Kleine Volkswirtschaftslehre für Jedermann (Entwurf 10/2011) von Gerhardus Lang, Bearbeitungsstand 10. 1. 2014, Gerhardus Lang
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Kleine Volkswirtschaftslehre für Jedermann (Entwurf 10/2011) von Gerhardus Lang Druckdatum: 16.01.12, 07:57:04, 118878 Zeichen, 94 Seiten, 17942 Wörter / letzter Bearbeiter: PB ca. 1950 Zeilen, ergibt ca. 80 Normseiten Standort: C:\Users\petra\AppData\Local\Temp\Kleine Volkswirtschaftslehre !_12 16-1-2012.doc auf Laptop „Maniola“ Kleine Volkswirtschaftslehre für Jedermann Von Dr. Gerhardus Lang
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Schriftenreihe des Vereins REGIO-MARK e.V. Roth-Schwabach Herausgeberin: Petra Bergermann
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Impressum: Erste Auflage 2012 © 2012 by Dr. Gerhardus Lang © für diese Ausgabe: Petra Bergermann, Herausgeberin Nr. 2 der Schriftenreihe des Vereins REGIO-MARK e.V., RothSchwabach im Selbstverlag Umschlaggestaltung und Satz Tobias Preiss, Nürnberg Druck ??? ISBN ???
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Wirtschaftslehre für Jedermann von Gerhardus Lang Bearbeitungsstand Januar 2014, Gerhardus Lang
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Von Dr. Gerhardus Lang
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Motto
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„Die Menschen verdrießt’s, dass das Wahre so einfach ist; sie sollten bedenken, dass sie noch Mühe genug haben, es praktisch zu ihrem Nutzen anzuwenden.“ (Goethe) „Wir sollten uns nicht so gebärden, als ob das Erkennen volkswirtschaftlicher Zusammenhänge nur den Gralshütern vorbehalten bliebe, die auf der einen Seite wissenschaftlich, auf der anderen Seite demagogisch ihre verhärteten Standpunkte vortragen. Nein, jeder Bürger unseres Staates muss um die wirtschaftlichen Zusammenhänge wissen und zu einem Urteil befähigt sein, denn es handelt sich hier um Fragen unserer politischen Ordnung, deren Stabilität zu sichern uns aufgegeben ist.“ (Ludwig Erhard, 1962)
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„Die Welt schuldet keinem von uns einem Lebensunterhalt, aber wir alle schulden einander den Lebensunterhalt“ (Henry Ford, Philosophie der Arbeit)) 60
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Vorwort Ich bin von Beruf praktischer Arzt. Ich bin in einem Dorf auf dem Lande tätig, war auch Geburtshelfer, und übe meinen Beruf immer noch aus, jetzt als homöopathischer Arzt ohne so genannte Kassenzulassung. Diese habe ich nach 30ig-jähriger Tätigkeit abgegeben. Da ich mein Geld genauso wie andere Leute durch meine persönliche Tätigkeit in Form von Dienstleistungen verdiene, weiß Seite von 94 2
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ich, was ich meinen Patienten schuldig bin, wenn ich erwarte, dass sie meine Rechnungen auch bezahlen. Ich kenne alle wirtschaftlichen Vorgänge, die einem während des Lebens als Selbstständiger begegnen, aus der täglichen Erfahrung. Als Student musste ich einen Teil meines Studiums selbst finanzieren, so dass ich auch die Arbeit eines nicht Selbstständigen als Hilfsarbeiter in der Fabrik, auf dem Bau und in der Landwirtschaft kennen lernte mit der Lohntüte am Ende der Woche, die immer den schmalen Streifen der Abrechnung aus der Lohnbuchhaltung des Betriebes enthielt, wo die am Ende stehende Zahl mit dem in der Tüte enthaltenen Bargeldbetrag übereinstimmen musste, was man immer gleich überprüfte. Durch Erwerb und Bau eines eigenen Hauses kam ich mit den Banken zusammen, die mir die Finanzierung ermöglichten. Das war in den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in denen die Wirtschaft Vollbeschäftigung hatte und Millionen von Gastarbeitern aus vielen Ländern auch „Kunden“ meiner Praxis waren. Dadurch „verdiente“ ich so viel Geld, dass ich die hohen Zins- und Tilgungsraten, Annuitäten genannt, auch ohne Not zahlen konnte, denn ererbt hatte ich nichts, und Ersparnisse konnte ich bei der schlecht bezahlten Krankenhaustätigkeit vor der Niederlassung nicht bilden. Ich begann meine Tätigkeit durch die Übernahme einer kleinen Landpraxis mit Geburtshilfe, musste eine fairen Preis für die Übernahme der Patienten bezahlen und finanzierte meinen Umzug durch die eintausend D-Mark Ersparnisse aus der Krankenhaustätigkeit. Ich war seit dem Ende des Studiums verheiratet, hatte eine kleine Tochter, und meine Frau war meine erste und einzige Sprechstundenhilfe. Ich hatte meinen ersten Neuwagen mitgebracht, einen Citroen 2CV, den ich mit Hilfe von Wechseln finanziert hatte. Er diente mir einige Jahre als Praxisauto, etwas ungewöhnlich für die Leute hier im Schwabenland, wo der Arzt „normal“ mit einem „Daimler“ (hier für ein Auto der Marke Mercedes) fuhr, wie auch der Metzger ihn hatte. Also mit dem Geld hatte ich einigen Umgang, ich hatte die Kassenabrechnungen und die Rechnungen für die Privatpatienten zu Seite von 94 3
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erstellen und auch eine Buchführung mit der Hilfe eines Steuerberaters zu verfertigen. Das Finanzamt kam bald und wollte eine Einkommensteuererklärung, die ich natürlich ohne fremde Hilfe nicht fertigen konnte.
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So lernte ich den Umgang mit wirtschaftlichen Prozessen im praktischen Leben, wie fast alle Bürger auch. In der Schule hatten wir davon gar nichts gehört, denn die Lehrer waren alle Gehaltsempfänger oder gar Beamte. Die interessierten sich weiter kaum für den wirtschaftlichen Alltag, als dass sie uns das beigebracht hätten, was man dafür wenigstens im Groben wissen sollte.
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Andererseits war ich seit meiner Jugend an politischen Dingen sehr interessiert. Als der letzte Krieg 1945 zu Ende war, wurde ich gerade 14 Jahre alt und war noch am 20. April in die „Hitler-Jugend“ übernommen worden. Eine Woche später waren die englischen Soldaten nach vorangegangenem Artilleriebeschuss in unserem bei Bremen liegenden Dorf einmarschiert. Da konnte ich sehen, welche Unmenge an „Material“ diesen Soldaten zur Verfügung stand, das alles aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten geliefert worden war. Diese Material stand dann bei uns in Mengen herum, Munitionskästen, Granathülsen mit Pulver gefüllt, Panzerfäuste der Wehrmacht, Feldtelefone, massenhaft Kabel usw. Wir Buben bedienten uns nach Belieben und veranstalteten kleine Feuerwerke, die bestehenden Gefahren wohl abwägend. Es passierte uns zum Glück nichts Schlimmes. Ich musste dann in der väterlichen Gärtnerei und kleinen angeschlossenen Landwirtschaft die Rolle des nun „befreiten“ polnischen jungen Mannes, der uns als Zwangsarbeiter zugeteilt worden war, übernehmen: Kühe melken, Holz machen für den Küchenherd, Heu einbringen und Korn ernten usw. Ich wollte auch Landwirt werden, denn es machte mir große Freude, zu sehen, was man mit seiner Hände Arbeit leisten konnte. In der Zeit lernte ich systematisch arbeiten, meine Zeit einteilen und den wirtschaftlichen Wert meiner Arbeit einschätzen. Ich hatte außer „freier Station“ keinen Lohn, vermisste denselben auch gar nicht. Seite von 94 4
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Als Ende 1945 die Schulen wieder aufmachten, beendete ich meine landwirtschaftliche Laufbahn und studierte nach dem Abitur Medizin Aber mein Interesse an der Politik und besonders der Wirtschaft bestand weiter sehr intensiv, zumal ich noch die Umstellung der Wirtschaft von der totalen Planwirtschaft auf die Marktwirtschaft nach der Währungsreform 1948 hautnah beim väterlichen Betrieb studieren konnte. Denn da hatte sich der Markt von einem Tag auf den anderen total ins Gegenteil verkehrt. Aus dem „Verkäufer-Markt“ war durch das neue Geld ein „Käufer-Markt“ geworden. Der Kunde wurde König und der vorher allmächtige Verkäufer wurde zum dienstwilligen Bittsteller bei den Kunden. Mein Vater, der vorher die planwirtschaftliche Verteilung seiner begehrten Produkte gerecht durchgeführt hatte, fand sich in einem ruinösen Wettkampf wieder, den er durch die hohen Pachtzahlungen nicht durchhalten konnte. Er gab den Betrieb auf und wurde erstmalig ein angestellter Gärtner.
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Neben meinem Medizinstudium las ich Schriften, die sich mit der sozialen Frage beschäftigten, wozu ja die Wirtschaft den wichtigsten Beitrag liefert. In der Waldorfschule, die ich nach dem Krieg bis zum Abitur besuchte, hatte ich einen Klassenlehrer, der ein Anhänger der Dreigliederungslehre von Rudolf Steiner war. Dessen Schrift „Kernpunkte der sozialen Frage“, die 1919 erschienen war, las ich immer wieder, verstand aber vieles nicht richtig. Nach meiner Niederlassung in Bad Boll lernte ich andere Ärzte kennen, die sich ebenfalls zusammen mit einem Freundeskreis mit der „sozialen Frage“ beschäftigten. Denen schloss ich mich an und lernte dabei viele grundlegende Dinge über die Wirtschaft und das Staatswesen kennen. Im Mittelpunkt stand die ordoliberale Schule des Freiburger Ökonomen Walter Eucken, aus der auch Ludwig Erhard stammte, dem Vater der berühmten Währungsreform von 1948 in der damaligen Trizone (so wurden die vereinigten Besatzungszonen der Westmächte genannt). Diese Persönlichkeiten hatten sich in der Nachfolge eines Teiles der „Aktionsgemeinschaft soziale Seite von 94 5
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Marktwirtschaft“ zum „Seminar für freiheitliche Ordnung“, Bad Boll e.V. zusammengeschlossen. Dieser Zusammenarbeit verdanke ich die Ideen, die in der vorliegenden Schrift verarbeitet sind.
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Einleitung
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Leider gibt es bis heute in unseren Schulen keinen Unterricht in einem Fach, das im wirklichen Leben eine große Rolle spielt, nämlich in der Wirtschaftslehre. Alles Mögliche wird den Jugendlichen beigebracht: Gesundheitslehre, Hauswirtschaftslehre, handwerkliches Können, Mathematik, Physik, Englisch usw. Aber die einfachsten Regeln für wirtschaftliches Handeln und den Umgang mit Geld werden den Erfahrungen des Alltags überlassen. Es gibt in der Bevölkerung kaum ein Wissen über die elementaren Vorgänge der Wirtschaft und des Geldwesens, obwohl sie im täglichen politischen Geschehen eine überragende Rolle spielen. Dabei sind die Vorgänge gar nicht so schwierig zu verstehen. Aber es wird uns immer erzählt, dass nur Fachleute die Dinge der Wirtschaft, insbesondere des Geld- und Finanzwesens, verstehen könnten. Das stimmt gar nicht, aber offensichtlich besteht ein mächtiges Interesse daran, die „normalen“ Menschen in dem Glauben zu lassen, dass alles nicht so einfach zu verstehen sei. Ich selbst habe meine Kenntnisse aus eigenem Interesse erworben, ohne akademisches Studium der Wirtschaftslehre. Mein Ziel war stets, die Dinge so zu verstehen, dass sie mir selbst vollständig einleuchteten und ich sie jederzeit einem interessierten Zeitgenossen erklären konnte.
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Bei der Wirtschaft handelt es sich nämlich um ganz einfache Sachen, die eigentlich jeder weiß. Niemand denkt aber richtig darüber nach, warum die Dinge so und nichts anders ablaufen und ob es damit immer seine Richtigkeit hat.
Die Arbeit 220
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Jeder weiß, dass der Mensch seinen Lebensunterhalt durch Arbeit schaffen muss. In einfachen Verhältnissen schaffen die Menschen arbeitend alles das selbst, was sie für den täglichen Bedarf benötigen. Auf einen grünen Zweig kommen sie dabei nicht, denn sie müssen praktisch ihre ganze verfügbare Zeit der Arbeit opfern. Das ändert sich erst in fortgeschrittenen Gesellschaften, die durch Arbeitsteilung eine Spezialisierung ermöglichen. Da werden dann in zunehmendem Maß in der Arbeit Dinge produziert, die der Arbeitende nicht für sich selbst herstellt, sondern für andere Menschen. Diese Anderen verfahren genau so und tauschen anschließend ihre Produkte aus. Das nennt man eine Tauschwirtschaft oder auch Barter-Wirtschaft. Ob es diese wirklich einmal gegeben hat, ist nicht erwiesen, da die Arbeitsteilung schon sehr früh in der Menschheitsentwicklung nachzuweisen ist und dafür eine entsprechende Wirtschaft vorhanden, die mit gegenseitigen Schuldverhältnissen arbeitete. Barterwirtschaften entwickelten sich immer dann, wenn die Geldwirtschaft nicht funktionierte, z.B. in Zeiten der Planwirtschaften, z. B. vor, während und nach dem letzten Krieg.
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Das Produkt und die Produktion • Arbeit ist ein Zusammenspiel von körperlicher Tätigkeit, Vernunft und Verstand. 245
• Ernsthafte Arbeit ist eine solche, die zweckmäßig ausgeführt wird, wobei der Arbeitende ein Ziel vor Augen hat, das es zu erreichen Seite von 94 7
gilt. • Das Ergebnis der Überlegungen des Arbeitenden und seiner Tätigkeit nennt man „Produkt“. 250
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• Die Tätigkeit des Hervorbringens solcher Produkte nennt man deshalb eine „Produktion.“ Dabei müssen die Produkte nicht immer sichtbare, körperliche Dinge sein, sondern zur menschlichen Produktion gehören auch Gedanken und daraus folgende Handlungen, z.B. die Tätigkeit eines Arztes oder Rechtsanwaltes. Produkte sind also Ergebnisse menschlicher Arbeit.
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Die Hilfsmittel der Produktion
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Werkzeuge und Maschinen produzieren nicht von sich aus und allein, sondern sie sind Hilfsmittel des produzierenden Menschen. Gleiches gilt für alle Naturkräfte und auch für Tiere, die in diesem Zusammenhang immer nur Hilfsmittel der menschlichen Arbeiter sind, aber selbst keine Arbeit verrichten.
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Wir verwenden in unseren Betrachtungen nicht den Begriff „Arbeit“ aus der Physik, die dort nur sehr eingeschränkt für eine bestimmte Form der Kraftentwicklung benutzt wird (Arbeit = Kraft x Weg).
Die Arbeitsteilung 275
Seit dem Altertum haben sich die Menschen die für das persönliche Wohl anfallenden und notwendigen Arbeiten geteilt, weil die Erfahrung zeigt, dass das Können der Menschen sehr unterschiedlich ist. Der Nutzen für alle ist am größten, wenn jeder das arbeitet und Seite von 94 8
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schafft, was er am besten kann. Hinzu kommt noch ein Effekt durch das gemeinsame Arbeiten, der von Proudhon formuliert wurde: Einer schafft in 10 Stunden nicht, was 10 in einer Stunde gemeinsam schaffen = Fähigkeiten bzw. Spezialisierung + kollektive Kraft.
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Der Kauf und der Verkauf und der allgemeine Gewinn aus der Arbeitsteilung
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Der eigene Bedarf an dem von einem jeden hergestellten Produkt ist sehr begrenzt. Deshalb bietet der vernünftige Mensch sein Können und seine von ihm hergestellten Produkte den anderen Mitgliedern der Menschengemeinschaft zum Kauf an. Er verkauft seine Produkte und kauft die Produkte anderer, weil sie er selber nicht herstellen kann oder herstellen will. Es ist auch so, dass jeder am Besten fährt, wenn er seine eigene Produktion vollständig nur für andere leistet und er selbst seine Bedürfnisse nur durch die Produktionen anderer befriedigt.
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Das gegenwärtig so häufige „Alles-selber-machen“, sei es sein Haus zu bauen oder einen eigenen Garten bestellen, bedeutet volkswirtschaftlich gesehen, den allgemeinen Gewinn aus der Arbeitsteilung zu vergeuden. Als Freizeitbeschäftigung das „do it yourself“ keine Arbeit in unserem Sinn. Solche Tätigkeiten haben den gleichen volkswirtschaftlichen Wert wie ein Marathonlauf. Sie dienen nur dazu, sich zu vergnügen.
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Rudolf Steiner hat aus diesen Verhältnissen ein Hauptgesetz formuliert: „Das Heil einer Gesamtheit von Menschen ist am Größten, wenn jeder von den Erträgen der Arbeit der anderen lebt und er selber die Erträge seiner Arbeit vollständig für die anderen leistet.“
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Der Ertrag meiner Arbeit ist das von mir hergestellte Produkt. Wir sehen also, dass die Arbeitsteilung von selbst zu sozialem Verhalten Seite von 94 9
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erzieht. Denn wenn ich etwas für die anderen Nützliches herstellen will, muss ich mich ganz auf deren Bedürfnisse einstellen. Was mir gefällt, muss anderen noch lange nicht gefallen. Ich werde als Produzent also ganz von mir absehen und sehr aufmerksam den anderen ihre Bedürfnisse ablauschen. Wenn ich dieses unterlasse, sind die anderen nicht bereit, meine Produkte zu kaufen, d.h. sich bei mir zu verschulden, welche Schuld sie mit ihrem teuer erworbenen Geld begleichen müssten.
Der Markt 325
In den Lehrbüchern der Wirtschaft wird gelehrt, dass sich
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die Menschen mit ihren Produkten schon früh zu bestimmten Zeiten an bestimmten Plätzen einfanden, auf denen ein „Austausch“ von Produkten stattfand. Dort habe jeder die größte Chance gehabt, das von ihm Benötigte zu finden. Umgekehrt habe er dort genügend Interessenten gefunden, die sein Produkt suchten.
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Wahrscheinlich entstanden die Märkte erst mit der Einführung des Geldes, weil man auf dem Markt alles Mögliche kaufen konnte. Beim Kauf ging man immer ein Schuldverhältnis ein, welches am Besten durch das allgemein akzeptierte Schuldentilgungsmittel Geld getilgt werden konnte. Dazu dienten meistens Orte, in denen Tempel standen, später auch Kirchen, um die herum historisch belegt auch immer Märkte abgehalten wurden, und wo sich wegen der Begleichung der Schulden auch immer die Geldwechsler befanden, ohne die man nicht das Geld hatte, um seine Schulden begleichen zu können. Solche Plätze hat man Marktplätze oder auch Märkte genannt.
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Diese Entwicklungsgeschichte wird zwar heute angezweifelt, da sie nicht wirklich belegt ist. Aber den Namen „Markt“ haben diese Plätze jedenfalls seit Langem bis heute behalten, nur ihr Ursprung ist nicht Seite von 94 10
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sicher. Da sich auf ihnen der Handel abwickelte, ist der Name sicher vom Gott Merkur abgeleitet, der bekanntermaßen der Gott der Händler oder Kaufleute ist, nebenbei auch der Ärzte und - schrecklich zu sagen - sogar der Diebe. Diese drei Berufe haben eines gemeinsam: Sie schaffen das, was sich zu viel an einem Ort angesammelt hat, dorthin, wo zu wenig ist. Dieser Vorgang spielt sich auch in der Natur überall dort ab, wo wir es mit Flüssigkeiten zu tun haben, welche die Tendenz haben, von der Höhe zur Tiefe zu fließen, um erst dann zur Ruhe zu kommen, wenn sich alles auf gleicher Höhe befindet. Bei den Kaufleuten fließt es von den Stätten der Produktion, wo es sich anhäuft zu den Stätten des Verkaufs, wo es durch den Verkauf immer weniger wird. Bi den Dieben ist es ganz ähnlich und wird von jedem Verstanden, der einmal von einem Dieb heimgesucht worden ist. Wo vorher Reichtum herrschte, ist nun Mangel. Und die Ärzte schaffen im Grunde auch nicht anders: Wer ins Krankenhaus kommt, bekommt sofort auch ungefragt eine Infusion, weil man bei der Krankheit immer einen Mangel annimmt, zum mindesten an Gesundheit. Deshalb fragt der Arzt auch ganz Routine mäßig: „ Was fehlt Ihnen denn?“ Deshalb ist auch das Metall Quecksilber, lateinisch Mercurius genannt, flüssig, und wenn einer schlechte Geschäfte gemacht hat, ist er dann auch nicht mehr flüssig, d.h. „insolvent“, und muss das dem Amtsrichter sagen, weil er sonst behandelt wird wie ein Dieb. In der ganzen Wirtschaft spricht man auch immer in Ausdrücken der Wissenschaft von den Flüssigkeiten: Warenströme, Geldströme, Liquidität (= man ist jederzeit zahlungsfähig), illiquide (= insolvent = zahlungsunfähig), Umlaufgeschwindigkeit (des Geldes) usw. Heute wird vom „Markt“ ganz allgemein gesprochen. Es gibt unterschiedliche Märkte: Warenmärkte, Finanzmärkte, Arbeitsmarkt, Flohmarkt, Grundstücksmarkt usw., die nur noch gelegentlich an bestimmten Plätzen stattfinden.
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Die Produkte, die Waren und die Güter
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Wenn Produkte am Markt zum Kauf angeboten werden, bezeichnet man sie als „Ware“. Nur was am Markt zum Kauf angeboten wird, bezeichnet man als Ware. Nach dem Verkauf wird aus der Ware ein „Gut“, das benutzt und dabei verbraucht wird.
Der Arbeitsmarkt, die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer, die Arbeitsplätze und der Lohn. Den so genannten „Arbeitsmarkt“ gibt es in Wirklichkeit nicht. Das Wort »Arbeitsmarkt« bezeichnet die allgemeinen Verhältnisse, denen die Arbeitenden unterworfen sind, wenn sie von einem so genannten »Arbeitgeber« angestellt werden, um in dessen Firma zu arbeiten. Dort befinden sich die „Arbeitsplätze“ für diese als „Arbeitnehmer“ bezeichneten nicht Selbstständigen. Die Charakterisierung als »Markt« ist insofern berechtigt, als dort die menschliche Arbeit wie eine Ware angesehen wird. Das ist noch ein Rest des Denkens aus dem Altertum, als man den ganzen Menschen als eine Ware auf dem „Sklavenmarkt“ handelte. Heute muss der Mensch auf dem Arbeitsmarkt seine Arbeitskraft anbieten. Da diese nicht ohne ihn wirksam werden kann, „vermietet“ oder „verkauft“ sich der Arbeitnehmer für eine bestimmte Zeit ganz und gar und arbeitet unter gewissen Bedingungen in dieser Zeit. Für diese Tätigkeit bekommt er pro Zeiteinheit ein vereinbartes „festes Angestellten-Gehalt“ oder einen Betrag pro gefertigtes Stück (Stücklohn) oder pro gearbeitete Stunde (Stundenlohn) in Form von Geld. Eine modernere Anschauung der Wirtschaft würde diesen Arbeitsmarkt als mit der menschlichen Würde nicht vereinbar ansehen. Sie würde das Verhältnis der arbeitenden Menschen als Vertragsverhältnis zwischen Arbeitenden betrachten, wobei der eine Vertragspartner mehr leitende Funktionen hat und der andere Vertragspartner mehr die der eigentlichen Herstellung von Sachen Seite von 94 12
betreibt. Das gemeinsam hergestellte Produkt wird auf dem Markt verkauft. Das so eingenommene Geld teilen sich die an der Produktion Beteiligten in einem vorher vertraglich ausgemachten Verhältnis, dessen Ergebnis in dem Lohn besteht. 420
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Aber das sind wissenschaftliche Erkenntnisse, die erst in der Zukunft zu erwarten sind. Wir müssen uns vorerst bequemen, den Arbeitsmarkt heutigen Stils zur Kenntnis zu nehmen. Das darf uns aber nicht daran hindern, die allgemeine Verletzung der Menschenwürde in diesen Verhältnissen immer im Bewusstsein zu haben. Wir müssen uns bemühen, sie zum Verschwinden zu bringen. Denn gerade die Verletzung der menschlichen Würde des nicht selbstständigen Arbeiters durch die Notwendigkeit, seine Arbeitskraft auf einem Markt verkaufen zu müssen, ist der Ursprung der sozialistischen Bestrebungen, die in Karl Marx ihren Verkünder gefunden haben.
