Futuro nr 25 komplett

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contemporaryart September/Oktober/November 2012

MARTIN MALOY

ISSN 1660-7341

Europa â‚Ź 10,00

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Schweiz CHF 8.00


Art|Basel|Miami Beach 6–9|Dec|12

Vernissage | December 5, 2012 | By invitation only Catalog order | Tel. +1 212 627 1999, www.artbook.com Follow us on Facebook and Twitter | www.facebook.com/artbaselmiamibeach | www.twitter.com/abmb The International Art Show – La Exposición Internacional de Arte Art Basel Miami Beach, MCH Swiss Exhibition (Basel) Ltd., CH-4005 Basel Fax +41 58 206 31 32, miamibeach@artbasel.com, www.artbasel.com

ab


contemporaryart

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Inhalt

contemporaryart Titelseite Martin Maloy Beautiful Stranger, 2008, Öl auf Leinen, 86,5 x 66,5 cm

4-9

Martin Maloy alias Kevin Zuckerman

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Angelo Calabrese

37

Christoph Beer & Christoph Stehlin Peter Roesch Andreas Durrer Thomas Maschijew

Haus der Kunst, München Kurator: Ingvild Goetz

10-11 La jeunesse est un art Kuratorin: Madeleine Schuppli

12

Katie Paterson

13

Postmodernism

14

Museum Rietberg Zürich

15

Aldo Solari

16

Schirn Kunsthalle Frankfurt

Kuratorin: Dr. Christine Kintisch

18 19

Henze & Ketterer

39

Kunsthalle Bielefeld Milan Kunc

Dr. Andreas Spillmann

Giacometti. “Die Donationen”

Kuratorin: Katharina Epprecht Christoph Vögele

Kuratorin: Dr. Martina Weinhart

17

38

Adrian Schiess Rémy Zaugg Markus Raetz Anja Manfredi

40

Stéphane Couturier

41

Louise Hervé & Chloé Maillet Not Vital Latifa Echakhch

42

Kurator: Dr. Frank Schmidt

Alejandro Cesarco

Kuratorinnen: Katja Mittendorfer-Oppolzer Christina Penetsdorfer

20

Hans Kupelwieser

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Francis Picabia

Kurator: Matthias Michalka

Künstlerische Leitung: Dr. Alexandra Schantl Kurator: Hans-Peter Wipplinger

43

Margrit Rüetschi

30-31 Museo Civico Villa dei Cedri

33

a cura di Giovanna Ginex e Anna Lisa Galizia

Tony Oursler

a cura di Danilo Eccher

François Burland Antonio Saura

22-29 Swiss Artist Contest 2012

32

Kuratorin: Mirjam Varadinis

Kunsthalle Emden

Kuratoren: Cäsar Menz, Oliver Weber-Cafllisch

44

Helen Marten

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Wolfgang Tillmans Schömer-Haus, Klosterneuburg

Antonio Sanfilippo

Daniele Buetti

a cura di Fabrizio D’Amico

Curtis Mann Marco Ferri a cura di Francesca Baboni e Stefano Taddei

46

Edgar Degas

47

Alexandre Joly Beat Wipf Grimmuseum Berlin Kuratiert von Katerina Valdivia Bruch

Alois Hermann 34

Curator: Diana Franssen

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Heinz Hajek-Halke

Piero Gilardi Toby Ziegler Aloïse

48

Kurator: Rolf Sachsse

Johannes Kahrs Newtopia

Kuratorin: Pascale Marini

Kuratiert von Katerina Gregos

Amar Kanwar

Peter Liechti

Kurator: Urs Stahel

Ursula Badrutt


futuro

Martin Maloy alias Kevin Zuckerman

ERLEUCHTUNG UND OHNE WARTEN MIT ANSPANNUNG Er ist kein visionärer Künstler im wahren Sinn des Wortes: seine Vorstellungswelt besteht nicht nur aus geistlichen Prozessen, die von der Phantasie belebt werden und zu unerwarteten, wunderbaren und reichlich überraschenden Begegnungen führen. Martin Maloy erfindet keine bezaubernde Orte, die den sehr verliebten Reisenden bereits beim Betreten in einem Spiel und Fabeln reich an Illusionen verführt. Ein Experte der Realität mit durchgedrungenen mysteriösen Kräften und Schatten, die sich in der Unendlichkeit des Lichtes erhellen, bezeugen jene tiefliegende Intensität, welche zu einer Erleuchtung oder zu einer Wahrnehmung gehört.

ohne Titel, 2008, Öl auf Holz, 40,5 x 35,5 cm

Portrait, 2008, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm

Deshalb schlägt er seine Intuitionen vor, die immer in den mysteriösen Dimensionen des Seins erfasst werden, wo das Leben Chronik und Geschichte ist, die den Bildern und den Metaphern von hellen und bekannten Formen und Farben anvertraut werden sowie Signale der Sinne der zeitgenössischen mehrfachen Formen im ununterbrochenen Werden. Die Anwesenheit, das Dasein hier und jetzt, ist ohne Zweifel ein vorübergehendes Ereignis, ein durchzulaufendes Risiko mit dem Bewusstsein, dass sich im Geheimnis des Lebens, das eine Regel und ein Anliegen ist, die schreckenerregende Kräfte verbergen; sie drohen und überwältigen und dennoch ist ihre Attraktion beim äußeren Anschein oft beruhigend. Wenn das Unvorhergesehene, den Augenblick und die chaotische Erschütterung ohne Rückkehr, die ein Anhäufen von Gedanken sind, persönlich erlebt werden, führen sie zur Bewegungslosigkeit und Stumme. Das plötzliche Auftreten prägt die Seele und man bleibt wie eine unerledigte


futuro Angelegenheit inmitten des Zweifels, ob man selbst ein Gespenst geworden ist und sich wie in einem Schlaf befindet, ohne zu erwachen oder wie ein Traum mit warnenden Albträumen. Maloy interpretiert eine Bedingung, die nur dem Menschen angehört und oft durch den Schmerz, den unersetzlichen Verlust, die unwiderruflichen Strafen und durch die Entsetzlichkeit verspürt werden. Sie stellen uns zwischen Ruhe, Schreck und das Warten, das die nicht mehr aufmerksamen Sinne ausschließt und der Umgebung, in der sich leibhaftigere Leben abspielt. Also passiert es, dass man nicht mehr unterscheiden kann, ob sich der Mensch in seiner wunderbar schönen illusorischen Ansicht langsam in die eigene Vergessenheit verkriecht und vollständig von einer inneren und eigentlich nicht glücklichen Vision umgeben ist, oder ob er Only You, 2008, Öl auf Leinwand auf Holz, 35 x 45 cm

zum Leben zurückkehrt, um sich im lebhaften Eifer wieder zu finden, das immer ein attraktives Staunen ist. Dies ist tatsächlich das, was jenem in der tiefsten Hölle erscheint und zu einer neuen, reichen, großen und über jeden Vergleich erhabenen Existenz emporsteigt. Die Unwetter, die Probleme im Leben und die Unzufriedenheit der Gefühle dienen dazu, die gebändigte Liebe des Lebens wiederzufinden, denn gerade inmitten des Chaos befindet sich das Ordnungsprinzip, das die Hoffnung auf Harmonie befriedigt. Also passen wir auf die Kontinuität der Zeit auf, die uns gehört. Wir vergessen die Vergangenheit nicht, aber wir hoffen auf eine Zukunft; wir veranlassen selbst Veränderungen und sind uns dennoch im Bevorstehen bewusst, dass davon keine Lebensform ausgeschlossen ist. Die wunderbaren Mädchen schließen sich in der


futuro

ohne Titel, 2008, Öl auf Leinwand auf Holz, 35,5 x 28 cm

inneren Stille und vom Lebenseifer selbst aus. Sie warten auf den Donner oder das Zuflüstern eines zeitweiligen oder unanfechtbaren Spruchs zur Freisprechung, auch wenn die Unschuld bewiesen ist; sie sind, wie bereits gesagt, Außenstehende, deren Werden um sie herum niemals vergeht. Der Zuschauer wird es bemerken, der seinen Blick von der attraktiven lebenden Zentralität nicht abwendet und nimmt alle anwesenden umstehenden Meteoren zur Kenntnis. Es zittern die Flügel eines bunten neugierigen Vogels; man verfolgt Himmelsspuren in der Wachstumsphase von neuen Blumen, die sich mit überraschenden Farben zeigen: die Fabeln kehren mit irisierendem Seufzen wie Seifenblasen zurück. Die Geometrie ändert sich mit Wellen, Hügeln und Täler. Währenddessen ein dünner, weißer untergespannter Faden scheint komischerweise eine Elektroenzephalographie zu sein. Martin Maloy malt den echten Alltag und überprüft die bildnerische gleichzeitige Anwesenheit in einer Erzählung, welche in 6

seinem kontinuierlichen Streben den durchgedrungenen Umfang der Lebensenergie wiederspiegelt sowie mit der Einsamkeit von demjenigen, der sich über die eigene von der Enthüllung entleerte Grenzlosigkeit wundert, welche die innerliche Wüste mit ihrem unvorhersehbaren Streifzug gestaltet. Das Kunstwerk bereichert sich also mit schweigenden Tönen und verbreiteten Sensationen mit Licht und Schatten des Gedankens, die von der Unstabilität und vom Ausschluss aus dem zukünftigen Leben besessen sind. Das Empfinden eines Sonnenaufgangshintergrund mit rosafarbigen, frischen, klaren, hauchdünnen, rötlichen, goldbraunen und grünen Farben, die in den Morgenstunden entfliehen, lebt im Charme von farbigen, blühenden und wunderbar anwesenden Bäumen, welche dem Betrachter Geistesabwesenheit verleiht. Er wird tatsächlich von diesen fernen Landschaften und von diesen Düften eines Traums beeindruckt, die sich unter den gewaltigen Färbungen vereinigen, die den Himmel, die Erde, die Wasserläufe und den Dampf der Wolken entflammen, während der Chaos des Lebens sich wieder zusammenfügt, um dann das ewige Abenteuer wieder zu finden. Nun wieder ein anderes Chimäre-Mädchen in einer Feuerzunge, die der ihres verlorenen Traums mit unbekannten Dissonanzen ist. Maloy bereichert seine Räumlichkeit mit unruhigen Synästhesien, wunderschönen blauen Farben und wer weiß, wo sie sich irgendwo zwischen warmen und violett farbigen Reflexen und weiblicher mit schweigender Doppeldeutigkeit verblüffter Nostalgie wiederspiegeln, während die Stunden ohne Zeit zurückstrahlen, denn die unbestimmte Zeit ist die Fabel und die tastbaren prächtigen Farben erscheinen, die allerdings in ihren mysteriösen Geheimnissen entfernt liegen. Der leuchtendblaue Schauer schreitet durch wunderbaren Reflexen unter denen sich die schwarzen Fäden und kleine Bänder hervorheben, die von Scheren abgetrennt sind. Diese schwarzen Zeichen, die niemals fehlen und die wunderbare Illusion unterbrechen, bestätigen, dass die goldenen und hellblauen Farben früher oder später abnehmen und dass es Abend und kein Sonnenuntergang ist, sondern wenn das Bewusstsein der Unstabilität von einem Lichtstrahl durchdrungen wird, der das Herz und den Gedanken entführt. Die Hauptdarsteller von Maloy sind die Kinder der unruhigen Nostalgie, die den unpassierbaren, staunenden und


futuro unaufhörlichen Gedanken beherrschen; ein Werk, welcher der antike griechische Mythos Parche nannte, die hoffnungslosen Moire, Töchter der Nacht, die mit dem menschlichen Schicksal beschäftigt sind, der vorbereitet und geschenkt wird und schließlich den symbolischen Faden des Lebens abschneiden. Diese schwarzen, konsistenten, abgetrennten und im existentiellen Eifer befindenden Fäden geben mir zu verstehen, dass sie auf das plötzliche verweigerte Leben andeuten. Der Schmerz wächst und man verspürt immer mehr wie schön und harmonisch die weiblichen Formen sind; innen und außen immer die komplexe Orchestrierung der Natur, die wunderbar und immer verschiedenartig in den Kunstwerken der Metamorphose des Lebens ist. In “Beautiful Stranger” ist der durchsichtige Komet attraktiv, der sich kurvig um die magische schweigende Anwesenheit einer Frau mit Perlaugen begibt. Träumt, dass der Traum auf der

rechten Schulter inmitten der lebenden angehäuften Trümmer im Hintergrund schläft, die er empfängt und bereichert. Unruhige Anwesenheit kommt zum Vorschein wo sich das Hin und Herfahren der fügsamen und vom Wind bewegten Bäume erhebt und die goldfarbigen Baumkronen mit der energischen Bewegung und mit dem Licht abwechselnd vereinigt, die von den Geheimnissen der Erde bis zum Himmel reichen. In “Returning Your Words” lebt die Magie einer metaphorischen Geschichte inmitten von Symbolen und Archetypen. Das kosmische Ei, das bemalte aufblühende Herz, das mächtige Grün des Pferdes mit goldfarbiger Mähne, das mit offenen Augen ruht: auch die weibliche Persönlichkeit träumt von verschwommenen Gedanken, der auf ein Ereignis reagiert, das den existenziellen Verlauf ändert. Das geschieht auch in “Suddenly”, wo der Flug einer Taube, der innige Stillstand des Gedankens

How Long Befor I Know, 2009, Öl auf Leinwand, 40 x 60,5 cm

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futuro

ohne Titel, 2008, テ僕 auf Leinwand auf Holz, 51 x 41 cm

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futuro und das Auge, das die nicht vollendete Schönheit beobachtet, lassen eine Erzählung aufblühen, in der die Erinnerung und die Gegenwart auf einem Gleichgewicht von hoffnungslosen Verlusten tanzen und niemals das Liebäugeln beherrscht. Martin Maloy warnt uns: jede faszinierende Verführerin schaut sich jeden Tag im Spiegel der Wahrheit an und täuscht sich vor jenes Gesichtsteil zu sehen, während ihre goldige Nacktheit wie ein rotes Velours darüber gleitet. Sie bewundert sich im Spiegel der Eitelkeit und nimmt es nicht wahr, dass sich in ihren langen Haaren ungeheuerliche Abwesenheiten, düstere Vorahnungen, Vergessenheit von zerstörten und in der stimmlosen Präsenz der Gespenste aufgelösten Zeiten einnisten. Die Geheimnisse der Existenz wird nicht gelöst: Man gelangt von Geheimnis zu Geheimnis und sucht verzweifelnd die Harmonie, und nur das glückliche Treffen rechtfertigt das Leben im vollen Gange, in seinen Verläufen und Strömungen. Die Kunst von Maloy nimmt keine komplizierte Systeme in Angriff auch wenn sie auf den ersten Blick ablehnend scheinen, werden sie entwirrt und im Endeffekt erklärt sich alles in der der She Came to Stay, 2009, Öl auf Leinwand, 60,5 x 50,5 cm

All in Good Time, 2008, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm

Rationalität der Regeln, die mit den richtigen Gliederungen interpretiert werden. Wie alle Kunstwerke dienen sie für den lebensnahen Dienst und ebenso die Poesie, welche sie beleben und verweigert sich niemals, den existentiellen Geheimnissen gegenüberzutreten. Sie werden als komplexe Werke anerkannt, denn auf den mitanwesenden verschiedenen Niveaus treffen sich die bevorstehenden Variablen, welche den Chaos bestimmen und erneuern, wo die Ordnung anscheinend verankert ist. Das Leben ist lebenshungrig und oft dort, wo das Chaos unergründlich ist und wo sich das menschliche Hören mit der Poesie trifft, welche die Harmonie liebäugelt. Sie wird dort gesucht, wo sie beliebt ist, im Licht, in der Ruhe und in der Schönheit, die mit uns im Konflikt steht und greifbar und über der unerforschten Konstellation steht. Und wenn sie dann entgegengeht, begegnet ihr die Harmonie und es erblüht die Hoffnung, auf die niemand verzichten kann. Angelo Calabrese 9


futuro

La jeunesse est un art JUBILÄUM MANOR KUNSTPREIS 2012

Aargauer Kunsthaus, Aarau (CH) bis 18. November 2012 Das Aargauer Kunsthaus präsentiert mit La jeunesse est un art eine vielfaltige und facettenreiche Überblicksschau zum jungen aktuellen Kunstschaffen in der Schweiz. 49 Künstlerinnen und Künstler aus allen Landesregionen sind mit neusten Arbeiten vertreten. Anlass zur Ausstellung bietet das 30jährige Jubiläum des Manor Kunstpreises, einem der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in unserem Land. Die Ausstellung fokussiert auf das gegenwärtige Kunstschaffen. Mit der Salle Prix Culturel Manor ist aber auch ein Ausstellungsraum den bisherigen Manor-Kunstpreisträgerinnen und Kunstpreisträgern gewidmet. Porträts der insgesamt 130 Künstlerinnen und Künstler sowie ihre

wichtigsten Publikationen zieren die Wände und in aufliegenden Broschuren sind persönliche Statements der Kunstschaffenden zum Manor Kunstpreis nachzulesen. Die Gestaltung des Raumes wurde vom Künstler Daniel Robert Hunziker konzipiert, der im 2002 selbst den Manor Kunstpreis Aarau erhielt. La jeunesse est un art ersetzt im Jubiläumsjahr die Manor Preisvergaben und die damit verbundenen Einzelausstellungen in den verschiedenen Institutionen. Ins Zentrum stellt das Aargauer Kunsthaus den Fördergedanken des Manor Kunstpreises und fokussiert, wie die regional ausgerichteten Manor Preise, auf die Förderung von vielversprechenden, jungen Positionen der Schweizer Kunstszene. Nicht die Geschichte des Manor Kunstpreises steht somit im Mittelpunkt, sondern die Gegenwart, die Aktualität und der Blick in die Zukunft.

