O-Töne Mai/Juni 2017

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O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai/Juni 2017

Spektakel und Kunst nah beieinander: Links die Aufführung von Paul Hindemiths Sketch mit Musik „Hin und zurück“ im Foyer, rechts ein Fußballspiel auf dem Campus als zeitgleiches Klangexperiment gehörten zum kaum überschaubaren Angebot der Neuen Musik Nacht an der HfMDK.

Ein Wort vorweg Während meiner Studienzeit an diesem schönen Haus im letzten Jahrtausend habe ich interessehalber einige Werke von Komponisten in mein Repertoire aufnehmen wollen, die weniger als 8o Jahre tot oder sogar lebendig waren. Prompt galt ich in der Klasse meines Lehrers als „der Neue-Musik-Spezialist“, wahlweise auch als „unser Neue-Musik-Spezialist“, als der ich dann manchmal der Fachwelt vorgestellt wurde. Dieses Etikett verschaffte mir in meiner Ausbildung eine gewisse Narrenfreiheit, weil ich mich in Bereichen betätigen konnte, die noch nicht vollumfänglich für mein Instrument erschlossen waren; gleichzeitig war ich natürlich für tonale Musik und das gesamte klassischromantische Repertoire unrettbar verloren. Umso glücklicher bin ich, dass das alte Lagerdenken, welches feinsäuberlich zwischen historischer, traditioneller und zeitgenössischer Kunstbefassung separiert, immer mehr der Vergangenheit angehört. Alles wird durchlässiger, die Bereiche bereichern und inspirieren sich gegenseitig, und die Beschäftigung mit dem zeitgenössischen Kunstschaffen würde ein Ausdruck künstlerischer Freiheit sein, wenn sie nicht inzwischen sogar vom sogenannten „Markt“ gefordert würde. Deshalb mag ich unsere Neue-MusikNacht so: Sie ist anspruchsvoll, aber nicht dogmatisch, unterhaltsam, aber nicht beliebig, einzigartig in der deutschen Hochschullandschaft. Auch sonst war und ist wieder viel los. Viel Spaß beim Lesen. Ihr Prof. Christopher Brandt, Präsident der HfMDK Frankfurt am Main

Neue Musik Nacht bot erstaunliche Vielfalt der Künste

Aktiv, sportiv, reaktiv Aktiv, reaktiv und interaktiv, mitreißend, waghalsig, aufwändig, kulinarisch, lustig, getaktet, sonnig, sportiv, historisch aufführend, fordernd, umweltbewusst, etwas anstrengend und natürlich ein bisschen verrückt – so war die diesjährige Neue Musik Nacht 2017. Und wieder sensationell besucht, von Studierenden, Lehrenden und staunendem Publikum. Das dichte Programm, bei dem rund 170 Künstlerinnen und Künstler auftraten, kreiste um das Thema Aktion – Reaktion und zeigte einmal mehr, wozu das kreative Gesamtteam der HfMDK, zu dem neben den Fachbereichen auch Künstlerisches Betriebsbüro, Haustechnik, Verwaltung und Freunde und Förderer gehören, alles fähig ist: Ligetis „Poème Symphonique“ für 100 Metronome, zusammen ausgelöst zum Start der Neuen Musik Nacht, ein „Lautparken“ in der Tiefgarage mit Klang- und Lichtinstallationen der Kompositionsabteilung in Zusammenarbeit mit Erwin Stache, Julia Mihály und Annesley Black, Hindemiths Sketch mit Musik „Hin und

zurück“ mitten im Foyer-Publikum mit der Opernabteilung, die auch Cages „Song-Books“ im Opernstudio zeigte, eine Tanz-Improvisation durch die Räume der Hochschule, eine FußballPerformance im Innenhof in der Regie von Anne Kapsner und mit den Sounds von Tobias Hagedorn nach einer Idee von Erwin Stache, ein rasantes Konzert des Hochschulorchesters unter der Leitung von Clemens Heil, außergewöhnliche Beiträge der Abteilung Historische Interpretationspraxis, die zeitgenössische Cembalo- und Blockflötenwerke vorstellte, Aktions-ReaktionsWorkshops der Schauspiel- und Regieabteilung, bewährte Merkwürdigkeiten von Mauricio Kagel im Tanzstudio, Werke mit Elektronik im Kleinen Saal und neue Kammer- und Orgelmusik im Großen Saal mit dem ersten Auftritt des Ensembles Neue Musik der HfMDK – und dazwischen immer noch jede Menge Kammermusik und kreativste Einsprengsel an ungewöhnlichen Orten. Und zum Schluss der Tanz in den Mai. Paul Valéry hätte gesagt: „Ich bin Reaktion auf das, was ich bin.“ Das IzM-Team sagt: „Danke an alle für eine grandiose Neue Musik Nacht 2017!“ Dr. Karin Dietrich, Leiterin des Instituts für zeitgenössische Musik IzM an der HfMDK (siehe auch Seiten 6 und 7)


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 HfMDK-Deutschlandstipendium

Bewerben erwünscht! Im kommenden Wintersemester geht das Deutschlandstipendium an der HfMDK in die zweite Runde – und steht Studierenden und Studienanfängern aller Nationalitäten zum zweiten Mal offen. Die Auswahlkriterien sind: besonders gute Studienleistungen und Erfolge, Preise, Praktika etc. Außerdem soziales, gesellschaftliches, (hochschul-)politisches Engagement oder besondere persönliche Umstände, zum Beispiel eigene Kinder oder eine Migrationsbiografie. Scheuen Sie sich also nicht: Machen Sie mit! Alle HfMDK-Studierenden und HfMDK-Studienanfänger können sich im Rahmen folgender Bewerbungsfristen für eines von derzeit 13 Deutschlandstipendien an der HfMDK bewerben – und damit für je 300 Euro monatlich, zunächst für ein Jahr: bis zum 15. Juli für bereits immatrikulierte Studierende, bis zum 15. September nur für Studienanfänger zum Wintersemester 2017/18. Das Deutschlandstipendium ist eine ebenso einfache wie außergewöhnliche Form der Förderung junger Talente. Der Bund fördert gemeinsam mit privaten Geldgebern begabte Studierende, um ihnen beste Bedingungen für Ihr Studium und ihre Karriere zu bieten. Das heißt, das Stipendium wird zur Hälfte von privaten Förderern (Unternehmen, Stiftungen, Alumni etc.) finanziert, die andere Hälfte wird durch Bundesmittel getragen. So wandert mit einem Stipendium nicht nur jeden Monat Geld aufs Konto, das wiederum die nötigen Freiräume schafft, sich voll auf sein Studium konzentrieren zu können; es ist gleichzeitig eine Würdigung der Leistungen, die die Stipendiaten bisher erbracht haben, und motiviert zu neuen. Und nicht zuletzt entsteht durch die Zusammenführung der privaten Förderer und der Stipendiaten ein Netzwerk, das auf dem Weg ins Berufsleben sehr hilfreich sein kann. Die 13 Deutschlandstipendien der HfMDK finanziert die Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF). Im Studienjahr 2016/2017 hat die GFF gemeinsam mit Stiftungen, Unternehmen und privaten Förderern insgesamt 20 Deutschlandstipendien ermöglicht. Alle weiteren Informationen zum Deutschlandstipendium an der HfMDK, inklusive Ausschreibung und Antragsformular, sind zu finden unter: www.hfmdk-frankfurt. info/studium-und-lehre/stipendien Ansprechpartnerin für das Deutschlandstipendium an der HfMDK ist Silke Altmannsberger (erreichbar in der Hochschule montags bis donnerstags), Sprechzeiten: Montag und Mittwoch von 9 bis 12 Uhr; Dienstag und Donnerstag von 13 bis 15.30 Uhr.

