In Zusammenarbeit mit Emil Frey AG Safenwil
TausendsassaWasserstoff
Die Brennstoffzelle könnte den Weg ebnen zur «grünen» Mobilität
Philipp Kissling
Eine der grossen Errungenschaften der Industrieländer ist die individuelle Mobilität Es ist unrealistisch, dass wir auf diesen Luxus verzichten Die Klimaschutzziele verlangen jedoch eine Mobilität, die grün und weitgehend frei ist von fossilen
Energieträgern Das Passwort zum Glück, so sind nicht wenige
Fachleute überzeugt, lautet:
Wasserstoff
Gasgebenohne
CO2-Austoss
Herkömmliche, mit fossilem
Treibstoff arbeitende Verbrennungsmotoren sollen durch die
sogenannte Brennstoffzelle verdrängt werden In der Brennstoffzelle entsteht durch die Zusammenführung von Wasserstoff und Sauerstoff elektrische
Energie, die für den Antrieb des
Fahrzeugs verwendet wird Als einzigeEmissionresultiertWasserdampf
Brennstoffzelleversus
Elektroauto
Ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle ist unter dem Strich ein «Stro-
Nachgefragt
Hans Michael Kellner, erfüllt das Wasserstoff-Auto bald unseren Wunsch nach grüner Mobilität?
HansMichaelKellner:Letztendlich ja Jetzt beginnt die Übergangsphase der Elektromobilität,dieihrenBeitragleistenwird während der nächsten 20 bis 25 Jahre Weil sie neue Probleme schafft, zum Beispiel mit den Abhängigkeiten von Rohstoffen wie Kobalt und Lithium, die unter schwierigen Bedingungen abgebaut werden müssen, wird das Wasserstoff-Auto zur Lösung, die übrigbleibt Noch scheint in der Schweiz die flächendeckende
mer» Allerdings mit erheblichen Vorteilen gegenüber dem reinen Elektroauto, das eine rund zehnmal grössere Batterie und damit entsprechend mehr schwierig abbaubare Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium benötigt
EinweiteresPlusistdieEnergiespeicherung: Wasserstoff kann in Flaschen und Tanks aufbewahrt werden Was gleichzeitig die Effizienzsteigerung der Kraftwerke erhöht, denn der ÜberschussstromkannzurWasserstoffproduktion genutzt werden
NurgrünerWasserstoff bringts
Die Verwendung von Wasserstoff ist dann sinnvoll, wenn er CO2-neutral hergestellt wird mittels Elektrolyse, die vorzugsweise betrieben wird mit Strom ausWasser-undWindkraftoder Sonnenenergie Auch Atomstrom ist weitgehend «sauber», doch bekanntlich plant die Politik den Ausstieg aus der Kernenergie Wasserstoff liesse sich auch durch das Verfahren der Dampfreformierung herstellen Entsprechende Anlagen werden
allerdings mit fossilem Treibstoff betrieben, weshalb dieser Wasserstoff nicht als «grün» sondern «grau» bezeichnet wird
PreisundReichweite Die Coop-Tankstelle Hunzenschwil verkaufte am 23 Januar das Kilogramm Wasserstoff für Fr 19 80 Je nach Fahrweise
reicht 1 kg Wasserstoff für eine Distanzvon100bis120km Der Toyota Mirai mit einem Tankinhaltvon5kgWasserstoffhat eine Reichweite von rund 600 km
Tankstellennetz
Aktuell gibt es in der Schweiz acht öffentlich zugängliche Standorte,andenenWasserstoff getankt werden kann Fachleute rechnenmiteinemzügigenAusbau der Infrastruktur und damit stark erhöhter Verfügbarkeit innerhalb weniger Jahre Die gesteigerte Produktion von Wasserstoff wird dafür sorgen, dass der Preis pro Kilogramm sinkt
VersorgungundTransport
In einer idealen Welt produziert jede Tankstelle ihren grünen Wasserstoff vor Ort Unrealistisch ist die Belieferung der TankstellendurchLKW,dieaufgrund der schweren Druckbehälter lediglich 340 kg Wasserstoff – das reicht für rund 55 PW –ladenkönnen Tankstellen,wie wir sie heute kennen, müssten täglich rund 50 Mal angefahren werden, was zu einem gewaltigenVerkehrsaufkommenführen würde Wahrscheinlicher ist
deshalb ein dichtes Netz an Elektrolysen, die bei Privaten und Industriebetrieben sowie herkömmlichen Tankstellenbetrieben Wasserstoff produzieren Darüber hinaus liessen sich die bestehenden Erdgas-Pipelines in die Versorgung einbinden Erdgas und Wasserstoff können in derselben Leitung «mitlaufen» und wieder voneinander getrennt werden UndderWasserstoffverbrenner?