Das Geld als Schuldentilgungsmittel 435
Um den Kauf, der auf dem Markt stattfindet, zu erleichtern, benutzten die Menschen schon sehr früh Geld (was immer auch sie als Geld benutzten: Muscheln, Nutztiere, Edelmetalle, Eisen, Zigaretten etc.), d.h. das allgemeine Mittel, um eingegangene Schulden zu tilgen. 440
Was ist Geld? Es ist ein Mittel, um Schulden zu tilgen. Es ist ein Mittel zum Zweck. Der Zweck ist die Schuldentilgung, und das Mittel, um diesen Zweck möglichst einfach zu erreichen, ist das Geld. 445
Das Geld als Werkzeug Das Geld ist ein „Werkzeug“, das gebraucht wird, wie der Seite von 94 13
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Handwerker das seine gebraucht. Ich erkläre das nun an einem Beispiel: Der Zimmermann braucht einen Hammer und einen Zollstock, um tätig zu werden. Er wird niemals sagen, dass der Hammer und der Zollstock der Zweck seiner Tätigkeit seien, sondern er benötigt den Hammer, um die Nägel an der richtigen Stelle einzuschlagen und den Zollstock, um die richtige Stelle zu finden. All dieses macht er nach einem vorher ausgedachten Plan, um seinen Zweck zu erreichen, nämlich einen Dachstuhl zu bauen. Dabei wird er immer den gleichen Hammer benutzen, um die zahllosen Nägel im Laufe seiner Arbeitszeit einzuschlagen. Er nimmt auch immer den gleichen Zollstock, um die unterschiedlichen Maße aus dem Plan auf die Balken zu übertragen.
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Das Geld zum Kauf der Waren ist wie der Hammer und der Zollstock: immer dasselbe Werkzeug, das weder seine Form, noch seinen Wert oder sein Maß ändert. Geht das Werkzeug durch die Benutzung kaputt, so wird es durch ein gleichwertiges Werkzeug ersetzt.
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Der Kaufgegenstand 470
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Der Gegenstand, der gekauft wird, ist aber immer ein anderer, so wie der Nagel, den der Hammer einschlägt, immer ein anderer Nagel ist. Mit dem Hammer kann ich immer wieder einen neuen Nagel einschlagen. Aber ich kann den einmal eingeschlagenen Nagel nicht noch einmal einschlagen. Sein Zustand »eingeschlagen« ist endgültig: der Nagel ist verbraucht worden. Das Kaufmittel
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Nach sehr einfachen Vorgängern, wie Muscheln, Getreide, Vieh etc. hat sich „das Geld“ als das beste Kaufmittel herausgestellt. Es wurde nur in Zeiten einer schlechten Geldverfassung gelegentlich verlassen, wie z.B. in Deutschland nach dem letzten Krieg, als das Geld nicht Seite von 94 14
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mehr viel wert war. Damals nahm man an Stelle des schlechten Geldes unter anderem Zigaretten als Kaufmittel. Die Zigaretten konnten zwar von Rauchern verbraucht werden, aber hauptsächlich wurden sie als Kaufmittel benutzt und eben nicht ihrem eigentlichen Zweck, geraucht zu werden, zugeführt. Das früher viel genutzte Gold und Silber zur Herstellung von Geld wurde außerdem auch zu vielen Dingen des Lebens verarbeitet. Geld muss bestimmte Eigenschaften haben: • Es muss leicht zu teilen sein, und zwar in gleiche Teile oder Einheiten.
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• Es muss haltbar sein. • Es muss von allen Teilnehmern der Gesamtheit als Kaufmittel anerkannt sein. • Es darf nicht beliebig vermehrbar sein. • Es muss fälschungssicher sein.
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Das Geld
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Über den Ursprung des Geldes gibt es unterschiedliche Meinungen. Ehe Münzen als Geld geprägt wurden, gab es schon lange Handel unter den Menschen und unter den Völkern, auch über weite Strecken hinweg. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass man schon früh eine Art von Warenwechsel benutzte, um Schulden zu bezahlen. Als man das Geld als allgemeines Schuldentilgungsmittel erfand, wurde es oft von der Obrigkeit ausgegeben, damit es auch überall angenommen wurde. Daneben hat es aber bestimmt auch andere Formen von Geld gegeben, um die mehr lokalen Kaufvorgänge zu ermöglichen.
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In alten Zeiten nahm man für die Herstellung von Geld edle Metalle, die relativ selten waren, die sich kaum abnutzten, nicht rosteten, leicht zu teilen waren und nicht viel Platz wegnahmen. Sie bekamen einen bestimmten Wert durch das festgesetzte Gewicht oder durch Prägungen bestimmter Zeichen und Zahlen.
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Die Geschichte des Geldes ist sehr interessant und ihr Beginn liegt weit zurück. Das Geld als Kaufmittel funktionierte aus vielen Gründen oft mehr schlecht als recht, und immer wieder hat man Verbesserungen für das Geld erfunden. 525
Das Papiergeld
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Schon früh hat man gesehen, dass man für das Geld nicht unbedingt einen Gegenstand benutzen muss, der als solcher einen Wert hat. So erfanden die Chinesen schon in alten Zeiten das Papiergeld, dessen Erfindung bei uns erst in der Neuzeit stattfand. Papier ist relativ billig herzustellen. Man kann darauf jedes beliebige Bild und jede gewünschte Zahl drucken und den Geldwert in kleine Teile einteilen. Heute verwendet man aus praktischen Gründen auch noch Metallmünzen aus minderwertigem Metall, um damit kleine Beträge leicht abzählen zu können.
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Das heutige Geld
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Heute wird das Geld allgemein von einer gesetzlich beauftragten Stelle herausgegeben, die unabhängig vom Staat arbeitet. Jeder kennt unser heutiges Geld, wie wir es jeden Tag ganz selbstverständlich verwenden. Jeder weiß im täglichen Verkehr damit umzugehen, denn es ist „kinderleicht“ zu benutzen. Wir können schon kleine Kinder ab Seite von 94 16
einem bestimmten Alter zum Einkaufen schicken und stellen ihnen ein Taschengeld zum selbstständigen Gebrauch zur Verfügung. 550
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Jedes Kind weiß, dass man mit Geld alle Waren kaufen kann, die von den verschiedenen Leuten angeboten werden. Man muss nur immer genug Geld zur Verfügung haben, dann kann man im Prinzip alles erwerben. Geld ist einfach eine geniale Erfindung, die nicht mehr wegzudenken ist.
Die Geldmenge 560
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Es zeigt sich immer wieder, dass man stets nur eine begrenzte Menge des „Wundermittels“ zur Verfügung hat. Denn was würde passieren, wenn die Obrigkeit jedem so viel Geld zur Verfügung stellen würde, wie sich jeder wünscht? Das kann man sich leicht ausmalen: Keiner würde sich mehr Mühe geben, beim Kauf seines Produktes am Markt das erforderliche Geld vorher zu verdienen, sondern jeder würde nur noch herumgehen und die Läden leer kaufen, die bald ausgeräumt wären. Vorher würden die Preise wegen der zunehmenden Knappheit der Waren kräftig in die Höhe gehen. Im Jahr 2011 passierte genau dies in Weißrussland: Das dort gültige Geld wurde sehr plötzlich und gänzlich unerwartet um die Hälfte abgewertet. Sofort begannen die Leute, sich auf alles am Markt Angebotene zu stürzen. Sie kauften alle Läden im Handumdrehen leer. Der tägliche Handel brach zusammen. Die Leute hoben ihre Guthaben bei den Banken ab und sehr schnell trat große, weit verbreitete Not ein. Die Menschen hatten das Vertrauen in ihr Geld verloren.
Die Geldausgabe
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Das Geld wird heute entweder vom Staat oder von einer vom Staat dafür ermächtigten Stelle ausgegeben. Bei uns ist es die vom Staat unabhängige Europäische Zentralbank (EZB), die unter sich noch die nationalen Notenbanken der dem Euro angeschlossenen Länder als ausführende Organe besitzt. In den USA ist es die private Federal Reserve Bank (FED), die den Dollar nach gesetzlichen Vorgaben herstellt und in Umlauf bringt. In der Schweiz ist es die private Nationalbank, die den Franken herausgibt.
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Wie kommt das Geld in Umlauf?
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Als nach dem Krieg die „Währungsreform“ stattfand und die Deutsche Mark (D-Mark) eingeführt wurde, bekam jeder Bürger 40 Mark und jeder Betrieb für jeden Beschäftigten 40 Mark. Das war am 20. Juni 1948. Am Monatsende mussten die Betriebe die vereinbarten Löhne bezahlen, die Mieter die Mieten, die Pächter die Pachten usw.! Wie sollte das gut gehen mit dem wenigen Geld? Es ging sehr gut, wie die Organisatoren der Währungsreform vorausgesagt hatten. Denn das ausgegebene Geld wurde sofort für die plötzlich reichlich vorhandenen Waren ausgegeben, weil der Nachholbedarf ungeheuer war. Das wenige Geld lief in großer Geschwindigkeit um und bewältigte so unvorstellbare Umsätze.
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In der Folgezeit wurde die umlaufende Geldmenge laufend entsprechend dem Wirtschaftswachstum erhöht. Wie dieses technisch genau passiert, muss hier nicht ausführlich geschildert werden. Ein ideales Verfahren gibt es auf diesem Gebiet bis heute nicht, da die Geldmenge nicht ständig in der gleichen Geschwindigkeit umläuft. Jeder Geldbesitzer kann nämlich die in seinem Besitz befindliche Geldmenge ohne Verlust beliebig lange halten. Aus dem Grund verlangsamt sich dann die Umlaufgeschwindigkeit. Wenn die Leute ihr Geld nicht so lange halten, erhöht sie sich wieder. Aus diesem Grund ist die im folgenden Grundlagenteil besprochene Methode der aus dem Wirtschaftsprozess entstehenden (endogenen) Geldschöpfung Seite von 94 18
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verbunden mit der Zinssteuerung besser, als die von außen bewirkte Geldschöpfung über die reine Menge und die damit verbundene Mengensteuerung durch Vermehrung der ausgegebenen ZentralbankGeldmenge. Die Zinssteuerung wird ja auch schon von den Notenbanken praktiziert, es fehlt nur die Weiterentwicklung über den negativen Zins, der auch schon diskutiert wird. Dadurch soll verhindert werden, dass die Banken das nicht als Darlehen weitergegebene Geld bei der Zentralbank „parken“.
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Das von der Notenbank in Umlauf gegebene Geld wird nämlich nicht an die normalen Bürger ausgegeben, sondern nur an die Geschäftsbanken. An diese wird es gegen einen Zins, den Basiszinssatz (früher Diskont) und als Darlehen gegen Hinterlegung von Pfändern (Wertpapiere) herausgegeben. Damit refinanzieren die Banken ihre Ausgaben, die sie nicht über Kundeneinlagen finanzieren können. Sie geben diese Darlehen der Notenbank so schnell wie möglich zurück, um die Zinsen zu vermeiden. Alles Geld der Notenbank wird so als Darlehen den Banken zur Verfügung gestellt. Die Zentralbank kann durch ihre Zinspolitik die Geldmenge bis zu einem gewissen Grad steuern. Wenn die Geschäftsbanken aber keine Kredite bei der Zentralbank aufnehmen, kann diese nur noch über den Ankauf von Wertpapieren (z.B. Staatsobligationen) die Geldmenge vermehren, um das zu langsam umlaufende Geld zu ersetzen (quantitative Geldpolitik). Da die jeweiligen Besitzer des Bargeldes dasselbe nicht immer sofort weitergeben, nachdem sie es verdient haben, können die vielen Geldbesitzer durch ihr Verhalten die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ständig und unberechenbar beeinflussen. Wenn die Notenbank eine Haltegebühr auf das herausgegebene Bargeld erheben würde, könnte sie eine Verstetigung der Umlaufgeschwindigkeit erreichen, wodurch die Geldmenge stabil gehalten und nur so weit vergrößert oder verkleinert werden müsste, wie für die Geldwertstabilität nötig wäre. Eine solche Haltegebühr Seite von 94 19
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gibt es noch nicht. Die Überwindung der Null-Zinsgrenze wird derzeit durchaus als vorübergehende Maßnahme diskutiert, aber noch nicht als Dauereinrichtung, um die Verlangsamung der Umlaufgeschwindigkeit gänzlich zu vermeiden, um diese immer gleich zu halten (sie zu verstetigen), was zu einer Dauerkonjunktur der Wirtschaft und Beendigung der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit führen würde.
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Die Zentralbank
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In Deutschland war nach dem Ersten Weltkrieg die Deutsche Reichsbank eine private Aktiengesellschaft, die vom Staat das Banknotenmonopol verliehen bekommen hatte und die Reichsmark einführte. Daran sieht man, dass es nicht unbedingt der Staat ist, der das Geld herausgibt, wie es ja bei uns heute auch der Fall ist: Die Europäische Zentralbank (EZB) ist eine nicht staatliche Einrichtung, die ihre Tätigkeit nahezu völlig unabhängig von den Staaten der Europäischen Union ausübt. Sie ist allerdings an Gesetze gebunden, die in Verträgen der EU- Staaten vereinbart wurden.
Wie funktioniert das Geld als Kaufmittel?
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Das Geld, das man beim Kauf von Waren ausgibt, wird vom Empfänger des Geldes verwendet: Der kauft sich wiederum Waren am Markt, die er für seinen Bedarf benötigt. Er kann aber nur das Geld ausgeben, das er zuvor für seine Waren erhielt, also durch den Verkauf „verdient“ oder „eingenommen“ hat..
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Vor der Einführung des Geldes bekam man gegen Herausgabe seiner Ware die von seinem Handelspartner angebotene Ware direkt Seite von 94 20
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ausgehändigt. (Tauschhandel) Damit war der Handel beendet: Ware gegen Ware, Wert gegen Wert, der Handel war perfekt. (Ob es überhaupt einen derartigen Tauschhandel in größerem Stil gab, ist nicht belegt und eigentlich auch kaum zu erwarten.)
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Beim normalen Handel schiebt sich das Geld dazwischen, das einem vielfältige Umstände erspart, um an den begehrten Gegenstand zu kommen: Jemand verkauft eine Ware und nimmt dafür das Geld des Käufers. Nun kann er bei anderen Anbietern das kaufen, was er selber benötigt. Das muss er aber nicht sofort machen, sondern er wird sich u.U. Zeit lassen, bis er das von ihm gewünschte Produkt findet. Der Handel wird also durch das Geld in zwei Akte aufgeteilt, die nacheinander stattfinden: „Verkauf“ und „(An)Kauf “.
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Der Umsatz Dieses beim Verkauf verdiente Geld wandert bei jedem Kauf (und Verkauf) von einer Hand zur anderen und kann so schon an einem Tag mehrfach den Besitzer wechseln, wenn der Handel gut läuft. Jedes Mal findet ein „Umsatz“ von Waren statt. So bezeichnet man den Vorgang, der durch die Vermittlung des Geldes stattfindet. Genauso, wie es im Sprichwort heißt: „Taler, Taler, du musst wandern, von der einen Hand zur andern.“ Es gibt es bei der Geldwirtschaft gar keinen Tausch, sondern nur „Kauf“ und „Verkauf“.
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Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
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Jedes Geldstück, jeder Geldschein „erlebt“ im Laufe seines Daseins viele solcher Kaufvorgänge und vermittelt die damit verbundenen Umsätze, die zusammen ein unendliches Vielfaches seines eigenen Wertes ausmachen. Wir können sehen, dass man nur relativ wenig „Geld,“ d.h. reale Geldstücke oder Geldscheine benötigt, um große Seite von 94 21
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„Umsätze“ möglich zu machen. Je häufiger im Laufe der Zeit das Geld den Besitzer wechselt und auf diese Weise Kaufvorgänge begleitet, umso mehr Umsätze finden statt. Man bezeichnet die Schnelligkeit der „Geldwanderung“ auch als Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.
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Das Geld und die Währung
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Die Wanderung des Geldes erinnert uns wieder an den Hammer des Zimmermanns: Dieser eine Hammer kann Tausende von Nägeln einschlagen und ist doch immer derselbe Hammer. Niemand käme auf den Gedanken, darin etwas Unverständliches zu sehen. Beim Geld machen wir uns meistens nicht klar, dass dieses Kauf-Mittel nicht verbraucht wird, so wenig, wie der Hammer durch das Einschlagen der Nägel „verbraucht“ wird. Er hat eine lange Lebensdauer, wie auch der Geldschein, der sich zwar durch den häufigen Wechsel von Hand zu Hand rascher abnutzt, als der Hammer, seinen Zweck jedoch stets unverändert erfüllt. Dazu muss gewährleistet sein, dass der Geldschein seinen ihm aufgedruckten Wert „während“ seiner „Lebenszeit“ unverändert beibehält, weshalb man auch von „Währung“ spricht, dass eben der Wert lange Zeit „währet“ und »bewahrt«, also erhalten bleibt. Der Hammer muss ja auch seine Eigenschaften behalten, während er zum Einschlagen der Nägel benutzt wird. Hinzu kommt, dass der Hammer um so viele Male häufiger einen Nagel einschlägt, wie der Zimmermann schneller damit arbeitet. Die „Arbeits-/Umlaufgeschwindigkeit“ seines Hammers kann also unterschiedlich sein. Dadurch wird klar, dass die Geldmenge kleiner gehalten werden kann, wenn die Umlaufgeschwindigkeit höher ist, und umgekehrt größer, wenn sie sich verlangsamt. Das alles gilt unter der Voraussetzung, dass der Geldwert sich nicht ändert und ich heute genau so viel für mein Geld kaufen kann wie in 5 Jahren. Ersetzen wir den Zimmermann aus unserem Beispiel durch jeden Seite von 94 22
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Menschen, der Geld einnimmt und ausgibt, d.h. immer vorübergehend den Hammer ( = Geld) eine Weile „besitzt“, ehe er ihn weitergibt, und die Nägel durch die Waren, die durch die Hände der Menschen gehen, so haben wir das Bild des realen Marktes vor uns, auf dem ständig Waren gegen Geld und Geld gegen Waren gewechselt werden. Es findet Kauf und Verkauf statt, indem das Kaufmittel, das Geld, das dem Hammer entspricht, immer von Hand zu Hand wandert, aber in jeder Hand sozusagen dem aktuellen Zimmermann dazu dient, seinen aktuellen Nagel einzuschlagen. Wir Marktteilnehmer sind alle zusammen der Zimmermann und die vielen Geldscheine sind zusammen der Hammer, das Mittel zum Zweck. Die Nägel sind die jeweiligen Waren oder Dienstleistungen, die nach dem „Einschlagen“ verbraucht sind, auch wenn sie immer noch einen Wert für den Erwerber oder auch Verbraucher haben. Sie haben nämlich nur den wirklichen, sachlichen Wert, den sie für den Verbraucher haben, für die er sein Geld hergegeben hat. Dieser Wert ist immer ein ganz individueller: Jeder kauft nur das, was für ihn einen ganz bestimmten Wert hat, z.B. ein Buch. Der Mathematiker wird sich ein gelehrtes Buch über Mathematik kaufen und der Teenager einen Liebesroman. Auch wenn sie beide gleich viel kosten würden, haben sie nur für den bestimmten Käufer überhaupt einen Wert. Dieser Wert lässt sich nicht in Geld ausdrücken, sondern hier ist es schon ein ideeller Wert. Der Geldwert spielt nur vor dem Kaufvorgang eine Rolle.
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Der Preis und der Wert
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In den Geschäften oder auf dem Markt sind die dort angebotenen Waren mit einem Preis ausgezeichnet. Der Verkäufer gibt damit kund, wie viel er für seine Ware haben will. Der Käufer überlegt nun, ob ihm die angebotene Ware so viel Geld wert ist, wie der Verkäufer verlangt. Meistens wird er dafür einige persönliche Überlegungen Seite von 94 23
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anstellen: Er „wägt ab“, denn viele persönliche Umstände beeinflussen seine spätere Entscheidung: Wie viel Geld besitzt er überhaupt, um es auszugeben? Was muss er sonst noch (unbedingt) kaufen?
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Gibt es für ihn einen Gegenstand, der den gleichen Zweck erfüllt und billiger ist? Muss ich den teuren Kamelhaarmantel kaufen, wenn es doch auch ein mit Kunststofffutter versehener Popelinemantel aus dem Supermarkt tut? Ein kleines Fiat-Auto bringt mich genau so zu meinem Ziel wie ein teurer Mercedes. Der Preis wird oft verhandelt und ist nur ausnahmsweise fixiert. Preise für die gleichen Sachen ändern sich ständig.
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Man merkt es auch daran, dass man ein Gut, was man gerade gekauft hat, nur sehr schlecht und weit unter dem gezahlten Preis verkaufen kann, den man selbst dafür bezahlt hat. Weil eben nicht jeder dasselbe Buch gleich hoch schätzt, weil es für jeden einen ganz individuellen Wert hat. Der Wert
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Als Produzent einer zukünftigen Ware muss ich vorher kalkulieren, was ich einsetzen will, um beim Verkauf so viel zu verdienen, dass ich auf meine Kosten komme. Diese Kosten setzen sich zusammen aus den notwendigen Materialien, den erforderlichen Produktionsmitteln (Maschinen, Gebäude, Werkzeuge, Mitarbeiterlöhne, Mieten etc.) und meinem eigenen Verdienst für die von mir geleistete Arbeit. Durch alle diese Faktoren entsteht für mich ein „Wert“ des Produktes. Aus diesen Überlegungen haben bestimmte Wissenschaftler die „Arbeitswertlehre“ abgeleitet. Der Produzent habe deshalb ein „Recht“ auf ein Entgelt in Höhe des Arbeitswertes, der ihm auch noch garantiert werden müsse.