2. Platz für die HfMDK beim Hochschulfundraisingpreis 2017

„Herausragende Konzeption“ Für die Gründung der Stiftung für die HfMDK hat diese vom Deutschen Hochschulverband (DHV) im April einen Anerkennungspreis erhalten. Sie teilt sich damit bei der Vergabe des diesjährigen Deutschen Hochschulfundraisingpreises den 2. Platz mit dem Universitätsklinikum HamburgEppendorf hinter der TU München, die den 1. Preis erhielt.

HfMDK-Stiftung die Ausbildungsbedingungen junger Künstlerinnen und Künstler durch die Bereitstellung von Fördermitteln für Stiftungs- und Gastprofessuren sowie den Ausbau der Stipendienprogramme. Als Fördereinrichtung, die Zusagen für mehrere Jahre geben kann, soll die Stiftung in Zukunft zum Mehr an Ausbildung in Musik, Theater und Tanz an der HfMDK

HfMDK-Fundraiserin Dr. Laila Nissen nahm am 3. April in München den Anerkennungspreis aus den Händen von Prof. Guido Benzler entgegen. Foto: Till Eitel

In seiner Laudatio hob Professor Guido Benzler insbesondere die langfristige strategische Ausrichtung der Fundraising-Aktivitäten der Hochschule hervor, die durch die Gründung der HfMDKStiftung im Jahr 2016 einen weiteren Schub erfahren hat: „Die Länge des Engagements und der finanzielle Erfolg sind unter Kunst- und Musikhochschulen herausragend und können als Motivation und Ansporn dienen. Die Stiftungsgründung hebt die Aktivitäten der Hochschule im Fundraising nun auf ein neues Level.“ Mehrere der HfMDK eng verbundene Stiftungen und private Förderer haben die Gründung der HfMDK-Stiftung ermöglicht. Sie soll eine gute Adresse für weitere Zustifter und Vermächtnisgeber werden und ihr Engagement für die Hochschule bündeln. Denn wie eine Bürgerstiftung lebt die HfMDK-Stiftung von einer starken Stiftergemeinschaft, bei der sich mehrere Stifterinnen und Stifter für den gleichen Zweck stark machen. Wie auch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK e.V. (GFF) unterstützt die gemeinnützige

beitragen und die Fördertätigkeit des Freundevereins sinnvoll ergänzen. „Die hierfür erforderliche Gesamtstrategie mit breit angelegtem Vorgehen war für die Preisrichtersitzung Motivation genug, dieser Kampagne den zweiten Preis zu geben“, so Prof. Guido Benzler weiter. „Die herausragende Konzeption, Darstellung und Reflexion der Fundraisingstrategie baut auf bestehenden Aktivitäten auf und verfestigt diese auch über den Wechsel der Hochschulleitung hinweg.“ Weitere Informationen zur HfMDKStiftung gibt es im Fundraising-Büro: Dr. Laila Nissen, E-Mail: laila.nissen@ hfmdk-frankfurt.de, Tel.: 069-154 007 210. Kurz informiert Der Senat der HfMDK tagt zum letzten Mal im Sommersemester am Montag, 3. Juli, um 10 Uhr. Das Forum Kulturcampus lädt für den 27. Juni um 17 Uhr zu seiner nächsten Sitzung ins Frankfurt LAB ein.


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 Der Fachbereich 3 veranstaltete eine Zukunftskonferenz zum Thema Aktualität der Ausbildung

Darstellende Künste in Bewegung Am 21. April 2017 fand eine Zukunftskonferenz für alle Lehrenden und Studierenden im Fachbereich 3 zur Aktualität der Ausbildung in den Darstellenden Künsten statt. Von Prof. Ingo Diehl, Dekan Fachbereich 3 Darstellende Künste Seit fast zwei Jahren diskutieren wir in den verschiedenen Gremien des Fachbereichs die inhaltliche und konzeptionelle Schwerpunktsetzung unserer Studiengänge vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Theaterlandschaft. Die Präsentationen der diversen Studiengänge in den Fachbereichssitzungen finden regelmäßig statt, um das gemeinsame Profil zu schärfen. Die Planungen der kommenden fünf bis zehn Jahre in den Ausbildungsbereichen Schauspiel, Gesang / Musiktheater, Tanz und Szene geben einen Einblick in die unterschiedlichen Perspektiven wie auch in die Zukunftsthemen. Im Austausch über besondere Projekte im vergangenen Semester oder über die Öffentlichkeitsarbeit bzw. Werbemaßnahmen der Studiengänge, die wir derzeit durchführen, wird deutlich, dass die Vielfalt unseres Fachbereiches gleichzeitig seine Stärke ist, wenn es um einen zeitgemäßen Blick auf die Theaterlandschaft und eine prägnante Frankfurter Positionierung geht. Ob hohe Arbeitsbelastung, anstehende Akkreditierungen, Austausch mit Alumni, internationale Kooperationen, Entwicklungen in der künstlerischen Forschung oder der bevorstehende Leitungswechsel in der Hochschule: Es gibt eine Reihe von Themen, die möglicherweise für uns alle Einfluss auf die kommenden Programmplanungen haben werden. Nachdem wir auf Basis dieser Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr mit dem Dekanat einen moderierten Zieleprozess

Lehrende der Darstellenden Künste im Dialog: Die Zukunftskonferenz des Fachbereiches 3 brachte Künstler und Lehrende der verschiedenen Sparten zusammen, um über die Zukunft der Ausbildung nachzudenken.

