No. 02
Aus dem Nichts heraus
No. 02
Aus dem Nichts heraus Nummer zwei „Vom Strohhalme verweht“, ist die Erweiterung von Aus dem Nichts heraus aus der Arbeit „Nichts“. Im ersten Teil gab es mehrere Ursprünge, auf die dann gearbeitet wurde, diesmal ist es nur einer. Der Farbklecks, der aus heiterem Himmel auf das Stück Papier fällt und dann mit windigen Turbulenzen kämpfen muss. Mit Atemluft durch einen Strohhalm entsteht dieser Wind, der die Farbe in eine nur zum Teil kontrollierbare Form bringt. Diese sich nun auf dem Blatt abzeichnende Form ich ist der Ursprung. Beim längeren betrachten des Ursprungs fangen Formen, Gegenstände, Gesichter, Menschen, Tiere und anderes an sich darin abzuzeichnen. Durch das verdeutlichen der ausschlaggebenden Linien und im Zusammenspiel der Farben ergibt sich irgendwann ein allgemeines Thema im Bild, einfach so, aus dem Nichts heraus.
Vom Strohhalme verweht Der Ursprung sind Farbkleckse, die beliebig auf das Blatt getropft werden. Mit einem Strohhalm wird die Farbe dann 端ber dem Blatt verweht. Was man dann hat, kann man als fertiges Kunstwerk betrachten oder sich in der Gegebenheit austoben.
»Mittelmeer«
I
Irgendwann vor langer, langer Zeit fielen zwei kleine farbige Tropfen auf eine ansonsten weiße Landkarte. Auch als die Tropfen schon darauf gefallen waren, wusste man noch nicht, dass man eine Landkarte vor sich hat. Man wusste Nichtmal, was eine Landkarte war. Eigentlich war es auch gar keine Landkarte, sondern das Land selbst. Und es war flach, flach wie eben ein Blatt und rechteckig, wie eben ein Blatt oder eine Landkarte von der man noch nicht weiß, dass es eine Landkarte ist. Das sollte sich aber schnell ändern, als ein Sturm aufzog. Mit fürchterlichem Getose und Gebrause fegte er über die einsamen kleinen Tropfen hinweg. Es entstanden zwei Fronten. Die eine warm, fröhlich und nach allen Seiten hin offen, die andere kühl, ernst und auf den eigenen forteil bedacht. Getrennt wurden die beiden Parteien nur durch ein kleines Meer mitten drin. Was aber ist die Gemeinsamkeit der beiden? Und was haben die Landesfarben Schwedens damit zu tun? Mutmaßungen ergeben, dass es an den Tieren liegt. Auf der einen Seite gibt es das allseits bekannte graziöse und von allen verehrte Kamel. Auf der anderen Seite steht das allseits bekannte graziöse und von allen verehrte Rentier. Eine Kreuzung daraus wäre das ultimative Übertier mit allen Fähigkeiten, die man sich für beide Fronten nur wünschen kann. Mit Sicherheit könnte es auch fliegen, da sich das Geweih des Rentieres in prachtvolle Flügel verwandelt, aber es könnte auch in die tiefsten Tiefen abtauchen, was an den Höckern des Kamels liegt, die sich in eine Schwimmblase umfunktioniert haben.
den seiner Freiheit in vollen Schwimmzügen genießt. Aber es wären keine komischen Gestalten, hätten sie nichts gegen das Glück des grünen Fisches. Um ihm seine Freiheit zu rauben, errichten sie Abtrennungen im Fluss, die nur viel zu wenig Wasser für den Fisch durchlassen. Bald schon zappelt er hilflos im seichten Wasser. Um ihm seine Schönheit zu nehmen, lassen sie ihn am matschigen Grund des Flusses zappeln, bis seine prachtvollen Flossen komplett in Fetzen hängen. Jetzt erst stürzen sie sich auf das hilflose Tier. Eiskalt wird es von den Kreaturen an Land gezogen und in Stücke gerissen. Was bleibt ist bleibt ist sein Blut, das erst mit lautem Getose, später mit einem beruhigenden Rauschen und irgendwann mit einem leisen plätschern in der Landschaft verendet.
»Der Fluss«
M
Mit einem leisen Plätschern, einem beruhigenden Rauschen und lauten Getose schlängelt sich das kleine Flüsschen durch die Landschaft. Sein Dasein bleibt nicht unbemerkt und wird sogleich von einem wunderschönen grünen Fisch als Heimat genutzt. Ihm geht es fantastisch, denn er hat alles, was er brauch. Frisches blaues Wasser und unendliche Freiheit, in der er sich bewegen kann. Nur all die tollen Sachen bleiben nicht ganz unbemerkt. Durch das Getose des Flusses werden auch andere Kreaturen angezogen. Es sind komische Gestalten. Sie kommen in gebückter Haltung und bis an die Zähne bewaffnet. Listig schleichen sie sich am Flussufer entlang und beäugen das Fischlein, wie es die Freu-
E
»Tatort«
Es ist wohl einer der unwirklichsten und dennoch ein denkbarer Fall. Ein frischer Tatort, alles tot, einer lebt. Der Mörder. Aber anstatt schnell das Weite zu suchen, unterzutauchen oder Selbstmord zu begehen, bleibt er einfach. Neugierig schnüffelt er am Ort des Geschehens herum. Auch als die Kriminalbeamten kommen um die Spuren zu sichern macht er keine Anstalten zu gehen, sondern spielt weiter den unbeteiligten Schaulustigen. Mitleidig betrachtet er die unter ihrer Trauer zusammenbrechenden Angehörigen und reicht ihnen auch noch Taschentücher, die er davor einem der Opfer entwendet hat. Er spricht kein Beileid aus, sondern wirft nur ständig die Frage in den Raum wie das denn nur passieren konnte, wer denn so etwas tut und dass sich der Täter sofort zeigen soll. Ist der Typ behindert? – Nein.
