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Alphonse Quizet (1885-1955)
und die Maler vom Montmartre
MAIER & CO. FINE ART Kunsthandlung Thomas Maier & Co. OHG
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Alphonse Quizet (1885-1955)
und die Maler vom Montmartre Stanislas Lépine | Marcel Leprin | Elisée Maclet Gen Paul | Maurice Utrillo
AUSSTELLUNG November 2012 – Januar 2013 in der Galerie Stuttgart Stadtmitte Eberhardstraße 6
MAIER & CO. FINE ART Kunsthandlung Thomas Maier & Co. OHG BARBIZON | IMPRESSIONISMUS | MODERN ART
Schwabstraße 22, D-70197 Stuttgart, Telefon 0049 (0)711 - 6 64 50-10, Fax -11 E-Mail: info@barbizon.de, Internet: www.barbizon.de
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Die abgebildeten Gem채lde sind verk채uflich. Das auf der Seite 27 beschriebene Gem채lde wurde in eine private Sammlung weitergegeben und steht nicht mehr zum Verkauf. 2
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Alphonse Quizet Leben und Werk Alphonse Quizet wird am 13. März 1885 in eine kleinbürgerliche Pariser Familie hineingeboren. Seine Eltern Joseph und Léontine Quizet stehen kurz vor der Eröffnung eines Cafés am Quai de l'Hôtel de Ville. Ganz in der Nähe, in der Rue François-Miron, besitzen Josephs Schwiegereltern ebenfalls ein Café, wo er und seine Frau sich kennen gelernt hatten. Im Alter von 10 Jahren – Alphonse lebt mittlerweile mit seinen Eltern auf dem Butte Montmartre – kauft er sich erstmals Künstlerfarben und schwänzt wiederholt die Schule, um ins Musée du Louvre gehen zu können. Zu seinen Spielkameraden auf dem Montmartre gehören die späteren Maler Edmond Heuzé (1883-1967) und André Utter (1886-1948). Um das Jahr 1900 kommt es – bewusst oder unbewusst – bei Quizet zu einer zweigleisigen Entwicklung, die sein gesamtes Leben prägen wird. Einerseits hat er den Wunsch, ein geregeltes, gutbürgerliches Leben mit Alphonse Quizet vor einem seiner Gemälde, Photographie um 1930 Familie in materieller Sicherheit zu führen. Andererseits möchte er seiner Leidenschaft, Maler zu werden, nachgehen. Und es wird ihm gelingen, diese beiden „Parallelwelten“ zu vereinen. Quizet schließt seine Schulbildung am Gymnasium Colbert in Paris ab und arbeitet als Lehrling bei der Omnibusgesellschaft von Paris. Danach lässt er sich in zwei Architekturbüros zum technischen Zeichner ausbilden. In diesem Beruf erhält er bei der „Compagnie des omnibus de Paris“ eine Anstellung und geht dieser Tätigkeit – stets korrekt und elegant gekleidet – bis zur Pensionierung nach. 1910 heiratet er und bekommt mit seiner Frau Jeanne drei Töchter. Jeanne arbeitet als Schneiderin in dem bekannten Modesalon von Jeanne Paquin (1869-1936). Zunächst leben sie auf dem Montmartre in verschiedenen Wohnungen. 1920 verlässt er mit seiner Familie den Montmartre und zieht in ein Neubaugebiet, das Quartier de l’Amérique nahe dem Square des Buttes-Chaumont, in die Villa Félix-Faure. Hier lebt und arbeitet er umgeben von seiner Familie und einer großen Anzahl an Haustieren bis zu seinem Lebensende. 3
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Parallel zu dieser bürgerlichen Existenz frönt Quizet seiner Leidenschaft als Maler und genießt das Leben in Künstlerkreisen. Er belegt Zeichen- und Malkurse an der École des Beaux-Arts und beginnt um 1900 auf dem Montmartre Bilder zu malen. Dabei lernt er um 1903 Maurice Utrillo kennen und gibt diesem künstlerische Ratschläge. Er Das Lapin Agile in der Rue des Saules, Postkarte um 1905 fühlt sich als dessen älterer Bruder und Mentor. Nicht selten sitzen die beiden frühmorgens, noch vor Arbeitsbeginn bei der Omnibusgesellschaft in stillen Winkeln des Montmartre malend vor dem gleichen Motiv. Quizet verkehrt zeitlebens gerne und häufig in den MontmartreKneipen, so auch in seinem Stammlokal, dem Lapin Agile. Er fühlt sich im Kreise der intellektuellen Bohème sichtlich wohl. Neben dem alkoholkranken Utrillo zählt der noch weiter heruntergekommene Marcel Leprin zu seinen engsten Freunden. Er hilft und unterstützt diesen mittellosen, alkohol- und drogenabhängigen Künstler bis zu dessen frühem Tod 1933. Die Freundschaft mit diesen beiden sensiblen, hochtalentierten, in ihrer vagabundenartigen Existenz sich krass vom bürgerlichen Leben Quizets unterscheidenden Maler dürfte auf Quizets Maxime zurückzuführen sein: „Es genügt nicht, nur ein gutes Auge, sondern auch ein gutes Herz zu haben, um ein Maler zu sein“. Für Quizet war Vincent van Gogh (1853-1890) wichtigstes künstlerisches Vorbild. Von ihm übernimmt er die Verwendung leuchtender, reiner Farben und das Setzen harter Farbkontraste. Auch der dynamische, längliche Pinselstrich van Goghs findet sich in Arbeiten Quizets wieder. Einige seiner Bilder erhielten deshalb auch den ehrenden Zusatztitel „Hommage à van Gogh“.
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Quizet war ein Motivspezialist, der sich zeitlebens fast ausschließlich mit einem Thema beschäftigte: dem urbanen Leben innerhalb der Architektur von Paris. Hierbei half ihm sein exzellentes Auge für die Raumperspektive, das er im Zuge seines bürgerlichen Berufs zusätzlich schärfen konnte. So hat sich Quizet die Ecken und engen Winkel, die Straßenkreuzungen und die alten Häuser des Montmartre-Viertels immer wieder zum Motiv genommen. Auch andere Bezirke in Paris und die Stadtrandgebiete („Banlieue“) interessierten ihn, wobei er die Gegenden um die Seine besonders schätzte. Wiederholt stellt er z. B. das Leben um den Canal Saint Martin dar, der in nord-südlicher Richtung das Bassin de la Villette mit der Seine verbindet.
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Zu Quizets Lebzeiten fand die hohe Qualität seines künstlerischen Schaffens große Anerkennung. So räumte ihm beispielsweise die Galerie Bernheim-Jeune, eine der renommiertesten von Paris, zu deren „Hauskünstlern“ u. a. Pierre-Auguste Renoir (1841-1919), Pierre Bonnard (1867-1947) und Albert Marquet (1875-1947) zählten, eine beträchtliche Anzahl an Einzelausstellungen ein. Der Staat ehrte ihn mit der Verleihung des Kreuzes der Ehrenlegion. Quizet ist – zusammen mit Marcel Leprin, Elisée Maclet, Gen Paul und Maurice Utrillo – als einer der wichtigsten Chronisten des alten Montmartre-Viertels in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Kunstgeschichte eingegangen, ohne die Berühmtheit seines Freundes Utrillo erlangt zu haben.