Goran Gali / Gian-Reto Gredig, The Planners, 2012, 1-Kanal-HD-Videoprojektion mit Ton, 17’ 6’’ Foto: Goran Gali und Gian-Reto Gredig

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futuro Ausstellende Künstlerinnen und Künstler Omar Alessandro, Omar Ba, Alexandra Bachzetsis, Nino Baumgartner, Seline Baumgartner, Vanessa Billy, Beni Bischof, Pauline Boudry / Renate Lorenz, Manuel Burgener, Stefan Burger, Valentin Carron, Davide Cascio, Claudia Comte, Stéphane Dafflon, Philippe Decrauzat, Emilie Ding, Latifa Echakhch, Saskia Edens, Athene Galiciadis, Florian Germann, Aloïs Godinat, Christian Gonzenbach, Gian-Reto Gredig / Goran Galic’, Raphael Hefti, Thomas Julier, Esther Kempf, Laurent Kropf, Fabian Marti, Luc Mattenberger, Adrien Missika, Kaspar Müller, Damiàn Navarro, Taiyo Onorato / Nico Krebs, Uriel Orlow, Sandrine Pelletier, Mai-Thu Perret, Guillaume Pilet, Annaïk Lou Pitteloud, Marta Riniker Radich, Anne Rochat, Ana Roldán, Kilian Ruthemann, Vanessa Safavi, Denis Savary, Pascal Schwaighofer, Shirana Shahbazi. Kuratorin Madeleine Schuppli

Shirana Shahbazi, [Komposition-47-2012], 2012, C-Print, 210 x 168 cm Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung der Freunde der Aargauischen Kunstsammlung

Omar Ba, Droit de veto 1, 2012, Öl, Gouache, Tinte, Farbstift auf Wellkarton, 210 x 150 cm Courtesy der Künstler und Galerie Guy Bärtschi

Wie es auch die Auswahlkriterien für den regulären Manor Kunstpreis vorsehen, sind die Ausstellenden nicht älter als 40 Jahre. Bei der Auswahl der Positionen wurde bewusst nicht berücksichtigt, ob jemand bereits als Preisträgerin oder Preisträger ausgezeichnet worden ist oder nicht. Um dem Anspruch einer grossen Überblicksausstellung in umfassender Weise gerecht zu werden, wurden die Künstlerinnen und Künstler in einem zweistufigen Prozess durch ein Kuratorenboard ausgewählt. Dazu wurden sechs junge Kuratorinnen und Kuratoren als Juroren eingeladen. Sie alle gehören derselben Generation an wie die ausstellenden Kunstschaffenden und verfügen über kuratorische Erfahrungen sowie über ausgewiesene Kenntnisse der jungen Kunstszene. Zudem stammen sie aus verschiedenen Landesteilen. Das Gremium wurde durch Madeleine Schuppli, Direktorin des Aargauer Kunsthauses, geleitet. 11


futuro

Katie Paterson I NSIDE

THIS

BAWAG Contemporary, Wien A bis 11. November 2012 BAWAG Contemporary Wien zeigt die erste Einzelausstellung der schottischen Künstlerin Katie Paterson in Österreich. Katie Paterson geht es um die Vermittlung unvorstellbar großer oder entfernter Vorgänge in der Natur oder im Universum, die sie mithilfe alltäglicher Gegenstände oder Materialien verwandelt und auf menschliche Dimensionen reduziert. Sie bedient sich zur Realisierung ihrer Projekte anspruchsvoller technologischer Errungenschaften von Satelliten bis zu Teleskopen sowie des Fachwissens verschiedenster Wissenschaftler, um sich auf intime, poetische und philosophische Weise mit Natur, Ökologie, Geologie und Kosmologie auseinanderzusetzen. Die Ausstellung umfasst eine Auswahl der jüngsten Arbeiten Katie Patersons wie Ancient Darkness TV (2009), The Dying Star Letters (2011), 100 Billion Suns (2011 – 2012) und Campo del Cielo, Field of the Sky (2012). Das Projekt 100 Billion Suns entstand ursprünglich für die Eröffnung der Biennale von Venedig 2011. Die Arbeit ist eine Rekonstruktion der Geschichte von Gammastrahlenblitzen, den hellsten Explosionen des Universums, deren Leuchtkraft hundert Milliarden Mal größer ist als die der Sonne. Für diese Arbeit schuf Paterson Konfetti aus

Katie Paterson, 100 Billion Suns 2011, Confetti cannon, 3216 pieces of paper Photo: © Katie Paterson, 2011, Courtesy of the artist

DESERT

Papierstücken, die sie einzeln farblich auf diese kosmischen Vorgänge abstimmte. Jede Konfettisalve lässt in weniger als einer Sekunde eine Miniatur all dieser großen Explosionen entstehen. Die Konfettikanone wurde bei der Biennale di Venezia im letzten Jahr in regelmäßigen Abständen an nicht näher bezeichneten Orten von großen Plätzen bis zu kleinsten Seitengassen abgefeuert. Während der Ausstellung wird die Konfettikanone einmal täglich um 16 Uhr gezündet. Die Dying Star Letters sind eine Serie von Briefen, welche die Künstlerin verschickt, um über das Erlöschen von Sternen zu informieren. Damit Katie Paterson diese Briefe schreiben kann, wird sie von astronomischen Instituten benachrichtigt, wenn ein Stern explodiert ist. Sobald man die Künstlerin in Kenntnis setzt, dass wieder ein Stern erloschen ist, verfasst sie einen Brief und versendet die Nachricht von seinem Tod. Die mit Hand oder Maschine auf unterschiedliche Arten von Papier verschiedenen Formats geschriebenen Briefe sind in einer Vitrine der Galerie ausgestellt. Im Rahmen von Katie Patersons Ancient Darkness TV wird Dunkel vom Rand des Universums übertragen. Für dieses Projekt hat Paterson mit Astronomen des W.-M.-Keck-Observatoriums in Mauna Kea zusammengearbeitet, um über einen New Yorker Fernsehsender ein Bild der „Dunkelheit aus alter Zeit“ auszustrahlen. Die einminütige Übertragung zeigte das Dunkel am weitesten Punkt des beobachteten Universums vor beinahe 13,2 Milliarden Jahren kurz nach dem Urknall und lange vor Entstehung der Erde, als sich Sterne, Galaxien und das erste Licht zu bilden begannen. Das Material ist in der Galerie in Form einer Endlosschleife zu sehen. Für Campo del Cielo, Field of the Sky wurde von einem Meteoriten, der mehr als viereinhalb Milliarden Jahre durch Raum und Zeit unterwegs war, ein Abguss gemacht. Dann wurde der Meteorit eingeschmolzen und unter Bewahrung seiner ursprünglichen Gestalt zu einer neuen Version seiner selbst gegossen. Ein neu geformter und doch uralter Meteorit, der noch seine kosmische Geschichte in sich trägt. In den kommenden Jahren wird der Meteorit in den Weltraum geschossen werden. Kuratorin: Dr. Christine Kintisch


futuro

Postmodernism

Style and Subversion 1970–1990 Landesmuseum Zürich, Zürich CH bis 28. Oktober 2012 Mit der Ausstellung «Postmodernism. Style and Subversion 1970–1990» kommt für einen Sommer das Victoria and Albert Museum London (V&A) ins Landesmuseum Zürich. Erstmals wird die Epoche der Postmoderne in einer umfassenden Präsentation mit internationalen Objekten aus den Bereichen Architektur, Kunst, Mode, Grafik, Musik und Design gewürdigt. Das Landesmuseum Zürich ergänzt die Ausstellung mit wichtigen Schweizer Vertretern der Postmoderne. Die Schau ist ab dem 6. Juli zu sehen. Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich zeigt die Entwicklung der postmodernen Bewegung. Die Postmoderne ist Reaktion und Gegenbewegung auf die Orthodoxie der Moderne und gegen deren zunehmend als totalitär empfundenen Purismus. Mit der Postmoderne begannen Künstler und Gestalter Subkultur aufzuwerten. Eine neue Vielfalt von Form, Farbe, Material, Stil und Stilisierung schafft sich ihren Platz. Vermeintlich unumstössliche Wahrheiten des «Connaisseurs» werden mit Eigenständigkeit, Sinn für Freiheit und Pluralität relativiert. Die Ausstellung gliedert sich in drei grob chronologisch geordnete Teile, in denen die wesentlichen Aspekte der Postmoderne zum Ausdruck kommen. Der erste Teil konzentriert sich weitgehend auf die Architektur. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Hochblüte der Postmoderne: Design, Musik, Grafik, Performance und Club-Kultur der 1980er Jahre. Der letzte Teil behandelt die Kultur der Kommerzialisierung. Die Postmoderne lässt die Ettore Sottsass (for Memphis), sideboard «Casablanca», 1981 © Victoria & Albert Museum

Lady Shiva in Kleidern von Thema Selection, 1980, Foto: Hans Giesinger © Ursula Rodel

unterschiedlichsten ästhetische Kriterien zeitgleich gelten, bzw. sie verzichtet ganz auf richtungsweisende Kennzeichen. Ein Kriterium überlebt aber, dasjenige des kommerziellen Erfolges. Die Ausstellung endet in der Periode des wirtschaftlichen Booms und entlässt den Besucher mit diesem Paradox der Postmoderne. Auch aber mit der Aufforderung, sich selbst die heutige Relevanz der Postmoderne vor Augen zu führen - etwa beim Cloud- Computing oder beim Sampling. Über 150 internationale und nationale Werke können in der 800 m2 grossen Ausstellung entdeckt werden, u.a. von Aldo Rossi, Ai Weiwei, Vivienne Westwood, Andy Warhol, Talking Heads, Ridley Scott oder Laurie Anderson. Exemplarisch für die Schweiz sind Fischli/Weiss, Mario Botta, Yello, Trix und Robert Haussmann und Pipilotti Rist. «Wir halten es für richtig, diese Werkschau heute, 40 Jahre nach dem Auftauchen der ersten Ideen rund um eine Bewegung, die wir rückblickend als Postmoderne bezeichnen, zu zeigen. Viele unserer Besucher erinnern sich noch persönlich an die Zeit und spüren hier hautnah die Wirkung der Postmoderne auf ihr eigenes Leben und auf Kultur und Praxis des Designs in einem weiteren Sinn. Das Thema ist so vielschichtig, dass wir hoffen, auch das Interesse der jüngeren Generation zu wecken. Die jungen Leute sollen diese dramatische Periode in der Geschichte von Kunst und Design und ihren bis heute andauernden Einfluss für sich entdecken.» Professor Martin Roth, Direktor Victoria and Albert Museum London. Dr. Andreas Spillmann 13


futuro

Die Schönheit des Augenblicks Frauen im japanischen Holzdruck Museum Rietberg, Zürich CH bis 14. Oktober 2012 Die Ausstellung «Die Schönheit des Ausgenblicks» umfasst drei Einheiten von künstlerischen Arbeiten, die je in einem anderen Jahrhundert und in einem anderen Medium entstanden sind: den Holzdruck im 18./19. Jahrhundert, die Fotografie im 19./20. Jahrhundert und den Video im 21. Jahrhundert. Sie alle machen es sich zum Thema, einen flüchtigen Augenblick des gesellschaftlichen Lebens im Japan ihrer Zeit einzufangen. Im Mittelpunkt stehen sogenannte bijinga, «Bilder schöner Frauen». Ihrer Schönheit wird in Momentaufnahmen von unwiederbringlichem Zauber gehuldigt. Teehausmädchen unter einem Glyzinienspalier Kitagawa Utamaro, 1753–1806, ca. 1795, 36.6 x 23.9 cm Geschenk James A. Michener, 1973, © Honolulu Museum of Art

«Bilder schöner Frauen» im Holzdruck Der Schwerpunkt der Ausstellung beruht auf den «Bildern schöner Frauen», japanisch bijinga, im japanischen Holzdruck. Dieses Genre meint wörtlich schöne Menschen beiden Geschlechts, doch sind Darstellungen von Frauen sehr viel verbreiteter. Die idealisierten Schönheiten sind elegante und begehrenswerte Frauen, darunter Kurtisanen (dazu gehören Prostituierte verschiedenen Ranges), in Musik, Tanz und Konversation gut ausgebildete Geishas (wörtlich «Kunstpersonen»), Angestellte in Teehäusern, Verkäuferinnen oder auch einfache Bürgersfrauen. Man sucht in diesen Darstellungen vergeblich nach individuellen Zügen realer Frauen. Der Schönheitswettbewerb wurde denn auch vielmehr zwischen den Künstlern und den von ihnen geschaffenen Modellen ausgetragen als zwischen den dargestellten Schönheiten selbst. So wetteifern etwa unschuldige Jungmädchengesichter von Suzuki Harunobu (1725?–1770) mit den reifen Schönheiten des unbestrittenen Meisters dieses Genres: Kitagawa Utamaro (1753–1806). Auf seinen Entwürfen basieren nicht weniger als zwanzig der hundert gezeigten Werke. Im japanischen Holzdruck wird eine leichtfüssige Welt dargestellt, die das rege kulturelle Leben in den Grossstädten Japans, insbesondere seiner Hauptstadt Edo (heute Tokio) im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert wiedergibt. Im Japanischen verwendet man den Begriff ukiyo-e, «Bilder der fliessenden, vergänglichen Welt», als Synonym für Holzdruck. Die «fliessende, vergängliche Welt» in diesen Darstellungen kann auch als Welt der Mode interpretiert werden, die sich ihrerseits ständig verändert und vergänglich ist. Tatsächlich scheinen die stark vereinfachten Körperumrisse der Frauen den Künstlern primär dazu zu dienen, Flächen zu definieren, die mit einem unglaublichen Reichtum an wechselnden Stoffmustern und Farbkombinationen ausgefüllt sind. Kleider, Frisuren und Haarkämme sind der eigentliche Blickfang. Das sich wandelnde Schönheitsideal manifestiert sich folglich in den «Bildern schöner Frauen» offensichtlicher in Bezug zur Mode und weniger in Bezug zu physiognomischen Präferenzen. Frauen, die nach dem letzten Schrei gekleidet und frisiert waren, gehörten zu den Trendsettern der damaligen Zeit... Kuratorin: Katharina Epprecht


futuro

Aldo Solari, Ausstellungsansicht Foto: Christine Kobel

ALDO SOLARI Im Feld der Schwimmer Kunstmuseum Solothurn, Solothurn CH bis 11. November 2012 Der in Basel lebende Künstler Aldo Solari (*1947) wendet sich mit grosser Konsequenz dem Thema der menschlichen Figur zu. Nach seinem expressiven Frühwerk, das noch im Umkreis der Figuration der 1980er Jahre rezipiert wird, tritt bald die malerische und inhaltliche Recherche in den Vordergrund. Der Mensch wird nicht mehr als Individuum, sondern als Form beziehungsweise Metapher behandelt. Wie den Vertretern der Pop-Art gelingt es Solari, malerische Sinnlichkeit und plakative Wirkung mit Hintersinn zu verbinden. Mit seinen Motiven von Uniformierten, Puppen und Wettkämpfern interessiert er sich für inhaltliche Belange wie den tägliche Konkurrenzkampf oder das Machtspiel der Gängelei. Dabei hält seine Malerei jedoch eine perfekte Balance zwischen cooler Sinnlichkeit und kritischer Distanz. Solaris Schaffen wurde verschiedentlich in Museen präsentiert: Einzelausstellungen waren im Aargauer Kunsthaus Aarau (1986) und in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich (1998) zu sehen. Nun widmet ihm das Kunstmuseum seiner Heimatstadt Solothurn eine Überblicksausstellung mit Werken der Jahre 1989 bis 2012. Die Ausstellung ist weitgehend chronologisch aufgebaut. Mit dem punktuellen Einbezug von Werken anderer Schaffensphasen wird diese Chronologie jedoch in vielen Sälen aufgebrochen, um daran die inhaltlichen und formalen Verbindungen sichtbar zu machen. Die Präsentation setzt mit Gemälden der späten 1980er Jahre ein, in denen Menschengruppen von oben gezeigt werden. Die distanzierte Erfassung resultiert nicht nur aus der Vogelperspektive, sondern auch aus der Uniformierung der Menschen, die sich in

ihrem Gleichschritt und ihren Kleidern anpassen und im Muster eines ausschnitthaften „all over“ auflösen. Bei aller formalen Strenge bleiben für Solari malerische Fragen wichtig. In den 1990er Jahren beschäftigt sich Solari hauptsächlich mit dem Motiv der Gliederpuppe und führt so das Thema der Uniformierung weiter. Die aus sieben Gliedern bestehende Puppe verwendet er für eine Vielzahl von Variationen und entwickelt daraus auch Karton-Objekte, deren Elemente er zu Topografien stapelt oder zu einer Figur zusammensteckt. Neben bunt leuchtenden Bildern von fast „postmoderner Leichtigkeit“ (Paul Tanner) entstehen verschiedentlich auch schwarz-weisse Werke, die Form und Zeichnung betonen. Die „Spiele“ mit demselben Formen-Vokabular scheinen unerschöpflich; und in mancher Hinsicht gleicht das Schaffen der musikalischen Auffassung von „Thema und Variation“. Ab 2003 tritt das Kompositionsschema der Schwimmer auf, die die Themenkreise von Individuum und Masse, von Wettbewerb und Ziel miteinander verbinden. Mit den Crawlern entwickelt Solari eine dekorative Bildsprache, mit der Wellen, Spritzer und Reflektionen zu einer bunten musterartigen Fläche geschlossen werden. Aus diesen organischen Formen leiten sich in den folgenden Jahren nicht nur die Abtaucher, sondern auch die Wende-Bilder und die Karten ab. Aus der Ferne gesehen, erinnern diese an Meteobilder. Land und Wasser dienen nun nicht mehr zur alltäglichen Verortung von Passanten und Schwimmern, als Kontinente und Meere sind sie ein Teil der ganzen Welt. Damit nimmt Solari grösstmögliche Distanz; entfernt sich von der Welt – und bleibt ihr dennoch verbunden... Christoph Vögele 15


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Privat Schirn Kunsthalle Frankfurt, Frankfurt D 1. November 2012 bis 3. Februar 2013 Das Konzept von Privatheit ist heute untrennbar mit der medialen Vermittlung verbunden. Der Wunsch nach immer schnellerer Kommunikation ist von größter Bedeutung, und vor allem die Medien Fotografie und Film ermöglichen eine schrankenlose Ausdrucksoffenheit. Die öffentliche Inszenierung privater Ereignisse, Homestories, Talkshows, Reality-TV, private Homepages, Chatrooms, digitale Fotoalben im Internet sowie die Präsentation von Persönlichkeitsprofilen für eine weltweite virtuelle Gemeinde sind Hinweise auf neue Formen öffentlicher Darstellung von Privat-heit. Die aktuelle Debatte um den jüngst generierten Begriff der „PostPrivacy“ – der radikalen Offenheit des Persönlichen – stellt das bislang gültige Konzept von Privatheit in seiner Gesamt-heit in Frage. Die Ausstellung „Privat“ sucht eine kritische Auseinandersetzung mit den verschie-denen Bedeutungen von Privatheit sowie der Mechanik dieser spezifischen Bildproduktion. Den Auftakt der Ausstellung bilden Amateurvideos, Tagebücher und private Fotoalben, die ein fast schon nostalgisches Verständnis von Privatheit dokumentieren, welches sich ab den 1960er Jahren dramatisch zu verändern beginnt. Das Persönliche wird politisch. Der geistigen Enge des biedermeierlichen kleinen Glücks setzen die Künstler häufig Filme und Fotografien ihrer eigenen alternativen Lebensmodelle entgegen. Genderfragen, soziale Strukturen und die Organisation des täglichen privaten Lebens werden hier neu verhandelt. Für sein Video „Sleep“ (1963) filmt Andy Warhol seinen damaligen Liebhaber, den Beatpoeten John Giorno, über fünf Stunden lang schlafend. Der französische Avantgardefilmer Michel Auder präsentiert sich mit obsessiver Aufzeichnungswut in „Keeping Busy“ (1969) –

Jörg Sasse, 6572, 1995, C-Print unter Acrylglas, 68 x 180 cm Courtesy Galerie Wilma Tolksdorf © Jörg Sasse, VG Bild-Kunst, Bonn, 2012

Evan Baden, Emily, 2010, Aus der Serie Technically Intimate, 2010 Druck auf Aluminium, 102 x 127 cm © Evan Baden

seinem „it’s life film“ – im Zentrum bohemienhaften Lebens der 1960er-Jahre. Mark Morrisroes Polaroids zeigen intime Situationen seines schwulhedonistischen Lebens in der Punkszene von Boston und New York; sie erhalten durch handschriftliche Notizen eine besondere Authentizität. Auch die dysfunktionale Familie wird zu einem Thema, mit dem sich Künstler intensiv auseinandersetzen. Leigh Ledare dokumentiert die sexuel-len Beziehungen seiner Mutter. Richard Billingham präsentiert in seiner Serie „Ray is a Laugh“ das Elend seines Elternhauses in einem Sozialbau von Birmingham, indem er seinen Vater Ray und seine Mutter Liz in ihrem von Drogen und Eintönigkeit geprägten Alltag fotografisch festhält. Den Schwerpunkt der Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Verhältnis zwischen Privat-heit und Öffentlichkeit bildet schließlich der Bereich „PostPrivacy“; dort werden die aktuellsten Positionen zum Thema präsentiert. So verwendet der Brite Mark Wallinger in der Installation „The Unconscious“ Handyfotos, die er aus dem Netz zusammengesucht hat; sie zeigen Menschen, die in der Bahn vom Schlaf übermannt wurden. Auch Edgar Leciejewski, Peter Piller und Michael Wolf stellen die digitale Verfügbarkeit von Bildern über das Internet ins Zentrum ihrer Arbeiten. Christian Jankowski und Evan Baden beschäftigen sich mit den Auswirkungen der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung und einer durch soziale Netzwerke und digitale Medien omni-präsenten Selbstdarstellungs- und Enthüllungskultur. Durch eine Persönlichkeit wie Ai Weiwei wird dagegen deutlich, welche wesentliche Bedeutung die Selbstdarstellung über das Internet – etwa durch Blogs und Twitter-Nachrichten – für die Verbreitung politischer Standpunkte und Bot-schaften haben kann. Kuratorin: Dr. Martina Weinhart


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Adrian Schiess Nizza schön, 14° Rémy Zaugg 1988-08-19: 10–18

Adrian Schiess, Butterfly, 2012, Inkjet auf Aluminiumverbundplatte, 220 x 300 cm, Ausstellungsansicht Bündner Kunstmuseum, Chur, 2012 © Stephan Schenk, Bündner Kunstmuseum