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Aber diese Lehre ist eigentlich eine überflüssige Angelegenheit. Denn Seite von 94 24
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sie hat nur eine Bedeutung für die Kalkulation des Produzenten. Er mag ja noch so rational und preiswert produzieren, aber er muss immer den zukünftigen Kunden an erster Stelle sehen, bevor er nur einen Handschlag ausführt. Denn wenn der zukünftige Kunde das Produkt gar nicht benötigt oder weil er nicht so viel Geld dafür ausgeben will, es deshalb auch nicht kaufen wird, ist es am Vernünftigsten, die Finger davon zu lassen. Der Wert eines Produktes spielt nur für den Käufer eine Rolle. Der bestimmt letztlich auch den Preis. Es wird nur der Preis bezahlt, den der Kunde für gerechtfertigt hält, denn er soll ja durch das Produkt einen Gewinn machen, einen Vorteil haben, denn zu dem Zweck hat der Produzent ja vorher geforscht, ob einer das von ihm ausgedachte Produkt auch wirklich haben will und was er dafür ausgeben will, weil es ihm das wert ist.
Das Eigentum und der Besitz von Geld 840
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Früher war es klar, dass der Geldschein dem jeweiligen Besitzer nur vorübergehend zur Verfügung stand, denn er war und blieb Eigentum der ausgebenden Notenbank, was auch aufgedruckt war. Man durfte deshalb einen solchen Geldschein nicht vernichten, weil er kein Eigentum des Besitzers war. Besitzer war der jeweilige Inhaber des Geldscheines, aber er wurde niemals Eigentümer. Dass das heute von der Rechtsprechung anders gesehen wird, ist mir bekannt. Heute glaubt man, dass der Geldschein ein Eigentum des Besitzers sei, mit dem er tun und lassen kann, was er will. Das ist ein bedauerlicher Mangel, wie wir noch sehen werden.
Der Hammer und der Zimmermann
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Was würde passieren, wenn dem Zimmermann der Hammer in den Fluss fallen würde, über den er gerade eine Brücke baut, und weit und breit wäre kein Ersatzhammer zu finden? Das Mittel zum Einschlagen der vielen Nägel würde fehlen und die Brücke könnte nicht weiter gebaut werden. Der Bau würde eingestellt, bis ein neuer Hammer geliefert wird. Es könnte aber auch sein, dass der Zimmermann glaubt, zu wenig Lohn zu erhalten. Dann arbeitet er mit seinem Hammer nicht mehr, sondern „streikt“. Niemand kann ihn ersetzen, weil nur er einen Hammer besitzt. Also hat der Zimmermann durch den Hammerbesitz eine einzigartige Stellung, die man auch als Monopol bezeichnen kann. Er hat als Einziger das „Mittel“ zum Zweck des Einschlagens der Nägel, ohne das die Brücke nicht weitergebaut werden kann. Nach einer Weile bequemt sich der Bauherr der Brücke, dem Druck des Zimmermanns nachzugeben, der nun pro eingeschlagenen Nagel einen Cent zusätzlich bekommt. Nun hämmert er wieder munter drauflos. Diese „Erhöhung des Lohnes“ pro Nagel ist eine Art Erpressung, die den bestehenden Vertrag bricht, nämlich den Hammer unausgesetzt zum Einschlagen der Nägel zu benutzen. Der Zimmermann ist in unserer Parabel nicht ein Arbeiter im üblichen Sinn, der Lohn für seine Arbeit bekommt, sondern er ist wie ein Teil eines funktionierenden Räderwerks. Der Ausfall eines Rades ruft den Stillstand des ganzen Werkes hervor. Übersetzt heißt das, dass der Hammer ununterbrochen genutzt werden muss, was aber natürlich kein Mensch alleine leisten kann. Der Vergleich mit dem Zimmermann und seinem Hammer stimmt insofern, als es jedes Mal ein Mensch ist, der das Geld, und somit den Hammer, in die Hand bekommt und so die Rolle des Zimmermanns vorübergehend einnimmt. Das geht so lange, bis er sein Geld ausgegeben bzw. den Hammer dem nächsten Teilnehmer am Spiel der Wirtschaft übergeben hat. Wenn er ein Spielverderber ist, behält er Seite von 94 26
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den Hammer unnötig lange und verhindert so mindestens für eine Weile, dass die anderen auch ihre Nägel einschlagen können.
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Von den Gewerkschaften stammt der Arbeiterspruch: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Das passiert, wenn die Arbeiter die Arbeit bei einem Streik niederlegen.
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Was passiert aber, wenn die jeweiligen Geldbesitzer ihr Geld nicht weitergeben? Dann werden die Produkte, die der Arbeiter herstellt, nicht mehr verkauft und der Arbeiter verliert seinen Arbeitsplatz. Im Stillen heißt es deshalb für die Geldbesitzer (Kapitalisten): „Alle Arbeit wird unmöglich, wenn das Geld wird unbeweglich.“
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Damit niemand den Hammer unnötig lange bei sich behält und er dadurch nicht zum Einschlagen von weiteren Nägeln benutzt werden kann, muss dem Hammer eine Eigenschaft anhaften, die für den aktuellen Besitzer des Hammers eine Belastung (Kosten) bedeutet. Er wird den Hammer nach dem Einschlagen seines Nagels, also nach dem erfolgten Verkauf seines Produktes, schleunigst dem Nächsten übergeben, damit der auch einen Nagel einschlagen kann, nämlich sein Produkt verkaufen.
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Das Mittel und die Macht
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Wir sehen weiter, dass der Besitzer eines Mittels, das einem einzigen Zweck dient, eine Machtstellung innehat: Er kann verhindern, dass der Zweck erreicht wird, indem das Mittel einfach nicht angewendet wird.
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Beim Geld haben wir ebenfalls ein Mittel, das einem einzigen Zweck dienen soll, nämlich die unendlich vielen Kaufvorgänge am Markt leicht abzuwickeln. Wir haben gesehen, dass jedes Geldstück sehr viele Kaufvorgänge ermöglicht, wenn es immer wieder zügig zu diesem Zweck verwendet wird.
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Wird nun ein solches Geldstück nicht sofort weiter gegeben, sondern z.B. im Sparstrumpf aufbewahrt, dann werden alle Kaufvorgänge, die sonst mit diesem Geldstück vorgenommen worden wären, nicht ausgeführt. Das bedeutet, dass alle diejenigen am Markt, deren Waren mit diesem Geldstück gekauft worden wären, nun auf ihren Waren sitzen bleiben würden. Die Waren haben ihnen Kosten durch die Herstellung verursacht und verursachen jetzt weitere Kosten durch die Lagerung. Alle Warenbesitzer würden natürlich versuchen, durch Senken der Preise ihre Waren doch noch los zu werden. Aber das würde bedeuten, dass sie nun auch weniger „verdient“ hätten und dann auch wieder weniger am Markt ausgeben könnten. Wir sehen also, dass der Besitzer von Geld durch dasselbe Macht besitzt.
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Die Wertaufbewahrung durch das Geld.
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Hinzu kommt noch eine zweite Eigenschaft des Kaufmittels Geld: Es bewahrt für den jeweiligen Besitzer den „Wert“ auf, den er durch den Verkauf seines Gutes auf dem Markt erworben hat. Wenn er jetzt keinen Bedarf hat, wird er das Geld nicht ausgeben, bis er wieder einen eigenen Bedarf befriedigen will. Er „hält“ also das Geld (fest), er behält es bei sich. Er wird zum „Geldhalter“.
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Die Wertaufbewahrungs-Eigenschaft des Geldes ist eine sehr wichtige Funktion. Sie kann leicht dazu führen, dass das Geld zu lange (fest-) gehalten wird, und so weitere Tauschvorgänge mit diesem Geld am Markt für die Zeit des „Haltens“ unmöglich werden. 955
Man kann das mit der Funktion eines Güterwaggons der Eisenbahn vergleichen: Der Waggon ist in erster Linie dafür gedacht, Güter zu Seite von 94 28
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transportieren. Während des Transportes ist der Waggon ein Lagerort für die Güter. Am Ziel angelangt, soll er so schnell wie möglich entladen werden, damit dann wieder andere Güter transportiert werden können. Wird der Waggon nicht zügig entladen, werden für die Zeitverzögerung Gebühren fällig. Wie beim Parkplatz wird das Anhalten und Festhalten des Waggons kostenpflichtig wie der Aufenthalt des Autos auf dem Parkplatz. Solche Kosten entstehen für die Nutzung von Eigenschaften, die dem Nutzer einen Nutzen bringen, der andere Interessenten für diese Zeit von dem Nutzen ausschließt. Der notwendige Nutzen der Wertaufbewahrung durch das Geld verursacht ein großes Problem für das Geld als Kaufmittel. Als Kaufmittel soll es so häufig wie nur möglich einen Kauf vermitteln. Das wird nur geschehen, wenn man den jeweiligen Besitzer des Kaufgeldes veranlasst, das Geld weiterzugeben, entweder selbst etwas zu kaufen oder das Geld an jemanden als Kredit weiterzugeben, was man als Sparen bezeichnet. Dadurch erwirbt der Kreditgeber ein Vermögen oder Anrecht auf Rückgabe zu einem vereinbarten Termin.
Die Wertaufbewahrung und das Kaufmittel 980
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Nicht jedes Gut wird sofort nach der Produktion verkauft und verbraucht, sondern viele Güter werden vor oder nach dem Verkauf „gelagert“. Lagerung verursacht in jedem Fall Kosten. Deshalb wird der Kauf meistens so geplant, dass man möglichst erst dann kauft, wenn die Ware wirklich gebraucht wird. Um sich Lagerkosten zu ersparen, zögert man den eigenen Kauf so lange wie möglich hinaus. Der Gewinn durch eingesparte Lagerkosten fällt heute dem Geldbesitzer gratis in den Schoß. Um das schädliche Horten von Geld zu unterbinden, muss dem Geld eine Haltegebühr auferlegt werden, damit das Kaufmittel Geld nicht von seiner eigentlichen Funktion durch die Geldhalter ferngehalten Seite von 94 29
wird. 995
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Wir haben oben von den wirtschaftlichen Prozessen den Vergleich mit den Prozessen von Flüssigkeiten gesprochen. Das Halten von Geld verhindert den ungehemmten Fluss desselben. Wenn das durch viele „Haltungen“ sich steigert, treten rasch die gleichen Wirkungen auf, die man bei Unterbrechungen von Flüssen beobachten kann: Überschwemmungen auf der Einen Seite mit ihren Zerstörungen und Austrocknung auf der anderen Seite mit ihren Mangelerscheinungen.
Die Deflation
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Man sieht, dass durch Stilllegen bzw. Festhalten von Geld der sich selbst verstärkender Prozess eintritt, dass immer mehr Waren am Markt nicht gekauft werden. Das sind die Erscheinungen, die wir bei der Deflation („Entblähung“) beobachten. Bei Deflation erhöht die ausgebende Zentral-Bank absichtlich z.B. wegen drohender Inflation den Zins für die Kredite an die Geschäftsbanken zu stark, um „einer Überhitzung der Konjunktur“ vorzubeugen oder eine solche zu bekämpfen. Deflation kann also Folge der Bekämpfung einer (erwarteten) Inflation sein, wenn nämlich die Geldmenge nicht genügend erhöht wird durch Kreditaufnahme der Geschäftsbanken bei der Zentralbank bei wachsender Wirtschaftstätigkeit.
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Der gleiche Effekt entsteht auch, wenn die jeweiligen Geldbesitzer ihr überflüssiges Geld nicht langfristig anlegen, was eine Verminderung der Umlaufgeschwindigkeit für die Gesamtgeldmenge bewirkt. Das passiert heute regelmäßig, weil wir die oben besprochene Haltegebühr für das Geld noch nicht eingeführt haben.
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Einschub: 1025
Hortung selbst führt eigentlich nicht zu Deflation, sondern es geht nur Seite von 94 30
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darum, dass die Möglichkeit zur Hortung ein Zinsniveau für die Hergabe von Spargeldern verlangt, das zu hoch für Vollbeschäftigung ist. Der Zins ist ja das Mittel, welches die Hortungen ins Sparen lockt. Aber der notwendige Zins, um das zu erreichen, ist zu hoch, um von der Produktion erwirtschaftet zu werden und gleichzeitig Vollbeschäftigung aufrecht zu erhalten. Bei zu hohem Zinsniveau für langfristige Kredite sind die Gewinne der Produktion zu gering, um genügend Leute beschäftigen zu können. Die Hortung selbst ist aber kein Problem, denn sie kann im endogenen Geldsystem abgefedert werden: Indem die Produzenten Kredite bei der Geschäftsbank aufnehmen, welche bei der Zentralbank refinanziert werden. Dadurch können die gehorteten Gelder ersetzt werden. Das eigentliche Problem ist die keynesianische Diagnose der mangelnden effektiven Nachfrage aufgrund einer mit steigendem Einkommen steigenden Sparquote. Das hat aber nicht direkt etwas mit Hortung zu tun; denn Hortung ist der Sparentscheidung nachgelagert und zinsabhängig (während das Sparen einkommensabhängig und zinsunabhängig ist).
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Was bedeutet das? Sparen können die Menschen nur, wenn sie mehr als das Notwenige verdienen. Je mehr sie verdienen, umso mehr sparen sie prozentual von ihrem Einkommen. Bei wachsendem allgemeinem Wohlstand wächst die Sparquote (= der Anteil am Einkommen, der gespart wird) insgesamt. Das für das Sparen abgezweigte Geld wird als Kredit zur Verfügung gestellt, und zwar abhängig von den erzielbaren Zinsen. Fallen die Zinsen z.B. durch wachsendes Angebot an Ersparnissen, so wird ein zunehmender Teil der Ersparnisse nicht mehr für langfristige Kredite zur Verfügung gestellt, sondern im kurzfristigen Bereich gehalten, wodurch die Umlaufgeschwindigkeit immer langsamer wird. Trotz reichlich vorhandenem Spargeld tritt eine Deflation ein, als ob die Geldmenge sich verringern würde. Die Geldmenge ist relativ hoch und kann sogar wachsen, aber sie bewirkt keine Nachfrage an den Märkten.
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Das zu hohe Sparvolumen drosselt die Nachfrage und löst deflationäre Tendenzen aus. Daher muss klar sein, dass die Entscheidung des Geldbesitzers nur zwischen Sparen oder Konsumieren liegen darf 1065
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Soll konsumiert statt gespart werden, hilft eine Geldhaltegebühr nicht, da die Sparentscheidung eben nicht zinsabhängig ist sondern Einkommens abhängig ist. Wenn aber langfristig angelegt statt gehortet werden soll, hilft eine Umlaufsicherung. Aber unmittelbar wird so nicht mehr nachgefragt. Erst mittelbar über eine Senkung des Zinssatzes für Investitionen und damit zusätzlicher Schaffung von Einkommen, das nun durch das vermehrte Angebot von Krediten am Markt die Zinssenkung bewirkt. Die Zinssenkung ergibt sich also nicht aus dem wachsenden Sparvolumen, sondern durch das vermehrte Angebot an langfristigen Krediten. Wir haben das jetzt im Jahre 2014 deutlich vor uns, indem die Zinsen für angebotene Kredite auf einem nie gekannten niedrigen Niveau angelangt sind. Infolgedessen senkt auch die Notenbank den Refinanzierungssatz, um zu verhindern, dass trotz reichlichem Angebot Kredite nicht an die produzierende Wirtschaft ausgereicht werden, weil die Notenbank als Parkplatz für überschüssiges Geld benutzt wird aus Angst vor Verlusten durch Kreditvergabe. An den Notenbanken wird deshalb schon eine negative Verzinsung des dort liegenden Geldes diskutiert, um der Gefahr der Deflation zu begegnen. Leider ist die negative Verzinsung noch nicht verwirklicht was eine abnehmende Inflationsquote bewirkt bzw. zunehmende Deflation.
Der „Geldstreik“ 1090
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Wenn nun aber viele ihr „ eingenommenes“ Geld nicht zügig weitergeben, entweder für Konsum, was die notwendige Nachfrage am Markt bewirkt oder in langfristige Sparanlagen geht, dann kann sehr schnell der ganze Handel am Markt durch die zunehmende Deflation zusammenbrechen. Diese Erscheinungen mit hoher Seite von 94 32
Arbeitslosigkeit verbunden zeigen sich jetzt 2014 in den Krisenstaaten am Mittelmeer.
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Der Zins Um das Geld aus den Sparstrümpfen und Panzerschränken herauszulocken, verspricht die Sparkasse oder Bank ein „Aufgeld“, um diese Ersparnisse in ihre Kasse zu bringen. So wird ein Geldstreik vermieden. Das Aufgeld ist das Mittel, mit dem man verhindern will, dass das Geld festgehalten wird. Dieses Aufgeld nennt man seit alten Zeiten den Zins. Den hatte auch der Zimmermann erpresst, und er musste ihm notgedrungen gegeben werden, um dessen „Hammer-Streik“ zu beenden, damit der Brückenbau weitergehen kann. Man musste ihm pro Nagel einen Cent bezahlen. Das ist so wie ein Zins, den man dem Geldhalter gibt, der darauf verzichtet, sein Geld zuhause zu horten und es dadurch vom Markt fernzuhalten.
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Der Kredit
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Die Sparkasse oder Bank behält das den Leuten durch den Zins abgelockte Geld nicht in ihrer Kasse, sondern stellt es als Kredit jemand Anderem zur Verfügung, der diesen Kredit nun verwendet, um Waren oder Investitionsgüter am Markt zu kaufen. Dieser neue Geldnutzer wird vielleicht Material für den Bau eines Hauses kaufen oder gar für die Ausrüstung einer neuen Fabrik. Er muss dann der Bank Zins zahlen, den diese an ihren Sparer weitergibt. Er muss auch noch die Bankgebühr zusätzlich bezahlen, denn die Bank oder Sparkasse kann ihre Vermittlungsdienste nicht ohne „Verdienst“ anbieten. Seite von 94 33
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Der Gläubiger und der Schuldner
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Bei der Geldwirtschaft bekommt natürlich nur ein solcher Mensch einen Kredit, dem man etwas „glaubt“. Kredit kommt nämlich von dem lateinischen Wort credere = glauben, weshalb der Verleiher des Geldes auch „Gläubiger“ heißt, der dem „Schuldner“ nämlich „glaubt“, dass er eines festgesetzten Tages den Kredit auch wieder zurückzahlen wird. Jemand, der sein Geld für die Zukunft „zurücklegen“, also sparen will, hat gute Gründe dafür. Er will vielleicht für sein Alter etwas zurücklegen, wenn er gebrechlich ist und nichts mehr herstellen kann, was er am Markt zum „Verdienen“ von Geld anbieten kann. Ihm ist also sehr „gedient“, wenn er jemanden findet, der jetzt an seiner Stelle am Markt als Käufer auftritt. Zusätzlich hat das den notwendigen Effekt, dass am Markt keine Stockung (Geldstreik) auftritt. Denn derjenige, der seine Waren losgeworden ist und dafür Geld eingenommen hat, hat nun ein Mittel in der Hand, seine Schulden zu tilgen. Er schuldet irgendjemandem etwas oder geht neue Schulden ein, indem er etwas kauft, welche Schuld er durch die Weitergabe des Geldes sofort tilgt. Nun hat der nächste das Schuldentilgungsmittel Geld in der Hand usw. Er kann es zur Tilgung der eigenen Schulden ausgeben oder es an jemanden Anderen geben, der damit seine Schulden tilgt und der sich damit gleichzeitig bei dem Darlehensgeber (Kreditgeber) verschuldet und so weiter. Wichtig ist nur, dass dieser Prozess der Schuldentilgung nicht unterbrochen wird, sonst bekommen immer mehr Marktteilnehmer keine Möglichkeit, die von ihnen durch ihre Produktion Seite von 94 34
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eingegangenen Schulden zu tilgen, weil sie ihre Waren nicht verkaufen konnten, um das allgemeine Schuldentilgungsmittel Geld einzunehmen.
Das Problem der Schulden und „die Einkünfte“.
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Die Menschen haben unterschiedliche „Einkünfte“. Wir wollen darunter alles verstehen, was der jeweilige Mensch an Geldeinnahmen hat: Lohn, Einkommen, Schenkungen, Rente, Zinsen, Pachteinnahmen, Mieteinnahmen, Erbschaften, Lotteriegewinne und was sonst noch sein könnte. Daraus entstehen sehr unterschiedliche Einkünfte, und je höher sie sind, desto mehr wird der Mensch sie nicht für seine Bedürfnisse ausgeben müssen, sondern sie übrig haben. Was machen Menschen mit „übrigem“ Geld? Sie werden es sparen und es zu ihrer „Spar“- Kasse (oder Bank) bringen. Sie bekommen dafür ein Sparbuch. Darin stehen die Summen, die der Sparer dort eingezahlt oder abgehoben hat. Hinzu kommen noch die üblichen Zinsen. Jederzeit kann der Sparer feststellen, wie viel Geld er auf seinem Sparbuch hat.
Das Sparkonto und das Giro-Konto. 1185
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Das eingezahlte Geld bleibt nun nicht bei der Sparkasse (oder Bank), sondern die macht das gleiche, was der Sparer getan hat: Der hat nämlich sein Geld der Bank nicht zur Aufbewahrung in einem Tresor gegeben, sondern er hat es ihr nur für eine festgelegte Mindestzeit geliehen. Er ist also der „Gläubiger“ der Sparkasse oder Bank, die ihm das im Sparbuch eingetragene Guthaben schuldet. Das wird dem Sparer immer dann klar, wenn er sein Geld zurückhaben will: Dann muss er das Sparguthaben nämlich kündigen. Er bekommt es erst nach einer vorher ausgemachten Zeit wieder. Nur wenn er sein Geld nicht auf ein Sparkonto, sondern auf ein Giro-Konto eingezahlt hat, kann er Seite von 94 35
zu jedem Zeitpunkt darüber verfügen. Deshalb bekommt er für dieses Geld auf dem Girokonto auch (meist) keine Zinsen. Er kann sogar froh sein, dass ihm die Bank für das ständige Bereithalten dieses Geldes nicht eine Gebühr berechnet. 1200
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Da das auf einem Girokonto gehaltene Geld jeden Tag in bares Geld umgewandelt werden kann, wird die Bank dieses Geld wie bares Geld mit den jeweiligen Kosten für bares Geld belasten, Kosten, die durch die Zinspolitik der Notenbank anfallen. Wenn der negative Zinssatz der Notenbank hoch genug ist, werden die Leute möglichst wenig auf dem Girokonto halten, Sie werden das Geld so schnell wie möglich zur Zahlung von Schulden benutzen oder das dann noch übrige Geld gleich als Darlehen für längere Zeit zur Verfügung stellen. Die Bank gibt das Geld an einen Kreditnehmer weiter, den der Einzahlende gar nicht kennt. Das Risiko des Gläubigers trägt nun ganz und gar die Bank. Seiner Bank oder Sparkasse „glaubt“ der Sparer als Gläubiger, dass sie ihm sein Geld in voller Höhe nach der Kündigung zurückgibt und die vereinbarten Zinsen dazu. Die Bank aber glaubt ihrem Kreditnehmer nicht so schnell, sie überprüft peinlich genau seine „Bonität“, ob er auch in der Lage sein wird, den Kredit zurückzuzahlen und zu „bedienen“. Denn so bezeichnet man die Tätigkeit der Zinszahlung. Es kann passieren, dass die Sparkasse oder Bank das Geld an einen Schuldner gegeben hat, der unter Umständen das Geld und die Zinsen nicht mehr bezahlen kann, weil seine Geschäfte nicht den erhofften Erfolg hatten. Dann hat die Sparkasse ein Problem: Ihr fehlt das Geld, um es laut Vertrag an den Sparer zurückzuzahlen. Wenn es sich da um große Summen handelt, oder wenn viele Betriebe als Schuldner bankrott gehen, dann kann auch die Bank nicht mehr auszahlen und muss selbst „Insolvenz“ anmelden.
