JAHRESBERICHT 2016
Artikel 4.1 GRUNDGESETZ DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Woran glauben wir? Wofür stehen wir? Worauf können wir zählen? Und: Was zählt? Vor 500 Jahren gab Martin Luther mit seinen 95 Thesen den Anstoß zu einem kritischen und modernen Glauben: ein starkes und freiheitliches Bekenntnis zu den im vierten Grundgesetzartikel verankerten Werten, die heute die Haltung und das Handeln der Baden-Württemberg Stiftung prägen – für jeden Einzelnen von uns, in jedem Programm und in jedem Projekt. 95 neue Thesen geben Antworten, werfen Fragen auf, provozieren zur Auseinandersetzung, zum Widerspruch, zur Diskussion: Denn in einer Gesellschaft, in der – im Guten wie im Schlechten – alles geht und alles möglich ist und in der dennoch der Respekt vor der Würde des Menschen und die Unverletzlichkeit und Freiheit des Individuums das höchste Gut sind, braucht es Werte, braucht es Haltung. In unserem Denken. In unserem Handeln. Im Umgang miteinander. Als unabhängige und überparteiliche Stiftung des Landes sind wir in besonderem Maße der Gesellschaft und den Menschen in Baden-Württemberg verpflichtet. Gemeinsam mit ihnen gestalten wir unser Zusammenleben und sichern so die Zukunft unseres Landes. In der Forschung. In der Bildung. In Gesellschaft und Kultur. Mit einem klaren Auftrag und mit einer klaren Haltung: Wir denken weiter. Wir denken vor. Wir stiften Zukunft.
Christoph Dahl
Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung
INHALT
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
AKTIVITÄTEN
SEITE 129
SEITE 111
Nicht-kodierende RNAs
Forschung
Virus-Tücken im Visier SEITE 130
Aufwind für die Brennstoffzelle Cleantech SEITE 132
G C A T
SEITE 00 4
95 Thesen von Martin Luther
Zur Kohlefaser auf dem Holzweg
Rohstoff- und Materialeffizienz SEITE 133
Interview: Prof. Elias Klemm SEITE 13 4
Roboter an der Säge
SEITE 005
95 Thesen der Gegenwart
Nachhaltiges Bauen SEITE 112
SEITE 103
Die Gedanken sind frei Christoph Dahl
Freiheit bedeutet auch Forschungsfreiheit Simon Thiele
SEITE 135
Sensibler Diamant
Internationale Spitzenforschung
SEITE 113 SEITE 10 4
Bericht des Geschäftsführers SEITE 105
Bericht des Geschäftsführers im Vermögensbereich
Hundert und Happy Altern
SEITE 115
Mit MINT auf dem Podium MINT-Engagement
SEITE 137
Bildung
SEITE 116
Truck Stop in der MINT-Galaxie Coaching4Future SEITE 117
Forschung-Kompakt SEITE 118
Eisen an der Angel
Photonik, Mikroelektronik, Informationstechnik SEITE 119
Interview: Prof. Ferdinand Scholz SEITE 120
Erste Hilfe für die Revolution Industrie 4.0 SEITE 122
Tarnkappe für die Cloud IKT-Sicherheit SEITE 124
Interview: Prof. Frank Kargl SEITE 125
Adleraugen aus dem 3D-Drucker
SEITE 13 8
Freiheit heißt Akzeptieren Mawada Amir-Nawaf SEITE 139
Anschub zur Anerkennung
Stipendienprogramm Berufliche Anerkennung SEITE 142
Ab 16 geht’s los
Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft SEITE 143
SEITE 127
Die Augen sagen: Willkommen!
Bioinspirierte Materialsynthese
SEITE 145
Additive Fertigung
Kuschelecke für Stammzellen SEITE 128
Forschung-Kompakt
Sag’ mal was
Interview: Prof. Annick De Houwer
INHALT
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
SEITE 146
Interview: Felix Fahle Talent im Land
SEITE 161
Gesellschaft & Kultur
SEITE 181
Das sind wir
Mitarbeiter/-innen
SEITE 14 8
Bildung-Kompakt SEITE 150
Beo macht mobil
beo-Wettbewerb Berufliche Schulen SEITE 152
BILANZ
Patentrezepte gibt es nicht Baden-WürttembergSTIPENDIUM - BWS plus SEITE 15 4
Diagnose-Dilemma in der digitalen Welt
Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre SEITE 156
Dunkler Dreiklang
SEITE 186 SEITE 162
Zahlenteil
Schwester Christina
SEITE 192
Freiheit ist ein großes Geschenk SEITE 163
Wenn die Seele schlapp macht
Lagebericht
Eliteprogramm für Postdocs
Aktionsprogramm Psychische Gesundheit von Jugendlichen
SEITE 15 8
SEITE 165
Netzwerk Bildungsforschung
SEITE 166
Bestätigungsvermerk
Schulbegleiter
SEITE 203
Wie Bildung funktioniert
Interview: Daniel Hentschel
SEITE 195
Anhang SEITE 202
SEITE 159
Nimm zwei
kicken & lesen
SEITE 167
Schriftenreihe
Integrationsprogramme für Geflüchtete
SEITE 209
Beim Kick macht’s klick
Selbstbewusst im Rampenlicht SEITE 170
Alles für Schöngeister Kulturangebote für Kinder und Jugendliche SEITE 172
Wie man Heimat in Worte fasst Literatursommer 2016 SEITE 174
Grundstein für einen gesunden Lebenswandel
Komm mit in das gesunde Boot SEITE 176
Gesellschaft & Kultur-Kompakt SEITE 177
Fragen, forschen und entdecken mikro makro mint SEITE 178
Interview: Frank Schweikert SEITE 179
Vernetzt in Vaihingen Sucht im Alter SEITE 180
Interview: Jo Jerg
Inklusionsbegleiter bauen Brücken
Zitatquellen SEITE 210
Impressum
95
THESEN VON MARTIN LUTHER x
# 01 // Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße etc., will er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine (stete) Buße sei. # 02 // Und kann noch mag das Wort Buße nicht vom Sakrament der Buße, das ist, von der Beichte und Genugtuung, so durch der Priester Amt geübet wird, verstanden werden. # 03 // Jedoch will er nicht allein verstanden haben die innerliche Buße; ja die innerliche Buße ist nichtig und keine Buße, wo sie nicht äußerlich allerlei Tötung des Fleisches wirket. # 04 // Währet derhalben Reue und Leid, das ist wahre Buße, so lange einer Mißfallen an sich selber hat, nämlich bis zum Eintritt aus diesem in das ewige Leben. # 05 // Der Papst will noch kann nicht irgend andere Strafe erlassen außer der, welche er nach seinem Gefallen oder laut der Canones, das ist der päpstlichen Satzungen, auferlegt hat. # 06 // Der Papst kann keine Schuld vergeben als allein sofern, daß er erkläre und bestätige, was von Gott vergeben sei, oder aber, daß er es tue in den Fällen, die er sich vorbehalten hat, und wenn dies verachtet würde, so bliebe die Schuld ganz und gar unaufgehoben. # 07 // Gott vergibt keinem die Schuld, den er nicht zugleich durchaus wohl gedemütigt dem Priester, seinem Statthalter, unterwerfe. # 08 // Canones poenitentiales, das ist, die Satzungen, wie man beichten und büßen soll, sind allein den Lebendigen aufgelegt und sollen laut derselben Satzungen den jetzt Sterbenden nicht aufgelegt werden. # 09 // Daher tut uns der heilige Geist wohl am Papst, daß der Papst allewege in seinen Dekreten ausnimmt den Artikel des Todes und die äußerste Not. # 10 // Die Priester handeln unverständig und übel, die den sterbenden Menschen Poenitentias canonica, das ist auferlegte Buße ins Fegefeuer, daselbst denselben genug zu tun, sparen und behalten. # 11 // Dieses Unkraut, daß man die Buße oder Genugtuung, so durch die Canones oder Satzungen auferlegt ist, in des Fegefeuers Buße oder Pein sollte verwandeln, ist gesäet worden, da die Bischöfe geschlafen haben. # 12 // Vor Zeiten wurden Canonicae poenae, das ist auferlegte Buße oder Genugtuung für begangene Sünden nicht nach, sondern vor der Absolution auferlegt, dabei zu prüfen, ob Reue und Leid rechtschaffen wäre. # 13 // Die Sterbenden tun durch ihren Tod oder Absterben für alles genug und sind dem Rechte der Canones oder Satzungen abgestorben und also billig von Auflegung derselben entbunden. # 14 // Unvollkommene Frömmigkeit oder Liebe des Sterbenden bringt notwendig große Furcht mit sich; ja diese ist um so größer, je geringer jene ist. # 15 // Diese Furcht und Schrecken, daß ich anderer Dinge schweige, genügt an sich selber, daß sie des Fegefeuers Pein anrichte, dieweil sie der Angst der Verzweiflung ganz nahe ist. # 16 // Hölle, Fegefeuer und Himmel scheinen also von einander verschieden zu sein wie die rechte Verzweiflung, unvollkommene Verzweiflung und Sicherheit. # 17 // Es scheint, als müsse im Fegefeuer, gleichwie die Angst an den Seelen abnimmt, also auch die Liebe an ihnen zunehmen. # 18 // Es scheint unerwiesen zu sein, weder durch Gründe noch durch die Schrift, daß sie außer dem Stande des Verdienstes oder des Zunehmens an der Liebe seien. # 19 // Es scheint auch dies unerwiesen zu sein, daß sie ihrer Seligkeit gewiß und unbekümmert seien, ob wir schon des ganz gewiß sind. # 20 // Derhalben versteht der Papst unter der vollkommenen Vergebung aller Strafen nicht, daß insgeheim alle Strafe vergeben werden, sondern nur die, so er selbst aufgelegt hat. # 21 // Daher irren die Ablaßprediger, die da sagen, daß durch des Papstes Ablaß der Mensch von aller Strafe los und selig werde. # 22 // Ja, der Papst erläßt den Seelen im Fegefeuer keine Strafe, die sie hätten in diesem Leben laut der Canones büßen und bezahlen müssen. # 23 // Wenn einem irgend eine Vergebung aller Strafe gegeben werden kann, so ist‘s gewiß, daß sie allein den Vollkommensten, das ist gar wenigen, gegeben werde. # 24 // Darum muß der größte Teil unter den Leuten betrogen werden durch die prächtige Verheißung von der bezahlten Strafe, wobei gar kein Unterschied gemacht wird. # 25 // Gleiche Gewalt, wie der Papst hat über das Fegefeuer insgemein, haben auch ein jeder Bischof und Seelsorger in seinem Bistum und seiner Pfarrei insbesondere. # 26 // Der Papst tut sehr wohl daran, daß er nicht aus Gewalt des Schlüssels (den er nicht hat), sondern durch Hilfe und fürbittweise den Seelen Vergebung schenkt. # 27 // Die predigen Menschentand, die da vorgeben, sobald der Groschen im Kasten klinge, führe die Seele von Stund an aus dem Fegefeuer. # 28 // Das ist gewiß, sobald der Groschen im Kasten klingt, daß Gewinn und Geiz kommen, zunehmen und größer werden; die Hilfe aber und Fürbitte der Kirche steht allein in Gottes Willen und Wohlgefallen. # 29 // Wer weiß auch, ob alle Seelen im Fegefeuer also wollen erlöst sein, wie es mit St. Severin und Paschalis soll zugegangen sein. # 30 // Niemand ist des gewiß, daß er wahre Reue genug habe; viel weniger kann er gewiß sein, ob er vollkommene Vergebung der Sünden bekommen habe. # 31 // Wie selten einer ist, der wahrhaftige Reue und Leid habe, so selten ist auch der, der wahrhaftig Ablaß löst, das ist, es ist gar selten einer zu finden. # 32 // Die werden samt ihren Meistern in die ewige Verdammnis fahren, die da vermeinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein. # 33 // Vor denen soll man sich sehr wohl hüten und vorsehen, die da sagen, des Papstes Ablaß sei die höchste und werteste Gottesgnade und Geschenk, dadurch der Mensch mit Gott versöhnt wird. # 34 // Denn die Ablaßgnade bezieht sich allein auf die Strafe der Genugtuung, welche von Menschen geordnet worden ist. # 35 // Die lehren unchristlich, welche vorgeben, daß die, so da Seelen aus dem Fegefeuer oder Beichtbriefe lösen wollen, keiner Reue noch Leides bedürfen. # 36 // Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung von Strafe und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbrief gehört. # 37 // Ein jeder wahrhaftige Christ, er sei lebendig oder schon gestorben, ist teilhaftig aller Güter Christi und der Kirche, aus Gottes Geschenk, auch ohne Ablaßbriefe. # 38 // Doch ist des Papstes Vergebung und Austeilung mit nichten zu verachten; denn wie ich gesagt habe, ist seine Erklärung eine Erklärung göttlicher Vergebung. # 39 // Es ist über die Maßen schwer, auch für die allgelehrtesten Theologen, zugleich den großen Reichtum des Ablasses und dagegen die wahre Reue und Leid vor dem Volke zu rühmen. # 40 // Wahre Reue und Zerknirschung sucht und liebt die Strafe, aber die Mildigkeit des Ablasses entbindet der Strafe und macht, daß man sie haßt, wenigstens bei Gelegenheit. # 41 // Vorsichtiglich soll man von dem päpstlichen Ablaß predigen, damit der gemeine Mann nicht fälschlich dafür halte, daß er den anderen Werken der Liebe vorgezogen oder besser geachtet werde. # 42 // Man soll die Christen lehren, es sei mit nichten des Papstes Meinung, daß Ablaßlösen einem Werke der Barmherzigkeit irgendwie zu vergleichen sei. # 43 // Man soll die Christen lehren, daß, wer den Armen gibt oder leiht dem Dürftigen, besser tue, als wenn er Ablaß löst. # 44 // Denn durch das Werk der Liebe wächst die Liebe und der Mensch wird besser; durch den Ablaß aber wird er nicht besser, sondern nur sicherer und freier von Strafe. # 45 // Man soll die Christen lehren, daß der, so seinen Nächsten darben sieht und dessen ungeachtet Ablaß löst, der löst nicht des Papstes Ablaß, sondern ladet auf sich Gottes Ungnade. # 46 // Man soll die Christen lehren, daß sie, wo sie nicht übrig reich sind, schuldig sind, was zur Notdurft gehört, für ihr Haus zu behalten und mit nichten für Ablaß zu verschwenden. # 47 // Man soll die Christen lehren, daß das Ablaßlösen ein frei Ding sei und nicht geboten. # 48 // Man soll die Christen lehren, daß der Papst, wie er eines andächtigen Gebetes für sich mehr bedarf, also desselben mehr begehre denn des Geldes, wenn er Ablaß austeilt. # 49 // Man soll die Christen lehren, daß des Papstes Ablaß gut sei, sofern man sein Vertrauen nicht darauf setzt, dagegen aber
31. OKTOBER 1517
nicht Schädlicheres, als wenn man dadurch Gottesfurcht verliert. # 50 // Man soll die Christen lehren, daß der Papst, wenn er wüßte der Ablaßprediger Schinderei, wollte er lieber, daß St. Peters Münster zu Pulver verbrannt würde, denn daß es mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schafe erbaut werde. # 51 // Man soll die Christen lehren, daß der Papst, wie er schuld ist, also auch willig wäre, von seinem eigenen Gold - und sollte gleich St. Peters Münster dazu verkauft werden - den Leuten auszuteilen, denen zumeist etliche Ablaßprediger das Geld abdringen. # 52 // Durch Ablaßbriefe vertrauen selig zu werden ist ein nichtig und erlogen Ding, wenn gleich der Commissarius oder der Ablaßvogt, ja der Papst selbst seine Seele wollte zu Pfande setzen. # 53 // Das sind Feinde Christi und des Papstes, die von wegen der Ablaßpredigt das Wort Gottes in andern Kirchen zu predigen ganz und gar Schweigen verbieten. # 54 // Es geschieht dem Worte Gottes unrecht, wenn man in Predigt eben so viel oder mehr Zeit aufwendet, den Ablaß zu verkündigen, als auf das Wort des Evangeliums. # 55 // Des Papstes Meinung kann nicht anders sein, als, wenn man den Ablaß (was das Geringste ist) mit Einer Glocke, Einer Prozession und Ceremonien begeht so müsse man dagegen das Evangelium (was das Höchste ist) mit hundert Glocken, hundert Prozessionen und hundert Ceremonien feiern. # 56 // Die Schätze der Kirche, davon der Papst den Ablaß austeilt, sind weder genugsam genannt noch bekannt bei der Gemeinde Christi. # 57 // Denn daß es nicht leibliche, zeitliche Güter sind, ist daher offenbar, weil viele Prediger diese nicht so leichtlich hingeben, sondern vielmehr aufsammeln. # 58 // Es sind auch nicht die Verdienste Christi und der Heiligen; denn diese wirken allezeit, ohne des Papstes Zutun, Gnade des innerlichen Menschen und Kreuz, Tod und Hölle des äußerlichen Menschen. # 59 // St. Laurenzius hat die Armen der Gemeinde genannt die Schätze der Gemeinde oder Kirche, aber er hat das Wörtlein genommen, wie es zu seiner Zeit gebräuchlich war. # 60 // Wir sagen aus gutem Grunde, ohne Vorwitz, daß dieser Schatz seien die Schlüssel der Kirche, durch das Verdienst Christi der Kirche geschenkt. # 61 // Denn es ist klar, daß zur Vergebung der Strafe und vorbehaltener Fälle allein des Papstes Gewalt genug sei. # 62 // Der rechte wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes. # 63 // Dieser Schatz ist aber billig der allerverhaßteste; denn er macht, daß die Ersten die Letzten werden. # 64 // Aber der Ablaßschatz ist billig der allerangenehmste, denn er macht aus den Letzten die Ersten. # 65 // Derhalben sind die Schätze des Evangelii Netze, mit denen man vor Zeiten die Leute des Mammons fischte. # 66 // Die Schätze des Ablasses aber sind Netze, womit man in jetziger Zeit den Mammon der Leute fischet. # 67 // Der Ablaß, den die Prediger für die größte Gnade ausrufen, ist freilich für große Gnade zu halten, insofern er großen Gewinn trägt. # 68 // Und doch ist solcher Ablaß wahrhaftig die allergeringste Gnade, wenn man ihn mit der Gnade Gottes und des Kreuzes Gottseligkeit vergleicht. # 69 // Es sind die Bischöfe und Seelsorger schuldig, die Commissarien des apostolischen Ablasses mit aller Ehrerbietung zuzulassen. # 70 // Aber vielmehr sind die schuldig, mit Augen und Ohren aufzumerken, daß diese Commissarien nicht statt päpstlichen Befehls ihre eigenen Träume predigen. # 71 // Wer wider die Wahrheit des apostolischen Ablasses redet, der sei Anathema und vermaledeit. # 72 // Wer aber wider des Ablaßpredigers mutwillige und freche Worte Sorge trägt und sich bekümmert, der sei gebenedeit. # 73 // Wie der Papst diejenigen billig mit Ungnade und Bann schlägt, die zu Nachteil des Ablaßgeschäfts irgendwie betrüglich handeln; # 74 // So viel mehr trachtet er, diejenigen mit Ungnade und Bann zu schlagen, die unter dem Vorwand des Ablasses zum Nachteil der heiligen Liebe und Wahrheit handeln. # 75 // Des Papstes Ablaß so hoch halten, daß er einen Menschen absolvieren oder von Sünden los machen könnte, wenn er gleich (unmöglicher Weise zu reden) die Mutter Gottes geschwächt hätte, ist rasend und unsinnig sein. # 76 // Dagegen sagen wir, daß des Papstes Ablaß nicht die allergeringste tägliche Sünde hinwegnehmen könnte, so viel die Schuld derselben belangt. # 77 // Daß man sagt, St. Peter, wenn er jetzt Papst wäre, vermöchte nicht größeren Ablaß zu geben, ist eine Lästerung wider St. Petrum und den Papst. # 78 // Dawider sagen wir, daß auch dieser und ein jeder Papst größeren Ablaß hat, nämlich das Evangelium, Kräfte, Gaben, gesund zu machen u.s.w. 1. Korinther 12,6,9. # 79 // Sagen, das Kreuz, mit des Papstes Wappen herrlich aufgerichtet, vermöge so viel als das Kreuz Christi, ist eine Gotteslästerung. # 80 // Die Bischöfe, Seelsorger und Theologen, die da leiden, daß man solche Reden vors Volk bringen darf, werden dafür einst Rechenschaft geben müssen. # 81 // Solche freche und unverschämte Predigt und Ruhm vom Ablaß macht, daß es selbst den Gelehrten schwer wird, des Papstes Ehre und Würde gegen die Verleumdung oder doch vor den scharfen listigen Fragen des gemeinen Mannes zu verteidigen. # 82 // Als zum Beispiel: Warum entledigt der Papst nicht alle Seelen zugleich aus dem Fegefeuer um der allerheiligsten Liebe willen und von wegen der höchsten Not der Seelen, welches doch die allerwichtigste Ursache ist, während er unzählig viel Seelen erlöst um des elenden Geldes willen für St. Petrus Münster, welches doch die geringfügigste Ursache ist? # 83 // Item: Warum bleiben die Begängnis- und Jahrzeit der Verstorbenen stehn, und warum gibt er nicht wieder oder vergönnt zurückzunehmen die Pfründen, die den Toten zu gut gestiftet sind, da es nunmehr doch unrecht ist, für die schon Erlösten zu beten? # 84 // Item: Was ist das für eine neue Heiligkeit Gottes und des Papstes, daß sie den Gottlosen und dem Feind um des Geldes willen vergönnen, eine fromme und gottgetreue Seele zu erlösen, und wollen doch nicht vielmehr um der großen Not derselben gottesfürchtigen und geliebten Seele willen sie aus Liebe umsonst erlösen? # 85 // Item: Warum werden die Satzungen von der Buße, die nun längst in ihnen selbst mit der Tat und durch ihren Nicht-Gebrauch abgetan und tot sind, noch mit Geld gelöst durch Vergönnung des Ablasses, als wären sie noch in Kraft und lebendig? # 86 // Item: Warum baut jetzt der Papst nicht lieber St. Peters Münster von seinem eigenen Gelde als vor der armen Christen Gelde, weil doch sein Vermögen sich höher erstreckt, als des reichsten Crassus Güter? # 87 // Item: Was erläßt oder teilt der Papst durch seinen Ablaß diesem mit, welche durch vollkommene Reue schon zu einer vollständigen Vergebung und Ablaß berechtigt sind? # 88 // Item: Was könnte der Kirche Besseres widerfahren, als wenn der Papst, wie er‘s jetzt nur einmal tut, also hundertmal im Tage jedem Gläubigen diese Vergebung und Ablaß schenkte? # 89 // Wenn der Papst der Seelen Seligkeit mehr durch Ablaß denn durchs Geld sucht, warum hebt er denn vormals gegebene Ablaßbriefe auf und erklärt sie außer Kraft, so sie doch gleich kräftig sind? # 90 // Diese sehr spitzigen Fragen der Laien bloß mit Gewalt dämpfen und nicht durch angezeigten Grund und Ursach auflösen wollen, heißt die Kirche und den Papst den Feinden zum Spott und die Christen unselig machen. # 91 // Darum, wenn der Ablaß nach des Papstes Sinn und Meinung gepredigt würde, wären diese Einreden leichtlich zu verantworten, ja sie wären nie vorgefallen. # 92 // Mögen daher alle Propheten hinfahren, die da sagen zu der Gemeinde Christi: Friede, Friede! und ist doch kein Friede (Hes. 13,10,16.) # 93 // Aber wohl alle den Propheten, die da sagen zu der Gemeinde Christi: Kreuz, Kreuz! und ist doch kein Kreuz. # 94 // Man soll die Christen ermahnen, daß sie Christo, ihrem Haupte, durch Kreuz, Tor und Hölle nachzufolgen sich befleißigen. # 95 // Und also mehr durch viel Trübsal als durch falschen Frieden ins Himmelreich einzugehen sich getrösten. Quelle: Gutenberg Projekt
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FREIHEIT !
DER GEGENWART
FREIHEIT !
006
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
WENN ALLES GEHT UND ALLES MÖGLICH IST, WAS BLEIBT?
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# POST FAKTISCH
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DIE GEDANKEN SIND FREI
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DIE GESCHICHTE LEHRT DIE MENSCHEN,
DASS DIE GESCHICHTE NICHTS DIE MENSCHEN LEHRT!
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Make our planet great again
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my home my castle IS IS
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e N Oh ScHiEd R e T Un T h C MA HhEiT C i e Gl N SpASs. E n i kE
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iNFORMATiON iST DIE WÄHRUNG DER DEMOKRATiE
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IN THE FUTURE EVERYONE WILL BE WORLD-FAMOUS FOR 15 MINUTES
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WiSSEN iST MACHT.
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GLAUBEN IST NICHT WISSEN.
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CONTENT G N I IS K
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DAS
INTERNET IST NUR EIN HYPE
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HALLO STAAT ICH BLEIB PRIVAT
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kein Schwein ruft mich an
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MUT iST NiCHT DIE ABWESENHEiT VON FURCHT, SONDERN DER SiEG DARÜBER.
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ALLES IST UNMÖGLICH BIS ES JEMAND TUT
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Hass ist krass. Liebe ist krasser.
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ICH BIN SCHWUL UND DAS IST AUCH GUT SO
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Je höher die b ätze Desto. Kürzer. Die. Hauptsätze.
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llein essen ist wie allein terben
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ICH HAB HIER BLOSS EIN AMT UND KEINE MEINUNG
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IE S N N EN, WE B A H T O R B IE S N I N E E K OLL S N N HEN C DA U K DOCH SEN! ES
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MIT LEER EM T K C I N F P O K ES S I C H LEICHTER.
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DASS DiESE FURCHT ZU iRREN SCHON DER iRRTUM T S i T S SELB
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FREIHEIT !
WIR SIND VOLLER I-N-F-O-R -M-AT-I-O-N-E-N, ABER OHNE ERKENNTNIS
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DIE GERADE LINIE IST GOTTLOS.
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SITZEN
IST DAS NEUE RAUCHEN.
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DER T G GEHÖRT DIR!
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DER BESTE WEG
D I E ZUKUNFT (VORAUS) (ZU) (SAGEN) (,) (IST) (,) (SIE) ZU GESTALTEN.
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SCHAFFE SCHAFFE
H Ä USLE BAUE
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DAVON GEHT T L E W DIE NICHT UNTER.
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ZURÜCK ZUR NATUR
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TREND WENDE TRENN WÄNDE
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FÜR
STATT
e = 2 mc
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ICH HABE HEUTE LEIDER KEIN FOTO FÜR DICH.
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ALTER VO R SCHÖNHEIT
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T S G N A E N I E K N R E N N Ä M R VO N E T R Ä B T I M
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TOLER ANZ
W I R D Z U M V E R B R E C H E N W E N N S I E D E M
B Ö S E N G
I
L
T
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Die Realität ist nur die Zwangsjacke deiner Fantasie.
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Willen braucht man. Und Zigaretten.
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ZUR DEMOKRATIE GEHÖRT, DASS MAN NICHT JEDEN INTERESSENSHAUFEN ZUM VOLK ERKLÄRT
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Wir schaffen DAS
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ICH K ANN WEIL ICH WILL WAS ICH MUSS
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MENSCHEN WERDEN NICHT GEBOREN, SONDERN GEBILDET
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DIE GESELLSCHAFT KANN NICHT BESSER SEIN ALS DIE SUMME IHRER BÜRGER.
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LEBEN UND LEBEN N E S S A L
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Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.
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Probier’s mal mit Gemütlichkeit
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WER EINE JOGGINGHOSE TRÄGT, HAT DIE KONTROLLE ÜBER SEIN LEBEN VERLOREN.
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X E S ELLS S
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N E G E G S E L L A
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DAS GESETZ ÄNDERT SICH, DAS GEWISSEN NICHT.
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R E N Ö Ö Ö D SCHÖÖÖN ER MACHT
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ENTSCHEiDEND iST WAS HiNTEN RAUSKOMMT
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ICH HABE FERTIG
Wir sichern und stärken die Zukunftsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg mit Ideen und Investitionen in Wirtschaft und Wissenschaft. Wir engagieren uns für eine lebendige Bürger gesellschaft und fördern soziale und kulturelle Teilhabe und Nachhaltigkeit. Wir stiften Zukunft.
Haltung UNSER AUFTRAG
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Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
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Artikel 4.1
GRUNDGESETZ DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Die Gedanken sind frei wer kann sie erraten sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen kein Jäger erschießen mit Pulver und Blei: Die Gedanken sind frei Ich denke, was ich will und was mich beglücket, doch alles in der Still’ und wie es sich schicket. Mein Wunsch, mein Begehren kann niemand verwehren, es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei Und sperrt man mich ein in finstere Kerker das alles sind rein vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei: die Gedanken sind frei
DIE GEDANKEN SIND FREI CHRISTOPH DAHL „Zwei der schönsten deutschen Lieder haben mit Freiheit zu tun. Den beliebten Feuerzeug-Schwenke-Song von Marius Müller Westernhagen zähle ich nicht dazu. Sondern Lieder, die Ende des 18. Jahrhunderts, bzw. Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, in Sammlungen aufgenommen bzw. veröffentlicht wurden. Beide stammen aus einer Zeit der Unterdrückung durch absolutistische Herrscher und sind mit dem Wunsch nach physischer, geistiger und politischer Freiheit bei staatlicher Einheit verbunden. Und beide haben mit dem Hochschullehrer und Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben zu tun. Ich meine ‚Die Gedanken sind frei‘ und ‚Das Lied der Deutschen‘, dessen dritte Strophe unsere National hymne ist. // Welche ‚Macht‘ und welchen Einfluss positiv – bisweilen aber auch missbräuchlich negativ – Musik, insbesondere auch mit Texten verbundene Lieder haben, weiß nicht nur Jan Böhmermann. Er sang das ‚Gedankenlied‘ für den inhaftierten Deniz Yücel. // Da jede und jeder unsere Nationalhymne mit der wunderbaren Melodie von Joseph Haydn kennt, sollen hier drei Verse von ‚Die Gedanken sind frei‘ abgedruckt werden. Wichtig ist dabei selbstverständlich, dass die Freiheit der Gedanken einhergehen muss mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung in Wort, Schrift und Bild.“
BERICHTE
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BERICHT DES GESCHÄFTSFÜHRERS Das Jahr 2016 hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig unsere demokratischen Werte und der gesellschaftliche Zusammenhalt sind. Flucht, Terror und politische Umbrüche haben einige dazu bewegt, Populisten und Nationalisten Glauben zu schenken. Andere hingegen haben diese Themen dazu gebracht, sich für die Demokratie und ein vereintes Europa einzusetzen. Vor allem die Flüchtlingskrise hat eindrücklich gezeigt, dass eine funktionierende Bürgerschaft vom freiwilligen Engagement und der Solidarität und Fürsorge einzelner Bürger lebt. Dieses Engagement stärken wir mit unseren Aktivitäten, wie z.B. einem neu gestarteten Programm für mehr Demokratiebewusstsein bei Jugendlichen oder einer Podiumsdiskussion zum Thema „Über den Umgang mit Populisten“. Mit Blick auf die wachsende Vielfalt in der Bevölkerung ist es weiterhin ein wichtiges Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung, allen Menschen im Land Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Deshalb haben wir im Bereich Gesellschaft & Kultur Integrationsprogramme wie „Willkommen in Baden-Württemberg“ weitergeführt und erfolgreiche Programme wie „Vielfalt gefällt! Orte des Miteinanders“ neu aufgelegt. Beide tragen dazu bei, dass Kinder und Erwachsene in ihrer Heimat Baden-Württemberg Fuß fassen können und Partizipation hautnah erfahren. „Heimat“ und „Identität“ spielten auch beim Literatursommer 2016 eine wichtige Rolle. Unter dem Motto „HERKUNFT – ANKUNFT – ZUKUNFT“ fanden von Mai bis Oktober mehr als 200 Literaturveranstaltungen im ganzen Land statt, die alle Generationen und Kulturen gleichermaßen begeisterten und auf großes Interesse stießen. Die erfolgreiche Zukunft eines Landes ist zu einem großen Teil auch mit einer guten Bildung und Ausbildung verbunden. Unsere Programme im Bildungsbereich zielen darauf ab, gleiche Chancen zu ermöglichen und interkulturelle und internationale Kompetenzen zu vermitteln. Daher haben wir im letzten Jahr die Netzwerkarbeit im Baden-Württemberg-STIPENDIUM verstärkt und das Modellprogramm
„Stipendienprogramm berufliche Anerkennung“ eingeführt. Durch die Vergabe von Stipendien werden einzelne Personen darin unterstützt, eine Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Berufs- und Studienabschlüsse zu erhalten. Damit legen wir den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Zukunft in Baden-Württemberg. Im Bereich Wissenschaft und Forschung konnten wir weiterhin wichtige Akzente setzen und neue, wegweisende Forschungsprogramme starten. Im Oktober veröffentlichten wir die Publikation „100! Was die Wissenschaft vom Altern weiß“ mit neuesten Erkenntnissen aus der Stammzell- und Demenzforschung. Unter dem Motto „Alt werden und dabei jung bleiben“ diskutierten Wissenschaftler aus den verschiedenen Disziplinen der Alternsforschung bei einer begleitenden Podiumsdiskussion über spannende Aspekte des Älterwerdens. Gerade im Forschungsbereich ist die Nachwuchsförderung für uns ein wichtiges Thema. Um die Attraktivität für die MINT-Disziplinen zu erhöhen, haben wir im vergangenen Jahr bewährte Programme weitergeführt und neue Initiativen umgesetzt. Die Baden-Württemberg Stiftung präsentierte ihr DISCOVER INDUSTRY-Mobil auf der Messe „European MINT Convention“ und stellte die Aktivitäten zur Förderung des naturwissenschaftlichen und technischen Nachwuchses einer breiten Öffentlichkeit vor. Ein ganz besonderes Highlight fand in den Pfingstferien statt: Im Rahmen des Programms „mikro makro mint“ experimentierten Schülerteams auf dem Forschungs- und Medienschiff Aldebaran und erhielten Einblicke in die Gewässerforschung am Bodensee. Außerdem starteten neue und stark nachgefragte Forschungsprogramme zu den Themen „IKT-Sicherheit“, „Industrie 4.0“ und „Photonik, Mikroelektronik, Informationstechnik“. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung sowie unseren Partnern, die uns auch im Jahr 2016 mit großem Engagement unterstützt haben, für die hervorragende Arbeit. Lassen Sie uns weiter gemeinsam für die Zukunft in unserem toleranten und friedlichen Land arbeiten!
Christoph Dahl
Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung
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BERICHTE
BERICHT DES GESCHÄFTSFÜHRERS IM VERMÖGENSBEREICH Die Vermögensverwaltung der Baden-Württemberg Stiftung blickt auf ein ereignis- und erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Unsere Ertragserwartungen konnten nicht nur erfüllt, sondern sogar leicht übertroffen werden. Dies verdanken wir den strategischen Entscheidungen in den Vorjahren sowie unseren taktischen Maßnahmen, vor allem im Bereich der Finanzanlagen. Das Jahr 2016 endet im Bereich der Vermögensverwaltung mit einem Ergebnis von 61,6 Mio. Euro. Dies entspricht einer Eigenkapitalrendite von beachtlichen 2,9%. Damit liegt die Eigenkapitalrendite deutlich über den aktuellen Kapitalmarktzinsen. Unsere Finanzanlagen trugen mit einem Ergebnis von 43,6 Mio. Euro zum Gesamtergebnis bei. Vereinnahmt wurden die Dividende der Südwestdeutschen Salzwerke AG und die Ausschüttungen aus unseren Investmentfonds. Positiv haben sich allerdings auch einmalige Sondereffekte ausgewirkt, wie die Auflösung einer Rückstellung im Beteiligungsbereich. Wegen der im vorangegangenen Geschäftjahr vorgezogenen Ausschüttungen aus den Investmentfonds werden für das Geschäftsjahr 2016 wie geplant deutlich weniger Erträge ausgewiesen als im Vorjahr. Die Entwicklung der Finanzmärkte im Jahr 2016 hat diese Entscheidung dabei mehr als bestätigt. Auch das Ergebnis unseres Grundstücksbereichs in Höhe von 15,1 Mio. Euro wurde durch einmalige Sondereffekte positiv beeinflusst. Im Vergleich zum Vorjahr (13,1 Mio. Euro) liegt das laufende Ergebnis mit 13,5 Mio. Euro aber dennoch um mehr als 3% über dem Vorjahreswert.
Zusammen mit den Investmentvermögen und dem Beteiligungsbereich gehört der Grundstücksbereich zum strategischen Langfristportfolio der Baden-Württemberg Stiftung. Zentrum der Unternehmensfinanzierung ist das geschäftsbereichsübergreifende Cash-Management. Hier werden nicht nur kurz- und mittelfristige Geldanlagen getätigt sowie die gesamten Liquiditätsströme aller Geschäftsbereiche koordiniert, sondern auch die strategischen und taktischen Entscheidungen in Bezug auf die langfristigen Kapitalanlagen und Investitionen getroffen. Trotz weiter gefallener Zinsen trug dieser Geschäftsbereich noch mit 2,9 Mio. Euro (Vorjahr mit 3,4 Mio. Euro) zum Gesamtergebnis bei. Dies entspricht einer Verzinsung der vorgehaltenen liquiden Mittel von fast 1%. Während viele Anleger mit dem negativen Zinsumfeld kämpfen, ist es uns im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut gelungen, auch in diesem Segment ein respektables Ergebnis zu erzielen, ohne dabei die Risiken zu erhöhen.
Ergebnisbeitrag nach Kosten (in Mio. EUR)
Anteil am Gesamtergebnis (in %)
Investmentfonds
13,9
22,6
Grundstücksbereich
13,5
21,9
Beteiligungen
7,3
11,9
Cash-Management
2,9
4,7
Sondereffekte
24,0
38,9
Vermögensbereich gesamt
61,6
100,0%
Segmente
Stuttgart, im Mai 2017
Walter Leibold
Stellvertretender Geschäftsführer
STRATEGIE
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ENGAGEMENT FÜR ZUKUNFT UND HEIMAT Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich dafür ein, dass der Südwesten auch zukünftigen Generationen eine lebenswerte Heimat mit optimalen Zukunftschancen bietet.
