Do 15.3. Opening Fr 16.3. Der Widerspenstigen Zähmung Bernd Lafrenz Sa 17.3. Willis wilde Weiber AuGuSTheater Neu-Ulm So 18.3. Fast Faust AuGuSTheater Neu-Ulm Di 20.3. krug in the box Bridge Markland Mi 21.3. Schiller: Die Räuber oder so Bernd Kohlhepp Do 22.3. Hamlet 4 You s‘Ensemble-Theater Foto: Manfred Scherwinski
Foto: Martina Dach
Klassiker entstaubt und ohne Bart
„Die Posten sind, die Bretter aufgeschlagen und jedermann erwartet sich ein Fest“ – Goethe
Fest wird eröffnet mit buntem Mix. Special guests: Siyou‘n‘Hell
Bernd Lafrenz: „Der Widerspenstigen Zähmung“ – William Shakespeare
AuGuSTheater spielt: „Willis wilde Weiber“
AuGuSTheater spielt: „fast Faust“
Allenthalben leiden Stadtsäckel an Schwindsucht, ganze Nationen drohen Pleite zu gehen, da könnte man meinen: Auch die Theater müssten das Menetekel an der Wand zur Kenntnis nehmen. Stücke mit 57 Schauspielern für 57 Rollen? Nicht mehr zeitgemäß! „Faust“? Kann einer allein spielen. In fünf Minuten. Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“? Ein Akteur und ein Musiker reichen …
Donnerstag, 15. März, 20 Uhr AuGuSTheater Neu-Ulm
Musik gehört zu einem Fest. Und wenn ein Festival mit Mini-Ensembles (maximal drei Akteure) festlich eröffnet wird, passt eben ein Duo haargenau. „Siyou‘n‘Hell“ – das hat zwar mit Klassik nicht viel zu tun, aber ganz viel mit Klasse.
Freitag, 16. März, 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Samstag, 17. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Sonntag, 18. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Komödie von Harald Helfrich, Isabella Leicht & Dorothee Jordan
Lustspiel für 2 Schauspieler von Albert Frank
Die Zeit ist reif für solche „Klassiker im Taschenformat“. Ausgerechnet – oder vielmehr: bezeichnender Weise – das kleinste bayerische Profi-Theater im Deutschen Bühnenverein, das in der Innovationsregion (!) Neu-Ulm ansässige „Außergewöhnliches Goethe und Schiller Theater“ (nomen est omen), spielt nicht nur selbst Pocket-Klassiker, sondern erfand, plante und realisiert das längst überfällige Festival, das
„1. Neu-Ulm PocketKlassiker-Festival“. Die überwiegend in pure Unterhaltung ge-crashten PocketKlassiker haben in der dargebotenen Form das Zeug dazu, das Publikum mit den Dichterfürsten und ihren so bekannten (und oft als veraltet betrachteten oder gar verhassten) Werken wieder zu versöhnen. So machen Goethe, Schiller, Shakespeare, Kleist & Co wirklich Freude – und mancher staunt, wie viel die „Klassiker, kräftig entstaubt und ohne langen Bart“ heute noch zu sagen haben.
Heute, da viele unverdrossen weiterhin dem Motto huldigen „Höher – schneller – weiter“, ist Theater an sich schon ein Gegenentwurf. Ja, das krasse Gegenteil von „Höher – schneller – weiter“ ist: Theater. Es ist anders. Das wiederum passt exakt zu Neu-Ulm. „Wir in Neu-Ulm“, eine bürgerschaftliche Aktionsgemeinschaft, die das „PocketKlassiker-Festival“ initiiert hat und unterstützt, wir wollen keine Komparaoder gar Superlative (besser – am höchsten…) – wir wollen manches anders (haben und anders machen).
Da ist der exzellente Multi-Mime wieder mal der virtuse Verwandlungskünstler im Geschwindigkeitsrausch, fesselt sein Publikum mit Raffinessen, vertauscht blitzschnell die große Robe mit dem zerschlissenen Hochzeitskleid und schockiert als Petruchio die Hochzeitsgesellschaft! Noch schneller als das Outfit variiert er die Grimassen, schlüpft in 10 Männerund Frauenrollen (und noch mehr Kostüme), markiert seine Charaktere mit winzigen Gesten, improvisiert, arrangiert, animiert, greift tief in die Trickkiste und erwischt immer neue Kniffe... bis zum furiosen Stierkampf mit Happy end.
