Konzeption "Theater in Neu-Ulm. Theater für Neu-Ulm"

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Theater Neu-Ulm Fortführungs-/Entwicklungs-Plan

Theaterplatz (Hermann-Köhl-Straße 3) 89231 Neu-Ulm

T.el.: 0731 55 34 12

kontakt@theater-neu-ulm.de http://theater-neu-ulm.de


Inhaltsverzeichnis I.

Zusammenfassung .............................................................................................. 2 Die St채rken Zielsetzung Theaterphilosophie Schl체ssel zum Erfolg

II.

Beschreibung des Unternehmens Theater ......................................................... 4 Eigent체mer/Rechtsform Standort Zukunftsidee Programminhalte Services Produktion Verwaltung

III.

Marketing............................................................................................................. 7 Marktanalyse Wettbewerb

IV.

Anh채nge .............................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.


Zusammenfassung Das Theater Neu-Ulm ist für viele ein unverzichtbarer Bestandteil der Stadtkultur und will sich auch so präsentieren. Es will das Begegnen von Menschen unterschiedlichster Herkunft und sozialen Standes ermöglichen, also den heute seltenen Ort für heterogenes Publikum bieten. Das scheint gelungen, urteilen doch kompetente Beobachter(innen): Das Theater Neu-Ulm ist schlichtweg als „kommunaler Glücksfall“ zu bezeichnen auch insofern, als die Bühne, gemessen am Finanzbedarf nicht nur der meist hoch subventionierten städtischen Häuser, sondern auch vergleichbarer anderer Privattheater, so gut wie nichts kostet. Dabei darf konstatiert werden: Die hoch-professionelle, ambitionierte „Komödie am Petrusplatz“ hat sich ein überregionales Renommee erarbeitet, wobei trotz permanenten Sparkurses am Randes des Möglichen ein unter diesen Konditionen normalerweise unmöglich erreichbarer künstlerischer Qualitäts-Level gehalten wurde und wird.

Die Stärken Die Theatermacher Claudia Riese und Heinz Koch (Riese & Ko), die alle geforderten Abschlüsse im Bereich Darstellende Kunst nachweisen können, haben sich in den 20 Jahren, die sie eine eigene Bühne leiten (GbR, paritätisch) auch alles angeeignet, was im organisatorisch-administrativen Bereich des Theaterbetriebs verlangt wird. Dadurch wurden die Kosten auf dem absoluten low-level gehalten. Charisma und künstlerische Kompetenz sind Garantie für den Erfolg beinahe aller Produktionen. Vor allem bei den rund zwanzig selbstgeschriebenen, aber auch bei den von fremden Autoren verfassten Stücken waren die AllrounderFähigkeiten im Bereich Dramaturgie, Regie, Ausstattung bis hin zur Darstellung solide Basis für beachtliche Ergebnisse in künstlerischer Hinsicht bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Solidität.

Zielsetzung Die bisher erfolgreiche Arbeit soll weitergeführt werden. Es muss allerdings eine finanzielle Ausstattung angestrebt werden, die es ermöglicht, künstlerische Kräfte (im Bereich Regie, Ausstattung, Darstellung) zu den branchenüblichen Konditionen an Haus engagieren sowie Mitarbeiter*innen im Bereich Verwaltungstechnik und Büro mit entsprechendem Lohn beschäftigen zu können. Langfristig sollte dem Theater die Möglichkeit gegeben werden, die künstlerischen Optionen (Musical, Gastspiele) zu erweitern, auf die in der jetzigen Spielstätte verzichtet werden muss. Dabei soll die Bühne in erster Linie für die unmittelbare Region attraktiv sein, aber auch Publikum aus einem Radius von etwa einer Autofahrstunde anziehen. Dementsprechend soll ein Spielplan realisiert und eine Atmosphäre geboten werden, welche als unverwechselbar angesehen beziehungsweise empfunden werden.