Konzentration auf das Wesentliche
Der Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung ist es, die Zukunftsfähigkeit des Landes zu stärken und zu sichern. Das unterscheidet sie von allen anderen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft der Bürgerinnen und Bürger. Doch was macht ein Land eigentlich zukunftsfähig? Die Baden-Württemberg Stiftung konzentriert sich auf entscheidende Faktoren: wirtschaftlichen Wohlstand, ökologische Modernisierung, eine lebendige Bürgergesellschaft sowie soziale und kulturelle Teilhabe. Damit jetzige und künftige Generationen im Land all dies vorfinden, engagiert sich die Baden-Württemberg Stiftung auf drei Kerngebieten: Forschung, um Innovationen in Schlüsselbereichen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben, Bildung, um den Fachkräftebedarf zu sichern und gleiche Bildungschancen zu ermöglichen sowie interkulturelle und internationale Kompetenzen zu vermitteln, sowie Gesellschaft und Kultur, um die Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung zu stärken, soziale Kohäsion und Teilhabe zu schaffen und Innovationen in Kunst und Kultur zu fördern. Für alle Aktivitäten der Stiftung gilt, dass sie die Anforderungen der Nachhaltigkeit erfüllen.
Dreifach positive Wirkung
Das Drei-Säulen-Modell hat sich über die Jahre hinweg bewährt, besitzt es doch eine dreifach positive Wirkung: Erstens wird eine thematische Breite bedient, die von früh-
kindlicher Bildung bis zur Stärkung des Ehrenamts reicht. Zweitens wirkt die Baden-Württemberg Stiftung – etwa mit Programmen der Spitzenforschung – in die Tiefe. Drittens wird durch die kluge Vernetzung einzelner Projekte die Wirkungskraft noch gesteigert. Mit dieser Herangehensweise stellt sich die Baden-Württemberg Stiftung zentralen Herausforderungen und bleibt dennoch flexibel genug, um Trends aufzuspüren und auf sie zu reagieren. Als operativ agierende Einrichtung beschränkt sich die Baden-Württemberg Stiftung nicht darauf, bestehende Projekte finanziell zu fördern, sondern initiiert eigene Programme. Die einzelnen Schwerpunkte sind dabei vielfältig und reichen von Klimawandel, Lebenswissenschaften und Gesundheit über die frühkindliche Bildung bis hin zu bürgerschaftlichem und kulturellem Engagement. Der übergreifende Fokus liegt dabei auf praxisorientierter Forschung zur Begleitung des ökologischen, gesellschaftlichen und demografischen Wandels sowie auf gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten, Werten, Einstellungen und Bildung.
Expertise zur Qualitätssicherung
Ein strenger Kriterienkatalog garantiert bei der Entwicklung neuer Konzepte stets Exzellenz: Die Programme der Baden-Württemberg Stiftung sollen unter anderem innovativ, neuartig und qualitativ hochwertig sein, beispielhafte Lösungsansätze hervorbringen, durch Alltagstauglichkeit und Übertragbarkeit überzeugen sowie einen klaren Bezug zu Baden-Württemberg haben.
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STRATEGIE
SICHERUNG UND STÄRKUNG DER ZUKUNFTSFÄHIGKEIT DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG Wirtschaftlicher Wohlstand und ökologische Modernisierung, lebendige Bürgergesellschaft, soziale und kulturelle Teilhabe, Nachhaltigkeit.
FORSCHUNG
BILDUNG
GESELLSCHAFT & KULTUR
Qualitätssicherung durch externe fachliche Expertise
Aufsichtsrat beraten und begleiten
Förderkriterien Innovation und Neuartigkeit / Qualität und Profilierung / Gender Mainstreaming Beispielhafte Lösungsansätze / Vernetztes Denken / Alltagstauglichkeit und Übertragbarkeit Nachhaltigkeit / Baden-Württemberg-Bezug
STRATEGIE
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Konzeptentwicklung Am Anfang jeder neuen Programmlinie und jedes Projekts steht ein von der Baden-Württemberg Stiftung entwickeltes Konzept. Die neuen und auch weiterzuführenden Programme und Projekte werden auf Vorschlag des Geschäftsführers vom Aufsichtsrat beschlossen und gemäß den Verfahrensrichtlinien mit einem finanziellen Budget ausgestattet.
DEFINIERTER PROJEKTABLAUF
KONZEPTE ENTW I CKELN
PROJEKTE I N I T II EREN
PROJEKTE BEGLEI TEN
PROJEKTE EVALU I EREN
PROJEKTE DOKUMENT I EREN
TRANSPARENTES VERFAHREN Ausschreibung und Entscheidungsfindung Im Rahmen der Programmlinien werden in der Regel landesweit Ausschreibungen veröffentlicht und einem geeigneten Teilnehmerkreis zugänglich gemacht. Fachlich kompetente und unabhängige Gutachterinnen und Gutachter aus dem In- und Ausland beraten die Baden-Württemberg Stiftung bei der Entscheidungsfindung.
Durchführung, Begleitung und Dokumentation Alle Programme und Projekte werden von Beginn der Durchführungsphase an durch Experten wissenschaftlich begleitet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nicht nur von den unterstützten Partnern zur Weiterentwicklung ihrer Ziele genutzt, sondern auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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REPORT
AKTIVITÄTEN
G C A T
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INTRO
FORSCHUNG Innovative Forschung ist ein Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen unserer Zeit. Wir investieren in die Entwicklung zukunftsfähiger Ideen, Technologien und Produkte. Im Fokus stehen dabei gesellschaftlich, wirtschaftlich und ökologisch bedeutsame Themen. Dies sichert auch kommenden Generationen Wohlstand und Arbeitsplätze und bietet Firmen optimale Voraussetzungen im globalen Wettbewerb.
Profil BEREICH FORSCHUNG
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Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
FREIHEIT !
Artikel 4.1
GRUNDGESETZ DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Der Physiker Dr. Simon Thiele leitet die Forschungsgruppe Poröse Materialien am Institut für Mikrosystem- technik (IMTEK) der Universität Freiburg. Erfahren Sie mehr über das Projekt aus dem Programm Cleantech S. 130
FREIHEIT BEDEUTET AUCH FORSCHUNGS- FREIHEIT SIMON THIELE „Für mich ist der wichtigste Teil der Forschungsfreiheit die freie Wahl des Forschungsthemas. Allerdings kann man an komplexen technischen Systemen nur beforschen, wofür man auch die notwendigen Mittel hat. Forschungsförderprogramme wie die der Baden-Württemberg Stiftung sind trotz ihres definierten Themenbereiches so offen, dass ich auf meinem Gebiet die Freiheit habe, das zu erforschen, was mich fasziniert: Wege zur Bewältigung der Energiewende – eine der wichtigsten Herausforderungen, denen wir uns aktuell und in naher Zukunft stellen müssen.“
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FOR SCH UNG ALTER N
HUNDERT UND HAPPY In der Publikation „100! Was die Wissenschaft vom Altern weiß“ informieren 17 Wissenschaftler über den neuesten Stand der Alternsforschung, und fünf Hundertjährige geben Auskunft zu ihren Lebensumständen.
Käthe Hauser (links), Fritz Klumpp (mitte) und Irmgard Daser (rechts) sind zusammen über 300 Jahre alt.
Eine Jugend in armen Verhältnissen. Schmerzvolle Erlebnisse und schauderhafte Bilder während der Kriegszeit. Ein Verlobter, der gleich nach dem Heiratsversprechen an die Kriegsfront musste – und nicht wieder zurückkehrte. Flucht, Hunger und Entbehrung: Viele Episoden, die Margarete Erben, Käthe Hauser, Fritz Klumpp, Luzia Ottilia Heckner und Diakonisse Irmgard Daser aus ihren langen Leben berichten, sind alles andere als rosig. Die Erfahrungen haben dunkle Schatten auf die Seele der fünf Senioren gelegt und sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben. Allerdings: Den Lebensmut hat sich keiner der fünf bemerkenswerten Menschen davon rauben lassen. Die Erzählungen der fünf Hundertjährigen sind geprägt von Dankbarkeit, Freude und einer herzlichen Beziehung zu anderen Menschen. Sie haben eine erfrischend positive Ausstrahlung. Das macht sie zur besonderen Würze eines Buches, das die Baden-Württemberg Stiftung 2016 herausge-
geben hat. „100! Was die Wissenschaft vom Altern weiß“ wird durch die Protokolle der Gespräche mit den fünf Menschen, die das 100. Lebensjahr überschritten haben, zu einem Zeugnis dafür, wie man sehr alt werden und sich dennoch eine beneidenswerte „Frische“ bewahren kann. Es scheint, dass beides miteinander zu tun hat: eine offene und gelassene Einstellung zum Leben und das Erreichen eines biblischen Alters. Wichtig ist offenbar auch das Gefühl, von Freunden oder Familienmitgliedern gebraucht zu werden. Es gibt zwar keine „Pille gegen das Altern“ – das macht das Buch deutlich. Doch es gibt Möglichkeiten, die es erleichtern, die Veränderungen, die das Alter mit sich bringt, anzunehmen und wertzuschätzen. Denn aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass damit auch Vorteile gegenüber der Jugend erwachsen: Der Geist wird reifer, der Schatz an Erfahrungen wächst und erleichtert es, gute Entscheidungen zu treffen.
Was die Wissenschaftler heute über das Altern, seine biologischen Wurzeln und Effekte sowie über den richtigen Umgang damit wissen, vermittelt das Buch in 17 Themenbeiträgen, allesamt geschrieben von renommierten Forschern und anerkannten Experten auf ihrem Fachgebiet. In informativen und verständlichen Aufsätzen, die etliche unterschiedliche Facetten des Alterns beleuchten, machen die Autoren deutlich: Das Altern ist ein körperlicher Prozess, der sich nicht aufhalten lässt. Etliche komplizierte Vorgänge im Mikrokosmos von Zellen, Genen und Molekülen tragen dazu bei. Zellen verlieren ihre Funktionsfähigkeit, sterben ab oder kommunizieren nicht mehr miteinander, das Erbgut wird instabil, Chromosomen schrumpfen, und lebenswichtige Proteine stehen nicht mehr in ausreichender Menge bereit. An all diesen biologischen Stellgliedern, die zum Altern beitragen, setzen die Forscher
forschung ALTER N
an – auch in vielen Projekten der Baden-Württemberg Stiftung. Die Wissenschaftler haben die Hoffnung, den körperlichen Verfall, wenn schon nicht aufhalten, so doch bremsen zu können – und vor allem: Sie wollen neuartige Ansatzpunkte finden, um alterstypische Krankheiten zu therapieren. Auf diesem Weg können die Forscher bereits viele wichtige Erfolge vorweisen – etwa bei der Transplantation von Stammzellen, um Erkrankungen wie Leukämie mit körpereigenen Waffen zu bekämpfen und verlorengegangenes lebenswichtiges Gewebe neu zu schaffen. Auf anderen Feldern dagegen haben die Forscher noch viele offene Fragen
Margarete Erben (oben) Luzia Ottilia (unten) erzählen aus ihrem Leben.
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DAS THEMA ALTERN AUF DER BÜHNE Zur Veröffentlichung des Buches lud die Stiftung am 16. Oktober 2016 zu einer Podiumsdiskussion mit Experten zum Thema Altern in den Stuttgarter Hospitalhof ein. Rund 100 Gäste folgten dem Angebot und konnten ein spannendes Gespräch von drei Forschern verschiedener Fachdisziplinen aus Baden-Württemberg verfolgen. Prof. Konrad Beyreuther, Direktor des Netzwerks Alternsforschung der Universität Heidelberg, verwies auf den Zusammenhang von genetischer Veranlagung und Alzheimer-Erkrankung und gab den Zuhörern etliche praktische Tipps, wie sie dem Abbau von Hirnzellen entgegenwirken können, etwa viel sportliche Bewegung und Power training für die Muskulatur. Prof. Hartmut Geiger, Direktor des Instituts für Molekulare Medizin der Universität Ulm, erläuterte unter anderem seine These, dass Menschen grundsätzlich nicht älter werden können als etwa 120 Jahre – auch bei weiteren medizinischen Fortschritten. Prof. Hans-Werner Wahl, der das Psychologische Institut der Universität Heidelberg leitet, betonte die Bedeutung einer positiven Lebenseinstellung für das Wohlbefinden – auch bei einer beeinträchtigten Gesundheit im Alter. Der Alterungsprozess beginne bereits mit Ende 20, meinte Wahl, doch er laufe zunächst so langsam ab, dass man die Chance habe, die Folgen gut zu verarbeiten.
Mehr Infos unter:
www.bwstiftung.de/altern
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forschung MIN T-ENG AGE MEN T
MIT MINT AUF DEM PODIUM Absolventen in Mathematik, Informatik, Technik oder Natur- wissenschaften sind gefragt. Wie sich der Bedarf an diesen für die Wirtschaft im Land wichtigen Fachleuten besser decken lässt, beleuchtete ein internationaler Kongress in Stuttgart.
Der EU-Kommissar Günther Oettinger spricht auf der MINTcon.
Jeder dritte Beschäftigte in Baden-Württemberg arbeitet für den Export, dessen Volumen sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt hat. Mit einem jährlichen Erlös durch Ausfuhren von umgerechnet etwa 17.000 Euro pro Kopf liegt das Land weit über dem deutschen Durchschnitt. Die statistischen Daten des Stuttgarter Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sprechen eine deutliche Sprache: Baden-Württemberg profitiert enorm vom Handel mit Partnern jenseits der Landesgrenzen. Doch der Erfolg der Wirtschaft im Südwesten beim Export ist kein Selbstläufer. Er basiert auf dem Einsatz und der Kompetenz vieler gut ausgebildeter Fachkräfte – allen voran Experten aus dem sogenannten MINT-Bereich: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Sie sorgen
stetig für eine Vielzahl neuer Ideen, Konzepte und Innovationen – unter anderem in Unternehmen aus dem Fahrzeug- und Maschinenbau, der Elektrotechnik, Chemie und Pharmazie. Diese Branchen erwirtschaften zusammen rund 70 Prozent der Exporterlöse im Südwesten. Doch viele Betriebe suchen händeringend nach talentiertem Nachwuchs, der jedoch immer schwerer zu finden ist. Daher setzt sich die Baden-Württemberg Stiftung seit ihrer Gründung dafür ein, junge Menschen für MINT-Fächer zu begeistern. Wichtige und erfolgreiche Bausteine dabei sind das Programm mikro makro mint für kreative junge Forscherteams im Teenageralter, der renommierte Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg sowie Coaching4Future – eine Initiative, die Schüler bei der Berufswahl
informiert und unterstützt und Kontakte zwischen jugendlichen Bewerbern und Unternehmen oder Hochschulen fördert. Mit der European MINT Convention (MINTcon) im September 2016 erklomm das Engagement ein neues, internationales Niveau. Die Veranstaltung, die die Baden-Württemberg Stiftung gemeinsam mit der Bundesinitiative „MINT Zukunft schaffen“ und dem Land Baden-Württemberg an der Landesmesse organisiert hat, stand unter dem Motto „MINT Kompetenzen im digitalen Wandel. Konzepte und Strategien für die Fachkräfte von morgen“. Neben einer Karriere- und Kontaktmesse bot sie den Besuchern Vorträge von hochkarätigen Experten aus dem In- und Ausland, die über ihre Entwürfe und Erfahrungen in der MINT-Förderung berichten. Keynote Speaker war EU-Kommissar Günther H. Oettinger.
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forschung COACHING 4F U T URE
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TRUCK STOP IN DER MINT-GALAXIE Mit dem Programm Coaching4Future will die Baden- Württemberg Stiftung junge Menschen für Berufe und Studienfächer aus dem MINT-Bereich begeistern. Dazu arbeitet sie mit starken Partnern zusammen.
Es ist eine ebenso wichtige wie schwierige Frage, die Mädchen und Jungen zum Ende ihrer Schulzeit beantworten müssen: „Was will ich werden, und wie soll mein beruflicher Lebensweg aussehen?“ Dass sich dabei zu wenige junge Menschen für ein Studium oder eine Lehre im MINT-Bereiche entscheiden, beklagt die Wirtschaft seit vielen Jahren. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. Da Studienfächer und Ausbildungsberufe aus diesen Disziplinen bei vielen Jugendlichen nicht en vogue sind, wird es in etlichen Unternehmen in naher Zukunft an dringend benötigten Fachkräften mangeln – ein Problem, das sich mit dem demografischen Wandel noch verschärfen könnte. Mit dem Bildungsnetzwerk Coaching4Future setzt sich die Baden-Württemberg Stiftung bereits seit 2008 dafür ein, Schüler dazu anzuregen, sich bewusst mit MINT-Berufen zu beschäftigen. Denn häufig, so die Erfahrung,
liegt es an lückenhaftem Wissen oder einer falschen Vorstellung von den möglichen Arbeitsfeldern, dass MINT-Fächer bei der Berufswahl außen vor bleiben. Zentraler Bestandteil von Coaching4Future sind Coaches: junge Ingenieure, Mathematiker, Naturwissenschaftler oder IT-Spezialisten, die Schulklassen besuchen und über ihre Erfahrungen im Job berichten. Das zeigt den Jugendlichen, dass die Berufe viele spannende und alltagsnahe Tätigkeiten zu bieten haben – und nicht nur abstraktes Zahlenwerk. Auch auf den Online-Seiten des Bildungsnetzwerks finden Schüler, Lehrer, Hochschulen und Unternehmen Infos zu Studiengängen und Lehrberufen und können sich über eine Kontaktbörse gleich mit Anbietern oder Interessenten austauschen. Lehrer haben zudem die Möglichkeit, kostenlos gut aufbereitetes Material für den Unterricht über MINT-Themen herunterzuladen.
Besonders große Begeisterung bei jungen Leuten weckt der Discover Industry Truck. In dem über 16 Meter langen 40-Tonner können Schüler hautnah erleben, wie moderne industrielle Produktion funktioniert. Dazu bietet der Truck im Erdgeschoss eindrucksvolle Exponate und Experimente zum Mitmachen und im ersten Stock einen Seminarraum für Workshops und Vorträge. Er tourt durchs Land und machte 2016 unter anderem beim EduAction Bildungsgipfel Rhein-Neckar in Mannheim, beim Thementag Industrie 4.0 in Denkendorf und bei der Zukunftsakademie Heidenheim Station. Seit 2012 beteiligt sich auch die Bundesagentur für Arbeit an Coaching4Future, 2014 kam als Dritter im Bund der Arbeitgeberverband Südwestmetall hinzu. Die Bundesagentur trägt die Hälfte der Kosten für die A ktivitäten, Arbeitgeber verband und Baden-Württemberg Stiftung steuern je ein Viertel dazu bei.
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KOMPAKT
NEUROROBOTIK
TECHNIK, DIE AN DIE NERVEN GEHT Im Mai 2016 begann die Ausschreibung für das neue Forschungsprogramm Neurorobotik. Im Fokus stehen neue interdisziplinäre Methoden, Konzepte und Technologien an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften, Informatik und Robotik. Nicht zuletzt enorme Fortschritte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren haben ein großes Interesse an der Forschung in diesem Bereich entfacht. Denn die Neurorobotik eröffnet ein breites Spektrum an vielversprechenden Perspektiven für Anwendungen in Medizin und Industrie. So könnten sich Roboter oder Prothesen durch eine Verbindung zum Gehirn künftig per Gedankenkraft steuern lassen. Zudem lassen sich in der Neurorobotik Verfahren entwickeln, die es Maschinen ermöglichen, neue Fähigkeiten oder Verhaltensmuster eigenständig zu erlernen. Dabei stehen biologische Vorbilder wie vernetzte Systeme von Nervenzellen Pate. Ein weiteres Ziel des neuen Programms ist es, grundlegende neuronale Algorithmen zu erforschen, die innovative Einsatzpotenziale erschließen. Nach der Begutachtung der 20 eingereichten Forschungsanträge, hat die Stiftung eine Finanzierung für neun Projekte bewilligt. Dafür stellt sie bis zum Frühjahr 2020 insgesamt 3,6 Millionen Euro bereit.
HIGH PERFORMANCE COMPUTING
RÜCKENWIND MIT RECHENPOWER Mit Modellierung und Simulation sowie High Performance Computing hat die Stiftung bereits zwei sehr erfolgreiche Forschungsprogramme zu Anwendungen sehr leistungsfähiger Rechnersysteme und Software-Tools zum Abschluss gebracht. Dieser Schwung soll mit dem 2016 gestarteten Folgeprogramm High Performance Computing II weiter genutzt werden. Computer mit hoher Leistung und großer Speicherkapazität gewinnen in vielen Bereichen der Wissenschaft immer mehr an Bedeutung – etwa bei der Entwicklung neuer Materialien oder in der Forschung an zukunftsfähigen Energiesystemen. Auch für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft ist High Performance Computing (HPC) ein entscheidender Faktor – zum Beispiel für forschungsstarke Branchen wie Automobil- und Flugzeugbau, Elektrotechnik und Pharmazeutische Indus trie. HPC ermöglicht es Wissenschaftlern und Unterneh mensforschern, immense Datenmengen zu bewältigen und so selbst sehr komplexe Systeme zu berechnen, zu modellieren und zu simulieren. Das neue interdisziplinäre Forschungsprogramm der Baden-Württemberg Stiftung soll dazu beitragen, die im Land verfügbaren Kapazitäten an Hochleistungsrechnern optimal zu nutzen, um den größtmöglichen Ertrag an nutzbaren Ergebnissen daraus zu schöpfen. Ein Ziel ist es auch, die dafür nötigen Werkzeuge und Algorithmen zu entwickeln und existierende Anwendungen fit zu machen für neue und leistungsfähigere Rechner. Die Stiftung will mit dem Programm Anwender und Entwickler von Rechenmethoden zusammenbringen. Das Programm hat ein Budget von vier Millionen Euro, mit dem fünf Projekte finanziert werden – etwa zur Modellierung neuer Materialien für Energiespeicher und zur Simulation der Entstehung und Ausbreitung von Lärm.
forschung PH OTONIK, MIK ROELEK TRONIK, INFOR M ATIONSTECHNIK
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EISEN AN DER ANGEL Laserlicht und winzige Strukturen auf einem Mikrochip: Damit wollen Ulmer Wissenschaftler schnell und sicher bestimmte Biomoleküle im Blut nachweisen – ein Projekt im Programm Photonik, Mikroelektronik, Informationstechnik.
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külen auf dem Chip verändert sich die Wellenlänge, das heißt die Farbe des Lichts“, erklärt Scholz. Das lässt sich mit einem Spektrometer messen. Das funktioniert im Prinzip mit vielen verschiedenen Biomolekülen. Doch wegen der Bedeutung in der Medizin haben sich die Ulmer für Ferritin als Beispielsubstanz entschieden. Jedes einzelne Ferritin-Molekül kann bis zu 4.500 Eisenatome aufnehmen und im Blut transportieren. Je nachdem, ob es mit Eisen beladen ist oder nicht, hat es eine andere Wirkung auf das optische Signal des Sensors. Diese feinen Unterschiede wollen die Forscher nachweisen. „Die bisherigen experimentellen Ergebnisse lassen hoffen, dass die Unterscheidung mit unserem Biosensor gut funktioniert“, freut sich Projektkoordinator Ferdinand Scholz.
Scharf gemachte Moleküle
Menschen, die unter Hämochromatose, der Eisenspeicherkrankheit, leiden, haben zu viel Eisen im Körper. Die Aufnahme des Spurenelements im Darm ist bei ihnen gestört. Die Folge sind chronische Müdigkeit, Schwäche und Beschwerden in den Gelenken. Langfristig kann die Erkrankung Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse schädigen. Um den Eisengehalt im Körper nachzuweisen, sind bisher Laboranalysen notwendig, bei denen im Blut die Konzentration an Ferritin bestimmt wird – einem Biomolekül, das Eisen atome an sich bindet. Im Projekt „Intelligente optoelektronische Biosensoren (IOB)“ entwickeln Forscher der Universität Ulm eine Technologie, um den Nachweis von Biomolekülen deutlich zu vereinfachen. Das Projekt aus dem Programm Photonik, Mikroelektronik, Informationstechnik begann Anfang 2016. Herzstück der Innovation ist ein Halbleiterchip aus Galliumnitrid (GaN). Auch Zinkoxid (ZnO) wird als mögliches Sensormaterial untersucht. Beide Materialien sind in
der Halbleiterindustrie seit langem gebräuchlich und dienen etwa zur Herstellung von Leuchtdioden (LED). „Wir nutzen den Mikrochip, um organische Moleküle wie Ferritin zu detektieren“, sagt Prof. Ferdinand Scholz, Leiter des Ulmer Instituts für Optoelektronik. „Dazu bringen wir dicht unter der Oberfläche des Halbleitermaterials einen sogenannten Quantenfilm ein.“ Das ist eine wenige Nanometer (millionstel Millimeter) dünne Schicht aus einem anderen Material, in der sich Ladungsträger nur in zwei Raumrichtungen bewegen können. Dadurch reagieren sie besonders empfindlich auf äußere Kräfte – etwa wenn ein Biomolekül an der Oberfläche des Chips andockt.
Es werde Licht!
Den Effekt registrieren die Wissenschaftler auf optische Weise: Sie regen den Chip durch Laserlicht zunächst zum Leuchten an. Bei dieser sogenannten Photolumineszenz entsteht Licht einer bestimmten Wellenlänge. „Durch das Einfangen von Biomole-
Um unterschiedliche Biomoleküle spezifisch zu detektieren, machen die Wissenschaftler die Oberfläche des Chips mit chemischen Substanzen „scharf“. Dieses „Funktionalisieren“ des Sensors ist das Feld von Prof. Tanja Weil, Leiterin des Instituts für Organische Chemie III an der Universität Ulm. Die Chemikerin stellt bestimmte biochemische Substanzen her und bringt sie kontrolliert als dünnen Überzug auf das Halbleitermaterial auf. Dieser hält dort gezielt nur FerritinMoleküle fest. Ziel der Forscher ist es, den Sensor samt Laserdiode zur Anregung der Lichtemission, einem Minispektrometer und einem Mikrocomputer zur Steuerung und Datenauswertung in einem kompakten Modul zu inte grieren. Das Team von Prof. Klaus Thonke, Leiter der Gruppe Halbleiterphysik am Institut für Quantenmaterie, entwickelt dafür eine intelligente Elektronik, die den Detektor automatisch kalibrieren und auf die gesuchte Substanz scharfstellen kann. Damit könnten Menschen mit einem gestörten Eisenhaushalt künftig selbst ihre Eisenwerte im Blut überwachen – ähnlich wie Diabetiker ihren Blutzuckerwert eigenständig kontrollieren können. „Aber auch bei der Früherkennung von weiteren schweren Krankheiten wie Alzheimer oder bei einem Schlaganfall könnten die Sensoren hilfreiche Dienste leisten“, meint Tanja Weil. Denn auch da wurden bereits veränderte Metallkonzentrationen im Blut gefunden.
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forschung PH OTONIK, MIK ROELEK TRONIK, INFOR M ATIONSTECHNIK
Prof. Ferdinand Scholz ist stellvertretender Leiter des Instituts für Optoelektronik der Universität Ulm. Der Physiker hofft, dass Menschen, die unter einer Eisen- speichererkrankung leiden, ihre Blutwerte künftig ohne aufwendige Labortests selbst im Auge behalten können.
// Name
Ferdinand Scholz // Beruf PHYSIKER
UNTERSCHIEDLICHE MOLEKÜ LE NACHWEISEN DREI FRAGEN AN FERDINAND SCHOLZ # 01 // Was sind die Vorteile des neuen Biosensors? // Die Halbleitermaterialien, aus denen er besteht, sind ungiftig und chemisch stabil – vor allem auch gegenüber Körperflüssigkeiten wie Blut. Man kann also sagen: Der Sensor ist biokompatibel. Zu seiner Widerstandsfähigkeit trägt auch die optische Detektion bei: Dadurch sind keine empfindlichen elektrischen Kontakte nötig, um etwa einen Strom zu messen. # 02 // Wäre es denkbar, das Messsystem direkt in den menschlichen Körper zu implantieren, um dort bestimmte Blutwerte zu überwachen? // Das glaube ich nicht. Das Gerät wird, wenn alle nötigen Komponenten integriert sind, einige Kubikzentimeter groß sein. Es wird wohl künftig eher so
sein, dass Patienten das Gerät daheim zum Messen mit einem Tropfen Blut beträufeln. # 03 // Welche Einsatzmöglichkeiten sehen Sie noch für den Sensor? // Wir diskutieren beispielsweise darüber, ihn für DNA-Analysen zu verwenden. Oder in der Pharmazie bei der Entwicklung neuer Medikamente. Weitere Anwendungsfelder ließen sich durch eine Multi-Array-Sensorik erschließen. Dabei würde die Oberfläche des Sensorchips in viele winzige Teilbereiche unterteilt, die für den Nachweis unterschiedlicher Biomoleküle präpariert sind. Daran arbeiten die Teams in dem Projekt gerade.
forschung IND USTRIE 4.0
AUF DEM WEG ZUR INDUSTRIE 4.0
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SMART FACTORY Für eine erhöhte Transparenz und erweiterte Planungsfähigkeit werden die Anlagen mit Sensorik ausgestattet und vernetzt.
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SMART OPERATIONS Die Smart Factory ermöglicht eine flexible Produktionsplanung und -steuerung.
1784 Erster mechanischer Webstuhl
1800 Erste industrielle Revolution: mechanische Fertigung, Dampfmaschine
Vision 2025
1870 Erstes Fließband: Schlachthöfe in Cincinnati
1900
Nach dem Einzug von Maschinen, Fließband und Computern in die Fabriken bringen Digitalisierung und Vernetzung eine vierte industrielle Revolution.
Zweite industrielle Revolution: Massenproduktion, elektrische Energie
1914 Fließbandfertigung bei Ford
1969 Erste speicherprogrammierbare Steuerung (Modicon 084)
1970 Dritte industrielle Revolution: Elektronik, IT, Automatisierung
SMART PRODUCTS Das Produkt denkt mit und steht auch nach dem Verkauf mit dem Hersteller in Verbindung.
DATA-DRIVEN SERVICES Durch die Vernet zung von Produkt, Hersteller und Kunde eröffnen sich neue Märkte für Dienst leistungen.
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forschung IND USTRIE 4.0
ERSTE HILFE FÜR DIE REVOLUTION Digitalisierung, Vernetzung und Künstliche Intelligenz stellen die Fertigung vieler Produkte auf ein neues Fundament. Die Projekte in dem neuen Programm Industrie 4.0: Gestaltungspotentiale für den Mittelstand in BadenWürttemberg erforschen und nutzen helfen kleinen und mittelgroßen Unternehmen dabei mitzuhalten. Werkzeuge, die wissen, wann sie wo für die Fertigung eines Produkts gebraucht werden. Maschinen, die Fehler erkennen und das betroffene Teil eigenständig zur Nacharbeit schicken. Pfiffige Roboter, die ihren Kollegen aus Fleisch und Blut am Arbeitsplatz zur Hand gehen. Die neue Fabrikwelt, die sich in solchen Szenarien spiegelt, hat einen Namen: Industrie 4.0. In der Industrie 4.0 werden moderne Informations- und Kommunikationstechnik, Anlagen, Maschinen, Arbeitsgeräte, Produkte, Automaten und Mobilgeräte mit der menschlichen Arbeitskraft verzahnt. Das ermöglicht neuartige Konzepte für das Produktdesign, eine bessere Effizienz des Fabrikbetriebs und innovative Geschäftsmodelle, die etwa auf einem individuellen Zuschnitt von Produkten auf die Kunden basieren. Die ökonomischen Chancen, die die Industrie 4.0 für findige und innovationsfreudige Unternehmen bietet, sind enorm. Das gilt vor allem für die Wirtschaft im Südwesten, wo der Anteil produzierender Unternehmen im deutschlandweiten und internationalen Vergleich besonders hoch ist.
Anschub für digitale Lösungen
Doch die vierte industrielle Revolution kommt nur langsam in Gang. Vor allem viele kleine und mittelgroße Betriebe zögern mit den notwendigen Veränderungen – oft aus Mangel an Wissen über Möglichkeiten, Konsequenzen und Kosten und weil fachliche Unterstützung fehlt. Das will die Baden-Württemberg Stiftung mit einer neuen Initiative im Bereich Forschung ändern. Im Fokus des Programms Industrie 4.0: Gestaltungspotenziale für den Mittelstand in Baden-Württemberg erforschen
und nutzen stehen technische und soziale Lösungsansätze, die mittelständischen Unternehmen im Land den Weg für die industrielle Zukunft ebnen. 63 Anträge gingen nach der Ausschreibung des Programms bei der Stiftung ein. Elf davon erhielten nach einer Begutachtung durch Experten grünes Licht. Anfang 2016 fiel der Startschuss für diese Forschungsprojekte, an denen sich insgesamt 17 Institutionen beteiligen. Die Stiftung stellt für die dreijährige Projektdauer 5,3 Millionen Euro zur Verfügung. Die elf Projekte haben unterschiedliche Schwerpunkte, die insgesamt die ganze Bandbreite an Herausforderungen abdecken, die sich kleinen und mittelgroßen Unternehmen bei der kreativen Gestaltung des Wandels hin zur Industrie 4.0 stellen. So erarbeiten im Projekt „Geschäftsmodell-Entwicklung für die Industrie 4.0 (GEN-I 4.0)“ Forscher an der Hochschule Reutlingen und am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart eine umfassende Wissensbasis darüber, wie Chancen und Risiken beim Wandel von Geschäftsmodellen zusammenwirken. Dazu sammeln und bewerten sie die Ergebnisse von Analysen aus dem In- und Ausland und befragen Fachleute nach ihren bisherigen Erfahrungen. Die Resultate werden in zwei Software-Tools einfließen, die Unternehmen künftig als Hilfe für die Entwicklung und Anpassung von individuellen Geschäftsmodellen nutzen können, um damit neue wirtschaftliche Potenziale zu erschließen.
Ressourcen digital vernetzen
Eine datensichere Lösung für Produktionssysteme, die sich selbst steuern, haben Wissenschaftler am Institut für Steuerungs-
technik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen an der Universität Stuttgart und am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) im Visier. Im Projekt „Sicherer Cloud-Service zur Beauftragung und Steuerung von Fertigungssystemen (Rent’n’Produce)“ wollen sie dazu eine flexible Plattform im Internet schaffen, die später Unternehmen aus verschiedenen Branchen offensteht. Der Service soll es ihnen ermöglichen, Maschinen und Anlagen online bereitzustellen, zu beauftragen und dazu zu veranlassen, Fertigungsaufträge zu erledigen. Ziel ist es, die verfügbaren – digital vernetzten – Ressourcen in der Fabrik möglichst effizient zu verwalten und zu nutzen.
Partitur für das digitale Konzert
Fraunhofer-Forscher am IPA sind auch am P rojek t „ M a nu fac t u r i ng I nteg ration Assistant (MIALinx)“ beteiligt. Gemeinsam mit Partnern am Institut für Parallele und Verteilte Systeme der Universität Stuttgart entwickeln sie eine IT-Lösung für die Industrie 4.0, mit der unter anderem Maschinen, Sensoren, Kommunikationssysteme und Programme zur Datenverwaltung ihr Zusammenspiel bei der Fertigung selbst organisieren. Die Partitur für das digitale Konzert sollen die Anwender im Unternehmen intuitiv erstellen und auf simple Weise definieren können. Die Vision von cleveren Werkzeugen, Bauteilen und Roboter-Kollegen rückt damit einen großen Schritt näher – auch für kleine und mittelgroße Firmen.
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TARNKAPPE FÜR DIE CLOUD Im Netz verteilte Datenspeicher sind beliebt, doch beim Datenschutz haben die meisten Angebote Mängel. Ein neuartiges System, das Ulmer Forscher in dem Programm IKT-Sicherheit entwickeln, bietet hingegen einen zuverlässigen Schutz für die Privatsphäre der Nutzer.
Bezahlen wie mit Bitcoins
Eine Präsentation, auf die auch Kollegen zugreifen können, lässt sich bei WeTransfer deponieren. Bilder und Videos, auf die man nicht nur vom heimischen PC, sondern auch per Smartphone oder im Büro zugreifen will, sind bei Dropbox gut aufgehoben. Große Datenmengen, mit denen man nicht den eigenen Speicher verstopfen will – ab damit in die iCloud! Webbasierte Datenspeicher wie Dropbox, WeTransfer oder iCloud – auch Filehosting-Dienst oder Cloud Storage genannt – sind populär. Dort lässt sich Digitales aller Art ablegen. Den Speicherplatz dafür stellen die Anbieter bereit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Als Nutzer braucht man sich nicht selbst um ausreichend Speicherkapazitäten zu kümmern. Und jeder, dem man dies gestattet, kann die Daten übers Internet einsehen und nutzen.
Fokus auf den Datenschutz
„Dropbox und Co sind eine gute Sache“, sagt Prof. Frank Kargl, Direktor des Instituts für Verteilte Systeme der Universität Ulm. „Doch im Hinblick auf den Datenschutz haben solche Angebote ihre Tücken.“ Zum einen speichern die Anbieter von Cloud Storage die Daten oft im Klartext, sagt Kargl. Damit besteht die Gefahr, dass sich Hacker oder Geheimdienstagenten auch ungefragt Zugang zu den Daten verschaffen. Dazu kommt: „Selbst wenn die Daten verschlüsselt abgelegt werden, kennt der Speicheranbieter die Metadaten“, betont Kargl, „Er weiß, wer bei ihm speichert, wie viel jeder Nutzer speichert und wann er die Daten abruft.“ In vielen Ländern sind Serviceprovider verpflichtet, diese Angaben gegebenenfalls staatlichen Stellen preiszugeben. Aus der IP-Adresse lässt
sich oft auch der Aufenthaltsort des Nutzers ableiten. Ein weiterer Schwachpunkt beim Schutz der Privatsphäre ist die Abrechnung der Dienstleistung: Dazu muss der Speicheranbieter die persönlichen Daten des Nutzers kennen und die Zugriffe mit diesen Daten korrelieren. Um dieses Sicherheitsdefizit zu beseitigen, entwickelt Frank Kargl zusammen mit seinem Kollegen Prof. Franz J. Hauck und ihrem Team ein neues Konzept für einen virtuellen Datenspeicher, bei dem der Schutz der Privatsphäre vollständig gewährleistet sein soll. Dazu haben die Ulmer Forscher 2015 das Projekt „Privacy-Preserving Cloud Storage (PriCloud)“ gestartet, das die Baden-Württemberg Stiftung im Forschungsprogramm IKT-Sicherheit drei Jahre lang finanziert.