Bündner Kunstmuseum Chur, Chur CH bis 18. November 2012 Das Bündner Kunstmuseum Chur wartet diesen Herbst mit einem reichen Ausstellungsprogramm auf. Zwei neue Ausstellungen widmen sich zwei wichtigen Schweizer Künstlern, die sich intensiv mit Fragen der Malerei, des Bildes und der Wahrnehmung beschäftigt haben: Rémy Zaugg und Adrian Schiess treten beide mit der Kunstgeschichte in Dialog und gehen dabei ganz eigene Wege. Um die Arbeit von Rémy Zaugg integral zeigen zu können, bleibt das Bündner Kunstmuseum während dieser Ausstellung jeweils bis 18 Uhr geöffnet. 1988 hat der Schweizer Künstler Rémy Zaugg (1943–2005) auf der Furka-Passhöhe Im Rahmen der 1984 von Marc Hostettler ins Leben gerufen und bis 2003 verantworteten FURKART eine denkwürdige Aktion durchgeführt: Während acht Stunden, so lange wie die Museen durchschnittlich pro Tage geöffnet haben, stellte er sich mit Staffelei und Leinwand in der Tradition der Pleinairmaler in die Berglandschaft. Als «Bild» entstand in dieser Malaktion eine lediglich mit weisser Farbe bemalte Bildfläche. Rémy Zaugg reflektiert dabei die Tradition der Alpenmalerei ebenso wie die visuelle Vereinnahmung der Berglandschaft. Von der

ephemeren Aktion zeugen heute das Gemälde und eine Videoaufzeichnung, die als zusammengehöriges Werk gedacht und nun erstmals in einer Ausstellung gezeigt werden, ergänzt um weiteres dokumentarisches Material. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit Institut Furkablick/Alfred Richterich Stiftung und der Videocompany Zofingen. Von den verschiedenen diskutierten möglichen Arbeiten wurden drei realisiert. Das Werk Ohne Titel (198808-19: 10–18) ist als einziges vollständig erhalten. Adrian Schiess (*1959) ist mit seinen «Flachen Arbeiten» bekannt geworden: mit Industrielack bemalte Bildtafeln, die liegend präsentiert werden und als Bildträger für Spiegelungen und Reflexionen fungieren. Parallel dazu ist ein reiches malerisches und fotografisches Werk entstanden, das im Zentrum der Ausstellung im Bündner Kunstmuseum steht. In den verschiedenen Werkgruppen offenbart sich die grosse Offenheit des Künstlers bei seiner unablässigen Befragung des Bildes. Er macht Prozesse der Entstehung seiner Werke sichtbar und stellt vor allem immer wieder die Erscheinungsweisen der Malerei in Zeit und Raum und bei wechselndem Licht zur Diskussion. Dementsprechend ist die Präsentation seiner Arbeiten stark auf den spezifischen Ort ausgerichtet und macht diesen auf neue Art erfahrbar. Für die Ausstellung werden sämtliche Zwischenwände des sogenannten Sulserbaus entfernt und die Fenster geöffnet. Zusätzlich werden einzelne Werke von Adrian Schiess in die Sammlungsausstellung integriert und treten in Dialog mit Werken u.a. von Augusto Giacometti. K.A. Rémy Zaugg, Aktion auf der Furka-Passhöhe 1988, Foto: Aufdi Aufdermauer


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Markus Raetz Zeichnungen Kunstmuseum Basel, Basel CH 20. Oktober 2012 bis 17. Februar 2013 Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel widmet dem Berner Markus Raetz (*1941) eine retrospektive Zeichnungsausstellung. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler wurden über 200 Aquarelle, Zeichnungen und Polaroids, 60 Skizzenbücher und ein Trickfilm, die zwischen 1960 und 2012 entstanden sind, ausgewählt. Sie geben Einblick in Raetz’ vielfältige, technisch versierte und oft humorvolle Auseinandersetzung mit Wahrnehmungsprozessen. Raetz ist einer der bedeutendsten Schweizer Künstler seiner Generation. Seine Laufbahn begann in der Aufbruchstimmung der 1960er-Jahre in Bern, als Harald Szeemann die Kunsthalle leitete. Schon 1968 und 1972 wurde Raetz an die documenta in Kassel eingeladen. Nach längeren Aufenthalten in Amsterdam (1969–1973) und Carona (Tessin, 1973–1976) sowie ausgedehnten Reisen nach Italien, Ägypten und Tunesien liess er sich 1977 in Bern nieder, wo er bis heute tätig ist. Neben dem Auftritt im Schweizer Pavillon der Biennale von Venedig von 1988 ist der Künstler regelmässig im In- und Ausland in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten und ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Allein die Anzahl von ca. 30’000 Zeichnungen, die das OEuvre von Raetz umfasst, gibt eine Vorstellung davon, welch zentrale Rolle das Medium für ihn spielt. Er bewart alle Zeichnungen auf und will damit den künstlerischen Prozess in seiner Gesamtheit dokumentieren. Eva, Amsterdam, 1970, Ulmenzweige, Plastilin, Holzleiste, 38 x 48 x 4 cm Foto Peter Lauri, Bern © Pro Litteris, Zürich

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Aussicht, Ramatuelle 18.4.1983 / 5, Farbstift, 21 x 29,7 cm, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett Foto Martin P. Bühler, Kunstmuseum Basel © Pro Litteris, Zürich

Die Zeichnungen haben unterschiedliche Funktionen, so gibt es die Ideenskizzen und Vorstudien für Bilder oder Plastiken, darunter präzise Berechnungen und spielerische Annäherungen. Es gibt Zeichnungsserien ebenso wie die autonomen und bildmässigen Einzelblätter und es gibt 60 Skizzenbücher und -hefte. Raetz stellt eine Zeichnung nicht gerne isoliert aus. Für ihn gehört jedes Blatt in einen Zusammenhang und kann erst in der Nachbarschaft zu anderen Werken seine Wirkung ganz entfalten. Die Konzeptkunst, die gegen Ende der 1960er-Jahre Einzug in die Schweiz hielt, stellte den künstlerischen Schaffensprozess über das repräsentative Einzelwerk, was der Zeichnung neue Aufmerksamkeit verschaffte. Raetz, der schon immer gezeichnet hatte, machte das Medium in den 1970er-Jahren zu seiner primären und phasenweise gar ausschliesslichen Tätigkeit und galt schon bald als der Schweizer Zeichner schlechthin. Mit beeindruckender Konsequenz widmete er sich diesem Medium und erforschte mit dem Stift in der Hand das Sehen und dessen zeitlichen Charakter. Seither ist er auf einer lebenslangen Expedition im Bereich des Sichtbaren unterwegs. Dabei kombiniert er mit Leichtigkeit Intuition und Intelligenz, Systematik und Spontaneität. Am liebsten sucht er die Zwischenbereiche der Wahrnehmung auf, dort wo Unschärfen entstehen, wo sich Fragen stellen. Die Motive von Raetz’ Zeichnungen, seien es Stars wie Elvis oder Marilyn, Pin-ups oder Selbstporträts, spielen eine sekundäre Rolle. Im Zentrum steht immer die Frage, wie ein Bild entsteht und wie es das Sehen reflektiert. So schuf er beispielsweise Punkt- und Linienraster oder Zerrbilder, sogenannte Anamorphosen. Dass eine Zeichnung nicht zwingend auf Papier entstehen muss, zeigen die Körpersilhouetten im Sand oder Physiognomien aus dünnen Ästchen, die er mithilfe von Polaroids festhält... C.S.


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Anja Manfredi still:moving

Anja Manfredi, Ausstellungsansicht

Museum der Moderne – Rupertinum, Salzburg A bis 18. November 2012 still:moving lautet der Titel der ersten musealen Einzelausstellung der jungen österreichischen Künstlerin Anja Manfredi (geb. 1978). Das MdM RUPERTINUM zeigt rund 40 Arbeiten, in denen sie mit Hilfe der Fotografie einen eigenen MikroKosmos schafft, der von zahlreichen Figuren bevölkert wird. Als Collagen aus „cut outs“ oder gefundenem Archivmaterial, das in einer weiteren medialen Übertragung auf Fotopapier gebannt wird, treten sie wie Akteure auf einer Bühne auf. Die einzelnen Werke übergreifend werden sie dialogisch in Beziehung zueinander und zum Betrachter gesetzt. Das Thema, das eine Figur zur nächsten weiterzureichen scheint, lässt sich mit einer Aussage von Anja Manfredi umreißen: „Unsere Körper erzählen von konstruierten normativen Vorstellungen und Verhaltensmustern.“ Dies wird zum Leitfaden der Ausstellung, der bereits im Titel anklingt, still:moving: Stillstand und Bewegung. „still“ und „moving“, durch den Doppelpunkt in eine Vice-versa- Relation gesetzt, kann jedoch auch als Standbild (still frame), Film oder Laufbildaufnahme (moving picture) oder – im emotionalen Sinn – als still und bewegend gelesen werden. Anja Manfredi begreift in diesem Zusammenhang den menschlichen Körper und seine Bewegung als

System, das mit Vorstellungen gesellschaftlicher Normen verwoben ist. Pose und Ausdruck fallen somit, ähnlich wie der Kleidung, zeichenhafte Funktionen zu, die Anpassung oder Widerstand ausdrücken können. Die Künstlerin fragt, was ein normierter Körper ist und inwiefern er dem Wandel wechselnder Ideale unterworfen ist. Wo entsprechen wir mit unserem Körper den gesellschaftlichen Vorstellungen und wo begehren wir dagegen auf? In umfangreichen Recherchen sammelt Manfredi in Bibliotheken und Archiven altes und aktuelles Textund Bildmaterial zum Thema Körper und Bewegung, das sie zu einer “Entwicklungsgeschichte der Geste” ordnet und strukturiert. Sie dokumentiert, wie Haltung und Bewegung gesellschaftlich codiert sind und sich ständig in einem Wechselspiel zwischen Ideal und Individualität bewegen. Diesem “Archiv der Bewegung” stellt sie in Collagen ihre eigenen fotokünstlerischen Arbeiten gegenüber, in denen sie formal die historisch überlieferten Bewegungs- und Haltungsmuster aufgreift. In diesem künstlerischen Aneignungsprozess des Zitierens und Gegenüberstellens vermag sie den Fokus des Betrachters auf eine gesellschaftlich bedingte Erstarrung und Pathologisierung des Körpers zu richten und unreflektierte Vorstellungen aufzubrechen. Kuratorinnen: Katja Mittendorfer-Oppolzer, Christina Penetsdorfer

Anja Manfredi, Re-Enacting Grete Wiesenthal mit Linda Samaraweerová I, 2008, analoger C-Print, 70 x 100 cm, Besitz der Kunstlerin © Anja Manfredi


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Hans Kupelwieser REFLECTIONS

Landesgalerie für zeitgenössische Kunst, St. Pölten A bis 27. Januar 2013 Die große Personale von Hans Kupelwieser zeigt unter dem Titel Reflections für die Ausstellung eigens konzipierte neue Werkgruppen und stellt diese in eine retrospektive Zusammenschau mit einer Auswahl von Frühwerken. Die präsentierten Arbeiten geben einen Überblick zu Hans Kupelwiesers reflexivem Umgang in und mit seinem Schaffen, wie der Künstler – auf eindrucksvolle Weise immer wieder aufs Neue – ästhetisch mit dem Zweidimensionalen und Dreidimensionalen, der Fläche, dem Plastischen, dem Kinetischen und dem Virtuellen bis hin zur hybriden Architektur jongliert. Im Zentrum von skulpturalen Werken vermittelt die Werkschau, zu der auch ein Katalog erscheint, authentisch ein wegweisendes Schaffenswerk. „Das Auswählen, Zusammenstellen und Produzieren für diese Ausstellung ist für mich durchaus mit der künstlerischen Tätigkeit vergleichbar. Die Retrospektive komprimiert räumlich und zeitlich, bringt meine Kunst für die Wahrnehmung auf den Punkt. Das Nebeneinander der Kunstwerke in der Ausstellungshalle bzw. im Katalog ergibt einen neuen Dialog der Arbeiten und Objekte untereinander. Was retrospektiv mehrere Jahrzehnte

waren, sind zeitliche Gedankenblitze. Es sind unterschiedliche Erscheinungsformen, und alle Interpretationen sind Reflexionen“, so Hans Kupelwieser zu seiner Herangehensweise an die Ausstellung in der Landesgalerie für Zeitgenössische Kunst St. Pölten im Landesmuseum Niederösterreich. Der in Wien und Lunz lebende und arbeitende Künstler besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (1970–1973) und die Universität für angewandte Kunst in Wien (1976–1982) bei Herbert Tasquil, Bazon Brock und Peter Weibel. Seit 1995 ist Hans Kupelwieser Universitätsprofessor und Vorstand am Institut für Zeitgenössische Kunst an der TU Graz, Fakultät für Architektur. Eine große Bedeutung beim Erforschen und Ausloten einer adäquaten, zeitgenössischen Formensprache hat für Hans Kupelwieser die Verwendung verschiedener Techniken, Medien und Materialien. Der Bogen spannt sich von frühen fotografischen Arbeiten mit konzeptuellen Aspekten, über Objekte zur vergleichenden Kunstgeschichte bis hin zur Erprobung neuer Sehweisen, Neuerfindungen und der Produktion von noch nicht Gesehenem. Künstlerische Leitung Dr. Alexandra Schantl

Hans Kupelwieser, O.T., 2011, Kunststoff, Vakuum, ca. 250 x 100 x 150 cm, Größe variabel, Foto: Christoph Fuchs © Hans Kupelwieser

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Francis Picabia Retrospektive

Kunst Halle Krems, Krems A bis 4. November 2012 Francis Picabia gehört aufgrund seiner Lebensdaten (1879–1953) noch der klassischen Moderne und insbesondere der Avantgarde um Dada und Marcel Duchamp an. Die Kunstgeschichte und die Kunstkritik hatte jedoch lange Zeit mit der Einbzw. Zuordnung Picabias ihre liebe Not. Seine Respektlosigkeit gegenüber strengen Überzeugungen hinsichtlich künstlerischer Ideologien ließ ihn immer wieder in Opposition zur jeweiligen Dominanz des Zeitgeistes treten, nicht zuletzt um sich jeglicher Vereinnahmung zu entziehen. Picabia gilt als großer Erneuerer, Provokateur, Anreger, Lebemann, Querdenker und Grenzgänger der Moderne, der sich als Maler und Poet in die Kunstgeschichte eingeschrieben hat. Kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts weist derart gegensätzliche Facetten und Stilrichtungen in seinem Oeuvre auf. Picabias Ausgangspunkt lag in der Schule von Barbizon, aber auch im Symbolismus, bis er sich dreißig Jahre nach dem Impressionismus epigonal an die Errungenschaften des Farb- und Lichtaufbruchs der Moderne anschloss. Dies zeigt bereits, dass er bewusst Strömungen mischte und ihm jedes zu lange Beibehalten und Prägen eines wiedererkennbaren Individualstils als Stagnation erschien. Zuerst kehrte er zu den Fauves zurück, um etwas später mit kubistischen Prinzipien die abstrakte Malerei mit zu erfinden. Mit einem Hackenschlag wendete er sich daraufhin der sogenannten Maschinenbilder (Mechanomorphien) zu, die die Begeisterung der damaligen Zeit für die Mechanisierung der Alltagswelt widerspiegelten und die er auf konzeptuelle Weise mit surrealen Entfremdungen und Sprachwitz zu eigenwilligen Porträts transformierte. Mit Gründung der Zeitschrift 391 wurde er zu einem zentralen Wegbereiter des Dadaismus in Europa, bis er sich wenig später auch dieser Richtung entzog. Mitte der 1920er Jahre folgten seine „Transparenzen“, Überlagerungen von mehreren Motiven, die eine räumliche Darstellung ohne Perspektive suggerierten und beeinflusst waren von Zitaten an die Malerei von Pompeji, romanische Fresken, Botticelli oder Michelangelo. Von den späten

Francis Picabia, Les Seins, 1925-1927, Privatsammlung, Foto: Suzanne Nagy © VBK Wien, 2012

1930er Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs widmete sich Picabia einer hyperfotorealistischen Malerei, die vor allem dem weiblichen Akt im Fokus hatte, und die er aus Trivialmagazinen nachmalte bzw. paraphrasierte. Sein letzter stilistischer Schwenk vollzog sich, vielleicht als Ausdruck der Sprachlosigkeit gegenüber dem Gräuel des Krieges, nach 1945. In dieser Phase widmete er sich, bis zu seinem Tod 1953, der Diskussion um die abstrakte, gestaltlose Malerei im Umfeld der Nouvelle École de Paris. Die Kunsthalle Krems nimmt die erste Retrospektive des Werkes von Picabia in Österreich zum Anlass, den Ironiefaktor eines ständigen Stilwechsels genauer zu untersuchen und damit auch eine Revision der Moderne anzustellen sowie eine Bewusstmachung zu initiieren, wie aktuell die Kunst von Picabia bis zum heutigen Tag ist. Denn – so die These – seit Beginn der Postmoderne ist die aktuelle Kunst ein Nachkomme der subversiven Gedanken dieses Künstlers. Kurator: Hans-Peter Wipplinger 21


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Swiss Artist Ruth Berther, Symbol 6, 2012, Acryl auf handgeschöpftem Papier, 50 x 50 cm

Contest

Ingrid Koss Staffa, der neue Gockel von Nachbar’s Hennen, 2011, Mischtechnik Acryl, gespachtelt auf Leinwand, 90 x 90 cm Kulturförderung Appenzell Ausserrhoden, Herisau

2 Käthy Borer-Gut, Kreuzverhör, 2011, Papier/Textil, 44 x 44 cm auf Aluminiumblech eloxiert, 60 x 60 cm Sponsor: Genesis Home AG, Möhlin

Gertrud Hasler, Strukturen, 2012, Collage mit 526 Telefonbuch-Seiten (Kt. SO), 80 x 80 cm, Sponsor: Brigitte Frei, Biberstein

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Gabriele Kulstrunk, ohne Titel, 2012, Acryl auf Leinwand, bunte Perlen, 100 x 100 cm Hubert-Harry Schwager, Wasser, 2004, Papier, Acryl, 100 x 94 x 14 cm Sponsor: Model AG Management, Weinfelden


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Abstraktes und Gegenständliches, Textiles und Papier In der bis 10. November 2012 dauernden Ausstellung in der Galerie Del Mese-Fischer in Meisterschwanden werden 51 Werke präsentiert, die für den Swiss Artist Contest 2012 vorgesehen waren. Bei den Bildern und Objekten handelt es sich um eine Auswahl aus 811 eingesandten Arbeiten. André Maître, Le lac bleu, 2012, Digital rehaussée main, 80 x 80 cm Sponsor: Met X Mat, Moutier

Marco Giollo, #149, 2011, Acrylic & Mix Media on Canvas, 100 x 100 cm, Sponsor: Friederike Sommer Consulting, Schönenbuch Barbara Gwerder, Immer ist Ewig, 2012, Mischtechnik auf MDF, Folie und Acryl, 96 x 96 cm (mit Metallrahmen)

Mit grossem Enthusiasmus hat Präsident Adriano Stutz den im Kunst Forum International eingebetteten Künstlern Anfang Jahr kommuniziert, dass ein auf die ganze Schweiz ausgeweiteter Wettbewerb unter dem Begriff „Swiss Artist Contest 2012“ geplant ist. Ziel war, dass sich die Künstler mit einem Werk an der Ausscheidung beteiligen und einen Sponsor finden, der sie in bestimmten Bereichen unterstützt. Für Künstler wie für Sponsoren sollte sich eine Win-WinSituation ergeben, die Schweizweit auf fruchtbaren Boden fallen sollte.