Das Quartier Montmartre Das berühmte Künstlerviertel gehört heute zum 18. Stadtbezirk von Paris. Es ist um 1859/60 durch die Eingemeindung des Dorfs Montmartre zusammen mit den Dörfern La Chapelle und Clignancourt durch die Metropole Paris entstanden. Etwas vereinfacht lässt sich das Quartier Montmartre in zwei Gebiete unterteilen. Den Bas Montmartre und den Haut Montmartre. Die Trennlinie bilden der Boulevard de Clichy und der Bou- Die Rue Tholozé mit den drei Windmühlen von Montmartre, Photographie 1843 von Hippolyte Bayard levard de Rochechouart. Das Gebiet des Bas Montmartre wandelte sich schon Ende des 18. Jahrhunderts von einem Agrar- zu einem billigen Wohn- und Vergnügungsviertel. Vor allem ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden südlich des Boulevards de Clichy bis zur Rue de Provence nach den Plänen des Pariser Stadterneuerers Baron Haussmann (1809-1891) neue Mietshäuser, die ihrer niedrigen Mieten wegen die Pariser Intellektuellen, an vorderster Stelle die Musiker, Maler und Literaten, fast magisch anzogen. Es lebten hier u. a. Frédéric Chopin (1810-1849), Gustave Caillebotte (1848-1894), Eugène Delacroix (1798-1863), Claude Monet (1840-1926), Georges Seurat (1859-1891) und George Sand (1804-1876). Auch Malutensilien- und Kunsthändler siedelten sich in dieser Gegend an.
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So hatte beispielsweise der Père Tanguy (1825-1894) in der Rue Clauzel sein Geschäft für Malutensilien, in dem er auch gegen Malerzubehör eingetauschte Gemälde anbot. Zu den Künstlern, die Tanguy auf diese Weise unterstützte, gehörten auch Paul Cézanne (1839-1906), Vincent van Gogh, Georges Seurat (1859-1891) und Paul Gauguin (1848-1903). Van Goghs Porträt »Le Père Tanguy« bildet einen Meilenstein in der Entwicklung der modernen Figuren- und Porträtmalerei (heute: Paris, Musée Rodin). Gleichzeitig mit dem Zuzug der künstlerischen Bohème entstanden in dieser Gegend eine Vielzahl an Cafés, Restaurants, Brasserien und Cabarets, wo man sich zu geselligen Disputen über Kunst, Musik und Literatur, aber auch zum reinen Freizeitvergnügen bis tief in die Nacht hinein traf. Hier lebten auch zahlreiche namhafte Malermodelle sowie Damen des ältesten Gewerbes. Zu den beliebtesten Treffpunkten zählten das kleine Restaurant Au Tambourin in der Rue Richelieu (später Boulevard de Clichy) und das Café de la NouDas Café de la Nouvelle-Athenès in der Rue Pigalle, velle-Athenès am Place Photographie um 1900 Pigalle. Im Au Tambourin verkehrte eines der gesuchtesten Malermodelle der Zeit, Agostina Segatori (1841-1910), die auch Camille Corot (1796-1875), Edouard Manet (1832-1883) und Vincent van Gogh Modell saß. Letzterer setzte ihr mit seinem Gemälde »Agostina Segatori au Café du Tambourin« (heute: Amsterdam, Rijksmuseum Vincent van Gogh) ein malerisches Denkmal. Das Café de la Nouvelle-Athenès galt zunächst als Ort der intellektuellen Opposition gegen Kaiser Napoleon III. (1808-1873). Hier verkehrten Léo Gambetta (1838-1882), Gustave Courbet (1819-1877) und Émile Zola (1840-1902). Nach dem Krieg 1870/71 versammelte Manet seine Maler-, Literaten- und Sammlerfreunde in diesem Café um sich. So zählten u. a. auch Edgar Degas (1834-1917), Claude Monet (1840-1926), Pierre-Auguste Renoir und Dr. Paul Gachet (1828-1909) zu den Stammgästen.
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Der Haut Montmartre umfasst das Gebiet des Montmartre-Hügels, des Butte Montmartre, der mit 130 m höchsten natürlichen Erhebung von Paris. Dieser Teil des Quartier Montmartre behielt das gesamte 19. Jahrhundert über seinen dörflichen Charakter bei, mit seiner frischen Luft, den Windmühlen, seinen einfachen Gartenlokalen mit
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Unterkünften und seinen pittoresken Häusern und Gassen. Erst von 1914 an geht der ländliche Charakter dieses Teils des alten Paris mehr und mehr verloren. Auf dem Butte Montmartre lebten – zumindest ein gewisse Zeit – u. a. Kees van Dongen (1877-1968), Stanislas Lépine, Marcel Leprin, Elisée Maclet, Alphonse Quizet, PierreAuguste Renoir, Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901), Vincent van Gogh und sein Bruder Théo (1857-1891) sowie Maurice Utrillo. Nur Gen Paul verbrachte mit Ausnahme seines Kriegsdienstes und anschließendem Klinikaufenthalt sein gesamtes Leben in diesem Pariser Viertel. Zu den ersten Malern, die sich künstlerisch mit dem Butte Montmartre auseinandersetzten, gehörte Georges Michel (1763-1843). Besonders angetan war er von den Windmühlen. Zu seiner Zeit waren es 14 an der Zahl, die er auf vielen seiner Gemälde immer wieder ins Zentrum der Komposition rückte. Michel lebte viele Jahre in einfachsten Verhältnissen auf dem Montmartre-Hügel. Das sicherlich bedeutendste Bild, das das Leben auf dem Butte Montmartre dokumentiert, schuf Pierre-Auguste Renoir 1876 mit seiner Darstellung »Le bal du Moulin de la Galette« (heute: Paris, Musée d’Orsay). In dieser vibrierenden, farbintensiven Impression fing Renoir nicht nur ein sonntägliches Tanzvergnügen in einem Gartenlokal auf dem Montmartre ein. Vielmehr konserviert er in diesem Meisterwerk das Freizeitleben der Pariser (Klein-) Bourgeoisie gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Renoir selbst richtete sich bereits 1876 auf dem Butte Montmartre in der Rue Cortot No. 12 ein Atelier ein. Von 1890 an lebte er mit seiner Familie für mehr als ein halbes Jahrzehnt in einem schönen Steinhaus in der Rue Girardon No. 13, einem Gebäude, das zum Anwesen des Château des Brouillards (= das Nebelschloss) gehörte. Auch andere bedeutende Maler nahmen sich schon vor 1900 wiederholt den Montmartre zum Motiv. So schuf Vincent van Gogh, der 1886/87 bei seinem Bruder Théo in der Rue Lepic wohnte, etliche Bilder über das dortige Leben. Unter anderem entstanden hier Meisterwerke wie »Le Moulin de la Galette« (heute: Otterlo, Kröller-Müller Museum) und »La Guinguette« (heute: Paris, Musée d’Orsay), das die Terrasse eines Gartenlokals auf dem Montmartre wiedergibt. Besonders faszinierte van Gogh der Ausblick aus der Wohnung seines Bruders Théo auf Paris. Von hier aus konnte man über weite Teile der Stadt bis zu den Hügel von Meudon und St. Cloud am Horizont schauen. Vincent hielt diese Szenerie mehrfach auf seinen Gemälden, wie auf dem Werk »Vue de la chambre de l’artiste, rue Lepic, 1887«, fest (heute: Amsterdam, Rijksmuseum Vincent van Gogh). Die Maler vom Montmartre lebten also nicht nur hier, sondern verarbeiteten ihr Umfeld immer wieder in ihren Bildern. Neben dem pittoresken Gesamtensemble, den der Butte Montmartre als solches bot, hatten es ihnen einige markante Gebäude, Straßenecken, Plätze und Gärten – bis hinunter zum Bas Montmartre – besonders angetan: – Unübersehbares Wahrzeichen des Butte Montmartre und damit von ganz Paris wurde die Basilika Sacré-Cœur. Der Grundstein für diese im „Zuckerbäckerstil“ errichtete
