Ausstellung Freunde und Wegbereiter

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BARBIZON I IMPRESSIONISMUS I MODERN ART

Ausstellung Freunde und Wegbereiter von Édouard Manet 3. bis 11. Juni 2016, Hamburg Van Ham Repräsentanz, Magdalenenstraße 18 14. Juni bis 31. Juli 2016, Stuttgart Maier & Co Fine Art, Eberhardstraße 6 Inhaltsverzeichnis Gemälde Camille Corot Narcisse Diaz de la Peña Armand Guillaumin Johan Barthold Jongkind Stanislas Lépine Stanislas Lépine Maxime Maufra Pierre-Auguste Renoir Théodore Rousseau Théodore Rousseau Franz Skarbina Franz Skarbina Paul Désiré Trouillebert Paul Désiré Trouillebert Paul Désiré Trouillebert Victor Vignon Félix Ziem

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» La gorge aux rochers … « um 1865-70 » Bouquet de pivoines « » Les quais de Gèsvres à Paris « 1874 » Le fort Rabot et la porte … à Grenoble « 1885 » Bords de Seine à Saint-Cloud « 1872-77 » La Seine à Charenton « um 1869-75 » Mer sous le soleil, Quiberon … « 1916 » Roses « um 1915-1919 » Les Gorges d`Apremont en forêt … « » L`abreuvoir « um 1840 » Rastende Ausflügler im Grunewald « 1879 » Im Löwengarten (Reichenhall) « 1879 » Une vieille église à Romorantin … « » Le rameur dans sa barque « » Deux rameurs sur la rivière « » Paysage de campagne avec un village « » Les roses (auch‚ Les fleurs‘) «

Arbeiten auf Papier Louis Anquetin Auguste Clot nach Edgar Degas Eugène Deshayes Henri Dutilleux Henri Dutilleux Ludovic Piette Théodore Rousseau Théophile-Alexandre Steinlen Théophile-Alexandre Steinlen

» Grotesques – Têtes d‘expression « » Avant la course « » Ville avec des maisons … « 1876 » Homme reposant sur l‘étang « » Cabane forestière « 1918 » Jeune femme (Mme Piette) … « » Paysage boisé « um 1860-65 » Se battre pour l‘argent « » Skizzenblatt mit hockender Katze … «

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Bronze Théophile-Alexandre Steinlen

» Chat abyssin assis « nach 1903

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Louis Anquetin (Étrépagny bei Gisors 1861 – Paris 1932)

» Grotesques – Têtes d‘expression « Tusche laviert auf Papier 36 x 23 cm Signaturstempel links unten Atelier-/Nachlass-Stempel rückseitig

Louis Anquetin „Büste eines Mannes“ (Selbstporträt) Tuschezeichnung

Anquetin, der als einer der begabtesten Künstler seiner Zeit bezeichnet wurde, ist einer der Mitbegründer des Synthetismus. Zu seinem Freundeskreis gehörten Künstler wie Émile Bernard, Paul Gauguin, der viele Einflüsse von Anquetin aufnahm, Vincent van Gogh oder auch Pablo Picasso. Sein engster Freund war Henri de Toulouse-Lautrec, mit dem er gemeinsam bei Fernand Cormon die Malschule besuchte. Anquetins frühes Werk steht kongenial und thematisch neben den Werken seiner Freunde. Er malte Akte, Ansichten von Paris oder stark reduzierte Landschaften der Bretagne im „Pont-Aven-Stil“, den er gemeinsam mit Émile Bernard zu einem Stil entwickelte, der sich durch eine starke Konturierung und eine flächige Farbakzentuierung auszeichnete. Dieser „Cloisonismus“ war auch stark durch japanische Farbholzschnitte und mittelalterliche Kirchenfenster beeinflusst, mit denen sich die avantgardistischen Künstler der Zeit intensiv beschäftigten. Vor allem aber ist er, wie Toulouse-Lautrec, ein Schilderer des Pariser Bohème-Lebens, das er selbst bestens kennt. Er wurde als „tollkühner Reiter, großer Liebhaber der Pferde und nicht weniger als ein Gourmand der Frauen“ geschildert. 1885 traf sich Anquetin mit Claude Monet, um über die aktuelle Kunst zu diskutieren. Das Werk des großen Realisten Manet – seine skandalträchtigen Sujets und Reflektionen der Alten Meister, generell seine malerische Freiheit – hat ihn stark angeregt.

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3 Mit Toulouse-Lautrec und Pierre-Auguste Renoir stimmte er darin überein, dass ihnen und den damals „zeitgenössischen Modernen“ das große handwerkliche Können, insbesondere das der großen alten flämischen Künstler abhanden gekommen war. Nachdem er 1894 mit Toulouse-Lautrec nach Holland und Belgien gereist war, um dort die Techniken der Alten Meister wie Rembrandt oder Rubens zu studieren, verbrachte er den größten Teil seines restlichen Lebens mit dem Versuch, diese verlorengegangenen Techniken der Großen Meister zu rekonstruieren und für die zeitgenössische Kunst wiederzugewinnen. Er entwickelte die Auffassung, dass den Altmeisterwerken ein Schwarz-Weiß-Vorwerk zugrunde liege, auf das sich Anquetin von nun an nahezu starrköpfig konzentrierte. In diesem Zusammenhang stehen auch seine „altmeisterlichen“ Zeichnungen, die „mit einer glänzenden und schwungvollen Einbildungskraft belebt sind“.

Louis Anquetin „Porträt Henri de Toulouse-Lautrec“ 1886

Louis Anquetin „Selbstporträt mit Pfeife“ 1892

Louis Anquetin „Pferderennen in Auteuil“

Louis Anquetin „Studie einer Tänzerin“ Tuschezeichnung Louis Anquetin „Frau an den Champs-Élysées bei Nacht“ Henri de Toulouse-Lautrec und Louis Anquetin im Cabaret „Le Mirliton“ von Aristide Bruant

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Jean-Baptiste Camille Corot (Paris 1796 – Paris 1875)

» La gorge aux rochers escarpés « um 1865-70 Öl auf Holz, 22 x 16,5 cm signiert links unten Provenienz: - Arnold & Tripp, Paris 1891 - Vente Simon & Mirabeau L. Towns, New York, 30 mars 1929, no. 25 - Privatsammlung England Literatur: Alfred Robaut, „L`oeuvre de Corot“, Paris 1905, vol. III, no. 2341, ill. p. 366 Martin Dieterle und Claire Lebeau haben die Authentizität des Gemäldes nochmals bestätigt (certificat ref. 6065, 25 février 2016)

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5 Camille Corot ist eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. 1815 beginnt er auf Wunsch seiner Eltern eine Tuchhändlerlehre um später im väterlichen Geschäft zu arbeiten. Erst im Alter von 27 Jahren widmet er sich ausschließlich der Malerei, deren Grundlagen ihm Achille-Etna Michallon und Jean-Victor Bertin vermitteln. In Italien findet er in den 1820er Jahren zu seiner Landschaftsmalerei, die sich durch eine außergewöhnliche Klarheit und Transparenz auszeichnet. Die kleinformatigen und unprätentiösen in Italien entstandenen Pleinairstudien können als die Ursprünge des Impressionismus verstanden werden. Ab Anfang der 1830er Jahre stellt er seine Bilder auf dem Pariser Salon aus. Ab 1835 macht er sich mit seinen noch historisch/mythologisch geprägten Bildern einen Namen als Landschaftsmaler. Doch entscheidend für Corots Wirkung sind seine frühen und ab den 1830er Jahren entstandenen Pleinairstudien, die – oft im Wald von Fontainebleau gemalt – von einer lichten Atmosphäre und einer harmonischen Synthese der visuellen und poetischen Naturelemente gekennzeichnet sind. Neben seinen lebenslang klassisch geprägten „Salonbildern“ sind es die oft lyrischen Stimmungsaufnahmen, die mit ihrer neuartigen Lichtführung seine nachhaltige Wirkung auf die Moderne begründen. Später vielfach mit Preisen und Ehrungen bedacht, wird Corot ab 1848 immer wieder in die Jury des Pariser Salons gewählt. Die herausragende Bedeutung seiner Kunst, die sich von akademischen Gepflogenheiten abwendet, liegt in der Brückenbildung von der historischen und der impressionistischen Mal- und Sehweise. Auch als „Menschenmaler“ leistet Corot außergewöhnliches. Der 1843 in Rom entstandene intime Rückenakt „Marietta – Die Römische Odaliske“ kennt keine Vorbilder. Erst 1863 wird Édouard Manet mit seiner „Olympia“, die als eine geplante Provokation anzusehen ist, vergleichbares Neuland betreten. Corot, der zu Recht „père Corot“ genannt wurde, war ein Menschenfreund und gab jungen Künstlern gerne Ratschläge oder lieh ihnen seine Skizzen als Studienobjekte aus. Dies führte dazu, dass jeder, dem Corot einen noch so kurzen Ratschlag erteilte, sich allzu gerne als Schüler Corots bezeichnete. In Wirklichkeit hatte Corot außer Berthe Morisot, der späteren Ehefrau von Eugène Manet, und ihrer Schwester Edma kaum „echte“ Schüler. Einer der Lebensmittelpunkte von Camille Corot war das Landhaus der Familie in Ville d’Avray. Er reiste sehr viel, sein Hauptwohnsitz war stets Paris. Corot hat früh und immer wieder in der Gegend von Barbizon gemalt und sich hier und in anderen Orten der Gegend wie in Marlotte häufig aufgehalten. Er war eng in das Geschehen in Barbizon eingebunden: Bei der Heirat der Wirtstochter Louise Ganne aus Barbizon mit dem Fotografen Eugène Cuvelier 1859 fungierte er neben Théodore Rousseau als Trauzeuge. Camille Corot ist mit Barbizon auf untrennbare Weise verbunden.