durchgeführt hatten, war es an der Zeit, den Blick auch auf die Entwicklungen an anderen und vor allem auch internationalen Hochschulen zu richten. Unter dem Label „Zukunftskonferenz“ waren alle Lehrenden und Studierenden des Fachbereichs 3 zum gemeinsamen Austausch mit unseren Gästen aus Bern, Zürich und Berlin eingeladen. Wertschätzung und Abgleich Wolfram Heberle vom MA Expanded Theater an der Hochschule der Künste in Bern, Eva-Maria Hoerster vom Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz in Berlin und Hayat Erdogan vom MA Theater mit der Abteilung Film und Tanz der Zürcher Hochschule der Künste gaben zum Einstieg kurze Einführungen in die jeweiligen Studienkonzeptionen. Anschließend ging

es in die Kleingruppenarbeit, um über Perspektiven und veränderte Anforderungen von MA-Studiengängen in Europa, Kooperations- und Netzwerkarbeit oder auch Change Management in der Ausbildung zu diskutieren. Die Tischverantwortlichen Hedayet Djeddikar, Célestine Hennermann und Friederike Thielmann fassten die Ergebnisse der thematischen Diskussionen an den Tischen zwischen unseren Gästen und den teilnehmenden Lehrenden wie Studierenden zum Abschluss des Tages eindringlich zusammen. Die Wertschätzung für unterschiedliche Herangehensweisen und der Abgleich mit aktuellen Entwicklungen im Arbeitsfeld ist eine wichtige Grundlage für unsere weitere Zusammenarbeit. Daran werden wir auch in Zukunft arbeiten. Die nächsten Projekte sind schon in Planung.

Aus „Tanz der Künste“ wurde KunstPAKT – aktuelle Bewerbungen sind noch bis 30. Juni möglich kleinen Studio, in dem sehr konzentund Regisseurin Friederike Thielmann. riert das vielfältige Zusammenkommen KunstPakt bietet die Erfahrung einer eieines Cellospielers und eines Schaugenständigen Projektarbeit und ermögspielers erforscht wird. Studierende licht eine oft nachhaltige künstlerische mit eigenen künstlerischen Ideen, einer Vernetzung der Studierenden verschieLust am Experimentieren und einer dener Künste. Die nächste Deadline für Wenn Studierende verschiedener FachrichNeugierde und einem Interesse an der Förderanträge ist der 30. Juni 2017. tungen der HfMDK paktieren, dann kann Zusammenarbeit mit Studierenden dies verschiedenste musik- und tanztheatraanderer Disziplinen sind herzlich einAlle interessierten Studierenden – ob le Formen hervorbringen. geladen, sich beim Projektförderfonds mit oder ohne konkrete Projektideen, KunstPAKT zu bewerben. KunstPakt fiauf der Suche nach einem Team oder nanziert Projekte mit bis zu 4.000 Euro Der Pakt bündelt die Expertisen und tauscht in der Herausforderung des Konzeptund unterstützt die Vorhaben in Kondiese aus. Eine solche Allianz kann auch schreibens – sind willkommen, sich zeption, Planung und Durchführung. Instrumente zum Tanzen bringen und Regisunter KunstPAKT@hfmdk-frankfurt.de Dabei wird das Schreiben von KonzepseurInnen zum Singen. Vielleicht setzen sich zu informieren. Weitere Informationen ten und Aufstellen von Kosten- und ein Kompositions- und ein Tanzstudierender gibt es unter http://www.hfmdk-frankFinanzierungsplänen ebenso wie die in eine Kiste und heben gemeinsam ab. furt.info/aktivitaeten/interdisziplinaereFrage nach ästhetischen Experimenten Dann landen sie möglicherweise an Orten projekte/kunstpakt und Arbeitsweisen erprobt. Begleitet wie U-Bahn-Schächte, Kleingartensiedlungen wird der Prozess von der Dramaturgin oder Treppenhäuser. Oder einfach in einem Friederike Thielmann

Paktieren erwünscht


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 Hubert Buchberger, Professor für Streicherkammermusik, bekam rührenden Hochschulabschied

80 Semester dem Haus zu Diensten Es ist wohl die Mixtur aus mehreren gelebten Tugenden, die dafür verantwortlich war, dass der Abschied für Hubert Buchberger so herzlich und stilvoll ausfiel: Der nun 65-jährige Professor für Streicherkammermusik ist seit April offiziell Pensionär. Die HfMDK verabschiedete sich mit einem rührenden Konzert- und Begegnungsabend von einem aufrichtigen Künstler und engagierten Hochschulmitarbeiter. Einen „Rekordhalter“ nannte ihn Thomas Rietschel, ehemaliger HfMDK-Präsident und Laudator, in seiner Rede. 1970 hatte der Geiger sein Studium an der Frankfurter Hochschule begonnen, bevor er 1977 dort seinen ersten Lehrauftrag für Streicherkammermusik annahm. Aus ihm wurde 1985 eine Honorar- und drei Jahre später seine ordentliche Professur, die er als Primarius des „Buchberger-Quartetts“ jenseits seiner Auch das gehörte zu den Überraschungen des Abschiedsabends: Hubert Buchbergers drei Töchter waren angereist, um mit ihrem Vater und Mutter Elisabeth (links), selbst Lehrbeauftragte der HfMDK, den begonnenen Ruhestand zu feiern.

auch etwas zurückgeben und sich für sie engagieren.“ Das tat er reichlich und ausgiebig: unter anderem von 1991 bis 1994 als Prorektor und von 1999 bis 2002 als geschäftsführender Vize-Präsident, der zeitweise obendrein die Aufgaben der damals vakanten Kanzlerschaft übernahm. Von 2010 an fungierte er an der Seite von Thomas Rietschel als dessen Vize-Präsident. Hubert Buchbergers Bescheidenheit, sein Pflichtbewusstsein und seine „Bereitschaft, sich auch selber in Frage zu stellen“, blitzten in der Laudatio als prägende Eigenschaften des jetzigen Ruheständlers auf. Thomas Rietschel über Hubert Buchberger: „Demut ist Die (ehemaligen) Kollegen verabschiedeten sich gleich mehrfach von Hubert Buchberger – mit Musik, einer Sprechfuge, einem Gedicht und einem humorvollen Auftritt im Bayern-Look.

Lehrtätigkeit künstlerisch legitimierte. 80 Semester Lehrtätigkeit am Haus: „Wie viel tausende Prüfungen haben Sie abgenommen? Wir müssen uns solche Zahlen einmal vergegenwärtigen“, so Thomas Rietschel; „ich glaube dann wird klar, welch ein Schatz an Erfahrungen mit diesem Semester aus der Hochschule ausscheidet.“ Doch Hubert Buchbergers Spuren reichen weit über die künstlerische Arbeit hinaus und sind gelebte Überzeugung des von ihm geäußerten Satzes: „Wenn man das Glück hat, solch eine Position als Professor an der Hochschule zu erringen, dann muss man ihr

Das Aris Quartett mit Katharina Wildermuth, Noémi Zipperling, Caspar Vinzens und Lukas Sieber bedankte sich bei Hubert Buchberger musikalisch mit Bartok und Haydn.