D
Drei Parteien. Es sind immer drei ParBei den drei allergrößten gibt es eine klare blemen basieren. Wie die Wirtschaftsteien. Die drei Großen, der Rollenaufteilung Licht, Wasser und Land. Alles mächte oder Religionen, die man Rest ist im Grunde geandere was als „Die drei Großen“ bezeichnet wird sind am besten nur mit einem nommen egal. lediglich menschliche Hirngespinste, die auf enormen Egoprobedenkt …
»das treiben«
»gemeigten«
G
»bunter hund«
anderen Ansätzen gegenüber verschlossen Etwas in dem sich alle Einflüsse der verschiedensten Richbleiben. Dann sind da aber immer noch tungen miteinander vermischen. Wenn der dann auch noch die, die überall mitmachen, sich für Glück hat, wird er nicht als Spinner abgestempelt. alles und jeden interessieren, aber vorerst doch nicht beachtet werGleich und Gleich gesellt sich gerne, ist ein alden. Es kann ein Fan mit einem tes Sprichwort, das richtiger nicht sein könnte. Es breiten Geschmack sein, der gibt sie noch, Menschen, die gemeinsam an einem sich viele unterschiedliStrang ziehen, ein und dieselbe Sache feiern und chen Sachen anschauen. Irgendwann fängt diese Person an, selbst etwas zu erschaffen.
«
Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Affe und ein Alf, der scheißt in eine Grube rein. - Hey, hier hüpft noch viel mehr herum als bei Pipi Langstrumpf.
I Und zwar Biene, Kamel, Elefant, Löwe, Nashorn, Qualle, Eisbär, Schlangen, Vögel, Wolf, Krokodil und diverses Flächen übergreifendes Großgrün.
»
U
Unbemerkt und geschützt sind sie unter Wasser im Dickicht der Algen. Sobald niemand zusieht, geht der Spaß erst so richtig los! Es werden Dinge getan, für die man sich in der Öffentlichkeit schämt. Hauptsache es verschafft einem einen gewissen Nervenkitzel am Rande der Legalität oder komplett illegal. Seien es Drogen, technische Manipulationen, Vandalismus, etwas Sexuelles oder anderweitige Gesetzesverstöße.
»unterwasser«
das scheinbar wieder der Fall. Das finden die
B
haben, sondern anders herum. Jeder Bart hat sich
cken ihre Gesichter mit Exemplaren, die
vier toughen Kerle im Bild auch und schmü-
Bärte sind schon so voll so cool und so. Heute ist
seinen Träger auserwählt. Oder es sind gar
sich nicht die Männer die Bärte zugelegt
prachtvoller nicht sein könnten. Aber wenn
Flüsse tragen, haben eigentlich gar kei-
keine Bärte, sondern in Wahrheit ausgetrock-
Tag-nassrasierer. Was versinnbildlichen die
nen Bart, sondern sind bekennende sich-jeden-
nete Flüsse. Und die Männer, die jetzt diese
Bärte dann plötzlich?
»bärte«
»ersie«
W Wer bist du?
A
Was, aber wenn man das nicht schafft und jeder Start sich im Nirgendwo verliert? Man sich komplett verirrt und an allen vergangenen Entscheidungen so, wie aktuellen
»weg«
Alles hat einen Anfang und ein Ende. Start und Ziel. Das Leben zum Beispiel hat seinen genau festgelegten Startpunkt und der Weg direkt danach ist auch noch relativ genau vorgegeben. Doch irgendwann fängt das Wesen, auf dem Weg, an selbst zu denken. Wenn es Glück hat, schafft es sein Ziel genau festzulegen und dort ohne große Umwege anzukommen und irgendwann wieder aus dem Leben zu gehen.
Vorhaben zweifelt? Wenn einem kein Gedanke richtig erscheint? Wenn man sich als verloren sieht? Wenn man an keiner Kreuzung weiß, in welche Richtung man gehen soll? Wenn man meint, sich auf der Stelle zu bewegen? Wenn einem keine vorgegebene Rute als richtig erscheint? Wenn einem alles zu schnell geht? Wenn man keine Zeit zum Luftholen hat? Wenn man sich nicht traut? Wenn man meint, nicht die richtigen Leute zu kennen? Wenn … Wenn … Wenn man zu viele Fragen stellt?
oder
ein Par sch w a d ies arzv o o g el? rang er
Ein Elefant
Ein R
ocks
tar
oder
s h au c i s ? der ler, erhebt d A t ein m Nes seine
»drei« Ein angriffslustiger Käfer
oder eine
be?
Bum
toto bier und j채germeister
»prost«
Danke
an das Nichts für den Spaß, den du mir bereitest. Danke auch an John für den Wind. Impressum
Lukas Huber | Indispose und eigene Handschrift | Deutschland | 2014