Corot nach einer Aufnahme von Victor Laisné, 1853

Corot nach einer Aufnahme Corot beim Malen in Arras, Corot nach einer Aufnahme von Louis Pierson, um 1865 nach einer Aufnahme von von Charles Desavary, 1874 Charles Desavary, 1871 MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Auguste Clot (1858 – 1936) nach einem Pastell von Edgar Degas (1834 – 1917) » Avant la course « Lithographie auf Chine volant, 51 x 58 cm

Um 1885 schuf Edgar Degas das Pastell „Avant la course“, das sich heute im Cleveland Museum of Art befindet. Die vorliegende (seitenverkehrte) Lithographie wird – teilweise auch in den Bestandskatalogen von Museen – als eigenhändige Arbeit von Edgar Degas bezeichnet, was inkorrekt ist. In den 1890er Jahren eröffnete Auguste Clot in Paris eine Druck- und Lithographiewerkstatt, die sich aufgrund seines überragenden Talents schnell zur führenden Druckerei in Paris entwickelte. Clot gestaltete und druckte hochwertige „Reproduktionen“ nach den Werken der damals führenden Künstler wie z. B. Renoir, Cézanne und Degas. Viele dieser Lithographien sind zu Lebzeiten der Künstler entstanden. Clot druckte unter anderem auch für Ambroise Vollard und seine Künstler Originalgrafiken. Das vorliegende Blatt nach Degas dürfte in den 1890er Jahren entstanden sein. Die Höhe der Auflage ist nicht bekannt. Es kann angenommen werden, dass insgesamt weniger als 100 Exemplare erhalten sind.

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Eugène Deshayes (1828 – 1890) » Ville avec des maisons donnant sur un canal « Aquarell auf Papier, 19,5 x 20,5 cm signiert und datiert (18)76 rechts unten

Eugène Deshayes war ein feinsinniger Landschaftsmaler, dessen Werke Atmosphäre atmen. Seine Gemälde waren ab dem Jahr 1848 im Pariser Salon ausgestellt. Deshayes kann als Maler zur Schule von Barbizon gezählt werden, da der Wald von Fontainebleau eines seiner häufigen Bildsujets ist. Für seine vielseitigen Studien bereiste er oftmals Savoyen und Holland. Um seine feinfühlige Beziehung zur Natur zu vertiefen, arbeitete er oft an den Stränden der Normandie, wo er mit großer Sensibilität und farblichem Nuancenreichtum bevorzugt Küstenszenen malte. Er war ein hervorragender Aquarellist. Viele seiner Werke sind in einer bläulich-braunen Tönung gehalten und haben einen „altmeisterlichen Klang“. Einige seiner Arbeiten finden sich in der graphischen Sammlung des Louvre.

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Narcisse Diaz de la Peña (Bordeaux 1807 – Menton 1876)

» Bouquet de pivoines « Öl auf Holz, 22,5 x 16 cm signiert links unten

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9 Zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten, die als Vorläufer der Impressionisten anzusehen sind gehört Narcisse Diaz de la Peña. Der Sohn spanischer Emigranten beginnt mit 15 Jahren eine Ausbildung zum Porzellanmaler. Bereits im Knabenalter wurde ihm ein Bein amputiert, das sich nach einem Insekten- oder Schlangenbiss entzündete und durch eine fehlerhafte Behandlung verloren war. Seine stets positive Lebenseinstellung verliert der große Menschenfreund allerdings nie. Schon früh, ab Mitte der 1830er Jahre, fand Diaz „sein“ Sujet: die nahezu unberührte Natur des Waldes von Fontainebleau. Mit seinen atmosphärischen „Naturausschnitten “ machte er sich bald einen Namen in der Kunstszene. Diaz spielte im Kreis der Barbizon-Maler als Künstler und Persönlichkeit eine entscheidende Rolle. Ab 1834 nimmt er regelmäßig und mit wachsendem Erfolg an den Salonausstellungen teil, später wird er Mitglied der Salonjury. Ab Mitte der 1830er Jahre ist er regelmäßig in Barbizon und durchstreift mit seiner Krücke den Wald von Fontainebleau. In seiner Kunst revolutionär war der stets ausgeglichene Diaz der anerkannt ruhende Pol inmitten des oft hitzköpfigen Künstlerkreises. In seinen Landschaftsgemälden spielt der konkrete Ort keine Rolle mehr. Was zählt ist die Atmosphäre und der ganzheitliche Natureindruck: Eine Baumgruppe im Zentrum einer weiten Ebene unter einem bewegten Himmel. Es ist nicht ein Abbild der Natur sondern eine Notiz ihres Wesens, die spontan auf der Leinwand entsteht. Man erspürt den Geist der sumpfigen Landschaft. Kleine Figuren – meist Frauen – gehen symbiotisch in der Natur auf und rücken die Maßstäbe zurecht. Viele seiner Bilder wirken nahezu abstrakt mit tachistischem Pinselhieb aufgetragen. Diaz gilt als der bedeutendste Kolorist der Barbizon-Meister. Dies bezieht sich auch auf seine Stillleben und Gemälde, in denen oft leichtbekleidete Frauen und Nymphen Thema sind. Einige der großen Impressionisten lernten von ihm und seiner Malerei. Vincent van Gogh bewunderte – ebenso wie Claude Monet – seine koloristischen Fähigkeiten und Auguste Renoir, der wie Diaz seine Künstlerkarriere als Porzellanmaler begann, besuchte ihn öfters in Barbizon. Der erste Ratschlag von Diaz an Renoir war, dass er nicht so dunkel malen solle. Renoir bezeichnete Diaz als „seinen Helden und Lehrer“. Für die ersten Impressionisten-Ausstellungen ab 1874 interessierte sich Diaz sehr. Er hatte die Kunstauffassung dieser „jungen Maler“ stets unterstützt. An ihren Ausstellungen nahm er allerdings nicht teil.

Narcisse Diaz de la Peña (1807-1876)

Narcisse Diaz de la Peña „La Forêt de Fontainebleau – le repos des peintres“ Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover

Narcisse Diaz de la Peña „Mädchen mit Hunden“

Narcisse Diaz de la Peña „Blumenstilleben“ Sammlung Rothschild

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Henri Constant Joseph Dutilleux (Douai 1807 – Paris 1865)

» Homme reposant sur l‘étang « Kohlezeichnung, 12,5 x 20,5 cm aus dem Nachlass des Künstlers

Henri Constant Joseph Dutilleux (Douai 1807 – Paris 1865)

» Cabane forestière « Tusche und Öl auf Papier, 12 x 10,2 cm aus dem Nachlass des Künstlers

