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Wohnhaus in Niederbayern

Konsequent in Holz gehüllt

Niederbayerisches Wohnhaus im Passivhausstandard

Wenn Planer für sich selbst bauen, entsteht mitunter ein Paradebeispiel für Detailreichtum und Konsequenz. Ein Wohnhaus für sich und seine Familie schuf Manuel Breu im niederbayerischen Schönau nach streng ökologischem Ansatz. Passivhausstandard, Naturbaustoffe und regional inspirierte Architektur kennzeichnen das Projekt. Den Dämmbeitrag lieferten ausschließlich Holzfaserprodukte. Sie verbinden ein Naturmaterial mit dem Anspruch an Energieeffizienz und Wohngesundheit.

Das Einfamilienhaus bietet auf 200 Quadratmetern und drei Geschossen Platz für die dreiköpfige Familie des Holzbauingenieurs Manuel Breu.

Foto] © simonrainer.com

Inmitten einer typisch niederbayerischen Hügellandschaft abseits großer Verkehrswege hat die Bauherrenfamilie um Manuel Breu mit seinem Ingenieurbüro Schonzeit ihr eigenes Wohnhaus geplant und gebaut. Am Ortsrand der knapp 2.000 Einwohner zählenden Gemeinde Schönau, im Landkreis Rottal-Inn gelegen, bietet das Einfamilienhaus auf 200 Quadratmetern und drei Geschossen Platz für die dreiköpfige Familie des Holzbauingenieurs.

Das Wohnhaus der Familie Breu reagiert mit einer leicht asymmetrischen Kubatur auf das umgebende Gelände und zitiert gleichzeitig regionaltypische Bauformen.

Foto] © simonrainer.com

Moderne Interpretation regionaler Baukultur

Der Entwurf lehnt an das typische Rottaler Stadlhaus, also an ursprüngliche Scheunenarchitektur der Region, an und zeigt sich als schlichte Kubatur mit Satteldach und ohne Dachvorsprung. Durch geringe Abweichungen in den Symmetrien wird jedoch die zeitgenössische Interpretation der archetypischen Gebäudeform erkennbar: Eine fallende Traufe im Norden, eine leicht verwinkelte Westfassade, die im Inneren für eine interessante Raumkomposition sorgt, sowie unregelmäßig platzierte Fenster und Übereckverglasungen erzeugen ein gestalterisches Spannungsfeld.

Das Schönauer Wohnhaus wurde konsequent nach ökologischen Kriterien ausgeführt.

Foto] © simonrainer.com

Holz und naturbelasene Baustoffe, soweit das Auge reicht

tDen augenscheinlichsten Bezug zur gebauten und natürlichen Landschaft stellen die verwendeten Materialien her, darunter überwiegend Holz und Lehm. Die äußere Gebäudehülle und innere Raumhülle sind ausschließlich mit heimischen Holzarten bekleidet. Während die Fassade mit sägerauer, unbehandelter Lärche beplankt ist, findet sich in den Wohnräumen rundum Tannenholz, darüber hinaus auch Lehmoberflächen an den händisch abgerundeten Fensterlaibungen sowie Lehmputz mit Flachsgewebe an den Wänden. In der gesamten Konstruktion sollten keine Folien oder Dichtungsschäume zum Einsatz kommen, sondern nur Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen und eine Systembeschichtung aus Lehm. Sämtliche Sparren, Balken, Träger und Möbel sind leimfrei in Massivholz ausgeführt, zudem gibt es keine Gipskartonwände. Statt außen weitere Flächen zu versiegeln, entstanden ein offener Carport und ein begrüntes Dach als Gebäudeabschluss.

Bis ins letzte Detail folgt das Wohnhaus ökologisch-nachhaltigen Kriterien. Die Innenräume sind vom Boden bis zur Decke mit Tannenholz verkleidet oder in Lehmputz gehüllt.

Foto] © simonrainer.com

Fassaden- und Innendämmung aus Holzfaser

All diese Details belegen, dass das Schönauer Wohnhaus konsequent nach ökologischen Kriterien ausgeführt ist. Für die Wärmedämmung wurden ausschließlich Produkte aus Holzfasern von Gutex verwendet, laut Planer nicht zuletzt aufgrund des natureplus®-Zertifikats, das den Holzfaserdämmstoffen aus dem Schwarzwald besonders nachhaltige und wohngesunde Eigenschaften attestiert. An den Außenwänden schließt die feuchteabweisende Dämmplatte Multitherm in 60 Millimeter ab. Sie wird als Außenbeplankung direkt auf der Ständerkonstruktion angebracht und dient als Dämmschicht der hinterlüfteten Fassade. Als Zwischensparrendämmung kam die flexible Holzfaserdämmmatte Thermoflex in 220 Millimeter bzw. im Dach in 240 Millimeter Dicke zum Einsatz. Auch auf dem Dach schließt die robuste, feuchteabweisende Dämmplatte, hier inklusive einer zusätzliche Unterdeckbahn, den Konstruktionsaufbau ab. Der hocheffizienten Dämmleistung zur Erfüllung des Passivhausstandards dienen schließlich auch Innen- und Bodendämmungen auf Holzfaserbasis. An den Wänden wurden Dämmplatten in 40 Millimeter verwendet. Zusammen mit der für Holzfaserdämmplatten konzipierten luftdichten Hohlraumdose der Firma Kaiser lässt sich die Thermoroom als Installationsebene für Elektroleitungen nutzen.

Die unterschiedlichen Anforderungen der Dämmleistung an den Boden in UG, EG und OG nehmen die verwendeten Platten auf. Und nicht zuletzt schließen Keil- und Laibungsdämmungen des holzfaserbasierten Fensteranschluss-Systems Implio die thermische Hülle ab. Insgesamt wurden im Holzhaus der Familie Breu circa 50 Kubikmeter Holz verbaut, was einer CO2-Kompensation von circa 50 Tonnen entspricht. Die rund 130 Kubikmeter Holzfaserdämmstoffe tragen zur Kompensation von weiteren 13 Tonnen CO2 bei – soviel, wie ein Kleinwagen auf einer Strecke von rund 118.500 Kilometern ausstößt. Das entspricht fast drei Erdumrundungen und dokumentiert aktiven Klimaschutz.

www.gutex.com

Ingenieurbüro Schonzeit

Schönau | manuel.breu@schonzeit.org | www.schonzeit.org

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