Futuro nr 28 29

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contemporaryart

28-29

September / September / Settembre 2013 english / deutsch / italiano

BARBARA GWERDER

MARKUS K. FRITSCHI VANDA BILINSKI

MARCO GIOLLO

ANITA HALLER

SIMONE MONNEY

Swiss Artist Contest 2013

ISSN 1660-7341

Europa € 10,00

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Schweiz CHF 8.00


www.kunstforuminternational.ch Klassische Moderne und Gegenwartskunst 13. – 16. März 2014 Messe Karlsruhe www.art-karlsruhe.de


30 JAHRE GALERIE DEL MESE-FISCHER

Ju b i l ä u m s a u s s t e l l u n g 30 Künstlerinnen und Künstler

Eröffnung: Samstag 12. Oktober 2013, 18 Uhr Dauer der Ausstellung: 12. Oktober bis 2. November 2013

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr Samstag 14 bis 17 Uhr

Galerie Del Mese-Fischer Seefeldstrasse 10 - CH-5616 Meisterschwanden T +41 (0)56 667 18 28 - F +41 (0)56 667 18 04 info@delmesefischer.ch - www.delmesefischer.ch


L IDIA M EJIA J AVIER A U S ST E L L U N G 16. November bis 21. Dezember 2013 Vernissage: Samstag, 16. November 2013, 18 Uhr Einführung: Bruno C. Bruderer Zur Vernissage und zum Besuch der Ausstellung sind Sie und Ihre Freunde ganz herzlich eingeladen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr

Silencios entretejidos, Öl auf Karton, 81 x 35,5 cm

GALERIE DEL MESE-FISCHER

Seefeldstrasse 10 5616 Meisterschwanden

Tel.: +41 (0)56 667 18 28 Fax: +41 (0)56 667 18 04 info@delmesefischer.ch www.delmesefischer.ch


10 JAHRE KUNST FORUM INTERNATIONAL

Jubiläumsausstellung 16. November bis 21. Dezember 2013 Vernissage: Samstag, 16. November 2013, 18 Uhr Einführung: Adriano Sturz, Präsident KFI

Kunst Forum International und Ihre Künstlerinnen und Künstler laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein zur Jubiläumsausstellung. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr Samstag 14 bis 16 Uhr

Kunst Forum International Seefeldstrasse 10 T +41 (0)56 6671484

CH-5616 Meisterschwanden

F +41 (0)56 6671804

info@kunstforuminternational.ch

www.kunstforuminternational.ch


contemporaryart

FUTURO Herausgeber: Del Mese-Fischer Verlag Direktion: Enzo Del Mese enzo.del_mese@bluewin.ch Redaktion: Filippo Fasulo James Stevens Angelo Calabrese Direktion, Redaktion & Administration: Del Mese-Fischer Verlag Seefeldstrasse 10, CH-5616 Meisterschwanden Tel. +41 (0)56 667 18 28 Fax +41 (0)56 667 18 04 info@futuro-magazin.ch www.futuro-magazin.ch Anzeigen, Abonnemente, PR Dora Del Mese +41 (0)56 667 18 28 info@futuro-magazin.ch

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Druck Nastro & Nastro srl www.nastroenastro.it ISSN 1660-7341

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Impressum


Contents Inhalt Sommario

BARBARA GWERDER

contemporaryart

MARKUS K. FRITSCHI VANDA BILINSKI

MARCO GIOLLO

ANITA HALLER

SIMONE MONNEY

6 7

Uwe Wittwer Vitromusée Romont + Musée du papier peint, Mézières

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Dieter Meier

Swiss Artist Contest 2013

Cover / Titelseite / In copertina Winner / Preisträger / Vincitori Swiss Artist Contest 2013 26

Legends from Nunavik – Ursula & Christian Grunder Peter Schlör Heinz Anderrüti

27-31 Swiss Artist Contest 2013 Kuratorin: Madeleine Schuppli

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Angelo Calabrese

32-33 Barbara Gwerder – Angelo Calabrese

Claudia Angelmaier + Stefan Guggisberg Cross over – Gastkuratorin: Christin Müller Margret Rufener – Katharina Ammann

Arte Postale Kuratorin: Rosa von der Schulenburg

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Piet Mondrian, Barnett Newman, Dan Flavin Tatoo David Renggli Wade Guyton

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Fabian Marti, Claudia Comte & Omar Ba

34-35 Markus K. Fritschi Angelo Calabrese

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Marco Giollo – Angelo Calabrese Vanda Biliski – Angelo Calabrese Simone Monney – Angelo Calabrese Anita Haller – Angelo Calabrese

Kuratorin: Felicity Lunn

August Lucas Kurator: Dr. Philipp Gutbrod

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Holes in the Walls – Kuratiert von Balthazar Lovay Yorgos Sapountzi Kuratorinnen: Sabine Rusterholz Petko & Christina von Rotenhan Martin Beck – Kuratorin: Christina Rotenhan

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Paolo Bellini, James Licini, Josef Maria Odermatt Ilja Tschaschnik – Kurator: Friedemann Malsch Chambres de Luxe. Künstler als Hoteliers & Gäste – Helen Hisch Konstellation 6, Begriffe – Räume – Prozesse Kuratorin: Isabelle Fehlmann Marge Monko – Kurator: Rainer Fuchs

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MAK Design Salon #02 – Kurator Thomas Geisler Fotografie im Fokus Brigitt Andermatt Emil Schulthess – Kuratoren: Martin Gasser und Alexis Schwarzenbach Street-Art Brazil – Kuratorin: Carolin Köchling Franz Ackermann – Kurator: Dr. Thomas Köhler Jean Pfaff Marco Ganz Lawrence Schiller Matthias Danberg Johanna Diehl Christine Streuli – Kuratiert von Katja Blomberg NOK. Ein Ursprung afrikanischer Skulptur Kurator: Vinzenz Brinkmann

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Alessio Delfino Thomas Schütte

40-41 Pepe España – Curator: Alfonso de la Torre Friedrich Kunath Meekyoung Shin 42 Blue Homenatge a L’Invisible Paul Doran – Cristín Leach Hughes Sean Scully – Curated by Brett Littman and Joanna Kleinberg Romanow 43 Michael Gambino – a cura di Bianca Martinelli

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Carlo Carrà a cura di Simone Soldini e di Elena Pontiggia

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Alberto Biasi – a cura di Marco Meneguzzo Danilo De Mitri – a cura di Teo De Palma 46-47 Libero Libro D’Artista – presentato da Simona Caramia Etel Adnan – Silvia Pichini Nina Surel – a cura di Christian Caliandro


futurogalerien+museen

Uwe Wittwer Galerie Judin, Berlin DE bis 9. November 2013 DER BRIEF In seiner neuen Serie Der Brief gründet Wittwer seine Werke wie bisher auf Bilddokumente aus vergangenen Zeiten, um die Frage nach Bild, Wirkung und Wirklichkeit im digitalen Zeitalter zu vertiefen, und fasst sein zentrales Thema, die Zerbrechlichkeit der Idylle in Bilder von berückender Schönheit. Zum ersten Mal beschäftigt er sich nun aber mit der eigenen Familiengeschichte; er öffnet für den Betrachter die Fotoalben und Archivschachteln seiner Eltern und Großeltern und breitet die intimen Zeugnisse seiner Familiengeschichte auf 29 großformatigen Blättern vor dem Besucher aus. Ein Schlüsselbild der neuen Serie, Ruine (2013, wie alle Werke der Ausstellung), beruht auf einer der wenigen Fotografien, die der Vater aus Berlin mitgebracht hatte - wo er bis zum Kriegsende gelebt hatte. Das großformatige Aquarell zeigt die Fassaden von zerbombten Häusern, über denen die Ziffern 1, 2 , 3 und 4 schweben – sorgfältig in blauer Handschrift ausgeführt. Ihre Position lässt vermuten, dass sie die vier erkennbaren Hauseingänge nummerieren, jedoch keine Hausnummern sind. Für wen und zu welchem Zweck die Nummern auf die Fotografie geschrieben wurden, lässt sich nicht mehr ermitteln. Im Inkjet Waldstück greift der Künstler die kleine Zahlenreihe nochmals auf und legt sie über einen vernebelten Wald im Gebirge. Die Anordnung ist nun eindeutig nicht mehr sinnstiftend, sie strahlt nur noch Ruhe und vielleicht auch Trauer aus. Wald und Gebirge tauchen in der Werkgruppe häufig auf – nicht nur weil der Ausflug in die Natur als beliebtes und traditionelles Bildmotiv im Familienalbum reich vertreten ist. Sie sind auch als zentrale innere Bilder in der Erinnerung an eine unbeschwerte Kindheit abrufbar. In Waldstück negativ begleitet der junge Uwe den Vater und den Großvater in einen dunklen Wald zum Holzhacken. Was wie eine Szene aus einem GrimmMärchen angelegt ist, verliert durch zauberhafte Irrlichter alle Bedrohlichkeit. Solche Bildelemente, die für den Betrachter keine erkennbare Funktion haben, erinnern an die Praxis der Surrealisten. Den Brief, dem die Ausstellung ihren

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Uwe Wittwer, Portrait, 2013, Aquarell auf Papier, 130 × 114 cm, UWI-058

Titel verdankt, verfasste eine Großtante des Künstlers im Jahr 1921. Dass er, von einer Generation zur nächsten durchgereicht, fast ein Jahrhundert später als Großformat an einer Galeriewand hängt, zeugt von einer Bedeutung, die über seinen Inhalt hinausreicht. Wittwer hat den Brief gespiegelt und so ein unmittelbares Lesen durch den Betrachter verunmöglicht. Der Effekt, dass aus der Schrift ein Bild wird, verstärkt sich noch durch die Wahl des Ausschnitts und die Betonung des Falzes. In Portrait sehen wir den Künstler als kleinen Jungen. In den Händen hält er einen Feldstecher - ohne zu ahnen, dass dieses Instrument dereinst beim erwachsenen Künstler eine über ihre sinnliche Wahrnehmung hinausgehende Bedeutung erlangen und immer wieder als Motiv auftauchen wird. Fast alle Werke in dieser Ausstellung

hat Wittwer auf Papier ausgeführt. Neben der Aquarelltechnik bediente er sich erneut des digital bearbeiteten Inkjets. Zum ersten Mal hat er aber einige der Inkjets mit Ölfarbe überarbeitet. Die begrenzte Farbpalette der Werkgruppe und der oft dünne Farbauftrag bilden eine schöne Metapher für das Verblassen nicht nur dieser Erinnerungsbilder, sondern auch der Erinnerung selbst. Uwe Wittwer wurde 1954 in Zürich geboren. Retrospektiven widmeten ihm das Kunstmuseum Solothurn und das Ludwigforum, Aachen. Er nahm an der Ausstellungen Watercolour, Tate Britain, London (2011); Exhibitionism – The Art of Display, The Courtauld Institute of Art, London (2010) und Blumenmythos, Fondation Beyerler, Basel (2005), teil. D.U.


Baldwin Guggisberg, Monica Guggisberg und Philip Baldwin, Thomas Blank, Hubert Crevoisier, Julie Anne Denton, Diego Feurer, Katja Grütter, Jacqueline HoffmannBotquelen, Priska Jakobs, Marianne Kohler, Yann Oulevay, Valérie de Roquemaurel, Veronika Suter Vitromusée, Romont CH Musée du papier peint, Mézières CH bis 3. November 2013 FUSIONS „Fusions“ ist die erste Ausstellung des Vitromusée Romont, die ausschliesslich individuellen, dreidimensionalen Werken aus Glas oder mit Glas gewidmet ist. Der Titel spricht mehrere Aspekte an. Er bezieht sich auf die Schmelzprozesse, die bei der Herstellung der gezeigten Objekte eine wichtige Rolle spielen. Der Begriff kann für das Miteinander der Arbeiten verschiedener Künstler stehen. Er gilt aber auch für die Gesamtschau

gestalterischen Schaffens mit Glas, die sich zusammen mit den Glasmalereien und Hinterglasmalereien während dieser Ausstellung im Schweizerischen Museum für Glasmalerei und Glaskunst darbietet. „Fusions“ erinnert daran, dass das Vitromusée diese Ausstellung zusammen mit seinem Nachbarn, dem Musée du papier peint in Mézières zeigt. Dort stehen die zeitgenössischen Werke zudem im Zwiegespräch mit den Räumen und ihren reizvollen historischen Wandtapeten. Es war der Wunsch, mit diesem Anlass eine Übersicht über das nicht sehr umfangreiche, aber qualitätsvolle Schaffen mit Glas in der Schweiz zu zeigen. Die Wahl umfasste Künstler, die sich ganz ihrer gestalterischen Arbeit widmen und die sich auf die Herstellung autonomer, körperhafter Werke konzentrieren, wie sie manchmal mit dem Begriff Studio Glass umschrieben werden. Es dürfte schwierig und vielleicht auch nicht sinnvoll sein, zwischen den Arbeiten Gemeinsamkeiten zu suchen, auch solche, die über Tendenzen der Zeit hinausgehen. Dennoch stehen ein paar Stichworte im Vordergrund. Die oft sehr aufwändigen und mit auffallender Kompetenz beherrschten Arbeitsprozesse führen zu Werken, die wieder auf Wesentliches verdichtet werden, allem voran Eigenschaften des Glases. Schlichte, raffinierte Formgebungen unterstreichen dessen Materialität, Textur, Farbigkeit und das

Baldwin Guggisberg - Monica Guggisberg und Philip Baldwin, Birdfeeder, 2012. © photo Christoph Lehmann

Spiel mit dem Licht. Diese Reduktion und Abstraktion ist bei den meisten Künstlern jedoch gleichzeitig ein wichtiger Ausdruck von Inspirationen und Botschaften – Materie nicht (nur) als Werkstoff, sondern in hohem Masse ein Träger geistiger Werte. P.R.

Thomas Blank: Reflect No 2, 2012. Freihandgeblasene verspiegelte Kugel © photo Thomas Blank

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futurogalerien+museen

Dieter Meier Aargauer Kunsthaus, Aarau (CH) bis 17. November 2013 IN CONVERSATION Dieter Meier (*1945) ist Konzept- und Performancekünstler, Zeichner, Bildhauer, Filmemacher, Musiker, Essayist und Poet in einer Person. Mit In Conversation widmet das Aargauer Kunsthaus dem vielseitigen Kosmopoliten erstmals in der Schweiz eine umfassende Überblicksausstellung. Die Schau spannt den Bogen von den konzeptuellen und performativen Arbeiten der 1960er- und 70er-Jahre bis in die Gegenwart und macht deren weitgreifende Bedeutung mit zum Teil erstmals gezeigten Werken und Dokumentationen erfahrbar. Die Ausstellung bietet zudem die Gelegenheit, Dieter Meier als Musiker und versierten Gesprächspartner zu erleben.

Das Aargauer Kunsthaus präsentiert mit Dieter Meier einen aussergewöhnlichen Künstler, dessen Schaffen herkömmliche Gattungsgrenzen immer wieder überschreitet. Die Ausstellung bietet mit unterschiedlichen Bildern und Textdokumenten Einblicke in die frühen konzeptuellen Performances von Dieter Meier (Gehen, 1970, Zürich; Two Words, 1971, New York) und stellt Bezüge zur späteren Werkentwicklung her. In der Aufbruchstimmung von Fluxus, Konzeptkunst und aktionistischen Tendenzen der 1960er und -70er Jahre tritt Dieter Meier mit unerwarteten, situativen Aktionen auf und lässt das Publikum mitunter daran teilhaben. Konzeptuelle Ansätze verbunden mit subversiven Gesten - etwa das fünf Tage dauernde Abzählen und Abfüllen von 100’000 Schrauben in Plastiktüten vor dem Zürcher Kunsthaus (5 Tage, 1969) sind bezeichnend für Dieter Meiers frühes Schaffen. Schon damals

Yello, Tied up, 1988, Video, 3'30'', zum Yello-Album «Flag»

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gilt seine Aufmerksamkeit dem eigentlich ‘Unnützen’, womit er gängige Muster des Kunstbetriebs sowie gesellschaftliche Wertvorstellungen auf kritische und gleichzeitig humorvolle Weise unterwandert. Ähnlich wie bei den Auftritten im öffentlichen Raum interessiert sich Dieter Meier auch in seinen Fotografien für unspektakuläre Situationen, Orte und Objekte (20 Pictures within 5 minutes, 1970; Lost Sculptures, 1976; Non Shots, 1980). Indessen widerfährt dem Bedeutungslosen gerade durch Dieter Meiers künstlerische Auseinandersetzung mit eben diesem eine Bedeutungsaufladung und subtile Ästhetik. Immer wieder ist sich Dieter Meier sein eigenes Arbeitsmaterial und schlüpft für seine Fotoserien und Videoarbeiten in fiktive Rollen und unterschiedliche Identitäten (As time goes by, 1974-2013; Der falsche Magier, 1982).


futurogalerien+museen Meiers Manifestationen mit der Stiftung ASSOCIATION DES MAÎTRES DE RIEN (seit 2008) runden die Ausstellung ab und zeigen, wie Dieter Meier seine künstlerischen Anliegen bis in die Gegenwart konsequent weiterverfolgt. Trotz der zahlreichen Ausstellungen, in denen Dieter Meier bisher präsent war, ist sein Schaffen dennoch kaum angemessen gewürdigt worden. Es ist an der Zeit, die Bedeutung dieses Künstlers und dessen Rezeption im Bereich der Bildenden Kunst neu zu definieren und zu verhandeln. Dieter Meier (*1945 Zürich) macht Ende der 1960er Jahre mit konzeptuellen Performances im öffentlichen Raum auf sich aufmerksam und nimmt 1972 an der documenta 5 in Kassel teil. 1979 gründet er mit Boris Blank die legendäre Elektropopgruppe YELLO, die mit innovativen Sounds und Videoclips bald internationales Renommee erlangt und in die Musikgeschichte eingeht. Heute gehört Dieter Meier zu den herausragenden Schweizer Persönlichkeiten des internationalen Kulturbetriebs. Seit 1967 werden seine Filme an Filmfestivals gezeigt und ab 1970 folgen Kunstausstellungen im Inund Ausland. Kuratorin: Madeleine Schuppli Dieter Meier, Studie zu Behind Flowers, 1976, Fotografie

Als Vorläufer der Schweizer Videokunst ist Dieter Meier einer der ersten Kunstschaffenden, der Ende der 1960er-Jahre mit dem Medium Film zu experimentieren beginnt. Weder bestimmte Handlungsabläufe noch Erzählungen sind darin wiedergegeben (My grandparents, 1972; Portrait H. Lachmayer, 1972). Mehrere Einzelfilmprojektionen offenbaren den Pioniergeist seiner frühen und teilweise kaum bekannten Videoarbeiten. Im Dialog mit seinen Fotoserien wird die Vernetzung dieser Werkgruppen untereinander sichtbar. Viele der frühen Werke Dieter Meiers flossen nicht zuletzt in die berühmten Videoclips des Elektroduos YELLO mit ein, die Musikgeschichte geschrieben haben. Angesichts der künstlerischen Bedeutung der von Dieter Meier geschaffenen Videos ist diesen ein eigener Ausstellungsraum gewidmet. Jüngere Arbeiten - Fotoserien wie Portraits (ab 2010) sowie Dieter

Ausstellungsansicht Dieter Meier. In Conversation (7.9. – 17.11.2013), Aargauer Kunsthaus, Aarau Foto: Dominic Büttner, Zürich

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futurogalerien+museen

Claudia Angelmaier Stefan Guggisberg Galerie Parrotta Contemporary Art, Stuttgart DE bis 26. Oktober 2013 Claudia Angelmaier »PORTRAIT« Claudia Angelmaier beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit medienreflexiven Fragestellungen. In ihren analogen Fotografien untersucht sie in verschiedenen Werkzyklen und Serien das Verhältnis von Original und Kopie oder das Zusammenspiel von Bild und Text. Für die Künstlerin bilden vorgefundene Materialien wie Abbildungen, Objekte oder Textstellen, die sie sammelt und in bestimmten Kategorien ordnet, den Ausgangspunkt. So werden beispielsweise Bücher, Postkarten und Dias zu Protagonisten ihrer großformatigen Werke. Angelmaiers Bilder besitzen dabei einen doppelten Repräsentationscharakter: die Fotografien zeigen sowohl ein Kunstwerk als auch das Medium seiner Repräsentation. Der Bogen von Angelmaiers künstlerischen Arbeiten

Claudia Angelmaier »Uta« 2013, Farbfotografie, 102 x 116 cm

spannt sich von Bücherskulpturen («Pflanzen und Tiere»), abstrakten Farbfeldfotografien («Color and Gray»), über Postkartenbilder («Works on Paper»), bis hin zu ihrer aktuellen Serie der Doppelbildnisse.

