SHWirtschaft Newsletter 3_17

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CHF 8.–

S E P T E M B E R 2017

Das Schaffhauser Wirtschaftsmagazin JAHRE TSCH A F WIRTS RUNG FÖRDE

STRUKTURWANDEL

Vom Industriekanton zum Hightech-Standort POSTINDUSTRIELLES SCHAFFHAUSEN ERFOLGREICH EINGESPURT

SPIRITUOSEN SCHNAPS AUS HALLAU


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E D I T O R I A L

Das Schaf f hauser Wir tschaf tsmagazin

STRUK TURWANDEL V O M I N D U S T R I E K A N T O N Z U M H I G H T E C H - S TA N D O R T

Die Erfindung der postindustriellen Zukunft

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Strukturwandel bedingt Lernbereitschaft: Zwei Zeitzeugen im Porträt

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20 JAHRE WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG

Mit Strategie zum Erfolg

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Interview mit Ernst Landolt zum Jubiläum

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FIRMENNEWS

Ein neues Zeitalter der Mobilität

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Schaffhausen treibt Digitalisierung voran

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Mit Schaffhauser Technik ins Finale

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RSE-NEWS

Aus der Presse frisch auf den Tisch

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ITS-NEWS

Richtig aufgestellt für die Prozess-Industrie 4.0

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KGV-NEWS

Schaffhausen im Wandel

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IVS-NEWS

Tagesstrukturen: Das richtige Mass finden 33 IVS – NEUE MITGLIEDER

Cargo Logistik Center und Caroline Schimmel Consulting

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FINANZEN

Wandel der Bankenwelt

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FIR MENP OR TR ÄT

Die Draft Brothers GmbH

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SPEISEKARTE

Zu Besuch im Hombergerhaus

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LEUTE

Schaffuuser Wiiprob 46

Liebe Leserinnen und Leser Es war ein Erdbeben, das die Schaffhauser Wirtschaft in den 1990er-Jahren durchschüttelte und keinen Stein auf dem anderen stehen liess: Die Industriekrise traf den bedeutenden Industrie­ standort schwer. Produktionen wurden geschlossen, und Tausende von Menschen verloren ihre Arbeitsstelle. Schaffhausen stand unter Schock. Die Krise war aber auch ein Weckruf – und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft rauften sich über Parteigrenzen hinweg zusammen und suchten gemeinsam Lösungen, um den Kanton wieder in die Spur zu bringen. 150 Massnahmen wurden im Rahmen des WERS-Projekts (Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen) formuliert, um Schaffhausen wieder zu einem florierenden Kanton zu machen. Eine dieser Massnahmen war die Schaffung der Schaffhauser Wirtschaftsförderung im Jahr 1997. Sie hat in den letzten 20 Jahren über 500 neue Unternehmen im Kanton angesiedelt, die wiede­ rum gegen 3000 Arbeitsplätze geschaffen und hohe Steuereinnahmen für den Kanton und die Gemeinden generiert haben. Schaffhausen verfügt heute über einen diversifizierten Dienstleistungssektor und zahlreiche Hightech-Unternehmen, wie der Rückblick anlässlich des Jubiläums der Wirtschaftsförderung auf den kommenden Seiten eindrücklich bilanziert. Doch der Wandel geht weiter. Digitalisierung und Globalisierung stellen den Standort vor neue Herausforderungen – die man gemeinsam mit der Politik und den ansässigen Unternehmen aktiv angeht. Denn eines ist klar: Eine Situation wie in den 1990er-Jahren soll sich nicht wiederholen. Stefan Wabel

Christoph Schärrer

Leitung Verlag «Schaffhauser Nachrichten»

Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen

I M P R E S S U M ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH, 3. JAHRGANG, AUSGABE NR. 3, SEPTEMBER 2017  HERAUSGEBER «SH WIRTSCHAFT» MEIER + CIE AG SCHAFFHAUSEN, VORDERGASSE 58, 8201 SCHAFFHAUSEN  REDAKTION DANIELA PALUMBO GRAFIK-KONZEPT UND PRODUKTION FR ANZISKA RÜTSCHI  TITELBILD SAMUEL ROMMEL, FOTO: LUISA KEHL  HERAUSGEBER «NEWSLETTER» WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG KANTON SCHAFFHAUSEN, HERRENACKER 15, 8200 SCHAFFHAUSEN  REDAKTION PASCAL SCHMIDLIN, PETR A ROOST  GESTALTUNG UND PRODUKTION BBF COMMUNICATION + DESIGN; TRIX BRUNNER  VERLAG VERLAG «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», STEFAN WABEL  ANZEIGENVERKAUF «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», TELEFON 052 633 31 11, FAX 052 633 34 02, ANZEIGENSERVICE@SHN.CH  ABONNEMENTE JÄHRLICH FR. 28.–, EINZELNUMMER FR. 8.–, TELEFON 052 633 33 66, ABOSERVICE@SHN.CH. DAS ABONNEMENT IST IN DEN MITGLIEDERBEITR ÄGEN DES KANTONALEN GEWERBEVERBANDES KGV UND DER IVS INDUSTRIE- & WIRTSCHAFTS-VEREINIGUNG REGION SCHAFFHAUSEN SOWIE IM ABONNEMENT DER «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN» ENTHALTEN.  AUFLAGE 25 000 EXPL.  ISSN 2297-5276  DRUCK STAMM+CO, SCHLEITHEIM

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VOM INDUSTRIEK ANTON ZUM HIGHTECH-STANDORT

Die Erfindung der postindustriellen Zukunft TEX T JÖRG R ISER BILDER B. + E. BÜ HR ER A RCHI V | LUISA KEHL

Ein Bild mit ehemaligem Symbolcharakter: die Stahlgiesserei von GF im Mühlental.

STRUKTURWANDEL: Der Begriff ist in aller Munde – und begleitet von widersprüchlichen Empfindungen. Von Ängsten, von Hoffnungen. Was nicht erstaunt, denn Altes, Gewohntes verschwindet, Neues, Unbekanntes steht bevor. Schaffhausen kennt die mit dem strukturellen Wandel verbundenen Ungewissheiten bestens. Denn der Kanton hat in den letzten drei Jahrzehnten nachhaltige Veränderungen seiner Wirtschaftsstruktur erlebt und steckt noch mittendrin.


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m Anfang steht die Krise. Meistens jeden- 2010 betont wird, eine Region vor besondere Herausforderungen. falls. Wenn Altes nicht mehr tauglich ist, Es kommt zu umfassenden Veränderungen der Wirtschaftsstruküberholt, vom Besseren verdrängt wird tur, des Arbeitsmarktes, aber auch der Bevölkerungsstruktur. Alle und nicht mehr «konkurrenzfähig» ist, Bereiche des Lebens werden tangiert, Ökonomie, soziale Verhältwird der Wandel in der Regel zuallererst von Verlu- nisse, die Politik, das Gesundheitswesen, der Immobilienmarkt stängsten begleitet. Was in der Natur der Sache liegt. – und, das sei nicht vergessen, das Lebensgefühl. Der Mensch fühlt sich wohl im Bekannten, Gewohnten, denn er hat sein Leben (und seine Fähigkeiten) Der Kanton Schaffhausen kennt das, und wir müssen nicht einmal dem Notwendigen des Alltags angepasst. Und dann: in die Steinzeit zurückblättern, als neue Materialien, Werkzeuge Strukturwandel. und Technologien auch neue geschichtliche Epochen einleiteten, oder in die Zeiten der Verschiebung der Gewichte vom Agrar- zum Es nützt in Zeiten des Umbruchs wenig, nur vom Industriellen Sektor. Vor nicht einmal 30 Jahren hat dieser Kanton Wandel als einziger Beständigkeit zu reden. Selbst- eine Phase des Wandels erlebt, der einschneidender nicht hätte verständlichkeiten sind schliesslich nicht Lösungen. sein können. Die Erschütterungen über Jahre hinweg entsprachen Wandel schmerzt, und Wandel fordert heraus. Das einem wirtschaftspolitischen Desaster, gegenüber dem der neuIndividuum, das womöglich seinen Arbeitsplatz ver- zeitliche «Frankenschock» nur noch als Kräuseln auf der Hautoberliert oder völlig neue Fähigkeiten erwerben muss, fläche des ökonomischen Lebens erscheint. Und wie das Leben und die Gemeinschaft, die sogar in ihren Grundfes- und die Historie so spielen, haben sich damals in den 80er- und ten durchgeschüttelt werden kann. Wie der Kanton 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts Erfolge der Vergangenheit Schaffhausen, worauf noch zurückzukommen ist. in einen Schock der – damaligen – Gegenwart verkehrt.

WIRKLICHER WANDEL GEHT TIEF

NIEDERGANG DER SCHWERINDUSTRIE

Wirtschaftlicher Strukturwandel, wie er in diesem Heft thematisiert wird, bedeutet nämlich nicht nur das Verschwinden dieser oder jener Firma, entspricht nicht nur kosmetischen Korrekturen an der Landkarte der Unternehmenslandschaft. Wirklicher Wandel geht weitaus tiefer. Er stellt, wie beispielsweise in einer Studie der Credit Suisse über den Kanton Schaffhausen (Situations- und Entwicklungsanalyse) von

Schaffhausen litt besonders unter dem (allgemeinen) Niedergang der Schwer- und Grossindustrie, weil sie der dominante Wirtschaftsbereich war. SIG, Georg Fischer und Co. beherrschten die Struktur. Man kann heute noch staunen, welche Symbolik die riesigen Öfen und der glühende Stahl in der Stahlgiesserei im Mühlental verkörperten; es waren Bilder einer Epoche, heute unvorstellbar; die wirtschaftliche Gegenwart feiert sich in gänzlich anderen Manifestationen.

Wo früher Flammen zum Himmel schlugen, regiert heute Hightech: Reinraum bei der Medipack AG im Mühlental.


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THOMAS HOLENSTEIN

Im Newsletter der Schaffhauser Wirtschaftsförderung wird der Strukturwandel im Kanton Schaffhausen dokumentiert und der Weg aus der Krise nachgezeichnet. Aber auch an dieser Stelle muss festgehalten werden, wie eindrücklich die Einschnitte in die gewachsenen und jahrelang überaus erfolgreichen Strukturen waren. Die Grossindustrie bot zwei Drittel aller Arbeitsplätze an, ein Grund des Wohlergehens über Jahre hinweg, aber auch ein unglaubliches Klumpenrisiko. Mit der Schwerindustrie gingen nämlich Tausende von Arbeitsplätzen verloren, und dieser Verlust wirkte wie eine Flutwelle, die den ganzen Kanton und alle Bereiche (von einer Arbeitslosenrate bis über fünf Prozent bis zur finanzpolitischen Anämie, von individueller Betroffenheit bis zum kollektiven und politischen Missbehagen) erfasste.

SICH NEU ORIENTIEREN Der Kanton hat reagiert. Und, gleichsam aus dem Elend geboren, unter anderem eine Wirtschaftsförderung mit Thomas Holenstein an der Spitze installiert. Holenstein und sein Team, gestützt von der Regierung, sahen es allerdings nicht als ihre Aufgabe an, veraltete Strukturen zu stützen, also den Strukturwandel zu verhindern. Sie entwickelten vielmehr, was dem kleinen Kanton oftmals abgeht, Visionen und machten sich an die Gestaltung der Zukunft. Das sagt sich leicht, in Tat und Wahrheit war es eine Herkulesaufgabe und ein alle Bereiche umfassender Prozess, von der (auch das galt und gilt) Bestandespflege zur Ansiedlungspolitik, von verkehrspolitischen Initiativen zur Förderung von Innovationen, von der Verbesserung der Standortqualität bis zu Kursen für Jungunternehmer – man kann an dieser Stelle gar nicht alles aufzählen. Das mag, zumal in einem derart kleinen Kanton, manchen ungewohnt und (glücklicherweise) futuristisch erschienen sein, aber es war das einzig richtige Konzept. Geleitet von der Erkenntnis, dass nicht Pflaster auf den ökonomischen Schrammen gefragt sind, sondern die Neugestaltung des gesamten Lebens- und Arbeitsumfelds. Vielleicht ist es diese visionäre Handschrift, die den Kanton befähigte, den Wandel anders zu schaffen. Ironie der Geschichte: Im Wandlungsprozess wurde zwar Schaffhausen zu einem sogar europäisch bedeutenden Standort für Headquarterfunktionen (ein zuvor hierzulande fast völlig unbekanntes Segment), die zu einer gewichtigen Quelle von Steuereinnahmen wurden, aber die industrielle Vergangenheit hat sich gleichwohl gehalten. Immer noch sorgen Industrie- und Produktionsunternehmen für einen Drittel aller Arbeitsplätze, ein schweizweit weit überduchschnittlich grosser Anteil. Das heisst: Hier wird noch produziert, der klassische «Werkplatz» ist immer noch gewichtig. Allerdings anders als vor dreissig Jahren.

VON DER PANZERWANNE ZU HIGHTECH Davon kündet etwa auch eine Studie des Schweizerischen Städteverbandes («Quo vadis, Werkplatz Schweiz» vom Juli dieses Jahres). Demnach liegt der Anteil der gewerblich-industriellen Produk­ tion am Werkplatz Schaffhausen bei 13,9 Prozent. Dieser Wert ist markant höher als etwa in Basel (8,7 Prozent), Aarau (8,4 Prozent) oder Zürich (6,2 Prozent), wenngleich merklich tiefer als etwa

BILD ZVG

war schon am Projekt «Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen» massgeblich beteiligt und wurde in der Folge zum Schaffhauser Wirtschaftsförderer. Nicht die Erhaltung veralteter Strukturen war das Ziel, sondern sozusagen die Erfindung eines «neuen Kantons». Denn Wirtschaftsförderung ist mehr als Ansiedlungspolitik.

in Frauenfeld (20,8 Prozent) oder Rapperswil-Jona (21,2 Prozent). Grossunternehmen in kleinen oder mittleren Städten können die Zahlen natürlich stark beeinflussen, aber fast noch interessanter ist ein zweiter Vergleich: Der Anteil der Arbeitsplätze bei HightechUnternehmen beim Werkplatz Schaffhausen liegt nämlich bei 14,7 Prozent. Auch hier einige Vergleiche: In Basel sind es 14 Prozent, in Aarau 2,5 Prozent, in Zürich 1,4 Prozent, in Frauenfeld 4,7 Prozent und in Rapperswil-Jona 6,1 Prozent. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, und sie offenbart, wie übrigens auch die CreditSuisse-Studie: Der «Werkplatz» Schaffhausen hat an Bedeutung verloren, ist aber immer noch überdurchschnittlich stark vertreten und hat, das wesentlichste Fazit, vor allem auch einen «internen Strukturwandel» erlebt. Weg von der Schwerindustrie, also vom Guss einer Panzerwanne im Mühlental, hin zu Hightech. Besseres hätte dem Kanton gar nicht passieren können, was auch die Credit Suisse zu würdigen weiss. Ihr Fazit: «Der Kanton Schaffhausen ist mitsamt seinen innovativen Branchen ausgesprochen gut positioniert. Der Beschäftigungsanteil ist überdurchschnittlich und höher als in Vergleichskantonen wie Aargau, Thurgau oder Zürich. Auch hat sich dieser Vorsprung gegenüber dem Landesdurchschnitt seit 1995 weitgehend gehalten. Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Kantons weist hier ein überdurchschnittliches Potenzial auf.» Das ist Balsam für die Schaffhauser Seele, wenngleich Zeitgenossen mit ausgeprägtem Kurzzeit- und schwächelndem Langzeitgedächtnis die Leistungen der Vergangenheit womöglich etwas verdrängt haben sollten. Die aktuellen millionenschweren Überschüsse in kantonalen und in kommunalen Haushalten sind nicht vom Himmel gefallen, sondern Früchte der kontinuierlichen und hartnäckigen Bemühungen, den Strukturwandel in eine für die Region gedeihliche Entwicklung zu steuern, eingeschlossen die äusserst erfolgreiche Ansiedlungspolitik.

