TÜRKEI 2017

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TÜRKEI Vielfalt erleben!

2017 - Auf neuen Pfaden Ob in der Natur, Kultur oder Kunst – es gibt noch viel zu entdecken in der Türkei

interview: Kai diekmann

wandern in der türkei

zaİmoĞlu @ istanbul

Vom Urlaub in Bodrum über türkische Weine bis hin zur Freiheit

Wälder, Canyons und antike Ruinen auf dem Lykischen Weg

Tempowechsel – die Weltmetropole am Bosporus zu Fuß entdecken

Zudem: Von Zeus bis Tolkien - Kappadokische Märchenwelten - Fun Facts über die Türkei Deutsches Leben in der Türkei - Jung & Kreativ - Turkeywood - Anatolisches Slowfood


kappadokien immer wieder

schön Stellen Sie sich und Ihre Familie in einem Heißluftballon vor, wie Sie über die weltberühmten Feenkamine und die einst getarnten Kirchen fliegen. Erforschen Sie die antiken unterirdischen Städte, wo einst Tausende von Menschen lebten. Entdecken Sie die Kappadokien. Seien Sie unser Gast!

Nevşehir, Türkei


editorial Liebe Leserinnen und Leser, die Türkei – Heimat von Orient wie Okzident – ist seit jeher ein spannendes Reiseziel für Gäste aus aller Welt. Besonders beliebt ist das Land bei Touristen aus Deutschland. Denn die Beziehung der beiden Länder reicht weit in die Vergangenheit zurück und besteht in vielen Bereichen der Gesellschaft. Vor allem Freundschaften prägen den deutschtürkischen Austausch. Der frühere „Bild“-Herausgeber Kai Diekmann etwa ist ein großer Türkei-Fan, jedes Jahr macht er mit seiner Familie Urlaub in Bodrum und trifft dort seine langjährigen Freunde. Der Schriftsteller Feridun Zaimoğlu hat die türkische Metropole am Bosporus zu Fuß erkundet – dies empfiehlt er allen Istanbul-Besuchern. Die Türkei hat es geschafft, einen ganz besonderen Platz im internationalen Tourismus einzunehmen. Eine ihrer großen Stärken sind All-Inclusive-Hotelurlaube an den zahlreichen Stränden von der Mittelmeerküste bis zur Ägäis; dabei überzeugen Qualität, Ausstattung, Service und auch der Preis.

dafür ist der Wandertourismus. So führt etwa die Kulturroute des Lykischen Weges über 540 Kilometer an der Mittelmeerküste entlang bis zum Toten Meer – und gibt Raum, antike Stätten, beeindruckende Canyons oder auch einsame Strände zu entdecken. Auch in den Bereichen Kunst, Kultur und Unterhaltung nimmt die Türkei international an Bedeutung zu. Der in Istanbul lebende Kunst- und Kulturwissenschaftler Marcus Graf beleuchtet die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in der Türkei. Diese Zeitschrift zeigt, wie vielseitig und bereichernd die ­Türkei als Reiseland ist. Sie gibt zudem Einblicke in das ­deutsche Leben dort – mit ihren Urlaubern, Einwanderern und niedergelassenen Firmen aus Almanya. Vor allem aber macht sie klar: Es gibt noch viel zu entdecken! Viel Freude beim Lesen wünscht die Türkei – Vielfalt erleben!-Redaktion

Die Türkei bietet gleichzeitig weitaus mehr als den klassischen anlagengebundenen Strandurlaub. Ein gutes Beispiel

Die Türkei auf der ITB Berlin 2017 1

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Als Land mit dem größten Einzelstand präsentiert sich die Türkei vom 8. bis zum 12. März 2017 auf der internationalen Tourismusbörse ITB Berlin (Halle 3.2) mit einem vielseitigen und bunten Programm. Erstmals nutzte die Türkei 1968 die Möglichkeit, sich als Reiseland auf der wichtigsten Messe der Reisebranche vorzustellen. Im Jahr 2017 lautet das Motto: „Türkei.

Immer wieder schön“. Die Türkei ist zudem Partner des ITB-Kongresses und bietet für die Fachbesucher am 10. März ein Türkei-Forum zur wachsenden Bedeutung von digitalen Videos für die Urlaubsplanung an. Ein weiteres Highlight der ITB 2017 ist der Workshop zum Thema „Gourmetreisen im Tourismusmarkt – die kulinarischen Destinationen der Türkei.“

1 2010 war die Türkei offizielles Partnerland der ITB Berlin 2 Türkisches Handwerk auf der ITB: Cam Sanatı (Glasbläser-Kunst) 3 Türkisches Handwerk auf der ITB: Ahşap Oyma Sanatı (Holzschnitzkunst) 4 Halle 3.2: Die Türkei präsentiert sich auf rund 3800 Quadratmetern Fotos: Archiv/B34 Media Agentur

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4 T ü r k e i - V i e l f a l t e r l e b e n!

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Von Zeus bis Tolkien – Rundreise durch die Türkei Nicht nur sonnige Strände und klares Wasser locken Urlauber in die Türkei. Mythische Gestalten, träumerische Architektur und abwechslungsreiche Landschaften finden sich in allen Himmelsrichtungen. Das Land umfasst geografisch-klimatisch sieben Regionen und verzaubert mit ihrer Vielfalt Reisende aus dem In- und Ausland.

SchwarzmeerRegion MarmaraRegion Zentralanatolien

ÄgäisRegion MittelmeerRegion

Natur Pur Am südlichen Ufer des Marmarameeres liegt die Provinz Balıkesir. Der größte Teil gehört zur fruchtbaren Marmararegion, der Westen und Süden liegen an der Ägäis. Die Provinz ist bekannt für Olivenhaine, Gemüse und Obst. Die Küstenregion mit antiken Schauplätzen ist ein Paradies für Hobby-Historiker. Zahlreiche Ausgrabungen lassen sich bestaunen. Der Legende nach stand Zeus auf dem höchsten Gipfel des Ida-Gebirges (Kaz Dağı). Er soll dort aus sicherer Entfernung den Kämpfen um die schöne ­Helena in Troja zuge­schaut haben. Troja, die wohl berühmteste Stätte der Antike, liegt in der Nachbarprovinz Çanakkale und ist UNESCOWeltkulturerbe. Tipp: Wintersport auf dem Uludağ (Mächtiger Berg) bei Bursa!

WasserspaSS Zur Provinz Antalya in der Südtürkei gehört das ­einstige Fischerdorf Kaş. Klimatisch ähnelt die Mittelmeerregion jener in der Ägäis. Mit Blick auf das Taurus-Ge­birge (Toros Dağları) genie­ßen ­Urlauber in erster Linie Wasser­sportarten. Sehr beliebt sind Surfen, Wasserski und Tauchen. Das malerische Fischerdorf bietet kleine Sandstrände. Tipp: Zum ­Sonnenbaden einfach in ein Gulet (traditionelle Holz­ yacht) steigen und die Umgebung auf dem Wasser erkunden!