Stefan Guggisberg »ohne Titel (Form)« 2013, Öl auf Papier, 50 x 40 cm

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Stefan Guggisberg »ENTFERNUNG ZUR SONNE« In den Arbeiten von Stefan Guggisberg ist eigentlich Unfassbares zu sehen. Eben jenes Irgendetwas, etwas, das nicht auf diesen oder jenen Begriff zu bringen wäre – wobei der Begriff des «Unfassbaren» ja eben dieses auf den außerhalb des Bildes stehenden Begriff zu bringen versucht. Aber die Metapher des Unfassbaren drängt sich nicht etwa deswegen auf, weil der Bilderkosmos von Guggisberg in die Abstraktion gleiten und kippen würde oder ungegenständlich wäre. Es sind sehr wohl Dinge zu sehen, die Erinnerungen wecken, wie sich in der kleinformatigen Serie «Entfernung zur Sonne» zeigt: da ein Brett, da ein feuerähnlicher, jedoch tiefblauer Wirbel, dort eine Tür, ein Glas, herumliegende Textilien – und das alles taucht in Räumen auf, die perspektivisch materialisiert sind und teils klare Konturen haben, also in Zimmern oder in einer Art Landschaft. Die Betrachtenden treten in Szenerien ein, die zugleich Geschichten sein könnten, vielleicht auch Träume, Alpträume: Etwas geschieht, etwas ist geschehen, etwas könnte geschehen – so sagt das Gefühl, ohne dieses Geschehen benennen zu können. So genau-vage und unverortbar die Räume, so unidentifizierbar die Geschichten. Die Bilder sind derart sehr narrativ – um sich dem Narrativen sogleich wieder zu entziehen. Sie scheinen illustrativ, der Text aber ist unwiederbringlich verloren gegangen, der hier zu den Bildern geführt haben könnte. Denn es gibt keinen Text. Es gibt nur das Bild. Und das Bild schweigt. Text: Konrad Tobler


futurogalerien+museen

Thomas Freiler, Illustrations, Graukeil, 3D Modell, CGI (Blender Render), 2009, Pigmentprint, 61 x 50.8 cm © Thomas Freiler

Fotomuseum Winterthur, Winterthur CH bis 17. November 2013 CROSS OVER Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie Wissenschaftliche Bilder faszinieren, weil sie Dinge und Vorgänge zeigen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben: Immer tiefer kann man in den Mikro- und Makrokosmos eintauchen und diese in Bildern fixieren. Dient die Fotografie in der Wissenschaft daher hauptsächlich als Sehhilfe der Forschenden oder geht ihre Rolle weit darüber hinaus? Seit der Erfindung der Fotografie in den 1830er Jahren resultieren aus der wissenschaftlichen Praxis stetig neue Ansprüche an Visualisierungen und damit auch ein unablässiges Herumschrauben an den Möglichkeiten des Mediums. Dadurch entstehen Bilder mit völlig anderen Prämissen als in der Dokumentar-, Werbe- oder Kunstfotografie. Was macht das delikate Verhältnis zwischen Fotografie und Wissenschaft aus? Welche Bilder entstehen dabei und wie lassen sich diese Aufnahmen lesen? Cross Over beleuchtet die Rolle der Fotografie als visuelle Erforscherin der Wissenschaften in einem fünffach gerichteten Blick: Das Kapitel Einblick schaut in den Mikrokosmos, von Röntgenfotografien über mikroskopische Aufnahmen bis hin zu Nebelkammerbildern. Ausblick thematisiert die Erforschung und das Vermessen des Makrokosmos, der Ferne und des Fremden, mit Bildern der NASA oder von ethnologischen Expeditionen.

Anhand von physikalischen Hochgeschwindigkeitsfotografien oder medizinischen Aufnahmen behandelt Durchblick fotografische Ordnungsversuche und Analysen. Der wissenschaftlichen Inszenierung und dem „Theater der Wissenschaften“ geht das Kapitel Selbstblick nach. Schliesslich kehrt die Ausstellung die Versuchsanordnung um und hinterfragt mit Reflektierendem Blick die Funktionsweisen der Fotografie. Die Kooperation zwischen Fotografie und wissenschaftlichen Disziplinen wird in Cross Over hinsichtlich ihrer eigenen Geschichte untersucht. Historische Bilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zeugen von ersten fotografischen Reformen in verschiedenen Forschungsfeldern, spätere Beispiele zeigen, wie sich Visualisierungsstrategien weiterentwickelt haben. Demgegenüber stehen in der Ausstellung sechzehn zeitgenössische künstlerische Positionen, die den wissenschaftlichen Materialien und Methoden einen Spiegel vorhalten – und die Laborwelten wie auch deren bildgebende Verfahren in Foto- und Videoarbeiten befragen. Zwischen dem Bild als Beweismittel, Dokumentationshilfe, Messgerät und künstlerischer Reflexion entstehen vielfältige Bezüge, die das Medium Fotografie ausloten und dessen Grenzen abschreiten. Mit Werken u.a. von Anna Atkins, Auguste-Adolphe Bertsch, Hans Danuser, Liz Deschenes, Marion Denis, Harold Edgerton, Léon Foucault, Thomas Freiler, Bernhard Gardi, Raphael Hefti, Jules Janssen, Irène Joliot-Curie, Markus Krottendorfer, Albert Londe, Aïm Deüelle Lüski, Maschinensehen (Henning Arnecke, Lisa Bergmann, Christoph Oeschger, Elke Reinhuber), Melanie Matthieu, Aurélie Pétrel, Rodolphe Archibald Reiss, Hannes Rickli, Thomas Ruff, Adrian Sauer, Laurent Schmid, Sarah Schönfeld und Simon Starling.

Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Im Bündner Kunstmuseum wird es zum ersten Mal in grösserem Umfang präsentiert. Zeichnen hat Margret Rufener oft als Nebenbeschäftigung betrachtet. Immer wieder war anderes wichtig: Für die gelernte Grafikerin die Gestaltung von Büchern, für die Mutter die Familie, für die Künstlerin die Unterstützung ihres Mannes Jean-Frédéric Schnyder. So hat ihr eigenes Werk, das sie trotz allem kontinuierlich betrieben hat, bislang keinen Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Im Bündner Kunstmuseum wird es zum ersten Mal in grösserem Umfang präsentiert. Im Zentrum des Schaffens von Margret Rufener stehen Zeichnungen, die stark aus der Körperbewegung heraus entstehen, Lebenszusammenhänge reflektieren und bildnerische Gesetzmässigkeiten für das menschliche Denken und Fühlen, für Zeit und Vergänglichkeit suchen. Parallel dazu schafft sie wunderbar poetische Texte als Schriftbilder oder für selbst verlegte Bücher und Hefte. Für die Ausstellung hat die Künstlerin eine präzise Werkauswahl getroffen und in zehn thematischen Räumen zusammengefasst. Katharina Ammann

Margret Rufener, Ohne Titel, 2009, Tusche auf Papier, 78 x 57 cm

Gastkuratorin: Christin Müller.

Margret Rufener Bündner Kunstmuseum, Chur CH bis 17. November 2013 ZEICHNEN SCHREIBEN Seit den 1960er-Jahren hat Margret Rufener gezeichnet und geschrieben. Trotzdem hat ihr Werk bislang keinen

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futurogalerien+museen Akademie der Künste, Berlin DE bis 8. Dezember 2013 ARTE POSTALE Die Ausstellung ARTE POSTALE zeigt Bilderbriefe und Künstlerpostkarten aus den Archiven der Akademie und gewährt erstmals auch Einblick in ihre große Mail Art Sammlung. Darüber hinaus präsentiert sie ausgewählte Künstlerpost und Postkartenentwürfe von zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen. Die einmalige Schau von bisher noch nie oder selten gezeigten Arbeiten umfasst knapp 700 Exponate, darunter auch Plakate und Objekte sowie ungezählte Beiträge einer aktuellen Mail Art-Aktion. Einmal mehr breitet die Akademie Schätze aus ihren Archivbeständen aus. Hier finden sich Briefe und Postkarten von George Grosz, Else LaskerSchüler, Max Pechstein oder auch Zeichenbotschaften von Bernhard Heisig, Bernard Schultze, Werner Stötzer und Joachim John, die an die Akademie adressiert waren. Zu den zahlreichen gezeichneten, gemalten,

collagierten, druckgrafisch oder typografisch bemerkenswerten Postsendungen von Künstlern und Künstlerinnen anderer Sparten zählen die Briefe der Architektengemeinschaft Gläserne Kette, Postalisches von Hans Scharoun, aquarellierte Botschaften von Sarah Kirsch und Peter Rühmkorf, Bilderbriefe von Einar Schleef, Grüße und Kurzkommentare von Robert Wilson, Luigi Nono und György Ligeti. Einen Schwerpunkt der Schau bilden Postsendungen von herausragenden Protagonisten der Mail Art-Szene der DDR und ihren Korrespondenzpartnern in Ost und West, darunter auch von den in ihrer Heimat politisch verfolgten Mail Artisten Clemente Padín und Jorge Caraballo (Uruguay) sowie EdgardoAntonio Vigo (Argentinien). Mit subversiver Energie und pointierter Metaphorik auf der Wort- und Bildebene verstanden sie es, staatliche Kontroll- und Regelinstanzen zu unterlaufen, den Horizont ästhetisch und gedanklich zu erweitern und über Grenzen hinweg politische und soziale Solidargemeinschaften zu bilden.

Wie wichtig für Fluxus- und Konzeptkünstler und viele andere Kunstschaffende im Westen die Postkarte als künstlerisches Medium und von welcher generellen Bedeutung für die Freundschaft unter Künstlern der Austausch von Bildern und Worten per Post war und ist, führt ein weiterer Ausstellungsteil vor Augen. Er ist der Edition Staeck und der Künstlerpost gewidmet, die Klaus Staeck von zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen erhielt. Zu seinen Korrespondenten gehören Joseph Beuys, Dieter Roth und Daniel Spoerri, Hanne Darboven, James Lee Byars, Jean-Jacques Lebel, aber auch Andy Warhol, Emil Schumacher und Jonathan Meese. Das Ergebnis einer anlässlich der Ausstellung initiierten Mail Art-Aktion zum Thema „Academy/Akademie“ verdeutlicht, wie sehr auch im Zeitalter des Internets das analoge Netzwerken und künstlerische Agieren im „kleinen Format“ ein Bedürfnis ist und Freude macht. Kuratorin: Rosa von der Schulenburg

Einsendungen zur internationalen Mail Art-Aktion „Academy/Akademie“ von Klaus Staeck und Lutz Wohlrab anlässlich der Akademie-Ausstellung ARTE POSTALE, 2013, Foto: Lutz Wohlrab

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Barnett Newman (1905–1970), Chartres, 1969, Acryl auf Leinwand, 305 x 289.5 cm, Daros Collection, Switzerland © ProLitteris, Zürich

Piet Mondrian Barnett Newman Dan Flavin Kunstmuseum Basel, Basel CH bis 19. Januar 2014 Piet Mondrian, Barnett Newman und Dan Flavin sind drei eminent wichtige Künstler der Moderne, die je einer anderen Generation angehören und sich unter jeweils ganz anderen geistigen und gesellschaftlichen Vorzeichen der abstrakten Kunst verpichtet haben. Mit drei in sich schlüssigen Einzelpräsentationen schafft die Ausstellung in chronologischer Abfolge ein Spannungsfeld mit überaus

erhellenden Zusammenhängen zwischen Analogie und Widerspruch und fügt sich zu einem Gesamtorganismus. Ausgangspunkt bilden ikonenhaft verdichtete Tafelbilder von Piet Mondrian (1872–1944), die ab 1919 in Paris entstanden sind. Sie beschränken sich ausschliesslich auf die Verwendung horizontaler und vertikaler Linien sowie die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau und die Nicht-Farben Schwarz, Weiss und Grau. Mondrian nannte seine Form der Abstraktion »Neue Gestaltung«, mit der er nach einer Anwendbarkeit auf alle Lebensbereiche suchte und das »reine Sehen des Universalen« offenbaren wollte. Barnett Newman (1905–1970) urteilte programmatisch über Mondrians Kunst, sie versetze einen mittelseiner repräsentativen Darstellung der mathematischen Äquivalente der Natur in eine sinnlich makellose Welt. Newman wollte die Farbe von ihrer kompositionellen Unterordnung und allen sonstigen Prinzipien lösen. Diese befreiende Entfaltung der Farbe auf teilweise riesigen Bildformaten zielte auf die metaphysische Erfahrung des Erhabenen, die Newman mit dem Begriff des »Sublimen« umschrieb. Dan Flavin (1933–1996) verzichtete in den frühen 1960er Jahren auf Malerei und Skulptur. Er nahm eine faktische Haltung ein und kombinierte seine Lichtinstallationen aus handelsüblichen Leuchtstoffröhren. Die repetitiv

Piet Mondrian (1872–1944), Tableau 3, avec orange-rouge, jaune, noir, bleu et gris, 1921, Öl auf Leinwand, 49.5 x 41.5 cm Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel 1941 Photo: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler © Mondrian/Holtzman Trust c/o HCR International USA

eingesetzten Elemente sind ganz dem Alltagsleben und der industriellen Produktion verpichtet und verneinen – trotz Lichtmagie – jene werkübergreifende metaphysische Dimension, die Mondrian und Newman eint. Das Kunstmuseum Basel besitzt von allen drei Künstlern zentrale Arbeiten. Diese vertrauten Werke bilden das Rückgrat der Ausstellung und werden gezielt um bedeutende Leihgaben aus wichtigen Sammlungen in Europa und den USA ergänzt. C.S.

Dan Flavin, untitled (in memory of Urs Graf), 1972/1975, Gelbe, rosa, grüne und blaue Leuchtstoffröhren, Dauerinstallation, vier Teile à je 244 cm und vier Teile à je 1340 cm, vertikal Kunstmuseum Basel © ProLitteris, Zürich

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futurogalerien+museen umfassenden Sinn in Design, Kunst, Architektur und Medizin zum Thema hat. Die beiden Ausstellungen bilden ein aktuelles Ensemble mit entsprechendem Rahmenprogramm. Mit Werken u.a. von: Emanuelle Antille / Masahiko Adachi / Cookie Bros / Imogen Cunningham / Wim Delvoye / Chris Eckert / Goran Gali & Gian-Reto Gredig / Happypets / Herbert Hoffmann / Mario Marchisella / Enrique Marty / The Rich Mingins Collection / Becky Nunes / Jens Uwe Parkitny / Klaus Pichler / Christian Poveda / Rodolphe Archibald Reiss / Fumie Sasabuchi / Santiago Sierra / Aroon Thaewchatturat / Timm Ulrichs / Artur mijewski u.a. P.R. Ashleigh tattooed by Saira Hunjan © Copyright: Saira Hunjan Foto: Tareq Kubaisi

Wade Guyton

David Renggli Gewerbemuseum Winterthur, Winterthur CH bis 9. Juni 2014 TATTOO Alle Kulturen kennen die Tradition der Tätowierung und seit jeher wurde die menschliche Haut als Leinwand für die Kunst der Tattoos benutzt. Sie gehört zu den frühen Kunstformen und ältesten Handwerkspraktiken. Die gestochenen Linien auf dem ca. 5200 Jahre alten Körper der Mumie von Ötzi, dem Mann aus dem Eis, sind Beispiel dafür. Tattoos leben von der Dauer, für immer werden Pigmente unter die Haut gestochen, gleichzeitig sind sie so vergänglich wie das Leben ihrer Träger selbst. Sie erzählen persönliche Geschichten, schaffen Identität und Zugehörigkeit, verschönern, heilen, schützen. Sie faszinieren oder stossen ab, werden mystifiziert und sind Teil von Modeströmungen. Waren sie in der westlichen Kultur lange Zeit Ausdruck spezifischer Gruppen, gehören sie mittlerweile zu alltäglichen Erscheinungen, die nicht mehr wegzudenken sind. Die Ausstellung “Tattoo” widmet sich alten Traditionen und neuen Geschichten und konzentriert Aspekte des Phänomens mit Fokus auf künstlerische, handwerkliche und kulturspezifische Fragen. Sie wird im Rahmen des Kulturherbstes Winterthur eröffnet und bildet als erste Hautgeschichte den Auftakt zur folgenden Ausstellung “Skin to Skin”, welche Haut im

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Installationsansicht / Installation view «Wade Guyton, Seth Price, Josh Smith, Kelley Walker», Kunsthalle Zü rich, 2006 © Stefan Altenburger Photography Zurich

Kunsthalle Zürich, Zürich CH bis 10. November 2013

Kunst Halle Sankt Gallen, St. Gallen CH bis 28. Oktober 2013

David Renggli - in gewisser Weise ein Wunderkind der Schweizer Kunstszene - weiss dank einer einzigartigen Mischung von Themen und Formen, von Spektakel, Humor und Poesie seit mehr als zehn Jahren immer wieder die Neugierde des Kunstpublikums zu wecken. Eine unerwartete Verbindung verschiedener Alltagsmaterialien und motive charakterisiert das heterogene Repertoire des Künstlers aus skulpturalen Objekten, Installationen, Fotografien und Hinterglasmalerei. Häufig erschafft er scheinbar Bekanntes, das sich aber bei näherer Betrachtung als surreale, absurde Groteske entpuppt. Der Moment der Überraschung ist in seinem Schaffen immer wieder das leitende ästhetische Prinzip. Das konstante Experimentieren mit klassischen Museumsdisplays, aber auch von Gattungen und Motiven der Kunst, ist ein wiederkehrendes Thema in David Rengglis Arbeit, wie kürzlich in der Ausstellung «The Charm of Ignorance» im Museum Bellpark Kriens (2012) zu sehen war: Der Künstler füllte sämtliche Museumswände mit mehr als 2000 collagierten Bildern in Petersburger Hängung. Von dieser Auseinandersetzung zeugen in seiner Soloschau in der Kunst Halle Sankt Gallen zwei Hinterglasmalereien.

Es ist nicht der Pinsel oder der Stift, mit dem der amerikanische Künstler Wade Guyton (geboren 1972 in Hammond, Indiana, lebt und arbeitet in New York) Farbe auf die Leinwand oder herausgerissenen Seiten von Kunst-, Architektur- und Lifestylezeitschriften aufträgt, sondern er überlässt den Akt des „Malens“ einem Tintenstrahldrucker. Dieser druckt eine vom Künstler am Computer entwickelte, minimalistische Formensprache (Kreise, Rechtecke oder zu formalen Elementen gewordene Buchstaben) auf den Bildträger. Ob dabei mal weniger, mal mehr Farbe aufgetragen wird, sich die Leinwand gar im Drucker verfängt, reisst oder knittert, gehören ebenso zum Entstehungsprozess wie solche „Fehler“ wie Schlieren, Tropfen oder Spritzer – es ist ein Spiel des Zufalls, das gleichzeitig die Frage nach der künstlerischen Autorschaft in der Werkentstehung aufwirft. Guytons „printer paintings“ siedeln sich zwischen Funktionalismus und Dekoration, Kunst und Industrie sowie Original und Reproduktion an. Nach der Ausstellung «Wade Guyton, Seth Price, Josh Smith, Kelley Walker» im Jahr 2006, konzipiert Wade Guyton nun eigens für die Kunsthalle Zürich eine Gesamtinstallation mit neuen Arbeiten.

