SHWirtschaft Newsletter 2_17

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CHF 8.–

J U N I 2017

Das Schaf fhauser Wirtschaftsmagazin

BILDUNG ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

Lernende im Fokus FRAUEN- UND MÄNNERBERUFE SCHNUPPERN FÜR DEN SEITENWECHSEL

SENIORENJOBS ERWERBSTÄTIG NACH DER PENSIONIERUNG


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E D I T O R I A L

Das Schaf f hauser Wir tschaf tsmagazin

BILDUNG AL S WIRTSCHAF TSFAK TOR LERNENDE IM FOKUS

Schnuppern für den Seitenwechsel

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Interview mit Claudio Pecorino über die Berufswahl

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Liebe Leserinnen und Leser

SCHWERPUNKT BILDUNG

Johann Schneider-Ammann im Interview 14 Richtig ausbilden für die Zukunft

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Hochschule Schaffhausen am Start

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FIRMENNEWS

Intensives Networking um 163 Tische

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Schnuppertour zu UBS-Arbeitsplätzen

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Bahnzulieferer Faiveley neu angekuppelt 24 Cilag investiert in neues Laborgebäude

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Medipack seit 40 Jahren auf Erfolgskurs

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RSE-NEWS

Bock auf Schaffhausen – auch online

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ITS-NEWS

Preisgekrönte Innovationen

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KGV-NEWS

Unternehmensführung KMU

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IVS-NEWS

Zebra: Hand in Hand mit der Wirtschaft

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IVS – NEUE MITGLIEDER

fit for profit und Envoy

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FINANZEN

Forschung und Entwicklung

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HINTERGRUND

Senioren erobern den Arbeitsmarkt

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PORTR ÄT

Erfahrung und Fachwissen sind gefragt

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SPEISEKARTE

Besuch in der Mensa der Kantonsschule

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L E U T E – Mitgliederversammlung der Pro City Schaffhausen

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Nichts ist so beständig wie der Wandel. Für die Bildung gilt das mehr denn je, verändert sich doch die Arbeitswelt, angetrieben von Digitalisierung und Automatisierung, rasant. Wie können sich Jugendliche bei der Berufswahl dieser Zukunft anpassen? Claudio Pecorino, der Leiter des Berufsbildungszentrums Schaffhausen, sagt im Gespräch mit SH-Wirtschaft: Entscheidend werde nicht sein, was man lerne, sondern wie flexibel man sei. Das unterstreicht auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann im Interview. Wohin Digitalisierung und Automatisierung führten, sei noch nicht vollständig abzuschätzen. Hingegen sei klar, dass die technologische Entwicklung in allen Wirtschaftsbereichen höhere Anforderungen stelle. Eine Akademisierung sei aber gerade nicht die Patentlösung. In der Schweiz wird der Dienstleistungssektor immer stärker: Das gilt auch für Schaffhausen, wo gegenwärtig mehrere Hundert Arbeitsplätze im Servicebereich neu geschaffen werden. Das Zugpferd der Gesamtwirtschaft bleibt aber die Schaffhauser Hightech-Industrie, die viele innovative KMU umfasst. Was wünschen sich solche Unternehmen von der Bildungspolitik unseres Landes? Leute mit einer soliden Grundbildung und dem Willen, sich ständig weiterzubilden, lautet die Antwort. Bleibt die Frage nach den älteren Semestern. Deren Weiterbeschäftigung könnte den Fachkräftemangel lindern, wie der letzte Beitrag in unserem Magazin zeigt. Stefan Wabel

Christoph Schärrer

Leitung Verlag «Schaffhauser Nachrichten»

Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen

I M P R E S S U M ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH, 3. JAHRGANG, AUSGABE NR.2, JUNI 2017  HERAUSGEBER «SH WIRTSCHAFT» MEIER + CIE AG SCHAFFHAUSEN, VORDERGASSE 58, 8201 SCHAFFHAUSEN  REDAKTION DANIELA PALUMBO GRAFIK-KONZEPT UND PRODUKTION FR ANZISKA RÜTSCHI  TITELBILD ANGELA NIEDERER & TAR A VON ARX, FOTO: LUISA KEHL  HERAUSGEBER «NEWSLETTER» WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG KANTON SCHAFFHAUSEN, HERRENACKER 15, 8200 SCHAFFHAUSEN  REDAKTION CASPAR HEER, PETR A ROOST  GESTALTUNG UND PRODUKTION BBF COMMUNICATION + DESIGN; TRIX BRUNNER  VERLAG VERLAG «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», STEFAN WABEL  ANZEIGENVERKAUF «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», TELEFON 052 633 31 11, FAX 052 633 34 02, ANZEIGENSERVICE@SHN.CH  ABONNEMENTE JÄHRLICH FR. 28.–, EINZELNUMMER FR. 8.–, TELEFON 052 633 33 66, ABOSERVICE@SHN.CH. DAS ABONNEMENT IST IN DEN MITGLIEDERBEITR ÄGEN DES KANTONALEN GEWERBEVERBANDES KGV UND DER IVS INDUSTRIE- & WIRTSCHAFTS-VEREINIGUNG REGION SCHAFFHAUSEN SOWIE IM ABONNEMENT DER «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN» ENTHALTEN.  AUFLAGE 25 000 EXPL.  ISSN 2297-5276  DRUCK STAMM+CO, SCHLEITHEIM

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F O K U S

Schnuppern für den SeitenLUCA SCHMIDLI ist mit seiner Ausbildung zum Fachmann Gesundheit zufrieden.

TEX T DA NIEL A PA LU MBO BILDER LU ISA KEHL

Noch immer gibt es die klassischen Frauen- und Männerberufe, denn trotz Anstrengungen seitens der Wirtschaft und der Bildungsinstitutionen ist die Durchmischung noch gering. Gleichwohl wagen sich Mädchen und Buben vermehrt auf die andere Seite.

W

ären da nicht die blau lackierten Fingernägel und das Piercing an den Augenbrauen und Lippen, könnte man sie in ihren weiten Arbeitshosen und der blauen Fleecejacke mit einem Jungen verwechseln. Sieht man näher hin, erkennt man jedoch die weichen Züge einer Frau. Angela Niederer absolviert ihr drittes Lehrjahr als Polymechanikerin bei GF Piping Systems in Schaffhausen. Sie ist eine von wenigen Frauen, die in dieser typischen Männerdomäne arbeiten. Doch Angela Niederer hält nichts von der Unterscheidung zwischen Männer- und Frauenberufen: «Das gibt es nicht», sagt sie bestimmt. Schon früh wusste sie, dass sie dereinst einen technischen Beruf erlernen würde. Als Kind half sie am Wochenende ihrem Vater, der ein Transportgeschäft führte, Lkws zu reparieren. Im Lehrlingsalter ange-

kommen, schnupperte sie als Landmaschinenmechanikerin, aber die Traktoren und Mähdrescher waren der zierlichen Frau dann doch eine Nummer zu gross: «Wenn du eine lose Schraube nicht anziehen kannst, ist das frustrierend.» Sie begann eine Lehre als Polymechanikerin. «Mir gefällt die Mischung, mit meinen Händen und mit Maschinen zu arbeiten.»

BELIEBTE BERUFE Indes belegen die Statistiken, dass die Unterscheidung zwischen Frauen- und Männerberufen bei Weitem keine Mär ist. Im Jahr 2016 landete die Lehre als Polymechaniker zwar an zehnter Stelle in der Hitliste der Beruflichen Grundbildung (siehe Tabelle Seite 7). Allerdings standen 1408 Männern nur 73 Frauen gegenüber, die einen Lehrvertrag unterschrieben hatten. Die gute Nachricht ist, dass Mädchen immerhin typische Männerberufe wählen. Im selben Jahr starte-


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wechsel

ten 33 Elektroinstallateurinnen, 15 Zimmerinnen und 9 Maurerinnen ihre Ausbildung. Ebenso sind auf der Seite von Frauenberufen Männer spärlich anzutreffen. In den sehr beliebten Berufsausbildungen Medizinische Praxisassistentin und Dentalassistentin fingen letztes Jahr lediglich 12 beziehungsweise 10 Buben eine Lehre an. In der Produktionshalle arbeiten die Maschinen und Roboter. Angela Niederer ist derzeit in der Werkstatt beschäftigt, wo sie CNC-Maschinen programmiert, um Teile für Formen herzustellen. Für ihren Freund hat sie kürzlich liebevoll eine Schmuckdose aus Aluminium gefräst und gedreht. Er hatte ihr zuvor eine handgefertigte, runde Schmuckdose aus Stahl geschenkt. Er ist selbst Polymechaniker und weiss, wie viel Arbeit dahintersteckt. Deshalb verstehen sie sich ausserordentlich gut, wenn sie privat über den Job reden. So zielstrebig finden nicht alle Mädchen zu einem Technikerjob und auch nicht alle Knaben zu einem Beruf, der von Frauen

ANGELA NIEDERER kann in der Polymechanikerlehre ihre Begeisterung für Maschinen ausleben.

dominiert wird. Obwohl etliche Initiativen den Seitenwechsel schmackhaft machen wollen, bleiben die Rollenbilder hartnäckig im Kopf. «Ja, es gibt sie noch, die Frauen- und die Männerberufe», sagt Claudio Pecorino, Leiter des Berufsinformationszentrums (siehe Interview Seite 8). «Wir Berufsberater haben viel getan in den letzten 20 Jahren, um beide Geschlechter anzusprechen. Alle Broschüren sind immer geschlechtsneutral. Wir zeigen in Bildern und Filmen immer Frauen und Männer. Aber es verändert sich wenig. Es ist höchst selten, dass eine Frau gerne an einem Motor herumschraubt. Das ist für die meisten einfach nicht sehr interessant.»

DANK IST DER PFLEGELOHN Bei Männern schwirren meist ebensolche Rollenbilder herum. Luca Schmidli fand dennoch, trotz eigener Vorurteile, den Weg in eine von Frauen dominierte Domäne in den Spitälern Schaffhausen. Dort absolviert er nun das zweite Lehrjahr seiner Ausbildung als Fachmann Gesundheit (Fage). Der 17-Jährige sitzt mit seinen langen Beinen in den weissen Arbeitshosen ruhig da und erzählt, wie sei-


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TAR A VON AR X ist bald ausgebildete Kunststofftechnologin.

ne Kollegen am Anfang erstaunt fragten: «Was, du willst ‹Fudiputzer› werden?» Solche Bemerkungen steckt er mittlerweile gefasst weg. Auch er, der als Kind Automechaniker werden wollte, hatte solche Bilder im Kopf. Doch er war handwerklich nicht sehr begabt, und nach einem Schnuppereinsatz in einem kaufmännischen Betrieb merkte er, dass er nicht den ganzen Tag allein und ständig herumsitzen wollte. Deshalb befolgte er den Rat seiner Mutter, selbst eine Pflegefachfrau, und sah sich ihren Beruf einmal von Nahem an. Er ging in ein Altersheim und ins Kantonsspital, und da erschloss sich ihm die angenehme Seite dieser Tätigkeit: «Es ist ein schönes Gefühl, anderen Menschen zu helfen, die Dankbarkeit zeigen.» Auch die Möglichkeit, viele Gespräche zu führen, und die medizinischen Diagnosen weckten sein Interesse. Derzeit ist er auf dem Stock C1, wo Patienten sich nach einer Operation erholen. Auf derselben Etage sind noch zwei weitere Angestellte Männer, sein Ausbildner und der Stationsleiter. Luca Schmidli hilft den Patienten beim Duschen und Anziehen und fährt sie im Rollstuhl in die Physiotherapie oder nach draussen an die frische Luft. Im Arbeitsalltag erlebe er keine Unterschiede als Fachmann Gesundheit, abgesehen davon, dass einige Patientinnen gelegentlich aus Schamgefühl lieber von einer Fachfrau umsorgt werden wollten. Und die Stimmung im von Frauen beherrschten Team sei anders als in Männerrunden, sagt Luca Schmidli lächelnd. Morgens beim Frühstücken hüpften seine Kolleginnen von einem Thema zum nächsten. Sie redeten viel und diskutierten, während er einfach zuhöre und mitlache. «Ich erfahre manchmal lustige Sachen.» Sei er unter Männern, beschränke er sich auf zwei Themen: «Fussball und Autos, die uns gefallen, aber zu teuer sind.» Doch diese Gespräche führt er in der Freizeit, während er mit den Kolleginnen im Spital

vor allem über die Arbeit und die Schule spricht. Er möchte nach der Fage-Lehre das Militär und danach die Höhere Fachschule machen, um selbständiger zu werden. Insbesondere freut er sich auf das dritte Lehrjahr. Dann kann er endlich im «Notfall» schnuppern und im Krankenwagen unterwegs sein. Seine Augen leuchten. Er ist zufrieden, dass er den gleichen Beruf gewählt hat wie seine Mutter. Und auch sein Vater, von Beruf Automechaniker, gab ihm seine Zustimmung.

SCHNUPPERN GEGEN VORURTEILE Nicht nur das Beispiel von Luca zeigt die Bedeutung des Schnupperns, um Rollenbilder zu überwinden. Auch sein Ausbildner, der erst über den Zivildienst Spitalluft schnupperte, wäre sonst nie in einen Pflegeberuf geraten, der immer noch als weiblich stigmatisiert wird. Umso wichtiger ist es, dass Mädchen und Buben ihre Vorurteile ablegen können, indem sie ein Handwerk vor Ort ausprobieren. Solche Möglichkeiten existieren bereits. Um sich auf die Berufswahl vorzubereiten, bieten Lehrbetriebe Jugendlichen ab 13 Jahren kurze Schnupperbesuche oder Schnupperlehren üblicherweise während der Schulferien an. Einblick erhält man auch über Orientierungsveranstaltungen und Berufsbesichtigungen. Auf dem offiziellen Informationsportal der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (berufsberatung.ch) wird den Jugendlichen empfohlen, Gespräche mit Berufsleuten oder Lernenden zu führen, die in einem Betrieb arbeiten, wo sie vom Geschlecht her in der Minderzahl sind. Einmal im Jahr findet auch der Nationale Zukunftstag statt, der sich seit ein paar Jahren dem Thema Seitenwechsel für Mädchen und Jungs verschrieben hat. Vergangenen November besuchten 3100 Mädchen Spezialprojekte und konnten so selbst erproben, ob ihnen das handwerkliche und praktische Arbeiten liegt. Insgesamt 1700 Buben testeten, wie ihnen zum Beispiel ein Job in der Pflege, der Betreuung oder als Coiffeur gefallen würde.


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PATRICK SCHNURR ist verantwortlich für die Ausbildung der Kunststofftechnologen bei GF.

In Schaffhausen versucht das Projekt «go tec!», das auf Initiative der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen IVS zurückgeht, beide Geschlechter für Technik zu begeistern, indem Kinder und Jugendliche im Labor in Neuhausen in Kursen werken und experimentieren dürfen und sich vielleicht deswegen dereinst für einen Beruf im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik entscheiden. Patrick Schnurr ist seit vier Jahren verantwortlich für die Ausbildung der Kunststofftechnologen bei GF Piping Systems. Er würde es begrüssen, wenn mehr Frauen eine Lehrstelle in einem technischen Beruf antreten würden. Damit wäre der Fachkräftemangel etwas entschärft. Er hat ausserdem einen positiven Einfluss festgestellt: «Männer strengen sich mehr an, wenn Frauen im Team sind. Sie fühlen sich herausgefordert. Im Berufsalltag sind sie aufmerksamer gegenüber Frauen, helfen vielleicht schneller, obwohl Stapler und Kräne die Arbeit erleichtern.» Als Ausbildner mache er keine Unterschiede. «Ich muss die Lernenden, egal ob Frau oder Mann, zur Selbständigkeit erziehen. Die Prüfungen sind für alle gleich.» Noch scheint viel Überzeugungsarbeit nötig zu sein, bis die Statistiken ein ausgeglicheneres Bild zeichnen. Erstrebenswert wäre es allemal. Denn nicht nur die Betriebe, auch die Arbeitnehmer können von Teams, in denen Männer und Frauen arbeiten, profitieren. «Eine bessere Durchmischung würde uns guttun», sagt Claudio Pecorino vom BIZ. «Diejenigen, die Frauen in Männerberufen haben, stellen fest, dass sich im Team etwas verändert, wie etwa die Diskussionskultur. Es kommt ein anderer Blickwinkel rein, wie man Probleme lösen könnte. Und es wird zur Normalität. Das könnte auch andere Frauen animieren, etwas Technisches zu machen. Die Veränderung muss auch von der Frau ausgehen.»