Fruchtbare Erde Die Schwarzmeerregion erstreckt sich nahezu über den gesamten Norden und gilt als grüne Lunge der Türkei. Dichte Vegetation und ideale Bedingungen für den Anbau von türkischem Tee sind typisch. Die Provinz Ordu, zwischen Giresun und Samsun, gilt zudem als Hauptstadt der Haselnüsse. Als wichtiges türkisches Exportgut findet sich das braune Gold in süßem Brotaufstrich, während die Bewohner der Provinzhauptstadt Altınordu alljährlich im Spätsommer Festspiele zu Ehren der Haselnuss abhalten. Zum Einsatz kommt dabei auch die Schwarzmeer-Kemençe, eine Kastenhalslaute, deren Klang man im ganzen Nordosten der Türkei vernehmen kann. Tipp: Die malerische kleine Hafenstadt Amasra in der Provinz Bartın ist unbedingt einen Besuch wert.

türkei • 29.10.1923 Gründung der Republik Türkei • Staatsgründer Atatürk erklärt Ankara zur Hauptstadt • Die Bevölkerungszahl lag im Jahr 2016 bei etwa 80 Millionen • Knapp ein Fünftel der Bevölkerung lebt in Istanbul • 7.200 km Küstenlinie und 2.648 km Landgrenze zu acht Nachbarstaaten • Wichtige Wirtschaftszweige: Tourismus und Textilindustrie • Rund 50 Prozent der Exporte gehen in die EU

Ostanatolien

am rande: Südostanatolien

Die türkischen Regionen heben sich nicht nur landschaftlich, sondern auch kulinarisch voneinander ab. Fast jede Stadt hat ihre Spezialität, um deren Namen sich oft Legenden ranken. So etwa Höşmerim in Balıkesir. Zu Zeiten des Osmanischen Reiches soll ein Mann heimgekommen sein, dessen Frau eine Süßspeise zubereitet hatte. Sie fragte ihn: „Hoş mu erim?“ (Ist es gut, mein Soldat?) Auch wenn heute Männer meist nicht mehr „Soldat“ gerufen werden; das Grieß-Dessert mit Milch, Zucker und ungesalzenem Käse gibt es immer noch.

Anatolische Märchenwelt In Südostanatolien liegt die Stadt Mardin, ganz in der Nähe der syrischen Grenze. Der Anblick der steinernen Altstadt­häuser erinnert an die Weiße Stadt aus J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“. Ineinander verschachtelt schmiegen sie sich an ein Felsplateau. Der Stadt zu Füßen öffnet sich die weite Ebene Mesopotamiens. Eine herausragende Besonderheit der Region ist der prähistorische Fundort Göbekli Tepe (Bauchiger Hügel) nahe der Stadt Şanlıurfa. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die kreisförmigen Steinanlagen mit etwa 200 Pfeilern aus der Zeit um 9000 v. Chr. stammen, damit wäre Göbekli Tepe mehr als 7000 Jahre älter als die Gizeh-Pyramiden in Ägypten und die Stonehenge-Megalithen in England. 1995 startete der Archäo­ loge Klaus Schmidt erste Ausgrabungen in Göbekli Tepe. Sie werden seither vom Deutschen Archäologischen Institut in ­Kooperation mit dem Museum Şanlıurfa jedes Jahr fortgesetzt. Tipp: Besuch der Pilgerstätte Balıklı Göl (Karpfenteich) an der Halil-Rahman- und Rızvaniye-Moschee in Urfa.

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karawane durch kappadokische Märchenwelten Einst zogen die Karawanen durch die zentralanatolische Landschaft Kappa­dokiens, die an der historischen Seiden­straße lag. Heute kommen Touristen aus aller Welt, um die Feenkamine – ausgehöhlte Tuffsteinformationen – zu bestaunen.

Wer keine Höhenangst hat, schaut sich die märchenhafte Felslandschaft aus einem der vielen Heißluftballons an, die ein prächtiges Schauspiel am Himmel liefern. Aber auch „Kulturritte“ zu Pferd oder stundenlange Talwanderungen zu Fuß sind bei den Besuchern b ­ eliebt, um förmlich in die zauberhaften Land-

schaften einzutauchen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ sich die schöne Aussicht nicht nehmen und machte 2013 im Rahmen einer offiziellen Türkeireise einen Abstecher nach Kappadokien. Der Name Kappa­dokien übrigens stammt aus dem altpersischen Katpatuka und soll „Land der schönen Pferde“ bedeuten.

Einst bauten sich die Bewohner, aus Angst vor Feinden, etwa Kirchen und zahlreiche Wohnanlagen tief in die ­weichen Felsformationen hinein. Archäologen setzten die vielen unterirdischen Städte wie Kaymaklı und

Derinkuyu in den Sechziger Jahren frei. Die wohl bekannteste Stadt Kappado­ kiens ist Göreme in der Provinz Nevşehir. Der Nationalpark Göreme sowie die einmaligen Felsformationen Kappado­kiens gehören seit 1985 zum UNESCO­-Weltkultur- und Weltnaturerbe. Beliebt bei Touristen sind auch Städte wie Ürgüp und Avanos. ­Kappadokien verteilt sich vor allem auf die Provinzen Aksaray, Kayseri, Kırşehir, Nevşehir und Niğde.


Auf dem lykischen Pfad – Wanderfreuden in der Türkei

Wilde, unberührte Natur Der antike Lykische Weg erstreckt sich über 540 Kilometer entlang der südlichen Küste zwischen Fethiye und Antalya. Die Strecke ist in 25 Etappen aufgeteilt und bietet Landschaften aus Wäldern, mächtigen Canyons, antiken Ruinen, weißen Sandstränden und einsamen Buchten. Der Berliner Student Bill Liederwald, 27, hat die komplette Route absolviert. Startpunkt war das Dorf Ovacık am Babadağ (Vaterberg) bei Fethiye, und Liederwald war sofort beeindruckt von der wilden u ­ nberührten Natur: „Schon am Anfang der Wanderung wird man mit einem tiefblauen Meeresausblick auf die Bucht von Ölüdeniz (Totes Meer) belohnt.“ Auch die erfahrene Alpinjournalistin Gaby Funk bestätigt im DAV Panorama (Deutscher Alpenverein) die Vielfalt des antiken Weges: „Jede einzelne Etappe bietet ­landschaftliche Höhepunkte und unterscheidet sich von der vorhergehenden, jede der gewählten Unterkünfte hat ihren besonderen Reiz.“ In gut dreißig Tagen können Wanderer den Weg bewältigen.

Herzlicher Empfang von Einheimischen Der Pfad führt über idyllische Bergdörfer, in denen Wandertouristen von Einheimischen herzlich empfangen werden – eine gute Gelegenheit, um sich mit Gözleme (gefüllte Fladen), frisch gepresstem Orangensaft aus den umliegenden Feldern und Granatapfelsaft zu stärken.

Foto: Privat

Keine Lust auf Strandurlaub? Die Natur in der Türkei lässt auch das Wanderherz höher schlagen! Zwei leidenschaftliche Wanderer geben Einblicke in ihre persönlichen Erlebnisse.

Einsame Nächte unter Sternenhimmel Ein besonderer Ort der Lykischen Route ist Kelebekler Vadisi (Schmetterlingsbucht) bei Faralya: Die Bucht ist nur zu Fuß über einen steilen Abstieg oder mit dem Boot erreichbar. Dort kann der Wanderer die Nacht am Strand unter funkelndem Sternenhimmel verbringen.­

Weitere Wanderwege Wer auf den Geschmack des Lykischen Weges kommen möchte, aber nicht genügend Zeit hat, dem empfiehlt der Student Bill Liederwald die Route durch die Schluchten im Beydağları Sahil Nationalpark in Kemer bei Antalya: „Hier wandert man am Fluss entlang, der durch Felsen fließt. Man läuft zwischen steilen, mächtigen Canyonwänden und stelzt mit nackten Füßen durch Bäche.“ Wenn Istanbuler ins Grüne wollen, machen sie gerne mal einen Ausflug ins 200 Kilometer entfernte Yalova. Mit der Fähre über das Marmarameer schippernd, erreicht man schnell das Dorf Teşvikiye und begibt sich durch den Yalova Wald zum Erikli Yaylası (Erikli Plateau). Metin Yerkan, 34, ­Lehrer aus Istanbul, ist schon des Öfteren die gut zwei Stunden dauernde Route zum Plateau gewandert. Der schmale steile Pfad bietet gute Pausen­möglichkeiten. „Auf dem Plateau angekommen, erwartet einen neben einer grünen Oase außerdem der Erikli Wasserfall, in dem man sich wunderbar abkühlen kann“, erzählt Yerkan.

info

Gut markiert Die in der Türkei lebende Engländerin Kate Clow führte 1999 gemeinsam mit Helfern rot-weiße Markierungen als Wegweiser und X-Markierungen für falsche Abzweigungen ein – und trug damit erheblich zur wachsenden Beliebtheit der Lykischen Route bei. An unübersichtlichen Stellen errichten Wanderer aus Steinen kleine Türme, um anderen den richtigen Weg zu weisen.