Regina Bucher, Gefängnis der Gefühle, 2011, Acryl-Mischtechnik, 100 x 70 x 4,5 cm

Gabriella Schiess, Impressionen, 2012, Collage, Mischtechnik in Acryl auf Leinwand, 80 x 80 x 4 cm Sponsor: witty line / place of art, Erica Wittenwiler, Steinhausen Florian Streit, GO, 2012, Mischtechnik, 100 x 100 cm

Die Zahl der eingesandten Werke übertraf alle Erwartungen: 811 Künstlerinnen und Künstler aus allen Regionen des Landes meldeten sich für den Contest an. 23


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Ernst Hunziker, Abendrot, Öl auf Leinwand, 60 x 45 cm

Edgar Kühnis, Herbstfrüchte-Stilleben, 2010, Öl auf Leinwand,45 x 55 cm

Marianne Schätzle, Pas de Deux, 2011, Acryl, Softpastell auf Leinwand, 50 x 60 cm Sponsor: Heidy De Felici, Oberwil BL

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Fabienne Schmid, vite parallele, 2012, matita, carboncino e acrilico su carta, 59,4 x 42 cm Sponsor: Immobiliare Lenhart, Contra

Jean-Marc Ruffet, La dame en bleue, 2012, Acryl und Kohle, 80 x 60 cm Sponsor: Energetix Magnetschmuck, Margrit Ruffet, Seon

Dominik Stohler, Die Totenmaske des Tutanchamun, 2008, Stahlblech, Hammer – Meissel Technik, 62 x 46 cm Sponsor: Fünflibertal Tourismus

Maria Parry, The Lovers, 2012, Acryl, 80 x 80 cm Sponsor: HG-Hörakustik AG, Rudolf Grossmann, Schwyz

Oliver Meier, Neuer Wirtschaftszweig? Weltraum-Tourismus! 2012, Acryl Mischtechnik auf Leinwand, 40 x 100 cm Sponsor: Brunner Erben AG, Glattbrugg


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Markus K. Fritschi, Diamant, 2012, Metall, Spiegelkugel, mit Motor, ca. 30 x 30 cm

Trudi Hofer, Musik-Maschine (elektr. Klavier), 2004, Farbstift, 56 x 39 cm Sponsor: Atelier Quelle, Rheinfelden

Yvan Bolfing, Tanz auf dem Einrad, 2011, Mischtechnik, 78 x 36,5 cm Manuella Muerner Marioni, In Bocca al Lupo, 2012, Mixed-Media Skulptur, 40 x 38 x 18 cm Yo-Xarek Wolter, VOYAGE, 2011, Mischtechnik, CD-Art, 60 x 80 cm Sponsor: ARVA, La Tour-de-Peilz

Gisela Zimmermann, Broken man, Glas trifft Acryl, Mixedmedia auf Leinwand, 70 x 50 cm Elisabeth Gress, Whales, 2011, Acryl und Kreide, Figur mit Spezialn채gel auf Pansenholz auf 3D Leinwand, 60 x 80 cm

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STRICH DURCH DIE RECHNUNG GEMACHT

Erwin Brügger, In front of the stone buildings, 2011, Acryl auf Leinwand, 80 x 100 cm Sponsor: L. Brügger & Söhne AG, Plaffeien

Leider machte den Organisatoren eine gesundheitliche Zäsur einen Strich durch die Rechnung. Eine RoutineOperation brachte für Enzo Del Mese nicht den erhofften Heilungsverlauf, so dass man schweren Herzens sich entschloss, den von langer Hand geplanten Wettbewerb abzusagen.

Iris Smokvina, schlafende Fische, 2011, Öl, 70 x 80 cm Sponsor: Coiffeur Jasmin, Neuenhof

Ganz ohne Resonanz sollte das Ganze aber nicht bleiben. Man entschied sich, eine Auswahl zu treffen und einige der Werke trotzdem in der Galerie Del Mese-Fischer zu zeigen.

Christina Messmer, loo roll, 2009, Fotografie, Hoch 20 – 200 cm je nach dem wie viele Bilder sichtbar sind (d.h. wie weit die Rolle abgewickelt wird), Breit 12,5 cm Sponsor: Pat Müller, Chur

Walter Stolz, Ur-Knall, 2010, Acryl, 90 x 100 cm Sponsor: Heidi Suter/Keller Galerie, Zürich

Die ausgewählten Bilder und Objekte bilden einen repräsentativen Querschnitt aus den eingesandten Arbeiten. Es entstand ein bunt zusammengesetztes Kaleidoskop aus den verschiedensten Kunst- und Stilrichtungen: Abstraktes fügt sich mit Gegenständlichem zusammen, Textiles harmoniert mit filigranen Arbeiten aus Papier, archaische Skulpturen bilden eine reizvolle Symbiose mit kunstvoll gestalteten Fotografien. Ganz nebenbei liegt auf der Ausstellung ein weiterer positiver Aspekt: Der Bürgermeister Giuseppe D’angelo aus Casacanditella (Chieti), hat

Claudia Wagner, Vernetzt, 2011, Mischtechnik, Dispersion, Acryl auf Holz, 72 x 32 cm Sponsor: art station isabella lanz, Zürich Franz-Josef Kissling, Symbiose, 2011, Pigmente/Collage auf Leinwand, 100 x 100 cm Sponsor: Galerie ArteNa, Waltenschwil


Interesse gezeigt, einige Werke nach Italien überführen zu lassen und diese in einer Ausstellung im Gemeindehaus vom 26. November bis 1. Dezember 2012 zu präsentieren.

Said El Hachimi, Balance, 2012, Acryl und Gold auf Platte, 55 x 40 cm, Sponsor: Trüb Card AG, Aarau

Chantal Hediger Germann, ohne Titel, 2012, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 80 cm, Sponsor: Malatelier lebensART

Möglich wird die Zusammenarbeit durch das breite Netzwerk, das der Galerist Enzo Del Mese in den letzten Jahrzehnten geschaffen hat. Bereits vor über 30 Jahren hat er bekanntlich in Italien eine Galerie geführt, bevor diejenige in Meisterschwanden eröffnet wurde. Daraus heraus wuchs 1993 auch das Kunst Forum International und es entstanden Beziehungen mit anderen kulturellen Zentren in Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Spanien und Amerika. Die involvierten Künstler werden in allen Belangen gefördert und es wird das ganz besondere aus ihrer Persönlichkeit herausgeschält.

Carmela Inauen, Milchkuh Schweiz, 2012, Acryl auf antik. Jutesack, 100 x 100 cm, Sponsor: Joya Schuhe AG, Roggwil

JOHannaS, Erotik-Mosaik-20 Unikat, Farbpigmentdruck auf Plexiglas transparent, Rückseite Folie + Aluprofil, 115 x 100 cm Sponsor: UBS Heerbrugg

Monika Schweiter, Gefangen?, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm Sponsor: OHA Werbeagentur GmbG, Grabs

Zoran S. Kos, FACES, Mixed Media, 100 x 100 cm


SICH AUF NEUES EINLASSEN Die Auswahl von Arbeiten aus dem Wettbewerb soll den Betrachter ermuntern, einen inspirierenden Spaziergang durch das breite Spektrum der Kunst zu machen. Vieles ist möglich, wenn man sich darauf einlässt, ergeben sich überraschende Einsichten und neue Betrachtungsweisen. Weil der Ausstellung, anders als geplant, kein Wettbewerb zugrunde liegt, kann der Begriff „Kunst“ für einmal etwas elastischer gehandhabt werden als sonst. Daniel Ehrler, RoboMik, Objekt, 2011, 200 x 100 x 100 cm Sponsor: Mikrap AG

Jean Stutz, Katalog Nr. 568 / 565, „Arrow“ gelb/schwarz/blau/rot, Dreieck Alu-Towers, je 240 x 70 x 70 x 70 cm Sponsor: Galerie Uniplastic AG, Rorschach

Waldraut Hool-Wolf, untitled S/2, 2009, Metall, 72 x 42 x 1 cm (Sockel: 45 x 18 cm) Sponsor: RBL Consult Treuhand, Zürich

Den Begriff „Kunst“ zu definieren ist ohnehin so weit und so unendlich wie das Meer. Sich darüber zu streiten, wäre müssig. Anita Haller, Entfaltung, 2010, Collage, Papier, Handbedruckte Seide (Siebdruck), Holz auf Leinwand, 188 x 30 cm

Raffaella Ortelli Spinedi, Sirene sussurrano segreti, 2007, bronzo, vetro fusione, 60 x 25 x 6 cm Sponsor: Max Mobili, Balerna Nada Schönenberger-Petrak, Message, Bronze, 20 x 17 x 52 cm Sponsor: Schenk & Caramia AG, Wettswil


futuro Will man den Worten von Oscar Wilde Glauben schenken, ist Kunst das einzig Ernsthafte auf der Welt, während der Künstler derjenige ist, der nie ernsthaft ist. Schon alleine aus diesem Zitat sieht man die Widersprüche, die sich im Begriff „Kunst“ verstecken. Kunst ist das, was man selbst als Kunstwerk betrachtet. Oder, um es mit den Worten von Wassily Kandinsky zu sagen: „Die Kunst ist ein kompliziertes Phänomen, das keiner wirklich deuten kann und von unzähligen Emotionen abhängig ist“. Hans Rudolf Taugwalder, Tower 11-1, Stein Lunel (F) auf Chromstahlplatte, 11 x 17 x 64 cm

Maja Kägi, Blick dahinter, 2002, Marmor, 30 x 36 x 30 cm Sponsor: Rosenbörse GmbH, Baar-Sihlbrugg

Alexander Saner, ohne Titel, 2012, Stahl, 197 x 125 x 85 cm

Alles in allem gilt: für Kunst muss man aufgeschlossen sein, egal in welchem Bereich. Nur dann erkennt man die wahre Aussage, die der Künstler mit seinem Werk auf den Betrachter transformieren will. Es wurde versucht, die Messlatte so hoch wie möglich zu setzen und den Besuchern eine Ausstellung zu präsentieren, die ihn neugierig macht und mit ganzem Herzen erfüllt. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: War es aus gesundheitlichen Gründen auch nicht möglich, den „Swiss Art Contest 2012“ wie geplant durchzuführen, möchten man das ambitiöse Projekt im nächsten Jahr nochmals aufgreifen. Die involvierten Künstlerinnen und Künstler werden zu gegebener Zeit über Teilnahmebedingungen orientiert. Margrit Rüetschi

Remi Schlegel, Freigang, 2012, Eiche (mit Elektro-Kettensäge) 214 x 18 x 16 cm Sponsor: Schreinerei Lohrer, Bäretswil

Matthias Merdan, cuboid (Variante 1), 2011, Glasfasergewebe fixiert durch Verklemmen an einem Metallpfosten, 79 x 249 x 81 cm Sponsor: Ökodirekt GmbH, Erlangen

Suter & Bult, Saludo a Twombly, 2008, Eisen, Gaze, Lehm, Kalk, Holz, 185 x 179 x 40 cm Sponsor: Gebrüder Schlumpf AG, Aesch/Dornach


futuro

La raccolta Eugenio Balzan a Bellinzona 1944 – 2012 Museo Civico Villa dei Cedri, Bellinzona CH fino al 20 gennaio 2013 Una collezione di dipinti considerati vertici assoluti della pittura del secondo Ottocento italiano e le vicende umane e artistiche del suo creatore sono i protagonisti della mostra. Dopo il grande successo riscosso dalla mostra dedicata alle suggestive fotografie di Hans Steiner, Il Museo svizzero si ripresenta sulla Ettore Tito (Castellammare di Stabia 1859 –Venezia 1941), La mia rossa, Courtesy Archivio fotografico, Fotografo Vittorio Calore © Cornèr Banca SA, Lugano

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scena espositiva autunnale con una rassegna che celebra, dopo quasi settant’anni di assenza, il ritorno a Bellinzona della prestigiosa raccolta di Eugenio Balzan (Badia Polesine, Rovigo, 1874 Lugano, 1953). Curata da Giovanna Ginex, storica dell’arte, e da Anna Lisa Galizia, conservatore del Museo Villa dei Cedri, la mostra è stata realizzata grazie alla collaborazione della Fondazione Internazionale Balzan e al contributo della Cornèr Banca di Lugano. Istituto di credito svizzero impegnato sin dalla fondazione (1952) nel campo della cultura e dell’arte, Cornèr Banca nel 2006 aveva realizzato e pubblicato il volume Storia di una collezione d’arte. La Raccolta Eugenio Balzan, curato da Giovanna Ginex e edito dall’istituto stesso. Approdato al Corriere della Sera nel 1897 come correttore di bozze, e ben presto interprete di una brillante carriera che lo porta a diventare giornalista di punta e poi autorevole amministratore e azionista del quotidiano milanese per oltre trent’anni, Eugenio Balzan frequenta gli esponenti più rappresentativi del vivace ambiente culturale dell’epoca. Nutrito dalla passione collezionistica di esponenti dell’imprenditoria e delle professioni come i fratelli Bernasconi, i Frugone, gli Jucker, Gaspare Gussoni, Giuseppe Ricci Oddi, Paolo Giannoni, Gaetano Marzotto, Angelo Rizzoli, e dall’amicizia con i Morbio e i Crespi - primi proprietari del Corriere - Balzan alimenta e approfondisce il suo interesse per l’arte. Una passione che dagli anni venti agli anni trenta del Novecento sfocia nella formazione di una raccolta che si è orientata, secondo i criteri del collezionismo borghese dell’epoca, verso le “scuole regionali” di fine Ottocento. Balzan, guidato nelle sue scelte dalla più affermata critica d’arte coeva, acquista le opere degli artisti di punta a cavallo tra il XIX e il XX secolo, con una particolare preferenza per gli ambiti pittorici del naturalismo e i temi della pittura di genere e del paesaggio. Con una carrellata di una quarantina di opere - di norma non visibili al pubblico - la mostra costituisce dunque un imperdibile appuntamento per ammirare una collezione che racchiude dipinti di assoluta qualità artistica. Ai capolavori di Domenico Morelli, quale Bagno Pompejano e La sultana che torna dal bagno, fa da contraltare un


futuro insieme di opere che rappresentano punte di eccellenza per ognuna delle varie “scuole” scelte da Balzan. Nella mostra i lombardi Mosè Bianchi, Leonardo Bazzaro, Eugenio Gignous e Gaetano Previati, dialogano con il piemontese Alberto Pasini, i veneti Giacomo Favretto, Luigi Nono ed Ettore Tito, i toscani Giovanni Fattori e Plinio Nomellini. Arricchiscono e completano la rassegna le opere dell’emiliano Antonio Fontanesi, i napoletani Edoardo Dalbono, Giuseppe De Nittis, Francesco Paolo Michetti, Federico Rossano e Gioacchino Toma. La mostra dedicata alla prestigiosa raccolta di Eugenio Balzan, oltre a ricostruire cronologicamente la genesi e la formazione della collezione, ricompone il contesto storico, sociale e culturale tra la fine dell’Ottocento e la prima metà del Novecento a cui si aggiunge un rinnovato legame dell’Italia con la Svizzera; una relazione che ha contraddistinto la storia e la vita del collezionista. Nel 1933, infatti, in aperto dissenso con il regime fascista e per difendere l’indipendenza del Corriere, Balzan si trasferisce a Lugano dove già soggiornava per lunghi periodi. Successivamente, preoccupato per gli esiti del secondo conflitto mondiale, riesce a spostare anche la sua raccolta. Nel 1944 il territorio elvetico diviene anche la sede in cui si tiene un’importante mostra itinerante, intitolata Pitture italiane dell’Ottocento, che include ben quarantuno opere della raccolta di Balzan. Inaugurata al Kunsthaus di Zurigo, l’esposizione Domenico Morelli (Napoli 1823-1901), La sultana che torna dal bagno, Courtesy Archivio fotografico della Cornèr Banca SA, Lugano Fotografo Vittorio Calore © Cornèr Banca SA, Lugano

Filippo Palizzi (Vasto 1818 – Napoli 1899), Fanciulla sulla roccia a Sorrento, Courtesy Archivio fotografico della Cornèr Banca SA, Lugano Fotografo Vittorio Calore © Cornèr Banca SA, Lugano

nello stesso anno è stata presentata al Palazzo Comunale di Bellinzona e al Kunstmuseum di Berna. La rassegna attualmente allestita a Villa dei Cedri vuol essere anche un omaggio alla prima esposizione della raccolta in Svizzera, allora organizzata da Giuseppe De Logu, storico dell’arte, futuro direttore dell’Accademia di Belle Arti di Venezia, esule in Svizzera dagli anni trenta fino alla fine della guerra e grande amico di Eugenio Balzan. Nell’originaria tappa bellinzonese della mostra, De Logu decide di affiancare alle opere della Raccolta una scelta di dipinti provenienti da collezioni pubbliche e private del Canton Ticino. A ricordo di questo particolare allestimento, la nuova mostra propone anche i dipinti esposti nel ‘44 di proprietà del Museo Vincenzo Vela di Ligornetto e del Museo della Città di Lugano. Nel 1948 Balzan decide di rientrare in Italia e avvia le lunghe pratiche per riportare in Patria le sue opere. Muore nel 1953 senza vedere il suo sogno realizzato. Sarà la figlia Lina a concretizzare i propositi paterni quando nel 1956 riesce a riportare le opere a Milano, per poi dare vita alla Fondazione Internazionale Premio Eugenio Balzan con sede nel capoluogo lombardo e a Zurigo. Scopo della Fondazione è di incoraggiare nel mondo la cultura, le scienze e le più meritevoli iniziative umanitarie, di pace e di fratellanza fra i popoli. Vi provvede tramite l’assegnazione dei “Premi Balzan”. Attualmente si tratta di 4 Premi annui dell’ammontare di 750.000 franchi l’uno, di cui la metà i premiati devono consacrare a progetti di ricerca che coinvolgono giovani ricercatori. a cura di Giovanna Ginex e Anna Lisa Galizia 31


futuro

Tony Oursler Denouement FaMa Gallery, Verona I fino al 21 dicembre 2012 Dopo l’importante mostra antologica che il PAC Padiglione d’Arte Contemporanea di Milano gli ha dedicato nel 2011, il celebre artista multimediale americano torna in Italia per presentare negli spazi della galleria veronese una serie articolata di nuovi lavori, tra cui due grandi installazioni, tre micro sculture e una serie di dipinti con immagini animate. Denouement, questo l’enigmatico titolo della sua personale - aperta fino al 21 dicembre 2012 - che richiama quel momento centrale e di grande intensità tipico di ogni narrazione - sia essa per parole o per immagini - nel quale l’intreccio è svelato e che getta nuova luce sull’intera trama. L’indagine che Oursler mette in campo sulla complessità delle interazioni sociali e sul modo in cui le tecnologie influenzano e ridefiniscono la nostra psicologia e il nostro essere nel mondo, utilizza gli strumenti propri alla comunicazione contemporanea per realizzare delle opere che, fondendo diversi registri espressivi e approcci formali, interrogano i meccanismi propri all’odierna cultura popolare. Il lavoro di Oursler è segnato dall’interesse per l’evoluzione dei processi mentali e degli individui confrontati, nell’epoca delle nuove tecnologie e della comunicazione di massa, a un cambiamento radicale del modo di rapportarsi al proprio corpo e agli altri. Le opere che nascono da questa ricerca giocano con la dimensione, il suono, il movimento, lo spazio, il linguaggio e i materiali, e coinvolgono lo spettatore in un dialogo quasi obbligato con le creature virtuali. Gli universi onirici e inquietanti ricreati dalle opere di Oursler sono attraversati da sussurri e grida che invano si cerca di decifrare. Discorsi frammentati, parole distorte, interrotte, sconnesse - che evocano l’incomunicabilità tipica della malattia mentale ma anche quella dovuta a un eccesso di messaggi caratteristico della nostra società - contribuiscono a creare un senso di complessivo straniamento rispetto a questo immaginario psichedelico creato dall’artista che, pur accattivante ed emotivamente coinvolgente, conserva, però, sempre, una dimensione di estraneità e allucinazione. 32

Il nuovo corpo di lavori esposto in occasione della mostra a FaMa Gallery combina le proiezioni di personaggi, animazioni, performance e testi, tipiche del lavoro di Oursler, con un microcosmo scolpito ricco di dettagli. Questi lavori, così come i dipinti animati, sono messi in dialogo con le due grandi installazioni che estendono ulteriormente il campo delle possibili interazioni tra personaggi e forma. Queste opere rappresentano per l’artista lo specchio della condizione piscologica dell’uomo contemporaneo, agitato da desideri contrastanti, paradossalmente isolato e connesso allo stesso tempo, diviso tra memoria e presente. Lo spettatore è trasportato in paesaggi fantastici nei quali una folla multiforme di folli, amanti, danzatori ubriachi, clown, poeti, diavoli e vagabondi - le cui figure di luce sono proiettate su distese di colore, sfere di cristallo, grotte, grumi di materia - mette in scena questo infinito agone esistenziale. Riconosciuto quale “padre” della video-scultura, Tony Oursler è universalmente apprezzato per l’originale combinazione di video, performance, scultura che caratterizza la sua pratica artistica. Amato da David Bowie - che lo volle per la performance del concerto del 1997 al Madison Square Garden - filmaker dei Sonic Youth, cofondatore, insieme a Mike Kelley, del gruppo punkrock The Poetics, è presente nelle collezioni dei più grandi musei d’arte moderna e contemporanea, dal MOMA di New York alla Tate di Londra. a cura di Danilo Eccher


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Antonio Sanfilippo Fabbriche Chiaramontane, Agrigento I dal 28 ottobre 2012 al 13 gennaio 2013 GLI ANNI SESSANTA. IL COLORE DEL SEGNO A più di vent’anni di distanza dalle ultime grandi personali siciliane di Erice e Taormina, a trenta dalla mostra di Gibellina e dopo l’ampio omaggio tributatogli dalla Galleria Nazionale d’Arte Moderna (GNAM) di Roma nell’anno della sua scomparsa, Antonio Sanfilippo (1924-1980), uno dei più grandi interpreti dell’Astrattismo in Italia, torna in Sicilia con una mostra alle Fabbriche Chiaramontane di Agrigento, dal 27 ottobre al 13 gennaio 2013, dal titolo “Antonio Sanfilippo | Gli anni Sessanta. Il colore del segno”. Un tributo al maestro siciliano fortemente voluto per le FAM da Antonino Pusateri, Presidente dell’Associazione Amici della Pittura Siciliana dell’Ottocento, che ne ha affidato la cura al critico e storico dell’arte Fabrizio D’Amico. Attraverso un lungo e puntuale lavoro di studio e ricerca viene presentata, dalla data inaugurale del 27 ottobre, un’esposizione ricca di spunti e contributi: in mostra un nucleo consistente dei lavori che Sanfilippo inviò alla Biennale di Venezia del 1966, oltre a numerose opere documentate in importanti mostre degli anni Sessanta in Italia e all’estero, oggi di proprietà di musei pubblici e di collezionisti privati. Un’indagine che, per la prima volta, mette in luce con larghezza e con sguardo esclusivo il Antonio Sanfilippo: Nero e rosso, 1961, Tempera su tela, 116 x 73 cm Agrigento, collezione privata

tempo della piena e più colma maturità di Sanfilippo: quegli anni Sessanta nel corso dei quali l’artista venne individuato in Italia e all’estero come una delle personalità fondative dell’arte astratta italiana. a cura di Fabrizio D’Amico

Curtis Mann mette in discussione l’affinità del mezzo fotografico come strumento di documentazione, compromettendo seriamente la presunta capacità di trasmettere la verità. Con il processo di creazione della singola opera, l’immagine si sposta su terreni meno convenzionali anche grazie all’alterazione della superficie piatta della carta fotografica che risulta densa e materica. Ultimamente il lavoro dell’artista si riferisce al vero e proprio utilizzo del medium fotografico, e sotto un diverso profilo alla creazione di opere di natura compositiva fino a sfiorare il loro lato scultoreo. S.O.