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Die Insolvenz Das Wort Insolvenz kommt aus dem Lateinischen und heißt: Man ist „nicht mehr flüssig“ (solvere = lösen, flüssigmachen) oder umgangssprachlich ausgedrückt: Man ist pleite. Man ist zahlungsunfähig und kann seine Rechnungen, Löhne, Steuern, Mieten usw. nicht mehr bezahlen. Es passiert immer wieder, dass auch Banken davon betroffen sind, und dagegen helfen weder die Versprechungen der Politiker noch eine „Einlagensicherung“. Sie greift nur bis zu einer gewissen, relativ niedrigen Höhe und auch nur dann, wenn nicht allzu viele Banken gleichzeitig pleite gehen.
Das Wachstum der Sparguthaben und die Rezession 1245
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Nehmen die Sparguthaben insgesamt immer mehr zu, was bei einer florierenden Wirtschaft schnell passiert, dann tritt irgendwann eine Sättigung des Bedarfs an Krediten ein. Die Kreditnehmer, denen man „glauben“ kann, werden immer weniger, weil alle gut verdienenden Menschen sich nun unter den Kreditgebern der Banken befinden. Sie können ihren Bedarf aus den laufenden Einnahmen bezahlen und haben trotzdem noch Geld „übrig“. Die Banken wehren sich gegen das zunehmende Angebot von Spargeldern durch immer geringere Zinszahlungen, und die Darlehensnehmer müssen immer weniger Zinsen für ihre Darlehen bezahlen. Unter einen bestimmten Zinssatz gehen die Banken und die Sparer heute allerdings nicht, weil sie es dann lieber „in der Kasse“ oder auf dem Giro-Konto halten (relativer Geldstreik). Wenn aber die Notenbank für das Zentralbankgeld laufende Gebühren oder Steuern erheben würde, würde dieses Geld in die langfristigen Anlagen gehen Wir haben oben schon gesehen, dass jeder Euro, der nicht weitergegeben wird, verhindert, dass mit ihm Umsätze getätigt werden. Wenn immer mehr Leute ihr Geld weder ausgeben, noch es Seite von 94 37
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verleihen oder gar verschenken, dann kommt es zu einer „Rezession“ der Wirtschaft mit der damit verbundenen Deflation. Die Preise sinken, die Produktion wird zurückgefahren, die Arbeiter werden entlassen oder schlechter bezahlt. Der Konsum geht zurück, weil die Leute weniger Geld haben, die Produktion sinkt weiter. Wir haben dann Zustände wie vor Hitlers Machtergreifung 1933 oder wie seit Dezember 2011 anhaltend bis heute in Griechenland, wo eine Arbeitslosigkeit von 30% herrscht, also schlimmer als vor Hitlers Machtergreifung 1933 in Deutschland. Um dem vorzubeugen, lässt z.B. die Europäische Zentralbank (EZB) eine Inflation, d.h. Geldentwertung von „nahe 2%“ zu. Sie will nicht, dass eine Deflation eintritt, die mit den üblichen Instrumenten der Zentralbanken nicht zu überwinden ist. Sie hofft, dass durch die bei der Inflation eintretende ständige leichte Geldentwertung die Menschen ihr Geld leichter ausgeben. Aber bei einer so geringen Inflation merken es die Leute gar nicht und der gewünschte Effekt bleibt weitgehend aus. Hinzu kommt, dass ständig vor einer Inflation gewarnt wird. Vor der viel gefährlicheren Deflation warnt niemand, obwohl die Geschichte deren Gefahr gelehrt hat: Hitler kann nur durch die Folgen einer starken Deflation an die Macht.
Der Staat als Retter vor der drohenden Deflation 1290
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Kommt es zu einem Geldstau, weil die Banken zu wenig oder gar keine Zinsen wegen des großen Angebots zahlen, oder weil die Gelder auf Null-Zins-Konten gehalten werden, dann waren bisher die Staaten immer bereit, jede Menge Geld zu borgen. Dafür haben die Staaten in aller Welt Schuldscheine „verkauft“, die nach einer festgelegten Zeit gegen Rückgabe des Geldes zurückgekauft wurden. In der Laufzeit erbrachten sie einen vereinbarten Zins. Sie galten immer als „sicher“, sogar als »mündelsicher«. Staaten werden von Politikern geführt, die ihren Wählern immer alles Seite von 94 38
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Mögliche versprochen haben und ihre Versprechungen dann auch einhalten, nämlich ihre Wähler oder auch Klienten mit kostenträchtigen Wohltaten zu versorgen. Das hat inzwischen in allen Staaten der Welt zu ungeheuren Schulden der Staaten geführt. Zusätzlich haben sich auch die Wirtschaft und viele Private enorm verschuldet, weil sie trotz Prüfung recht einfach an Kredite gekommen sind. Sie sind alle bei jemandem verschuldet. Meist sind sie Schuldner einer Bank, die selbst in fast gleicher Höhe verschuldet ist bei denen, die ihr Geld bei ihnen als Sparguthaben stehen haben.
Das Vermögen 1315
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Dem Kreditnehmer, dem Schuldner, „dient“ das Geld dazu, einen Bedarf zu befriedigen, den er anders nicht finanzieren kann. Dem Kreditgeber, also dem Gläubiger, „dient“ der Vorgang dazu, sein „Vermögen“ zu erhalten, damit er es zu einem ihm genehmen Zeitpunkt verwenden kann. Denn durch die „Geldanlage“ bei der Sparkasse erwirbt der Sparer ein „Vermögen“, das zwar in Geldwerten ausgedrückt wird und auch „geldwert“ ist, aber kein wirkliches Geld darstellt. Was heißt denn Vermögen (Potenz, Können)? Ich vermag etwas zu tun, ich kann in der Zukunft etwas tun, was der nicht Vermögende, Vermögenslose, nicht „vermag“.
Das Geld-Vermögen 1330
Geld-Vermögen wird auch Geld-Kapital oder nur „das Kapital“ genannt im Gegensatz zum „Sach-Kapital“, das aus Sachwerten, wie Häusern, Grundstücken, Gütern etc. besteht. Seite von 94 39
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Geld-Vermögen ist kein Geld im eigentlichen Sinn, sondern „nur“ ein Anrecht auf Geld zu einem vereinbarten Zeitpunkt. Je länger man sein Geld verleiht, umso „langfristiger“ ist die Festlegung oder auch „Anlage“ des Geldes. Normalerweise bekommt man für eine längere Anlage des Geldes wegen des höheren Risikos des Geldverlustes eine höhere Prämie (Zins), als für eine kurzfristige Anlage. Wenn also davon gesprochen wird, dass jemand ein vermögender Mann ist, dann hat der sein Vermögen nicht in Form von Bargeld im Tresor liegen, sondern er hat dieses einst erhaltene Geld „angelegt“. Jedes Sparbuch ist eine solche Geldanlage.
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Die Milliardäre
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Die vielfach genannten Milliardäre könnten gar nicht so viel Bargeld bei sich aufheben, denn so viel Bargeld gibt es gar nicht, dass alle „Vermögenden“ ihr Geld bar zuhause einlagern könnten. Sie alle haben den allergrößten Teil ihres Vermögens irgendwo angelegt. Sie haben meist weniger Bargeld in der Tasche oder im Haus, als mancher kleine Mann, denn sie bezahlen oft mit Kreditkarten oder Schecks. Das Mitschleppen einer dicken Brieftasche ist lästig und riskant, weil sie ja auch gern einmal gestohlen wird.
Die Geldanlage als Geldvermögen. 1360
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Eine Geldanlage kann auch darin bestehen, dass man sein Geld für ein Haus ausgibt, womit man dann Sachvermögen sein Eigen nennen kann. Das Vermögen der Reichen besteht zum Teil aus Ersparnissen, die man dann anderen ausgeliehen hat oder aus Sachen, an denen sie Eigentum erworben haben. Das können Unternehmungen sein, von denen sie Teile in Form von z.B. Aktien besitzen. Bargeld halten Reiche nur in geringen Mengen ihres Vermögens im Seite von 94 40
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heimischen Tresor. Sie besitzen meist erhebliche Sachvermögenswerte, wie Häuser, Grundstücke, Bodenschätze, die sich rentieren müssen. Sachvermögen soll möglichst den gleichen Zins abwerfen wie das Geldvermögen. Die Summe der Geldvermögen ist natürlich um ein unendlich Vielfaches größer, als der Bestand an Bargeld. Diese Vermögen können, wenn sie nicht in Geld umgewandelt werden, ständig wachsen, auch wenn die Bargeldmenge gleich bleibt. Wir müssen uns darüber klar sein, dass die Billionen der Milliardäre und Millionäre und das Geld der vielen „kleinen“ Sparer immer an Schuldner verliehen sind. Sie stellen ein Geldvermögen dar und sind nicht in Form von Geldscheinen irgendwo bei den Banken gelagert. Denen würde das viele bare Geld nur Umstände machen. Die Banken und Sparkassen haben es vielmehr brav als Darlehen an Leute weitergegeben oder in Fonds angelegt, damit es dort den erhofften Zins einbringt. Ein sehr großer Teil der Ersparnisse ist von den Banken, Versicherungen oder Fonds an Staaten weitergegeben worden, indem sie Schuldscheine dieser Staaten gekauft haben. Die Staaten sind immer Einrichtungen, die das so aufgenommene Geld wirklich ausgeben: Sie bauen Strassen, sie zahlen ihre Beamten und Angestellten, sie geben es für Entwicklungshilfe an arme Länder, sie halten eine mehr oder weniger große Armee, die große Kosten verursacht, sie führen Kriege in aller Welt, die Unsummen kosten, sie finanzieren Forschung, Universitäten, Schulen, Krankenhäuser, sie lassen zum Mond fliegen usw. Insofern haben die Staaten heute eine sehr wichtige Funktion: Sie bringen das Geld der sehr Vermögenden, von denen es immer mehr gibt, wieder in Umlauf und verhindern so einen möglichen Geldstreik. Allerdings müssen die Staaten mit der zunehmenden Verschuldung auch immer mehr Zinsen zahlen. Diese Zinsen finanzieren sie häufig auch noch durch weitere Schulden.
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Es gibt natürlich eine gewisse, wenn auch sehr kleine Menge von Leuten, die ihr ganzes Geldvermögen zuhause als Bargeld im Sparstrumpf oder im Tresor halten. Manche bringen Bargeld im Köfferchen in die Schweiz und legen es dort in einen kostenpflichtigen Tresor, weil sie es vielleicht schwarz verdient haben, oder weil es aus einer kriminellen Tätigkeit stammt. Das sind meistens keine wirklich Reichen, denn diese halten ihr Geldvermögen auf festgelegten Geld-Konten, die zu einem vereinbarten Zins verzinst werden, oder in staatlichen oder privaten Schuldverschreibungen.
Die Aktien 1415
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Aktien sind in diesem Sinn kein Geldvermögen, sondern Eigentumsanteile an einem Betrieb, am sachlichen und GeldVermögen desselben und anderes mehr. Sie sind eigentlich Waren, die auf Märkten gehandelt werden, die man „Börsen“ nennt. Analog gibt es auch andere Börsen, an denen andere Waren gehandelt werden.
„Nur Bares ist Wahres“ 1425
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Ein Geldvermögen kann man natürlich jemandem anderen überlassen, der einem dafür vielleicht sein Haus überlässt, wenn das Vermögen groß genug ist. Man kauft dann mit seinem Vermögen oder einen Teil desselben ein Produkt, nämlich das Haus.. Aber der Verkäufer des Hauses wird sehr vorsichtig sein, ehe er auf diese Weise ein Geschäft abwickelt, denn der Nachweis des Wertes eines Vermögens ist nie so sicher wie das bare Geld. Deshalb heißt es auch zu Recht: „Nur Bares ist Wahres!“ Die Umstände kennt jeder, der bei einer Zwangsversteigerung ein Haus mit einem Scheck bezahlen wollte. Der Gerichtsvollzieher will immer nur Bares oder zur Not noch einen von der Notenbank beglaubigten Scheck. Denn der Käufer hat kein Bargeld in der Hand. Das hatte er vor einiger Zeit der Bank geliehen, damit sie es weiter Seite von 94 42
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verleiht. Er hat der Bank gegenüber nur einen Anspruch auf Geld, der vielleicht sofort in Geld umgewandelt werden kann, wenn es als Guthaben auf einem Giro-Konto liegt. Der Versteigerer kann nicht sicher sein, dass die Bank wirklich zahlungsfähig ist, sie also das Bargeld sofort herausgeben würde, wenn er es fordert. Deshalb verlangt er den Notenbank-Scheck oder es gilt: „Nur Bares ist Wahres!“
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Bei einem Hauskauf, der nicht bei einer Zwangsversteigerung erfolgt, kann man meistens auch mit einem normalen Bankscheck bezahlen oder den Kaufpreis von seinem Girokonto überweisen. Meistens hat der Käufer des Hauses bereits genügend Beweise für seine „Bonität“ erbracht, dass man ihm vertrauen kann. Die Eintragung ins Grundbuch, d.h. der wirkliche Eigentumswechsel, erfolgt jedoch erst, wenn der Notar sich davon überzeugt hat, dass die Übertragung des Geldguthabens vereinbarungsgemäß wirklich „an Zahlung statt“ erfolgt ist.
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Funktionen des Zinses
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Der Zins ist seit der Erfindung des Geldes ein Problem. Er führte immer wieder dazu, dass Menschen, die einen Kredit aufnehmen mussten, um z.B. eine Notlage zu überbrücken, nachher durch die oft sehr hohen Zinszahlungen nicht mehr in der Lage waren, ihren Kredit zurückzuzahlen. Die bestehenden Bräuche und Gesetze führten solche Schuldner oft in die Leibeigenschaft, so dass unhaltbare Zustände eintraten. Aus diesem Grund hat der Zins einen schlechten Ruf. Die Religionsgemeinschaften haben ihn immer wieder verboten und im Islam ist das auch heute noch der Fall. Für die Kreditgeber stellt der Zins eine ständige Einnahmequelle dar. Der Zins wird von der Bank, bei der das Sparguthaben „angelegt“ ist, in der Regel nicht in bar laufend ausgezahlt, sondern dem Sparguthaben zugeschlagen. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Zins, der so genannte „Zinseszins“. Der führt zu einem noch schnelleren Seite von 94 43
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Wachstum des Vermögens als durch den Zins allein. Es gibt ein Sprichwort unter Reichen: „Das ist ein Lump. Der lebt vom Zins!“ Also nur der Zinseszins darf nach deren Philosophie verbraucht werden, nicht der Zins. Einer sehr reichen Erbin wird nachgesagt, dass sie es als ihre Lebensaufgabe betrachtet, das ererbte Vermögen nicht nur zu erhalten, sondern es zu vermehren.
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Die Nachfrage nach Krediten
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Der Zins hat eine wichtige Funktion: Sein Vorhandensein zeigt an, dass eine Nachfrage nach einem Kredit vorhanden ist. Der Nachfrager ist sogar bereit, für die Laufzeit des Kredits den Zins zu entrichten, weil der Vorteil durch den Kredit größer ist als der Nachteil durch den sonst jetzt nicht möglichen Kauf der gewünschten Güter. Man sagt dann auch, dass der Zins dafür sorgt, dass der Kredit bei demjenigen landet, der den größten Nutzen daraus zieht. Das ist nicht nur ein Vorteil für den glücklichen Kreditnehmer, der auf diese Weise vor anderen Kreditsuchenden bevorzugt wird, sondern es ist für die gesamte Volkswirtschaft ein Vorteil, wenn ihre Mittel bestmöglich genutzt werden.
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Die Lenkungsfunktion des Zinses
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Der Zins hat also eine wichtige Lenkungsfunktion, weshalb man ihn nicht verbietet. Er hat die gleiche Lenkungsfunktion wie die Preise, die auf einem Markt gezahlt werden. Die Käufer werden immer danach streben, die gewünschte Ware zu einem Preis zu erwerben, der im besten Verhältnis zum gewünschten Nutzen des gekauften Gutes steht. Jeder stellt in Gedanken und im Gefühl fest, ob der Nutzen des Gutes für ihn selbst dem geforderten Preis entspricht. Er stellt also für sich eine so genannte Kosten-Nutzen-Rechnung auf.
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Der Zins ist der Preis, den der Kreditnehmer für den Nutzen zahlt, der für ihn durch den Kredit entsteht. 1510
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Bei den Waren am Markt wissen wir, dass bei hohen Preisen für ein Produkt sofort eine Mehrproduktion erfolgt, um von dem hohen Preis zu profitieren. Durch das so entstehende Mehrangebot sinken die Preise für das Produkt so weit, bis die Mehrproduktion auf ein Niveau gefallen ist, dass sich die Produktion gerade noch „lohnt“. Unter einem solchen Preis wird niemand produzieren, denn er würde ein Verlustgeschäft machen. Beim Geld ist es auch so. Wenn viele Ersparnisse gemacht werden und als Kredite angeboten werden, dann sinken die Preise = Zinsen für den Kredit und erreichen theoretisch den 0% - Wert. Dann sollte der Nutzen für den Kreditgeber durch das Verleihen gleich groß sein wie der Nutzen für den Kreditnehmer durch die Aufnahme der Schuld. Heute können die Zinsen bei zunehmendem Wohlstand und immer reichlicher vorhandenen Ersparnissen in Form von Geldkapital zum Leidwesen der Geldbesitzer (Kapitalisten) nicht mehr in der früheren Höhe erzielt werden. Der große englische Nationalökonom Keynes hat deshalb realistisch vorausgesagt, dass bei der immer größer werdenden Schaffenskraft der Wirtschaft durch Erfindungen und Rationalisierung die Ersparnisse, also das Geldkapital, so groß werden würden, dass der Zins „in einem Meer von Geldkapital“ ertrinken würde. Leider ist das bis heute nicht eingetreten, und wir werden noch sehen, warum dieses zum Bedauern all derer so ist, die einen Kredit aufnehmen müssen.
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Der Zins ist immer dann am höchsten, wenn die Menschen große Bedürfnisse haben, aber noch keine Ersparnisse bilden konnten. Die Ersparnisbildung wird durch die möglichen Zinsgewinne angeregt und es wird vermehrt Geldkapital gebildet. Das geschieht immer nach Kriegen oder großen Katastrophen, wenn alles neu aufgebaut werden muss, wie es z.B. nach dem letzten Krieg in Deutschland war. Damals Seite von 94 45
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waren die erzielbaren Zinsen sehr hoch, z. B. Für Baugelder bis 12% und mehr jährlich. Dass die Menschen trotzdem Kredite aufnahmen, lag daran, dass die Wirtschaft im Wachstum begriffen war und die Einkünfte aller Arbeitenden ständig zunahmen. Heute, im Jahre 2011, bietet die Deutsche Bank jeden Abend im Fernsehen Kredite für Baugelder mit 3,29% an, und Ersparnisse auf Sparbüchern erzielen nur noch Zinsen unter 2%. Große Firmen verschaffen sich immer häufiger Kredite, indem sie nicht bei den Banken vorsprechen, sondern so genannte Anleihen ausgeben, die derzeit nur mit 1,3% verzinst werden und 15 Jahre Laufzeit haben. Die Nachfrage nach Krediten liegt derzeit erheblich unter dem Angebot des Geldkapitals.
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Die Kreditklemme
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Geldkapital wird unter Umständen nicht mehr hergegeben, wenn der Zinssatz unter 2% für das „Anlegen“ von Ersparnissen einbringt. Die Geldbesitzer warten dann ab und hoffen auf bessere Zeiten. Sie geben ihr Geld nicht aus und verleihen es auch nicht. Sie meinen, dass es sich nicht lohnt, das Risiko des Verleihens einzugehen, wenn so wenig Zins bezahlt wird. Das führt dann regelmäßig zu Stockungen in der Wirtschaft, die man als Wirtschaftsdepression bezeichnet. Man sagt dann auch, dass die Konjunktur einbricht. Zu ganz bösen Folgen kann die Kreditklemme dann führen, wenn die Banken sich untereinander kein Geld mehr ausleihen. Das tritt ein, wenn der Verdacht besteht, dass sich die Banken bei Ihren „Anlagen“ verspekuliert haben und sie für die ausgegebenen Kredite mit Verlusten rechnen müssen. Das kann bei großen Summen, wie im Jahr 2011 durch die Abwertung von Staatsanleihen z.B. von Griechenland, zu so großen Verlusten führen, dass Banken insolvent werden. Wenn keine Bank von den anderen genau weiß, wie viele faule Kredite sie besitzen, geben sie sich keinen Kredit mehr, weil sie ihr Geld nicht Seite von 94 46
verlieren wollen. Da einige Banken zu groß scheinen, als dass man sie pleite gehen lassen will, greifen die Staaten hilfreich ein. Das ist sehr problematisch für eine freie Marktwirtschaft. 1580
Der Geldmarkt
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Leider funktionieren die Gesetze des Marktes beim Geld nur bis zu einem gewissen Punkt. Alle Waren, die nicht zügig abgesetzt werden, verursachen Kosten und damit Verluste für den Hersteller und Händler. Deshalb sinken die Preise bei einem relativen Überangebot von Waren so weit, bis die überschüssige Produktion eingestellt wird. Beim Geld sollte das auch so funktionieren. Da aber der Besitzer von Geld heute keine Kosten durch den „Nicht-Verkauf“ seines Geldes als Kredit hat, muss er sein Geld nicht verleihen. Es ist „wertbeständig“, wenn man von der anhaltenden Inflation von knapp unter 2% absieht, die von der Notenbank EZB wissentlich beibehalten wird.