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Facts

Fun Facts über die Türkei 1. Batman ist eine Stadt in der Türkei Jeder kennt die Comicfigur Batman. In der Türkei ist ­„Batman“ aber auch der Name einer 450.000-EinwohnerStadt. 2008 kündigte der damalige Bürgermeister eine Klage gegen die Filmemacher von „The Dark Knight“ wegen der Verwendung des Namens an. Doch ihren Namen erhielt die Stadt Batman (die vorher İluh hieß) erst 1957, da gab es die Comics schon längst. Daher darf der Superheld weiter Batman heißen. Und die Stadt sowieso.

5. Der beste FuSSball der Türkei wird in Istanbul gespielt 18 Vereine gibt es in der türkischen Fußballliga Süper Lig, gleich fünf davon kommen aus Istanbul. Während die Clubs Kasımpaşa und Medipol Başakşehir FK erst seit einigen Jahren in der ersten Liga spielen, kämpfen Beşiktaş, Fenerbahçe und Galatasaray seit Jahrzehnten Saison für Saison um die Meisterschaft. 2016 hatte Beşiktaş die Nase vorne – das neue Stadion ist vom Bosporus aus gut zu sehen.

6. Auch in der Türkei kontrolliert der TÜV Bei der Fahrzeugsicherheit setzt die Türkei auf den deutschen TÜV. Der TÜV Süd sowie zwei Unternehmen aus der Türkei und England gründeten 2007 das Gemeinschaftsunter­ nehmen TÜVTÜRK. Und seit 2009 hat der türkische TÜV die alleinige Lizenz zur Hauptuntersuchung aller Kraftfahrzeuge in der Türkei – zumindest für zwanzig Jahre.

7. Die Geburtsstätte des Christentums liegt in der Türkei Nicht nur der Nikolaus kommt aus der Türkei, das heutige Antakya (Antiocha) im Süden gilt sogar als Geburtsstätte des Christentums. Dort befindet sich eine der ältesten Höhlenkirchen der Welt: die St.-Pierre-Grotte. Der Legende nach soll Apostel Petrus nach dem Tod Jesu dort die erste Gemeinde, deren Mitglieder sich „Christen“ nannten, gegründet haben. Viele Christen pilgern seit der Heiligsprechung 1963 in die Kirche. Empfehlenswert: ein Besuch des Archäologischen Museums Hatay.

2. Nur in Ostfriesland trinkt man mehr Tee als in der Türkei Nahezu überall wird in der Türkei schwarzer Tee serviert, oft aus bauchigen Gläsern. Pro Jahr trinkt jeder Türke im Schnitt 283 Liter Tee. Damit liegt die Türkei weltweit auf Platz 1! Es folgen Afghanistan und Libyen. In Deutschland sind es pro Kopf nur 28 Liter. Dafür trinkt der Ostfriese aber im Schnitt 300 Liter Tee im Jahr! Tipp: Ende April 2017 findet in IstanbulKadıköy das 1. Internationale Tee-Festival statt.

3. Türkische Sprüche klingen wörtlich übersetzt besonders komisch Wer vor einer schweren Aufgabe steht, sagt im Türkischen: „Ich lasse das Kamel über den Graben springen“ (deveye hendek atlatmak). Wer müde ist, dem „läuft der Schlaf aus den Augen“ (uyku gözünden akmak). Wer seine bedingungslose Liebe zeigen will, sagt: „Ich esse deinen Schlafsand“ (gözünün çapağını yemek), und wer kurz davor ist, den Verstand zu verlieren, verkündet: „Ich habe meinen Kopf gegessen“ (kafayı yemek).

4. In der Türkei gibt es sogar Hühnchen im Nachtisch Die türkische Küche bietet unzählige Köstlichkeiten, eine ganz besondere stammt aus der osmanischen Zeit und heißt tavuk göğsü – Hühnerbrustpudding. Dabei wird fein ­gehackte Hühnerbrust mit Reismehl und Zucker in Milch gekocht. Ergebnis ist ein leckerer cremiger Nachtisch. Für alle, die auf Fleisch im Dessert lieber verzichten wollen, gibt es das Ganze auch ohne Huhn – yalancı tavuk göğsü.

8. Gut Schwarzmeer-Kirschen essen in Europa Der Überlieferung nach brachte der römische Feldherr Lukullus etwa 70 v. Chr. einen Kirschbaum aus der Schwarzmeerstadt Giresun (Kerasos) mit nach Italien. Die rote Frucht war bis dahin in Europa noch unbekannt. Die Hafenstadt im Nord­ osten ist aber nicht nur für ihre Kirschen bekannt, sondern vor allem für ihre Haselnüsse.

9. Der gröSSte lebende Mensch der Welt stammt aus der Türkei Ganze 2,51 Meter misst Sultan Köse! Der 34-Jährige aus Mardin im Südosten hält mit diesen Maßen seit 2011 den Guinness-Rekord als „größter lebender Mensch“. Köse hat Schuhgröße 62. Aber auch seine Hände halten wortwörtlich einen Titel: Mit 28,5 Zentimetern – vom Handgelenk bis zum Mittelfinger – hat er die größten Hände einer lebenden Person. Köse ist inzwischen verheiratet und lebt in Ankara.


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schön Wie wär’s mit einer Reise ins Paradies? Oft ausgezeichnet als einer der schönsten Strände der Welt, zeigt sich Mutter Natur hier von Ihrer besten Seite! Türkisfarbiges Wasser, aquamarinblaue Lagunen, grüne Berge und goldene Strände. Nehmen Sie den nächsten Flug in die Türkei und erleben Sie das Paradies auf Erden. Entdecken Sie die Ölüdeniz. Seien Sie unser Gast!


Ölüdeniz, Türkei

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Deutsche lieben Hotelurlaub in der Türkei

Erdoğan und Gabi:

Deutsch-Türkische Liebe in istanbul

© Manzara Istanbul

Vom Rentner über kinderreiche Familien bis hin zu partylustigen Singles – Deutsche verbringen ihren Urlaub gerne in der Türkei. Trotz Dämpfern bleiben die Veranstalter zuversichtlich und freuen sich für 2017 auf die Stammgäste aus Almanya.

Von Sehnsucht befeuert kaufte sich Erdoğan Altındış vor zwanzig Jahren seine erste Wohnung über den Dächern von Istanbul. Seine Freunde aus Deutschland „belagerten“ das neu gestaltete Zuhause mit Bosporus-Blick. 2006 machte der Architekt daraus ein Geschäftskonzept und fand auch seine große Liebe Gabi. Seither bauen sie gemeinsam deutsch-türkische Brücken. Sie sind ein cooles Gespann: Erdoğan und Gabriele Altındış sind ein Architektenpaar, das gemeinsam in Istanbul ein touristisches Unternehmen aufgebaut hat und das „Dazwischen-Sein“ – zwischen Deutschland und Türkei – als Bereicherung lebt und liebt. „Wir leben die Idee vom Austausch“, sagt die Münchnerin Gabi. 2006 lernte sie Erdoğan kennen, als er Manzara Istanbul gerade gründete. Seit seinem zehnten Lebensjahr hatte er in Deutschland gelebt. „Da hat mich schon Özlem (Sehnsucht) nach Istanbul gequält.” Seinen Traum verwirklichte er nach dem Studium, als er sich eine Wohnung kaufte und so

Mallorca könnte Dank der vielen deutschen Urlauber getrost Deutschlands siebzehntes Bundesland sein, heißt es oft. Doch gilt das nicht auch für Antal­ ya? 5,6 Millionen deutsche Urlauber kamen laut Deutschem Reiseverband (DRV) 2015 in die Türkei – ein neuer Rekord. Und auch 2016 belegt die Türkei im DRV-Ranking nach den Kanaren und Balearen Platz drei der beliebtesten Reiseziele der Deutschen.

