Nachhaltige Esskultur - Lehrerheft Verbraucherbildung 7. – 10. Klasse

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4. Essen und Nachhaltigkeit Im Zeitraum von 1920 bis 2020 ist die Zahl der weltweiten Gesamtbevölkerung um 5 Milliarden Menschen gestiegen. Wir leben länger und der Wohlstand vieler ist gestiegen, sodass mehr Geld ausgegeben wird. Das bringt ein größeres Bedürfnis nach Lebensmitteln mit sich. Die Menge der Lebensmittel und ihre Produktionsformen beeinflussen unsere Erde. Die industrielle Produktion von Fleisch und tierischen Produkten hat zu einer gesteigerten Klimabelastung geführt. Wiederkäuer stoßen große Mengen Treibhausgase in Form von Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) aus. Gleichzeitig werden enorm viele Wälder gerodet, um Platz für die Produktion von Viehfutter zu schaffen. Jede zweite Sekunde verlieren wir ein Waldgebiet, das der Größe eines Fußballfeldes entspricht. Experten gehen davon aus, dass jeden Tag 137 Pflanzen-, Tier- und Insektenarten aussterben, weil die Regenwälder zerstört werden. Dies entspricht einem Aussterben von 50.000 Arten pro Jahr. Das Vernichten von Wäldern bedeutet gleichzeitig, dass die Natur weniger CO2 aufnehmen kann. Produziert man tierische Produkte, ist es auch von Bedeutung, wie das Futter für die Tiere produziert wird. Zu große Flächen, die für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden, haben enorme Konsequenzen für die Biodiversität. Wenn Jahr für Jahr immer wieder das Gleiche auf einem Feld angebaut wird, werden die Lebensbedingungen der Tiere und Pflanzen erschwert. Düngung und der Gebrauch von Pestiziden, um Unkraut und Schädlinge in der konventionellen Landwirtschaft zu bekämpfen, haben viele Gewässer verunreinigt. Die gestiegene Lebensmittelproduktion hat zu einem viel größeren Wasserverbrauch geführt. Tiere, Pflanzen und auch die Verarbeitung verbrauchen mehr Wasser. Um nachhaltigere Wege einzuschlagen, müssen wir uns darüber bewusst sein, wie die Lebensmittelproduktion die Natur beeinflusst. Gleichzeitig müssen wir als Verbraucher darüber nachdenken, welche und wie viele Lebensmittel wir zu uns nehmen. In Deutschland und in anderen wohlhabenden Ländern der Welt konsumieren wir mehr Fleisch und tierische Produkte, als es für die Umwelt, das Klima und unsere Gesundheit gut ist. Folgende Fragen können im Klassenplenum besprochen werden: – Was sind industriell verarbeitete Lebensmittel? – Wann sind Lebensmittel industriell verarbeitet und wann nicht? – Was zeichnet eine nachhaltige Lebensmittelproduktion aus?

– Kann die Lebensmittelproduktion klimafreundlich sein ohne nachhaltig zu sein? Kann andersherum die Lebensmittelproduktion nachhaltig sein ohne klimafreundlich zu sein? – Welche Nahrung ist kulturel akzeptiert? – Welche Art von Nahrung ist heutzutage kulturell nicht akzeptiert? Im Plenum kann über die Unterschiede des CO2-Ausstoßes unterschiedlicher Lebensmittel gesprochen werden. – Was überrascht euch am meisten? – Wie viele Mal mehr CO2 wird durch Rindfleisch produziert im Vergleich zu Geflügelfleisch? Der große Unterschied zwischen den Tieren ist, dass die Produktion von Geflügel- und Schweinefleisch wesentlich weniger Treibhausgase produziert als Rind- und Lammfleisch. Das liegt u. a. an der Verdauung der Wiederkäuer, die Methan ausstoßen. Weiterhin ist es von Bedeutung, dass beim Vieh viel mehr Zeit vergeht, bis es schlachtfertig ist. Bei Huhn vergeht viel weniger Zeit. – Wie viele Kilogramm Gemüse können für dieselbe Menge CO2 angebaut werden, die 1 kg Rindfleisch bei der Herstellung ausstößt? Viele Menschen wären in ihrem Alltag gerne klimafreundlicher. Weniger Fahrten mit dem Auto, weniger Flugreisen und weniger Stromverbrauch sind bekannte Möglichkeiten, die einen großen Effekt haben. Nur wenigen ist jedoch bewusst, dass die Entscheidungen, die wir im Supermarkt treffen, auch einen großen Einfluss auf das Klima haben. Studien zufolge machen Rind- und Lammfleisch den Großteil der Klimabelastung aus. Das liegt hauptsächlich an der Methanproduktion. Wir essen am meisten Fleisch, das von Milchkühen stammt. In dem Fall ist der CO2-Fußabdruck etwas geringer, da Milchkühe auch Milch produzieren. Weitere Informationen hierzu lassen unter folgender Seite finden: bit.ly/2NcOYd4 Die Menge des CO2s wird u. a. durch alles, was die Produktion bestimmt, Kunstdünger, Kraftstoff für die Traktoren, Transport der Stalltiere sowie das Einfrieren der Lebensmittel ermittelt. Die Berechnungen enthalten Gasemissionen von Tieren, Pflanzen und der Erde. Emissionen von Supermärkten und die Zubereitung des Essens zu Hause sind nicht Teil der Berechnungen. Es gibt viele unterschiedliche Darstellungen, die die CO2-Belastung verschiedener Produkte zeigen. CO2-Äquivalente werden als Maßeinheit genutzt, um zusammenzufassen, wie viele kg CO2 (und andere Treibhausgase) die Produktion von 1 kg eines Lebensmittels ausstoßen.

Nachhaltige Esskultur

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