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 Udo Schweickhardt spendet seit 2013 Notengutscheine

Große Hilfe im Studium „Der Noten-Gutschein war eine große Überraschung für mich – wie Weihnachten!“, so freut sich eine Studentin, die einen Notengutschein erhalten hat. Seit 2013 stellt Udo Schweickhardt, Mitglied der Gesellschaft der Freunde und Förderer und Zustifter der HfMDKStiftung, jedes Semester fünf Wertgutscheine von jeweils 200 Euro zur Verfügung. Und im Sommersemester legt Musikalien Petroll noch einen Gutschein dazu! Die vom Fachbereich 1 ausgewählten Instrumentalstudierenden können sich im Frankfurter Fachgeschäft am Oeder Weg mit den Noten ausstatten, die sie für ihr Studium benötigen. Die dankbaren Rückmeldungen der Notenstipendiaten zeigen, wie wirksam die Gutscheine in der künstlerischen Ausbildung unterstützen. Bettina Kessler, Mitglied des

Ihnen selbstverständlich. Sie wissen, dass es Dinge gibt, die größer sind als Sie – und das leben Sie auch vor!“ Mit dem international erfolgreichen „Aris Quartett“, bestehend aus Alumni der Hochschule und Buchbergers Kammermusikklasse, gelang im Abschiedskonzert ein künstlerisch hochkarätiger Brückenschlag zwischen Buchbergers pädagogischer Aufbauarbeit und dem hervorragenden Niveau der nächsten Musikergeneration. Der Kammermusikprofessor hatte im Hinblick auf das herausragende Ensemble einmal selbst bilanziert: „Was kann es Schöneres geben, als wenn man jemandem dabei helfen kann, weiter zu kommen als man selber?“ Auch die Professorenkollegen verabschiedeten sich von Hubert Buchberger herzlich. Die zweite Abendhälfte im Foyer mit humorvollen Beiträgen nahm bisweilen den Charme einer kleinen Hochschulnacht an, gespickt mit liebevollen Würdigungen des scheidenden Professors. Und der machte kein großes Aufheben um seine Person: Er genoss und schwieg. bjh

Bratschenprofessor Roland Glassl am Horn mit seiner „Begleiterin“ Prof. Angelika Merkle.

erfolgreichen Tenero Quartetts: „… Nun konnten wir von Ihrem Stipendium alle Noten, die wir für die Teilnahme an der Trondheim International Chamber Music Competition benötigen, kaufen (Mozart, Haydn, Schostakowitsch, Schubert, Brahms, Vasks... samt der dazugehörigen Partituren!). Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr uns das hilft!!! Es ist so viel schöner, aus eigenen Noten zu spielen, weil man nach Ausleih-Ende nicht alle Eintragungen wieder ausradieren muss, wie es beispielweise in den Noten der Bibliothek üblich ist, auch muss man nicht alles aus einzelnen Kopien spielen... .“ Weitere Informationen gibt’s im Fundraising-Büro der HfMDK, Dr. Laila Nissen: E-Mail: laila.nissen@hfmdkfrankfurt.de // Telefon: 069/154 007 210.

Charlotte Köhler ist neue Kollegin im HfMDK-Prüfungsamt

Mit gutem Blick fürs Detail Charlotte Köhler ist seit Beginn dieses Jahres Mitarbeiterin im Prüfungsamt der HfMDK in der Abteilung Studium und Lehre. Mit der studierten Literatur- und Sprachwissenschaftlerin hat Sabine Rosenberger im Prüfungsamt die lang ersehnte Verstärkung bekommen: Die gestiegenen Anforderungen im Prüfungsamt können fortan im Zweierteam effizient erfüllt werden. Für Charlotte Köhler ist zwar das Arbeitsfeld Kunsthochschule neu, nicht aber der Bereich Studien- und Prüfungsmanagement: Bei einer privaten Hochschule für Berufstätige sammelte sie von 2009 bis 2014 Erfahrungen rund um die Organisation von Prüfungen und Seminaren. Von 2012 bis 2016 engagierte sie sich als studentische, später wissenschaftliche Hilfskraft beim Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Haus. Dort befasste sie sich mit Handschriften, Editionsphilologie, der historischkritischen Faust-Edition, Kodierungen, Recherche und Ausstellungsassistenz. Besonders die Auseinandersetzung mit (literarischen) Handschriften interessiert sie: „Jede Handschrift ist einmalig“, weiß sie; „ein Autograph erlaubt einen Blick in die Werkstatt eines Autors.“ Deshalb analysierte sie in ihrer Magisterarbeit eine Arbeitshandschrift von Joseph von Eichendorff. Im Prüfungsamt der Hochschule hat sie mit formalen Abläufen zu tun. Alles rund um die Zwischen- und Abschluss-

prüfungen der Studierenden gehört zu ihrem Arbeitsfeld: Anmeldungen, Zeitpläne, Protokolle, Bescheinigungen. Über die berufliche Beschäftigung mit den Künsten hinaus gilt Charlotte Köhlers Leidenschaft der Musik: Sie bildet sich beim Hessischen Sängerbund als Chorleiterin fort und hat sich an der benachbarten Goethe-Universität im Fach Musikwissenschaft eingeschrieben. Die Kombination von Verwaltungsaufgaben und kreativer Betätigung empfindet sie nicht als Widerspruch: „Ich habe einen guten Blick für Details und Zusammenhänge – das ist in beiden Bereichen von Nutzen.“ bjh


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 Impressionen der Neuen Musik Nacht Ermöglicht wurde sie mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK, des Frankfurter Vereins für soziale Heimstätten e. V. der Wittner GmbH & Co. KG und von Herrn Udo Schweickhardt.

„30 Künstler und 100 Metronome = 1 Konzert.“ Manuel Röschinger, Leiter Abteilung Finanzen und Controlling, Akteur des Eröffnungsevents

„Für mich war das was ganz Besonderes. Bin glücklich, dass ich dabei sein konnte! Vielen Dank für diese tolle Neue Musik Nacht!“ Clemens Heil, Dirigent des Hochschulorchesters „Fußballerische Klanginterpretation? Der Spielleiter sagt: Das war großartig!“ Nils Amelung, Schiedsrichter des Fußballspiels


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 „Die Neue Musik Nacht zeigt eindrücklich, dass man alle Verrückten ernst nehmen soll.“ Regieprofessor Hans-Ulrich Becker

„Das Format besticht durch seinen Event-Charakter und das fröhlich verspielte Miteinander. So wird die sogenannte `Neue Musik`, was sie sein sollte, nämlich selbstverständlicher Ausgangspunkt für gegenwartsbezogenes Musizieren und Musikdenken.“ Prof. Günther Albers, Musikalischer Leiter der Gesangsabteilung

„Die Neue Musik Nacht war eine wunderbare Gelegenheit, thematisch gebundene Beiträge zu einem künstlerischen Großprojekt zu entwickeln und beizusteuern.“ Prof. Dieter Heitkamp, Ausbildungsdirektor Zeitgenössischer und Klassischer Tanz

„Selten glänzt die Hochschule mit so vielen verschiedenen Klanggebilden, wie bei der Neuen Musik Nacht. Eine Nacht von und für die HfMDK mit ganz eigenem Charme.“ Florian Richard, Theater- und Orchestermanagement


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 Studiengang Theater- und Orchestermanagement lädt zur Diskussion beim „Podium konkret“ ein

Das erste „Podium konkret“ auf Einladung der angehenden Theater- und Orchestermanager der HfMDK mit (von links) Frank Depenheuer, Marc Grandmontagne, Sören Fenner und Helena Andrada befasste sich mit der Frage der sozialen Ungleichheit verschiedener Gruppen an den deutschen Theatern.