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11 Dutilleux' Atelier war ein lokaler Anziehungsort, wo sich viele seiner Schüler und Kunstinteressierte trafen. Hier wurde auch mit neuen Reproduktionstechniken experimentiert. Er erfand das Cliché verre-Verfahren (Glasumdruck), das auch Camille Corot nutzte. Im Jahre 1834 debütierte er auf dem Pariser Salon mit historischen und religiösen Sujets sowie mit ausdrucksstarken Porträts und Landschaftsbildern. Prägend für seine künstlerische Entwicklung war Camille Corot, mit dem er sein Leben lang eng befreundet war. Ab 1851 widmete sich Dutilleux nahezu ausschließlich dem Wald von Fontainebleau und malte regelmäßig mit Corot zusammen. Auch mit Eugène Delacroix war er befreundet und führte mit ihm einen regen Briefwechsel. Ab 1855 traf er in Barbizon Jean François Millet. Dutilleux malte und fertige zahlreiche Studien von Unterhölzern, Buschwerken und sonnenbeschienenen Waldwegen an. Seine Bilder haben einen feinen, farbintensiven Charme, die kleineren Landschaftsstudien zeichnen sich durch einen lasierenden Farbauftrag aus, die Zeichnungen oft durch einen unverkennbar zarten Strich, der das Wechselspiel von Licht und Schatten zum Ausdruck bringt. 1863 zählte Constant Dutilleux neben Édouard Manet, James McNeill Whistler, Henri Fantin-Latour, Armand Gautier, Henri Harpignies, Camille Pissarro, Johan Barthold Jongkind, Alphonse Legros und Paul Cézanne zu den bereits bekannten Vertretern der damaligen Avantgarde, die von der Jury des Salon de Paris abgelehnt wurden und damit nicht auf der offiziellen staatlichen Kunstausstellung ihre Werke zeigen konnten. Auf ihrer Ablehnung begründet sich der Ruf der Salonjury, avantgardistischen Strömungen nicht aufgeschlossen gegenüberzustehen. Seine Werke befinden sich in den Museen von Arras, Lille, Montpellier und im Louvre.

Alfred Robaut „Corot malt im Atelier von Constant Dutilleux“ Kreidezeichnung aquarelliert, 14. April 1856 Musée des Beaux Arts, Arras Constant Dutilleux (1807-1865) Selbstporträt Musée des Beaux Arts, Arras

Constant Dutilleux „Italienische Landschaft“ Lavierte Tuschzeichnung, Musée Eugène Delacroix, Paris. Ausstellung: A Family Affaire: Constant Dutilleux, Alfred Robaut and Eugène Delacroix, Louvre, Paris 2005-2006 MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Armand Guillaumin (Paris 1841 – Paris 1927)

» Les quais de Gèsvres à Paris « 1874 Öl auf Leinwand, 46 x 55 cm signiert und datiert (18)74 links unten

Literatur: Das Gemälde wird in den 2. Band des Catalogue raisonné „Armand Guillaumin“ aufgenommen und abgebildet. Schriftliche Bestätigung des Comité Guillaumin vom 11. Mai 2012 liegt vor. » Les quais de Gèsvres à Paris « entstand im Jahr 1874, dem Jahr der epochalen ersten Impressionisten-Ausstellung, die im Atelier des Photographen Nadar am Boulevard de Capucines No. 35 in Paris stattfand. An dieser Ausstellung war Guillaumin mit dem vergleichbaren Seine-Motiv » Soleil couchant à Ivry « beteiligt, das sich heute im Pariser Musée d`Orsay befindet. Neben Guillaumin waren an dieser Ausstellung u. a. auch Degas, Monet, Pissarro, Renoir und Sisley beteiligt. Guillaumin, der zum „Kern“ der französischen Impressionisten zählte, beteiligte sich an sechs der insgesamt acht Ausstellungen der Impressionisten. Bereits 1863 war Guillaumin gemeinsam mit Manet, Pissarro, Jongkind und Cézanne auf dem „Salon des Refusés“ vertreten.

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13 In breitem Pinselduktus der Werke des frühen Impressionismus und in bewusst zurückhaltender Farbigkeit schildert Guillaumin in » Les quais de Gèsvres à Paris « eine Alltagsszene des Jahres 1874 in Paris: Bauern aus der Bretagne - an ihrer Tracht erkennbar - haben Obst- und Gemüse auf Seine-Booten in die Hauptstadt Paris transportiert und sind auf dem Weg zum Markt. Die Stadtmenschen beobachten das Treiben. Das vielfigurige Geschehen ist voller Vitalität und Dynamik. Gleichzeitig begeistert sich Guillaumin – wie zeitgleich Monet – für die technische Revolution in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und gibt deshalb dem weißen Dampf eines dampfbetriebenen Lastkahns breiten Raum auf seinem Motiv. Zudem legt Guillaumin großen Wert auf die topographische Genauigkeit seiner Paris-Ansicht. So sieht man im Hintergrund links die Turmaufbauten der Conciergerie, die zum Gebäudekomplex des Palais de la Cité auf der Île de la Cité gehören. Im Mittelgrund des Bildes zeigt sich die Pont d`Arcole. Diese Bogenbrücke aus Schmiedeeisen verbindet den Quai de Gesvres und den Quai de l`Hôtel de Ville am rechten Seine-Ufer (rive droite) mit dem Quai de la Corse und dem Quai aux Fleurs auf der Île de la Cité. Das vollständig en plein air gemalte » Les quais de Gèsvres à Paris « weist Guillaumin als einen Impressionisten der ersten Stunde aus. Seit 1872 lebt er am Quai d`Anjou No. 13 auf der Île Saint Louis, nur wenige Gehminuten vom Quai de Gesvres entfernt. Dieses 4. Arrondissement ist der Ausgangspunkt seiner Paris- und Seine-Darstellungen der 1870er Jahre. Hier und in der nahen Umgebung findet er s e i n e Motive: das Leben der arbeitenden Bevölkerung auf den Quais an der Seine im Kontext mit den modernen industriellen Entwicklungen, wie dampfbetriebenen Maschinen und einer sich rasch verändernden Infrastruktur in Paris. Viele dieser frühen Ansichten von Paris und der Seine befinden sich in bedeutenden Museen: Die » Railroad bridge over the Marne at Joinville « (1871-1875) in New York im Metropolitan Museum, » Soleil couchant à Ivry « und » Quai de la Gare, effet de Neige «, beide 1873 gemalt, in Paris im Musée d`Orsay, » The Seine à Charenton « aus dem Jahr 1873 in Pasadena im Norton Simon Museum sowie » The bridge of Louis Philippe « von 1875 in Washington D.C. in der National Gallery of Art.

Paul Cézanne „Porträt des Malers Guillaumin“ Radierung 1873

Armand Guillaumin „Selbstporträt an der Staffelei“ 1878, Musée Vincent van Gogh, Amsterdam

Édouard Manet „Portrait de Guillaumin à cheval“ Öl auf Leinwand, 88 x 116 cm Das Gemälde entstand 1870 im Garten des Malers Alphonse Hirsch in Paris. Im selben Jahr malte Manet auch das große Porträt von Eva Gonzalès vor der Staffelei.

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Johan Barthold Jongkind (Latrop 1819 – Sainte-Egrève 1891)

» Le fort Rabot et la porte de France à Grenoble « 1885 auch » L‘Isère à Grenoble « Öl auf Leinwand, 33 x 56 cm signiert und datiert „1885“ rechts unten links unten bezeichnet und datiert „Grenoble 2 Juin 1885“ Provenienz: - Coll. Alexandre Blanc, Vente 3. & 04.12.1906, Galerie Georges Petit, Paris, Cat. No. 55, ill. p. 47 - Coll. Meyer Goodfriend, Auction 04.01.1923, Sale: The American Art Galleries, New York, Cat. No. 19, ill. - Kraushaar Galleries, New York 1925 - Arthur Tooth & Sons, London - Coll. Mareschal, Paris

Literatur: - Victorine Hefting, „Jongkind – sa vie, son oeuvre, son epoque“, Paris 1975, No. 786, ill. p. 300 - Anne-Marie Bergeret-Gourbin, „Jongkind – au fil de l`eau“, Paris 1994, ill. en couleur p. 63 - Adolphe Stein et al, „Jongkind – catalogue critique de l`oeuvre“, Paris 2003, No. 847, ill. p. 313 Expertise Nr. 1499 von Robert Schmit, Paris, vom 22.01.1981 Anmerkung: Eine gleich große, nur marginal veränderte Variante des Gemäldes befindet sich im Rijksmuseum Vincent van Gogh in Amsterdam