K.H.

P.R.

«SCARAMOUCHE»


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Fabian Marti Claudia Comte Omar Ba CentrePasquArt, Biel CH bis 24. November 2013 MARTI COLLECTION Fabian Marti (*1979 Fribourg, lebt in Zürich) ist zu einem der wichtigsten Akteure der Schweizer Kunstszene geworden. Er arbeitet mit hybriden Medien wie Fotogramm, Keramik und Tapete, die Handwerk und Massenproduktion überspannen und Themen wie Kreativität und Autorenschaft hinterfragen. Die Ausstellung von Fabian Marti handelt vom Konzept des Künstlernetzwerkes und des Tauschens. Marti präsentiert eine Replik seines Projekts TwoHOTEL, eine Struktur, welche er im Februar 2013 an einem Strand in Brasilien errichtet hat. Konzipiert spezifisch für KünstlerInnen, wird TwoHOTEL nur mündlich bekannt gegeben und basiert auf Freundschaft und künstlerischer Wertschätzung. Dazu zeigt Marti seine eigenen Arbeiten zusammen mit Kunstwerken, die Kunstschaffende aus seinem Netzwerk mit ihm getauscht haben. Dabei setzt er eine jahrhundertelange Tradition fort, in der KünstlerInnen in Freundschaft und gegenseitigem Respekt einander eine Arbeit schenken. Der Tauschprozess ist ein wichtiges Element des Künstlernetzwerkes, weil es nicht nur eine währungslose

Wirtschaft kennzeichnet, die das Marktsystem umgeht, sondern auch Kommunikation und Diskussion benötigt. Claudia Comte & Omar Ba Die zwei jungen Kunstschaffenden aus der Romandie, Omar Ba und Claudia Comte, gehören zu den spannendsten aufkommenden KünstlerInnen der Schweiz. In der gemeinsamen Ausstellung, welche ihre aktuellsten Werke präsentiert, entsteht ein Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen der beiden KünstlerInnen. Claudia Comte (*1983 Lausanne, lebt in Berlin) beschäftigt sich mit den verschiedensten Medien wie Skulptur, Druckgrafik, Installation und Malerei. Von zentralem Interesse für die Künstlerin sind die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Bildsprachen aus der Kunstgeschichte und der Populärkultur. Sie belebt traditionelle handwerkliche Praktiken neu und lässt die Grenze zwischen den Kunstwerken und ihrem Setting verschwinden. Omar Ba (*1977 Loul Sessène, Senegal, lebt in Genf) schafft Malereien, die sich durch eine charakteristische Ikonografie auszeichnen. Der Kontrast zwischen den Fantasiewesen und der Sinnlichkeit der Details ist faszinierend und beunruhigend zugleich. In seinen Gemälden verbergen sich allegorische Botschaften, welche von Machtsystemen handeln, die Einfluss auf politische, soziale und kulturelle Themen, aber auch auf die Identitätsproblematik in Afrika haben. Kuratorin: Felicity Lunn

Omar Ba, Ausstellungsansicht CentrePasquArt 2013, Courtesy Omar Ba & Galerie Guy Bärtschi Foto/photo: Patrick Christe

August Lucas (1803-1863), Efeuumrankter Baumstamm und Gebirgskette, 1825, Aquarell und Bleistift auf Papier, 31,7 x 16,9 cm, Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt Foto: Gregor Schuster

August Lucas Institut Mathildenhöhe, Darmstadt DE bis 5. Januar 2014 WER ENGEL SUCHT Im Jahr 1829 reist August Lucas, ausgestattet mit einem Stipendium des Darmstädter Großherzogs, nach Italien und folgt damit einer unter Künstlern des 19. Jahrhunderts weitverbreiteten Italiensehnsucht. Im Oeuvre von Lucas vollzieht sich dadurch ein Wechsel in Stil und Inhalt fort von reiner Naturbeobachtung hin zu einer klassizistisch überhöhten Naturinszenierung. Die „August-Lucas“-Ausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt zeigt in 80 ausgewählten Aquarellen und Zeichnungen den faszinierenden Übergang zwischen einem frühen impulsiv-romantischen Individualstil und dem späteren kollektiven Zeitstil im Schaffensprozess des Malers und Zeichners. Zahlreiche Werke des Künstlers werden in der Ausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt zum allerersten Mal ausgestellt. Zu entdecken sind Zeichnungen, die in der Überlagerung von Bild- und Wortelementen veritablen Palimpsesten gleichen – mit sprechenden Textfragmenten, wie dem titelgebenden „wer Engel sucht“. Die Worte stammen aus Christoph August Tiedges Gedicht „An Gleim“, der damit das auch für August Lucas zentrale Spannungsverhältnis von Ideal und Wirklichkeit pointiert: „Jedoch wer Engel sucht in dieses Lebens Gründen / Der findet nie, was ihm genügt / Wer Menschen sucht, der wird den Engel finden / Der sich an seine Seele schmiegt.“ Kurator: Dr. Philipp Gutbrod

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Ausstellungsansicht © Primula Bosshard

Kunsthalle Freiburg, Freiburg CH bis 3. November 2013 HOLES IN THE WALLS Early Works 1948-2013 Die Gruppenausstellung Holes in the Walls, Early Works 1948-2013 vereint Frühwerke schweizerischer und internationaler Kunstschaffender unterschiedlicher Generationen. Oder, um auf den absurden Aspekt hinzuweisen: Es ist eine Ausstellung junger Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichen Alters. So kommt es, dass die älteste Arbeit aus dem Jahre 1948 von der Hand eines zu dieser Zeit 23 Jahre alten Schaufensterdekorateurs und Künstlers namens Jean Tinguely erschaffen wurde. Die jüngsten präsentierten Werke stammen von Künstlerinnen und Künstlern, die erst vor kurzem die Kunstschule abgeschlossen haben und gegenwärtig 23 bis 25 Jahre alt sind. Vervollständigt wird die Schau mit einer Vielzahl von Frühwerken der Künstlergenerationen zwischen 1948 und 2013. Die Besucherinnen und Besucher erhalten die Möglichkeit, sowohl historische Werke, wie z.B. die Skulptur Seven Seals for Missouri Break (1976) von Robert Longo, eine Zeichnung von John Armleder von 1968 oder eine 1972 von Matt Mullican im Cal Art realisierte Arbeit wiederzuentdecken, als auch gut behütete Schätze wie die Wall Ride (2000) von Stéphane Dafflon & Valentin Carron oder die ersten Zeichnungen von Mai-Thu Perret von 1999 zu Gesicht zu bekommen. Die Ausstellung ermöglicht ebenfalls die Begegnung mit Werken von unauffälligeren Kunstschaffenden, wie den Permanentmarker-Bildern (1996) von Keith Farquhar, den Fotografien der schottischen Künstlerin Charlotte Prodger (2010) oder eines relationalen Kunstwerks aus dem Jahr 1987 von JeanDamien Fleury. Die heutige Generation junger Künstlerinnen und Künstler wird u. a. vertreten durch Bernhard Hegglin, Jonas Hermenjat, Nelly Haliti, Grégory Sugnaux und Oliver Falk, von denen Werke aus dem Jahr 2013 gezeigt werden. Kuratiert von: Balthazar Lovay

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Werke von: Mathis Altmann, John Armleder, Alexandre Bianchini, Valentin Carron & Stéphane Dafflon, Guillaume Dénervaud, Chloé Delarue, Boris Dennler, Latifa Echakhch, Oliver Falk, Keith Farquhar, Peter Fischli, JeanDamien Fleury, Wade Guyton, Nelly Haliti, Bernhard Hegglin, Jonas Hermenjat, Pablo Hurtado, Emil Michael Klein, Paul Limoujoux, Robert Longo, Laure Marville, John Miller, Matt Mullican, Lauris Paulus, Mai-Thu Perret, Charlotte Prodger, Markus Raetz, Emanuel Rossetti, Peter Stämpfli, Grégory Sugnaux, Ramaya Tegegne, Jean Tinguely, Bernhard Zitz

Yorgos Sapountzi Martin Beck Kunsthaus Glarus, Glarus CH bis 24. November 2013 URNERKNABE AM SCHAUFENSTER / EMPATHIE Yorgos Sapountzis (*1976 in Athen, lebt in Berlin) setzt historischen Statuen und Denkmälern mit choreografierten Performances, fragilen Installationen und Videos seine zeitgenössische und subjektive Perspektive entgegen. Diese Annäherungen an Skulpturen geschehen mit unterschiedlichen Strategien und Medien, die zu komplexen Installationen verwoben werden: Die Skulpturen werden in oft nächtlichen Performances von dem Künstler umtanzt, besetzt, bedeckt oder verändert. Mit instabilen und einfach transportierbaren Materialien wie Aluminium, Klebeband, bunten Stoffen oder Zeitungen umgarnt und verwickelt Sapountzis die steinernen und bronzenen Körper in eine eigene Narration, für viele seiner Performances lässt Sapountzis Musik komponieren; in Anlehnung an Theater und Szenografie werden die historischen Skulpturen in neuen Kontexten präsentiert. Aneignung geschieht auch durch Gipsabgüsse der Skulpturen, die für Sapountzis die Essenz der jeweiligen Skulptur darstellen. Aus Filmsequenzen der Performances entstehen gemischt mit anderen Aufnahmen von Skulpturen und Räumen bunte, collagierte Videoarbeiten, die wiederum auf Installationen in der Ausstellung projiziert werden. Was entsteht sind hybride Installationen in den Zwischenräumen von Geschichte und Gegenwart, Erinnern und Erleben, Kollektivem und Persönlichem. Sapountzis Werk bewegt sich zwischen

Yorgos Sapountzis: Kindererinnerung von Form und Farbe am Alten Friedhof (Kuddelmuddel), 2012 (Kunstverein Bonn, 2012)

Chaos und Ordnung, zwischen Unordung und der Bildung neuer Strukturen. Produktion und Rezeption eines Werkes lassen sich nicht mehr trennen, sein Werk erscheint vielmehr im Prozess konstanter Veränderung und Neuformierung. «Ich versuche», so Sapountzis, «eine Beziehung aufzubauen, damit das Werk am Ende nicht das ist was ich produziert habe und auch nicht, was schon existierte, sondern vielmehr die Beziehung zwischen diesen beiden Welten». Kuratorinnen: Sabine Rusterholz Petko und Christina von Rotenhan

Martin Beck LAST NIGHT Der Ausstellungstitel Last Night bezieht sich auf eine Sequenz von Songs, die am 2. Juni 1984 im legendären Tanzclub The Loft in der New Yorker Prince Street gespielt wurden. Der Club wurde 1970 von David Mancuso als private Loftparty begonnen und zeichnete sich durch einen speziellen Gemeinschaftssinn und aussergewöhnliche musikalische Qualität aus. Fragen nach der Präsentationsweise, der Selbstinszenierung, kommerziellen und massenmedialen Displaystrategien und sozialer Kommunikation stehen im Mittelpunkt der künstlerischen Praxis von Martin Beck. So sind auch seine Ausstellungen spezifische Arrangements der Werke, die deren eigene Display- und Kommunikationsmöglichkeiten im Ausstellungskontext ebenso zum Thema machen und damit das Verhältnis zwischen Werk und Ausstellung ständig neu vermessen. Kuratorin: Christina Rotenhan


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Paolo Bellini James Licini Josef Maria Odermatt Kunstmuseum Bern, Bern CH bis 10. November 2013 SKULPTURENLANDSCHAFT IN EISEN UND STAHL Paolo Bellini, James Licini und Josef Maria Odermatt gehören zu den herausragenden Vertretern der aktuellen Schweizer Eisenplastik. Nach monografischen Ausstellungen im Kunstmuseum Bern von Bernhard Luginbühl (2003) und Oscar Wiggli (2007) zeigt die Schau Eisen und Stahl die innovative Weiterentwicklung der Schweizer Eisenplastik von Bellini, Licini und Odermatt. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Paolo Bellini und James Licini und der Familie des verstorbenen Josef Maria Odermatt entstanden. Eisen und Stahl spielten in der Geschichte der Plastik lange keine Rolle. Aus den «unedlen» Materialien entstanden Gebrauchsgegenstände, Maschinen und Eisenbahnen. Eisen und Stahl wurden in Verbindung gebracht mit technischem Fortschritt und industrieller Revolution, jedoch nicht mit Kunst. Symbol des radikalen Umbruchs war der Eiffelturm, errichtet 1889 zur 100-Jahr-Feier der französischen Revolution. Saalaufnahme mit Werken von Paolo Bellini

PIONIERE AM WERK Bereits in den 1920er- und 1930erJahren experimentieren Schweizer Künstler wie Johannes Itten, Serge Brignoni, Walter Bodmer und Max Bill mit den Verfahren der Konstruktion und stellen surrealistische und konstruktivistische Plastiken aus Eisen und Stahl her. In den 1940er- und 1950er-Jahren startet die Generation der «jungen Rebellen» ihre Künstlerlaufbahn. Diese Künstler, darunter Bernhard Luginbühl, Robert Müller oder Jean Tinguely, nutzen das Material Eisen neu. Die Schweizer Eisenplastik bricht in die Abstraktion auf und erlangt rasch internationale Anerkennung. M.L.S. Ilja Tschaschnik, Suprematistische Komposition, ca. 1924, Bleistift, Tusche, Aquarell und Gouache auf Papier, 24,8 x 17,1 cm © Sepherot Foundation, Liechtenstein

Ilja Tschaschnik Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz FL bis 15. Dezember 2013 Nach Studien der Architektur in Moskau und der Malerei in Witebsk bei Marc Chagall begegnete er 1919 Kasimir Malewitsch und wurde zu einem der wichtigsten und besten Exponenten des von diesem begründeten «Suprematismus». Dessen Ziel war es, die Kunst in einer umfassenden Art als «neue Kunst» auf

alle Aspekte des materiellen, geistigen und spirituellen Lebens auszuweiten, auf diese anzuwenden und damit das gesellschaftliche Leben neu zu begründen. Die enge Zusammenarbeit mit Malewitsch verhinderte jedoch nicht, dass Tschaschnik innerhalb des Suprematismus einen sehr eigenständigen Weg verfolgte. Jung verstorben, hinterliess Tschaschnik ein kleines, doch sehr originelles und kraftvolles OEuvre, das sich in einer visionären Art zwischen Malerei, Grafik, Bühnenbild, Architektur, Urbanistik und Design bewegt. Ausserhalb Russlands bis heute wenig bekannt, ist Tschaschnik als eine einflussreiche Persönlichkeit und hochbegabter Künstler noch zu entdecken. Insbesondere seine Weiterführung des suprematistischen Weltbildes in einer eigenen Version ist bis heute kaum gewürdigt worden. Die Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein zeigt die Vielfalt des Schaffens von Tschaschnik anhand von knapp 100 Werken auf Papier sowie einem architektonischen Modell. Alle Werke stammen aus dem Besitz der Sepherot Foundation in Liechtenstein, die sie in den vergangenen Jahren mit grosser Sorgfalt und Sachkenntnis zusammengetragen hat. Sie geben einen hervorragenden Einblick in die Breite, die Qualität und die Originalität des Schaffens dieses Künstlers. Kurator: Friedemann Malsch

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Daniel Spoerri, Reconstruction de la Chambre No. 13 de l’hôtel Carcassonne Paris 1959-65, 1998, Assemblage, 259,5 x 424,5 x 288,5 cm Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach / Bern

Kunstmuseum Thun, Thun CH bis 24. November 2013 CHAMBRES DE LUXE. KÜNSTLER ALS HOTELIERS & GÄSTE Das Kunstmuseum Thun ist seit 1948 in den Räumen des früheren Grand Hotel Thunerhof aus dem späten 19. Jahrhundert beheimatet. Dieser Kontext bildet den thematischen Hintergrund der internationalen Gruppenausstellung Chambres de luxe. Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, die sich in ihrer Arbeit mit den sozialen und kulturellen Aspekten des Hotels beschäftigen oder dieses als Ort der Selbstverortung behandeln. Werke von: Mladen Bizumic, Alighiero Boetti, El Frauenfelder, Mario Garcia Torres, Martin Kippenberger, Lang/Baumann, Fabian Marti, Chantal Michel, Cristina Ohlmer, Florian Slotawa, Jules Spinatsch, Daniel Spoerri, Monica Studer/Christoph van den Berg, Till Velten, Christoph Wachter & Mathias Jud Helen Hirsch

Kunstmuseum Thurgau Kartause Ittingen, Warth CH bis 23. März 2014 KONSTELLATION 6 BEGRIFFE - RÄUME – PROZESSE Die Ausstellung „Konstellation 6“ inszeniert Werke von über 30 Künstlerinnen und Künstlern über die gesamte Klosteranlage. Begrüsst wird das Publikum schon auf dem Weg vom Parkplatz ins Kloster von Hemauer und Kellers singendem Tannenbaum. In der Mönchszelle des Ittinger Museums irritieren die holzgeschnitzten Alltagsgegenstände von Ron Temperli

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die sorgfältig eingerichtete Inszenierung vergangenen Lebens, und Janet Cardiffs „Ittingen Walk“ führt Neugierige an Orte im Museum, an die sie normalerweise kaum je gelangen würden. Auch Jenny Holzers Steinbänke mit den Lustmord-Texten im Prioratsgarten sind noch immer ein Geheimtipp, der zu einer Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst an einem unkonventionellen Ort verführt. In anderen Werken manifestieren sich interaktive Prozesse. Dazu gehören der Internationale Dorfladen von Myvillages.org ebenso wie die Bodenseekarte von Jochen Gerz oder die Möbelskulptur, mit der Christine und Irene Hohenbüchler ihr Projekt „Wilde Gärten“ dokumentierten. Der Gang durch die Ausstellung erweist sich als eine lustvolle Entdeckungsreise, in der sich das Publikum immer wieder mit der Frage konfrontiert sieht, wie denn nun dieses oder jenes Kunstwerk richtig zu „benutzen“ sei. Kuratorin: Isabelle Fehlmann

Marge Monko Mumok, Museum moderner Kunst Wien, Wien AT 25. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 HOW TO WEAR RED Im Zentrum der Videos und Fotoarbeiten von Marge Monko (geb. 1976 in Tallinn) steht die Auseinandersetzung mit

gesellschaftlichen Entwicklungen in ihrem postsozialistischen Umfeld. Die Gewinnerin des Henkel Art.Award. 2012 spürt den veränderten geschlechtlichen Rollenbildern nach, die der Neoliberalismus nach dem Ende der Sowjetzeit in Estland mit sich brachte. In How to Wear Red porträtiert Monko eine Gesellschaft im Umbruch und verweist auf die Zusammenhänge von kommunistischer Vergangenheit und heutigen Identitätsbildern. Kritisches Geschichtsbewusstsein im Umgang mit dem Erbe des Kommunismus beweist die Künstlerin auch in ihrer Fotoarbeit über das Sowjetdenkmal am Wiener Schwarzenbergplatz. Das im Gedenken an die gefallenen Rotarmisten und als Zeichen des Sieges der Alliierten 1945 errichtete Kriegerdenkmal markierte von Beginn an nicht nur das Ende der Nazidiktatur, sondern ebenso den zwiespältigen Umgang Österreichs mit seiner belasteten Vergangenheit. Monkos Fotografien verdeutlichen, wie die Verschleierung des Monuments durch die farbig beleuchteten Wasserfontänen des benachbarten Hochstrahlbrunnens auch als Sinnbild der Verdrängung unliebsamer Geschichte betrachtet werden kann. Nicht nur in ihrem doppelbödigen Spiel mit der Farbe Rot, wie es der Ausstellungstitel How to Wear Red oder der Werktitel Punane koit (Rote Dämmerung/Red Dawn) verraten, bekennt die Künstlerin Farbe, sondern auch in ihrer Darstellung von Klassengegensätzen und Geschlechterhierarchien. Kurator Rainer Fuchs

Ansicht in die Ausstellung "Konstellation 6. Begriffe - Räume - Prozesse" mit Werken von Rutishauser/Kuhn, Arthur Schneiter und Paul Talman © Kunstmuseum Thurgau


futurogalerien+museen Museum der Moderne Rupertinum, Salzburg AT bis 12. Januar 2014 FOTOGRAFIE IM FOKUS

MAK-Ausstellungsansicht, 2013, MAK Design Salon #02, Studio Formafantasma. The Stranger Within MAK-Expositur Geymüllerschlössel Empfangszimmer © MAK/Katrin Wißkirchen

MAK Expositur Geymüllerschlössel, Wien AT bis 1. Dezember 2013 MAK DESIGN SALON #02 Studio Formafantasma. The Stranger Within Während sich im Vorjahr die Intervention Time & Again des Londoner Designers Michael Anastassiades auf die im Schlössel ausgestellten Alt-Wiener Uhren der Sammlung Franz Sobek bezog, beschäftigt sich die Arbeit The Stranger Within von Studio Formafantasma, des diesjährigen Salongastes, mit der Faszination des „Exotischen“. Baustil, Fassadenornamentik und Interieur des Geymüllerschlössels erzählen von der damals bourgeoiszeitgeistigen Vorliebe für die Kulturen des Orients. Die Tempelanlagen abbildende Panoramatapete im sogenannten Blauen Salon lieferte den Einstieg für das Designerduo, sich auf eine Exkursion zur Analyse dieses paradoxen Phänomens von Fernweh und biedermeierlicher „Heimeligkeit“ einzulassen. Die beiden Italiener Andrea Trimarchi und Simone Farresin, Abgänger der Design Academy Eindhoven, Niederlande, avancierten innerhalb kürzester Zeit zu Shooting Stars der internationalen Designwelt und faszinieren mit ihrer vielschichtigen, sensiblen Arbeitsweise. Ihre Objektserie Moulding Tradition (2009), eine Auseinandersetzung mit frühen arabisch-afrikanischen Einflüssen auf die sizilianische Majolika, die später ganz Europa eroberte, erfuhr politische Aktualität, als eine afrikanische Flüchtlingswelle auf die sizilianische Insel Lampedusa traf.

