4 minute read
PARTNERSCHAFTEN
Die Bürger:innen des Freistaates Bayern
Hauptpartner Des Bayerischen Staatsballetts
Ballet Circle
Dr. Alexander und Birgit Birnstiel, Sabine Geigenberger, Dr. h.c. Irène Lejeune, Peter Neubeck, Bettina von Siemens, Elena von Trentini, Almut Westerdorff, Heike Zimmermann
Ballet Friends
Dr. Ute Maria Apel, Dr. Matthias Bolten und Matthias Brücklmeier, Nathaly Fulda, Celina Geigenberger, Antje Giehl, Eva Göbel, Dr. med. Alexander N. Herzog, Ruth Hiller, Dr. Georg und Carola Kellinghusen, Susanne Klatten, Jens und Christine Kunath, Hubert und Urd Kustermann, Prof. Dr. Michael und Michaela Lehmann, Sabine Nießen, Torsten Scholz, Ursula Schwab
Wir freuen uns, dass sich das Partnerschaftsprogramm in den letzten Spielzeiten so erfolgreich entwickelt hat, und möchten auch Sie dafür begeistern, die Vorteile einer solchen Partnerschaft zu nutzen.
Development
Prof. Maurice Lausberg
Katharina Pachta-Reyhofen
T +49.(0)89.21 85 1039 development@staatsoper.de
6 Vorwort von Laurent Hilaire
8 Kalender PREMIEREN
16 Angelin Preljocaj
20 N. Duato, A. Skeels, S. Eyal
24
GASTSPIELE
54 Peeping Tom TRYPTICH
56 Gastspiele des Bayerischen Staatsballetts in Deutschland und Europa
COMMUNITY / KIND & CO
62 Franziska Angerer, WIE DER FISCH ZUM MEER FAND Charlotte Edmonds
64 Familienvorstellungen und Workshops
66 Kulturelle Bildung
69 �-Vorstellungen
70 Ballett extra
ENSEMBLE
Liebes Publikum,
das Programm des Bayerischen Staatsballetts in der Spielzeit 2023-24 reflektiert das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart. So befinden wir uns in einer Epoche des Übergangs, in der sich die Gesellschaft in mehreren Lebensbereichen vor die Frage gestellt sieht, auf welchen Wegen wir in die Zukunft gehen wollen. Das breite Repertoire, das wir in München pflegen, reicht von den Klassikern der Ballettgeschichte bis zu ganz zeitgenössischen Formen. Dies ermöglicht uns, Brücken zu bauen zwischen den Zeiten, und ich lade Sie herzlich dazu ein, sie zusammen mit der ganzen Compagnie zu beschreiten. Ganz besonders freut es mich, dass wir ab dieser Spielzeit mit Van Cleef & Arpels einen neuen Hauptpartner für die Münchner Compagnie gewinnen konnten. Die exklusiven Schmuckkollektionen der renommierten Maison sind spätestens seit George Balanchines Ballett Jewels Teil der modernen Ballettgeschichte, die wir nun gemeinsam weiterschreiben können.
Das übergeordnete Motto der Spielzeit der Bayerischen Staatsoper und des Bayerischen Staatsballetts ist einem Zitat von Fernando Pessoa aus seinem Buch der Unruhe entlehnt. Nach Pessoa besteht der Mensch aus „zwei Abgründen“ und lässt sich als „ein Brunnen, der in den Himmel schaut“ beschreiben. So kommen wir nicht umhin, unser Verhältnis zu diesem Himmel, der sich in uns spiegelt, immer wieder neu zu befragen. Das Streben nach Leichtigkeit, die Überwindung der Schwerkraft sowie die Vorstellung einer von der Erde losgelösten Existenz sind dem Ballett auf genuine Weise eingeschrieben. Zu jedem gewagten Sprung gehört die dafür nötige Bodenhaftung. Die Illusion der Mühelosigkeit kontrastiert mit der unvermeidlichen Wirkung der Schwerkraft.
Der anfangs erwähnte geschichtliche Bezug stellt für mich persönlich ein wichtiges Element dar, da sich die Struktur des Balletts über Jahrhunderte entwickelt hat. Diese Kunstform, die ich so sehr liebe, vermochte immer wieder auch tiefe Abgründe zu überbrücken und den Menschen Hoffnung zu vermitteln. Das Ballett ist alles andere als geschichtsblind und ist fähig, immer wieder neue Elemente aufzugreifen und zu integrieren. Ganz deutlich wird dieses dynamische Verhältnis im Ballett Le Parc, der ersten Neuproduktion der Spielzeit. Diese Produktion kann als Inbegriff des Brückenschlagens zwischen Vergangenheit und Gegenwart verstanden werden. Wir haben im Bühnenbild ein Setting, das sich an der Epoche der Empfindsamkeit im 17. und 18. Jahrhundert orientiert. Darin entfaltet sich ein Geschehen, das ganz von Heute ist und von der Sehnsucht nach menschlicher Verbindung erzählt. Die zeitlose Musik von Wolfang Amadeus Mozart korrespondiert dabei auf unnachahmliche Weise mit der vielschichtigen künstlerischen Handschrift des französischen Choreographen Angelin Preljocaj, der dieses Ballett an der Pariser Oper im Jahr 1994 zur Uraufführung gebracht hatte und es nun mit der Compagnie in München neu einstudiert.