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15 „Es lag für Monet und Pissarro nach ihrer Rückkehr aus London nichts näher, als Turner und Jongkind zu verschmelzen.“ (Paul Signac) Der gebürtige Holländer Jongkind studiert zunächst an der Akademie in Den Haag bei Andreas Schelfhout. 1845 folgt er Eugène Isabey als Schüler nach Frankreich. In Paris lernt er Théodore Rousseau, Jules Dupré, Félix Ziem und Eugène Ciceri kennen. Er unternimmt Reisen nach Le Havre, Brest und Morlaix. Auf dem Pariser Salon von 1848 stellt er erstmals ein Gemälde aus. Im Café Tortoni am Boulevard des Italiens, einem bekannten Künstlertreffpunkt in Paris, lernt er neben Gustave Courbet viele Intellektuelle und Maler kennen. Im Alter von 36 Jahren hat das Bohème-Leben Jongkind schon stark zugesetzt, er wirkt müde und verwirrt. Er ist ein melancholischer Eigenbrötler, trinkt zu viel und leidet unter Verfolgungswahn. Händler und Malerkollegen unterstützen das psychopathische Genie. In vielen Facetten weist das Leben Jongkinds Parallelen zu Vincent van Gogh auf. Der fast 35 Jahre jüngere Van Gogh verehrt seinen Landsmann als Künstler sehr. Jongkinds körperlicher und geistiger Verfall beschäftigt Van Gogh stark. Anfang der 1860er Jahre arbeitet Jongkind gemeinsam mit Boudin und Monet in Le Havre. 1863 stellt er mit Manet, Pissarro, Guillaumin und Cézanne auf dem „Salon des Refusés“ aus. In Joséphine Fesser, einer gebürtigen Holländerin, findet der labile Jongkind endlich eine Stütze. Ab 1874 lebt er in La Côte-Saint-André bei Grenoble, wo er abgesehen von kleineren Reisen bis zum Tod bleibt. 1891 stirbt in einer Nervenheilanstalt bei Grenoble. Für die holländische und französische Malerei ist Jongkind eine wesentliche Schlüsselfigur als Vorbereiter des Impressionismus, obwohl er eine Teilnahme an deren Ausstellungen stets verweigert hatte. In seinen Werken zeigt er als einer der ersten extrem pleinairistische Tendenzen. Früh beginnt er – zunächst in seinen Aquarellen – in skizzenhaftem Malstil und mit einer hellen Palette die Licht- und Wetterverhältnisse der Landschaft zu erfassen. In seinen Ölgemälden, die zunächst auf Ablehnung stießen, arbeitet er mit breitem Pinsel spontan und offen. Jongkind war ebenfalls ein bedeutender Aquarellist und Radierer. 1862 begründete Manet gemeinsam mit ihm und anderen die Société des Aquafortistes. Viele der Impressionisten sahen in Jongkinds Werken eine Vorwegnahme ihrer eigenen künstlerischen Bestrebungen. Monet bewunderte Jongkind und bezeichnete ihn als seinen „wirklichen Lehrer“, Pissarro sagte über ihn: „Wenn er nicht gewesen wäre, wären wir auch nicht das“. Manet beschrieb ihn als „Vater der modernen Landschaft“.

Johan Barthold Jongkind „Flusslandschaft bei Sonnenuntergang“ 1877 Johan Barthold Jongkind Selbstporträt, 1850 Eugène Boudin, „Les buveurs à la ferme SaintSiméon (Trinker in der Ferme Saint-Siméon)“ Auf dieser aquarellierten Zeichnung zeigt Eugène Boudin seine Freunde Johan Barthold Jongkind, Émile van Marcke, Claude Monet und „Père Achard“ (von links) beim geselligen Kartenspiel in der Ferme Saint Siméon.

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Stanislas Lépine (Caen 1835 – Paris 1892)

» Bords de Seine à Saint-Cloud « 1872-77 Öl auf Holz, 15,5 x 23,5 cm signiert rechts unten

Provenienz: Collection privé, France (seit über 100 Jahren in Privatbesitz)

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Stanislas Lépine (Caen 1835 – Paris 1892)

» La Seine à Charenton « um 1869-75 Öl auf Leinwand, 25,3 x 51,5 cm signiert rechts unten Provenienz: Collection Emmanuel Pontremoli, Paris Literatur: Robert et Manuel Schmit, „Stanislas Lépine 1835-1892“, Catalogue raisonné de l`oeuvre peint, 1993, No. 361, ill. p. 151

Lépine lebt nahezu sein ganzes Leben auf dem Pariser Montmartre. Viele seiner Gemälde entstehen in dieser – erst 1863 nach Paris eingemeindeten – ländlichen Gegend. Daneben sind wie bei Eugène Boudin und Johan Barthold Jongkind die Flusslandschaften und oft die Ufer der Seine sein malerisches Lieblingsthema. 1859 stellt er erstmals auf dem Pariser Salon aus. Obwohl er mit den „Impressionisten“ keine engere Beziehung hat, nimmt er erstmals 1874 an der ersten ihrer acht Ausstellungen mit drei Bildern offiziell teil. Auch auf drei weiteren Impressionisten-Ausstellungen war er mit Bildern vertreten.

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18 Die Künstlerkollegen, Kritiker und einige wichtige Sammler schätzten Lépines Werke hoch. Mit Camille Corot war er befreundet. Doch seine zurückhaltende – fast verschlossene – Art und seine Weigerung, sich einer Gruppe anzuschließen, sorgten dafür, dass er zu Lebzeiten als Künstler erfolglos blieb. In einer Zeit, in der in Paris die reiche Bourgeoisie und der Adel die Belle Époque zelebrierten und die intellektuellen und selbstbewussten Maler und Literaten langsam Raum gewannen, erhielt der introvertierte Lépine kaum Aufmerksamkeit. Auch in den wichtigen Pariser Künstlercafés und -salons verkehrte er nicht. Lépine starb1892 in völliger Armut, seine Künstlerkollegen mussten für die Bestattungskosten sammeln. Für den herkömmlichen Geschmack waren seine Werke zu kühn, für die großen Neuerer jedoch zu wenig revolutionär. Trotzdem oder gerade deshalb zählt Lépine zu den wichtigen Vorläufern des Impressionismus. Seine Bilder zeichnen sich durch eine subtile Lichtführung aus. Oft sind seine Werke durch eine silbrig-graue oder weiß-beige Tonigkeit gekennzeichnet. Wie seine Persönlichkeit sind auch seine Werke zurückhaltend, aber nie brav oder angepasst. Sein Pinselstrich ist rau und nie detailverliebt. Werke von Lépine finden sich in den bedeutenden Museen in aller Welt.

Stanislas Lépine Selbstporträt um 1870

Stanislas Lépine „L`Île de la Grande Jatte“ Stanislas Lépine „Montmartre. La rue Cortot, effet de neige“

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Maxime Maufra (Nantes 1861 – Poncé 1918)

» Mer sous le soleil, Quiberon, Morbihan « 1916 Öl auf Leinwand, 46 x 55 cm signiert und datiert 1916 links unten Provenienz: Galerie Durand-Ruel, Paris (No. inv. 11291, No. de Photo 10136)

Ausstellungen: - Paris, Galerie Durand-Ruel, „Maxime Maufra“, octobre-novembre 1942, No. 29 - St. Germain-en-Laye. Mairie du Prieure, „Maxime Maufra“, août-novembre 1986 Literatur: Das Gemälde wird von Caroline DurandRuel Godfroy in den in Vorbereitung befindlichen Catalogue raisonné aufgenommen.

Dargestellt ist der Blick von der bretonischen Hafenstadt Quiberon auf die vorgelagerte Insel Belle-Île-en-Mer. Die wilde Küste, die „Côte sauvage“ der Halbinsel von Quiberon zeigt sich noch mit ihren typischen Felsen. Die magischen Orte und Landschaften am Golf von Morbihan, die steinzeitliche und keltische Wurzeln haben, inspirierten Schriftsteller und viele Maler aus Pont-Aven für große Werke. Maufra vermittelt in dem impressionistischen Seestück die Magie und Intensität dieser Gegend, in der der Mensch nur eine Nebenrolle spielt. Das Meer ist bewegt aber erscheint freundlich, die Atmosphäre ist sonnendurchflutet und zeigt alle Farbschattierungen. Das Salz in der Luft ist spürbar, alle Sinne werden geweckt.

