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DIE NEUE ELEKTRISCHE SPEERSPITZE

Mit dem neuen Volkswagen ID.7 rundet der Wolfsburger Automobilhersteller seine Elektropalette nach oben hin ab. Eine erste Ausfahrt zeigt: Die Entwickler haben sich die Kritik an den ID-Geschwistern zu Herzen genommen.

OB ID.3, ID.4, ID.5 oder ID.Buzz – an den ersten rein-elektrischen Modellen aus der Wolfsburgers Automobilschmiede bliebt oft kein gutes Haar hängen. Die Kritik war gross. Der Wille, es besser zu machen, aber noch grösser. Das Ergebnis: Der neue ID.7 –eine topmoderne, rein elektrische Limousine, die sich nicht nur optisch, sondern auch technisch sehen lassen kann. Ein Flaggschiff, das sich auch so nennen darf.

Schick und effizient

Mit einer Länge von 4,96 Metern und 2,96 Meter Radstand von 2,96 hat der ID.7 wahrlich grosse Ambitionen. Durch die kurzen Überhänge kommt die Länge vor allem dem Platzangebot im Innern zugute. In der Breite schafft es die E-Limousine auf 1,86 Meter, in der Höhe sind es 1,53 Meter. Auffallend ist das Heck, denn im Gegensatz zu einem klassischen Limousinen-Heck erinnert das Hinterteil des ID.7 eher an ein Coupé. Die stromlinienförmige Silhouette ist aber nicht nur hübsch anzusehen, sie erfüllt auch einen Zweck: so wenig Luftverwirbelungen wie möglich zu erzeugen. Mit einem beeindruckenden cw-Wert von 0,23 flutscht der ID.7 durch den Windkanal. Eine wichtige Grundvoraussetzung für einen niedrigen Energieverbrauch und grosse Reichweiten.

Reichweite bis 700 Kilometer

Zum Start im Herbst 2023 wird das sechste Mitglied der ID-Familie mit einer 77-kWh-Batterie erhältlich sein, im kommenden Jahr gibt es das E-Flaggschiff auch noch mit einer 86-kWh-Batterie. Die Reichweiten bei der kleineren Batterie liegen nach WLTP bei 615, bei der grösseren bei rund 700 Kilometern. Die Ladeleistung beträgt bei der kleineren Batterie 170 kW, bei der grösseren sollen 200 kW drin liegen. Der Clou: Ein cleveres Thermoma- nagement sorgt dafür, die Batterie vor dem Ladestopp vorzukonditionieren. Diese Vorkonditionierung startet bei aktiver Zielführung auf dem Weg zu jeder Ladesäule automatisch. Der ID.7 ist auch das erste Modell auf der MEB-Plattform mit einem komplett neu entwickelten Antrieb. Das System besteht aus der 210 kW (286 PS) starken ElektroMaschine, einem zweistufigen EinGang-Getriebe und einem Pulswechselrichter, der die thermische Stabilität absichert.

Funktional und topmodern Auch das Interieur gibt sich neu, modern und edel. Hat man einmal auf den äusserst komfortablen Sitzen mit insgesamt 11 Massagefunktionen (!) Platz genommen, fällt der Blick direkt auf das 15 Zoll grosse Touchdisplay in der Mitte der Armaturentafel. Ein Ding so gross wie ein Kuchenblech. Die Grafiken gestochen scharf, die Bedienung absolut intuitiv. Die Touchslider sind nun beleuchtet. Das neue Infotainmentsystem wurde komplett überarbeitet. Die Bedienung aller Funktionen ist jetzt einfacher, selbsterklärender und individualisierbarer. Wichtige Funktionen wie Klima, Sitzheizung und -belüftung sowie Navigation, Entertainment und Fahrzeugassistenten sind direkt steuerbar. Praktisch: Der Homescreen kann individuell gestaltet werden. Dank der neuen Software gibt es auch weitere Funktionen per Sprachassistent

IDA. Hier lassen sich unter anderem das Ambientelicht und das Fahrprofil einstellen. Mit «Zeig mir die Sterne» schaltet IDA automatisch das Panoramaglasdach «Smart Glas» elektronisch auf transparent um. Ungewohnt ist die kleine Instrumententafel hinter dem Lenkrad, sie ist aber nur eine Ergänzung zum grossen Augmented-Reality-Display, das dem Fahrer alle wichtigen Informationen anzeigt.

Smarte Assistenten, die mitdenken

In Sachen Assistenzsysteme macht der ID.7 als Flaggschiff seinem Namen alle Ehre. Zu den Highlights gehört der Park Assist Pro mit Memory-Funktion. Der clevere Helfer ist in der Lage, von alleine ein- und auszuparken, dabei bleibt der Fahrer im Auto oder kontrolliert das

Ganze mit dem Smartphone von aussen. Der Clou: Mit der MemoryFunktion zeichnet der Park-Assist die letzten 50 gefahrenen Meter auf und kann nach einmaliger Aufzeichnung die Einparksituation komplett autonom durchzuführen. Auch der Travel Assist und der Lane Assist haben ein Update erhalten und nutzen Schwarmdaten, um vorausschauender zu fahren. So kann der Lane Assist nun auch ohne Spurführung das Fahrzeug in der Mitte halten.