„Ideen formen, nicht Objekte“ – das ist die Design-Aufgabe der Zukunft, wenn unsere Mix-Gesellschaften funktionieren sollen. Und es könnt der Komödiant nicht nur einen Pfarrer lehren. „Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Fraun und Männer bloße Spieler.“ Jeder spiele seine Rolle, aber bewusst. Dieses Bewusstsein muss jeder für sich entwickeln. Theater, gutes Theater spielen oder ansehen hilft, das überlebens-notwendige „kognitive Unbewusste zu erziehen“ (Antonio Damasio).
W.I.N. – Wir in Neu-Ulm e.V.
„Shakespeare“ und „Lafrenz“ in einem Atemzug – da weiß der Insider: Das wird ein guter Abend. Acht Werke, die unter dem Namen des englischen Großdichters „laufen“, hat Lafrenz auf der Pfanne. Beim „1. Neu-Ulm PocketKlassiker-Festival“ das Neueste, nämlich das Drama um das widerspenstige Käthchen.
Hubert Burghardt (links) aus Dortmund bringt den ollen „Faust in 5 Minuten“ plus weitere kabarettistische Kabinettstückchen, und Heinz Koch interpretiert klassische Balladen à la Heinz Erhardt (z. B. „Der Tauchenichts“ nach Schillers „Der Taucher“)
Lafrenz rückt Shakespereare´s Komödie phantasievoll und damit gewinnbringend zu Leibe und verleiht dieser commedia dell arte noch mehr Witz, Esprit und Schwung. Presse: „Ein anspruchsvoller Spaß, Theater, wie man es selten sieht.“ – „Ein heiterkeitsvergießender Wirbelwind, ein Lächel-Sammler und Quietschvergnügen-Erzeuger.“
In dem engen Raum brennt die Luft: Drei absolut unterschiedliche Frauen wollen in Uwe Beuschels nächster Inszenierung die Lady Macbeth spielen – und warten vibrierend vor Nervosität auf Uwe. Der nicht kommt. Stattdessen über Lautsprecher: „Achtung, eine Durchsage: Die Probe entfällt. Lady Macbeth bitte noch kurz dableiben.“ Keine geht. Jede guckt die anderen beiden an. Wieso bleiben die? Der Zickenkrieg ist unausweichlich. Doch dann rutscht unser Trio zum allergrößten Vergnügen der Zuschauer in ein Spiel der Sonderklasse: Die drei Aktricen spielen frech und ungeniert (einander und) dem Publikum ihre von „Willis“ antiquiertem Rollenbild abweichende Sicht auf die Julia, die Ophelia, die Lady Macbeth und andere wilde Weiber vor. In den großen Frauenfiguren Shakespeares durchleben die drei sämtliche Gefühlszustände in Beziehungen, da hat „Willi“ Gültiges für Generationen und die Nachwelt geschaffen. Aber von wegen „Anonymus“: Bei uns wird enthüllt, wer Schäxpier wirklich war. Publikumsstimme: „Ein herrlicher, lustiger Abend. Ein Genuss, in dieses Theater zu gehen. Sagenhafte Schauspielerinnen.“
„Die Deutschen – das Volk der Dichter und Denker ??? Aber sie kennen ihren Dichter und sein größtes Werk nicht?“ – Für den Theaterintendanten „Heinrich“ eine Bildungslücke ersten Grades, ein unhaltbarer Zustand, den er bekämpfen will. Er will diese theatralische Kampfansage im Trio („Dramen-Terzett“) mit „Hanna“ und „Richard“ wagen. Das allein schon ist doch eine reichlich abstruse Idee. Dann platzt auch noch dieses wackelige Konzept, weil „Hanna“, welche „Gretchen“, „Frau Marthe“, „Erdgeist“ und „Hexe“ spielen soll, angeblich ab sofort arbeitsunfähig ist. Patsch, der „fast Faust“ wird noch „faster“. Weltliteratur für Eilige, ein absolut vergnügliches Erlebnis. Man bekommt praktisch die komplette Faust-Geschichte (einschließlich der berühmtesten „Stellen“) geboten, aber: kurz, kurzweilig, in 90 Minuten (mit der wichtigen TheaterPause dazwischen). Unterhaltsamer kann die „Schnellbleiche“ vom Ahnungslosen zum Kenner nicht ausfallen. Tatsächlich wird man nach dem Besuch in Sachen Faust auf jeder Party, überall kompetent mitreden können. Deswegen: Bringen Sie, bitte, zu dieser Show Ihr Reclamheft „Faust“ mit und lassen sich Ihre Kennerschaft verbriefen – mit Stempel des Theaters und Unterschrift der Akteure.