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20 Als Sohn eines Fabrikbesitzers erhält Maufra nach seinem Militärdienst auf Betreiben seines Vaters eine kaufmännische Ausbildung in Liverpool. In England ist er tief beeindruckt von den Werken William Turners. 1884 nach Nantes zurückgekehrt, widmet er sich zunehmend der Kunst, die ihn immer schon angetrieben hat. Bei Charles Le Roux, einem Freund von Corot und Théodore Rousseau, lernt er die Grundlagen der Freilichtmalerei. Ab 1886 werden seine Bilder auf verschiedenen Ausstellungen mit Erfolg gezeigt. Um 1889/90 gibt er seinen kaufmännischen Beruf zu Gunsten der Kunst auf. 1890 lernt er in Pont-Aven Paul Gauguin und seinen Künstlerkreis kennen. Mit Gauguin ist er bis zu dessen Lebensende eng befreundet. Maufra lebt einige Zeit in Pouldu in der Herberge von Marie Henry, wo auch viele andere Künstler wohnen. Während seine Bilder vor dieser Zeit impressionistisch geprägt waren, ist er in dieser Zeit stark vom Synthetismus der Schule von Paul Gauguin beeinflusst. 1890-92 beteiligt er sich an den Ausstellungen der „Indépendants“. Gauguin besucht ihn häufig, nachdem er von seinen Südseeaufenthalten nach Frankreich zurück gekehrt ist. Bevor Gauguin 1895 erneut zu den Marquesa-Inseln aufbricht, rät er seinem Freund Maufra, der 1892 als erster Künstler das „Bateau Lavoir“ am Montmartre bezogen hatte, sich auf seinen impressionistischen Stil zu konzentrieren. Maufra befolgt den Rat. Die Pariser Galerie Durand-Ruel nimmt ihn unter Vertrag, 1896 organisiert Durand-Ruel in Paris und New York eine Einzelausstellung seiner Werke. Maufra reist viel. Immer wieder zieht es den Maler an die Küste der Normandie, nach Finistère, Morbihan und auf die Belle-Île, aber auch nach Savoyen, Südfrankreich, Algerien oder nach Schottland. Maufra ist mit seiner Kunst ein Impressionist der zweiten Generation. Er ist sowohl von Pissarro und Monet beeinflusst, wie auch von seinen Malerfreunden aus Pont- Aven. Auch Manets Realismus spielt eine gewisse Rolle. Dies führt dazu, dass die feinteiligen und sensiblen Werke von Maxime Maufra stärker gegenständlich geprägt sind, als die reifen Arbeiten des frühen Impressionismus, die auf die Erfassung der „reinen Atmosphäre“ zielen. Werke von Maufra finden sich in zahlreichen Museen in aller Welt.

Maxime Maufra (1861-1918)

Anders Osterlind „Porträt Maxime Maufra“ Radierung

Maxime Maufra „Le port du Havre“ 1905

Maxime Maufra „L‘arc-en-ciel“ (Der Regenbogen) 1901 Wallraff-Richartz-Museum, Köln MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Ludovic Piette (Montfoucault 1826 – Montfoucault 1878)

» Jeune femme (Mme Piette) à l`ombrelle « Gouache auf Papier, 40,7 x 30 cm signiert rechts unten

Piette lernte im Atelier von Thomas Couture den um sechs Jahre jüngeren Édouard Manet kennen und freundete sich mit ihm an. Später, als er an der Académie Suisse studierte, traf er Camille Pissarro. Beide verband eine lebenslange enge Freundschaft. In den schweren und brotlosen Zeiten der Impressionisten lebte Pissarro mit seiner Frau Julie oft länger in Montfoucault, dem Landgut von Piette und seiner Frau Adèle in der Bretagne. Hier malten beiden Künstler zusammen und die ebenfalls miteinander eng vertrauten Frauen kochten einfache Gerichte mit Zutaten aus dem eigenen Gemüsegarten. Die Gouache „La femme à l'ombrelle“ dürfte mit Sicherheit in Montfoucault entstanden sein. Das Modell war wohl Adèle Piette oder Julie Pissarro. Als sich die Pissarros in Pontoise niederließen, besuchte Piette diese dort recht häufig. Pissarro versuchte, seinen Freund zur Teilnahme an der ersten Gruppenausstellung der Impressionisten 1874 zu überreden. Piette schreibt im Sommer 1873 an Pissarro: „Vielleicht werden die Statuten mich veranlassen, meine Einstellung zu ändern. Ihr versucht, eine nützliche Reform durchzuführen, die aber unmöglich ist, weil Künstler Feiglinge sind ... Sie und einige mutige, aufrichtige Geister werden den richtigen Anstoß geben, doch wer wird Euch folgen? Die Schar der Unfähigen und Tölpel! Sie werden Euch, sobald sie imstande sind, verlassen; wenn sie beim Salon etwas erreichen können, werden sie zu ihm übergehen und Eure Feinde werden. Bedenken Sie ferner die Verantwortung, den abscheulichen Verwaltungskram, den Vertrauensmißbrauch gewissenloser Angestellter, denn Maler sind wie alle Künstler leicht zu hintergehen; Sie werden sich, mein armer Pissarro in ein Hornissennest setzen. Ich sage nichts gegen eine beschränkte Vereinigung wirklich begabter, fleißiger, redlicher und kühner Leute, wie Sie und einige Ihrer Freunde es sind. Von einer Verbindung dieser Art würde ich mir sogar viel versprechen und sie für nützlich halten, aber ich mißtraue der Menge von Faulpelzen und Heuchlern, die andere lediglich als Trittbrett benutzen wollen ...“ MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


22 1877 beteiligte sich Piette mit 31 Arbeiten an der dritten Ausstellung der Impressionisten. Zu dieser Teilnahme konnte ihn sein Freund Pissarro endlich überreden, obwohl Piette von manchen seiner Kollegen wie namentlich von Monet und Renoir enttäuscht war, da diese seine Einzelausstellung in Paris nicht besucht hatten. 1877 schrieb er an Pissarro: „Die Herren unseres Zusammenschlusses sind nicht erschienen (bis auf Cézanne und Guillaumin). Wären Sie hier gewesen, hätten Sie die Ausstellung sicherlich besucht. Warum? Von unserer Freundschaft abgesehen hätte ein Gefühl der Solidarität Sie dazu bewogen. Da wir vorhaben, einem gemeinsamen Feind entgegenzutreten, stünde es uns an, einen ernsthaften Pakt einzugehen.“ Nach seinem Tod im selben Jahr wurden seine Werke posthum bei der vierten ImpressionistenAusstellung 1879 gezeigt. Malerisch orientierte sich Piette an seinem Freund Pissarro bzw. beeinflussten sich die beiden gegenseitig. Piette, noch um vier Jahre älter als sein Freund Pissarro, zählt zu den gemäßigten Impressionisten. Sein Malstil ist noch konservativ geprägt.

Camille Pissarro „Schnee in Montfoucault“ 1874 Öl auf Leinwand, 54 x 65 cm

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Pierre-Auguste Renoir (Limoges 1841 – Cagnes-sur-Mer 1919)

» Roses « um 1915-1919 Öl auf Leinwand, 17,5 x 19 cm signiert rechts unten Provenienz: - Galerie de l‘Elysée (Alex Maguy), Paris - Sammlung Weill, Zürich - Privatsammlung Süddeutschland Literatur: Guy-Patrice et Michel Dauberville, „Renoir – Catalogue raisonné des tableaux, pastels, dessins et aquarelles“, Tome V, Paris 2014, No. 4014, ill. p. 238 Gutachten von André Schöller, Paris 14.11.1951 Gutachten von François Daulte, Paris 13.12.1982

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24 Pierre-Auguste Renoir, der aus einfachsten Verhältnissen stammt, beginnt mit 13 Jahren eine Lehre als Porzellanmaler. Bereits nach zwei Jahren erhält er in der Manufaktur von Sèvres anspruchsvolle und gut bezahlte Aufträge. Nach zwei weiteren Jahren schließt die Manufaktur, da neue Druckverfahren die klassische Porzellanmalerei ersetzen. 1862 wird Renoir an der Pariser École des Beaux-Arts angenommen. Er tritt in das Atelier von Charles Gleyre ein. Dort zählen Claude Monet und Alfred Sisley zu seinen Kommilitonen. 1874 nimmt er mit ihnen und Camille Pissarro an der legendären ersten ImpressionistenAusstellung teil. Die vier Künstler gelten ab diesem Zeitpunkt als die Hauptvertreter der neuen Kunstströmung. Bereits in seiner Zeit bei Gleyre orientiert sich Renoir stark an den „Klassikern“ Gustave Courbet und Narcisse Diaz de la Peña. Sehr oft ist er gemeinsam mit seinem väterlichen Freund Diaz, der ihm viele malerische Hinweise gibt, in der Gegend von Barbizon unterwegs zum Malen in der Natur. Nach anfänglichen Jahren der Armut bessert sich seine Situation, als der Kunsthändler Paul Durand-Ruel und einige Sammler seine Werke kaufen und sammeln. 1907 erwirbt Renoir in Cagnes-sûr-Mer an der Côte d‘Azur das Anwesen „Les Collettes“, wo er bis zu seinem Tod – umgeben von seiner Familie und seinen Musen – lebt und arbeitet. Sein Malstil ist sinnlich und flüssig, seine Farben sind hell und leuchtend. Seine Gemälde sind unmittelbar an der nur ihm eigenen Farbigkeit und Ausstrahlung zu erkennen. Bei Renoir zeigt sich die Kunst von ihrer lichterfüllten, lebensfrohen und heiteren Seite. Zu Recht wird er auch als der „Maler des Glücks“ bezeichnet. Renoir ist ein Menschenfreund und in all seinen Schaffensperioden ist die Darstellung des Menschen ein zentrales Anliegen. Mit seinem positiven menschlichen und künstlerischen Selbstverständnis findet er eine gänzlich neue Darstellung der Weiblichkeit: Seine Wäscherinnen zeigen sich uns als Göttinnen und sein Dienstmädchen Gabrielle wird in seinen Bildern unsterblich. Marcel Proust hatte bemerkt: „Frauen gehen auf den Straßen umher, die ganz anders aussehen als früher, denn sie sind Bildnisse von Renoir“ und Pablo Picasso schwärmte: „Camille Corot hat den Morgen entdeckt und Renoir die jungen Mädchen“. Neben den sinnlichen Frauenbildern, sind es die lichterfüllten Landschaften und Stillleben, die Renoir bis ins hohe Alter malt. Auch seine Stillleben in der ihm eigenen Farbenwelt sind sinnliche Genüsse. Oft malt er Rosen, die auch für ihn eine vielschichtige Symbolik besitzen: Die Rose steht für die hellen, aber auch für die dunklen Seiten und Widersprüche des Lebens. Für Lebensfreude Liebe, Reinheit und Unschuld, aber auch für Blut, Tod und Vergänglichkeit. Es gibt keine Rose ohne Dornen.