Marco Ferri Galleria Bonioni Arte, Reggio Emilia I dal 6 ottobre all’11 novembre 2012 PER CERTI VERSI Curtis Mann, Landmark, 2011 Synthetic Polymer Varnish on Bleached Chromogenic Development Print 50.6 x 76 cm

Curtis Mann Luce Gallery, Torino I fino al 3 novembre 2012 MATERIALITY Luce Gallery inaugura la stagione espositiva con la seconda mostra personale italiana dell’artista statunitense Curtis Mann, che presenterà in contemporanea a Torino ed a Milano nella galleria Monica De Cardenas una selezione di nuovi lavori. Le opere dell’artista, pongono l’accento sull’artificio del mezzo fotografico con scene parzialmente modificate o cancellate attraverso un processo tecnico che dimostra la malleabilità delle immagini usate, a volte tratte da scene scelte dal web o attraverso la condivisione delle stesse in relazione a situazioni attuali storicamente interessanti. La fisica alterazione e decontestualizzazione in una continua forzatura alla ricerca del significato imprevisto ma sotteso all’immagine stessa, con il risultato finale di un’oscillazione tra fotografia, dipinto e reale immaginario diventano l’intento prioriatario. Attraverso l’uso dell’immagine e della superficie sulla quale viene stampata

In mostra, una cospicua selezione di opere recenti, alcune delle quali realizzate appositamente per l’occasione, che esemplificano il lavoro semplice, ma allo stesso tempo complesso, dell’artista laziale, che per la prima volta espone in una personale a Reggio Emilia. Il titolo della mostra - “Per certi versi” gioca ironicamente sul senso del verso e della parola. Possono essere i versi diversificati delle geometrie che l’artista crea con la carta e che si muovono in diverse direzioni, viaggiando sul confine tra pittura e scultura, con un’impronta non soltanto decorativa ma anche poetica, oppure i versi di una poesia o di giochi di parole, ambito letterario molto caro all’autore e con il quale palesemente si raffronta. Marco Ferri si diverte infatti a giocare sull’ambiguità semantica e segnica con opere di vario formato, da molto piccole a molto grandi, che danno adito ad interpretazioni leggibili su più di un livello. a cura di Francesca Baboni e Stefano Taddei Marco Ferri, Per versi certi, particolare, 2012, tecnica mista su tavola, 220 x 120 cm

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Piero Gilardi Van Abbemuseum, Eindhoven NL until 6th January 2013 COLLABORATIVE EFFECTS This exhibition dedicated to Piero Gilardi (Turin, 1942), signals the comeback to the Dutch art scene of an artist who was a decisive contributor to the birth of a movement that was to change European art drastically in the middle 1960 s: Arte Povera. Therefore this exhibition fits in the line of solo exhibitions at the Van Abbemuseum of ‘rediscovered’ artists like Allan Kaprow, Lee Lozano and Lynda Benglis. The exhibition will focus on his works from the period 1963-1985. Gilardi initially produced large, hyper-realistic sculptures of polyurethane foam, the so-called Nature Carpets. With these interactive sculptures he tried to give

new meaning to interaction between viewer and artwork and nature and culture. He acquired also great reputation as a critic of the art movement which he himself called “Micro Emotive Art” and was named “Arte Povera” by Germano Celant. In the seventies, he stopped his work as an artist and travelled, wrote theoretical analyses and was involved in political, cultural and social issues. This part of his artistic practice will be on display via documentation and photographs. In 1983 he returned to the art world and began a new series of “Nature Carpets”. His main themes now were the new media, virtual reality and interactive installations. He is also working on so-called Relational Artprojects in which he combines political activism and social goals around nature and society. Curator: Diana Franssen

Toby Ziegler Studio K, Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki NO until 13th January 2013 ALIENATES THE FAMILIAR The London-based artist Toby Ziegler (b. 1972) has searched books and the internet for pictures of historical art objects, such as ancient classical sculptures or Victorian Staffordshire pottery dogs. Using 3D modelling software, Ziegler then turns these images into sculptures in which the features of the original objects are mere references. The alienated pieces are strange, yet recognisable. Toby Ziegler is fascinated by the transformation of pictures and objects when they travel from one age and culture to another. The motifs become simplified and are altered beyond recognition, the underlying stories become layered and are forgotten. Information is lost. In addition to sculptures, Ziegler’s installation in Kiasma also includes scuffed air freight containers that have travelled around the world. As a sculptor, Ziegler is intrigued by the tension between the large volume and small mass of the sculptures and the containers. The works are made of aluminium, “the aluminium is oxidized, so basically rusted. We scrub them and wash them with caustic acid, which creates the white texture. I wanted a paper-like quality to it, but still not denying what it actually is, which is sheets of aluminium. I wanted them to feel very hollow, like it was just the skin that was creating this form. Somehow they play a game, where they have this large volume and they kind of ask you to believe in that volume. At the same time, they constantly remind you of their hollowness. So it feels like a mass, but at the same time like something inflated,” says Ziegler. M.D.

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Piero Gilardi, uva caduta, 2002, Mischtechnik, 30 x 30 cm in Plexiglaskasten


futurogalerien+museen Roche & Cie AG. Die Collection de l’Art Brut drückt Jacqueline Porret-Forel und Céline Muzelle ihren herzlichen Dank aus. Des Weiteren dankt sie der Collection abcd, dem Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut, dem Institut universitaire d’histoire de la médecine et de la santé publique, Lausanne, und den Privatsammlern. Kuratorin: Pascale Marini

Amar Kanwar .

Fotomuseum Winterthur, Winterthur CH bis 18. November 2012 EVIDENCE Aloïse, Marie-Christine, entre 1925 et 1941 mine de plomb et crayon de couleur sur papier, 33 x 24,5 cm Photo: Olivier Laffely Collection de l’Art Brut, Lausanne

Aloïse Collection de l’Art Brut, Lausanne CH bis 28. Oktober 2012 ALOÏSE Seit 1976, dem Jahr der Eröffnung der Collection de l’Art Brut, werden die Werke von Aloïse ständig in der Institution gezeigt. Anlässlich der Wechselausstellung Aloïse. Le ricochet solaire sind der Künstlerin mehrere Museumsräume gewidmet: das gesamte Erdgeschoss und ein Saal des ersten Obergeschosses. Die Ausstellung präsentiert fast 120 Werke, darunter Zeichnungen, Texte, Fotografien, Archivmaterialien und einen Film – das einzige visuelle Zeugnis der Künstlerin bei der Arbeit. Mehrere grossformatige Arbeiten werden so ausgestellt, dass sie gesamthaft wahrgenommen werden können. Zudem werden in einem Raum zum ersten Mal 27 Zeichenhefte und Texte gezeigt, von denen einige auch zu hören sind. Der Film wird nonstop vorgeführt: Le miroir magique d’Aloyse, Film von Florian Campiche, 23 Minuten, 1963, Centre d’études de l’expression plastique de la Clinique psychiatrique universitaire de Lausanne mit Unterstützung durch F. Hoffmann - La

Amar Kanwars Filme sind komplexe zeitgenössische Erzählungen, in denen eine intime persönliche Ebene mit breiteren sozialen und politischen Entwicklungen verbunden wird. Legenden und rituelle Gegenstände werden mit neuen Symbolen und öffentlichen Anlässen verknüpft, Zusammenhänge erschlossen und die Politik von Gewalt, Macht, Sexualität und Gerechtigkeit erkundet. Meistens entlang von Geschichten und

Erfahrungen untersuchen seine poetischen Dokumentarfilme und Videoarbeiten die politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Grundlagen des indischen Subkontinents. Der Hauptteil seines Werks verfolgt die Spuren der Dekolonialisierung und Teilung Indiens, mit der gewaltsamen Trennung von Familien, sektiererischer Gewalt und Grenzkonflikten als wiederkehrenden Themen. Mit alldem verwoben sind Untersuchungen von Globalisierungsprozessen und Familienbeziehungen, Fragen von Geschlecht und Sexualität, philosophische und religiöse Fragen. Amar Kanwar kreiert meditative filmische Essays, in denen es weniger darum geht, Traumata und politische Situationen zu zeigen, sondern vielmehr Wege und Möglichkeiten, sie zu durchqueren. Kanwars Arbeiten durchleuchten Ursachen und Wirkungen und wie diese ins Alltagsleben und seine kulturellen Formen übersetzt werden. Die Ausstellung im Fotomuseum Winterthur wird die folgenden Filme präsentieren: Trilogy, 1997-2003 (A Season Outside, A Night of Prophecy und To Remember); The Torn First Pages, 2004-2008; Henningsvaer, 2006; The Lightning Testimonies, 2007; A Love Story, 2010. Kurator: Urs Stahel

Amar Kanwar, A Season Outside (Eine Jahreszeit ausserhalb), 1997, Aus Trilogy (Trilogie), 1997-2003, Video, analog und digital, Farbe, mit Ton, 30 Min. © Amar Kanwar

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Christoph Beer & Christoph Stehlin

Peter Roesch Galerie & Edition Marlene Frei, Zürich CH bis 28. Oktober 2012

Galerie Billing Bild, Baar CH bis 21. Oktober 2012 Christoph Beer ICH WAR NIE VERREIST Als wir die Arbeiten von Christoph Beer zum ersten Mal sahen, waren wir sofort fasziniert von seiner Malerei. Beer, ein Könner seines Fachs, schafft Acrylmalerei von einer Vielschichtigkeit und Transparenz, die sonst nur bei Aquarellen zu finden ist. Er, der Suchende, geht in seiner Malerei den existienziellen Fragen nach. Dem Sog seiner Werke kann sich der Betrachter nicht entziehen. Der Künstler nimmt ihn mit auf den Weg durch imaginäre Landschaften. Den Zugang in die Welten Beers schaffen Figuren und Motive, die von einer einerseits inspirierenden jedoch auch irritierenden Mehrdeutigkeit sind. Sie scheinen flüchtig, denn obwohl klar umrissen, tauchen sie, Schemen gleich, aus der Umgebung auf und verschwinden auch wieder in ihr. Das Betrachten der Bilder Beers ähnelt deshalb einem Traum, der einen Bilder und Erkenntnisse erhaschen lässt, die sich jedoch beim Aufwachen relativieren. So wie ein Traum, der uns Grosses sehen und erahnen liess, uns jeweils noch lange begleitet, so prägen sich auch die Bilder Beers dauerhaft ein. Dem Traum gleich, lassen sich seine Werke mit dem Intellekt nie vollständig erfassen. Die Malerei Beers ist das Resultat eines intensiven, nicht gradlinigen Suchprozesses. Dennoch sind die Kompositionien klar. Tiefe und Vielschichtigkeit erhalten sie durch den transparenten Malstil und das scheinbar absichtliche Verwischen von Spuren. Der Maler will den Betrachter weder an einen bestimmten Ort leiten noch ihn bevormunden. Es geht ihm vorallem um das Kreieren einer Eintrittspforte zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen und das mystische Erlebnis des Betrachters. Wir freuen uns sehr, dass wir die Werke Chrisoph Beer, Am Bug, 2010, Acryl auf Leinwand, 45 x 40 cm

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ALL IS ONE

Christoph Stehlin, Installationsansicht, 2012

dieses talentierten, in Berlin lebenden, österreichischen Malers mit Schweizer Wurzeln zeigen können. Christoph Stehlin HIGGS TEILCHEN UND ANDERE Beim Lesen der folgenden Passage im Buch „Porträt eines Dandys“ von Klas Östergren fand der Galerist Gert Billing, dass dies die perfekte Beschreibung der Werke und des Schaffens von Christoph Stehlin sei: „….Wenn das Wesen der Wissenschaft der lustvolle Zwang am Zweifeln ist, dann bietet die Kunst die Freiheit zu glauben, und wenn auch nur an das eine, dass man aus all der Eitelkeit einen Sinn schaffen kann. Aber die Kunst vermag mehr. Sie besitzt die wunderbare Fähigkeit, das Wesensfremde zu verschmelzen. Sie kann sogar ihren Gegensatz beinhalten – den lustvollen Zwang der Wissenschaft, die rationelle Kritik des empirischen Denkens und das Zerpflücken magischer Vorstellungen. Sie kann uns dazu bringen, die Dinge gleichzeitig so zu sehen, wie sie sind und wie sie sein sollten. Sie kann uns dazu bringen, den Tod für das zu nehmen was er ist, und ihn gleichzeitig als das zu begreifen, was er sein könnte…“. Christoph Stehlin, der in der Grundausbildung den Beruf des Laboranten erlernte, ist stark durch die Naturwissenschaft geprägt. Der Aufbau der Materie, aus kleinsten Elementarteilchen und viel „Leerraum“ sowie die Tatsache, dass auch die scheinbar feste Materie immer in Bewegung ist, dass Wasser, Luft und der Stuhl, auf dem wir sitzen, gleich aufgebaut sind und eigentlich ähnlich funktionieren, fliesst in seine Arbeiten ein. Er schafft monströse, voluminöse Werke, die gleichzeitig leicht, verspielt und poetisch sind. Er verwendet Abfallmaterialien die unter seinen Händen zu filigranen, ästhetischen Objekten werden. Bei seiner dritten Ausstellung in der Galerie Billing Bild zeigt der sensible Künstler installative Objekte und Radierungen.

Der Ausstellungstitel All is One steht für Peter Roeschs künstlerische Haltung. Frei von Wertungen verbinden sich in seinen Werken verschiedenste Ausdrucksmittel und Inhalte zu einer Einheit. Dabei setzt er sich auch kritisch mit der klassischen Bildauffassung und deren Bedeutung auseinander und öffnet so den Blick auf neue Sinnzusammenhänge. In unserer vierten Einzelausstellung von Peter Roesch zeigen wir Arbeiten auf Papier sowie Malerei auf Leinwand in unterschiedlichen Formaten. Viele dieser neueren Werke thematisieren das Reisen und Unterwegs sein. Je nach Standpunkt des Betrachters verändert sich die Perspektive. Flussläufe, Linien oder Flächen werden zu einem grösseren Ganzen, über das der Wind der Welt weht, wie der Künstler seine 2002 entstandene Zeichnung auf grundierter Baumwolle nennt. Der Maler und Zeichner Peter Roesch, 1950 in Aarau geboren, erfuhr schon früh Anerkennung durch Stipendien und Auszeichnungen. Seine Werke waren seit 1975 in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Von 1973 bis 1995 lebte und arbeitete er länger auf Kreta, in Rom, Paris und München. 1995 kehrte er in die Schweiz zurück. Er lebt in Luzern, wurde 1999 Dozent für Malerei und Zeichnung an der Ecole supérieur des Beaux-Arts in Genf und ist seit 2005 mit Caroline Bachmann Leiter der Ateliers Malerei und Zeichnung an der HEAD, Genf. Ab dieser Zeit realisierte er in enger Zusammenarbeit mit Architekten auch viel beachtete Kunst am Bau und Farbkonzepte für Architekturprojekte. 2007 erhielt er den Prix Meret Oppenheim. M.F. Peter Roesch, ohne Titel, 2010/2011, Bleistift und Farbstift auf Papier, 24 x 34 cm


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Andreas Durrer Galerie Mollwo, Riehen/Basel CH bis 18. November 2012 WORK IN PROGRESS Das Besondere dieser Ausstellung wird sein, dass der Besucher/die Besucherin unmittelbar die Entstehung der Bilder von Andreas Durrer miterleben kann. Die Galerie erfüllt somit die Doppelfunktion von Ausstellungsraum und Atelier. Unter dem Begriff “work in progress” erleben die Interessierten, wie Durrer bei der Erschaffung seiner Werke vorgeht. Die Materialien, die Andreas Durrer benutzt, sind vornehmlich Leinwand und Acryl. Seine abstrakten Farbkompositionen sind kraftvoll und rhythmisch. Möglicherweise würde man Jazz so illustrieren. Verwandtschaften sind deutlich erkennbar; ebenso deren Verwurzelung in der Moderne. Starke Farben kontrastieren mit Weiss sowie blassen Grau- bzw. Sandtönen. Farbflächen stehen im Dialog mit dunklen Linien. Beide tragen auf ihre eng miteinander verknüpften Weise zu den sehr spannungsvollen Kompositionen bei. Scheinen die Farben auf den ersten Blick einfach dahingeworfen, erkennt der Betrachter bei genauerem Hinschauen das Konzept von Farbe und Form. Zentren sowie Bewegungen sind deutlich ablesbar. Dies wäre nicht möglich ohne Durrers profundes Wissen über Komposition, gepaart mit einer Jahrelangen Erfahrung. Die scheinbar leicht hingeworfenen Farbflächen und -

Linien zeugen von des Künstlers Virtuosität. Seine Bilder drücken denn auch als Stimmung eine Leichtigkeit und Heiterkeit aus. Ein sehr spannendes Kriterium ist die Ablesbarkeit der Arbeitsweise in Durrers Schaffen: Pinselstriche, Schichtungen, Linienführungen sind deutlich erkennbar. Momentaufnahmen gleich erfährt der Betrachter, wie der Maler vorgeht. Gleichzeitig werden immer wieder Assoziationen zu realen Motiven wachgerufen. Seien dies nun Landschaften, Stillleben, Jahreszeiten oder schlicht Stimmungen. Augenblicke werden mit Pinsel und Farbe festgehalten. Eine Schubladisierung seiner Malerei in ein bestimmtes Fach käme seinem Schaffen nicht gerecht. Vielleicht ist es sogar gewagt, von einem abstrakten Impressionismus zu sprechen, obwohl dies wohl am ehesten zuträfe. Sicher ist, dass Durrers Bilder einen in ihren Bann ziehen, zur Kontemplation anregen und Emotionen hervorrufen. Dies sind untrügliche Qualitätsmerkmale. Thomas Maschijew