WEIBLICHE VORBILDER In der Familie von Tara von Arx ist der Seitenwechsel bereits Normalität. Während ihr Vater Pflegefachmann ist, steht die 19-Jährige in der Produktionshalle inmitten von Maschinen und Robotern. Sie ist eine Frau, die diesbezüglich keine Berührungsängste hat. Im Gegenteil, die 19-Jährige findet Maschinen und das Material interessant. Tara von Arx wird bald ihre Lehre als Kunststofftechnologin beenden. Die Abschlussprüfungen stehen bevor, ihr Arbeitsplatz wurde ihr bereits zugesichert. Sie darf bei GF bleiben. Tara hat ihre blonden, langen Haare zu einem Dutt hochgebunden. Früher sei sie mit einem Zopf herumgelaufen, aber das sei zu gefährlich, weil die Maschinen die Haare einklemmen könnten. Sie geriet über verschiedene Schnupperangebote in den Männerberuf. Sie hatte sich schon immer für Chemie und Physik interessiert und schnupperte zunächst als Drogistin, Chemielaborantin, Pharmaassistentin, Polygrafin. Aber nichts klappte. Dann fand sie im BIZ einen Hinweis auf den Beruf des Kunststofftechnologen. Nach einem Eignungstest bekam sie eine Einladung, um sich bei GF vorzustellen, anschliessend konnte sie für zwei Tage ein Bewerbungspraktikum absolvieren. Nun ist sie froh, dass sie nicht aufgetakelt in einem Verkaufs- oder Bürojob erscheinen muss, sondern in der normierten Arbeitsbekleidung und mit Schuhen, die eine Schutzkappe aus Stahl haben, zur Arbeit kommen kann. Allerdings ist ihr das Aussehen nicht ganz gleichgültig. Sie näht gern, und so hat sie die Arbeitsjacke tailliert, damit sie nicht formlos an ihr herunterhängt.

Sie findet ihren Beruf vielfältig, macht die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen. Ein Leben lang will sie diesen Beruf indes nicht ausüben. Sie wird sich weiterbilden und vielleicht doch einmal in einem Büro berufstätig sein. Kürzlich hat sie mit ihrer Mutter lachen müssen, weil sie sich als Kind leidenschaftlich für Insekten und Würmer begeisterte und statt Biologin zu werden nun mit Maschinen und Kunststoffen arbeitet. Dadurch ist sie nun ein weibliches Vorbild, das auf andere ausstrahlt, die ihre Berufswahl noch vor sich haben. Einen Erfolg kann sie schon verbuchen. Tara von Arx hat ihrer kleineren Schwester so oft von ihrer Ausbildung erzählt, dass diese sich auch für eine Lehre als Kunststofftechnologin bei GF entschieden hat. Im Sommer kommt sie bereits ins zweite Lehrjahr.

BERUFLICHE GRUNDBILDUNGEN EFZ 2016 Statistik der beruflichen Grundbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis: neu abgeschlossene Lehrverträge 2016 BERUF

TOTAL

MÄNNER

FRAUEN

14 280

6 161

8 119

2 Detailhandelsfachmann/-frau EFZ (Beratung und Bewirtschaftung)

4 983

2 092

2 891

3 Fachmann/-frau Gesundheit EFZ

4 563

603

3 960

4 Fachmann/-frau Betreuung EFZ

3 493

658

2 835

5 Informatiker/in EFZ

2 087

1 917

170

6 Elektroinstallateur/in EFZ

1 996

1 963

33

7 Logistiker/in EFZ

1 732

1 550

182

8 Koch/Köchin EFZ

1 626

1 033

593

9 Zeichner/in EFZ

1 536

1 052

484

10 Polymechaniker/in EFZ

1 481

1 408

73

11 Automobil-Fachmann/-frau EFZ

1 396

1 342

54

12 Schreiner/in EFZ

1 353

1 180

173

13 Landwirt/in EFZ

1 333

1 150

183

14 Gärtner/in EFZ

1 151

881

270

15 Coiffeur/-euse EFZ

1 034

138

896

16 Medizinische/r Praxisassistent/in EFZ

985

12

973

17 Zimmermann/Zimmerin EFZ

968

953

15

18 Dentalassistent/in EFZ

957

10

947

19 Maurer/in EFZ

932

923

9

20 Montage-Elektriker/in EFZ

899

881

18

1 Kaufmann/-frau EFZ B + E (dual und vollschulisch)

Quelle: Swissdoc / www.swissdoc.sdbb.ch


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I N T E R V I E W

«Freiwilligkeit ist ein Gut, das ich sehr hochhalte.» Der Leiter des Berufsinformationszentrums, Claudio Pecorino, kennt die Fragen, die sich Jugendliche bei der Berufswahl stellen, und begleitet sie auf dem Weg – auch wenn dieser nicht immer geradlinig verläuft. INTERVIEW DA NIEL A PA LU MBO   BILDER LU ISA KEHL

Claudio Pecorino, welche Lehre würden Sie heute machen? Claudio Pecorino: Eine handwerkliche. Ich habe eine kaufmännische Lehre als Hintergrund, da kommt man eher von der Theorie. Das Handwerkliche fehlt mir oft im Alltag. Am liebsten wäre ich Töffmechaniker. Erstens habe ich Vespas sehr gern, und zweitens hilft die Arbeit mit den Händen, Probleme zu lösen, und sie fördert logisches Denken. Sie würden aber nicht Töffmechaniker bleiben. Pecorino: Wer weiss, vielleicht habe ich träumerische Vorstellungen. Eine Vespawerkstatt, schön gemütlich, wo die Leute vorbeikommen. Sie haben Zeit, man kann zusammen Kaffee trinken. Ich weiss natürlich, das ist ein harter Markt, wenn man darin bestehen will. Das Gastgewerbe ist eine weitere Leidenschaft von mir. Aber als Hobbykoch Gäste bewirten und dann wirtschaftlich Geld generieren, Löhne zahlen, das ist etwas anderes. Ich bin sehr glücklich mit meinem Job als Berufsberater. Letztes Jahr haben 14 280 Lernende in der Schweiz einen kaufmännischen Lehrvertrag abgeschlossen. Somit steht das KV ungeschlagen an der Spitze der meistgewählten Berufe. Warum ist es heute immer noch so beliebt? Pecorino: Es ist einerseits erstaunlich, und doch steht das KV seit Jahren an der Spitze. Die Betriebe bieten andererseits auch sehr viele Ausbildungsplätze an. Wir sind ein Dienstleistungsland. Und die Jugendlichen mögen das Büro als Arbeitsplatz und verbinden mit einer KV-Ausbildung gute Zukunftsperspektiven. Hinzu kommt die generalistische Ausbildung. Das KV ist eine solide Grundlage. Absolvieren das KV diejenigen, die sich nicht für einen Beruf entscheiden können? Pecorino: Nein, heute müssen sie sich mit der Branche auseinandersetzen, die Leistung muss in

den verschiedenen Fächern stimmen. Vor 30 Jahren fand man eine Lehrstelle im KV, wenn man ein guter Schüler war und in der Schnupperlehre überzeugte. Heute muss man mehrere Bedingungen erfüllen: Man braucht Englisch und Französisch, muss gute Sprachkompetenzen in Deutsch vorweisen, IT-Kompetenzen spielen immer mehr eine Rolle, wirtschaftliches Denken und Flexibilität. Und es ist eine Konkurrenz vorhanden, weil die Lehre sehr beliebt ist. Im KV gibt es Branchen, die früh selektionieren wie beispielsweise die Finanzbranche. Diese Branchen haben Ende September praktisch fertig selektioniert. Im Jahr 2016 wurden im Kanton Schaffhausen 920 Lehrverträge abgeschlossen. Von den 739 Schulabgängern haben 69 Prozent eine Lehre begonnen. Finden die meisten Jugendlichen ihre Traumstelle? Pecorino: Wer die Berufswahl gut angeht, sich auf die Interessen fokussiert – wo bin ich stark, passt das zum Leistungsumfang, den ich erbringen kann? – und bereit ist, Kompromisse einzugehen, kann eine Stelle finden, mit der er zufrieden ist. Jugendliche haben heute eine Wahl, es existiert eine breite Palette an Berufen. Wir haben eine ausserordentlich gute Lehrstellensituation in Schaffhausen. Aber das nützt nicht allen. Warum? Pecorino: Es gibt Hitberufe, die alle wollen, wie zum Beispiel KV, Informatikstellen, planerische Berufe. Und alles, was im Entferntesten mit Kreativität oder Kommunikation zu tun hat, wo es fast keine Ausbildungsplätze gibt, ist sehr beliebt. Wir haben dagegen viele offene Stellen im Detailhandel, im Bau, im Autogewerbe, die wir nicht besetzen können. Und dafür sind Bilder im Kopf verantwortlich. Was sind das für Bilder? Pecorino: Geld verdienen ist immer ein Thema, Sackgasse auch. Wie sind die Zukunftschancen,

«ENTSCHEIDEND WIRD NICHT MEHR SEIN, WAS MAN LERNT, SONDERN WIE FLEXIBEL ICH BIN.»


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wenn ich einen handwerklichen oder dienstleistungsorientierten Job mache wie etwa Maurer oder Coiffeuse? Bleibe ich dann stehen? Wie sind die Verdienstmöglichkeiten? Das sind Gedanken, die sich auch Eltern machen. Einige wollen ihre Kinder in gewissen Bahnen sehen. Wir arbeiten nicht mit guten oder schlechten Berufen. Wir versuchen, die Interessen der Jugendlichen zu ermitteln. Studien besagen, dass in nicht allzu ferner Zukunft bis zur Hälfte der Jobs verschwinden wird. Wie sollen Jugendliche sich darauf vorbereiten? Pecorino: Entscheidend wird nicht mehr sein, was man lernt, sondern wie flexibel ich bin, wie ich mich dem Arbeitsmarkt anpassen kann. Das hat viel mit Veränderungsbereitschaft und Kreativität zu tun, Eigenschaften, die immer wichtiger werden. Müssten wir nicht schon jetzt unser Bildungssystem verändern? Pecorino: Das glaube ich nicht. Wir haben unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen sowie Branchen, die es immer braucht. Sie werden immer Brot essen, ein Auto fahren. Es wird einfach anders mit den Technologien. Im Moment ist es sicher richtig, wie wir ausbilden, aber in 20 Jahren vielleicht nicht mehr. Wir haben Berufe, die sich nicht so schnell verändern. Die Jugendlichen werden sich anpassen. Lebenslang lernen ist nicht einfach ein Spruch. Es ist die Herausforderung für die Zukunft. Vorausblicken und bereit sein, schnell zu reagieren, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Maschinen werden den Menschen immer mehr ersetzen. Wird das bei der Berufswahl thematisiert? Pecorino: Selten. Die Jugendlichen kommen mit 13 oder 14 Jahren zu uns. Das Thema Berufswahl ist sehr abstrakt. Sie haben ihre Traumvorstellungen. Zugleich tauchen in diesem Alter existenzielle Fragen auf wie «Wer bin ich?». Sie befassen sich mit sich selbst. In der zweiten Oberstufe geht es schon los mit der Berufswahl. Sie sind noch sehr jung. Wie stimmen Sie die Jugendlichen auf den Wechsel ein? Pecorino: Nehmen wir das Thema Verkauf. Ich arbeite mit praktischen Beispielen und frage die Jugendlichen: «Was macht ihr, wenn ihr im Coop einkauft?» Für sie ist es selbstverständlich, dass sie mit dem Scanner zahlen. Wenn ich sie damit konfrontiere, merken sie, dass es vielleicht die Verkäuferin irgendwann nicht mehr braucht. Das erleben sie ja selbst. Dann thematisieren wir, dass der Beruf immer mehr in Richtung Beratung geht. So kann man die Jugendlichen an die Veränderungen heranführen. Wenn heute jemand Interesse am Beruf der Verkäuferin hat, dann will er den auch lernen. Die schlechteren Zukunftsaussichten werden niemanden davon abhalten. Das ist noch zu weit weg. Die Automatisierung schreitet schnell voran. Pecorino: Darum werden die Berufe immer wieder angepasst. Was braucht es, was nicht? Berufe verschwinden, ohne dass


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PUBLIREPORTAGE

Dem Ziel der Inklusion näherkommen Nur wenn sie für Belegschaft, Kunden und Amtsstellen attraktiv ist, kann die Stif­ tung altra Schaffhausen ihren gesellschaftlichen Auftrag wirkungsvoll wahrnehmen: Menschen mit einer Beeinträchtigung dabei zu unterstützen, sich in Gesellschaft und Arbeitswelt einzugliedern. Darum stützt sich ihre Strategie auf die drei Pfeiler Profes­ sionalität, Individualität und Attraktivität. Von Rolf Fehlmann

Der erste Film kommt ohne gesprochene Worte aus: Produktionsästhetik dominiert die dichten Bilder. Erst gegen den Schluss kommen die Gesichter der Menschen ins Bild, die an den Maschinen arbeiten – und dann die Auflösung: altra Schaffhausen, das etwas andere Unternehmen. Mittlerweile sind alle drei Streifen fertiggestellt. Die Titel der Clips stehen für die drei Pfeiler der Strategie, mit der die Stiftung altra Schaffhausen ihren Erfolg nachhaltig sichern will: Professionalität, Individualität und Attraktivität. Durch und durch professionell Für Auftraggeber in Dutzenden Branchen hat sich die Stiftung altra als ernst zu nehmender Partner etabliert. So ist sie unter anderem behördlich anerkannter Medikamentenverpacker, aber auch zertifizierter Biolandwirtschaftsbetrieb. «Ihr breit gefächertes Leistungsangebot kann die Stiftung altra nur deshalb so erfolgreich erbringen, weil sie als Ganzes in jeder Hinsicht professionell arbeitet», sagt altra-Geschäftsführer Alain Thomann. Das bedeute auch, Kundenaufträge in höchster Qualität zu erfüllen, ergänzt Sven Stückmann, Leiter Marketing und Verkauf: «Wir setzen konkrete, messbare Ziele, die für alle transparent und einsehbar sind.» Es geht um die Menschen Ihren Erfolg verdankt die Stiftung altra aber auch dem Umstand, dass sie auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter, Kunden und Auftraggeber individuell eingeht. «Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt», sagt Thomann. Darum bietet die Stiftung altra Menschen mit Beeinträchtigungen verschiedenste Arbeitsmöglichkeiten an – von einfachen bis hin zu komplexen Tätigkeiten. Inklusion als Ziel Professionalität in allen Belangen, Individualität im Umgang mit allen Beteiligten: «Das macht die Stiftung altra attraktiv für Belegschaft, Auftraggeber und zuweisende Amtsstellen», sagt Thomann. Das wiederum erleichtere es ihr, ihren gesellschaftlichen Auftrag wahrzunehmen: Menschen mit einer Beeinträchtigung mit grösster Wertschätzung zu betreuen, sie auszubilden und nachhaltig zu unterstützen bei der Eingliederung in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt.