ZUR NORMALITÄT ZURÜCKGEKEHRT Sandra Egger-Möckli, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Wirtschaftsamt des Kantons Schaffhausen, beschäftigt sich intensiv auch mit strategischen und mithin strukturellen Entwicklungen und würdigt die zahlreichen Massnahmen und Initiativen zur Bewältigung des Strukturwandels: vom Bevölkerungswachstum über die Stärkung des Hightech-Standorts bis zu bildungspolitischen Fortschritten und Steuerpolitik. Sehr wichtig war und ist für sie auch die Regionale Standortentwicklung (RSE), in deren Rahmen bereits zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht worden sind. «Damit kann auch der ländliche Raum und nicht nur die Entwicklungsachse Thayngen-Schaffhausen-Neuhausen-Beringen gefördert werden, ich verweise da nur auf den Schaffhauser Naturpark oder die Genussregion», stellt Sandra Egger-Möckli fest. Das «Land» ist


VOM INDUSTRIEK ANTON ZUM HIGHTECH-STANDORT

mit den vielen Initiativen in eine positive Entwicklung eingebunden. Denn es versteht sich von selbst, dass der Strukturwandel als alles andere als ein lokales Phänomen in Erscheinung tritt und gemeinsam bewältigt werden muss, um entwicklungspolitische Ungleichgewichte zu vermeiden. In den letzten zehn Jahren, meint Sandra Egger-Möckli, habe die Region einen grossen technologischen Wandel erlebt. Der Tourismus, beziehungsweise die Hotelübernachtungen, haben stark zugenommen. Der Immobilienmarkt ist in Bewegung geraten, neue Stadtteile (Beispiel Bleiche in Schaffhausen) künden von einer dynamischen Entwicklung. Vielleicht bringt indes eine eigentlich harmlos klingende Feststellung von Sandra Egger-Möckli die Entwicklung besser auf den Punkt als alle Aufzählungen. Mit Blick auf die Arbeitslosenzahlen nämlich stellt sie fest: «Wir haben wieder ein normales Niveau erreicht.» Diese Solidität hilft auch bei (unvermeidbaren) Rückschlägen: Den Frankenschock etwa hat die Region, wie die ganze Schweiz, relativ gut überstanden, obschon der Kanton gegenüber Währungsschwankungen zum Euro besonders stark anfällig ist.

POSITIVE WAHRNEHMUNG ERWÜNSCHT Ein «Aber» darf trotz allen Fortschritten ebenfalls sein. Die beste aller denkbaren Welten – sie existiert noch nicht im Ländchen zwischen Rhein und Randen. Zu den Problemen, und dies nicht erst seit gestern, zählt etwa der überdurchschnittlich grosse Anteil älterer Personen im Kanton, also die Altersstruktur. Ein Faktum, auf das auch schon die Credit-Suisse-Studie hingewiesen hat. «Zu wenig attraktiv für junge Schweizer», wurde dort festgestellt. Und vor allem: zu wenig attraktiv für junge Schweizerinnen. Das habe auch einen Einfluss auf die Geburtenrate. Das spricht nicht gerade für eine überschäumend positive Wahrnehmung Schaffhausens jenseits der Kantonsgrenzen. «Derzeit wird Schaffhausen fast nur mit Negativschlagzeilen wie etwa dem Kettensäge-Angriff in der übrigen Schweiz oder im Ausland wahrgenommen», stellt Sandra Egger-Möckli fest. Das fehlende oder negative Image fördert weder Zuzüge noch Entwicklung. Gleiches hat schon die Credit Suisse angesprochen. Für Schaffhausen sei es notwendig, «die Wahrnehmungsschwelle in der Schweiz und im Ausland zu durchbrechen».

SANDRA EGGER-MÖCKLI vom Kantonalen Wirtschaftsamt findet, es sei Zeit für einen neuen Anlauf. Sie würde sich über ein stärkeres Engagement junger Menschen und über neue Ideen freuen, die durchaus auch etwas «verrückt und schrill» sein können. Nur so lassen sich innovative Strategien entwickeln.

Für die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Wirtschaftsamtes steht deshalb ausser Frage, dass die Anstrengungen zur weiteren Entwicklung von Schaffhausen fortgesetzt werden müssen. Mehr noch, neue Initiativen seien notwendig. Entscheidende Frage sei dabei, in welche Richtung Schaffhausen gehe wolle und solle. Egger-Möcklis eigene Vision: «Ich wünsche mir ein Schaffhausen mit innovativen, überraschenden, verrückten und schrillen Ideen und unkonventionellen Schritten.» Dazu sollten jüngere Generationen motiviert und der Diskurs in interdisziplinären Gruppen intensiviert werden. Es sei wichtig, ja entscheidend, das in den letzten Jahrzehnten Erreichte zu halten «und mit vernünftigem Aufwand weiterzuentwickeln.

und mittelgrossen Städten (wozu Schaffhausen zählt). In diesem Bereich herrscht hierzulande allerdings noch Nachholbedarf. Schaffhausen kommt in diesem Segment auf einen Anteil von 5,6 Prozent aller Beschäftigten an Werkplatz-Arbeitsplätzen und liegt damit zum Beispiel weit hinter Thalwil (14,8 Prozent), Regensdorf (13,1 Prozent), Brugg (10,2 Prozent) oder Chiasso (10,2 Prozent). Die grossen Städte liegen in diesem Segment ohnehin vorn, aber wenigstens Lenzburg (10,8 Prozent) oder Herisau (7 Prozent) sollte man doch hinter sich lassen können.

Womöglich geben die Zahlen der Studie des Städteverbandes einige Hinweise auf die zwar weit gediehene, aber längst nicht abgeschlossene Erfindung der postindustriellen Zukunft Schaffhausens. Dort wurde nämlich, neben vielem anderen, festgestellt, dass in den Städten vor allem die Kreativwirtschaft-Plus (verstanden als Kreativwirtschaft in einem erweiterten Sinn mit der Sachgüter herstellenden Kreativwirtschaft und ausgewählten Teilen aus dem Dienstleistungsbereich) stark wächst, besonders in den grossen

Allerdings: Das politische Umfeld für neue, originelle und wie von Sandra Egger-Möckli gewünschte «verrückte und schrille» Ideen war auch schon günstiger. Der Schaffhauser Politik fehlt es beileibe nicht an schrillen Tönen vor allem von den Rändern des politischen Spektrums von links bis rechts, aber mit Kreativität haben sie in der Regel nicht viel zu tun. Und schon gar nicht mit einem (unerlässlichen) fruchtbaren Boden, um weitere wegweisende Entwicklungen einzuleiten.

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VOM INDUSTRIEK ANTON ZUM HIGHTECH-STANDORT

PORTRÄT

«Ich fühlte mich als Teil der SIG» Lino Gottardo kam mit 22 Jahren als Elektromechaniker aus Italien zur SIG, blieb dem Industrieunternehmen 41 Jahre lang treu und erlebte sowohl dessen Aufstieg als auch dessen Auflösung hautnah mit. TEX T DA NIEL A PA LU MBO   BILD LU ISA KEHL

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n seinem ersten Arbeitstag, am 15. Januar 1962, machte Lino Gottardo blau und feierte. Seinem neuen Chef in der SIG erklärte er am nächsten Tag, er arbeite nie an seinem Geburtstag. Er habe vergessen, ihm das zu sagen. Sein Chef lachte über so viel Unverfrorenheit und nahm den jungen Elektromechaniker trotzdem in sein Team auf. So bestimmt fing die Karriere des Italieners in der SIG in Neuhausen an, und ebenso kompromisslos endete sie mit seiner Frühpensionierung im Jahr 2003. Eigentlich hatte der junge Mann aus der Region Veneto nur drei Monate vor dem Militärdienst in der Schweiz jobben wollen – auf Empfehlung eines Freundes, der bereits bei GF arbeitete. Gottardo hatte nach der Sekundarschule in seiner Heimat eine Lehre als Elektromechaniker gemacht und wies drei Jahre Berufserfahrung auf. Er ging direkt zur SIG und heuerte in der Abteilung «Hubstapler» an. Ihm gefielen Neuhausen und die Arbeit auf Anhieb, der Respekt gegenüber den Leuten, die Ordnung – und so blieb er. Wie die meisten Italiener übernachtete er zunächst drei Monate in einem Holzhaus, genannt Collinetta. Dort war es ihm abends zu laut. Die jungen Leute verschiedener Nationalitäten spielten Karten, und ab und zu gab es Streitigkeiten. Deshalb nahm er ein Zimmer im Hotel Edelweiss und teilte es sich mit einem Kollegen. Das erste halbe Jahr war schwer: «Das Arbeitsklima war kalt und die Sprache fremd», erinnert sich Gottardo. «Heutzutage ist das Klima freundschaftlicher und harmonischer unter den Arbeitskollegen.» Tagsüber montierte er die Elektroteile für Motoren, Fahrschalter und Elektroschützenbrücken. Abends ging er nicht etwa aus, sondern büffelte zu Hause mit seinem Wörterbuch Deutsch, um sich im Betrieb verständigen zu können. 1968 führte die SIG auch in der Montageabteilung «Hubstapler» Akkordarbeit ein. Gottardo fand, dass er ungerechtfertigt zu niedrig eingestuft wurde, und verlangte eine Aussprache mit der Leitung. Als diese sich gegen eine Erhöhung sperrte, kündigte er: «Ich finde überall Arbeit», sagte er ihnen. Die Konjunktur war gut, es gab für alle, die ins Land

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strömten, ob gelernt oder ungelernt, Arbeit, und Gottardo wusste um seine Fähigkeiten.

«MAN MUSSTE MITHALTEN,

umlernen, um mit der neuen, schwierigen Situation umgehen zu können. Die Elektrowelt hatte sich gewandelt. Neue Steuerungen und Elektrokomponenten wurden in der Maschinenindustrie eingesetzt und durch Computer gesteuert.

Tatsächlich stellte ihn eine halbe Stunde später der ANSONSTEN HATTE Chef der Monteure in der Hubstapler-Sektion wieMAN VERLOREN.» der ein und erhöhte grosszügig seinen Lohn. So reiste Gottardo vier Jahre lang von montags bis freitags Gottardo schaffte auch diesen Umbruch mit Opdurch die Schweiz, Italien, Deutschland, Österreich und Holland, timismus, Lernbereitschaft und Fleiss. Sein Erfolgsrezept: «Ich überall dorthin, wo Firmen Hubstapler der SIG gekauft hatten versuchte Probleme zu lösen. Wenn ich nicht mehr weiterkam, und Service, Reparaturen und Beratung erforderlich waren. nahm ich Hilfe in Anspruch.» Mittlerweile war der Konkurrenzdruck da, Spezialisten waren gefragt. «Man musste mithalten, Unterdessen hatte er geheiratet, sein Sohn war 1965 geboren, ansonsten hatte man verloren.» Mit seinen Qualitäten und seiner und sieben Jahre später kamen die Zwillinge, zwei Mädchen, auf Haltung behauptete er sich jedoch weiterhin: «Am besten und die Welt. Somit beschloss er, in Neuhausen sesshaft zu werden. so effizient wie möglich arbeiten.» Er hatte immer Interesse an seiner Arbeit und Lust, Neues zu lernen. Im Jahr 1972 kam er im Konstruktionsbüro als Elektrosachbearbeiter im Sektor «Hubstapler und Stollenlokomotive» unter. Im Um ihn herum wandelte sich die Firma. Neue Systeme und ManaBüro zeichnete er Elektrounterlagen, die für die Fertigung und ger, die Strategiewechsel einführten, kamen in der SIG zum Eindie Montagen in der Werkstatt erforderlich waren. Die Stücklis- satz. 1999 wurde er in den technischen Ersatzteildienst versetzt. ten waren am Anfang im Schema integriert, und er musste sie Die alten Maschinentypen wurden zwar nicht mehr produziert, von Hand schreiben, was sehr mühsam war. Später erleichterte aber Gottardo beriet die Kunden, wie sie diese Verpackungsmaihm die Schreibmaschine die Arbeit. schinen durch neue Steuerungen modernisieren konnten. Für diese neue Aufgabe reiste er in Europa – Belgien, Spanien, Italien 1982 kaufte er ein altes Einfamilienhaus in Neuhausen, baute es und in der Schweiz – umher. aus und um. Zwölf Jahre lang machte er deswegen keine Ferien. Durch frühzeitige Pensionierungen nahm die Zahl der Mitarbeiter LANGSAMER ZERFALL DER SIG ab. Denn verliess jemand die SIG, wurde er nicht mehr ersetzt. 1985 erfuhr er, dass einige Typen der Hubstapler von anderen Die Arbeitsbelastung stieg. Er bat deshalb um Mithilfe: «Ich kann Firmen übernommen werden sollten. Gottardo ahnte Düsteres: nicht mehr alles allein bewältigen.» Doch sein Chef antwortete, «Sollten diese Typen verschwinden, könnte dies Folgen für die dass dies in der heutigen Situation nicht möglich sei. 2003, mit Abteilung ‹Hubstapler› haben.» Als sich ihm die Gelegenheit bot, 63 Jahren, sagte er eines Tages zu seinem Chef: «Es ist geschehen.» wechselte er zu einem neuen Projekt in die Gleisbauabteilung, wo Gottardo kündigte und liess sich frühpensionieren. Ein paar Jahre er weiterhin als Elektrosachbearbeiter tätig war. Zwei Jahre später später wurde die Abteilung «Verpackungsmaschinen» an Bosch wurde die Hubstaplerabteilung tatsächlich geschlossen. Nach und verkauft. Die SIG bewirtschaftet heute hauptsächlich Immobilien. nach verkaufte die SIG einzelne Abteilungen. Die Auflösung des Industriekonzerns nahm ihren Lauf. Gottardos Arbeitsleben war jedoch noch nicht zu Ende. Drei Jahre lang bewirtete er den Tennisclub «Hägli» der SIG. Nun frönt der Die Zeit von 1990 bis 1999 verbrachte er als Elektrosachbearbeiter Rentner seinen vielen Hobbys, wie etwa der Fischerei, dem Bocin der Abteilung «Verpackungsmaschinen». Die Arbeit wurde im- ciaspiel, dem Garten. Schaut er auf seine erfolgreiche Arbeitszeit mer anspruchsvoller, war aber sehr spannend. Er hatte bis anhin zurück, sagt er: «Ich bin der SIG dankbar, aber ich habe auch viel nur mit Schwachstrom gearbeitet und musste sich nun mit Stark- Zeit und Kraft in die Firma investiert. Es tut mir leid, dass es sie strom auseinandersetzen. Dafür besuchte er Kurse und musste so nicht mehr gibt. Ich fühlte mich als Teil der SIG.»

Strukturwandel im Kanton Schaffhausen Arbeitstätige 30 000 25 000 20 000 Industrie 15 000

Schweizer Ausländer

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Dienstleistung

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Schweizer Ausländer 1970

1980

1990

2000

2010

2015

Quelle: Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren des Kantons Schaffhausen, nach Wirtschaftssektor und Staatsangehörigkeit. Volkszählungen, BFS.


