«DerTrendwirdwiederFahrtaufnehmen»
Peter Fahrni, Geschäftsführer von Kia Schweiz AG, über die Entwicklung der E-Autos
Philipp Kissling (Text und Bilder)
PeterFahrni,inderMobilitätder ZukunftspieltdasElektroauto einegrosseRolle.Warumherrscht imJahr2024trotzdemSkepsis?
Peter Fahrni: Der Trend zu den elektrifizierten Antrieben ist ungebrochen Wir reden von Mildhybrid, Hybrid, Plug-in-Hybrid und dem vollelektrischen Auto Vor zehn Jahren betrug der Anteil der Elektroautos (Electric Vehicle EV) am Fahrzeugbestand 0,1 Prozent, heute sind es gegen fünf Prozent, der Bestand nimmt zu Es stimmt: Die Dynamik der Jahre 2020 bis 2023 ging etwas verloren Warum?
Die EV-Nachfrage basierte in der Vergangenheit auf einer Kundschaft, die ein EV wollte und auch die Voraussetzungen für das Laden erfüllte Heute gehtesdarum,dieVoraussetzungenfür einen erweiterten Kreis an Kunden zu schaffen Wir sehen daher 2024 als Übergangsjahr an und sind überzeugt, dass der positive Trend wieder Fahrt aufnimmt
Wieistdaszuverstehen?
Der EV-Markt wurde zuerst durch ein preislich höher gestelltes Angebot gebildet SeiteinigerZeitbildensichneue Angebotsschwellen War ein EV oft im Bereich von Fr 50000 – und mehr zu kaufen, gibt es jetzt immer mehr Angebote, die bereits bei Fr 40000 –, Fr 30000 – oder gar bei tieferen Preisen beginnen Kia lanciert gerade mit dem EV3 ein tolles Komplettangebot ab Fr
36950 – Die Modelle werden erschwinglicher, gleichzeitig wächst das Angebot an neuen EVs und an Occasionen DarausresultierenneueEinstiegsmöglichkeiten Zudem nimmt der Ausbau an Ladestationen stetig zu TrotzdemtrauenvielederElektromobilitätnochimmernicht.
Das Wachstum der Verkäufe von E-Autos entwickelte sich in den letzten vier Jahren sehr stark und geht 2024 durch ein «flaches Jahr» Um die Elektromobilität hat sich eine recht grosse
Diskussion entwickelt, die auch medial Aufmerksamkeit fand Der Anteil der E-AutosanderGesamtverkaufszahlbeträgt aber konstant gegen 20 Prozent
Die Kundschaft ist nach wie vor offen für EVs, will aber einige Fragen geklärt wissen Zum Beispiel die Lademöglich-
keiten am Arbeitsplatz oder zu Hause
VorallemMieterundStockwerkeigentümersinddeshalbnachwie vorgezwungen,aufVerbrennerzu setzen
Innerhalb einer Transformation gibt es oftmals unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten Der Ausbau der Modellpalette sowie zunehmend erschwinglichere Preise werden die Nachfrage nach Elektroautos und auch nach hybridisierten und teilelektrischen Antrieben stärken Gleichzeitig wird die Ladeinfrastruktur, zum Beispiel für Stockwerkeigentümer, ausgebaut und gerade bei neueren Wohnprojekten von Beginn an ermöglicht
WiesindSiepersönlichunterwegs?
Ich fahre seit November 2023 den Kia EV6,AutodesJahres2022 Entlangder Autobahnenverfügenwirübereinesehr gut ausgebaute Ladeinfrastruktur Ich kann heute problemlos in der ganzen Schweiz oder gar im Ausland mit dem
EV reisen. Der Bordcomputer hilft bei der Ladeplanung Auf dem Weg nach FrankfurtzumBeispielgebeicheinebestimmte Raststätte als Ladestopp ein
Etwa 20 Kilometer davor beginnt das Auto, die Batterie auf die richtige Temperatur zu regeln Das schafft die VoraussetzungfüreineoptimaleSchnellladung, die dann in etwa 15 Minuten die Batterievonwenigerals40Prozentauf über90Prozentbringt EineKaffeepause also und weiter geht es
«DieausgebauteModellpaletteundinteressante EinstiegspreisefürneueEVs undE-OccasionenunterstützendieNachfrage»
DerWandelbeidenAntriebsarten istfürHerstellereinebesondere Herausforderung Wiefindensie dierichtigeStrategie?
MiteinembreitenAngebotsportefeuille und hoher Flexibilität der Modelle Ein Hersteller sollte idealerweise in einem Werk alles bauen und auf Marktschwankungen reagieren können. Global tätige Hersteller berücksichtigen auch, dass nicht jede Weltregion und nicht jedes Land die Voraussetzungen
für rein elektrische Fahrzeuge hat und entsprechend stärker auf die Hybridtechnologie setzt
DiedeutschenHerstellersind unterDruckgeraten Bereitet IhnendasSorgen?
Es ist nie gut, wenn die Automobilindustrie als eine der wichtigsten IndustrienwirtschaftlichindieSchlagzeilen gerät Es zeigt sich, welchen Herausforderungen unsere Industrie gegenübersteht Wir wollen mobil bleiben Auch in Zukunft basiert die individuelle Mobilität mit beinahe 70 Prozent der Verkehrsleistung auf dem Auto Es braucht alle Mobilitätsträger, undgefragtsindKonzepte,dieineinandergreifen
WelcheAuswirkungenhatdie TransformationaufIhreBeratungsgesprächemitderKundschaft?
Die Bedürfnisse der Kundschaft stehen im Mittelpunkt Gefragt ist die Antriebsart, die individuell die beste Lösungdarstellt OftmalssinddieVoraussetzungen für ein Elektroauto da; hier leisten wir sehr gerne beratend Unterstützung
Die Batterie als Wundertüte der Occasionen?
«Das Gegenteil ist der Fall Wir haben bei rund 250 zufällig ausgewählten E-Autos der Jahrgänge 2019 bis 2024 den Batteriezustand getestet und festgestellt, dass praktisch vier Fünftel noch bei 100 Prozent Kapazität sind Bei fast 95 Prozent der Fahrzeuge lag die Leistungsfähigkeit zwischen 95 und 100 Prozent Die Zahlen sprechen für die hervorragende Kontrolle der Batterie sowie deren Qualität und Langlebigkeit Der Zustand der Batterie kann bei unseren Händlern geprüft werden Eine Batterie hält praktisch ein Autoleben lang Daher können Sie bedenkenlos ein neues EV oder eine E-Occasion kaufen und dabei die Vorteile sehr tiefer Wartungskosten und eine sehr lange Batteriegarantie geniessen Bei Kia kommt noch eine Werksgarantie dazu, die sich insgesamt über 7 Jahre erstreckt.»
Machen die wartungsarmen E-Autos Automechaniker überflüssig?
«Das Berufsbild wird sich verändern, aber überflüssig werden sie in keiner Art und Weise Die Mechaniker werden laufend geschult und machen die Transformation zu neuen Technologien mit. Ein Auto besteht auch in Zukunft aus einer Kombination aus Antrieben – ob als Verbrenner, Hybrid oder als EV, immer im Verbund mit einer faszinierenden Mechanik Aus diesem Grund und weil immer noch über 95 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands mit Verbrennungsmotor ausgestattet sind, bleibt der Automechaniker auch in Zukunft ein tragendes Berufsbild in unserer Industrie
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