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Kirche, die starke Anlehnungen an die Markuskirche in Venedig und die Hagia Sophia in Istanbul aufweist, wurde bereits 1875 gelegt, fertig gestellt wurde sie jedoch erst im Jahre 1914. Das markante, leuchtende Weiß der Basilika entstand durch die Verwendung von Château-Landon-Steinen, einem frostresistenten Travertin, der durch die Witterung sein Calcit abgibt und so mit der Zeit ein kreideartiges Weiß annimmt. Vor allem im malerischen Schaffen von Utrillo spielt die Sacré-Cœur eine zentrale Rolle. Aber auch Leprin, Maclet, Quizet und Gen Paul haben dieses beeindruckende Kirchengebäude immer wieder als Motivvorlage für ihre Gemälde verwendet. – Der Place du Tertre, nur wenige Meter von Sacré-Cœur und der Kirche Saint-Pierre de Montmartre entfernt, war schon im frühen 19. Jahrhundert der Gemeindeplatz des Montmartre. Im Laufe der Zeit siedelten sich in den umliegenden alten Häusern zahlreiche einfache Bistros und Cafés an, wie beispielsweise das Chez La Mère Catherine, wo sich die Einwohner und insbesondere die Künstler zu einem Absinth, einem Pastis, einem Kaffee oder zum Essen trafen. Das gesellige, farbenfrohe Treiben auf dem Place du Tertre regte vor allem Utrillo, Maclet und Gen Paul zu zahlMaison de Mimi Pinson und Maison Berlioz in der Rue du Mont Cenis, Photographie um 1900 reichen ihrer Bilder an. – Der Maquis (= Dickicht, Unterschlupf) war ein verwahrlostes Gebiet am Nordhang des Butte Montmartre, eingeklemmt zwischen der Rue Caulaincourt, der Rue Lepic und der Rue des Brouillards (heute: Rue Girardon). Nachdem die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Château des Brouillards abgerissen worden waren, entstand ab ca. 1850 auf diesem Niemandsland ein Labyrinth ähnliches Gewirr von ärmlichen Hütten aus Wellpappe, Holz, Wachstüchern etc.. Hier lebten mittellose Künstler, Menschen am Rande der Pariser Gesellschaft sowie Vagabunden und Kriminelle. Eine Zeit lang betrat die Polizei dieses Areal nur bei Tag. Um 1905 wurde zwischen der Rue Caulaincourt und der Avenue Junot mit den Arbeiten für ein Neubaugebiet begonnen, dem der Maquis zum Opfer fiel. Alles was dort stand, wurde auf Anweisung der Pariser Polizeipräfektur abgerissen. Der alte Maquis trug nachhaltig zur Mythologie des Butte Montmartre bei und wurde zu einem wichtigen Motiv bei Malern wie Maurice Utrillo und Vincent van Gogh.
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– Zu den beliebtesten Sujets der Maler zählten auch die beiden pittoresken, aneinander gebauten Häuschen in der Rue du Mont-Cenis No. 18 (bis 1860: Rue Saint-Denis), denen
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die Montmartre-Bewohner die Namen Maison de Mimi Pinson und Maison Berlioz gaben. Beide Gebäude wurden1925 abgerissen. Mit dem kleinen flachen Bauwerk wurde die 1845 von Alfred de Musset (1810-1857) geschaffene Romanfigur Mimi Pinson verbunden: eine kleine Arbeiterin, Malermodell und gute Freundin der Künstler auf dem Montmartre. Im angebauten anderen Haus lebte zwischen 1834 bis 1836 der Komponist Hector Berlioz (1803-1869). Vor allem Maclet und Utrillo inspirierte diese Häuserszenerie am nördlichen Hang des Montmartre immer wieder und wurde zu einem ihrer Lieblingsmotive. – Das Bateau Lavoir (= Waschboot) war ein herunter gekommenes Haus auf dem Montmartre in der damaligen Rue Ravignan No. 13 (heute Place Émile Goudeau No. 11bis). Dieses Gebäude erhielt seines Aussehens wegen – wie ein Waschboot an der Seine – seinen Namen von dem Schriftsteller Max Jacob (1876-1944). Erster Mieter war 1892 der Impressionist Maxime Maufra (1861-1918). Zu dieser Zeit sprach man noch vom „Maison du Trappeur“ (= Haus des Fallenstellers). Beim Bateau Lavoir handelte es sich nicht um ein Haus im eigentlichen Sinne, sondern um eine große Holzbaracke, die zur Rue Ravignan hin einstöckig war und sich nach hinten den Abhang des Montmartre hinab fünf Stockwerke tief erstreckte. 1909 zog der sicherlich berühmteste Künstler für einige Jahre in diesen Treffpunkt der künstlerischen Avantgarde ein: Pablo Picasso (1881-1973). Weitere namhafte Bewohner dieser extrem billigen, slumartigen Unterkunft waren u. a. die Maler Amedeo Modigliani (1884-1920), Kees van Dongen, Juan Gris (1887-1927) und Georges Braque (1882-1963) sowie die Literaten Max Jacob, Pierre Reverdy (1889-1960) und André Salmon (1881-1969). – Die Moulin de la Galette an der Rue Lepic bestand eigentlich aus zwei alten Windmühlen, der „Blute-fin“ und der „Radet“. 1809 erwarb die Familie Debray die beiden Mühlen, produzierte Mehl und presste die Trauben der kleinen Weinberge auf dem Montmartre. Den Parisern, die hierher kamen, um die frische Luft und die schöne Aussicht zu genießen, verkauften die Debrays Pfannkuchen aus Roggenmehl („galettes de seigle“) zusammen mit einem Glas Milch oder Wein. Einer der Debray-Brüder kam in den 1860er Jahren auf die Idee, um die „Radet“ herum eine Guinguette (= Lokalität außerhalb der Stadt, zumeist ganz im Freien gelegen und mit Tanzmöglichkeit) zu eröffnen, die er „Moulin de la Galette“ nannte. Einige Jahre später, 1870, eröffnete Nicolas-Charles Debray, der Eigentümer der zweiten Mühle, der „Blute-fin“, ebenfalls eine Guinguette, die in kurzer Zeit weit populärer wurde als die Guinguette an der „Radet“-Mühle. Auch dieses Ensemble wurde „Moulin de la Galette“ genannt und entwickelte sich zu dem berühmten Vergnügungslokal, in dem sich die kleinen Leute von Paris vor allem sonntags zum Tanzen trafen. 1895 wurde der „Bal Debray“ offiziell zum „Bal du Moulin de la Galette“. Unsterblichkeit erhielt dieser Ort durch die Maler, die die Mühle und die dortigen Tanzveranstaltungen immer wieder malten, darunter Pierre-Auguste Renoir, Henri de Toulouse-Lautrec, Marcel Leprin, Elisée Maclet, Gen Paul, Pablo Picasso, Alphonse Quizet, Paul Signac (1863-1935), Maurice Utrillo, Kees van Dongen und Vincent van Gogh. 9
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– Von 1860 an wurde das Lapin Agile, eine kleine Kneipe mit Cabaret in der Rue des Saules No. 22, zu einem von der künstlerischen Bohème gerne frequentierten Treffpunkt. Ursprünglich lautete der Name Cabaret des Assassins (= Kabaret der Mörder). Der Karikaturist André Gill (18401885) war ein häufiger Gast dieses Etablissements. 1875 malte er ein Firmenschild mit einem beschwipsten Hasen in Anlehnung an eine „Le lapin à Gill“ lautende Wandbeschriftung der kleinen Im Cabaret Lapin Agile in der Rue des Saules. Kneipe, die ein Gast angebracht Der Wirt Père Frédé unterhält seine Gäste an der Gitarre, hatte. Im Laufe der Zeit wurde Photographie um 1905. hieraus die heutige Schreibweise. Nach 1900 übernahm Frédéric Gérard (1860-1938), gen. Père Frédé, das Lapin Agile. Père Frédé, der das Cabaret über 30 Jahre lang führte, wurde zu einer legendären Gestalt des Montmartre. Einen wilden Bart tragend und stets eine Zigarre zwischen den Lippen spielte er abends Gitarre und sang im schummrigen Licht des kleinen Schankraums Chansons. Zu seinen Hausgenossen zählten ein Affe, ein Hund, ein Rabe sowie sein Esel „Lolo“, der in die Kunstgeschichte einging, als ihm der Literat Roland Dorgelès (1885-1975) zusammen mit einigen Künstlern einen Malerpinsel an den Schwanz band. Das durch Lolos Schwanzbewegungen entstandene „abstrakte“ Gemälde stellten sie anschließend auf dem Salon des Indépendants aus, um zu demonstrieren, dass dieses Werk zwischen Gemälden von Maurice Denis (1870-1943), Paul Signac (1863-1935) oder Paul Sérusier (1864-1927) nicht deplatziert wirke. Zu Frédés langjährigen Stammgästen zählten neben dem bekannten Chansonnier Aristide Bruant (1851-1925) auch Alphonse Quizet und Maurice Utrillo. Dem mittellosen Elisée Maclet bot Père Frédé im Jahr 1917 Unterschlupf und ließ ihn im Schankraum des Cabarets einige Zeit lang nächtigen. Als Gegenleistung spülte Maclet das Geschirr und polierte die Messingtöpfe. Das Lapin Agile wurde bei allen Malern auf dem Montmartre zu einem Hauptmotiv.