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Die Geldhaltegebühr (auch Demurrage genannt)
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Anders als die Waren ist das Geld ein Mittel für den Kauf. Es wurde für diesen Zweck geschaffen, und deshalb muss ihm eine Eigenschaft eingebaut werden, die bewirkt, dass es weitergegeben wird, auch wenn es keinen Zins mehr abwirft. Das Geld darf aber gegenwärtig seinen Wert nicht in gleicher Weise verlieren, wie es bei den produzierten Waren der Fall ist, die ab dem Moment der Fertigstellung ständig an Wert verlieren. Es gibt heute von dieser Regel nur wenige Ausnahmen, die aber wirtschaftlich nicht ins Gewicht fallen. Ein Parkplatz behält seinen Wert für den zeitweiligen Besitzer. Verlangt man aber eine Parkgebühr, so verlässt der Besitzer den Parkplatz, sobald eine längere Parkzeit mehr Kosten als Nutzen bringt. Seite von 94 47
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In gleicher Weise muss Geld gestaltet werden. Das vorübergehende Behalten von Geld als Wertaufbewahrungsmittel zum Zweck des Kaufes hat einen Nutzen: Man kann den günstigsten Zeitpunkt für die Ausgabe des Geldes abwarten. Wenn dabei keine Kosten entstehen, wie beim gebührenfreien Parkplatz, dann behält der Besitzer des Geldes dasselbe beliebig lange, so wie der Autofahrer den nicht gebührenpflichtigen Parkplatz beliebig lange besetzt hält. Diese Unsitte wird immer häufiger durch Parkgebühren erfolgreich bekämpft. Beim Geld könnte man das ebenso regeln, denn es ist ein öffentliches Mittel zum allgemeinen Gebrauch, das eben auch so lange einen Preis haben sollte, wie es dem jeweiligen Besitzer die Vorteile des Geldbesitzes zum Werterhalt bietet. Das kann wie beim Parkplatz ganz einfach nach der Zeit des jeweiligen Besitzes berechnet werden. Durch eine „Haltegebühr“ wird das Geld wirklich so schnell wie möglich weitergegeben und die Umlaufgeschwindigkeit stabilisiert sich oder, wie die Fachleute sagen: Die Umlaufgeschwindigkeit „verstetigt“ sich. Abgesehen davon bringt der Gebrauch des Geldes dem jeweiligen Besitzer neben der Wertaufbewahrungs-Eigenschaft einen weiteren Nutzen, weil Geld der „Joker“ der Volkswirtschaft ist. Ein Joker kann im Kartenspiel an jeder beliebigen Stelle eingesetzt werden, im Gegensatz zu allen anderen Karten. Ebenso kann das Geld für den Erwerb jeder Ware genutzt werden, im Gegensatz zu der Ware, die immer erst ihren Käufer finden muss.
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Diese Joker-Eigenschaft des Geldes ist der eigentliche Sinn des Geldes, wofür es eingerichtet worden ist. Für die Einrichtung selbst muss von allen ganz allgemein etwas bezahlt werden. Aber dann darf der eigentliche Gebrauch nichts mehr zusätzlich kosten. Nur das (Fest) Halten des Geldes soll etwas kosten, damit es zügig weitergegeben Seite von 94 48
wird.
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Solche Überlegungen wurden immer wieder angestellt und es gab immer wieder auch erfolgreiche Experimente mit einer solchen „Durchhalte-Gebühr“ (z.B. in Wörgl in Tirol Anfang der 30iger Jahre bei der großen Depression der Wirtschaft). Der vernünftige Nutzen einer solchen Einrichtung wurde bisher von der Volkswirtschaftslehre nicht anerkannt und infolgedessen auch nicht empfohlen. Weil das so ist, kommt es immer wieder zu Wirtschaftskrisen mit einem Zusammenbruch der Konjunktur.
Die Konjunktur und die „Vollbeschäftigung“ 1660
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Das Wort leitet sich aus dem lateinischen Wort „conjungere“ ab, das „verbinden, zusammenführen“ heißt. In einer gut laufenden Wirtschaft „verbinden“ sich Käufer und Verkäufer, die man auch als „Nachfrage“ und „Angebot“ bezeichnet, dauernd und ohne Unterbrechung. Dann herrscht Dauerkonjunktur, ein anzustrebender Idealzustand. Eine solche Situation führt dazu, dass alle Waren und Leistungen am Markt gekauft werden, so dass jeder seine Arbeit hat oder bekommt, und es zur Dauer-Vollbeschäftigung kommt. Wir hatten solche Verhältnisse in der Bundesrepublik in der Zeit ab 1958 bis Ende der 1970iger Jahre. Damals waren so viele Arbeitskräfte zusätzlich notwendig, dass Millionen „Gastarbeiter“ ins Land geholt werden mussten, um die wachsende Produktion der Wirtschaft zu ermöglichen. Die Vollbeschäftigung löste die nach dem Krieg herrschende Arbeitslosigkeit ab. Durch das „Neue Geld“, die Deutsche Mark, wurde nach der Währungsreform die primitive Planund Schwarzmarktwirtschaft abgelöst, und die nach dem Kriege eingetretene Arbeitslosigkeit wurde mit zunehmender Geschwindigkeit abgebaut.
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Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich 1952, als ich begann zu studieren, in den Semesterferien immer sofort eine Arbeit auf dem Bau fand, obwohl ich als Student nicht einmal für Hilfsarbeiten irgendwelche Fertigkeiten vorzeigen konnte. Man wurde an der Baustelle sofort als vollwertige Arbeitskraft eingeteilt und durfte Ziegel von Hand ohne Handschuhe abladen und Beton von der Mischmaschine zur Baugrube mit der Schubkarre fahren, die damals noch keine Gummiräder hatte. Abends konnte man dann auch gleich einen Vorschuss im Büro anholen, damit man sich etwas zu essen kaufen konnte. Es gab ja noch kein Bafög, und das Geld von zuhause reichte gerade für die Zimmer-Miete und die Studiengebühren. Das war Vollbeschäftigung, keiner musste zum Arbeitsamt gehen, der gesund und kräftig war. Auf den Baustellen wurde auch noch deutlich deutsch gesprochen und auch verstanden. Für die Stunde gab es DM .70, in der nahen Schweiz sogar SFr 1.30, bar auf die Hand in der Lohntüte jede Woche. Das zunächst sehr knapp bemessene Geld wurde so dringend nachgefragt, dass Ersparnisse nur gegen hohe Zinsen als Kredite zur Verfügung standen. Das vorhandene Geld wurde deshalb nicht gehortet, sondern lief sehr schnell um. Durch die hohen Zinsen bildete sich rasch zusätzliches Geldkapital, das auch durch die ausgegebenen Kredite sofort wieder als Nachfrage am Markt auftrat. Alle angebotenen Waren fanden Absatz und die Betriebe konnten die Nachfrage oft nur nach langen Wartezeiten befriedigen.
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Ich habe 1970 mein Haus, in dem ich noch wohne, kaufen können. Ich musste es sanieren und zusätzlich eine Praxis bauen. Ich hatte keine eigenen Ersparnisse und nichts geerbt. Aber ich verdiente als Kassenarzt so viel, dass mir die Bank eine ganze Million DM als Kredit gab zu dem horrenden Zinssatz von 11%. Die einzige Sicherheit war die Immobilie, die ich erworben hatte und mein wachsendes, sicheres Einkommen. Die Finanzierung lief über 20 Jahre. Ich war vierzig Jahre alt. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen, dass das möglich war. Der Direktor der Sparkasse suchte Seite von 94 50
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mich höchst persönlich abends nach Feierabend auf, und zusammen mit einem sachverständigen Freund handelten wir an einem Abend die Verträge aus. Die Betriebe begannen in dieser Zeit des „Wirtschaftswunders“ Arbeitskräfte zu „horten“, um jederzeit die steigende Nachfrage befriedigen zu können. Dadurch konnten die abhängig Beschäftigten leicht höhere Löhne verlangen, die oft über den von den Gewerkschaften ausgehandelten Tariflöhnen lagen. Die Arbeiter traten zunehmend aus den Gewerkschaften aus, weil sie auch ohne Lohnkämpfe und Streiks ihre Löhne und Arbeitsbedingungen verbessern konnten. Das alles war eine automatische Folge der Dauerkonjunktur, die ungefähr 10 Jahre anhielt, bis der Nachholbedarf nach dem Krieg einigermaßen befriedigt war. Hinzu kamen die umfangreichen Rationalisierungen und der technische Fortschritt in der Produktion, dass man mit zunehmend weniger Arbeitskräften ein mengenmäßig immer größeres Produktionsvolumen schaffte.
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Die Vollbeschäftigung ließ aber dann plötzlich nach, und die erstmals auftretenden „Krisen“ führten zum Einbruch der Nachfrage und damit zu Entlassungen oder ganzen Firmenzusammenbrüchen. Die über Jahre nicht gekannte Massenarbeitslosigkeit trat wieder auf.
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Wenn man den Gründen dafür nachgeht, so findet man immer, dass die dem investierten Geldkapital über die hohen Zinsen zufließenden Mittel die notwendige Nachfrage am Markt nicht mehr bewirkte. Die Binnennachfrage verringerte sich, weil das erwirtschaftete Geld nicht sofort als Nachfrage am Markt auftrat, sondern eine möglichst hohe Rendite durch Investitionen erwartend sich dem Wirtschaftskreislauf entzog. Erst mit erheblicher Verzögerung wurden Investitionen vollzogen. In zunehmendem Maße vergrößerte sich der Handel mit Geldern, Währungen und Wertpapieren und bildete einen separaten
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Markt, Finanzmarkt genannt. Dieses Geld stammte aus den Überschüssen der Einkünfte der Betriebe, die nicht als Löhne an die Produzierenden ausgeschüttet wurden. So trat dieses Geld nicht als Nachfrage am Warenmarkt auf oder erst mit gewaltiger Verzögerung. Insgesamt ließ die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nach, was die gleiche Wirkung hat, wie eine Geldverknappung. Diesen Zustand nennt man Deflation, der sich in Erwartung sinkender Preise selbst verstärkt. Die Konjunktur bricht ein. Da hat nun der Staat durch Darlehensaufnahme bei den Geldbesitzern, die man heute auch „Finanzmärkte“ nennt, in Form von Staatspapieren (Bundesschätzchen) die Nachfrage ersetzt, und indem er diese Gelder durch Subventionen oder Staatsausgaben wieder als Nachfrage auf den „Markt“ brachte, kam die Konjunktur wieder etwas in Gang. Aber alle diese Maßnahmen waren immer nur vorübergehend wirksam und führten in der Folge zu immer höheren Staatsschulden. Aus den Konjunkturkrisen gingen die Schuldenkrisen hervor, in denen wir heute feststecken. Denen kann auch nur durch eine Geldreform abgeholfen werden.
Der Wohlstand für alle Die wichtigste Funktion einer Volkswirtschaft ist, dass alle Arbeitwilligen und Arbeitsfähigen an der Produktion der notwendigen Güter und Leistungen mitarbeiten (können). Sonst kann der allgemeine Wohlstand – das ist nämlich der Wohlstand für alle, wonach Ludwig Erhard sein Buch genant hatte - nicht erreicht und aufrechterhalten werden. Wenn also alle mitarbeiten, herrscht Vollbeschäftigung. Das bedeutet nicht, dass alle jetzt 48 Stunden oder noch mehr in der Woche arbeiten. Wenn alle nachgefragten Waren und Leistungen auch mit einer durchschnittlich viel geringeren Arbeitszeit hergestellt werden können, so kann auch Vollbeschäftigung bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 20 Wochenstunden herrschen. Seite von 94 52
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Es kann und muss so weit kommen, dass jeder das Maß seiner Arbeit selbst bestimmen kann, z.B. wenn er mit geringeren Ansprüchen zufrieden ist auch weniger arbeitet. Um nun eine Dauer-Vollbeschäftigung zu erreichen, muss auch bei einer zunehmenden Sättigung der Bedürfnisse das verdiente Geld die nun noch immer produzierten Güter auch vollständig nachfragen, damit keine Arbeiter entlassen werden müssen und keine eigentlich gesunden Betrieb schließen müssen. Das kann nur durch die Geldreform mit der Haltegebühr (Demurrage) erreicht werden und ist auch der eigentliche Sinn der ganzen Sache. Die Geld- und Bodenreform hat keinen anderen Sinn, als durch die Mobilität von Geld und Boden allen Menschen zu ermöglichen, ihren Wohlstand und damit den Wohlstand aller zu vermehren.
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Wie muss in einer modernen Volkswirtschaft die Geldschöpfung funktionieren, damit die jetzt bestehenden und nicht zu behebenden Probleme von Währungs-, Finanz- und Konjunkturkrisen ein Ende haben? Dazu gibt es ganz neue wissenschaftliche Überlegungen, die ich im Folgenden darstellen will. Sie beruhen auf früheren Versuchen für die Behebung der Probleme, die mit der Einführung des Geldes als Kaufmittel in der Wirtschaft eingetreten waren. Diese Probleme habe ich schon beschrieben, auch einzelne Schritte, diese zu beheben. Eine umfassende Theorie mit wissenschaftlichen Begründungen fehlte aber bisher. Ich verzichte jetzt auf die wissenschaftliche Begründung, die in der angegebenen Literatur nachgelesen werden kann. Aber ich Seite von 94 53
versuche nun, diese wissenschaftliche Theorie so darzustellen, dass sie auch der Nicht-Fachmann verstehen kann: 1820
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Wie entsteht das Geld Meine folgenden Ausführungen basieren auf den Erkenntnissen, die Ferdinand Wenzlaff in einer Veröffentlichung vorgestellt hat. Sie sollen ein funktionierendes Geldwesen gewährleisten, welches das bisherige Geldsystem an vielen Stellen entscheidend verbessert. Die wichtigste Feststellung von Wenzlaff ist aber die, dass Geld immer in der Wirtschaft selbst (endogen) entsteht und auch wieder vergeht, je nach Bedarf. Das Geld wird nicht von außen in die Wirtschaft hineingetragen, sondern entsteht durch die Produktion, ohne die kein Geld entstehen kann. Denn nur die Produktion macht das Geld notwendig, damit ihre Produkte vernünftig gehandelt werden können. Einen anderen Sinn hat das Geld nicht. Wenn früher jemand etwas für andere herstellte, so machte er es auch wie heute: Er glaubte, dass der andere etwas braucht, weil er ihn beobachtet hatte, oder weil er gehört hatte oder weil der Betreffende ihn sogar darum gebeten hatte. Heute bestellt man manchmal so etwas bei jemandem, ob das nun ein Handwerker ist, ein Autohändler, ein Arzt oder der Versandhandel. Alle, die glauben, dass der betreffende das auch wirklich abnehmen wird und den Gegenwert leisten wird, schaffen ein marktfähiges Produkt. Der Hersteller oder Dienstleistende ist also ein Gläubiger, bei dem sich der Abnehmer dann verschuldet, wenn er kauft. Man kann auch sagen: der Hersteller gibt dem Abnehmer einen Kredit (indem er glaubt, dass der Betreffende die Ware auch bestimmt abnehmen wird), wodurch dieser dessen Schuldner wird. Erst durch die Tilgung der Schuld durch die Bezahlung der abgenommenen Leistung wird dieses Verhältnis wieder aufgehoben. Der Gläubiger (Fabrikant, Dienstleister) kann nun vom Schuldner verlangen, dass er ihm einen Schuldschein unterschreibt, auf dem steht, wann er die Schuld begleichen will (so wie es heute noch bei der Seite von 94 54
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Bezahlung durch einen Handelswechsel geschieht). Seit der Erfindung des Geldes wird diese Schuld in Geld ausgedrückt. Dieser Schuldschein kann nun vom Gläubiger wie Geld verwendet werden, wenn er Leute findet, die an seine Stelle als Gläubiger treten. Wenn man nun einen allgemein gültigen Schuldschein einführt, der alle individuell ausgestellten Schuldscheine ersetzt, hat man das Geld eingeführt. An dieses glauben dann eben alle, dass der Inhaber damit seine eigenen Schulden bezahlen kann, weil jeder Gläubiger eben glaubt, dass das allgemein gültige Geld diese Funktion erfüllt. Noch einmal: Jeder Geldinhaber ist ein Schuldner, jeder Produzent ist ein Gläubiger. Das klingt paradox, entspricht aber den Tatsachen. Nur wird den Leuten die Sache anders erklärt, was insgesamt zu falschen Vorstellungen führt. Unser alltägliches Geld wird den Geschäftsbanken von der Zentralbank (EZB) als Kredit zur Verfügung gestellt. Von dort findet dann das neu geschöpfte Geld seinen Weg unter das Volk, indem Produzenten Kredite bei der Bank aufnehmen. Auf diese Weise verschulden sie sich bei der Bank. Der Schuldner verpflichtet sich jedoch, das geliehene Geld fristgerecht zurückzuzahlen, womit das geschöpfte Geld wieder an die Bank zurückfließt. Diese gibt dieses zurückgezahlte Geld entweder an andere Leute weiter, die sich auch verschulden oder sie zahlt es bei der Zentralbank ein, wodurch das Geld aus dem Kreislauf verschwindet, indem die Bank ihre Schuld bei der Zentralbank tilgt. Bei der Zentralbank wird also ständig neues Geld geschöpft und anderes Geld auch wieder vernichtet, weshalb einmal jemand gesagt hat, dass eine Zentralbank nur eine Notenpresse und einen Feuerofen haben müsste, um gut zu funktionieren. Auch wir Besitzer von Bargeld spielen immer ein wenig „Notenbank“ und verringern (vernichten) die umlaufende Geldmenge (vorübergehend), indem wir Geld einnehmen und es damit aus dem Wirtschaftskreislauf ziehen, so lange wir es nicht für Konsum ausgeben oder als Spargeld anlegen, und wir „schöpfen“ es quasi neu, wenn wir es ausgeben oder bei der Bank einzahlen, die es dann Seite von 94 55
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entweder an andere ausleiht oder bei der Zentralbank einzahlt, um die eigenen Schulden bei derselben zu verringern. Geld entsteht also allgemein als Kredit und dient dazu, Schulden zu begleichen. Ich kaufe ein und bin dann dem Verkäufer etwas schuldig. Ich entledige mich dieser Schuld, indem ich bezahle. Wenn ich Geld bekomme, begleicht mir jemand seine Schuld, die er bei mir hat. Nun bin ich ein Inhaber von Geld, das nur dazu dient, Schulden begleichen zu können. Wenn ich aber konkret keine Schulden bei jemandem bestimmten habe, so kann ich das Geld jemandem anderen ausleihen, der Schulden bezahlen muss. Ich bin nun Gläubiger, weil ich glaube, dass der andere mir das Geld wieder zurückzahlen wird. Ich habe dann als Gläubiger ein Vermögen durch das Versprechen, dass der Schuldner mir mein Geld zurückzahlen wird, aber ich habe dadurch kein Geld. Der Schuldner hat nun Geld und Schulden. Das Geld gibt er gleich aus an jemanden, dem er etwas schuldet. Er tilgt dort seine Schuld, indem er sich bei mir verschuldet usw. Es macht also nichts, wenn Geld nur dazu da ist, Schulden zu bezahlen („Der einzige Sinn des Geldes ist, es auszugeben“, (eben zur Tilgung von Schulden!) Thomas von Aquin). In der Zukunft könnte die Geldschöpfung verbessert folgendermaßen laufen, damit die heutigen Probleme von Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Wirtschaftskrisen nicht mehr auftreten:
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Die Notenbank (hier EZB) gibt als allein gültiges Zahlungsmittel das frisch geschöpfte Bargeld zinslos an die Geschäftsbanken, wie die es haben möchten. Diese geben es dann als Kredit weiter an Produzenten, die damit ihre Lieferanten und Mitarbeiter bezahlen, ferner alle sonstigen Abgaben und Kosten, die mit der Produktion zusammenhängen. Natürlich werden die Geschäftsbanken sich ihre Schuldner genau ansehen und entsprechende Sicherheiten etc, verlangen, wie es heute üblich ist. Gleichzeitig aber besteuert die Notenbank das geschöpfte und als Kredit an die Geschäftsbanken herausgegebene Geld so lange mit Seite von 94 56
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einer auf Zeit laufenden Steuer, bis es wieder bei ihr eingezahlt wird. Damit wird verhindert, dass das umlaufende Geld gehortet wird. An anderer Stelle habe ich an der Stelle des Begriffs der Besteuerung den der Umlaufsicherung oder Demurrage genommen. Mit der hier vorgenommenen Darstellung und den daraus abgeleiteten Steuerungsmaßnahmen der gesetzlichen Notenbank (eine vom Staat völlig unabhängige Einrichtung!) werden alle heute anhaltend bestehenden Probleme der Geldordnung nach klaren Gesichtspunkten für jedermann verständlich eingerichtet. Die Folge wäre eine vernünftige Geldmenge, die sich optimal den wirtschaftlichen Notwenigkeiten anpasst, weil sie sich nicht nach statistischen Indices bestimmen muss, sondern die produzierende Wirtschaft bringt das notwendige Geld immer selbst durch Kreditaufnahme in Umlauf, und zwar nur so viel, wie zur Abnahme der Produktion erforderlich ist. (Das bedeutet die Erfüllung des Say’schen Theorems, dass jede Produktion sich seine eigene Nachfrage schafft). Unter solchen Bedingungen kann weder Inflation noch Deflation entstehen. Eine weitere Folge wäre die Vollbeschäftigung, die darin besteht, dass jeder, der sich an der Produktion beteiligen will, den notwendigen Kredit auch bekommt, wenn er die allgemeinen Voraussetzungen für eine Kreditgewährung bietet: vernünftige Produkte, entsprechende Fähigkeiten, kreditwürdiges Verhalten usw, alles Dinge, die heutzutage selbstverständlich sind. Jedem Interessierten ist dringend empfohlen, den im Literaturverzeichnis aufgeführten Artikel von F. Wenzlaff zu studieren. Dort werden auch alle zu erwartenden positiven Folgen einer so vorgestellten Geldordnung ausführlich begründet. Wenzlaff spricht zu Recht von einem neuen Paradigma in der Geldwirtschaft: Kredit = Geld entsteht nicht durch vorangegangene Ersparnisbildung, sondern er entsteht durch die Wert schöpfende Tätigkeit der Wirtschaftenden. Literatur:
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1965
Wenzlaff, F., Zeitschrift für Sozialökonomie Nr. 164/165, April 2010, S. 23 ff.
Der Finanzmarkt 1970
1975
1980
Wenn der Zins durch das überreichliche Angebot von Ersparnissen (Geldkapital) unter ein bestimmtes Niveau sinkt, wird das Geld nicht mehr in Häusern oder Fabriken angelegt. Findige Leute verkaufen den „Übrig-Geld-Besitzern“ jetzt allerhand ausgetüftelte „Wertpapiere“, bei denen es sich oft um undurchschaubare Vermögenswerte handelt und eben nicht um Geld! Diese „Wertpapiere“ werden dann wieder gehandelt und sollen angeblich hohe „Renditen“ abwerfen, d.h. einen hohen, geldlichen Gewinn beim Wiederverkauf erzielen. Das sind jedoch reine Glaubensdinge. Wir sahen ja schon beim Begriff des Gläubigers, dass er einen festen Glauben daran haben muss, sein Geld wiederzubekommen, nachdem es in der Zwischenzeit in seiner Anlage „gearbeitet“ hat.
Das „arbeitende“ Kapital 1985
1990
1995
Es taucht immer wieder der Begriff auf, dass man „sein Geld oder sein Kapital arbeiten lässt.“ Damit ist natürlich nicht gemeint, dass die ausgeliehenen Gelder im wahrsten Sinn des Wortes „arbeiten“, denn gemäß unserer Definition kann nur der persönliche Mensch arbeiten. Die Leihgelder (Kredite) kosten den Schuldner die verlangten Zinsen, die dem Geldverleiher überwiesen werden und dessen schon vorhandenes Vermögen vermehren. Das versteht man unter „man lässt sein Kapital arbeiten“. Der Vermögensbesitzer hat durch den Verleih seines Geldes ein Einkommen, aber er „verdient“ es nicht im eigentlichen Sinn. Heute werden bei dem hohen Stand der Verschuldung von Staaten, Seite von 94 58
2000
Wirtschaft und Privaten sehr hohe Summen an Zinsen bezahlt, die den Gläubigern in die Tasche fließen. Im Jahre 2011 in Deutschland sind es täglich (!) mehr als eine Milliarde Euro, die in den Preisen aller Waren und Dienstleistungen in Form von mehr als 30 % Zinsen enthalten sind und von jedem Käufer bezahlt werden müssen.
