STUDIENABBRUCH
ERFOLG MIT UMWEGEN WARUM EIN STUDIENABBRUCH KEIN BEINBRUCH SEIN MUSS UND WELCHE SPANNENDEN MÖGLICHKEITEN DIR DANACH OFFENSTEHEN
Du hast bereits zwei bis vier Semester studiert und bist unzufrieden mit deiner Studiensituation? Der Prüfungsstress macht dir zu schaffen und du hast eigentlich gar kein wirkliches Interesse an den Inhalten der Vorlesungen? Dann geht es dir so wie einem Großteil der Studenten, die bei der Sozialberatung des Studierendenwerkes Mannheim Rat suchen. Diplom-Soziologin Doris Neubauer weiß, was die logische Konsequenz ist: »Spätestens jetzt ist es an der Zeit, zu klären, ob das Studium fortgesetzt werden sollte oder vielleicht doch eher eine Ausbildung eine gute Alternative wäre. Möglicherweise kann auch ein Hochschulwechsel die richtige Lösung darstellen.«
DEN ROTEN FADEN VERLIEREN Sich noch einmal umentscheiden – dafür gibt es viele Gründe. Das weiß auch Andrea Koch, die bei der Industrieund Handelskammer (IHK) im Mittleren Ruhrgebiet unter anderem in der Beratung von Studienzweiflern arbeitet. Zwar gibt es laut ihrer Erfahrung studiengangbezogene Unterschiede, »jedoch berichten die meisten Studienabbrecher von zu hohen Leistungsanforderungen, zu wenig Praxisbezug, unklaren Berufsvorstellungen beziehungsweise -perspektiven oder mangelnder Selbstorganisation und Eigeninitiative im Studium.« Zudem fänden Studenten auch aufgrund von Nebenjobs oder familiären Belastungen oft
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keinen guten Einstieg mehr. Auch Silke Lang-Garotti und Petra Rothhardt von der Arbeitsagentur Gießen beraten Hochschulstudenten und beobachten als häufige Ursache für einen Studienabbruch, dass diese sich trotz umfassender Beratungsangebote nicht ausreichend informieren. Nach dem Ausstieg nehmen die meisten ein anderes Studium auf und beenden es erfolgreich. Warum das so ist? »Im Vorfeld ihres zweiten Studiums informieren sich die Abbrecher umfassend und prüfen, ob das gewählte Fach nun besser zu ihnen passt.« Die Beraterinnen fügen einen wichtigen Hinweis hinzu: »Je kürzer die Dauer des Studiums vor einem Abbruch, desto einfacher gestaltet sich der weitere berufliche Werdegang.« Aber wie kann dein weiterer Studien- beziehungsweise Berufsweg nun aussehen? Falls du alternativ an einer Ausbildung interessiert bist, haben Lang-Garotti und Rothhardt eine gute Nachricht für dich: »Studienabbrecher bringen einen hohen schulischen Abschluss und Kenntnisse aus ihrem Studium mit. Sie haben gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden und über diesen Weg ihre berufliche Karriere zu starten.« Auch Dr. Andreas Steimer, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle des Studierendenwerks in Mannheim, ist positiv gestimmt. Er beobachtet, dass oft mehr Zukunftsängste als nötig bestehen: »Die berufliche Zukunftsperspektive von Studienabbrechern ist vor dem Hintergrund eines allgemeinen Fachkräftemangels, speziell in vielen Ausbildungsberufen, deutlich besser, als es Studenten mit Wechselabsichten selbst vermuten.«
Quellen: Handelsverband Deutschland, Zentralverband des Deutschen Handwerks | Illustrationen: vecteezy.com, copperpipe/freepik.com
Text: Kirsten Borgers