Theaterphilosophie Wir sehen Theater als Kunst, vergänglich und ein wenig anachronistisch. Wir wollen diese Kunst professionell ausüben, mit Mut, Disziplin und Teamgeist. Für uns ist das Theater ein Stück Heimat und hebt sich insofern ab von einer Pizzabäckerei oder einem sonstigen (Produktions-) Betrieb. Der Spielplan soll die Menschen (der Region) erreichen und dabei zeitgemäßes Theater mit und zu aktuellen Themen in originellen Produktionen bieten. Motto „Gemeinsam etwas erleben“. Dabei will das Theater Neu-Ulm mit Werken der dramatischen Literatur (vornehmlich lebender Autoren) „intelligente Unterhaltung“ bieten und darüber hinaus mit den aus eigener Feder stammenden Produktionen pointiert aktuelle Strömungen begleiten. Dazu machen wir regelmäßig die eine oder andere programmatische „Wundertüte“ auf, vom „Chaos-Lesen“ bis hin zu „Pocket-Klassikern“. Kleinkunst, die auch in Großstädten bestehen könnte. Loriot sowie Stan Laurel & Oliver Hardy sind für das Theatermacher-Duo Claudia Riese und Heinz Koch maßgeblich, die Uhrwerker des Komischen also, und dazu Franca Rame und Dario Fo, die politisch bewegten Erneuerer des Volkstheaters, dazu der Meister des Doppelbödigen, Janusköpfigen, der Theater-Gigant Georges Tabori.

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Wie sehr diese Theaterphilosophie umgesetzt wurde und wird, ist an der Menge und Verschiedenartigkeit der bislang gezeigten Produktionen abzulesen. Wenn dabei der heitere Aspekt des Theatermachens einen eher ins Auge springenden Anteil hat, korrespondiert das mit den Ansätzen des erwähnten großen italienischen Theatermacher-Paares Dario Fo (Literaturnobelpreisträger 1997) und Franca Rame, die sagen: „Wir glauben, dass Klagen falsch ist. Du weinst, gehst traurig nach Hause, sagst: Wie hab ich schön geweint, und schläfst erleichtert ein. Nein wir wollen euch zum Lachen bringen Es öffnet sich nicht nur der Mund beim Lachen, sondern das Gehirn. Und ins Gehirn können die Nägel der Vernunft eintreten." (Franca Rame) „Wahres Volkstheater ist immer lustig, auch wenn es ernste Themen behandelt. Die Satire ist die Waffe des Volkes, sie ist der höchste Ausdruck des Zweifels, die wichtigste Hilfe der Vernunft. Wenn man politisches Theater schreiben will, darf man nicht Essays und Kommentare schreiben, sondern man muss unterhaltend sein, sonst dient man weder dem Theater noch der Politik. Von allen Theater formen ist die Komödie die effektivste. Eine Tragödie zielt auf das Herz und auf die Tränen, aber wenn die vergossen sind, ist die Wirkung vor bei. Eine Komödie dagegen funktioniert über das Lachen und das Erkennen, also über den Kopf, damit kann man mehr und Nachhaltigeres bewirken, als mit einer abstrakten Katharsis. " (Dario Fo)

