7 minute read
Qualität setzt sich durch
Die Schmierstoff-Industrie setzt auf hohe Qualität, Verfügbarkeit, Beratung und Schulung. Der Einsatz moderner, niedrigviskoser Öle braucht den Fachmann in der Werkstätte. Das ergibt die Umfrage unter den namhaften Schmierstoff-Lieferanten in Österreich.
A&W: Wie hat sich der Schmierstoffabsatz (Volumen, Preis, Art der Produkte) in den vergangenen Jahren entwickelt? Vor dem Hintergrund eines stärkeren After-Sales-Geschäfts (bedingt durch deutlich geringere Neuwagen-Zulassungen) und erhöhte Preissensibilität aufgrund der wirtschaftlichen Situation.
Summe, Masteroil: Wir befinden uns mit unserer Marke im starken Wachstum. Trotzdem stellen wir aber fest, dass unsere Kunden einen immer höheren Bedarf im Volumen haben. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Gebrauchtwagen länger auf den Straßen bleiben. Ein weiterer, genauso wichtiger Grund ist aber, dass die freien Werkstätten immer mehr Marktanteile dazugewinnen und die Vertragswerkstätten verlieren. In der freien Werkstatt ist zwar immer noch das 5W-30 Longlife III das stärkste Produkt, aber auch die neueren Öle, wie beispielsweise ein 0W-20 C5 gewinnen immer weiter an Bedeutung.
Paukert, Liqui Moly: Liqui Moly ist in Fahrt und wächst weiter. Die Coronapandemie und die wirtschaftlichen wie politischen Rahmenbedingungen nach COVID haben Spuren hinterlassen und tun es noch. Wenn man die aktuelle Fahrt als eine mit angezogener Handbremse beschreibt, trifft es das Bild gut. Weltweit gibt es immer noch genügend Absatzmöglichkeiten. Die Verkaufspreise steigen, weil sich auf der Beschaffungsseite sehr viele Kostentreiber befinden. Motoröle für moderne Fahrzeuge sind wesentlich komplexer als frühere Schmierstoffe. Das zeigt allein der Mehranteil an Additiven bei neuen Produkten. Auch das verteuert diese. Immer speziellere Öle mit neuen Freigaben bestimmen die Entwicklung und den Absatz. Schmierstoffe mit einfacherer Rezeptur sind hierzulande rückläufig. Mit Billigöl oder Ersatzteilen, die nicht original sind, setzen Werkstätten auf die falsche Karte. Endkonsumenten, die ausschließlich die Preiskarte spielen, haben in der Regel eine hohe Wechselbereitschaft und werden deshalb sehr unwahrscheinlich Stammkunden. Unsere Kunden wissen um den Wert und die Marge von Markenprodukten.
Wierer, Fuchs: Das Volumen ist sukzessive leicht gestiegen, die Preise haben sich aufgrund der Pandemie und der generellen Verfügbarkeitsprobleme der Rohstoffe am Weltmarkt im zweistelligen Prozentbereich deutlich erhöht.
Taubek, TotalEnergies: Waren die Volumina in den letzten beiden Jahren doch höher als erwartet, so ist jetzt eine gewisse „Sättigung“ und ein leichter Rückgang der Mengen feststellbar. Die Preise haben sich aktuell gefestigt und sind im Moment recht stabil. Der Trend der Produkte geht nach wie vor eindeutig zu Ölen niedrigerer Viskositäten, um den Anforderungen moderner Fahrzeuge gerecht zu werden. Schöner, Petronas: Wir freuen uns über einen deutlichen Absatzzuwachs im Segment Teilehandel/ After Sales, vor allem in den letzten beiden Jahren. Der Anteil von Höchstleistungsschmierstoffen, sogenannten Niedrig-Viskositäten-Ölen wie 0W-20, die Langlebigkeit, Temperaturkontrolle und Kraftstoffeinsparungen in einer Formulierung vereinen, nimmt weiterhin zu. PLI ist mit einem breiten Portfolio an freigegebenen Produkten der neuesten OEM-Spezifikationen im Handel vertreten. Unser Ansatz ist es, hier in direkter Kooperation mit Fahrzeugherstellern Produkte zu entwickeln, gemeinsam zu testen, um dann die offizielle Herstellerfreigabe zu erhalten. Genau diesen Technologieansatz sehen wir durch das steigende Kundeninteresse im Segment der „out of warranty“-Fahrzeuge bestätigt.