Packen gemeinsam an: Mitarbeiter der Elektromontage mit seinem Gruppenleiter. Bilder zvg

Bei altra gefertigte Kistentrommeln werden über den Musikfachhandel verkauft.

Im Auftrag eines Kunden betreibt altra eine komplette Pharmaverpackungslinie.

ARBEITSPLATZ, ZUHAUSE, AUSBILDUNG Die Stiftung altra Schaffhausen beschäftigt über 600 Personen. Sie bietet gut 400 Menschen mit Beeinträchtigungen einen Arbeitsplatz, 57 Personen ein Zuhause in einer betreuten Wohnform und bildet in 11 verschiedenen Berufssparten jährlich rund 50 Lehrlinge aus. Für weltweit agierende Unternehmen arbeitet altra ebenso wie für regionale Firmen.


I N T E R V I E W

CLAUDIO PECORINO 44, ist Leiter des Berufsinformationszentrums Schaffhausen (BIZ). Nach einem Bachelor in Angewandter Psychologie wurde er als Berufs- und Laufbahnberater diplomiert. Pecorino hat mit seiner Partnerin drei Kinder und wohnt in Schaffhausen.

wir es merken. Manchmal geschieht die Anpassung automatisch, wie etwa beim Goldschmied. Der Beruf ist sehr beliebt, aber es gibt wenig Lehrstellen, weil die Schmuckherstellung kein alltäglicher Bedarf ist. Wir brauchen nicht so viele ausgebildete Goldschmiede. Daher bilden wir automatisch nur wenige aus. Bei Berufen, die Mühe haben, Nachwuchs zu finden, machen sich die Verbände Gedanken, wie sie ihren Beruf in Zukunft positionieren und attraktiv halten wollen. Was brauchen Jugendliche, die keine Wunschlehrstelle finden? Pecorino: Beratungsarbeit. Hinsetzen und schauen, was es für brauchbare, gute Alternativen gibt. Das ist keine einfache Arbeit für die Jugendlichen, vor allem in dem Alter. Es ist wichtig, dass sie mit uns oder ihren Bezugspersonen herausfinden, welchen Weg sie gehen können. Sie müssen ausprobieren und einen Beruf vor Ort anschauen. 2016 waren Ende Schuljahr etwa 180 Lehrstellen in Schaffhausen noch frei. Man kann Alternativen erarbeiten. Nicht gut ist, wenn sie irgendetwas annehmen, damit sie eine Lehrstelle haben. Das bringt nichts. Das führt in der Regel zu Lehrabbrüchen. Müssen viele für eine Lehre den Kanton Schaffhausen verlassen? Pecorino: Schuhmacher müssen nach Zürich gehen. Wir haben aber auch Jugendliche aus grenznahen Kantonen, die bei uns eine Lehre machen, 25 Prozent sind ausserkantonal. Weit weniger gehen weg. Sie müssen ausweichen, wenn sie ihrem Wunsch folgen wollen. Was machen Jugendliche, die keine Lehre finden, falsch? Pecorino: Vielleicht machen sie etwas falsch, aber vielleicht auch alles richtig. Wahrscheinlich sind sie auf einen Beruf fixiert. Wir sehen ja nicht alle Jugendlichen. Wenn jemand aber keine Lehre hat, landet er nicht auf der Strasse. Er meldet sich zu einem Berufszwischenjahr an oder besucht ein Programm wie etwa Ready 4 Business vom RAV. Sie verzeichnen immer mehr problematische Fälle. Warum? Pecorino: Jugendliche kommen mit komplexen Lebenssitua­ tionen. Sie entsprechen im Bereich Leistung nicht dem Durchschnitt, haben Konflikte im Elternhaus oder in der Schule, wenig Unterstützung, auch psychische Belastungen wie etwa ADHS kommen hinzu. Sie haben keine optimalen Verhältnisse für den Start ins Berufsleben. Es gibt Jugendliche, die brauchen eine Begleitung, ohne die klappt es nicht. Einen Türöffner oder jemand, der ihnen bei der Bewerbung hilft. Bekommen die Betriebe in Schaffhausen gute Lehrlinge? Pecorino: Es wird immer früher und streng selektioniert, aus der Angst heraus, nicht die Besten zu bekommen. Eine Konkurrenz­ situation ist vorhanden. Wir haben sehr anspruchsvolle Lehrberufe. Da werden hohe Leistungen verlangt. Der Stellwerktest in der Schule kann hier Defizite aufzeigen. Gewisse Firmen verlangen Eignungstests oder haben ihre eigenen Abklärungsverfahren – in

der Autobranche, in der Elektrobranche. Aber ob der Run auf die Besten hilft? Es gibt Firmen, die sagen, die Ersten mit dem guten Zeugnis seien nicht die Besten. Können Sie mir ein Beispiel nennen? Pecorino: Letzthin traf ich einen Lehrmeister in der Stadt, der mir sagte: «Claudio, ich finde niemanden. Ich würde auch einen Schwächeren nehmen.» Interessant ist, wenn ein Schwächerer am richtigen Platz ist, wo er gefördert wird, wird er ein super Mitarbeiter. Wir haben viele Lehrbetriebe in Schaffhausen. Etwas vom Wichtigsten ist das Schnuppern. Was Lernende und Eltern uns leider oft erzählen, ist, dass vor allem im kaufmännischen Bereich keine Schnupperlehren angeboten werden. Missraten manchmal neue Berufsausbildungen? Pecorino: Wir haben die zweijährigen Attestausbildungen. Sie sind wichtig, aber es bräuchte sie nicht in allen Bereichen, wie etwa die Büroassistentin. Das ist eine Branche, die immer anspruchsvoller wird und in der die Automatisierung voranschreitet. Es wird irgendwann keine Sekretärin mehr brauchen, sondern nur noch einen Tastendruck. Sie haben heute Briefelemente, die Sie zusammensetzen können. Aber am Schluss steuert das die Wirtschaft. Sie wird entscheiden, welche Lehrberufe angeboten werden. Ist das nicht ein Frust für diejenigen, die die Ausbildung gemacht haben, wenn ihr Beruf verschwindet?

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Objekt

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5% 25% 50% 75% 95% 100%

Das Ausbildungszentrum für Berufe der Elektro- und Maschinenindustrie sowie des Formenbaus

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Pecorino: Ja, aber sie haben die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Sie dürfen heute nicht stehen bleiben. Das Bildungssystem bietet ihnen immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Sie müssen etwas dafür tun, wie immer im Leben, wenn sie das Potenzial haben. Und wenn es nicht reicht, anpassen. Und für den Durchblick sind wir ja da.

Pecorino: Vor drei Jahren wollte Rudolf Strahm deshalb für die Höhere Fachschule den Titel Professional Bachelor einführen. Man hat das abgelehnt, weil es zu extremer Verwirrung geführt hätte. In Schaffhausen versuchen die Industrie-Vereinigung und der Kaufmännische Verband, sich bei diesen internationalen Firmen zu positionie«W IR KÖNNEN ren und zu verkaufen.

Ist die Akademisierung vieler Berufe der richtige Weg? ZU EINER Pecorino: In den letzten Jahren kam das Thema sehr auf. Man darf sich sicher fragen, ob es überall sinnvoll ist. Die Was können Sie tun, damit keine R EA LISTISCHEN Hebamme ist das klassische Beispiel. Andere Berufe sind Lehrstellen offen bleiben? BERUFSWA HL vom Know-how auf so ein Level gestiegen, dass es richtig Pecorino: Wir sind Beratungspersonen V ER HELFEN, A BER ist, sich dieses Wissen anzueignen, wie etwa bei der Erund müssen neutral beraten. Die VeränES IST NICHT nährungsberaterin. Wichtig ist das Verständnis, dass eine derungen in der Wirtschaft und im Alltag akademische Richtung nicht gleichzeitig Erfolg bedeutet. blenden wir aber nicht einfach aus. Heute SINN VOLL, DAS Es geht doch in der Studienwahl darum, letztlich in die verlangt man die realistische Berufswahl ZU STEUER N.» Berufswelt einzusteigen, und das gelingt auch. Neben den auch bei Jugendlichen. Wir müssen uns Universitäten und Fachhochschulen darf man die Höheren aber fragen, wo das hinführt. Am Anfang Fachschulen nicht vernachlässigen. Das sind Topausbildungen, die der Berufswahl stehen die verschiedensten Vorsteldrei Jahre dauern, berufsbegleitend absolviert werden und keine lungen noch im Vordergrund – und das ist auch Berufsmatur oder gymnasiale Matur voraussetzen. In der Schweiz richtig so –, die Berufswahl soll Schritt für Schritt gibt es betreffend gymnasiale Maturität grosse Unterschiede. Wir zu einer Entscheidung führen. Zu beobachten ist haben eine sehr tiefe gymnasiale Maturitätsquote in Schaffhausen, eine veränderte Haltung bei der Wahl der Studienaber dafür eine hohe Berufsmaturitätsquote. Bei uns ist die Lehre richtung. Wollen wir wirklich die philosophischen stark verankert, was den guten Lehrbetrieben und dem durchläsRichtungen an den Universitäten wie Psychologie sigen Bildungssystem zu verdanken ist. und Geschichte einschränken? Wir können doch nicht jemanden plötzlich zwingen, Bau-, MaschiIm Kanton Schaffhausen gibt es internationale Firmen, nen- oder Elektroingenieur an der ETH zu studiedenen unser duales Bildungssystem nicht sehr geläufig ist. ren, wenn er sich nicht dafür interessiert und vor Sind da Lernende die Verlierer? allem die Fähigkeiten dazu nicht mitbringt. Die Verbände, die Wirtschaft und das Elternhaus können das Interesse für Technik wecken und Kinder dafür begeistern. Wir können zu einer realistischen Berufswahl verhelfen und später bei der beruflichen Veränderung unterstützen. Aber es ist nicht sinnvoll, das zu steuern.

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Was wäre die Folge? Pecorino: Wir haben im Moment 250 offene Lehrstellen in Schaff hausen, und ich bin gespannt, wie viele Jugendliche in ein Zwischenjahr gehen. Sagen wir mal, es sind um die 100. Dann tauchen sicher Fragen auf, weshalb diese Lehrstellen nicht besetzt werden können. Kann die Berufsberatung Einfluss nehmen? Zu uns in die Beratung kommt man freiwillig. Freiwilligkeit ist ein Gut, das ich sehr hochhalte. Zu meinen, man könnte die offenen Lehrstellen auf die Jugendlichen in einem Zwischenjahr verteilen und alle Lehrstellen besetzen, ist unrealistisch. Dann wären wir weit entfernt von einer Berufswahl. Was ist die Alternative? Pecorino: Der Arbeitsmarkt sagt, was er braucht. Aber muss denn der Weg immer geradlinig sein? Was führt einen zum Erfolg? Wenn wir es schaffen, ehrlich mit uns selbst zu sein, in den Spiegel zu schauen und uns zu fragen, ob wir die nötige Kompetenz für die angestrebte Veränderung mitbringen, dann kann uns das gelingen. Wir können erfolgreich sein. Das ist manchmal schwierig für Jugendliche und immer wieder auch eine Herausforderung im späteren Berufsleben.

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«Bildung ist nicht in Stein gemeisselt, sondern stets im Fluss.» Digitalisierung und Automation verändern das Wissen und die Arbeitswelt in hohem Tempo. Ist das Schweizer Bildungssystem dieser Herausforderung gewachsen? Welche Fähigkeiten sind künftig noch gefragt? Darüber unterhielten wir uns mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann, dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung.

Das Schweizer Bildungssystem gilt international als sehr gut. Worin liegen Ihres Erachtens die Stärken? Ein gut abgestimmtes Bündel verschiedener Faktoren macht den Erfolg unseres Bildungssystems aus. Unsere Berufsbildung ist eng verknüpft mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Ausgebildet wird, wo eine Nachfrage nach Fachleuten besteht. Zentral ist auch die hohe Durchlässigkeit. Nach einer beruflichen Grundbildung stehen verschiedene weiterführende Wege offen, zum Beispiel öffnet die Berufsmaturität den Weg an die Fachhochschulen. Umgekehrt steht beispielsweise die höhere Berufsbildung auch Absolventinnen und Absolventen einer Hochschule offen, beispielsweise in der Wirtschaftsprüfung und im Steuerwesen. Schliesslich profitieren unsere Universitäten und ETH von einer starken Berufsbildung. Wir beklagen nicht Massenuniversitäten minderer Qualität: Gut zwei Drittel der Studierenden an

Von CASPAR HEER | Grafik: BBF | Fotos: WBF

Universitäten und ETH besuchen eine der Top-200-Hoch­ ­schulen gemäss Shanghai-Ranking. Digitalisierung und Automatisierung führen zu ­e inem tief greifenden Wandel. Ist unser Bildungs­ system dafür gewappnet? Bildung ist nicht in Stein gemeisselt, sondern stets im Fluss. Wichtig erscheint mir, dass die zuständigen ­Akteure in Berufsbildung, Allgemeinbildung und in den Hochschulen ihren Handlungsspielraum vollumfänglich ausschöpfen. Es gibt dazu sehr viele Möglichkeiten, die auch aktiv genutzt werden: von der Erprobung neuer Lehrformen, der Schaffung neuer Studiengänge bis zu ganz spezifischen Weiterbildungen für Berufsleute. In Ergänzung dazu klärt der Bund zurzeit ab, wie der Wandel optimal bewältigt werden kann und welche punktuellen Massnahmen allenfalls erforderlich sein werden.


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Unter dem Strich muss es unser Ziel sein, die bestehenden systemischen Stärken zu optimieren. Hat der Bund eine klare Vorstellung davon, welche Berufsbilder und Fähigkeiten künftig gefragt sind? Wir haben in unserem Land ein bewährtes Prinzip: Was ausgebildet und gelehrt werden soll, gibt nicht der Bund zentral vor, sondern wird von denjenigen vorgegeben, die am Puls des Geschehens sind. In der Berufsbildung sind es die Verbände und Branchenorganisationen, die Anstoss geben zu neuen Berufsbildern oder zur Reform von bestehenden. Sie kennen die realen Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und die Erwartungen der Betriebe weitaus besser. Ebenso geniessen die Hochschulen seit jeher eine hohe Autonomie und Offenheit in ihrem Studienangebot. Dieses Bottom-up-Prinzip ist ein Teil des Erfolgsgeheimnisses Schweiz.

aktuellen Herausforderungen haben den Bund zudem veranlasst, ein Programm für die Weiterbildung von ­A rbeitnehmenden im Bereich Grundkompetenzen zu entwickeln, namentlich mit Blick auf die Digitalisierung der Wirtschaft. Im Herbst 2017 soll es vorliegen. Frauen sind in Berufen der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) stark untervertreten, hier läge also ein Fachkräftepotenzial. Was kann die Politik tun, um dieses besser auszuschöpfen? Mit der Fachkräfte-Initiative wollen wir das inländische Potenzial an Fachkräften besser ausschöpfen. Die Stärkung im Bereich MINT ist für MEM-Berufe wichtig. Ich finde es aber wichtig, dass wir die Fachkräftesituation ganzheitlich betrachten: Es ist nicht nur eine Frage der Aus- und Weiterbildung, sondern ebenso spielen beispielsweise steuerliche Anreize oder die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen eine wichtige Rolle. Wir arbeiten deshalb zusammen mit den Kantonen und Sozialpartnern an einem Bündel verschiedenster Massnahmen. Die Förderung der MINT-Fächer zählt ebenso dazu wie auch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Förderung der Chancengleichheit.