Angleichung statt Klassenkampf „Podium konkret“ heißt das Veranstaltungsformat, mit dem der HfMDK-Masterstudiengang „Theater- und Orchestermanagement“ in diesem Sommersemester sich und spartenübergreifend relevante Themen rund um die Kunst ins Gespräch bringt. Der Auftakt des „Dreiteilers“ befasste sich mit der Frage der (sozialen) Ungleichheit der Sparten in der Theaterlandschaft.

spielers am Theater bei 1.850 Euro brutto liege, während ein Instrumentalist in einem D-Orchester (der kleinsten Formation eines öffentlichen Opernoder Sinfonieorchesters) mit mindestens 2.563 Euro einsteige. Schauspieler Sören Fenner, „Theapolis“-Gründer und Initiator von „ART BUT FAIR“,

sich die großen Differenzen in der Bezahlung aus unterschiedlichen kulturgeschichtlichen Entwicklungen heraus ergeben hätten. Der zu verhandelnde „Normalvertrag Bühne“ sei im Sinne einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten gemacht, aber in der Folge als Einsparpotenzial missbraucht worden. Er

Angleichung statt Klassenkampf wünschen sich offenbar viele in der deutschen Theaterszene. Dieser Grundkonsens war jedenfalls auch unter den Diskutanten der ersten Podiumsdiskussion spürbar, die unter dem Label „Podium konkret“ in der HfMDK zum Zuhören und Mitdiskutieren über ein Thema einlud, das irgendwie alle angeht, die mit Kunst zu tun haben. Mit einer „Mehrklassengesellschaft“ mit nachfolgendem Fragezeichen hatte der Studiengang Theater- und Orchestermanagement die provokante Frage schon in den Titel genommen: Warum werden Schauspieler, Gesangssolisten und Tänzer in öffentlichen Theatern so viel schlechter bezahlt als beispielsweise Orchestermusiker? Spartenübergreifendes Denken ist gefragt „Es ist eine Mehrklassengesellschaft“, bestätigte Frank Depenheuer, als Geschäftsführer des Staatstheaters Kassel Podiumsteilnehmer im Raum B 203 der Hochschule. „Doch es bedeutet keinen Klassenkampf, das wäre verheerend“, fand er. Er wünsche sich eine faire Angleichung der unteren Gehälter an beispielsweise die der Orchestermusiker. Er verdeutlichte die großen Diskrepanzen in der Entlohnung anhand von Zahlen, bei denen Mindestgage beispielsweise eines Schau-

Die Masterstudierenden des Theater- und Orchestermanagements beteiligten sich rege an der Diskussion des ersten „Podium konkret“.

stellte als Moderator des Abends die Forderung in den Raum, spartenübergreifend zu denken, Gemeinsamkeiten zu suchen und „diesen Tunnelblick“ des eigenen Tuns aufzugeben. Als Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins saß mit Marc Grandmontagne ein kulturpolitisches Schwergewicht mit auf dem Podium. Er erkärte, dass

sprach von der ausgepressten „Zitrone Stadttheater“, denn: „Der Druck, der in den Kommunen lastet, ist bahnbrechend“, der finanzielle Verteilungskampf werde immer härter. Grandmontagne plädierte dafür, der Gesellschaft (wieder) klar zu machen, warum Künstler für sie wichtig seien. Er wehrte sich gegen eine grundsätzliche Kritik am


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 Fortsetzung von voriger Seite „Intendantenzirkus“, im Zuge dessen mit einem neuen Intendanten am Haus oft auch das Künstlerteam ausgetauscht werde. „Für mich wäre es wichtiger, für eine Neuallianz für sozialpolitische Interessen von Kunst und Kultur zu streiten.“ Und das auch in Kreisen der politischen Entscheider, nämlich „in einer Welt, wo alles andere wichtiger ist als Theater“. Zwischenfragen erwünscht Zuhörer des Podiums, darunter Studierende des Theater- und OrchestermanagementStudiums der HfMDK, bereicherten mit kritischen Fragen die Perspektive der Diskussion, stellten beispielsweise in Zweifel, ob ein Mehr an Produktionen auch mehr Publikum und damit zugleich eine bessere Auslastung des Hauses bedeute. Es herrschte Konsens über die Kritik daran, dass Theater gegenwärtig versuchen, durch ein Mehr an Veranstaltungen ihre Legitimation aufrechtzuerhalten oder gar zu steigern – meist auf Kosten der dafür ungenügend bezahlten Künstler. In der Frage, was jeder in seinem Bereich dazu beitragen könne, gegen die Ungleichheit im System zu arbeiten, plädierte Frank Depenheuer dafür, über die veränderte Regelung der Arbeitszeiten im Normalvertrag Bühne einen Ausgleich in Richtung mehr Gerechtigkeit zu erzielen, eben, indem die Anzahl der Dienste deutlich begrenzt werde. Somit könnte die Belastung der Bühnensolisten ähnlich ausfallen wie die der Musiker und Chorsänger. Das Publikum dokumentierte seine Zustimmung. Marc Grandmontagne indes glaubt nicht an eine „one size fits all“-Lösung: Theater müsse sich immer vor Ort einem Aushandlungsprozess mit den Geldgebern stellen. Die Mühlen auf diesen Ebenen verlangen einen langen Atem.“ „Kommunikation im Kriechgang“ Als Geschäftsführerin des Philharmonischen Orchesters Heidelberg berichtete Helena Andrada davon, wie ihr Haus „viel mehr in die Stadt gegangen sei“, um sich vor Ort zu verankern. Um einen besseren Ausgleich ungleicher Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, sollten Gedanken an neue Einnahmequellen ebenso verfolgt werden wie an Koproduktionen, Vernetzungen und die Förderung bürgerschaftlichen Engagements. Wichtig sei zudem das Engagement jedes Mitarbeiters sowie „eine konstante Kommunikation“. Oder, wie es Grandmontagne zum Schluss auf den Punkt brachte: „Es geht nur im kommunikativen Kriechgang, aber ohne Bremser.“ Ein aufmerksamer Zuhörer und Kenner der Szene appellierte an alle Anwesenden: „Botschafter für die Kultur müssen alle sein, die hier sitzen.“ Und Geld für die Kunst sei – so seine Korrektur in der Begrifflichkeit der öffentlichen Wahrnehmung, in Wirklichkeit „keine Subvention, sondern eine Investition“. bjh