Obereder: Der Trend geht klar in Richtung vollsynthetische 0W-Hochleistungsschmierstoffe, sowohl in Markenwerkstätten als auch in freien Werkstätten. Dank bzw. mit unseren Premiumschmierstoffen von CASTROL sehen wir für Fachwerkstätten nach vor eine exzellente Möglichkeit, gewinnbringende Erträge zu erzielen.
Schneider, Motorex: In den letzten Jahren ist ein Trend zu immer spezielleren Ölen zu bemerken. Die Zeit der 10W40 und 5W/30 Öle läuft ab. Die Hersteller setzen auf treibstoffsparende, niedrigviskose Öle. Beispielsweise hat Motorex jetzt mit Concept T-XL SAE 0W/8 ein Öl für Hybridfahrzeuge lanciert. Auch bei der Additivierung hat sich einiges getan. Öle, die zum Beispiel LSPI (Low Speed Pre-Ignition) verringern, haben eine andere chemische Zusammensetzung als jene Volums-Produkte, die noch vor 5 Jahren verkauft wurden. All diese Faktoren und die bekannten Preissteigerungen bei den Rohstoff- und Energiekos- ten haben zur Folge, dass auch die Preise etwas nach oben gehen.
Berger, MaierKorduletsch: Nach den regional sehr unterschiedlichen Absatzeinbrüchen in 2020 (Corona-Jahr) erholte sich der After Sales Markt für Schmierstoffe in 2021 wieder merklich und schloss, laut den Infos aus unserem Kundenstamm, in 2022 wieder auf Jahr das 2019 auf – teilweise sogar mit einem Marktzuwachs. Durch die Zunahme der Nutzungsdauer von PKWs sind die Werkstattbetriebe (freie Werkstätten, markengebundene Servicebetriebe und Markenhändler) sehr gut ausgelastet – mit Vorlaufzeiten von 4 Wochen und länger. Die Lieferkettenthemen nahmen auch auf die Preisentwicklung für Schmierstoffe Einfluss. Seit Anfang 2023 haben sich die Preise gefestigt, mit einer Preisabschwächung ist aufgrund der nach wie vor hohen Kosten für synthetische Grundöle und Additive kurzfristig nicht zu rechnen. Aufgrund unseres eigenen Logistikzentrums für Schmierstoffe konnten wir unsere Kunden immer mit den benötigten Schmierstoffen zu wettbewerbsgerechten Preisen beliefern.
Graf, LSA: Die Absatzvolumina sind in den letzten Jahren aufgrund immer leistungsfähigerer Schmierstoffe bzw. verlängerter Wartungsintervalle rückläufig, auch das stärkere After-Sales-Geschäft konnte das nur bedingt ausgleichen. Aufgrund diverser Initiativen konnte LSA dem Trend entgegenwirken und somit auch 2022 den Absatz und somit den Marktanteil weiter steigern. Eine erhöhte Preissensibilität ist sowohl bei unseren Partnerbetrieben als auch deren Kunden ebenfalls bereits die letzten Jahre zu verzeichnen. Die aktuelle Situation mit einer ungewöhnlich hohen Inflation hat dieses Thema weiter verstärkt.
Ruckenbauer, Lukoil: Unsere Volumenentwicklung in den letzten Jahren ist positiv in vielen Segmenten und Ländern. Die Schwerpunkte verlagern sich zu OEM-Geschäften, Private Label, aber auch zum Ersatzteilgeschäft. Das klassische Autohausgeschäft ist rückläufig aufgrund der zunehmenden Aktivität der OEMs in diesem Segment.
Huber, Eurolub: Das Volumen ist aufgrund der guten Verfügbarkeit stabil. Wir haben bei Motorenölen und Getriebeölen einen zweistelligen Prozent-Zuwachs der abverkauften Menge, Industrieschmierstoffe waren leicht rückläufig. Preise sind im Vorjahr stark gestiegen. Nach einem leichten Rückgang im ersten Quartal 2023 haben sich diese auf einem hohen Niveau eingependelt.
