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architektur] Art Depot in Sydney
Transluzentes Art Depot in Sydney
Für die Kunstsammlung der australischen Philanthropin Judith Neilson realisierte das Architekturbüro Tzannes ein modernes Kunstlager in Sydney. Hinter einer transluzenten Doppelfassade aus Polycarbonatpaneelen verbirgt sich die „Great Hall“ – das Herzstück der Dangrove Art Storage Facility. Die Halle bietet Raum für die Kuratierung, Lagerung und Ausstellung der Werke.
Funktion und Sicherheit stehen bei der Planung und dem Bau von Kunstdepots an erster Stelle. Dass diese Anforderungen einen hohen architektonischen Anspruch nicht ausschließen, beweist ein Bauprojekt des australischen Architekturbüros Tzannes. Dangrove wurde zur Lagerung und Ausstellung der großen und bedeutenden Kunstsammlung der Philanthropin Judith Neilson errichtet. Die Australierin hat die White Rabbit Gallery in Sydney mitbegründet und verfügt über eine einzigartige Sammlung bildender Kunst – insbesondere zeitgenössischer chinesischer Werke. Die Halle befindet sich zentral gelegen, in Alexandria, nordöstlich von Sydney Park, nahe der Galerie der Bauherrin.
Funktionales Raumprogramm
Das Kunstdepot wurde als Stahl- und Betonkonstruktion realisiert und verfügt über zwei Ebenen mit rund 10.500 Quadratmetern. Im Erdgeschoss befinden sich die wichtigen Funktionsbereiche zum Betrieb des Kunstlagers. Hierzu gehören der Fußgängereingang, die Anlieferung, ein Sicherheitsbereich sowie spezialisierte Lagerräume und Werkstätten. Im Obergeschoss sind der Empfang, die Verwaltung, die Bereiche Forschung und Konservierung, eine Bibliothek, ein Skulpturenhof sowie zwei große Räume für die Kunst und weitere Lagerflächen verortet. Einer der beiden Kunstbewertungsräume befindet sich im nördlichen Teil des Gebäudes. Der Raum wird für Sonderveranstaltungen sowie die Ausstellung von gelagerten Objekten genutzt.
Besondere Atmosphäre
Der Spagat zwischen Zweckmäßigkeit, Funktion und Sicherheit auf der einen und dem architektonischen Anspruch auf der anderen Seite gelang den Architekten mittels einer eleganten Abfolge von Räumen und dem Einsatz funktionaler und zugleich ästhetischer Materialien. So dominieren innen mit Beton und Stahl überwiegend neutrale Texturen und Farben. Durch diese gewollte Zurückhaltung wird der Blick geschickt auf die Kunstobjekte gelenkt.
„The Great Hall“
Zum Ausdruck kommt die besondere Atmosphäre des Gebäudes vor allem in der sogenannten „Great Hall“. Sie bildet als zweiter Kunstbewertungsraum den zentralen Dreh- und Angelpunkt des Gebäudes. Der Raum ist 90 Meter lang und 20 Meter breit. Er ist insbesondere durch das gewaltige abgestufte Schrägdach geprägt. Die Raumhöhe steigt hier von acht Metern an der niedrigsten Stelle bis hin zu 30 Metern an der höchsten Stelle. Das große Raumvolumen bietet ideale Voraussetzungen für temporäre Ausstellungen und das Kuratieren und Bewerten von Kunstwerken, aber auch für Veranstaltungen wie Theater, Konzerte und sogar PerformanceKunst. Neben der Raumgröße trägt dazu auch die Beschaffenheit der Außenhülle bei. Während der untere Bereich geschlossen in poliertem Beton ausgeführt ist, öffnet sich die Halle nach oben hin wie ein helles und transparentes Zelt.
Weiches Licht
Hierzu hat Tzannes das aus Stahl realisierte Hallentragwerk mit einer doppelten Haut aus Polycarbonatpaneelen verkleiden lassen. Die transluzenten Bauelemente der Rodeca GmbH sorgen für ein weiches, gleichmäßiges natürliches Licht in der Halle. Die Entscheidung fiel auf das 12-schalige Paneel PC 2560-12 in Opal auf der Außenseite und in DuoColor Kristall-Opal auf der Innenseite der Konstruktion. Die neutrale Farbgebung sorgt für eine angenehme Lichtstimmung, die die natürliche Wahrnehmung der Ausstellungsobjekte unterstützt. Gleichzeitig blocken die Polycarbonatpaneele 99 Prozent der UV-Strahlen bis 380 Nm ab und schützen die Kunstwerke so vor schädigenden Einflüssen. Zu beiden Seiten der großen Halle befinden sich skulpturale Oberlichter aus Beton, die den natürlichen Lichteinfall verstärken.
Energetischer Ansatz
Beim Bau des Kunstlagers stand die Einsparung von Kohlenstoffdioxid im Fokus. Angestrebt wurde ein möglichst geringer ökologischer Fußabdruck mit einer mindestens 100 Jahre langen Nutzungsdauer des Gebäudes bei niedrigem Netto-Energieverbrauch. Diese Zielstellung fand insbesondere bei der Bauweise Berücksichtigung. So ist beispielsweise das große Schrägdach mit Photovoltaikelementen ausgestattet, die das moderne Depot mit nachhaltigem und klimafreundlichem Strom versorgen. Zur Stabilisierung des Raumklimas trägt zudem die thermische Masse der primären Betonkonstruktion bei, während die transluzente Verkleidung aus Polycarbonatpaneelen durch den natürlichen Lichteintrag den Energiebedarf reduziert. Wasser auf dem Dach wird gesammelt und wiederaufbereitet und für Anlagen sowie die Wartung des Gebäudes eingesetzt. Die Versorgungsleitungen im Gebäude sind offen zugänglich, um Wartungsarbeiten effizienter zu gestalten.
Paneel PC 2560-12
Das lichtdurchlässige und wärmedämmende Lichtbauelement PC 2560-12 umhüllt insgesamt eine Fläche von 3.947 Quadratmetern. Die Montage der Paneele erfolgte durch die Loch Garmin Roofing Pty Ltd. Das ausführende Unternehmen brachte die Paneele beidseitig an der Stahlkonstruktion an. Dadurch entsteht innen und außen eine transparente und homogene Hülle. PC 256012 ist 60 Millimeter dick, weist eine Baubreite von 500 Millimetern auf und hat zwölf Schalen beziehungsweise zehn Luftkammern. Damit erzielt es einen Up-Wert von 0,75 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m²K). Das Paneel ist in die Brandklasse B-s1, d0 nach EN 13501 eingestuft. Es ist damit schwer entflammbar und erfüllt die Zusatzanforderungen „kein Rauch“ und „kein brennendes Abtropfen/Abfallen“: ein wesentlicher Sicherheitsfaktor für den Betrieb des Kunstdepots. Auch für die lange Lebensdauer des Gebäudes sind die Lichtbauelemente mit ihrer Beständigkeit gegen Sonneneinstrahlung und Hagelschlag gut geeignet.
Dangrove setzt im Bereich der Kunstlagertypologie neue Maßstäbe. „Die Architektur verbindet pragmatische Lager- und technische Einrichtungen mit einer besonderen Atmosphäre, die durch Räume, ihre Beziehungen zueinander und den Einsatz von natürlichem Licht geschaffen wird“, so Alec Tzannes, Geschäftsführer von Tzannes.
Tzannes Architect
Sydney, Australien