Komfortable Reiselimousine Unterwegs im spanischen Hinterland rund um Alicante zeigt sich die Elektro-Limousine entspannt. Das Fahrwerk ist ruhig und ausgeglichen und trotz ihrer fast fünf Meter Länge, hat man nie das Gefühl, ein Schlachtschiff durch die Gegend zu kutschieren. Im Gegenteil, im Sport-Modus lassen sich mit dem ID.7 durchaus knackig kurvige Bergstrassen fressen. In engen Strassen und Kehren sind die kurzen Überhänge praktisch, aber noch etwa ungewohnt. Die Geräuschdämmung ist ausgezeichnet. Kurzum: Als moderne Reiselimousine spielt der ID.7 alle seine Trümpfe aus. Der ID.7 kann ab Sommer vorbestellt werden, Preise sind aktuell noch nicht bekannt. (ir)

ZU SCHADE FÜRS GELÄNDE?

AUTO BILD Schweiz testet den kurzen Defender, auch bekannt als «Ninety». Dieser hat im Vergleich zum «One Ten» zwei Türen weniger sowie einen rund 500 Liter kleineren Kofferraum. Dafür trumpft er mit deutlich mehr Agilität im Gelände auf.

LAND ROVER BLEIBT sich bei der Namensgebung treu: Bereits die Ur-Version des britischen Geländewagens war in verschiedenen Varianten mit unterschiedlichem Radstand erhältlich, wobei die Zusatzzahl die – heute nur noch ungefähr passende – Länge in Zoll angab. AUTO BILD Schweiz hat den 4,583 Meter kurzen Defender, den «Ninety», getestet.

Nichts mehr für exzentrische

Sonderlinge

Obschon unser Testwagen mit seiner kantigen Form und dem markanten Kühlergrill eine Hommage an das klassische Design des ursprünglichen Defender zeichnet, dürfte dessen reines Naturburschenimage nun Geschichte sein. Das spiegelt sich zumindest in unserer Redaktion wider: Kaum jemand will mit unserem «Ninety» wirklich abseits von der Strasse fahren. «Zu schön und zu schade», lautet die Kollektivantwort. Dabei spielen die Redaktionskollegen und -kolleginnen vor allem auf die edle Kombinati- on aus der Zweifarbenlackierung und den abgedunkelten Scheiben an. Die Kehrseite der Medaille: Der Look unseres Testwagens erlaubt City-Trips, ohne dass die Angst als exzentrischer Sonderling zu gelten, mitfährt.

Der neue Landy fährt sich überraschend einfach.

Auf Augenhöhe mit den LKW Beim Einsteigen via Trittbrett fühlt es sich an, als würde man in einen Lastwagen klettern. Hat man erst- mal Platz genommen, ist man erstaunt über den grosszügigen Raum in der Fahrerkabine. Im Innenraum überzeugt der Defender 90 mit einer hochwertigen Verarbeitung und einer funktionalen Ausstattung. Das klare und übersichtliche Armaturenbrett ist mit modernster Technologie ausgestattet, darunter ein Touchscreen-Infotainmentsystem mit Navigation und SmartphoneIntegration. Dabei haben die Eng- länder im Vergleich zum Vorgängermodell in puncto Bedienbarkeit einen Quantensprung gemacht: Ohne grosses Einlesen und Einüben findet man sich sofort zurecht.

Radstand auf Golf-Niveau

Und wie fährt sich der neue Landy? Für seine Höhe von 2 Metern sowie einem Gewicht von 2,6 Tonnen überraschend einfach. Dank der kompakten Karosserie und dem kürzeren Radstand als bei einem VW Golf lässt sich unser Testwagen fast so agil um die Bögen lenken wie ein Kompaktwagen – nur mir mehr Überblick. Dafür sorgen die Sitzhöhe und der kamerabasierte Rückspiegel. Ohne ihn sähe man nur Kopfstützen und das Ersatzrad, das wie ehedem an der schwenkbaren Hecktüre montiert ist.

Keiner für die letzte Generation

Zur unbeschwerten Performance passt auch der verbaute Selbstzünder. Land Rover setzt neuerdings wieder echte Sechszylinder ein mit Doppelturbo und Mild-Hybridisie- rung (20 Extra-PS von der E-Maschine). Je nach Bedarf stehen drei Leistungsstufen zur Auswahl: 200 PS, 249 PS und 300 PS. Wir waren mit dem 200-PS-Aggregat durchaus zufrieden: Der kraftvolle DreiliterTurbo ermöglicht das Ziehen von bis zu 3,5 Tonnen und bietet mit einem Drehmoment von 500 Newtonmetern auch unten heraus die nötige Durchzugskraft. Da man jedoch weiss, dass man könnte, wenn man wollte, fährt man meistens eher defensiv. Das ist auch ratsam, da unser Testwagen echt durstig sein kann: Der angegebene Verbrauch von 9,6 Liter wurde trotz sparsamer Fahrweise um fast zwei Liter verfehlt. Auch der Preis unseres Testwagens spricht wohl primär für eine Käuferschaft aus der zweitletzten Generation: 96'840 Franken. (fs)

Der «Ninety» ist fast zu schade, um mit ihm abseits der Strasse zu fahren.

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