Ihre handwerklich gefertigten Serien von Artefakten wie Botanica (2011) oder Craftica (2012) sind Forschungsergebnisse auf der Suche nach alten Techniken und vergessenen Ressourcen. Wie Archäologen entnehmen sie den Sedimenten kultureller Ablagerungen Informationen, als Designer aber nutzen sie diese als Inspiration für die Zukunft. In einer globalisierten Welt, in der das Exotische bedeutungsloser zu werden scheint, lädt Studio Formafantasma zu einer Suche des Fremden in sich selbst in das Geymüllerschlössel. Kurator: Thomas Geisler

Seit 2009 wird die Kollektion von Fine Art Photography, die von der damaligen Länderbank, der jetzigen Bank Austria/Unicredit Group, über zehn Jahre hinweg angekauft worden war, im Museum der Moderne Salzburg als Dauerleihgabe verwahrt. Nach einer ersten Präsentation vor fünf Jahren wird nun eine Auswahl von etwa 200 der bedeutendsten Werke von der Mitte des 19. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gezeigt. Diese einzigartige Sammlung internationaler und historischer Fotografie spannt einen Bogen vom Beginn der Fotografie als künstlerischer Technik bis in die 1970er Jahre. Von William Henra Fox-Talbot, dem „Erfinder der Fotografie“, von David Octavius Hill und Robert Adamson stammen die frühesten in der Sammlung vertretenen Fotografien aus den 1840er Jahren. „Ich kenne wenig Dinge im Bereich der Wissenschaft, welche mehr in Erstaunen setzen, als das allmähliche Erscheinen des Bildes auf dem weissen Blatte“, schreibt Fox Talbot 1841 und bringt die Aufbruchstimmung, die die Anfänge des neuen Mediums durchatmet, auf den Punkt. P.R.

Frank Meadow Sutcliffe, Expectation, 1888/89, Albumin Print, Sammlung FOTOGRAFIS Bank Austria im Museum der Moderne Salzburg

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Brigitt Andermatt Galerie Billing Bild, Baar CH bis 20. Oktober 2013 SOMMERSCHATTEN Seit diesem Frühling arbeitet Brigitt Andermatt auf ihre dritte Einzelausstellung bei der Galerie Billing Bild hin. Als die ersten zarten Pflänzchen dem Winter trotzten, zog sie los, diese zu skizzieren und seither beobachtet und malt sie die Natur am Rande der dichtbesiedelten Agglomeration. Vom zarten Frühlingsgrün bis hin zur Üppigkeit der späten Sommerwochen hat sie die Pflanzenwelt festgehalten. Das Spiel von Licht und Schatten, die Farben von erdig bis satt, die sich im Laufe der Monate verändernde Intensität und Stimmung des Lichts, der Wandel von der Blüte bis zur Reife, hat sie zu einer poetischen Werkserie inspiriert. Die sensible Beobachterin assoziiert frei mit den Formen der Natur, ohne sich in Details zu verlieren. Im Gegenteil, sie arbeitet grosszügig, schwungvoll mit einem grossartigen Gefühl für Farben. Die Gemälde wecken Erinnerungen an leichte, hoffnungsfrohe Frühlingstage, an die scheinbar unerschöpfliche Fülle des Frühsommers und die ersten Zeichen des Abschieds von der warmen Jahreszeit. G.B.

1970er Jahren wurde er als Erfinder der Flugpanoramen bekannt. Die Sonne zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Emil Schulthess – überall auf der Welt versetzte ihn ihr Anblick in ungläubiges Staunen. Sein berühmtestes Werk ist ein 24-Stunden-Panorama der Mitternachtssonne in Farbe, das 1950 in Norwegen entstand und weltweit Aufsehen erregte. Der gebürtige Zürcher war ursprünglich Grafiker und erwarb fotografische Grundkenntnisse als Hospitant in Hans Finslers Fotoklasse. Ab 1936 arbeitete er beim Zürcher Druck- und Verlagshaus Conzett & Huber, von 1941 bis 1957 als Gestalter und Mitglied der Gründungsredaktion der Monatszeitschrift Du. Erste Reisen führten Emil Schulthess in den 1950er Jahren nach Afrika und in die USA, später folgten Ziele in Asien und Südamerika sowie die Teilnahme an einer Expedition der US Navy in die Antarktis. Zum 100. Geburtstag des Fotografen widmet ihm nun die Fotostiftung Schweiz eine erste, umfassende Retrospektive. Kuratoren: Martin Gasser und Alexis Schwarzenbach

Schirn Kunsthalle Frankfurt, Frankfurt a.M. DE bis 27. Oktober 2013 STREET-ART BRAZIL

Emil Schulthess Fotostiftung Schweiz, Winterthur, bis 23. Februar 2014 RETROSPEKTIVE Emil Schulthess (1913-1996) gehört zu den Klassikern der Schweizer Fotografie der Nachkriegszeit. Seine monumentalen Bildbände über Destinationen wie Afrika, China oder die Sowjetunion waren internationale Bestseller. Ab den

Im Rahmen des Ehrengastauftritts von Brasilien bei der Frankfurter Buchmesse 2013 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals in Deutschland die Vielfalt der brasilianischen Graffitikunst. In Brasiliens Metropolen findet sich eine der weltweit lebendigsten und künstlerisch interessantesten Szenen in diesem Bereich. Diese bunte, dynamische und einzigarte Bewegung unterscheidet sich sowohl inhaltlich als auch ästhetisch wesentlich von der

Emil Schulthess, Nanking-Enten, Nanking, China, 1964/65 © Emil Schulthess Fotostiftung Schweiz / ProLitteris

Speto, Frankfurt am Main, 2013 Fasade der Matthäuskirche in der Friedrich-Ebert-Anlage 33 © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2013, Foto: Norbert Miguletz

amerikanischen und europäischen StreetArt-Szene. Nicht nur das spezifische politisch-soziale Klima in einem von tiefgreifenden Umbrüchen gekennzeichneten Land, sondern auch eine ungeheure Vielfalt von Techniken und Stilen lassen die brasilianische Street-Art aus der globalisierten Graffitikultur hervortreten. Elf Künstler und Künstlergruppen aus São Paulo und anderen Metropolen Brasiliens sind eingeladen, ihre Bilder ausgehend vom Gebäude der Schirn im gesamten Frankfurter Stadtraum zu realisieren und damit den alltäglichen Blick auf die Stadt zu verändern. Gezeigt werden figurative und abstrakte, heitere und gesellschaftskritische Bilder – von überdimensionalen Wandgemälden bis zu unscheinbaren ephemeren Zeichen. Bespielt werden unter anderem Frankfurter Bankentürme, Brückenpfeiler am Mainufer, die Bodenfläche der Frankfurter Hauptwache, die Matthäuskirche und das ehemalige Polizeipräsidium der Stadt. Ein zusätzliches Highlight ist ein bemalter U-Bahn-Zug – diese als „Wholetrain“ bekannte Form des Graffitis ist eine Königsdisziplin der Szene. Eine eigens zur Ausstellung entwickelte und mit zahlreichen Hintergrundinformationen und Künstlervideos bestückte App navigiert die Besucher auf ihrem Spaziergang durch die Frankfurter Innenstadt. Werke von: Herbert Baglione, Gais, Rimon Guimarães, Jana Joana & Vitché, Nunca, Onesto, Alexandre Orion, Speto, Fefe Talavera, Tinho, Zezão Kuratorin: Carolin Köchling

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Franz Ackermann Berlinische Galerie, Berlin DE bis 31. März 2014 PAINTING FOREVER! FRANZ ACKERMANN. HÜGEL UND ZWEIFEL Die Berlinische Galerie zeigt bis 31.03.2014 im Rahmen des Kooperationsprojektes Painting Forever! Arbeiten von Franz Ackermann. Der Maler, Zeichner und Installationskünstler Ackermann (*1963 in Neumarkt St. Veit, Bayern) gehört seit mehr als 15 Jahren zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, und er konnte bereits mehrfach unter Beweis stellen, dass er mit den Herausforderungen großer Räume produktiv umgehen kann. Ackermann, der von 1984 bis 1991 in München und Hamburg Kunst studiert hat, erhielt 1991 ein DAAD-Stipendium für Hongkong. Dort begann er mit seinen sehr persönlichen Kartografiezeichnungen, den Mental Maps. Diese kleinformatigen Arbeiten skizzieren Ackermanns subjektive, phantasie- und wunschgeprägte Interpretation von Räumen und Orten. Reisen, Tourismus als vermeintlich sanfte Kolonisierung, mediale Konsumption beziehungsweisevirtuelle Vorbesichtigung der Reiseinhalte via Internet und daraus erwachsende politisch- soziale Verantwortlichkeiten schaffen für den Betrachter ein referentielles Netzwerk. Für die erste große Ausstellungshalle der Berlinischen Galerie hat Franz Ackermann ein spezielles Raumkonzept entwickelt, das Wandmalerei, Tafelbilder und Fotografie miteinander in Beziehung setzt. Blickachsen spielen in seiner Konzeption ebenso eine Rolle wie Verkehrswege, die Raumdimensionen und die technischen Einrichtungen, die sich auf Böden, Wänden und Decken in Ausstellungsräumen finden. Die Stirnseite der Halle ist die erste dominierende Fläche, die der Besucher beim Betreten wahrnimmt. Die Kombination unterschiedlicher Medien in der Berlinischen Galerie wird nur an diesem Ort so zu sehen sein: Die Tafelbilder werden als Einzelwerke zu ihren Besitzern zurückgehen, die Wandgemälde übermalt. „Die ganze Installation ist gleichzeitig von monumentalem und ephemerem Charakter“, sagt Kaleidoskopartig scheinen die Bilder

auseinanderzufallen, um sich sogleich in neuer Konstellation wieder zusammen zu setzen, wenn man als Betrachter den Standpunkt wechselt. Die Ausmaße der Installation sprengen den herkömmlichen institutionellen Rahmen von Malereipräsentationen. So, wie Ackermann das Medium auffasst, ist es eine Reflexion malerischer Ausdrucksformen, aber auch eine Auseinandersetzung mit Kommunikation, institutionellen Grenzen und Wahrnehmungsmodellen“. Kurator: Dr. Thomas Köhler

Jean Pfaff Galerie Rosenberg, Zürich CH bis 27. Oktober 2013 In dieser Ausstellung stehen zwei Werkgruppen gegenüber, welche über 30 Jahre auseinander liegen. Die kleinformatigen, unbunten Wandobjekte – Kunstharz auf massivem Sperrholz- sind 1978 in der Schweiz entstanden. J. Pfaff arbeitete damals an z.T. grossflächigen, unregelmässigen Formen. All diesen Werken lagen arithmetische Regeln zu Grunde. Formale Entscheidungen wurden immer vor einer Realisierung ausgewählt und entsprechend umgesetzt. (Ausgestellt waren diese Werke 1977 im Kunstmuseum Basel und 1978 Art in Progress Düsseldorf, u.a.) Parallel zu den grossen Werkgruppen experimentierte Jean Pfaff mit kleinen,

reliefartigen Wandobjekten, welchen keine geometrischen Gesetzmässigkeiten zu Grunde lagen. Deshalb blieben diese kleinen Werke mit empirischen (freien) Entscheidungen damals ausgeschlossen und wurden nie gezeigt. Die einzige Gemeinsamkeit der grossen und kleinen Werke jener Jahre, lag in ihrer Farbigkeit. Der Farbe kam weitgehend eine sekundäre Aufgabe zu. Der Künstler setzte fast ausschliesslich unbunte (graue) Farbtöne ein. Wichtig war ihm, dass die gestrichenen Oberflächen wie eine Haut wirkten. Vor drei Jahren begann Jean Pfaff erneut mit nicht orthogonalen Flächen zu experimentieren. Ausgangspunkte gab es verschiedene, wie zum Beispiel Erfahrungen mit neuen Räumen (geographisch wie auch kulturell) und/oder Beobachtungen von Licht und Landschaften. Bei den neuen Werken sind alle formalen Entscheidungen–vom Zuschneiden in der Werkstatt des Schreiners, bis später beim Umsetzen der Figuren im Atelier- empirisch. Diese Offenheit betrifft auch die Farbwahl und den Farbauftrag, fast alles ist möglich. Weder den Formen noch den Farben liegt ein „dogmatisches, konstruktivistisches Gedankengut“ zu Grunde. Erst durch dieses Abstreifen kam die Erinnerung an die damaligen Objekte der 70er Jahre. Die Verwandtschaft der beiden unterschiedlichen Werkgruppen wird in dieser Ausstellung zum ersten Mal gezeigt. B.R.

Jean Pfaff, NR 15/2011, 90 x 132 cm, Poliuretan, Acryl und Pigmente auf Sperrholz. Foto: Anna + Peter Schudel, Zürich

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Lawrence Schiller Galerie Melilli Mancinetti, Berlin DE bis 9. November 2013 A SPLASH OF MARILYN

Marco Ganz, Circus, 2013, Foto: Heinz Unger, Herausgeber: Galerie Bernard Jordan Copyright: 2013 Pro Litteris / Marco Ganz

Marco Ganz Galerie Bernard Jordan, Zürich CH 11. Oktober – 9. November 2013 «CIRCUS» In Circus (2013) von Marco Ganz spielen und tanzen die Farben. Zwölf Farbrondelle, eingelassen in einer kreisrunden Plexiglastafel, scheinen im Raum zu schweben. Bestechend durch ihre Intensität und Farbgewalt, ziehen sie die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Das aufwändige Verfahren, welches der Künstler für diese Arbeit angewandt hat, offenbart sich erst bei genauer Betrachtung. Mittels elektrostatischer Beflockung wurden die Rondelle mit unterschiedlich eingefärbten Textilfasern überzogen. Die vom Künstler erdachten und eigens produzierten Flockfarben und Melangen erzeugen ein Farbspiel der besonderen Art. Je nach Blickwinkel wirken die Farben mal heller oder mal satter. Turquoise Green changiert von Grün zu Gelb oder Azalea von Rot zu Orange. Die Grösse der Farbpunkte variiert und die Abstände zueinander sind unterschiedlich. Man ist geneigt, im Auftritt der prächtigen Farben nach einem System zu suchen, wird jedoch feststellen müssen, dass sich keine eindeutige Ordnung ausmachen lässt. Circus ist ein grandioses Fest der Farben und eine Hommage an die Welt der Haute Couture. G.B.J. Lawrence Schiller, Marilyn Monroe, Something's Got to Give, 1962 © Lawrence Schiller, courtesy Galerie Melilli Mancinetti

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Die Galerie Melilli Mancinetti, Berlins neuester Ort für zeitgenössische Fotografie und Malerei. Die Eröffnungsausstellung A Splash of Marilyn des legendären New Yorker Fotografen Lawrence Schiller gewährt mit 25 Schwarz-Weißund Farbfotografien einen Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten von Monroes letztem Film, Something’s Got to Give. Nur wenige Monate vor ihrem Tod verhalf Marilyn Monroe einem jungen Fotografen zum Durchbruch. Im Jahr 1962 reiste der damals 25-jährige Schiller im Auftrag von Paris Match an das Filmset von Something’s Got to Give. Er kannte Marilyn schon – die beiden waren sich am Set von Let’s Make Love (Machen wir’s in Liebe, 1960) begegnet –, aber nichts in der Welt hätte ihn auf den Tag vorbereiten können, als Marilyn sich bei den Filmaufnahmen für Something’s Got to Give in einer Swimmingpool-Szene nackt zeigte.

„Sie sind schon berühmt. Jetzt werden Sie mich berühmt machen“, sagte der Fotograf Lawrence Schiller zu Marilyn Monroe, als sie sich über die Fotos unterhielten, die er von ihr machen sollte. „Seien Sie nicht so eingebildet“, neckte ihn Marilyn, „Fotografen sind leicht zu ersetzen“. Die zeitlos elegante wie erfrischende Werkgruppe erzählt die intime Geschichte zwischen einer Legende vor dem Absturz und einem jungen Fotografen auf dem Weg zur Spitze. Bilder, die damals wie heute durch ihre Brillanz, Frische und „Sexyness“ bestechen und verzaubern, führen uns in jene Zeit und zu der erstaunlichen Beziehung zurück, die es Marilyn erlaubte, sich gegenüber einem Burschen aus Brooklyn zu öffnen, der viel Ehrgeiz, aber kaum Erfahrung hatte. Nur mit viel Taktgefühl, Humor und Einfühlungsvermögen gelang Schiller dieses wahrheitsgetreue und überraschende Porträt, welches den Star mitten in seinen letzten schweren Wochen zeigt. Marilyn Monroe starb im August 1962. Something’s Got to Give blieb unvollendet. N.D.