In der zweiten Ballettpremiere Duato / Skeels / Eyal steht das Thema der Weltflucht im Zentrum aller drei Werke. So beschäftigt sich Nacho Duato in White Darkness mit dem fatalen Sog, der von Rauschmitteln ausgeht. In Autodance von Sharon Eyal und Gai Behar entwickeln sich die Bewegungen aus einem tiefen Kommunikationsbedürfnis heraus. Dieses treibt besonders eigenwillige tänzerische Blüten hervor. In den faszinierenden und hochkomplexen choreographischen Abläufen von Sharon Eyal und Gai Behar gehen Ballett, Clubkultur und zeitgenössische Tanztechniken ganz selbstverständlich ineinander über. Zum ersten Mal beim Bayerischen Staatsballett stellt sich in diesem dreiteiligen Ballettabend der aus Kanada stammende Choreograph Andrew Skeels vor. Er arbeitet vorzugsweise mit großen Gruppen und entwickelt eine Kreation im Austausch mit dem Ensemble.
Den Abschluss der Spielzeit bildet die zweite Ausgabe der Reihe Sphären mit zeitgenössischen Choreographien der jüngeren Generation. Kuratiert wird dieser Ballettabend im Juli 2024 von Angelin Preljocaj. Dazu kommen im Verlauf der Spielzeit neben weiteren Repertoire-Aufführungen die beiden Wiederaufnahmen von John Crankos Onegin sowie Christopher Wheeldons Ballett-Musical Alice im Wunderland.
Als Auftakt zur ganzen Spielzeit 2023-24 möchte ich Sie speziell auf die Produktion Blickwechsel aufmerksam machen, in der die Idee des Brückenschlagens zwischen den Epochen besonders augenfällig wird. Das mehrteilige Programm besteht unter anderem aus dem berühmten Grand Pas Classique aus dem Ballett Paquita sowie zeitgenössischen Balletten, die ihre Uraufführung im Juni 2023 im Rahmen der Reihe Sphären.01 erlebten. Ich möchte damit die ungebrochene Frische eines über 150 Jahre alten Werks den ganz aktuellen Tanzsprachen der Gegenwart gegenüberstellen und zeigen, dass beide Formen als „zeitgenössisch“ verstanden werden können. So ist das Ballett Paquita in seiner unglaublichen Eleganz ganz und gar nicht altmodisch, sondern spricht über seine Klarheit und Schönheit auch zu einem Publikum im 21. Jahrhundert.
Beim Nachdenken über die Rolle des Balletts im geschichtlichen Verlauf scheint mir ein weiterer Aspekt sehr bedeutsam zu sein, dass nämlich die Vielfalt der choreographischen Sprachen nicht nur dazu beiträgt, Brücken zu schlagen. Sie vermag ebenfalls die Fähigkeiten der Tänzerinnen und Tänzer zu bereichern und regt dazu an, dass sie neue Fertigkeiten entwickeln. So muss sich nämlich der Körper mit jeder neuen Choreographie überlegen, wie er die Aufgabe bewerkstelligen soll. Auf diese Weise bildet man ein tänzerisches Vokabular aus, das sich durch eine große Vielfalt auszeichnet und offen ist für unterschiedliche Bedeutungen, Konzepte und Atmosphären. In Frankreich gibt es die Formulierung „l’esprit commande au corps“ (der Verstand steuert den Körper). Im Ballett geht es darum, die Verbindung zwischen der Welt der Gedanken und der körperlichen Realität herzustellen. Manchmal geht der Verstand in die eine Richtung, aber der Körper in eine andere, weil er sich in einer choreographischen Sprache nicht auskennt. Hier muss der Verstand dem Körper helfen, seinen Weg zu finden, und zwar auf eine einfache und spielerische Weise, die sich ganz natürlich anfühlt. Darin besteht die Kunst im Ballett. Manchmal braucht man etwas Zeit, um die richtige Brücke zu finden und einen Übergang zu schaffen. Wenn es gelingt, fühlt es sich als ein großes Glück an. Ich bin überzeugt, dass es sich in dieser Spielzeit auch auf Sie überträgt.
Ihr Laurent Hilaire Direktor des Bayerischen Staatsballetts
Fr 05.07.24
|