Haus der Kunst, München D bis 7. April 2013 OPEN END SAMMLUNG GOETZ “Open End” ist die vierte Präsentation von Filmen und Videoarbeiten aus der Sammlung Goetz im Haus der Kunst. Die hierfür ausgewählten Werke von 14

Andreas Durrer, Herbstlicht, 2010, Acryl auf Leinwand, 90 x 120 cm

Teresa Hubbard / Alexander Birchler House with Pool, 2004, Still 1-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton) 20’ 39’’ Loop, Courtesy Sammlung Goetz

namhaften Künstlern behandeln den Aspekt der offenen Erzählung - in visueller Hinsicht und was die Verwendung von Sprache betrifft. Wie im modernen und zeitgenössischen Roman, der eine sehr offene Form der literarischen Erzählung bildet, treten freiere Erzählformen an die Stelle der herkömmlichen, linear verlaufenden und auf einen Endpunkt ausgerichteten Handlung. Gemeinsam ist den Filmen außerdem, dass sie ein offenes Ende haben; auch dies deutet auf die Ähnlichkeiten hin zwischen Erzähltechniken des Romans und visuellen Strukturen zeitgenössischer Filminstallationen. Clement Page tastet sich ebenfalls an das heran, was mit Worten nur schwer sagbar ist. Bei ihm geht es um die Trancezustände eines kleinen Jungen, bei dem sich eine kindliche Phobie vor weißen Wölfen festigt, die er in Kinderbüchern sieht. Der Film basiert auf Sigmund Freuds Fallstudie “Der Wolfsmann”. Bei allem ist die Reihenfolge der Ereignisse so lose und hat so viele Brüche wie in einem Traum. Kurator: Ingvild Goetz Werke von:

Emmanuelle Antille, Pierre Coulibeuf, Sue de Beer, Sebastian Diaz Morales, Stan Douglas, Dominique Gonzalez-Foerster & Tristan Bera, Teresa Hubbard / Alexander Birchler, Isaac Julien, Ross Lipman, Laurent Montaron, Saskia Olde Wolbers, Clement Page, Ann-Sofi Sidén, Yang Fudong 37


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Bott, Eble, Götz, Gumpert, Nay, Schultze, Schumacher, Thieler, Trier, Werner, Winter Henze & Ketterer, Witrach/Bern CH bis 8. Dezember 2012 ABSTRAKTION UND INFORMEL GESTISCHE FARBWELTEN IN DER MALEREI SEIT 1930 Gestus, Dynamik, Aktion, Rhythmik, Subjektivität, Struktur, Materialität, Aggression, Poesie … Der Versuch, die malerische Freiheit der abstrakten, gestischen Malerei zu beschreiben, kann nur in Näherungen stattfinden. Eine Malerei, die sich jedem Plan, jeder formalen Komposition, jeder Gegenständlichkeit, jedem Koordinatensystem zugunsten einer malerischen Freiheit und Offenheit entzieht. Eine Malerei, die trotz höchst unterschiedlicher Ausdrucksweisen und individueller Handschriften in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zum letzten grossen internationalen Stil der Kunstgeschichte wurde. Als abstrakte „Weltsprache“ wurde sie von 1946 bis in die 1960er Jahre zur künstlerischen Antwort auf das Unfassbare des Zweiten Weltkrieges, des Nationalsozialismus, des Holocausts, der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki. Nicht die Darstellung des Schreckens war ihre Antwort, sondern gerade die Weigerung, sich jeglichen Gesetzen, Regeln, Formen zu unterwerfen, sich jeder Abbildlichkeit zu entziehen. Der gesetzte Zeitrahmen geht über die eigentliche Hochzeit der abstrakten Kunst in den 1950er Jahren hinaus. Er umfasst frühe Arbeiten von Fritz Winter aus den 1930er Jahren in denen die Wurzeln der Abstraktion spürbar werden und reicht bis zu den späten Farbwelten Bernard Schultzes aus den 90er Jahren. Neben diesen Positionen zeigt die Ausstellung auch Werke von Francis Fritz Winter, Im weiten Raum. Öl auf Leinwand (Rupfen) 1951, WVZ-Nr. Lohberg 1244, Unten links signiert, 115 x 220 cm

Bott, Theo Eble, K. O. Götz, Günther Gumpert, Ernst Wilhelm Nay, Emil Schumacher, Fred Thieler, Hann Trier und Theodor Werner, in denen die Energie, die Freiheit und die ungebrochene Moderne der informellen Abstraktion erlebbar werden. A.S.

Kiki Smith Seton Smith Tony Smith Kunsthalle Bielefeld, Bielefeld D bis 25. November 2012 Am 23. September 2012 jährt sich der 100. Geburtstag des amerikanischen Künstlers Tony Smith (1912-1980), der seine künstlerische Tätigkeit zwar als Architekt begann, sich im Alter von 50 Jahren jedoch von Bauaufträgen abwandte, um sich ausschließlich dem Medium der Skulptur zu widmen. Aus diesem Anlass erinnert die Kunsthalle Bielefeld in einer umfangreichen Retrospektive an diesen Künstler, dessen Töchter Kiki Smith und Seton Smith ebenfalls künstlerisch tätig sind und in ihren Werken subtile Verbindungen zum Werk des Vaters zeigen. Insgesamt werden 120 Werke gezeigt. Von 1961 bis zu seinem Tod 1980 entstand ein umfangreiches Werk von Skulpturen, für das Tony Smith heute berühmt ist. Zeit seines Lebens war er zudem als Maler tätig. Er schuf in der Tradition gegenstandsloser Malerei Gemälde, die in Europa wenig bekannt sind, wenngleich die Louisenberg-Serie in den Jahren von 1954 bis 1956 sogar in Deutschland entstand. Die entscheidende avantgardistische Leistung war die Herstellung des ersten reinen Kubus der Kunstgeschichte im Jahr 1962 aus geschweißten Eisenblechen mit dem Kantenmaß 6 x 6 x 6 Fuß. In einem Gespräch mit Robert Morris erklärt Tony Smith die Problematik der abstrakten Skulptur, die für ihn im Wesentlichen ein Problem des Maßstabs und der Proportion ist. Auf die Frage, warum er den Kubus mit dem Titel „Die“ nicht kleiner oder größer gemacht habe, antwortete er, er habe „weder ein Objekt noch ein Monument machen wollen.“ Ausgehend von geometrisch-kristallinen Grundformen entwickelte Smith ein Formenvokabular, aus dem Serien von Großskulpturen hervorgingen. Es gibt die „objekthaften“ Skulpturen aus Pappe, aus schwarz gefasstem Holz oder in Bronze ausgeführt, die ihm als Modell für

Tony Smith: Foto Rudy Burckhardt, ca. 1966

„monumentale“ Außenskulpturen dienten und die bis heute in den USA verwirklicht werden. Erstmals in Europa wird in Bielefeld das architektonische Werk aus der Zeit vor 1962 anhand von Zeichnungen und Modellen aus dem Nachlass gezeigt. Tony Smith hat nach 1941 hauptsächlich Häuser für private Auftraggeber in der Tradition von Landhäusern in New England entworfen, die den Einfluss von Frank Lloyd Wright zeigen, dessen Assistent Tony Smith von 1938 bis 1939 war. Die privaten Häuser bezeugen einen Modernismus in der Architektur, der außer zu Wright Bezüge zum Glashaus von Philip Johnson in New Canaan (1949) und dem Farnsworth Haus (1951) von Mies van der Rohe in Plano, Illinois aufweist. Damit ist die von Philip Johnson in den 1960er-Jahren entworfene Kunsthalle Bielefeld ein besonders geeignetes Museumsgebäude, um das Werk von Tony Smith zu präsentieren. Kiki Smith (geb. 1954) wurde bereits in den frühen 1980er-Jahren durch ihre Ausstellungen in New York bekannt, in denen sie sich in radikaler Weise mit dem menschlichen, meist weiblichen Körper und den Möglichkeiten seiner Darstellbarkeit beschäftigte. Ihre Arbeiten wurden seit Beginn der 1990erJahre zunehmend narrativer dadurch, dass sie in ihren Skulpturen Anleihen an mythologische und biblische Figuren macht. Smith arbeitet in verschiedenen Disziplinen, u.a. Skulptur, Glasmalerei, Druck, Fotografie und Tapisserie. Die Ausstellung stellt drei Bronze- bzw. Aluminium-Skulpturen vor, einen dreiteiligen Gobelin sowie Zeichnungen auf Glas, die in den Mayerhof’schen Werkstätten in München hergestellt werden. Seton Smith (geb. 1955) bezieht sich unmittelbarer auf das Werk ihres Vaters. Sie begann sehr früh, die Architektur ihres Vaters zu fotografieren, woraus die Leitmotive von Häusern, Korridoren, Fenstern entstanden. Im Unterschied zur in Deutschland bekannten „BecherSchule“ ist ihre durch UnschärfeMomente gekennzeichnete Fotografie mehr in der Tradition des amerikanischen Piktoralismus zu sehen. Ihre neuesten Fotografien sind schwarz-weiße Landschaftsdarstellungen. C.H.


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Milan Kunc Galerie Andrea Caratsch, Zürich CH bis 30. November 2012 „NEW SCULPTURES“ Die Galerie Andrea Caratsch präsentiert bis zum 30. November neue Keramikskulpturen von Milan Kunc. Es ist die zweite Einzelausstellung des Künstlers in der Schweiz und widmet sich seinen neuesten Arbeiten, welche während seines Aufenthaltes im Europäischen Zentrum für Keramik in S’Hertogenbosch (Niederlande) im Herbst 2010 entstanden sind. Milan Kunc, 1944 in Prag geboren, studierte dort von 1964 bis 1967 an der Kunstakademie. Nach dem gewaltsamen Ende des Prager Frühlings emigriert er in die BRD, nach Düsseldorf und setzt dort sein Studium fort unter der Leitung von Joseph Beuys und Gerhard Richter. 1979 ist er Mitbegründer der Gruppe ‚Normal’ der auch Peter Angermann und Jan Knap angehört. Seit den achtziger Jahren wird sein Werk unter anderem als „Internationale Folklore“ beschrieben, was als eine allgemein verständliche Kunst für das Volk zu verstehen sein soll. Doch wird man damit der Vielschichtigkeit seines Werkes nicht gerecht. Was sich zweifelsohne wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, ist das Fabelhafte, ja, das Traumartige seiner Visionen. Diese Ausstellung stellt dies wiederum unter Beweis. Hauptsächlich als Maler und Zeichner aktiv, beginnt Milan Kunc’ Faszination mit dem Medium der Keramik in den späten siebziger Jahren, wo er eine Serie von 100 Schuh Skulpturen schafft. Doch es sind die drei Aufenthalte in S’Hertogenbosch, welche es dem Künstler erlauben, die Möglichkeiten dieser jahrtausendalten Technik voll auszuschöpfen. Es ist gerade dieses Altertümliche, dieses Griffige der

Ausstellungsansicht

Ausführung seiner glasierten Keramiken, welches diesen Arbeiten einen ganz besonderen Reiz gibt. Die Themen, die Kunc’sche Bild-und Formensprache bleiben sich treu, doch gewinnen seine Visionen an Gewichtigkeit, scheinen wie Meteoriten von einem fernen Planeten auf unsere Erde gelangt. So auch der Künstler selbst: „Sie sollen ausserirdisch aussehen und bezeugen, was wir schon halbwegs ahnen. Sie sind Relikte einer geheimen Botschaft die von Anderswo kommt, die erst enträtselt werden muss!...(...) sie sind nicht abgeneigt unserem suchenden Zeitalter einen philosophischen Sinn zu schenken.“ Wie spätbarocke Vanitasdekorationen, Meissener Schäferstündchen oder verkleinerte Scheinarchitekturen scheinen diese Arrangements auf den ersten Blick verspielt und unbeschwert; und dennoch, die Dissonanz ist nicht zu überhören. Hinter dem Schein verbergen sich eine tiefgehende, nostalgischmelancholische Kritik des heutigen Zeitgeistes, verbunden mit einer trotzigen Auflehnung gegen das System und die Normen des gängigen Kunstbetriebes. P.R.

Kunsthaus Zürich, Zürich CH bis 17. Februar 2013 GIACOMETTI. «DIE DONATIONEN» Das Kunsthaus Zürich präsentiert erstmals das Legat von Bruno Giacometti (1907-2012): Es handelt sich in erster Linie um über 250 Werke seines Bruders Alberto und seines Vaters Giovanni. Daneben ist eine Sonderpräsentation mit Skulpturen und Gemälden aus der Alberto GiacomettiStiftung eingerichtet. Sie zeigt, wo und wie diese Werke im Kunsthaus ab 2017 präsentiert werden. Zudem gelangen

Alberto Giacometti (1901-1966) Albatros, 1930er Jahre, Gips, armiert; 74 x 149 x 5 cm, Nachlass Bruno Giacometti © Succession Giacometti / 2012 ProLitteris, Zürich

erste Ergebnisse aus dem mehrjährigen Restaurierungsprojekt der GiacomettiGipse an die Öffentlichkeit. Die von Sammlungskonservator Philippe Büttner eingerichtete Präsentation ist im 1. Stock des modernen Gebäudeteiles zu sehen. Sie gliedert sich in zwei Teile. Im einen werden die wichtigsten der zumeist noch wenig bekannten Gemälde, Plastiken und Arbeiten auf Papier von Giovanni und Alberto Giacometti vorgestellt, die ihr jüngst verstobener Sohn und Bruder Bruno Giacometti (1907-2012) der Zürcher Kunstgesellschaft testamentarisch vermacht hat. Die früheren Werke Albertos aus der Giacometti-Stiftung sind weiterhin im Erdgeschoss zu sehen, auch sie in grosszügigerer Anordnung. Einen dauerhaften Platz in diesen grosszügigen Räumen aus den 1970er Jahren werden dann auch die Gipse finden. Ihnen ist der dritte Teil der Sonderpräsentation gewidmet, der von Chefrestaurator Hanspeter Marty verantwortet und im Oktober vervollständigt wird. Ausgestellt werden Ergebnisse der 2010 begonnenen kunsttechnologischen Untersuchung im Rahmen eines vierjährigen Forschungsund Restaurierungsprojekts. Diese Erkenntnisse werden die Grundlage bilden für die dann einsetzende restauratorisch-konservatorische Phase. Die Besucher treffen sowohl auf Gipse, deren Form für die berühmten Bronzegüsse abgenommen wurde, wie auch auf Gips-Plastiken, die als eigenständige Kunstwerke klassiert werden könnten. Die dreiteilige Sonderpräsentation bietet einen vertieften Einblick in das Schaffen der Künstlerfamilie Giacometti, deren Werke im Kunsthaus Zürich in unvergleichlicher Anzahl und Qualität vertreten sind. K.S.

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Stéphane Couturier (*1957, Frankreich), Brasilia - Monument n° 1, aus der Serie Melting Point, 2007/08, C-Print mit Diasec gerahmt, 160 x 203 cm (63 x 79 7/8 in.), Edition von 5

Stéphane Couturier Christophe Guye Galerie, Zürich CH bis 1. Dezember 2012 PHOTOGRAPHIES ET VIDÉOS Die erste Soloausstellung Couturiers in der Schweiz, seit Archéologie urbaine im Musée de l’Elysée 1996 in Lausanne, zeigt zum ersten Mal die fotografischen und Video-Werke seiner bekannten Serie Melting Point. Mit „figurativer Abstraktion“ schafft Couturier packende Bilder, welche ständige Bewegung und Veränderung sichtbar machen. Mit einem hohen kompositorischen Können erfasst der Künstler fotografisch allgemeingültige Archetypen der westliche Zivilisation des 21. Jahrhunderts und bricht dabei den theoretischen Rahmen der fotografischen Möglichkeiten; Form und Inhalt passen sich an und werden Stellvertreter unserer sich immer weiter beschleunigenden technologischen Welt. Zwischen Abstraktion und Dokumentation erkunden und hinterfragen die Werke in Photographies et Vidéos wie moderne Kulturen gleichzeitig erschaffen und zerstören können. Mit dem Video Brasilia – Musée d’Art Contemporain wird ein zusätzlicher Einblick in Couturiers in letzter Zeit immer intensiver verfolgten filmischen Projekten gewährt. Wie die Entwicklung seiner Bildsprachen einem natürlichen Lauf folgt, so ist auch der Übergang zum Medium Video naheliegend um den Effekt von Zeit auf Raum noch weiter

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auszubauen. Die Architektur von Städten wie Brasilia oder Barcelona bieten dem Künstler eine Bühne für seine Betrachtung formaler Strukturen. Das Video bestehend aus zwei Aufnahmen, welche gleichzeitig im Inneren des Museums für zeitgenössische Kunst gemacht wurden, ist eine geschickte Verdrehung der Perspektiven. Im Zentrum von Brasilia stehend, wird der Bau sowohl als Mittelpunkt wie auch ein Refugium inmitten der hektischen Stadt dargestellt. Couturiers Video-Arbeiten unterstreichen ein künstlerisches Werk, das sich formal und ikonografisch in hochaktuellen Diskursfeldern der „Malerei ohne Malerei“ verorten lässt. G.G.

Louise Hervé & Chloé Maillet Kunsthaus Glarus, Glarus CH bis 18. November 2012

die Inspiration für professionell recherchierte und extravagante Plots, in denen Fiktion und Realität, Illusion und Spektakel unzertrennbar zusammen fliessen. In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in der Schweiz zeigen sie zwei Filme, die sie in einem installativen Parcours miteinander verbinden; den 2011 entstandenen Super8-Film Pythagoras and the Monsters und den eigens für die Ausstellung produzierten 16mm-Film The Wall that Bleeds (2012). In der Rauminstallation werden Elemente aus den beiden Filmen aufgegriffen und mit Objekten und einer Wandmalerei ergänzt, so dass sich die Motive zu einer zusammenhängenden Narration verbinden. Den roten Faden durch die Ausstellung bildet das Motiv der räumlichen Abtrennung, den zeitweiligen Ausschluss des Publikums, in Form von Vorhängen oder Wänden, das sich in den Filmen und auch der räumlichen Installation wiederholt. Vorhänge dienten in der Kulturgeschichte häufig als Spannungselemente (Suspense), welche dem Publikum durch teilweise oder gänzliche Verhüllung eines Geschehens eine Leerstelle für Imagination und einen Anlass für schaurige Erwartung boten. Der heimliche Blick hinter den Vorhang oder das abrupte Enthüllen von Verborgenem findet sich als Motiv in unzähligen Werken der Kunst-, Literaturund Filmgeschichte. Hervé & Maillet geben ihren Filmen mit Super8- oder 16mm-Film- Projektionen die Aura verblichener historischer Filmaufnahmen, in denen sich Elemente verschiedener Genres, vom Sandalenfilm bis zum Horror-Thriller, zu mysteriösen Handlungssträngen verbinden. Die Darstellung von Fiktion im historischen Gewand und die Nachstellung von historischen Motiven sind wichtige Methoden ihrer künstlerischen Praxis. Ihre Installationen vermitteln damit oft den Charakter eines pseudowissenschaftlichen Forschungs-Displays. K.G.

THE EXOTERIC WALL Das französische Künstlerinnenduo Louise Hervé & Chloé Maillet (*1981/ 1981, leben in Paris) produziert mit ihrem fiktiven Institut International Institute of Important Items (I.I.I.I.) Genrefilme, Vortragsperformances, Führungen, Konferenzen, Installationen und Radioprogramme. Fragmente aus Literatur und Film, historischem Archivmaterial und (pseudo)wissenschaftlichen Dokumenten bilden

Louise Hervé & Chloé Maillet, The Wall That Bleeds, 2012, 16mm, Filmstill, Bild: I.I.I.I.


