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Prof. Dudenhöffer, Ferdinand

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Glickenhaus, Jim

Glickenhaus, Jim

Elektroautos dringend, um auch ihre CO2 Ziele zu erfüllen.

Nach wie vor gibt es Hersteller, die an alternativen Antrieben mit Wasserstoff arbeiten. Sind Sie immer noch kein Fan davon?

Das ist reine Spielerei und Zeitverschwendung. Wasserstoff macht im LkwBereich Sinn, aber wer als Autobauer jetzt mit Wasserstoff herumexperimentiert, der hat die Zukunft noch nicht erkannt.

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor Center Automotive Research.

«ZULIEFERER, DIE SICH AUF DEN VERBRENNUNGSMOTOR KONZENTRIEREN, HABEN DIE ZUKUNFT VERSCHLAFEN»

Die Leiden der Automobilbranche scheinen kein Ende zu nehmen. Ob es 2022 besser wird? AUTO&Wirtschaft hat mit Professor Ferdinand Dudenhöffer, Autopapst und Direktor des Center Automotive Research, in die Zukunft geblickt. Interview: Isabelle Riederer

AUTO&Wirtschaft: Herr Professor Dudenhöffer, das Autojahr 2021 war eines der schlechtesten überhaupt, wird es nächstes Jahr besser?

Prof. Ferdinand Dudenhöffer: Das erste Halbjahr 2022 wird schwierig werden wegen des Mangels an Zulieferteilen – insbesondere dem Fehlen der Halbleiter. Im zweiten Halbjahr gehen wir davon aus, dass man zügig wieder in gute Verkaufszahlen kommen wird, aber wir müssen das erste Halbjahr überstehen.

Wann wird die Autobranche wieder auf das Niveau von vor Corona und Halbleitermangel kommen?

Im Moment ist alles reine Spekulation. Wir glauben aber, dass es in der zweiten Hälfte 2022 wieder aufwärtsgehen und anschliessend ein grosser Aufholeffekt einsetzen wird. Nach unseren Prognosen wird also das erste Halbjahr schlecht, das zweite gut, was unterm Strich zu einem überschaubaren Jahr 2022 führen wird.

Die fehlenden Chips sind ein grosses Problem, aber jetzt soll ja auch Aluminium Mangelware sein …

… Nein, das mit dem fehlenden Aluminium ist eine Ente. Es ist ein kurzfristiger Engpass, so wie es derzeit fast Tausende gibt, aber kein strategisches Problem wie bei Halbleitern.

Die Preise sowohl für Neuwagen als auch für Gebrauchtwagen sind 2021 massiv gestiegen, werden diese Preise noch weiter steigen?

Lasse Sie uns über Nettopreise sprechen, also Listenpreis abzüglich Nachlass. In den ersten Monaten des neuen Jahres werden die Nettopreise weiter steigen, wir vermuten bis etwa Juni wird es eine weitere Preissteigerung geben, danach geht es Stück für Stück zurück. Das heisst, wer jetzt noch einen Gebrauchtwagen hat, soll ihn jetzt verkaufen und nicht zu lange warten, weil die Preise werden wieder sinken.

Die Automobilbranche befindet sich inmitten der wohl grössten Transformation ihrer Geschichte. Wie gut schlagen sich die Hersteller und Zulieferer Ihrer Ansicht nach?

Die Autobauer schlagen sich nach meiner Einschätzung sehr gut, sie sind mitten im Wandel hin zur Elektromobilität und bauen ihre Produktionen um. Die anderen grossen Veränderungen, die noch kommen werden, sind die Digitalisierung und das autonome Fahren und da sind Autobauer noch weit entfernt. Dennoch, in der ersten Phase der Elektromobilität sind die Autobauer gut dabei, die beherrschen sie mittlerweile und die Investitionen sind enorm. Die Branche wird aus diesem Grund in den nächsten Jahren auch wieder wachsen. Bei den Zulieferern gibt es diejenigen, die die Weichen für die Zukunft gestellt haben, und es gibt diejenigen, die sich immer noch auf den Verbrennungsmotor fokussieren, für all diejenigen wird es schwierig. Zulieferer, die sich auf den Verbrennungsmotor konzentrieren, haben die Zukunft verschlafen.

Welchen Einfluss hat der Mangel an Neuwagen auf die Strategiepläne der Hersteller?

Man kann heute sagen, dass die Autohersteller alles versuchen, um den Chipmangel so zu verarbeiten, dass man substituiert und man den Chips für die Elektroautos die Vorfahrt gibt. Die Autobauer brauchen die

Der deutsche Automarkt ist nicht nur zusammengebrochen, er hat auch massiv verloren. Erstmals ist Indien vor Deutschland. Wie kommt das? Wird Indien das neue Automekka?

Indien ist von der Bevölkerung her vergleichbar mit China und hat eine enorme Untermotorisierung, Indien wird deshalb in den nächsten Jahren, sofern das Wirtschaftswachstum anhält, deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen und zu einem wichtigen Markt werden. China ist aktuell der grosse Star und uneinholbar, aber Indien kann auf lange Frist hinter den USA einen wichtigen dritten Platz einnehmen.

Aber wird Indien auch ein Treiber in Sachen Elektromobilität werden?

Indien wird ganz sicher ein Treiber der Elektromobilität. Insbesondere wenn man in die Grossstädte schaut, ist die Umweltqualität sehr schlecht. Kein Wunder, hat man bereits vor vielen Jahren Dieselverboten in mehreren indischen Grossstädten ausgesprochen. Aus diesem Grund kann man sich auch sehr gut vorstellen, dass Indien die Elektromobilität stark vorantreiben wird, und den Strom werden sie mit Kernkraftwerken erzeugen. Zusätzlich zeigen die Chinesen mit dem MiniEV, einem vollelektrischen Kleinstwagen unter 4000 USDollar, dass auch vom Preis her Elektroautos für Indien spannend werden.

Für viele macht es wenig Sinn, ein Elektroauto zu fahren, das Strom nutzt, welcher aus Atomkraft hergestellt wurde …

Die Kernkraftwerke sind ein elementarer Stromlieferant neben Wind und Sonne, auf den wir nicht verzichten können, wenn wir von den fossilen Energieträgern wegkommen wollen. Atomstrom ist NullCO2 Strom.

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