schön gestaltete, dass seine ­Freunde aus Deutschland die Wohnung mit Bosporus-Blick ständig in Beschlag nahmen. Gabi erinnert sich gerne daran, wie sie den Beschluss fasste, von München nach Istanbul zu ziehen. Es seien die schönsten Gründe gewesen: “Liebe, Leidenschaft, Neugier – und die Möglichkeit, das eigene kreative Potenzial ausschöpfen zu können.” Gemeinsam bauten sie ihr Unternehmen auf, das von den beiden Architekten renovierte und neu gestaltete Appartements mit Ausblick (Manzara) auf den Bosporus an Touristen und Geschäftsreisende vermietet. Viele der Gäste kommen aus Deutschland. „Unsere Gäste nehmen viel mehr mit als nur ein PostkartenFoto von der Hagia Sophia”, erzählt Gabi. „Als deutsch-türkisches Unternehmen haben wir uns von Anfang an dem Dialog der Kulturen gewidmet, um zu zeigen, wie spannend andere Lebensformen, Sitten und Gebräuche sind.” Das Altındiş-Paar hat dafür sogar extra Räume geschaffen, im SUPA Istanbul finden etwa Lesungen, Ausstellungen oder auch Weihnachtsessen statt. „Wir wollen das lebendige Bild der Türkei sichtbar machen – Schönes und Positives – und gemeinsame Perspektiven aufzeigen. Gerade in diesen Zeiten“, sagt Gabi. Der Abschwung in der Tourismusbranche 2016 verpasste auch Manzara einen Dämpfer. Doch das Paar lässt sich nicht unterkriegen – und pendelt weiterhin zwischen beiden Ländern.

Was die Deutschen an der Türkei lieben Rund 90 Prozent der Türkeireisen der Deutschen gehen nach Angaben des DRV an die türkische Riviera oder Ägäis. Besonders beliebt: Antalya. Im Sommerreport 2015 der Reiseplattform Tripadvisor war die sonnige Küsten­stadt der begehrteste Urlaubsort der Deutschen. Urlauberin Theodora Benesch aus Augsburg schwärmt noch von ihrem Urlaub 2016: „Der Stadtkern und das unglaublich blaue Meer mit den Bergen im Hintergrund sind einfach toll.“ Neben der Schönheit der Natur


Vielfältig und lebendig: deutsches Leben in der Türkei und der türkischen Gastfreundschaft locken auch strukturelle Faktoren wie das hervorragende Preis-LeistungsVerhältnis, tägliche Anbindung von deutschen Flughäfen und ein breites Hotelangebot, so Torsten Schäfer vom DRV.

Ausblick Die Preise dürften in diesem Jahr besonders günstig sein. Denn nach der angespannten Lage hat die türkische Tourismusbranche 2016 zunehmend gelitten. Etwa acht Prozent der Arbeits­ plätze sind dort laut Statistischem Bundesamt an die Tourismusbranche gebunden. Der Deutsche Reisever-

Schon über Jahrhunderte hinweg führen die Türkei und Deutschland einen regen Austausch in Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Nicht nur die türkeistämmige Bevölkerung in Deutschland verbindet beide Länder, auch umgekehrt gilt: In der Türkei gibt es eine beachtliche deutschsprachige Community, die das Leben etwa in Istanbul, Ankara und Alanya aktiv mitgestaltet. Vermehrt machten sich im 19. Jahrhundert Geschäftsleute, Offiziere und Handwerker ins Osmanische Reich auf, vor allem in die einstige Hauptstadt, da dort durch die starken deutsch-osmanischen Wirtschaftsbeziehungen deutsche Arbeitskräfte gefragt waren. Viele der sogenannten Bosporusdeutschen gingen zurück, doch einige blieben. Ihre Nachfahren leben noch heute in der Türkei – mit deutschem Pass.

es ­deutsche Viertel. Dietmar Jahn ist direkt nach der Pensionierung in die Provinz ­gezogen. Er verbringt seine Tage mit Gartenarbeit, Lesen und Reisen. Jeden Monat besucht er den deutschsprachigen Stammtisch einer ­Facebook-Gruppe in Alanya. „Hier tauschen wir uns über Erfahrungen mit der türkischen Bürokratie aus und unterhalten uns über Fragen wie: Wo gibt es Quark und Camembert?”, erzählt der Jurist.

Erholung in antalya business in istanbul Überwiegen in den Riviera-Städten die Rentner, ist es in Ankara und Istanbul die arbeitende Bevölkerung.

Eine hohe Währung: Wissensaustausch In den Dreißiger Jahren kamen Hunderte Verfolgte des Nazireiches in die Türkei. Der Gründer der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, gewährte insbesondere Wissenschaftlern Asyl. Diese unterstützten die Reformierung des Universitäts- und Rechtssystems der noch jungen Republik. Wissenschaftlicher Austausch ist auch heute ein wichtiger Faktor für die deutsch-türkischen Beziehungen. 2010 wurde die TürkischDeutsche Universität gegründet, deren Konzept türkische und deutsche Lehre vereint. Zudem ist die Türkei bei Erasmus-Studenten aus Deutschland beliebt. 2014 und 2015 lag sie auf Platz fünf der beliebtesten Zielländer, noch vor Italien. 2016 gingen die Zahlen jedoch zurück. band geht davon aus, dass 2016 rund 30 Prozent weniger Deutsche als im Vorjahr Urlaub in der Türkei gemacht haben. Und auch der Tripadvisor-Sommerreport bestätigt die Entwicklung: Als Spitzenreiter wird Antalya 2016 von Mallorca abgelöst. Prognosen für 2017 können noch nicht getroffen werden. Doch es lässt sich auf die hohe Zahl deutscher Stammurlauber hoffen. „Die meisten, die einmal in der Türkei waren, kommen wieder“, so DRV-Presse­ sprecher Torsten Schäfer.

Wenn die Türkei das Zuhause wird Als Auswanderungsland steht die ­Türkei in Deutschland weiterhin hoch im Kurs. Genaue Zahlen über die Auswanderer gibt es nicht, die Schätzungen jedoch liegen zwischen 70.000 und knapp 300.000 Menschen. Viele haben türkische Ehepartner, sind wegen der Arbeit hergekommen, haben Familie in der Türkei oder wollen dort ihren Ruhestand genießen. Letztere zieht es vermehrt in die Provinz Antalya, in Städten wie Alanya gibt

Laut der Deutsch-Türkischen ­Industrieund Handelskammer liegt die Zahl ­deutscher Firmen in der Türkei bei über 6.700. So ist die Türkei etwa auch in der Kreativwirtschaft beliebt. ­Veronika Helvacioğlu lebt seit 13 Jahren in Istanbul und gründete dort gemeinsam mit Anna Heidenhain ein Label, das Taschen und Teppiche nach dem Prinzip des Upcyclings produziert. Sie liebt die Spontaneität und Energie der Großstadt, die ihr in Deutschland so nicht begegnet ist.