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– Das Varieté Moulin Rouge wurde 1889 von Charles Zidler (1830-1897) und Joseph Oller (1839-1922) am Fuße des Butte Montmartre am Place Blanche, Boulevard de Clichy No. 82 erbaut. Ein Jahr zuvor hatte Oller die älteste Pariser Music Hall L’Olympia eröffnet. Seinen Namen erhielt das Varieté von der auf dem Dach montierten roten Mühle. Von 1900 an wurden hier große Pariser Bälle gegeben, auf denen die Tänzerinnen den frivolen Cancan und Chahuf tanzten. Die namenlosen, hübschen Cancan-Tänzerinnen und die Pariser Tanz- und Gesangstars wie La Goulue (1866-1929), Yvette Guilbert (1865-1944), Jane Avril (1868-1943) und die Mistinguett (1875-1956) begründeten den legendären Ruhm dieses Varietés, zu dem die berühmten Werbe-
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plakate für das Moulin Rouge von Henri de Toulouse-Lautrec zusätzlich beitrugen. Vor allem Gen Paul hat das Moulin Rouge häufig auf seinen Gemälden verewigt. – Das Chat Noir wurde von dem Maler und Graphiker Rodolphe Salis (1851-1897) am Boulevard de Clichy No. 68 als Caveau Artistique (= Künstlerkneipe mit Kleinkunstdarbietungen) 1880 eröffnet. Allerdings fanden nicht nur Künstler, sondern auch das bürgerliche Publikum schnell Gefallen an diesem Etablissement, das zum Vorbild für viele literarische Kabaretts in Europa wurde. Einer der ersten Stammgäste war Aristide Bruant. Bald waren die Räumlichkeiten zu klein und Salis zog mit dem Chat Noir in eine wesentlich größere dreistöckige Villa in der Rue de Laval (heute: Rue Victor Massé) um. Nach Salis' überraschendem Tod 1897 wurde das Chat Noir noch im gleichen Jahr ge- Tanzveranstaltung in der Moulin de la Galette, schlossen. Sein Grabstein ziert Photographie um 1905 der ihm zugeschriebene Ausspruch: „Gott hat die Welt geschaffen, Napoleon die Ehrenlegion gegründet – ich habe den Montmartre gemacht“. – Seit 1875 hatte der von dem belgischen Kunstreiter Ferdinand (gen. Fernando) Beert (1835-1902) gegründete Cirque Fernando (in der Folge nach seinen neuen Besitzern umbenannt in Cirque Médrano) in einem Gebäude am Boulevard Rochechouart No. 63, Ecke Rue des Martyrs, sein festes Quartier. Der Zirkus war nicht nur für die kleinen Leute aus Paris, sondern auch für die künstlerische Avantgarde ein beliebter Ort der Unterhaltung. Die zirzensischen Darbietungen inspirierten zunächst Impressionisten wie Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir und Henri de Toulouse-Lautrec. So stellte Degas das Gemälde einer Trapezkünstlerin unter dem Chapiteau »Miss LaLa au Cirque Fernando« 1879 auf der vierten Impressionisten-Ausstellung in Paris aus (heute: London, National Gallery). Renoir porträtierte 1879 in seinem Werk »Acrobates au cirque Fernando (Francisca et Angelina Wartenberg)« zwei Artistenkinder (heute: Chicago, The Art Institute). Henri de Toulouse-Lautrec hielt auf seinem 1887/88 gemalten Werk »Equestrienne (Au Cirque Fernando)« eine beim Pariser Publikum besonders angesagte, sattellose Reitervorführung in der Manege fest (heute: Chicago, The Art Institute).
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Nach 1900 lieferten die Clowns und Harlekins des Cirque Médrano mehrfach Motive für Pablo Picasso und vor allem für Gen Paul. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Quartier Montmartre durch bauliche Umgestaltungen und den aufkommenden Massentourismus seine Anziehungskraft und somit seine Bedeutung bei ambitionierten Kunstschaffenden. In die Kunstgeschichte eingegangen ist dieser Pariser Stadtbezirk durch seine Blütezeit zwischen dem letzten Drittel des 19. und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeitspanne bildete das Quartier Montmartre den fruchtbaren Nährboden für intellektuelle Auseinandersetzungen und wesentliche Neuerungen auf den Gebieten der Malerei, Literatur und Musik.
Alphonse Quizet Zeitgenössische Kritik (ausgewählte Zitate) „In der Galerie Bernheim, wo er zahlreiche Gemälde präsentiert, erkennt man Quizet als einen viel zu lange und in nicht gerechtfertigter Weise bislang unbeachteten Maler, der eine Wiedergutmachung verdient. Ich bin mir sicher, dass diese schon im vollen Gange ist und sich in den kommenden Jahren noch steigern wird.“ (Marcel Despiau, 1914, anlässlich Quizets erster Ausstellung bei Bernheim-Jeune) „Wir finden … eine Montmartre-Landschaft von Quizet, der die Ausstellungsmacher einen guten Platz zugewiesen hatten, denn es gab auf dieser Ausstellung keine zehn Gemälde dieser Qualität.“ (Jean Louis Vaudoyer, 1923, in der Zeitschrift „L’Écho de Paris“ anlässlich eines Pariser Salons) „Quizet, der ein Jugendfreund von Utrillo und einer der am stärksten von Poesie und Ruhe durchdrungenen Maler des fast ländlichen Teils von Paris vom Montmartre bis Belleville ist, veranstaltet in der Rue La Boétie eine bedeutende Ausstellung. Man ist von der visionären Kraft dieses Malers überrascht. Seine Gemälde baden in einem Licht, das nur ihm eigen ist ...“ (André Warnod, 1945, im „Le Figaro“ anlässlich einer Ausstellung)
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Alphonse Quizet ツサ Buttes-Chaumont, avenue Simon Bolivar ツォ テ僕 auf Holz, 59,6 x 92,8 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet » Scène de rue à Montmartre « Öl auf Karton, 45,8 x 54,8 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet » Banlieue de Paris – une rue animée « Öl auf Karton, 38 x 45,8 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet ツサ Rue de banlieue de Paris ツォ テ僕 auf Karton, 19,5 x 24,5 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet » La rue du Mont Cenis à Montmartre « Öl auf Holz, 46 x 55 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet » Vieilles maisons à Montmartre « Öl auf Holz, 22 x 16 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet ツサ Banlieue de Paris - marcheurs sur la riviティre ツォ テ僕 auf Karton, 18,7 x 24,2 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet » Vieilles maisons à Montmartre « Öl auf Leinwand, 55 x 46 cm signiert rechts unten 21
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Alphonse Quizet ツサ Le canal Saint-Martin avec un bateau ツォ テ僕 auf Karton, 18,7 x 24 cm signiert rechts unten
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Alphonse Quizet » Le port d‘Honfleur avec un pêcheur à la ligne « Öl auf Karton, 19 x 25 cm signiert rechts unten
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Elisée Maclet » Port de Dieppe « 1918/19 Öl auf Leinwand, 56 x 46 cm, signiert rechts unten Provenienz Kunsthandlung Hugo Perls, Berlin
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Hugo Perls war ein bedeutender Berliner Kunsthändler, der von 1921 an mit Gemälden namhafter Maler, wie u. a. Cézanne, Monet, Toulouse-Lautrec und van Gogh handelte. Seiner jüdischen Herkunft wegen emigrierte er 1931 nach Paris, von wo er 1941 nach New York weiter emigrieren musste. Dort betrieb er – später in seiner Nachfolge sein Sohn Klaus – eine renommierte Galerie für impressionistische und postimpressionistische Kunst in Manhattan.