A&W: Wie werden sich Volumen, Preise und Lieferfähigkeit bei Schmierstoffen in den kommenden Jahren entwickeln?
Wierer, Fuchs: Die Lieferfähigkeit hat sich deutlich verbessert und ist aktuell wieder auf Vorkrisenniveau. Wir rechnen mit leichten Steigerungen des Volumens für Fuchs AT. Die Preisentwicklung wird im PKW-Sektor vermutlich eher noch weiter leicht ansteigen. Der Grund liegt hier bei den Basisölen und Additiven. Im Vergleich dazu werden Mineralölprodukte der Gruppe I vermutlich preislich noch weiter sinken.
Taubek, TotalEnergies: Eine gute Frage – besonders wenn es um die Preise geht! Wir haben in Österreich einen Fahrzeugbestand von knapp 7,3 Mio. Kraftfahrzeugen, die geschmiert werden wollen. Dementsprechend werden sich daran auch die Volumina der benötigten Schmierstoffe orientieren. Preise und Lieferfähigkeiten hängen von mehreren Faktoren ab, die wir nicht immer vorhersehen können. Was die Lieferfähigkeit betrifft, haben wir aus der jüngsten Vergangenheit gelernt und uns auf schnell ändernde Situationen vorbereitet. Wir waren stets gut lieferfähig und werden auch zukünftig alles daran setzen, unseren Kunden die gewohnte Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Graf, LSA: Eine seriöse – über Monate vorwärts gerichtete – Aussage ist hier aus Sicht von LSA nur sehr bedingt möglich. Wir gehen derzeit davon aus, dass die Produktpreise auf dem aktuellen Niveau bleiben, jedoch Themen wie Logistik, Verpackung, Energie etc. eine weitere Preisanpassung eventuell erforderlich machen könnten. Die Lieferfähigkeit der Produkte hat sich bereits in den letzten Monaten deutlich verbessert, hier sind nur mehr vereinzelt Probleme vorhanden. Alle Produzenten haben sich den geänderten Marktbedingungen gestellt bzw. diese gelöst. Von daher ist hier unmittelbar von keiner Änderung auszugehen.
Schneider, Motorex: Meiner Einschätzung nach werden sich die Volumina im Pkw-Segment weiter langsam, aber stetig rückläufig entwickeln. Bei der Lieferfähigkeit sehe ich seitens Motorex keine Probleme.
Ruckenbauer, Lukoil: Die Versorgungssituation ist stabil und ohne nennenswerte Engpässe, unsere Lieferfähigkeit ist für das gesamte Portfolio stabil und sehr gut. Die Preise sind aufgrund der nur minima- len Bewegungen am Rohstoffmarkt unverändert bis leicht fallend. für das Werkstattgeschäft von Kfz-Betrieben liefern. Durch die zunehmende Substituierung der „Verbrenner“ durch batterieelektrische Antriebssysteme wird der Bedarf an Motor- und Getriebeöl leicht rückläufig sein. Einen Teil dieser „Verluste“ werden die Werkstätten mit den EV-Fluids (Betriebsstoffe für E-Fahrzeuge) ausgleichen können. Das Motoröl wird immer mehr zum Konstruktionsbestandteil eines Motors und hat einen nicht unerheblichen Anteil an der Emissionsreduzierung. Die zukünftigen Viskositätsklassen 0W-16 und 0W-8 stehen vor der Markteinführung. Die Preise für diese hochmodernen Produkte werden sich auf dem aktuellen Niveau weiterentwickeln. Ausgehend von den bestehenden Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionskapazitäten dürfen wir auf eine ausreichende Versorgung vertrauen.
Obereder: Downsizing führt bei nahezu jedem Fahrzeughersteller zu einer geringeren Motorölfüllmenge, zwangsläufig führt das über die Zeit auch zu einem geringeren Volumen. Die Preise werden sich gemäß den stetig steigenden Qualitätsanforderungen der Schmierstoffe entsprechend anpassen. Hinsichtlich der Lieferfähigkeit sehen wir die Talsohle als durchschritten, nicht zuletzt können wir dank unseren Lagerkapazitäten (>1. Mio l Schmierstoffe) unseren Kunden stets ein passendes Produkt anbieten. Huber, Eurolub: Wir liefern in unserem B2B-Geschäft nahezu ausschließlich an den Kfz-Teilefachhandel. Aufgrund der hohen Gebrauchtwagenpreise werden diese Fahrzeuge auch noch länger gefahren. Die Nachfrage ist stabil gut, Preise natürlich wie immer unter Druck. Die Verfügbarkeit sollte überall kein Problem mehr darstellen.