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„Wahnsinn auf Erden“ – Istanbul baren Spuren der Modernität in der Stadtarchitektur: zu viel Beton, Chrom und Stahl. Anders sieht es mit den kulinarischen Möglichkeiten aus, die diese Stadt durch die vielen Zugewanderten in einer großen Vielfalt bietet. „Auch wenn man sich am Anfang den Magen verdirbt, weil man es nicht gewohnt ist, sollte man unbedingt scharf essen.“ Damit meint er vor allem die Spezialitäten aus dem Südosten der Türkei. Auf keinen Fall zu vergessen: „Unbedingt etwas Süßes hinterher.“ Istanbul sei der „Wahnsinn auf Erden“, schwärmt Zaimoğlu, der es sich durchaus vorstellen kann, in ein paar Jahren einmal für eine längere Zeit in Istanbul zu verweilen – und vielleicht sogar eine „kleine türkische Nachtmusik“ zu schreiben. Schon im Sommer wird Zaimoğlu zumindest für ein paar Tage wieder dort sein. Geplant ist ein Literaturprojekt, dessen Ergebnisse im Herbst 2017, begleitet von einem Konzert des Istanbuler Taksim Trio (Oriental Jazz), in Berlin vorgestellt werden

Feridun Zaimoğlu bevorzugt für die Vorbereitung seiner literarischen Werke die „harte Recherche“, wie er sagt. Also nahm er sich für seinen letzten Roman „Siebentürmeviertel", dessen Schauplätze in Istanbul liegen, knapp zwei Jahre Zeit und lief unzählige Gassen, Plätze und Viertel auf europäischer wie asiatischer Seite zu Fuß ab. Das alles, noch bevor er überhaupt anfing zu schreiben. „Es lohnt sich, viel herumzulaufen, ich habe viele schöne Sachen entdeckt“, erzählt Zaimoğlu. Der Schriftsteller nahm sich in der „Anverwandlung“, wie er seine ­Recherchephase nennt, immer wieder ausreichend Zeit, um innezuhalten; etwa, indem er sich vor einem der vielen Straßencafés auf einen Schemel setzte, türkischen Tee oder Kaffee trank und seine Gedanken schweifen ließ. Die Stadt als Ganzes zu erfassen ist schier unmöglich, davon ist Zaimoglu überzeugt. Als Kind kannte Zaimoğlu Istanbul nur aus den Erzählungen und Geschichten seines Vaters. Um die Stadt als Erwachsener auf eigene Faust zu erkunden, fuhr er wegen seiner Flugangst mit dem Zug nach Istanbul und erkundete die Stadt vor allem zu Fuß.

neues buch Am 9. März e ­ rscheint Zaimoğlus neues Buch „Evangelio. Ein Luther-Roman". Auf rund 350 Seiten nimmt er den Leser mit ins 16. Jahrhundert auf die Wartburg, wo Martin Luther in zehn Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Erzählt wird die Umbruchszeit aus der Perspektive des katholischen Landknechts Burkhard, einer fiktiven Figur. Das Buch erscheint bei Kiepenheuer & Witsch. 2017 steht im Zeichen des 500-jährigen Jubiläums der Reformation.

ferİdun ZaİmoĞlu Geboren 1964 in Bolu (Türkei) Aufgewachsen in München, Berlin & Bonn Heimatstadt seit 1985: Kiel in SchleswigHolstein Freier Journalist, Schriftsteller und Maler Debütroman 1995: Kanak Sprak Mehrfach ausgezeichnet; zuletzt Berliner Literaturpreis 2016: Ehrenprofessor des Landes Schleswig-Holstein © Melanie Grande

Immer wieder gebe es etwas Neues zu entdecken, eine neue „Verwunderung“. „Überall stolpert man auf Relikte aus alten Zeiten.“ Ein besonderer Tipp von ihm: Morgens um halb sechs durch die Straßen Istanbuls zu gehen, um das besondere Licht zu erleben, wenn Giebel und Gassen aussehen wie in Kupfer getaucht. Neben der Erkundung zu Fuß rät Zaimoglu, unbedingt eine Dampferfahrt über dem Bosporus zu machen – natürlich mit Çay (schwarzem Tee) und Simit (Sesamring). Kein großer Fan ist der in Kiel lebende Autor von den immer deutlicher sicht-

sollen. Eine wunderbare Gelegenheit für alle Istanbul-Interessierten, sich von F ­ eridun Zaimoğlus literarischem Blick auf diese „unbewältigbare Stadt“ anregen zu lassen.


Kai diekmann: Ich bin ein Türkei-Fan Im Interview erzählt der frühere »Bild«Herausgeber Kai Diekmann, warum er jedes Jahr mit der Familie in die Türkei reist. Seine Kinder haben in Bodrum an der Ägäis Schwimmen gelernt. Diek­ mann trinkt gerne türkischen Wein und liebt scharfe Köfte. Können Sie sich noch an Ihren ersten Türkei-Besuch erinnern? Na klar! Das war im Jahr 1998. Ich war als Reporter in Ankara und Istanbul und habe eine Reportage für die »Welt am Sonntag« geschrieben. Die Türkei durchlebte damals eine sehr schwierige, aber auch eine sehr spannende Zeit, war gerade durch eine große Wirtschaftskrise gegangen. Zudem war gerade der erste offen islamische Ministerpräsident Erbakan von der Macht verdrängt worden. Ich war eine Woche an den Bosporus gereist, um mir ein Bild zu machen, wie der weitere Weg der Türkei zwischen Kemalisten auf der einen Seite und der islamischen Bewegung auf der anderen Seite sein würde. Machen Sie auch Urlaub in der Türkei? Meine Familie und ich sind RiesenTürkei-Fans. Seit ewigen Zeiten schon fahren wir jeden Sommer nach Bodrum, und zwar in den Işıl Club.

Haben Sie inzwischen ein türkisches Lieblingsgericht? Ich bin da sehr einfach gestrickt: Ich liebe Köfte, je schärfer sie sind, desto besser. Haben Sie sich schon Mal aus der Mokkatasse in die Zukunft lesen lassen? Ich meine, ich hätte das mal gemacht, aber das ist lange her. Ich liebe den türkischen Mokka, aber diesen starken türkischen Tee im kleinen Glas mag ich auch sehr gerne. Wie steht es um Ihre Türkischkennt­ nisse – und was ist Ihr Lieblingswort? „Teşekkür ederim!” (Danke), „merhaba” (Hallo). Ich wünschte, es wäre deutlich mehr – work in progress. Hürriyet (Freiheit) ist aus vielerlei Gründen mein Lieblingswort. Gab es Vorurteile, die Sie durch Ihre Reisen über Bord geworfen haben? Jede Nation hat ihre Stereotypen und Klischees. Über uns Deutsche heißt es ja auch, dass wir angeblich so bierernst sind und immer nur Kartoffeln essen.

Was sollte man unbedingt gesehen haben in der Türkei? Istanbul ist eine der aufregendsten Metropolen auf der ganzen Welt: eine fast 2500-jährige Geschichte, jahrhundertelang Mittelpunkt für orthodoxe Christen und Moslems. Moscheen, ­Kirchen, die einzigartige Lage zwischen Marmarameer und Bosporus. Dazu die unglaublich großartigen Menschen. Was bedeutet Ihnen die Freundschaft zwischen beiden Ländern? Die Türkei und Deutschland verbindet nicht nur historisch sehr viel, sondern auch in der Gegenwart sind wir aufeinander angewiesen. Mit drei Millionen türkischstämmigen Mitbürgern in Deutschland haben beide Länder eine besondere gegenseitige Verantwortung füreinander. Für mich persönlich kommen inzwischen meine besten Freunde aus der Türkei. Was ich an Treue, Loyalität und Gastfreundschaft in den letzten 13 Jahren erlebt habe, ist beispiellos.

Haben Sie einen heißen Bodrum-Tipp? Neben unserer Lieblingsdestination Işıl Club und dem neuen Nikki Beach Resort bin ich sehr gern in der Marina am Hafen von Bodrum. Im Sommer abends oben sitzen, essen und trinken und den warmen Wind genießen. Das ist einfach nur fantastisch. Ich bin auch ein großer Fan der türkischen Weißund Rotweine Sarafin oder Kayra. Die sind einfach sooo gut.

Foto: Privat

Warum Bodrum? Ich bin seit 2004 Mitglied im Board der Zeitung Hürriyet. Vor vielen Jahren hat eine Sitzung in Bodrum stattgefunden. Ich war so begeistert, dass ich meine Frau das nächste Mal mitgenommen habe. Da haben wir entschieden, dass wir dort gerne Urlaub machen möchten. Seitdem betteln unsere Kinder jedes Jahr, dass wir wieder in die Türkei fahren. Alle unsere Kinder haben dort am Ende Schwimmen gelernt; und wenn sie das Wort „Urlaub“ hören, dann ist das identisch mit „Türkei“. ­Hinreißend, wie liebevoll Kinder dort aufgenommen werden.