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Elisテゥe Maclet ツサ Moulins de Montmartre ツォ um 1910 テ僕 auf Leinwand, 46 x 55,5 cm signiert links unten
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Elisテゥe Maclet ツサ La maison de Mimi Pinson ツォ テ僕 auf Karton, 46 x 60 cm signiert rechts unten
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Maurice Utrillo » Vue de Pontoise « 1913 Öl auf Leinwand, 60,6 x 81,6 cm signiert rechts unten Provenienz Dikran Khan Kélékian, Paris und New York; American Art Association, New York 1922; Scott & Fowles, New York; Arthur Sachs, Paris Ausstellungen California Palace of the Legion of Honor, San Francisco, »The Arthur Sachs Collection«, 1950-51 Pinacothèque de Paris, 6.3. bis 15.9.2009, »Valadon – Utrillo: Au tournant du siècle à Montmartre – de l'impressionnisme à l’École de Paris«, im Katalogbuch abgebildet 27
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Marcel Leprin ツサ Le Moulin de la Galette ツォ テ僕 auf Leinwand, 46 x 55,5 cm signiert rechts unten
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Gen Paul ツサ Bouquet de tulipes et anテゥmones au vase bleue ツォ um 1926 テ僕 auf Leinwand, 55 x 46 cm signiert rechts unten
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Stanislas Lépine » Montmartre. La rue Cortot, effet de neige « Öl auf Leinwand, 40 x 31 cm, signiert rechts unten Ausstellung Galerie Durand-Ruel, Paris, 1892, »Stanislas Lépine«, Nr. 61 Provenienz Henry Lerolle, Paris; Durand-Ruel, Paris; Arthur Tooth & Sons, London; Mrs. Watson Haghes, London
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Literatur Robert & Manuel Schmit: »Stanislas Lépine 1835-1892, Catalogue raisonné de l’œuvre peint«, Paris 1993, Nr. 213, S. 89 (Abb.)
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Französischer Meister des 19. Jh. (Stanislas Lépine?) » Rue Cortot – vieux Montmartre « 1889 Öl auf Holz, 19,7 x 29,2 cm datiert „1889“ rechts unten, rückseitig betitelt Zeitgenössische Ansicht des „alten Montmartre“ von bestechender malerischer Qualität, die durchaus von Stanislas Lépine stammen könnte.
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Chronologie Alphonse Quizet
Alphonse Léon Quizet wird am 13. März 1885 als Sohn von Joseph und Léontine Quizet (geb. Villaret) am Quai de l’Hôtel de Ville No. 46 in Paris geboren 1890
Die Familie zieht in die Passage Gatbois, nahe Bercy, wo die Eltern nun einen Weingroßhandel betreiben
1891
Besuch der École primaire Montmartre
1895
Erneute Ortsveränderung: Die Familie zieht auf den Montmartre. Hier übernehmen seine Eltern in der Rue Véron No. 18 ein einfaches Hotel mit wenigen Zimmern auf den Etagen und einem kleinen Café im Parterre, wo auch die Künstler und Bohemiens des Viertels verkehren.
1897
Seine Eltern kaufen das ebenfalls auf dem Montmartre gelegene kleine Hotel der Mademoiselle Gautier in der Rue Bachelet. Zu seinen Kameraden gehören die späteren Maler Edmond Heuzé und André Utter.
1899-1901
Abschluss an der École supérieure Colbert in Paris
1900-1910
Lehre als technischer Zeichner, zunächst bei Potier et Brunet, dann bei Laville: Besuch von Malkursen an der École des Beaux-Arts in Paris. Quizet beginnt regelmäßig zu malen.
1903
Quizet freundet sich mit Maurice Utrillo an und gibt diesem erste künstlerische Ratschläge. Häufig malen die beiden gemeinsam in den frühen Morgenstunden an stillen Ecken des Butte Montmartre, da Quizet ab sieben Uhr als Lehrling bei der Pariser Omnibusgesellschaft arbeitet. Der Schriftsteller und Montmartre-Sänger Francis Carco (1886-1958) spricht von der „la bande“ und meint damit die Jungen, die sich mit dem Malen im Freien auf dem Montmartre die Freizeit vertreiben: Quizet, Utrillo, Heuzé, Utter sowie der Russe David Laksine (1888-1911), der 23-jährig in der Seine ertrinkt.
1904
Quizet malt zwei Jahre lang häufig Seite an Seite mit dem aus Skandinavien stammenden Maler Hans Olaf Heyerdahl (1857-1913). Heyerdahl, der 1880 den Montmartre entdeckte und im Bateau Lavoir ein Atelier besaß, kam immer wieder aus Norwegen auf den Butte Montmartre zurück und wurde Quizets einziger Lehrmeister.
1905
Quizet und Heyerdahl mieten sich in der Rue de Saules einen kleinen Garten mit einem Häuschen. Ein Jahr später gibt Quizet beim Militär wieder die elterliche Adresse in der Rue Bachelet an. 33
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1910
Quizet heiratet Jeanne Marie Frémy (1888-?). Die beiden ziehen in die Rue Durantin auf dem Montmartre. Quizet ist nun als technischer Zeichner bei der „Compagnie des omnibus de Paris“ beschäftigt. Er behält diese Anstellung bis zu seiner Pensionierung.
1911
Umzug in die Rue de Saules No. 35. Geburt der Tochter Odette.
1914
Erstmalige Zulassung zum Salon de la Société National des BeauxArts im Grand Palais mit dem Gemälde »Montmartre, la rue SaintVincent au printemps«. Geburt der zweiten Tochter Simone.
1914-1919
Kriegsdienst, im März 1919 wird Quizet aus dem Militärdienst entlassen.
1916
Geburt der dritten Tochter Raymonde
1919
Da Quizet kriegsbedingt jahrelang nicht malen konnte, reicht er zum Salon das Gemälde »La Rue de Saules« ein, das er mit 18 Jahren angefertigt hatte. Das Gemälde wird vom Musée du Luxembourg angekauft.