VOM INDUSTRIEK ANTON ZUM HIGHTECH-STANDORT

PORTRÄT

«Spitzentechnologie wird immer Personal brauchen» Seine Faszination für Hightech hat den Kunststofftechnologen Silvio Schäuble zur Firma Trelleborg Sealing Solutions in Stein am Rhein geführt. Dort leitet der Deutsche den Bereich Produktion und Prozessentwicklung. Im modernen Maschinenpark entstehen Produkte aus Silikon auf voll automatisierten Produktionszellen. TEX T DA NIEL A PA LU MBO   BILD LU ISA KEHL

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er Anruf kam unerwartet. Der Deutsche Silvio Schäuble musste zweimal hinhören, bis er die berndeutsche Stimme am Telefon verstand. «Ich habe eine Stelle für Sie. Schauen Sie mal vorbei.» GF suchte einen Kunststofftechnologen. Es war das Jahr 1994. Der 24-Jährige aus Radolfzell konnte dem Ruf aus der Schweiz nicht widerstehen, obwohl er bereits ein ähnliches Angebot in seinem Heimatland bekommen hatte, das er nur noch anzunehmen brauchte. Seine Fähigkeiten – eine Lehre als Kunststofftechnologe – waren gesucht. Als er das GF-Werk in Schaffhausen betrat, war er beeindruckt. «So etwas hatte ich noch nie gesehen», sagt Schäuble, dem die Faszination für Hightech noch heute anzusehen ist: fahrerlose Transportsysteme, Schnellwechselsysteme. Er befand sich in einem modernen Maschinenpark, wo Rohrleistungssysteme für Wasser,

Chemikalien und Gas für den Industrie- und Versorgungsbereich hergestellt wurden. Schäuble unterschrieb. Ein Kollege, der bereits bei GF arbeitete, hatte ihn empfohlen. Das Netzwerk der Kunststofftechnologen funktionierte auch über die Grenzen hinweg. 14 Jahre arbeitete er bei GF – in Schaffhausen, davon ein Jahr in Indien, ein Jahr in England und zwei Jahre in den USA, wo er bei den zugekauften Firmen Prozesse aufbaute und unterstützte. Zurück in der Schweiz ging er in die Abteilung Forschung und Entwicklung. Parallel dazu, freitagabends und samstagmorgens, absolvierte er zunächst eine technische Weiterbildung als Maschinenbautechniker und danach die Weiterbildung zum Technischen Betriebswirt. Fünfeinhalb Jahre kaum Freizeit. «Das war schon hart, aber ich war jung und ehrgeizig.» Sein Ziel: «Eine gut qualifizierte Ausbildung und sehen, was sich für Möglichkeiten ergeben.»

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VOM INDUSTRIEK ANTON ZUM HIGHTECH-STANDORT

Dann kam der zweite Anruf, der ihn dorthin katapultierte, wo er heute noch nach zehn Jahren ist – in die Hightech-Firma Trelleborg Sealing Solutions, vormals Silcotech, in Stein am Rhein. Dort entstehen Silikonprodukte – für den Medizinal- und Sanitärbereich, den Haushalt und für Automobile. Der damals 37-Jährige bestaunte beim Besuch des zu jener Zeit inhabergeführten KMU Silcotech die technologisch hochstehende Fertigung und das neue Material namens Silikon, das ihn sehr interessierte. Er sagte zu. Schäuble gab seine Wohnung in Deutschland auf und zog 2008 nach Stein am Rhein. Sein Ehrgeiz und sein «DER GR AD AN Durchhaltevermögen hatten sich gelohnt. Das AUTOMATISIERUNG Ziel wurde nach einem Jahr bei Silcotech Wirklichkeit. Er wurde Produktionsleiter. Heute ist er WIRD ZWAR Leiter Produktion und Prozessentwicklung sowie NOCH ZUNEHMEN, für Lernende der Kunststofftechnologie zuständig.

ABER NICHT INS UNENDLICHE.»

Schon früh hatte Silcotech auf Hightech gesetzt. Die Grundzüge der Philosophie lauteten: schneller Zyklus, hohe Qualität, wenig Personal. Die Firma ging 2011 im multinationalen Konzern Trelleborg auf, die Philosophie blieb jedoch dieselbe. Der Automatisierungsgrad stieg stetig. «Damit wir bestehen können, müssen wir hohe Produktqualität zu marktüblichen Preisen anbieten. Das ist nur möglich, indem wir die manuellen Tätigkeiten minimieren und die Automation erhöhen.» So arbeiten bei Trelleborg zwar knapp 140 Mitarbeiter vorwiegend aus der Schweiz, Portugal, dem Balkan und Deutschland, die Produktion ist aber komplett automatisiert und wird sogar von den Maschinen, die alle am Betriebsdaten­ erfassungssystem angeschlossen sind, zum Teil selbst überwacht. Nur drei Personen halten den Maschinenpark in Randzeiten am Laufen. Lediglich die Stichproben werden manuell durchgeführt. Angestellte und Besucher, die in den Hallen herumlaufen, tragen Schuhe mit einer Schutzkappe und eine blauweisse Schutzbrille, wie sie Schäuble stets um den Hals hängt. Da mit Druckluft gearbeitet wird, könnten Pigmente ins Auge gelangen. Das Hightech-Unternehmen stellt nur geschultes Personal ein. Doch Kunststofftechnologen sind rar. Schäuble ist zufrieden, dass er Lernende ausbilden kann wie zuvor bei GF, obwohl sie nicht leicht zu finden sind. Infolge des Fachkräftemangels nimmt Trelleborg manchmal ausländische Lernende an. Auf die Mitarbeiterbindung wird ebenfalls Wert gelegt. «Es tut weh, wenn wir Personen mit zehn Jahren oder mehr Erfahrung verlieren.» Schäuble selbst wartet nicht auf einen dritten Anruf. Er kann bei seinem Arbeitgeber Trelleborg Entscheidungen treffen, etwas bewirken, und er hat sich vor einem Jahr in der Nähe in Ramsen ein Haus gekauft. Er ist zuversichtlich, dass es Spezialisten noch lange brauchen wird. «Der Grad an Automatisierung wird zwar noch zunehmen, aber nicht ins Unendliche. Das Thema Industrie 4.0 mit der Vernetzung der Prozesse wird an Bedeutung gewinnen. Spitzentechnologie wird immer Personal brauchen», sagt er überzeugt. «Irgendjemand muss die Anlagen installieren und betreuen. Aber ob das in 50 Jahren noch so ist, dafür lege ich die Hand nicht ins Feuer.» Trotz Arbeitstagen, die öfter mal über die Normalarbeitszeit hinausgehen, wirkt Schäuble entspannt. In der kargen Freizeit ist er leidenschaftlicher Motorradfahrer und Mitglied im Schützenverein. Aber richtig abschalten tut der Automatisierungsfan nur weit weg von seinem Maschinenpark, wo keine Roboter herumwirbeln oder Ventile pfeifen, dafür die Luft immer dünner wird – in den Alpen, wenn er mit seiner Partnerin wandern oder biken geht.

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Mit Strategie zum Erfolg

Die Industriekrise der 1990er-Jahre zeigte deutlich: Schaffhausen braucht eine klare und proaktive Wirtschaftsstrategie. So kam es vor zwanzig Jahren zur Gründung der kantonalen Wirtschaftsförderung, welche sich seither erfolgreich für eine zukunftsorientierte wirtschaftliche Entwicklung des Kantons einsetzt. Zwei Jahrzehnte nach ihrer Gründung ist die Schaffhauser Wirtschaftsförderung unbestritten ein Erfolgsmodell: Sie siedelte über 500 Unternehmen an, die rund 3000 neue Arbeitsplätze schufen, und ist bis heute treibende Kraft bei unzähligen Entwicklungen im Kanton. Von PASCAL SCHMIDLIN | Grafik und Fotos: BBF


Wirtschaftsförderung

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11% Arbeitsplatzverlust

Der Ofen ist aus Es war ein Schock für die Schaffhauser Industrie, als am 15. Januar 1991 die Georg Fischer verlauten liess, die Stahlgiesserei im Mühlental zu schliessen. Es sollte nicht der einzige Schock im Industriekanton Schaffhausen bleiben. Die Industriekrise der 1990er-Jahre führte zur Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Ausland und zur Stilllegung ganzer Produktionsabteilungen. Betroffen waren nicht nur KMU, sondern auch weitherum bekannte Schaffhauser Industrieflaggschiffe wie die SIG oder die Alusuisse. Noch im Jahr 1975 war Schaffhausen ein bedeutender Industriestandort: 63 Prozent aller Arbeitskräfte waren in Industriebetrieben beschäftigt. Das entsprach landesweit dem zweithöchsten Anteil. Die Industriekrise der 1980er- und 1990er-Jahre traf den Kanton deshalb besonders schwer: Sie führte zu einem Arbeitsplatzverlust von elf Prozent – so hoch wie nirgendwo sonst in der Schweiz. 4600 Personen verloren ihre Stelle, 1400 Einwohner zogen aus dem Kanton weg. Die Arbeitslosenquote stieg von unter einem Prozent zu Beginn der 1990er-Jahre auf über fünf Prozent im Jahre 1997 an.

1997 Abschluss WERS – Start Wirtschaftsförderung

An einem Strang ziehen Geschlossene Unternehmen, Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven: Die drama­ tischen Auswirkungen der Industriekrise machten allen klar: Es musste etwas geschehen. Dies war die Geburtsstunde des Projekts «Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen» – besser bekannt unter dem Kürzel WERS. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft rauften sich zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: den Kanton aus der Krise zu führen. Mit vereinten Kräften entwickelten sie 150 Ideen und Forderungen, darunter auch die Schaffung einer professionellen Wirtschaftsförderungsstelle. 1997 wurde diese Massnahme von Regierungsrat und Parlament verabschiedet und der entsprechende Gesetzesentwurf mit einer grossen Mehrheit von 70 Prozent Ja-Stimmen von der Bevölkerung angenommen. Die Generis AG wurde mit dem Mandat der Wirtschaftsförderung betraut und Thomas Holenstein, der bereits eine prägende Figur des WERS-Projekts war, zum Wirtschaftsförderer ernannt. Seither wurde das Mandat mehrfach ausgeschrieben, und die Generis AG konnte sich stets erfolgreich dafür bewerben.


500 Firmen wurden angesiedelt

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Gekommen, um zu bleiben Im Jahre 1998 konnte die neue Wirtschaftsförderungsstelle ihren ersten grossen Erfolg vermelden: Die bekannte Firma «Wunder-Baum», deren Karton-Tannenbäumchen seit Jahrzehnten millionenfach Autos erfrischen, siedelte sich in Thayngen an. Dies gab den Startschuss für Hunderte weitere Ansiedlungen. In den vergangenen zwanzig Jahren konnte die Wirtschaftsförderung rund 500 Firmen vom Standort Schaffhausen überzeugen. Viele von ihnen sind unterdessen zu bedeutenden Akteuren der regionalen Wirtschaft geworden. Darunter namhafte Firmen wie der Landmaschinenhersteller AGCO, der Werkzeughersteller Kennametal oder das Software­unternehmen Citrix.

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1997

2007 Die Kurve zeigt eindrücklich den Erfolg der Ansiedlungspolitik der Schaffhauser Wirtschaft.

Das Bild wandelt sich ¹⁄³ Neue Arbeitsplätze Die angesiedelten Firmen brachten neue Arbeitsplätze in den Kanton: Heute arbeiten gegen 3000 Personen bei angesiedelten Firmen im Kanton. Ebenfalls auf das Konto der Wirtschaftsförderung gehen rund 3500 Arbeitsplätze, die dank der ­Unterstützung von neuen Investitions- und Innovationsvorhaben bei Schaffhauser Unternehmen erhalten oder neu geschaffen werden konnten. Diese Tätigkeit, welche die Wirtschaftsförderung im Rahmen der Bestandespflege erfüllt, stellt neben der Ansiedlungstätigkeit einen bedeutenden Pfeiler der Wirtschaftsförderung dar. Insgesamt wurden im Kanton Schaffhauen in den letzten zwanzig Jahren rund 8000 neue Arbeits­plätze geschaffen – über ein Drittel davon gehen auf die Bestrebungen der Wirtschaftsförderung zurück.

Seit 1997 hat sich die Unternehmenslandschaft im Kanton Schaffhausen stark verändert: Dominierte vor zwanzig Jahren die Schwerindustrie, sind es heute internationale Dienstleistungsunternehmen mit weltweitem Renommee. Der Kanton Schaffhausen gilt europaweit als Top-Standort für Headquarterfunktionen – dies dank seiner Nähe zu Zürich und dem Flughafen, einem hervorragenden Kostenmix aus attraktiven Steuer-, Immobilien- und Lebenshaltungskosten, schnellen Regierungs- und Verwaltungsentscheiden und einer kundenorientierten Begleitung durch die Wirtschaftsförderung.

Trotz des Wandels bleibt Schaffhausen seiner industriellen Vergangenheit treu. Noch heute zählt jeder dritte Arbeitsplatz eines Industrie- und Produktions­ unternehmens zum zweiten Sektor – ein landesweit überdurchschnittlicher Wert. Die einstige Schwerindustrie-Hochburg Schaffhausen hat sich über die Jahre zu einem Hightech-Standort entwickelt. In Zeiten der Digitalisierung ist die Industriekompetenz, das industrielle Wissen, eine Stärke, auf die Schaffhausen auch künftig setzen wird.


2000

16,9% 2005

46,2% 2015

Steigende Steuereinnahmen Die Wirtschaftspolitik des Kantons wirkte sich bald auf die Steuereinnahmen aus. 1990 bezahlten die Schaffhauser Unternehmen rund 40 Millionen Franken an Steuern in die Kassen von Kanton und Gemeinden. Ab der Jahrtausendwende stiegen die Steuererträge auch dank angesiedelter Unternehmen stark an. 2015 nahmen Kanton und Gemeinden deutlich über 100 Millionen Franken an Unternehmenssteuern ein. Die Bundessteuerbeiträge von über 20 Millionen sind dabei noch nicht einmal mit eingerechnet. Heute sind rund die Hälfte der 50 besten Steuerzahler angesiedelte

Firmen. Eine Kennzahl verdeutlicht deren Bedeutung besonders eindrücklich: Angesiedelte Firmen machten 2000 weniger als fünf Prozent der Unternehmenssteuerein­ nahmen aus – 2015 waren es über 46 Prozent. Dank der erfolgreichen Ansiedlungspolitik verfügen Kanton und Stadt Schaffhausen sowie die Gemeinden heute wieder über den nötigen finanziellen Spielraum. Die Prognosen stimmen auch für den Abschluss 2017 sehr positiv.

Massnahmen umgesetzt Nur ein gutes Produkt wird von Kunden geschätzt und kann erfolgreich verkauft werden. Dies gilt auch für einen Standort. Ausgehend vom Projekt WERS konnte die Politik mit einer klaren Strategie und gezielten Massnahmen die Standortqualität laufend erhöhen – und so das «Produkt Schaffhausen» verbessern. Dies etwa durch die Umsetzung der WERS-Forderung nach mehr Technologie- und Innovationsförderung mit der Gründung des ITS Industrie- und Technozentrums Schaffhausen oder der International School of Schaffhausen, ISSH. Der Halbstundentakt nach Zürich ist heute nicht mehr wegzudenken. Ausserdem konnte die Steuerlast für Schaffhauserinnen und Schaffhauser in den vergangenen Jahren sukzessive gesenkt werden. 2008 wurde zudem das Gesetz zur Förderung der Regionalund Standortentwicklung erlassen. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsförderungsgesetz von 1998 bilden sie die Pfeiler der heutigen Standortförderung: Standortmarketing durch die Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung durch die RSE-Geschäftsstelle, welche die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Kantons langfristig stärken.

