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Interview Cordelia Hagi
from BÄRN! 3 /2020
«Dolce ist mein ganzes Leben»
INTERVIEW MIT CORDELIA HAGI, UNTERNEHMERIN UND PARADIESVOGEL
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An Berner Anlässen dominieren – in typisch bernischer Zurückhaltung – bei den Damen wie den Herren gedeckte Farben. Nur eine gross gewachsene Frau sticht jeweils, wohltuend wie ein Paradiesvogel unter Staren, aus der grauen Masse heraus: Cordelia Hagi – die pinke Lady.
Interview Michèle Freiburghaus, Foto Remo Eisner
Cordelia, zuerst die Fragen aller Fragen: warum immer Pink? Erstens, weil es meine Kraft- und Energiefarbe ist. Und zweitens: Für mich ist diese Farbe ein Spiel, um Menschen zu provozieren. Nein, weil es vielen Bernerinnen und Bernern nicht zusagt ...
natürlich nicht! Aber ich will Menschen dazu inspirieren, dass sie herausfinden, was ihnen selber guttut.
Wie viel Zeit kostet dich dein morgendliches Styling? Was denkst du? Viele würden zwischen 2 und 3 Stunden schätzen. Was die allermeisten aber nicht wissen, ist, dass ich früher bis Botanischer Garten) mehr zu bieten hätte, wenn es eine einheitBegeisterung, die im Sommer an der Aare herrscht, soll aufs ganze
Inhaberin einer Produktionsfirma war und 15 bis 16 Stunden am Tag gearbeitet habe. Für mein Styling konnte ich maximal etwa 20 Minuten aufwenden. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich bin eben pragmatisch.
Ist für dich eine radikale Veränderung denkbar – zum Beispiel wenn du älter wirst? Ich bin schon älter:)
Deine Philosophie heisst: «Wenn alle Stricke reissen, dann versuche es doch einfach mit Spielen und kreativem Denken.» Lassen sich, deiner Meinung nach, alle Probleme spielerisch lösen? Grundsätzlich ja. Aber betrachten wir es etwas differenzierter: Wahrscheinlich lassen sich Kriege mit und durch Spielen kaum löWer sagt, dass ich in meinem Job dem Dolcefarniente nicht fröne?
sen. Alltagskonflikte jedoch schon, seien diese privater oder beruflicher Natur.
Ich brauche Spielen vor allem im geschäftlichen Kontext, genauer gesagt Playful Business. Mittlerweile habe ich über zwölf Jahre Erfahrung damit gesammelt und bin überzeugt davon. Spielen bringt lauter positive Eigenschaften mit sich. Um nur einige davon zu nennen: Die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Teams wird verbessert, Hierarchien werden abgebaut und Konkurrenzkämpfe ausgeblendet, das kreative Denken wird gefördert, Menschen haben Spass dabei und sind erst noch produktiver, was Unternehmen langfristig zum Erfolg führt. Bewegen und Begegnen ermuntern will. So wurde im Frühjahr 2020
Hast du nicht manchmal Angst, dich mit all deinen Projekten zu verzetteln? Und wie behält man den Überblick? Nein. Ich habe vor einem Jahr schweren Herzens alles radikalisiert und habe heute nur noch drei grosse Projekte: PINKTANK, Brain2Go und der Verein delia. Den Überblick behalte ich, indem ich ein gutes Team und gute Partner/innen habe, die mich begleiten und die mich immer wieder zum Fokus ermahnen.
Für den Verein delia konntest du ein paar sehr prominente Namen gewinnen. Was ist dein Erfolgsgeheimnis? Ich habe Menschen um mich herum, die an meine Vision und schätzung des Gegenübers, meine Ehrlichkeit und mein Durchhaltewille sind mein Erfolgsrezept.
Eine Vision ist es, die Aareschlaufe mit überdimensionierten Fabelwesen zu bevölkern. Ein Projekt, das etwas in Stocken geraten ist, Nein, dem ist nicht so, weil viele Berner/innen gar nichts von meiner Vision wissen.
Ist dir Bern, wie es ist, nicht schön genug, und welches ist dein Lieblingsort? Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich sage: Bern ist die schönste Stadt der Welt! Ich finde jedoch, dass der Aare-Perimeter (Dählhölzli liche Geschichte in der schönen Natur in Form von Kunst, Bauten, fixen Schiffrestaurants usw. gäbe. Analog zu Städten wie Barcelona (Gaudí), Wien (Hundertwasser) oder Venedig (Burano). Die Jahr ausgeweitet werden. Platz wäre genug vorhanden. Es soll ein magischer Anziehungspunkt entstehen über den ganzen AarePerimeter hinweg. Schliesslich geht es darum, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mein Lieblingsort ist einfach Bern.
Kann eine Cordelia Hagi auch einmal einfach dem Dolcefarniente frönen? Nichts zu tun, kann manchmal anstrengender sein, als zu arbeiten. Dolce ist mein ganzes Leben.
Far niente … Nichts ist unmöglich, ich arbeite daran, dass ich auf meine älteren Tage doch noch ab und zu Ferien beziehe. Ich muss jedoch gestehen: Wenn ich am Samstag über unseren wunderbaren Berner Märit schlendere, ist das für mich eines der schönsten Dolcefarniente.
Cordelia Hagi ist Unternehmerin, Playful-Expertin, Buchautorin, Beraterin und Referentin sowie Visionärin und Künstlerin. All ihre Tätigkeiten aufzulisten, würde den Rahmen sprengen, eine Übersicht findet sich auf Cordelias Blog (www.cordelia.pink). Seit 2019 heisst die Dachmarke für die Cordelia-Hagi-Unternehmen «PINKTANK». Der von ihr initiierte Verein delia lancierte das Projekt «Mehr Aare – Aare Meer», das die Aareschlaufe Bern mit Kunst bereichern und zum Philosophie glauben. Ich denke, meine Authentizität, die Wert-
der «SeptiPlus», ein pink-violetter, aufblasbarer Tintenfisch fürs Aareböötle lanciert. Das Pendant zum Kunstobjekt im Dählhölzli.