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Matthias Danberg, s.c.a., Animation, 2012, 6.45min, courtesy Galerie Voss, Düsseldorf

Matthias Danberg Galerie Voss, Düsseldorf DE bis 16. November 2013 INVENTORY BY APPROPRIATION Die Arbeiten von Matthias Danberg basieren auf einer narrativen, metaphorischen Bildsprache. Seine künstlerische Strategie changiert dabei zwischen der kalten Simulationsästhetik des Virtuellen auf der einen Seite und der subjektivindividuellen Gestaltungskraft eines tendenziell anachronistischen und damit widerständigen Künstlerverständnisses auf der anderen. In seiner Arbeit bezieht sich Danberg auf die Vielzahl unterschiedlicher medialer Erzählstrukturen, vor deren Hintergrund sich das heutige Weltverständnis zu formen versucht. So besteht die Videoarbeit “s.c.a” (sensus communis aestheticus) aus drei anscheinend zusammenhanglosen Szenen und visualisiert dabei unterschiedliche kulturelle Etappen. Die erste Szene verweist mit der auf dem Thron sitzenden Figur auf das Sakrale. Die zweite Szene greift auf die industrielle Entwicklung zurück. Die dritte schließlich befasst sich mit den Verheißungen der technischen Moderne. Durch eine schrittweise Entfaltung des Szeneninventars gewinnt die Arbeit an inhaltlicher und symbolischer Bedeutung, der mehr zu entnehmen ist, als eine bloße Erzählung der technischen Entwicklung des Menschen. Anders als in . s.c.a.. befasst sich Danberg in seiner Animation . Steinfahrt. nicht mit universellen

Themen. Diese Animation ist aber von der symbolischen Bedeutung und Inhaltlichkeit nicht weniger relevant. Hier scheint es, als würde die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft als Ganzes und jeden einzelnen Individuums bildmetaphorisch erfasst. Danbergs Arbeiten sind insbesondere an der mythischen Progression des Kulturellen orientiert, sie beinhalten eine Form des Mythos, in dem durch das digitale Instrument, das Pathetische und Raumlose unserer Zeit eine Form findet. P.T.

voraussichtlich 2014 in einem gemeinsamen Buch veröffentlicht. Johanna Diehl hat diese Orte der utopischen Moderne untersucht und eine Serie beeindruckender Fotografien geschaffen. Während der Werkzyklus insgesamt acht Architekten gewidmet ist, zeigt die Ausstellung eine Auswahl von Arbeiten, die sich mit zukunftsweisenden Bauten von Antti Lovag, Yona Friedman, Cini Boeri und Dante Bini auseinandersetzen und diese auf ihre Aktualität hin befragen. Johanna Diehl zeigt die futuristisch anmutenden Kugelhäuser des Architekten Antti Lovag, die auf einem Hochplateau in Südfrankreich liegen. Diese Betonkugeln, deren Segmente sich zu einer Wohnlandschaft zusammenfügen, sollten einen experimentellen Kosmos schaffen, in dem Privatheit und Gemeinschaft anders erlebt werden. Über dreißig Jahre lang baute Lovag mit Studenten in einer utopischen Kommune lebend an der Realisierung seiner Vision. In dem Korkeichenwald mit Blick über das Mittelmeer bauten sie unter anderem ein sechzig Quadratmeter großes Modell des 1000 Quadratmeter großen Bauwerks, in dem der Architekt noch heute wohnt. G.W.T.

Johanna Diehl, FRIEDMAN I, 2013, C-Print, 89 x 70 cm Courtesy GALERIE WILMA TOLKSDORF / © Johanna Diehl, VG Bild-Kunst

Johanna Diehl Galerie Wilma Tolksdorf, Frankfurt / M DE bis 9. November 2013 EUROTOPIANS Galerie Wilma Tolksdorf freut sich Arbeiten der Künstlerin Johanna Diehl aus der neuen Werkreihe Eurotopians zu präsentieren. Eurotopians beschäftigt sich mit visionären Bauten und experimentellen Entwürfen, die vor allem in den sechziger und siebziger Jahren in Europa entstanden sind und die gängigen Vorstellungen von “Wohnen”, “Bauen” und “Behaustsein” grundsätzlich in Frage stellten. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kollaboration zwischen Johanna Diehl und dem Autor und Journalisten Niklas Maak, der seit 2002 große Reportagen über die visionären Architekten in der FAZ publiziert hat. Dieses wird

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Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt a.M. DE 30. Oktober 2013 bis 23. Februar 2014 NOK. EIN URSPRUNG AFRIKANISCHER SKULPTUR

Christine Streuli, Squeeze, 2009, Foto: Jens Ziehe, Courtesy Galerie Mark Müller, Zürich

Christine Streuli Haus am Waldsee, Berlin DE bis 5. Januar 2014 NONSTOPPAINTING Der Schweizer Malerin Christine Streuli (*1975, Bern) geht es in ihrem Werk um Werben und Verführen. Sie übernimmt dabei Strategien aktueller und historischer Medien, verdichtet und übersteigert sie zu einem raumgreifenden Überangebot, das vollkommen neue visuelle Erfahrungen bereit hält. Im Haus am Waldsee wird sie ihren Fokus auf eine Malerei, die sich schichtweise in den Raum entwickelt, zum ersten Mal im großen Stil sichtbar machen. Streulis Werke speisen sich aus ornamentalen und grafischen Elementen, Farben, Geometrien und Mustern, die sie aus der vorhandenen Bildwelt wie dem weltweiten Netz, der Werbung, Textildrucken aus aller Welt oder aus historischen Bildquellen generiert. Obwohl Streulis Arbeiten sehr malerisch wirken, greift die Künstlerin kaum zum Pinsel. Eher bildet sie Pinselspuren ab. Sie arbeitet mit schablonierten Papierfragmenten, Punktrastern, Flächen und Umrisslinien, die sie durch Abklatschen, Ausschneiden und andere Druckverfahren als Collagen im großen Format aufbaut. Die Bilder erreichen ihre hohe visuelle Dichte durch

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Schichten, Staffeln und Verschränken. Sie sind, wie die uns umgebende kommerzielle Werbung, mehr Emotionsträger als Informationsträger. Streuli schafft in ihrem Werk Bilder mit einem hohen optischen Sättigungsgrad, der mit den Mitteln des Pop die Intensität eines Allover erreicht. Die Künstlerin greift regelmäßig auf Bildquellen aus der Kunstgeschichte zurück. So eignete sie sich beispielsweise vorhandenes Bildmaterial des Stilllebenmalers Sebastian Stosskopf an, der Anfang des 17. Jahrhunderts mit präzisen Abbildungen von verführerischen Früchten und luxuriösen venezianischen Gläsern in Europa Erfolge feierte. Dafür stellte sie kleinformatige Interpretationen her, aus denen sie in den eigenen großformatigen Werken zitiert. Streuli greift aber auch auf Vorlagebücher mit Ornamentstichen oder Scherenschnitten zurück, die bis in die Renaissance zurückreichen. Somit entwickelt sie aus der Gesamtheit der künstlichen Welt der Werbung, der historischen Kunst sowie der Ornamentik eigene, neue Bildwelten. Früchte, Akanthus, Sterne oder Scherenschnittmotive, Bandelwerk und Scheinschriften bilden in den weitgehend abstrakten Bildern kompositorischen Halt. Oberflächen aus unterschiedlichen Zusammenhängen und Zeiten treffen aufeinander. Kuratiert von Katja Blomberg

Eine Ausstellung der Liebieghaus Skulpturensammlung in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt Die Archäologen der Frankfurter Goethe Universität graben seit einigen Jahren mit ungewöhnlich großem Erfolg in Nigeria. Ihre spektakulären Funde, mehr als 2000 Jahre alte Tonfiguren der NokKultur werden augenblicklich in Deutschland restauriert. Die besonders ausdrucksstarken Skulpturen, erste Zeugnisse der afrikanischen Plastik, sind gleichzeitig mit den Kunstwerken der ägyptischen Spätzeit, aber auch der griechischen Klassik entstanden. Ein Austausch war durch die Sahara blockiert. Die großartigen, freien Formen der Nokkunst stehen somit völlig eigenständig und setzen sich stolz von der mediterranen Kunst ab. Bevor die Frankfurter Sensationsfunde nach Nigeria zurückkehren werden sie in der Liebieghaus Skulpturensammlung der Weltöffentlichkeit zum ersten Mal – und zwar in der Konfrontation mit der zeitgleichen mediterranen Kunst, aber auch im Kontext der Forschung – vorgestellt. Kurator: Vinzenz Brinkmann

Nok-Skulptur, Doppelköpfige Echse Terrakotta, 1. Jahrtausend v. Chr. Goethe-Universität Frankfurt Foto: Barbara Voss und Monika Heckner Fundstelle Ungwar Kura in Nigeria, Ausgrabung 2007


futurogalerien+museen zurückliegenden Beginn der Fotografie an zahlreiche Künstler und Fotografen interessiert hat, vom „Pionier“ Muybridge bis zur kubistischen Avantgarde: wie etwa dem der Wiedergabe des Bildes und der Natur des Lebens, ferner der Dynamik und Dreidimensionalität des Raumes und der Zeit innerhalb der Zweidimensionalität der Fotografie. P.E.

Alessio Delfino, Rêves #11-6, 2012, fine art print on Hahnemüle cotton photo rag paper, 60 x 60 cm, Unique piece. Courtesy Paolo Erbetta Gallery, Berlin

Alessio Delfino Paolo Erbetta Gallery, Berlin DE bis 30. November 2013 RÊVES|DREAMS Schon als Jugendlicher widmete er sich der Fotografie; sein großes Interesse an dem Arbeitsprozess der Dunkelkammer führte ihn zur Vertiefung der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten des Mediums der Fotografie innerhalb eines Chemiestudiums. Schon von seinen ersten Arbeiten an entschied er sich, seine Werke in Hinblick auf die Realisierung von Fotoserien zu lenken – eben damit, ohne in einer einzigen Aufnahme synthetisiert zu werden, drückt sich seine künstlerische Suche am besten aus. Er sucht nicht den „entscheidenden Augenblick“ im Sinne Henri Cartier-Bressons – viel eher erforscht er die quasi cinematografische Darstellung des Zeitflusses durch Bilder, welche die unaufhaltsame ‚Natur’ der Zeit, die nicht auf eine einzige Aufnahme reduzierbar ist, evozieren zu scheinen wollen. “Rêves|Dreams”, so der Titel der hier ausgestellten Fotoserie, versucht den Traum Delfinos auszudrücken, durch das Mittel der Fotografie nicht etwa die Starre der Wirklichkeit einzufangen, hingegen vielmehr deren unendliche Möglichkeiten. Die Fotografie wird von ihm weder als Werkzeug zur getreuen Wiedergabe der Realität gebraucht, noch als Synthesebild der Zeit, sondern als eine Schichtung mehrerer Momente, Bilder des Körpers erhaltend, welche die unaufhörliche Bewegung des Lebens wiedergeben und durch die Überlagerung vieler Aufnahmen eine Verschmelzung vielfacher Zeiten und Räume schaffend. Delfino bearbeitet mit viel Wissen Themen, welche vom nunmehr schon relativ lange

Thomas Schütte Me Collectors Room Berlin, Berlin DE bis 23. März 2014 SCHÖNE GRÜSSE THOMAS SCHÜTTE Die Olbricht Collection Schütte gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer Deutschlands. Neben dem bildhauerischen Werk, beinhaltet sein Oeuvre zahlreiche Druckgraphiken, die mit über 200 Arbeiten den Schwerpunkt derAusstellung bilden. Daneben werden einige Skulpturenund Papierarbeiten gezeigt. Der zeitliche Bogender ausgestellten Werke reicht von den 80er Jahren bis ins Jahr 2013. Alle gezeigten Werke sind Teil der Sammlung von Thomas Olbricht, der seit 1999 kontinuierlich Schüttes Werk sammelt und u.a. die „Ganz Großen Geister“ (1998-2004) als Dauerleihgabe der Stadt

Essen hinter der Philharmonie zur Verfügung stellt. Die Druckgraphiken sind ein wichtiger Teil im Oeuvre von Thomas Schütte. Nach Ulrich Loock lassen sie sich nicht scharf vom übrigen Werk, den zeichnerischen, photographischen, skulpturalen und architektonischen Arbeiten abgrenzen: In vielen Fällen gehen deren Motive ohne tiefgreifende Umarbeitung in die Druckwerke ein, in denen sie jeweils eine eigene Form annehmen. Hiermit wirkt Schütte der Auffassung entgegen, die Druckgraphik sei eine sekundäre, künstlerische Technik. Vielmehr hat er sie zu einer bedeutenden, anderen Teilen des Werkes ebenbürtigen, über sie in bestimmter Weise auch hinausgehenden Praxis entwickelt. Für diese Einschätzung spricht nicht zuletzt, dass die druckgraphischen Arbeiten mit einer Ausnahme auf die Zeitspanne von fünf oder sechs Jahren konzentriert sind. Es handelt sich hierbei vor allem um die beiden großen Mappenwerke „Wattwanderung“ (2001) und „Quengelware“ (2002) sowie mehrere Kassetten im Buchformat, wie „Volume II“ (2005) oder „Sweet Nothings“ (2007). ImJahr 2011 allerdings publiziert Schütte ein weiteres Portfolio mit neun großformatigen Holzschnitten „Woodcuts“, die bisher nur in New York und Paris zu sehen waren.

Schöne Grüsse Thomas Schütte, Installationsansicht im me Collector Room 2013 © Thomas Schütte, VG Bild-Kunst, Bonn 2013, Foto Bernd Borchardt

T.V.


futurogalerien+museen Canadian Arctic Gallery, Basel CH bis 12. Oktober 2013 LEGENDS FROM NUNAVIK Die Ausstellung ‘Legends from Nunavik’ ist das wundervolle Ergebnis eines Wettbewerbes, der in Kanada durchgeführt wurde. Die Ausstellung wird exklusiv in der Canadian Arctic Gallery in Basel gezeigt. 2012-2013 führte die Federation des coopératives du nouveau Québec einen Skulpturen-Wettbewerb für die Bildhauer aus Nunavik (Arctic Quebec) durch. Die Kunstwerke mussten auf einer Legende basieren. Als Legende galt jede Geschichte, die aus der Inuit Kultur stammt, wie z.B. ‚Sedna‘ oder ‚Lummaq‘. Aber es gibt auch viele andere Geschichten – ob alt oder neu – die verwendet werden konnten. Die Bildhauer mussten dem eingereichten Kunstwerk einen Beschrieb mitliefern. Aus diesem Grund werden die erworbenen Kunstwerke neben dem üblichen Igloo-Zertifikat auch von einem handgeschriebenen Beschrieb des Künstlers begleitet. An dieser Stelle richten wir unseren herzlichsten Dank an Richard Murdoch und seine Mitarbeiter der Federation des coopératives du nouveau Québec für diese internationale Zusammenarbeit. Ursula & Christian Grunder

Peter Schlör Galerie Obrist, Essen DE 12. Oktober bis 9. November 2013 BLACK & WIDE Peter Schlörs neuere Arbeiten enthüllen einen piktoralen Ansatz. Der Künstler benutzt Naturphänomene wie das Meer, Wolken, Gebirge oder Wälder, um eine malerische Oberfläche in seinen Bildern zu erreichen. Die verschiedenen Strukturen und Beschaffenheiten fügen sich zu fast schon abstrakt anmutenden Bilderwelten zusammen. Schlör löst sich in diesen Arbeiten vom dokumentarischen Element der Fotografie und widmet sich inhaltlichen und ästhetischen Fragestellungen. Für seine Bilder wartet Peter Schlör auf den Moment, in dem sich die Natur in einer für seinen Bildaufbau perfekten

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Peter Schlör, Reventon, 2011, Fineart pigment print / Diasec, 80 x 116,4 cm, Edition 6 + 2AP

Komposition zusammenfindet. Es ist auf der einen Seite das Gewaltige der Natur, das er einfangen will; andererseits sind diese Momente so ausgewählt, dass sie dem Pinselduktus eines Malers gleichkommen. Das sehr Bauschige, Voluminöse der Wolken in manchen seiner Bilder wird durch das Licht präzise ausgearbeitet. Wolkenschleier und Nebeldunst, die einen poetischen und oft mythischen Eindruck erwecken, werden gezielt im Kontrast zu den scharfen Konturen von Wäldern und Felsen eingesetzt. Der Entzug der Farbe abstrahiert das Motiv von seiner Realität und betont die Bedeutung der Formensprache. So sind es keineswegs mehr Abbilder der Natur, sondern vielmehr Kompositionen verschiedener Oberflächenwirkungen. Auszüge: Text Dana Weschke Ausstellungsansicht, Terracotta-Beton Skulpturen

Heinz Anderrüti Kunstraum Vitrine, Luzern 25. Oktober bis 24. November 2013 SICHT Skulpturen & Zeichnungen Heinz Anderrüti ist gewissermassen ein Nachbar des Kunstraums Vitrine. In seinem Atelier am Geissensteinring umkreist der 58-jährige Luzerner mit Zeichenstift und blossen Händen das Thema seines künstlerischen Lebens: den menschlichen Kopf. Das Sujet könnte universeller nicht sein und deshalb stehen Anderrütis Zeichnungen und Terracotta-Beton Skulpturen nicht nur für sich; sie öffnen Perspektiven und geben die Sicht frei auf Meilensteine der Kunstgeschichte: von den monumentalen Steinköpfen der Osterinsulaner bis zu den Büsten eines Alberto Giacometti. E.W.+V.R.


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SWISS ARTIST CONTEST 2013 PREMIO PROGETTO EVO

von links nach rechts: Adriano Stutz Präsident KFI, Gemeindeammann Giuseppe D’Angelo, Dott.ssa Maria Cristina Ricciardi, Prof. Angelo Calabrese, Dott. Michele Di Giuseppe

Nichts geschieht zufällig? Ich scheue mich dies zu behaupten, aber es erscheint nicht glaubhaft, dass Wanderer (und Bettler, wie schon Luther sagte) aus fernen Ländern, auf den Wegen der Sonne und des Monds, sich in Sprache und Tradition unterscheidend, bei einem Treffen von dem starken, gemeinsamen und unverzichtbaren Gefühl geleitet werden, das eine wesentliches Bedürfnis der Menschen darstellt. Ist der Raum für diejenigen kongenial, der sich nach Kommunikation sehnt, dann sind der Dialog sehnt, dann messen sich der Dialog und die brüderliche Umarmung in dem Verständnis und der Anteilnahme. Man lebt die Prägnanz des Verbs Sein aus, das Kafka besonders am Herzen lag; es drückt den Sinn des Daseins aus, hier und jetzt im Laufe der Geschichte, und der Zugehörigkeit. In den Tagen aller, in unserem Zeitalter der Ungewissheit, ist ein Treffen, in der komplexen und unvorhersehbaren Welt, im Zeichen des unmittelbar Bevorstehenden, historisch bedeutender

von links nach rechts: Adriano Stutz Präsident KFI, Gemeindeammann Giuseppe D’Angelo, Dott.ssa Maria Cristina Ricciardi, Prof. Angelo Calabrese

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Dora vor Ausstellungsplakat

Vernissage

anwesende KünstlerInnen in Casacanditella (von links nach rechts): Maria Lehner, Markus K. Fritschi, Elisabeth Gress, JOHannaS, Marco Giollo, Roland Stieger, Ursula Schenk, Brigitte Hüppin, Franziska Ermatinger, Anastasia Stötzel, Charlotte Bergen, vorne Dominik