Schaffhausen schafft die Trendwende Nach den Abwanderungen in den 1990er-Jahren wurde nach der Jahrtausendwende eine Trendwende erreicht: Die Menschen zogen wieder nach Schaffhausen. 2001 wurde die Gesamtstrategie der Wirtschaftsförderung durch das Wohnortmarketing ergänzt. Noch heute ist der Slogan «Schaffhausen. Ein kleines Paradies.» der Imagekampagne von 2008 bis 2014 weit über die Kantonsgrenze hinaus ein Begriff. Das Wohnortmarketing und die Kampagne trugen wesentlich dazu bei, dass die Zielsetzung der Regierung, ein moderates Bevölkerungswachstum, erreicht wurde. Die Abwanderung aus dem Kanton konnte in eine Zuwanderung aus anderen Schweizer Kantonen gekehrt werden. Heute zählt der Kanton Schaffhausen gegen 80 000 Einwohner. 2014 wurde die Imagekampagne aus Spargründen abgesetzt, seither ist die Zuwanderung aus anderen Schweizer Kantonen nach Schaffhausen wieder rückläufig.

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Den Standort weiter attraktivieren Rund zehn Jahre nach Abschluss von WERS zeigte sich 2007, dass ein volkswirtschaftliches Nettowachstum noch nicht erreicht worden war. Man konnte bis dahin «lediglich» dies kompensieren, was vorher weggefallen war. Soziodemografische Daten, Wachstumsaussichten, Steuerkraft, Image – all diese Schlüssel­indi­katoren zeigten noch immer einen deutlichen Handlungsbedarf für die Region Schaffhausen. Die Regierung lancierte deshalb mit den Wirtschaftsverbänden IVS und KGV sowie Gemeindevertretern das Projekt «Visionen für Schaffhausen – 2020». Zahlreiche Visionen wurden in der Zwischenzeit umgesetzt. Andere gilt es bis 2020 in Angriff zu nehmen und zu verwirklichen.

Neue Herausforderungen Die Welt hat sich in den letzten zwanzig Jahren stets verändert – und mit ihr die Herausforderungen. «Die Situation heute ist anders als vor zwanzig Jahren, als die Arbeitslosigkeit hoch und die Staatskasse leer war», sagt Christoph Schärrer, der seit 2015 Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen ist. Finanzkrise und Frankenschock haben die Schaffhauser Unternehmen weitgehend gut gemeistert. Doch die fortschreitende Globalisierung, gepaart mit der einsetzenden Digitalisierung in sämtlichen Arbeitsund Lebensbereichen, lässt keine Zeit zum Ausruhen. Die Wirtschaftsförderung ­unterstützt Schaffhauser Unternehmen deshalb auch vermehrt bei Digitalisierungsbestrebungen. Dies trägt dazu bei, den Kanton und den Standort für die Zukunft erfolgreich zu positionieren. Ein Beispiel ist der Bereich der intelligenten Mobilität mit dem «mobility lab» auf dem SIG Areal. Dort wird das vorhandene Industrie-Know-how mit hiesiger, zukunftsweisender Softwarekompetenz verbunden. In dieselbe Richtung zielt auch das Projekt der digitalen Identität im eGovernment-Bereich.

Noch verkehrt der autonome Bus der VBSH auf dem Testgelände in Neuhausen, bald aber wird er Passagiere zum Rheinfallbecken fahren.

«Wir wollen die Menschen und die Unternehmen ermutigen, Neues auszuprobieren.» CHRISTOPH SCHÄRRER

Das richtige Umfeld schaffen Rückblickend ist dem Kanton Schaffhausen in den letzten 20 Jahren die Transformation vom Industrie- zum Hightech-Standort gelungen. Ebenso hat Schaffhausen dank zahlreicher Ansiedlungen an ­internationaler Bedeutung gewonnen. Dies hat die Basis für ein Umfeld gelegt, das Innovationen am Standort fördert. «Wir wollen die Menschen und die Unternehmen ermutigen, Neues auszuprobieren», erklärt Christoph Schärrer. Deshalb befassen sich die Wirtschaftsförderung und verschiedene Experten seit einigen Monaten mit der Frage, durch welche Massnahmen Schaffhausen für ­Unternehmerinnen und Unternehmer anziehender werden soll.

«Um künftig erfolgreich zu sein, muss es uns noch besser gelingen, weitere innovative Unternehmen und Personen nach Schaffhausen zu bringen», so Schärrer. Schaffhausen biete eine gute Grösse, um Dinge in Pilotversuchen im Alltag zu prüfen, wie etwa den selbstfahrenden Bus der Verkehrsbetriebe Schaffhausen zum Rheinfall. Damit sendet der Kanton auch ein Zeichen nach aussen: «Unternehmen und Menschen, die Neues wagen und umsetzen wollen, sind in Schaffhausen willkommen und werden gefördert», so ­Schärrer. Schaffhausen müsse wie vor 20 Jahren mutig vorangehen und gerade in neuen Feldern Pionierrollen übernehmen, sagt er.

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«Die Schaffhauser Wirtschaftsförderung ist eine Erfolgsgeschichte» Seit 20 Jahren verfügt Schaffhausen über eine professionelle Wirtschaftsförderungsstelle. Im Interview spricht der Schaffhauser Volkswirtschaftsdirektor Ernst Landolt über die Anfänge in den 1990er-Jahren, das Schaffhauser Erfolgsrezept – und was es braucht, um auch in Zukunft zu den internationalen Top-Unternehmensstandorten zu gehören. Von PETRA ROOST

Herr Regierungsrat Landolt, seit 20 Jahren verfügt der Kanton Schaff hausen über eine professionelle Wirtschaftsförderungsstelle. Wieso hat man sich 1997 zu diesem Schritt entschieden? ERNST LANDOLT: In den 1990er-Jahren steckte Schaffhausen in einer tiefen Krise. Der Industriekanton war

­haben 2008 dazu geführt, dass die Steuern für Unter-

abhängig von wenigen, grossen Unternehmen, die sehr

Standortentwicklung hinzu, mit der Projekte, welche die

stark von der damaligen Strukturkrise betroffen waren.

Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit des Kan-

Mit breiter Unterstützung und viel Engagement wurde

tons verbessern, gefördert werden. Schaffhausen steht

1995 das Projek t Wir tschaf tsentwicklung Region

heute finanziell auf soliden Füssen und kann bezie-

Schaffhausen (WERS) lanciert. Die Schaffung der Wirt-

hungsweise muss die Zukunft selbst gestalten.

nehmen beinahe halbiert werden konnten und das Steuer­­niveau heute sehr attraktiv ist. Gleichzeitig konnten in der Region neue Immobilieninvestoren gewonnen und neue Büroflächen wie auch Wohnraum erstellt werden. Zusätzlich kam 2008 auch noch die Regional- und

schaftsförderung war eine der wichtigsten Massnahmen und wurde auch umgehend und mit grosser Unterstützung von Politik u nd W ir tsc haf t u m g e set z t. D e r Strukturwandel mit seinen für viele schmerzhaften Einschnitten konnte mit den Wirtschaftsförderungsaktivitäten abgefedert werden. Rückblickend hat sich dieser mutige Schritt für den Kanton ausbezahlt. Die Schaffhauser Wirtschaftsförderung

«Rückblickend hat sich dieser mutige Schritt für den Kanton ausbezahlt.»

Wie beurteilen Sie die Veränderung? Blickt man heute auf die vergangenen 20 Jahre zurück, zeigen die Resul­ tate, dass der eingeschlagene Weg richtig ist: Rund 500 Unternehmen sind seit 1997 nach Schaffhausen gekommen, sie haben gegen 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Hinzu kommen über 3500 neue und erhaltene Arbeitsplätze bei bestehenden Firmen. Ganz zu schweigen von den

ist eine Erfolgsgeschichte.

gestiegenen Steuereinnahmen: An-

Wenn Sie Schaff hausen zur Zeit der Wirtschaftskrise vor 20 Jahren anschauen und heute: Was hat sich verändert? Schaffhausen als Wirtschaftsstandort hat eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Heute wird unser

gesiedelte Unternehmen und ihre Mitarbeitenden brach-

Kanton bei der Standortwahl von internationalen Unter-

Investitionen.

ten 2016 rund 100 Millionen Franken Steuereinnahmen für Kanton und Gemeinden. Diese Entwicklung stärkt die gesamte Wirtschaft und gibt der öffentlichen Hand mehr Handlungsspielraum – auch für zukunftsgerichtete

nehmen im gleichen Atemzug genannt wie andere TopStandorte. Dies wurde möglich, weil Schaffhausen die

dung ist Schaffhausen deutlich besser erreichbar. Die

Noch in den 1990er-Jahren war Schaff hausen ein typischer Industriekanton. Welche Bedeutung hat die Industrie heute? Im Zuge von WERS und dem Aufbau der Wirtschaftsförderung hat sich die Wirtschaftsstrategie des Kantons

steigenden Steuereinnahmen durch Ansiedlungen

auf drei Ziele ausgerichtet: Erstens auf die Diversifikation

Weichen für die Zukunft richtig gestellt hat: Schaffhausen hat investiert in den Standort. Durch den Halbstundentakt nach Zürich und den Ausbau der Flughafenverbin-


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der Unternehmenslandschaft durch die Ansiedlung von

nicht so gut aufgestellt, wie sie es heute sind. Als Nach-

internationalen Dienstleistungsunternehmen mit Head-

folger von Thomas Holenstein führt Christoph Schärrer

quarterfunktionen. Zweitens auf die Transformation vom

die Schaffhauser Wirtschaftsförderung heute mit seinem

Industrie- zum Hightech-Kanton, indem KMU und Start-

Team und dem gleichen Spirit weiter.

ups unterstützt werden, sich an neue Herausforderungen anzupassen. Und drittens, die Vermarktung von Wohnortmarketing und Tourismus zu intensivieren. Das

Wie sähe der Kanton Schaff hausen denn ohne Wirtschaftsförderung heute aus? Dazu müsste ich in die Glaskugel schauen. Fakt ist,

ist uns gelungen. Die Industrie ist mit rund einem Drittel

dass die Wirtschaftsförderung an die Erfüllung der poli-

immer noch bedeutend. Die vorhandenen Industriekom-

tischen Erwartungen an sie, nämlich Ansiedlung von

petenzen bei Innovation und Produktion ermöglichen

neuen Unternehmen, Schaffung von Arbeitsplätzen und

uns als Standort, neue Entwicklungen zum Beispiel in

neuem Steuersubstrat, einen wesentlichen Beitrag ge-

der Mobili­tät oder durch die Digitalisierung anzugehen.

leistet hat. Fakt ist, dass die rund 500 angesiedelten

Schaf fhausen als Wohn- und Lebensraum mittels

Unternehmen durch neue Arbeitsplätze und Steuerein-

Was ist das Erfolgsrezept der Wirtschaftsförderung? Für mich waren es der Wille und die gemeinsame Initiative von Politik und Wirtschaft, 1997 die Wirtschaftsförderung zu schaffen, um die wirtschaftliche Entwicklung

nahmen einen wesentlichen Beitrag zum Aufschwung

des Kantons voranzutreiben. Mit Thomas Holenstein

Ansiedlungspolitik sowie der stetigen Betreuung der

und der Generis AG hatte Schaffhausen das Glück,

ansässigen Unternehmen durch die Wirtschaftsförde-

dass eine prägende Figur und ein engagiertes Team mit

rung. Es ist falsch zu glauben, dass Firmen in Schaff-

viel Weitsicht mit dem Aufbau der Wirtschaftsförderung

hausen bleiben oder neue kommen würden, nur weil der

betraut wurden. Thomas Holenstein hat mit der Wirt-

Rhein schön und der Weg nach Zürich oder zum Flug-

schaftsförderung sehr viel bewegt, immer ­wieder neue

hafen kurz ist. Es ist ein Fächer von verschiedenen Fak-

Ideen und Initiativen eingebracht, von denen viele nicht

toren – harten und weichen –, zu denen der Steuersatz

nur diskutiert, sondern auch umgesetzt w ­ urden. Letztlich

und die Lebensqualität eines Standorts gehören. Immer

konnten dadurch die Weichen richtig gestellt werden,

wichtiger wird zudem die Offenheit gegenüber neuen

welche die Basis für die heutige Weiterentwicklung sind.

Businessmodellen und Technologien. Und wenn nun

Ohne erfolgreiche Wirtschaftsförderung wären unsere

das Produkt «Schaffhausen» attraktiv ist, muss es den

solide Wirtschaft und der gesunde Kanton Schaffhausen

Unternehmen angeboten werden. Das übernimmt die

und zur Stärkung des Kantons Schaffhausen leisteten. Und diese positiven Effekte sind wiederum eine Folge von richtigen Entscheiden der Politik und einer aktiven


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Wirtschaftsförderung als eine Art Verkaufsabteilung des Kantons. Hier funktioniert der Kanton gleich wie die ­Unternehmen.

Die Wirtschaftsförderung hat über die Jahre trotz ihres Erfolgs immer wieder Kritik von aussen ein­ stecken müssen – sei es, dass die Bevölkerung nicht profitiere oder nur Wirtschaftswachstum wichtig sei. Können Sie diese Kritik nachvollziehen? Nein, das kann ich nicht. Schaffhauser Unternehmen ­haben in von der Wirtschaftsförderung begleiteten Investitions- und Ausbauprojekten rund 3500 Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten. Weiter haben angesiedelte Unternehmen rund 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen und zusätzliche Steuereinnahmen bei Kanton und Gemeinden generiert. Es ist ja nicht so, dass Wirtschaftsförderung beziehungsweise die Regional- und Standortentwicklung ­einen Selbstzweck hätte. Es geht dabei um die Stärkung des Kantons: Dazu gehört neben der Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft auch die Steigerung der Lebensqualität in der Region Schaffhausen. Und in diesen Bereichen hat sich Schaffhausen gut entwickelt. Neue Ideen wurden umgesetzt – immer wieder auch auf Initiative der Wirtschaftsförderung.

«Wir müssen für alle Unter­ nehmen ein verlässlicher und attraktiver Partner sein.» Schaff hausen hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem Top-Standort entwickelt. In welche Richtung muss man gehen, damit das so bleibt? Wir müssen für alle Unternehmen ein verlässlicher und attraktiver Partner sein. Dazu gehört, dass die Kosten – insbesondere die Steuern – wettbewerbsfähig sind, dass Arbeitskräfte gut ausgebildet und dass auch genügend Fachkräfte verfügbar sind. Unternehmen investieren dort, wo sie gewisse Sicherheiten haben. Wir müssen Unsicherheiten – entstanden etwa durch die Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III – verbindlich klären. Dies ist die Basis für künftige Investitionsentscheide. Wir müssen den Unternehmen aufzeigen, dass wir als Standort mit ihnen in die Zukunft gehen wollen, dass wir ihnen die richtigen Rahmenbedingungen für die Anwendung von neuen Technologien geben, ihnen Hand bieten, damit sie sich positiv entwickeln können. Schaffhausen hat als Wohn- und Wirtschaftskanton grosses Potenzial. Dieses gilt es zu nutzen, und zwar mit einer gezielten Wirtschaftsförderung, aber auch unter Einbezug aller fördernden Kräfte in Stadt und Land.