„Unser Ziel ist ein Speichersystem, in dem man Daten anonymisiert ablegen kann – und das dennoch eine reibungslose Vergütung des Anbieters erlaubt“, sagt Kargl. Dazu haben die Forscher vor allem am Bezahlsystem für den Dienst angepackt. „Bisher fließt bei kommerziellen Filehosting-Diensten das Geld direkt von dem, der speichert, zu dem, der Speicher anbietet“, erklärt der IT-Forscher – zusammen mit einem Bündel an persönlichen Informationen. Diesen Informationsfluss brechen die Ulmer mithilfe der Blockchain-Technologie auf. Die ist vor allem bekannt durch die digitale Währung Bitcoin, die auch auf Blockchains basiert. Das Grundkonzept von Bitcoin sieht so aus: Zwei Geschäftspartner schließen eine Transaktion ab – etwa einen Online-Kauf. Der Käufer signiert die Transaktion im Internet mit einem digitalen Schlüssel und macht damit klar, dass er dem Händler das virtuelle Geld überweist. Bitcoins wechseln den Besitzer. Dabei wird auf frühere Transaktionen verwiesen, bei denen Bitcoins den Besitzer wechselten. So entsteht nach und nach ein riesiges Netzwerk aus Transaktionen, die miteinander verwoben sind und gegenseitig aufeinander verweisen – und so das Finanzkonstrukt absichern. „Doch es gibt ein Problem“, sagt Frank Kargl: die Möglichkeit des „Double Spending“. So könnte jemand ein Bitcoin zu Partner A und gleichzeitig zu Partner B übertragen. Dann würde einer von beiden Transaktionspartnern leer ausgehen, weil das digitale Geld nur einmal ausgegeben werden kann und eine der beiden Zahlungen nicht gedeckt wäre. Um das zu verhindern, richten Online-Bezahldienste wie PayPal
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zentrale Kontrollstellen ein, die die Transaktionen in eine Reihenfolge bringen und einschreiten, wenn eine Transaktion ungültig ist. Allerdings: Die Anonymität, die die Ulmer wollen, lässt sich so nicht erreichen. Um Betrügereien zu verhindern, setzen die Forscher deshalb auf ein Verfahren, das für Bitcoins entwickelt wurde – und haben es an die Cloud-Speicherlösung angepasst.
Virtuelles Geldschürfen
„Bei dem System wird der Service – der Austausch von Speicher – von seiner Vergütung getrennt“, erklärt Frank Kargl. Die Coins fließen nicht direkt vom Nutzer zum Anbieter des Speichers, sondern sie verpuffen. Damit geht auch jeder Hinweis auf die Identität des Nutzers verloren. Allerdings ist nun ein anderer Weg erforderlich, um den Provider zu entlohnen. „Das läuft über einen sogenannten Mining-Prozess“, sagt Kargl: „Der Anbieter muss beweisen, dass er Dateien bei sich hat speichern lassen.“ Dazu schürft er im Netz, wie in einer digitalen Mine, nach „Blocks“, in denen eine Nutzung von Speicher quittiert ist. Die Forscher nennen das „Proof-of-Storage“. Finden lassen sich Blocks, indem der Prozessor des Computers komplizierte Rechenaufgaben löst. Der Clou: Das System ist so programmiert, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Block zu finden, umso größer ist, je mehr Speicher der Rechner für andere bereitstellt. „Dem Dienstleister ist es daher egal, wessen Daten er speichert – seine Einnahmen wachsen einfach mit dem Umfang seines Angebots“, betont Kargl. „Da es keine direkten Zahlungen gibt, ist das System vollkommen anonym.“ Den Ertrag des virtuellen Geldschürfens, die KopperCoins, könnten Speicheranbieter bei einer Umrechnungsstelle in echtes Geld tauschen. Dass ihr System grundsätzlich funktioniert, haben die Ulmer Wissenschaftler an einem Prototyp belegt. Allerdings ist der Proof-of-Storage recht aufwendig und braucht viel Zeit. Daher feilen die Forscher nun an einer optimierten Variante des Datenspeichers. Die soll das anonyme und sichere System auch schnell und komfortabel machen.
Bitcoins und private Daten – das sind die Währungen der digitalen Welt.
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Prof. Frank Kargl ist Direktor des Instituts für Verteilte Systeme der Universität Ulm. Bei seinem Konzept für einen Cloud- Speicher, der Hackern keine Angriffspunkte bietet, setzt der Informatiker vor allem auf ein pfiffiges anonymes Bezahlmodell.
// Name
Frank Kargl // Beruf I N F O R M AT I K E R
ANONYM BEZAHLEN UND SICHER SPEICHERN DREI FRAGEN AN FRANK KARGL # 01 // Gibt es bereits virtuelle Speichersysteme, die persönliche Daten der Nutzer schützen, Herr Professor Kargl? // Ja, es existieren einige Systeme, bei denen man Daten anonym speichern kann, zum Beispiel GNUnet. Diese Plattformen basieren auf dem Peer-to-PeerPrinzip: Die Rechner der Nutzer bieten sich gegenseitig Speicherplatz an, und die Daten werden in der Regel über viele Rechner verteilt. Allerdings: Viele Anwender speichern zwar Daten bei anderen, geben aber selbst keine Kapazität frei. Doch so funktioniert das Ganze irgendwann nicht mehr. Für kommerzielle Speicheranbieter sind solche Plattformen uninteressant. # 02 // Was macht Ihr System so attraktiv? // Wir verbinden einen Cloud-Speicher mit einer Technologie, um Daten und Privatsphäre der
Nutzer vor fremdem Zugriff zu schützen. Und: Das System bietet über eine integrierte anonyme Bezahlfunktion die Möglichkeit, mit dem Anbieten von Speicherplatz Geld zu verdienen. Aktuell arbeiten wir daran, das System noch schneller und besser skalierbar zu machen, sodass auch große Teilnehmerzahlen rasch bedient werden können. # 03 // Was halten kommerzielle Filehosting-Anbieter davon? // Gegen Ende des Projekts wollen wir auf Cloud-Provider zugehen und mit ihnen gemeinsam evaluieren, wie ein geeignetes Geschäftsmodell auf Basis unserer Lösung aussehen kann. Wir sind zuversichtlich, denn wie rentabel das Ganze ist, ergibt sich über den Wert eines KopperCoins – der virtuellen Vergütung – und kann entweder festgelegt werden oder entsteht automatisch aus den Marktpreisen.
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forschung A DDITIVE FERTIG UNG
ADLERAUGEN AUS DEM 3D-DRUCKER Der 3D-Druck eröffnet neue Möglichkeiten, innovative Produkte herzustellen – zum Beispiel optische Systeme für medizinische Diagnosen oder autonome Fahrzeuge. Zwei Projekte aus dem neuen Programm Additive Fertigung belegen das. Ob Kaffeelöffel, Kleiderschrank oder ein Getriebe: Die meisten Produkte entstehen heute, indem Werkzeuge sie aus Kunststoff, Holz oder Metall herausarbeiten. Dazu wird gedreht, gefräst, gesägt oder gestanzt. Verbindungen werden gebohrt, verschraubt oder genietet. Am Ende bleibt neben dem Produkt meist reichlich Abfallmaterial zurück. Der Produktionsprozess lohnt sich oft nur bei großen Stückzahlen. Anders sieht das bei der additiven Fertigung aus, oftmals auch nur kurz als 3D-Druck bezeichnet: Da wächst das Produkt durch Auftragen und Anlagern von Material aus einem Materialpulver oder einer Flüssigkeit computergesteuert nach einem zuvor erstellten digitalen Modell. Das bietet viele Vorteile: Es bleibt nur wenig überflüssiges Material zurück, wertvolle Ressourcen lassen sich einsparen. Der Drucker formt das Produkt Schicht für Schicht in einem Arbeitsgang. Mit additiver Fertigung lassen sich, anders als mit herkömmlichen Produktionsverfahren, geringe Stückzahl oder Unikate ohne Mehrkosten herstellen. Und per 3D-Druck können sehr komplexe Strukturen wachsen, die anders nicht realisierbar wären. Das eröffnet neue Perspektiven für den Leichtbau und kreatives Design.
Neue Perspektiven dank 3D-Druck
Ex per ten sprec hen auc h von ei ner „disruptiven Technologie“, da der 3D-Druck das Potenzial hat, etablierte Fertigungstechnologien abzulösen. In einigen Bereichen ist dieser Prozess bereits in Gang, etwa bei der Herstellung von individuellem Zahnersatz. In anderen Branchen steht die Fertigungsre-
volution noch bevor – zum Beispiel in der optischen Industrie. Erste 3D-Drucker gab es zwar bereits in den 1980er-Jahren. Doch sie waren teuer und unflexibel und taugten nicht für eine breite Anwendung. Das hat sich aufgrund der rasanten Entwicklung im Bereich Informationstechnologie inzwischen geändert: Leistungsfähige Hard- und Software haben die Geräte preiswerter und vielseitig einsetzbar gemacht. Mit ihrem neuen Forschungsprogramm zur additiven Fertigung will die BadenWürttemberg Stiftung dazu beitragen, die Position des Landes in den Materialwissenschaften weiter zu stärken und die Nutzung des 3D-Drucks in den Unternehmen zu forcieren. Im Fokus des Programms, das 2016 ausgeschrieben wurde, stehen die Erforschung neuer Materialien und Fragen der Qualitätssicherung in der additiven Fertigung sowie das Bioprinting. Aktuell finanziert die Stiftung neun Projekte aus den Anwendungsfeldern Medizin, Energie und Optik. Dass der 3D-Druck gerade im Bereich der optischen Technologien viele neue Gestaltungsmöglichkeiten bietet, belegen zwei Projekte aus dem Programm Innovation durch Additive Fertigung an der Hochschule Aalen und der Universität Stuttgart. Beim Projekt „NemFago“, wo Forscher aus Aalen mit Wissenschaftlern am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg zusammenarbeiten, stehen neue Werkstoffe und ihre Handhabung im Vordergrund. Ziel ist es, in den nächsten Jahren mehrere Beispiele für optische Elemente herzustellen, die per 3D-Druck über zusätzliche Funktionalitäten ausgestattet werden.
Prof. Schneckenburger und sein Team wollen Quantenpunkte in optische Gläser einbauen, die verschiedenfarbiges Licht aussenden können.
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Leuchtende Quantenpunkte und Adleraugen
So wollen die Forscher im Team um Prof. Herbert Schneckenburger sogenannte Quantenpunkte (Quantum Dots) in optische Gläser einbringen – winzige Strukturen im Maßstab weniger Nanometer, die sich dazu anregen lassen, Licht einer bestimmten Farbe auszusenden. Die Wellenlänge des Lichts hängt dabei von Art und Größe der Quantenpunkte ab. Damit werden etwa Linsen, die Lichtstrahlen sonst nur lenken, selbst zu einer Lichtquelle. Eine mögliche Anwendung bietet sich in der hochaufgelösten Mikroskopie an lebenden Zellen. Dazu schleusen die Biologen üblicherweise fluoreszierende Farbstoffe in die Zellen ein, die bestimmte Moleküle zum Leuchten bringen. Deren Abstand lässt sich aber in den Mikroskopaufnahmen nicht genau bestimmen. Ein optisches Element mit leuchtenden Quantenpunkten könnte die fluoreszierenden Biomoleküle exakt imitieren – damit hätten die Forscher einen präzisen Maßstab für die Zelle. Im Projekt „Opterial“ an der Universität Stuttgart arbeiten Wissenschaftler um Prof. Harald Giessen am 4. Physikalischen Institut und Prof. Alois Herkommer am Institut für Technische Optik zusammen. Sie wollen neue Materialien und Prozesse für den 3D-Druck von optischen Systemen entwickeln. Dazu nutzen sie einen speziellen Nano-3D-Drucker auf Basis sogenannter Femtosekunden-Zweiphotonenpolymerisation. Ziel der Forscher ist es, optische Eigenschaften wie Brechzahl und Dispersion gezielt zu beeinf lussen und transparente Optiken per 3D-Druck mit metallischen Oberf lächen zu versehen. Damit lassen sich außergewöhnliche optische Systeme herstellen, zum Beispiel künstliche „Adleraugen“. Diese sind sprichwörtlich scharf und erlauben es den Tieren, eine Maus aus mehreren Kilometern Höhe zu erspähen. Zugleich erfasst der Adlerblick ein weites Sichtfeld auch zur Seite hin. Für diese Kombination aus Scharf- und Weitblick sorgen zahlreiche Sehzellen in der zentralen Fovea, einer Vertiefung im hinteren Teil des Sehnervs, und in einer zweiten Fovea am Augenrand. Dieses trickreiche biologische Konstrukt bauen die Stuttgarter Forscher nach – und setzen dabei auf 3D-Druck. Mit einem Nano-
126 drucker bringen die Physiker am Institut von Harald Giessen auf einem hochauflösenden Mikrochip vier winzige Objektiv linsen mit unterschiedlichen Brennweiten und Sichtfeldern auf. Die Brennweite der kleinsten Linse entspricht der eines Weitwinkelobjektivs. Die größte Linse hingegen wirkt wie ein Teleobjektiv – mit einer deutlich längeren Brennweite und einem kleinen Sichtfeld. Die beiden übrigen Linsen decken den mittleren Bereich dazwischen ab. Die Linsen haben komplex geformte Oberflächen, die ihnen ihre besonderen optischen Eigenschaften verleihen und die sich nur mit einem 3D-Drucker formen lassen. Die einzelnen Linsen sind nur wenige hundert Mikrometer breit. Das gesamte Sensorsystem misst ein paar Quadratmillimeter. Eine Elektronik erzeugt daraus ein Bild wie aus der Adlerperspektive. Diese außergewöhnliche Kombination aus Scharfsicht und Weitblick erschließt dem neuartigen Sensor eine breite Palette an Anwendungen. Das künstliche Adlerauge ließe sich als Linse in Smartphone-Kameras einsetzen oder für den Sehsinn von Robotern, als optischer Sensor in Maschinen oder in fliegenden Minidrohnen. Die könnten künftig Brücken oder Türme auf Schäden inspizieren oder in Bergwerkstollen nach Rissen und eindringendem Wasser suchen. Auch in autonomen Fahrzeugen ist es wichtig, dass die Kamera des Wagens möglichst scharf sieht, um Hindernisse zu erkennen und den Abstand zum Vordermann zuverlässig einschätzen zu können. Gleichzeitig muss das selbstfahrende Auto stets im Blick haben, was am Straßenrand, auf dem Gehweg und auf der Gegenfahrbahn geschieht. Bisher sind dazu mehrere Sensoren rund um das Fahrzeug oder eine rotierende Kamera auf dem Dach nötig – künftig könnte diese Aufgabe ein einziger Sensor mit Adlerblick übernehmen.
Prof. Giessen und sein Team arbeiten an künstlichen Adleraugen.
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forschung BIOINSPIRIERTE M ATERIALSYN T HESE
KUSCHELECKE FÜR STAMMZELLEN Eine Therapie mit Stammzellen gibt vielen Leukämie-Patienten Hoffnung. Doch wie lassen sich die dafür benötigten Zellen gewinnen? Im Rahmen des Programms Bioinspirierte Materialsynthese sind Forscher aus Ulm und Karlsruhe einer Antwort auf der Spur.
Stammzellen künstlich zu vermehren ist schwierig, denn die besonderen Zellen sind äußerst anspruchsvoll.
Auf der Stammzelltherapie ruhen große Hoffnungen. Mediziner nutzen bei dieser Therapieform die wandlungsfähigen Zellen, die sich zu anderen Zelltypen weiterentwickeln können, um Schäden im Körper auf natürliche Art zu reparieren. Allerdings wird bislang nur eine Art von Stammzellen routinemäßig zur Behandlung von Patienten eingesetzt: sogenannte hämatopoetische Stammzellen. Sie stammen aus Knochenmark oder Nabelschnurblut und können sich zu Blutzellen entwickeln. Darauf bauen Mediziner beim Kampf gegen Leukämie und Lymphome – krebsartige Erkrankungen von Blut oder Lymphknoten. Doch es ist schwierig, eine ausreichende Menge an hämatopoetischen Stammzellen zu gewinnen. Denn sie verweigern unter den üblichen Laborbedingungen die Vermehrung. Sie benötigen dazu offenbar ein Umfeld, wie es im menschlichen Körper herrscht, wo sie sich gewöhnlich vervielfältigen. Diese Bedingungen wollen Wissenschaftler aus Karlsruhe und Ulm nachempfinden: eine chemisch konstruierte „Wohlfühl-Umgebung“ für die Stammzellen, die sie zum Vermehren animiert. Als Baumaterial dafür verwenden die Forscher um Dr. Frank Rosenau vom Institut für Organi-
sche Chemie III der Universität Ulm und Cornelia Lee-Thedieck vom Institut für funktionelle Grenzflächen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Polymere. Die kettenförmigen Riesenmoleküle lassen sich so miteinander vernetzen, dass sie eine Hülle für Stammzellen formen, in der sich durch bestimmte Moleküle körperähnliche Bedingungen erzeugen lassen. Chemisch miteinander verknüpfte Polymere bilden das Gerüst für den „Kuschel-Kokon“, an dem sich Zellkolonien ansiedeln sollen, die sich wie hämatopoetische Stammzellen verhalten. Diese Idee realisieren die Forscher im Projekt „Lektine zur Generierung biomimetischer Architekturen mit schaltbaren Materialeigenschaften in Medizin und Technik: Protein-Hydrogele als Plattformtechnologie zur Kultivierung hämatopoetischer Stammzellen (LektiSwitch)“, das die Baden-Württemberg Stiftung im Programm Bioinspirierte Materialsynthese finanziert.
Hilfe aus der Hefe
Das Polymer der Wahl der Forscher ist humanes Serumalbumin: ein im menschlichen Blut vorkommendes Protein, das sich leicht und kostengünstig in großer Menge
gewinnen lässt. Daraus, so der Plan von Frank Rosenau und Cornelia Lee-Thedieck, entwickeln sich Hydrogele – eine Art von Polymeren, die sehr viel Wasser binden können, aber selbst nicht in Wasser löslich sind. Durch verknüpfte Polymerketten bilden sie eine große netzartige Struktur, die in Wasser aufquillt und dann Platz für Zellen bietet. Als Knoten für die Verknüpfung sollten Lektine dienen: Protein-Moleküle, die in der Natur Zuckerstrukturen verbinden. Allerdings: Die Vernetzung von Hydrogelen durch Lektine erwies sich im bisherigen Verlauf des Projekts als schwierig. Daher suchten die Wissenschaftler nach einer Alternative – und fanden sie in faserigen und porösen Protein-Hydrogelen. Die Forscher untersuchten die Eigenschaften des Materials, das auf einer Hefe basiert, und stellten fest, dass es sich nicht nur leicht und sehr preisgünstig gewinnen lässt. Es eignet sich zudem dank seiner hohen Elastizität, Stabilität und der großen Poren auch exzellent, um Zellkulturen einzuschließen. Daher setzen die Forscher nun auf dieses neu entdeckte vielversprechende ProteinMaterial, um die Vermehrung von blutbildenden Stammzellen anzuregen.
KOMPAKT
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STAMMZELLENSYMPOSIUM
HEILEN MIT STAMMZELLEN Seit 2004 hat die Baden-Württemberg Stiftung zwölf Jahre lang etliche Projekte zur Stammzellenforschung finanziert – mit insgesamt 14 Millionen Euro. Zum Abschluss der Programme veranstaltete sie gemeinsam mit Prof. Anthony D. Ho vom Universitätsklinikum Heidelberg ein internationales Symposium. Das Event am 31. März 2016 unter dem Motto „Stem Cell Therapy – Facts and Myths“ war eingebunden in ein dreitägiges Expertentreffen. Vor gut 30 Jahren ist an der Medizinischen Universitätsklinik der Neckarstadt der erste Krebspatient mit Stammzellen aus dem eigenen Blut behandelt worden. Der Eingriff war erfolgreich, wie der heute 70-jährige Patient bei dem Symposium berichtete. Der Krebs kam bei ihm nach der Therapie nicht zurück. Heute ist Heidelberg eines der größten Zentren für Stammzelltransplantationen in Europa. Ab 2017 soll dort zudem – im Rahmen einer klinischen Studie zusammen mit Forschern aus den USA – erstmals eine vielversprechende neue Zelltherapie gegen bestimmte Formen von Leukämie angewendet werden. Dass es gerade im deutschen Südwesten in den letzten Jahren viele wichtige Fortschritte in der Stammzellforschung gab, belegten Vorträge zu den von der Baden-Württemberg Stiftung geförderten Projekten. Sie beeindruckten auf dem Symposium in Heidelberg wissenschaftliche Zuhörer aus aller Welt. Das besondere an Stammzelltherapien: Sie nutzen körpereigene Zellen, um Organstörungen zu beheben oder beschädigtes Körpergewebe zu reparieren. Für Baden-Württemberg, wo viele Unternehmen für regenerative Medizin beheimatet sind, sind neue Erkenntnisse auf diesem Forschungsfeld besonders bedeutsam.
Joana Madjarov
Tobias Hölzer
Sabine Abb
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INSGESAMT 14 MIO. EURO FÜR STAMMZELLENFORSCHUNG IN BADENWÜRTTEMBERG
WANTED! SCIENCE SLAM
MIT FÄKALIEN AUF’S SIEGERTREPPCHEN Beim WANTED! Science Slam am 2. Juni 2016 ging es hoch her an der Stuttgarter Kriegsbergstraße. Sieben junge Forscher präsentierten im Foyer der Stiftung auf originelle, inspirierende und höchst unterhaltsame Art ihre Arbeit und deren Ergebnisse. Bei dem begeisterten Publikum ernteten sie dabei viele Lacher. Bei den vorgestellten Projekten aus der Materialforschung ging es etwa um Bäume als Vorbild für hochporöse Keramiken oder darum, wie Elektronik von selbst wächst. Als Siegerin aus der Publikumsabstimmung ging am Ende Joana Madjarov hervor. Die Doktorandin am Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg beschäftigt sich mit mikrobiellen Brennstoffzellen, die aus Abwasser elektrische Energie gewinnen. Dabei helfen Bakterien als lebende Katalysatoren bei einer chemischen Reaktion, die nicht nur Strom aus der Energie von Fäkalien im Abwasser zieht, sondern die schmutzige Brühe zugleich auch säubert. Platz zwei ging an Sabine Abb vom Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung für ihren Beitrag über „Fluglotsen für molekulare Elefanten“. Den dritten Platz belegte Tobias Hölzer, der an der RWTH Aachen forscht und das Publikum mit verblüffenden Kommunikationswegen im bizarren Reich der Quantenphysik begeisterte.
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forschung NICH T-KODIERENDE R N A S
VIRUS-TÜCKEN IM VISIER Trickreich nutzen Viren zelleigene biologische Prozesse, um den Körper zu beeinflussen. In dem Programm Nicht-kodierende RNAs erkunden Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, wie die Viren dabei vorgehen.
Die micro-RNAs ziehen die Biologen in ihren Bann. Denn die Moleküle, deren Name für „kurze Ribonukleinsäuren“ steht und deren weitreichender Wirkung die Wissenschaftler erst vor ein paar Jahren auf die Spur kamen, haben es in sich: „micro-RNAs sind in den Zellen von Menschen, Tieren und Pflanzen über verschiedene Pfade aktiv und regulieren fast alle biologischen Prozesse“, erklärt Prof. Martin Löchelt, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Biologie und Anwendungen rekombinanter Foamy-Viren am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Die kurzen Ribonukleinsäuren steuern zum Beispiel viele krebsrelevante Prozesse in den Zellen. „Zu verstehen, wie die Moleküle entstehen und funktionieren, ist daher von immenser Bedeutung sowohl für die Grundlagenforschung als auch für mögliche biomedizinische Anwendungen“, betont Löchelt. Das gilt umso mehr, da sich Viren die Wirkungsweise trickreich zu eigen gemacht haben. „Viren, die als Parasiten in den Körper eindringen, manipulieren die Fähigkeiten von micro-RNAs für ihre Zwecke oder haben deren Funktionen einfach kopiert“, sagt Löchelt. Dadurch können sie bestimmte Zellmechanismen ausschalten oder neu programmieren.“ Die Erreger übernehmen so das Regiment in der Zelle – und nutzen dazu deren eigene biologische Kniffe. Auf diese Weise schaffen es zum Beispiel Herpesviren, sich lange Zeit vom Körper unbemerkt zu verstecken, um sich in einer körperlichen Schwächephase wieder zu vermehren und dadurch Krankheitssymptome auszulösen. Solchen Tücken von Viren können die Forscher nur Einhalt gebieten, wenn sie die molekularen Prozesse dahinter genau verstehen. Um diesem Ziel näher zu kommen,
hat sich das DKFZ-Team um Martin Löchelt das Rinderfoamyvirus als Modellobjekt ausgesucht. Es gehört zur Gruppe der Spumarviren, die auch unter Affen, Pferden und Katzen verbreitet sind. Das Besondere: Rinderfoamyviren produzieren selbst sehr effizient verschiedene micro-RNAs. Wie ihnen das gelingt, wollen die Heidelberger Wissenschaftler in einem Projekt der Baden-Württemberg Stiftung herausfinden. Sie setzen dabei zunächst auf Experimente „in vitro“ in Zellkulturen. Die Stiftung finanziert das Projekt „Biologische Funktion, Maturation und biomedizinische Anwendung neuartiger RNA-Polymerase III-kodierter retroviraler micro-RNA-Spezies“ drei Jahre lang im Programm Nicht-kodierende RNAs. Eine Hoffnung der Forscher ist es, aus neuen Erkenntnissen über das Virus und seine molekulare Aktivität neue Ansätze für medizinische Therapien, etwa gegen Krebs, zu gewinnen. „Unsere bisherigen Resultate deuten darauf hin, dass weitere bislang unbekannte Faktoren für die effiziente Nutzung der Rinderfoamyvirus-micro-RNA-Expressions kassette erforderlich sind“, sagt Martin Löchelt. Die Komplexität der zugrundeliegenden Mechanismen weckt umso mehr das wissenschaftliche Interesse der Forscher. „Wir untersuchen nun im Detail, wie das Virus die micro-RNAs erzeugt und vermehrt – und wie diese dafür sorgen, dass das Virus mit einer befallenen Zelle zurechtkommt“, sagt Löchelt. „Das ist bislang reine Grundlagenforschung“, betont er. Doch die hat es in sich. Denn die Bedeutung von micro-RNAs für alle Vorgänge in lebenden Zellen ist immens – und den Forschern stellen sich dazu noch viele offene Fragen.
„Die kleinen RNAs steuern eine Vielzahl von Genen“, sagt Löchelt. „Wie sie das machen, lehrt uns eine Menge über die Ökonomie von Zellen und Organismen“: wie Lebewesen es schaffen, höchst effizient mit ihren natürlichen und damit begrenzten Ressourcen umzugehen. Diese ökologischen Prinzipien haben die Biologen erst ansatzweise verstanden. Neues Wissen darüber aus den Experimenten an Viren zu schöpfen, ist für die Wissenschaftler ein enormer Gewinn. Wenn sich daraus am Ende doch noch ein Schlüssel für neue medizinische Therapien ergeben sollte, wäre das noch die Krönung der Forschungsresultate.
MICRO-RNAS REGULIEREN FAST ALLE BIOLOGISCHEN PROZESSE IM KÖRPER. VIREN HABEN DIESE FÄHIGKEITEN FÜR IHRE ZWECKE KOPIERT. Prof. Martin Löchelt DEUTSCHES KREBSFORSCHUNGSZENTRUM HEIDELBERG
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AUFWIND FÜR DIE BRENNSTOFFZELLE Brennstoffzellen gelten als wichtiger Pfeiler eines zukunftsfähigen Energiesystems auf der Basis erneuerbarer Quellen. Forschern aus Freiburg und Stuttgart ist es gelungen, Leistung, Lebensdauer und ökonomische Rentabilität von sogenannten PEM-Zellen deutlich zu verbessern: ein erfolg- reiches Projekt aus dem Programm Cleantech. Wasserstoff könnte künftig eine wichtige Rolle als Energieträger spielen. Denn das Gas lässt sich etwa durch elektrochemische Spaltung von Wasser gewinnen – mit gerade anderweitig nicht benötigtem Strom aus Solarmodulen oder Windkraftanlagen. Nutzen ließe sich Wasserstoff unter anderem als Kraftstoff für Elektroautos mit Brennstoffzellen statt Batterien. Vorteile der Brennstoffzelle gegenüber der Batterie sind eine hohe Reichweite und eine kurze Betankungszeit, die – anders als beim Auftanken einer Batterie – mit denen von Benzin- und Diesel autos vergleichbar sind. In einer Brennstoffzelle reagieren Wasserstoff und Luftsauerstoff chemisch zu Wasser. Besonders gut für mobile Anwendungen eignen sich Polymerelektrolytmembran (PEM)-Brennstoffzellen, bei denen Wasserstoff und Sauerstoff durch eine dünne Polymer-Haut voneinander getrennt sind. Während der chemischen Reaktion in der Zelle gelangen nur Protonen – positiv geladene Wasserstoffatomkerne – durch die Membran hindurch. Bis zu etwa 60 Prozent der bei dieser Reaktion durch die Brennstoffzellentechnologie freiwerdenden Energie lässt sich in elektrischen Strom umwandeln.
Zerstörerischer Wassermangel
Doch PEM-Zellen haben auch Nachteile. Denn um die Reaktion in Gang zu halten, ist die Membran auf beiden Seiten mit einem Katalysator beschichtet: meist Platin, das die Zelle teuer macht. Zudem bremst der elektrische Widerstand in der Trennschicht den Protonenfluss und dämpft dadurch Leistung und Wirkungsgrad. Zu allem Überfluss bewirken Nebenprodukte im Brennstoffzellenbetrieb eine Alterung der Membran, ihre
Lebensdauer ist deshalb begrenzt. Wassermangel fördert den Zerfall, daher ist ein aufwendiges Wassermanagement in der Zelle erforderlich. Forscher aus dem Südwesten haben eine Möglichkeit gefunden, diese Schwächen zu beheben – durch ein völlig neues Design für PEM-Brennstoffzellen. Die Experten vom Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg, der Hahn-SchickardGesellschaft und des Instituts für Chemische Verfahrenstechnik der Universität Stuttgart haben eine neuartige Struktur in einem Projekt der Baden-Württemberg Stiftung weiterentwickelt. Das Projekt „Herstellung von direkt-deponierten Kompositmembranen für Brennstoffzellen (RePEM)“ ist Teil des Programms Funktionelle Oberflächen und Materialien für eine nachhaltige Energieversorgung (CleanTech).
Nanoporen für die Stabilität
„Im Kern haben wir die herkömmliche Membran durch eine deutlich dünnere ersetzt und durch nanoporöse Schichten verstärkt“, erklärt Projektkoordinator Dr. Simon Thiele, der am IMTEK die Forschungsgruppe Poröse Materialien leitet. Die PEM, die nun mit rund zwölf Mikrometern nur noch halb so dick ist wie bislang üblich, verbessert das Wassermanagement und den Transport der Reaktionspartner – die Zelle bringt dadurch mehr Leistung. Die nanoporösen Schichten dienen der chemischen und mechanischen Stabilisierung, was einem Altern der Membran entgegenwirkt. „Auf diese Weise konnten wir beim Dreiklang offener Fragestellungen zur angewandten Forschung an der Brennstoffzelle – höhere Leistung und Lebensdauer bei gerin-
geren Kosten – deutlich vorankommen“, stellt Thiele fest: Dieser Ansatz verbessert die Transporteigenschaften in den Schichten, sodass sich je nach Betriebsbedingungen bis zu 70 Prozent höhere Leistungsdichten erreichen lassen. Durch ein erweitertes Kompositmembran-Konzept konnten die Forscher zudem die Lebensdauer um bis zu 70 Prozent erhöhen und rund 50 Prozent an Materialkosten bei den Membranen einsparen.
Drucken und Spinnen
Bei der Fertigung der Kompositmembran aus dünner Membran und Zusatzschichten kamen ein Inkjet-Drucker und eine spezielle Spinnmaschine zum Einsatz. Beim sogenannten Elektrospinnen entstehen in einem elektrischen Feld feine Fasern aus einer Polymerlösung. Sie formen die nanoporöse Schicht. „Der Drucker hat die Herstellung der Membran deutlich vereinfacht“, sagt Simon Thiele. Statt, wie bisher üblich, zunächst eine Membranfolie zu fertigen, lässt sich eine Membranschicht direkt auf Anode und Kathode auftragen. Die Kombination beider innovativer Fertigungsmethoden ermöglicht es, Strukturen zu erzeugen, die bisher nicht realisierbar waren. Das Ergebnis des zweijährigen Projekts, das im Frühjahr 2017 auslief, ist in vielfacher Hinsicht beeindruckend: Neben geringeren Kosten, höherer Leistung und längerer Lebensdauer spart das neue Konzept Rohstoffe und Energie bei der Herstellung der Brennstoffzellen ein. Simon Thiele ist daher zuversichtlich, dass die Entwicklung bald ihren Weg in die Industrie finden wird – zumal zwei Unternehmen aus Baden-Württemberg bereits das Projekt beratend begleitet haben.
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Dr. Simon Thiele hat die herkömmliche Membran einer Brennstoffzelle durch eine dünnere ersetzt und spart dadurch Material und Kosten.
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ZUR KOHLEFASER AUF DEM HOLZWEG Acrylnitril ist ein wichtiger Grundstoff für die chemische Industrie – etwa zur Herstellung von Kunststoffprodukten oder dem Leichtbaufasermaterial CFK. Als Ausgangsbasis dient Erdöl. Wie sich Acrylnitril aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen lässt, zeigen Stuttgarter Chemiker und Ingenieure in einem Projekt des Programms Rohstoff- und Materialeffizienz in der Produktion.
Leichtbau ist Trumpf bei der Entwicklung neuer Autos und Flugzeuge. Denn weniger Gewicht bedeutet weniger Kraftstoffverbrauch – und damit einen geringeren Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). Ein doppeltes Plus: Autofahrer und Airlines sparen Geld beim Tanken und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz. Besonders begehrt als Leichtbaumaterial sind kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe, kurz CFK. Doch die haben diese einen Makel: „Die Polymere, die zur Herstellung der Kohlenstofffasern dienen, basieren auf Acrylnitril – einer chemischen Verbindung aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff“, erklärt Prof. Elias Klemm, Leiter des Instituts für Technische Chemie (ITC) der Universität Stuttgart. Daraus werden die Fasern durch die Verfahren der Zyklisierung/ Carbonisierung, des Spinnens und der Pyrolyse gewonnen. „Doch Arylnitril erzeugen Chemieunternehmen aus Ammoniak und Erdöl.“ Das schmälert den klimaschonenden Effekt der Kohlenstofffasern. Klemm ist Koordinator des Projekts „Biobasiertes Acrylnitril“, an dem auch Forscher der Stuttgarter Universitätsinstitute für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologien (IGVP) sowie für Polymerchemie (IPOC) beteiligt sind. Die Wissenschaftler haben es sich zum Ziel gesetzt, einen Weg zu finden, um Arylnitril aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen, ohne das Klima durch fossile Energieträger zu belasten. Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt das Projekt seit Anfang 2015 im Rahmen des Forschungsprogramms Rohstoff- und Materialeffizienz.
Zucker aus Zellulosefasern
Die Chemiker und Verfahrenstechniker haben sich für Holz als Ausgangsstoff entschieden. Dieser natürliche Rohstoff enthält Zellu losefasern. „Und die bestehen aus Zuckerbausteinen“, erklärt Klemm. Das ist der Stoff, den die Forscher in dem Projekt benötigen, um letztlich Acrylnitril herzustellen. Dazu sind mehrere Schritte erforderlich: Die Ingenieure am IGVP gewinnen aus dem Zucker durch Fermentation Milchsäure. Diese enthält aber noch Verunreinigungen.
Daher arbeiten Forscher am Institut für Polymerchemie an der notwendigen Reinigung mit einem monolithischen Ionenaustauscher. Die in der technischen Chemie entwickelten Katalysatoren sorgen dann letztlich dafür, dass aus der Milchsäure Acrylnitril wird. „Im Grunde haben wir eine ‚Drop-in-Solution‘ entwickelt“, sagt Klemm. „Das heißt: Wir haben den ersten Teil der Prozesskette hin zu Kohlenstofffasern durch eine alternative Herstellungsroute ersetzt“ – also den Rohstoff Erdöl durch Holz. „Wenn daraus erst einmal Acrylnitril gewonnen wurde, läuft der folgende chemische Prozess wie bei der konventionellen Produktion.“
Letzter Akt: der Stickstoff
„Jedes Acrylnitril-Molekül enthält ein Stickstoffatom“, sagt Klemm. „Und das gewinnen wir, wie bei der klassischen Synthese, aus Ammoniak.“ Zum Abschluss des Forschungsprojekts wollen die Wissenschaftler noch ein Herstellungsverfahren erforschen, bei dem kein Ammoniak benötigt wird. Um das zu realisieren, muss der Stickstoff jedoch bereits im Produkt der Fermentation vorhanden sein. Das ist bei der sogenannten Glutaminsäure der Fall. „Die Nutzung von Glutaminsäure zur Herstellung von Acrylnitril ist der schwierigste Teil des Projekts“, meint Klemm. Mit dem, was er und seine Kollegen bislang erreicht haben, ist der Chemieingenieur hochzufrieden. „Wir haben den Kohlenstoff aus Erdöl durch einen Holzbestandteil ersetzt und gezeigt, dass das gut funktioniert“, stellt er fest. Zudem erzielen die Forscher, die in den Labors des ITC mit ähnlichen, nur viel kleineren Anlagen arbeiten, wie sie in der chemischen Industrie eingesetzt werden, eine hohe Ausbeute an Acrylnitril. „Wir sind zwar noch nicht so weit, dass wir unter wirtschaftlich konkurrenzfähigen Bedingungen in großem Stil produzieren könnten“, sagt Klemm. Doch die technologische Basis für einen Ersatz von Erdöl in Kohlenstofffasern haben die Stuttgarter Forscher gelegt. Für Leichtbau und Klimaschutz ist das eine gute Nachricht.
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Prof. Elias Klemm ist Leiter des Instituts für Technische Chemie der Universität Stuttgart. Er favorisiert Holz als Alternative zu Erdöl. Sein Ziel ist es, die klimaschonende Gewinnung von chemischen Grundstoffen auch wirtschaftlich attraktiv zu machen.