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Not Vital, Big Drum, 1990, Gips, Holz, Kupfer, Bronze, 90 x 300 x 90 cm © Not Vital

Not Vital Schauwerk Sindelfingen, Sindelfingen D bis 13. Januar 2013 WERKE 1989 BIS 2011 Der Schweizer Not Vital (*1948) ist in der Sammlung Schaufler mit mehreren seiner vorwiegend skulpturalen Arbeiten vertreten. Das SCHAUWERK widmet dem Künstler 2012 eine Ausstellung, in der rund 25 Objekte gezeigt werden. Vitals nomadisches Leben mit Wohnsitzen in Agadez, New York und Peking sowie Erfahrungen und Erinnerungen an Reisen, spiegeln sich in seinem Oeuvre genauso wider wie die starke Verbundenheit mit der Natur und Kultur seiner Heimat im Unterengadin. Die Messerwand „1111 Knives” und die über sieben Meter hohe Arbeit „Tongue” gehören zu den Highlights der Ausstellung. Die gezeigten Arbeiten sind in ihrer Gestaltung äußerst vielfältig und zeugen von der schöpferischen Bandbreite des Künstlers. Neben absoluter Strenge gibt es fremd und skurril anmutende Objekte wie Bronzeabgüsse von Kamelköpfen auf langen Pfählen oder ein Reh, dessen Ohr durch einen Fischteller ersetzt wurde. Es ist die Geschichte des Künstlers, die den Werken Leben einhaucht. So spiegelt sich Not Vitals nomadisches Leben mit Wohnsitzen in Agadez, Peking und Lucca ebenso wie Erinnerungen an zahlreiche Reisen in seinem Oeuvre wider. Not Vital ist in diesen Ländern kein Tourist, er lebt dort mit den Menschen und hinterlässt seine Spuren, indem er ein Haus oder eine Schule baut, indem er soziales

Engagement mit seiner Arbeit als Künstler verbindet. Mit all seinen Sinnen nimmt er das Leben in seiner Ganzheit auf und überträgt das Erlebte in Artefakte, denen der Betrachter als Kunstwerken gegenüber steht: Bilder, Installationen, Skulpturen und Plastiken. Auch die starke Verbundenheit mit der Natur und Kultur seiner Heimat im Unterengadin beeinflusst die Arbeit des Künstlers sehr. Durch das Aufnehmen und Kombinieren von Motiven unterschiedlicher Herkunft erscheinen Vitals Werke oftmals doppeldeutig. Dabei geht es dem Künstler nicht um die Fremdartigkeit oder das Surreale an sich. Man spürt in den Arbeiten die Nähe zur Natur, zur Existenz von Mensch und Tier. Wie so oft in der Kunst geht es um das Leben, aber auch um den Tod als Teil des Lebens. S.H.

Gruppe von schwarz bemalten, leeren Fahnenstangen, die sich im Raum überkreuzten – erregte jedoch grosse Aufmerksamkeit. Inzwischen hat die in Marokko geborene und nun in Martigny, Schweiz, lebende Künstlerin an der Venedig-Biennale 2011 und 2012 an der Sydney-Biennale teilgenommen. Renommierte Institutionen wie die Tate Modern, London, haben ihr Einzelausstellungen ausgerichtet. Nach dieser Reise um die Welt kommt die Künstlerin nun an den Ort ihres ersten Museumsauftritts zurück, ans Kunsthaus Zürich. Die gemeinsam mit Kuratorin Mirjam Varadinis vorbereitete Präsentation besteht aus neuen, speziell für die Sammlungsräume geschaffenen Werken, die exklusiv im Kunsthaus gezeigt werden. Den oftmals voreingenommenen Blick auf nationale und religiöse Identitäten reflektiert die Künstlerin seit Beginn ihres Schaffens in poetischen und zugleich konzeptuellen Arbeiten. Kuratorin: Mirjam Varadinis

Latifa Echakhch, Fantôme, 2012, Stahl, Holz, Hemd und Jasmin-Ketten, variable Grösse, Ausstellungsansicht «Tkaf», Kamel Mennour, Paris, 2012 © Latifa Echakhch, Foto Fabrice Seixas Courtesy the artist and Kamel Mennour, Paris

Latifa Echakhch Kunsthaus Zürich, Zürich CH 16. November 2012 bis 24. Februar 2013 Die französisch-marokkanischen Künstlerin Latifa Echakhch. Echakhch untersucht in ihren Werken Fragen von kulturellem Transfer und die damit einhergehenden Verschiebungen von Identität. Für das Kunsthaus schafft die Künstlerin neue Werke, die exklusiv in Zürich zu sehen sein werden. Das Leitmotiv ist der Zirkus. Als Latifa Echakhch (*1974) im Rahmen der Gruppenausstellung «Shifting Identities» (2008) ihren ersten Museumsauftritt hatte, war ihr Name noch unbekannt. Die damals gezeigte Arbeit «Fantasia» – eine

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Conrad Felixmüller, Selbstbildnis mit Sohn Titus, 1926, Aquarell © VG Bild-Kunst, Bonn 2012. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schloss Gottorf, Schleswig

Kunsthalle Emden, Emden D bis 20. Januar 2013 KÜNSTLERKINDER VON RUNGE BIS RICHTER, VON DIX BIS PICASSO „Das schönste Bildwerk ist aber doch der Mensch. Unser Junge ist mordsgesund, das Herz lacht einem.“ Was August Macke anlässlich der Geburt seines ersten Sohnes Walter schreibt, spricht wohl den allermeisten Vätern und Müttern aus dem Herzen. Für den Maler August Macke schlägt sich die Begeisterung zudem in einer produktiven Auseinandersetzung mit den eigenen Kindern nieder. Das Porträt Walter Macke mit Häschen erfreut seit vielen Jahren die Besucher der Kunsthalle Emden. Nun gesellen sich rund 130 weitere KünstlerkinderBildnisse hinzu, die seit dem frühen 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart entstanden sind. Mit Künstlerkinder widmet sich erstmals eine Ausstellung ausschließlich diesem Thema. Bedeutende Künstler der vergangenen 200 Jahre offenbaren ihren persönlichen Blick auf einen sehr privaten und intimen Bereich ihres Lebens. Von repräsentativen Porträts über die sehr persönliche Darstellung

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eines Neugeborenen bis zur poetischen Übertragung der eigenen Tochter in einen Sternenhimmel vermittelt Künstlerkinder unterschiedliche Facetten des Themas in allen Medien, die den über 60 Künstlern zur Verfügung stehen. Mit Leihgaben aus mehr als 70 internationalen Museen und bedeutenden Privatsammlungen gibt Künstlerkinder einen einzig artigen Überblick über ein faszinierendes und berührendes Thema. Elterngeschichten - der umgekehrte Blick In der Ausstellung zeigt sich die Sicht der Künstler auf das eigene Kind. In einem Projekt für unsere Besucher kehren wir diesen Blick um. Wir laden herzlich dazu ein, Geschichten, Anekdoten und Berichte der Kinder (ob mittlerweile schon erwachsen oder tatsächlich noch jung) über die eigenen Eltern in einer Audio-Kabine aufzunehmen. Diese Geschichten werden dann über kleine Lautsprecher in einer künstlerischen Installation zu hören sein. Im Verlauf der Ausstellung wächst diese Collage aus Geschichten beständig an. Die Installation wurde während des Projektes Kranstraßenkinder im Emder Stadtteil Klein-Faldern mit Anwohnern zusammen entwickelt. Kurator: Dr. Frank Schmidt

Alejandro Cesarco Mumok, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien A bis 20. Januar 2013 Der seit 1998 in New York lebende Künstler Alejandro Cesarco (geb. 1975

in Montevideo, Uruguay) zeigt im mumok drei seiner jüngsten Arbeiten: die Installation The streets were dark with something more than night or the closer I get to the end the more I rewrite the beginning (2011), das Video Methodology (2011) und eine ergänzende Fotoarbeit sowie die für das mumok konzipierte Collage Four Modes of Experiencing Regret (2012). Nach viel beachteten Einzelpräsentationen, etwa in New York, Venedig und Basel (Baloise Kunst-Preis 2011), gibt die Ausstellung im mumok erstmals in Österreich einen Einblick in Alejandro Cesarcos sprachorientierte Kunstpraxis. Welche Beziehungen bestehen zwischen Worten und Bildern, zwischen Sagbarem und Sichtbarem? Wie erkennen oder erfinden LeserInnen die Bedeutung einer Geschichte? Wie verschränken sich Erinnerung und Geschichte, Fiktion und Fakten? Diesen Fragen widmet sich Alejandro Cesarco, der in seiner künstlerischen Arbeit auf das Vermächtnis der internationalen Konzeptkunst Bezug nimmt: Er knüpft an sprach- und literaturbezogene Gestaltungen von Künstlern wie John Baldessari, Marcel Broodthaers oder Lawrence Weiner, aber auch an Werke von Félix González-Torres oder Louise Lawler an. Seine Textarbeiten, Fotografien, Collagen, Filme, Künstlerbücher und Installationen beinhalten sowohl autobiografische als auch literarische Verweise. Sie reflektieren die Möglichkeiten geschichtlicher Bezugnahme und Übersetzung, wobei die emotionalen Dynamiken zwischenmenschlicher Beziehungen für ihn von besonderer Bedeutung sind. Kurator: Matthias Michalka

Alejandro Cesarco, „The streets were dark with something more than night or the closer I get to the end the more I rewrite the beginning“, 2011, 35mm color slide installation, sound (voice-over by Lawrence Weiner); 17 minutes © Alejandro Cesarco


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François Burland, Atomik Submarine im Ausstellungskeller des Kunstmuseums Thurgau © Murielle Michetti

François Burland Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, Warth CH bis 24. Februar 2013 ATOMIK SUBMARINE Im Grossen Ausstellungskeller des Kunstmuseums Thurgau ist ein U-Boot gestrandet! Wie ein riesiger Walfisch liegt das Ungeheuer aus Blech und Holz ins Gemäuer eingeklemmt. Begleitet von einer Vielzahl an kleineren Fahrzeugen und Schiffen verwandelt es den ehemaligen Weinkeller des Klosters in eine spektakuläre Theaterbühne für ein Stück, dessen Inhalt ebenso aus dem realen Leben wie aus der frei erfundenen Fantasie stammt. Kreateur des Spektakels ist François Burland, der mit dem riesigen Unterseeboot sein Schaffen in ungeahnte Dimensionen führt. Schon seit Jahren baut der Künstler an einer Serie von Fahrzeugen, Schiffen und Flugkörpern. Allerdings erreichen die Objekte meist nur die Grösse von Spielzeugen. Vor zwei Jahren wagte sich François Burland mit der Produktion seines U-Boots erstmals an die Realisation eines wahrhaft gigantischen Projektes. Unterstützt von Freunden und Fachleuten nahm er in einer ausrangierten Garage in Bordeaux den Bau des über 18 Meter langen Schiffs in Angriff. In

monatelanger Arbeit überzog das Team ein Dachlattenskelett mit Dosenblech, verbaute tausende Nieten und Schrauben und schmückte den Schiffskörper mit pathetischen Zeichen eines untergegangenen Weltreichs. M.L.

Antonio Saura

Tätigkeit im Jahre 1947 als Autodidakt unter dem Einfluss von Yves Tanguy und Joan Miró. Auf der Suche nach der „wahren Landschaft des Unbewussten“ entstehen ab 1950 erste surrealistische Werke. Es folgt ein längerer Aufenthalt in Paris (19541955). Ab 1956 beginnt er mit den thematischen Zyklen Damen und Selbstbildnisse ein sehr eigenständiges expressiv-gestisch strukturiertes Werk zu entwickeln. In seinem umfangreichen Oeuvre scheint immer wieder Sauras Beschäftigung mit Künstlern wie Diego Vélasquez, Francisco de Goya und Pablo Picasso auf. Die Ausstellung widmet sich sämtlichen Schaffensphasen Sauras, zeigt seine grossen malerischen Hauptwerke aber auch seines illustrativen und zeichnerischen Oeuvres. Ebenso wird das plastische Werk vorgestellt. Das Projekt ist ehrgeizig, handelt es sich doch um die erste grosse Retrospektive seit der bedeutenden Ausstellung, die Ad Petersen dem Werk Sauras noch zu dessen Lebzeiten 1979 im Stedelijk Museum in Amsterdam gewidmet hat. Kuratoren: Cäsar Menz, Olivier Weber-Caflisch

Antonio Saura, Imaginäres Bildnis von Frans Hals, 1967, Öl auf Leinwand, 129,5 x 97 cm Kunsthalle Emden, Schenkung Otto van de Loo © Succession Antonio Saura www.antoniosaura.org, 2012 © 2012, ProLitteris, Zürich

Kunstmuseum Bern, Bern CH bis 11. November 2012 DIE RETROSPEKTIVE Antonio Saura (1930-1998) gehört zu den bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts und zu den prägendsten Exponenten der spanischen Malerei seiner Epoche. Sein Werk ist weltweit in den wichtigen Sammlungen moderner Kunst vertreten. Zusammen mit der Stiftung archives antonio saura in Meinier bei Genf, die den umfangreichen künstlerischen und schriftstellerischen Nachlass des Künstlers konserviert, wissenschaftlich aufarbeitet und öffentlich zugänglich macht, zeigen das Kunstmuseum Bern und das Museum Wiesbaden eine über 190 Werke umfassende Retrospektive, die das Gesamtwerk des Künstlers in seiner ganzen Breite und Komplexität ausleuchtet. Saura beginnt seine künstlerische

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Exhibition view Helen Marten «Take a stick and make it sharp», Johann König, Berlin, 2011 Photo: Roman März Courtesy Johann König, Berlin

Helen Marten Wolfgang Tillmans Kunsthalle Zürich, Zürich CH bis 4. November 2012

Helen Marten ALMOST THE EXACT SHAPE OF FLORIDA Zur Wiedereröffnung der Kunsthalle Zürich im Löwenbräukunst-Areal zeigen wir als zweite Einzelausstellung in den renovierten und umstrukturierten angestammten Räumen der Kunsthalle Zürich die erste institutionelle Präsentation der britischen Künstlerin Helen Marten (geb. 1985 in Macclesfield, lebt und arbeitet in London). Für «Almost the exact shape of Florida» schuf Marten eine neue Gruppe von Arbeiten, die die mediale Breite ihres Schaffens von Skulpturen über Wandund Bodenarbeiten in eine umfassende Installation verweben. Indem sie reale Oberflächen mit linguistischen Szenarien kombiniert, rührt Marten auf humorvolle Weise an Fragen des Eigentums und der Unehrlichkeit von Materialien, an der Beziehung zwischen Objekt und Artefakt sowie zwischen Verpackung und Produkt. Dank ihres Interesses an grammatikalischen Annäherungen, die in der handwerklichen Herstellung vorgenommen werden, entspinnen sich in Martens Ausstellung unaufhörlich Konversationen zwischen Nachahmung und Camouflage. Die Idee des

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Nachzeichnens der Umrisse von Materie – des Verweisens auf erkennbare Informationen mittels einer verzerrten Form – verleiht dem Wackligen, dem Betrunkenen und dem Schiefen Autorität. Das Bild stolpert unaufhörlich über die Sprache und über eine Vorsätzlichkeit im Hinblick auf Irrtümer, die sich mit der ganzen konkreten Bestimmtheit kultureller Wiedererkennbarkeit in Pose wirft. Sämtliche eingängigen Aspekte des Ausstellungsraums – Wände, Fussboden, Zirkulation, Beigeschmack – werden mit derselben Rücksichtnahme behandelt, wobei der Schwerpunkt auf die Überlegung gelegt wurde, dass sich in der Beförderungsgeschwindigkeit eines Objektes unterschiedlichste formale Beziehungen von zentraler Bedeutung offenbaren können. P.R.

Wolfgang Tillmans NEUE WELT Die erste Ausstellung in den neuen und renovierten Räumlichkeiten der Kunsthalle Zürich im LöwenbräukunstAreal widmet sich dem Wiedersehen mit einem Künstler, der 1995 in der Kunsthalle Zürich seine erste institutionelle Ausstellung überhaupt präsentierte. Seit dieser Zeit hat Wolfgang Tillmans (geboren 1968 in Remscheid, lebt und arbeitet in Berlin und London) mit seinen Fotografien und Videos die Möglichkeiten der Fotografie auf vielfältigste Weise ausgetestet und

erweitert. Die Ausstellung «Neue Welt» zeigt Arbeiten aus der neuesten, auf vielen Reisen entstandenen, gleichnamigen Werkgruppe zum ersten Mal in einer umfassenden Schau zusammen mit abstrakten Arbeiten. Die Auseinandersetzung mit dem Bild, die Frage, wie Bedeutung auf einem Stück Papier entsteht und damit, wann ein Bild überhaupt zu einem Bild wird, steht für Wolfgang Tillmans im Zentrum seines Schaffens. Seine Fotografien reichen von Porträts, Stillleben, Landschaften, Himmelsaufnahmen, über subkulturelle Szenerien und solche der Warenzirkulation, Räumlichkeiten des Wohnens und des Transits bis hin zu abstrakten, mediumreflexiven Bildern und eröffnen einen vielstimmigen visuellen Diskurs über Anliegen, welche die heutige Welt im Ganzen betreffen. Bereits mit seinen frühen Arbeiten hat Tillmans Anfang der 1990er Jahre die Möglichkeiten der Fotografie mit berühmt gewordenen Aufnahmen seiner Freunde und Einblicken in die Londoner und internationale Club- und Musikszene erweitert. Sein engagierter und persönlicher Blick auf das soziale wie politische Weltgeschehen ist gleichzeitig auch ein intimer Blick auf das menschliche Leben und die Schönheit des Alltäglichen. A.F.