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Menschen, die reelle Events schaffen, unglaublich: Gramsci forderte und erhoffte sich die Präsenz. Hierzu kam es in Italien, in Casacanditella, einem antiken Stadtviertel mit edler Geschichte, in der Provinz von Chieti, das Kunst Forum hat hier 52 Künstler anlässlich des Swiss Artist Contest 2013, vorgestellt, im Wettbewerb um den Preis “Progetto Evo”. Ich hatte das große Vergnügen einer hochqualifizierten Jury zu leiten: Die Empfindsamkeit und die Kompetenz meiner Kollegen ist ein großes Geschenk, wie die Gastfreundschaft von Enzo Del Mese, mit dem mich eine vierzigjährige Freundschaft verbindet. Gemeinsam haben wir einmalige ästhetische Vorschläge internationaler Bedeutung erlebt, und ich gehöre zu den Redakteuren der Zeitschrift Futuro, die von ihm geleitet wird. In Casacanditella konnte ich erleben, was passiert, wenn Sprache und Existenz, Projekt und Topia zusammenfließen: Die unerschütterbare Logik und die Instanzen des Lebens, Regeln und Wunsch, balancieren sich im Wandel in Richtung des Möglichen aus, in Richtung des Neuen, beschworen von Politik und Kultur, die sich der Künste bedienen, um sich in das Zeitalter der Kontinuität zu bringen. Ich habe in Gesprächen mit dem Architekten Adriano Stutz, Vorsitzender des Kunst Forum International, die perfekte Synthonie im Hinblick auf die nicht wieder gut zu machende Zwistigkeit zwischen Natur und Kultur gefunden; Kultur die nicht als kommunizierender Raum, sondern als Vorherrschaft der Wissenschaft verstanden wird, der einzigen Gewissheit des Fortschritts. Wir haben über die Architektur als Metamorphose der Zeit im Raum gesprochen, die Notwendigkeit des Neuen, das die Zukunft bestimmt und die Verbindung zwischen Wirklichkeit und Einbildung organisch gestaltet. Adriano weiß die beschwörende Kraft des Neuen zu schätzen und in deren Richtung zu gehen, mit dem ethischen Einsatz des Übergangs. Auf einer Kunstveranstaltung hatte ich bereits das Vergnügen auf Maria Cristina Ricciardi der Universität Chieti zu treffen. In einem erneuten Gespräch konnten wir konvergierende Überlegungen über Kunstthemen und die zeitgenössische, ästhetische Forschung vertiefen. Wir fühlen das Bedürfnis eines näheren Verständnisses der Existenz, unter Berücksichtigung des aktuellen Mittelalters der Wissenschaft, radikalisiert die Globalisierung die Conditio Humana. Die Ignoranz und der Aberglaube leben einher mit der Vereinheitlichung, die die


swissartistcontest unmenschlichen Städte bevölkert, sie bestimmt die Absurdität einer Gesellschaft, die nicht fähig ist, mit, für und unter den Anderen zu leben. Dieselbe von uns besprochene Ausstellung, hat uns über den Sinn dieser Konzepte – Atmer – Seufzern der Körper und der Schatten der Existenz sprechen lassen. Wir haben die Verwunderung des pathischen Erstaunens verspürt, die die Kunst im eigentlichen Sinn des Gefühls schenkt, poetisch aufgenommen als Vorhersagung und Praxis. Sehr interessant war auch das Treffen mit Dr. Michele Di Giuseppe, der mit einer eindeutigen Analysebegabung beschenkt ist und sich in den visiven Künsten mit einer Kompetenz bewegt, die auf Grund seines jungen Alters, äußerst vielversprechend in die Zukunft blicken lässt. Besonders auf die kulturellen und politischen Geschehnisse achtet Dr. Giuseppe D’Angelo, Bürgermeister von Casacanditella, der auf Grund seiner Verantwortung „mit Zahlen jonglieren muss“, das historische Erbe nicht vereiteln möchte, dabei aber die reellen Bedürfnisse neuer Strukturen berücksichtigen muss, die Arbeit und Aufschwung sichern. Meine Wegbegleiter, verantwortungsbewusste Sachverständige, haben es mir ermöglicht, eine allgemeine Angst das Leben zu leben zu verspüren. Die bildenden Künste verlegen die Gefühle in die Vorstellungswelt, die der Gedanke wortlos aufnimmt. Worte sind nicht ausreichend, wenn diese nicht von Poesie erleuchtet werden. Die Jury hat die Werke begutachtet und bedauert, abgesehen von den in den Wettbewerbsbedingungen festgelegten Auszeichnungen, keine weiteren Preise zur Verfügung zu haben. Die Begründungen der Preisverleihung verstehen sich als Synthese der allgemeinen Beobachtungen. Die schweizer Künstler haben in den Abruzzen eine unberührte Natur vorgefunden, mit Ortschaften, in deren Steinen sich der Geist der Jahrhunderte verbirgt. Das Treffen in Casacanditella war in jedem Hinblick erleuchtend. Meine Wegbegleiter werden mir zustimmen, wir sehnen uns nach Licht, das jeden Meridian charakterisiert: sine sole sileo. Ohne das Sonnenlicht, schweigt der Gedanke, der die Realität in ihrer Weiterentwicklung misst. Die nachfolgenden Erwähnungen sind das Ergebnis einer geschätzten und überlegten Arbeit. Angelo Calabrese

von links nach rechts: Adriano Stutz Präsident KFI, Gemeindeammann Giuseppe D’Angelo, Dott.ssa Maria Cristina Ricciardi, Prof. Angelo Calabrese

von links nach rechts: Adriano Stutz Präsident KFI, Gemeindeammann Giuseppe D’Angelo, Dott.ssa Maria Cristina Ricciardi, Prof. Angelo Calabrese, Dott. Michele Di Giuseppe

Vernissage

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von links nach rechts: Adriano Stutz Präsident KFI, Gemeindeammann Giuseppe D’Angelo, Dott.ssa Maria Cristina Ricciardi, Prof. Angelo Calabrese, Dott. Michele Di Giuseppe

Fischessen

Fischessen

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Niente per caso? Non oserei affermarlo, ma è incredibile che, provenendo, viandanti (e mendicanti, come diceva Lutero) da terre distanti, lungo vari sentieri di sole e luna, separati inoltre per lingue e tradizioni, all’incontro ci si ritrovi illuminati da quel forte, comune e rinunciabile sentire che è necessità esistenziale degli uomini umani. Se lo spazio è congeniale a chi desidera comunicare, il dialogo e l’abbraccio fraterno si commisurano alla comprensione e alla partecipazione. Si vive appieno la pregnanza del verbo Sein, caro a Kafka, perché esprime il senso dell’esserci, qui e ora nel divenire della storia, e dell’appartenerci. Nei giorni di tutti, nel nostro tempo che si è autoproclamato ”dell’incertezza“, nel mondo complesso e impredicibile, costantemente pertanto sotto l’incubo dell’imminenza, è stupefacente incontrarsi tra uomini storici che creano eventi reali: Gramsci ne esigeva e ne auspicava la presenza. E’ accaduto in terra d’Italia a Casacanditella, antico borgo di nobile storia in provincia di Chieti, dove il Kunst Forum ha presentato 52 artisti, dello Swiss Artist Contest 2013, concorrenti al premio “Progetto Evo”. Ho goduto del privilegio di presiedere una giuria d’alta qualificazione: la sensibilità e la competenza dei colleghi mi hanno gratificato non meno dell’ospitalità di Enzo Del Mese, cui mi lega una amicizia quarantennale. Gli sono stato compagno di irripetibili proposte estetiche di valenza internazionale e figuro tra i redattori della rivista Futuro da lui diretta. A Casacanditella ho verificato quel che accade allorché linguaggio ed esistenza, progetto e topia confluiscono: la logica incrollabile e le istanze della vita, che è regola e desiderio si conciliano nel cambiamento verso il possibile, verso il nuovo evocato dalla politica della cultura, che si avvale delle arti tutte per proiettarsi verso il tempo della continuità. Ho vissuto momenti di perfetta sintonia, discutendo con l’architetto Adriano Stutz, Presidente del Kunst Forum International, sul dissidio


swissartistcontest ormai insanabile tra natura e cultura, intesa non più come spazio che comunica ma come predominio della scienza che si propone come unica certezza di progresso. Abbiamo parlato di architettura intesa come metamorfosi del tempo in spazio, della necessità del nuovo che determina il futuro e rende organica la confluenza tra realtà e immaginazione. Adriano sa valutare le forze evocatrici del nuovo e andare verso con l’impegno etico dell’attraversamento. Con Maria Cristina Ricciardi dell’Università di Chieti avevamo già avuto occasione di incontrarci in una manifestazione d’arte. Si è rinnovato il piacere del dialogo che questa volta ci ha consentito di approfondire convergenti riflessioni sulle più pressanti tematiche delle arti e delle ricerche estetiche contemporanee. Abbiamo avvertito l’urgenza di una più ravvicinata comprensione dell’esistenza, tenendo conto che, nel presente medio evo della scienza, la globalizzazione in atto estremizza le condizioni umane. L’ignoranza e la superstizione convivono con l’omologazione che affolla le città invivibili e determina l’assurdo di una società di individui, incapaci di coesistere con, per, e tra gli altri. La stessa rassegna che abbiamo preso in esame ci ha fatto discutere sul senso di quei concetti - respiri sospiri relativi ai corpi e alle ombre dell’esistenza. Abbiamo avvertito la meraviglia dello stupore patico che l’arte dona nel pieno senso del sentimento, poeticamente colto come profezia e prassi. Interessante si è rivelato anche l’incontro con il Dott. Michele Di Giuseppe che rivela chiare doti d’analisi e si muove nell’ambito delle arti visive con una competenza che, data la giovane età, promette più ambiziosi traguardi. Si è mostrato molto attento alla politica della cultura, e questo è un grande merito, anche il dott. Giuseppe D’Angelo Sindaco di Casacanditella, costretto dalle sue responsabilità “a fare i conti con i numeri” e a non deludere le preesistenze storiche, mentre incalzano le esigenze reali di nuove strutture che assicurino lavoro e prosperità in tutti i sensi.

Kü nstlertreff am Tag danach

Kü nstlertreff am Tag danach

I miei compagni d’avventura, consapevoli addetti ai lavori, mi hanno consentito di cogliere un’ansia comune di vivere la vita dove a più vita. Le arti visive trasferiscono sentimenti nell’immaginario che il pensiero coglie senza le parole. Sono insufficienti se non le illumina la poesia. La giuria ha proceduto all’esame delle singole opere, rammaricandosi di non avere a disposizione altri premi da attribuire oltre quelli stabiliti dal bando di concorso. Le stesse motivazioni dei premi si configurano come sintesi delle osservazioni collettive. Gli artisti

svizzeri hanno ritrovato in Abruzzo una natura intatta, non molto dissimile da quella che racchiude l’anima dei secoli nelle loro pietre che sono paese. Quello di Casacanditella è stato un incontro illuminante in tutti i sensi. I miei compagni d’avventura converranno di essersi riconosciuti nel bisogno di luce che caratterizza ogni meridiana: sine sole sileo. Senza la luce del sole tace il pensiero che misura la realtà nei suoi transiti evolutivi. Le menzioni che seguono rappresentano il frutto di un lavoro gradito e meditato. Angelo Calabrese

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BAR BAR A GWER D ER PSYCHISCH-CHROMATISCHE AHNUNGEN Ihre solide Ausbildung, mit der sie ihrer Berufung folgte und die sie sich in einem regulären Studiengang der Bildenden Künste mit Schwerpunkt auf Design, Fotografie, psychische Vorgänge, farbtherapeutische, kreative und pädagogische Wertgebung erwarb, ist der Grund und die Erklärung für Barabara Gwerders mannigfalte Suche. Ihre Sprache ist elementar, voll verborgener Wahrnehmungen, absolut aktuell in der Wiedergabe des Immaginären, in dem aus der Tiefe mentale, abstrakte Landschaften zwischen geheimnissvollen inneren Welten aufsteigen. Barbara Gwerder zeigt uns eine Malerei auf einer Grenzlinie zwischen der Illusion des Bewußtseins, unbekannten Horizonten und Ahnungen, welche sich der unzureichenden Sprache entziehen und nur greifbar in der prophetischen Kunst, welche die Projektionen des Unterbewußten sichtbar werden lässt, sind. Dabei offenbaren die verschiedenen Zeichen die Künstlerin, die darüber wacht, unsagbare, rätselhafte Geheimnissse zu erzählen, indem sie uns verschiedene Wege mit ebensovielen Verweisen auf das Gelebte zeigt, sodass es möglich wird, verschiedene Türen zu den unterschiedlichen Sensibilitäten des Genusses zu öffnen und durch sie zu gehen. Sehr bedeutungsvoll sind die Arbeiten, die ich psychisch-chromatische Ahnungen nennen würde, die in ihrer visuellen Ertastbarkeit greifbar sind, in ihren Projektionen vieler Signale, selbst den minimalsten, welche uns aufmerksam machen und die Aufmerksamkeit auf die Natur lenken, auf die täglichen Erinnerungen, die besonderen Atmosphären, in denen das intensive Licht der Dämmerung die Unsicherheit der Stunde schlägt, die dem Tag vorausgeht und der, die der Nacht vorausgeht. Angelo Calabrese Barbara Gwerder, ewig ist immer, 2012, Mischtechnik auf MDF, Grafit und Acryl, 96 x 96 cm

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swissartistcontest PRESAGI PSICO-CROMATICI La robusta formazione acquisita, con interesse vocazionale, in un regolare percorso di studi artistici, con attenzione specialistica al design, alla fotografia, alle attività psichiche, ai valori cromo terapeutici, creativi e pedagogici motiva e giustifica la ricerca pluridirezionale di Barbara Gwerder. Il suo linguaggio è essenziale, forte di arcane percezioni, quindi attualissimo nella resa dell’immaginario, in cui affiorano dal profondo paesaggi mentali, astratti tra misteriose interiorizzazioni. Barbara Gwerder propone una pittura al confine tra illusione di conoscenza, orizzonti sconosciuti, presagi ignoti alla parola, sempre insufficiente, e tangibili all’arte profetica, che rende visibili le proiezioni dell’inconscio. Intanto i segni, comunque variati, rivelano l’artista vigile a comunicare segreti ineffabili, enigmatici proponendo vari sentieri con altrettanti richiami al vissuto, sicché diventa possibile utilizzare diverse porte accessibili alle diversificate sensibilità della fruizione. Molto significativi sono quelli che chiamerei presagi psicocromatici, tangibili nella tattilità visiva, nelle proiezioni di tanti segnali, anche minimi, che allertano l’attenzione e la rivolgono alla natura, a richiami quotidiani, a particolari atmosfere in cui i crepuscoli profondi dicono l’incertezza dell’ora che precede il giorno e di quella che precede la notte.

Angelo Calabrese

Barbara Gwerder, vom Land, 2013, Mischtechnik auf MDF, Acryl, Tusche, Grafit, 180 x 80 cm

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MARKUS K. FRITSCHI FORMEN DER TECHNISCHEN ENERGIE Als Entwerfer von Maschinen, in denen sich Dynamik und Ästhetik über die Nutzung verschiedener Energien und Entnahmen bei qualifizierten technischen Strukturen vereinen, macht Markus K. Fritschi Gebrauch von seinem beruflichen Vorrecht, um seine Skulpturen zu präsentieren – Objekte, die im konkreten Sinne brauchbar und Ausgangspunkt weitgespannter Reflexionen sind. Fasziniert vom Leben als energetisch-metamorphisches Kontinuum erfindet der Künstler ästhetische Maschinen, bei denen die Bewegung aktiviert wird durch den Gebrauch von Elektrizität oder von den natürlichen Kräften, die sich ihrerseits wie Energie darstellen, die Energie erzeugt: die Windkraftstrukturen. Fritschi realisiert Kunstkörper, die durch die kompositionelle Geschlossenheit faszinieren und dabei über einen technischen Reiz verfügen, der metaphorisch an andere Dynamiken verweist, wie die Dynamik der Verwandlung des Gedankens, des Flugs der Zeit, der räumlichen Beziehungen. Sehr interessant ist die wohldosierte Farbgebung in seinen Werken. Sie lässt einen über seine spiralförmigen Skulpturen nachdenken. Der Künstler wird angezogen von den elementaren Geometrien wie von den geometrischen Festkörpern, die er sichtbar macht, indem er neue Materialien verwendet, die wie energetische Wegweiser verbunden werden. Das Leben ist Bewegung: Der feste Schein illusorisch. Eine Wand steht in Wirklichkeit, weil Elektronen unaufhörlich durch die tragende Struktur tanzen. Angelo Calabrese

Markus K. Fritschi, Die drehende Uhr, Metall, Höhe ca. 45 cm, Ø ca. 20 cm


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Markus K. Fritschi, Windlicht, 2012, Höhe ca. 4m Ø ca. 1.3m, Metall, Flügel Alu mit LED, Solar gespiesen

FORME DELL’ENERGIA TECNOLOGICHE Come progettista di macchine,in cui dinamica ed estetica si coniugano attraverso l’utilizzo di varie energie e prelievi di qualificate strutture tecnologiche, Markus K. Fritschi si avvale delle sue prerogative professionali, per proporre le sue sculture – oggetti praticabili in senso concreto e come spunti di estese riflessioni. Appassionato alla vita come continuum energetico – metamorfico, l’artista, inventa macchine estetiche in cui il movimento è attivato mediante l’utilizzo dell’elettricità oppure da quelle forze naturali che, a loro volta, si configurano come energia che produce energia: le strutture eoliche. Fritschi realizza corpi d’arte attrattivi per l’organicità compositiva e, intanto, dotati del fascino tecnologico che rimanda metaforicamente ad altre dinamiche come quella della trasformazione del pensiero, della fuga del tempo, delle relazioni spaziali. Molto interessante è il senso cromatico dosato nelle sue opere. Fanno riflettere le sue sculture spiraliformi. L’artista è attratto dalle geometrie elementari come dai solidi geometrici che visibilizza, utilizzando nuovi materiali coniugati come indicatori di percorsi energetici. La vita è movimento: l’apparenza solida è illusoria. Una parete, infatti, si regge, perché una danza di elettroni percorre incessantemente le strutture portanti. Angelo Calabrese

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MARCO GIOLLO KUNST UND POESIE DER KOMUNIKATION Aus der Biografie des Künstlers steigen seine Unruhe und sein Bedürfnis, verschiedene Studienund Gedankenabenteuer zu unternehmen, auf. Der Künstler ist von einem starken Wesen und verfeinert seine Sensibilität, indem er reist und später seine menschliche Passion und natürliche Verzauberung in Bilder überträgt und auf der Leinwand chromatische und strukturelle Expressionen, die seinen individuellen Abdruck tragen, hochsteigen lässt. Der Künstler unterstreicht auf diese Weise seine absolute Weihe an die Malerei. Er

taucht vollkommen in sie ein und lässt in ihr Geschichte und Gedächtnis, Ereignisse des Lebens und objektive Zeugnisse zusammenlaufen, die so ineinander gefügt von den Krisen der Gleichzeitigkeit erzählen. Die Aufmerksamkeit Giollos für die Probleme der Kommunikation wird bedeutungsvoll, wenn die telematische Welt und die Relikte der Chronik zusammenkommen und in einem emotiven Schlag sich seine malerische Materie als Epiphanie eines tragischen und poetischen Leibes präsentiert. Darin erstrahlt die Evidenz des Traumas und der Scherben, die im Nutzen der kreativen Evidenz verkörpert sind, in Hoffnung. In ihr

Marco Giollo, # 158, 2010, Mixed Media on Canvas, 100 x 100 cm

findet sich auch die Möglichkeit, das verlorene Gleichgewicht, die Ursachen der Körperlichkeit, des Geistes, der sinnlichen und süßen, primitiven und fantastischen Natur selbst, deren Widersprüchlichkeiten beabsichtigt und durch die Kunst sichtbar gemacht sind, wiederzufinden. Angelo Calabrese

ARTE E POESIA DELLA COMUNICAZIONE Dalla biografia dell’artista emergono la sua inquietudine e il suo bisogno di intraprendere varie avventure di studi e di pensiero. Artista di forte tempra, raffina la sua sensibilità viaggiando e trasferendo, poi, in immagini la sua passione umana e l’incanto naturale, facendo lievitare sulla tela espressioni cromatiche e strutturali, che hanno la sua personale impronta. L’artista mette cosi in risalto la sua totale dedizione alla pittura. S’immerge totalmente in quella, facendovi convergere storia e memoria, fatti della vita e testimonianze oggettive, che, con i loro inserimenti narrono le crisi della contemporaneità. L’attenzione di Giollo alle problematiche della comunicazione è significativa nelle confluenze tra mondo telematico e relitti della cronaca, per cui in una folgorazione emotiva, la sua materia pittorica si propone come epifania di un corpus tragico e poetico. In quello l’evidenza del trauma e dei frantumi, incorporati nel fruire dell’evidenza creativa, si illumina di speranza. Significa anche la possibilità di ritrovare gli equilibri perduti, le ragioni della fisicità, della mente, della natura stessa, sensuale e soave, primitiva e fantastica, le cui contraddizioni sono intese e rese visibile dall’arte. Angelo Calabrese

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VANDA BILINSKI SKULPTUR ALS LITHOSOPHIE – DIE LIEBE ZUM STEIN Die Bildhauerin nimmt den Ruf der Knochen der Erde wahr. Die Steine forden den Dialog mit ihrer Leidenschaft als Bildhauerin, die das Überflüssige abtragend jene Physiognomien ans Licht zu bringen weiß, die uralten Epochen angehören, die zu Räumen plastischer Innerlichkeit und damit zur Poesie des menschlichen Gefühls werden. Die Künstlerin entdeckt im innersten Kern der Physiognomien den ursprünglichen Gedanken, der inzwischen zum Erbe der Menschheit gehört, und es ist gerade die neue von diesen Farben belebte Form, die an vergangene Zauber erinnert, an Mythen, die uns mit dem richtigen Abstand erinnern, meditieren, interpretative Modelle vorschlagen lässt, weil wir die Vergangenheit mit den Augen der Gegenwart lesen. Vanda Bilinski reiht sich unter die großen Lithosophen, jene weisen Künstler, welche die Geheimnisse der Steine untersuchen und sie dazu bringen, die Triebhaftigkeit der ursprünglichen Kindheit zu offenbaren und das Wahre zu zeigen, in dem sie sich seit allen Zeit spiegeln, vom Entstehen des Bewußtseins, zu der vollen natürlichen Übereinstimmung der Bewegungen des Herzens und des Gedankens. Die Künstlerin schlägt den Meißel in den Stein und findet das Wunder desjenigen wieder, der mit Hilfe seiner tastenden Händen eine Kalkader, eine Salzader einfängt, die den Stein durchquert, der ihre Aufmerksamkeit erregt hat, indem er sie zum Dialog aufforderte. Der Genussmensch spürt das Bedürfnis, die Skulpturen zu berühren, den Flug der Zeit zu verwandeln, in dem er bis zur Kristallisierung, bis zur Sedimentation lebt, wodurch es möglich wird, räumliche Zeugnisse, denen in der Kunst ein dauerhafteres Leben zurückgegeben wurde, sichtbar zu datieren.