Schlüssel zum Erfolg Selten zu findendes Allround-Können und weit überdurchschnittliches Engagement der beiden Theatermacher, ihre absolute Flexibilität und Vielseitigkeit, die permanent sprudelnden Ideen, Spielwitz und nie in Routine erstarrende große Erfahrung in Sachen Theater . Das Theater Neu-Ulm überzeugte den Neu-Ulmer Gemeinderat 1997 nach dem Konkurs der Vorgängerbühne mit seinem Konzept und erhielt somit den Vorzug vor 13 anderen Bewerbern und Bewerbergruppen. In den ersten beiden Jahren arbeitete die Bühne ohne irgendwelche Zuschüsse. Danach wurde erstmals Zuschuss beantragt und gewährt. Die Summe erreichte nach einigem auf und ab ihren Höchststand im Jahr 2015 mit 120.000 Euro, was nicht ganz dem entsprach, was das in Konkurs gegangenen Vorgängertheater im Jahr 1996 an städtischem Zuschuss erhalten hatte. Schon im Jahr 2000 hat das Theater Neu-Ulm einen regelmäßigen Spielbetrieb gewährleistet, der pro Spielzeit immer mehr als hundert Vorstellungen aufwies. Es wurden in jeder Spielzeit mindestens vier Neu-Inszenierungen von Werken der dramatischen oder musikalischen Literatur geboten, häufig waren es mehr (bis zu sieben). Dabei gab es Spielzeiten, in denen das Theater Neu-Ulm von den in der Statistik des Deutschen Bühnenvereins genannten zehn meistgespielten Stücken im deutschsprachigen Raum fünf dieser meistgespielten Stücke im Programm hatte. Bis auf ganz wenige Ausnahmen (Schiller „Die Räuber“, Goethe „Faust I“, Dostojewski „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“) wurden und werden Werke lebender Autoren gespielt, darunter etliche Uraufführungen wie „Die Frau seines Lebens“ von Boris Pfeiffer und Felix Huby oder "Freundinnen" von Daniel Maximilian und Thomas Pauli. Pro Spielzeit waren durchschnittlich ein Dutzend Profi-Schauspieler(innen) und / oder Sänger(innen) engagiert. Bemerkenswert: Die Arbeit des Theater Neu-Ulm hat zu keinem Zeitpunkt Anlass gegeben zu künstlerischen oder wirtschaftlichen Beanstandungen. Im Gegenteil: Bei Besuchen von Autoren wie Daniel Maximilian und Thomas Pauli („Freundinnen“), Bernd Storz ("Ein Deal à la Hitchcock"), Tony Dunham („Traumfrau verzweifelt gesucht“) oder Fitzgerald Kusz („Schluss mit lustig. Ein Komiker gibt auf“) kamen absolut positive Rückmeldungen. Für die Eigenproduktion „Helden auf dem Abstellgleis“ gab es einen Sonderpreis bei den 29. Bayerischen Theatertagen. Das feedback seitens des Publikums ist überwältigend positiv. Höhepunkt des erstaunlichen Wirkens: In einem Kraftakt von nur vier Monaten konnte nach dem Abriss der alten Spielstätte ein neues Theater eröffnet werden. Wir behaupten: TEATER N-ULM - [DATUM AUSWÄHLEN]

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1. Das alles sucht seinesgleichen in der Theaterlandschaft. 2. Diese Fakten müssten allseitiges Vertrauen in Können und Engagement der Macher rechtfertigen.

Beschreibung des Unternehmens Theater Neu-Ulm Das Theater Neu-Ulm ist eine professionelle Schauspiel-Bühne, Mitglied der Gruppe Privattheater im Deutschen Bühnenverein sowie im Verband Darstellende Künste Bayern e.V.. Es wird gefördert von der Stadt Neu-Ulm, vom Landkreis Neu-Ulm und vom Freistaat Bayern. Motto: „Sie werden lachen: DAS Theater macht Sinn und Spaß!“

Eigentümer/Rechtsform Das Theater wird paritätisch geleitet von Claudia Riese und Heinz Koch als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

