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STADTENTWICKLUNG UND BAUGRUPPEN
VORTRAGENDE: UDO HÄBERLIN MA 18, Stabstelle Öffentlicher Raum, soziale Prozesse und Maßnahmenentwicklung, über Stadtentwicklung und Baugemeinschaften FRANZ DENK denk.architektur, über Baugemeinschaften in der Gründerzeitstadt HELGE SCHIER zwoPK Landschaftsarchitektur, über Freiraum und gemeinschaftliches Bauen und Wohnen KATHARINA BAYER einszueins Architektur, über Baugemeinschaften in der Stadterweiterung
ROBERT TEMEL ORGANISATION, MODERATION, TEXT
Baugruppen werden häufig als Modell der optimierten Wohnraumversorgung für kleine Gruppen angesehen, es werden also die „internen“ Ziele der Gemeinschaftsbildung und Wohnbedürfnisbefriedigung in den Vordergrund gestellt. Diese Ziele sind zweifellos wichtig, doch gerade viele Wiener Baugruppen verbinden damit auch „externe“ Ziele: Sie wollen in einer attraktiven Wohnumgebung leben, mit ihrem Projekt auf diese ausstrahlen, sich mit anderen AkteurInnen verbünden und im Grätzel aktiv werden. Diese Ziele kann eine partizipativ ausgerichtete Stadtentwicklung für sich nützen und Baugruppen als Kooperationspartnerinnen gewinnen. SOZIALE ASPEKTE IN DER STADTENTWICKLUNG Das Entstehen einer Stadt ist nicht nur ein baulich-technischer Prozess, sondern die Stadt wird auch sozial „gebaut“, Stadtentwicklung ist auch ein sozialer Herstellungsprozess, in dem soziale Strukturen entstehen. Dabei handelt es sich um einen Wachstumsverlauf, der selbst in seinen Grundzügen viel länger dauert als der bauliche und tendenziell niemals abgeschlossen ist. Die Verknüpfung der beiden Grundelemente der Stadt, des Materiell-Räumlichen und des Sozialen, besteht in emotionalen und biografischen Aspekten des Raums für seine BenützerInnen: Hier war ich in der Schule! Hier gehe ich jeden Montag einkaufen! Hier habe ich XY getroffen! Diese Aspekte sind es, welche die Identität in Bezug auf ein Grätzel bestimmen. Auch Bau-
GEMEINSAM BAUEN WOHNEN IN DER PRAXIS
gemeinschaften stehen für lokale Identität und bieten dafür besondere Ansatzpunkte, weil sie im Unterschied zu professionell Bauenden viele ihrer Entscheidungen nicht allein aus fachlicher oder ökonomischer Perspektive treffen (Wie macht man es professionell?), sondern aus einer subjektiven, individuellen Sichtweise (Wie wollen wir es machen?). Die Materialisierung dieser subjektiven Perspektive bietet oft Ansatzpunkte für Identifikation im Stadtteil, beispielsweise die ungewöhnliche Holzfassade des Wohnprojekts Wien am Nordbahnhof. Baugemeinschaften sind Orte der Vielfalt hinsichtlich Architektur und Nutzung. Nicht zuletzt in diesem Sinne lassen sie die Stadt schneller sozial wachsen, sie bieten Kondensationskerne