4 minute read
ALLES GUTSCHI ODER WAS?
217
In den vergangenen 20 Jahren ist der Luxusgütermarkt stark gewachsen. Doch auch er bleibt von der Pandemie nicht verschont. Das Marktvolumen hat sich um rund ein Viertel – auf 217 Milliarden Euro – zum Vorjahr korrigiert.
Advertisement
88,7
Milliarden Euro soll der deutsche Luxusmarkt bis 2025 betragen.
88
Milliarden Euro: Mit dieser Summe nimmt der europäische Kontinent den weltgrößten regionalen Teilmarkt für Luxusgüter ein.
ALLES GUTSCHI ODER WAS
WIE DER BERUFSEINSTIEG BEI EINEM LUXUSARTIKELHERSTELLER GELINGT – UND WELCHE HERAUSFORDERUNGEN WARTEN
Text: Felix Schmidt
Sie funkeln hinter Schaufenstern und in Showrooms. Es gibt sie in verschiedenen Farben, Formen und Größen. Sie stehen für Qualität und Wohlstand – manche werden gefahren, manche getragen. Dabei haben sie doch eines gemeinsam: Sie sind Luxusgüter, der Inhalt vieler Träume und Wünsche. Aber wie ist es, auf der anderen Seite zu stehen und für Unternehmen zu arbeiten, die diese Sehnsüchte herstellen und vertreiben? Welcher Weg führt überhaupt dahin und welche Aufgaben fallen an, um ein Produkt zu ›dem‹ Produkt zu machen?
HIER WILL ICH ARBEITEN
Nicolas Herrlich arbeitet als Sales & Marketing Manager Deutschland bei Leica Camera – und damit bei seinem Wunscharbeitgeber: »Ich hatte schon während meines Studiums den Wunsch, Teil des Unternehmens zu werden«. Nachdem er bei einem Praktikum erste Eindrücke sammelte, bekam er die Gelegenheit, seine Bachelorarbeit im Bereich ›Marketing und Communications‹ zu schreiben. Danach gelang ihm der Sprung in eine feste Position. »Leica Camera zeichnet sich insbesondere durch die Historie und langjährige Tradition aus«, erklärt er. Zudem sei die Marke sehr emotional und erzähle tolle Geschichten. Ein ähnlicher Werdegang ist der von Carl-Friedrich Wirbeleit, Key-Account-Manager Hugo Menswear bei Hugo Boss: Er erhielt während eines Recruiting-Events erstmals einen Einblick in das Unternehmen. »Der Campus und die Mitarbeiter haben mich wirklich beeindruckt und mir war sofort klar: Hier will ich später arbeiten«, so Wirbeleit.
Auch Nesrin Demirel, Spezialistin in der Absatz- und Preisplanung für den Bereich Smart Mobility bei Porsche, weiß Vergleichbares zu berichten: »Während meiner Zeit als Praktikantin und Werkstudentin hat mir die Tätigkeit hier sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich vom ersten Tag an wohlgefühlt.« Nach einem Trainee-Jahr plant und überwacht sie, zusammen mit dem Produktmanagement und der Finanzabteilung, die Absätze und Preise neuer Smart-Mobility-Produktideen.