Standort Nach dem Abriss der „Konzertsaal“, in dem das Theater Neu-Ulm bis 2012 residierte, war die Frage: Neue Spielstätte suchen, ausbauen, eröffnen? Oder: Erst einmal abwarten? Als Wanderbühne arbeiten? Die Macher hatten sich entschlossen, möglichst nahtlos weiterzumachen. Ein Wahnsinns-Unterfangen. Tatsächlich wurde eine neue Spielstätte gefunden, gekauft und eingerichtet – vollständig als Privat-Initiative, ohne im Spielplan für das Jahr Abstriche zu machen. Etliche Vorstellungen wurden während dere Umbauphase in der Behelfsspielstätte „Orange Hotel“ gespielt, im September wurde eröffnet, noch zentraler ganz in der Nähe des Petrusplatz. Am alten Standort gab es das Große Haus mit bis zu 300 Plätzen und ein Studio mit 76 Plätzen. Jetzt gibt es nur einen Raum mit rund 80 Plätzen. Die Spielstätte hat gegenüber dem mit reichlich Reminiszenen und Tradition behafteten „Konzertsaal“ den einen Nachteil, dass sich kaum jemand vorstellen kann, dass in einem ehemaligen Drogeriemarkt ein Theater arbeiten kann. Noch größerer Nachteil: Die Spielstätte liegt im Erdgeschoss eines Wohnhauses und vom Programm her muss Rücksicht auf die Bewohner genommen werden (keine musikalischen Darbietungen!). Außerdem ist die Bühne zu klein, als dass solche Stücke, wie wir sie früher bieten konnten (beispielweise „Sekretärinnen“ mit elf Mitwirkenden) realisiert werden könnten – zumal die Zuschauerzahl die Kosten solcher Großproduktionen nicht tragen könnte.

Zukunfts-Idee: eine maßgeschneiderte Spielstätte Die Stadt Neu-Ulm macht eine rasante positive Entwicklung. Die Sparte Theater konnte bislang mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Es wäre nur logisch, da jetzt aufzuholen – gerade und vor allem im Hinblick auf die vielen neu Zugezogenen (im Innenstadt-Bereich), die an ihre neue Heimatstadt gewisse Erwartungen haben. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Damit das Theater in Neu-Ulm einen „Quantensprung“ machen kann, muss es verstanden werden als wichtiger Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und raus aus der Nische des rein Privaten. Dazu ist auch ein Zukunfts-Schritt vorwärts in Sachen „Theater-Bau“ notwendig. Es wird gebraucht: ein Areal möglichst mitten in der Stadt, an der Marienstraße, eine Spielstätte, die - 120 Besucher*Innen Platz bietet - einen ausreichend großen und hohen Bühnenraum aufweist, der von rückwärts anzudienen ist - eine Wohnung mit drei bis vier Zimmern und zentral Küche und Bad ermöglicht

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- Lagerfläche (Fundus) vorhält Eine attraktivere und der gewachsenen Realität Neu-Ulms angepasstere Spielstätte böte die Möglichkeit, ein wesentlich breit gefächertes, auch um musikalische Produktionen erweitertes Programm zu realisieren. Die Möglichkeit des Andienens vonf der Rückseite her würde Gastspiele erleichtern, sowohl solche, die im Haus stattfinden, als auch Auftritte, bei denen das Theater Neu-Ulm im Rahmen eines womöglich zu installierenden „Landkreis-Theaters“ im Kreis Neu-Ulm gastiert. Damit wird eine Basis geschaffen, die Theaterarbeit in Neu-Ulm viel besser als bisher zu situieren und als eigenständig „neu-ulmerisch“ zu etablieren. Erhöhte Attraktivität wirkt sich aus hinsichtlich größerer Akzeptanz – nicht nur beim Neu-Ulmer Publikum (größere Identifikation / Ausstrahlung in die Region und darüber hinaus). Es werden Bedingungen geschaffen, unter denen im Hinblick auf den Spielplan leichter Besetzungs-Ideen (Darsteller und Regisseure) verwirklicht werden können (keine Rücksicht auf Entfernungen / aufgebesserte Gagen locken auch namhaftere Akteure). Das Konzept ist eher Garant für kontinuierliche, nachhaltige Theaterarbeit in Neu-Ulm, die auch Anreiz bietet für mögliche Nachfolger*innen der jetzigen Theatermacher.