// Name
Elias Klemm // Beruf CHEMIKER
HOLZ STATT ERDÖL DREI FRAGEN AN ELIAS KLEMM # 01 // Sie entwickeln einen klimaschonenden Pfad zur Herstellung von Acrylnitril, Herr Professor Klemm. Wie wichtig ist diese chemische Verbindung? // Acrylnitril ist von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Substanz ist ein Monomer: ein chemischer Baustein für die Polymerisation, durch die sich viele Kunststoffprodukte herstellen lassen. Acrylnitril steckt in Textil- und Kohlenstofffasern, aber auch in Musikinstrumenten, Dichtungsringen, Koffern, Komponenten für elektronische Geräte und Spielzeug. Lego-Bausteine beispielsweise werden auf Basis von Acrylnitril hergestellt. Der Vorteil dieser Substanz liegt in ihrer hohen chemischen Reaktionsfreudigkeit. Der Nachteil ist, dass sie bisher aus Erdöl produziert wird. # 02 // Warum haben Sie Holz als biobasierten Ersatzstoff für das Erdöl gewählt? // Um Acrylnitril ohne Erdöl herzustellen, benötigt man Kohlenhydrate, also im Wesentlichen Zucker. Der lässt sich aus verschiedenen natürlichen Stoffen gewinnen. Wir setzen auf Holz, weil das in großer Menge vorhanden ist und nachwächst – und
weil es nicht zur Herstellung von Lebensmitteln dient. Wir wollten nicht, wie es beim Biodiesel der Fall war, der früher vor allem aus Rapsöl gewonnen wurde, in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen. Für die Weiterverarbeitung des Zuckers haben wir im Vorfeld des Projekts drei mögliche Varianten ausfindig gemacht. Eine davon läuft über Milchsäure. Sie hat sich schließlich als am besten geeignet erwiesen. # 03 // Ist die Herstellung von Acrylnitril aus Holz auch wirtschaftlich eine Alternative zur erdölbasierten Produktion? // Im Moment leider noch nicht. Da macht uns der niedrige Ölpreis einen Strich durch die Rechnung. Der lag vor ein paar Jahren deutlich über 100 Dollar pro Barrel, im Mai dieses Jahres sank er dagegen unter 50 Dollar. Da können wir bisher nicht konkurrieren. Allerdings lässt sich das biobasierte Verfahren sicher noch optimieren, was die Kosten senken wird. Und früher oder später wird der Ölpreis wieder steigen. Dann kann unser Ansatz auch ökonomisch wichtig werden.
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ROBOTER AN DER SÄGE Bestehende Gebäude in eng bebauten Innenstädten aufzustocken ist für Architekten und Ingenieure eine große Herausforderung. Um sie zu meistern, setzen Wissenschaftler der Universität Stuttgart auf automatisierte Produktions- verfahren – und den umweltfreundlichen Baustoff Holz. Raum in der Stadt ist begehrt – und knapp. Deshalb richtet sich vor allem dort der Blick von Bauherren immer häufiger auf Möglichkeiten, vorhandene Gebäude aufzustocken. Mehr als die Hälfte der Investitionen in Bauprojekte fließen in Deutschland schon heute in die Erweiterung von Bestandsgebäuden – Tendenz steigend. Doch das Bauen im städtischen Bestand stellt besonders hohe Anforderungen an Material und Bautechnik. „Es macht Leichtbauweisen erforderlich, die möglichst geringe zusätzliche Lasten in bestehende Gebäude einbringen und die sich an verschiedene statische Gegebenheiten und beengte räumliche Situationen anpassen lassen“, sagt Prof. Achim Menges, Leiter des Instituts für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) der Universität Stuttgart. Er leitet ein interdisziplinäres Projekt, dessen Ziel es ist, innovative Lösungen für die Herausforderungen von Bauvorhaben in existierenden Siedlungen zu entwickeln. Im Visier haben die Forscher am ICD, am Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) sowie am Lehrstuhl für Bauphysik der Universität Stuttgart den traditionellen Baustoff Holz, den sie mit einer computergestützten Planung und modernen automatisierten Fertigungsmethoden kombinieren. „Der digital gefertigte Holzbau bietet ein besonders großes Potenzial, um die anspruchsvollen Kriterien für das Bauen im Bestand zu erfüllen“, sagt Menges. Gleichzeitig wird Holz dem Wunsch nach einer ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Nachhaltigkeit gerecht: „Der nachwachsende Rohstoff besitzt hervorragende mechanische Eigenschaften“, erklärt Menges. Verbindet man den Holzleichtbau mit digitalen und integrativen Planungsprozessen,
ermöglicht das zudem Konstruktionen mit sehr vielfältigen und flexibel gestaltbaren geometrischen Formen und dadurch eine noch höhere Materialeffizienz, betont Menges. Hinzu kommen weitere ökologische Vorteile: eine günstige CO2-Bilanz, eine hohe Verfügbarkeit von Holz in Baden-Württemberg – einem der waldreichsten deutschen Bundesländer – sowie viele Betriebe im Land, die sich auf die Verarbeitung von Holz spezialisiert haben. Als wirtschaftlicher Pluspunkt zählt, dass sich Holz hervorragend für den sogenannten Systembau eignet: dem Bauen mit vorgefertigten Komponenten. Weil es sich leicht bearbeiten lässt und eine geringe Dichte hat, taugt das Material zugleich für die digitale Fertigung mit Industrierobotern. Die Forscher in dem Projekt „Ressourcenschonend, regional, robotisch gefertigt – Holzleichtbau und digitale Planung für das Bauen im Bestand (Holz R3)“ sehen darin eine ideale Basis für eine behutsame und schonende bauliche Nachverdichtung in innerstädtischen Bereichen, bei der die Anwohner nur wenig durch Baulärm oder zusätzlichen Verkehr gestört werden. Kernpunkt des Projekts, das die BadenWürttemberg Stiftung seit 2015 im Programm Nachhaltiges Bauen finanziert, ist die Verknüpfung von Leichtbau und Robotik. „Diese Kombination ist gerade am Hochtech-
DER DIGITAL GEFERTIGTE HOLZBAU BIETET EIN GROSSES POTENZIAL. Prof. Achim Menges L E I T E R D E S I C D D E R U N I V E R S I TÄT S T U T TG A R T
nologiestandort Baden-Württemberg von besonderer Relevanz“, sagt Menges: „Adaptive Leichtbausysteme erreichen durch modernste präzise und flexible Roboter-Fertigungsverfahren ein höheres Maß an Effizienz, Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit und können so auf nachhaltige Weise die globale Wettbewerbsfähigkeit des Landes sichern.“ Die Experten von der Universität Stuttgart nehmen in einer umfassenden wissenschaftlichen Analyse zum einen die Nachhaltigkeit von Holz unter die Lupe: Ziel ist es zu analysieren, wie sie sich durch die Automatisierung von Planung und Herstellung von hölzernen Bauwerken über deren vollständigen Lebenszyklus hinweg verhält. Zum anderen entwickeln die Forscher neuartige Konzepte, Modelle und Technologien für den Einsatz von Robotern in der Fertigung von Holzbauteilen. „Dadurch wollen wir es ermöglichen, standardisierte Systeme für das Bauen im Bestand an vielfältige individuelle Ansprüche anzupassen – und das unter ökonomisch rentablen Bedingungen“, sagt Projektleiter Achim Menges. Am Ende soll ein neuartiges digitales Entwurfswerkzeug entstehen, über das verschiedene beteiligte Fachleute wie Statiker, Bauphysiker und Projektmanager direkt in die Planung eingreifen können. Menges ist vom enormen Nutzen der ungewöhnlichen Verbindung des klassischen regionalen Werkstoffs mit innovativen Konstruktions- und Fertigungstechnologien überzeugt: „Der Einsatz von Indus trierobotern erschließt im Holzbau einen weiten Spielraum an neuen Möglichkeiten, die anders gar nicht oder nur mit hohem Aufwand realisierbar wären.“
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SENSIBLER DIAMANT Die Position des Landes im wissenschaftlichen Wettbewerb durch eine enge Zusammenarbeit mit renommierten Experten aus dem Ausland zu stärken, das bildet den Kern des Programms Internationale Spitzenforschung. Was sich damit etwa bei der technischen Nutzung von Quanteneffekten erreichen lässt, zeigen Physiker aus Stuttgart und Ulm.
Atomare Defekte in einem Diamanten bilden die Ausgangsbasis für die Forschungsarbeit von Prof. Wrachtrup und Prof. Jelezko.
Brillante Wissenschaftler aus aller Welt nach Baden-Württemberg einzuladen, um die Forschung im Land durch Projekte von internationalem Rang zu bereichern – dieses Ziel verfolgt die Stiftung seit etlichen Jahren mit dem Programm Internationale Spitzenforschung. Bislang wurden in diesem Rahmen in zwei Programmrunden zehn Projekte mit insgesamt 5,5 Millionen Euro unterstützt. Kernpunkt der Initiative ist es, eine intensive und fruchtbare Kooperation zwischen Forschergruppen aus Baden-Württemberg und renommierten Wissenschaftlern aus dem Ausland zu fördern. Die gemeinsame Arbeit in den Teams brachte bereits viele wertvolle Ideen und weltweit beachtete neue Erkenntnisse hervor. Die Resultate steigern die Wissensbasis im Land und helfen den baden-württembergischen Forschungseinrichtungen, ihr Profil im internationalen Wettbewerb zu schärfen. So kommt der wissenschaftliche Austausch über Grenzen hinweg auch der ökonomischen Entwicklung im Südwesten zugute. In der dritten Runde des Programms setzt die Baden-Württemberg Stiftung dieses
Engagement fort. Finanziert wird unter anderem das Projekt „A single molecular quantum microscope“, an dem Forscher um Prof. Jörg Wrachtrup am Institut für Physik III der Universität Stuttgart und um Prof. Fedor Jelezko am Institut für Quantenoptik der Universität Ulm beteiligt sind. Unterstützung erhalten sie von Prof. Mikhail Lukin. Der aus Russland stammende, weltweit renommierte Physiker forscht am Quantum Optics Laboratory der Harvard University in den USA, wo er sich mit der Kontrolle der teils bizarren Eigenschaften von Quantensystemen beschäftigt.
Fehlersuche in Nanodiamanten
Damit empfiehlt sich der Wissenschaftler als Partner bei der Entwicklung neuartiger Sensoren auf Basis von Quanteneffekten, die sich die Wissenschaftler aus Stuttgart und Ulm auf die Fahnen geschrieben haben. Solche Sensoren nutzen atomare Phänomene und sind die empfindlichsten Messgeräte, die realisierbar sind. Sie lassen sich beispielsweise nutzen, um elektrische oder magnetische Felder sehr präzise zu messen oder Oberflächenstrukturen im Nanomaßstab zu
forschung IN TER N ATION ALE SPITZENFOR SCH UNG
untersuchen. Die Forscher aus Baden-Württemberg setzen auf Spin-Quantensensoren, die kleinste Defekte im Kristallgitter eines winzigen Diamanten ins Visier nehmen. Sie versprechen Anwendungsmöglichkeiten etwa in der Medizin und bei der Entwicklung neuer Materialien. Im Rahmen des Projekts wollen die Wissenschaftler die Funktionsfähigkeit eines solchen innovativen Messinstruments demonstrieren – und dazu erstmals die Struktur eines einzelnen Biomoleküls unter physiologischen Bedingungen bestimmen. Dafür nutzen die Forscher atomare Defekte im Gefüge eines Diamantkristalls. Die winzigen Materialfehler verraten sich durch ein typisches Muster im Messsignal einer Kernspinresonanz-Untersuchung. Dieses Muster wird durch große Moleküle wie Proteine in unmittelbarer Nähe des Nanodiamanten verändert. Auf diese Weise wollen die Forscher ein Makromolekül präzise vermessen und ein komplettes dreidimensionales Modell seiner Struktur erstellen. Allerdings sind die Messungen aufwendig und dauern normalerweise sehr lange. Das macht die Methode ineffizient. Um die Messzeiten deutlich zu verkürzen, bauen die Forscher aus dem Ländle auf die Expertise von Mikhail Lukin. Der Physiker aus den USA forscht an sogenannten Quantenalgorithmen. Die Forscher wollen die chemisch sensible Kernspinresonanz mit hochauflösender optischer Mikroskopie verbinden, um so ein komplettes dreidimensionales Modell der Molekülstruktur zu erstellen.
Diamantsensor misst Proteine
Im Blick haben die Wissenschaftler bei ihren Experimenten bestimmte Rezeptorproteine in Zellen, deren 3D-Struktur bislang unbekannt ist. Rezeptorproteine nehmen Signale von außen auf oder können Hormone an sich binden. Sie sind deshalb wichtig für die Steuerung von Körperfunktionen. In dem Projekt der Baden-Württemberg Stiftung richten die Forscher ihren Diamantsensor auf Proteine aus der GPCR-Familie: Sie befinden sich unter anderem in Zellmembranen. Dort leiten sie biochemische Signale ins Zellinnere weiter, die für das Wahrnehmen von Licht, Gerüchen und Geschmacksreizen verantwortlich sind, aber auch bei Entzündungen eine Rolle spielen. Die neue Messemethode kann zu einem besseren Verständnis solcher Prozesse beitragen.
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BILDUNG Gut ausgebildete Menschen tragen zum Wohlstand eines Landes bei. Eines unserer großen Anliegen ist es, allen Zugang zu unserem Bildungssystem zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder anderen Voraussetzungen. Unsere Programme reichen von der frühkindlichen Bildung über die berufliche und Erwachsenenbildung bis hin zur gezielten Unterstützung herausragender Talente.
Profil BEREICH BILDUNG
INTRO
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Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
FREIHEIT !
Artikel 4.1
GRUNDGESETZ DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Mawada Amir-Nawaf stammt aus dem Sudan und ist Stipendiatin der Stiftung. Erfahren Sie mehr über sie S. 139
FREIHEIT HEISST AKZEPTIEREN MAWADA AMIR-NAWAF „Freiheit ist für mich undenkbar ohne gegenseitige Akzeptanz, und umgekehrt – nur wenn wir frei sind, können wir einander auch akzeptieren. Einander akzeptieren klappt am besten, wenn wir keinerlei Vorurteile haben, denn sie nehmen unseren Geist gefangen. // Freiheit bedeutet für mich die Bereitschaft zu verstehen, zu kommunizieren, genau hinzusehen und hinzuhören, was andere sagen. Sie nicht vorzuverurteilen oder in eine bestimmte Schublade zu stecken. Die Freiheit der Gedanken, der Rede, die Wahlfreiheit und alle anderen Freiheiten setzen Respekt füreinander voraus. Wir müssen einander akzeptieren mit all unseren Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Wenn wir einander respektieren, können wir über Ideen diskutieren. Nur in der Gegenwart von Respekt können wir unseren Gedanken freien Lauf lassen. Nur wenn wir frei von Vorurteilen sind, sind wir wirklich frei. // Gerade weil ich in einem Land mit einer anderen Religion und Kultur lebe, sind Freiheit und Akzeptanz für mich so wichtig. Obwohl ich ‚fremd‘ aussehe und einen anderen Hintergrund habe, fühle ich mich hier frei und akzeptiert.“
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bildung STIPENDIENPRO GR A M M BERUFLICHE A NER KENNUNG
ANSCHUB ZUR ANERKENNUNG Schnelle und unbürokratische Hilfe bei der Qualifikation von Fachkräften bietet seit Sommer 2016 das Stipendienprogramm Berufliche Anerkennung in Baden-Württemberg.
Mawada Amir-Nawaf
Mawada Amir-Nawaf, Alina Stirtz, Abdullah Ajaj und Pooya Pejman kommen aus dem Sudan, aus Russland, aus Syrien und dem Iran. Sie haben in ihrer Heimat eine solide berufliche Ausbildung genossen und in ihren Berufen gearbeitet. Dann kamen sie nach Deutschland, wo ihre Qualifikationen zunächst nicht anerkannt wurden. Unterstützung auf dem Weg zur vollständigen Anerkennung ihrer Abschlüsse erhielten sie und weitere 180 ausländische Fachkräfte durch das Stipendienprogramm Berufliche Anerkennung in Baden-Württemberg. Meist geht es nur darum, die deutsche Sprache ausreichend zu erlernen, um in Deutschland einer Beschäftigung als Arzt, Ingenieur oder Sozialarbeiter nachzugehen. Manchmal müssen Zeugnisse beschafft, beglaubigt und übersetzt werden, und in vielen Fällen geht es auch darum, die Kosten für eine Fortbildungsmaßnahme oder die entsprechenden Fahrtkosten dorthin zu
tragen. Egal ob eine Einzelmaßnahme oder eine monatliche finanzielle Unterstützung benötigt wird – das Stipendienprogramm bietet ausländischen Fachkräften schnelle und unbürokratische Hilfe. Oft haben die heutigen Stipendiaten vergeblich an die Türen des Jobcenters geklopft, um finanzielle Unterstützung für das Erreichen ihrer Anerkennung zu bekommen, beispielsweise für die Fachsprachkurse, an denen Ärzte zwingend teilnehmen müssen, damit sie in Deutschland Patienten behandeln dürfen.
Der Weg zur Anerkennung – drei Stipendiaten berichten
Im Sudan hat Mawada Amir-Nawaf Zahnmedizin studiert. Die junge Ärztin kam vor drei Jahren nach Deutschland und hatte vor, hier möglichst schnell ihre Approbation zu erhalten und zu promovieren. In den ersten zwei Jahren kam sie diesem Ziel kaum näher – zu sehr war sie damit beschäftigt, mit Mini-
jobs ihren Lebensunterhalt in Heidelberg zu bestreiten. An diese anstrengende Zeit denkt sie nicht gern zurück, aber seit sie Stipendiatin ist, ist vieles einfacher für sie. „Jetzt ist endlich Ruhe in meinem Kopf eingekehrt“, sagt sie. „Ohne Geld steht man permanent unter Stress. Ich weiß gar nicht, wie ich vorher ohne die finanzielle Unterstützung gelebt habe.“ Auch wenn sie oft nicht wusste, wie es weitergeht, und sie ihr Heimweh quälte – ihre Erfahrungen mit Deutschen waren durchweg positiv: „Die Deutschen helfen so viel!“, findet sie. Das ist auch der Grund, warum sie den Menschen hierzulande etwas zurückgeben und unbedingt einige Jahre als Zahnärztin in Baden-Württemberg arbeiten möchte, bevor sie schließlich wieder zurück in den Sudan geht. Im Sommer 2017 bekommt sie voraussichtlich ihre Approbation und kann dann endlich auch in Deutschland das tun, was sie am liebsten macht: als Zahnärztin Menschen helfen.
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gearbeitet hatte, ist froh über die finanzielle Hilfe durch das Stipendienprogramm. „Ich habe mehrmals versucht, im Jobcenter Unterstützung für die Teilnahme am B2-Deutschkurs zu erhalten – ohne Erfolg. Dann entdeckte ich im Internet das Stipendienprogramm, und nach einer Woche habe ich die Zusage bekommen.“ Mittlerweile hat Ajaj die B2-Deutschprüfung bestanden und besucht den erforderlichen medizinischen Fachsprachkurs. Ist die Qualifizierung erst einmal erreicht, stehen viele qualifizierte Fachkräfte allerdings vor neuen Herausforderungen, wie sich bei der Sitzung des Fachbeirats nach zehnmonatiger Programmlaufzeit herausstellte. Dort berichtete der aus dem Iran stammende Ingenieur Pooya Pejman (Anm. der Redaktion: Name geändert), der seit drei Jahren gemeinsam mit seiner Frau in Deutschland lebt, von den Hürden, die er auf dem Weg zur Anerkennung seines Abschlusses, aber auch danach überwinden musste: „Ich habe seit fast einem Jahr meine vollständige Anerkennung, habe über 150 Bewerbungen an Firmen in ganz Deutschland geschrieben, aber bisher hat mir leider noch niemand eine Chance gegeben“, sagt er. Nach seinem Studium in
Isfahan und sechs Jahren Berufserfahrung ist er sicher, dass es nicht an seinen Qualifikationen liegt. „Es mangelt an Vertrauen“, sagt Pejman. Die Experten des Fachbeirats sind sich dieser Problematik bewusst und zeigten am Beispiel der Ingenieursberufe auf, dass nicht jeder Geflüchtete mit anerkanntem Abschluss und guten Deutschkenntnissen bei Arbeitgebern Begeisterung weckt. Vor allem im Bauwesen fehle vielen Firmen das Vertrauen in die Fachkenntnisse, die Ingenieure im Irak, in Syrien oder anderen Ländern in Studium und Beruf erworben haben. Sie bevorzugen im Zweifelsfall Bewerber aus Ländern, mit denen sie bereits positive Erfahrungen gesammelt haben. Deshalb denken die Experten als nächstes über Möglichkeiten nach, wie Vertrauen bei Arbeitgebern geschaffen und Ängste abgebaut werden können, zum Beispiel durch eine Art Pflichtpraktikum im Rahmen der Anerkennung von bestimmten Berufen. Denn erst wenn Kandidaten mit Migrationshintergrund eine Chance bekommen sich zu beweisen, kann in Firmen auch das Vertrauen in die Qualifikationen anderer Bewerber aus demselben Land wachsen.
bildung STIPENDIENPRO GR A M M BERUFLICHE A NER KENNUNG
Die Russin Alina Stirtz hat in Moskau ihr Diplom in Sozialarbeit gemacht und kam 2016 nach Deutschland. Gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich, der noch studiert, lebt sie seitdem am Bodensee. Sie sagt: „Anfangs hatte ich große Angst, dass ich schwer Deutsch lerne. Die Artikel sind kompliziert, und ich überlege bei vielen Sätzen immer noch, wohin ich das Verb stelle. Aber mit der Entscheidung hier zu leben, bin ich sehr zufrieden.“ Ein einjähriges Praktikum bei der Caritas, für das sie 300 Euro monatlich erhält, ist zunächst Voraussetzung für die Anerkennung ihres russischen Studiums in Deutschland. Außerdem besucht sie jede Woche für sieben Stunden einen Deutschkurs und bessert mit einem Minijob die Haushaltskasse auf. Durch das Stipendium der Stiftung bekommt die 25-Jährige monatlich 500 Euro für ein Jahr. Ihre nächsten Ziele hat Alina Stirtz bereits fest im Blick: Sie möchte Sozial- oder Non-ProfitManagement studieren und irgendwann bei einer Stiftung oder im Gesundheitswesen arbeiten. Auch Abdullah Ajaj, der 2015 mit seiner Familie aus Syrien fliehen musste und bis dahin im Universitätsklinikum Aleppo als Arzt
Alina Stirtz
Abdullah Ajaj
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bildung STIPENDIENPRO GR A M M BERUFLICHE A NER KENNUNG
Julia Klausmann ist beim Interkulturellen Bildungszentrum Mannheim (ikubiz) zuständig für das Stipendienprogramm Berufliche Anerkennung.
Anzahl der Stipendiaten (Stand 30.04.2017)
180
Stipendiaten Herkunft der Stipendiaten (Weitere 77 Personen kommen aus 40 anderen Ländern.)
8 % Irak
6 %
Afghanistan
26 % Syrien
5 %
5 %
Iran
Rumänien
2 %
// Name
Julia Klausmann
Sudan
// Beruf P R O J E K T K O O R D I N A T O R I N
Geschlechterverhältnis
68 %
32 %
männliche Stipendiaten
weibliche Stipendiaten
Berufe der Geförderten (Weitere 29 Personen haben 23 andere Berufs- oder Studienabschlüsse.)
52 % 10 % 9 % Ärzte
5 % Lehrer
Ingenieure
3 %
Physiotherapeuten
Wirtschaftswissenschaftler
3 %
Krankenpfleger
ES WIRKT! JULIA KLAUSMANN Etwa ein halbes Jahr nach Start des Programms Berufliche Anerkennung haben wir gemerkt, dass es sich wirklich herumspricht und sich immer mehr Menschen bewerben. Die Leute sind gut vernetzt, vor allem, wenn sie aus dem gleichen Land kommen oder den gleichen beruflichen Hintergrund haben. Viele der Stipendiaten und Stipendiatinnen haben zuvor keine geeignete Fördermöglichkeit gefunden. Es ist schön zu sehen, wie
erleichtert sie sind, wenn sie die Zusage für unser Stipendium erhalten. Das bringt oft einen großen Motivationsschub. Von einigen Geförderten haben wir schon Rückmeldungen erhalten. Besonders hat mich gefreut, dass 25 Personen mithilfe des Stipendiums die Anerkennung ihrer Qualifikation erreicht und sechs Ärztinnen und Ärzte bereits eine Stelle in Baden-Württemberg gefunden haben.
bildung BÜRGER BE TEILIG UNG UND ZIVILGESELLSCH AF T
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AB 16 GEHT’S LOS Nach dreijähriger Laufzeit wurde im Juni In Zukunft mit UNS! abgeschlossen. Das Teilprojekt des Programms Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft begleitete die erste Kommunalwahl Jugendlicher ab 16 Jahre und trug auf vielschichtige Weise dazu bei, dass sich Jugendbeteiligung in den Kommunen etabliert. Rund 70 Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nahmen an der Abschlussveranstaltung zum Programm im Stuttgarter Hospitalhof teil. Unter den Gästen befand sich auch Staatsrätin Gisela Erler. Sie zeigte sich vom Mut und Einsatz junger Menschen beeindruckt. „Angesichts des demografischen Wandels halte ich es für besonders wichtig, die Beteiligung Jugendlicher vor allem in der Kommunalpolitik zu stärken“, sagte die Politikerin.
Jugendbeteiligung verankern
Um Jüngeren mehr Mitsprache zu ermöglichen, unterstützte die Baden-Württemberg Stiftung von Oktober 2013 bis Juli 2016 das Projekt In Zukunft mit UNS! Durchgeführt wurde es vom Landesjugendring in Abstimmung mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Führungsakademie Baden-Württemberg. Das Projekt bestand aus zwei Phasen: Im Rahmen der ersten Kommunalwahl in Baden-Württemberg für Jugendliche ab 16 Jahren wurden 120 junge Menschen
zu Multiplikatoren ausgebildet. Im Rahmen von Wochenendworkshops lernten sie die Strukturen von Demokratie und Beteiligung kennen. Mit Rollenspielen bereiteten sie sich darauf vor, andere Jugendliche für die Wahl zu motivieren. Rund 5.000 Jungwähler konnten mit den Aktionstagen erreicht werden. Im September 2014 startete die zweite Phase: Durch Workshops und Handreichungen wurden die Strukturen in den Kommunen weiter ausgebaut und gefestigt. Insgesamt unterstützte die Baden-Württemberg Stiftung In Zukunft mit UNS! mit rund 450.000 Euro.
Kultur des Gehörtwerdens
Auf der Abschlussveranstaltung sprachen die jungen Teilnehmer nicht nur über ihre Erfahrungen, sie formulierten auch Empfehlungen, wie politische Mitsprache gelingen kann. Beispielsweise indem Kinder und Jugendliche schon früh an Gestaltungsmöglichkeiten herangeführt werden und Partizipation positiv erleben. Das Engagement in Vereinen oder
DEMOKRATIE IM BLICK Einen weiteren Schwerpunkt innerhalb des Programms Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaft bildet die Forschung. Nachdem die Baden-Württemberg Stiftung 2013 das erste Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg beauftragt hatte, startete sie 2016 mit einer Neuauflage. Es werden darin verschiedene Studien durchgeführt, eine davon von Dr. Rolf Frankenberger und Prof. Daniel Buhr. In ihrer Studie „Mehr Demokratie ertragen?“ widmen sich die beiden Politikwissenschaftler in qualitativen Interviews den Lebenswelten von AfD-Wählern. Sie möchten herausfinden, an welchen Werten sich die Anhänger der Partei orientieren, ob es bestimmte Sozialisierungsmuster oder biografische Erfahrungen gibt, die zu rechtspopulistischen Wahlentscheidungen führen. Ob der Erfolg der AfD mit den immer komplexer gewordenen Ansprüchen an die Politik zu tun hat oder gar einen Rechtsruck in der Gesellschaft spiegelt – auch diese Fragen möchten die Tübinger Wissenschaftler mit ihrer Studie klären. „Unsere Ergebnisse sollen dazu beitragen, Themen und Ansprüche im Umfeld von Populismus frühzeitig zu erkennen.“
Dr. Frankenberger (links) und Prof. Buhr (rechts) beschäftigen sich mit den sozialen Hinter- gründen von Wählern.
Verbänden bietet dafür einen optimalen Nährboden. Wichtig ist außerdem, dass Schulen, Jugendringe und Stadtverwaltung eng zusammenarbeiten. Ein allgemeingültiges Modell für mehr Beteiligung gibt es jedoch nicht. Jede Kommune muss ihren eigenen Ansatz entwickeln – mit der Unterstützung von Landesprogrammen und der landesweiten Koordination von Ideen und Strategien.
Weitere Schritte notwendig
Gelingende Teilhabe erfordert auch einen gesellschaftlichen Sinneswandel hin zu einer Kultur des Gehörtwerdens. Mit der Einführung des Paragrafen 41a ist ein erster Schritt in diese Richtung getan: Seit Ende 2015 sind Kommunen verpflichtet, Jugendliche bei Vorhaben miteinzubeziehen, die ihre Interessen berühren. Anne-Marie Berg vom Dachverband der Jugendgemeinderäte geht das allerdings noch nicht weit genug. Sie fordert, das Wahlalter auch bei Landtagswahlen auf 16 Jahre zu senken. Der vielschichtige und interdisziplinäre Ansatz war einer der Erfolgsfaktoren von In Zukunft mit UNS! – ein Ansatz, der auch weiterhin im Blick behalten werden sollte, fordert Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung: „Um noch mehr Gelegenheiten für Jugendliche zu schaffen, ihr Lebensumfeld mitzugestalten, sind starke Partner aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft unabdingbar.“
Mehr zum Programm:
www.beteiligungslotse.de
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DIE AUGEN SAGEN: WILLKOMMEN! Das Programm Sag’ mal was betont die Bedeutung der frühen Mehrsprachigkeit. Ein Besuch in einem Kindergarten, der seit dem Start des Programms im Jahr 2003 dabei ist, macht klar, warum das so ist.
Munthader kommt aus dem Irak, Anas und Nesma sind mit ihren Eltern von Nigeria nach Deutschland geflohen; Bersu hat türkische Eltern, Lina kroatische, und Stefanos Mutter stammt aus Russland, der Vater aus Griechenland. Die mehr als 50 Kinder, die in Leonberg in den Clara-Grunwald-Kindergarten gehen, haben 19 verschiedene Nationalitäten. Es sind Kinder aus Migrantenfamilien und Kinder mit Fluchterfahrung, die hier gemeinsam mit deutschen Mädchen und Jungen spielen. An ihrem ersten Tag im Kindergarten verstehen viele von ihnen nichts von dem, was um sie herum gesprochen wird. „Da ist es ganz wichtig, dass wir präsent sind, ohne zu aufdringlich zu sein. Wir sagen mit Mimik und Gestik und mit unseren Augen: Willkommen. Und laden das Kind so ein, uns vorsichtig kennenzulernen“, sagt Sandra Fink, die den Kindergarten in Leonberg leitet. Sie ist in der komfortablen Lage, dass sich mehrere Ehrenamtliche hier engagieren, die aus anderen Ländern stammen: China, dem Iran, Afghanistan. Die 25-jährige Mursal etwa, die in Kabul zwei Jahre als Lehrerin gearbeitet hat. Sie kann sich in sechs Sprachen verständigen: Dari, Paschto, Russisch, Urdu, Englisch und Deutsch. „Diese Sprachenvielfalt ist extrem hilfreich“, sagt Sandra Fink, „auch für die Kommunikation mit den Eltern.“
Treff moderiert, bietet außerdem einmal pro Woche eine Runde für Eltern an, die erst wenig Deutsch sprechen. Dort geht es um Alltagsfragen: wie ein Arztbesuch verläuft, was beim Nahverkehr zu beachten ist, wo es günstige Freizeitangebote gibt. Ergänzend zu den offenen Runden besuchen die Fachkräfte die Familien zu Hause. „Das geht schon mal über unsere eigentlichen Aufgaben hinaus“, sagt Sandra Fink. „Aber das Vertrauensverhältnis, das wir so aufbauen, unterstützt das Kind dabei, sich zu öffnen und sich bei uns wohl zu fühlen.“ Für die Mädchen und Jungen im ClaraGrunwald-Kindergarten ist die Vielfalt der Sprachen ganz normaler Alltag. Wie es ist, wenn niemand einen versteht – das ist eine Erfahrung, die viele von ihnen gemacht haben. „Im Spiel überwinden Kinder Sprachbarrieren unglaublich schnell“, sagt Sandra Fink. Sie und ihre Kolleginnen erleben immer wieder, dass Sprache zwar wichtig ist für den Zugang zu einem Kind, aber eben nicht alles. „Ein Kind spürt und sieht: Möchtest Du mit mir zu tun haben oder nicht.“
Das Vertrauen der Eltern gewinnen
Auf den guten Kontakt zu Vätern und Müttern legen die Fachkräfte viel Wert – er ist wichtig dafür, dass die Kinder in der neuen Umgebung heimisch werden. So gibt es einen offenen Treff, in dem Eltern, die Deutsch gut verstehen, Themen rund um Erziehung besprechen. Die Sozialarbeiterin, die diesen
Sandra Fink, Leiterin des Kindergartens in Leonberg, setzt auf Vertrauen.
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FRÜHE MEHRSPRACHIGKEIT ALS CHANCE Mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten im Juli 2016 auf der internationalen Fachtagung „Frühe Mehrsprachigkeit – Chancen und Perspektiven im Blick“. Die Baden-Württemberg Stiftung hatte dazu im Rahmen des Sprachförderprogramms Sag’ mal was eingeladen. Die Experten aus Forschung und Praxis formulierten auf der Tagung die sogenannte „Stuttgarter Erklärung“, in der Mehrsprachigkeit als Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit betont wird. Sie baut auf den elf Thesen der „Mannheimer Erklärung zur frühen Mehrsprachigkeit“ aus dem Jahr 2006 auf.
NEUER PROGRAMMBAUSTEIN FÜR KINDER- UND FAMILIENZENTREN Kinder- und Familienzentren eignen sich als Orte der Begegnung, Bildung und Beratung besonders gut, um Mehrsprachigkeit im sozialen Raum zu stärken. Daher hat die Baden-Württemberg-Stiftung die Initiative „Sprachentwicklung und Mehrsprachigkeit in Kinder- und Familienzentren stärken“ als neuen Baustein des Sprachförderprogramms Sag’ mal was ins Leben gerufen. Ausgewählte Einrichtungen in vier baden-württembergischen Städten haben im vergangenen Jahr damit begonnen, kreative sprachfördernde Angebote für Eltern und Familien zu entwickeln. So entstand in Freiburg ein interkultureller Koch-Club; in Heilbronn bietet ein Familienzentrum einmal wöchentlich ein internationales Frühstück an. In Mannheim stehen sogenannte Kulturbegleiter Eltern zur Seite, die Deutsch nicht als Muttersprache erlernt haben. Und in Ludwigsburg sind Steckbriefe über den Sprachschatz von Eltern und Kindern die Grundlage für eine große Weltkarte, die im Eingang des Kinder- und Familienzentrums hängt und verdeutlicht, wie viele sprachliche Ressourcen dort vorhanden sind. Über diese konkreten Programmangebote hinaus haben die Einrichtungen damit begonnen, Netzwerke zur aktiven Sprachförderung zu initiieren. Ziel ist es, mehrsprachige Dienstleister so miteinander zu verbinden, dass Familien größere Chancen haben, bei Erledigungen im Alltag in ihrer Erstsprache zu kommunizieren. Die Projektinitiative läuft über drei Jahre und wird von der Pädagogischen Hochschule Weingarten wissenschaftlich begleitet. Die Baden-Württemberg Stiftung fördert jedes der vier Projekte mit bis zu 50.000 Euro.
stuttgarter erklärung # 01 // Der Blick auf das kindliche Wohlbefinden und eine wertschätzende Haltung gegenüber den Sprachen der Kinder und ihrer Familien sind bedeutsam für die kindliche Entwicklung und ihre (mehr-) sprachliche Bildung. # 02 // Im Kontext der „neuen Migration“ ist es wichtiger denn je, die frühe Mehrsprachigkeit als Chance zur Gestaltung von mehr Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder differenziert wahrzunehmen und zu nutzen. # 03 // Durchgängige Sprachbildung ist eine langfristige Aufgabe. Gerade am Übergang Kindertageseinrichtungen und Grundschulen ist eine gelebte Kooperation Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Förderung und Unterstützung der Kinder in ihrer Sprachbildung. # 04 // Es ist im Interesse ein- und mehrsprachiger Kinder, dass Akteure der sprachlichen Bildung im Sozialraum zusammenwirken. Dies kann durch verstärkte Vernetzungsprozesse etwa in Kinder- und Familienzentren durch Eltern, pädagogische Fachkräfte, Ärztinnen und Ärzte gelingen.
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Prof. Annick De Houwer erläuterte auf der Fachtagung der Baden-Württemberg Stiftung zur Frühen Mehrsprachigkeit (siehe Kasten, links) im Eröffnungs vortrag den Zusammenhang zwischen Mehrsprachigkeit und kindlichem Wohlbefinden. Die Psycholinguistin und Sprachwissenschaftlerin lehrt in Erfurt Spracherwerb und Mehrsprachigkeit und forscht unter anderem zum frühen Zweitsprachenerwerb.
// Name
Annick De Houwer // Beruf SPRACHWISSENSCHAFTLERIN UND PSYCHOLINGUISTIN
MÖGLICHST FRÜH ANDERE LAUTE HÖREN VIER FRAGEN AN ANNICK DE HOUWER # 01 // Ist unser Beispiel aus dem Kindergarten in Leonberg Ausnahme oder Regel? // Die Gruppen von Kindern in deutschen Einrichtungen werden immer diverser. Verschiedene Sprachen, verschiedene Kulturen – das trifft meiner Schätzung nach auf mindestens ein Drittel der Mädchen und Jungen zu, die heute in Deutschland leben. # 02 // Das Wohlbefinden von Kindern anderer sprachlicher Herkunft interessiert Sie besonders – warum? // Wenn ein Junge oder ein Mädchen anderer Herkunft und Sprache sich in einem Kindergarten ausgeschlossen und unwohl fühlt, dann ist das eine Hypothek für die gesamte weitere Entwicklung, auch für das Erlernen der neuen Sprache. Das wissen wir inzwischen sehr genau aus internationaler Forschung. # 03 // Was können Fachkräfte tun, damit Kinder sich wohl fühlen, auch wenn sie anfangs kein Wort Deutsch sprechen? // Die Erzieherinnen können schon vorab den Kontakt zur Familie aufnehmen. Herausfinden, welche Sprachen sie spricht, wie der Name des Kin-
des richtig ausgesprochen wird, vielleicht einen Willkommenssatz in der fremden Sprache lernen: Das alles trägt dazu bei, dem Kind und seinen Eltern Würdigung zu signalisieren. Dann gibt es vielleicht ein älteres Kind in der Gruppe, das das neue Kind im Alltag begleiten und sich mit ihm verständigen kann. Sich wohl und angenommen fühlen: Das ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass die neue Sprache gerne und gut gelernt wird. # 04 // Kann Mehrsprachigkeit Kinder auch überfordern? // Nicht wenn das Umfeld stimmt. Es braucht mehr Zeit und mehr Beschäftigung mit den Kindern. Die sind ja wissbegierig und lernen leicht. Die Vielfalt an Sprachen ist da, bleibt da und wird zunehmen. Wenn wir möchten, dass die Menschen gut und gerne Sprachen lernen, dann sollten Kinder möglichst früh andere Laute hören. Das stimuliert und erleichtert das spätere Lernen, wie wir aus der Forschung wissen. Mehrsprachigkeit im Kindergarten ist auch für die deutschen Kinder eine tolle Chance. Wer Sprachen fördert, erhöht Bildungschancen.