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Ein neues Zeitalter der Mobilität Seit Juni befindet sich auf dem SIG Areal in Neuhausen am Rheinfall ein Testlabor für intelligente Mobilität. Dort arbeitet das Start-up AMoTech an der Einbindung eines selbstfahrenden Busses in das Leitsystem der Verkehrsbetriebe Schaffhausen. Das ist weltweit einzigartig. Von PASCAL SCHMIDLIN Hollywood kennt sie schon lange: Fahrzeuge, die ganz ohne Lenkräder und Fahrer auskommen und sich selbständig durch den Verkehr schlängeln. Was bis vor Kurzem erst in Filmen denkbar war, wird bald auch in Schaffhausen auf den Strassen zu sehen sein. Dafür gründete der Systemlieferant Trapeze an seinem europäischen Hauptsitz ein Kompetenzzentrum für intelligente Mobilität. Das Trapeze-Start-up AMoTech arbeitet dort an der Integration eines selbstfahrenden Busses in das Leitsystem der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH). Dieser soll in Zukunft das Ortszentrum von Neuhausen mit dem Rheinfall verbinden.

Einen Schritt weiter gehen Eine Neuheit sind selbstfahrende Busse auf Schweizer Strassen nicht: In Sitten gibt es bereits ein ähnliches Projekt, bei dem zwei kleine Postautos selbständig auf einer touristischen Route durch die Walliser Kantonshauptstadt fahren. Doch das Schaffhauser Projekt will einen Schritt weiter gehen: Im Gegensatz zu den Postautos, in denen jeweils eine Begleitperson mitfährt, die notfalls mithilfe eines Controllers das Gerät steuern kann, soll der Schaffhauser Bus ganz ohne Begleitperson fahren. Dies allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt. Das Projekt, welches am 4. Juli 2017 in Neuhausen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist in insgesamt vier Phasen unterteilt: In der aktuell laufenden Phase wird der elfplätzige Bus des französischen Herstellers Navya – dasselbe Gefährt, das auch die Post in Sitten benutzt – auf dem SIG Areal getestet. Noch in diesem Jahr soll die zweite Phase beginnen, in welcher der Bus vom Neuhauser Industrieplatz hinunter zum Schlössli Wörth am Rheinfall und wieder zurück fahren wird. In der dritten Phase erfolgt schliesslich die Integration in das Netz der VBSH. Dann wird der Bus durch das Neuhauser Ortszentrum und zum Rheinfall fahren – im normalen Strassenverkehr und ohne Begleitperson. «Das wird weltweit einmalig sein», sagte Trapeze-CEO Peter Schneck an der Medienkonferenz von Anfang Juli. In der letzten Phase werden dann auch Fahrten auf Abruf für Passagiere möglich. Die Initianten des Pro-

jekts betonen, dass die Sicherheit der Passagiere und Verkehrsteilnehmer an oberster Stelle stehe. Deshalb erfolgt die nächste Phase jeweils erst nach ausgiebigen und positiven Probeläufen.

Unrentable Strecken kostengünstig betreiben Das Projekt soll aber nicht einfach ein Testlauf werden. «Für die Verkehrsbetriebe Schaffhausen sind autonome Fahrzeuge nicht einfach nur ein Testobjekt», sagt VBSH-Direktor Bruno Schwager. «Selbstfahrende Fahrzeuge werden künftig dafür sorgen, bislang nicht befahrene und unrentable Strecken kostengünstig betreiben zu können. Das hilft dem gesamten öffentlichen Verkehr. Autonome Fahrzeuge ergänzen das bestehende Angebot ideal und gefährden keine Arbeitsplätze – im Gegenteil, es werden neue geschaffen.» Denn die bestehenden Linien werden weiterhin von der normalen Busflotte bedient – mit Chauffeuren hinter dem Steuer. Unlängst haben die VBSH zudem ihre Strategie zur vollständigen Elektrifizierung ihrer gesamten Busflotte vorgestellt – ein Vorhaben, das ebenfalls einmalig ist für die Schweiz.

Ein Umfeld für neue Technologien Mit diesen Projekten schafft Schaffhausen Leuchttürme mit nationaler und internationaler Ausstrahlungskraft. Das «mobility lab» auf dem SIG Areal soll zudem auch ein Anziehungspunkt für weitere Unternehmen werden, die im Bereich der intelligenten Mobilität forschen. «Das ist eine grosse Chance für den Standort Schaffhausen, der über eine lange Tradition im Mobilitätsbereich verfügt», sagt Christoph Schärrer, Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen. «Im ‹mobility lab› werden neue Technologien für intelligente Mobilität und autonomes Fahren entwickelt und vor allem auch angewendet. Das ist weltweit einzigartig», so Schärrer. Das trifft auch auf die Wirtschaftsstrategie des Kantons zu, die darauf abzielt, zukunftsgerichtete Technologien und Unternehmen mit industriellem Hintergrund zu fördern. Es ist laut Schärrer auch ein sehr gutes Beispiel für den unternehmerischen Spirit in der Region Schaffhausen.

Kommt ohne Fahrer aus: Der autonome Bus der Verkehrsbetriebe Schaffhausen soll künftig Passagiere an den Rheinfall chauffieren.


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Die Schaffhauser Bürger erhalten eine digitale Identität. Dies gab der Kanton Schaffhausen Ende Juli bekannt. Gemeinsam mit dem Start-up ProCivis wird der Kanton eine für die Bürger kostenlose elektronische Bürger-ID bereitstellen – als erster Kanton schweizweit. Von PASCAL SCHMIDLIN Das gibt es so in der Schweiz noch nicht: eine elektronische Identitätskarte für Bürger, mit der etwa online die Steuererklärung eingereicht werden oder die An- und Abmeldung bei einem Umzug bequem am Computer abgewickelt werden kann. Schaffhausen möchte dies ändern und führt als erster Kanton der Schweiz eine digitale Identität ein. Im Juli 2017 gab der Kanton Schaffhausen bekannt, dass er gemeinsam mit dem Zürcher Start-up ProCivis an einer elektronischen Identität auf Mobile-App-Basis arbeitet. Im Zuge des eGovernment-Days Schaffhau-

sen vom 4. Dezember 2017 soll die elektronische Identität im Rahmen eines Pilotprojekts lanciert werden. Dass ProCivis mit Schaffhausen kooperiert, ist für ProCivis-CEO Daniel Gasteiger logisch: «Der Kanton Schaffhausen gilt als Innovationstreiber im Bereich Digitalisierung. Mit dem Ausbau des Bürgerportals positioniert er sich an der Spitze der eGovernment-Entwicklung in der Schweiz.»

Angebot soll laufend erweitert werden Zu Beginn wird das Angebot im Kanton Schaffhausen demjenigen eines Bürgerportals entsprechen und beinhaltet etwa Fristerstreckungen für die Abgabe der Steuererklärung oder Einsicht ins Steuerkonto. Hinzu kommen Informationsdienste der Einwohnerkontrolle, die je nach Gemeinden unterschiedlich sind. Doch dies soll nur der Anfang sein, und das Angebot soll im Verlauf der Zeit erweitert werden. Was möglich ist, zeigt ein Blick nach Estland, wo bereits ein Grossteil der Menschen über eine digitale ID verfügt. Dort können ID-Inhaber etwa Arztrezepte online beziehen, ohne beim Hausarzt vorbeigehen zu müssen, staatliche Fördergelder online beantragen – oder in unter 20 Minuten ihre eigene Firma gründen. www.egov.sh.ch

Mit Schaffhauser Technik ins Finale Georg Fischer (GF) baut an der Zukunft mit: Ihre Division GF Automotive unterstützt das Swissloop-Team der ETH Zürich bei der Entwicklung einer Transportkapsel für das innovative Hyperloop-Projekt. Bei einem Wettbewerb in den USA stiess das ETH-Team bis ins Finale vor. Von PASCAL SCHMIDLIN Das von Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk 2013 präsentierte Transportkonzept «Hyperloop» will den Markt revolutionieren: Personen und Waren sollen in einer Vakuumröhre mit bis zu 1200 km/h über grosse Strecken befördert werden. Damit dieses innovative Transportsystem in naher Zukunft Realität werden kann, hat Musks Firma SpaceX einen Wettbewerb für Universitäten lanciert, an dem auch das Swissloop-Team der ETH Zürich teilgenommen hat.

GF unterstützt die ETH – mit Erfolg Bei der Konzipierung und Umsetzung der Transportkapseln – sogenannten Pods – unterstützte die in Schaffhausen ansässige GF Automotive das rund 40-köpfige ETH-Team. Dies sowohl bei der Entwicklung und Fertigung eines Aluminium-Leichtbauteils für das Fahrwerk der Transportkapsel als auch als Hauptsponsorin. Und diese Kooperation hatte Erfolg: Im August lud SpaceX das Swissloop-Team zum Finale nach Kalifornien ein – als eines von 27 Teams aus 1200 Bewerbern. Im 1,25 Kilometer langen Vakuum-Testtunnel in Los Angeles konnte das ETH-Team den Pod mit Schaffhauser Technik intensiv testen. Schliesslich resultierte der dritte Rang im Wettbewerb. «Wir freuen uns als Hauptsponsor von Swissloop, dass es das Team gegen Konkurrenz aus aller Welt unter die besten drei geschafft hat. Wir gratulieren dem

Das Swissloop-Projekt will einst die Strecke Zürich–Genf in 15 Minuten überwinden – GF liefert dafür Know-how und Technik.

gesamten ETH-Team zur erfolgreichen Teilnahme. Eine grossartige Leistung», sagte GF-Mediensprecher Beat Römer nach dem Finale. www.swissloop.ch

Wirtschaftsförderung

Schaffhausen treibt Digitalisierung voran

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Ende August konnte Jakob Brütsch seine neueste Errungenschaft einweihen: die erste und einzige Ölmühle Schaffhausens. Das Projekt ist Teil des Schafuuser Puuremärkts und wurde durch die Unterstützung der Regional- und Standortentwicklung möglich gemacht. Von PASCAL SCHMIDLIN

Er ist nicht zu übersehen, der neue, schmucke Holzbau auf dem Griesbachhof der Familie Brütsch. Einst stand dort ein alter Schweinestall, wo heute Jakob «Chöbi» Brütsch Kürbiskerne zu Öl verarbeitet, das in rund 40 Hofläden gekauft werden kann. «Wir bauen schon seit 20 Jahren Ölkürbisse auf unseren Feldern an», sagt der 62-jährige Landwirt. Aus diesen stellt er Kürbiskerne zum Verzehr sowie Kürbiskernöl her. Bisher brachte Brütsch die Kerne, die zu Öl weiterverarbeitet wurden, in eine Mühle in die Westschweiz. Dies war jedoch mit langen Transportwegen verbunden. Ausserdem musste Brütsch die Mühle jeweils

Buchenholz getragen», so Brütsch. Dieses sei eigentlich nicht als Bauholz geeignet, da es sich beim Trocknungsprozess stark verbiege. Doch Meister hatte ein neues Verfahren kennengelernt, wodurch der Bau mit massivem Buchenholz umgesetzt werden konnte. Die Zimmerarbeiten übernahm schliesslich der Merishauser Zimmermann Ivo Tognella. «Die Ölmühle soll ein Produkt aus der Region und für die Region sein», sagt Brütsch. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, dass nicht nur Bau und Planung durch Firmen der Region ausgeführt werden, sondern auch das Material von hier stammt. Die Buchen stammen aus einem Waldstück gleich hinter dem Griesbachhof, ebenso das Lärchenholz, das die Verschalung des Hauses bildet. Und selbst die Dachkonstruktion aus Föhren stammt aus Schaffhauser Wäldern. «Die Kosten waren dadurch etwas höher. Durch Eigenleistungen haben wir die Mehrkosten aber wieder wettgemacht», erklärt Brütsch nicht ohne Stolz. Einzig die Mahlanlage und die Ölpresse stammen nicht aus der Region. Das Zusammenspiel der regionalen Akteure zur Realisation von Brütschs Vision macht die Ölmühle zu einem Vorzeigebeispiel der Regional- und Standortentwicklung.

Es riecht herrlich nach Kürbis

Aus der Region – für die Region: Die neue Ölmühle auf dem Hof von Jakob Brütsch wurde aus einheimischen Hölzern gezimmert.

reservieren und konnte nur unregelmässig Öl produzieren. «Somit konnten wir unseren Kunden jeweils nur während einer kurzen Zeit frisches Öl anbieten», sagt Brütsch. Sie hätten aber ein frisches Regionalprodukt anbieten wollen, das vom Saatgut bis zum fertigen Produkt aus ihrem Betrieb stamme. Das war unter diesen Umständen jedoch nicht möglich. Deshalb standen er und seine Frau Lydia vor sieben Jahren vor der Wahl: «Entweder starten wir jetzt durch – oder wir hören auf.» Entschieden haben sie sich für Ersteres, was innerhalb der Familie anfänglich zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eltern und ihren Kindern geführt habe. «Schliesslich waren aber alle überzeugt von der Idee – und packen heute auch alle mit an», sagt Brütsch. Doch bis er zum ersten Mal ein Becherlein voller grün schimmerndem, selbst gepresstem Öl kosten durfte, wurde so manches Projekt für eine eigene Ölmühle auf dem Hof verworfen. «Erst das vierte Projekt hat uns überzeugt», so Brütsch. Und sein langer Atem hat sich gelohnt: Die Ölmühle – die einzige ihrer Art in der Region – ist Brütschs ganzer Stolz.

Seit Anfang September können Interessierte jeweils am Dienstag beim Produzieren des Öls zuschauen. Der Raum, in dem Mahl- und Pressanlage stehen, wurde mit einem grossen Fenster versehen. «So kann man aus dem Verkaufsraum unseres Hofladens zuschauen, wie das frische Öl entsteht – es riecht dann auch immer herrlich nach Kürbis», schwärmt Brütsch. Noch fehle ihm die Routine, erst wenige Pressungen habe er mit seinem Sohn Rafael vorgenommen. Doch mit dem Resultat ist er zufrieden. «Farbe, Geschmack und Konsistenz stimmen», sagt er. Schliesslich wolle er den Kunden nur ein qualitativ hochwertiges Produkt anbieten. www.kuerbiskern.ch

Aus der Region und für die Region Die Ölmühle ist eines von verschiedenen RSE-Teilprojekten zur Weiterentwicklung des Schafuuser Puuremärkts. Neben Geldern aus dem Generationenfonds des Kantons Schaffhausen wurde der Bau auch als Projekt zur regionalen Entwicklung vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziell unterstützt. Die Idee für das realisierte Gebäude hatte der Thaynger Zimmermann Thomas Meister. «Das Haus wird von massivem

Jakob Brütsch prüft die frisch gemahlene Knetmasse aus Kürbiskernen, bevor sie geröstet und zu Öl gepresst wird.