Programminhalte Unter den augenblicklich gegebenen Verhältnissen stellt sich der Spielplan von allein auf: Das Theater muss gemäß der Auflage des Freistaates Bayern pro Spielzeit vier Neuinszenierungen bringen und diese in hundert Vorstellungen zeigen. Dabei achten die Macher darauf, dass dem hiesigen Publikum Stoffe geboten werden, die einerseits aktuell sind, andererseits zwar das Publikum zwar ansprechen, aber nicht bloßes Unterhaltungsbedürfnis befriedigen. Immer wieder suchen wir dabei nach Uraufführungen und deutschen Erstaufführungen – was es nicht leichter macht, das (leider nicht besonders „neugierige“) Publikum zu gewinnen. Rund zwanzig Abende spielt das Theater „über Durst“ und bietet dabei seit den knapp 25 Jahren seiner Existenz Produktionen an, die im weiteren Umkreis so nicht geboten werden und ein zusätzliches Plus der Neu-Ulmer Bühne darstellen. Wie diese Programminhalte erweitert werden könnten, ist an anderer Stelle dieses „Entwicklungs-Planes“ dargelegt.

Services Das Theater Neu-Ulm bietet ab sofort ein Premieren-Abonnement an. Die Premieren der vier PflichtInszenierungen können im Paket gezeichnet werden, dazu kommen zwei Vorstellungen anderer Produktionen, die frei ausgesucht werden können. Der Bonus besteht darin, dass die Tickets dieser sechs Vorstellungen alle um je 3 Euro ermäßigt abgegeben werden. Das Theater Neu-Ulm bietet auch Geschenkkarten an, die vom Preis her exakt den normalen Ticketpreisen entsprechen. Diese Geschenkkarten gelten (gemäß den gesetzlichen Bestimmungen) bis zum Ende des Kaufjahres und dann volle drei Kalenderjahre. Schüler*innen und Studierende sowie Bundes-Freiwilligendienst Leistende bekommen auf allen Plätzen drei Euro Rabatt. Diese Personengruppe hat auch die Option, Last-Minute-Karten zu erwerben – 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn zum halben Preis. Das Theater Neu-Ulm kooperiert unter anderem mit den Studierenden-Vertretungen sowie mit Anbietern wie Tourist-Information (Ulmcard) oder SWU (Schwabencard) oder SWP (Abomax). Inhaber der Lobby-Card, die übrigens ein Ergebnis ist der Arbeit des Theater Neu-Ulm („Ohne Netz … arm“), zahlen gestaffelt 4, 5 oder 6 Euro. Die Neu-Vermählten Neu-Ulmer*innen kann die Stadt Neu-Ulm mit zwei vom Theater kostenlos zur Verfügung gestellten Geschenkkarten beglücken. TEATER N-ULM - [DATUM AUSWÄHLEN]

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Im Übrigen gastiert das Theater Neu-Ulm dort, wohin es engagiert wird. Die Kasten dazu sind aus der website des Theaters zu ersehen. Bislang sind alle diese Gastauftritte, die beinahe ausschließlich vom KabarettistenDuo „Riese & Ko“, bewältigt worden, in den Gesamtetat eingeflossen. Das wird in Zukunft anders geregelt, über eine gesonderte GbR.