Fr 23.3. Orpheus in der Unterwelt M. Quast, R. Britton Sa 24.3. Fasst Faust Karl-Heinz Helmschrot So 25.3. Finale Alle Veranstaltungen um 20.00 Uhr (außer Finale 18.00 Uhr) im AuGuSTheater Neu-Ulm Festival-Büro: Tel. 0731 / 55 34 12 nulm@online.de Die jeweils aktuellsten Infos, auch zu Karten-Vorverkauf, Terminen und Spielort finden Sie fortlaufend im Internet unter:
www.pocketklassikerfestival.wordpress.com/
Gestaltung: SPIESZDESIGN
Festival-Büro: Tel. 0731 / 55 34 12 nulm@online.de
Foto: Jascha Pansch
Bridge Markland spielt: „krug in the box“
Bernd Kohlhepp spielt: „Die Räuber oder so…“
„s’Ensemble Theater“ spielt: „Hamlet 4 You“
Michael Quast: „Orpheus in der Unterwelt“
Karl-Heinz Helmschrot spielt: „fast Faust“
Finale: „Steinle PocketKlassiker Award“
Dienstag, 20. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Mittwoch, 21. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Donnerstag, 22. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Freitag, 23. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Samstag, 24. März 20 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Sonntag, 25. März 18 Uhr, AuGuSTheater Neu-Ulm
Lustspiel von Heinrich von Kleist
Kabarett-Schauspiel-Crossover auf der des Schiller-Dramas
Komödie von Sebastian Seidel (Ulm)
Operette von Jacques Offenbach
Variethéater zum großen Drama des Johann W. von Goethe
Special Guest: Ariane Müller (Foto oben)
„krug in the box“ – das ist „Der zerbrochne Krug“ für die Generation Pop, Rock, Schlager. Expressiv im Vollplayback zaubert Bridge Markland (Berlin) eine turbulente Pop-Musik Gerichts-Show aus der Kiste. Vor Gericht geht es um einen zerbrochnen Krug. Dahinter verbirgt sich eine weitere Tat: die hier noch nicht verraten wird.
Bernd Kohlhepp ist ein Künstler mit vielen Gesichtern: Vielen TV-Sehern als Herr Hämmerle bekannt, wissen Musikfans ihn als Sänger der SWR-Bigband zu schätzen. Auch sein Old Shatterhand im Comedy-Spektakel „Winnetou IV“ ist legendär.
„s’Ensemble Theater“ aus Augsburg kommt mit einer sehr erfolgreichen Eigenproduktion: „Hamlet 4 You“, also das in eine turbulente Rahmenhandlung eingebettete, Shakespeare zugeschriebene Drama um den berühmten Dänen-Prinzen. Die Vorlage des englichen Super-Autors wurde vom (aus Ulm gebürtigen) Theaterleiter Dr. Sebastian Seidel für zwei Schauspieler eingerichtet.
Michael Quast vertritt beim „1. Neu-Ulm PocketKlassikerFestival“ die Sparte Musik-Theater (Oper / Operette). Mit Klassiker hat seine Performance insofern zu tun, als Jacques Offenbach als der Erfinder des Genres Operette gilt.
Fast Faust – die alte Geschichte neu. „Schön wär‘s, hätte man diese Form des Unterrichts in den öden Deutschstunden erleben dürfen“, schreibt der Südkurier.
Es wird der „Steinle Pocket-Klassiker Award“ vergeben. Wer ihn bekommt, entscheidet eine Jury. Die Preis-Skulptur wurde vom einschlägig vorbelasteten Felix Burgel (Ulm) entworfen und realisiert. „Jüngster“ Träger eines „Burgel“ ist kein Geringerer als John Malkovich – er erhielt beim Münchener Filmfest 2011 den von Burgel gestalteten „CineMerit Award“. Günter Steinle, ein in Ulm und Neu-Ulm immer wieder auffällig gewordener (werdender) Mäzen, hat das KünstlerHonorar übernommen. Deshalb ist der „Pocket-Klassiker Award“ mit seinem Namen verknüpft.