Wirtschaftsförderung

Aus der Presse frisch auf den Tisch

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MSE Meili entwickelt führende Messtechnik für die Prozess-Industrie. Für ihr Gerät Labasys® Process Scope hat sie 2015 den IVS Innovationspreis der Schaffhauser Platzbanken erhalten. Die Auszeichnung hilft der Firma, weltweit in neuen Märkten Fuss zu fassen. Von CASPAR HEER Die Schaffhauser Firma MSE Meili AG ist ursprünglich ein Spinnoff der ETH Zürich und hat ihr Domizil seit 2011 in der Munotstadt. Das neuste MSE-Meili-Produkt, Labasys® Process Scope, ist ein Prozess-Endoskop für den Einsatz in grosstechnischen Anlagen. Es erlaubt erstmals einen Liveeinblick in chemische Produktionsprozesse, beispielsweise in der Kunststoffherstellung in industriellen Reaktoren. Das Gerät genügt höchsten Qualitätsund Sicherheitsanforderungen: Es hält grossem Druck und hohen Temperaturen stand und erfüllt strenge Explosionsschutz-Anforderungen. Bei der Entwicklung des Labasys® Process Scope spielte das ITS-Netzwerk laut Firmeninhaber Dr. Reto T. Meili eine wichtige Rolle: «Bei einem ITS-TechnoApéro kam ich mit Vertretern der Firma Karl Storz ins Gespräch. Daraus entstand bei der Entwicklung unserer neuesten Messgeräte eine enge Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen sowie mit Thomas Rüegg, ­einem Experten für spezielle Endoskopie-Anwendungen.»

Permanenter Einblick Die Messsysteme der MSE Meili wurden anfänglich hauptsächlich für Messkampagnen eingesetzt, um Prozesse besser zu verstehen. Serviceleistungen und Vermietung von Messgeräten waren denn auch ein wichtiger Teil des Geschäfts. «Wir haben jedoch immer die Entwicklung von Produkten angestrebt, welche permanenter Teil einer Industrieanlage sind und zum verbesserten Monitoring und zur Steuerung der Prozesse beitragen», so Meili. «Mit dem Labasys® Control Ex haben wir dieses Ziel erstmals erreicht. Es erlaubt, auf Basis von Laser-Rückstreuung gleichzeitig die Geschwindigkeit und die Konzentration von Feststoffpartikeln in Mehrphasenprozessen zu bestimmen.» Der langjährige positive Leistungsausweis im industriellen Einsatz unter extremen Prozessbedingungen schuf­en die Basis, um das neuartige Prozess-Endoskop zu entwickeln. Meili ist für die Zukunft zuversichtlich: «Der Trend in der Industrie 4.0 geht dahin, die Produktionsprozesse in der Chemie- und EnergieIndustrie permanent zu überwachen und nötigenfalls sofort automatisch zu reagieren. Wir können alles, um solche Prozesse sauberer und effizienter zu machen und damit Kosten einzusparen.»

Hauptmärkte in Asien Eine Herausforderung für die MSE Meili ist, dass es in der Schweiz kaum noch Grundstoffhersteller gibt. Gerade in diesen Industrien spielen aber

ITS vermittelt seit 18 Jahren Technologie Die Krise der 1990er-Jahre zwang die Schaffhauser Industrie zu einer radikalen Neuorientierung. Zur Unterstützung dieser Transformation wurde 1999 ergänzend zur Wirtschaftsförderung der Verein ITS geschaffen. Geschäftsführer Roger Roth hat wichtige Projekte und Initiativen angestossen und die Umwandlung Schaffhausens in einen Standort der Hightech-Industrie begleitet. Schwerpunkte sind die Technologievermittlung und die Innovationsförderung. Das ITS zählt 50 Mitgliederfirmen, darunter die auf dieser Seite porträtierte MSE Meili.

Labasys ® Process Scope, das neueste MSE-Meili-Messgerät (von rechts: Firmeninhaber Reto Meili, Regula Meili, Mitarbeiterin Denis Schneckenburger).

zum Beispiel Gas-Feststoff-Reaktionen, auf deren Messung die Schaffhauser Firma spezialisiert ist, eine zentrale Rolle. Die wichtigsten Märkte dafür liegen heute in Asien, hauptsächlich in China. Und dort lassen sich auch die Verbrennungsprozesse in Kohlekraftwerken durch Feststrommessungen verbessern. «Zu unseren Kunden gehören daher auch verschiedene chinesische Universitäten, die solche Kraftwerke konstruieren und planen», sagt Meili. «Bei diesen Kontakten waren die Chinakenntnisse bei der Generis AG für uns sehr wertvoll.» Eine enge Kooperation besteht seit einem Jahrzehnt mit LyondellBasell, dem weltweit führenden Hersteller von Polypropylen und Polyethylen. Der Chemiekonzern empfiehlt Lizenznehmern die Schaffhauser Firma als Ausrüster für Kernkomponenten der Produktionsanlagen. Das hat MSE Meili kürzlich einen Auftrag für ein grosses petrochemisches Werk in Malaysia eingebracht, dem weitere folgen könnten. Die petrochemische Industrie ist nicht der einzige Zielmarkt des Schaffhauser Unternehmens. «Neben Anwendungen in der Öl- und Gasindustrie sowie der Chemie könnte ein direkter Einblick in den Prozessablauf auch in der Zement-, Stahl- und Nuklearindustrie helfen, Prozesse zu optimieren und sicherer zu machen. Wir sondieren deshalb das Potenzial in solchen Märken», sagt Regula Meili, die die Märkte bearbeitet. Der IVS Innovationspreis wird dafür als Marketinginstrument eingesetzt.

Know-how der Region gebündelt Bleibt die Frage, wie ein kleiner Betrieb alle diese Entwicklungs- und Vertriebsleistungen bewältigen kann. «Das geht niemals im Alleingang. Wir arbeiten eng vernetzt mit hervorragenden Spezialisten», betont Reto Meili. Bei der Entwicklung der Messgeräte an vorderster Front dabei sind ein Dutzend Firmen aus der Region, die erwähnten Karl Storz und RueggTech sowie die MDP Meili (Ramsen), Alea Solutions, Afag, Watech und weitere. www.msemeili.ch

Wirtschaftsförderung

Richtig aufgestellt für die Prozess-Industrie 4.0

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Wirtschaftsförderung

Schaffhausen im Wandel Nach 19 Jahren im Vorstand des Kantonalen Gewerbeverbandes, KGV, davon 11 Jahre als Präsidentin, darf ich auf eine Zeit zurückblicken, in der sich vieles bewegt hat – und weiter bewegen muss. Von BARBARA BUCHSER Erinnern Sie sich an die grosse Krise in den 90er-Jahren? Die Rezession und der tiefgreifende Strukturwandel führten dazu, dass Schaffhausen in kurzer Zeit 4600 Arbeitsstellen verlor und die Wohnbevölkerung innert fünf Jahren um 1400 Personen abnahm. 1995 machte sich die Gewerb­ liche Wirtschaftskommission, eine Fachkommission des Kantonalen Gewerbeverbandes, Überlegungen über die Zukunft der Wirtschaftsregion Schaffhausen. Die Kommission, unter anderen mit meinen Vorgängern Peter Oechslin und Roland Schöttle, entwarf ein Grobkonzept mit damals für Schaffhausen fast revolutionären Ideen.

WERS – Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen Aus diesen zuerst auf Widerstand stossenden Ideen entstand WERS oder Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen. Unter kompetenter Leitung von Thomas Holenstein wurde ein breit abgestütztes Projektteam gebildet. 200 Personen aus Gewerbe, Handel, Industrie, Gewerkschaften, Politik und weiteren Kreisen zeigten ein beeindruckendes Engagement: Bereits im Herbst 1997 wurde dem Regierungsrat der Schlussbericht über­ geben, der eine fundierte Grundlage für die koordinierte Wirtschaftsentwicklung des Kantons enthielt. Regierungsrat und Parlament handelten schnell, sprachen die nötigten Kredite. Innert nur 13 Monaten wurde die Vorlage für ein Wirtschaftsförderungsgesetz erarbeitet und 1999 von den Stimmbürgern deutlich angenommen.

Mit viel Einsatz viel erreicht Und es folgten noch weitere Meilensteine: Wegweisende Infrastrukturprojekte, eine breit abgestützte Steuerstrategie, der Aufbau der kantonalen Tourismusorganisation Schaffhauserland Tourismus, das Blauburgunderland und das Wohnortmarketing. Unter bedeutendem Einsatz an Finanzen und Manpower wurde über Parteigrenzen hinweg gemeinsam Hervorragendes geleistet. Zahlreiche neue Unternehmen wurden angesiedelt, es entstanden neue Arbeitsplätze. Auch das Gewerbe profitierte in verschiedenster Weise von diesem Aufschwung. Für jeden in die Wirtschaftsförderung investierten Franken flossen mehr als drei Franken in die Staatskasse und in die Gemeindehaushalte zurück. Der Kanton Schaffhausen wurde wettbewerbsfähiger, und ab 2005/06 gab es endlich auch im Gewerbe wieder einen stetigen Aufschwung.

Wo steht Schaffhausen heute? Heute stehen Unternehmen und Region ein weiteres Mal vor gewaltigen Herausforderungen. Die Konkurrenz aus Asien setzt den Wirtschaftsstandort Europa und damit auch die Schweiz unter Druck. Unsere Steuerpraxis wird angegriffen. Hinzu kommt die aktuelle Währungssituation. Industrie 4.0 wird sich prägend auf KMU auswirken. Auf regionaler Ebene fordern uns Themen wie Demografie, Finanzen, Energie- und Raumplanung. Dazu kämpfen

wir mit «hausgemachten» Strukturproblemen und einer diametral anderen Politkultur, als sie während und nach der Krise der 1990er-Jahre herrschte.

Erfolgreiches weiterentwickeln Wer von Ihnen kennt einen Unternehmer, der erfolgreiche Produkte aus dem Sortiment nimmt oder gefragte Dienstleistungen nicht mehr anbietet, in die er zuvor viel investiert hat und damit seine Marktposition markant verbessern konnte? Passiert aber nicht gerade das mit der Firma «Kanton Schaffhausen»? Erfolgreich eingeführte Produkte und Dienstleistungen, wie zum Beispiel die Wirtschaftsförderung oder die Tourismusförderung, werden von Einzelnen aus verschiedensten politischen und gesellschaftlichen Lagern bereits wieder infrage gestellt, geschwächt oder bekämpft. Die eben erst gemeinsam hart erarbeiteten Wettbewerbsverbesserungen und Standortvorteile unserer Region werden sukzessive wieder aufgegeben. Im Wissen um diese Erfolgsgeschichte, die Schaffhausen erlebt hat, und mit Blick in die Zukunft fordere ich Sie auf: Helfen Sie mit, die Wettbewerbsposition zu erhalten und auszubauen, die erfolgreichen Produkte und gefragten Dienstleistungen unserer gemeinsamen Firma «Kanton Schaffhausen» weiterzuentwickeln!

BARBARA BUCHSER Expertin Fachausweis Unternehmensführung KMU, ehem. Präsidentin KGV

Kantonaler Gewerbeverband Schaffhausen Dachverband der Schaffhauser KMU www.gewerbe-sh.ch info@gewerbe.sh.ch

Schaffhauser Berufsmesse auch 2017 ein grosser Erfolg Vom 14. bis zum 16. September 2017 fand im Berufsbildungszentrum BBZ Schaffhausen die zwölfte Ausgabe der Schaffhauser Berufsmesse statt. Über 60 Ausstellende präsentierten mehr als 160 Berufe und schulische Ausbildungen, die im Kanton Schaffhausen angeboten werden. Von A wie Agrarpraktiker über M wie Mediamatiker bis Z wie Zeichner wurde die grosse Bandbreite an Lehrberufen vorgestellt, MARCEL FRINGER welche die Region Schaffhausen bietet. Die MöglichPräsident des Kantonalen keit, sich vor Ort aus erster Hand über die berufliche Gewerbeverbandes Schaffhausen Zukunft zu informieren, nahmen viele Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen, sowie deren Eltern wahr. Sie tauschten sich mit Lernenden und Berufsleuten aus, um so mehr über den Berufsalltag zu erfahren, oder sie absolvierten mit viel Freude erste praktische Übungen an den verschiedenen Ständen – und entdeckten ihre Neigungen und Eignungen. Zum ersten Mal wurden dieses Jahr an der Schaffhauser Berufsmesse spezielle Foren-Veranstaltungen angeboten: Dabei referierten Personen vom Fach über Themen rund um die Berufswahl und die Berufsbildung. Die Vorträge drehten sich um Themen wie etwa worauf man bei einer Bewerbung achten soll oder welche Vorteile eine Berufsmaturität für die eigene Zukunft hat. Die Schaffhauser Berufsmesse ist ein wichtiges Projekt des Kantonalen Gewerbeverbands und leistet einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung des Nachwuchses im Schaffhauser Gewerbe.


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Familien und Unternehmen legen immer mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Damit Schaffhausen auch in Zukunft ein attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort bleibt, ist die Einführung flächendeckender Tagesstrukturen für Schulkinder deshalb unabdingbar. Von MICHAEL IMBACH Das Gute vorweg: Für Kinder im Vorschulalter sind im Kanton Schaffhausen ausreichend private Betreuungsmöglichkeiten in Form von Kindertagesstätten vorhanden. Eltern, die arbeiten möchten oder aus finanziellen Gründen müssen, können sich entsprechend organisieren.

Mit der Schule beginnen die Engpässe Doch spätestens mit dem Schuleintritt beginnen die Engpässe. Fehlende Mittagstische und unregelmässige Stundenpläne verunmöglichen vielen Müttern eine regelmässige Berufstätigkeit. Denn hinsichtlich Tagesstrukturen für Schulkinder ist Schaffhausen gegenüber Nachbarkantonen deutlich im Rückstand. Wer nicht in andere Kantone abwandert, verzichtet nicht selten gezwungenermassen auf ein Zweiteinkommen. Die Folgen: tiefere verfügbare Haushaltseinkommen; tiefere Steuereinnahmen sowie ein ungenutztes Potenzial an Fachkräften.

«Wir wollen niemanden zur Fremdbetreuung zwingen. Doch wer berufstätig sein möchte, soll die Möglichkeit dazu erhalten.» Doch nach der angenommenen Masseneinwanderungsinitiative können wir uns das nicht leisten: In vielen lokalen Firmen besteht eine klare Nachfrage nach motivierten und gut qualifizierten Arbeiternehmerinnen. Die IVS setzt sich deshalb für die Schaffung von schulergänzenden Tagesstrukturen ein – doch nicht zu jedem Preis.

«7 to 7»: Staatlich finanzierte Freizeit Der Alternativen Liste Schaffhausen ist es zu verdanken, dass Bewegung in die politische Diskussion rund um schul­ ergänzende Tagesstrukturen gekommen ist. Doch ihre Initiative «7 to 7», über welche Ende November abgestimmt wird, setzt falsche Anreize, ist ineffizient und schlicht zu teuer. Die IVS spricht sich daher klar dagegen aus. «7 to 7» würde zu einer zu 100 Prozent staatlich finanzierten Lösung ohne Selbstbehalt führen. Auch wenn keine Berufstätigkeit aufgenommen würde, könnten die Kinder täglich zwölf Stunden lang kostenlos fremdbetreut werden. Das Fehlen eines Selbstbehaltes würde unweigerlich zu krassen Fehlanreizen führen. Und dies wiederum zu einer markanten Erhöhung des Steuersatzes mit spürbaren Einbussen der Standortattraktivität für Privatpersonen und Unternehmen.