Produktion Man spricht von „Theater-Produktionen“. Tatsächlich wird ja mit jedem Stück eine neue „Welt“ auf die Bühne gebracht. Ein Stück muss gefunden oder selbst geschrieben werden. Diese Suche ist oft genauso zweitaufwändig wie das Schreiben. Notfalls muss ein Stück auch in irgendeinem anderen Theater angesehen werden, um die Spielbarkeit besser erfassen zu können. Das kostet Zeit und Geld. Für Stücke fremder Autoren müssen von einem Verlag die Aufführungsrechte erworben werden. Textbücher (gegebenenfalls Noten) müssen gekauft werden. Ein Dramaturg bearbeitet die Texte und macht sie für die Bühne spielgerecht. Die Schauspieler*innen lernen die Texte unterschiedlich schnell. Im Durchschnitt darf man von sechs Wochen intensiven Lernens ausgehen. Die Probenzeit selbst beläuft sich im Theater Neu-Ulm in der Regel auf nicht mehr als vier Wochen (was ziemlich wenig ist). Die Probenpauschale für diese vier Wochen, in denen die Kolleginnen und Kollegen praktisch nichts anderes machen (und dabei verdienen) können, beträgt unter den bisherigen Bedingungen bei uns maximal 800 Euro. 1500 wären angemessen und opportun. Ein Regisseur sollte für eine solche Produktion mit mindestens 7500 Euro honoriert werden. Bislang hat das Theater Neu-Ulm in den allerwenigstens Fällen fremde Regisseure engagiert, weil sie nicht honoriert werden konnten. Die eigenen Regieleistungen sind nie gesondert angerechnet worden. Insgesamt besteht bei solchen Arbeitsweisen die Gefahr des „Kochens im eigenen Saft“. Auch die Ausstattung (Bühne und Kostüme) wird in praktisch allen Fällen von der Theaterleiterin hergestellt, zum Teil mit unbezahlbaren Ideen, ohne die manches allenfalls nur bedingt Anklang gefunden hätte. Die Kosten sind höchst unterschiedlich, bewegen sich aber durchschnittlich im unteren vierstelligen Bereich. Sollten – wie sonst üblich – Bühnen- und Kostümbildner*innen beschäftigt werden, kann die Summe in diesem Bereich einschließlich des dann anfallenden Honorars, der Materialien, der Handwerker-Kosten und der Kostüme die 10.000-Euro-Marke schnell übersteigen. Pro Produktion ist fast immer mindestens einer von beiden Theaterleitern als Darsteller eingeplant, oft sind beide aktiv auf der Bühne. Das liegt auch an den knappen Finanzmitteln, weil diese Leistungen nicht gesondert angerechnet wurden. Durchschnittlich sind drei Darstellerinnen / Darsteller in einem Stück engagiert. Nach den branchenüblichen Vorgaben sollte die Abendgage mindestens 200 Euro Brutto betragen. Daraus ergibt sich bei hundert Vorstellungen pro Saison schon ein Anhalt für die Höhe der Honorare. Wohnund Fahrtkosten sowie Spesen-Gelder für Auswärtige (die aus dem ganzen deutschsprachigen Raum kommen) sind zusätzlich zu bedenkende Kosten.

Verwaltung Die gesamte Verwaltung des Theaterbetriebes liegt in der Hand der Theaterleiterin Claudia Riese. Lediglich die Buchführung wird dann am Ende vom Steuerberatungsbüro so aufgearbeitet, dass die Ergebnisse in die Betriebsabrechnung und in die Steuerprüfung korrekt einfließen. Ansonsten wird die komplette Finanzverwaltung mit allen Honorar- und Tantiemen-Abrechnungen, versicherungstechnischen Erfordernissen (KSK, Bayerische Versorgungskammer etc.) ebenfalls von Frau Riese bewältigt. TEATER N-ULM - [DATUM AUSWÄHLEN]