Die Türkei, die ich kennengelernt habe, ist so weltoffen wie jedes andere europäische Land, vielleicht sogar ein Stück weltoffener, als wir das im alten Europa mitunter sind. Was mich immer wieder überwältigt, ist die türkische Gastfreundschaft. Das ist etwas, das gibt es in der ganzen Welt so nicht noch einmal.

Kai Diekmann genießt zusammen mit seinem Freund, den Hürriyet-Kolumnisten Ertuğrul Özkök, die Aussicht auf die Weltmetropole Istanbul bei einem Glas Wein.

Interview: Özlem Yılmazer

Türkei - Vielfalt erleben!

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gastbeitrag

© Halil Yıldırır

Türkische kunstszene: jung und dynamisch

Die Rede ist von jungen Künstlern, jungen Kuratoren und auch von jungen Sammlern - einer der Gründe für die Dynamik. Während in Deutschland gefestigte Infrastrukturen in Kunst und Kultur vorherrschen, ist in Istanbul alles im stetigen Fluss. Der radikale städtische Wandel, in dem sich der 20-Millionen-Riese befindet, spiegelt die raschen Entwicklungen der Kunst wider. Zentren entstehen schnell aus Galerien, die sich zufällig finden, um dann bald wieder in andere Stadtteile weiterzuziehen.

Das internationale Interesse an Gegenwartskunst in der Türkei nimmt stetig zu. Der Kunstwissenschaftler Marcus Graf aus Istanbul gibt einen Überblick über die Szene. Seit Ende der 1990er Jahre ist die türkische Gegenwartskunst immer mehr in den Fokus der internationalen Kunstwelt gerückt. Die Kunstszene ist und war schon immer sehr stark auf Istanbul konzentriert, sie zählt heute zu den Hotspots globaler Kunstkreise. Während Ankara und Izmir hervorragende künstlerische Ausbildungsmöglichkeiten bieten und ständig neue Künstler hervorbringen, liegt das Monopol des Kunst- und Ausstellungswesens in Istanbul.

Die Szene internationalisiert sich allmählich. Obwohl relativ wenig ausländische Künstler, Galeristen und Kuratoren in der Stadt ansässig sind, tauchen sie immer mehr in Listen von Galerien oder Sammlern auf. Pi-Artworks und Galerie Zilbermanns Eröffnung von Zweit-Galerien in London und Berlin stehen für die zunehmende Einbindung türkischer Galeristen in die globale Kunstwelt. Zudem nehmen immer mehr Galerien an bedeutenden Messen

Viele der heutigen Museen, Ausstellungshäuser und kommerziellen Galerien sind kaum 15 Jahre alt. Die Szene ist jung, die Akteure auch. Man darf nicht vergessen, dass fünfzig Prozent der Türken unter 31 Jahre sind.

im Ausland teil. Künstler wie Taner Ceylan oder Haluk Akakçe werden von ausländischen Galerien vertreten. Auch Kuratoren wie Vasıf Kortun oder Künstler wie Halil Altındere oder Kutluğ Ataman sind international feste Größen; der bedeutende Maler Erdoğan Zümrütoğlu arbeitet in Istanbul und Berlin. Ein formaler, konzeptioneller oder qualitativer Unterschied zwischen den Arbeiten wichtiger türkischer Künstler und ihren Kollegen im Ausland besteht nicht. Jedoch haben es Künstler in der Türkei etwa wegen der infrastrukturellen Schwäche der Szene oder dem Mangel an Fördermitteln schwerer, sich zu etablieren. Dennoch schaffen es immer mehr Künstler, sich im In- und Ausland einen Namen zu machen. Einblicke in die Kunstszene geben die Kunstmesse Contemporary Istanbul und die Istanbul Biennale.

marcus graf Geboren 1974 in Hamm, NRW Diplom-Kulturwissenschaftler, Universität Hildesheim Promotion Kunstwissenschaft, Kunstakademie Stuttgart Lebt und arbeitet seit 2001 in Istanbul Kurator, Autor & Associate Professor für zeitgenössische Kunsttheorie Seit 2003 Lehrtätigkeit Fakultät Bildende Künste, Yeditepe Universität Istanbul Kurator von mehr als 50 Ausstellungen in Istanbul

Erdoğan Zümrütoğlu und die Kraft des Abstrakten Junge Vertreter zeitgenössischer Kunst in der Türkei ziehen immer mehr internationale Aufmerksamkeit auf sich. Sie stellen ihre Arbeiten in Galerien in Europa aus und können ihre Werke teils zu beachtlichen Preisen an Kunst–­ liebhaber und Sammler verkaufen.

© Engin İriz

Der Maler Erdoğan Zümrütoğlu hat es in den letzten Jahren geschafft, innerhalb der internationalen Kunstszene einen begehrten Platz einzunehmen. Neben seinem Istanbuler Atelier hat Zümrütoğlu inzwischen seit etwa fünf Jahren auch in der deutschen Hauptstadt eine zweite Wirkungsstätte. Der 44-Jährige hat an der Fakultät für Bildende Künste der Dokuz Eylül Universität in Izmir studiert. Zwei Jahre lebte er in Frankreich. Seine Erfahrungen und Beobachtungen aus dieser Zeit verhalfen seinem Schaffen auf eine andere Ebene. Es sind zuweilen Gewalt symbolisierende abstrakte Formen und Linien auf großen Leinwänden, die dem Betrachter eine beeindruckende Intensität an Emotionen vermitteln, ihn gar in Schrecken versetzen können. In seinem Schaffen ist Zümrütoğlu weit entfernt von einem klassischen Kunstverständnis. Seine Bilder werden auch von seiner eigenen alltäglichen Lebenswelt geprägt – davon, dass er zwischen zwei Ländern und Kulturen ständig Brücken schlägt. So unterschiedliche Städte wie Istanbul und Berlin – deren vibrierende Kultur wiederum etwas Verbindendes hat – beeinflussen auch die Gefühlswelten des Künstlers, die sich in seinen Arbeiten spiegeln. Zuletzt stellte Zümrütoğlu 2016 in der Berliner Tammen Galerie aus. Sein dreiteiliges Werk „Drei-Groschen-Symphonie der Macht“ wurde dort für 55.000 Euro verkauft.


Turkeywood: Internationaler Aufwind für türkische Serien Zur Primetime laufen im türkischen

Das türkische Serial Drama schaffte auch

Fernsehen vor allem Telenovelas. Das

den großen Sprung ins internationale TV-

Format Serial Drama ist dort omniprä­

Geschäft. Angefangen hat alles mit dem

sent und wird auch international immer

Melodrama Gümüş („Silber“), das von dem

erfolgreicher. Der TV-Sektor hat zudem

in Dubaier Medienkonzern MBC aufge-

mehreren Schauspielern aus Deutschland

kauft wurde. Laut einem US-Magazin

zu Superstar-Karrieren in der Türkei

wurde die finale Episode im August 2008

verholfen. Im deutschen Fernsehen sind

von 85 Millionen Arabern verfolgt. Seither

die Serien bisher aber noch nicht ange­

wächst die Liste exportierter Serials, dar-

kommen.

unter Kara Sevda, Fatmagül'un Suçu Ne?, Ezel, Muhteşem Yüzyıl und Aşk-ı Memnu.

Intrigen, Love Stories und viel Spannung:

Türkische Serien werden inzwischen in

Jährlich gehen etwa 50 bis 70 neue Serien

mehr als 100 Ländern ausgestrahlt, vor

in der Türkei an den Start und erreichen

allem im Balkan, Mittleren Osten und

zuweilen Traumquoten mit Marktanteilen

in Südamerika. Das jährliche Export-­

um die 30 Prozent. Türkische Jungschau-

Volumen lag 2016 bei 350 Millionen US-

spieler werden über Nacht zu Superstars,

Dollar, damit ist die Türkei zweitgrößter

und ehemalige Drehorte entwickeln sich

Exporteur – nur die USA verkaufen mehr.

zu neuen Hotspots für den Tourismus.