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Felix Fahle, Produzent an der Filmakademie Ludwigsburg, hat 2016 gemeinsam mit zehn Stipendiaten von Talent im Land (TiL) den neuen Imagefilm zum Programm realisiert. Ein Gespräch über Vertrauen, Enthusiasmus und die Kraft des Loslassens.
// Name
Felix Fahle
// Beruf PRODUZENT
ICH BIN EIN GROSSER FAN GEWORDEN INTERVIEW
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Herr Fahle, Sie hat die Schwärmerei der Baden-Württemberg Stiftung für die Stipendiaten überrascht, warum? // Als wir uns im Mai mit der Stiftung zum Vorabgespräch trafen, hatten sie die Jugendlichen gerade erst kennengelernt. Ich war erstaunt über den großen Vertrauensvorschuss, der den eher noch unbekannten Stipendiaten entgegengebracht wurde. Was glauben Sie, woran das liegt? // Nachdem ich stärker ins Programm eingestiegen bin, wurde mir klar: Es besteht von Anfang an eine enge emotionale Bindung zwischen den Jugendlichen und den Verantwortlichen. Ich glaube, dass es für die meisten der Stipendiaten ungewöhnlich ist, dass man an sie glaubt. Das Programm bestärkt sie positiv und sie bekommen für ihr Engagement in Sport, Kultur oder im sozialen Bereich Anerkennung. Die Stipendiaten haben bei Ihrem Filmprojekt eine wesentliche Rolle gespielt. Warum? // Das stimmt. Unsere Idee war es, einen dokumentarischen Imagefilm zu realisieren, der das Programm emotional vorstellt und damit eine wesentliche Qualität von TiL vermittelt. Wir haben aus den insgesamt 80 Stipendiaten zehn ausgewählt und ihnen die Aufgabe gegeben, persönliche Aspekte ihres Lebens zu filmen. Das konnte eine Theaterinszenierung sein, ein Flüchtlingsprojekt, in dem sie sich engagieren, oder ein Sportevent. Mit insgesamt 13 Kameras ausgestattet, haben die Stipendiaten dann zwei Wochen im Juni jede Menge Material produziert. Wie haben Sie die Jugendlichen auf ihre Aufgabe vorbereitet? // Klar war, dass wir für den Imagefilm einen einheitlichen Bildund Erzählstil brauchten. Wir haben uns vor der Produktion mit den Jugendlichen an der Filmakademie getroffen, ihnen die Kameras erklärt und uns viele Fotos und Filme angeschaut. So konnten wir uns auf eine visuelle und inhaltliche Richtung einigen. Und dann sind die Jugendlichen ohne Sie losgezogen? // Genau.
Link zum Film:
www.talentimland.de
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War das kein Risiko? Immerhin haben Sie die Filmproduktion komplett in die Hände von Laien gegeben. // Das stimmt. Das war für mich persönlich eine sehr spannende Erfahrung. Ich habe zum ersten Mal die Kontrolle komplett abgegeben. In den zwei Wochen, in denen die Stipendiaten unterwegs waren, haben wir kein einziges Bild gesehen! Wir wussten zwar, dass was kommt – aber was, das war vollkommen unklar. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis? // Vollkommen! Die Stipendiaten sind mit viel Eigeninitiative und Enthusiasmus an ihre Aufgaben gegangen. Wir haben so viel schönes Bild- und Filmmaterial bekommen und hätten gern noch mehr Aspekte berücksichtigt. Den ersten Rohschnitt haben wir auf der Sommerakademie von Talent im Land im August vorgestellt. Die Begeisterung der Stipendiaten war ein tolles erstes Feedback für das gesamte Team. Was haben Sie persönlich aus dem Filmprojekt mitgenommen? // Das sind zwei Dinge. Einmal hat mich der Aspekt des Loslassens beschäftigt. Ich habe angefangen, mehr Verantwortung abzugeben und die anderen einfach machen zu lassen. Und der zweite Aspekt? // Ich bin ein großer Fan von Talent im Land geworden. Ich empfinde die Idee wichtig, nicht nur leistungsorientiert zu fördern, sondern auch soziale Kompetenzen zu unterstützen. Die Initiative müsste es bundesweit geben und nicht nur in Bayern und Baden-Württemberg. Ich hätte mir das Programm zu meiner Schulzeit in Berlin sehr gewünscht. Ein solches Stipendium hätte uns Schülern einen enormen Vertrauensschub gegeben.
TALENT IM LAND (TiL) Mit dem Stipendienprogramm unterstützen die Baden-Württemberg Stiftung und die Robert Bosch Stiftung seit 2003 begabte Schüler auf ihrem Weg zum Abi tur oder zur Fachhochschulreife. 2016 wurden aus insgesamt 245 Bewerbern 50 Talente ausgewählt. Darunter auch Jugendliche mit Wurzeln in Vietnam, Sri Lanka oder Ghana. Außer einer monatlichen Unterstützung von bis zu 150 Euro erhalten sie Zugang zu umfangreichen Seminar- und Bildungsangeboten. Zudem lernen sie bei der Sommerakademie berufliche Vorbilder kennen und können sich in einem Netzwerk mit mehr als 600 Talent im Land-Alumni verbinden. Das Gesamtbudget für Talent im Land beträgt pro Kalenderjahr rund 900.000 Euro.
KOMPAKT
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EXPEDITION N – NACHHALTIGKEIT FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
ENERGIEWENDE LEICHT UND VERSTÄNDLICH
STUDIE MOBILES BADEN-WÜRTTEMBERG
MOBILITÄT VON MORGEN GESTALTEN Wie könnte zukünftige Mobilität aussehen, die nachhaltig, klimafreundlich und umweltverträglich ist und allen Menschen ein gutes Leben in Baden-Württemberg ermöglicht? Welche Möglichkeiten bieten die aktuellen Entwicklungen in Hinblick auf Elektromobilität, Digitalisierung und Autonomes Fahren und welchen Beitrag kann und muss die Automobilindustrie in Baden-Württemberg leisten? Fest steht, dass Mobilität unabdingbare Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, Erwerbstätigkeit, wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand ist. Gleichzeitig verursachen unser heutiges Verkehrssystem und Mobilitätsverhalten aber erhebliche Belastungen für Mensch, Umwelt und Klima. Auf Anregung und in Kooperation mit dem BUND-Landesverband Baden-Württemberg hat die Stiftung im Mai 2015 deshalb die Studie Mobiles Baden-Württemberg – Wege der Transformation zu einer nachhaltigen Mobilität ausgeschrieben. Die Studie hat das Ziel, mögliche Perspektiven einer nachhaltigen Mobilität in Baden-Württemberg zu entwickeln und anschließend in einem breit angelegten gesellschaftlichen Dialog zur Diskussion zu stellen. Sie wird in Kooperation mit dem Öko-Institut, dem FraunhoferInstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation, dem IMU Institut und dem Institut für sozial-ökologische Forschung durchgeführt und läuft bis Mai 2017.
MOBILITÄT IN BADENWÜRTTEMBERG NACHHALTIG UND UMWELTFREUNDLICH GESTALTEN
Bereits im sechsten Jahr tourt die mobile Informationsund Bildungsinitiative Expedition N durch Baden-Württemberg. Sie zeigt anschaulich, wie die Gesellschaft nachhaltiger leben, einkaufen, reisen und mit Ressourcen wirtschaften kann. Mit mehr als 20 interaktiven Exponaten zum Anfassen und Ausprobieren sowie Multimedia-Terminals fährt das Expeditionsmobil direkt zu den Bürgern. Neben der interessanten Ausstellung auf zwei Ebenen finden im Expeditionsmobil auch Veranstaltungen für alle statt. Dazu gehören Vorträge, Diskussionsrunden oder das Nachhaltigkeitskino. Mittels eines Arbeitsheftes können Schüler in verschiedene Rollen schlüpfen und als Verbraucher, Versorger oder Verwalter die unterschiedlichen Akteure auf dem Energiesektor erkunden. Wie überzeugt man einen Hausbesitzer von der Anschaffung einer Photovoltaikanlage? Welche finanziellen Förderungen können Verwalter anstoßen? Und wieso lohnt es sich für Verbraucher, auf Energiesparlampen umzusteigen? Besucher der Expedition N erhalten Antworten auf diese und weitere Fragen rund um die Themen Energiewende und Nachhaltigkeit.
BADEN-WÜRTTEMBERG FONDS FÜR VERFOLGTE WISSENSCHAFTLER
FORSCHEN IN EINEM SICHEREN UMFELD Als Reaktion auf die dramatisch zunehmenden Verfolgungen, denen auch Wissenschaftler weltweit ausgesetzt sind, hat das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit dem renommierten „Institute of International Education, der Max Jarecki Foundation Heidelberg und der Baden-Württemberg Stiftung ein neues Programm aufgelegt. Der Baden-Württemberg Fonds für verfolgte Wissenschaftler hat zum Ziel, verfolgten Wissenschaftlern die Fortsetzung ihrer Forschungsarbeit – unabhängig von Staatsangehörigkeit oder Fachbereich – an einer Hochschule des Landes Baden-Württemberg zu ermöglichen. In den nächsten Jahren werden dadurch bis zu 25 Forscher die Chance erhalten, ihre Arbeiten in einem sicheren Umfeld fortzusetzen. Das neue Programm hat ein Gesamtvolumen von einer Million Euro.
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DER DONAURAUM VERKÖRPERT DIE IDEE EINER LEBENDIGEN EUROPÄISCHEN GESELLSCHAFT, DIE OFFEN UND VERNETZT IST.
KOMPAKT
PERSPEKTIVE DONAU: BILDUNG, KULTUR UND ZIVILGESELLSCHAFT
ZUKUNFT FÜR DEN DONAURAUM Die Völkerverständigung fördern, eine tragfähige Zivilgesellschaft aufbauen und den Wissensaustausch anregen – das sind die wesentlichen Ziele des Programms Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft der Baden-Württemberg Stiftung. Denn der Donauraum ist ein Musterbeispiel für die gelebte europäische Idee. Über die Förderung zahlreicher Projekte sorgt die Stiftung für die dringend nötige Stärkung der Strukturen in der Region. Neben konkreten Projekten unterstützt das Programm ebenfalls die Vernetzung zwischen politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Auf Einladung der Baden-Württemberg Stiftung, des Staatsministeriums Baden-Württemberg und der Bayeri schen Staatskanzlei trafen sich im Rahmen des zehnten Internationalen Donaufestes am 4. und 5. Juli 2016 Projektträger und deren Partner, engagierte Bürger sowie Politiker auf der Fachkonferenz in Ulm. Unter dem Titel „Austausch, Zusammenarbeit, Vernetzung: Offene Gesellschaft im Donauraum“ diskutierten die Teilnehmer unter anderem darüber, wie eine vielfältige und lebendige Zivilgesellschaft im Donauraum gestaltet werden kann. Besonders erfreulich: Seit der Konferenz kooperieren viele Projektpartner enger miteinander und erstellen gemeinsame Angebote.
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BEO MACHT MOBIL Am 6. Mai 2016 wurden die Projekte des beo-Wettbewerb Berufliche Schulen in Bad Cannstatt prämiert: eine Veranstaltung voller Kreativität und Teamgeist. In den Beruflichen Schulen Baden-Württembergs gibt es viele talentierte junge Menschen mit großem Potenzial, außergewöhnlichen Fähigkeiten und Ideen. Mit dem beo-Wettbewerb Berufliche Schulen können Schüler entdecken, was in ihnen steckt, und erleben, dass selbstloses Handeln und Teamgeist belohnt werden. Mit der Ausschreibung 2015/2016 wurde die Konzeption des Wettbewerbs weiterentwickelt und neu ausgerichtet: Stand bislang das abgeschlossene Projekt im Mittelpunkt, war es nun der Prozess von der Projektidee über die Durchführung bis zur abschließenden Dokumentation. Unter dem Motto „Mobil – nicht nur auf Rädern, sondern auch im Kopf“ setzte
die Projektausschreibung den Fokus auf Mobilität sowie die damit verbunden Entwicklungen, Herausforderungen und Visionen. Insgesamt acht Teams wurden unter den zahlreichen Bewerbern ausgewählt. Nach einer sechsmonatigen Projektphase präsentierten sie ihre Ergebnisse bei der Abschlussveranstaltung in Stuttgart. Für die Projektdurchführung standen den Teams aus Bad Mergentheim, Stuttgart, Lahr, Breisach, Waldshut, Winnenden und Waldkirch jeweils bis zu 10.000 Euro zur Verfügung. Die Baden-Württemberg Stiftung vergab in Form der begehrten beo-Trophäe einen Jurypreis in Höhe von 1.500 Euro sowie erstmals einen Publikumspreis in Höhe von 500 Euro.
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PUBLIKUMSPREIS Über den Publikumspreis freute sich das Projektteam der Gewerbeschule Breisach. Die Schüler beschäftigten sich während der Projektphase intensiv mit nachhaltigen Mobilitätsformen. Nachdem sie sich mit unterschiedlichen Antriebsarten, Wirkungsgraden und Energieträgern auseinandergesetzt hatten, fiel die Wahl auf ein elektrisch betriebenes Gokart. Das „E-Kart“ beeindruckte die Gäste der Abschlussveranstaltung insbesondere durch seine Schubkraft und gewann das enge Rennen um den Publikumspreis.
JURYPREIS Das Projekt „Barrieren überwinden – Gemeinsam mobil bleiben“ der Beruflichen Schule im Mauerfeld Lahr konnte die Jury besonders überzeugen. Die Schüler entwickelten eine webbasierte Plattform, mit deren Hilfe sich Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung leichter im öffentlichen Nahverkehr der Stadt Lahr bewegen können. Dazu programmierten die Projektteilnehmer eine App, mit der sich behinderte und nichtbehinderte Reisende untereinander vernetzen können.
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PATENTREZEPTE GIBT ES NICHT ˇ Drei Jahre lang haben Lehramts-Studierende der Bogaziçi Üniversitesi Istanbul und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg in einem Projekt miteinander gearbeitet. Unterstützt vom Programm BWS plus.
Die kulturelle Vielfalt in deutschen Klassenzimmern wird immer größer – jedes dritte Kind hat heute einen Migrationshintergrund. Experten sind sich einig, dass Lehrerinnen und Lehrer zumeist nur ungenügend auf die Interkulturalität vorbereitet sind. Was also können Hochschulen leisten, um das Studium den Herausforderungen der Praxis anzupassen? Diese Frage war gewissermaßen Ausgangspunkt für das Projekt mit dem Titel „Migration und Interkulturalität als pädagogische und fachdidaktische Aufgabe“. Studierende der Istanbuler Bogˇaziçi Üniversitesi und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg arbeiteten dabei in sogenannten Lerntandems zusammen: Jeweils zwei Studierende aus Deutschland und der Türkei bildeten über ein Studienjahr hinweg ein solches Tandem und verbrachten in jedem Land gemeinsam ein halbes Jahr. Sinem Imamoglu und Atilla Kocabalcıoglu waren ein solches Lerntandem. Atilla lebt und studiert in Istanbul, Sinem ist in
Deutschland geborene Türkin. An der Ludwigsburger PH studiert sie Geschichte, Englisch und Politikwissenschaften. „Atilla und ich haben anfangs viel darüber diskutiert, was eigentlich türkische und was deutsche Kultur ist “, sagt Sinem. „Beispielsweise haben wir festgestellt, dass Deutsche mit türkischen Wurzeln so wie ich die Sitten und Bräuche ihres Herkunftslandes oft viel strenger auslegen als die Türken.“
Die eigene Sicht ist begrenzt
Sich mit der eigenen kulturell geprägten Wahrheit auseinanderzusetzen – das war einer der wichtigsten Lerneffekte der Tandems. „Die Studierenden haben schnell gemerkt, dass eine Kultur viel zu komplex ist, um auf bestimmte Merkmale reduziert zu werden“, sagt Dr. Marion Aicher-Jakob. Sie ist stellvertretende Leiterin des Schulpraxisamts der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und hat das Projekt gemeinsam mit einem Team während der gesamten Laufzeit von 2014 bis 2016 begleitet und wissenschaftlich
ausgewertet. „Dieses Bewusstsein für die eigene begrenzte Sicht zu entwickeln, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, an Schulen überhaupt einen fruchtbaren interkulturellen Dialog in Gang setzen zu können.“ Der erste Teil des Projekts fand im sogenannten integrierten Semesterpraktikum statt, dem Herzstück der schulpraktischen Ausbildung. Die Studierenden gehen dabei ein Semester an Schulen und übernehmen alle Aufgaben eines Lehrers, inklusive der Konzeption und Durchführung von 30 Stunden Unterricht. Mit dem Unterschied, dass diesmal eben zwei Studierende vor der Klasse standen – mit durchaus verschiedenen pädagogischen Ansätzen. Während beispielsweise der Unterricht in deutschen Grundschulen zunächst mündlich stattfindet, nutzen türkische Lehrer von Beginn an die Tafel, um Wörter zu schreiben. Oder während Lehrer in der Türkei die Pausen zwischen den Unterrichtsstunden dafür nutzen, um mit Schülern über ihren Alltag oder über Probleme zu sprechen, löst ein
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solches Verhalten hierzulande Befremden und Distanz aus. „Die Studierenden lernten, sich über die Gründe für die jeweilige pädagogische Vorgehensweise zu verständigen und sie nicht zu bewerten“, sagt Projektleiterin Marion Aicher-Jakob.
Interkulturelle Prozesse sind immer offen
Die Hochschule unterstützte die Lerntandems bei dieser anspruchsvollen Projektarbeit durch die gezielte Auswahl der Schulen: Die Praxissemester fanden erstens an einer bilingualen Schule und an einer Gemeinschaftsschule mit langer interkultureller Erfahrung statt. Die Institutionen waren also mit dem Thema vertraut. Zweitens standen den Studierenden Ausbildungsberater und fachdidaktische Betreuer vor Ort zur Seite, die das Projekt auch aktiv mitgestalteten. Drittens haben beide Hochschulen spezielle Begleitseminare angeboten, in denen aktuelle Probleme ebenso diskutiert wurden wie die Forschungsfragen der Lerntandems. Diese Forschungsfragen kamen zu den üblichen Aufgaben des Praxissemesters hinzu. Dabei untersuchten die Studierenden einen selbst gewählten Aspekt von Migration und Interkulturalität. Sinem und Atilla beispielsweise wollten genauer wissen, wie sich Schüler mit Migrationshintergrund die Kultur des neuen Heimatlandes aneignen. Für ihre Forschungsarbeit interviewten sie in Deutschland Schüler unterschiedlichen Alters; während des Semesters in der Türkei arbeiteten sie eine umfangreiche wissenschaftliche Präsentation aus, die sie unter anderem während eines Symposiums in Istanbul hielten. Ist am Ende von drei Projektdurchgängen so etwas wie ein Leitfaden entstanden, der beschreibt, wie Interkulturalität richtig organisiert wird? Die Erfahrungen in den drei Jahren haben den Verantwortlichen gezeigt, dass es keine Patentrezepte für interkulturelles Handeln gibt. „Dialoge zwischen den Kulturen sind offene Prozesse, die immer wieder aufs Neue gesteuert, moderiert und reflektiert werden müssen“, sagt Marion Aicher-Jakob. „Was dafür immer wichtig ist: die respektvolle Einstellung dem Anderen gegenüber und die Distanz zur eigenen kulturellen Prägung.“
BADEN-WÜRTTEMBERGSTIPENDIUM PLUS Beziehungen zwischen deutschen und ausländischen Hochschulen aus- und aufzubauen – das ist das Ziel des Programms. Seit 2011 haben 58 baden-württembergische Hochschulen 53 Projekte initiiert: mit Einrichtungen aus Ländern weltweit, beispielsweise Myanmar, Ruanda, Kanada, Chile, Estland oder Australien. Die Bandbreite an Projekten ist groß: gemeinsame Forschungsvorhaben, Symposien, Ausstellungen, Konzerte oder Doktorandenaustausch. „Wichtig ist uns, dass die Beziehungen zwischen den Hochschulen auch nach dem Ende des geförderten Projekts bestehen bleiben“, sagt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. „Denn mit diesen Kooperationen schlagen wir wichtige kulturelle Brücken. Und sie bieten den Studierenden den unschätzbaren Vorteil, die eigene Perspektive zu erweitern.“ Im vergangenen Jahr flossen 800.000 Euro in zehn BWS plus-Projekte. Pro Jahr kann ein Projekt mit bis zu 60.000 Euro mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren gefördert werden.
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FELLOWSHIPS FÜR INNOVATIONEN IN DER HOCHSCHULLEHRE Lehre und Ausbildung der Studierenden sind neben der Forschung die eigentlichen Kernaufgaben der Hochschulen. Aber während ein Engagement in der Forschung für Hochschullehrende und Nachwuchs wissenschaftler gleichermaßen prestige trächtig wie karriereförderlich ist, gilt die Lehrtätigkeit nicht selten als lästige Pflicht. Die Baden-Württemberg Stiftung, die Joachim Herz Stiftung und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben vor diesem Hintergrund im Rahmen der Initiative „Exzellenz in der Lehre“ 2011 gemeinsam das Programm Fellow ships für Innovationen in der Hochschullehre ins Leben gerufen, um die Qualität der Lehre und ihren Stellenwert zu steigern. Ziel des Programms ist es, Anreize für die Entwicklung und Erprobung neuartiger Lehr- und Prüfungsformate oder die Neugestaltung von Modulen und Studienabschnitten zu schaffen.
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bildung FELLO WSHIPS F ÜR INN OVATIONEN IN DER H O CHSCH ULLEHRE
DIAGNOSE-DILEMMA IN DER DIGITALEN WELT Viele Patienten informieren sich im Internet, bevor sie ihren Arzt aufsuchen. Wie diese Selbstdiagnose das Verhältnis zwischen Arzt und Patient beeinflusst, untersucht Dr. Anne Herrmann-Werner aus Tübingen im Rahmen des Programms Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre.
Ob Bauchschmerzen, Knieprobleme oder ein Ziehen in der Brust – viele Patienten recherchieren erst einmal ausführlich Krankheitsbilder und Symptome im Internet, bevor sie ihren Arzt aufsuchen. Der freie Zugang zu medizinischen Informationen führt oft dazu, dass Laien falsche Schlüsse schließen. Das hat nicht zuletzt erheblichen Einfluss auf die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten und stellt Mediziner vor ganz neue Herausforderungen. Wie geht man sensibel aber bestimmt mit vorinformierten Patienten um? Wie gibt man ihnen das Gefühl, ernst genommen zu werden, auch wenn ihre Annahmen falsch sind?
Dr. Anne Herrmann-Werner untersucht, wie Ärzte mit vorinformierten Patienten umgehen sollten.
Das Arzt-Patienten-Verhältnis verschiebt sich
Dieser Problematik widmet sich die Ärztin und Medizindidaktikerin Dr. Anne Herrmann-Werner, deren Forschungsschwerpunkt die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist. „In der medizinischen Praxis findet bereits seit Jahren eine Verschiebung des Arzt-Patienten-Verhältnisses hin zu einem partizipativen Modell statt“, stellt sie fest. Patienten erwarten zunehmend eine Begegnung auf Augenhöhe, möchten in den Diagnoseprozess eingebunden werden und sind immer weniger bereit, eine ärztliche Diagnose unkritisch zu akzeptieren. Im Interdisziplinären Ausbildungszentrum DocLab will sie deshalb neue Unterrichtseinheiten für Medizinstudenten entwickeln. Die interaktiv ausgerichteten Seminare sollen die Nachwuchskräfte auf den Umgang mit vorinformierten Patienten vorbereiten, unter anderem mit Simulationsgesprächen, Schulungsvideos und praktischen Übungen. Für die Entwicklung dieser neuartigen Lehr-Lern-
methode erhält Herrmann-Werner ein mit 15.000 Euro dotiertes Junior-Fellowship der Baden-Württemberg Stiftung. Anfang 2017 drehte das Team um Herrmann-Werner simulierte Patientengespräche. Die Schulungsvideos wurden im Anschluss in Seminaren mit Studierenden und Ärzten im Praktischen Jahr eingesetzt. Für 2018 ist die erste Evaluation der Testphase geplant. Auf der Grundlage der Ergebnisse wird Herrmann-Werner das didaktische Konzept prüfen und gegebenenfalls überarbeiten, bevor die Unterrichtseinheit fest in die Ausbildung von Medizinern einfließt.
Neues Netzwerk inklusive
Neben den finanziellen Mitteln, die Herrmann-Werner für ihr Projekt von der Stiftung erhält, freut sie sich vor allem über die mit dem Fellowship verbundene Wertschätzung ihrer Person und ihrer Arbeit. Auch die
Möglichkeit, sich mit Fellows aus völlig anderen Forschungsfeldern zu vernetzen, nutzt sie mit Begeisterung. „Ich bin seit dem ersten Kennlerntreffen mit einigen anderen Kollegen aus der Hochschullehre in Kontakt, die ich vermutlich sonst nie kennengelernt hätte“, sagt die Ärztin. Neben der Medizinerin erhalten im aktuellen Jahrgang auch Personen aus den Bereichen Architektur, Biowissenschaften, Informatik und Sprachwissenschaften ein Fellowship für Innovationen in der Hochschullehre. Beim nächsten Treffen im März 2018 wird Herrmann-Werner ihrer Fellow-Community schon die Ergebnisse ihres bis dahin nahezu abgeschlossenen Modellprojekts vorstellen können. „Dieser Austausch mit anderen und auch der Vergleich, was in anderen Disziplinen und an anderen Standorten in der Hochschullehre passiert, ist eine echte Bereicherung für mich“, sagt sie.
bildung ELITEPRO GR A M M F ÜR POSTD OK TOR A NDEN/-INNEN
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DUNKLER DREIKLANG Mit dem Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung junge Nachwuchswissenschaftler auf ihrem Weg zur Professur. Die Psychologin Dr. Eunike Wetzel von der Universität Konstanz ist eine von ihnen. „Die dunklen Seiten des Menschen sind kaum erforscht“, sagt Eunike Wetzel. Das will die 33-Jährige ändern. Deshalb beschäftigt sich die Psychologin in ihrem aktuellen Forschungsprojekt mit der „Dark Triad“ der menschlichen Persönlichkeit. Die dunkle Triade besteht aus den drei Eigenschaften Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. In der Fachliteratur werden narzisstische Menschen als selbstverliebt beschrieben, machiavellistische als manipulativ und psychopathische als impulsiv. Wetzel und ihrem Team geht es aber nicht darum, die Dark Triad in ihrer stärksten Ausprägung, also als psychische Störungen, zu untersuchen. „Uns interessiert, wie sich die dunklen Charaktereigenschaften in den Lebensphasen junger Erwachsener verändern“, erklärt sie. Die Wissenschaft geht davon aus, dass gerade im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sehr viel im Leben eines Menschen passiert und deshalb innerhalb dieser Zeit Veränderungen der Persönlichkeit auftreten. Da ist der Auszug von Zuhause, die erste eigene Wohnung, der Einstieg ins Studium oder in den Beruf, der Beginn oder das Ende einer Partnerschaft.
Die erste Studie ihrer Art
Wie sich das Äußere auf das Innere auswirkt – dies ist bei den sogenannten adaptiven Wesenszügen wie Gewissenhaftigkeit oder Offenheit umfänglich erforscht worden. So gibt es beispielsweise
Eunike Wetzel ist Psychologin und beschäftigt sich mit Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie.
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Hinweise darauf, dass die Gewissenhaftigkeit eines Berufsanfängers steigt, weil dieser beispielsweise pünktlich beim Job sein muss oder Verpflichtungen übernimmt. Mit ihrem Projekt möchte Eunike Wetzel nun eine Forschungslücke schließen und nimmt die dunklen Eigenschaften in den Blick. Steigt beispielsweise der Narzissmus bei beruflichen Erfolgen? Sinkt er wieder, wenn ein junger Erwachsener eine Familie gründet, das erste Kind geboren wird? Wie Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie mit wichtigen Lebensereignissen zusammenhängen und welche Konsequenzen sie haben – auf diese wesentlichen Fragen möchte Wetzel mit einer Längsschnittstudie Antworten finden. Längsschnitt bedeutet, dass sie und ihr Team die Studienteilnehmer über zwei Jahre hinweg zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragen. „Es ist die erste Studie dieser Art, die alle Dark Triad-Eigenschaften gemeinsam untersucht“, sagt Eunike Wetzel.
Innovative Projekte, exklusive Unterstützung
2014 und 2015 hat Wetzel an amerikanischen Universitäten in Illinois und Kalifornien geforscht und publiziert. Mit ihrem Projekt geht die Konstanzer Psychologin neue Wege. Es sind exzellente Vorhaben wie dieses, die die Baden-Württemberg Stiftung bereits seit 2002 mit ihrem Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden fördert. 2016 wurden an 15 neue Nachwuchswissenschaftler Stipendien vergeben. Über eine Laufzeit von drei Jahren unterstützt die Stiftung die eigenverantwortlich durchgeführten und verwalteten Forschungsvorhaben mit 1,5 Millionen Euro. Was das Eliteprogramm von anderen Stipendien unterscheidet: Außer ihrem Forschungsprojekt widmen sich die Teilnehmer der Lehre, der akademischen Selbstverwaltung und dem Wissensmanagement mit dem Ziel, sich für eine Hochschullaufbahn zu qualifizieren. Fester Bestandteil des Programms sind zudem die Netzwerktreffen, die zweimal im Jahr für Stipendiaten und Alumni stattfinden.
Komplexe Persönlichkeit
Im Sommersemester 2016 haben Eunike Wetzel und ihr Team mit der ersten Befragung begonnen. Insgesamt 850 Teilnehmer im Alter von 18 bis 30 Jahren konnten sie für ihre Studie gewinnen. Die zweite Befragung fand ein halbes Jahr später statt. Mit den erhobenen Daten untersuchen die Wissenschaftler zunächst, ob es unterschiedliche Profile der dunklen Eigenschaften gibt. „Beispielsweise ist es denkbar, dass manche Personen eine hohe Ausprägung bei Narzissmus und eine niedrige bei Machiavellismus und Psychopathie haben“, erklärt Wetzel. In zwei anschließenden Studien untersuchen sie, ob sich die dunklen Wesenszüge innerhalb der Messzeitpunkte verändert haben und ob sie mit bestimmten Lebensereignissen zusammenhängen. Ist zum Beispiel der Karrieresprung mit einem stärkeren manipulativen Verhalten am Arbeitsplatz verbunden? Oder die Gründung einer Familie mit weniger Selbstbezogenheit? Mit ihren Ergebnissen möchte Eunike Wetzel dazu beitragen, die vergleichsweise junge Forschung um die Dark Triad-Eigenschaften anzustoßen. Dass die menschliche Persönlichkeit komplex ist, darüber ist sich die Postdoktorandin durchaus bewusst: „Es gibt sicher Lebensphasen, in denen die eine oder andere Eigenschaft wichtiger ist als andere“, sagt sie. „Aber eine Person auf einen Charakterzug reduzieren, das kann man nicht.“
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bildung ELITEPRO GR A M M F ÜR POSTD OK TOR A NDEN/-INNEN
NARZISSMUS
MACHIAVELLISMUS
PSYCHOPATHIE
bildung NE TZWER K BILD UNG SFOR SCH UNG
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WIE BILDUNG FUNKTIONIERT Im Rahmen des Netzwerks Bildungsforschung lud die Baden-Württemberg Stiftung am 25. und 26. Februar 2016 zur Tagung nach Stuttgart ein.
Die öffentliche Veranstaltung bot den rund 80 Teilnehmenden einen Einblick in die Ergebnisse des Programms, das die Baden-Württemberg Stiftung 2011 auf den Weg gebracht hat. Gleichzeitig bildete sie den Auftakt für die Neuausschreibung des Netzwerks Bildungsforschung (NeBf): Zwei Millionen Euro stellt die Stiftung für die dreijährige Laufzeit zur Verfügung. Seit Bestehen der Programmlinie ist das Netzwerk Bildungsforschung zu einem bedeutenden interdisziplinären Forschungsnetzwerk herangewachsen. Derzeit beschäftigen sich rund 100 Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen und Hochschulen in über 25 Forschungsprojekten mit Themen der empirischen Bildungsforschung. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt dabei auf dem Lebensabschnitt junger Menschen, die von der Schule in den Beruf oder das Studium wechseln. Dabei interessieren die Wissenschaftler vor allem zwei Aspekte, die diese Übergangsphase beeinflussen: einerseits individuelle Faktoren wie Familie oder kognitive Fähigkeiten, andererseits strukturelle Rahmenbedingungen des Bildungsangebots in Baden-Württemberg.
Intensives Netzwerken gehört dazu
Ein zentraler Bestandteil des Netzwerks besteht im intensiven Austausch der Mitglieder durch regelmäßige Treffen und öffentliche Veranstaltungen. Auf der vierten Netzwerktagung im Februar stellten drei Forscherteams ihre Projekte vor; zur Abendveranstaltung war Prof. Heike Solga vom Wissenschaftszentrum für Sozial forschung Berlin (WZB) geladen. Unter dem Titel „Praxisrelevante Forschung zu den Übergängen in Ausbildung, Studium und Beruf“ stellte die Direktorin der Abteilung „Ausbildung und Arbeitsmarkt“ aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung vor.
Heike Solga hat wichtige empirische Erkenntnisse zur beruflichen Laufbahn von Jugendlichen gewonnen.
Sprache eine hohe Bedeutung zu: „Eine gute Sprachvorbereitung ist für Jugendliche aus dem Ausland wichtig, um Zugang zum Arbeitsmarkt zu bekommen.“
Keine Informationen, kein Studium
Bei der Analyse struktureller Rahmenbedingungen beschäftigte sich Solga mit einem allgemeinen Phänomen: Jugendliche aus nicht-akademischen Haushalten nehmen seltener ein Studium auf als Altersgenossen von Familien mit Hochschulabsolventen. Befragungen ergaben, dass die Jugendlichen die Kosten eines Studiums eher über- und den Nutzen eher unterschätzen. Um solchen Informationsdefiziten entgegenzusteuern, empfiehlt Solga, an Schulen Workshops einzurichten. Sie sollen jungen Erwachsenen aus Familien ohne akademischen Hintergrund grundlegende RahmenbedinWie Betriebe entscheiden gungen einer Hochschullaufbahn vermitteln. Im Hinblick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen untersuchte Das Forschungsnetzwerk trägt durch die Bündelung von KompeSolga unter anderem die Bereitschaft von Betrieben, jüngst zuge- tenzen und der Kooperation verschiedener Standorte und Fachrichwanderte Jugendliche als Auszubildende aufzunehmen. Die zen- tungen zum Erkenntnisgewinn in Theorie und Praxis bei. „Bundestralen Ergebnisse der Untersuchung: Die Chance, zu einem Bewer- weit wird der empirischen Bildungsforschung bislang noch zu bungsgespräch eingeladen zu werden, hängt zunächst sehr stark wenig Beachtung geschenkt“, so Christoph Dahl, Geschäftsführer von den Sprachkenntnissen ab. Dazu kommt allerdings, ob der der Baden-Württemberg Stiftung. „Unser Ziel ist es, mittel- und ausländische Schulabschluss hierzulande anerkannt wird und ob es langfristig die Ressourcen und Kapazitäten in diesem Feld auszueine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass die jungen Zuwanderer in bauen und damit zur Verbesserung des Schul- und AusbildungssysDeutschland bleiben dürfen. Nichtsdestotrotz misst Solga der tems beizutragen.“
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Vor zehn Jahren hat die Baden- Württemberg Stiftung kicken & lesen ins Leben gerufen, um die Lesekompetenz von Jungs zu stärken. Jedes Jahr finden zwei Fußballcamps, eins beim VfB Stuttgart und eins beim SC Freiburg, statt. Mit dabei waren Hannes, Leon und Lewis von Schulen aus Lautertal. Wie ihnen das Camp in Stuttgart ge- fallen hat, das erzählen die drei Elfjährigen selbst.
bildung KICKEN & LESEN
Hannes, Lewis und Leon (von links nach rechts) waren im Fußballcamp.
BEIM KICK MACHT’S KLICK INTERVIEW MIT HANNES, LEWIS UND LEON Hannes // Mir hat das Camp sehr gut gefallen. Wir haben auf dem Profifußballplatz trainiert und konnten uns das Stadion angucken. Das ist sooo groß! Das Fußballspielen hat mir aber mehr Spaß gemacht als das Lesen. Leon // Mir hat beides super gefallen! Wir haben im Stadion auf den Bänken gesessen und eine Lesetasche bekommen. Darin waren eine Vesperdose, ein Stift, ein Radiergummi, eine Autogrammkarte vom Torwart und eine Lesemappe. Darin stand viel über den VfB Stuttgart. Zum Beispiel wie die Profis trainieren. Lewis // Ich hatte ein bisschen Angst ins Camp zu fahren. Ich habe mich nicht getraut, allein mit der Gruppe … deshalb bin ich zu Hause geblieben. Ich habe jetzt ein bisschen weniger Angst. Wenn es das nochmal gibt, versuche ich es vielleicht. Leon // Ich wäre auf jeden Fall wieder dabei! Hannes // Ich auch! Am besten fand ich das Turnier am Schluss.
Leon // Ich die Stationen, wo man verschiedene Sachen machen muss. Mit dem Lesen ist es besser geworden. Früher konnte ich einzelne Wörter nicht lesen, jetzt kann ich flüssig lesen. Sogar richtige Bücher. Lewis // Ich lese gerade „Das magische Baumhaus“ und „Zafira“. Das ist eine Geschichte von einem Flüchtlingsmädchen aus Syrien. Wir lesen das in der ganzen Klasse und sind schon bei Kapitel 11. Hannes // Ich lese die Knickerbocker-Bande. Leon // Ich lese auch „Zafira“ und zu Hause „Räuber Hotzenplotz“. Am liebsten lese ich abends, bevor ich ins Bett gehe. Hannes // Während unseres kicken & lesenProjekts an der Schule haben wir eine Gemüsel asagne gekocht. Leon // Aber das war ein Rezept von Manuel Neuer. Hannes // Stimmt. Der ist gar nicht beim VfB. Leon // Nee, der ist bei Bayern München.
KICKEN & LESEN Fußball- und Leseaufgaben spielerisch miteinander verknüpfen – seit 2007 unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung Projekte aus Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, die diesen Ansatz verfolgen. 2016 waren es elf Vorhaben. Zum Abschluss nahmen um die 84 Jungs an den zweitägigen Fußballcamps teil, die der SC Freiburg und der VfB Stuttgart jedes Jahr speziell für die Bildungsinitiative ausrichten.