2005
Der Gewinn
2010
2015
Bei allen Käufen, die am Markt stattfinden, versucht jeder der Marktteilnehmer für seine Ware einen möglichst hohen Preis zu erzielen, und umgekehrt versucht jeder Abnehmer der Ware, diese für einen möglichst niedrigen Preis zu bekommen. Am Markt stehen sich entgegen gesetzte Interessen scheinbar unüberbrückbar gegenüber. Warum gehen aber alle Marktteilnehmer trotzdem immer wieder auf den Markt? Sie tun dies, weil jeder Marktteilnehmer von dem beabsichtigten Handel einen möglichst hohen Gewinn für sich selbst erhofft. Seltsamerweise scheinen sich diese Hoffnungen jeden Tag aufs Neue zu erfüllen, sonst würden wir später am Tag nicht so viele Leute mit glücklichen Gesichtern aus den „Super-Märkten“ nach Hause wandern sehen.
2020
Der Sinn des Geldes
2025
Mit Geld an sich kann man nichts anfangen. Man kann es nicht essen, nichts darauf schreiben, nichts darin einwickeln, nicht damit umherfahren usw., weil es nämlich nur für einen einzigen Zweck geschaffen wurde, den der berühmte Thomas von Aquin kurz und sinnvoll so beschrieb: „Der einzige Zweck des Geldes ist es auszugeben!“
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Geld ist nur dafür geeignet, etwas dafür zu kaufen, d.h. die bei einem Seite von 94 59
2035
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Kauf eingegangene Schuld mit dem Schuldentilgungsmittel Geld zu begleichen oder es jemandem als Kredit zu überlassen, der damit seine Schulden bezahlen kann. Deshalb gehen die Menschen in den Supermarkt, um dort alles das zu kaufen, was sie sättigt, kleidet oder was sie sonst benötigen: Bücher, Fernseher, Computer, Schreibzeug, Möbel, Betten, Autos usw. Wenn sie das für sie Passende gefunden haben, strahlen ihre Gesichter vor Glück: Sie zogen aus ihrem Geldbesitz den bestmöglichen Gewinn, indem sie ihr Geld nach ihren persönlichen Vorstellungen vernünftig ausgaben. Sie versuchen durch Verhandlungen immer einen möglichst geringen Preis zu zahlen, der aber nie so niedrig sein wird, dass sie gar nichts bezahlen. Kunden schätzen den Wert des erwünschten Gutes gerade so hoch ein, wie es ihnen als gerecht erscheint. Sie zahlen den geforderten oder ausgehandelten Preis, weil sie alle ein Gerechtigkeitsgefühl besitzen und wissen, dass der Verkäufer und der Produzent der Ware ja auch leben und die dafür notwendigen Mittel verdienen müssen.
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Bei Tauschhandel ohne Geld macht jeder der Tauschenden einen sofort einsehbaren Gewinn. Er wird einen Gegenstand los, den er anbietet und selbst nicht braucht und er gewinnt den Gegenstand, den er benötigt und umgekehrt. Das ist immer der eigentliche Gewinn bei jedem Tausch, der genau so beim Kauf eintritt. Diese Gewinnmöglichkeit besteht also auch beim durch das Geld ermöglichten Kauf. Nur wird er da nicht so unmittelbar erlebt, denn das Geld ist als ein für alle Zwecke dienstbares Kaufmittel natürlich eine ungeheure Versuchung. Man kann es gerade nicht nur ausgeben, sondern auch anlegen. Dann wird der Erwerb von Geld höher geschätzt, als der Gewinn an Lebensmöglichkeiten durch den Kauf eines erwünschten Gutes. Das Geld ist dann nicht mehr Mittel, sondern es wird selbst Zweck.
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Der Gewinn der Arbeit
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Was ist denn der Gewinn unserer wirtschaftlichen Tätigkeit oder unserer Arbeit? Wozu arbeitet der Mensch überhaupt? Die Antwort ist ganz einfach: Der Mensch strebt durch seine Arbeit nach einem besseren Dasein. Dieses bessere Dasein ist der erwünschte Gewinn, sonst eigentlich nichts. Denn der Geldgewinn bei einer wirtschaftlichen Tätigkeit ist ja nicht der eigentliche Zweck meiner Tätigkeit, sondern mit dem „verdienten“ Geld verschaffe ich mir nur das „Vermögen“, die Fähigkeit, die Potenz, etwas zu bekommen, das mein Dasein gewinnbringend verbessert. Dieses Vermögen kann auch in dem Machtzuwachs bestehen, den ich durch unser heutiges Geld gewinne, eine für alle Menschen übermächtige Verführung.
Das Geld und die Macht 2085
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Das Geld in meinem Besitz möchte jeder gerne haben, der seine Produkte loswerden will. Das verleiht mir eine gewisse Macht über die vielen Verkäufer. Dieser Versuchung der Macht erliegt auch ein jeder von uns bis zu einem gewissen Grade. Jedenfalls möchte man sich das Gefühl der zeitweiligen Macht so lange wie möglich erhalten, weil es doch eine schöne Verstärkung des manchmal geringen Selbstwertgefühls bewirkt. Je mehr Geld jemand besitzt, umso mehr Macht hat er über die vielen Anbieter von Waren und Dienstleistungen, und um ihn herum vollführt jeder einen kleinen Tanz um das mehr oder weniger große „Goldene Kalb,“ das in der Geldbörse oder auf dem Konto des Wohlhabenden schlummert.
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Der Tanz ums Goldene Kalb Ich bitte um Verzeihung, wenn ich an dieser Stelle nicht der Versuchung widerstehen kann, einen kleinen historischen Exkurs einzuflechten, der nicht so sehr volkswirtschaftliche Abläufe erklärt, aber doch ein Licht darauf wirft, was hinter menschlichem Handeln als wahrer Hintergrund steckt. Da das Problem der Gerechtigkeit im Zusammenhang mit der Frage nach Armut und Reichtum ein Dauerthema ist, gehören die Betrachtungen der irdischen und der „höheren“ Werte in eine jede Volkswirtschaftslehre.
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Der Tanz ums Goldene Kalb wurde im Alten Testament erstmalig beschrieben, und er wird jeden Tag neu veranstaltet, im Kleinen wie im Großen. Er war schon damals sehr verlustreich für das Volk Israel, denn ein Drittel musste dafür über die Klinge springen. Bei Wikipedia heißt es dazu:
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»Das Goldene Kalb war laut biblischer Überlieferung ein Götzenbild, das die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten gemeinsam mit Aaron schufen, während Moses auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote erhielt.“
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„Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge zurückkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergehe! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat. Aaron sprach zu ihnen: Reisset ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir. Da riss alles Volk sich die goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und bildete das Gold in einer Form und machte ein gegossenes Kalb. Und sie sprachen: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!“ (2. Mose 32,1–4) Hiervon abgeleitet wird die gängige Redensart vom „Tanz ums Seite von 94 62
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Goldene Kalb“ als Sinnbild für eine Verehrung von Reichtum und Macht. Man findet das Kalb auch vor der Frankfurter Börse ausgewachsen als Stier, der das Steigen der Börsenkurse symbolisiert. Moses zerschlug nach seiner Rückkehr den Götzen und die mitgebrachten Gesetzestafeln; anschließend ließ Mose von den abgefallenen Anhängern JHWHs (Jahwes, Jehowahs) 3000 Menschen erschlagen: „Als nun Mose sah, dass das Volk zuchtlos geworden war – denn Aaron hatte sie zuchtlos werden lassen zum Gespött ihrer Widersacher –, trat er in das Tor des Lagers und rief: »Her zu mir, wer dem HERRN angehört!« Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi. Und Moses sprach zu ihnen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: ‚Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten‘«. Die »Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann.“ (Exodus 32,25–28).
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Unsere Verluste heute sind sicher ähnlich hoch. Sie fallen nur indirekt an als so genannte Kollateralschäden des Geldsystems, welches uns einen anhaltenden darwinistischen Dauerkrieg aller gegen alle beschert.
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Heute nimmt der Tanz um diesen Schatz in jedem Geldbeutel immer schlimmere Ausmaße an. Wir werden ständig von Werbung überflutet, die uns suggestiv beeinflussen will, unser Geld für alle möglichen Produkte auszugeben. Jeder Produzent oder Händler ist gezwungen, bei diesem Werbeaufwand mitzumachen, denn „wer nicht wirbt, der stirbt.“ Zur Werbung gehört auch, dass die Geschäfte immer länger geöffnet haben und die Mitarbeiter sich das lange Wochenende oder den normalen Feierabend oft aus dem Kopf schlagen müssen.
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Ich kenne einen erfolgreichen Geschäftsmann, der 15% seines Seite von 94 63
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Umsatzes für Werbung ausgeben muss. Letztendlich müssen die Kunden diese Kosten im Preis bezahlen, denn woher soll der Geschäftsmann das Geld sonst bekommen? Der Verkäufer von Produkten muss besondere Schulungen durchlaufen, um die Technik zu lernen, wie man die Kunden zum Kauf bewegt. Er muss immer freundlich sein, oft gute Miene zum bösen Spiel machen, darf gegenüber Unverschämtheiten nicht empfindlich sein. Er wird an seinem Umsatz gemessen, sein Lohn wird danach berechnet und er muss jede Tätigkeit annehmen, um seinen Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Alles hängt davon ab, dass die Kunden ihr oft sauer verdientes Geld überhaupt ausgeben und wenn, dann bitte möglichst bei mir, dem freundlichen, immer höflichen, zu allen Zeiten bereiten und dienstbeflissenen Verkäufer. Das alles ist eine Folge der Macht, die das Geld dem jeweiligen Besitzer verleiht. Nirgendwo sind wir (scheinbar!) so frei in unseren Entscheidungen, wie beim Geldausgeben. Wir müssen uns immer darüber klar sein, dass wir diese Macht, ohne es zu wollen, immer teuer bezahlen. Ein guter Teil der Verschwendung von Rohstoffen und Energie und natürlich menschlicher Arbeitskraft findet nur statt, die Leute dazu zu bringen, ihr Geld auszugeben.
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Wir wollen jetzt verstehen, warum das Geld uns so viel Macht verleiht. Und wir wollen uns darüber klar werden, wie wir diese für uns alle schädliche Macht so klein wie möglich machen. Eines der wichtigsten Mittel dazu ist die vorhin schon beschriebene Haltegebühr (Demurrage) für das Von der Zentralbank ausgegebene Geld
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Der Profit Man liest immer wieder, ein Betrieb habe „Gewinne“ gemacht. Je höher der Gewinn sei, umso „profitabler“ sei der Betrieb. Was hat es mit diesem „Profit“ auf sich? Wir hatten oben den Gewinn als etwas Seite von 94 64
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bezeichnet, das durch den Kauf eines begehrten Gutes entsteht. Eine solche Definition des Gewinnes kennt man in der „gültigen“ Volkswirtschaftslehre nicht. In dieser gilt als Gewinn nur, was nach Abzug aller Kosten durch den Verkauf der Produkte des Betriebes übrig bleibt. Der Lohn für die Arbeiter, Angestellten und Manager zählt heute zu den Kosten. Diese müssten nach unseren Vorstellungen zum Gewinn gezählt werden, weil sie ja für die im Betrieb arbeitenden den geldlichen Gewinn aus ihrer Arbeit darstellen. Heute wird als Gewinn angesehen, was nach Abzug aller Sachkosten und Löhne übrig bleibt. Für wen bleibt denn etwas übrig? Das sind die Leute, die dem Betrieb das Kapital gegeben haben, damit er überhaupt anfangen konnte. Das können die Eigentümer sein, z.B. eine Familie. Viele mittelständige Betriebe sind solche Familienbetriebe. Aber es können auch so genannte Investoren sein, die das Geld für eine Neugründung hergeben oder die einen Betrieb kaufen, wenn er angeboten wird. Diese wollen nur einen möglichst hohen Gewinn für das von ihnen eingesetzte Kapital. Wir wollen nach unseren Vorstellungen den berechtigten und notwendigen „Gewinn“ vom „Profit“ unterscheiden. Letzterer dient nur den „Anlegern“, die für ihr eingesetztes Kapital einen möglichst hohen Zins herausholen wollen. Dafür bezahlen sie die sehr teuren Manager, damit sie die Kosten so niedrig wie möglich halten. Zu den Kosten zählen auch die Löhne. So dreht sich heute alles um diesen Profit des eingesetzten Kapitals, den »shareholder value« (TeilhaberGewinn), der möglichst hoch sein soll. Hier wirkt sich die Übermacht, die das heutige Geld dem jeweiligen Besitzer verleiht, besonders schädlich aus. Die Wirtschaft verkommt durch die Umkehrung ihres wirklichen Zwecks, nämlich allen Menschen Wohlstand zu ermöglichen. Wirtschaft dient heute hauptsächlich dazu, dem eingesetzten Kapital eine möglichst hohe Rendite zu verschaffen. Dies wird sogar oft als ihr einziger Zweck angesehen.
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Exkurs: Der Kapitalismus. 2245
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Die Orientierung der Wirtschaft am Profit des eingesetzten Kapitals nennt man gemeinhin „Kapitalismus“. Seine Geschichte begann mit der Neuzeit, als durch die zunehmende Geldwirtschaft sich in den Händen geschickter Kaufleute relativ große Summen anhäuften. Diese Gelder wurden dann Zins bringend verliehen, vor allem auch an Könige und Kaiser, die das Geld benötigten, um ihre Söldner bezahlen zu können. Sie bezahlten auch mit Privilegien verschiedener Art, die zu den ersten Monopolen führten, z.B. das Post-Monopol der Thurn und Taxis Familie, Quecksilber-Monopol der Rothschilds u.a. Mit der Industrialisierung wurden für die technischen Einrichtungen bald große Geldsummen notwendig, um innerhalb großer Fabriken die Fertigungsgänge rationell aneinanderreihen zu können. In der aufkommenden Montage von massenhaft gefertigten Maschinen und Fahrzeugen entstanden große Komplexe, welche die Produktionsschritte in einer Hand versammelten. Es begann eine interne Arbeitsteilung nach festen Plänen, sozusagen kleine Planwirtschaften, die am Ende der Produktionskette das fertige Produkt lieferten, das nun von dem Unternehmer mehr oder weniger Gewinn bringend am Markt verkauft wurde. Der erlöste Gewinn wurde nach Abzug der Produktionskosten an die EigentümerGeldgeber als Profit ausgeschüttet. Jeder Unternehmer hatte bald Konkurrenten, die am Markt durch bessere oder billigere Produkte versuchten Fuß zu fassen. Durch geschickte Manipulationen verschiedener Art versuchte nun jeder, die Konkurrenz „auszuschalten“, was durchaus erfolgreich war und immer wieder zu einer Alleinherrschaft bei bestimmten Produkten führte, was man dann ein Monopol nannte. So ein Monopol bedeutete oft große wirtschaftliche Macht, die sich zunehmend auch in die Politik übertrug, um dort durch günstige Gesetze oder politische Entscheidungen seine Geschäfte zu befördern. Vor allem die Seite von 94 66
militärische Rüstung bot dafür gute Voraussetzungen. Hinzu kamen auch Abschottungen gegen ausländische Konkurrenz, oder gar der Antrieb für kriegerische Auseinandersetzungen, um die Geschäfte zu fördern. 2280
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Nachdem nun entsprechende, schlechte Erfahrungen in den beiden großen Weltkriegen der Neuzeit gemacht worden waren, wurde nach Beendigung des letzten Kriege überlegt, wie man eine bessere Wirtschaftsordnung herstellen könnte, als sie die durch den Krieg bedingte Planwirtschaft, die in allen Krieg führenden Ländern eingeführt worden war, darstellte. Die alte kapitalistische Ordnung der mächtigen Monopole sollte abgelöst werden, indem man die Bildung von wirtschaftlicher Macht so gut wie möglich zu verhindern suchte. Man zerschlug in Deutschland die großen Stahl-, Kohle- und Chemie-Monopole und führte eine Anti-Kartell-Gesetzgebung ein. Daran wirkte vor allem eine Ökonomen-Schule mit, die so genannte Freiburger Schule von Walter Eucken und Franz Böhm, aus der unter Ludwig Erhard die als „Soziale Marktwirtschaft“ bekannte Wirtschaftsordnung hervorging. Sie versuchte, die „Bildung privater Macht in einer freien Gesellschaft“ durch die Einrichtung der Ordnung der „Vollständigen Konkurrenz“ zu verhindern. Zusätzlich sollte der „Sozialstaat“ sich um die unvermeidbaren Opfer dieser vollständigen Konkurrenz kümmern. Leider wurden die primären Monopole, die im Boden-Besitz und im Geld-Besitz liegen, nicht wirklich erkannt und neutralisiert. So kam es zur Restauration des Kapitalismus alter Prägung, der lediglich durch eine umfangreiche Sozial-Gesetzgebung und eine starke Interventionstätigkeit des Staates bei den periodischen Einbrüchen der Konjunktur für die Benachteiligten abgemildert wurde. Der Aufruf „Wohlstand für Alle“, den Ludwig Erhard werbewirksam ausgelöst hatte, war nur in den Zeiten der Vollbeschäftigung ab 1958 bis Mitte der 70-iger Jahre gültig, ab da begannen die „Reichen“ immer reicher und die Nicht-Reichen immer ärmer zu werden.
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Dieser ungebrochen anhaltenden Tendenz kann man nicht durch spätere Umverteilung von Vermögen über Steuern abhelfen, sondern Seite von 94 67
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nur durch Einrichtung einer funktionierenden Geld-Wirtschaft und einer Rückführung des Grund und Bodens in Allgemeingut, damit er dann nur noch gegen entgeltliches Nutzungsrecht vergeben werden kann. Wir fahren nun fort in der Schilderung weitere Einzelheiten der Ökonomie.
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Die Aktien
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Eine Aktiengesellschaft wird als Gesellschaft der Aktionäre gebildet. Jeder Aktionär verpflichtet sich, eine bestimmte Summe in die Firmenkasse einzuzahlen. Mit diesem Geld kauft die Firma alle Dinge, die der Betrieb benötigt. Dann wird die Produktion aufgenommen und jeder Aktionär ist nun Eigentümer eines Teils der Firma. Dieser Teil wird durch die Aktie dokumentiert, die auf einen bestimmten Geldbetrag lautet. Das kann der Betrag sein, den der Aktionär am Anfang eingezahlt hat, der so genannte Nennwert. Die Aktie repräsentiert also einen bestimmten Wert, der je nach dem Aktienkurs schwanken kann und überhaupt nicht mit dem Nennwert übereinstimmt. Er zeigt, wie hoch der Wert der Firma an der Aktienbörse eingeschätzt wird. Er kann also weit über oder unter dem Nennwert liegen. Die Aktie kann man an der Aktienbörse kaufen und verkaufen. Aktionäre sind also Leute, die am Beginn einer Betriebsgründung ihr Geld für die Anschaffung der Realkapitalien, als da sind Grundstücke, Häuser, Maschinen usw., hergegeben haben. Dafür bekommen sie Anteilscheine am gesamtem Sach- und Geldvermögen der Firma in Form von Aktien, die man auch verkaufen kann. Ein Preis bildet sich, der ebenso schwankt, wie andere Warenpreise. Zu diesem Preis werden die Aktien gehandelt, das ist ihr „Kurs“. Sie bringen ihrem Inhaber auch einen Anteil an der jährlichen Gewinnausschüttung, der so genannten Dividende. Dividere (lat.) heißt „teilen“ und bedeutet hier: Ein Anteil am betriebswirtschaftlichen „Gewinn“ wird jedem Seite von 94 68
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Aktionär zugeteilt. Solche Betriebe heißen „Aktiengesellschaften“ (AG), die Inhaber der Aktien sind „Aktionäre“. Der Preis der Aktien schwankt je nach allgemeiner Wirtschaftslage mehr oder weniger stark. Er ist auch stark abhängig von der Stellung des Betriebes am Markt: Z.B. die Stromlieferanten, die ihren Strom in Atomkraftwerken hergestellt haben, sind Aktiengesellschaften. Der Kurs ihrer Aktien ist mit dem „Atom-Ausstieg“ stark gefallen. Dabei erleiden die Aktionäre herbe Verluste in ihren Vermögensbeständen. Umgekehrt entstehen bei guter Entwicklung einer Aktiengesellschaft unter Umständen große Kursgewinne. Am Durchschnittskurs bestimmter Aktiengesellschaften (z.B. der DAX) kann man gut die allgemeine Stimmung ablesen, die die Aktienbesitzer über die Wirtschaftslage haben. Die Probleme der Aktiengesellschaften spielen aber bei den Geldfragen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Sie ziehen durch die ständigen, täglichen Berichte in den Medien eine unangemessene Aufmerksamkeit auf sich.
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Die Staatsanleihen
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Sie sind momentan ins Gerede gekommen, da sich viele Staaten in großer Höhe verschuldet haben. Die „Anleger“ haben Angst, dass die Anleihen nicht zurückgezahlt werden können oder dass der Schuldendienst, wie man die Zinszahlungen nennt, nicht mehr gewährleistet ist. Andererseits haben die Anleger Probleme, noch genügend „solvente“ Schuldner zu finden. Deshalb reagieren „die Märkte“, womit die Gesamtheit der „Anleger“ gemeint ist, sehr nervös auf alle die verschiedenen Meinungen, Nachrichten und Voraussagen.
Das Kaufmittel Geld und seine Verbesserung 2380
Bei einem Mittel, das für die Ausführung eines bestimmten Zweckes hergestellt wird, muss man immer darauf achten, dass es seinen Seite von 94 69
Zweck richtig erfüllt. Beim Geld handelt es sich um ein Mittel, das hauptsächlich für den Zweck des möglichst leichten Kaufes von Produkten und Dienstleistungen geschaffen wurde. 2385
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Wenn wir mit jemandem im Streit liegen, weil unsere Interessen sich widersprechen, dann versuchen wir, durch die Vermittlung eines Dritten den Streit zu beenden. Wir suchen eine Person, die von beiden Seiten als unparteiisch angesehen wird, die also neutral dem Streit gegenübersteht. Der Vermittler soll die gegenteiligen Interessen zum Ausgleich bringen. Das kann er nur, wenn er keine Interessen einer Partei stärker vertritt als die der anderen Partei. Vor allem darf er als Vermittler keine eigenen Interessen vertreten. Wie ist das nun beim Mittler der Kauffunktionen, dem Geld? Einer der beiden Kontrahenten hat das Geld, der andere bietet seine Waren an. Sind beide in der gleichen Ausgangsposition? Oder hat der Besitzer des Kaufmittels Vorteile gegenüber dem Anbieter von Produkten?
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Das heutige Geld hat folgende Eigenschaften, die ihm z.T. per Gesetz eingeräumt werden: • Es soll seinen Wert immer behalten. 2405
• Es soll also im Laufe der Zeit keine Wertminderung erleiden, sondern eine stabile Währung sein. • Niemand soll ohne Berechtigung in den Besitz von Geld gelangen können. • Niemand soll Geld selber herstellen können. • Das Geld soll leicht zu transportieren sein.
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• Das Geld soll geringe Lagerkosten haben. • Man soll bargeldlos zahlen können, wenn man ein entsprechendes Guthaben auf einem sofort verfügbaren Giro-Konto hat. Die zum Verkauf anstehenden Produkte haben dagegen folgende Seite von 94 70
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Eigenschaften: • Sie haben Kosten durch die Herstellung verursacht. • Sie kosten wegen Lagerung, Versicherung, Werbung usw. weiterhin Geld. • Sie verlieren vom ersten Tag der Fertigstellung an ständig an Wert.