MICHAEL IMBACH Mitglied der IVS Wirtschaftsund Infrastrukturkommission

Tagesstrukturen für attraktiven Standort Die Kantonsregierung hat die Wichtigkeit schulergänzender Tagesstrukturen für einen zukunftsgerichteten Wohnund Wirtschaftsstandort erkannt und einen entsprechenden Gegenvorschlag erarbeitet, über welchen ebenfalls Ende November abgestimmt wird. Grundsätzlich unterstützt die IVS diesen Gegenvorschlag. Doch um die Standortattraktivität tatsächlich zu erhöhen, stellt sie basierend auf einer IVS-Studie aus dem Jahr 2015 folgende konkreten Forderungen: • Jeder Betreuungsplatz kostet gleich viel; Unterstützung für einkommensschwächere Haushalte nach Bedarf Es darf nicht sein, dass Gutverdienende nebst Steuern einer zweiten Progression unterliegen. Wenn vom zu sätzlichen Einkommen bis zu 60 Prozent für Steuern und Betreuung weggehen, fehlt den PartnerInnen von einkommensstärkeren Personen der finanzielle Anreiz. Und der Wirtschaft fehlen qualifizierte Wiedereinstei gerInnen. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass sich auch einkommensschwächere Familien eine Kinderbetreuung leisten können. • Es braucht geeignete, effiziente Strukturen Es ist nicht wirtschaftlich, wenn jede Gemeinde Tagesstrukturen aufbaut. Parallel zum Aufbau der Tagesstrukturen sollten Verbundlösungen erarbeitet werden. • Betreuung durch qualifiziertes Personal Die Betreuungsqualität ist ein zentraler Faktor bei der Überlegung, Kinder fremdbetreuen zu lassen. Es ist sicherzustellen, dass die Betreuung durch qualifizierte Fachpersonen erfolgt.

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Tagesstrukturen: Das richtige Mass finden

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Laden, transportieren, lagern, kommissionieren, etikettieren – es geht zu wie im Bienenstock. Im neuen Cargo Logistik Center sorgen 40 Fachkräfte für reibungslose Abläufe. Ein Mehrwert für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Von CLAUDIA KOFLER «Der Standort Schaffhausen ist für uns von strategischer Bedeutung. Nach Basel haben wir hier den zweitwichtigsten Grenzverkehr für Importund Exportgüter», erklärt Josef Jäger, Direktor von Camion Transport. Die bisherigen Infrastrukturen im Raum Schaffhausen genügten den Anforderungen allerdings nicht mehr. Mit dem Neubau im Herblinger Industriegebiet hat der Transport- und Logistikspezialist mit Hauptsitz in Wil SG eine nachhaltige Ersatzlösung mit Entwicklungspotenzial gefunden.

Unterwegs auf der grünen Schiene Der Toast beim Grossverteiler, die Bohrmaschine im Fachmarkt, die Operationsutensilien im Spital: Die Sicherstellung der Versorgung ist eine Selbstverständlichkeit. Ohne Transport und Logistik stünde aber das wirtschaftliche Leben still. Dabei werden ökologisch nachhaltige Prozesse zunehmend wichtiger. Camion Transport setzt mit dem Cargo Logistik Center in Schaffhausen auf die umweltschonende Kombination von Schiene und Strasse. Den Hauptteil des Transportweges fährt die Ware per Bahn, auf der grünen Schiene. «Mit dem dualen Transportsystem bieten wir eine umweltfreundliche Dienstleistung und gehen sorgsam mit dem Lebensraum um. Nicht zuletzt reduzieren wir so Schadstoffemissionen und den Ressourcenverbrauch», so Josef Jäger. Auch der Kunde profitiert. Namentlich in der Westschweiz und dem Tessin sind dank des nächtlichen Bahntransports frühe Liefertermine überhaupt möglich. Nicht zu vergessen ist die Entlastung der Schaffhauser Strassen. Unsere Umwelt sagt Danke! www.camiontransport.ch

Wandel wirkungsvoll gestalten Caroline Schimmel Consulting unterstützt Organisationen im erfolgreichen Change Management. Entscheidende Themen werden dabei berücksichtigt: Strategie, Führung, Kommunikation und Unternehmenskultur. Von CAROLINE SCHIMMEL Unsere Kunden begleiten wir individuell und lösungsorientiert bei zahlreichen erfolgskritischen Fragestellungen: • Klare Visionen und Ziele haben, die marktfähig sind • Unternehmenskultur und Werte leben, die von Mitarbeitern geteilt und gestützt werden • Wertvolles Wissen und Kernkompetenzen kennen, nutzen und weiterentwickeln • Motivierte, kompetente und leistungsstarke Mitarbeiter beschäftigen • Führungskräfte- und Mitarbeiterentwicklung bedarfs- und zielgerecht realisieren • Veränderungsprojekte planen und umsetzen • Innovationen und Optimierungen erkennen, planen und umsetzen • Bestehende Konflikte lösen Die Beratung begleitet Optimierungs- und Veränderungsvorhaben mit fundierten wissenschaftlichen Methoden und neuen Perspektiven. Je nach Bedarf wird dies durch Einzel- und Teamcoachings, Beratungen von Top-Management und Führungskräften, Grossgruppenmoderationen, Workshops oder fachspezifischen Schulungen realisiert.

Wir fördern Erkenntnisse und Entwicklung Durch die Involvierung von Schlüsselpersonen im Beratungsprozess, gemeinsame Reflexionen, Erarbeitung von Zielen und Wegen wird die Grundlage für erfolgreiche Veränderung gelegt. Dabei geht es vor allem

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auch darum, die Kommunikation und die vorhandenen Emotionen bewusst so zu gestalten, dass sie dienlich sind. Denn jede erfolgreiche Veränderung lebt von der Mitwirkung der beteiligten Menschen. www.cs-consulting.ch

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Fokus auf Standort Schaffhausen

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Wandel der Bankenwelt Neben der Schaffhauser Wirtschaft allgemein haben auch die lokalen Banken in den letzten 20 Jahren grosse Strukturanpassungen durchgemacht. Von FABIAN HELL Bei der Gründung der Wirtschaftsförderung vor rund 20 Jahren gab es nicht nur bei den Grossbanken noch doppelt so viele Institute, auch hatten acht Gemeinden im Klettgau und im Reiat ihre eigenen Bankinstitute. Diese verfügten über Garantien der entsprechenden Eigentümer und betrieben eigene EDV-Systeme. Eine erste lose Zusammenarbeit wurde im Rahmen der «Schaffhauser Regiobanken» praktiziert. In dieser Gruppe koordinierten neun Banken aus der Stadt, dem Klettgau und dem Reiat ihre Tätigkeiten in Bereichen wie Werbung, Dienstleistungen und EDV. Formal behielten dabei alle Institute ihre Eigenständigkeit.

Fusionen und technologischer Wandel

Daten: Credit Suisse AG

Der nächste Schritt erfolgte in den Jahren 1996 und 1998, in denen dann vollumfängliche Fusionen im Reiat und im Klettgau vollzogen wurden. Haupttreiber dieser Fusionen waren ein gemeinsamer Marktauftritt aufgrund der räumlichen Nähe sowie auch die Bündelung von Investitionen, darunter in die Informatikdienste. In dieser Zeit wurden aus den ursprünglich neun Banken die heute noch existierenden Ersparniskasse Schaffhausen, Clientis BS Bank Schaffhausen sowie Clientis Spar- und Leihkasse Thayngen. Der Wandel ging in der Folge weiter. Vor allem in den Bereichen Technologie und Regulierung gab es die meisten Anpassungen. Hatten vor 20 Jahren die einzelnen Banken zum Beispiel alle noch Abteilungen für den Zahlungsverkehr, werden heute alle Standardaufträge zentral in Bern und vollautomatisch verarbeitet. Der Bereich der Regulierung hat auch eine engere Zusammenarbeit forciert. Es macht heute keinen Sinn mehr, dass jede einzelne Bank die gleichen Anforderungen der Schweizerischen Bankenaufsicht selbständig umsetzt. Und dieser Wandel

wird weitergehen. Der Bereich der Regulierung wird auch in Zukunft den Lokalbanken viel Arbeit und hohe Kosten bescheren. Unter anderem ausgelöst von internationalen Verfehlungen, treffen diese Massnahmen leider auch die lokalen Institute. Und auch wenn Worte der Finma (Finanzmarktaufsicht) den kleinen Instituten eine Entspannung prophezeien, sind dies doch bis jetzt nur Worte.

FABIAN HELL Leiter Anlegen Clientis BS Bank Schaffhausen

Schaffhauser Unternehmen

Börsentitel/ Muttergesellschaft

Währung

Kurs 5.9.2017

52 Wochen Tief Hoch

Performance KGV seit 1.1.2017 2017

Dividenden- ISIN rendite

ABB AG AGCO International GmbH Alcon Grieshaber AG Ashland Industries Europe GmbH BB Biotech AG Cabot International GmbH Cilag AG Johnson Controls (ehem. Tyco) Citrix Systems International GmbH Curtiss-Wright Antriebstechnik GmbH DSM Composite Resins AG FARO Swiss Manufacturing GmbH Garmin Georg Fischer AG Groupon International GmbH IVF Hartmann AG IWC Schaffhausen John Deere International GmbH Kennametal Europe GmbH Medtronic Merck & Cie Oriflame Cosmetics Pentair Global Phoenix Mecano AG Stratec Biomedical TE Connectivity Ltd. Tektronix Terex Global GmbH Trapeze Systems Unilever Wal-Mart Holdings International Ltd Xylem

ABB LTD N AGCO CORP. NOVARTIS N ASHLAND INC BB BIOTECH N CABOT CORP. JOHNSON & JOHNSON JOHNSON CTR INT CITRIX SYSTEMS, INC. CURTISS-WRIGHT CORP. DSM KON FARO TECHNOLOGIES, INC. GARMIN LTD. FISCHER N GROUPON, INC. - CLASS A IVF HARTMANN N RICHEMONT N DEERE & CO. KENNAMETAL INC. MEDTRONIC PLC MERCK KGAA O.N. ORIFLAME COSMETICS S.A. PENTAIR PLC. ORDINARY SHARE PHOENIX I STRATEC BIOMEDICAL EO TE CONNECTIVITY LTD. N DANAHER CORP. TEREX CORP. CONSTELLATION SOFTWARE UNILEVER DR WAL-MART STORES, INC. XYLEM INC. COMMON STOCK NEW

CHF USD CHF USD CHF USD USD USD USD USD EUR USD USD CHF USD CHF CHF USD USD USD EUR USD USD CHF EUR USD USD USD CAD EUR USD USD

22.45 68.41 80.15 62.3 62.35 44.69 131.03 39.9 78.52 96.86 65.07 34.7 51.82 1124 4.43 173.719 85.9 116.14 29.501 80.05 94.47 17.64 62.42 543.5 49.81 79.62 83.145 38.87 691.24 50.02 78.4 51.7

19.72 46.22 67.4 59.801 43.65 42.68 109.32 36.75 65.689 82.77 54.111 29 46.05 785.5 2.9 173.678 55.85 80.35 28.101 69.35 90 6.9 53.8 446 41.3 60.38 75.71 21.88 545 36.23 65.28 41.671

4.52 18.23 8.1 -43 13.16 0.11 13.73 -3.16 7.88 -1.53 14.7 -3.61 6.87 34.77 33.43 0 26.7 12.71 0 12.38 -4.72 42.3 11.33 15.88 8.79 14.92 6.84 23.18 13.3 28.27 13.41 10.2

3.39 0.82 3.43 1.44 4.41 2.37 2.56 2.51 0 0.54 2.74 0 3.94 1.78 0 1.21 2.1 2.07 2.28 2.3 1.27 3.41 2.21 2.76 1.55 1.86 0.67 0.82 0.72 2.41 2.6 1.17

24.89 73.97 84.35 128.19 62.9 56.18 137.08 46.16 87.99 107.61 68.104 40.6 55.74 1130 4.8 202.867 86.85 132.5 38.888 89.72 115.2 19.5 69.03 581 64.85 84.84 88.01 40.24 726.18 51.345 81.99 52.29

26.79 17.02 29.66 32.69 0 22.53 22.39 66.48 35.25 22.01 17.66 37.01 17.35 21.28 -21.25 28.64 25.2 10.32 0 35.69 25.21 0 207.33 20.02 30.15 18.74 20.12 30.13 52.77 27.33 16.3 42.41

CH0012221716 US0010841023 CH0012005267 US0441861046 CH0038389992 US1270551013 US4781601046 IE00BY7QL619 US1773761002 US2315611010 NL0000009827 US3116421021 CH0114405324 CH0001752309 US3994731079 CH0187624256 CH0210483332 US2441991054 US4891701009 IE00BTN1Y115 DE0006599905 US6861942000 IE00BLS09M33 CH0002187810 DE000STRA555 CH0102993182 US2358511028 US8807791038 CA21037X1006 NL0000009355 US9311421039 US98419M1009


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F I R M E N P O R T R ÄT

Schnaps als Idee Ein Winterthurer Jungunternehmen verbindet in einer Hallauer Destillerie Tradition, Moderne – und eine genuine Leidenschaft für Trinkkultur.

TEX T A NNA ROSEN WASSER BILDER LU ISA KEHL

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ie eine alte Medizinerf lasche sieht sie aus, wie ein Medikament aus einem vergangenen Jahrhundert. Mit Holzkorken verschlossen, rotem Siegel markiert. Die Flüssigkeit trägt eine pastellrosa Farbe; auf der Flasche prangt ein Etikett, in Schwarz-Weiss gehalten, auf dem feine Linien Wacholderbeeren zeichnen, dazu zwei Männer in Profilansicht, je mit stattlichem Bart. Darunter steht prunkvoll das Jahr 1894, etwas weiter oben zu lesen: «Gin». Fast könnte es eine jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertealte Spirituose sein, wäre der Gin nicht unkonventionell rosa, das Etikettenpapier nicht tadellos weiss – und das

Ganze kein Foto auf der Seite eines Internetshops. «Wir haben ohne Zusatzstoffe wie Farbe und Zucker gearbeitet, um der Erdbeere eine Bühne zu bieten», steht da. Das klingt nicht nach 1894. Wer brennt Erdbeer-Gin, versieht ihn mit einer Bart-Illustration und verleiht der Erdbeere eine Bühne? In Echt sind die Bärte dreidimensional, mehr als bloss schwarz-weiss und ausserdem zu viert: Benjamin Erb, Samuel Rommel, Stefan Schaufelberger und Marco Wyss. Die vier jungen Männer bilden zusammen die Draft Brothers GmbH, ein Unternehmen, das Obstschnaps und Gin herstellt und verkauft. Wyss zeichnet verantwortlich für die


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BENJAMIN ERB UND SAMUEL ROMMEL (v. l.) tüfteln als Draft Brothers an ihrem Gin.

Gestaltung, Schaufelberger handhabt Social Media sowie die Fotografie; Erb und Rommel, die beiden Vorzeigebärte auf den Etiketten, sind fürs Zubereiten zuständig. Von ihnen kam vor drei Jahren die Idee, gemeinsam Schnaps zu brennen.