SCULTURA COME LITHOSOFIA La scultrice avverte il richiamo delle ossa della terra. Le pietre esigono il dialogo con la sua passione di scultrice, che sa portare alla luce, eliminando il superfluo, quelle fisionomie appartenenti ad epoche antichissime, che diventano spazzi di interiorità plastica e quindi poesia del sentimento umano. L’artista, nei nuclei essenziali delle fisionomie, scopre pensieri originali che, intanto, appartengono al patrimonio degli uomini umani ed è proprio la nuova forma ad animare quei colori rievocativi di remoti incanti, di miti che ci fanno ricordare, meditare, proporre modelli interpretativi alla giusta distanza, perché il passato si legge con gli occhi del presente. Vanda Bilinski si propone tra i grandi lithosofi di quei sapienti artisti che

investigano i segreti delle pietre e le sollecitano a rivelare l’istintività dell’infanzia primordiale e a proporre quel vero, in cui si specchiano da sempre, dall’insorgere della coscienza, moti del cuore e del pensiero in piena corrispondenza naturale. L’artista scolpisce e ritrova la meraviglia di chi, avvalendosi di mani sensitive, coglie una vena di calcare, di sale, che attraversa la pietra che ha richiamato la sua attenzione, sollecitando il dialogo. Il fruitore avverte l’esigenza di toccare le sculture, di coniugare la fuga del tempo in cui vive alla cristallizzazione, alla sedimentazione, che consente di datare visibilmente testimonianze spaziali, restituite a vita più duratura nell’arte. Angelo Calabrese

Vanda Bilinski, Sedna II, 2013, Speckstein, Höhe 35 cm

Angelo Calabrese

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SIMONE MONNEY LINGUISTISCHE LABYRINTHE UND RELIKTE Die Landung bei der linguistischen Forschung ist von großer Bedeutung für die Kunst, die von der Gegenwart der Wanderer der modernen Globalisation Spuren und Fußstapfen der menschlichen Kommunikation zwischen dem geerbten Gedächtnis sucht, zwischen den Resten von Schriften, die den Archäologen teuer sind, zwischen den Zivilisationen, die aus der Schrift entspringen, die von der Zeit, vom ständigem Gebrauch, von den Schnitten, welche die Mitteillungen unentzifferbar machen, brüchig geworden sind. Simone Monneys fragt nach den monogenetischen Möglichkeiten der Sprachen, nach der Genetik, die wie die magischen archäologischen Quellen und paläontologischen Ablagerungen auf die Bestätigung von

einer einzigen Ursprungssprache hoffen lässt. Wir stehen vor linguistischen Labyrinthen, vor so eben auftauchenden Relikten, Bruchstücken, verloren an den prüfbaren Beziehungen. Simone Monney ist fasziniert von den Prozessen des Wiedergebens einer Bedeutung, von den Katastrophen, die den Raum der Erinnerung rauben. Und die leichten Schichten, die sie faszinieren, sind Übergang von der Prosa zur poetischen Intuition, die Malerei überschreitet die Schwellen der Bildhauerei. Angelo Calabrese LABIRINTI E RELITTI LINGUISTICI L’approdo all’indagine linguistica è molto significativo per l’arte che, dal presente dei viandanti dell’avanzata globalizzazione, investiga orme e tracce dell’umana comunicazione tra

Simone Monney, Lagon Bleu, Mischtechnik auf Leinwand, 80 x 100 cm

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memoria d’ancestro, documenti residui di scritture care all’archeologia, le civiltà che originano dalla scrittura, sono corrose dal tempo, dall’usura, dagli sfregi che rendono il messaggio indecifrabile. Simone Monney s’interroga sulle possibilità monogenetiche delle lingue, sulle genetiche che, come le magiche fonti archeologiche e i sedimenti paleontologici fanno sperare nella conferma di un’unica lingua originaria. Siamo di fronte a labirinti linguistici, a relitti appena emergenti, fratti, perduti alle relazioni verificabili. Simone Monney è affascinata dai processi di ri-significazione, dalle catastrofi che sottraggono lo spazio rievocativo. E i lievi spessori che la affascinano sono transito dalla prosa all’intuizione poetica; la pittura varca le soglie della scultura. Angelo Calabrese


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ANITA HALLER STRÖMENDE FLÜSSE DES ANARCHISTISCHEN DENKENS

FLUIDI CORRENTI DEL PENSIERO ANARCHICO

Sie erfindet Zeichen, die, Farbe über Farbe, die Unterlage durchqueren und in feinen dynamischen Kurvenlinien, die wie die Erinnerungen,Träume und Verzauberungen von den Wundern fließen, ans Licht kommen. Anita Haller wandelt auf der mannigfalten Welle des anarchistischen Denkens, der Sehnsucht, die sich gegen die Regel aufbäumt; ihre Abstrahierungen spielen auf das Immaginäre im Kopf, auf die feine Sensualität an, und die eingebundenen Materialien geben das Gefühl, das etwas von den tiefsten Gründen aufsteigt. Wie unerschütterliche Felsen oder Stolpersteine, denen wir nicht ausweichen können, bedingen sie jene Bewegungen, die von einander getrennt erscheinen, doch stattdessen im Aufprall zusammenfließen und mit der harten Wirklichkeit und den beharrlichen Beständigkeiten rechnen müssen. Das Gefühl stösst auf Körper an Körper; der Stoss wird durch ein natürliches Ereignis, durch die Ursachen, welche die in den chromatischen Vibrationen ahnbaren Räume und Zeiten bedingen, erzeugt. Anita Haller nimmt Gedanken auseinander und setzt sie in der Fluidität der Ströme des Alltags wieder zusammen. Die sind es, welche epiphanische Ereignisse verursachen: Die inneren Welten treffen in jenen Fragmenten, in jenen Spuren, in jenem Aufkeimen von Gedanken und Gefühlen, in jenen Rätseln auf die Geschichte des Werdens.

Inventa segni che attraversano, colore su colore, il supporto e affiorano in sottili dinamiche curvilinee, che fluiscono come i ricordi, i sogni e gli incanti delle meraviglie attrattive. Anita Haller vaga sull’onda varia del pensiero anarchico, del desiderio indocile alla regola: le sue astrazioni alludono all’immaginario mentale, alla sensualità sottile e gli inserti materici danno il senso di ciò che affiora da fondali profondissimi. Come saldi scogli, o ineludibili pietre d’inciampo, condizionano quei moti che apparivano separati mentre invece convergono all’impatto e fanno i conti con la dura realtà e le ostinate persistenze. Le emozione s’imbatte nel corpo a corpo generato da un evento naturale, dalle ragioni che condizionano spazi e tempi intuibili nelle vibrazioni cromatiche. Anita Haller scompone e ricompone pensieri nella fluidità delle correnti del quotidiano. Sono quelle a suscitare accadimenti epifanici: l’interiorità in quei frammenti, in quelle tracce, in quelle germinazioni di pensiero e sentimenti, in quegli enigmi incontrano la storia nel suo divenire. Angelo Calabrese

Angelo Calabrese

Anita Haller, Headlines 2-tlg., 2012 Mixed Media, 180 x 30 cm


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PEPE ESPAÑA Antonio Pérez Foundation, Cuenca ES until December 1st, 2013 BACK TO THE BEGINNING The opening of the exhibition Pepe España, Back to the Beginning will be held at the Antonio Pérez Foundation’s Contemporary Art Museum in Cuenca. The exhibition is promoted by the Antonio Pérez Foundation

Exhibition view

(Government of Cuenca) and the Pepe España Foundation (Aarau, Switzerland) and it represents the revival of an artist who, since he moved to Switzerland in the 1970s, was only known by specialists of that period. Pepe España (José Luis Jiménez España, Málaga, 1930 - Biel, Switzerland, 2007) began his artistic career in the 1950s involved with the first attempts in our country to renovate expressive forms. In the early 1960s he went to Cuenca, where he settled down between 1967 and 1973. The place was

of major significance in his career as it was the epicentre of cutting edge artistic expression and he became one of the first “discoverers” of what at that time came to be known as Abstract Cuenca. The city was home to the artists who belonged to the so-called “Cuenca Group”, the driving force behind the creation of the Spanish Museum of Abstract Art, which opened in 1966. In the early 1970s in the “abstract city” he created his well known series La cinta (1970-1971), a set of acrylic paintings that received critical acclaim at the time, as it combined elements of abstract innovations, the new geometries and conceptual art. It was flat painting, with bands of colour, and an air of pop, in the 70s when assertive imagery was all the rage. His was a very personal vision and therefore very difficult to compare with that of his contemporaries. Pepe España took a very meta-artistic approach to his creative process, in which his extraordinary drawing skills and extremely personal use of colour always predominated. The series La cinta embodied an analysis of the encounter between artistic figure and form, between sinuous shape and straight line, between the picture and its representation in painting, thus audaciously marking the beginning of one of the key periods of his production, which Simón Marchán Fiz, one of the critics who followed this artist most closely over time, called “a distanced and objective representative adventure”, and hence akin “to the new airs of objective figuration that would underscore the decade of the 1970s”. His neighbours and friends included artists such as Antonio Saura, Antonio Pérez, Gerardo Rueda and Bonifacio Alfonso, his house was near José Guerrero’s, his drawing was highlighted by Fernando Zóbel, and his work was regularly shown in the numerous galleries that sprang up in Cuenca, under the umbrella of the above-mentioned museum. He was also represented by one of the most important galleries in Madrid at that time: the Seiquer gallery. And he had an exhibit at the Spanish Pavilion of the New York Art Show in 1968. Although he was well known in Switzerland, where his work received remarkably widespread acclaim, he was not recognized in Spain, possibly because he left as a young man and remained abroad for more than three decades, until his death.


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Pepe España, “La Rosaleda”, Sutz-Lattrigen, 2005

Kunath draws on myriad inspirations and sources in a playful discourse between melancholy and joy, which asserts the triumph of life over death, something Kunath often refers to as “sad optimism”. His paintings contain layered elements - Renaissance woodcuts, landscape engravings, still lifes, slapstick cartoons, lyrical words and phrases, anthropomorphized animals, and music iconography from the 1960s and 70s - that undulate between humour and pathos. P.T.

The exhibition, curated by Alfonso de la Torre with the support of the artist’s foundation, and promoted by the government of Cuenca, is an overview of Pepe España’s production, including some eighty pieces from three major periods in his career: the series La cinta , the sign drawings from Cuenca and Bern, and the last paintings (nine paintings). A bilingual (English/Spanish) catalogue has been produced. It consists in an in-depth analysis of Pepe España’s painting, with an extensive chronology and a selection of critical texts on this artist, including a considerable amount of material that has never published before. There will be another exhibition of the artist’s work from December 12th – February 2014 at the Museum of Graphic Arts in San Clemente.

Meekyoung Shin Sumarria Lunn Gallery, Londen G.B. until 8th November 2013 ARCHETYPE Meekyoung Shin will present a new body of work in Archetype, a solo exhibition that considers what happens to the identity of an object when it becomes a global cultural icon. Shin is known for her colourful soap sculptures that draw on familiar objects including Ming vases and Classical, ancient Greek, sculpture. These cultural icons command almost universal recognition and attain this status by being ‘translated’ from their historic

and cultural origins to be presented and recontextualised in museums, texts and almost infinite reproductions around the world. Every new interpretation created by this process, no matter how subtle, changes the object. The change is rarely physical but the alteration to the fabric of the object’s history and identity is no less profound. Meekyoung Shin has previously employed soap as a metaphor for this process of cultural translation. Every time a bar of soap is used it is changed - something of the original is removed and some trace of the contact is left behind. In Achetype Shin develops the sculptural language that she has used to portray the malleability of her subjects, focussing not on the process of recontextualising but on the effect these multiple readings have on the identity of the original object. In accordance with this shift in perspective Shin has created a new body of entirely black work. New subjects such as Renaissance busts and History Paintings have joined past interests, but all stand uniformly, in stark contrast to the gallery setting and to her past practice. In Archetype Shin reverts renowned cultural objects to their simplest form, presenting them as minimal reductions that provoke contemplation on the effects of repeated global decontextualisation. P.R.

Curator: Alfonso de la Torre With the collaboration of the Pepe España Foundation, Aarau CH

Friedrich Kunath, A Dream Full of Dreams, 2012, Mixed media on canvas

Friedrich Kunath Modern Art Oxford, Oxford UK until 17th November 2013 RAYMOND MOODY’S BLUES Dreamer, jester, melancholic and optimist, Friedrich Kunath is an enigmatic presence in the work he creates. Modern Art Oxford presents four new paintings and a number of new sculptures will be shown alongside recent works, including the film You Go Your Way and I’ll Go Crazy (2012). With an exhibition title that references Raymond Moody, American psychologist and best-selling author of Life after Life (1975), and British 1960s rock band The Moody Blues,

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Jean-Michel Basquiat Lucio Fontana Howard Hodgkin Jörg Immendorff A.R. Penck Mark Tansey Andy Warhol Blueproject Foundation, Barcelona ES until 2nd February 2014 BLUE HOMENATGE A L’INVISIBLE The Blueproject Foundation, Barcelona’s new contemporary art center, will open its doors. Thanks to its 500 square meters, spread over two floors, the building presents collective exhibitions as well as ambitious personal projects. The inaugural exhibition of the Blueproject Foundation is called Blue. Tribute to the invisible, a project on the color Blue in modern art that presents a series of works by great figures such as Jean-Michel Basquiat, Mark Tansey, Andy Warhol, Lucio Fontana, Jörg Immendorff, Howard Hodgkin and A. R. Penk. An immersion in the ambiguous universe of what Yves Klein said “it is the invisible becoming visible”. The Blueproject Foundation also wants to become a platform to support young artists and will work to promote Barcelona’s cultural scene. There will be an annual residency program for artists open both to young national creators and to more important international figures. The first call will open with the Blueproject. The invisible shadow of the French artist is hide in an exhibition that offers the possibility to discover Andy Warhol’s Pop Art, Jean-Michel Basquiat’s symbolist expressionism or Mark Tansey’s abstract intellectualism to explore deeper into the countless

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hermeneutical shades and the endless inheritance of the Blue. The Blueproject Foundation insist on a more direct and personal approach to art, developing and stimulating creativity and imagination through exhibitions and personal projects. An unprecedented look to the poetics of the artists that promotes a closer contact between artist, work and viewers. The important exhibition space of the Blueproject Foundation is divided into two complementary spaces. Il Salotto is a lounge reserved for the most renowned artists and the most emblematic works while La Sala Project is characterized by its multidisciplinary dimension that allows to presents projects of promising artists and exhibitions of well-known figures.

There is a teasing sense of play in the placement centrally of a coloured, emptied out plastic folder over an underlying painting. The placement of panel pins and staples is functional and holds the whole painting together physically but they are also a key visual element in the composition. You feel the whole history of painting is never far away and remains richly informative but Doran continues to make engrossing works that are completely of their time and are a visual feast, even if the ingredients on their own do nothing to inspire. This exhibition shows Doran at his most complex and most playful. It is a harmonious result of many years of exploration and application. Cristín Leach Hughes

A.L.G.

Paul Doran Green On Red Gallery, Dublin IE until 28th September 2013

Sean Scully The Drawing Center, New York USA until 3rd November 2013 CHANGE AND HORIZONTALS

Paul Doran’s current exhibition at Green On Red consists of 12 new mixed media paintings. As in previous exhibitions the shift in the artist’s practice is significant and immediately apparent. Gone is the reliance even on the square or rectangular flat format. Instead we see the artist exploring and pushing space - always a central concern in the artist’s oeuvre - and the very solidity of the painted or handmade object in iconoclastic ways. The artist seems to have found a complete freedom in the use and choice of media to create tableaux of, at times, ravishing beauty. Plastic, tissue paper, tin foil and even particles of clothing populate the confines of these small, compact paintings. Richard Tuttle back to the Dadaists, the Cubists and even Cobra artists, were inclined to bring physical bits of the “ real “ world into the realm of painting but somehow Doran has found a new energy and impetus in old and revived strategies. It is the very modesty and ordinariness of these domestic materials that Doran prizes. The viewer is again challenged and enticed to negotiate a new set of values and rules that are anti-heroic and antimonumental. These works relate to a life lived rather than to a utopian artistic condition.