1920
Wegzug vom Montmartre. Quizet und seine Frau Jeanne, die als Schneiderin im Modesalon von Jeanne Paquin arbeitet, wollen die entbehrungsreichen Kriegsjahre vergessen, nochmals neu beginnen und sehen hierfür eine räumliche Veränderung als notwendige Voraussetzung an. Umzug in das neue Quartier de l‘Amérique mit modernen Häuschen, die „Villa“ genannt werden. Das Viertel wird auch Mouzaia genannt und liegt zwischen dem Square des Buttes-Chaumont und La Butte-du-Chapeau-Rouge. Die Quizets bewohnen dort die Villa Félix-Faure.
1921
Erstmalige Teilnahme am Salon des Indépendants. Quizet verbringt mit seiner Frau Jeanne und den Kindern von nun an die Sonntage an der Marne.
1922
Quizet lernt Marcel Leprin in der Galerie Léon Marseille kennen und freundet sich mit Louis Valtat (1869-1952) an. Leprin besucht mehrfach Quizet in der Villa Félix-Faure, um sich künstlerische Ratschläge zu holen oder um dort für eine Nacht schlafen zu können.
1926
Quizet wird zum Sociétaire du Salon d‘Automne ernannt, d. h. er erhält die ehrenvolle Mitgliedschaft im Pariser Herbstsalon
1930
Die Lokale Chez Victor und Lapin Agile werden Quizets Stammkneipen auf dem Montmartre. Hier trifft er sich mit Freunden wie Valtat, Leprin und Utrillo.
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1931
Ernennung zum Chevalier de la Légion d‘Honneur
1941
Mitglied der Société National des Beaux-Arts
1943
Quizet fertigt fünf große Gemälde zur Dekoration des „Salle des mariages“ des Rathauses von Pré-Saint-Gervais an.
1945
Wahl zum Vizepräsidenten des Salon des Indépendants
1947
Mitglied des Conseil supérieur de l‘enseignement des Beaux-Arts, einem Ehrengremium der Pariser Kunstakademie („École nationale supérieure des Beaux-Arts“)
1955
Alphonse Quizet stirbt am 7. März in seiner Villa Félix-Faure und wird auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt.
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Werke von Alphonse Quizet in öffentlichen Sammlungen — — — — — — —
Genf, Musée du Petit Palais Grenoble, Musée des Beaux-Arts Granville, Musée Richard Anacréon Kopenhagen, Statens Museum for Kunst Le Havre, Musée des Beaux-Arts Paris, Musée National d‘Art Moderne Paris, Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris
Ausstellungen und Salonteilnahmen (Fettdruck = Einzelausstellung) Paris, Musée du Luxemburg Paris, Galerie Léon Marseille Paris, Galerie Poussin Paris, Galerie Bernheim-Jeune Paris, Salon Nationale des Beaux-Arts Paris, Salon des Indépendants Paris, Salon d‘Automne Paris, Galerie Marcel Bernheim Paris, Salon des Tuileries Le Havre, Musée du Havre Cambrai, Musée de Cambrai Berlin, Akademie der Künste Nancy, Musée des Beaux-Arts Nizza, Villa Robion Paris, Galerie d’Anjou Paris, Galerie Charpentier Paris, Académie des Beaux-Arts Paris, Galerie G. Denis Nizza, Galerie Muratore Paris, Galerie Jeanne Le Chapelin Toulouse, Galerie Soutiras New York, Rockefeller Center, International Building London, Galerie Redfern Paris, Galerie Charpentier Marseille, Musée de Marseille Paris, Galerie Bernheim-Jeune Paris, Salon des Indépendants 36
1908, 1910, 1925 1910, 1924, 1925 1913 1914, 1927, 1928, 1930, 1949 1914, 1921, 1943 1921, 1927, 1941-1944, 1946 1922, 1924-1929, 1942, 1943, 1925 1929, 1940, 1941, 1944, 1954 1930 1935 1937 1941 1943, 1955 1943, 1944 1944, 1955 1945 1945, 1946 1947 1948-1958 1949 1953 1953 1955 1955 1956 (Retrospektive) 1956 (Retrospektive)
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Maler vom Montmartre Stanislas Lépine (Caen 1835 – Paris 1892) Vorimpressionist, Maler der École de Barbizon Lépine, ein Schüler von Camille Corot, pendelt in seinen Jugendjahren zwischen seiner Geburtsstadt Caen und Paris, wo er zunächst das Gymnasium Chaptal besucht und sich später in verschiedenen Pariser Ateliers zum Maler bildet. 1859 lässt er sich auf dem Montmartre nieder, den er als Wohnort bis zu seinem Lebensende nicht mehr verlassen wird. Noch im gleichen Jahr nimmt er erstmals am Pariser Salon teil. Einer seiner wichtigsten Kunden in Paris wird in der Folge Paul Durand-Ruel (1831-1922), der bedeutendste Kunsthändler der Impressionisten. 1874 ist er mit drei Gemälden auf der ersten Impressionisten-Ausstellung im Fotoatelier von Nadar vertreten. Auf der Weltausstellung von 1889 wird ihm eine Medaille 1. Klasse verliehen. Lépine zählt zu den bedeutendsten Vorimpressionisten. Vor allem seine atmosphärischen Flusslandschaften an der Seine, der Marne und der Oise sowie seine in zurückgenommenem Kolorit komponierten Ansichten von Paris haben ihn berühmt gemacht, allerdings erst posthum. Zu Lebzeiten blieb ihm der Erfolg versagt. Von seinen topographisch getreuen Montmartre-Szenen existieren nur noch ca. 100 Gemälde (im aktuellen Werkverzeichnis sind lediglich 67 Bilder erfasst). Auf diesen in zarten, gedeckten Farben gemalten Ansichten gibt Lépine das ländliche Leben seines Montmartre-Viertels in der Zeit zwischen 1870 und 1890 auf eindrucksvolle Weise wieder. Als einer der ganz wenigen namhaften Vorimpressionisten schätzt er besonders auch den „effet de neige“ (= Schneestimmung) als Stil- und Ausdrucksmittel. Mehrfach hat er figurenstaffierte Straßen und Häuserecken des winterlichen Montmartre in Szene gesetzt. Werke in Museen (Auswahl): Boston (Museum of Fine Arts), Chicago (The Art Institute), Paris (Musée du Louvre, Musée d‘Orsay), Lissabon (Calouste Gulbenkian Museum), London (National Gallery), Madrid (Museo Thyssen-Bornemisza), Philadelphia (Museum of Art), Washington (National Gallery of Art)
Marcel Leprin (Cannes 1891 – Paris 1933) École Moderne
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Leprin führt von Jugend an – wie seine Kumpane Maurice Utrillo und Gen Paul – ein exzessiv ausschweifendes Leben, das durch Alkohol und Drogen geprägt ist. Im Gegensatz zu diesen beiden kam er nie vom Alkohol los und starb früh im Pariser Hospital Tenon. Es blieben ihm nur rund 20 Jahre, um seiner ausdrucksstarken Malerei nachgehen zu können. Zunächst Schiffsjunge, dann Nachwuchstorero in Barcelona kommt er in jungen Jahren nach Marseille, wo er sich als Dekorationsmaler in Bars seinen Lebensunterhalt verdient. Häufig treibt er sich in den Bordellen der Hafenstadt herum. 1920 lernt er Gen Paul kennen, der sich auf einer Frankreich-Reise befindet, und führt diesen in die Halbweltszene von Marseille ein. 1921 entscheidet sich Leprin nach Paris zu ziehen. Krank und mittellos nimmt ihn der Maler