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INTRO
GESELLSCHAFT UND KULTUR Baden-Württemberg ist vielfältig und bietet Menschen aus aller Welt ein Zuhause. Um allen ein friedliches und zufriedenes Leben zu ermöglichen, setzen wir uns insbesondere für diejenigen ein, die Unterstützung benötigen. In unseren Projekten begegnen sich die Beteiligten mit Respekt und Toleranz und gehen kreative Wege, um eine starke Gemeinschaft zu bilden – seien es Kinder, Familien, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen.
Profil B E R E I C H G E S E L L S C H A F T U N D K U LT U R
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Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
FREIHEIT !
Artikel 4.1
GRUNDGESETZ DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Schwester Christina gehört zu den Vinzentinerinnen in Untermachtal. Sie hatte die Idee, das Selbstver- trauen von Kindern in einem Zirkusprojekt zu stärken. Lesen Sie mehr über ihr Projekt S. 167
FREIHEIT IST EIN GROSSES GESCHENK SCHWESTER CHRISTINA „Freiheit ist ein sehr hohes Gut, ein großes Geschenk, das uns Menschen gegeben ist. Sie ist ein wesentlicher Teil wahrer Gemeinschaft und setzt ein großes Maß an Verantwortung voraus. Unsere Aufgabe ist es, aufmerksam, achtsam, wertschätzend, offen, hinterfragend, unterscheidend, hörend und sehend durch das Leben zu gehen. Gott zwingt niemanden, ihm zu glauben, ihn zu lieben, ihm zu folgen. Er hat uns die Freiheit geschenkt. Er achtet sie immer und überall. // Ich trete für eine Pädagogik ein, die jedes Kind als eigenständige Person sieht und das Miteinander im Blick hat. Jeder gehört dazu! Jeder ist wertvoll! Keiner darf ausgegrenzt werden! Keiner muss wie der Andere sein! Dies geschieht nicht durch belehrende Worte, sondern durch das Tun. Kinder sind hierbei sehr sensibel und offen. Als Vorbild und Wegbegleiter muss ich den Kindern jene Türen öffnen, durch die sie in eine innere Freiheit hineinwachsen, sich entfalten, ihre Talente einsetzen und den Anderen achten.“
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GESELLSCH AF T UND KULT UR PSYCHISCHE GESUND HEIT VON JUGENDLICHEN
WENN DIE SEELE SCHLAPP MACHT Sich den Unterarm mit Zigarettenglut verbrennen oder mit Rasierklingen ritzen – häufig fallen Verletzungen, die sich Jugendliche freiwillig zufügen, zuerst in der Schule auf. Im Rahmen des Aktionsprogramms Psychische Gesundheit von Jugendlichen bieten Kinder- und Jugendpsychologen des Universitätsklinikums Ulm Fortbildungen für das Personal an Schulen an. 2016 fand eine erste Evaluation der Workshops statt.
Der Fachbegriff spiegelt die Ernsthaftigkeit des Themas bedingt wider: Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten, kurz NSSV, ist unter deutschen Jugendlichen weit verbreitet. Im europäischen Vergleich sind sie nach Jugendlichen in Frankreich am stärksten von NSSV betroffen. Experten verstehen darunter die freiwillige, selbst zugefügte, wiederholte Verletzung der Haut – wobei Jugendliche damit nicht beabsichtigen, sich das Leben zu nehmen. „In der Regel geht es ihnen darum, intensive negative Gefühle wie Wut oder Trauer abzubauen“, erklärt Prof. Dr. Paul Plener. „Sie ritzen, um sich für einen kurzen Moment Erleichterung zu verschaffen.“ Plener ist leitender Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie in Ulm und verantwortlich für das Projekt „Schulen stark machen gegen Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten“ (siehe Infobox). Im Rahmen des Vorhabens entwickelte das Ulmer Team kostenlose Fortbildungen für Schulpersonal. Denn häufig fällt selbstverletzendes Verhalten zuallererst in der Schule auf, beispielsweise im Sportunterricht. Und auch wenn die meisten Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland bereits Erfahrungen mit NSSV-Betroffenen gemacht haben, wissen die wenigsten damit umzugehen, oder sie stehen selbstverletzendem Verhalten negativ gegenüber. Internationale Studien unterstreichen die Notwendigkeit schulbasierter Interventionen – mit dem Ziel, Wissen über den Umgang mit sich selbst verletzenden Jugendlichen zu verbessern.
Wissen, das motiviert
Rund 260 Lehrer, Schulsozialarbeiter und -psychologen nahmen von Oktober 2014 bis Juni 2016 an den zweitägigen Workshops teil. Psychologen und Mediziner informierten Lehrer, Schulpsychologen und -sozialarbeiter über NSSV, Suizidalität und Risikofaktoren. In Rollenspielen und Video-Interviews mit sich selbst verletzenden Jugendlichen erfuhren die Pädagogen mehr über die emotionale Situation der Betroffenen; außerdem übten sie Methoden wie das „Therapeutic Assessment“ ein, um die Heranwachsenden dabei zu unterstützen, sich professionelle Hilfe zu suchen. 2016 evaluierten die Ulmer Experten die Fortbildungen. Darin untersuchten sie unter anderem, ob die Teilnehmer sich nun anders verhielten. So ergab die Befragung zum Beispiel, dass negative Einstellungen gegenüber sich selbst verletzenden Jugendlichen signifikant zurückgegangen waren. Aussagen wie: „Jugendliche wollen nur Aufmerksamkeit erreichen oder andere manipulieren“ wurden nicht bestätigt. Die Pädagogen empfanden die Inhalte außerdem als „äußerst hilfreich“. Zudem gaben sie an, dass „das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten“ deutlich gestiegen sei.
Unterstützung von der Schuladministration wichtig
Auch sechs Monate nach den Workshops waren die Teilnehmer sehr motiviert, das Gelernte im Arbeitsalltag umzusetzen – allerdings betrachteten sie ihren Einfluss auf
SYMPOSIUM »SUIZIDPRÄVENTION IN DER SCHULE« Beim Symposium „Suizidprävention in der Schule“ trafen sich im November 2016 rund 160 Wissenschaftler, Lehrer und Schulpsychologen, um sich über den richtigen Umgang mit NSSV-gefährdeten Jugendlichen zu informieren und auszutauschen. Darüber hinaus konnten die Teilnehmer Workshops besuchen. Hier erhielten sie von Psychologen konkrete Hilfestellungen – zum Beispiel wie sie den Erstkontakt mit Betroffenen herstellen – und konnten über ihre eigenen Erfahrungen in der Schule sprechen.
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Schulebene kritisch. Hier eine Veränderung zu bewirken, dafür seien Ressourcen und die Unterstützung der Schuladministration wichtig. Diese beiden Aspekte gaben die Teilnehmer als wesentliche Hindernisse an. Das Ulmer Psychologen-Team überlegt deshalb, die zukünftigen Workshops konzeptionell anzupassen und die Schuladministration aktiv miteinzubeziehen. Zudem empfehlen sie, Supervisionen vor Ort anzubieten, um die teilnehmenden Pädagogen bei der Umsetzung zu unterstützen. „Insgesamt zeigten die Workshops für Schulangestellte sehr positive Ergebnisse“, fasst Prof. Dr. Paul Plener die Ergebnisse zusammen. „Insbesondere in Deutschland, mit hohen NSSV- und Suizidalitätsraten, ist eine solche Fortbildung dringend notwendig.“
AKTIONSPROGRAMM PSYCHISCHE GESUNDHEIT VON JUGENDLICHEN Angst zur Schule zu gehen, weil sie gemobbt werden; sich ritzen, weil sie die innere Anspannung nicht aushalten – mit ihrem Aktionsprogramm Psychische Gesundheit für Jugendliche unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung seit 2014 herausragende Ansätze, die emotional belasteten jungen Heranwachsenden helfen. Dazu zählt das Projekt „Schulen stark machen gegen Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten (4S)“ der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm. 4S besteht aus vier Modulen: Außer kostenfreien Fortbildungen erarbeiten die Experten mit den Schulen Schulprotokolle; zudem stellen sie ein Hilfetelefon für Schulpersonal sowie Online-Materialien zur Verfügung. Ein weiteres Projekt des Aktionsprogramms ist das „Olweus Bullying Prevention Program“. Die in mehreren Ländern erfolgreich angewandte Anti-Mobbing-Methode wird derzeit an 19 Schulen in Baden-Württemberg erprobt. Verantwortlich für die Durchführung und Evaluation ist die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Stiftung stellt für das gesamte Aktionsprogramm 1,8 Millionen Euro zur Verfügung.
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GESELLSCH AF T UND KULT UR PSYCHISCHE GESUND HEIT VON JUGENDLICHEN
Am Heinrich Sigmund Gymnasium in Schriesheim wird derzeit das Olweus-Programm erprobt. Es zählt zu den wirksamsten Anti-Mobbing- Konzepten weltweit. Daniel Hentschel ist Olweus-Coach und an seiner Schule erster Ansprechpartner für das Programm. Der 35-Jährige spricht über seine Erfahrungen.
// Name
Daniel Hentschel // Beruf LEHRER
OLWEUS GEHT ÜBER DAS ÜBLICHE ENGAGEMENT EINES LEHRERS HINAUS DREI FRAGEN AN DANIEL HENTSCHEL # 01 // Ihre Schule nimmt an einem bundesweit einmaligen Modellprojekt teil. Warum ist es wichtig, etwas gegen Mobbing zu tun? // Mobbing ist keine gesellschaftliche Umgangsform, sondern eine Art des Missbrauchs und richtet nachweislich große Schäden an, bei Betroffenen wie bei Tätern. Es war deshalb anfangs leicht für mich, die Kolleginnen und Kollegen für das Programm zu begeistern. Diese Begeisterung aufrechtzuerhalten, das ist allerdings schwierig.
# 02 // Warum? // Olweus ist aufwendig und anspruchsvoll. Man muss das Ganze als konsequente Selbstfortbildung verstehen, die über das übliche Engagement eines Lehrers hinausgeht. Die Kolleginnen und Kollegen treffen sich alle zwei Wochen in Kleingruppen. Dann arbeiten sie das Olweus-Handbuch durch und besprechen individuelle Fälle. Das passiert alles außerhalb der Arbeitszeit. Ihnen klarzumachen, dass sich der Aufwand lohnt, ist relativ hart und führt immer wieder
zu Diskussionen. Obwohl nicht alle so mitziehen, wie ich mir das wünsche, trägt das Programm erste Früchte. Die Schüler fangen langsam an, mit Lehrern über Dinge zu reden, die sie vorher nicht angesprochen haben. # 03 // Sind Sie zufrieden? // Ich hätte im Schulalltag gern mehr Zeit, um die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Ich bin mir sicher, dann würden auch die Kritiker erleben, dass Olweus funktioniert.
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GESELLSCH AF T UND KULT UR SCH ULBEGLEITER
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NIMM ZWEI Im Rahmen des Projekts Schulbegleiter nahmen seit November 2016 rund 130 Fachkräfte an kostenlosen Fortbildungen teil. Ziel des Programms ist es, die Kom- petenzen der Schulbegleiter zu erweitern und sie bei ihren vielfältigen Aufgaben besser zu unterstützen. Ulrich Hartmann hilft Schülern wie Noah dabei, in Regelschulen zurechtzukommen.
Ulrich Hartmann ist Noahs Schulbegleiter. Er kennt ihn seit dem Tag, als bei Noah das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus, diagnostiziert wurde. Das ist mehr als sechs Jahre her. Mit der Diagnose lag die medizinische Erklärung dafür vor, warum Noah den Unterricht häufig störte oder Lehrer beschimpfte. Menschen mit Asperger sind oft besonders geräusch- und lärmempfindlich. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder sich auf unangekündigte Veränderungen einzulassen. „Wenn Noah unter Stress steht, gibt er in der Klausur ein leeres Blatt ab“, beschreibt Ulrich Hartmann die Folgen.
Ein hochspezialisierter Beruf ohne Ausbildung
Zu Beginn seiner Arbeit hat sich der 55-Jährige im Unterricht neben Noah gesetzt und ihm die Aufgabenstellung des Lehrers so erklärt, dass er sie versteht; er hat sich darum gekümmert, dass Noah die Möglichkeit hat, seine Pausen im Klassenzimmer zu verbringen, und nicht auf den Schulhof muss; oder dass er seine Klausuren in einem separaten Raum schreiben kann. Die Begleitung der Kinder endet für Hartmann nicht mit dem Schulgong. Nach dem
Unterricht bespricht er die Fortschritte und Schwierigkeiten mit Lehrern und Eltern oder bereitet Infoveranstaltungen zum Thema Autismus für Lehrerkonferenzen vor. „Der Job erfordert viel Wissen, Kompetenz und Feingefühl“, erklärt er und ärgert sich über einen Widerspruch. „Das ist ein hochspezialisierter Beruf, für den es aber keine anerkannte Ausbildung gibt.“
Wissenschaftlich fundierte Fortbildung
Die Baden-Württemberg Stiftung und die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm möchten die Qualifizierungssituation für Schulbegleiter in Baden-Württemberg verbessern. Bereits 2013 hat die Klinik im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung das Thema erforscht und eine der ersten Studien
DER JOB ERFORDERT VIEL WISSEN, KOMPETENZ UND FEINGEFÜHL. Ulrich Hartmann SCHULBEGLEITER
Deutschlands hierzu veröffentlicht. Auf Grundlage ihrer Ergebnisse entwickelten die Ulmer eine wissenschaftlich fundierte Fortbildung. Das Curriculum vermittelt Schulbegleitern in zwölf Modulen ein breit gefächertes Wissen und erweitert ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Seit November 2016 haben an der kostenlosen Qualifikation rund 130 Schulbegleiter in Baden-Württemberg teilgenommen. Mit von der Partie war auch Ulrich Hartmann. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und seines Engagements bildet er zudem als Multiplikator seine Kollegen weiter.
Neuanfang für beide
Außer der Fortbildung fand im Rahmen des Projekts die Fachtagung „Schulbegleitung – Motor oder Bremse schulischer Inklusion?“ statt. Rund 100 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet trafen sich am 5. Juli 2016 im Tagungszentrum der Katholischen Akademie Berlin und diskutierten über aktuelle Erkenntnisse. Ulrich Hartmann und Noah gehen bald getrennte Wege. Der 17-Jährige wird die Schule nach dem Abitur verlassen. Dann hat Hartmann wieder Zeit für einen neuen Schüler, der seine Unterstützung braucht.
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GESELLSCH AF T UND KULT UR IN TEGR ATIONSPRO GR A M ME F ÜR GEFLÜCH TE TE
SELBSTBEWUSST IM RAMPENLICHT Mit ihren Programmen Willkommen in Baden-Württemberg! Engagiert für Flüchtlinge und Asylsuchende sowie Pädagogische Freizeitangebote für Kinder mit Fluchterfahrung engagiert sich die Baden-Württemberg Stiftung für ein tolerantes Miteinander. Ein Zirkusprojekt in Oberstadion bei Biberach zeigt, wie Spiel und Gemeinschaft das Selbstvertrauen von Kindern stärken.
Im Mai 2014 war es endlich so weit: Im oberschwäbischen Oggelsbeuren bei Biberach zogen erstmals Frauen, Männer und Kinder aus Syrien in das ehemalige Kloster ein, dessen Geschichte bis ins 14. Jahrhundert reicht. Hier kümmert sich die „Stiftung Heimat geben in Oggelsbeuren“ unter der Leitung von Pater Alfred Tönnis darum, dass sich Geflüchtete in ihrer neuen Umgebung willkommen fühlen und der Weg zur Integration möglich ist. Seitdem die ersten Bewohner im ehemaligen Kloster Schutz gefunden haben, betreut Schwester Christina die Kinder und Jugendlichen; bis heute waren das insgesamt etwa 100 Mädchen und Jungen im Alter von 2 bis 15 Jahren.
ihrem Programm Pädagogische Freizeitangebote für Kinder mit Fluchterfahrung unterstützt die Stiftung Ideen, die positiv auf die Entwicklung geflüchteter Kinder wirken. Sie kooperiert dabei mit dem Ministerium für Soziales und Integration und der Heidehof Stiftung. Derzeit gibt es 28 Modellprojekte, die bis 2018 laufen und von der Universität Würzburg wissenschaftlich begleitet werden. Für das Programm stellt die Stiftung Kinderland insgesamt 750.000 Euro zur Verfügung.
Zirkus für alle
Die Stiftung unterstützt Schwester Christinas Idee. Die Erzieherin möchte möglichst viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene in das Projekt einbeziehen. Sie fragt Martin Romer, Rektor der Christoph-von-SchmidSchule in der Nachbargemeinde Oberstadion, ob er mitmachen möchte. Hier lernen die Kinder aus Oggelsbeuren in sogenannten Vorbereitungsklassen. Der Rektor ist von der Idee begeistert und sagt die Teilnahme der Schule zu. Am Ende sind es insgesamt 103 Kinder aus Deutschland, Syrien, Irak, Afghanistan und Nigeria, die begleitet von zwei Zirkuspädagogen und mit der Unterstützung vieler Ehrenamtlicher vom 25. bis zum 29. April am Zirkusprojekt in Oberstadion teilnehmen.
„Ich nicht gut!“
Bei der Arbeit mit den Kindern hört die Erzieherin häufig Sätze wie „Ich nicht gut!“ oder „Ich kann das nicht!“. „Dass es auch einen Weg zum ‚Ich-bin-gut!’ geben kann, das ist im Bewusstsein der Kinder kaum verankert“, sagt Schwester Christina. Sie erinnert sich an ein Zirkusprojekt, das sie 2012 als Erzieherin an einer Grundschule erlebte. Damals hatte die Zirkus- und Sozialpädagogin Bente Scheffold vom Zirkus Abeba Kindern verschiedene Disziplinen wie Jonglieren, Balancieren oder Zaubern beigebracht und eine Aufführung in einem richtigen Zirkuszelt veranstaltet. „Das Projekt und die Arbeit der Zirkuspädagogin haben das Selbstwertgefühl und das Gemeinschaftsgefühl der Mädchen und Jungen gestärkt“, sagt Schwester Christina. Und so entsteht Mitte 2015 die Idee, das Zirkusprojekt nach Oggelsbeuren zu holen. Doch wie lässt sich die Umsetzung finanzieren? Schwester Christina hört von einer Ausschreibung der Stiftung Kinderland. Mit
Runde Sache: Selbstvertrauen mit Hula-Hoop Im Zirkusprojekt haben die Kinder Spaß und stärken ihr Selbstwertgefühl.
Ob als Jongleur, am Trapez oder als Clown – die jungen Zirkusleute wecken auf vielfältige Weise ihre schlummernden Talente; sie erleben, wie sich trotz unterschiedlicher Herkunft Empathie füreinander entwickeln kann; und sie erfahren, dass ein Misserfolg nicht das Ende bedeutet. Schwester Christina
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erinnert sich an eine Szene, die sie emotional immer noch sehr berührt: Ein Junge steht in der Manege und schwingt HulaHoop-Reifen um seine Taille. Doch es will ihm nicht gelingen und er verlässt mit gesenktem Kopf den Platz. Das Publikum ermutigt ihn und ruft wiederholt: „Nochmal, nochmal!“ Hinter dem Vorhang spricht die Zirkuspädagogin mit ihm. Der Junge kommt zurück und probiert es erneut. Diesmal gelingt ihm das Kunststück. Erst mit einem Reifen, dann mit zwei, drei – zum Schluss kreisen sieben Reifen um seine Hüfte. Das Publikum applaudiert begeistert.
Einmaliges Erlebnis, langanhaltende Wirkung
„Das Zirkusprojekt hat die Gemeinschaft vielfältig und positiv beeinflusst“, sagt Schwester Christina. Zum Beispiel haben beim Auf- und Abbau des Zeltes Einwohner und Geflüchtete aus Oggelsbeuren und Oberstadion gemeinsam geholfen und sich so besser kennengelernt. Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen schickten über ihre Handys Fotos und Videos an Angehörige, die sich mit ihnen freuten. Und die Frauen aus der Unterkunft knüpften mehr als 800 Freundschaftsbänder, die sie den Besuchern nach der Vorstellung schenkten. „Es ist ein wunderbares Miteinander entstanden“, sagt Schwester Christina. „In Gesprächen habe ich gespürt, dass viele Menschen ihre anfänglichen Vorbehalte und Berührungsängste verloren haben.“ Das Projekt hat nicht nur zwischenmenschliche Grenzen aufbrechen können – es ist auch in der Erinnerung der Mädchen und Jungen geblieben. Immer wieder sprechen sie Schwester Christina an und fragen, wann es den nächsten Zirkus geben wird. Und wenn sie die Fotos der Aufführung an der Wand im Spielzimmer sehen, erinnern sie sich an den Jungen mit den Hula-Hoop-Reifen und seine zweite Chance. „Die Kinder haben mit dem Zirkusprojekt Erfahrungen machen können, die nachhaltig auf ihr Leben wirken“, sagt Schwester Christina. „Ich bin der Stiftung Kinderland und den Zirkuspädagogen dafür sehr dankbar.“
Ob als Clown oder Artist – die jungen Künstler präsentieren gern, was sie gelernt haben.
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WILLKOMMEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG! ENGAGIERT FÜR FLÜCHTLINGE UND ASYLSUCHENDE Ehrenamtliche stehen in der Flüchtlingsarbeit häufig sprachlichen Hürden oder rechtlichen Fragen gegenüber. Um sie auf ihre Aufgaben besser vorzubereiten, hat die Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg das Programm aufgelegt. Von Juli 2015 bis Dezember 2017 laufen 22 Modellprojekte mit unterschiedlichen Ansätzen zur Qualifizierung und Begleitung von Ehrenamtlichen. Die Vorhaben werden von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd evaluiert. Für das Programm stehen insgesamt 1,35 Millionen Euro zur Verfügung.
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ALLES FÜR SCHÖNGEISTER Mit der Kulturakademie, den Kulturlotsen sowie dem vielfältigen Programm Jugend-Kultur-Werkstatt fördern die Stiftung Kinderland und die Baden- Württemberg Stiftung Kreativität und Talente von Kindern und Jugendlichen.
Im Young Writers’ Room der Jugend-Kultur-Werkstatt steht Drehbuchschreiben auf dem Lehrplan.
Aaron, Lila und Noah haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben in ihrem kurzen Leben bereits Nahtoderfahrungen gemacht und dadurch übersinnliche Fähigkeiten entwickelt. Die Jugendlichen können zum Beispiel die Erinnerungen anderer lesen, in ihren Träumen den Tod eines Menschen voraussehen oder unsichtbare Energiepfade aufspüren. Die Geschichten von Aaron, Lila und Noah sind erfunden – und zwar von drei Jugendlichen, die am sogenannten Young Writers’ Room des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) in Heidelberg teilnehmen. In einem Writers’ Room schreiben mehrere Autoren an einem Drehbuch. Erfolgsserien wie „Game of Thrones“ oder „Breaking Bad“ sind auf diese Weise entstanden. Seit 2014 bietet das DAI Drehbuchschreiben im Team für Erwachsene an; mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Programms Jugend-Kultur-Werkstatt konnte das Institut seinen ersten Writers’ Room speziell für junge Autoren eröffnen.
Rund 22 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren lernen in regelmäßigen Workshops, wie sie eine Story dramaturgisch überzeugend aufbauen, wie sie lebendige Charaktere und mitreißende Dialoge entwickeln. Insgesamt bilden sie sechs Autorenteams. Einige von ihnen verfolgen das Ziel, sich mit dem Ergebnis an der Filmakademie Ludwigsburg zu bewerben. Um die Jugendlichen bei der Erstellung eines Trailers zu unterstützten, kooperiert das DAI beispielsweise mit dem Mannheimer Filmbüro Girls go Movie oder der Freiburger Jugendfilm-Gruppe Blackwood Films – auch sie werden über die Baden-Württemberg Stiftung gefördert. Dass der Traum von der Zukunft beim Film durchaus realistisch ist, zeigt das erste Interesse der Produktionsfirma UFA Fiction. Die Geschichte der Gruppe „Die Nachsitzer“ hat den Filmschaffenden besonders gut gefallen – sie beobachten das junge Autorenteam und die Entwicklung ihrer Story.
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GESELLSCH AF T UND KULT UR KULT UR A NGEBOTE F ÜR KINDER UND JUGENDLICHE
KULTURAKADEMIE DER STIFTUNG KINDERLAND BADEN-WÜRTTEMBERG
AN DIE HAND NEHMEN – KULTURLOTSEN FÜR KINDER Mit der Vorstellung der Forschungsergebnisse im Haus der Katholischen Kirche Stuttgart schloss die Stiftung Kinderland am 23. Februar 2016 ihr Programm feierlich ab. Als Gäste waren unter anderem die ehemalige Staatssekretärin Marion von Wartenberg, Kultusministerin a. D. Dr. Marianne Schultz-Hector sowie Abgeordnete des Landtags von Baden-Württemberg dabei. Die Ergebnisse der Begleitforschung stellte Prof. Dr. Paul-Stefan Roß von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg vor. Besonders positiv bewertete Roß die hohe Beteiligung: Mehr als 580 Patenschaften für 1.500 Kinder konnten geschlossen werden. Die Stiftung stellte dafür insgesamt 750.000 Euro bereit. Das Prinzip von An die Hand nehmen – Kulturlotsen für Kinder ist denkbar einfach und dennoch beispielhaft: Interessierte Bürgerinnen und Bürger begleiten Kinder auf Veranstaltungen und bringen ihnen so die Welt der Künste näher – vom Theater- oder Museumsbesuch über ein Konzert bis hin zur Teilnahme an einer Lesung. Das Programm erreichte vor allem Kinder, die bislang nur wenig bis gar keinen Zugang zu kultureller Bildung hatten.
Mit dem Schuljahr 2016/2017 startete die Kulturakademie zum siebten Mal. In den Herbst- und Faschingsferien gingen dabei 80 Sechs- bis Achtklässler jeweils eine Woche intensiv ihren Talenten nach – Kunst, Literatur, Musik oder MINT. Die Stiftung Kinderland kooperiert mit vier renommierten Partnern: An der Akademie Schloss Rotenfels erhielten die jungen Talente die Möglichkeit, skulptural mit Holz zu arbeiten oder mit Acrylfarbe zu malen; am Deutschen Literaturarchiv Marbach erprobten sie das literarische Schreiben und wurden dabei von Autoren unterstützt; an der Landesakademie Ochsenhausen stand das Improvisieren mit Musik im Vordergrund, und beim Förderverein für Science und Technology programmierten sie mit „LEGO Mindstorms“ und besuchten spannende Forschungseinrichtungen.
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Literaturbegeisterte konnten während des Literatursommers über 200 Events in ganz Baden-Württemberg besuchen.
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WIE MAN HEIMAT IN WORTE FASST Unter dem Titel „Herkunft – Ankunft – Zukunft“ widmete sich der achte Literatursommer dem Thema „Heimat und Identität in der Literatur“.
Seit 2002 veranstaltet die Baden-Württemberg Stiftung alle zwei Jahre das Festival des Wortes. Sie möchte dazu beitragen, dass das literarische Erbe erhalten bleibt, und Anstöße geben, es weiterzuentwickeln. Unter dem Motto „Heimat und Identität in der Literatur“, wurde für den Literatursommer 2016 ein Thema gewählt, das sich in vielfältigen Programmangeboten niederschlug und auf großes Interesse stieß. Landesweit fanden von Mai bis Oktober mehr als 200 Literaturveranstaltungen statt: Lesungen, Workshops, Konzerte, Schreibwerkstätten, Theaterproduktionen und Ausstellungen.
Waldenbucher Aktionen in einen kulturellen Mix aus Literatur, Theater und Musik.
Von Flucht und Neuanfang
Lesungen ganz privat
Die Pforzheimer Autorin Nizaqete Bislimi schilderte in Heilbronn, wie sie als RomaKind aus dem Kosovo fliehen musste und heute als Anwältin für Asylrecht arbeitet. Auch aktuelle Bezüge wurden beim Literatursommer nicht außer Acht gelassen. In dem bewegenden Stück „Herr Rashu hört nicht auf zu nähen“ im Rottenburger Theater am Torbogen führten syrische und deutsche Laiendarsteller vor Augen, welche Spuren Terror, Flucht und Ankunft in Europa hinterlassen. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg haben Krieg und Armut Menschen zur Flucht bewegt. Welche Erinnerungen damit verbunden sind, wurde ausführlich in einer Veranstaltungsreihe in Waldenbuch thematisiert. Dabei kamen Zeitzeugen zu Wort, die über ihre persönlichen Lebensgeschichten und Schicksalsschläge berichteten. Die „Galerie der Fluchtstücke“ dokumentierte anschaulich, was Geflüchtete aus ihrer alten Heimat mitgenommen haben oder auf der Flucht dabei hatten. Eingebettet waren die
Was Jugendliche empfinden
Auch der Kinder- und Jugendliteratursommer setzte sich auf vielfältige Weise mit Heimat und Identität auseinander. In Bad Boll tauschten sich beispielsweise deutsche und geflüchtete Jugendliche ein Wochenende über ihre Heimat aus und was sie darunter verstehen. Die unterschiedlichen Kinder- und Jugendveranstaltungen machten deutlich, dass Literatur ein lebendiger Ausdruck der Kultur, Geschichte und Sprache jedes Einzelnen ist.
In Stuttgart wurden die schönsten Seiten des Sommers ausführlich zelebriert. Das Schriftstellerhaus organisierte eine Salonlesung der besonderen Art: Private Gastgeber öffneten ihr Zuhause für Literaturbegeisterte zu einem Vorleseabend mit bekannten Autoren, die sich in ihren Texten besonders intensiv mit dem Thema Heimat beschäftigen.
In der Waldenbucher „Galerie der Fluchtstücke“ gab es Dinge zu sehen, die Geflüchtete und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg mit in ihre neue Heimat genommen haben.
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KOMPAKT
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KOMM MIT IN DAS GESUNDE BOOT
GRUNDSTEIN FÜR EINEN GESUNDEN LEBENSWANDEL 3.160 Lehrer × Gesundes Boot = ca. 73.000 Schüler aus 1.036 Grund- und Sonderschulen, die am Gesunden Boot teilnahmen. Dazu kamen 26.500 Jungen und Mädchen aus mehr als 615 Kindertagesstätten Baden-Württembergs. 1.209 Erzieher/-innen unterstützten das Gesunde Boot.
Viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind für die gesunde Entwicklung von Kindern unverzichtbar. Doch leider stehen immer häufiger Fastfood und Fertiggerichte auf dem Speiseplan, und anstelle einer aktiven Freizeitgestaltung locken Fernseher und Computer. Genau hier setzt das Gesundheitsförderprogramm Komm mit in das gesunde Boot der Baden-Württemberg Stiftung an: Schon im Kindergarten vermittelt es Jungen und Mädchen Freude an der Bewegung, interessiert sie für natürliche, gesunde Lebensmittel und reduzierten Medienkonsum. Kostenlose, auf dem Bildungs- und Orientierungsplan basierende Materialien liefern unendlich viele Ideen
für Spiele: So lassen sich beispielsweise Bewegungskarten einfach in den Unterricht und Kindergartenalltag einbauen. Die Piratenpuppen „Finn und Fine“ unterstützen das spielerische Lernen. In mehr als 700 Kindergärten und mehr als einem Drittel aller Grundschulen im Land wird das Programm bereits umgesetzt. Für das vielfältige Engagement wurde das Gesunde Boot mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erhielt es den Titel „Wir sind IN FORM“ – eine Initiative vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und dem Bundesministerium für Gesundheit, welche Projekte auszeichnet, die Ernährungs- und Bewegungsbildung vorbildlich umsetzen.
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KOMPAKT
60 min sollten Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 17 Jahren auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jeden Tag körperlich aktiv sein. In Deutschland trifft das nur auf jedes siebte Kind zu.
9 %
15 %
der Drei- bis Sechsjährigen
der Sieben- bis Zehnjährigen
wiegen zu viel.
wiegen zu viel.
Quelle: KiGGs-Studie unter www.kiggs-studie.de
93
36
33
sehen Kinder* an einem durchschnittlichen Tag fern.
nutzen Kinder* an einem durchschnittlichen Tag das Internet.
spielen Kinder* an einem durchschnittlichen Tag am Computer, an der Konsole oder im Internet.
MINUTEN
Quelle: KIM-Studie unter www.mpfs.de
MINUTEN
MINUTEN
* Im Alter von sechs bis 13 Jahren.
KOMPAKT
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VIELFALT GEFÄLLT! ORTE DES MITEINANDERS
EIN LAND IM DIALOG Persönliche Begegnungen bauen Vorurteile ab, neue Beziehungen entstehen, und das Verständnis für andere wächst. Durch Dialoge und gemeinsame Projekte wachsen Toleranz und Freude für eine pluralistische Gesellschaft, denn „ohne Unterschied macht Gleichheit keinen Spaß“ (Dieter Hildebrandt). Deshalb hat die Baden-Württemberg Stiftung bereits 2012 das Programm Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration initiiert. Nach der erfolgreichen ersten Programmphase konzentriert sich die Neuauflage Vielfalt gefällt! Orte des Miteinanders auf das Zusammenspiel der Kulturen. Ziel ist es, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, insbesondere Zugewanderte und Geflüchtete, früh am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen, damit Ausgrenzung und Diskriminierung gar nicht erst entstehen können. Die Projekte sollen wahrnehmbare Veränderungen im jeweiligen Umfeld anstoßen und in Baden-Württemberg eine neue Kultur des Zusammenlebens fördern. NACHHALTIGKEIT LERNEN – KINDER GESTALTEN ZUKUNFT
UMWELTSCHÜTZER VON MORGEN Mit Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft hat die Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit der Heidehof Stiftung 2011 ein Programm gestartet, das Kinder schon früh für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert. Die Vielfalt der Natur erkennen und die Umwelt durch achtsames Verhalten schützen – diese Handlungsprinzipien möchte die Stiftung mit dem Programm auf spielerische Art und Weise vermitteln. Für die dritte Laufzeit wurden insgesamt 31 Projekte ausgewählt, die bis 2018 umgesetzt werden. Die Vorhaben sind dabei ebenso unterschiedlich wie kreativ. Die Zooschule in Heidelberg etwa bietet unter dem Motto „Wir werden affenstark für Nachhaltigkeit!“ Kindergarten- und Grundschulkindern einen besonderen Zoobesuch an: Vor dem Affengehege lernen sie, warum das Smartphone den Berggorilla gefährdet und was die Abholzung des Regenwaldes für den Lebensraum des Orang-Utans bedeutet. Auf diese Weise begreifen die Kinder, welche Auswirkungen das eigene Tun für die Tierwelt hat.
Die Angebotsvielfalt der 31 ausgewählten Projekte ist groß: Neben Initiativen, die Neubürger über die vielen Partizipationsmöglichkeiten in Deutschland informieren und sie zur Teilhabe motivieren, gibt es kreative Konzepte aus Kunst, Kultur und Sport. Beispielsweise unterstützt das Jugendhilfswerk in Ulm mit dem Projekt „Miteinander ankommen“ junge Geflüchtete darin, ihre Lebenssituation zu bewältigen. Mit einem offenen Fußballtraining und anschließenden Gesprächen werden sie in die Gemeinschaft eingebunden, können Freundschaften schließen oder sich Hilfe im Alltag holen.
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GESELLSCH AF T UND KULT UR MIK RO M AK RO MIN T
FRAGEN, FORSCHEN UND ENTDECKEN Kreative Schülerteams beim Forschen und Experimentieren fördern – das ist das Ziel von mikro makro mint. Mit finanzieller und fachlicher Unterstützung können sie ihre Projektideen über einen Zeitraum von einem Jahr verwirklichen.
Mit der neu gestarteten Programmlinie mikro makro mint möchte die Baden-Württemberg Stiftung Kinder und Jugendliche für die MINT-Disziplinen begeistern. Gerade in der Schule werden Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik oft als langweilig und trocken empfunden. Dabei lassen sich viele Fragen mit der Lebenswelt von Jugendlichen verknüpfen.
schnupperten im Mai Seeluft und probierten ihre Ideen und Erfindungen gleich an verschiedenen wissenschaftlichen Instrumenten aus.
Sprechende Mülleimer und Sockensortier-Roboter
Ob Klebstoff, der aus Gummibärchen gewonnen wird, oder ein cleverer Mülleimer, der via Smartphone meldet, wenn er geleert werden muss – bei mikro makro mint sind der Kreativität und dem Forschungsdrang keine Grenzen gesetzt. Jedes Jahr erhalten Schülergruppen die Chance, in kleinen Teams ihr eigenes Ding zu machen. Im Schuljahr 2015/2016 wurden insgesamt 159 Einzelprojekte an 84 Schulen in Baden-Württemberg gefördert. Darunter auch die Erfindung eines Schülerteams aus Mannheim, die eine echte Erleichterung für farbenblinde Menschen darstellt: Der Sockensortier-Roboter „Wolly“ kann verschiedenfarbige Socken von der Wäscheleine greifen und nach Farben sortieren. Möglich macht das ein Sensor. Aber nicht nur bei solch ungewöhnlichen Ideen springt der Funke für MINT über.
Anheuern auf einem echten Forschungsschiff
Ein besonderes Highlight erwartete ausgewählte mikro makro mint-Teilnehmer am Bodensee. Während der Pfingstferien konnten sie mit dem Forschungsschiff Aldebaran den Bodensee erkunden und dabei wie echte Wissenschaftler arbeiten. 14 Schülerteams
Christian (li.) und Samuel aus Mannheim haben den Socken- sortier-Roboter „Wolly“ erfunden. Praktisch vor allem für farbenblinde Menschen.
FORSCHEN IN DER SCHULE Wie Kinder und Jugendliche im MINT-Bereich gefördert werden können, erfuhren interessierte Lehrer und Schüler am 13. April 2016 in Stuttgart. Beim Kongress „Forschen in der Schule“ kamen auf Einladung der Baden-Württemberg Stiftung Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Ein Markt der Möglichkeiten bot den Gästen die Gelegenheit, sich über aktuelle MINT-Projekte zu informieren. Außerdem konnten Schüler an Workshops teilnehmen.
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Der Kapitän des Forschungsschiffs Aldebaran ist Biologe und fuhr mit forschungsbegeisterten Jugend lichen aus dem Programm mikro makro mint über den Bodensee. Warum Experimentieren für Kinder und Jugendliche wichtig ist, erklärt er im Interview.