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• Manche „Produkte“ entstehen gar nicht erst, wenn sie nicht gleich verbraucht werden, nämlich die Leistungen von Geistesarbeitern, wie Ärzten und Rechtsanwälten. Wenn der Klient zum Termin nicht erscheint, hat der Anwalt einen hundertprozentigen Sofortverlust!
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Daraus folgt, dass der Besitzer des Kaufmittels »Geld« große Vorteile in der Hand hat, denn ihm entstehen alle die Kosten und Verluste nicht, die dem Anbieter von Produkten immer entstehen. Diese Vorteile genießt er kostenlos auf Grund der Gesetzeslage. Die in normalen Zeiten bestehende ungleiche Ausgangsposition beim Kauf verliert sich erst dann, wenn das Geld durch zu starke Vermehrung der Geldmenge durch die Notenbank (Inflation) laufend an Wert verliert. Dann kann der Anbieter von Produkten aufatmen, denn die Käufer wollen der laufenden Preissteigerung dadurch entgehen, dass sie Ihre Käufe so rasch wie möglich realisieren, bevor nämlich die Preissteigerung ihnen vermehrte Kosten aufbürdet. Wenn sich allerdings durch ungeschickte Geldordnung die Menge des für die Wirtschaft zur Verfügung stehenden Geldes vermindert, dann wächst die Übermacht des Geldbesitzers übermäßig und die Anbieter von Produkten haben es von Tag zu Tag schwerer, ihre Waren loszuwerden (Deflation). Denn jeder Besitzer von Geld kann ohne Probleme abwarten, bis die Preise weiter fallen oder die Arbeitenden bereit sind, für immer weniger Lohn zu arbeiten. Das Gleiche passiert, wenn das von der Zentralbank ausgegebene Geld zurückgehalten wird, wenn also die Umlaufgeschwindigkeit sinkt. Das ist heute ein großes Problem.
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Die „Haltegebühr“ (oder Demurrage, ein Ausdruck, der aus der Handelsschifffahrt stammt für die „Liegegebühr“ der Handelsschiffe im Hafen, die nach der Länge der Liegezeit berechnet wird).
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Wenn wir also einen neutralen Kaufvermittler einrichten wollen, müssen wir demselben die gleichen „Nachteile“ der Produkt-Anbieter einbauen, damit der Kauf und Verkauf (Jeder Kauf ist mit einem Verkauf verbunden!) unter neutralen oder gerechten Bedingungen stattfindet.
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Das könnte dadurch eingerichtet werden, dass der Geldbesitzer für die Benutzung des vom Staat oder der von ihm legitimierten Einrichtung herausgegebenen Geldes eine Haltegebühr bezahlen muss, die während der Dauer des von ihm in der Kasse oder auf dem GiroKonto gehaltenen Geldes anfällt. Es ist wie die Nutzungsgebühr für einen öffentlichen Parkplatz (Parkgebühr), deren Zweck es ist, dass der Parknutzer diese Nutzung so schnell wie möglich aufgibt, um sich unnötige Kosten zu ersparen. Die praktische Durchführung einer solchen Neuerung wäre heutzutage kein Problem mehr durch elektronische Buchung der Minderung. Es wäre wie ein negativer Zins auf das umlaufende Geld, den der jeweilige Inhaber (Besitzer) des Geldes bezahlen muss. Hier zeigt sich auch, dass es unsinnig ist, jemanden zum Eigentümer des Geldes zu erklären. Auch der Parkplatzbenutzer wird ja nicht Eigentümer des Parkplatzes auf Zeit, während sein Auto da steht.. Weil die Einrichtung »Haltegebühr« noch nicht besteht, entstehen beim Handel auf dem Markt automatisch ungerechte Folgen des Ungleichgewichtes durch Vorteile beim Geld und Nachteile bei den angebotenen Waren. Eine dieser Folgen ist die oben beschriebene Macht, die der Geldbesitzer gegenüber den Waren- und LeistungsAnbietern hat.
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Die Notenbanken haben bisher kein Mittel, um zu verhindern, dass ein beträchtlicher Teil des ausgegebenen Bargeldes gehortet wird oder in kurzfristigen Anlagen gehalten wird und somit nicht oder nur sehr verhalten umläuft. Das ist vor allem bei „Leitwährungen“ der Fall, wie beim Dollar oder beim Euro. Besonders die großen Scheine werden gerne in Tresoren und Verstecken aufbewahrt, nicht zur Bank gegeben und für den Zweck der Steuervermeidung und der Schwarzarbeit (zurück-)„gehalten“. Damit keine Deflation entsteht, weil das ausgegebene Geld nicht weitergegeben wird, behelfen sich die Zentralbanken durch Neuherausgabe von Geld, dessen Menge sie „diskretionär“, d.h. quasi heimlich vermehren unter Beobachtung des allgemeinen Preisniveaus. Wenn all das herausgegebene Geld plötzlich für Käufe verwendet würde, träte eine enorme Preissteigerung aller Waren (Inflation) ein. Aber auch die Geldvermehrung durch die Notenbanken hilft nicht zuverlässig, wie die Zustände in Japan beweisen. Dort geben die Leute ihr Geld nicht aus, sondern sie horten es oder lassen es auf unverzinslichen Konten liegen, wogegen die Notenbank in Japan machtlos ist. Eine solche „Stagnation“ fürchten alle Notenbanken wie der Teufel das Weihwasser, weshalb die EZB eine jährliche Inflation von „nahe“ 2% ganz bewusst einrichtet. Aber diese geringe Inflationsrate erfüllt den Zweck nur sehr unvollkommen. Auf die Idee der Haltungsgebühr verfallen die Notenbanken leider nicht oder dürfen es nicht, weil die volkswirtschaftlichen Dogmen heiliger sind als die des Papstes! (Siehe auch das Zitat von Ludwig Erhard am Beginn unserer Schrift!) So werden wir noch eine Weile mit einigen Phänomenen leben müssen, wie sie sich jetzt in den Ländern mit den hohen Staatsschulden (Griechenland, Portugal, Spanien, Italien) und hoher Arbeitslosigkeit infolge mangelnder Konjunktur vorfinden..
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Die heutigen Schulden-Krisen 2520
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Jeden Tag können wir in der Zeitung lesen, dass die Staaten (und auch die Leute) ungeheure Schulden haben. Allein die Bundesrepublik Deutschland hat über 2 Billionen Staatsschulden, das sind 2000 Milliarden oder 2 Millionen Millionen Schulden. Wer hat ihr so viel Geld gegeben? Nun, ganz einfach solche Leute, die es sich erspart hatten, und es nicht jetzt ausgeben wollten oder mussten, sondern die es für spätere Zeiten „sicher anlegen“ wollten. Während der Laufzeit der Anlage bekommen sie Zinsen, so dass sich das Vermögen und die dagegen stehenden Schulden laufend vergrößern, z.B. bei 9 % Zinsen verdoppelt sich die Schuld alle 8 Jahre, wenn man die Zinsen immer wieder dem gesparten Kapital zuschlägt. Jemand, der sein Haus durch Bau-Darlehen finanziert, zahlt außer der Rückzahlung des Darlehens im Schnitt noch zwei zusätzliche Häuser für den Darlehensgeber. Die Bundesrepublik Deutschland hat während der letzten Jahre immer neue Schulden gemacht, weil die anfallenden Zinsen nicht bezahlt wurden. Für diese Zinsen gab sie dann neue Schuldscheine an die Leute heraus, denen sie die Zinsen schuldig war und für die dann auch wieder Zinsen bezahlt werden müssen (Zinseszins). Nun ist es so, dass sowohl der Staat als auch die anderen Leute an die Geldgeber die Zinsen zahlen müssen, die am „Kapitalmarkt“ erzielbar sind. Jeder von uns zahlt diese Zinsen in den Preisen von Gütern und Leistungen an die Produzenten, Händler und auch an den Staat. Sie müssen diese Zinsen an die Gläubiger weitergeben. Diese Zinsen machen im Schnitt mehr als 30 % aller Preise aus mit wachsender Tendenz. Wie schon gesagt, zahlen alle jeden Tag für die gekauften Waren und Dienstleistungen ca. eine Milliarde Euro Zinsen, die in den Preisen enthalten sind. Viele Leute besitzen ein Sparbuch, einen Bausparvertrag, eine Lebensversicherung, Bundesschatzbriefe, Aktien usw., wodurch sie Seite von 94 74
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auch zu denen gehören, die Zinsen kassieren. Aber erst, wenn man ein Zins bringendes Geld-Vermögen von über 500 000 Euro sein Eigen nennt, erhält man mehr Zinsen, als man offen und verdeckt bezahlt. Unter diesem Betrag ist man bei den Verlierern. Nur etwa 10% unserer Mitbürger profitieren von dem Zins, der auf alle Schulden erhoben wird, der Rest zahlt immer drauf.
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Durch diesen Zins, der auch noch auf den nicht ausgezahlten Zins (Zinseszins) erhoben wird, entstehen ab einer gewissen Vermögensgröße bald unvorstellbare Summen von Geldvermögen. Dies können durch geschickte Umschichtungen und Spekulationen zu den riesigen Vermögen relativ weniger Personen führen. Diese Reichen versuchen ständig, ihr wachsendes Vermögen anzulegen, also Schuldner zu finden, die ihnen einen möglichst hohen Zins bezahlen. Gleichzeitig sollen sie aber sichere Kandidaten für die laufende „Bedienung“ der ausgeliehenen Gelder sein, wie man die Zinszahlungen vornehm nennt. Sie sollen auch sicher im Hinblick auf eine Rückzahlung der eingegangenen Schulden sein. Meist möchte man aber gar keine Rückzahlung, denn dann muss man aufs Neue einen zuverlässigen Schuldner finden.
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Am zuverlässigsten schienen in den vergangenen Jahren Staaten zu sein. Man glaubte, das Geld in vollem Vertrauen in Staatsanleihen anlegen zu können. Aber die Geschichte zeigt, dass Staaten eigentlich immer irgendwann zahlungsunfähig wurden und ihre Schulden nicht zurückbezahlt haben. Wir in Deutschland haben das bitter erfahren müssen. Trotzdem genießt derzeit die Bundesrepublik großes Vertrauen bei den Vermögenden, obwohl die bezahlten Zinsen unter 3% gesunken sind. Im Zweifelsfall ist den Anlegern die Sicherheit der Rückzahlung wichtiger als ein hoher Zinsertrag.
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Die so genannten Schuldenkrisen haben ihre Ursache in dem heute überreichlichen Angebot von Geldkapital (Ersparnisse!). Wenn die Seite von 94 75
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Staaten sich dieses Geld nicht mehr leihen, dann würde der Zins noch schneller „in einem Meer von Geld-Kapital ertrinken“, wie Keynes es erhofft hatte. Aber die interessierten Kreise haben die Staaten, die durch die machthungrigen Parteien dominiert werden, immer dazu gebracht, für alles Mögliche das Geld bei ihnen zu leihen, damit sie sich als Gläubiger durch ihre „Staatsschätzchen“, die „sichere“ Anlagen sind, gut aufgehoben fühlen konnten. Auch jetzt dienen die „Rettungsschirme“ für die praktisch insolventen, d.h. zahlungsunfähigen Staaten, hauptsächlich dazu, die Inhaber von deren Staatsschuldscheinen vor herben Verlusten zu schützen. Einem Privatmann würde man einer solchen Insolvenzverschleppung, wie sie sich die verschuldeten Staaten leisten, längst durch Einlieferung ins Gefängnis den richtigen Riegel vorgeschoben haben. Es ist scheinbar widersprüchlich, wenn auf der einen Seite überreichlich Geldkapital vorhanden ist und andererseits Finanzkrisen entstehen, bei denen niemand mehr Geld geliehen bekommt. Selbst die Banken leihen sich in der Krise untereinander kein Geld mehr, weil jeder misstrauisch ist, ob er sein Geld auch zurückbekommt. Keiner „glaubt“ dem anderen mehr, denn keiner will am Ende der geprellte „Gläubiger“ sein. Was für die Banken gilt, stimmt genauso für Privatpersonen, die in der Krise auch kein Geld mehr hergeben. Im Gegenteil, sie heben ihr Geld sogar bei der Bank ab und halten es bar zuhause Das führt zu einem raschen Nachlassen aller Kaufvorgänge am Markt, weil keiner mehr sein Geld ausgibt. Das nennt man eine Rezession (aus dem Lateinischen = Rückgang).
Arm und Reich Die großen und immer größer werdenden Unterschiede zwischen «Reich« und »Arm, aber fleißig« haben ihre Ursache zum einen in der Seite von 94 76
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Möglichkeit, für die Hergabe von Ersparnissen den Zins erheben zu können. Nur auf diese Weise kann man so riesige Vermögen anhäufen, wie sie sich heute vorfinden. „Von der Arbeit allein ist noch niemand reich geworden“, sagt der Volksmund ganz richtig. Es gibt aber zusätzlich noch zwei weitere Möglichkeiten, um reich zu werden: • Besitz von Grund und Boden, wozu auch die Bodenschätze gehören • Besitz von Patenten
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Beides sind vom Staat geschützte Monopole, die den Inhabern Vorrechte (Privilegien) gewähren, die große Einkünfte ermöglichen.
Der Boden und die Bodenschätze 2640
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Grund und Boden und die damit verbundenen Bodenschätze sind keine Güter, die durch menschliche Arbeit entstanden sind. Sie stehen den Menschen wie von Gott gegeben ohne Arbeit zur Verfügung. Man muss sie sich nur aneignen und kann sie dann fast unbegrenzt ausbeuten. Betrachten wir zunächst den Boden, der für den Bau von Häusern notwendig ist. Kein Mensch kann auf dieser Erde leben, wenn er nicht den Platz hat, wo er seine Füße hinstellen kann und wo er sich niederlegen kann, wenn er schlafen möchte. Jeder Mensch ist unbedingt auf Grund und Boden angewiesen. Er ist letztlich auch darauf angewiesen, seine Ernährung durch den Anbau von Früchten und das Halten von Tieren zu ermöglichen. Auch für die Ausübung seiner Arbeit benötigt er den notwendigen Platz.
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Wenn der Mensch geboren wird, so kommt er entweder bei jemandem an, der zufällig Eigentümer des von ihm bewohnten Grundes, vielleicht auch noch Eigentümer seines Arbeitsplatzes und des notwendigen Ackers und der Wiesen für die Tiere ist, wie wir das früher bei einem freien Bauern vorfanden. Ein solches Kind hat schon einmal erhebliche Vorteile durch diese bestehenden Vorrechte vor einem Kind, das nicht in so glückliche Verhältnisse hineingeboren wurde. Der Umfang von solchem „vorgefundenen“ Grund kann sehr unterschiedlich sein. Woher haben nun die Eltern und die weiteren Vorfahren diesen Grund? Es kann gut sein, dass sie in irgendeiner Generation einfach durch Aneignung Eigentümer geworden sind. In den USA konnten die Einwanderer den vorhandenen Boden einfach durch einen Zaun als den ihrigen bestimmen. So wurde er dann auch in den neu erstellten Grundbüchern eingetragen. Alle Nachfolger auf so einem Grundstück hatten es entweder ohne Kosten geerbt oder mussten es für Geld erwerben. Die Neuankömmlinge hatten es auch insofern einfach, als die vorher dort lebenden Indianer kein Eigentum an Grund und Boden kannten. Diese Aneignung von Grund und Boden nannten die Römer „privare“, zu Deutsch „rauben“. Privatbesitz von Grund und Boden ist deshalb vom Ursprung her „Raub“, was den französischen Philosophen Proudhon zum Titel eines berühmten Buches machte: „Eigentum ist Diebstahl!“
Die Grundrente 2685
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So ist es auch heute noch: Die einen erben und sind fein raus und die anderen müssen es kaufen und sind arm dran. Oder aber sie können mangels Geld kein Grundstück kaufen und müssen eine Nutzungsgebühr an den Eigentümer bezahlen, die man als Pacht oder Miete bezeichnet. Die nennt man auch Miet-Zins, weil die Nutzungsgebühr wie beim Zins für die laufende Zeit des Besitzes bezahlt werden muss. Seite von 94 78
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Dem Eigentümer des Bodens fließt so ein ständiges Einkommen zu, für das er nicht arbeiten muss, nämlich die „Grundrente“. Nutzt er den Grund selber, so erspart er sich diese Zahlungen an andere, was sich für ihn auch in diesem Fall wie ein Zusatzeinkommen auswirkt, denn um dieses ist der Gewinn am Verkauf seinen Waren höher, als der Konkurrenz, die Pacht und Miete zahlen muss. Viele Bauern müssen heute Land dazu pachten von Leuten, die dieses Land geerbt haben und selber keine Landwirtschaft mehr betreiben. Denen ist meistens die Pacht lieber als ein Verkauf des Landes, weil sie auf den Verkauf nicht angewiesen sind. Sie haben so ein hübsches Zusatzeinkommen, und das Land wird wegen der natürlichen Knappheit nach aller Erfahrung immer teurer. In den Mieten der Häuser und Wohnungen ist dieser Zins für den benutzten Boden enthalten und bringt dem Eigentümer des Grundes ein zusätzliches Einkommen. Der Rest der Miete wird völlig zu Recht für die Nutzung des Hauses bezahlt, das sonst nicht gebaut worden wäre. Es bezahlen also alle Nichtbesitzer von Grund und Boden Gebühren (Zins) an die Eigentümer desselben, die dadurch ein Privileg innehaben. Denn der Boden ist nicht vermehrbar, er kann nicht neu hergestellt werden, wie andere Waren. Boden vergeht nicht, nutzt sich nicht ab, bleibt für immer erhalten. Grundbesitzer haben auch die Chance, dass ihr Grund eines Tages für öffentliche Nutzungen benötigt wird, wie Straßenbau, Eisenbahn und andere öffentliche Einrichtungen. Das ganz große Los haben die gezogen, deren Grund vom Gesetzgeber zu Bauland umgewidmet wird. So sind manche Bodenbesitzer in der Umgebung von Städten zu Millionären geworden, ohne eine Hand rühren zu müssen, falls sie den Boden von ihren Vorfahren ererbt oder früher billig eingekauft hatten.
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Wer das Glück hat, viel Land zu besitzen, und zusätzlich mit den Seite von 94 79
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zugehörigen Bodenschätzen gesegnet ist, der kann sehr reich werden. Dafür gibt es Beispiele genug, man denke nur an die ErdölquellenBesitzer in den USA oder an die arabischen Länder, wo selbstverständlich das dort geförderte Öl dem Eigentümer des Grundstücks gehört. Das dadurch eingenommene Geld wird dann zum größten Teil Zins bringend angelegt, so dass wachsender Reichtum „alternativlos“ ist. Hier wirkt sich eine Rechtsordnung aus, die in unseren Landen nicht immer so war. Früher war der Boden als Gemeineigentum im Besitz der Landesherrschaft, die es den Bewohnern gegen entsprechende Gegenleistungen zu Lehen gab. Im Gegenzug sorgte die Herrschaft für die Rechtsordnung und die Sicherheit. Das wurde später missbraucht, indem das Gemeineigentum willkürlich als persönliches Eigentum der Landesherrschaft betrachtet wurde, die es dann gegen Geld verkaufte, um damit Kriege oder einen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren.
Die Geldhaltegebühr und die Grundrente Sollte die Haltegebühr für das Geld eingeführt werden, dann fiele das „Neue Geld“ als Grundlage für ein Zins bringendes Einkommen weitgehend weg und nur der Boden bliebe übrig. Da er nicht vermehrbar ist, würden sofort die Bodenpreise bzw. die Nutzungsgebühren für den Boden (Pachten, Mieten) steigen, denn kein Mensch würde noch Boden verkaufen, der so ein Goldesel ist.
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Die Bodenreform
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Deshalb muss man sich Gedanken über eine Reform des Bodenrechtes machen. Eine Möglichkeit wäre die, welche man auch zur Behebung der Parkplatznot anwendet: Man erhebt von jedem Bodeneigentümer eine je nach Lage zu bestimmende Nutzungsgebühr (die heute Seite von 94 80
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erhobene Grundsteuer ist wesentlich niedriger als die erzielbaren Pachten, wodurch dem Grundbesitzer die Einnahme kaum geschmälert wird), die für die Dauer der Nutzung erhoben wird. Diese Gebühren würden in einen Topf fließen, der dann pro Kopf der Bevölkerung zu gleichen Teilen verteilt wird. Auf diese Weise bekommen alle Nutzer von Grund einen Teil der von ihnen bezahlten Gebühren zurück, die einen mehr, als sie selber zahlen mussten, weil sie wenig Grund benutzten oder weil der von ihnen benutzte Grund weniger wert war. Die anderen bekämen weniger zurück, weil sie ein teures Grundstück benutzen oder weil es sehr groß ist. Jeder Bodeneigentümer, der keinen Nutzen aus seinem Grundstück zieht, würde schnell seinen Boden abgeben, da er ihm nur Kosten verursachen würde, ohne ihm einen Nutzen zu bringen. Auf diese Weise würden die „Immobilien“ (die Unbeweglichen) immer mobiler, d.h. man hätte häufiger die Möglichkeit, ein passendes Grundstück gegen die fällige Gebühr zu pachten. Es gibt einige Möglichkeiten, das Bodenproblem praktisch zu lösen: Am Beginn müsste Einigkeit hergestellt werden über die Notwendigkeit einer Bodenreform. Das wird sehr schwierig sein, denn es wird sich der massive Widerstand der jetzigen Bodenbesitzer erheben. Obwohl die Mehrheit der Menschen keine Bodenbesitzer sind, wird es noch lange dauern, bis sich hier etwas ändern lässt.
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Sollte vor einer allgemeinen Einigung für eine wirklich gründliche Lösung des Problems etwas getan werden, so würde eine langsame Anhebung der Grundsteuer bei gleichzeitiger Abschaffung der Grunderwerbssteuer einiges bewirken. Die Grunderwerbssteuer ist eine Beteiligung des Staates an dem Besitzwechsel der Grundeigentümer. Da die Steuer bei jedem Wechsel anfällt, wirkt sie hemmend auf den Besitzwechsel. Vor allem eine Trennung der Grundsteuer von dem Wert der darauf errichteten Gebäude ist erforderlich. Die Gebäude zu besteuern ist unvernünftig, weil sie ein Verbrauchsgut sind und im Laufe der Zeit an Wert verlieren. Werterhaltung kostet Geld und solche Investitionen dürfen nicht Seite von 94 81
steuerlich behindert werden.