„Theater, Krise und Reform“ bietet viele Lösungsansätze

Appell zur Zeitenwende

Prof. Thomas Schmidt, Leiter des Master-Studiengangs Theater- und Orchestermanagement an der HfMDK, hat in seinem Buch „Theater, Krise und Reform“ Lösungsansätze skizziert, wie das System Theater verändert werden könne, um auch eine fairere Entlohnung zu ermöglichen. Das Leitungssystem der Theater, vor allem das Modell des Generalintendanten in den großen Mehrspartenhäusern, sollte laut Thomas Schmidt einem Direktorium Platz machen, das wiederum erlaubt, dass die Ensembles und die Mitarbeiter an den wichtigen Entscheidungen partizipieren. Auch der „Normalvertrag Bühne“, das Vertragswerk der Künstler, müsse dringend reformiert werden. Künstler arbeiteten viel zu viel für die geringen Gagen, die sie im Vergleich zu ihren Kollegen

Drittes Podium am 20. Juni Nach dem zweiten „Podium konkret“, das sich am 23. Mai mit der Frage der Mitbestimmung in Theater und Orchester befasste, findet die dritte Veranstaltung der Reihe am Dienstag, 20. Juni, um 19 Uhr im Raum B 203 zum Thema „IN or OUT? Ausbildungs- vs. Stellenmarkt“ statt. Prof. Ingo Diehl, Leiter des HfMDK-Masterstudiengangs „Contemporary Dance Education“ (MA CoDE), ist Moderator des Podiums mit den Gästen Prof. Christopher Brandt, dem Präsidenten der HfMDK, und Juliane Rößler von der Künstlervermittlung ZAV Hamburg sowie Jakob Arnold, Regie-Student an der Folkwang Universität der Künste und Sprecher von „junges ensemble-netzwerk“. Die Runde nimmt die auszubildenden Institutionen und Studieninhalte künstlerischer Laufbahnen unter die Lupe – unter anderem unter dem Aspekt steigender Studierendenzahlen in künstlerischen Studiengängen und gleichzeitig weniger werdender Stellen in Orchestern und Ensembles. Studierende und Lehrende sind gleichermaßen zum Zuhören und Mitdiskutieren eingeladen. Der Eintritt ist frei.

in den Verwaltungen, in den Orchestern und in der Technik bekommen. Ein einheitliches Vertragswerk für alle Theatermitarbeiter, einen Einheitstarifvertrag, schlägt Thomas Schmidt vor. Das allerdings bedürfe der Verhandlungen und der Zustimmung der nicht immer an einem Strang ziehenden Künstlergewerkschaften GDBA und DOV gegenüber ver.di, die die Interessen der Angestellten an den Theatern, immerhin 50 % aller Theatermitarbeiter, vertreten. Schmidt schlägt neue Finanzierungskonzepte, die Einrichtung eines sehr teamorientierten Organisationssystems und neuer Berufe wie den des Produktionsleiters oder Producers vor, wie es ihn bereits an einigen Theatern gibt. Wenn einiges davon umgesetzt sein wird, werde sich das Theater auch strukturell besser in der rasant sich entwickelnden Gesellschaft wiederfinden. Bis dahin werde noch viel verhandelt werden müssen. Aber die ersten Schritte seien mit dem „ensemble-netzwerk“ und verschiedenen professionellen Arbeitsgruppen zur Zukunft der Stadttheater bereits gemacht worden. Diese Thematik ist aber nur ein Teilaspekt von Thomas Schmidts 465-seitiger kritischer Bestandsaufnahme des deutschen Theatersystems. Das Buch Theater, Krise und Reform gibt einen Überblick über die aktuelle Situation der deutschen Theater, ihrer Krisen und Entwicklungsoptionen. Es beschreibt den Übergang vom hierarchisch organisierten Intendantenmodell hin zu einem Ensemblemodell mit einer modernisierten Unternehmenskultur und einer festen Einbindung der Ensembles in alle wichtigen Entscheidungen. Im ersten Teil der Publikation untersucht er das öffentlich finanzierte Theatersystem mit seinen chronischen Ungleichgewichtungen von Überproduktion, Finanzierungskrise, sinkender Legitimation und hierarchischen Strukturen mit dem Intendanten als Emblem eines veralteten Organisationsprinzips. Auf Basis von Veränderungspotenzialen schlägt er Reformen in der Leitung (Direktorium), Organisation (Matrix) und im Produktions- und Spielbetrieb vor. Buchpublikation: Theater, Krise und Reform Eine Kritik des deutschen Theatersystems 1. Auflage, Springer VS ISBN 978-3-658-02910-4


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017

500 Künstler beim „MusikMonatMai!“ aktiv Alle Jahre wieder mit ungebrochenem Elan: Zum elften Mal mobilisierte die HfMDK 500 Künstler aller wichtigen Musikinstitutionen Frankfurts, in diesem Jahr 4.200 Schülerinnen und Schüler für die Kunst zu begeistern. Studierende brechen zu musikalischen Schulbesuchen auf, Schulklassen entern Konzertsäle und werden zu Mitmachkonzerten animiert: Das Spektrum an musikpädagogisch-künstlerischen Begegnungen ist gewohnt vielfältig. Davon überzeugte sich

auch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, als er in der Kerschensteinerschule in Hausen erlebte, wie die Flötistin und HfMDK-Dozentin (und -Absolventin) Kerstin Fahr sowie ihre Studierenden den Mädchen und Jungen die verschiedenen atmosphärischen Stimmungen beim Musizieren nahebrachten. Im Programm „Viva Musica“, das HfMDK-Dozentin Sabine Fischmann mit Lehramtsstudierenden im Kleinen Saal der Hochschule präsentierte, begegneten die Schülerinnen

und Schüler gleich einer ganzen Tonleiter von fleischgewordenen Tönen, die schließlich miteinander harmonierten (Bild rechts). Der 1822-Musikwettbewerb für Schulen bildete den Höhepunkt der diesjährigen Frankfurter Musiktage für Schulen im Rahmen von MusikMonatMai!. Die Stiftung der Frankfurter Sparkasse und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen fördern den MusikMonatMai! sowie den 1822-Musikwettbewerb.

PEGASUS: Musikpädagogen bereiteten Schulklassen systematisch auf einen Konzertbesuch vor

Brahms getanzt

Analyse über Malen von musikalischen Landschaften, Beschreiben der Lebensgewohnheiten und Essensvorlieben von Themenköpfen bis hin zu – unsere persönlichen Highlights – Lichtmalen mit Knicklichtern zu Beethovens 3. Klavierkonzert und der Erfindung von Standbildern. Gewappnet mit einem Strauß an verschiedenen Methoden, ging es dann in die Gruppenarbeitsphase mit den Gesamt- und Realschülern sowie Gymnasiasten.