// Name
Frank Schweikert // Beruf K A P I TÄ N D E R ALDEBARAN
FASZINATION FÜR DIE FORSCHUNG WECKEN VIER FRAGEN AN FRANK SCHWEIKERT # 01 // Was ist das Besondere an der Aldebaran? // Die Aldebaran ist eines der wenigen Forschungsschiffe, das mit einem ganz geringen ökologischen Fußabdruck auskommt, und eignet sich besonders für den Einsatz in Küstengewässern – also dort, wo der Mensch direkt mit dem Meerwasser in Berührung kommt. Das sind zugleich die biologisch wichtigsten und interessantesten Gebiete des Meeres. # 02 // Wie haben Sie die zwei Wochen mit den Jugendlichen an Bord erlebt? // Die Schülerinnen und Schüler waren exzellent vorbereitet und sehr neugierig und wissbegierig. Es gibt für mich keine größere Freude,
als jungen Menschen die Faszination und das Wissen im Rahmen einer realen Forschungsexpedition weiterzugeben. Die Begeisterung, die dadurch geweckt wird, hält meist ein Leben lang an. # 03 // Was hat Sie an den Arbeiten der Schülerteams am meisten beeindruckt? // Alle Expeditionen haben gezeigt, dass es bereits in der Schule viele Kinder und Jugendliche gibt, die auf universitärem Niveau in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten, Probleme und Zusammenhänge zu erkennen – und vollständig zu lösen. Bereits mit 14 Jahren einen Plastikfilter für Waschmaschinen zu entwickeln oder mit 17 einen
Schwermetallionensensor für die Industrie zu bauen, der anschließend beim Wettbewerb „Jugend forscht“ einen Bundespreis gewinnt, ist einfach sensationell. # 04 // Welche Erfahrung nehmen Sie aus dem Projekt mit den jungen Forschern mit? // Das Projekt ist für mich eine riesige Motivation, genau so weiterzumachen und noch mehr finanzielle Unterstützung für vergleichbare Initiativen junger Forscher zu organisieren. Zum Beispiel planen wir jetzt eine internationale Zusammenarbeit mit Frankreich und anderen Ländern.
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GESELLSCH AF T UND KULT UR SUCH T IM ALTER
VERNETZT IN VAIHINGEN Das Projekt „TrotzAlter: unabhängig mittendrin“ verändert einen ganzen Stadtbezirk. Es gehört zu den elf Vorhaben, die die Baden-Württemberg Stiftung mit ihrem Programm Sucht im Alter II unterstützt.
Als Annette Faust-Mackensen im November 2015 das Projekt „TrotzAlter: unabhängig mittendrin“ dem Bezirksbeirat Vaihingen vorstellte, stößt sie auf Skepsis. Ein Vorhaben, bei dem es um die Suchtprävention älterer Menschen geht? Das sei doch in ihrem Stadtteil kein Thema, erinnert sich Faust-Mackensen an einen Einwand aus dem Gremium. Kein Thema? Die Wirklichkeit sieht anders aus. Einer aktuelle Studie des Robert Koch Instituts zufolge konsumieren 27 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen ab 65 Jahren in riskantem Umfang Alkohol; und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) berichtet, dass zwischen 8 und 13 Prozent der Bürgerinnen und Bürger über 60 regelmäßig Schlaf-, Beruhigungs-, oder Schmerzmittel einnehmen. Mit Blick auf den demografischen Wandel gehen Experten von einer steigenden Zahl suchtgefährdeter älterer Menschen aus. Sucht im Alter wird nicht nur häufig bagatellisiert – sie ist auch ein Tabuthema. Die Baden-Württemberg Stiftung möchte das ändern. Seit 2008 unterstützt sie deshalb mit dem Programm Sucht im Alter Projektträger, die gute Ideen haben, wie man Abhängigkeiten präventiv begegnen oder sie frühzeitig behandeln kann. Das Vaihinger Projekt „TrotzAlter“ ist eines von insgesamt elf Modellvorhaben, welche die Stiftung mit ihrer zweiten Auflage des Programms Sucht im Alter II unterstützt.
Ganzheitlich und übergreifend
Ein wichtiges Ziel von „TrotzAlter“: Möglichst viele unterschiedliche Menschen, Einrichtungen und Institutionen vor Ort zu erreichen und miteinander zu vernetzen, „weil
dies dazu beiträgt, dass sich das Projekt im Stadtbezirk nachhaltig etablieren kann“, sagt Faust-Mackensen. So richtet sich das Vorhaben beispielsweise an Multiplikatoren wie Ärzte oder Mitarbeiter aus der Sucht- und Altenhilfe, aber auch an Beschäftigte aus Betrieben und Vereinen und nicht zuletzt an Senioren direkt. Um ihr Ziel zu erreichen, haben das Gesundheitsamt Stuttgart, der Suchthilfeverbund und die evangelische Gesellschaft (eva) als Ansprechpartner vor Ort unterschiedliche Maßnahmen entwickelt: Sie haben die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert, Info-Material für unterschiedliche Zielgruppen erstellt und Vorträge gehalten; es gab Schulungen zu den Themen Gesundheitsförderung und Sucht im Alter, in denen sich Menschen, die mit älteren Bürgern in Kontakt stehen, weiterbilden konnten. Darüber hinaus fanden zahlreiche niederschwellige Veranstaltungen für Senioren statt. Darunter Diskussionsrunden zu „Medikamentenkonsum im Alter“ oder „Genuss und Rausch“. Aber auch Theaterstücke zum Thema Sucht oder Aktionstage, bei denen Sport und Ernährung im Mittelpunkt standen, wurden angeboten.
Nachdenken und sich verändern
Nach anderthalb Jahren ist das Ziel der Vernetzung gelungen. „Wir haben wichtige Schlüsselpersonen in Vaihingen einbeziehen können“, sagt Annette Faust-Mackensen. Bis Januar 2017 konnte das Team mit 40 Maßnahmen rund 420 ältere Bürger erreichen. „Der Bezirksbeirat hat seine anfängliche Skepsis verloren und den Bedarf für eine präventive und frühintervenierende Gesundheitsförderung längst erkannt“, so Faust-Ma-
ckensen. „Dieser Zuspruch unterstützt uns darin, die im Stadtbezirk aufgebauten Strukturen und Vernetzungen nachhaltig zu sichern.“ Trotz der Erfolge gibt es bis zum Projektende im Juni 2018 noch einiges zu tun. Dazu zählt beispielsweise, noch mehr offene Beratungsangebote in Vaihinger Betrieben und Einrichtungen der Altenhilfe zu etablieren und die Zusammenarbeit mit Ärzten auszubauen. Aber auch die partizipativen Angebote für ältere Menschen stehen weiterhin im Vordergrund. „Die Angebote regen zum Nachdenken über die eigene Gesundheit an“, sagt Faust-Mackensen. „Und das ist ein erster Schritt in Richtung Veränderung.“
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GESELLSCH AF T UND KULT UR INKLUSIONSBEGLEITER
Prof. Jo Jerg von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg hat das Programm Inklusionsbegleiter wissenschaftlich begleitet, das 2017 abgeschlossen wurde. Im Interview spricht er über die Erkenntnisse des dreijährigen Programms.
aufs Neue einlassen. Das ist im Übrigen etwas, wo die Baden-Württemberg Stiftung mit ihren Programmen häufig weit voraus ist.
// Name
Jo Jerg // Beruf
Experte für Inklusive Soziale Arbeit
INKLUSIONSBEGLEITER BAUEN BRÜCKEN JO JERG IM INTERVIEW Herr Jerg, Sie beschäftigen sich seit mehr als 20 Jahren mit Inklusion und bezeichnen sich selbst als „Enthinderungsbeauftragter“. Hat Sie beim Programm Inklusionsbegleiter noch irgendetwas überraschen können? // Ich finde es immer wieder spannend, dass auch bei den 17 Modellprojekten eines ganz deutlich wurde: Begegnung ist der Schlüssel zu einer inklusionsorientierten Gesellschaft. Viele Menschen haben immer noch bestimmte Bilder im Kopf, wenn sie an Menschen mit Behinderungserfahrung denken. Begegnungen aber haben die
AKTIONSPROGRAMM INKLUSIONSBEGLEITER In Kooperation mit der Lechler Stiftung förderte die Baden-Württemberg Stiftung von 2013 bis 2016 insgesamt 17 Modellprojekte, die nachhaltige Impulse für einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess im örtlichen Gemeinwesen setzten. Die Ausbildung zu Inklusionsbegleitern und -botschaftern spielte dabei eine wesentliche Rolle.
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Kraft, diese Bilder aufzulösen und authentische Beziehungen zu schaffen. In Ihrer Evaluation verwenden Sie die Metapher einer Brücke, um dies zu beschreiben. // Ja, das Bild trifft die Aufgabe des Programms sehr gut: Brücken zwischen unterschiedlichen Lebenswelten zu bauen, um wahrhaftige Begegnungen zu schaffen. Der Bau einer Brücke muss gut überlegt sein. Und deshalb betrachte ich die Qualifizierungen zum Inklusionsbegleiter oder -botschafter als Kon struktionsbausteine. Meinen Sie damit, dass Qualifizierungen das Fundament für gelingende Inklusion bilden? // Richtig. Eine Brücke verbindet zwei Welten, die zunächst nicht in Berührung stehen. Ich muss mich also mit den Gegebenheiten auf der anderen Seite beschäftigen, um einen stabilen Übergang entwickeln zu können. Ich muss nicht nur die räumlichen Bedingungen kennen, sondern mich auch mit den Menschen beschäftigen, die auf der anderen Seite leben. Beim Brückenbau werden also Denkprozesse in Gang gesetzt. Übertragen auf das Programm der Stiftung bedeutet das: Ich muss meine inneren Bilder hinterfragen, Vorurteile korrigieren, mich
Warum? // Weil sie versucht, Projekte auf den Weg zu bringen, die auf die Zukunft wirken. Ein gutes Beispiel ist das Bundesteilhabegesetz. In dem Gesetz gibt es die Vorgabe, dass sich die Betroffenen unabhängig beraten lassen können. Und genau hier werden qualifizierte Inklusionsbegleiter gebraucht. Viele der 17 Modellprojekte haben dafür den Weg vorbereitet. Vor allem auch, weil Teilnehmer mit Behinderungserfahrung ausgebildet wurden. Ist das nicht ein Anspruch, den die Selbsthilfe schon lange fordert? // Ja, das ist richtig. Aber es geht bei der Qualifizierung auch darum, Menschen mit Behinderungserfahrung zu befähigen, ihre Sichtweisen zu formulieren. Um in Kommunen oder Gremien sprachfähig zu sein. Empowerment ist hier das Schlüsselwort. Je mehr Menschen mit Behinderungserfahrung qualifiziert werden, desto vielfältiger werden die Unterstützungsangebote sein. Welche Aufgabe hat dabei die Politik? // Für den Weg hin zu einer inklusionsorientierten Gesellschaft müssen die politisch Verantwortlichen mehr Strukturen herstellen, die Qualifizierung ermöglichen und damit die Öffentlichkeit für Inklusion sensibilisieren. Meine Botschaft lautet: Macht nicht immer kleine zeitlich befristete Projekte, sondern schafft Strukturen, in denen sich die unterschiedlichen Lebenswelten selbstverständlich begegnen! Das hat nachhaltige Wirkung in Institutionen, Einrichtungen oder Vereinen. Inwiefern? // Wenn zum Beispiel die Verantwortlichen eines Theaters oder eines Basketballvereins darüber nachdenken, dass auch Schauspieler oder Sportler mit Behinderungserfahrung zu ihrer Zielgruppe gehören, und sie hier angemessen mit Qualifizierungs- und Beratungsangeboten begleitet werden, dann verändert sich etwas strukturell, dann sind wir auf dem Weg zu nachhaltiger Inklusion. Die Lebenswelt des Anderen berühren – das scheint eine wesentliche Qualität gelingender Inklusion zu sein. // Ja! Offen sein, sich aufeinander einlassen, sich gegenseitig berühren lassen von der Lebenswelt des anderen, das ist eine Haltungsfrage.
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DAS SIND WIR Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG
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Mitarbeiter zum 31.12.2016 bis heute.
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MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER IM PROJEKTBEREICH ZUM 31.12.2016
GESCHÄFTSFÜHRER
FORSCHUNG/ VERWALTUNG
Christoph Dahl Sabine Fischer Rudi Beer Dr. Gerlinde Bigga Stephan Etzel Anna Kapathanasiou Verena Kiefer Klaus-Peter Kümmel Heike Mangold-Ruck Karin Priebe Irene Purschke Dr. Anne Rysavy Hans-Dieter Schader Dr. Volker Scheil Zerrin Uysal
BILDUNG
GESELLSCHAFT & KULTUR
Dr. Andreas Weber Annika Bauer Theo Glöckner Dagmar Kaiser Alina Kugler Katja Mahler Dr. Daniela Neumann Dr. Simone Plahuta Birgit Pfitzenmaier Tosin Shari Awoyemi Renate Feucht Volker Fleck Eva-Maria Friedemann Belinda Hoffmann Nadja Skocek Denise Uhlenbrock Sven Walter
KOMMUNIK ATION
Julia Kovar-Mühlhausen Nadia Heide Nicolas Krischker Cornelia Zeiger Maria Fazio
GESCHÄFTSFÜHRER SEKRETÄRIN STV. GESCHÄFTSFÜHRER IM PROJEKTBEREICH, ABTEILUNGSLEITER FORSCHUNG, PROKURIST REFERENTIN FORSCHUNG EDV-ADMINISTRATOR ASSISTENTIN FINANZ- UND RECHNUNGSWESEN REFERENTIN FINANZ- UND RECHNUNGSWESEN EDV-ADMINISTRATOR SEKRETÄRIN BUCHHALTERIN REFERENTIN FORSCHUNG REFERENTIN FORSCHUNG INNENREVISOR REFERENT FORSCHUNG ASSISTENTIN FINANZ- UND RECHNUNGSWESEN ABTEILUNGSLEITER BILDUNG, PROKURIST REFERENTIN BILDUNG REFERENT BILDUNG SEKRETÄRIN PROJEKTASSISTENTIN BILDUNG REFERENTIN BILDUNG REFERENTIN BILDUNG REFERENTIN BILDUNG ABTEILUNGSLEITERIN, PROKURISTIN GESELLSCHAFT & KULTUR/STIFTUNG KINDERLAND REFERENTIN GESELLSCHAFT & KULTUR PROJEKTASSISTENTIN GESELLSCHAFT & KULTUR REFERENT GESELLSCHAFT & KULTUR REFERENTIN GESELLSCHAFT & KULTUR REFERENTIN GESELLSCHAFT & KULTUR REFERENTIN GESELLSCHAFT & KULTUR REFERENTIN GESELLSCHAFT & KULTUR REFERENT GESELLSCHAFT & KULTUR LEITERIN STABSSTELLE KOMMUNIKATION JUNIOR REFERENTIN STABSSTELLE KOMMUNIKATION JUNIOR REFERENT STABSSTELLE KOMMUNIKATION REFERENTIN STABSSTELLE KOMMUNIKATION EMPFANG
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BILANZ
FINANZTEIL
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BILANZ FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2016 AKTIVA
31.12.2016 EUR
31.12.2015 EUR
10.604,37
20.844,42
441.444.097,83
452.108.715,57
33.133,06
35.226,06
2.088.168,49
2.454.733,62
443.565.399,38
454.598.675,25
A. ANLAGEVERMÖGEN I. Immaterielle Vermögensgegenstände Softwarelizenzen II. Sachanlagen
1. Grundstücke und Gebäude
2. Technische Anlagen
3. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung
III. Finanzanlagen
1. Beteiligungen
2. Wertpapiere des Anlagevermögens
72.565.337,30
75.176.673,07
1.528.281.921,08
1.514.253.204,92
1.600.847.258,38
1.589.429.877,99
2.044.423.262,13
2.044.049.397,66
B. UMLAUFVERMÖGEN I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
2. Sonstige Vermögensgegenstände
Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten II. C. Rechnungsabgrenzungsposten
673.936,31
910.596,93
12.210.031,30
12.510.026,75
12.883.967,61
13.420.623,68
250.669.431,70
281.302.931,22
263.553.399,31
294.723.554,90
654.414,05
709.962,11
D. Sondervermögen
1. Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg
1.590.108,46
1.572.135,33
2. Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung
517.269,15
531.630,10
3. Stiftung Kinderland Baden-Württemberg
2.604.708,46
1.450.187,48
4.712.086,07
3.553.952,91
2.313.343.161,56
2.343.036.867,58
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
187
PASSIVA
Z A HLEN TEIL BIL A NZ F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
31.12.2016 EUR
31.12.2015 EUR
A. EIGENKAPITAL I. Gezeichnetes Kapital
20.159.318,55
20.159.318,55
II. Kapitalrücklage
21.669.954,96
21.669.954,96
54.479.206,09
53.340.785,95
III. Gewinnrücklagen
1. Zweckgebundene Rücklagen für rechtlich unselbständige Stiftungen
2. Andere Gewinnrücklagen
IV. Bilanzgewinn
2.003.468.354,41
1.967.757.434,63
2.057.947.560,50
2.021.098.220,58
27.053.760,23
45.681.132,97
2.126.830.594,24
2.108.608.627,06
B. RÜCKSTELLUNGEN
1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
2. Sonstige Rückstellungen
147.060,00
126.947,00
15.415.873,41
41.865.395,26
15.562.933,41
41.992.342,26
C. ZWECKGEBUNDENE MITTEL FÜR PROJEKTE
1. Zweckgebundene Fonds
87.117.182,18
84.931.792,35
2. Fonds Zukunftsoffensiven
61.111.282,07
81.282.868,97
148.228.464,25
166.214.661,32
13.742.051,32
15.987.773,05
4.230.868,15
5.218.444,76
D. VERBINDLICHKEITEN
1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
3. Sonstige Verbindlichkeiten
E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN
422.449,07
698.310,00
18.395.368,54
21.904.527,81
2.239.817,31
2.355.017,97
F. Sondervermögen (Drittanteile)
1. Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg
795.054,24
786.067,67
2. Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung
258.634,58
265.815,05
3. Stiftung Kinderland Baden-Württemberg
1.032.294,99
909.808,44
2.085.983,81
1.961.691,16
2.313.343.161,56
2.343.036.867,58
Z A HLEN TEIL GE WINN- UND VERLUSTRECHNUNG
188
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2016 2016 EUR
2015 EUR
Umsatzerlöse
26.119.519,25
25.447.606,87
2.
Sonstige betriebliche Erträge
26.813.097,47
2.237.363,64
3.
Personalaufwand 1.403.973,74
1.376.322,32
378.444,42
364.829,08
6.264.806,31
6.193.437,42
39.130.000,00
38.000.000,00
8.451.830,65
8.721.262,93
1.
a) Löhne und Gehälter b) S oziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung 4.
Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen
5.
Projektaufwand
6.
Sonstige betriebliche Aufwendungen
7.
Erträge aus Beteiligungen und anderen Wertpapieren des Finanzanlagevermögens
8. 9. 10.
Zinsen und ähnliche Aufwendungen
55.629.055,12
54.655.851,75
22.014.519,61
70.082.665,20
Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
2.560.938,79
3.313.446,01
Abschreibungen auf Finanzanlagen
2.611.528,67
0,00
11.
Sonstige Steuern
12.
Ergebnis Sondervermögen
13.
404.818,14
386.766,08
21.559.111,59
73.009.345,13
620.025,54
644.021,16
3.612,18
-49.927,91
Jahresüberschuss
18.246.259,83
45.344.514,82
14.
Gewinnvortrag
45.681.132,97
29.345.205,61
15.
Zuführung Sondervermögen
-1.162.712,79
-92.462,37
16.
Einstellung in zweckgebundene Gewinnrücklagen aus nicht verwendeten Projektmitteln
0,00
-1.064.735,00
17.
Einstellung in andere Gewinnrücklagen
-35.710.919,78
-27.851.390,09
18.
Bilanzgewinn
27.053.760,23
45.681.132,97
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
189
NACHHALTIG
WIR STIFTEN ZUKUNFT 810 MIO. EUR
NACHHALTIGER ERFOLG 2000-2016 PROJEKTVOLUMEN DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG
27 MIO. EUR
NACHHALTIGE WIRKUNG BESCHLOSSENES PROJEKTVOLUMEN DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG 2016
190
Z A HLEN TEIL EN T WICKLUNG DES A NL AGEVER M Ö GENS
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
ENTWICKLUNG DES ANLAGEVERMÖGENS FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2016 Anschaffungs- / Herstellungskosten 1.1.2016
Zugänge
Abgänge
31.12.2016
EUR
EUR
EUR
EUR
143.724,54
0,00
0,00
143.724,54
490.642.294,82
0,00
4.785.636,66
485.856.658,16
I. Immaterielle Vermögensgegenstände Softwarelizenzen II. Sachanlagen
1. Grundstücke und Gebäude
2. Technische Anlagen
3. A ndere Anlagen, Betriebsund Geschäftsausstattung
41.841,87
0,00
0,00
41.841,87
3.900.885,26
25.886,57
33.566,48
3.893.205,35
494.585.021,95
25.886,57
4.819.203,14
489.791.705,38
III. Finanzanlagen
1. Beteiligungen
2. W ertpapiere des Anlagevermögens
77.786.028,07
192,90
0,00
77.786.220,97
1.514.253.204,92
14.028.716,16
0,00
1.528.281.921,08
1.592.039.232,99
14.028.909,06
0,00
1.606.068.142,05
2.086.767.979,48
14.054.795,63
4.819.203,14
2.096.003.571,97
191
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
Z A HLEN TEIL EN T WICKLUNG DES A NL AGEVER M Ö GENS
Kumulierte Abschreibungen
Buchwerte
1.1.2016
Zugänge
Abgänge
31.12.2016
31.12.2016
31.12.2015
EUR
EUR
EUR
EUR
EUR
EUR
122.880,12
10.240,05
0,00
133.120,17
10.604,37
20.844,42
38.533.579,25
5.878.981,08
0,00
44.412.560,33
441.444.097,83
452.108.715,57
6.615,81
2.093,00
0,00
8.708,81
33.133,06
35.226,06
1.446.151,64
373.492,18
14.606,96
1.805.036,86
2.088.168,49
2.454.733,62
39.986.346,70
6.254.566,26
14.606,96
46.226.306,00
443.565.399,38
454.598.675,25
2.609.355,00
2.611.528,67
0,00
5.220.883,67
72.565.337,30
75.176.673,07
0,00
0,00
0,00
0,00
1.528.281.921,08
1.514.253.204,92
2.609.355,00
2.611.528,67
0,00
5.220.883,67
1.600.847.258,38
1.589.429.877,99
42.718.581,82
8.876.334,98
14.606,96
51.580.309,84
2.044.423.262,13
2.044.049.397,66
L AGEBERICH T F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
192
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
LAGEBERICHT FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2016 # 01 / Grundlagen der Gesellschaft
haftung ursprünglich drohende Inanspruchnahme aus Grundstücks
Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH verfolgt ausschließlich
von EUR -2,6 Mio. resultiert aus der Abschreibung auf die
und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne von § 52 Absatz
Anschaffungskosten einer Beteiligung.
2 der Abgabenordnung. Sie ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.
altlasten in Höhe von EUR 25,0 Mio. Ein negativer Sondereffekt
Vermögensanlagebereich
Die im Anlagevermögen gehaltenen Investmentfondsanteile trugen Gesellschaftszweck ist die Förderung von Wissenschaft und
mit EUR 14,5 Mio. (Vorjahr: EUR 61,7 Mio.) zum Gesamtergebnis bei.
Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, der Religion, der Völkerverständigung, der Entwicklungshilfe, des
Aus den kurzfristigen Geldanlagen resultierten Erträge in Höhe
Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutzes, des Heimatgedankens,
von EUR 2,5 Mio. (Vorjahr: EUR 3,2 Mio.).
die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, des öffentlichen Gesundheitswesens, des Wohlfahrtswesens und des Sports, soweit die Zwecke geeignet sind, die Zukunftsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg zu sichern.
Projektbereich
In den Sitzungen des Aufsichtsrats vom 13. November 2015 und 18. November 2015 wurden 21 neue Projektbeschlüsse für den Wirtschaftsplan 2016 mit einem Gesamtvolumen von EUR 38,13 Mio.
Der Gesellschaftszweck wird insbesondere durch die Durchfüh-
gefasst. Ihrem Satzungsauftrag entsprechend führt die
rung und Finanzierung von einzelnen Projekten und Veranstal-
Baden-Württemberg Stiftung überwiegend eigene Projekte durch.
tungen sowie durch die Vergabe von Stipendien verwirklicht. Das Geschäftsjahr 2016 war im Projektbereich im Wesentlichen
# 02 / Wirtschaftsbericht 1 / Geschäftsverlauf 2016
Grundstücksbereich
geprägt von folgenden Schwerpunkten: Die Demokratie steht vor großen Herausforderungen. Soziale Verwerfungen in Folge der Finanzkrise ab 2008, der Vertrauensschwund gegenüber Politik und Wirtschaft, die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, weltweite Flucht- und Migra-
Den Mieterträgen in Höhe von EUR 26,0 Mio. und sonstigen
tionsbewegungen und verändertes Mediennutzungsverhalten
betrieblichen Erträgen in Höhe von EUR 0,1 Mio. stehen laufende
haben zu spürbaren Veränderungen in der politischen Auseinan-
betriebliche Aufwendungen in Höhe von EUR 12,2 Mio. sowie
dersetzung geführt. Immer weniger Menschen beteiligen sich
Zinsaufwendungen von EUR 0,4 Mio. gegenüber. Aus nicht regel-
aktiv an der Demokratie. Gleichzeitig gewinnen populistische
mäßig wiederkehrenden Sonderfaktoren, wie dem Verkauf eines
Bewegungen an Zuwachs. Das Zurückziehen aus der demokrati-
Grundstücks und der Auflösung von Rückstellungen resultiert ein
schen Partizipation und die Anfälligkeit für populistische
zusätzlicher Ergebnisbeitrag in Höhe von EUR 1,6 Mio. Damit
Inhalte werden durch zwei Aspekte begünstigt: Zum einen
trägt der Grundstücksbereich mit EUR 15,1 Mio. (Vorjahr:
herrscht eine große Faktenunsicherheit, die durch die Verbrei-
EUR 13,1 Mio.) zum Gesamtergebnis der Gesellschaft bei.
tung von Unwahrheiten oder verzerrten Informationen insbesondere über die Sozialen Medien verstärkt wird. Zum anderen
Das Grundvermögen der Gesellschaft repräsentiert wie im Vorjahr
fühlen sich viele Menschen ausgeschlossen oder abgehängt. Sie
etwa 20% der Bilanzsumme.
haben den Eindruck gewonnen, dass das gegenwärtige System von
Beteiligungsbereich
ihnen nicht beeinflusst werden kann, und resignieren deswegen oder glauben an scheinbar einfache Lösungen komplizierter
Im Geschäftsjahr 2016 wurden Beteiligungserträge in Höhe von
Probleme, wie es ihnen Populisten Glauben machen wollen. Die
EUR 7,5 Mio. (Vorjahr: EUR 8,3 Mio.) realisiert. Diese entfallen
BW Stiftung will deshalb mit ihren Programmen Wissen und
auf die Dividende der Südwestdeutsche Salzwerke AG. Im Vorjah-
Fakten vermitteln, die Möglichkeiten demokratischer Teilhabe
reswert ist eine Gewinnausschüttung der Reederei Schwaben
erlebbar machen. Sie will den Bürgern ihre demokratischen
GmbH enthalten. Wesentliche Sondereffekte resultieren aus der
Rechte und Pflichten näherbringen und so ein breites Demokratie
Auflösung einer Rückstellung für die im Rahmen einer Subsidiär-
verständnis wecken, welches ihnen hilft, Populisten zu
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
193
entlarven. Das reicht vom Programm für junge Wähler ab 16 über
L AGEBERICH T F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
Forschung, um Innovationskraft, wirtschaftlichen Erfolg und
das Programm Demokratie-Monitoring bis hin zum neuen Programm
Arbeitsplätze nachhaltig zu sichern, herausragende Bildung, um
Demokratie stärken – Demokratie leben. Unterstützt wird dies
individuelle Chancen zu schaffen und soziale Teilhabe zu ermög-
durch Publikationen wie bspw. die Ausgabe des Stiftungs
lichen, sowie Gesellschaft & Kultur, um unsere Gemeinschaft zu
magazins Perspektive zum Thema Populismus oder Veranstal-
stärken. Als operativ agierende Einrichtung beschränkt sich die
tungen der Stiftung zum gleichen Thema.
Baden-Württemberg Stiftung nicht darauf, bestehende Projekte finanziell zu fördern, sondern initiiert eigene Programme. Die
Die Baden-Württemberg Stiftung hat bis zum 31. Dezember 2016
einzelnen Schwerpunkte sind dabei vielfältig und reichen von
Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund EUR 810 Mio.
Klimawandel, Lebenswissenschaften und Gesundheit über die früh-
beschlossen. Sie nimmt somit einen Spitzenplatz unter den
kindliche Bildung bis hin zu bürgerschaftlichem und kulturellem
deutschen Stiftungen ein. Der Gesellschaftszweck „Sicherung
Engagement. Der übergreifende Fokus liegt dabei auf praxisori-
der Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs“ wird vor allem in
entierter Forschung zur Begleitung des ökologischen, gesell-
den Bereichen Forschung, Bildung sowie Gesellschaft und Kultur
schaftlichen und demografischen Wandels sowie gesellschaftlichen
erfüllt. Insgesamt wurden Forschungsprojekte mit einem Volumen
und kulturellen Aspekten, Werten, Einstellungen und Bildung.
von rund EUR 284 Mio. und Bildungsprojekte mit einem Volumen von rund EUR 245 Mio. betreut. Rund EUR 203 Mio. entfallen auf den Bereich Gesellschaft und Kultur. Auf die Ganztagsschul offensive sowie sonstige Projekte entfallen rund EUR 55 Mio. Auf die Unterstiftungen entfällt ein Volumen von rund EUR 23 Mio.
2 / Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
# 03 / Prognose-, Chancen- und Risikobericht 1 / Prognosebericht Bereinigt um die Sondereffekte im Geschäftsjahr 2016 wird der Grundstücksbereich im kommenden Geschäftsjahr voraussichtlich mit einem vergleichbar guten Ergebnis zum Gesamtergebnis
Mit einem Anteil von rd. 69% sind mehr als zwei Drittel der
beitragen. In den Folgejahren muss aber aufgrund größerer
Aktiva in langfristige Finanzanlagen in Form von Unternehmens-
Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen mit deutlich gerin
beteiligungen und Investmentfonds investiert.
geren Jahresergebnissen gerechnet werden. Langfristig dienen die Investitionen im Grundstücksbereich der Stabilisierung
Die liquiden Mittel betragen zum Bilanzstichtag EUR 250,7 Mio.
der Jahresergebnisse und tragen positiv zum realen Vermögens
Die Höhe orientiert sich grundsätzlich am aktuellen Verpflich-
erhalt bei.
tungsstand und dem bestehenden Projektobligo. Der laufende Ergebnisbeitrag der langfristigen Kapitalanlagen Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt unverändert
wird im kommenden Geschäftsjahr wieder auf einem deutlich
EUR 20.159.318,55. Die Eigenkapitalquote beträgt 91,9% der
höheren Niveau liegen als im Jahr 2016. Unsicherheiten bei der
Bilanzsumme (Vorjahr: 90,0%).
Ergebnisprognose für die langfristigen Kapitalanlagen resultieren dabei aus der weiteren Entwicklung der Kapitalmärkte.
Das Jahresergebnis 2016 weist – maßgeblich beeinflusst durch die vorgenannten Sondereffekte – einen Jahresüberschuss in Höhe
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus für Neu- und Wiederanlagen
von EUR 18,3 Mio. aus. Ohne die Sondereffekte hätte sich –
und der regelmäßigen Mittelabflüsse werden die Erträge aus den
insbesondere bedingt durch die in das Jahr 2015 vorgezogenen
kurzfristigen Kapitalanlagen im kommenden Geschäftsjahr voraus-
Ausschüttungen aus den Investmentfonds – ein Jahresfehlbetrag
sichtlich deutlich zurückgehen. Durch ein intelligentes Cash-
ergeben.
Management kann in gewissem Umfang zwar eine Kompensation erreicht
Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren
werden, nennenswerte Ergebnissteigerungen im Vergleich zum Jahr 2016 sind in den kommenden Jahren aber nicht zu erwarten.
Die Baden-Württemberg Stiftung leistet seit vielen Jahren als Impuls- und Ideengeber wertvolle und kompetente Unterstützung
Für das Geschäftsjahr 2017 wird erwartet, dass Projekte mit
für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Dafür
einem Volumen von rund EUR 40 Mio. durchgeführt werden können,
wird gezielt in drei Themengebiete investiert: zukunftsweisende
wovon rund EUR 2,0 Mio. für Projekte der Stiftung Kinderland
194
L AGEBERICH T F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
reserviert sind. In seinen Sitzungen am 8. November 2016 und
lichenfalls wird dem auch durch bilanzielle Vorsorge Rechnung
am 7. April 2017 hat der Aufsichtsrat bereits Projekten mit
getragen.
einem Gesamtvolumen von EUR 37,1 Mio. für den Wirtschaftsplan 2017 zugestimmt.
Vermögensanlagebereich
Die stetige Kontrolle der Entwicklung der Kapitalanlagen ist
2 / Chancen- und Risikobericht
durch die laufende Berichterstattung der Kapitalverwaltungsgesellschaften und die gesellschaftsinternen Controlling-,
Risiken, die die Entwicklung oder den Bestand der Gesellschaft
Vergleichs- und Analyseverfahren jederzeit gegeben. Den allge-
gefährden könnten, sind zurzeit nicht erkennbar.
meinen Marktrisiken wird durch das individuelle Anlagekonzept, durch vorsichtige Ertragsannahmen und die risikobewusste Anla-
Grundstücksbereich
gestrategie begegnet.
Risiken, die sich aus der Wertminderung oder Leerstandzeiten der vermieteten Grundstücke ergeben können, werden vor allem
Für die Liquiditäts- und Ertragsplanung existieren kurz- und
durch laufende Renovierung, Modernisierung bzw. Instandsetzung
mittelfristige Planrechnungen, die laufend aktualisiert werden.
der Gebäude und Abschluss langfristiger Mietverträge minimiert. Das im Zusammenhang mit dem Erwerb des ehemaligen Postareals aufgenommene Darlehen wird bis zum Ende der Zinsbindung vollständig zurückgezahlt.
Projektbereich
Die Risiken im Projektbereich bestehen in der Möglichkeit von Fehlverwendungen bzw. steuerschädlichen Verwendungen, die im ungünstigsten Fall die Gemeinnützigkeit der Baden-Württemberg
Beteiligungsbereich
Stiftung gefährden könnten. Durch einen breit angelegten
Möglichen Risiken aus der wirtschaftlichen Entwicklung der
Diskussionsprozess vor der Definition einzelner Programme, die
Beteiligungsunternehmen sowie deren möglichen Gewinnausschüt-
frühzeitige Einbeziehung steuerfachlichen Sachverstandes, die
tungen wird insbesondere durch laufende Beobachtung der wirt-
interne Revision und interne Kontrollstrukturen tragen wir den
schaftlichen Entwicklung der Unternehmen begegnet. Erforder
Risiken Rechnung.
Stuttgart, den 5. Mai 2017
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Christoph Dahl / Walter Leibold
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
195
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
ANHANG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2016 # 01 / Allgemeines
vermindert um planmäßige und bei andauernder Wertminderung
Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH ist eingetragen im
planmäßigen Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegen-
Handelsregister des Amtsgerichts Stuttgart unter HRB 10775 und
stände und auf Sachanlagen erfolgen grundsätzlich nach der
hat ihren Firmensitz in der Kriegsbergstr. 42, 70174 Stuttgart,
linearen Methode. Die zugrunde gelegten Nutzungsdauern
Deutschland.
betragen bei Gebäuden 40 bis 50 Jahre, bei Betriebs- und
gegebenenfalls außerplanmäßige Abschreibungen, angesetzt. Die
Geschäftsausstattung zwischen 3 und 13 Jahre und bei immateDer Jahresabschluss wurde nach den Vorschriften des Handelsgesetz
riellen Vermögensgegenständen zwischen 3 und 5 Jahre. Die
buches – in der Fassung des Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz
steuerlichen Vereinfachungsregelungen für geringwertige Wirt-
(BilRUG) – für große Kapitalgesellschaften einschließlich der
schaftsgüter werden nicht in Anspruch genommen.
ergänzenden Bestimmungen des GmbH-Gesetzes erstellt. Die Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens werden zu Soweit nicht anders angegeben, erfolgen Betragsangaben in TEUR.
Anschaffungskosten, gegebenenfalls vermindert um Abschreibungen auf den niedrigeren beizulegenden Wert, angesetzt.
Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne
Bei den Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen
von § 52 Abs. 2 der Abgabenordnung, soweit diese geeignet sind,
werden alle erkennbaren Einzelrisiken individuell berücksich-
die Zukunftsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg zu sichern.
tigt. Mit Ausnahme des zum Barwert angesetzten Körperschaft-
Sie ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigen-
steuerguthabens sind die Forderungen und sonstigen Vermögens-
wirtschaftliche Ziele. Die Gesellschaftszwecke werden insbeson-
gegenstände zum Nennwert bilanziert.
dere verwirklicht durch die Durchführung und Finanzierung von einzelnen Projekten, Veranstaltungen und die Vergabe von
Die Rückstellung für Pensionen wird mit dem Erfüllungsbetrag
Stipendien im vorgenannten Sinne.
bewertet, der nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig ist (§ 253 Abs. 1 S. 2 HGB). Die Bewertung erfolgt
Gemäß § 265 Abs. 5 Satz 2 und Abs. 6 HGB ist zu vermerken, dass
nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren.
in der Bilanz und in der Gewinn- und Verlustrechnung gegenüber den Gliederungsvorschriften der §§ 266, 275 HGB Posten hinzu-
Es wurden folgende Annahmen zugrunde gelegt:
gefügt bzw. Postenbezeichnungen geändert worden sind. Die Abweichungen werden mit dem besonderen Gegenstand und der Art
Zehn-Jahres-Durchschnittszins zum 31. Dezember 2016: 4,01%,
der Finanzierung der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH und der
entsprechend des von der Deutschen Bundesbank gem. § 253
dadurch verbesserten Klarheit und Übersichtlichkeit der
Abs. 2 HGB (in der durch das Wohnimmobilienkreditrichtlini-
Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage begründet.
en-Gesetz geänderten Fassung, d.h. auf Basis eines Zehn-Jahres-Durchschnittszeitraumes) für Dezember 2016 veröffent-
Inhalt und Umfang der Umsatzerlöse in der Gewinn- und Verlust-
lichten Rechnungszinses für eine Restlaufzeit von 15 Jahren
rechnung wurden aufgrund der Neufassung von § 277 Abs. 1 HGB
Sieben-Jahres-Durchschnittszins zum 31. Dezember 2016:
durch das BilRUG erweitert. Der Vorjahresbetrag wurde entspre-
3,24%, entsprechend des von der Deutschen Bundesbank gem.
chend angepasst (Ausweis von TEUR 331 unter den Umsatzerlösen
§ 253 Abs. 2 HGB für Dezember 2016 veröffentlichten Rech-
anstatt in den sonstigen betrieblichen Erträgen betreffend das
nungszinses für eine Restlaufzeit von 15 Jahren
Vorjahr).