Bis zum Jahr 2023 soll die Eine-Milliarde-

Anders sieht es in Deutschland aus,

Dollar-Marke geknackt werden.

Produktionsfirmen wünschen sich mehr gar vom Seriensterben sprechen (siehe

Türkische Serien überall – nur nicht bei uns?!

„Marienhof“ und „Verbotene Liebe“)? Zu

Warum türkische Serien bislang nicht im

den Exportschlagern gehört die ARD-­

deutschen Fernsehprogramm ausge-

Serie „Sturm der Liebe“, die bereits in 24

strahlt werden, könnte unter anderem an

Länder exportiert wurde – an den Maß-

den sehr langen Laufzeiten liegen. Wäh-

stab türkischer Serien kommen die deut-

rend der „Dizi” im türkischen Fernsehen

schen Produktionen bisher aber einfach

die beste Sendezeit gebührt, ist das Serial

nicht heran. Neue Produktionen wie etwa

Drama bei deutschen Sendern bevorzugt

„Babylon Berlin“ sollen das ändern.

im Nachmittags- und frühen Abendpro-

Unterstützung von der Politik. Kann man

Das Phänomen „Dİzİ” (serie)

gramm angesiedelt. Nahezu dreistündige Beiträge sind in diesem Sendeslot schwer

Die Türkei liegt Angaben aus 2014 zufolge

vorstellbar. Auch das Genre selbst mag

im Schnitt mit 247 Fernsehminuten pro

ein Faktor sein: Das Serial Drama ist von

Tag deutlich über dem EU-Durchschnitt

Anfang an von nationalen und kulturellen

und lässt auch Deutschland mit 221

Einflüssen geprägt. In deutschen Serien

Minuten hinter sich. Von dieser Fernseh-

sind etwa der Berliner Fernsehturm oder

zeit fällt ein großer Marktanteil an die

der Kölner Dom beliebte Motive. G ­ erade

Eigenproduktionen. Kein Wunder – das

deshalb aber lohnen sich türkische

Programm der populärsten türkischen

Serien: Serials werden seit Jahrzehnten

TV-Sender besteht zum Großteil aus

auf dem gesamten Erdball produziert,

nationalen Serien. Alleine das Archiv

greifen landestypische Eigenschaften und

des Privatsenders Kanal D zählt über 90

Merkmale auf und bieten die Möglichkeit,

Serials, von denen derzeit sieben in der

einen Blick über den eigenen Tellerrand

Woche ausgestrahlt werden. Auch die

zu werfen. Nicht zu vergessen ist das

Spielfilmlänge der „Dizis” trägt dazu bei:

Potenzial von Schauspielern aus Deutsch-

Mit Werbeslots und Recaps umfasst eine

land, die jüngst große Erfolge als Serien-

Episode meist bis zu 180 Minuten. Echte

Superstars in der Türkei feierten, wie

Fans lassen auch außerhalb der Wohnung

etwa die Kölnerin Wilma Elles, Mehmet

nicht locker: Die Flimmerkiste läuft beim

Kurtuluş („Tatort”) oder die gebürtige Kas-

Friseur, im Speiselokal, im Mini-Shop und

selerin Meryem Uzerli.

Muhteşem Yüzyil („Das prächtige Jahrhundert“) Das historische Serienepos widmet sich dem Leben des osmanischen Herrschers Sultan ­Süleyman I. und seiner Lieblingsfrau Hürrem. Das Erfolgsdrama wurde bereits in mehr als 40 Ländern ausgestrahlt und hat in der Vergangenheit sogar Kritik aus der Politik aushalten müssen – Vorwurf: verzerrte Darstellung historischer Ereignisse. Nichtsdestotrotz ist derzeit die Serien-Fortsetzung Muhteşem Yüzyıl: Kösem im türkischen Fernsehen zu sehen.

Kara Sevda („Hoffnungslose Liebe“) Im Fokus steht die unerfüllte Liebe zwischen Kemal und Nihan. Er ist bodenständig und kommt aus einfachen Verhältnissen; sie ist eine Künstlerin aus wohlhabendem Elternhaus. Ein Stoff, aus dem schon so manche Geschichte gesponnen wurde und der oft nichts Gutes verheißt. In diesem Fall steht den Liebenden ein dunkles Familiengeheimnis im Weg. Seit Sommer 2016 läuft Kara Sevda auch im griechischen TV und holt Rekord-Einschaltquoten.

Fatmagül’ün Suçu Ne? („Was kann Fatmagül dafür?“) Die Geschichte des Dorfmädchens Fatmagül ist tragisch – eines Nachts wird sie von drei Männern vergewaltigt. Die Tat geschieht im Beisein eines Vierten namens Kerim; Fatmagül wird aufgrund von Intrigen zur Heirat mit ihm gezwungen. Trotz vieler Widrigkeiten kämpft Fatmagül für ihre Frauenrechte. Die Erfolgsserie, die auf einer wahren Geschichte beruht, sorgte in mehreren muslimischen Ländern für Diskussionsstoff.

sogar im Hamam.

Türkei - Vielfalt erleben!

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© Daniel Krieger

meze

anatolisches Slow Food Ob scharfe Paste oder Joghurt-Dip – die türkische Küche bietet eine große Vielfalt an Vorspeisen. Auch wenn die Ursprünge der sogenannten Meze umstritten sind, steht eines fest: In der Welt der Meze fließen all die verschiedenen Kulturen und Traditionen zusammen, die die Türkei über die Jahrhunderte beherbergt hat. Meze ist essbares Multikulti. Der klassische Ort für den Genuss von Meze ist die türkische Taverne, die Meyhane. Meze – am ehesten mit Vorspeisen zu vergleichen– ist Slow Food im wahrsten Sinne. Die Bedienung bringt zunächst die gesamte Auswahl der köstlichen Kleinigkeiten an den Tisch, angerichtet auf einem großen Tablett – und die gesellige Runde entscheidet gemeinsam, was davon serviert werden soll. Für das Essen der Meze lassen sich die Gäste Zeit, meist mehrere Stunden. Die Gesprächsthemen reichen von Liebeskummer bis hin zu philosophischen Fragen, auch um Politik und Gesellschaft kann es mal gehen. Dabei erwartet in der Regel kein Gast, dass bei den Gesprächen etwas Fruchtbares herauskommt. Denn bei den Meyhane-Besuchen geht es nicht um Ergebnisse, sondern darum, den Augenblick zu genießen. Und die Meze helfen dabei: Sie sind abwechslungsreich und bunt und verwöhnen deshalb Gaumen und Augen zugleich. In kleinen Portionen kommen sie in die Mitte und werden von allen am Tisch geteilt. Das erste Mal am Meze-Tisch könnte der Eindruck entstehen, nicht satt zu werden. Der Schein trügt. Denn das Teilen, die Geselligkeit und der langsame bewusste Genuss an sich nähren bereits die Seele. Und ist die zufrieden, merkt der Mensch erst einmal, wie wenig eigentlich der Körper braucht. Das gedrosselte Tempo hat auch pragmatische Gründe: Damit der Sohbet, die Unterhaltung, und natürlich auch der

gute nationale Anisschnaps Rakı noch lange weiterfließen können, sorgen die Meze dafür, dass die Gäste immer eine Kleinigkeit im Magen haben. In der Türkei haben während des Osmanischen Reiches aufgrund des Alkoholverbots für Muslime vor allem armenische und griechisch-orthodoxe Bürger die Meyhanes betrieben und damit die Meze-Kultur besonders beeinflusst. Auch regionale Vorlieben in den verschiedenen Teilen der Türkei prägten die Vielfalt der Vorspeisen. In der Ägäis zum Beispiel werden viel Blattgrün und Kräuter sowie Meeresfrüchte wie Garnelen und eingelegter Fisch zu Meze verarbeitet. In östlichen Städten wie Antakya wird gerne scharf angerichtet. Einige Klassiker wie zum Beispiel das Acılı Ezme (Scharfe Paste) oder das Haydari (Joghurt-Käse-Creme) sind allerdings überregional auf jedem Meze-Tisch zu finden. Meze ist die gemeinsame Kultur aller Menschen dieses Landes, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer ethnischen Herkunft – und sie bringt alle an einen Tisch.