Wolfgang Tillmans, Old Street, 2010 Courtesy Galerie Buchholz, Köln/Berlin


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Clemens Wolf, The forest of fences, 2011 Öl auf Leinwand, 180 x 220 cm, Foto: Archiv des Künstlers, Wien © Sammlung Essl

Schömer-Haus, Klosterneuburg A 28. September 2012 bis 31. Mai 2013 DER GEMALTE RAUM Die Ausstellung «Der gemalte Raum» im Schömer-Haus, der AusstellungsExpositur des Essl Museums, setzt den Fokus auf das Verhältnis von Kunst, Raum und Architektur. Der Raum als Fläche im Bild, aber auch der gebaute und umbaute Raum in der Architektur als Anlass für Malerei sind Themen der Präsentation. Die ausgewählten Positionen reichen vom Realisten Hans Eisler über die Künstler der Neuen Leipziger Schule bis hin zu Abstrakten wie Günther Förg, Markus Prachensky und Esther Stocker. Die Ausstellung «Der gemalte Raum» verbindet sehr unterschiedliche künstlerische Positionen aus den vergangenen 40 Jahren, denen die Auseinandersetzung mit räumlichen Strukturen und Architektur gemeinsam ist. In der abstrakten oder konkreten Malerei wird der Raum im Bild zum Flächenraum. Proportion und Dynamik von Farbflächen bilden die Kompositionen, wie das besonders anschaulich bei den Arbeiten von Günther Förg, Esther Stocker oder Markus Prachensky zu beobachten ist. Ulf Puder, ein Künstler aus der Neuen Leipziger Schule, schafft seltsam magische Orte in einer spezifischen, an die Warenästhetik der ehemaligen «DDR» angelehnten Farbigkeit. Ähnlich menschenleere Räume sind bei seinem Malerkollegen Peter Busch zu sehen, während Christian Brandls Malerei an Filmsets von Alfred Hitchcock erinnert. Menschenleer sind auch die extrem dynamischen Raumkompositionen eines anderen Leipziger Künstlers, Martin Kobe. Dynamik wird hier durch perspektivisch und farblich aufgeladene Raumkonfigurationen erreicht. Einer der wenigen österreichischen Realisten der Nachkriegszeit, Hans Eisler, verfolgt in seiner Malerei einen ganz anderen Ansatz als die Leipziger, er ist den Menschen und ihrem Alltag ganz nah, wie im Bild «Das rote Gasthaus», das durch seinen unprätentiösen Blick auf Realität besticht, allerdings in einer an Herbert Boeckl gemahnenden

pastosen, sehr malerischen Form. Der ehemalige Street-Art Künstler Clemens Wolf aus Wien spürt in schwarz-weiß gehaltenen, mit Schablonentechnik gemalten Arbeiten der Aura von leerstehenden Industrieanlagen und Ruinen nach, wie etwa den 2001 durch einen Brand zerstörten Sofiensälen.. Ergänzt werden die Malereipositionen durch eine Fotoarbeit vom Leipziger Maix Mayer, einem Remake eines berühmten Fotos aus den 1930er Jahren. Das Werk ist eine Hommage an die fortschrittsgläubigen Architekten des frühen «Wolkenkratzerbooms» in New York. Die Architekten stehen vor einem Vorhang in einer Festinszenierung als Hochhäuser verkleidet – statisch und irgendwie berührend plump stehen sie da, als Monumente des gebauten Raums. KünstlerInnen:

Hüseyin Bahri Alptekin, Annemarie Bardon, Kaspar Bonnen, Christian Brandl, Peter Busch, Georg Eisler, Günther Förg, Ilse Haider, Martin Kobe, Maix Mayer, Walter Pichler, Markus Prachensky, Ulf Puder, Hans Rath, Daniel Richter, David Schnell, Sean Scully, Esther Stocker, Agnes Toth, Helen Verhoeven, Mark Verlan, Clemens Wolf, Franz Zadrazil, Otto Zitko

Daniele Buetti Galerie Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt a.M. D bis 20. Oktober 2012 GARÇON, L’ADDITION! Die Bilder der Serie „Oh boy, oh boy”, erinnern in ihrer Erscheinung an die frühzeitliche Mosaikkunst und in ihrer Flächigkeit und Farbigkeit an Glasfenster: Von Buetti bewusst gesetzte Assoziationsebenen, die nicht nur an alte Bildwelten erinnern, sondern auch von den Motiven her Assoziationen wecken sollen zu Bildern, die sich in unserem kulturellen Gedächtnis festgesetzt haben. Wie schon bei seinen früheren Arbeiten ist auch hier die Fotografie der Ausgangspunkt. Die als Vorlage verwendeten Bilder dokumentieren Begebenheiten von Terror, Kriegen und religiös motivierten unlösbaren Konflikten, deren Grausamkeit und das damit verursachte Leiden, Bestürzung

hervorrufen. Meist erreichen uns und die Medien diese Bilder nur über private Aufnahmen und verschlungene Pfade. Der Künstler abstrahiert diese Bilder und löscht dadurch große Teile der Informationen aus. Durch die Darstellungsform und dem ihr zugrunde liegenden Charakter erhalten sie einen nahezu ikonenhaften Ausdruck. Wie immer irritiert uns Buetti auch hier mit einem Sinn für bildästhetische Arrangements und einer vorgeblichen verführerischen Schönheit. In vielen Arbeitsschritten am Computer erfahren die Ausgangsmotive eine vielfache digitale Überarbeitung und werden so stark abstrahiert, so dass deren ursprünglicher Inhalt hinter der Ästhetik zu verschwinden scheint. Bildteile werden nach und nach herausgelöst und durch kleinere und größere Farbflächen ersetzt. Lediglich die Umrisse der zentralen, ebenfalls in kleinste Farbsegmente unterteilten Figuren und Strukturen bleiben ansatzweise erkennbar. Der Eingriff geht aber weiter. Buetti lässt die Umrisslinien mit einem Laser-Konturen-Schnitt ausfräsen, so dass eine mosaikartige Oberfläche entsteht. In den meisten Arbeiten sind mehrere Figuren zu erkennen. Ohne das Original sind die Szenen nicht wirklich eruierbar, es bleiben Andeutungen, Projektionsflächen für Motive, die wir aus anderen künstlerischen Darstellungen kennen. Nicht zuletzt weil in der Arbeit „Oh boy oh boy_V” die eindeutig als Aufnahme des von amerikanischen Soldaten gequälten Gefangenen aus Abu Ghraib in Bagdad erkennbar bleibt, stellt sich beim Betrachter durch den Hinweis auf den nur zu erahnenden Ursprung der Motive bei allen Arbeiten der Serie eine Unsicherheit über das ein, was wir uns da gerade anschauen. Die Ambivalenz wird denn auch über den Titel der Serie spürbar verstärkt. In der deutschen Entsprechung des Werkgruppentitels „Junge, Junge!” als Ausruf der Verwunderung ist denn auch nicht so klar festlegbar ob dieser Ausspruch nun Ausdruck der Freude oder doch der Verzweiflung ist. B.K.

Daniele Buetti, Ausstellungsansicht


futurogalerien+museen

Edgar Degas Fondation Beyeler, Riehen/Basel CH bis 27. Januar 2013 Mit Edgar Degas‘ Spätwerk zeigt die Fondation Beyeler seit zwanzig Jahren erstmals wieder in der Schweiz eine Ausstellung eines der berühmtesten französischen Maler des späten 19. Jahrhunderts. Es ist die erste Ausstellung, die ausschliesslich Edgar Degas’ reichem und komplexem Spätwerk (um 1886 bis 1912) gewidmet ist, dem Höhepunkt seines über sechzigjährigen höchst produktiven Schaffens. Degas‘ Spätwerk ist die künstlerische Vollendung eines kühnen Wegbereiters der Moderne, die er zusammen mit jüngeren Freunden und Kollegen wie Paul Gauguin, Pablo Picasso und Henri Matisse geprägt hat. Obwohl sich die Kunst Edgar Degas’ grosser Beliebtheit erfreut, beschränken sich Degas-Ausstellungen zumeist auf seine impressionistische Schaffensphase (um 1870 bis 1885) oder auf Einzelaspekte seines Werks. Zwei Degas-Pastelle aus der Sammlung der Fondation Beyeler bilden den Ausgangspunkt für die Ausstellungskonzeption: Le petit déjeuner après le bain (Le bain), um 1895 bis 1898, sowie Trois danseuses (jupes bleues, corsages rouges), um 1903, sind Meisterwerke, die die Radikalität und Modernität von Degas’ Spätwerk unmittelbar erahnen lassen. A.T.

Degas, Edgar, Trois danseuses, jupes violettes, 1896, 73 x 49 cm, Private Collection

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Alexandre Joly, Installation

Alexandre Joly Beat Wipf Forum Vebikus, Schaffhausen CH bis 28. Oktober 2012 Alexandre Joly ist ein in der Romandie recht etablierter Künstler und war in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Trotz Unterstützung durch eine Zürcher Galerie (Römerapotheke) ist er aber in der Deutschschweiz weitgehend unbekannt. Es ist uns nun ein Anliegen, sein Werk breiteren Kreisen zu öffnen. Joly‘s eigenwillige Arbeit ist geprägt von einem poetischen Surrealismus mit bisweilen schwarzem Humor und naturwissenschaftlichen Ahnlehnungen. Er wird in unseren Räumen eine raumspezifische Installation machen, wie sie für ihn typisch ist. Solche Installationen evozieren beim Betrachter umgehend Geschichten, die auf eigene Erfahrungen und auf die Kindheit zurückgehen (können). Es liegt Magie im Raum. Bestandteile der Installationen sind oftmals ausgestopfte Tiere und pflanzliche Fundstücke. Man wähnt sich etwa in einer verwunschenen Waldlichtung, die sanft beschallt wird. Denn an den Wänden installiert Joly wunderschöne, komplexe Ornamente aus Hunderten von winzigen Lautsprechern, aus denen ätherische Klänge ertönen und einen SoundTeppich über alles legen. Beat Wipf (*1982 Wildensbuch) lebt und arbeitet in Winterthur, Wildensbuch und Berlin. Er ist Teil und Mitbegründer des Kollektivs Antipro (www.antipro.ch) und seine Arbeiten wurden bereits in der Kunsthalle Luzern, in der Kunsthalle Winterthur, im OXYD Winterthur und im Rahmen der Swiss Art Award gezeigt. Er arbeitet, die Malerei als Denksystem benützend, in unterschiedlichen Medien und hat in Zürich und Luzern studiert und zwei

Jahre als Assistent bei Albert Oehlen gearbeitet. Die Ausstellung im Vebikus ist seine erste grössere Einzelausstellung seit 2007. Sein Schaffen ist der steten Erweiterung seiner Möglichkeiten gewidmet, und diese Ausstellung zeigt aktuellste Arbeiten, die zum grössten Teil im Jahr 2012 entstanden und noch nirgends gezeigt wurden. Ausgehend von der Leinwand als Ding sind erste skulpturale Arbeiten und Installationen im Raum angedeutet. Alles entsteht jedoch aus dem dringlichen Denken am und im Bild. Es ist ein Bilderdenken, das aus allen möglichen Quellen schöpft und wenig bis nichts versucht auszuschliessen. So entstehen Arbeiten mit unterschiedlichsten Motiven und Weisen und doch ist eine sehr eigene expressive und präzise Handschrift erkennbar. Konzept und Reflexion sind wichtige Bestandteile einer solch breiten und ausufernden Arbeitsweise. Sie werden dem Betrachter jedoch nicht aufs Auge gedrückt. Denn die Erkenntnis soll nicht der alleinige Zugang zum Werk des Künstlers sein. C.W. Beat Wipf, ohne Titel, 2012, Öl auf Leinwand, ca. 40 x 60 cm


futurogalerien+museen

Kyungwoo Chun, FX Harsono, Truong Ngu, Tintin Wulia, David Zink Yi Grimmuseum, Berlin D 12. Oktober bis 18. November 2012 WHAT IS IT TO BE CHINESE? Die Ausstellung What is it to be Chinese? (Was bedeutet, Chinese zu sein?) schafft einen Rahmen, um sich Gedanken über die chinesische Zugehörigkeit zu machen und über globale Migrationsbewegungen nachzudenken. Tatsächlich ist die chinesische Migration eine sehr alte Bewegung, die über viele Jahre rund um den Globus passiert. Diese Diaspora hat mehrere Länder mit neuen kulturellen Hintergründen bereichert, führte aber auch zur Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Im Allgemeinen stellt die Migration ein globales Phänomen dar, welches durch wirtschaftliche, kulturelle oder religiöse Motive bedingt wird. Fünf Künstler chinesischer Abstammung spiegeln in ihrer Arbeit was sie unter ‘chinesische Wurzeln’ verstehen. Allerdings sind diese Künstler weder in China aufgewachsen noch sprechen sie die chinesische Sprache. Dennoch bekennen sie sich zu einem chinesischen kulturellen Hintergrund zu gehören, die in einigen ihrer Werke zu sehen sind. Die Ausstellung stellt eine offene Frage über eine bestimmte kulturelle Zugehörigkeit, die Chinesische, und gibt uns einen Hinweis über mögliche verschiedene kulturelle Hintergründe, die in uns leben können. Kuratiert von Katerina Valdivia Bruch

Alois Hermann Kunstraum Vitrine, Luzern CH bis 21. Oktober 2012 DIE RUHE VOR DEM STURM. Seit dreissig Jahren verfolgt Hermann seine Formensprache mit Holz. Konsequent sucht er die Konfrontation mit dieser zeitlosen, lebendigen Materie. „ Meine Leidenschaft für Holz liegt in dessen Einfachheit und Direktheit. Die Motorsäge ist für mich vergleichbar mit einem Musikinstrument. Ich suche

Alois Hermann, Mädchen mit weissem Haarband, 2012, Platane, 54 cm

permanent nach neuen Ausdrucks- und Spielmöglichkeiten dieses Werkzeugs.“ sagt der Künstler. In der Galerie Vitrine sind neue Holzund Bronzeskulpturen sowie aktuelle Holzschnitte zu sehen. Die Skulpturen sind inspiriert von Begegnungen mit Menschen. Bei der Betrachtung der ausdrucksstarken Holzfiguren wird schnell klar, dass es hier nicht um reale oder formale Abbildungen geht. Vielmehr wird das Wesentliche einer Begegnung herausgeschält und sichtbar gemacht. Zu sehen sind: Liebespaar, als Doppelfigur in Birnbaum geschaffen, oder Mädchen, in Platane geschnitten sowie Mia, die blinde Frau aus Vnà, die der Künstler ab Holz in Bronze giessen liess. Die Faszination und Experimentierfreude mit der Motorsäge kommt aber auch in den äusserst vielfältigen Holzschnitten zum Ausdruck. Für die Herstellung der Druckplatten benützt Hermann unterschiedlich grosse Sägen. „Ich arbeite nicht mit den Maschinen sondern ich spiele mit ihnen.“ Mit eigenwilliger Technik sucht er die Grenzen des Holzschnitts immer wieder zu erweitern. Die Holzschnitte entstehen in enger Zusammenarbeit mit Dorothea von Büren von der Druckstelle in Luzern. E.V.

Heinz Hajek-Halke Akademie der Künste, Berlin D bis 4. November 2012 HEINZ HAJEK-HALKE LICHTGRAFISCHES SPÄTWERK DER ALCHIMIST. Was László Moholy-Nagy für die Fotografie des Bauhauses und der

1920er Jahre geleistet hat, schuf Heinz Hajek-Halke für die 1950er Jahre und die abstrakte Kunst. Seine fotografischen Bilder wurden von den Malern anerkannt und geschätzt, und oft genug hat seine Kunst auf Zeichner, Maler und Bildhauer eingewirkt. Dabei war Heinz Hajek-Halke ein genuin fotografisch arbeitender Künstler: Was er in der Dunkelkammer an physikalisch-chemischer Arbeit geleistet hat, darf getrost als Alchimie bezeichnet werden; es wird noch heute von keinem digitalen SoftwareProgramm erreicht. Unter den großen Fotokünstlern des 20. Jahrhunderts war Heinz Hajek-Halke ein Einzelgänger. Er gehört keiner Schule an, hat aber viele Andere beeinflusst und selbst auch in Berlin unterrichtet. Schon in den frühen 1930er Jahren als Plakatkünstler berühmt, setzt seine künstlerische Reife in den 1950er Jahren ein. Er ist einer der großen Abstrakten und diesbezüglich einer der ersten Künstler in der Fotografie überhaupt; keine Ausstellung jener Jahre kommt ohne seine Bilder aus. Die Akademie der Künste besitzt über 200 Lichtgrafiken aus seinem Spätwerk, das in der Ausstellung präsentiert wird. Sie bietet eine der raren Wieder-Entdeckungen an, die zur Geschichte der künstlerischen Fotografie im 20. Jahrhundert noch zu machen sind. Kurator: Rolf Sachsse

Heinz Hajek-Halke, ohne Titel, um 1963, C-Print, 39,7 x 29,6 cm Foto: Heinz Hajek-Halke Sammlung Michael Ruetz / Nachlass Heinz Hajek-Halke


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Johannes Kahrs, Untitled (private parts 2) 2011-2012, 141,5 x 242,0 cm, Ölfarbe auf Leinwand, Foto: Jens Ziehe, Courtesy Zenon X Gallery, Antwerp, VG Bildkunst, Bonn 2012

Johannes Kahrs Centre PasquArt, Biel CH bis 25. November 2012 Johannes Kahrs ist einer der wichtigsten Protagonisten der deutschen Gegenwartskunst. Er manipuliert bereits existierende Bilder aus Filmen, der Presse und dem Internet aber auch eigene Fotografien, um Malereien und Papierarbeiten zu schaffen. Eines seiner zentralen Themen ist der menschliche Körper, wobei Kahrs den Fokus häufig auf einzelne Partien richtet. Durch die Wahl des Bildausschnittes, den gezielten Einsatz von Licht sowie durch Torsion und Unschärfe werden die Sujets bis an die Grenzen der Unkenntlichkeit aufgelöst. Wie kaum ein anderer Kunstschaffender geht Johannes Kahrs in seiner Malerei an physische wie psychische Grenzen des Darstellbaren. Auch in der Behandlung von Stillleben und Interieurs zeichnen sich seine Werke durch eine intensive Körperlichkeit aus, die gleichzeitig anziehend wie abstossend wirkt und sowohl den Eindruck von Schönheit als auch von Schrecken zu vermitteln vermag. D.M.

Newtopia

widmet. NEWTOPIA wird die Entwicklung der Menschenrechtsbewegung und die Entstehung eines diesbezüglichen Diskurses seit der Nachkriegsära aufzeigen und zahlreichen komplexen und vielschichtigen Themen bezüglich der Menschenrechte auf den Grund gehen. Die Ausstellung ist in verschiedene thematische Kapitel unterteilt, anhand derer die Entwicklung der Menschrechte und ihr Erstarken, vor allem seit den 1970ern, aufgezeigt wird. Diese werden sich mit ebenso vielfältigen wie komplexen Facetten der Menschenrechte auseinandersetzen: von zivilen und politischen Rechten, sozialen, ökonomischen und kulturellen Rechten über das Recht auf nachhaltige Entwicklung, bis hin zu Frieden und einer gesunden Umwelt. NEWTOPIA wird bis 10. Dezember 2012 in Mechelen, Belgien zu sehen sein, ergänzt durch eine Sonderausstellung in Brüssel. NEWTOPIA präsentiert mehr als 70 anerkannte und aufstrebende Künstler aus verschiedenen Medien der zeitgenössischen Kunst. Viele der Künstler kommen aus Ländern und Regionen, in denen Menschenrechte ein besonders umstrittenes Thema waren oder immer noch sind, zum Beispiel aus dem arabischen Raum, aus China, Lateinamerika und der früheren Sowjetunion. Etwa die Hälfte der Künstler stammt aus den westlichen Ländern. kuratiert von Katerina Gregos

Elisabetta Benassi, Truths and Lies, 2012, © of the Artist and Magazzino, Rome

Culturcentrum Mechelen, Mechelen B bis 10. Dezember 2012 NEWTOPIA: The State of Human Rights Auch 60 Jahre nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, ist die Wahrung der Menschenrechte immer noch eine drängende, globale Angelegenheit. NEWTOPIA: The State of Human Rights ist eine bedeutende internationale Ausstellung der zeitgenössischen Kunst, die sich dem Thema Menschenrechte

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Peter Liechti Schaukasten Herisau, Herisau CH bis 18. November 2012 WEGSTÜCKE Es könnte die Auslage eines Trödlerladens sein; liebevoll assortiert, etwas antiquiert, vielleicht auch vergessen, aber in der Anmut eines Altars

präsentiert, fast wie ein Bildstöckli, wie es Wegstücke manchmal säumen. Die einzelnen Gegenstände sind weit mehr als nur die Sachen, die wir sehen. Es sind Stellvertreter für je eine Geschichte, die Peter Liechti in Form eines Films der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Die gelöcherte Pfanne, der Aschenbecher mit dem blauen Schirm, Ventilator, Buch, Stofftier, Huhn und Hut – sie alle und einige dazu schreiben Peter Liechtis Filmographie der letzten dreissig Jahre: Signers Koffer (1996), Hans im Glück (2003), Kick That Habit (1989), The Sound of Insects (2009), Wind und Weh (2012), Sommerhügel (1984) und Ausflug ins Gebirge (1986)… Und sie sind ein Statement. Es sind materielle Überbleibsel von einer Kunstform, deren Speichermedien von Jahr zu Jahr virtueller werden, die im Zug der Digitalisierung in zunehmender Auflösung begriffen sind. Für seinen noch in Arbeit befindlichen Film Wind und Weh – Der Untergang des Abendlands (Arbeitstitel: Vaters Garten) verzichtet Peter Liechti erstmals auf das 35mm Negativ. «Ich wünsche mir wieder mehr materiellen Bezug zu unseren Produkten und ihren Produktionsmitteln», stellt er parallel dazu fest. «Hatte ich bisher geglaubt, dass Begriffe wie Materialismus und Kapitalismus einander bedingen und gegenseitig umschreiben, so ist mir die heutige Ent-Materialisierung, die grundsätzliche Entwertung alles Materiellen, inklusive unserer Arbeit, noch unheimlicher. Ich beginne zu verstehen, dass der innerste Motor des Kapitalismus nie materieller, sondern immer virtueller Natur war. Alles Materielle ist zu träge und stellt sich dem Wachstum, der Vervielfältigung, der Beschleunigung, der Umsatzsteigerung in den Weg.» Mit der Digitalisierung wächst das Bedürfnis nach Widerstand durch greifbares Material. Die als Stillleben geordneten Wegstücke sind das Bremsmittel einer auf Daueroptimierung ausgerichteten Lebensform. Kompromisslos und sich verausgabend verfolgt Peter Liechti seit dreissig Jahren grundlegende Fragen des Seins, richtet den Blick auf Alltägliches und Widersprüchliches und scheut das Scheitern nicht. Mit seinem jüngsten Projekt mit dem Arbeitstitel «Vaters Garten - Der Untergang des Abendlands» denkt er nicht nur über die eigene Familie, sondern über den Wandel von Werten nach. Dazu gehört auch der kritische Blick auf die Entwicklung neuer Technologien, Nostalgie und Aufgeschlossenheit. Ursula Badrutt



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