In schnellem Wechsel mit und ohne Hand-Puppen spielt die Markland alle Rollen. Ein Fest für alle Fans klassischer Theaterstoffe, ein Fest für Musikfans, die erleben wollen, wie die Popmusik der letzten 80 Jahre (von Roy Black über „Tears for Fears“ bis „Wir sind Helden“, von Little Richard über „Tic Tac Toe“ bis Annett Louisan) zu Kleist passt, und einfach ein Fest für Leute mit Spaß am intelligenten Spiel. Presse: „Bridge Markland ist eine Verwandlungskünstlerin … Sie unterzieht klassische deutsche Theaterstücke einer Generalsanierung und verwandelt sie mit Hilfe von Popmusik und Handpuppen in Grundlagen für coole Performances.“ „Bridge Markland hat dem Lustspiel aus dem Jahr 1806 eine Verjüngungskur verpasst und es in ein Rock-Pop-SchlagerMusical verwandelt. … Bei ihrer Musikauswahl kennt sie weder Stil- noch musikalische Schmerzgrenzen“
Beim „1. Neu-Ulm PocketKlassiker-Festival“ wagt sich in einem Kabarett-Schauspiel-Crossover an das „Sturm und Drang“-Stück, dessen Uraufführung vor 200 Jahren (Mannheim) Tumulte im Parkett ausgelöst hatte. Mit seiner Performance will er Schiller auf besondere Weise gerecht werden. Unter dem Motto „Ein Mann, alle Rollen“ spielt Kohlhepp die hinreißende Amalia ebenso wie die gesamte Räuberbande. Und hat ganz nebenbei noch Luft für spontanes Eingehen auf Publikumsreaktionen. Presse: „Ein Feuerwerk der Schauspielkunst.“ – „Herrlich, wie das Künstler-Chamäleon Kohlhepp vom hochdeutschen Ernst in den regionalen Zungenschlag und zurück pendelt.“ „Dem Mann kann geholfen werden“, lautet der letzte Satz in „Die Räuber“. Das gilt nicht für Kohlhepp, ihm ist nicht mehr zu helfen. Was er da als Einzeldarsteller auf die Bühne stellt, das ist eine perfekte Hoch- und Glanzleistung.
Die beiden chaotischen Schauspieler Birgit Linner und Jörg Schur nehmen „Hamlet“ in die Mangel. Dabei geht es um die großen aber auch die kleinen Fragen des Lebens: Sein oder Nichtsein. Singen oder Nichtsingen. Geist oder Nichtgeist, Lachen oder Weinen. Hamlet oder Laertes. Coca-Cola oder Pepsi … „Hamlet for You“ bringt in 90 Minuten den ganzen „Hamlet“ auf die Bühne. Dabei versteht es Sebastian Seidel, neben der Komik auch noch Wissenswertes zu Shakespeare und zur Theatergeschichte zu erzählen. Nicht von ungefähr ist das Stück seit Jahren im Repertoire der Augsburger freien Bühne und wurde auch bei der Wiederaufnahme im Dezember erneut groß gefeiert. Presse: „Shakespeare für Feinschmecker“
Gemäß der Grundidee des Festivals („Sparen! Große Werke werden von kleinen Ensembles einem breiten Publikum nahegebracht.“) brauchen Michael Quast und Rhodri Britton (Klavier) für ihre außergewöhnliche „Orpheus“-Inszenierung nur 1 Tisch, 1 Stuhl, 1 Flügel – mehr nicht. Eine komplette Operette, frech und komödiantisch aus dem Ärmel geschüttelt. Presse: „Wenn man Michael Quast zwei Stunden zugehört hat, ist eine Theaterinszenierung an einem vorbeigezogen. Außer dem einen Darsteller und seinem Begleiter am Klavier wäre niemand sonst auf der Bühne gewesen, sagen manche. Aber wer das behauptet, kann nicht dabei gewesen sein. Alle, die da waren, haben jedenfalls das Orchester gesehen und gehört, den Vorhang, den Chor, den Inspizienten und alle Personen der turbulenten Handlung. Ein Wunderwerk im ‘Spielbetrieb’ einer einzigen Stimme.“ Dr. Leo Karl Gerhartz (Programmbereichsleiter Musik des Hessischen Rundfunks a.D.)
Wer kann schon mit brennenden Fackeln jonglieren und dabei Goethes Faust deklamieren? Helmschrot! Der Mann ist ein Multitalent, er kann von einer Sekunde auf die andere durch Stimme, Gestik, Mimik und mit einem Minimum an Requisiten in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen und so im Zuschauer-Kopf die ganze Fülle der reichhaltigen faustschen Welten voller Magie, Witz und Geist entfalten. Den Wagner spielt Helmschrot als zappelnde Marionette, klingt als Mephisto wie Gründgens, singt zur Gitarre, nutzt sie als fiktive Schreibmaschine, jongliert mit Wortspielen, begleitet Gretchens Klagelied auf der singenden Säge und rapt auch gern mal Texte. Presse: „Dennoch machen die Ausflüge in den Varieté- und Comedy-Bereich „Faust“ nicht zur Lachnummer, sondern nehmen ihn mit ihren Mitteln durchaus ernst. Faust aus einer sehr ungewohnten Perspektive. Wer glaubt, nur über Triviales herzhaft lachen zu können, erlebt hier das Gegenteil.“
Felix Burgel (Ulm)
www.pocketklassikerfestival.wordpress.com/