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Léon Giran-Max (1867-1927), der auf dem Montmartre lebt, dort auf. Danach kommt er für einige Zeit bei der Mère Catherine unter, die das Bistro Chez La Mère Catherine mit einem kleinen angeschlossenen Lebensmittel- und Tabakwarenladen direkt am Place du Tertre auf dem Montmartre führt. Zu ihren Stammgästen gehören unter anderem Utrillo und seine Mutter, Suzanne Valadon (1865-1938), mit denen sich Leprin anfreundet. Leprin pflegte kaum „echte“ Freundschaften, sondern blieb stets ein unter Depressionen leidender Einzelgänger, nachdem seine 1916 mit seiner Frau Hélène in Marseille geschlossene Ehe schon 1919 für ihn leidvoll gescheitert war. 1922 nimmt Leprin erstmals am Salon d’Automne teil und das mit Erfolg. Außerdem stellt er auf dem Salon des Indépendants aus. 1924 schließt der Montmartre-Rahmenmacher und -Bilderhändler Henri Bureau einen Exklusivvertrag mit ihm, um ihn zu fördern. Mit diesen Einnahmen konnte er sich von 1926 an einige ausgedehnte Reisen durch Frankreich leisten. Zweimal – 1928 und 1931 – hat er in der renommierten Pariser Galerie Druet erfolgreiche Ausstellungen. Leprin war der große Realist unter den Malern vom Montmartre. Seinen Gemälden fehlt es an genrehaftem Impetus. Seine in gedeckten Farben mit breitem Pinselstrich gemalten Darstellungen menschenleerer Winkel und Straßenecken des Montmartre zählen zum Besten, was er geschaffen hat. Darüber hinaus interessierten ihn zeitlebens auch Porträts, Stillleben sowie Spanierinnen, Toreros und Stierkampfszenen. Letzteres als Reminiszenz an seine frühen Jahre in Barcelona und Marseille. Werke in Museen: Genf (Musée du Petit Palais), Paris (Musée National d’Art Moderne, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Musée Carnavalet)
Elisée Maclet (Lyons-en-Santerre 1881 – Paris 1962) École Moderne Bereits in jugendlichem Alter arbeitet Maclet als Hilfsgärtner für seinen Vater in Lyons-enSanterre. Dort entdeckt 1892 der bedeutende Pariser Maler Pierre Puvis de Chavannes (18241898) sein malerisches Talent und macht seinem Vater das Angebot, den jungen Maclet als Schüler mit nach Paris zu nehmen. Doch der Vater lehnt ab – sein Sohn werde Gärtner bleiben. Maclet hatte vom dortigen Abbé Delval, der sich selbst leidenschaftlich künstlerisch betätigte, erste Malutensilien erhalten. 1906 geht Maclet doch nach Paris und begibt sich dort auf den Montmartre, der ihn sofort fasziniert. Für die nächsten 55 Jahre ist hier sein Lebensmittelpunkt. Da er von seiner Malerei allein zunächst nicht leben kann, nimmt er diverse Arbeiten an: Er tüncht Eisenbetten bei Favart, ist Hilfsdekorateur im Moulin Rouge, betätigt sich als Eintänzer und öffnet Austern bei Prunier. Seine Montmartre-Bilder finden bald großen Anklang bei Sammlern und Kunsthändlern. So kaufen unter anderem die Colette (1873-1954) und der bekannte Schriftsteller und Kunstkritiker Francis Carco (1886-1958) sowie Pierre Menant, Vertreter einer namhaften Pariser Galerie am Boulevard Malherbes und der Berliner Galerist Hugo Perls (1886-1977) seine Bilder. Diese Kunsthändler scheuen sich nicht, Maclets Gemälde neben Werke von Vincent van Gogh und Pablo Picasso zu hängen.
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Carco stellt Maclet 1917 in Dieppe ein Haus zur Verfügung damit er dort in Ruhe malen kann. Ein Jahr später kehrt er auf den Montmartre zurück und nimmt das Malen seiner Lieblingsmotive wieder auf: die Sacré-Cœur, das Maison de Mimi Pinson, die Kneipe Lapin Agile, wo er häufig verkehrt und 1917 sogar für einige Zeit unterkam, und viele andere typische Montmartre- und Paris-Ansichten. 1923 schließt der österreichische Industrielle Baron von Frey, der sich auch als Sammler und „marchand amateur“ betätigt, einen Exklusivvertrag mit Maclet. Diese finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht es Maclet bis 1933 zahlreiche ausgedehnte Reisen zu unternehmen, die ihn sowohl ans Mittelmeer (Cassis, Golf Juan, Antibes, Cagnes, Saint-Paul de Vence, Nizza, Menton u. a.) als auch in die Bretagne führen (insbesondere nach Roscoff). Von Frey beliefert in dieser Zeit viele reiche amerikanische Sammler mit Maclets Bildern. Aufgrund einer schweren Erkrankung kehrt Maclet 1933 nach Paris zurück und verlässt den Montmartre von da an kaum noch. Er widmet sich nun fast ausschließlich seinen beliebten Montmartre-Motiven. Kennzeichnend für Maclets Gemälde sind deren Farbintensität sowie die Verwendung des Palettenmessers, das er als einer der ganz wenigen Maler nach Gustave Courbet (1819-1877) von 1909 an einsetzt. Seine beste Schaffenszeit, in der er kraftvolle, farbstarke Meisterwerke schuf, endet 1933. Werke in Museen: Granville (Musée Richard Anacréon), Genf (Musée du Petit Palais), Grenoble (Musée des Beaux-Arts), Paris (Musée National d’Art Moderne)
Gen Paul (geb. Eugène Paul) (Paris 1895 – Paris 1975) École Moderne
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Gen Paul kommt auf dem Montmartre in der Rue Lepic No. 96 zur Welt. Um 1908 beginnt er erstmals zu malen und zu zeichnen. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1910 macht er eine Lehre zum Tapezierer. Im Ersten Weltkrieg verliert er ein Bein und zieht sich weitere schwere Verletzungen zu. 1916 heiratet er Fernande Pierquet und kehrt mit ihr zurück auf den Montmartre in eine Wohnung im Impasse Girardon No. 2, wo er bis zu seinem Tode lebt. Da Gen Paul in seinem alten Beruf aufgrund seiner körperlichen Behinderung nicht mehr arbeiten kann, beginnt er wieder autodidaktisch zu malen: kleine Blumenstücke, Porträts, das Cabaret Moulin Rouge. Auf Wunsch fertigt er Bilder im Stil von Daumier, Monticelli, Lebourg und andereren Künstlern an. Diese noch etwas ungelenken Arbeiten signiert er mit „Gen Paul“ und verkauft sie für kleines Geld über Trödler. 1917 lernt er Utrillo kennen und freundet sich fast zeitgleich mit dem Maler Juan Gris (1887-1927) an, der im Bateau Lavoir verkehrt. Gris schenkt ihm gebrauchte Pinsel und Farbtuben. Von 1920 an vollzieht sich bei Gen Paul eine grundlegende malerische Veränderung. Er entwickelt nun mehr und mehr seinen eigenen expressiven Malstil, der sich zunehmend von der Kunst seiner Freunde Utrillo, Leprin und Quizet entfernt. Ausgelöst wird diese Wandlung durch verschiedene lange Reisen, die ihn quer durch Frankreich bis nach Spanien führen. In Marseille zeigt ihm Leprin 1920 das Hafenmilieu und im Madrider Prado begeistert er sich 1924 für die Gemälde von El Greco, Velázquez und vor allem für Goya. Aber auch die Beschäftigung mit der Kunst von Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Henri de Toulouse-