This intensely focused survey comprises Sean Scully’s (b. 1945, Dublin, Ireland) acrylic, ink, graphite, and masking-tape drawings from 1974–75 - presented together for the first time in over 30 years - as well as two large-scale paintings from the same period and one of the artist’s personal notebooks. Scully’s maturation as a painter can easily be traced back to innovations in his early drawings. These drawings are marked by refined geometries that re-imagine the history of abstraction as an art rooted in experience -“something felt and something seen,” as the artist has said. Executed in London and New York City respectively, the Change and Horizontals drawings, along with their preparatory sketches and never-beforeseen experimental typewriter drawings from the same period, highlight Scully’s core concern with line and colour’s relation to place. Viewed together, the works chart an evolution of composition and gesture that provides unique insight into this artist’s singular aesthetic. This New York exhibition is the last stop on a tour that included the UK, Germany, and Italy. Curated by Brett Littman and Joanna Kleinberg Romanow


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Michael Gambino Galleria Colossi Arte Contemporanea, Brescia IT fino al 20 novembre 2013 BEAUTIFUL FLYING La farfalla, antico simbolo propiziatorio della metamorfosi e della rinascita, emblema sia dell’effimero, sia di ciò che dura in eterno, diventa il minuscolo tassello con cui l’artista italo-americano Michael Gambino si propone di ricostruire la geografia del mondo, alludendo all’ordine logico di connessioni che governa il susseguirsi e il concatenamento dei fatti che avvengono sulla superficie del nostro pianeta. Questi esseri minuti rappresentano, nella poetica dell’artista, l’equilibrio, la trasformazione continua provocata dai fenomeni naturali e, dal punto di vista esistenziale, la grazia e la capacità di accettare i cambiamenti e il loro significato allude al processo di trasformazione alchemica a cui ciascuno di noi è sottoposto durante la vita nel lungo cammino verso la conquista della libertà spirituale. Può un essere così piccolo avere una valenza così grande? Nelle opere di Gambino questo diventa possibile; il ciclico riproporsi delle manifestazioni naturali sul nostro pianeta, regolato da uno schema logico

di connessioni, assume il nome della legge matematica nota come “effetto farfalla”, come il titolo che l’artista da alle sue opere. Esse rappresentano l’universo e le leggi che lo governano attraverso gli esseri più minuti che lo compongono, le piccole farfalle di carta dalle mille vibrazioni di colore, materializzando così la teoria fisico-matematica del caos, secondo la quale un sistema è sensibile a piccole variazioni delle condizioni iniziali che possono diventare anche variazioni a lungo termine. Ciò venne tradotto in termini matematico-scientifici da Alan Turing, secondo il quale il movimento molecolare provocato dal battito di ali di una farfalla può provocare una catena di altri movimenti che si susseguono fino a provocare un uragano. Lorenz, nel tentativo di elaborare un modello matematico per gli spostamenti dell’aria nell’atmosfera terrestre, realizzò un diagramma che ricordava proprio la sagoma di una farfalla, che diviene così il simbolo del concatenamento di tutti i fatti che avvengono sulla superficie terrestre (“Può il batter d’ali di una farfalla in Brasile provocare un tornado in Texas?” era il titolo di una conferenza tenuta da Lorenz nel 1972). In questa concatenazione di eventi lontani nel tempo e nello spazio, Michael Gambino ci fa notare come

l’andamento dell’intero pianeta, dalle trasformazioni climatiche agli avvenimenti più insignificanti, si possa esprimere con un diagramma matematico, in cui la piccola farfalla diventa il tassello per la costruzione di un modello di comportamento per tutti gli universi possibili. Gambino conduce la sua riflessione sulle manifestazioni del mondo naturale partendo da un elemento semplice e primordiale come la carta per intagliare delle piccole farfalle multicolori e appuntarle alla tela con spilli ricostruendo mappe geografiche del mondo. Questa originale tecnica espressiva vuole stigmatizzare la globalità delle dinamiche che governano l’andamento degli equilibri economici, naturali, sociali, politici ed economici sul nostro pianeta e il complessivo concatenamento dei fatti, dai più modesti ai più rilevanti, che avvengono sulla sua superficie come in ogni angolo dell’universo. Ne risulta un’opera che va letta e goduta nelle sue molteplici dimensioni: l’estetica di queste piccole farfalle, apparentemente statiche, ci conduce a ciò che esse vogliono simboleggiare, ovvero l’intimo legame di tutti gli aspetti della vita, in quella dinamicità dell’uomo che pensa e che poi decide di aprirsi alla dimensione sociale, per cogliere appunto il legame con il Tutto. a cura di Bianca Martinelli

Michael Gambino, Effetto farfalla, 2013, 100 x 180 cm

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Carlo Carrà Museo d’Arte Mendrisio, Mendrisio CH fino al 19 gennaio 2014 I PAESAGGI DI CARRÀ 1921 . 1964 Figura di importanza capitale nella storia dell’arte moderna italiana, Carrà fu tra i fondatori del movimento futurista nei primissimi anni del ‘900. I viaggi nelle capitali europee, ma soprattutto a Parigi, dove frequentò tra gli altri Apollinaire e Picasso, lo misero in contatto con le altre avanguardie europee, facendolo

conoscere internazionalmente. La prima guerra mondiale sancì la fine del Futurismo e determinò l’inizio di un breve, fecondo periodo metafisico in cui Carrà entrò in stretti rapporti con i fratelli De Chirico. Gli anni tra il 1915 e il 1920 furono un momento decisivo, di svolta, per l’uomo e per l’artista. Legatosi d’amicizia con Soffici e Papini, Carrà cominciò un intenso periodo di meditazione sulla pittura italiana del ‘300 e del ‘400 che sfociò nei sorprendenti scritti su Giotto, Paolo Uccello, Piero della Francesca e Masaccio. Il recupero in chiave moderna dei “primitivi”, e in primo luogo di Giotto, lo condusse a

Carlo Carrà: Pino sul mare, 1921, olio su tela, 68 x 52 cm (Collezione privata)

una pittura – come ebbe a dire – di «forme primordiali», dove la natura si rivela in tutta la sua essenza spirituale. Sintesi, forza plastica, spazialità, architettura accordata a colori tonali: cominciava su queste basi la terza, più lunga e più intensa stagione, quella del «realismo mitico». Essa si aprì con un capolavoro assoluto della storia dell’arte europea del ‘900, presente nella mostra di Mendrisio: Pino sul mare del 1921, dipinto da Carrà appena quarantenne e che venne acquistato dal compositore Alfredo Casella, amico del pittore e figura di primo piano nella cultura europea del ‘900. «Con questo dipinto – scrisse Carrà nella sua autobiografia – io cercavo di ricreare una rappresentazione mitica della natura». Al capolavoro del ’21 ne seguirono altri, una stretti lunga serie di opere che scaturì in gran parte da un’immersione totale nel paesaggio: i monti della Valsesia, le marine di Forte dei Marmi, la laguna veneziana, le campagne e i laghi lombardi, le alpi apuane. Il paesaggio fu spunto continuo di sperimentazione; da una pittura di sintesi Carrà poteva passare a una forma mediata di impressionismo, da un’immagine realista a una visione onirica e surreale, sempre ottenendo risultati di straordinaria intensità. In questo concetto di rappresentazione mitica della natura rientrò a partire dalle grandi composizioni d’inizio anni ‘30 anche la figura: Estate, I nuotatori, I contadini della Versilia sono alcuni capolavori di questo genere, ben documentato in mostra. Grazie ai contributi dell’Archivio Carrà, degli Archivi del ‘900 del MART e del Gabinetto Vieusseux di Firenze si è potuto allestire per l’occasione una sezione dedicata alla figura – importantissima – del Carrà teorico e pubblicista (si ricordino solo i contributi a “Valori plastici” e “l’Ambrosiano”) attraverso un vasto e prezioso materiale documentario. A margine della retrospettiva viene presentata una selezione di opere di autori ticinesi, dipinte tra il 1920 e il 1950, che intende gettare un po’ di luce sulla grande influenza esercitata da Carrà su un contesto locale, di provincia italiana del Nord come il Ticino; cioè, sul suo determinante ruolo nel passaggio da un’arte ancora ottocentesca ad una moderna. a cura di Simone Soldini e di Elena Pontiggia

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Alberto Biasi Galleria Allegra Ravizza, Lugano CH fino al 26 novembre 2013 OPERE DAL 1959 AL 2013 Per inaugurare la nuova, prestigiosa sede svizzera della sua galleria, nel cuore di Lugano, Allegra Ravizza ha scelto una selezionatissima antologica di Alberto Biasi (Padova 1937), tra i fondatori del Gruppo Enne e uno tra i più importanti esponenti italiani dell’arte cinetica. In mostra ci saranno opere rare e scelte tra il ricco percorso dell’artista, avviato nel 1959 con le prime esposizioni del nascente Gruppo Enne, contraltare padovano del milanese Gruppo T. A questo periodo risalgono le celebri opere intitolate Torsioni e Dinamiche, in cui un raffinato intreccio di lamelle in pvc determina una percezione virtuale e quasi ipnotica del movimento, grazie ai leggeri spostamenti del punto di vista dell’osservatore. Lo spazio, che già in queste opere, così come nelle precedenti Trame appariva inafferrabile, diventerà caleidoscopico nei celebri Light prisms (realizzati dal 1962), dove un fascio di luce bianca, passando attraverso prismi di cristallo ruotanti, si scompone nelle tonalità dell’iride sempre cangianti, facendosi dell’ambiente in cui lo spettatore è immerso. Da allora la ricerca di Biasi si sviluppa nell’ambito delle variazioni percettive con la realizzazione dei Politipi, sintesi di geometria e movimento, sino alla produzione più recente dove la collocazione spaziale dell’opera si fa dinamica, infrangendo lo spazio che la circonda. Di tutta questa vicenda saranno testimoni le opere esposte, scelte tra quelle che maggiormente rappresentano la sua articolata ricerca, sia dal punto di vista storico (molti i lavori che risalgono agli anni Sessanta) che formale-concettuale. A queste si aggiunge un importante corpus di introvabili documenti storici – manifesti, inviti, locandine, scritti, raccolti grazie alla collaborazione con l’Archivio Alberto Biasi – a sottolineare l’intenzione della galleria di svolgere anche un ruolo di divulgazione scientifica e storica dell’arte recente. a cura di Marco Meneguzzo

Danilo De Mitri, Mariangela 3, 2012, Stampa

Danilo De Mitri “Art’ inFabrica”, presso il Centro Grafico srl, Foggia IT fino al 31 ottobre 2013 “ELISIO E ADE” De Mitri espone la sua più recente ricerca fotografica con opere site specific. La mostra curata da Teo De Palma, sarà presentata dal critico Carmelo Cipriani, il quale – nel testo critico di presentazione della mostra – scrive che “De Mitri offre una riflessione sul mistero dell’esistere, immaginando fenomenologie inspiegabili e rivolgendo il suo sguardo ad un mondo parallelo, trascorso o incipiente. Un’indagine esistenziale, condotta lungo la via del sogno, sostanziatasi in un linguaggio iconico immediatamente riconoscibile e d’indubbia valenza concettuale. Evitando sapientemente lo stucchevole e il manierato, attinge a piene mani al sorgivo fascino dell’arcano. Le sue immagini, imbastite da ombre dense e penetranti tagli di luce, fronteggiano ostentata nudità e pudico candore, instabilità lineare e solidità architettonica, trovando nell’obiettivo un congeniale mezzo espressivo, quasi uno strumento antropologico.

Abbandonata la mera e finalistica registrazione del visibile, De Mitri manipola la realtà dando forma sensibile a oniriche visioni. Dettati dallo spirito ancor prima che dallo sguardo, i suoi scatti si collocano nella sottile ambiguità della sensualità sentimentale. Le figure ora intimorite ora fiere si offrono allo spettatore nella loro teatrale presenza, non di rado esasperata da sembianze angeliche o demoniache. Discinte fisicità e scenari arcaici collocano i fotogrammi in una dimensione atemporale. L’assenza di precise coordinate spazio-temporali, insieme all’insistito contrasto chiaroscurale, riconducono all’origine del creato, all’ancestrale lotta tra bene e male, che quotidianamente si ripropone nell’animo di ciascuno. Persino i luoghi urbani, desunti da chissà quale cupa periferia, sacrificano la loro intrinseca contemporaneità per assumere un inspiegabile aspetto primigenio, tramutandosi in luoghi olistici ed onirici.” a cura di Teo De Palma

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futurogalerien+museen Centro Open Space, Catanzaro IT fino al 30 ottobre 2013

Modugno, Giuseppe Negro, Gina Nicolosi, Marilena Pecoraro, Lucia Rotundo, Giuseppe Spatola.

STUDENTI E DOCENTI ESPONGONO INSIEME PER UN LIBERO LIBRO D’ARTISTA

Il progetto nasce nel 2006 per iniziativa di Paola Babini (docente all’Accademia di Bologna) e di Patrizia Dal Re (direttrice della casa editrice Essegi) e nel corso degli anni sono stati rivisitati numerosi volumi (fuori edizione messi a disposizione dalla stessa casa editrice) e realizzate significative opere. Dopo una serie di mostre in progress − organizzate dal 2006 al 2013 – i nuovi libri, ovvero le opere, entreranno a far parte della collezione permanente della casa editrice e fruibili al grande pubblico. Studenti e artisti dell’Accademia di Catanzaro hanno, con differenti linguaggi, realizzato il “nuovo” libro. Ne è nata, in alcuni casi, una rivisitazione aderente al contenuto del volume, in altri una mediazione e in altri casi ancora esempi completamente avulsi dal contenuto del volume. I temi più ricorrenti trattati sia dagli studenti che dai docenti-artisti stigmatizzano le problematiche attuali: globalizzazione, diversità, degrado ambientale, spiritualità. Le ventiquattro opere esposte all’Open Space di Catanzaro, sottolineano la capacità progettuale del libro d’artista, che come affermano i critici Renato Barilli e Daniela Palazzoli “non è la spiegazione o la documentazione di un’opera d’arte esistente o esistita altrove. Il libro è opera. Un’opera che racconta la propria creazione ed esibisce il modo in cui è stata scritta, disegnata, fotografata, stampata

Il Centro per l’arte contemporanea Open Space di Catanzaro ospita, il progetto LiberoLibroEssegi, rivisitazione di libri fuori edizione che la casa editrice Essegi ha messo a disposizione di Accademie e Istituzioni di Alta Cultura italiane e straniere. Coinvolti dalla casa editrice per il progetto catanzarese i proff.ri Caterina Arcuri e Giulio De Mitri dell’Accademia di Catanzaro i quali nell’ambito del proprio programma didattico (Cattedre di Pittura e di Tecniche per la pittura) hanno attivato un laboratorio stimolando e motivando gli studenti a progettare e a realizzare un libro d’artista, rivisitando, rimanipolando e “riciclando” i libri forniti dalla casa editrice. Sono stati coinvolti anche docenti-artisti afferenti a diverse discipline. Il progetto ha prodotto 24 libri d’artista realizzati dagli studenti: Chiara Cannistrà, Emanuele Biagio Formoso, Maurizio Fulginiti, Francesca Giordano, Emanuela Greco, Domenica Lupia, Lucrezia Stefania Manfredi, Domenico Mendicino, Mariangela Parisi, Stefania Rotondo, Raffaele Severino, Maria Teresa Sorbara, Maura Spadaro, Antonio Tolomeo e dai docenti-artisti: Caterina Arcuri, Fiormario Cilvini, Danilo De Mitri, Giulio De Mitri, Sabino Di

Caterina Arcuri, “ad maiora”, 2013, carta truciolare nobilitato, 22 x 49 x 30 cm

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confrontata e pensata”. Non esiste, infatti, una definizione univoca di libro d’artista, racchiude una vastissima e multiforme produzione che parte dai libri realizzati in xilografia, calcografia e giunge fino ai libri-oggetto, “un’esperienza di ricerca emblematicamente materializzata nella forma di un libro.” presentato da Simona Caramia

Etel Adnan Galleria Continua, San Gimignano IT fino al 9 novembre 2013 Poetessa, scrittrice, saggista e artista visiva Etel Adnan è una donna cosmopolita: nasce a Beirut nel 1925 da padre siriano musulmano e madre greca cristiana; Beirut e Damasco sono i paesaggi della sua infanzia, la Francia e gli Stati Uniti i paesi dove studia e lavora. Adnan è considerata una tra le più importanti rappresentanti della “diaspora araba” e una pioniera del processo di emancipazione femminile. L’interesse di Etel Adnan per l’arte visiva si sviluppa durante gli anni della guerra d’indipendenza algerina quando scrivere in francese comporta implicazioni politiche che l’artista, per solidarietà con gli insorti, rifiuta di avere. I suoi primi dipinti risalgono al 1958, Adnan si è da è poco trasferita nella San Francisco di Ginsberg, Kerouac e Snyder ed insegna filosofia in un’università californiana. Fonte d’ispirazione del lavoro di Etel Adnan è il picco più alto che domina la Baia di San Francisco, il Monte Tamalpais. Nel corso degli anni l’artista ha celebrato il suo amore per questa montagna dedicandogli libri, poesie e rappresentandola ripetutamente nei suoi dipinti. Il monte Tamalpais per Adnan è sintesi di divenire e permanenza, è la rappresentazione dell’universo, è l’esperienza che l’uomo fa della Natura e in questo senso è epifania del sé più profondo. In alcuni appunti che Adnan pubblica in occasione della sua partecipazione a DOCUMENTA (13) si legge: “Si potrebbe pensare che l’amore per la Natura è innocuo, ma nessun amore è innocuo. Può compromettere l’intera esistenza e in effetti lo fa.” In questa mostra l’artista presenta una serie di dipinti inediti, tutti realizzati quest’anno: paesaggi di piccolo formato, olio su tela. Questi paesaggi non sono semplicemente descrizione di ciò che i nostri occhi vedono, sono piuttosto rivelazione di ciò che sta dietro


futurogalerien+museen l’apparenza visibile. Non c’è presenza umana perché Etel Adnan è interessata esclusivamente a rappresentare la bellezza fisica dell’Universo e l’amore intenso che la lega ad esso. L’esecuzione è chiara e decisa, nessuna esitazione né ripensamento, lo stile è conciso, quasi austero come la sua scrittura. I colori che l’artista sceglie per rappresentare fiumi, mari, colline, montagne non corrispondono esclusivamente alla modalità con la quale Adnan percepisce la natura; la ‘lettura’ non si esaurisce nella giustapposizione dei colori, piuttosto si completa nell’insieme che questi colori creano e nell’impressione che trasmettono all’osservatore. “I colori hanno il poter di rompere la barriere del tempo e di trasportarci in un altro spazio, non solo quello fatto di miglia e distanza, ma quello in cui si sono accumulate esperienze di vita dal suo inizio o noninizio?”, si chiede l’artista. Nel saggio “Beyond Borders: Etel Adnan’s Writing and Art”, Simone Fattal scrive: “Lavorava le tele come fossero fogli di carta, le metteva sul tavolo e usava la spatola invece che il pennello. Vi posava quadrati e masse, vividi tratti luminosi di colore… Adnan ha iniziato come pittrice puramente astratta, usando ampi quadrati giustapposti uno accanto all’altro, o fluttuanti sullo sfondo, oppure quadrati più piccoli che componevano una linea o dividevano la superficie o ancora galleggiavano da qualche parte sulla superficie della tela. Tra questi quadrati ermetici, ce n’era quasi sempre uno rosso. Era come se dal quadrato rosso fosse emersa tutta la composizione – intorno ad esso – le sue linee di forza, il resto del quadro, si organizzavano.” Silvia Pichini

Nina Surel Claudio Poleschi Arte Contemporanea, Lucca IT e nella chiesa sconsacrata di San Matteo fino al 30 novembre 2013 MONUMENTI DEL PENSIERO SENZA TEMPO La galleria Claudio Poleschi Arte Contemporanea è lieta di annunciare la mostra personale in Italia dell’artista di origini argentine Nina Surel. L’ampia selezione di opere allestite nella suggestiva chiesa di San Matteo e negli spazi della galleria - ne comprende alcune appartenenti alle

nuove, inedite serie Madonnas and Child e Byzantine, oltre ad altri lavori tutti di grandi dimensioni e caratterizzati sempre dalla fusione accuratissima di materiali, la stessa che contraddistingue il poema Navigando verso Bisanzio (1928) di William Butler Yeats da cui è tratto il titolo della mostra: “Quello non è un paese per vecchi. I giovani / abbracciati l’uno all’altro, gli uccelli sugli alberi / ah queste generazioni morenti intenti a cantare / cascate di salmoni e mari affollati di sgombri / carne, pesce, o uccelli, lodano per tutta l’estate / ciò che è generato, che nasce, e che muore. / Rapiti in quella musica dei sensi, tutti trascurano / i monumenti del pensiero senza tempo.” Nei dipinti la tecnica mista spinta fino alle sue conseguenze estreme configura una strategia volta a rendere sfumati i confini tra realtà e finzione, attraverso la stratificazione di tecniche - fotografia, pittura, alterazione digitale, assemblaggio - e di oggetti: porcellane, bottoni, stoffe,

gioielli. L’accumulazione conferisce a queste opere un peculiare tratto decadente, ossessivo, esorbitante; l’artista stessa diventa l’oggetto e il soggetto di questa trasformazione - un materiale tra i materiali, recitando i ruoli dei singoli personaggi all’interno della narrazione e mutando continuamente sembianze. Il sovraccarico fa sì che queste opere sporgano sempre, con audacia e temerarietà, la propria identità verso il dominio del kitsch, ottenendo in cambio la creazione di mondi perturbanti che sfidano lo spettatore: la duplicazione, la replica, il rispecchiamento e il riconoscimento sono le funzioni principali di questo processo. La resina congela tutti gli elementi e le relazioni, colando su figure paesaggi oggetti come una pellicola: l’equilibrio artificiale dei piani si è cristallizzato definitivamente nel tempo e nello spazio. a cura di Christian Caliandro

Nina Surel, Madonnas and Child, 2013, 200 x 172 cm, courtesy Claudio Poleschi Arte Contemporanea


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