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Marketing

Marktanalyse Prinzipiell ist das Publikum für Theater-Kunst überschaubar. Nach Eruierungen des Theater Ulm (Aussage ehemaliger Verwaltungschef Wolfgang Frauendorf) gegen rund 9000 Menschen in der engeren Region ins Theater, davon aber etliche auch mehrmals pro Spielzeit. Dabei ist die Zahl derer, die sich dabei einlassen wollen auf Kunst im engeren Sinne (existenzielle Fragen werden neu aufgeworfen) sehr begrenzt. Ein Fakt muss auch berücksichtigt werden: Modernes, zeitgemäßes Sprechtheater Theater wendet sich an ein „städtisches“ Publikum, spiegelt die heterogene Stadtgesellschaft. In dem Zusammenhang darf als Handicap angesehen werden, dass es eine aus der Historie rührende Reserve „des Ulmers“ dem NeuUlmischen gegenüber gibt. Um wirklich auf ausreichende Zuschauer-Zahlen zu kommen, muss das Publikum der Region mit dem Theater Neu-Ulm und seinem Programm bekannt gemacht werden. Nach den bisherigen Erfahrungen wären sogar Besucherinnen und Besucher auch in größerem Umkreis (Bodensee, Stuttgart, Augsburg, Aalen) zu gewinnen – so das Theater sich in diesem Bereich bekannt machen könnte. Unserer Erfahrung nach wollen die Menschen im Parkett solche Themen und Stoffe auf der Bühne sehen, mit denen sie unmittelbar etwas anfangen können, Geschichten, ihrem eigenen (Er-) Leben entsprechen. Bei Kartenbestellungen ist die häufigst gestellte Frage; „Ist das auch lustig?“ Und in dem Zusammenhang fällt zumeist die Bemerkung: „Bloß keine Probleme – die haben wir im Alltag zur Genüge.“ Grundsätzlich sind es nicht die ganz Jungen, die sich ins Theater locken lassen. Und wer ins Theater geht, möchte an dem Abend ein „Rundum-Event“, zu dem auch ein Gastronomie-Besuch gehört. Parkplätze, Pausen-Bewirtung und alles andere Drumherum sollte möglichst unkompliziert und angenehm sein.

Wettbewerb Das Freizeitangebot in der Doppelstadt ist seit Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts ständig erweitert worden. In den letzten fünf Jahren sind nochmals zusätzliche Anbieter aufgetreten. Das Budget der Menschen für Kultur und Freizeit ist begrenzt. Unterhaltsames, leichte Kost ist da im Vorteil. Theater ist vergleichsweise anstrengend. Dazu kommt, dass Veranstalter unterschiedlichster Provenienz inzwischen Programme (in großem Stil) mit auswärtigen Künstlern anbieten, die ursprünglich die Domäne ortsansässiger Künstler waren – herausragendes Beispiel: Caveman. Da ist es schwierig, Nischen zu finden, Alleinstellungen zu markieren und dennoch ausreichend Publikum zu finden. Theater war und ist ein originärer Ort der SozioKultur. Es ist der Ort, an dem sich unterschiedlichste Menschen zu einem Publikum verschmelzen (können). Der Austausch untereinander und mit den Künstlern gehört im Zimmertheater zum Programm. Hier werden auch Experimente gewagt, ungewöhnliche Formate erfunden und realisiert, ist eine Ideenschmiede existent, die in die städtische Gesellschaft ausstrahlen, Impulse geben kann.

Werbung Was auf dem Sektor passieren muss, ergibt sich aus dem oben Gesagten. Das Budget muss dementsprechend ausgelegt (aufgestockt) werden. In einer Situation, in der sogar Medien (Südwest Presse, Radio 7, Donau 3 FM) verstärkt als Veranstalter auftreten und dabei neuerdings auch Programme anbieten, die ursprünglich von Theater produziert wurden, ist es außerordentlich schwer, sich auch Gehör zu TEATER N-ULM - [DATUM AUSWÄHLEN]

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verschaffen. Die Medien promoten ihre eigenen Veranstaltungen nicht nur in einer Weise, die für andere unbezahlbar ist, sondern sie vernachlässigen deutlich Mitbewerber und stellen ihre eigenen Veranstaltungen auch in redaktionellen Vorberichten und Nachbereitungen überproportional heraus. Längst ist auch im Redaktions-Teil, im Ressort (lokales) Feuilleton zu beobachten: Quantität schlägt Qualität, wo viele Menschen hingehen, darüber wird ausführlicher berichtet. Der frühere Ansatz, liebevoll die zarten Pflänzchen in der Kunst (Kultur) zu begleiten, gilt nicht mehr. Das verhindert Riskantes, womöglich nach Artikel 5 (3) GG zu Schützendes. Allen, denen daran gelegen ist, dass das Unverwechselbare lebendigen Theaters weiterhin eine Chance bekommt, sollten mithelfen, alle Wege zu öffnen, auf denen das Theater Neu-Ulm seine Programme einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren kann. Stichwörter: Plakate, Wegweiser, Internetseite der Stadt, im Winterhalbjahr die Stelen „Glacis“-Programm. Werbend würde auch wirken, wenn das Theater Neu-Ulm, wenn seine Protagonisten immer wieder einbezogen würden in verschiedenste Vorhaben, wenn verstanden würde, wie wichtig ideelle, immaterielle Rückenstärkung notwendig ist, wenn begriffen würde: Es geht um das Theater Neu-Ulm, um Theater in NeuUlm und für Neu-Ulm. Kontraproduktiv sind da Unterstellungen wie zum Beispiel: Die Einladung des Stadtrates ins Theater sei ein Bestechungsversuch.