1861

1875

1882

1890

1915

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Théodore Rousseau (Paris 1812 – Barbizon 1867)

» Les Gorges d`Apremont en forêt de Fontainebleau « Öl auf Holz, 16 x 28 cm signiert links unten

Literatur: Das Gemälde wird von Michel Schulman in das in Vorbereitung befindliche Supplement des Catalogue raisonné „Théodore Rousseau – l`oeuvre peint“ aufgenommen.

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Théodore Rousseau (Paris 1812 – Barbizon 1867)

» Paysage boisé « (» Bewaldete Landschaft «) Tusche und Aquarell auf Papier 14 x 10 cm, um 1860-65

Literatur: Michel Schulman, „Théodore Rousseau, Catalogue raisonné de l‘oeuvre graphique“, Paris 1997, Nr. 568, Abb. S. 278

„Der rauschende Baum und das wachsende Heidekraut, das ist für mich große Geschichte, niemals wird sie sich verändern; wenn ich die Sprache der Natur richtig spreche, werde ich die Sprache aller Zeiten gesprochen haben ...“ Théodore Rousseau Der große Barbizon-Meister Rousseau empfindet die ungezügelte Kraft der Natur und der Elementarkräfte stärker als alle anderen. In seinen kleinen Naturskizzen mit einem zufällig gewählten Bildausschnitt kommt diese Unmittelbarkeit stark zum Ausdruck. Lebhaft, voller Frische und auf das Wesentliche konzentriert, drücken diese Zeichnungen, die er selbst seine „intimen Gedanken“ nannte, seine innersten Wünsche und Träume aus. MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Théodore Rousseau (Paris 1812 – Paris 1867)

» L`abreuvoir « um 1840 Öl auf Holz, 41 x 62,9 cm signiert links unten

Provenienz: - Boussod-Valadon & Cie, Paris - Hector Brame, Paris - Galerie Knoedler, New York - Collection Watson B. Dickermann, New York 1957 - Auction Sotheby`s, New York, 24 May 1995, No. 44 - Galerie Salis & Vertes, Salzburg (TEFAF Basel 1997) Literatur: Michel Schulman, „Théodore Rousseau“, Catalogue de l`oeuvre peint, Paris 1999, Nr. 193, Farbabb. S. 153

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28 Théodore Rousseau ist einer der Hauptmeister der „paysage intime“ der Schule von Barbizon. 1827 entdeckt er auf seinen zahlreichen Malexkursionen durch Frankreich den Wald von Fontainebleau. 1831 nimmt er erstmals mit einem in der Auvergne entstandenen Landschaftsgemälde am Salon teil. 1834 finden für lange Zeit letztmalig zwei kleinere Bilder Gnade vor den Augen der Juroren. Bis zum Revolutionsjahr 1848 wird keines seiner Bilder auf dem Pariser Salon mehr zu sehen sein, was ihm später den Ehrentitel „Le grand refusé“ einbrachte. Von finanziellen Sorgen geplagt, pendelt er ab 1836 zwischen Paris und Barbizon, wo ihn der Wirt Ganne auf Pump logieren lässt. Seine Kunst wurde, wie die seiner Malerfreunde, vom Publikum über lange Jahre missverstanden, von avantgardistischen Malern allerdings hoch geschätzt. 1847 zieht er in Paris gemeinsam mit Jules Dupré in ein Atelierhaus in der Rue Pigalle. Dort lernt er die Schriftstellerin George Sand und deren Nichte Augustine Brault kennen. Als aufgrund familiärer Intrigen die geplante Hochzeit mit Augustine platzt, geht er 1848 nach Barbizon. Dort erwirbt er ein kleines Bauernhaus, sein Atelier in Paris behält er als Ankerplatz bei. Im selben Jahr bemüht sich sogar die Regierung um seine „Rehabilitation“. Der Innenminister persönlich bestellt bei ihm ein Gemälde für den Staat. Spätestens ab 1850 ist Rousseau als einer der kraftvollsten Landschaftsmaler der Zeit anerkannt und hoch geschätzt. Die Weltausstellung von 1855, auf der er mit 13 Bildern vertreten war, verschafft ihm den endgültigen Durchbruch. Rousseau wird als der „Chef der romantischen Landschaftsmalerei, dem derselbe Rang wie Delacroix in der historischen Malerei gehört“ bezeichnet. Besonders hervorgehoben wird sein meisterhafter Einsatz von Lichteffekten, die das Sonnenlicht flirrend, in differenzierten Impressionen auf dem Laub der Bäume widerspiegelt. Das Urwüchsige der Natur betont er oft durch eine recht monochrome Farbwahl. Auch japanische Farbholzschnitte, auf die er um 1860 aufmerksam wird, beeinflussen seine Malerei. Ein großer Verdienst Rousseaus ist es auch, das Interesse seiner künstlerischen Zeitgenossen und Nachfolger für die Natur geweckt und die Darstellung der reinen Natur als eigenständige Ausdrucksform der Malerei im wahrsten Sinne des Wortes „salonfähig“ gemacht zu haben. Selbst noch in eigenen finanziellen Nöten unterstützt Rousseau seinen in Barbizon darbenden Freund Jean-François Millet. Mitte der 1860er Jahre trifft er mehrfach den kunstsinnigen Kaiser Napoleon III. und setzt sich vehement für soziale Belange und für den Schutz des Waldes von Fontainebleau vor Rodungen ein. 1867 findet in Paris eine retrospektivartige Ausstellung seiner Werke statt, er erhält eine goldene Ehrenmedaille und ist Juryvorsitzender der Exposition Universelle. Im selben Jahr stirbt er in Barbizon im Beisein seines Freundes Millet und wird auf dem Friedhof von Chailly beerdigt.

Théodore Rousseau (1812-1867)

Théodore Rousseau „Plateau de Bellecroix“, 1848

Das Haus von Théodore Rousseau in Barbizon, Aufnahme um 1890

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Franz Skarbina (Berlin 1849 – Berlin 1910)

» Rastende Ausflügler im Grunewald « 1879 » Im Löwengarten (Reichenhall) « 1879 jeweils: Öl auf Holz, 10,4 x 16,6 cm signiert und datiert 1879 rechts unten und rückseitig eigenhändig bezeichnet Die Authentizität der beiden Gemälde wurde von Frau Dr. Miriam-Esther Owesle bestätigt. MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