Vegan und vegetarisch – angesagt! Wer sich gerne vegetarisch und vegan ernährt, wird auch in vielen türkischen Städten fündig. Ob die Zeytinyağlılar (Gemüsegerichte auf Olivenöl-Basis), Pide (gefüllte „Teigschiffe“), Schmorgemüse aus dem Güveç (traditioneller Tontopf) oder ­Gözleme (gefüllte dünne Fladenbrote) – es gibt eine Vielzahl an fleischlosen und veganen Gerichten in der Türkei. Wer in Istanbul unterwegs ist, findet

im Zencefil, unweit vom pulsierenden Taksim-Platz, moderne vegetarisch-­ vegane Küche. Wer es traditioneller mag, macht einen Abstecher ins liberale Kadıköy zu Çiya Kebap auf der asiatischen Seite. Hausmannskonst und anatolische Klassiker sowie verschiedene Kebabs oder sogar Lahmacun („türkische Pizza“) werden dort auchvegan angeboten. Auch die kalten vegetarischen Vorspeisen sind dort empfehlenswert. In der Hauptstadt Ankara ist die Auswahl schon kleiner. Unweit vom Zentrum Kızılay befindet sich das VegAnka mit alternativer veganer Küche. In Didim, einer ägäischen Kleinstadt, soll 2017 sogar das erste vegane Festival der Türkei stattfinden. Eine Alternative sind meist Lokantas. Die Schnellrestaurants gibt es in jeder Stadt, und sie haben meist eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten. Und wer es ganz eilig hat, dem sei ein frischer Etsiz Çiğ Köfte auf die Hand empfohlen. Den ursprünglich aus rohem Fleisch bestehenden Snack gibt es mittlerweile in der ganzen Türkei und sogar in deutschen Städten vegan mit Bulgur. Selbst schuld, wer da noch zum Kebab greift. Afiyet olsun! Guten Appetit!


Rezept

„Acılı Ezme“ Zutaten: 2 große Tomaten 1/2 Bund Frühlingszwiebeln 1/2 Bund Petersilie 1/2 Esslöffel scharfes Paprikamark aus dem türkischen Supermarkt 4 Knoblauchzehen 2 grüne Spitzpaprika 1 Teelöffel getrocknete Minze 1 Teelöffel Salz 1 Teelöffel rote ­Paprikaflocken Saft einer halben Zitrone 2-3 Esslöffel Olivenöl

lieblinge der redaktion Erfrischend Willkommen Ob auf Busreisen oder beim Eintritt ins Haus – der Gastgeber heißt seinen Gast gerne mit ein paar Spritzern Kolonya (wie Kölnisch Wasser) in die Hände willkommen. Der intensive Zitronen­ duft wirkt erfrischend, das Wasser reinigt. Eine bekannte Kolon­yaMarke ist Rebul, 1895 vom Apotheker Monsieur Jean Cesar Reboul ins Leben gerufen. In seiner Apotheke im historischen Beyoğlu, die es heute noch gibt, fing er mit dem Verkauf des Lavendel-Kolonyas an, das bei den Herrschaften im alten Istanbul besonders beliebt war.

Spielerische IstanbulAnnäherung Die Kultur, das Stadtbild wie auch das gesellschaftliche Leben von Istanbul sind an Fülle und Reichtum dank Jahrhunderte alter Traditionen kaum zu überbieten. Wer gemeinsam mit an-

deren mehr über die historisch gewachsene Vielfalt der Stadt wissen möchte, greift zum Spiel „Keşif İstanbul”. Die Architektin Dinah-Florentine Schmidt erhielt dafür 2016 beim Designwettbewerb den Red Dot Award. Das Spiel ähnelt einem Memoryspiel. Unterschiedliche Bauten, charakteristische Ecken und Details der Megacity sind auf sechseckigen Karten abgebildet und müssen einander zugeordnet werden. Ein Booklet gibt Informationen zu den verschiedenen Motiven.

Turkish Delight Lokum, ein kleines feines Mitbringsel für den süßen Gaumen, wird aus Sirup hergestellt, aber fälschlicherweise als Türkischer Honig bezeichnet. Der Ursprung von Lokum ist auf das Jahr 1777 und den Konditorlehrling Ali Muhiddin Hacı Bekir zurückzuführen, der im Laufe seiner Karriere innovative süße Leckereien produzierte und seinen Namen zur Marke machte. Die HacıBekir-Filialen werden heute in Istanbul von der fünften Familiengeneration weitergeführt. Die ursprüngliche Filiale befindet sich in Bahçekapı, zwischen Eminönü und dem Sirkeci Bahnhof.

Zubereitung:

Tomaten, Paprika, Frühlingszwiebeln und Petersilie klein hacken. Paprika­ mark, Salz, Minze, Paprikaflocken und die kleingeriebenen Knoblauchzehen miteinander vermengen, dann den ­Zitronensaft beigeben. Anschließend alles mit der Tomatenmasse vermischen und auf einem Teller anrichten. Zum Schluss das Ölivenöl auf der Paste verteilen und servieren. Wer es nicht so pikant mag, kann statt des scharfen Paprikamarks das milde nehmen.

Musik auf die Augen Der Musikdokumentarfilm “Anadolu’nun Kayıp Şarkıları” (Die verlorenen Lieder Anatoliens) von Nezih Ünen nimmt den Zuschauer mit auf eine Musikreise durch Anatolien. Sie zeigt, dass jede Bevölkerungsgruppe und Region ihre eigenen Musik- und Tanzstile sowie Instrumente entwickelt hat. Es wird auf Türkisch, Kurdisch und Lazisch gesungen, Tscherkessisch und Kaukasisch getanzt und mit der Bağlama (Langhalsgitarre) und Ney (Rohrflöte) gespielt.

Über den Dächern Büyük Valide Han: Von dem Dach der einstigen Markthalle aus hat man einen einzigartigen Blick auf Istanbul. Seitdem dort eine James-Bond-Szene gedreht wurde und Til Schweiger ein Panorama-Foto in den sozialen Netzwerken teilte, ist der „Secret Spot" allseits bekannt. Von Eminönü läuft man durch die engen Straßen des Basarviertels aufwärts, bis zum großen steinernen Tor mit der Aufschrift Büyük Valide Han. Dort steigt man die steinernen Treppenstufen hoch, wo ein älterer Herr mit dem Schlüssel für das Holztor wartet. Dahinter eröffnet sich ein Traumausblick auf den Bosporus – Foto auf der schwarzen Kuppel nicht vergessen!

Impressum

Herausgeber: B34 Media Agentur, Murat Tosun (V.i.S.d.P.), Prager Str. 13, 10779 Berlin (www.b34-media.com)

Koordination & Redaktion: Özlem Yılmazer Autoren: Marie Hartlieb, Navid Linnemann, Marlene Resch, Maximiliane Schneider, Laurenz Schreiner und Tuğba Yalçınkaya (MAVIBLAU) sowie Marcus Graf, Tarık Kemper und Özlem Yılmazer Art Direction: Ozan Özçakırlar (www.urban-print.de) Korrektorat: Wolfgang Farkas (www.monsieurfarkas.net) Druck & Vertrieb: Frankfurter Allgemeine Zeitung Auflage: 175.420 Stück Anzeigen: Murat Tosun (B34 Media Agentur) Titelbild: Region Artvin an der Schwarzmeerküste (c) Ministerium für Kultur und Tourismus der Republik Türkei hinweis: Das Magazin sowie alle darin enthaltenen Inhalte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit vorheriger Genehmigung des Herausgebers veröffentlicht werden. Für den Inhalt der Anzeigen übernimmt der Herausgeber keinerlei Haftung; die alleinige­Verantwortung obliegt den Anzeigenkunden.

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