Ganze Schulklassen für klassische Musik zu begeistern, geht nicht? Geht doch! Das wussten wir spätestens, als sich 14-Jährige motiviert tanzend zu Brahms‘ 1. Symphonie bewegten oder sich eine neunte Klasse angestrengt konzentrierte, um Elfchen über Beethovens 3. Klavierkonzert auszutüfteln. Zu Beginn des Wintersemesters 2016/2017 fand sich eine 17-köpfige Gruppe Studierender gemeinsam mit Prof. Dr. Katharina Schilling-Sandvoß und Anselma Lanzendörfer in der Leimenrode ein. Die Studierendengruppe setzte sich aus sämtlichen Lehramtsstudiengängen sowie aus der Musikpädagogik und der Musikvermittlung zusammen. Wir alle wollten gemeinsam das Seminar mit dem langen Titel „Musik hören, erleben, entdecken, verstehen: Planung, Durchführung und Auswertung eines Workshops mit Schülerinnen und Schülern zur Vorbereitung eines Konzertbesuchs in der Alten Oper“ bestreiten. Es wurde zum zweiten Mal in Kooperation mit der Alten Oper und des dortigen Programms PEGASUS – Musik Erleben durchgeführt. Schulklassen können sich direkt bei PEGASUS zu einem Workshop und einem anschließenden Konzertbesuch anmelden. Die Klasse bekommt dann Besuch von uns, und wir versuchen in etwa drei Stunden, die Schülerinnen und Schüler möglichst gut auf das Konzert und das Hö-

rerlebnis vorzubereiten, sie neugierig zu machen und für die etwas „uncoole“ Musik zu begeistern. Der Begeisterung sicher konnten sich in jedem Fall schon mal unsere Seminarbetreuerinnen wähnen. Angespornt durch einen anschaulichen Vortrag von Tobias Henn, dem Leiter des PEGASUSProgramms, erprobten wir Methoden des Musikerarbeitens und -verstehens an uns selbst: Das ging von bekannten Methoden der Sonatenhauptsatzform-

Unsere Befürchtungen, dass die Schüler und Schülerinnen keine Lust auf die Musik inklusive uns haben würden, zerstreuten sich rasch: Alle arbeiteten sehr motiviert und waren überraschend offen für sämtliche unserer methodischen Abenteuer. Für den Konzertbesuch in der Alten Oper trafen wir die Klassen – jetzt alle sehr schick und herausgeputzt – wieder. Und auch, wenn ein Schüler zur Hälfte der 1. Brahms-Symphonie seinen Nachbarn fragte, wie lange das denn bitte noch dauern sollte, so erkannte er doch die mit uns gemalten, getanzten und vor allem gehörten Musikabschnitte – was er ebenfalls seinem Nachbarn flüsternd mitteilte. Eine Schülerin sagte zum Schluss: „Jetzt weiß ich, dass klassische Musik auch Spaß machen kann.“ Was will man mehr? Stephanie Denz


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017 „Love, Peace and Harmony“: Schauspielstudierende und ihre Erfahrungen als Gesangssolisten

Freund oder Feind? Freund oder Feind. Das spielt nicht nur im Programm „Love, Peace and Harmony“ über Gewalt eine Rolle, sondern ist wortwörtlich die Anfrage von SchauspielstudentInnen an das Format des szenischen Liederabends, der verpflichtender Teil ihrer Ausbildung ist. Man darf nicht vergessen, dass einige StudentInnen über sich selbst sagen, sie könnten keinen geraden Ton treffen. Ob das stimmt oder nicht, etwas zu tun, von dem man nicht selbst überzeugt ist, ist eine Überwindung, bestenfalls eine Herausforderung, für jeden. Es gibt natürlich Leute, die wirklich gut singen. Aber selbst den gesanglich Talentierten fällt es schwer, diese Qualität auch während der szenischen Vorgänge zu halten: Wenn ich gesanglich voll da sein will, muss ich meinen Anspruch an meine szenische Darstellung regulieren. Oder ist das Gegenteil der Fall? Tatsächlich ist hier ein individueller Aushandlungsprozess notwendig, für

den dann auch noch die musikalische Leitung und die Regie unterschiedliche Ideen haben. Dieses Mal treten die SchauspielstudentInnen mit ihren gelernten Liedern in einen GefängnisSongcontest um absolute Straf-Freiheit an. Das nimmt ihnen nochmal alle bis dahin geglaubte Melodie-Sicherheit. Die positive Seite der Medaille ist aber, dass persönliche Lieder eingebracht werden konnten und mit jeder Probe

– okay, sagen wir ab und zu – das Vertrauen in die eigenen, insbesondere die musikalischen Fähigkeiten wieder wächst. Was kann ich gesanglich, was kann ich trotz des Gesangs oder gerade mit dem Gesang auch szenisch vermitteln? Das ist die eigentliche Erfahrung eines jeden Liederabends. Stefan Prochnow (Produktionsleiter, Student Theater- und Orchestermanagement)

Studienfahrt der Klassen für Viola da gamba und Violone zum Studientag Viola bastarda in Basel

Unter Experten Dank großzügiger Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK konnten die Klassen für Bundstreichinstrumente erstmals zu einer Studienfahrt aufbrechen. Die Reise führte nach Basel, wo von der Schola Cantorum Basiliensis (Hochschule für Alte Musik) und dem Museum für Musik ein Studientag ausgerichtet wurde zu einem Kapitel der Gambengeschichte, bei dem nach wie vor Forschungsbedarf besteht: Zur „Viola bastarda“, die als Begriff zahlreichen hauptsächlich italienischen Kompositionen zwischen ca. 1580 und 1660 voransteht. Die große Frage ist, ob es sich dabei historisch gesehen lediglich um eine durch verschiedene Stimmlagen diminuierende Spieltechnik auf verschiedenen Gambeninstrumenten handelt, oder ob dieser Musik ein spezifischer Instrumententypus zugrunde liegt. Die Exkursion begann mit einer Führung im Baseler Musikinstrumentenmuseum. Direktor Martin Kirnbauer erläuterte Bezüge einzelner Ausstellungstücke zur Geschichte der Stadt. Am Abend kam es in der Schola zum Kennenlernen zwischen den Frankfurter und Baseler Gamben- und Violone-Klassen: bei einem hochschulübergreifenden Meisterkurs, der Stimmungen und Repertoire des 8‘-Violones und seine Verbindung zur mysteriösen „Viola bastarda“ zum Inhalt hatte. David Sinclair, Dozent für Violone-Instrumente an der Schola Cantorum Basiliensis und renommierter Experte

