Friedensgeschichten

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Friedensgeschichten

B. Winter

Illustriert von Ana María de Armas Díaz

Vorwort

Friedensgeschichten

Was ist Krieg? Diese Frage geht Paz jeden Tag durch den Kopf. Wer hat ihn erfunden?

Aber vor allem, warum? Viele Fragen fur ein zehnjähriges Mädchen...

Paz lässt ihre Kindheit hinter sich und möchte die Welt um sich herum verstehen. Vielleicht

kann ihr der Großvater bei dieser Aufgabe helfen. Er wird ihr Vorbild im Laufe der Jahre

sein, derjenige, der ihre Persönlichkeitsentwicklung prägen wird. Sie wird es schaffen, eine

Frau mit Werten zu werden, die ihrem Namen gerecht wird. Ihre Eltern wählten ihn am Tag ihrer Geburt ohne zu zögern aus und Paz trägt diesen Namen voller Stolz.

Durch diese Geschichten werden wir etwas über ihre Ängste, ihre Zweifel, ihre Sorgen, aber vor allem über ihre Stärke und ihren Mut erfahren, den Frieden zu verteidigen.

Kapitel 1

DerTag, an dem sich Paz veränderte

Dienstag, 8. März 2022, 7 Uhr morgens.

Bei Paz klingelt der Wecker. Ein neuer Tag beginnt und das Mädchen öffnet

die Augen, ohne zu wissen, dass heute der Tag gekommen ist, an dem sich

ihr Leben für immer verändern wird. Schuluniform anziehen, schnelles

Frühstück, Schulranzen und Pausenbrot vorbereiten und losrennen, um den

Bus nicht zu verpassen. Das war Paz’ Tagesablauf bis heute. Doch an diesem

windigen Märzmorgen ist etwas anders: In der Ukraine herrscht Krieg.

Vor vierzehn Tagen brach der Krieg aus. In Paz’ Familie sind heute alle traurig.

Ihr Vater hört beim Kaffeetrinken Radio. Gute Nachrichten kommen nicht. Ihre

Mutter wird heute nicht zur Arbeit gehen. Sie wird streiken. Heute ist nämlich

Internationaler Frauentag.

–„Mama, warum gehst du heute nicht arbeiten?“, fragt Paz neugierig.

–„Heute nehme ich an einer Demonstration mit anderen Menschen teil, die ihre Stimme für Gleichberechtigung erheben, damit Frauen und Männer die gleichen Rechte haben. Außerdem werde ich mit einer letzten Schweigeminute um Frieden in der Welt bitten“, schließt die Mutter.

–„Was für eine tolle Idee, Mama! Ich werde auch eine Schweigeminute für den Frieden einhalten“, fügt das Mädchen hinzu.

Alexandra, die ältere Schwester, setzt ihren pinken Helm auf, um mit ihrem Roller pünktlich zur Uni zu kommen. Dort haben Hunderte von Studenten Plakate und Spruchbänder mit folgenden Worten vorbereitet: „NEIN ZUM KRIEG – JA ZUM FRIEDEN“

Helena, die Jüngste des Hauses, schüttelt ihrer Schwester die Hand und sagt mit ihrer

sanften Stimme:

–„Paz, was ist heute los? Warum sind alle so besorgt?“

–„Keine Sorge, Lena, ich passe in der Schule auf dich auf. Heute machen wir hübsche

Zeichnungen und die Lehrer lassen in der Pause weiße Tauben im Hof frei. Auch wir Kinder wollen, dass der Krieg endet, oder?“, antwortet Paz.

In diesem Moment hatte Paz, ohne es zu merken, ihre Kindheit hinter sich gelassen und begann, erwachsen zu werden. Etwas in ihr veränderte sich. Sie fühlte, dass sie etwas

Größerem als ihrer Familie angehörte, dass das, was um sie herum geschah, sie tief berührte, und ihr wurde bewusst, was es bedeutete, in einer Gesellschaft zu leben.

Viele Fragen hallten in ihrem Kopf wider. Sie wollte mehr wissen, mehr tun, mehr mitmachen. Sie ließ sich etwas einfallen: ein Tagebuch schreiben. Sie war schon zehn Jahre alt und bewahrte in ihrem Zimmer ein Notizbuch mit Mandalas für einen besonderen Anlass auf. Paz schrieb sofort los: „Liebes Tagebuch...“, um nach der Schule

direkt weiterzuschreiben, und ließ es offen liegen.

Kapitel 2

Gespräche mit dem Groβvater

Einmal in der Woche, freitags, verbringt Paz den Nachmittag mit ihrem Großvater. Die drei Schwestern gehen zu ihm, um gemeinsam zu essen und genießen ein paar Stunden in seiner Gesellschaft.

–„Opa, was ist Krieg?“, fragt das Mädchen, während es sich zusammengerollt auf dem geblümten Sessel im Wohnzimmer ausruht.

–„Krieg ist etwas für Erwachsene!“, antwortet der Großvater schroff.

–„Nein, Opa. Das ist nicht wahr. Ich habe im Fernsehen Bilder von Kindern wie mir gesehen, die aus ihrem Land fliehen und um Hilfe bitten. Krieg geht also alle etwas an. Ich bin alt genug, um die Dinge zu verstehen, erkläre es mir, komm schon!“, fleht Paz ihren Großvater an.

–„Komm her, Liebling“, sagt der Großvater, während er seine Enkelin mit einer Decke zudeckt und sie näher zu sich zieht. „Krieg ist ein bewaffneter Kampf zwischen zwei oder mehreren

Ländern. Der Frieden zwischen ihnen ist zerbrochen und es kommt zu Kämpfen.“

–„Warst du auch mal im Krieg?“

Der Traum vom Weltfrieden.

LIBROS DIFERENTES

para noches cortas de invierno y largas de verano, ¿o es al contrario?

788419 723239
ISBN 978-84-19723-23-9 9

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