Es gibt solche Daten – meine Güte. „Drei, Drei, Drei: Issus-Keilerei“; die Iden des März; der 9. November (1918, 1923, 1938, 1989); der 11. September; der 14. Juli, der 17. Juni, der 13. August; der 8. Mai. Nicht jede(r) weiß mit jedem was anzufangen. Aber 7. 7. 77 – da hat für manche etwas angefangen. Für manche ist es auch längst beendet, bei anderen quält es sich noch hin oder: Es ist DAS Datum, an welches sich zwei gemeinsam gern erinnern. Ich erinnere den 6. 7. 77 – aber nur noch schwach. Wie der Tag war, weiß ich beim besten Willen nicht mehr; ob er ein trüber Tag war oder ein heißer – keinen Schimmer mehr. Ich schwitzte ganz sicher, brütete in der Lokalredaktion einer regionalen Tageszeitung und sollte Kreativität unter Beweis stellen: Der nächste Tag sei wegen der Zahlenkombination ein besonderer, hatte ich in der Konferenz behauptet und angegeben wie ein Sack Seife: Mir werde da einiges einfallen, um eine gute Glosse hinzukriegen. Der Stolz, als Hospitant dieses in der Redaktion bislang nicht so ins Bewusstsein gestiegene Thema der nicht ganz alltäglichen Zahlenkombination gefunden zu haben, war längst der Angst gewichen, womöglich zu scheitern. „Die Glosse“ war Chefsache. So mancher hatte schon versucht, aus der Mücke den Elefanten zu machen, oder umgekehrt: das vermeintlich Große, Hehre spottend in die Alltagsniederungen zurückzukatapultieren. Und jetzt wollte dieser Hospitant versuchen, über ein Datum einen „kurzen und pointierten, womöglich satirischen oder polemischen Meinungsbeitrag zu verbrechen… Auf der website der Universität Duisburg wird zur Glosse als einer meinungsäußernden journalistischen Darstellungsform gesagt: „ Obwohl sie oft als leicht lesbarer Text daherkommt, muss ihr Autor eine große Sachkenntnis über den zu glossierenden Gegenstand besitzen und über ein sehr gutes Ausdrucksvermögen verfügen. Denn in erster Linie unterscheidet sich die Glosse vom Kommentar nicht im Thema, sondern in ihrer sprachlichen Form. Hier wird polemisch oder satirisch eine (meist) aktuelle Nachricht des Tages aufs Korn genommen. Die Glosse zeichnet sich durch Eleganz in der Formulierung, eine schlagende Beweisführung und überraschende Pointen aus. Eines der beliebtesten Stilmittel von Glossenschreibern ist die Ironie, die freilich auch zur Quelle von Missverständnissen werden kann. Als beispielhafte Glosse gilt in der bundesdeutschen Zeitungslandschaft im allgemeinen das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung.“ Sowas Ähnliches kriegte ich als Newcomer von den alt-eingesessenen Kollegen zu hören; es gipfelte in dem Satz: „Lass es!“ Ich hatte Lust zu scheitern. Meine Hospitanz dauert insgesamt nur einen Monat. Ich würde also in etwa drei Wochen wieder in mein normales Berufsleben abdriften. Andere Aufgaben waren mir nicht zugewiesen. Die aktuelle Ausgabe hatte ich studiert, das darin abgedruckte Artikelchen auswendig gelernt und ausgiebig mein Kürzel hintendran betrachtet. Also: der 7. 7. 77. Hatte er Bedeutung? War er nichtig genug, aufgepustet zu werden? Stand er für etwas, gegen das es zu polemisieren sich lohnte? Was sollte im Zusammenhang mit diesen vier Ziffern thematisiert und dabei elegant formuliert werden? Schlagend Beweis führen, Pointen (die per se überraschend sind) setzen, den 7. 7. 77 ironisieren, mit dem Streiflicht konkurrieren – Mamma mia! Für die Hansestadt Hamburg war der 7. Juli 1977 ein großes Ereignis: Der Rangierbahnhof Maschen, der größte computergesteuerte Rangierbahnhof auf dem Kontinent, wurde eröffnet. Darüber berichtet „Die WELT“ am 9. Dezember 1999: „7. 7. 77 - die Bahn hat sich ein Jahrhundertdatum für die Eröffnung ihres spektakulären Bauwerks ausgesucht. Aber damit nicht genug. Der siebenjährige Hamburger Steppke Falko Siewerts, am 7.