«Was ausgebildet und gelehrt werden soll, gibt nicht der Bund zentral vor.»

Heute ist der Fachkräftemangel vor allem in technischen Berufen akut. Gleichzeitig boo me n Au sb ildunge n im k auf m änni sche n Be re ich . Was läuft da falsch? Mindestens auf der tertiären Bildungsstufe sehen wir ein deutlich steigendes Interesse an den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT): Seit 2010/2011 nahm die Anzahl Studierende in den MINT-Fächern um 21 Prozent zu, während die übrigen Fächer einen Anstieg von bloss 10 Prozent verzeichneten. Solange wir keine staatliche Steuerung und keine Zwänge im Bildungsbereich wollen, und das wollen wir hoffentlich nie, kann man nicht sagen, es laufe etwas falsch. Auch der Lehrstellenmarkt orientiert sich am Prinzip von Angebot und Nachfrage. Seitens der Jugendlichen haben wir zurzeit geburtenschwache Jahrgänge bei den Schulabgängerinnen und Schulabgängern. Zudem haben Jugendliche Wünsche und Interessen bezüglich ihrer beruflichen Zukunft. Die Unternehmen und Branchen ihrerseits unternehmen viel, um die Jugendlichen für ihre Berufe zu gewinnen und so letztlich den Nachwuchs an Fachleuten zu s­ ichern. Bund und Kantone unterstützen sie dabei. Der rasche Wandel erfordert eine Stärkung der Weiterbildung. Braucht es dabei nicht mehr Engagement des Bundes? Weiterbildung ist unerlässlich, um auch in Zukunft auf genügend qualifizierte Arbeitskräfte zurückgreifen zu können. Auf Bundesebene ist Anfang 2017 das neue Weiterbildungsgesetz in Kraft getreten. Es schafft gute Rahmenbedingungen für die Weiterbildung. Beispielsweise kann die Anrechnung von Bildungsleistungen ­Absenzen im Betrieb verkürzen, und das im Gesetz festgeschriebene Monitoring des Weiterbildungsmarktes ermöglicht es, die betriebliche Aus- und Weiterbildungsplanung auf zukünftige Entwicklungen abzustimmen. Die

Der Hochschulbereich wurde unter dem Einf luss des Bundes auf ohnehin schon starke Standorte konzen­ triert. Periphere Gebiete und kleine Kantone gingen leer aus, was ihre Standortattraktivität besonders bei den Jungen mindert. Warum gibt der Bund hier nicht Gegensteuer? Das stimmt so nicht. Die schweizerische Hochschullandschaft zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt und zahlreiche Standorte aus: zehn kantonale Universitäten, sieben regional verankerte Fachhochschulen an verschiedensten Orten, 14 kantonale Pädagogische Hochschulen in allen Landesteilen (auch in Schaffhausen) und schliesslich der vom Bund verantwortete ETH-Bereich mit Standorten in der ganzen Schweiz. Das Dach darüber ist sozusagen die Schweizerische Hochschulkonferenz, in der Bund und Kantone gemeinsam Einsitz haben und die Hochschullandschaft gemeinsam weiterentwickeln. Die private Aus- und Weiterbildung, inzwischen ein 6-Milliarden-Markt, wird als Ergänzung zur staat­ lichen Bildung immer wichtiger. Wie stellt der Bund die Qualität solcher Angebote sicher? Ich glaube an den Markt und daran, dass es der Markt weitgehend selber richten wird. Das neue Weiterbildungsgesetz schafft Transparenz und macht Druck auf die Qualität der Angebote. Es trägt mit der Klärung der Begrifflichkeiten wesentlich dazu bei, die Weiterbildung im Bildungsraum Schweiz eindeutig zu positionieren und die Angebote besser unterscheidbar zu machen.


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Beispielsweise werden die Weiterbildungstitel von ­Bildungsinstitutionen im Tertiärbereich (CAS, DAS, MAS, NDS und weitere) klar von der formalen Bildung und insbesondere von akademischen Graden unterschieden. Weiter bewirken die Qualitätsanforderungen an die Angebote eine bessere Information über die Inhalte. Dies führt zu mehr Transparenz auf dem Weiterbildungsmarkt. Ein wesentlicher Anteil von Weiterbildungen findet sich zudem in den Bereichen Informatik und Sprachen. Hier haben sich längst internationale Standards und Klassifikationssysteme durchgesetzt.

hochschulen finden sich darunter. Und vergessen wir nicht die höhere Berufsbildung mit ihren spezifischen, eng auf den Arbeitsmarkt abgestimmten Angeboten. Es ist der Mix, der den Erfolg ausmacht. Die internationale Vernetzung der Wir tschaf t nimmt laufend zu. Müsste die Berufsbildung nicht stärker darauf ausgerichtet werden? Die Schweiz zählt international zu den innovationsstärksten Ländern. Einer von verschiedenen Gründen ist eben gerade unsere Berufsbildung, die von den Verbänden und Branchenorganisationen verantwortet wird. Ein ausgesprochen starker Wettbewerbsvorteil, um den uns zahlreiche andere Länder beneiden. Selbstverständlich achten wir darauf, dass die Berufsbildung made in Switzerland mit den internationalen Entwicklungen Schritt hält. So haben wir zum Beispiel den nationalen Qualifikationsrahmen eingeführt, der die Schweizer Berufsbildungsabschlüsse im ­Vergleich zu Abschlüssen anderer Länder lesbar macht. Am internationalen Berufsbildungskongress in Winterthur, der nächstes Mal 2018 stattfindet, fördern wir den Informationsaustausch. Und last, but not least messen wir uns an den internationalen Berufsmeisterschaften und schneiden regelmässig sehr gut ab.

«Wir wollen das inländische Potenzial an Fach­kräften besser ausschöpfen.»

Digitalisierung und Automatisierung führen dazu, dass immer mehr manuelle Arbeiten wegfallen. Ist Akademisierung die richtige Antwort darauf? Nein. Die Folgen von Digitalisierung und Automatisierung können wir noch nicht vollständig abschätzen. Klar ist, dass die technologische Entwicklung in allen Wirtschaftsbereichen zu höheren Anforderungen führen wird. In Zukunft werden noch mehr Personen einen Abschluss auf der Tertiärstufe haben. Unser gut abgestimmtes ­Bildungssystem ist dabei ein Trumpf: Sowohl Spitzenuniversitäten von Weltrang wie auch praktisch ausgerichtete und mit der regionalen Wirtschaft vernetzte Fach-


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Die Produktionsprozesse verändern sich rasant. Taugt da eine traditionelle Schul- oder Berufsausbildung noch? Ja, sagen unsere Gesprächspartner aus vier Industriebetrieben: Eine solide Basis, gepaart mit dem Willen zu Weiterbildung, sei zukunftsträchtig. Und firmeninterne Ausbildung das beste Mittel gegen den Fachkräftemangel. Von CASPAR HEER | Grafik: BBF

Unser Bildungssystem bekommt von Schaffhauser ­Unternehmen gute Noten. So sagt Elio Tommasini, der den Bahnzulieferer Faiveley (Seite 24) führt: «Die ­S chweizer Ausbildungslandschaft bietet viele gute ­Möglichkeiten, und es kommen auch die richtigen Leute raus.» Am grössten sei in seinem Betrieb nicht der Bedarf an Ingenieuren: «Wir brauchen in erster Linie Umsetzer, also Techniker für konstruktive Anpassungen unserer ­automatischen High-Tech-Kupp­lungen, denn das sind massgeschneiderte Produkte.»

Akademisches Wissen genügt nicht

wiegende Krankheiten, die in einem stark technologischen ­U mfeld hergestellt werden», sagt die für die Personal­a kquisition zuständige Seda Alan. Deshalb nehme die manuelle Arbeit ab, und gleichzeitig stiegen die ­Anforderungen in vielen Jobprofilen, betont sie. Die Cilag hat mit neuen Angeboten reagiert: «Wir bilden jetzt sogenannte Anlagenführer aus. Mit dieser Berufslehre können wir junge Leute direkt als Spezialisten für die neuen Produktionsumfelder heranbilden.» Für Hochschulabsolventen bietet die Cilag das zweijährige ­Einstiegsprogramm Step-In an. Bei sehr spezialisierten Funktionen sei die Firma aber darauf angewiesen, hochqualifizierte Fachkräfte aus Drittländern ausserhalb der EU anstellen oder innerhalb des Konzerns verschieben zu können, ergänzt Alan.

In Nischenmärkten mit vielen Spezialitäten ist auch das Unternehmen Medipack (Seite 25) tätig. Inhaber Reto Artusi sagt: «Das dafür notwendige Wissen kann ich von neu eingestellten Leuten nicht erwarten. Wir müssen sie gründlich einarbeiten.» Das Schweizer Bildungssystem hält Die Cilag hat bei ihrer grossräumier für richtig aufgestellt, sagt gen Personalsuche auch den aber: «Ich würde mir noch mehr süd­d eutschen Raum im Auge, technisch ausgebildete Berufs«weil es da viele gut ausgebildete leute wünschen. Eine solide Techniker gibt». Auch Trelleborg ­B asis legen und dann darauf setzt zum Teil auf Fachkräfte aus ­aufbauen: Das halte ich für zudem Nachbargebiet. Seit der kunftsträchtig.» Kon­junkturmotor in Deutschland Jarno Burkhardt, auf vollen Touren laufe, sei die Trelleborg Sealing Solutions, Stein am Rhein Jarno Burkhardt pflichtet ihm bei. ­R ekrutierung aber schwieriger Er leitet die Trelleborg Sealing geworden, stellt Burkhardt fest. Solutions in Stein am Rhein, wo die Produktionsprozesse Medipack-Chef Artusi gibt sich gelassen: «Ich rekrutiere für Silikonspritzguss vollkommen roboterisiert sind. Den- mein Personal vorwiegend regional, und zwar auch unter noch ist ihm die Tendenz,­dass höher qualifizierte Aus- den über Fünfzigjährigen.» bildungen heute eher ins Büro als in Produktionsräume führen, ein Dorn im Auge: «Wir brauchen bodenständige Angestellte langfristig halten Leute, die von der Pike auf an der Maschine gelernt ha- In die Ausbildung seiner Leute steckt er relativ viel: «Mein ben und spezialisierte Prozesse steuern können. Akade- Ziel ist dabei, die Angestellten langfristig zu halten.» Das misch erworbenes W ­ issen allein reicht für ein vertieftes hat auch Trelleborg-Chef Burkhardt im Sinn. Er stellt zwar Prozessverständnis nicht aus. All unsere Leute im mitt- fest, dass die Randlage von Stein am Rhein die Rekruleren Kader haben in der Fertigung an der Maschine tierung erschwert. «Wenn sich aber jemand mal für den begonnen und sich dann laufend weiterqualifiziert. Für Standort entschieden hat, bleibt er in der Regel auch. uns ist das eine ohne das andere nicht wirklich von Wert.» Die Fluktuation ist bei uns sehr gering. Und das ist uns wichtig, denn das Know-how u ­ nserer Mitarbeitenden ist für uns ein wesentliches ­Kapital.» Schaffhausens RandSpezialisten selbst ausbilden Faiveley, Trelleborg und Medipack sind Mittelbetriebe mit lage ist auch für die Cilag ein Thema: «Für Jobs im 75 bis 160 Angestellten. Cilag, der mit 1300 Mitarbeiten- Pharmabereich gilt Basel als attraktivster Standort. den grösste private Arbeitgeber im Kanton, steht vor Schaffhausen wird kaum mit Pharma assoziiert, obwohl ähnlichen Herausforderungen. «Unsere pharmazeu­ wir zu den Schwergewichten der Branche gehören. Uns tischen Produkte werden immer spezifischer. Entwickelt könnte es helfen, wenn die Vorzüge des Kantons als vielund produziert werden Medikationen für schwer­ fältiger Arbeitsort deutlicher propagiert würden.»

«Wir brauchen Leute, die von der Pike auf an der Maschine gelernt haben.»

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Von virtuell bis persönlich: Unterrichtsraum am HSSH-Sitz an der Rheinstrasse.

Hochschule Schaffhausen steht am Start Mit vorerst fünf Studienangeboten im Wirtschaftsbereich nimmt die neue Hochschule Schaffhausen im Herbst den Lehrbetrieb auf. Die HSSH unterscheidet sich von anderen Schweizer Hochschulen primär durch ihr Studienformat, wie Hochschulleiter Professor Christian Werner ausführt. Von CASPAR HEER Ihren Sitz hat die Hochschule Schaffhausen (HSSH) an der Rheinstrasse 10. Massen von Studierenden werden dort allerdings nicht aufkreuzen. Die Hochschule setzt auf das sogenannte «Blended Learning». Das heisst, virtuelle­Selbstlernphasen wechseln sich mit intensivem Präsenzunterricht am Standort Schaffhausen ab. Damit kommt das Angebot der HSSH Personen entgegen, für die aus Zeitgründen ein traditioneller Studienbetrieb nicht infrage kommt – sei es, weil sie berufstätig sind, Spitzensport treiben oder andere Verpflichtungen haben.

Hohe Flexibilität Laut Hochschulleiter Christian Werner ist das HSSHAngebot eine Antwort auf die jüngsten Entwicklungen im Bildungsbereich. Es gibt in allen europäischen Ländern eine klare Tendenz zu höherer Qualifizierung. Weil sich der Wissenszuwachs exponentiell entwickelt, wird zudem lebenslanges Lernen zur Norm. Das heisst auch, dass Aus- und Fortbildung flexibler gestaltet werden müssen, damit sie sich mit einer Berufstätigkeit vereinbaren lassen.­Die technischen Lösungen dafür sind vorhanden, und die HSSH setzt sie konsequent ein. Schliesslich verlangt der Arbeitsmarkt heute von Hochschulabsolventen Handlungskompetenz. «Wir legen daher speziellen­Wert darauf, akademisches und berufliches Lernen ­optimal zu verzahnen», betont Werner.

Virtuell und persönlich Im semivirtuellen Studienkonzept der HSSH fällt auf, dass die Selbstlernphasen relativ lang sind. Wenn in dieser Zeit ein Problem auftaucht, hilft den Studierenden das «virtuelle Klassenzimmer» weiter, wo die Dozenten beratend eingreifen. «Wir wollen uns von grossen Hochschulen klar durch die persönliche Betreuung der Studierenden unterscheiden», sagt Werner. «Wenn wir von einem Studierenden längere Zeit nichts hören, gehen wir aktiv auf ihn beziehungsweise sie zu. Wo nötig, unter-

stützen wir die Lernprozesse mit einem individuellen Studiencoaching.» Er weist darauf hin, dass die Studienabbrecherquote an den deutschen Schwesteruniversitäten von IUNworld sehr tief ist.

Eigenständige Schweizer ­Hochschule Die Hochschule ist rechtlich und strukturell eine eigenständige Schweizer Hochschule, wie Werner betont. Das soll sich auch in der Weiterentwicklung des Studienangebots zeigen. Einerseits besetzt die HSSH Nischen (wie beispielsweise Sport- und Eventmanagement), anderseits will sie die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft aufnehmen. Im Vordergrund stehen dabei technikorientierte Studiengänge.