Ein Einstieg muss jedoch nicht immer mit einer vorherigen Arbeit im Unternehmen in Verbindung stehen, wie die Geschichte von Denise Gross, Geschäftsführerin bei Wempe in Bremen, beweist: Sie ist nach ihrem Abitur über eine Zeitungsanzeige auf Wempe als Arbeitgeber
»PRÄMISSEN KÖNNEN SICH SEHR aufmerksam geworden und wusste gleich, dass das die richtige Wahl für ihre Zukunft SCHNELL ÄNDERN« Und auch Herrlich weiß, welche Anforsein wird. »Im Einstellungsgespräch habe ich Nesrin Demirel, Spezialistin Absatz- und Preisplanung, Porsche AG derungen an ihn gerichtet sind: Bei einem auch klar gesagt: Wempe oder nichts!« Plan B? Unternehmen wie Leica Camera sei es unFehlanzeige! Es folgte eine steile Karriere, die entbehrlich, sich Know-How zur Untersie innerhalb von fünf Jahren – angefangen mit der Ausbildung zur Han- nehmensgeschichte, den Produkten, deren Anwender und der Marktdelsfachwirtin, einem Dualen Studium in Business Administration sowie situation anzueignen. Ihm helfen dabei Leistungsbereitschaft, eine einer Ausbildung zur Diamant- und Edelsteingutachterin, bis zur Stelle ausgeprägte Sozialkompetenz und seine Entscheidungsfähigkeit. Außerals Geschäftsführerin führte. dem sei es wichtig, seine Zeit effizient zu managen und die Fähigkeit Prioritäten zu setzen, zu erlernen. FREUDE UND LEIDENSCHAFT Dass bei Luxusartikelherstellern ein Arbeitstag oftmals nicht dem anAber was ist das Besondere daran, für einen Luxusmarkenher- deren gleicht, kann auch Wirbeleit berichten. Als Key-Account Manager steller zu arbeiten – neben dem berühmten Firmennamen auf der liegen strategische Entwicklungsplanung, Präsentationen neuer KollekVisitenkarte? »Es erwarten mich jeden Tag neue Überraschungen tionen für die Großhändler sowie die Überwachung der Auslieferunund die Prämissen können sich sehr schnell ändern«, erzählt Nes- gen in seinem Aufgabenbereich. »Im Grunde ist in meinem Arbeitsalltag rin Demirel von der Porsche AG. Hierfür seien eine strukturierte und nichts typisch und genau das macht den Reiz meiner Arbeit aus«, fasst er präzise Arbeitsweise sowie umfangreiches Produktwissen vonnö- zusammen. Dazu sind Kommunikationsstärke sowie die Analyse und ten. Eine große Herausforderung sei auch die Etablierung eines Sa- korrekte Deutung von Kennzahlen der Händler wichtig. »Besonders les Planning Tools gewesen: Mit vielen unbekannten Parametern zählt aber die Leidenschaft und Begeisterung für das, was wir tun«, ungestartet, sollte eine Logik für die Absatzplanung aufgesetzt und im- terstreicht Wirbeleit. plementiert werden. »Während der Umsetzung haben sich die Vor- Denise Gross sorgt abschließend aber noch für eine wichtige Einordnung: gaben oft geändert, sodass wir schnell reagieren mussten«, erklärt sie. »Wir verkaufen viele wundervolle Sachen, die kein Mensch braucht. Dann ist es wichtig, damit etwas Gutes tun zu können« erklärt sie mit Blick auf ihr Engagement für Charity-Aktionen, Familienhilfe und ihrer Arbeit als Botschafterin der ›Bremer Engel‹.
»Themen eigenverantwortlich umzusetzen und zu sehen, welch großes Vertrauen mir entgegengebracht wird, motivieren mich besonders.« Nesrin Demirel, Spezialistin in der Absatz- und Preisplanung Smart Mobility der Porsche AG »Empathie ist ein wichtiger Faktor in meiner Branche. Wir haben einen intensiven Austausch und eine enge Bindung zu unseren Stammkunden: Ich werde oft in meiner Freizeit angesprochen, kenne die Familie und werde sogar manchmal zu Geburtstagen eingeladen.« Denise Gross, Geschäftsführerin bei Wempe Bremen
»Praktika sind natürlich immer von Vorteil. Sinnvoll ist es auch, sich vorab über ein Unternehmen zu informieren– beispielsweise auf unserer Karriereseite im Internet, die viele Einblicke hinter die Kulissen ermöglicht.« Carl-Friedrich Wirbeleit, Key-Account-Manager Hugo Menswear bei Hugo Boss
»Leica ist eine absolute ›Love Brand‹ und es fällt sehr leicht, sich mit Marke und Produkten zu identifizieren. Das wertvollste an der Arbeit sind in meinen Augen jedoch die Kollegen und die gute Zusammenarbeit.« Nicolas Herrlich, Sales & Marketing Manager Deutschland bei Leica Camera