greifbar machten – abgerundet vom auf diesem Gebiet, ging zusammen mit homogenen Klang eines Ensembles den HfMDK-DozentInnen Prof. Dane aus Renaissancegamben. Mit vielen Roberts und Heidi Gröger spieltechneuen Ideen und großer Motivation, nischen Fragen direkt am Instrument das Bastarda-Repertoire neu zu ernach. Unter Einbeziehung der Studiekunden, stiegen wir in den Zug zurück renden wurden Fachartikel besprochen, Aufnahmen analysiert, Instrumente verglichen und Stücke angespielt. Den zweiten Teil des Kurses leitete die Musikerin und Forscherin Joëlle Morton, der internationalen Bundstreicherwelt durch ihre reichhaltige Violone-Website bekannt und aufgrund ihrer bahnbrechenden aktuellen Forschungen zur Viola bastarda als Hauptreferentin für den Studientag geladen. Sie redete mit unglaublichem Fachwissen und einer ansteckenden Begeisterung über Aufführungspraxis, Interpretationen, das MuDie HfMDK-Gambenklasse brach zu einer aufschlussreichen sizieren allgemein und Exkursion zu Experten-Begegnungen nach Basel auf. am Violone im Speziellen, und natürlich über ihre nach Frankfurt. Die erstmalige KoopeForschungen. Dem offiziellen Studiration mit der Schola Cantorum Basilientag wohnten internationale Gäste verschiedener Fachrichtungen (Musikensis und insbesondere deren Violoneklasse hatte sich als äußerst fruchtbar praxis, Wissenschaft, Instrumentenbau erwiesen, was uns für die Zukunft auf etc.) bei. Acht Redebeiträge mündeten eine Vertiefung der Zusammenarbeit in eine Abschlussdiskussion und ein Konzert, in dem die ReferentInnen ihr in weiteren Projekten hoffen lässt. Christine Vogel jeweiliges Thema musikalisch nochmal


O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 2 | Mai /Juni 2017

Erfolge der Studierenden Sandro Hirsch, Trompete (Klasse Prof. Klaus Schuhwerk), hat beim Wettbewerb des Lions Musikpreises Deutschland den 2. Preis gewonnen. Zudem ist er in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen worden. José Luis Gonfer, Oboe (Alumnus Klasse Prof. Fabian Menzel), hat beim „Dunshan symphonic wind orchestra“ in Beijing/China das Probespiel um die Stelle der Solo-Oboe gewonnen. Luisa Hülsmann, Oboe, (Klasse Prof. Fabian Menzel), ist in die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ aufgenommen worden. Sven Bauer, Klavier Konzertexamen, gewann den Grand Prix bei der International Music Competition „Melos“ 2017 in Rom, den 1. Preis beim Inge Murjahn Preis der Da Ponte Stiftung Darmstadt sowie 1.Preise bei weiteren internationalen Wettbewerben in England, Griechenland, Italien und den USA. Folgeauftritte führen ihn u.a. in die Residenz der deutschen Botschafterin in Rom, in das Akropolis Museum Athen, in die Royal Albert Hall London und in die New Yorker Carnegie Hall. Marit Neuhof, Violine (Klasse Prof. Susanne Stoodt), erhielt als diesjährige Preisträgerin beim SINFONIMA-Wettbewerb in Mannheim eine Bapt. Rogerius Bon. Nicolai Amati Geige, hergestellt in Cremona 1678, als zweijährige Leihgabe. Theater- und Orchestermanagement: Lena Ganter ist seit dem 1. März Produktionsleiterin für Konzerte und externe Formate an der Elbphilharmonie Hamburg. Antonia Hilsberg begann am 1. April als Referentin des Intendanten Karsten Wiegand am Staatstheater Darmstadt. Ilona Schaal ist seit Beginn dieses Jahres Stellvertrende Leiterin der Schaubühne Leipzig. Charlotte Hesse beginnt am 1. Juli als Produktionsleiterin an der Ruhrtriennale. Florentina Petschk ist seit Beginn dieses Jahres Neue Medien-Verantwortliche am Staatstheater Salzburg und Mitarbeiterin des Künstlerischen Betriebsbüros.

#HfMDKrew Michael Carman (AStA-Vorsitz), Nicolas Matthews (AStA-Vize), Lukas Siebert (RMVReferent), Anna Schuppe (Finanzreferentin), Roxana Littau (StuPa-Präsidentin), Julie Sekinger [nicht auf dem Bild] (StuPa-Vizepräsidentin), Britta Wagenhäuser (Veranstaltungsreferentin), Lukas Schopf (IT-Referent), Zoe Breithaupt (Vertrauensstudentin), Michael Hofmann (Vertrauensstudent), Emil Riedel, Joseph Defant [nicht auf dem Bild]. Das Studierendenparlament hat sich im Frühjahr neu formiert. Ich freue mich besonders, dass ich diesem Parlament als Präsidentin „dienen“ darf, denn schon in den ersten Wochen wurde ein Teamgeist geweckt, und ich durfte erleben, dass alle zwölf Mitglieder richtige „Macher“ sind. Was dabei herauskommt? Hinschauen und neugierig bleiben! Roxana Littau (StuPa-Präsidentin) #HfMDKlubder90er Wir präsentieren euch das Highlight des Semesters am 2. Juni – ganz im Stil der 90er. Lasst euch überraschen! #HfMDKonnection Kommt am 3. Juni um 20 Uhr in den Kleinen Saal und erlebt „Weimar meets Frankfurt“ – Zu Gast das Collegium Musicum der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Auf die Ohren gibt’s unter anderem das Feinste von Brahms und Wagner. Danke auch an alle #HfMDK-Shipler für die Unterbringungsmöglichkeiten. Wenn ihr noch einen Schlafplatz anbieten möchtet, schreibt uns gern!

#HfMDKicker Das Runde muss ins Eckige. Am 4. Juli ist es wieder soweit. Anmelden könnt ihr euch wie gewohnt zwei Wochen vorher am Tischkicker auf der aushängenden Liste. Für das leibliche Wohl und die richtige Stadionatmosphäre ist gesorgt! #HfMDKaffee Zeigt her euren Studierendenausweis und profitiert von Prozenten im Balzac (20% auf Getränke) und beim Huck (10% auf alles außer Tiernahrung)! #HfMDKollegen Zusammen sind wir stark! Wir vernetzen uns ab sofort mit allen Studierenden aus den Fachbereichsräten und dem Senat. #HfMDKontakt Wir sind erreichbar unter info@astahfmdk-frankfurt.de Über Facebook, Twitter und Instagram Oder per Telefon: +49(0)69 348 76 3 76.

> Impressum Prof. Christopher Brandt, Präsident Hadem, bhadem@arcor.de Redaktionsbeirat Prof. Christopher Brandt, Dr. Sylvia Dennerle, Björn Hadem, Dr. Laila Nissen, Anatol Riemer, Prof. Silke Rüdinger, Prof. Eike Wernhard Herausgeber

Redaktion und Layout Björn

Björn Hadem (bjh), Stephanie Denz, Dr. Karin Dietrich, Prof Ingo Diehl, Dr. Laila Nissen, Stefan Prochnow, Friederike Thielmann, Christine Vogel Fotos Björn Hadem (36), Till Eitel Erscheinungsweise zwei- bis fünfmal im Semester Druck Brandenburgische Universitäts-Druckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH Autoren


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