Universitäre Studiengänge Bachelorstudiengänge (Bachelor of Science) – Betriebswirtschaftslehre – Wirtschaftspsychologie – Sport- und Eventmanagement Masterstudiengänge (Master of Science) – Betriebswirtschaftslehre – Betriebswirtschaftslehre Schwerpunkt Sport- und Eventmanagement – Wirtschaftspsychologie

Zulassungsbedingungen Schweizerische oder schweizerisch anerkannte kantonale gymnasiale Maturität. Sie finden eine Liste aller übrigen anerkannten schweizerischen Zulassungs­ ausweise unter swissuniversities.

Termine & Fristen Studienstart im Herbstsemester 2017 Beratungstermine: laufend Anmeldung: bis 31. August 2017 (Nachmeldung bis 30. Sept. 2017)

Weitere Informationen Persönlich: Dr. Katharina Michel, Telefon +41 79 929 75 47 E-Mail katharina.michel@hochschule-schaffhausen.ch www.hochschule-schaffhausen.ch


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Intensives Networking um 163 Tische Anfang Mai gab es in der IWC-Arena auf der Breite ein Schaulaufen der besonderen Art: Über 160 Unternehmen, hauptsächlich kleinere und mittlere, sowie Ausbildungsdienstleister, präsentierten in der Eishalle auf der Breite ihre Angebote. Von CASPAR HEER

Die Schaffhauser Tischmesse und Kontaktbörse wird immer beliebter: «Wir mussten eine Warteliste führen, so gross war diesmal das Interesse», sagte Marcus Cajacob von der Wirtschaftsförderung. Diese Messeform wurde vor zwei Jahrzehnten zusammen mit dem Kantonalen Gewerbeverband (KGV) und der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen IVS ins Leben gerufen. Die rasch fortschreitende Digitalisierung hat sie nicht überflüssig gemacht, im Gegenteil: Die Tischmesse lebt vom Kontrast zur Cyberwelt.

Vernetzung stärkt lokale Firmen Regierungsrat Ernst Landolt hob dies in seinem Begrüssungswort hervor: «Im persönlichen Gespräch lassen sich die Produkte und Dienstleistungen unserer innovativen Unternehmen am besten bewerben.» Stadtpräsident Peter Neukomm ergänzte: «Als Aussteller setzen Sie ein wichtiges Zeichen für den Standort Schaffhausen.» Das Ziel, lokale Angebote sichtbar zu machen und die Vernetzung der regionalen Firmen zu stärken, hat die 10. Tischmesse erreicht. Jungen Firmen ging es vor allem ums Rampenlicht. So sagte beispielsweise Dominik Schlatter von LeanCONSag, ein Beratungsdienstleister in Baufragen: «Unsere Firma ist eine Neugründung. Ich will zeigen, was wir tun. Die Tischmesse ist der einfachste Weg dazu.»

«Erstklassiges Networking» Den meisten ging es darum, ihr regionales Beziehungsnetz zu pflegen. Andreas Sauter, Geschäftsführer der auf Wasserstrahl- und Laserschneiden spezialisierten Dohner AG, meinte: «Für mich ist das ein ganz wichtiger Networking-Anlass, denn viele meiner Kunden sind hier präsent.» Metoxit-Verkaufschef Volker Krämer will, dass das Thaynger HightechKeramikunternehmen in der Region sichtbarer wird: «Nur wer bekannt ist, wird auch empfohlen.» Ähnlich tönte es bei Alexandra Klinker, die mit Engelsflügelchen auf die Cloud-Kompetenz ihrer Firma MTF aufmerksam machte: «Wir hatten wieder sehr viele gute Begegnungen. Die Tischmesse wird von Mal zu Mal besser!» Daniel Brüschweiler von der Raiffeisenbank Schaffhausen besuchte Dutzende von Ausstellern und resümierte: «Erstklassiges Networking.» Wer einen Überblick über die erstaunliche Kompetenz und Vielfalt der Aussteller gewinnen wollte, musste schon ein paar Stunden investieren. Der 110-seitige Messekatalog ist für die Vertiefung von Kontakten hilfreich. Er ist online abrufbar, ebenso eine Bildergalerie der Tischmesse 2017. www.tischmesse.sh


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An zwei Maitagen besuchten Mitarbeitende des UBS Business Solutions Center ihren künftigen Arbeitsort in der Munotstadt. Die UBS zusammen mit dem Wirtschaftsförderungsteam zeigte ihnen zudem, wie vielfältig und lebenswert die neue Umgebung ist. Von CASPAR HEER

Es ist Samstag, doch hier ruht keiner: Überall wird gebohrt, geschraubt und gehämmert. Schon bald sollen die ersten Mitarbeitenden an der Solenbergstrasse einziehen, wo das erste UBS Business Solutions Center in der Schweiz mit Arbeitsplätzen für rund 500 Angestellte errichtet wird. Da die ersten hier bereits ab September tätig sein werden, hat die UBS in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung im Mai zwei Informationsanlässe durchgeführt. «Wir möchten unseren Mitarbeitenden einen ersten konkreten und positiven Eindruck des neuen Arbeitsortes vermitteln», erklärt David Pfund, der Business Projekt Leiter des neuen UBS Business Solutions Centers. «Und wir wollen Ihnen am neuen Arbeitsort zu einem möglichst guten Start verhelfen», sagt Wirtschaftsförderer Christoph Schärrer, welcher die Gäste am Bahnhof gleich persönlich abholte. Per Bus ging’s in wenigen Minuten zum neuen Standort, wo Beat Schmidlin, Leiter Strategic Delivery Centers Schweiz, die Teilnehmenden begrüsste.

Moderne Arbeitsumgebung Im Innern ist der Ausbau im Mai noch in vollem Gang. Kabel hängen von der Decke, Elektriker, Bodenleger, Maler und Schreiner sind am Werk. Dennoch können sich die UBS-Angestellten ein gutes Bild ihrer neuen Arbeitsplätze machen, nicht zuletzt dank der Visualisierung durch zahlreiche Schautafeln. Offene Fragen gibt es viele – und Antworten, die offensichtlich befriedigen. «Schönes, lichtdurchflutetes Gebäude, sehr angenehmes und attraktives Arbeitsumfeld», ist das Fazit der meisten. Im Erdgeschoss wird ein innovatives UBS-Restaurant eingebaut, und für den Schichtbetrieb sind modernste Automaten vorgesehen, die rund um die Uhr warme Mahlzeiten anbieten. Das UBS-Engagement für die Ökologie wird bei den Ladestationen für Elektroautos sowie den E-Bikes spürbar, die den Mitarbeitenden gratis zur Verfügung stehen.

UBS einer der wichtigsten Arbeitgeber Der zweite Teil der Roadshow führt in die Schaffhauser Altstadt. Nach einem kurzen Bummel über den belebten Fronwagplatz geht’s zu Fuss ins Haus der Wirtschaft. Dort stellt Christoph Schärrer Schaffhausen als Anwenderregion für neue Technologien vor und zeigt das künftige Gewicht der UBS auf, die bald zum sechstgrössten privaten Arbeitgeber im Kanton wird. Schärrers kurze Übersicht über die kulturellen Anlässe löst Staunen aus: «Da wird ja fast so viel geboten wie in einer Grossstadt», meint eine UBSMitarbeitende. Und ein Kollege urteilt: «Der Anlass war sehr gut organisiert. Ich habe in kürzester Zeit viel gesehen, auch weit über den eigenen Arbeitsplatz hinaus.» Zu diskutieren geben die Verkehrsverbindungen, denn nicht alle Mitarbeitende wohnen im Grossraum Zürich. Einer ist gar zum ersten Mal in Schaffhausen. Doch das Blauburgunderland hinterlässt bei ihm beim Apéro schon mal einen guten Eindruck.

Mitarbeitende des UBS Business Solutions Center erkunden ihre neuen Arbeitsplätze und den Standort Schaffhausen.

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Schnuppertour zu den neuen Schaffhauser Arbeitsplätzen

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Bahnzulieferer Faiveley neu angekuppelt Das US-Unternehmen Wabtec Corporation hat Ende 2016 die französische Faiveley Transport übernommen. Damit entstand ein globaler Zulieferer für Bahnfahrzeuge mit 20 000 Mitarbeitern und 4,2 Milliarden Franken Umsatz. Zu den über 100 Standorten des neuen Konzerns zählt auch Schaffhausen mit der Faiveley Transport Schwab AG. Von CASPAR HEER Der Fokus von Wabtec liegt auf Produkten für den Güterverkehr. Faiveley fertigt hauptsächlich Komponenten für den Bau von Personenzügen wie Stromabnehmer, automatische Türen, Klimaanlagen, Brems- und Kupplungssysteme und anderes mehr. «Die Produktepaletten der beiden Firmen ergänzen sich ideal, und auch bei den Märkten gibt es kaum Überschneidungen», erklärt Elio Tommasini. Er ist Managing Director des Schaffhauser Standortes, wo man auf Kupplungen und Puffer spezialisiert ist.

International wachsen Tommasini sieht die Zukunft im neuen Konzern positiv. «Ursprünglich waren wir stark auf die regionalen Märkte ausgerichtet. 2013 wurden wir von Faiveley übernommen. Das half uns, international stärker zu wachsen und neue Märkte zu erschliessen. Im neuen Wabtec-Konzern ist Schaffhausen jetzt das Kompetenzzentrum für automatische Kupplungen.» Diese sind bei modernen Triebzügen für den Personenverkehr Standard und entsprechend nachgefragt. Technisch sind automatische Kupplungen anspruchsvoll: Sie müssen Zug- und Stosskräfte aufnehmen sowie die Zugeinheiten auch elektrisch und (für die Bremsen) pneumatisch verbinden. Der Faiveley-Standort Schaffhausen hat sich auf die

Hightech aus Schaffhausen: Automatische Eisenbahnkupplung.

Entwicklung sowie den Bau und das Testen von Prototypen und Kleinserien fokussiert. Grössere Serien für europäische Auftraggeber werden dagegen meist im neuen Faiveley-Werk in Pilsen (Tschechien) gefertigt, während der asiatische Markt von Indien aus beliefert wird.

Ausbau Servicegeschäft Die Mitarbeiterzahl am Standort im Ebnat ist seit 2013 von 48 auf 75 gestiegen. «Unser Ziel ist, mindestens diesen Personalbestand zu halten», sagt Tommasini. Eine Wachstumsmöglichkeit sieht er im Ausbau des Service-

geschäfts, da Bahnen und Verkehrsbetriebe die Instandhaltungsarbeiten zunehmend auslagern. Weltweit ist Wabtec/Faiveley im Kupplungsbereich der viertgrösste Anbieter. Zu den Konkurrenten gehört neben Voith und Dellner die chinesische Firma SRI, die weltweit bereits zur Nummer 3 aufgestiegen ist. An Ausruhen ist deshalb laut Tommasini nicht zu denken: «Wer zum Zug kommt, bestimmen allein Performance und Preis.» www.wabtec.com

Cilag investiert in neues Laborgebäude Die Cilag AG entwickelt sich als strategischer Standort innerhalb des Unternehmens Johnson & Johnson weiter: An der Hochstrasse wird demnächst ein modernes Mikrobiologie-Laborgebäude errichtet. Schaffhausen ist ein bedeutender Konzernstandort für neuartige Pharmaprodukte, die unter dem Markennamen Janssen vertrieben werden. Das geplante Labor für mikrobiologische Tests und Produktfreigaben ist auf die künftigen Herausforderungen des vielfältigen Produktportfolios der Cilag AG ausgerichtet. Im Rahmen der 20-Millionen-FrankenInvestition wird der bestehende Bau des Qualitätsprüflabors um einen Westflügel erweitert. Damit wird neben dem neuen Mikrobiologie-Labor auch das verbleibende Biotech-Labor verbessert. Der Bau des neuen Gebäudetrakts dauert rund zwei Jahre.

Die Cilag AG gehört zu den grössten Produzenten der pharmazeutischen Industrie der Schweiz und ist mit rund 1300 Mitarbeitenden einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region Schaffhausen. Das 1936 gegründete Unternehmen gehört seit 1959 zum Johnson & JohnsonKonzern. Cilag produziert hochwertige pharmazeutische Wirkstoffe und Produkte für den Weltmarkt und ist Einführungs- und Wachstumsstandort für pharmazeutische Substanzen, die parenteral (also nicht über den Verdauungstrakt) verabreicht werden.


F I R M E N N E W S

Wenn 40-Jährige aus allen Nähten platzen, ist das normalerweise keine gute Nachricht. Ganz anders im Fall der Medipack AG. Das 1977 gegründete Familienunternehmen hat in den letzten zwei Jahrzehnten rasant von einem Dutzend auf über 160 Beschäftigte expandiert. Firmeninhaber Reto Artusi erklärt die Wachstumsstory. Von CASPAR HEER Am Standort im Mühlental gibt es keine freien Flächen mehr. «Die Reinräume, wo wir Medizinalprodukte verpacken, sind bis in den Spätsommer ausgelastet», sagt Reto Artusi. Für andere Firmenchefs wäre das Anlass zu purer Freude. Artusi macht der Kapazitätsengpass Sorge: «Wir haben im vergangenen Jahr 50 zusätzliche Kunden gewonnen, und es kommen wöchentlich neue dazu.» Weil sie alle ein hohes Mass an Flexibilität erwarten, wird seit Frühjahr in drei Schichten gearbeitet.

RETO ARTUSI Inhaber Medipack AG

40 Jahre Aufstieg 1977 Aldo Artusi gründet die Firma 1993 Medipack zieht ins Gewerbezentrum Mühlental. Erster Reinraum

Volle Innovations-Pipeline Wer mit ihm einmal durch die Büros, Werkhallen und Verpackungsräume geeilt ist, weiss: Dieser Mann ist nicht so leicht zu bremsen. Das gilt insbesondere für die Entwicklung neuer Produkte: «Wir haben immer einige Innovationen in der Pipeline», sagt er. Als besonders erfolgreich haben sich die «Babuschkas» erwiesen, patentierte Blisterverpackungen in sechs Standardgrössen, deren Inneres sich dem Produkt anpassen lässt. Doch es ist die ungeheure Vielfalt an massgeschneiderten Verpackungen, mit denen die Medipack immer neue Kunden überzeugen konnte. Wer die Daten eines Produkts ins Schaffhauser Mühlental mailt, erhält innert kürzester Zeit einen Ver­ packungsvorschlag im ansprechenden 3-D-Design.

Universeller Systemlieferant Nicht allein die zahlreichen Innovationen, sondern eine strategische Weichenstellung habe die Firma auf ihren

Expansionskurs geführt, sagt Artusi: «Wir haben uns zu einem Systemlieferanten entwickelt, der den Kunden sämtliche Verpackungslösungen aus einer Hand anbieten kann. In dieser Hinsicht sind wir in Europa einzigartig.» Medipack liefert nicht nur hochwertige Medizinalblister (Sichtverpackungen) und weitere Verpackungsprodukte, sondern auch verschiedene Typen von Verpackungsmaschinen für die Medizinalindustrie. Im Mühlental werden zudem jeden Tag Tausende von Medizintechnikprodukten in Reinräumen direkt verpackt. Ein Widerspruch ist das laut Artusi nicht. «Im Prinzip ist das vergleichbar mit Kapsel-Espressomaschinen: Wer mit unseren Maschinen verpackt, ordert nämlich bei uns auch das Material dazu.»