Schöner, Petronas: Der Fokus auf kraftstoffsparende Verbrennungsmotoren und komplexe Antriebsstränge (vor allem Achsen und Getriebe) der aktuellen und kommenden Generationen erfordert Schmierstoffe mit qualitativ hochwertigen Komponenten, der sogenannten Gruppe IV und V. Diese Komponenten sind elementar, um die Hersteller in der Erfüllung der CO2-Reduktionsziele zu unterstützen. Umfangreiche, oftmals mehrjährige Entwicklungs-/Testzyklen sind nötig, um die definierten Ziele zu erreichen. Die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeuge erzeugt eine zusätzliche Nachfrage nach Spezialölen, die oft mehrere, teils gegensätzliche Aufgaben bei der Batteriekühlung und der Leitfähigkeit erfüllen müssen. Diese Extremanforderungen wollen wir mittels langfristiger Kooperationen mit führenden Fahrzeugherstellern wie auch mit unseren Lieferanten als Produkte für unsere Kunden sicher, verlässlich und zu wettbewerbsgerechten Preisen anbieten.
Summe, Masteroil: Natürlich habe ich keine Glaskugel, weshalb es unwahrscheinlich schwer ist, eine genaue Prognose für die Zukunft abzugeben. Aktuell kann man aber sagen, dass die Lieferfähigkeit gut ist. Hier hatten wir allerdings bis dato auch noch keine Schwierigkeiten. Auch der Preis hat sich vorerst etwas stabilisiert. Aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation ist dieser weiterhin aber sehr volatil.
Berger, MaierKorduletsch: Schmierstoffe wie Motor- und Getriebeöle werden auch die nächsten 10 Jahre noch einen entscheidenden Ergebnisbeitrag
Paukert, Liqui Moly: Gute Frage, schwierige Antwort. Betrachtet man die geopolitische Entwicklung nur des vergangenen Jahres, wird klar, wie schwierig eine Prognose ist. In Europa ist mit sinkenden Ölvolumina zu kalkulieren, weil die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit der Fahrzeuge steigen und die Motoren moderner Autos in der Regel mit weniger Schmierstoff auskommen müssen. Die Gleichung weniger Öl plus höhere Anforderungen an das Motoröl hat zwangsläufig höhere Preise zum Ergebnis. Denn die Entwicklungskosten steigen, ausgewählte, teurere Rohstoffkomponenten kommen zum Einsatz.
A&W: Wie können die Werkstätten bei zunehmendem Preisdruck und der noch weiter zunehmenden (Online-)Transparenz Qualitäts-Schmierstoffe und deren Preise argumentieren und forcieren? Wie können Sie die Betriebe dabei unterstützen?
Obereder: Dazu bieten wir über unsere Gebietsleiter technische Schulungen (vor Ort) an, um unseren Werkstätten-Partnern die Vorteile von freigegebenen Schmierstoffen zu erläutern, um diese letzten Endes auch sattelfest gegenüber preissensiblen Endkunden verkaufen zu können. An der Stelle betrachten wir eine Premiummarke wie Castrol definitiv als Vorteil.
Berger, MaierKorduletsch: Der Preisdruck wird sich auch in der Zukunft in Grenzen halten, davon sind wir überzeugt. Die Anforderungen an Motorund Getriebeöle werden steigen und damit auch der Bedarf an der Lieferung der notwendigen Qualität nach den Herstellerfreigaben. Die von uns angebotenen Motor- und Getrieböle verfügen über die benötigten namentlichen Herstellerfreigaben und bringen somit die Qualitäts- und Betriebssicherheit für unsere Kunden und wiederum deren Endkunden. Schmierstoffe werden inzwischen motor- und aggregatspezifisch entwickelt. Zur Anwendung muss man sich auskennen. Wir helfen unseren Kunden mit On-