30 Frau Dr. Miriam-Esther Owesle, deren Dissertation „Skarbina als Spiegel seiner Zeit“ 2012 publiziert wurde, schreibt am 26.01.2016 zu den zwei Arbeiten: „Sie machen aufs Vortrefflichste deutlich, wie MODERN Skarbina war … Die Schrift auf der Rückseite des „Löwengartens“ stammt offensichtlich von des Künstlers Hand … ich habe leider keine Informationen darüber, ob der „Löwengarten“ in Bad Reichenhall anzusiedeln ist, vermute dies aber doch … denn im selben Jahr malte Skarbina mit Öl auf Holz die Szene „Beim Kugelbachbauern, Bad Reichenhall“. Der Manet’sche Bezug springt den Betrachter des „Grunewald“-Bildes förmlich an … Leider sind die Kontakte, die Skarbina während seiner zahlreichen Paris-Aufenthalte in den 1880er Jahren unterhielt im Einzelnen kaum überliefert … Bekannt ist seine Freundschaft mit Jules Laforgue … und aufgrund seiner konzilianten Art pflegte Skarbina wohl trotz genereller französischer Ressentiments gegenüber den Deutschen sehr herzliche Kontakte zu den Franzosen – so zumindest überliefert es uns der Zeitgenosse Georg Voß Ende der 1880er Jahre … Leider ist der schriftliche Nachlass Skarbinas weitgehend verbrannt, so dass wir über vieles rätseln, was ihn lebens- und schaffensmäßig prägte. Definitiv jedoch ist er ein – wenn nicht DER Seismograph seiner Zeit, weshalb die Assoziation mit Manet angesichts der im Grunewald Lagernden nicht von ungefähr stammt, sondern mit Sicherheit auf eine Beeinflussung Skarbinas durch Manet’sche Werke zurückzuführen ist …“

Impressionismus – Expressionismus, Kunstwende, Katalog zur Ausstellung Nationalgalerie Berlin, 2015

Lübke / Haak, Grundriss der Kunstgeschichte / Die Kunst des XIX. Jahrhunderts, Esslingen am Neckar 1913 MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Théophile-Alexandre Steinlen (Lausanne 1859 – Paris 1923)

» Se battre pour l‘argent « (Pariser Straßenszene – Streit ums Geld) Kohlezeichnung, 32,5 x 25 cm signiert rechts unten

Théophile-Alexandre Steinlen (Lausanne 1859 – Paris 1923)

» Skizzenblatt mit hockender Katze, Affen und Bewegungsstudien « Bleistift-/Kohlezeichnung auf Arches Parchemin gelatine pur fil (Wasserzeichen) 26,7 x 20,4 cm, Signaturstempel rechts unten, rückseitig Nachlass-Stempel

Théophile-Alexandre Steinlen (Lausanne 1859 – Paris 1923)

» Chat abyssin assis « nach 1903 Bronze, Höhe 13,8 cm signiert auf dem Sockel MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


32 Es war die Zeit des Boulevardtheaters, Cabarets, Café-Concerts und der Café-Chantants, in der Steinlen lebte. 1881 gründete Rodolphe Salis auf dem Montmartre das Cabaret Chat Noir, eine Art Künstlerkneipe, in der sich avantgardistische Gruppen junger Dichter, Intellektuelle, Chansonniers und Maler versammelten. Hier traf Steinlen auf weitere Künstlerpersönlichkeiten wie Henri de Toulouse-Lautrec, Aristide Bruant oder Félix Valloton. Der „Katzenmaler und -skulpteur“ Steinlen schuf speziell für das Chat Noir die Plakate und illustrierte die gleichnamige Zeitschrift. Die „Schwarze Katze“ als Name des beliebten Pariser Kabaretts in Montmartre spielt mit der Symbolik der Katze als Sinnbild für die Lust, des Eigensinns, für körperliche Geschmeidigkeit und als Sexualsymbol. Auch in vielen Bildern von Édouard Manet spielt die Katze eine wichtige Rolle. Auf seinem 1863 entstandenen Skandalbild „Olympia“ steht am Fußende des Bettes eine schwarze Katze, die den Betrachter direkt anblickt. Die „Olympia“ ist an Tizians „Venus von Urbino“ angelehnt. Den Hund ersetzt Manet allerdings durch eine Katze. Während der Hund als Symbol ehelicher Treue und Häuslichkeit gedeutet werden kann, weist die Katze auf das Gegenteil hin: auf erotische Ausschweifungen, auf zügellosen Genuss und auf die Unabhängigkeit der Protagonistin. Die weiteren Motive in Steinlens Oeuvre sind meist dem Pariser Straßen- und MontmartreLeben entnommen. Er ist der Schilderer des sozialen Lebens in der Metropole und der verarmten Randgruppen der Gesellschaft. Er dokumentiert auf subtile Weise das Aufeinandertreffen von Bohème und Bürgertum mit den Gestalten der Halbwelt.

Théophile-Alexandre Steinlen „Bal du 14 Juillet“, Gemälde, Petit Palais, Paris Théophile-Alexandre Steinlen „Au Moulin de la Galette“ Lithographie für „Le Rire“, Januar 1896

Théophile-Alexandre Steinlen im Atelier, um 1900

Théophile-Alexandre Steinlen „Männer im Theater“ Kohlezeichnung

Théophile-Alexandre Steinlen Plakat für „Chat Noir“, 1896 MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Paul Désiré Trouillebert (Paris 1831 – Paris 1900)

» Une vieille église à Romorantin (Cher / Sauldre) « Öl auf Leinwand, 41 x 32 cm signiert rechts unten Provenienz: - Vente Atelier Trouillebert, 3. April 1890, Hôtel Drouot, Paris, No. 31 - M. Newman Ltd., London - Robert Noortman Gallery, London Literatur: Marumo/Maier/Müllerschön, „Paul Désiré Trouillebert, Catalogue raisonné de l`oeuvre peint“, Stuttgart 2004, Nr. 0687, Abb. S. 448 MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Paul Désiré Trouillebert (Paris 1831 – Paris 1900)

» Le rameur dans sa barque « Öl auf Leinwand, 34,2 x 50 cm signiert rechts unten

Literatur: Das Gemälde wird von Thomas Maier und Bernd Müllerschön in das in Vorbereitung befindliche Supplement 1 des Catalogue raisonné „Paul Désiré Trouillebert – Catalogue raisonné de l`oeuvre peint“ aufgenommen.

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Paul Désiré Trouillebert (Paris 1831 – Paris 1900)

» Deux rameurs sur la rivière « Öl auf Leinwand, 35,5 x 45 cm signiert links unten

Literatur: Das Gemälde wird von Thomas Maier und Bernd Müllerschön in das in Vorbereitung befindliche Supplement I des Catalogue raisonné „Paul Désiré Trouillebert – Catalogue raisonné de l`oeuvre peint“ aufgenommen.

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36 Nach einer erfolgreichen Karriere als Geiger trat Trouillebert 1855 in das Atelier von Ernest Hébert ein. Später wurde Charles Jalabert sein Lehrer. Anfangs malte er zumeist Porträts, Akte und teilweise orientalische Szenen, weshalb er in der Fachliteratur auch als „Orientalist“ geführt wird. 1874 kaufte der französische Staat sein Salongemälde „La Servante de Harem“ (Die Haremsdienerin) an. Das zentrale Thema seiner Kunst aber sind die Landschaften an den französischen Flüssen. Kaum ein Maler des 19. Jahrhunderts hat die Naturstimmungen in einer subtileren Weise erfasst. Unverkennbar ist sein lockerer und vibrierender Pinselstrich, dessen Charakteristikum das hingetupfte Laub der Bäume und die gedeckten silbriggrauen Farbtöne bilden. Der Sichtweise des großen Wegbereiters Camille Corot fügte er eine vollkommen eigenständige und kontemplative Note hinzu. Weit über die Naturdarstellung hinaus versteht er es, den Einklang von Mensch und Natur, von Ruhe und Harmonie auszudrücken. Neben Landschaften malte Trouillebert weiterhin Porträts, Akte und etliche Stillleben, wobei hier seine „Veilchensträuße“ eine besondere Bedeutung einnahmen. Auch seine Bilder von den engen Gassen der Loire-Orte haben kaum Vorbilder. Trouillebert, der Wohnsitze in Paris und Candes unterhielt, war viel unterwegs. Seine Studienreisen führten ihn an die Küsten der Bretagne und Normandie, nach La Rochelle, in die Pyrenäen, an das Mittelmeer, in den Jura und an den Genfer See. Auch in Venedig und Holland entstanden Bilder in seinem unverwechselbaren Stil. Trouillebert war als Persönlichkeit und Künstler autark und schloss sich bewusst keiner Gruppe oder „Schule“ an. In einem Interview, das ein Journalist des „L‘Écho de Paris“ 1890 mit ihm führte, äußerte sich Trouillebert zu seiner Kunst: „Ich arbeite nur im Freien, d.h. d‘après nature. Ich akzeptiere keine Studien, die im Atelier kopiert werden. Ich sehe grau und, da ich stark kurzsichtig bin, die Umrisse weich“. Über die Impressionisten sagte er: „Die Mehrheit von diesen benehmen sich wie Dummköpfe. Sie können nicht zeichnen und haben übrigens niemals gearbeitet. Dies ist der Tod der französischen Kunst! Manet Monet! ... Das zählt nicht. Dies alles ist die Kunst von Optikern ... Von Leuten die alles blau sehen. Die Physik kann das Licht zerlegen, das ist deren Aufgabe, aber nicht die unsere.“ Werke von Trouillebert befinden sich in mehr als 30 Museen in aller Welt. Zu Lebzeiten wurden zehn sehr erfolgreiche Versteigerungen seiner aktuellen Gemälde im Pariser Auktionshaus Hôtel Drouot veranstaltet. 1886 griff Trouillebert das veraltete Salonsystem in einer viel beachteten Artikelserie an, bezeichnete dieses als „schlichtweg absurd“ und forderte nachhaltige Reformen. Er boykottierte den Pariser Salon nach vielen Teilnahmen und beteiligte sich an für ihn zeitgemäßeren Ausstellungen wie z.B. dem von ihm mit begründeten „Salon d’hiver“ oder dem „Salon des Indépendents“. Es ist bemerkenswert, dass Trouillebert in hohem Alter erstmals 1895 den avantgardistischen Salon der Unabhängigen mit seinen „Klassikern“ beschickte. Eigentlich waren diese wegweisenden Salons ein Podium derer, die den Impressionismus bereits überwunden hatten.