Eigentlich sind nur wenige Anpassungen nötig, und die herkömmlichen Verbrennungsmotoren funktionierten statt mit Benzin, Gas oder Diesel mit Wasserstoff Durch die Verbrennung von Wasserstoff das Auto direkt antreiben, anstatt in der Brennstoffzelle den Wasserstoff «nur» zur Erzeugung von Strom (derdanndenMotorantreibt)zu nutzen, tönt noch besser Den Wasserstoffverbrennungsmotor gibt es tatsächlich respektive BMW forschte und testete einst auf diesem Gebiet, hörte aber wieder damit auf Die Zukunft wird zeigen, ob die Technik zu einer zweiten Chance kommt
Überzeugung dafür aber zu fehlen, es gibt erst acht Wasserstofftankstellen Hier freut mich das Interesse der Industrie und von Privaten an der Wasserstofftankstelle für zu Hause, die wir gemeinsam miteinemSpin-offderETHLausanne entwickelt haben Es hat natürlich seinen Reiz, mit SonnenstromvomeigenenDachdie eigene Elektrolyse zu betreiben und, dank geräuschloser Verdichtung, unabhängig zu sein Ich kann dann auch Nachbarn bei mir tanken lassen und umgekehrt unterwegs bei Dritten selbst Wasserstoff beziehen Industriebetriebe und Private könnten so entscheidend dazu
TOYOTAMIRAI MITWASSERSTOFFANTRIEB
beitragen, das Wasserstofftankstellennetz aufzubauen
Müsste hier nicht die öffentliche Hand federführend sein?
Mein Vorschlag sieht so aus: Lieber Bund, du gibst den Leuten einen zinslosen Kredit, damit sie Photovoltaik und eine Wasserstofftankstelle installieren können Mit dem Geld, das dieLeutetagtäglichzumTanken ausgeben, zahlen sie dem Bund den Kredit zurück Der Bund erhält also sein Geld zurück und hat gleichzeitig die Leute umgestellt auf CO2-frei
Das tönt fast zu gut, um wahr zu werden
Wir alle kennen die jeweils milliardenschweren Förderprogramme, die mal funktionieren und dann wieder nicht Hier haben wir eine Lösung, die ganz viele CO2-Emittenten aus dem Verkehr zieht, da gehören wir alle zu den Gewinnern Unser Problem ist ja allgemein der Zeitdruck Denken Sie nur an die Busbetriebe im Kanton Aargau, denen ab 2025 verboten wird, neue Dieselfahrzeuge anzuschaffen Ihr erster Gedanke war logischerweise, auf Elektrobusse umzustellen Nun aber stellten sie fest, dass im Winter die Batteriekapazität für die Touren nicht ausreicht Mit Wasserstoff wird
das kein Problem sein, und das Tanken geht erst noch viel schneller Wo stehen wir mit dem Wasserstoffauto in fünf Jahren?
So weit, wie wir mit dem Elektroauto heute sind Das Wasserstoffauto ist den Leuten nicht mehr fremd Die Infrastruktur ist zwar noch klein, aber schon viel besser ausgebaut Die Technik wird effizienter und die Modellpalette grösser sein
«DasWasserstoff-AutoistdieLösung,dieübrigbleibt»Hans Michael Kellner 57 ist CEO der Messer Schweiz AG in Lenzburg einer Tochtergesellschaft der Messer Group, die als fünftgrösste Gasherstellerin der Welt 12000 Mitarbeitende beschäftigt ANZEIGE