeeignet sind, um als Fundament zu dienen. Andere sind so wichtig, dass sie uns für lange Zeit gute Dienste erweisen. Interessanterweise gibt es nur wenige Bücher, die sich inhaltlich mit dem Thema „Freundschaft“ beschäftigen. Die meisten berichten in Romanform von Freundschaften oder aber es handelt sich um Ratgeber, wie „Traumprinzessinnen“ und „Märchenprinzen“ möglichst schnell geangelt werden können. Um letzteres wird es in diesem Buch übrigens nicht so stark gehen. Schade, oder? Dafür beschäftigen wir uns mit einem Thema, das mindestens so spannend ist: Es geht hier einfach um die Art von Menschen, die unser Leben reich machen können, mit denen wir gerne zusammen sind und die dafür sorgen, dass unser Leben eine gewisse Qualität bekommt. Und es geht um den, der sich das Ganze überhaupt ausgedacht hat und uns immer wieder Menschen in den Weg stellt, die wir für interessant genug halten, dass wir sie näher kennen lernen wollen. Menschen, die uns so interessieren, dass wir gerne unsere Zeit mit ihnen verbringen und ihnen auch mal Dinge anvertrauen, die nicht jeder wissen sollte: Freunde eben.
Ja, klar: Freunde machen unser Leben reicher, deshalb sind wir ja auch froh, wenn wir welche haben und setzen alles daran, welche zu gewinnen, wenn keine in unserer Nähe sind.