Meilensteine Der Ist-Zustand lässt sich maximal noch drei Jahre perpetuieren. Danach muss neu justiert werden. Sollte festgestellt werden: Neu-Ulm braucht langfristig ein Theater, müssten spätestens in fünf Jahren Beschlüsse gefasst und Schritte unternommen werden in Richtung eines kommunalen Theaters. Wenn da externe Beratung als notwendig erachtet wird, wäre als kompetenter Ansprechpartner in erster Linie der Deutsche Bühnenverein zu nennen, zu dem man über den Geschäftsführer Rolf Bolwin Kontakt aufnehmen sollte / könnte / müsste.

Abschließende Betrachtung Die Gewinn- und Verlust-Rechnungen, die jeweiligen (selbstverständlich auflagengemäß für die AuGuSTheater Neu-Ulm GbR von einem ordentlichen Steuerbüro erstellten) Unterlagen für die Prüfung durch die Finanzbehörde sind nach Abschluss alljährlich der Stadtverwaltung zugegangen. Jährlich wird auch vom Freistaat Bayern zum 31. März ein detaillierter Antrag auf Zuschuss für das laufende Jahr verlangt, der dann bis zum Herbst im Zuge der Haushaltsbeschlüsse beschieden wird. Dabei ist auch das jeweils vorhergehende Jahr zu bilanzieren. Des Weiteren werden auch bei Betriebsprüfungen die Unterlagen durchforstet und daraufhin begutachtet, ob die Auflagen erfüllt und die Abgaben geleistet werden.

In die Kalkulation für das 2016 waren eingeflossen die unsere Erkenntnisse der letzten Jahre, aus denen sich unserer Meinung nach ein erhöhter Zuschuss-Bedarf ergab. Im Wesentlichen sind ja etliche Posten über all‘ die Jahre in etwa gleich geblieben. Es war nie fixiert worden, was die Theatermacher an Gewinn erzielen dürfen. Überall, wo es klemmte, haben sie durch Verzicht auf Gewinnsteigerung und durch vermehrte Eigenleistung in allen Bereichen, künstlerisch wie administrativ, Engpässe ausgeglichen. Das Theater NeuUlm hat noch nie rote Zahlen produziert, um dann mit Forderungen zu kommen. Vielmehr haben die Macher immer rechtzeitig gesehen, wo gegengesteuert werden muss und haben dann entsprechend operiert.

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Noch immer hat der Zuschuss für das Theater Neu-Ulm in toto nicht die Summe erreicht, die bei Konkurs des alten Theaters Neu-Ulm vor gut zwanzig Jahren zu Buche stand. Dabei haben „Riese & Ko“ nicht beinahe alle Gewinne reinvestiert, sondern auch bis dahinaus anderen Quellen geflossene und angesparte Finanzmittel (zum Beispiel Lebensversicherung) beigesteuert. Insgesamt beläuft sich das auf etwa eine halbe Million, die auf den „Betrieb Theater Neu-Ulm“ verwendet wurde. Ein Großteil dieser Summe ging durch den Verlust der Spielstätte „Konzertsaal“ verlustig.

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