Potenzieller Markt Uhrenindustrie Wie der Name sagt, ist die Firma auf Medizinalprodukte fokussiert. Artusi peilt aber einen zweiten Wachstumsbereich an: «Gut zu unserem Geschäft passt die Uhrenindustrie. Hier geht es ja auch darum, heikle und teure Kleinteile wie Zifferblätter, Zeiger oder mechanische Uhrwerkteile für Transport und Lagerung sauber und sicher zu verpacken.» Ob dieses Geschäft für die Medipack zu einem starken zweiten Standbein wird, muss sich noch weisen. Immerhin, so verrät Artusi, läuft bereits ein erstes Projekt mit der IWC Schaffhausen. www.medipack.ch

1997 Reto Artusi tritt in die Fussstapfen seines verstorbenen Vaters 2001 Medipack baut eigenen Formenbau auf 2003 Kauf des Gewerbezentrums Mühlental 2004 Erste Heisssiegelmaschine 2007 Einrichtung eines Abruflagers 2013 Medipack erhält IVS Innovationspreis 2017 Über 160 Beschäftigte und über 600 Kunden weltweit

Staubig ist im Mühlental nur noch die Erinnerung an das erste Industriezeitalter: Blick in einen der sechs Reinräume der Medipack.

Wirtschaftsförderung

Medipack seit 40 Jahren auf Erfolgskurs

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R S E - N E W S

Mit dem RSE-Projekt «Erlebnisregion Schaffhausen» wollen die Stadt Schaffhausen, Stein am Rhein, Neuhausen am Rheinfall, Beringen und Thayngen die lokalen Einkaufsangebote stärken – und zwar, indem sie dort präsent sind, wo sich die BewohnerInnen und BesucherInnen der Region bewegen: in der Online-Welt. Das neue Angebot wird im Juli aufgeschaltet. Von PETRA ROOST Wer in der Region lebt, weiss es: Schaffhausen bietet sehr viel. Trotzdem: Die Konkurrenz im Internet, der Eurokurs oder Zeitmangel führen oft dazu, dass das vielfältige und zum Teil einzigartige Angebot vor Ort vergessen geht. BesucherInnen an den verschiedenen Orten zu erreichen und sie zu einem längeren Aufenthalt und zu mehr Konsum zu animieren, ist im Internet-Zeitalter herausfordernd.

«Mit dem Projekt ‹Erlebnisregion Schaffhausen› wird Stein am Rhein auch am Rheinfall erlebbar», sagt dessen Stadtpräsident Sönke Bandixen. Auch der Neuhauser Gemeinderat Ruedi Meier betont: «Mit diesem Projekt wird Neuhausen zwischen dem Angebot der Stadt und dem Rheinfall besser sichtbar.»

Emotionale Bildwelt

«Mit dem Projekt ‹Erlebnisregion Schaff hausen› wird Stein am Rhein auch am Rheinfall erlebbar.» Sönke Bandixen, Stadtpräsident Stein am Rhein

Reale und Online-Welt verknüpfen Immer mehr Menschen nutzen als Einstieg für die Planung von Reisen, Ausflügen oder Einkaufserlebnissen Online-Kanäle. Deshalb wollen die fünf grossen Gemeinden des Kantons ihre lokalen Angebote gemeinsam dort in den Vordergrund rücken. Der Schaffhauser Stadtpräsident Peter Neukomm betont: «Die Herausforderungen für die Anbieter in unserer Altstadt sind gross. Mit dem Projekt möchten wir das Gesamtangebot und alle lokalen Angebote besser darstellen.» Wer in der Online-Welt nicht präsent ist, droht auch in der realen Welt nicht mehr wahrgenommen zu werden. Wer sich in der Online-Welt dagegen optimal positioniert, kann viel Aufmerksamkeit auf sich lenken:

Initiiert von den Projektträgern, wurde in den letzten Monaten das neue Online-Angebot «Erlebnisregion Schaffhausen» aufgebaut. Dessen Kern ist die attraktive Übersicht aller Einkaufs- und Gastronomieangebote der beteiligten Gemeinden. Ihre Angebote werden vernetzt dargestellt, und mit einer Bild- und Filmwelt wird die gesamte Region den Online-Besuchern emotional nähergebracht. Jede Gemeinde lädt mit einer eigenen Einstiegsseite zum Einkaufen und Erleben vor Ort und in der Region ein. Damit sollen BesucherInnen länger in der Gegend verweilen, Einheimische wieder vermehrt ans lokale Angebot denken, und zusätzlich soll das Gesamtangebot besser positioniert werden. Ausserdem wird das neue Online-Angebot in den Kernzonen der beteiligten Gemeinden an Hotspots direkt abrufbar sein via WLAN, das mit Unterstützung der Sasag aufgebaut wird. Die Erlebnisregion Schaffhausen geht im Juli 2017 online. www.erleben.sh.ch

In der Online-Welt optimal positioniert: Schaffhauser Angebote auf www.erleben.sh.ch

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Mehr Bock auf Schaffhausen – auch online

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I T S - N E W S

Zwei technische und eine soziale Innovation wurden mit dem 8. IVS Innovationspreis der Schaffhauser Platzbanken ausgezeichnet. Georg Fischer konnte den ersten Preis entgegennehmen. Mit dem zweiten und dritten Preis wurden zwei kleine Unternehmen gewürdigt, die Löhninger Entwicklungsfirma e-proxi AG und mitschaffe.ch, eine Personalfirma für Menschen mit Behinderung. Von CASPAR HEER Alle zwei Jahre werden Innovationen regionaler Firmen mit dem IVS Innovationspreis der Schaffhauser Platzbanken ausgezeichnet. Die 8. Preisverleihung erfolgte am 19. Juni im RhyTech im Rahmen der ITS-Innovationswoche. 16 Firmen haben diesmal neu entwickelte Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Geschäftsmodelle eingereicht. Eine Jury unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Marxt, Professor für Technologie und Entrepreneurship an der Universität Liechtenstein, wählte die drei vielversprechendsten Eingaben aus. «Entscheidende Kriterien dafür sind einerseits die Innovationshöhe, anderseits der Markterfolg sowie auch das volkswirtschaftliche Potenzial für den Kanton Schaffhausen», sagt der Jury-Präsident.

Kosten sparen unter Wasser Ein wahrer Energiespar-Champion ist auch das mit dem zweiten Preis ausgezeichnete AeroSys-System, das die Löhninger Firma e-proxi AG von Claudia und Markus Ellenberger entwickelte. Es ist ein kompaktes Belüftungssystem, das direkt in den Klärbecken von Abwasserreinigungsanlagen installiert wird. Das minimiert Energiewege und Druckverluste, und separate Gebäude sowie Vorrichtungen für Kühlung und Lärmschutz entfallen. Kläranlagen brauchen für die Belüftung viel Energie. Mit dem System kann der Verbrauch um über 20 Prozent gesenkt werden.

Heisser Preis für ein cooles Teil Der Hauptpreis geht an GF Piping Systems AG für die Entwicklung und Markteinführung des Systems Cool-Fit 2.0. Es handelt sich um ein durchgängig vollisoliertes Rohrleitungssystem, welches die Effizienz von Kühlsystemen in Gebäuden sowie Rechenzentren oder Prozesskühlanlagen massiv erhöht. Was Cool-Fit 2.0 so speziell und Georg Fischer in diesem Bereich zum globalen Technologieführer macht, sind nicht nur die hochwertigen und nahtlos integrierten Dämmstoffe, die Energieverluste minimieren. Das System besteht auch aus wartungs- und korrosionsfreien sowie beschädigungsresistenten Materialien und garantiert damit niedrige Betriebskosten und eine lange Lebensdauer. Ein weiteres Plus ist die einfache Montage in einem Arbeitsgang, was bei Planung und Bau viel Zeit spart. Cool-Fit 2.0 ist auch ein wesentlicher Beitrag zu einer energieeffizienten Zukunft.

Thomas Leingruber, Verkaufsleiter Industrie, vor Cool-Fit-Plakat.

Inhaber von e-proxi AG: Claudia und Markus Ellenberger.

Würdigung einer sozialen Innovation 2013 gründeten Thomas und Barbara Bräm ihr Personalunternehmen mitschaffe.ch. Mit dem IVS Innovationspreis wird ihr Konzept gewürdigt, das Personen mit einer Beeinträchtigung den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert. Viele Schaffhauser Betriebe sind laut Thomas Bräm grundsätzlich bereit, Menschen mit Beeinträchtigung anzustellen. Allerdings fehle ihnen das Wissen im Umgang mit solchen Arbeitskräften, und manche scheuten den administrativen Aufwand. mitschaffe.ch überwindet nun solche Hürden. Die Firma bereitet die Job-Anwärter mit einem Coaching auf ihre neue Herausforderung vor, stellt sie zunächst bei sich selber an und vermittelt ihnen einen Job im ersten Arbeitsmarkt. 50 Personen arbeiten derzeit dank mitschaffe.ch in verschiedenen Schaffhauser Firmen. Das Geschäftsmodell von mitschaffe.ch ist also im Arbeitsmarkt erfolgreich angekommen. Allerdings misst Bräm den Erfolg seines Unternehmens nicht daran, möglichst viele Menschen zu beschäftigen: «Wir wollen nämlich, dass die Firmen unsere Angestellten nach einiger Zeit fest übernehmen.»

Sie sind mitschaffe.ch: Barbara und Thomas Bräm.

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Preisgekrönte Innovationen

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K G V - N E W S

Erst in wenigen Berufen der höheren Berufsbildung kann man seine Berufserfahrung anerkennen lassen. Beim Fachausweis Unternehmensführung KMU ist das möglich. Zu dem eidgenössisch anerkannten Abschluss gelangt man über eine Validierung beziehungsweise eine Gleichwertigkeitsanerkennung. Von BARBARA BUCHSER

Viele Berufsleute wachsen in eine Aufgabe hinein. Sie machen, was getan werden muss, und eignen sich die notwendigen Kompetenzen selbst an. Diese Situation trifft auf viele Selbständige, häufig aber auch auf Part­ nerInnen, Nachkommen von Unternehmern und Firmeninhabern oder Quereinsteiger in KMU zu. In der heutigen Zeit ist ein anerkannter Titel in vielen Situationen von entscheidendem Vorteil. Oft ungeplant befindet man sich plötzlich in der Situation, sich auf dem Arbeitsmarkt wieder bewerben zu müssen oder man muss die eigene Kom­ petenz bei Kapitalgebern oder Auftraggebern belegen. Im Rahmen des Gleichwertigkeitsverfahrens kann man sich nun die Kompetenzen anerkennen lassen, und zwar ohne regelmässigen Unterrichtsbesuch. Personen, die das Verfahren erfolgreich durchlaufen haben, sind zur Berufsprüfung «Fachmann/-frau Unternehmensführung KMU mit eidgenössischem Fachausweis» zugelassen.

Für wen ist das Gleichwertigkeitsverfahren geeignet? Der Weg über das Gleichwertigkeitsverfahren richtet sich an Personen, die über ein solides betriebswirtschaftliches Fundament verfügen und die Bereitschaft mitbringen, ihre Kompetenzen in einem umfangreichen Dossier zu dokumentieren. Im Selbstbeurteilungstest werden ihre Kom­ petenzen in folgenden Bereichen (Modulkompetenzen) abgefragt:

• Allgemeine Unternehmensführung • Leadership, Kommunikation und Personalmanagement • Organisation • Rechnungswesen • Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Lieferanten- und Kundenbeziehungen • Recht in der Unternehmensführung

Dossier und Begleitprozess Im Dossier werden auf rund 50 Seiten die Kompetenzen anhand konkreter Handlungssituationen aus der eigenen Berufspraxis beschrieben. Im Rahmen des Begleitprozesses beraten und unterstützen Fachpersonen die Teilnehmenden. Die Präsenzzeiten im Begleitprozess sind bewusst auf ein Minimum reduziert. Das trägt dem Bedürfnis der Teilnehmenden Rechnung, die meist im eigenen Unternehmen stark engagiert sind und darum keinen regelmässig stattfindenden Unterricht besuchen können. Die KMU Frauen Schweiz haben dieses Validierungsverfahren für den eidgenössischen Fachausweis «Fachleute Unternehmensführung KMU» erarbeitet und eine überaus erfolgreiche Pilotprojektphase durchgeführt. Ansprechpartner ist das Schweizerische Kompetenzzentrum für Gleichwertigkeitsverfahren in Unternehmensführung KMU, www.skgu.ch.

BARBARA BUCHSER Expertin Fachausweis Unternehmensführung KMU

Kantonaler Gewerbeverband Schaffhausen Dachverband der Schaffhauser KMU www.gewerbe-sh.ch info@gewerbe.sh.ch

Die eigene Kompetenz mit einem anerkannten Fachausweis belegen (KMU-Führungskräfte an der 10. Schaffhauser Tischmesse).

Wirtschaftsförderung

Unternehmensführung KMU: Kompetenzen anerkennen lassen

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I V S - N E W S

Einige Jugendliche benötigen beim Start ins Berufsleben besondere Unterstützung. Mit dem Projekt Zebra will die IVS deshalb Praktikumsplätze in Industrie und Gewerbe schaffen. In möglichst mehrmonatigen Praktika werden die Lernenden der altra schaffhausen auf die Rahmenbedingungen im ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Von THOMAS MAIER Nach sechs Jahren zeigt sich eine erfreuliche Bilanz. Der Kreis an Partnerfirmen weitet sich stetig aus, und dauerhafte Praktikumsanbieter haBERUFLICHE INTEGRATION FÜR ben sich auch in den angrenEINZIGARTIGE MENSCHEN zenden Kantonen etabliert: in Wil ZH, Effretikon, im Zürcher Weinland und im Thurgau Richtung Bodensee. Um bei Bedarf den Partnern schnell und unkompliziert zur Verfügung zu stehen, grenzen sich die altra und ihre Job-Coaches aber doch ab. Sie begleiten zurzeit nur Firmen im Umkreis von rund 30 Kilometern, hauptsächlich in der Umgebung von Schaffhausen, im Klettgau und in der Region bis Stein am Rhein. Gegenseitiges Kennen hilft, Schwellenängste vor einem Erstkontakt abzubauen. Regionale Anlässe und vor allem Mund-zu-MundPropaganda unter den Mitgliederfirmen der IVS tragen dazu bei, dass neue Firmen dazukommen.

Motivierte Praktikanten «Alle können profitieren»: Darin sind sich die Partnerfirmen einig. So sagt beispielsweise Thomas Steinemann, Rhenus AG, Schaffhausen: «Bis anhin konnten wir durchweg positive Erfahrungen machen.» Natürlich, anfangs benötigten die Lernenden eine umsichtige Einführung. Fast

ausnahmslos habe er die bisherigen Praktikanten als sehr motiviert und qualitätsbewusst erlebt. Zudem profitierten die Betriebe von der zusätzlichen Arbeitskraft. Es sei eine Bereicherung für die Belegschaft, stärke das soziale Verantwortungsgefühl und fördere die gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung. Zudem entspreche es der Firmenideologie der Rhenus AG, soziale Verantwortung wahrzunehmen und sich angesichts des aktuellen Fachkräftemangels für die Nachwuchsförderung einzusetzen.

Anerkanntes Ausbildungsdokument Nicht alle Jugendlichen sind mit einem gut gefüllten Rucksack für die Ausbildung ausgestattet. Einige benötigen daher spezielle Unterstützung. Hilfe bei der Integration von lern- und leistungsbeeinträchtigten Jugendlichen bieten auch die Berufsverbände und der Schweizerische Gewerbeverband (SGV). So wird derzeit in der Logistikbranche, bei den Schreinern und im Bürobereich ein individueller Kompetenznachweis (IKN) getestet. Ziel ist, dass Lernende, welche die Abschlussprüfung für das Eidgenössische Berufsattest (EBA) nicht bestehen, sowie Absolventen der zweijährigen praktischen Ausbildung (PrA) nach Insos (Nationaler Branchenverband für Menschen mit Behinderung) ein Dokument vorweisen können, das von der Organisation der Arbeitswelt für Gesundheits- und Sozialberufe (OdA) anerkannt ist.