Trouillebert Selbstporträt 1886

Trouillebert, Porträt von Pierre Dupuis, 1890

Trouillebert nach einer Aufnahme von 1895

Trouillebert Selbstporträt um 1898 MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Victor Vignon (Villers-Cotterêts 1847 – Meulan 1909)

» Paysage de campagne avec un village « (Pontoise) Öl auf Leinwand, 33 x 47 cm signiert links unten

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38 Vignon erhält die ersten künstlerischen Ratschläge von Camille Corot. Später malt er in Pontoise oft zusammen mit den Künstlerfreunden Armand Guillaumin, Paul Cézanne und Camille Pissarro. Des Weiteren gehören Dr. Gachet und die Brüder Theo und Vincent van Gogh zum engen Freundeskreis. Das erste impressionistische Gemälde, das der Kunsthändler Theo van Gogh verkauft, ist ein Werk Vignons. Viele zeitgenössische Sammler, allen voran Graf Armand Doria, einer der bedeutendsten der Zeit, erwarben Arbeiten von Vignon. Vignon nimmt an vier der insgesamt acht Gruppenausstellungen der Impressionisten teil. Eugène Manet, der Bruder des verstorbenen Édouard Manet, berichtet im März 1882 in einem Brief an seine Ehefrau Berthe Morisot über die aktuelle (siebte) Ausstellung der „Impressionisten“, die er für die bislang beste der Gruppe hält: „Sisley ist am vollständigsten vertreten und zeigt große Fortschritte ... Pissarro ist unausgeglichener ... Von Monet gibt es schwache Dinge und daneben ausgezeichnete, vor allem Winterlandschaften. ... Der Bootsausflug von Renoir wirkt sehr gut; seine Ansichten von Venedig sind scheußlich, wie gestrickt. ... Gauguin und Vignon sind mittelmäßig. Vignon ahmt wieder Corot nach, der einen unguten Einfluß auf ihn ausübt. Der arme Junge wirkt recht traurig ... Caillebotte ist mit langweiligen Figuren, blau wie Tinte und ausgezeichneten kleinen Landschafts-Pastellen vertreten ... In vielen seiner Gemälden bevorzugt Vignon eine panoramaartig angelegte Komposition, die in der Sehweise an Cézanne erinnert. Oft fügt er Personen ins Bild, um die Gegenwart des Menschen in der Landschaft und die Perspektiven zu betonen. Sein Farbauftrag, den er mit kurzen Pinselstrichen setzt, ist vielschichtig und luminös. Die für ihn typische violette und bläuliche Farbigkeit und die spannungsreiche Komposition schaffen eine eindrucksvolle Atmosphäre. Dies erinnerte die Avantgardisten des öfteren sehr an die Werke seines früheren Ratgebers Corot. Obwohl viele seiner Gemälde qualitativ an der Seite der frühen Werke seines Freundes Camille Pissarro stehen, war er eher ein gemäßigter Impressionist und keiner der großen Erneuerer. Victor Vignon „L‘entrée du bourg sous la neige“ 1880/1885

Victor Vignon „Paysage, Pontoise“ 1877/1885 Kunsthalle Bremen, Foto: Frühjahr 2015 Impressionisten in Auvers-sur-Oise, 1873, von links: Armand Guillaumin (1841-1927), Paul Cézanne (1839-1906) (sitzend), Lucien Pissarro (1863-1944), Victor Vignon, Camille Pissarro (1830-1903) MAIER & CO. FINE ART www.barbizon.de


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Félix Ziem (Beaune 1821 – Paris 1911)

» Les roses (auch ‚Les fleurs‘) « Öl auf Holz, 49,5 x 49 cm signiert rechts unten Provenienz: - Vente des Floralies, Hôtel Rameau, Versailles, 3.6.1981, No. 72 - Privatsammlung, London Literatur: - Pierre Miquel, „Félix Ziem 1821-1911“, Second volume du catalogue, Maurs-la-Jolie 1996, No. 2795, ill. p. 155 - Anne Burdin-Hellebranth, „Félix Ziem 1821-1911“ Bruxelles 1998, Tome II, No. 1878, ill. p. 366

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40 Sein künstlerisches Können bringt Félix Ziem schon in jungen Jahren erste kommerzielle Erfolge ein. Vor allem namhafte Vertreter der Aristokratie unterstützen ihn früh. So zählt der kunstsinnige Duc d`Orléans zu seinen ersten Bewunderern. Ziem nutzt die Möglichkeiten, die ihm seine finanzielle Unabhängigkeit bietet, um seinen beiden Hauptneigungen nachzugehen, die ihn und seine Kunst zeitlebens prägen werden: einen aufwendigen, von exquisitem Geschmack geprägten Lebensstil zu führen und Reisen zu unternehmen. Anfang der 1840er Jahre besucht er auf einer Italienreise Genua, Siena, Rom, Florenz und nicht zuletzt Venedig. Dieses farbenprächtige Juwel an der Lagune kommt ihm wie eine Offenbarung vor und wird sein künstlerisches Werk fortan wesentlich prägen. Auch Ansichten von Konstantinopel gehören zu seinen gesuchten Sujets. Im Jahr 1849 nimmt er erstmals am Pariser Salon teil und präsentiert dort drei Gemälde und drei Aquarelle, die allesamt begeisterte Rezensionen von Théophile Gautier erhalten. Félix Ziem ist zu seiner Zeit einer der gesuchtesten Maler weit über Frankreich und Europa hinaus. Bei aller Berühmtheit pflegt er enge freundschaftliche Kontakte zu Rousseau, Diaz und anderen Malern der Barbizon-Schule. Seinen großen finanziellen Erfolg als Künstler nutzt der Malerfürst auch zur Unterstützung junger Künstler. Ziems Lebensstil und Charakter spiegeln sich auch in seinem Oeuvre wider. Dies gilt insbesondere für seine Vorliebe für intensiv leuchtende Farben. Viele seiner unverwechselbaren Bilder wurden schon früh als „Farbenrausch“ bezeichnet, bei dem sich das Sujet der Farbe weitgehend unterzuordnen hat. Hier und mit seinen seltenen Blumenstillleben nimmt er nicht nur den Impressionismus vorweg, sondern zeigt sogar expressionistische Tendenzen. Ziem erhält zahlreiche Ehrungen. 1857 ernennt ihn die französische Regierung in Anerkennung seiner Kunst zum Ritter der Ehrenlegion, 1901 wird er zum „Peintre Officiel de la Marine“ im Offiziersrang ernannt. Werke von Félix Ziem befinden sich in zahlreichen Museen in aller Welt. Das Musée Ziem befindet sich in Martigues. Das Rosen-Stillleben ist ein hervorragendes Beispiel für die neue künstlerische Sichtweise von Félix Ziem und für sein feuriges Temperament. Die Gegenstände sind weitgehend aufgelöst. Farbflächen und -tupfer glühen hervor und verdichten sich zu einem eindrucksvollen Ganzen, das wir als Rosenblüten wahrnehmen.

Porträt Félix Ziem nach einem Gemälde von Adolphe Monticelli

Félix Ziem im Atelier vor einem VenedigGemälde, Aufnahme nach 1900 Félix Ziem „Brogoso et Sandolo – Lagune à Venise“

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