Rentensteigerung:
dreijährlich
2,0%,
nächstmals
zum
1. Januar 2018
# 02 / Angabe der auf die Posten der Bilanz
und Gewinn- und Verlustrechnung angewandten Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
F inanzierungsendalter: 62 B iometrie: Richttafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus Heubeck A nwartschaftsdynamik: 2,5% p.a. Fluktuation: 0%
Die immateriellen Vermögensgegenstände sowie das Sachanlage-
W itwenrentenanwartschaft: individuell
vermögen sind zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten,
W aisenrentenanwartschaft: nicht berücksichtigt.
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
196
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
Zum 31. Dezember 2016 beträgt der handelsrechtliche Erfül-
Die Verbindlichkeiten sind mit ihren jeweiligen Erfüllungs-
lungsbetrag auf Basis des Sieben-Jahres-Durchschnittszinses
beträgen passiviert.
EUR 162.274. Die Differenz zu dem auf Basis des Zehn-Jahvon EUR 15.214 bleibt ausschüttungsgesperrt.
# 03 / Angaben und Erläuterungen zu einzelnen Posten der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle im Zeitpunkt
1 / Anlagevermögen
res-Durchschnittszinses ermittelten Erfüllungsbetrag in Höhe
der Bilanzaufstellung ungewissen Verpflichtungen und erkennbaren Risiken und sind mit dem Erfüllungsbetrag bewertet, der
Die Entwicklung des Anlagevermögens nach § 268 Abs. 2 HGB sowie
nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig ist
die Abschreibungen des Geschäftsjahres sind in der Anlage zum
(§ 253 Abs. 1 Satz 2 HGB). Rückstellungen für Risiken aus
Anhang dargestellt.
Rechtsstreitigkeiten werden auf Basis der von Sachverständigen geschätzten Erfolgsaussichten bewertet. Dabei kommen nach
Die Gesellschaft ist an folgenden Unternehmen beteiligt:
strittigen Sachverhalten differenzierte prozentuale Risikoeintrittswahrscheinlichkeiten zum Ansatz. Rückstellungen mit
Anteil %
Eigenkapital 31.12.2016 TEUR
Ergebnis 2016 TEUR
Verwaltungsgesellschaft Wasseralfingen mbH, Wasseralfingen *
50
14.608
41
Südwestdeutsche Salzwerke AG, Heilbronn
49
150.732
46.840
Reederei Schwaben GmbH, Stuttgart
44
5.759
138
einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr werden mit dem ihrer Restlaufzeit entsprechenden durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Geschäftsjahre abgezinst (§ 253 Abs. 2 Satz 1 HGB). Der Satzungszweck wird im Rahmen von einzelnen Projekten und geeigneten Veranstaltungen sowie durch die Vergabe von Stipendien verwirklicht. Die Passivierung erfolgt grundsätzlich nach folgender Systematik:
* Zahlenangaben betreffen das Geschäftsjahr 2015
Eine dem Grunde und der Höhe nach bestimmte und verpflichtende Zusage an Leistungsempfänger ist unter dem Posten „Zweck gebundene Mittel für Projekte“ erfasst. Wenn sich die
2 / Umlaufvermögen
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH zur Erbringung satzungs
Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bestehen in
mäßiger Leistungen gegenüber einem Dritten (z.B. Projekt-
Höhe von TEUR 275 (Vorjahr: TEUR 359) gegen den Gesellschafter.
partner) verpflichtet und diese Leistung hinsichtlich ihrer Höhe ungewiss ist, so sind diese Beträge ebenfalls hierunter
Die sonstigen Vermögensgegenstände beinhalten Forderungen
erfasst. In geringem Umfang sind Aufwendungen für eigenes
gegen den Gesellschafter in Höhe von TEUR 8.498 (Vorjahr:
Personal enthalten, welche in den jeweiligen Budgetfest
TEUR 7.771).
setzungsbeschlüssen pauschaliert angesetzt sind. Die ratierlich fällig werdende Forderung aus KörperschaftsteuWird eine Leistungszusage unter dem Vorbehalt erteilt, dass
erguthaben (§ 37 KStG) beträgt TEUR 862 (Vorjahr: TEUR 1.722).
zur Leistungserbringung genügend Mittel zur Verfügung
Vorsteuererstattungsansprüche gemäß § 15a UStG, die ebenfalls
stehen müssen, so handelt es sich – soweit diese Mittel zum
ratierlich zahlungswirksam werden, bestehen zum 31. Dezember
Abschlussstichtag noch nicht vorhanden sind – um eine
2016 in Höhe von TEUR 970 (Vorjahr: TEUR 1.123). Von den sons-
Verpflichtung, die erst nach Zugang bzw. Erwirtschaftung der
tigen Vermögensgegenständen entfallen TEUR 1.141 (Vorjahr:
Mittel zu bilanzieren ist. Gleiches gilt für Maßnahmen, die
TEUR 1.824) auf Forderungen mit einer Restlaufzeit von mehr als
erst in einem späteren Geschäftsjahr zur Ausführung kommen.
einem Jahr.
Derartige aufschiebend bedingte Verpflichtungen werden im Anhang unter der entsprechenden Position angegeben.
Sämtliche übrigen Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände haben – wie im Vorjahr – eine Restlaufzeit von unter einem Jahr.
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
197
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
3 / Sondervermögen
Als zweckgebundene Gewinnrücklagen sind die Anteile der
Der Posten Sondervermögen betrifft rechtlich unselbständige
digen Stiftungen ausgewiesen. Die Entwicklung der Anteile der
Stiftungen, die durch die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH an den rechtlich unselbstän-
gegründet wurden.
digen Stiftungen stellt sich wie folgt dar:
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH an den rechtlich unselbstän-
Die Sondervermögen werden in einem Nebenbuch mit eigenen
Anteil BW Stiftung %
1.1.2016 TEUR
Ergebnis anteil 2016 TEUR
31.12.2016 TEUR
Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg
50,0
786
9
795
Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung
50,0
266
-7
259
Stiftung Kinderland Baden-Württemberg
98,1
52.289
1.137
53.426
53.341
1.139
54.480
Buchungs- und Bilanzkreisen geführt. Die Ergebnisse der einzelnen Sondervermögen werden anteilig zu Gunsten bzw. zu Lasten der jeweiligen Sondervermögen verwendet. Auf der Aktivseite kommen die Vermögensgegenstände der rechtlich unselbständigen Stiftungen zum Ausweis, soweit diese nicht gesondert geführt werden. Die Sondervermögen auf der Passivseite weisen die Anteile der fremden Stifter am Vermögen der rechtlich unselbständigen Stiftungen aus. Die Anteile der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH an den rechtlich unselbständigen Stiftungen werden unter den Gewinnrücklagen im Eigenkapital ausgewiesen.
4 / Eigenkapital Das gezeichnete Kapital der Gesellschaft beträgt unverändert
Zweckgebundene Gewinnrücklagen
TEUR 20.159.
5 / Sonstige Rückstellungen
Die Kapitalrücklage enthält Gesellschafterzuzahlungen im Sinne
Die sonstigen Rückstellungen enthalten im Wesentlichen Rück-
des § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB.
stellungen für strittige Baukosten. Des Weiteren kommen Rückstellungen für ausstehende Rechnungen, gesellschaftsrechtliche Verpflichtungen sowie für Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern zum Ansatz.
6 / Zweckgebundene Mittel für Projekte Es kommen die noch nicht verbrauchten Beträge für beschlossene und bis zum Ende des Berichtsjahres begonnene Projekte zum Ansatz. In dem Posten Zweckgebundene Mittel für Projekte sind projektbezogene Verpflichtungen gegenüber dem Gesellschafter in Höhe von TEUR 59.610 (Vorjahr: TEUR 68.106) enthalten. Die Verpflichtungen aus Zukunftsoffensiven sind formal innerhalb eines Jahres fällig. Bei den laufenden Projekten werden üblicherweise ca. EUR 50 Mio. innerhalb eines Jahres in Anspruch genommen. Die verbleibenden Projektverpflichtungen haben eine Restlaufzeit von einem bis fünf Jahren.
198
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
7 / Verbindlichkeiten Art der Verbindlichkeiten
Gesamt
Restlaufzeit bis 1 Jahr
Restlaufzeit 1-5 Jahre
Restlaufzeit > 5 Jahre
31.12.2016 TEUR
Vorjahr TEUR
31.12.2016 TEUR
Vorjahr TEUR
31.12.2016 TEUR
Vorjahr TEUR
31.12.2016 TEUR
Vorjahr TEUR
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
13.742
15.988
2.289
2.246
9.602
9.422
1.851
4.320
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
4.231
5.218
4.231
5.218
0
0
0
0
(davon gegenüber Gesellschafter)
(111)
(168)
422
698
422
698
0
0
0
0
(110)
(307)
(davon aus Steuern)
(0)
(0)
(davon im Rahmen der sozialen Sicherheit)
(0)
(0)
18.395
21.904
6.942
8.162
9.602
9.422
1.851
4.320
Sonstige Verbindlichkeiten (davon gegenüber Gesellschafter)
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sind durch eine Bürgschaft des Landes gesichert.
In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind periodenfremde
8 / Umsatzerlöse
Erträge in Höhe von TEUR 26.672 (Vorjahr: TEUR 119) enthalten. Davon entfallen TEUR 25.077 (Vorjahr: TEUR 119) auf die Auflö2016 TEUR
2015 TEUR
26.042
25.377
Verpachtung Werbeflächen
68
64
Projekterträge
10
7
26.120
25.448
Miet-/Pachterträge aus Grundvermögen
9 / Sonstige betriebliche Erträge
sung von Rückstellungen. Hierin enthalten ist ein Ertrag in Höhe von TEUR 25.000 (Vorjahr: TEUR 0) aus der Auflösung einer Rückstellung für die Inanspruchnahme aus Grundstücksaltlasten, der aufgrund seiner Größenordnung im Sinne des § 285 Nr. 31 HGB als außergewöhnlich zu betrachten ist.
10 / Aufwendungen für Altersversorgung
Die Umsatzerlöse werden ausschließlich im Inland realisiert.
Der Posten “Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersver-
Hierin sind periodenfremde Umsatzerlöse in Höhe von TEUR 187
sorgung“ enthält Aufwendungen für Altersversorgung in Höhe
(Vorjahr: TEUR 207) enthalten.
von TEUR 192 (Vorjahr: TEUR 176).
199
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
11 / Projektaufwand
Zuführung zu zweckgebundenen Mitteln für Projekte laut Beschlüssen des Aufsichtsrats Projektaufwand Stiftung Kinderland
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
Inanspruchnahme für die Übernahme von Dekontaminationskosten nicht mit eigenen Mitteln erfüllen kann. Aufgrund der vorlie2016 TEUR
2015 TEUR
38.130
35.750
genden Indikatoren über das Ausmaß der voraussichtlichen Dekontaminationskosten unter Berücksichtigung der derzeitigen Liquiditäts- und Eigenkapitalausstattung des Beteiligungsunternehmens ist mit einer Inanspruchnahme aus dem Haftungsverhältnis nicht
1.000
2.250
39.130
38.000
zu rechnen. Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH (BWS) ist Mitglied in der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Für die
Der Projektaufwand enthält zu einem geringen Teil mitbudge-
Versorgungsverpflichtungen aus der Zusatzversorgung für aktive
tierte Personalaufwendungen für eigene, nur fallweise für
und ehemalige Arbeiter und Angestellte der BWS besteht eine
Einzelprojekte eingestellte Mitarbeiter. Hierfür sind im
Subsidiärhaftung seitens des Arbeitgebers. Für diese besteht
Geschäftsjahr 2016 TEUR 709 tatsächlich angefallen, welche
unter den sonstigen Voraussetzungen eine Anhangangabepflicht
bereits in den Jahren der entsprechenden Beschlussfassungen
nach Art. 28 Abs. 2 EGHGB, da die BWS von dem Passivierungs-
aufwandswirksam wurden.
wahlrecht des Art. 28 Abs. 1 EGHGB nicht Gebrauch macht und die Verpflichtungen nicht auf der Basis eines versicherungsmathema-
12 / Sonstige betriebliche Aufwendungen
tischen Gutachtens ermittelt wurden. Es handelt sich um eine tarifvertraglich vereinbarte zusätzliche Alters-, Erwerbsminde-
Der Posten enthält periodenfremde Aufwendungen in Höhe von
rungs- und Hinterbliebenenversorgung gegenüber den Ange-
TEUR 143 (Vorjahr: TEUR 196).
stellten der BWS. Die Ausgestaltung ergibt sich aus der Satzung der VBL. Die Versorgung wird im Wege des Umlageverfahrens über
13 / Erträge aus Beteiligungen und a nderen
die VBL abgewickelt. Die Arbeitnehmer erwerben einen unmittel-
Wertpapieren des Finanzanlagevermögens
Erträge aus Beteiligungen Erträge aus Wertpapieren des Finanzanlagevermögens
baren Anspruch gegenüber der VBL. 2016 TEUR
2015 TEUR
7.463
8.341
14.552
61.742
22.015
70.083
14 / Zinsen und ähnliche Aufwendungen
Der Anteil des Arbeitgebers am derzeitigen Umlagesatz beträgt 6,45%, der Arbeitnehmeranteil 1,71%. Neben der Umlage erhebt die VBL Sanierungsgelder von allen beteiligten Arbeitgebern mit Pflichtversicherten im Abrechnungsverband West. Die Gesamthöhe der von den beteiligten Arbeitgebern zu leistenden Sanierungsgelder vermindert sich ab 2016 für den neuen Deckungsabschnitt (bis 31. Dezember 2022). Bisher entsprach die Gesamthöhe der Sanierungsgelder 2,0% der jährlich um 1% erhöhten zusatzversorgungspflichtigen Entgelte aller Pflichtversicherten im Jahr
Unter diesem Posten sind Aufwendungen aus der Aufzinsung von
2001. Ab 2016 werden noch 0,14% der entsprechenden Entgelte
langfristigen Rückstellungen in Höhe von TEUR 43 (Vorjahr:
verursachergerecht auf die Arbeitgeber und Arbeitgebergruppen
TEUR 55) ausgewiesen. Davon entfallen auf Pensionsrückstel-
verteilt. Die Summe der umlagepflichtigen Gehälter betrug
lungen TEUR 3 (Vorjahr: TEUR 9).
# 04 / S onstige Pflichtangaben
TEUR 1.627. Eine Schätzung der Verteilung der Versorgungsverpflichtungen auf die anspruchsberechtigten Arbeitnehmer, ehemaligen Arbeitnehmer und Rentenbezieher ist nicht möglich.
1 / Haftungsverhältnisse
2 / Sonstige finanzielle Verpflichtungen
Die Gesellschaft hat sich vertraglich zur Bereitstellung finanzi-
Das Volumen der durch den Aufsichtsrat beschlossenen Projekte,
eller Mittel an ein Beteiligungsunternehmen für den Fall
die noch nicht aufwandswirksam erfasst wurden (Projektobligo),
verpflichtet, dass dieses seine Verpflichtungen aus einer möglichen
beläuft sich auf TEUR 26.950 (Vorjahr: TEUR 38.130).
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
200
3 / Derivative Finanzinstrumente
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (seit 7.11.2016) M itglied des Landtags, Fraktionsvorsitzender CDU, Zweiter
Die Gesellschaft setzt selbst keine derivativen Finanzinstrumente ein.
stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, Minister a.D.
Ministerin Theresia Bauer
Im Rahmen der Investmentfonds werden, den Anlagerichtlinien
M itglied des Landtags, Ministerin für Wissenschaft, Forschung
der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH entsprechend, Derivate,
und Kunst
im Wesentlichen Futures, eingesetzt.
Minister Peter Hauk
4 / Angaben zu den Mitgliedern
Mitglied des Landtags, Minister für Ländlichen Raum und
der Unternehmensorgane
Verbraucherschutz
Geschäftsführung
Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (seit 7.11.2016)
Als Geschäftsführer waren im Geschäftsjahr bestellt:
Mitglied des Landtags, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau
Christoph Dahl Walter Leibold, Ministerialdirigent im Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg
jahr 2016 setzt sich wie folgt zusammen:
M itglied des Landtags, Ministerin für Finanzen
Minister Guido Wolf (seit 7.11.2016) TEUR
Sonstige geldwerte Vorteile
M itglied des Landtags, Minister für Soziales und Integration
Ministerin Edith Sitzmann
Die Gesamtvergütung von Herrn Christoph Dahl für das Geschäfts-
Grundgehalt (incl. Zusatzversorgung)
Minister Manfred Lucha (seit 7.11.2016)
123 4 127
M itglied des Landtags, Minister der Justiz und für Europa
Staatssekretär Volker Schebesta (seit 7.11.2016) M itglied des Landtags
Staatssekretärin Theresa Schopper (seit 7.11.2016) Für den Geschäftsführer Walter Leibold wird auf die Angabe der Bezüge gemäß § 286 Abs. 4 HGB verzichtet.
Nese Erikli (seit 7.11.2016) M itglied des Landtags
Für einen ehemaligen Geschäftsführer wird auf die Angabe der Ruhegeldbezüge sowie auf die Angabe der Pensionsrückstellung gem. § 286 Abs. 4 HGB verzichtet.
Aufsichtsrat
Mitglieder des Aufsichtsrats waren im Geschäftsjahr 2016:
Ministerpräsident Winfried Kretschmann Mitglied des Landtags, Vorsitzender des Aufsichtsrats
Andreas Schwarz (seit 7.11.2016)
Minister a. D. Reinhold Gall M itglied des Landtags
Winfried Mack Mitglied des Landtags, Stellvertretender Fraktionsvorsit zender CDU
Barbara Saebel (seit 7.11.2016) M itglied des Landtags
Mitglied des Landtags, Fraktionsvorsitzender Bündnis ’90/Die
Emil Sänze (seit 7.11.2016)
Grünen, Erster stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats
M itglied des Landtags
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
201
Georg Wacker M itglied des Landtags
Nico Weinmann (seit 7.11.2016) M itglied des Landtags
A NH A NG F ÜR DA S GESCH ÄF TS JA HR 2016
6/A bschlussprüferhonorar Das auf das Geschäftsjahr 2016 auf den Abschlussprüfer entfallende Gesamthonorar von TEUR 85 (einschließlich gesetzliche Umsatzsteuer) betrifft ausschließlich Abschlussprüfungsleistungen.
Zum 7. November 2016 ausgeschiedene Mitglieder des Aufsichtsrats:
7 / Angaben zu Sondervermögen i.S.v. § 1 Abs. 10 KAGB
Minister a.D. Dr. Nils Schmid
Die Gesellschaft hält Anteile an verschiedenen Sondervermögen
M itglied des Landtags
mit langfristiger Anlagestrategie (langfristiger Kapitalerhalt
Ministerin a.D. Katrin Altpeter Minister a.D. Peter Friedrich Ministerin a.D. Silke Krebs Minister a.D. Andreas Stoch M itglied des Landtags
Minister a.D. Prof. Dr. Ulrich Goll M itglied des Landtags
Minister Franz Untersteller M itglied des Landtags, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Elke Brunnemer Dr. Stefan Fulst-Blei M itglied des Landtags
Hans-Martin Haller Staatssekretärin Bärbl Mielich M itglied des Landtags
und ausschüttungsfähige Erträge). Die Anteile an einem dieser Sondervermögen notierten mit einem Kurswert von EUR 201,7 Mio. am Bilanzstichtag um knapp EUR 2,4 Mio. unter, die Anteile an fünf
weiteren
Sondervermögen
mit
einem
Kurswert
an einem anderen Sondervermögen mit einer langfristigen Anlagestrategie (Absolute Return) notierten mit einem Kurswert von EUR 76,7 Mio. um knapp EUR 3,3 Mio. unter ihrem Buchwert. Im Geschäftsjahr wurden insgesamt EUR 14,5 Mio. ausgeschüttet. Nach den Erfahrungen der bisherigen und der für das nachfolgende Geschäftsjahr erwarteten Wertentwicklung wird die Wertminderung nicht von Dauer sein. Außerplanmäßige Abschreibungen waren deshalb nicht vorzunehmen.
8/N achtragsbericht Nach dem Bilanzstichtag konnte der Rechtsstreit mit einem Bauträger durch Vergleich beendet werden. Aus dem Vergleich ergeben sich keine wesentlichen Auswirkungen auf die Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage.
9/E rgebnisverwendungsvorschlag Die Geschäftsführung schlägt vor, den nach teilweiser Gewinnverwendung verbleibenden Bilanzgewinn in Höhe von TEUR 27.054 auf neue Rechnung vorzutragen.
Die Mitglieder des Aufsichtsrats erhalten keine Vergütung.
5 / Durchschnittliche Zahl der Beschäftigten Während des Geschäftsjahres waren neben zwei angestellten Geschäftsführern durchschnittlich 23 Angestellte und durchschnittlich 13 Angestellte, die nur fallweise im Rahmen der Projektdurchführung eingestellt werden, beschäftigt.
von
EUR 1.272 Mio. um EUR 27,7 Mio. über ihrem Buchwert. Die Anteile
Stuttgart, den 5. Mai 2017
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Christoph Dahl / Walter Leibold
202
BESTÄTIG UNG SVER MER K DES A BSCHLUSSPRÜFER S
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, für das Geschäftsjahr vom 1.1. bis zum 31.12.2016 geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags liegen in der Verantwortung der gesetzlichen Vertreter der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und über den Lagebericht abzugeben. Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld der Gesellschaft sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet. Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss den gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft. Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss, entspricht den gesetzlichen Vorschriften, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.
Stuttgart, den 5. Mai 2017
Prof. Dr. Binder, Dr. Dr. Hillebrecht & Partner GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft Bacher (Wirtschaftsprüfer) / Barth (Wirtschaftsprüfer)
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
203
SCHRIFTENREIHE
SCHRIFTENREIHE DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG BAND
81
Schulbegleitung als Beitrag zur Inklusion / Bestandsaufnahme und Rechtsexpertise (2016)
BAND
80
Kulturlotsen für Kinder / Ergebnisse der Begleitforschung (2016)
BAND
79
10 Jahre BoriS – Eine Erfolgsgeschichte / BoriS – Berufswahl-Siegel Baden-Württemberg (2015)
BAND
78
Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration / Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung (2015)
BAND
77
Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft / Ergebnisse der Evaluation des Programms (2015)
BAND
76 BAND
75 BAND
74 BAND
73 BAND
72 BAND
71 BAND
70 BAND
69 BAND
68 BAND
67
Sucht im Alter / Ergebnisse der Evaluation des Programms (2014)
Ältere Menschen mit Behinderung / Ergebnisse der Evaluation des Programms „Förderung der Selbstständigkeit älterer Menschen mit Behinderung“ (2014) Therapie bei Demenz / Dokumentation zu Effekten körperlichen Trainings bei Menschen mit Behinderung (2014) Sprachliche Bildung für Kleinkinder / Sprachförderansätze: Erfahrungen und Reflexionen über die Projekte der Baden-Württemberg Stiftung zur Sprachförderung (2014) Gleichartig – aber anderswertig? / Analyse zur künftigen Rolle der (Fach-)Hochschulen im deutschen Hochschulsystem (2013) Evaluation Coaching4Future / Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung des Programms zur MINT-Nachwuchssicherung (2013) Strategische Forschung / Analyse der operativen Schwerpunkte im Bereich Forschung (2013) Advances in Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures / Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski (2013) Botschafter für Nachhaltigkeit – die Ausbildung von Kulturlandschaftsführern in Baden-Württemberg / Eine Evaluierung der Ausbildung in drei Modellregionen (2013) Unterstützungsangebote für Kinder von psychisch kranken oder suchtkranken Eltern / Ergebnisse der Projektevaluation (2012)
SCHRIFTENREIHE
BAND
66
204
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
Medienwerkstatt Kindergarten – vom Konsumieren zum Gestalten / Ein Programm zur Förderung des kreativen Umgangs mit Medien (2012)
BAND
65
Gartenland in Kinderhand – ein Garten für die Kita / Ergebnisse der Projektevaluation (2012)
BAND
64
Aktionsprogramm Familienbesucher / Ein Programm zur Unterstützung von Müttern und Familien (2012)
BAND
63 BAND
62 BAND
61
Gesundheitsförderung in der Grundschule / Komm mit in das gesunde Boot – Grundschule (2012)
Ferienzeit – Gestaltungszeit. Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit / Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitevaluation des Programms (2012) Da sein! – Könnt’ ich das? / Abschlussbericht des Projekts Ausbau der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit in Baden-Württemberg (2012)
BAND
60 BAND
59 BAND
58 BAND
57 BAND
56 BAND
55
BioLab Baden-Württemberg on Tour / Forschung, Leben, Zukunft (2011)
Gesundheitsförderung im Kindergarten / Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden-Württemberg (2011) Kompetenzen fördern – Erfolge schaffen / Dokumentation des Programms KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche (2011) Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder / Zur Evaluation des Programms der Baden-Württemberg Stiftung (2011) Nanotechnology – Fundamentals and Applications of Functional Nanostructures / Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski (2011) Fit für den Wiedereinstieg – wie sich Beruf und Familie unter einen Hut bringen lassen / Tipps für eine erfolgreiche Rückkehr in den Beruf (2010)
BAND
54 BAND
53 BAND
52
Neue Brücken bauen … zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen / Programmdokumentation (2010)
Erzähl uns was! Kinder erzählen Geschichten und hören einander zu / Eine Förderinitiative der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2010) Am Anfang ist es eine Idee – am Ende eine große Erfindung / Ein Leitfaden für die Planung und Umsetzung von naturwissenschaftlich-technischen Projekten (2010)
BA DEN-W ÜRT TE M BERG STIF T UNG JA HRESBERICH T 2016
205
SCHRIFTENREIHE
BAND
51 BAND
50 BAND
49
Nachhaltigkeit macht fit für die Zukunft / Energie nutzen, Umwelt schützen (2011)
Männer für erzieherische Berufe gewinnen: Perspektiven definieren und umsetzen / Impulse und Anregungen für eine größere Vielfalt in Tageseinrichtungen für Kinder (2010) Strategische Forschung 2010 / Studie zur Struktur und Dynamik der Wissenschaftsregion Baden-Württemberg (2010)
BAND
48 BAND
47 BAND
46 BAND
45 BAND
44 BAND
43
Expeditionsziel: Nachhaltigkeit / Ihr Reiseführer in die Zukunft (2011)
Familiäre Einflüsse als prägender Faktor: Herausforderung für die Suchtprävention / Wie Familien für die familienorientierte Suchtprävention zu gewinnen und welche Veränderungen möglich sind (2010) Qualifizierung von Prüfern: Entwicklung innovativer Weiterbildungskonzepte / Wie neuen Herausforderungen im Bildungswesen begegnet und Prüfungsqualität gesichert werden kann (2010) Neue Generationennetzwerke für Familien / Wissenschaftliche Evaluation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2010) Kinder und ihr Umgang mit Geld und Konsum / Dokumentation und Evaluation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009) Musisch-ästhetische Modellprojekte in Kindergärten und anderen Tageseinrichtungen für Kinder / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009)
BAND
42 BAND
41 BAND
40 BAND
39 BAND
38 BAND
37
Training bei Demenz / Dokumentation zum Kongress Training bei Demenz, Dezember 2008 (2009)
Hilfen und schulische Prävention für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Gewalt / Evaluation der Aktionsprogramme „Gegen Gewalt an Kindern“ 2004–2008 in Baden-Württemberg (2009) Kommunen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit / Dokumentation des Projekts der Landesstiftung Baden-Württemberg ZUKUNFTSFORUM Familie, Kinder & Kommune (2009) Naturwissenschaftlich-technische Modellprojekte in Kindergärten / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009) Erfolgsgeschichten – Nachwuchswissenschaftler im Porträt / Ergebnisse des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden der Landesstiftung Baden-Württemberg (2009) Kinder nehmen Kinder an die Hand / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009)
SCHRIFTENREIHE
BAND
36 BAND
35 BAND
34
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Zeit nutzen – Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit / Dokumentation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2008) E-LINGO – Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens / Erfahrungen und Ergebnisse mit Blended Learning in einem Masterstudiengang (erschienen im gnv Gunter Narr Verlag, Tübingen, 2008) Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell gestalten / Dokumentation zum Masterstudiengang Bildungsmanagement der Landesstiftung Baden-Württemberg (erschienen im wbv W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 2008)
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Forschungsprogramm Klima- und Ressourcenschutz / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten der Landesstiftung Baden-Württemberg (2008) Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures / Results of the first research programme Kompetenznetz „Funktionelle Nanostrukturen“ (Competence Network on Functional Nanostructures, 2008)
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„Früh übt sich …“ – Zugänge und Facetten freiwilligen Engagements junger Menschen / Fachtagung am 21. und 22. Juni 2007 in der Evangelischen Akademie Bad Boll (2008) beo – 6. Wettbewerb Berufliche Schulen / Ausstellung, Preisverleihung, Gewinner und Wettbewerbsbeiträge 2007 (2007) Forschungsprogramm Mikrosystemtechnik der Landesstiftung Baden-Württemberg / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (2007) Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen / Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim (2007) „Es ist schon cool, wenn man viel weiß!“ KOMET – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche / Dokumentation der Programmlinie der Landesstiftung Baden-Württemberg 2005–2007 (2007) Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft / Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V. (2007) jes – Jugend engagiert sich und jes/connection – die Modellprojekte der Landesstiftung Baden-Württemberg / Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2002–2005 (2007) Suchtfrei ins Leben / Dokumentation der Förderprogramme zur Suchtprävention für vorbelastete Kinder und Jugendliche (2007) Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt / Eine Evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich (2006) Innovative Familienbildung – Modellprojekte in Baden-Württemberg / Aktionsprogramm Familie – Förderung der Familienbildung (2006)
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Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen mit Behinderung / Dokumentation der Projekte der Ausschreibung der Landesstiftung Baden-Württemberg 2002–2006 (2006) Raus aus der Sackgasse! / Dokumentation des Programms „Hilfen für Straßenkinder und Schulverweigerer“ (2006) „Erfahrungen, die’s nicht zu kaufen gibt!“ – Bildungspotenziale im freiwilligen Engagement junger Menschen / Fachtagung 16. und 17. Juni 2005 in der Evangelischen Akademie in Bad Boll (2006) beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation über die Wettbewerbsbeiträge der Preisträgerinnen und Preisträger 2006 (2006) Forschungsprogramm Nahrungsmittelsicherheit der Landesstiftung Baden-Württemberg Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (2006) Medienkompetenz vermitteln – Strategien und Evaluation / Das Einsteigerprogramm start und klick! der Landesstiftung Baden-Württemberg (2006) Forschungsprogramm Optische Technologien der Landesstiftung Baden-Württemberg / Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten (2005) Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und soziales Engagement im Jugendalter / Eine Studie von Dr. Heinz Reinders (2005) 4. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2005 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2005) Beruf UND Familie – wie gestalten wir das UND? / Ein Leitfaden für Praktiker und Praktikerinnen aus Unternehmen und Kommunen (2005) Strategische Forschung in Baden-Württemberg / Foresight-Studie und Bericht an die Landesstiftung Baden-Württemberg (2005) Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft / Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V. (2005) Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit / Ein Ideenwettbewerb zur Vermittlung von Wissenschaft und Forschung an Kinder und Jugendliche (2005) Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern / Dokumentation innovativer Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002 (2005) Faustlos in Kindergärten / Evaluation des Faustlos-Curriculums für den Kindergarten – dokumentiert im Zeitraum von Januar 2003 bis Oktober 2004 (2004) Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft / Eine Entscheidungshilfe für die Hochschulen (2005)
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3. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2004 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2004) Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlichkeitsentwicklung / Dokumentation des Fachtags, 4. Dezember 2003, Gospel Forum Stuttgart (2004) 2. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2003 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2003) Neue Wege der Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen / Eine Zwischenbilanz zu Modellen in Baden-Württemberg (2003) 1. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2002 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2002)
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„Alles ist unmöglich, bis es jemand tut.“ Nelson Mandela „Alles Wissen endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.“ Hermann Hesse „Anti gegen alles!“ Prinz Pi „Content is king.“ Bill Gates „Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht.“ Sophie Scholl „Das Internet ist nur ein Hype.“ Bill Gates „Das Leben ist kein Ponyhof.“ „Die Schröders“ und Stromberg „Dass diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist.“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel „Davon geht die Welt nicht unter.“ Zarah Leander „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Willy Brandt „Der Mann steht im Mittelpunkt und somit auch im Wege.“ Pablo Neruda „Die Gedanken sind frei.“ Hoffmann von Fallersleben „Die gerade Linie ist gottlos.“ Friedensreich Hundertwasser „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt!“ Mahatma Gandhi „Die Gesellschaft kann nicht besser sein als die Summe ihrer Bürger.“ Marion Gräfin Dönhoff „Die Kunst, das Leben wie eine Auster zu schlürfen.“ Oscar Wilde „Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas besseres.“ Gotthold Ephraim Lessing „Die Realität ist nur die Zwangsjacke deiner Fantasie.“ Genetikk „Döner macht schöner.“ Tim Toupet e=mc2, Allgemeine Relativitätstheorie Albert Einstein „Ende gut, alles gut.“ William Shakespeare „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ Helmut Kohl „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Bertolt Brecht „Freiheit will immer wieder neu errungen sein.“ Joachim Gauck „Geiz ist geil!“ Saturn „Gier frisst Hirn.“ Jürgen Wagner „Glauben heißt nicht wissen.“ Wilhelm Weitling „Glaube versetzt Berge.“ Bibel „Gott würfelt nicht.“ Albert Einstein „Hass ist krass. Liebe ist krasser.“ Barbara „Herr, schmeiss Hirn ra!“ Gerhard Raff „I have a dream.“ Martin Luther King „Ich bin ein Berliner.“ John F. Kennedy „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“ Klaus Wowereit „Ich habe fertig.“ Giovanni Trapattoni „Ich habe heute leider kein Foto für dich.“ Heidi Klum „Ich hab’ hier bloß ein Amt und keine Meinung.“ Friedrich Schiller, Wallensteins Tod
ZITATQUELLEN
„Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Immanuel Kant „In the future everyone will be world-famous for 15 minutes.“ Andy Warhol „Information ist die Währung der Demokratie.“ Thomas Jefferson „Je höher die Absätze, desto kürzer die Hauptsätze.“ Roger Willemsen „Kein Mensch ist illegal.“ Elie Wiesel „Kein Schwein ruft mich an.“ Max Raabe „Leben und leben lassen.“ Friedrich Schiller „Mailand oder Madrid? Hauptsache Italien!“ Andreas Möller „Make our planet great again!“ Emmanuel Macron „Manche merken erst, dass sie eine Meinung haben, wenn Sie gedruckt ist.“ Roger Willemsen „Menschen werden nicht geboren, sondern gebildet.“ Erasmus von Rotterdam „Mit leerem Kopf nickt es sich leichter.“ Zarko Petan „Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht, sondern der Sieg darüber.“ Nelson Mandela „My home is my castle.“ Edward Coke „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Walter Ulbricht „Ohne Unterschied macht Gleichheit keinen Spaß.“ Dieter Hildebrandt „Probier´s mal mit Gemütlichkeit.“ Heinrich Riethmüller „Schaffe, schaffe, Häusle baue.“ Ralf Bendix „Sitzen ist das neue Rauchen.“ Kelly Starrett „Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.“ Thomas Mann „Und sie dreht sich doch!“ Galileo Galilei „Verschwende deine Jugend!“ Jürgen Teipel „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“ Jean-Jacques Rousseau „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Karl Lagerfeld „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Helmut Schmidt „Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.“ Johann Wolfgang von Goethe „Willen braucht man. Und Zigaretten.“ Helmut Schmidt „Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele.“ Albert Einstein „Wir schaffen das!“ Angela Merkel „Wir sind Papst!“ Bild-Zeitung „Wir sind voller Informationen, aber ohne Erkenntnis.“ Charles Darwin „Wissen ist Macht.“ Francis Bacon „Yes we can.“ Barack Obama „Zur Demokratie gehört, dass man nicht jeden Interessenhaufen zum Volk erklärt.“ Manfred Rommel „Zurück zur Natur!“ Jean-Jacques Rousseau
IMPRESSUM
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HERAUSGEBERIN
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Kriegsbergstraße 42, 70174 Stuttgart Tel. +49 (0) 711 248 476-0 / Fax +49 (0) 711 248 476-50 info@bwstiftung.de www.bwstiftung.de www.95-neue-thesen.de VERANTWORTLICH
Christoph Dahl, Geschäftsführer Baden-Württemberg Stiftung REDAKTION
Julia Kovar-Mühlhausen, Cornelia Zeiger, Nadia Heide TEXT
Ralf Butscher, Anette Frisch, Iris Hobler FOTOGRAFIE
Baden-Württemberg Stiftung, Strichpunkt GmbH, Shutterstock, istock, depositphotos, fotolia, Seyo Cizmic Saatchi Art Re, 123f, Wikimedia Commons V0016827 – Wellcome Library, London L0059157 – Science Museum, London L0019705 - Wellcome Library, London nrw-aktuell.de - Rene Anhuth KD Busch, Inka Reiter, Ralph Klohs, Prof. Daniel Buhr, Dr. Rolf Frankenberger, Erika Seitz, Fotolia Kara, Markus Feger, Tom Ziora, C. Müller, Rainer Schmidtke, Tim Wegner, Friederike Hentschel, Literaturarchiv Marbach, Sebastian Schulz, Michael Zapf, ALDEBARAN, Heike Magg, Zooschule Heidelberg, Conny Kloos und Katrin Fiderer I L L U S T R AT I O N E N
The noun project, Bernd Schifferdecker, Strichpunkt GmbH K O N Z E P T I O N U N D G E S TA LT U N G
Strichpunkt GmbH, Stuttgart / Berlin www.strichpunkt-design.de DRUCKEREI
raff media group GmbH, Riederich (Baden-Württemberg) www.raff-mediagroup.de © Juli 2017, Stuttgart Baden-Württemberg Stiftung ISSN 2197-5418
Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet wird.
Der Jahresbericht der Baden-Württemberg Stiftung wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Gold beim BCP/BCM Award 2014, 2015 und 2016 sowie mit dem red dot best of the best Award 2015.