Über die wibilea näher an den ersten Arbeitsmarkt Seit August 2016 bildet die altra schaffhausen ihre Lernenden im Bereich Mechanik in Neuhausen aus, wo die wibilea AG über eine moderne Infrastruktur verfügt. Damit kann den gestiegenen Anforderungen an die Ausbildung entsprochen werden. Die Lernenden der altra besuchen seit jeher die überbetrieblichen Kurse in der wibilea und sind mit dem Umfeld vertraut. Berufsbildner oder -bildnerin wie auch die Lernenden bleiben bei der altra angestellt. Zurzeit werden je ein Polymechaniker EFZ, ein Mechanikpraktiker EBA sowie ein Praktiker PrA Mechanik ausgebildet.

Schaffhausen profiliert sich dank Zebra Schaffhausen wurde als einer von fünf Kantonen für das dritte Forschungsprogramm zur Invalidenversicherung ausgewählt, und zwar wegen der Massnahmen, mit denen Jugendliche mit Lern- und Leistungsdefiziten beim Übergang in die Arbeitswelt unterstützt werden. Massgebend dafür war die Wirtschaftsnähe für IV-unterstützte Ausbildungen. Genau darauf zielt das Projekt Zebra ab. Eine wichtige Rolle spielen auch die Bemühungen des Berufsbildungszentrums (BBZ), beispielsweise durch die Umsetzung des in der Uno-Behindertenrechtskonvention formulierten Gleichstellungsgrundsatzes. Demzufolge sollen Nachteile möglichst schon vor und während der Ausbildung ausgeglichen werden. Die Veröffentlichung der Studie wird im Herbst erwartet.

Motiviert und qualitätsbewusst: Lernende und Firmen profitieren vom Zebra-Projekt.

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Zebra: Hand in Hand mit der Wirtschaft

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M I T G L I E D E R

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«Es geht immer ums Verkaufen. Wer sich nicht online vermarktet, hat schon verloren!» Diese erfrischenden Aussagen bestimmen ein Gespräch mit den beiden Gründerinnen von fit for profit Michaela Schäfer und Natascha Deana. Von VANESSA NÄGELE «Sales und Marketing stehen auf der Prioritätenliste von Unternehmern schon immer ganz oben. Das Kaufverhalten potenzieller Kunden ändert sich jedoch grundlegend. Wir befinden uns mitten in der digitalen Transformationsphase», erklärt Natascha Deana. Soziale Netzwerke seien nicht mehr aus einem gelungenen Cross-Channel-Mix wegzudenken.

All Eyes on Social Media «In sozialen Netzwerken erreichen Sie Ihre Zielgruppe mit einem geringen Budget und minimieren Streuverluste. Ausserdem steigern Sie Ihre Bekanntheit, vergrössern Ihr Netzwerk und generieren Neukunden», erläutert Michaela Schäfer. fit for profit hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, ein Netzwerk von über einer Million Kontakte zweiten Grades zu erzielen. «In puncto Selbstmarketing haben wir definitiv unsere Hausaufgaben gemacht.» «Soziale Medien fand ich schon immer faszinierend. Ich war Teil der Geschäftsleitung eines Unternehmens mit marktführenden Brands. Dort haben wir Social Media bereits vor Jahren mit grossem Erfolg in den Marketing-Mix integriert und Neukunden gewonnen. Diese Erfahrung ist definitiv Teil unseres heutigen Geschäftsmodells», erklärt Schäfer.

Die beiden Eigentümerinnen von fit for profit GmbH: Natascha Deana und Michaela Schäfer.

Digital Natives und müssen sich Basics mühsam erarbeiten. Wir halten ihnen den Rücken frei, damit sie ihr Kernbusiness nicht aus den Augen verlieren», fügt Deana hinzu. Zahlreiche Kunden setzen bereits auf die Social-Media-Rundumbetreuung der beiden, denn Service und Resultate überzeugen.

Viele wollen – wenige können «Wir unterstützen unsere Klienten genau dort mit externen Ressourcen, wo internes Know-how fehlt. Die wenigsten Geschäftsführer sind

www.fitforprofit.ch www.socialmedia-manager.ch

Von losen Netzwerken zu echtem Beziehungskapital Jeder hat ein Netzwerk – ob sozial, beruflich, als elektronisches Adressbuch oder als Kontaktdatenbank. Aber nur wenige verbinden alle Kontakte zu einem gesamten Netzwerk und nutzen damit ihr volles Beziehungskapital. Von DANA SMITH «Heute ist es weniger ein Problem, grosse Netzwerke aufzubauen, als vielmehr deren Beziehungen und Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen», so Ralph Schonenbach, Gründer und CEO von Envoy – Next Generation Networking mit Sitz in Schaffhausen. Unternehmen investieren in nicht unerheblichem Masse in Customer Relationship Management Plattformen (CRM), ohne dabei die

Kontakte der Mitarbeiter gezielt einzubinden. Was wäre, wenn es ein Tool gäbe, um einzelne Netzwerke zu verbinden, gezielt zu managen und zu analysieren? Welches Potenzial könnte sich für den Nutzer dadurch entfalten?

Eine bahnbrechende Idee Envoy-Gründer Ralph Schonenbach stellte sich schon längere Zeit genau diese Frage. Er erkannte, dass individuelles Networking nicht ausreicht und es einer neuen Herangehensweise bedarf, um Netzwerke besser zu verstehen und managen zu können. Es muss die Möglichkeit geben, persönliche Netzwerke über das gesamte Unternehmen hinweg zu nutzen und gleichzeitig die Privatsphäre der einzelnen Nutzerdaten zu wahren. Im April 2015 war die Idee für Envoy geboren. Envoy führt Kontakte aus unterschiedlichen Netzwerken an einem einzigen, sicheren Ort zusammen. Nutzer können wertvolle Beziehungen innerhalb ihres Unternehmens mithilfe der Plattform analysieren und kombinieren. Zuverlässige Analysen auf Grundlage künstlicher Intelligenz verhelfen zu einem besseren Verständnis ihrer «Assets». Damit werden unerkannte Verknüpfungen sichtbar, die dazu dienen, ganz neue Kanäle zu Kunden, wichtigen Stakeholdern oder Investoren zu erschliessen. www.envoyworld.com

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1 Firma, 2 Frauen, 1 Million Kontakte

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F I N A N Z E N

Die Schweiz gehört im internationalen Vergleich zu den vier Ländern, welche am meisten für Forschung aufwenden. Entsprechend innovationsfreundlich ist hierzulande das Klima. Von JOSEF MONTANARI Schweizer Unternehmen investieren immer mehr in Forschung und Entwicklung. Laut einer aktuellen Untersuchung des Bundesamtes für Statistik nahmen allein zwischen 2012 und 2015 die Forschungsausgaben von Unternehmen um über 10 Prozent zu. Sie investierten im Jahr 2015 über 15,66 Milliarden Franken in diesen Bereich. Damit gehört die Schweiz im internationalen Vergleich zu den vier Ländern, welche, gemessen an ihrem Bruttoinlandprodukt, am meisten dafür aufwenden.

Innovation als Wohlstandstreiber Dies ist ein hervorragendes Ergebnis und sehr wichtig für unser Land. Als rohstoffarme Nation ist seit jeher die Entwicklung von neuem Wissen und somit von Innovation ein grundlegender Treiber unserer Wettbewerbsfähigkeit und unseres Wohlstandes. Erfreulich an den erhobenen Zahlen ist, dass seit über 15 Jahren konstant mehr als 70 Prozent der schweizerischen Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung aus der Privatwirtschaft stammen. Mit anderen Worten bietet die Schweiz den meist international ausgerichteten Unternehmen ein innovationsfreundliches Klima an, welches neben Rechtssicherheit, exzellenten Hochschulen und kooperativen Behörden auch einen hohen Lebensstandard umfasst.

intensität auszeichnen. Aber auch Unternehmen anderer Branchen investieren viel in die Entwicklung von hochspezialisierten Produkten. Stellvertretend für viele sollen hier das Unternehmen Huber + Suhner, als Entwickler und Produzent von Komponenten und Systemlösungen zur elektrischen und optischen Übertragung von Daten und Energie, und das Softwareunternehmen Temenos genannt werden. Solche Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag zum Innovationsstandort Schweiz. Die Aktien aller genannten Unternehmen bewerten wir als solide und empfehlen, diese im Aktiendepot zu halten.

Hohe Forschungsintensität im Pharmabereich

Daten: Credit Suisse AG

Je nach Branche unterscheidet sich der Umfang der Investitionen in Forschung und Entwicklung deutlich. Allen voran mit 6,17 Milliarden Franken gibt die Chemie- und Pharma-Industrie am meisten dafür aus. Prominente Bespiele sind hier sicherlich die Pharma-Grössen Roche und Novartis, welche sich durch eine überdurchschnittliche Forschungs-

DR. JOSEF MONTANARI Leiter Bank Cler Schaffhausen

Schaffhauser Unternehmen

Börsentitel/ Muttergesellschaft

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Kurs 2.6.2017

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Performance KGV seit 1.1.2017 2017

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CHF USD CHF USD CHF USD USD USD USD USD EUR USD USD CHF USD CHF CHF USD USD USD EUR USD USD CHF EUR USD USD USD CAD EUR USD USD

24.66 65.35 79.7 67.22 55.6 52.73 128.78 42.18 82.86 90.61 67.03 35.65 52.74 925 3.11 206.3 81.35 124.7 39.05 86.08 108.2 20.35 66.24 557.5 62.63 79.82 86.1 33.85 709.3 51.05 79.81 52.44

18.59 44.68 67.4 60.27 42.15 42.27 109.32 36.8588 62.14375 78.34 47.73374 29 39.29 728.5 2.92 177.5 53 76.73 20.4 69.35 82 9.6 53.8 446 41.3 54.54 75.71 18.91 488.99 36.22 65.28 42.52

14.8 12.95 7.56 -38.49 0.91 4.33 11.78 2.4 13.84 -7.88 17.68 -0.97 8.76 10.91 -6.33 1.78 20.61 21.02 24.92 20.85 9.13 72.46 18.14 18.87 36.79 15.21 10.61 7.36 16.26 30.51 15.47 5.9

3.08 0.86 3.45 1.34 4.95 2.39 2.61 2.37 0 0.57 2.61 0 3.87 2.16 0 1.16 2.21 1.92 2.05 2 1.11 5.55 2.08 2.69 1.23 1.85 0.65 0.95 0.76 2.81 2.56 1.37

24.89 65.67 82.8 128.19 61 61.335 129 46.17 87.99 107.61 68.22 40.15 56.19 949.5 5.94 219.5 85.9 125.98 43.09 89.27 115.2 19.5 69.03 581 64.85 79.95 88.01 36.43 711.98 51.19 79.81 54.99

29.02 17.02 29.08 32.69 0 17.63 22.39 66.48 35.25 22.01 18.19 37.01 17.35 17.51 -21.25 29.86 24.97 10.32 -12.8 35.69 28.88 0 207.33 21.48 37.91 18.74 20.12 30.13 54.15 27.9 16.3 24.56

CH0012221716 US0010841023 CH0012005267 US0441861046 CH0038389992 US1270551013 US4781601046 IE00BY7QL619 US1773761002 US2315611010 NL0000009827 US3116421021 CH0114405324 CH0001752309 US3994731079 CH0187624256 CH0210483332 US2441991054 US4891701009 IE00BTN1Y115 DE0006599905 US6861942000 IE00BLS09M33 CH0002187810 DE000STRA555 CH0102993182 US2358511028 US8807791038 CA21037X1006 NL0000009355 US9311421039 US98419M1009

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H I N T E R G R U N D

Senioren erobern den Arbeitsmarkt Bei den erwerbstätigen Pensionären in der Schweiz zeichnet sich ein leichter Aufwärtstrend ab. Die Unternehmen sind zwar an den spezifischen Kompetenzen älterer Angestellter interessiert, verfügen jedoch grösstenteils über keine systematische Personalpolitik – auch im Kanton Schaffhausen nicht.

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HINTERGRUND © 123rf.com

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enioren beraten Senioren. Sie verstehen die Bedürfnisse gleichaltriger Kunden besser und können gezielt darauf eingehen. So setzt Jelmoli auf erfahrene Mitarbeitende im Verkauf, um den Umsatz von Modemarken für die reifere Kundschaft zu steigern. Sogenannte «Seniorenjobs» würden sich für sämtliche Branchen und Hierarchiestufen eignen, stellt eine aktuelle Publikation der Denkfabrik Avenir Suisse fest. Die Beispiele weisen aber auch auf das Potenzial langjähriger Arbeitnehmer hin. Sie verfügen über ein grosses Fachwissen, kennen die firmeninternen Prozesse und sind gut integriert. Im Kontext des bereits bestehenden Fachkräftemangels, der sich aufgrund der anstehenden Pensionierungswellen weiter verschärfe, gewinne Altersarbeit zunehmend an Bedeutung, lauten die Erkenntnisse.

DIE ARBEITNEHMER SAGEN JA Auch wenn der prozentuale Anteil der erwerbstätigen Pensionäre in den unterschiedlichen Statistiken leicht schwankt, lässt sich für die gesamte Schweiz ein leichter Aufwärtstrend feststellen. Dasselbe gilt für den Kanton Schaffhausen. Gemäss der Strukturerhebung des Bundesamts für Statistik (BFS), die einen direkten Vergleich zulässt, gingen 2015 auf Bundesebene etwa 7,8 Prozent und auf Kantonsebene etwa 6,6 Prozent der über 65-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nach. 1970 registrierte die Eidgenössische Volkszählung noch eine Arbeitsbeteiligung von 19 Prozent. In den Folgejahren bis 2000 gingen die Zahlen markant zurück. Christoph Freymond, stellvertretender Sektionschef der Sektion Bevölkerung des BFS, führt die Entwicklung auf die Einführung der Pensionskassenpflicht 1985 zurück. Vorher hätten viele ihre Renten lediglich aus der AHV bezogen. Nach 2000 lässt sich wieder ein leichter Anstieg feststellen. Dabei handle es sich unter anderem um Geringverdiener, die in keine Pensionskasse eingezahlt hätten. Primär lägen jedoch individuelle Gründe vor. Die Leute

fühlten sich fitter und wollten noch aktiv zur gesellschaftlichen Wertschöpfung beitragen, sagt Freymond.

DIE ARBEITGEBER SIND GEFORDERT Dennoch müssen neben den gesundheitlichen Voraussetzungen die Arbeitsbedingungen stimmen. Viel Wert legen die Senioren auf ein gutes Arbeitsklima, Wertschätzung, flexible Zeitmodelle und interessante Aufgabengebiete. Auch viele Betriebe sind einer Weiterbeschäftigung gegenüber positiv eingestellt. «61 Prozent der Unternehmen in der Schweiz bieten eine Beschäftigungsmöglichkeit für Arbeitnehmer über dem ordentlichen AHV-Rentenalter an», so die Avenir-Suisse-Publikation. Dennoch stecke die Altersarbeit noch in den Kinderschuhen. Die Bindung älterer Mitarbeiter finde zwar statt, aber noch nicht systematisch. François Höpflinger, Leitungsmitglied des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich, bestätigt, dass die wenigsten Unternehmen eine systematische Personalpolitik 65+ haben. Im Vordergrund stehe eher die Strategie, Motivation und Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Bei Anstellungen von Pensionierten handle es sich vorrangig um Teilzeitarbeit, Ferienvertretung oder befristete Anstellungen, so der Alternsforscher. Demgegenüber stellt die Publikation von Avenir Suisse fest, dass Arbeitgeber eher jüngeren als älteren Mitarbeitern individuelle Lösungen anbieten. Der Autor plädiert daher für flexible Arbeitszeitmodelle, insbesondere bei Engpässen in Projekten oder in der Produktion. Dabei sollten die Senioren dort eingesetzt werden, wo ihre Erfahrung am besten zur Geltung komme.