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Lautrec prägen seinen neuen künstlerischen Ausdruck. 1930 erkrankt er auf seiner Rückreise von Madrid lebensgefährlich, verursacht durch seinen Alkoholismus. Um zu überleben schwört er dem Alkohol und seinem Bohème-Leben ab und kehrt nach einer Kur auf den Montmartre zurück. Gen Pauls zwischen 1925 und 1930 entstandene, kraftvolle Gemälde – Stadtlandschaften hauptsächlich von Paris und dem Montmartre, Figurenbilder, Porträts und Stillleben – zählen zum Besten der damaligen modernen Malerei. So konstatierte der Kunstkritiker Maurice Reims: „Er hat einige der wichtigsten Bilder des Jahrhunderts gemalt.“ Schon 1928 hängen seine Bilder in der renommierten Pariser Galerie Bing gleichwertig neben Arbeiten von Pablo Picasso, Chaim Soutine, Georges Rouault und Georges Braque. Hervorgehoben wird dabei, dass seine Werke stets eine positive Ausstrahlung aufweisen, im Gegensatz zum dunklen, häufig pessimistischen Ausdruck der Bilder von Soutine. Auf die Gemälde dieser Phase haben sich später sogar die Action painter wie Willem de Kooning (1904-1997) in den USA bezogen. Nach 1930 prägt seine enge Freundschaft mit dem Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline (18941961) sein Schaffen, das nun etwas lyrischer und weicher wird. Neben Straßenszenen von Paris, hauptsächlich auf dem Montmartre, Figurenbildern und Stillleben porträtiert er nun häufig Musiker und Clowns, mit denen er zum Großteil persönlich bekannt ist und die in seiner Wohnung auf dem Montmartre ein- und ausgehen. 1934 wird Gen Paul mit der Aufnahme in die Légion d’Honneur geehrt. Von 1945 an wird seine Malerei immer kalligraphischer. Ab 1964 verzichtet er aus gesundheitlichen Gründen fast vollständig auf die Ölmalerei und fertigt fast nur noch Gouachen und Zeichnungen im Bett liegend an. Werke in Museen: Basel (Kunstmuseum), Bern (Kunstmuseum), Genf (Musée du Petit Palais), Paris (Musée National d’Art Moderne)
Maurice Utrillo (Paris 1883 – Dax 1955) École Moderne Utrillo wächst zunächst im nördlich von Paris gelegenen Vorort Montmagny und danach auf dem Montmartre auf, wo seine Mutter Suzanne Valadon (1865-1938) abwechselnd lebt. Sie ist ein gesuchtes Malermodell, Muse etlicher Künstler und nicht zuletzt selbst auch eine anerkannte Malerin. Auf dem Montmartre hat sie zusammen mit seinem späteren Stiefvater, dem Maler André Utter, in der Rue Cortot No. 12 eine Wohnung. Utrillo ist überzeugter Pazifist, neigt allerdings zum Cholerischen und ist psychisch instabil. 1900 verliert er nach einem Wutausbruch seine Stellung bei der renommierten Bank Crédit Lyonais. Er entscheidet sich, nie wieder in diesem Metier zu arbeiten. Utrillo beginnt zu trinken und zieht einige Jahre wie ein Vagabund durch die Kneipen des Quartier Montmartre. Um 1904, nach einem halbjährigen Krankenhausaufenthalt zum Alkoholentzug, beginnt er zu malen, hauptsächlich Straßenszenen aus Montmagny. Kurz zuvor hatte er sich mit Alphonse Quizet angefreundet. Seine spätimpressionistischen, melancholischen Bilder finden schnell Aufmerksamkeit und überzeugen durch ihre außergewöhnliche malerische Qualität.
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1909 beginnt seine wichtigste Phase, die „période blanche“ („weiße Periode“), in der er milchiges Weiß sowie rosa und graue Farbtöne präferiert. Mitunter mischt er seinen Bildern Sand und Gips bei. Utrillo kann erste Bilder verkaufen. Zunächst an Louis Libaude, ein „kleiner Vollard“ in der Avenue Trudaine, der auch mit Gemälden von Albert Marquet, Henri Matisse (1869-1954) und Pablo Picasso handelt. Danach werden renommierte Kunsthändler wie Eugène Blot in der Rue Richepanse und Bernheim-Jeune am Boulevard de la Madeleine auf ihn aufmerksam. Namhafte Kritiker wie Louis Vauxelles, Elié Faure und Adolphe Tabarant rühmen seine „moderne“ Kunstinterpretation. Utrillo verkehrt weiterhin regelmäßig in allen Bistros des Montmartre und säuft immer noch. Seine Lieblingskneipe ist La Belle Gabrielle, wo man trinkt, singt und über Kunst philosophiert. Um 1915 endet die „weiße Periode“ und seine Gemälde werden farbintensiver. Man spricht von seiner „manière colorée“. Zudem hat er sein bevorzugtes Motiv gefunden: das Leben auf dem Butte Montmartre. Seine Werke werden immer gesuchter und sind in zahlreichen Galerien zu sehen. Zwei Ausstellungen bei Berthe Weill 1921 und 1922 haben großen Erfolg. Kurz darauf präsentiert Paul Guillaume 35 Gemälde Utrillos, und 1923 stellen seine Mutter und er bei Bernheim-Jeune aus, ebenfalls wieder mit beachtlichem Erfolg. Ein Jahr später unternimmt Utrillo in Folge seiner Alkoholsucht einen erfolglosen Selbstmordversuch, woraufhin seine Familie mit ihm auf das Château Saint-Bernard im Beaujolais zieht, um ihn aus der ihn gefährdenden Umgebung der Kneipen des Montmartre-Viertels fernzuhalten. Hier malt er seine Montmartre-Szenen nun nach Postkarten und nach dem Gedächtnis, was er auch dann noch tut, als sie 1926 auf den Montmartre zurückkehren und in der Avenue Junot eine Villa beziehen. 1935 heiratet Utrillo Lucie Pauwels (1878-1965), die unter dem Pseudonym Lucie Valore selbst malte. Utrillo schwört Lucie, abstinent zu bleiben. Die beiden ziehen 1937 nach Le Vésinet, 19 km westlich von Paris gelegen, in ein großzügiges Anwesen, das sie La Bonne Lucie nennen. Hier fertigt Utrillo bis zu seinem Tod seine immer stärker nachgefragten Gemälde und Gouachen mit Motiven des Montmartre-Viertels an. Utrillo wurden zahlreiche hohe Ehren zuteil. So wurde ihm 1928 das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Schon zu seinen Lebzeiten fand 1943 eine große Retrospektive seines Schaffens im Salon d’Automne statt. Utrillo ist als der Malerchronist des Montmartre-Viertels in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlechthin in die Kunstgeschichte eingegangen. Seine poetischen Schilderungen der Straßen, Plätze und Monumente trugen nachhaltig zum romantischen Bild dieses historischen Pariser Quartiers bei. Werke in Museen (Auswahl): Boston (Museum of Fine Arts), Chicago (The Art Institute), Genf (Musée du Petit Palais), New York (Metropolitan Museum of Art, Museum of Modern Art), Paris (Musée National d’Art Moderne, Musée d’Orsay), St. Tropez (Musée de l’Annonciade).
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Galerie Stuttgart West, Archive, Bibliothek: Schwabstraße 22 70197 Stuttgart Tel +49 (711) 66 45 01 0 Fax +49 (711) 66 45 01 1 info@barbizon.de www.barbizon.de
Galerie Stuttgart Stadtmitte, VAN HAM – Repräsentanz Stuttgart: Eberhardstraße 6 70173 Stuttgart Tel +49 (711) 51 89 07 10 Fax +49 (711) 51 89 07 09
Copyright:
MAIER & CO. FINE ART Kunsthandlung Thomas Maier & Co. OHG Schwabstraße 22, 70197 Stuttgart November 2012
Texte, Fotos und Gestaltung:
Dr. Bernd Müllerschön | Thomas Maier Dr. Anja Gebauer
Herstellung & Druck:
DCC Document Competence Center Kästl | Ostfildern
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Quizet, Alphonse Léon Maclet, Elisée Gen Paul Utrillo, Maurice
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