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Da die Grundsteuer ständig erhoben wird, wirkt sie wie eine Bodennutzungssteuer. Nur hat sie derzeit keinen optimalen Effekt, weil sie die Bodennutzung nicht dem zuführt, der den Boden am besten nutzt. Grund und Boden sollte der Gemeinschaft der Menschen gehören und von einer öffentlichen Einrichtung verwaltet werden, ähnlich der unabhängigen Notenbank. Wäre der gesamte Grundbesitz in öffentlicher Hand (nicht in Staatseigentum!), so könnte die Vergabe der Nutzung gegen eine Pacht erfolgen. Die Höhe der Pacht müsste in einem Versteigerungsverfahren an den Meistbietenden ermittelt werden. Wer am meisten bietet, erhält den Zuschlag. Ein Wechsel des Pächters erfolgt immer dann, wenn ein Nutzer seinen Pachtvertrag kündigt, was er jederzeit mit relativ kurzen Fristen tun könnte. Bei einer solchen Versteigerung der Pacht an einen neuen Pächter würde nicht das auf dem Grund errichtete Gebäude mit versteigert. Das muss der neue Pächter dem bisherigen Besitzer abkaufen, wenn er die Pacht ablösen will. Bei einer Steigerung oder Minderung des Bodenwertes durch öffentliche Maßnahmen erfolgte eine Anpassung der Pacht. Durch das heute herrschende Eigentumsrecht am Boden wird man nicht umhin kommen, eine Enteignung des Bodens mit voller Entschädigung der derzeitigen Eigentümer nach dem Verkehrswert des Bodens durchzuführen. Es würde keine Barzahlung der Ablöse geben, sondern die Ausgabe von handelbaren, inflationsgesicherten, nicht verzinslichen Schuldscheinen, die von dem Grundstücksamt aus den Einnahmen der Pachten nach und nach zurückgekauft würden. Erst nach dem Rückkauf der letzten Schuldscheine könnte mit einer Verteilung der eingenommenen Gelder begonnen werden, wie es oben beschrieben wurde. Wenn die Bodenfrage auf diese Weise möglichst weltweit gelöst würde, wären viele Gründe für Streitigkeiten der Menschen Seite von 94 82
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untereinander nicht mehr vorhanden. Das beginnt mit den unerfreulichen Streitereien unter den Erben von Grundstücken und Immobilien und endet mit den Kriegen, die wegen Landbesitz und Fundstätten von Rohstoffen entstehen. Die Einnahmen aus den Verpachtungen würden pro Welt-Einwohner zu gleichen Teilen verteilt. Zusammen mit der gleichen Verteilung aus den Einnahmen der Geldnutzungsgebühr würde das bereits ein gewisses Grundeinkommen für jedermann ergeben.
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Silvio Gesell, einer der frühen Bodenreformer, hatte die fabelhafte Idee, die eingehende Grundrente den Müttern pro Kopf ihrer Kinder zuzuteilen. Damit wären die Mütter unabhängig vom Verdienst Ihrer Männer, die leicht dazu neigen, die Macht, die das Geld jedem Menschen verleiht, gegenüber ihren Frauen zu missbrauchen. Obendrein ging er von der Überlegung aus, dass die nachwachsenden Kinder die Garantie für das Entstehen der Grundrente sind: Gäbe es keine oder immer weniger Kinder, dann würde automatisch die Nachfrage nach Grund und Boden nachlassen und die Höhe der Grundrente abnehmen.
Die Patente 2855
Eine weitere Quelle für Einnahmen verschafft das Patentrecht. Patente werden auf Erfindungen angemeldet, die jemand gemacht hat. Will jemand diese Erfindung nutzen, so muss er sich mit dem Patentinhaber über eine Nutzungsentschädigung einigen.
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Erfindungen werden immer auf den Erkenntnissen vieler vorangegangener Denker aufgebaut. Insofern profitiert der Erfinder immer von der Geistestätigkeit anderer Menschen, deren Ergebnisse er ohne Kosten nutzen kann. Insofern sollten die neuen Erkenntnisse auch allen Menschen zum Nutzen zur Verfügung stehen, da dadurch die allgemeine Wohlfahrt am meisten gefördert wird. Durch die Patente erzielt der Inhaber für einen begrenzten Zeitraum von heute 20
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Jahren eine Monopolrente. Das wäre noch zu rechtfertigen. Aber leider wird das Patentrecht von mächtigen Wirtschaftsbetrieben ausgenutzt, denen nicht daran gelegen ist, dass ihre altmodischen Fertigungstechniken durch modernere und preiswertere Verfahren ersetzt werden. Sie kaufen Patente auf und legen sie still. Die Erfindung ist für die Menschheit während der Schutzfrist verloren. Der Fortschritt wird so aus egoistischen Motiven aufgehalten. Eine vollständige Abschaffung des Patentrechtes wäre die beste Lösung.
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Mit der Abschaffung des Patentrechtes könnten keine neuen Patente mehr erteilt werden. Die einmal erteilten laufen noch die verbliebene Zeit, man muss sie nicht abschaffen. Sie wurden rechtsgültig erteilt und müssten bei einer vorzeitigen Beendigung entsprechend entschädigt werden. Ein unnötiges und aufwändiges Verfahren, das man sich ersparen kann. Um zukünftige Entwicklungen wird man sich nicht sorgen müssen. Hat einer eine Erfindung gemacht, und diese zur Produktionsreife entwickelt, so hat er immer einen erheblichen Vorsprung vor der Konkurrenz. Bei einer blühenden Wirtschaft mit Vollbeschäftigung hat es niemand nötig, sich Patente anzuschaffen, um einen MonopolVorteil zu genießen.
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Die Finanzierung des Staates
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Wenn der Staat in vernünftiger Weise auf die Tätigkeiten beschränkt würde, die Aufgabe des Staates sind, würden die dafür notwendigen Mittel gering sein und könnten im besten Fall durch eine gleiche Steuer pro Steuerpflichtigen erhoben werden. Diese Aufgaben sind: • Pflege der Rechtsordnung durch die Schaffung nur der wirklich notwendigen Gesetze (Legislative)
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• Erhaltung der Rechtsordnung durch die Rechtsprechung (Judikative) Seite von 94 84
• Durchsetzung der Rechtsordnung durch die Ordnungsorgane (Exekutive),
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Da der Staat prinzipiell für alle Staatsbürger in gleicher Weise tätig ist, entspricht auch die gleiche Steuer für alle dem Gleichheitsprinzip des Staates. Alle heute vom Staat betriebenen Unternehmungen müssten von den Bürgern selbst betrieben werden. Das gilt vor allem für die gesamten Einrichtungen der Bildung (z.B. Schulen, Universitäten, Theater, Museen). Dort herrscht heute eine solche Gängelung von kulturellen Initiativen, dass auf diesem so wichtigen Gebiet die Forderung des Grundgesetzes nach dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit am meisten gehindert wird.
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Die Finanzierung der Bildungseinrichtungen sollte von den Bürgern möglichst direkt geleistet werden. Wenn der Staat von diesen Aufgaben entbunden würde, könnten die nun nicht mehr notwendigen Steuern die Mittel frei machen, die von den Bürgern in eigener Entscheidung dort eingesetzt werden, wo sie es für richtig halten. Sie hätten die volle Verantwortung und hätten alle Folgen ihrer Entscheidungen selbst zu tragen. In dem Maße, wie sie Verantwortung tragen, werden sie sich auch die dafür notwendige Bildung aneignen. Die Bevormundung durch den Staat in einer der wichtigsten Funktionen des Bürgers würde endlich vorbei sein. Für die Erziehung der Kinder sind zunächst die Eltern und von ihnen vor allem die Mütter für die Vorschulzeit verantwortlich. Die Kosten sollten durch ein unbedingtes Grundeinkommen für die nachwachsende Generation gewährleistet sein. Dasselbe würde ohne Prüfung der Einkommensverhältnisse bis zum Beginn der eigenständigen Erwerbsarbeit gewährt. Das würde für Schüler, Lehrlinge und Studenten gleichermaßen gelten. Man könnte es bis zum 25. Lebensjahr vorsehen. Davon sind dann allerdings auch die Kosten für die den häuslichen Aufwand einschließlich der Entlohnung Seite von 94 85
der Mütter, die Schule, die Universität und den Lehrbetrieb zu bezahlen.
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Gerade die Ausbildung für die nicht akademischen Berufe dürfte keinesfalls bereits einem Erwerbsberuf gleichen. Es wäre vielmehr an die alte Tradition der früheren Lehrlings- und Gesellenzeit anzuknüpfen, die eine Bildung der Jugend durch Wanderungen bis weit in fremde Länder ermöglichte. Das könnte in moderner Weise durchgeführt werden, indem auch nicht akademische Berufe die Möglichkeit hätten, in fremden Ländern ihre Ausbildung zu ergänzen. Das wird von den akademischen Studenten jetzt schon weitgehend genutzt.
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Die für dieses bedingungslose Grundeinkommen der Jugend erforderliche Geld würde wie bisher durch allgemeine gleiche Abgaben aller aufgebracht und müsste wieder von einer staatsunabhängigen Einrichtung analog der heutigen Rentenkasse verwaltet werden. Es wäre nur erforderlich, dass nicht mehr der Staat als Unternehmer im Bereich von Universität und Schule auftritt, sondern lediglich die allgemeine rechtliche Aufsicht darüber führt, wie es auch im Grundgesetz vorgesehen ist. Schulen und Universitäten sind als freie Unternehmungen der Lehrenden zu führen und müssten von den Einkünften existieren, welche ihnen von den Studierenden und Schülern zukommen würden. Sie stünden untereinander im Wettbewerb und wären genötigt, sich um die Ausbildungsgänge selbst zu kümmern. Sie hätten die volle Verantwortung für die Abschlüsse, die sie durch Zeugnisse bescheinigen. Diese hätten keinen berechtigenden Charakter mehr, sondern nur einen empfehlenden. Die Lehrenden wären nicht mehr Angestellte des Staates oder gar Beamte. Sie wären dann auch nicht mehr an Anweisungen des Staates gebunden.
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Die Wissenschaft müsste von den Lehr-Betrieben völlig getrennt werden. Sie müsste von den freiwilligen Zuwendungen der an den Wissenschaften Interessierten finanziert werden. Das müsste nicht daran hindern, dass Lehrende sich auch wissenschaftlich betätigen je
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nach Begabung und Berufung. Aber die dazu notwendigen Einrichtungen sollten getrennt bleiben.
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Kulturelle Einrichtungen und solche von Weltanschauungen müssten gleichermaßen von den freien Zuwendungen der daran Interessierten getragen werden. Aus solchen Tätigkeiten darf kein Rechtsanspruch entstehen, der nur aus deren Vorhandensein abgeleitet wird. Damit wären die vollkommen veralteten Machtpositionen des Staates am Ende und die Vielfalt des Geisteslebens könnte sich endlich fruchtbar entwickeln. Es wäre ähnlich der Entwicklung nach der historischen Währungsreform 1948, wo das Potential menschlichen Erfindungsreichtums wenigsten im wirtschaftlichen Bereich sich vollständig entfalten konnte, nachdem das nivellierende Prinzip der Planwirtschaft abgeschafft wurde. Diese bis heute herrschende Planwirtschaft im Bildungsbereich muss nun auch endlich der Vergangenheit angehören. Wenn die Verbesserungen der Geldordnung sich durchgesetzt haben, wird auch die freie Finanzierung der Bildungs- und sonstigen Kultureinrichtungen, wie Theater und andere Künste, durch Schenkungen der Bürger kein Mangelzustand mehr sein wie bisher. Das gleiche gilt für das so genannte Gesundheitswesen. Auch dieses geht mit eine unwürdigen Entmündigung des selbst bestimmten Bürgers einher. Hier ist das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit fast vollständig aufgehoben. Gerade weil es sich hier um die intimsten Angelegenheiten eines freien Menschen handelt, sind die gegenwärtigen Einrichtungen unbedingt völlig zu reformieren. Sie führen heute zu einer unglaublichen Machtbildung durch die Bürokratie. Aber auch die von einer solchen Monopolisierung herrührende Missbrauch und Betrug führen zu einer Ausbeutung gerade der hilfsbedürftigen Menschen. Die Würde des Menschen ist das höchste Gut. Sie wird im heutigen Gesundheitswesen massiv beschädigt. Ein vernünftiges Versicherungswesen nach dem Prinzip der Seite von 94 87
gegenseitigen Hilfe lässt sich auch durch Übereinkunft an Stelle des heutigen Zwangssystems herstellen.
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Ein weiteres wirtschaftliches Problem ist die Versorgung der Menschen nach Beendigung der Erwerbstätigkeit, die so genannte Rente. Der Begriff Rente stammt aus einer Zeit, als ein Rentner derjenige war, der Einkünfte vor allem aus Verpachtungen von Grund und Boden und anderen Nutzungsrechten, wie Wald, Jagd oder Fischereigründen bezog. Man kann das in den Erzählungen von Balzac nachlesen, in denen ständig von solchen Renten die Rede ist. Es waren die Einkünfte einer mit Vorrechten ausgestatteten Schicht, deren einzige Leistung die Verwaltung ihrer Pfründen war. Es war also ein weitgehend leistungsloses Einkommen. Ein solches Einkommen sollte durch die Sozialgesetzgebung auch den nicht mehr berufstätigen oder berufsunfähigen Bürgern zukommen, für die man nicht den Begriff eines bedingungslosen Grundeinkommens anwendet, sondern eben den feudalistischen Begriff der Rente.
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Heute werden die Mittel für diese Rente im Umlageverfahren beschafft, indem die Berufstätigen (allerdings nur die in Abhängigkeit beschäftigten!) Beiträge einzahlen, die sofort als Renten an die Berechtigten weitergegeben werden. Dafür ist sowohl bei der Erhebung der Beiträge als auch bei der Ermittlung der Höhe der Rente eine aufwändige Bürokratie erforderlich, die ähnlich wie bei der heutigen gesetzlichen Krankenversicherung erhebliche Kosten verursacht. Es wäre deshalb vernünftig, der alten Generation genauso ein bedingungsloses Grundeinkommen gleicher Höhe zu gewähren, das ein würdiges und sorgenfreies Alter ermöglicht. Wer sich dann zusätzlich durch Ersparnisse usw. ein zusätzliches Einkommen im Alter sichern will, kann das nach eigenem Ermessen tun. Da schon heute die Rente im Umlageverfahren finanziert wird, würde sich nur das Verfahren für die „Berechtigung“ total vereinfachen. Seite von 94 88
Niemand müsste noch Beitragsnachweise sammeln, sondern alle Berufstätigen einschließlich der heute nicht Versicherungspflichtigen würden durch Einzahlungen eines bestimmten Prozentsatzes ihres Einkommens diese Umlage finanzieren. 3045
Durch diese Einrichtung und das Grundeinkommen für die Kinder würde das Interesse am „Kinderkriegen“ wieder ein normales Maß erreichen. Denn was man auch macht, ohne eine nachwachsende Generation wird es keine ausreichende Altersversorgung geben. 3050
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Straßen, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung etc. sind Gemeinschaftsleistungen der Gemeinden, Städte und Länder, die aber gar nicht zwingend von staatlichen Behörden hergestellt und betrieben werden müssten. Sie könnten von den untersten politischen Ebenen in eigener Regie nach dem Subsidiaritätsprinzip ohne übergeordnete Behörden gelöst werden. Unternehmungen der Bürger müssten als Versorger vorherrschen, wobei die Entscheidung über die notwendigen Mittel immer von denen getroffen werden müssen, die die Mittel aufbringen.
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Damit möchte ich schließen: Das Volk in fast allen „Demokratien“ betrachtet immer noch wie in den Zeiten der Königreiche den Staat als eine Sache der Obrigkeit, „die Gewalt über ihn hat“. In Wirklichkeit ist es schon lange an der Zeit, dass wir als Volk die Sache des Staates zu unserer eigenen Sache machen und nicht den Parteien und anderen Mächtigen die Regierung überlassen. Solange das nicht geschieht, werden die Verhältnisse immer unerfreulicher werden. Wir müssen uns darüber klar werden, dass alles, was wir nicht selber tun, dann von anderen getan wird, die es für ihre Zwecke nutzen und missbrauchen. Um aber die „Herrschaft des Volkes über sich selbst“ (Demokratie) zu verwirklichen, ist es notwendig, dass sich eine genügend große Seite von 94 89
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Anzahl von Bürgern in den Angelegenheiten auskennt, die im Gemeinwesen geregelt werden müssen. Bei unseren Betrachtungen über die Wirtschaft gehe ich davon aus, dass immer mehr Bürger sich sachkundig machen, damit sie eine gute Grundlage an Wissen haben, wenn sie dann selbst die Entscheidungen treffen müssen. Denn für die Verbesserung der heutigen Verhältnisse sind einige wichtige Änderungen in der Rechtsordnung notwendig. Es müssen einige Gesetze geändert werden. Unsere gesetzgebende Versammlung ist das Parlament. Wenn die dort versammelten Abgeordneten keine Ahnung von der Wirtschaft haben, dann können sie sich auch kein Urteil über den Sinn der zu ändernden Gesetze bilden. Sie beauftragen damit so genannte Sachverständige. Aber gerade denen muss man auf die Finger schauen. Sie müssen gezwungen werden, ihre Theorien so zu begründen, dass sie jedermann einleuchten. Es muss unter ihnen ein völlig offener Wettbewerb über die besten Ideen stattfinden. Welche Ideen dann verwirklicht werden, sollte durch Übereinkunft derjenigen erfolgen, die den Nutzen haben und die die Lasten tragen müssen.
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Es wird auch zunehmend so sein müssen, dass nicht mehr nur die Parteien und die von ihnen aufgestellten und dann gewählten Kandidaten uns Bürgern die Entscheidungen abnehmen. Wir müssen uns nicht ein „Mitspracherecht“ gnädig zuteilen lassen, sondern wir müssen uns so verhalten, wie es das Grundgesetz von uns verlangt. Dort heißt es nämlich, dass „alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht“ und ihm nicht nur eine Mitsprache eingeräumt wird. Im Grundgesetz steht auch, dass den Parteien von uns, „dem Volk“ nämlich, eine „Mitwirkung“ oder auch „Mitsprache“ eingeräumt wird. Mehr aber auch nicht! Dabei soll es nicht nur bleiben, sondern dazu muss es endlich kommen. Lasst uns endlich in den Chor einstimmen, den die Bürgerrechtler in der ehemaligen DDR einst anstimmten: „Wir sind das Volk!“
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Bad Boll, den 24. Juni 2013
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Dr. med. Gerhardus Lang, Klinge 10, 73087 Bad Boll, e-mail: gerhardus.lang@t-online.de
Literaturverzeichnis: 3120
Gesell, Silvio, Die natürliche Wirtschaftsordnung, ISBN-13: 9783879989713 Creutz, Helmut, Das Geldsyndrom, ISBN-13: 978-3928493468 Steiner, Rudolf, Die Kernpunkte der Sozialen Frage und andere Werke
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Humboldt, Wilhelm v., Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen Zeitschriften
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Christen für gerechte Wirtschaftsordnung, Rundbrief, Christen für gerechte Wirtschaftsordnung e.V., Rudeloffweg 12, 14195 Berlin Fairconomy, Herausgeber: INWO Deutschland e.V., Wüstefeld 6, 36199 Rotenburg an der Fulda Fragen der Freiheit, Herausgeber: Seminar für freiheitliche Ordnung e.V. Badstr. 35, D - 73087 Boll
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Humane Wirtschaft, Herausgeber: Förderverein Natürliche Wirtschaftsordnung e.V., Schanzenweg 86, 42111 Wuppertal Mehr Demokratie, Herausgeber: Mehr Demokratie e.V., Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
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Zeitschrift für Sozialökonomie (ZfSÖ). Herausgeber: Stiftung für Reform der Gel- und Bodenordung in Zusammenarbeit mit der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft 1950 e.V..Verlag: Gauke GmbH, Verlag für Sozialökonomie, Hofholzallee67, 24109 Kiel Seite von 94 91
Inhaltsverzeichnis Kleine Volkswirtschaftslehre f체r Jedermann ....................................... 1 Impressum: .......................................................................................... 1 Vorwort .............................................................................................. 1 Einleitung ............................................................................................ 2 Die Arbeit............................................................................................ 2 Das Produkt und die Produktion .......................................................... 2 Die Arbeitsteilung ............................................................................... 3 Der Tausch und der Gewinn aus der Arbeitsteilung ............................ 3 Der Markt ............................................................................................ 4 Die Produkte, die Waren und die G체ter ............................................... 4 Das Tauschmittel................................................................................. 5 Das Tauschmittel als Werkzeug .......................................................... 5 Der Tauschgegenstand ........................................................................ 6 Welche Tauschmittel gibt es? .............................................................. 6 Das Geld ............................................................................................. 6 Das Papiergeld .................................................................................... 7 Das heutige Geld ................................................................................. 7 Die Geldmenge ................................................................................... 7 Die Geldausgabe ................................................................................. 8 Wie kommt das Geld in Umlauf? ........................................................ 8 Die Zentralbank................................................................................... 9 Wie funktioniert das Geld als Tauschmittel? ....................................... 9 Was 채ndert sich am Tausch durch das Geld? ....................................... 9 Der Umsatz ....................................................................................... 10 Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ............................................ 10 Das Geld und die W채hrung ............................................................... 10 Der Preis und der Wert ...................................................................... 11 Das Eigentum und der Besitz von Geld ............................................. 12 Der Hammer und der Zimmermann .................................................. 12 Das Mittel und die Macht .................................................................. 13 Die Wertaufbewahrung durch Geld. .................................................. 14 Die Wertaufbewahrung und das Tauschmittel ................................... 14 Die Deflation ..................................................................................... 15 Seite von 94 92
Der „Geldstreik“................................................................................ 15 Der Zins ............................................................................................ 16 Der Kredit ......................................................................................... 16 Der Gläubiger und der Schuldner ...................................................... 16 Das Problem der Schulden und „die Einkünfte“. ............................... 17 Die Konten: das Sparkonto und das Giro-Konto. .............................. 17 Die Insolvenz .................................................................................... 18 Das Wachstum der Sparguthaben ...................................................... 18 Das Vermögen................................................................................... 19 Das Geld-Vermögen .......................................................................... 19 Die Milliardäre .................................................................................. 20 Die Geldanlage. Das Geldvermögen. ................................................ 20 Funktionen des Zinses ....................................................................... 22 Die Nachfrage nach Krediten ............................................................ 22 Die Lenkungsfunktion des Zinses ..................................................... 22 Die Kreditklemme ............................................................................. 23 Der Geldmarkt................................................................................... 24 Die Geldhaltegebühr ......................................................................... 24 Was heißt denn eigentlich Konjunktur?............................................. 25 Der Finanzmarkt................................................................................ 26 Das „arbeitende“ Kapital ................................................................... 26 Der Gewinn ....................................................................................... 26 Der Sinn des Geldes .......................................................................... 27 Der Gewinn der Arbeit ...................................................................... 27 Das Geld und die Macht .................................................................... 28 Der Tanz ums Goldene Kalb ............................................................. 28 Der Profit .......................................................................................... 30 Die Aktien ......................................................................................... 30 Staatliche Schuldverschreibungen oder Anleihen. ............................. 31 Das Mittel und seine Verbesserung ................................................... 31 Die „Haltegebühr“ ............................................................................. 33 Die heutigen Schulden-Krisen ........................................................... 34 Die Schuldenkrisen ........................................................................... 35 Arm und Reich .................................................................................. 35 Der Boden und die Bodenschätze ...................................................... 36 Die Grundrente .................................................................................. 37 Die Geldhaltegebühr und die Grundrente .......................................... 38 Seite von 94 93
Die Bodenreform ............................................................................... 38 Die Patente ........................................................................................ 40 Finanzierung des Staates ................................................................... 40 Literaturverzeichnis:.......................................................................... 44 Zeitschriften ...................................................................................... 44 3145
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