SCHAFFHAUSEN SICHERT SICH WISSEN In der Region scheint sich ein ähnliches Bild abzuzeichnen. Vier von sieben befragten Firmen bestätigen die fortlaufende Anstellung von Personen über das ordentliche Rentenalter hinaus. In der


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Anteil der Erwerbspersonen bei den 65-Jährigen und Älteren 1970 bis 2010 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 0

1970

1980

1990 Schweiz

2000

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2010 bis 2015 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 0

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2012 Schweiz

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Quelle: Strukturerhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS). Anteil der Erwerbspersonen bei den 65-Jährigen und Älteren. Die Stichprobenerhebung in der Region weise eine geringe Zahl befragter Erwerbspersonen ab 65 Jahren aus. Daher sei eine weitere Aufsplitterung der Daten nicht möglich. Der Kanton sei zu klein, so Christoph Freymond (BFS). Die Daten für 2016 werden im Januar 2018 publiziert.

Regel betrifft das Mitarbeitende mit einem spezifischen Fachwissen. Die Weiterbeschäftigung dient vordergründig dazu, Knowhow sicherzustellen, und findet im Zuge von Nachfolgeregelung und Einarbeitung statt. Eine systematische Personalpolitik, um Senioren im Arbeitsprozess weiter zu fördern, ist nicht etabliert. «Bei uns handelt es sich um einen Einzelfall», sagt die Personal­ chefin der Cilag AG Schaffhausen, Ellen Driesen. Die Anstellung ist befristet und soll für eine gewisse Zeit einem Fachkräftemangel entgegenwirken. Darüber hinaus gelte es, den Wissenstransfer zu gewährleisten. Im Hinblick auf die Förderung älterer Arbeitnehmer sollen aber zukünftig Überlegungen angestellt werden. Sie könne sich vorstellen, dass für ältere Schichtarbeiter in der Produktion Richtlinien für Teilzeitmodelle oder Jobsharing etabliert werden, so Driesen. Die IVF Hartmann AG in Neuhausen bestätigt, dass gerade langjährige Fachkräfte über ein breites Wissen verfügen, das

für das Unternehmen von grosser Bedeutung und zum Teil nur schwer zu ersetzen sei. Eine spezielle Politik bestehe nicht, so HR Specialist Nadja Tröndle. Aber die IVF biete grundsätzlich flexible Arbeitsmodelle und Teilzeitbeschäftigung für alle Altersgruppen an. «Das sehr moderne Pensionskassenreglement hat zum Beispiel nicht nur den schrittweisen vorzeitigen Ausstieg (Teilpensionierung) aus dem Arbeitsprozess abgebildet, sondern bietet auch Mitarbeitenden über 65 Jahre die Möglichkeit, im Arbeitsprozess zu bleiben und die offizielle Pensionierung aufzuschieben», so Tröndle. Auch würden über 50-Jährige regelmässig weiterqualifiziert. Aktuell beschäftigt die IVF sieben Mitarbeitende nach deren offiziellem Austritt aus dem Erwerbsleben weiterhin in ihrem Unternehmen.

Jérôme Cosandey: Altersarbeit in den Kinderschuhen. Senioren als Trumpf gegen den Fachkräftemangel. Avenir Standpunkte 2015.


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P O R T R ÄT

Erfahrung und Fachwissen sind gefragt Nach seiner Pensionierung steht der ehemalige Vertriebsorganisationsleiter Guido Airoldi als Kurator weiterhin im Erwerbsleben. Seine Kompetenzen machen ihn für seinen Arbeitgeber interessant. TEX T UND BILD FR A NZISK A BA RTEL

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er Fussbodenbelag im Eingangsbereich des IVF Hartmann Fabrikmuseums ist neu und in einem modernen Grau gehalten. Doch sobald der Besucher die historischen Exponate des ersten Watte- und Verbandstoffunternehmens der Welt aus der Nähe betrachten möchte, betritt er alten, abgenutzten Stein. «Dieser hat symbolischen Charakter», sagt der Kurator Guido Airoldi. Wir gehen von der heutigen in eine vergangene Zeit auf Steinböden verschiedener Jahrgänge. An diesem Ort treffen auch für ihn Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Früher sei in den Museumsräumen die alte Spedition untergebracht worden. Sein Büro habe genau darüber gelegen. Dort verarbeitete er die Bestellungen für die von der IVF produzierten medizinischen Verbrauchsgüter damals mittels Lochkarte. Die zusammengehefteten Papiere, wie Rechnung und Kommissionierlisten, separierte er und liess den Lieferschein geradewegs der Spedition in der Etage unter ihm zukommen.

Das Engagement für gute Lösungen stand stets im Vordergrund. Dafür baute Airoldi systematisch ein grosses Netzwerk auf. Es war ihm wichtig, jeden Abteilungsleiter zu kennen, am richtigen Ort die richtigen Leute zu treffen und über die Produkte Bescheid zu wissen. «Das ist meine Denkart.»

42 Jahre arbeitete Airoldi bei der IVF Hartmann in Neuhausen am Rheinfall – lange Zeit in der Funktion als Vertriebsorganisationsleiter. Heute, ein Jahr nach der Pensionierung, wirkt der 66-Jährige für seinen alten Arbeitgeber als Kurator in jenen Räumen, die einst eine wichtige Rolle für seine Arbeitslogistik spielten.

Finanzielle Gründe gaben nicht den Ausschlag. Airoldi möchte am Ball bleiben, sich weiter in die Arbeitswelt einbringen und einer interessanten Tätigkeit nachgehen. Schliesslich fühle er sich fit und verfüge über einen umfangreichen Erfahrungsschatz. Auch liessen sich Arbeit und Privatleben bestens verbinden, gibt Airoldi zu verstehen. Mit seiner Frau Claudia habe er alles genau besprochen. Mit 65 Jahren ist sie ebenfalls pensioniert. «Wir sind ein eidgenössisch diplomiertes Rentnerehepaar», so Airoldi. Seine Frau sei jetzt familiär sehr eingebunden. Aber sie unterstütze seinen Wunsch, weiter aktiv am Erwerbsleben teilzuhaben. «Mach du noch etwas», gibt der Ehemann ihr Statement wieder.

Irgendwann rückte die Pensionierung in greifbare Nähe. Gerade langjährigen, mit dem Betrieb eng verbundenen Arbeitnehmern fällt es oft schwer, loszulassen. Wehmut habe er dennoch kaum verspürt, sagt der 66-Jährige gefasst. Der Übergang zur aktuellen Tätigkeit war fliessend. Bereits während der Planungsphase des Fabrikmuseums, das Ende 2014 eröffnet wurde, engagierte sich Airoldi in der dafür aufgegleisten Projektgruppe. Zu der Zeit wurde vereinbart, dass er nach dem offiziellen Austritt aus dem Erwerbsleben die Nachfolge des Initiators und damaligen Leiters Markus Dudler antreten werde. «Ich wusste, es geht weiter», so der heutige Kurator.

EINE GEMEINSAME ENTSCHEIDUNG

ARBEIT NACH DER PENSIONIERUNG Über 3500 Artikel beziehen heute Spitäler, Apotheken, Ärzte oder Alters- und Pflegeheime von der IVF. Als Vertriebsorganisationsleiter verantwortete Airoldi den gesamten Ablauf vom Eingang der Kundenbestellung bis hin zur Lieferung der Ware und Rechnungsstellung. Wenn Artikel an verschiedenen Standorten lagerten und «just in time» – zum Beispiel für am Folgetag geplante Operationen – geliefert werden müssten, stelle das eine logistische Herausforderung dar, erzählt Airoldi. In den vier Jahrzehnten der Betriebszugehörigkeit gab es viele Umstrukturierungen, Entwicklungen und Herausforderungen.

Im Museum kümmert sich Airoldi um die Ausstattung und organisiert weitere Exponate. Mit viel Sorgfalt verwahrt er diese in den zahlreichen nummerierten Kisten im Archiv. Stolz zeigt er die neuesten Errungenschaften. Die gut sortierte Hausapotheke ist ein Einzelstück und wurde von einem Schreiner


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handgefertigt. Für den historischen Verbandskasten des Schweizer Fussballverbandes sei er einen Tauschhandel eingegangen, sagt Airoldi – Alt gegen Neu. Jedes Exponat hat seine eigene Geschichte. Die Entscheidung, welches zukünftig in den Ausstellungsräumen präsentiert wird, dürfte ihm nicht leichtfallen.

lung über «Erneuerung der IT-Geräte» teilgenommen. Zu den individuellen Führungen erhält Airoldi viele positive Rückmeldungen. Das umfangreiche Wissen sowie das grosse Engagement schätzt der Arbeitgeber gleichermassen. Alle vier Wochen käme er mit der Geschäftsleitung für einen gemeinsamen Austausch zusammen.

WERTSCHÄTZUNG UND FLEXIBLE ARBEITSZEITEN

2016 hat Airoldi 30 Führungen für 350 Personen durchgeführt. Das entspricht in etwa einem Arbeitspensum von einem halben Tag pro Woche. Mitunter stehen sogar drei Events in der Woche an. Stress kommt deswegen keineswegs auf. Die Zeit teilt sich Airoldi selbst ein. Die Arbeitsbedingungen sind sehr gut, und falls er einmal verhindert sein sollte, existiert für den Notfall ein Leitfaden – auch in italienischer und französischer Sprache.

Die angebotenen Führungen über die Firmenentwicklung und die Produktionsweise der IVF variieren je nach Bedarf zwischen einer halben und einer Stunde. «Aufgrund der langjährigen Firmenzugehörigkeit kann ich viel erzählen», so Airoldi. Vorab erkundigt er sich über den Anlass des Besuches und darüber, ob es sich um einen neuen oder langjährigen Kunden handelt, um genau das spezifische Interesse bedienen zu können. Dafür ist er weiterhin intern vernetzt – persönlich und über das EDV-Equipment, das ihm fortwährend zur Verfügung steht. Aber auch sämtliche Informationen über Neuerungen erhält er auf diese Weise. Zusätzlich bringt Airoldi sein Wissen mittels betriebsinterner Weiterbildungen auf den neuesten Stand. Erst kürzlich habe er an einer Schu-

Die Entscheidung weiterzuarbeiten, hat Airoldi aus individuellen Gründen getroffen. Die Frage, wie lange, stellt sich im Moment nicht. Interesse und Freude begleiten den 66-Jährigen auf seinem wöchentlichen Arbeitsweg hin zum Rheinufer. An einen Nachfolger ist bis auf Weiteres nicht zu denken.


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S P E I S E K A R T E

BETRIEBSVERPFLEGUNG:

BILD LUISA KEHL

HEUTE ZU BESUCH IN DER MENSA DER KANTONSSCHULE

Tour du Monde in der Küche Von der Bouillabaisse bis zum Kalbsleberli, das Küchenteam bringt alles frisch auf den Tisch für Lehrpersonen, Schüler sowie die Kinder der in der Kanti untergebrachten Kita. U . J . | Kurz vor zwölf sind längst nicht alle Tische besetzt. Das ändert sich freilich schlagartig, nachdem die Pausenglocke erklungen ist. Dann platzt die Mensa der Kantonsschule aus allen Nähten. Der Saal ist voll besetzt, die Bühne, auf der sonst Vorträge abgehalten, Konzerte oder Theater gespielt und aufgeführt werden, füllt sich im Nu, und die Schüler und Lehrpersonen nehmen auch das Foyer in Beschlag. «Zwischen 250 und 330 Essen gehen täglich über den Tresen», berichtet Küchenchef Peter Spörndli, der für die Stiftung Impuls die Mensa führt. Bei dem Ansturm bilden sich über Mittag schon mal lange Schlangen, welche die Hungrigen mit Gleichmut ertragen.

Das Menü wechselt Tag für Tag und setzt auf Vielfalt. Täglich ist auch Tour du Monde angesagt. Da geht Spörndli, der vor seiner Zeit an der Mensa auf einem Kreuzfahrtschiff als Koch arbeitete, auf kulinarische Reisen, offeriert Bouillabaisse, Thai-Curry, um dann zum schweizerischen Siedfleisch mit gedörrten Bohnen zurückzukehren. Jeden Tag können die Mensabesucher unterschiedliche Pasta-Gerichte mit drei wechselnden Saucenvariationen wählen und aus einem Salatbüffet schöpfen, das mindestens zehn Sorten umfasst. Pasta, der Name besagt es, wird auch in der Pasta-Station neben der Bibliothek angeboten, wo nochmals rund 50 Personen Platz haben. Zusätzlich beliefert die Küche die Kita, die in der Kanti untergebracht ist, mit täglich 30 Kinderessen. Geöffnet ist die Mensa von halb acht Uhr morgens, wenn die frisch gemachten Birchermüesli bereitstehen, bis um halb vier Uhr mittags.

Gemüse sei nicht so begehrt, ist die eine Erfahrung, die der Küchenchef in den letzten zehn Jahren machte. Hingegen entwickelten sich Kalbsleberli mit Röschti zur Erfolgsgeschichte. Anfangs habe er nur zehn Portionen davon gekocht, so Spörndli, dem man anmerkt, dass ihm die Arbeit hier so richtig Freude macht. Mittlerweile finden sich gut und gern 50 Liebhaber ein, wenn das Gericht auf der Karte steht. Es PETER SPÖRNDLI muss schmecken, denn auch am Lehrer- Küchenchef tisch schwärmt eine Lehrerin vom zarten Leckerbissen. Ohnehin sind nur lobende Worte zu hören, was die Güte des Essens betrifft. Obwohl sich Spörndli an einen engen Kostenrahmen halten muss. «Das Essen muss erschwinglich sein», betont Rektor Pasquale Comi. Das schliesst aber nicht aus, dass sich die Schüler freiwillig für den Kaffee aus fairem Handel aussprechen und bereit sind, den Aufpreis zu zahlen. Die Mensa hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1997 von der IG Pro Mensa eröffnet, übernahm nach verlustreichen Jahren die IG Mensa 2001 den Betrieb. Ein Jahr später wurde die vorher in einer Baracke untergebrachte Mensa in einen Neubau integriert. Seit 2005 schwingt die Stiftung Impuls hier den Kochlöffel. Zu Beginn rechnete man mit 80 Mahlzeiten pro Tag. Mit der Einweihung des Neubaus schnellte diese Zahl auf gut 300 hoch. Das vierköpfige Küchenteam kocht zu 90 Prozent alles selber, unter Berücksichtigung heimischer Zutaten. Die Kartoffeln wie auch die Eier kommen aus Löhningen, das Fleisch liefert ein einheimischer Metzger. Ergänzt wird das Team durch Stellensuchende, die das RAV, die Sozialhilfe und das Asylwesen vermitteln, um sie in den Arbeitsprozess zu integrieren.

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SPEDITION 1 Mitgliederversammlung im arcona LIVING in Schaffhausen  2 Thomas Gründler, Ernst Gründler und Marcel Schilling (von links) 3 Thomas Peter und Melanie Spring

BILDER  LUISA KEHL

4 Liz und Laurent Perriraz, Robert und Nicole Herren (von links)  5 Faro Burtscher und Reto Coaz (von links)  6 Claudia Eichhorn  7 Sabina Wegberg und Soma Jud (von links)

8 Peter und Margrit Hunziker

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