DRAFT (ENGL.): ENTWURF Kennengelernt haben sich Erb und Rommel in der Winzerlehre. In der Rebstation Goldenberg in Winterthur befand sich Erb in der Erst-, Rommel in der Zweitausbildung. «Ich wollte ums Verrecken etwas Handwerkliches machen, draussen, auf keinen Fall im Büro», erinnert sich Erb. In der zweiten Sekundarschule schnupperte er, ursprünglich an

einer Landschaftsgärtner-Lehre interessiert, bei ebenjenem Winterthurer Betrieb – und bekam die Lehre unverhofft zugesichert. Rommel, drei Jahre älter, hatte eine Automechanikerlehre hinter sich. «Ich hatte einen längeren Reifeprozess», formuliert er es heute. So begegneten sich die beiden in der Lehre zum Winzer. Das Schnapsbrennen kam im theoretischen Unterricht an der Berufsschule vor, und Erb absolvierte das obligatorische ausserbetriebliche Lehrjahr am Bielersee, wo er zwar nicht mit Schnaps, dafür mit anderen Dimensionen in Berührung kam. «Der Betriebswechsel brachte mich von einem grossen, maschinell geprägten Betrieb zum Gegenteil, einem Familienbetrieb», erzählt


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F I R M E N P O R T R ÄT MARCO W YSS, STEFAN SCHAUFELBERGER, BENJAMIN ERB UND SAMUEL ROMMEL (v. l.) die Draft Brothers GmbH.

er. «Alles wurde selbst gemacht, von der Bewirtschaftung draussen bis zur Lieferung.» Das hinterliess Eindruck beim damaligen Lehrling. Zurück in der Winterthurer Kellerei, liebäugelte er allerdings nicht mit einem Familienbetrieb, sondern mit einem Branchenwechsel. Im sozialen Bereich, vielleicht Pflege und Betreuung. Die Herstellung von Alkohol war ein geliebtes, persönliches Nebenprojekt, während Erb sich entschied, Sozialpädagoge zu werden. Die Ausbildung stand fest, die Zukunft vor der Tür. Dann beschloss Erb, sich doch für seine Leidenschaft zu engagieren. «Ich entschied mich auf den letzten Drücker gegen die sozialpädagogische Ausbildung», erzählt er mit einem Lächeln, «ich dachte mir: Wenn das, was wir hier machen, funktionieren würde, wär das noch grossartiger.» Auch Rommel war kurz in einem ähnlichen Bereich: Nach seiner Lehre zum Automechaniker – «das galt als ‹etwas Rechtes›, und vom technischen Wissen her bin ich heute froh» – absolvierte er die gesundheitlich-soziale BMS, entschied sich dann für die Winzerlehre. Dort absolvierte er zwar ein Praktikum bei einem Schnapsbrenner, schloss die Winzerlehre selbst aber nicht ab, weil er sich mit ausländischem Weinhandel selbständig machen wollte. Die Idee, eigenständig und zu zweit Schnaps herzustellen, gärte und reifte jedoch weiter. Im August 2014 folgte der GmbH-Eintrag. Die Draft Brothers, nur im Herzen verwandt, waren geboren. Schnaps, je nach Kontext auch formell Spirituosen oder abwertend Fusel genannt, wird hergestellt, indem pflanzliche Erzeugnisse mit Hefepilzen vermischt, gegärt und dann destilliert, also gebrannt werden. Rechtlich ist ein Schnaps ein Schnaps, wenn er 15 Prozent Alkohol enthält, was die Hersteller durch Zugeben von Wasser regulieren. Ausgangsstoffe sind beim Schnapsbrennen entweder zugegebene Fruchtsäfte oder in Alkohol eingelegte Beeren und andere Früchte. In Eichenholzfässern lagert der Schnaps nach dem Brennen so lange, bis er reif ist. Der Geschmack des Schnapses kann zusätzlich beeinflusst werden, indem beim Destillieren kleine Mengen an Pflanzenextrakten – die Draft Brothers nennen sie «Botanicals» – hinzugegeben werden. Auch das Süssen durch Zucker und das Färben durch Zusatzstoffe sind beliebte Vorgänge, auf Zucker und Farbstoffe verzichten die Draft Brothers allerdings.

DRAFT (ENGL.): WECHSEL Moment. Hochprozentiges als Leidenschaft? Tagtäglich von Alkohol umgeben sein, beruflich «Trinkkultur» kennenlernen? Ist das nicht bloss ein Euphemismus für übermässigen Fuselkonsum? «Als ich damals die Winzerlehre antrat, wollte meine

Mutter tatsächlich als Erstes wissen, ob man zum Alkoholiker wird», erinnert sich Erb. Eine klare Regel für die Lehrlinge lautete hingegen: Während der Arbeitszeit wird nichts getrunken – klar, die Liebe zum Wein entdeckte man schon, lenken die Brothers ein, das sei schliesslich ein Bestandteil der Lehre: die Trinkkultur. «Was so Schönes!», sagt Erb richtiggehend beseelt, «und diese Liebe ist geblieben.» Im Freundeskreis war und ist es denn auch eher Liebe als Urteil, die den jungen Herren aufgrund ihres Berufs entgegenschwappt. «Der erste Eindruck unseres Umfelds war, dass alle gleich Durst kriegten», lacht Erb. «Unsere Freunde haben sich alle sehr gefreut. Viele unserer Kumpel helfen auch während der Saison.»

DRAFT (ENGL.): SCHLUCK Bevor allerdings irgendeine Saison angepackt werden konnte, musste eine Brennerei her. Und Wissen. Und Handwerk. Erb und Rommel wandten sich an ihren ehemaligen Lehrmeister, der den beiden Winterthurern eine Gemeinde nannte, die nicht gerade auf dem Weg lag: Hallau. Bei Hans Zimmerli sollten sie sich melden, der habe dort eine Brennerei. Sie folgten diesem Rat – und hatten Glück. In der Destillerie Zimmerli, einem Familienbetrieb, der 1894 entstand, agierten die Draft Brothers fortan als eine Art Untermieter. In der Saison, wenn gewerkelt und gebrannt wird, ist Kommunikation nötig, um sinnvoll zu koordinieren. Ansonsten kommen Tradition und Moderne gut aneinander vorbei: Für einen Einmannbetrieb ist die Destillerie Zimmerli mit ihren insgesamt vier Brenn­ anlagen recht gross. Zusätzlich zur Ausrüstung profitierten Erb und Rommel aber auch von Hans Zimmerlis Fachwissen: Wenn die Fachbücher nicht reichten, konnten sie nachfragen. Entweder bei Zimmerli oder in der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil. «Es war eine Mischung aus Fachbüchern, Vorwissen, dem Erfahrungsschatz anderer und unseren eigenen Vorstellungen, wie es schmecken und rauskommen soll. Moderne Technik und eigenes Pröbeln», erzählt Erb. Zwei Mittdreissiger mit eigenem Schnapsbrenn-Unternehmen: nicht gerade die Regel in der Branche – aber auch nicht die einzige Ausnahme. «Zwar sind die meisten in der Branche gestandene Leute. Aber wer neu anfängt, ist schon eher jünger, da hat’s auch einige in unserem Alter. Die lernen wir durch die Szene kennen.» Die Szene, das bedeutet oft auch: Messen. Spirituosenmessen

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F I R M E N P O R T R ÄT

sind ein zentraler Bestandteil der Unternehmensaktivität. «Das Augenmerk der Draft Brothers liegt nicht auf dem Direktvertrieb, sondern auf Läden und der Gastronomie in der ganzen Deutschschweiz sowie unserem Onlineshop», erläutert Rommel. So vertrieb man die eigenen Sorten im bisherigen Jahr bereits an vier verschiedenen Messen. Nicht nur, aber auch an diesen Messen werden etwa Trends ersichtlich: Momentan ist Gin sehr beliebt. Bei den Draft Brothers, die über ein Jahr lang an ihrem Gin-Rezept tüftelten, bildet er momentan das Hauptprodukt. Das Sortiment umfasst neben Gin und Schnaps auch Saisonsorten, etwa den eingangs erwähnten Erdbeer-Gin. Ob an der Messe oder privat: Rommels liebstes Erfolgserlebnis ist der Gesichtsausdruck, wenn jemand ein neues Produkt degustiert. Erbs Lieblingsmoment ist hingegen die «Flaschengeburt»: «Wenn der ganze Prozess abgeschlossen ist, die ersten Flaschen abgefüllt, Stempel drauf, fixfertig, und du weißt, das hing mal am Baum: Das ist mein Erfolgserlebnis.»

DRAFT (ENGL.): ZEICHNUNG Nicht nur was drin ist, ist bei Spirituosen relevant, sondern auch, wie’s aussieht: «Die Gestaltung ist sehr wichtig, denn das Angebot im Laden ist gross», so Rommel. «Die meisten Leute gehen nicht mit einem spezifischen Wunsch ins Spirituosengeschäft, sondern achten mitunter darauf, was sie optisch anspricht, gerade auch bei Geschenken.» Entsprechend viel Gewicht wurde auf die Gestaltung der Flaschen gelegt. Illustrator Marco Wyss gehörte, ebenso wie Fotograf Stefan Schaufelberger, bereits vor der Unternehmensgründung zum Bekanntenkreis von Erb und Rommel. Wyss’ Werdegang beinhaltet einen Abschluss in wissenschaftlicher Illustration, eine Spezialisierung, die der detailverliebten Darstellung von Birnen, Wacholderbeeren und Schnörkeln auf den Draft-Brothers-Etiketten anzusehen ist. Wahrlich passiert zwischen dem Baum und dem Aufkleben der Etiketten so einiges. Zwischen September und Oktober, wenn die Früchte reif sind, werden sie verarbeitet, erst die Birnen und Zwetschgen für die Schnäpse, später dann die Äpfel für den Most. Die Birnen zum Beispiel werden in 250-Kilo-Kisten aus Mammern am Bodensee geliefert – «das ist recht wenig, ein paar Tonnen» – und müssen erst noch etwas nachreifen. Für die Verarbeitung heisst es dann: Leute parat haben für die Auslese. Diese wird möglichst aufs Wochenende verlegt, sodass möglichst zwischen 10 und 15 Personen mithelfen können, wenn Blättchen und Stiele, Unreifes und Vertätschtes aussortiert werden. 10 Prozent Ausschuss werden so produziert, bevor die sogenannte Maische beginnen kann: die Vermischung mit Hefe,

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 Beni

entnimmt eine Probe zur Verkostung.

 Sam

kontrolliert den Füllstand und die Farbe des Gins.

damit die Menge zu gären beginnt. Zwei Wochen lang rühren, kontrollieren, temperieren die Draft Brothers. «Wir sind permanent mit dem Finger am Hahnen», beschreibt es Erb, «wenn der Geschmack nicht mehr gut ist, trennen wir sofort ab. Unser Vorgehen bringt zwar etwas mehr Verlust, aber dafür lassen wir Sorgfalt walten.» Der Prozess dauert zwei bis drei Wochen. Danach wird der Schnaps gelagert, dessen Alkoholgehalt anfangs 70 Prozent beträgt, was später mit Wasser auf 40 Prozent reduziert wird. Bei 4 Grad Celsius wird filtriert, dann abgefüllt. Im Herbst, wenn Gin wie Schnaps fertig abgefüllt sind, folgen weitere Messen, das Weihnachtsgeschäft und im Winter – nicht die liebste Arbeit der jungen Schnapsproduzenten – die administrativen Arbeiten. Im Gegensatz zum Schnaps ist die Produktion von Gin unabhängig von der Jahreszeit: Er kann immer hergestellt werden. Zu tun gibt es also immer in der Destillerie Zimmerli. Die Winterthurer Brüder fachsimpeln, degustieren, chrampfen. Ganz davon leben können sie zwar noch nicht – aber das Ziel, einen lokalen Gin, traditionellen Öbstler und innovativen Schnaps herzustellen, verfolgen sie mit einer Leidenschaft, die schon lange nicht mehr bloss eine Schnapsidee ist.

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HEUTE ZU BESUCH IM HOMBERGERHAUS

Frischer Wind in ehrwürdigen Räumen Das Hombergerhaus hat eine traditionsreiche Geschichte. Nun ist der Gastrobetrieb modernisiert und bietet neben einer Mensa Bankette und Catering für Grossanlässe. U. J . | Im Hombergerhaus in Schaffhausen beginnt der Rundgang im Keller. Dahin führt uns Reto Hunziker mit berechtigtem Stolz. Denn hier wird sichtbar, was das stattliche Haus an der Ebnatstrasse, das 1942 erbaut und ein Jahr später als +GF+-Haus eröffnet wurde, auszeichnet und ausmacht.

Das Untergeschoss dient als Lager, allein für die Lebensmittel stehen acht Kühlhäuser und zwei Tiefkühlhäuser zur Verfügung. Zusätzlich lagern im komplett unterkellerten Hombergerhaus Geschirr, Gläser, Boxen für die Lebensmittelauslieferung, diverse Tische, Servietten, Küchen- und Tischwäsche. 2017 erhielt der komplette Betrieb der Hombergerhaus Gastro AG, die seit Dezember 2015 unter der Leitung von Reto Hunziker und Mauro Cortesi steht, die ISO-9001-Zertifizierung. Diese bildet einen in sich geschlossenen und dadurch überprüfbaren Kreislauf – von der Anlieferung der Zutaten bis zu den fertigen Speisen auf dem Teller. Der Betrieb des Hombergerhauses beruht auf drei Säulen. Als Erstes ist da die mittlerweile öffentliche Mensa, welche von +GF+- und ABB-Mitarbeitern ebenso rege besucht wird wie auch von Angestellten umliegender Firmen. Den Gästen steht ein geräumiger Saal mit grosser Terrasse zur Verfügung. Das Angebot ist reichhaltig. Dies beweist schon der Blick auf das Salatbuffet mit 14 verschiedenen Salaten, von denen sieben täglich wechseln. Ihm schliesst sich eine ebenso grosse Auswahl an Antipasti an. Jeden Mittag

stehen fünf Menüs zur Auswahl, die durch Tagesangebote ergänzt werden. Des Weiteren stehen den Gästen kleinere Räume zur Verfügung, in denen sie zusätzlich zum Tagesangebot mit einer À-la-carte-Auswahl bedient werden. Zudem bietet das Hombergerhaus einen umfassenden Service für Seminare an.

RETO HUNZIKER Gastgeber Hombergerhaus

Betagte Gäste können einen Mahlzeitendienst mit Hauslieferservice nutzen. Davon machen auch die Spitex, Pro Senectute und umliegende Firmen Gebrauch.
Während des Sommers betreibt das Hombergerhaus in der Badi Otterstall in Neuhausen das Bistro. Die zweite Säule bildet das Bankettwesen, für das im eigenen Haus Räumlichkeiten für 10 bis 250 Personen bereitstehen. Diesen Teil weitet die Hombergerhaus Gastro AG auch auf das neu eingeweihte Fussballstadion mit dem 400 Personen fassenden Saal aus. Ob Generalversammlung, Konzert oder Hochzeit – für jeden Anlass können die Räumlichkeiten umgestaltet und bewirtet werden. Die dritte Säule ist das Catering. Anlässe im privaten Rahmen, Firmenanlässe, Munotbälle oder grosse Generalversammlungen bis 1500 Personen kann das Hombergerhaus dank moderner Lieferflotte und professioneller Infrastruktur verköstigen. Ein Herzstück im Untergeschoss des Hombergerhauses ist die vollautomatisierte Waschanlage fürs Geschirr, die allerdings von Hand gefüllt wird. «Der Beruf des Tellerwäschers wird oft unterschätzt», betont Reto Hunziker dessen wichtige Funktion und honoriert sie mit viel Respekt. Das Unternehmen beschäftigt 15 Vollzeitmitarbeitende, darunter zwei Lernende sowie eine Dame mit Behinderung. Ein grosser Pool an Mitarbeitern auf Abruf ergänzt das Team.

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BILD  SELW YN HOFFMANN

L E U T E

S c h a f f u u s e r W i i p r o b v o m 2 4 . A u g u s t 2 017

Ein Trinkspruch auf die preisgekrönten Blauburgunder

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BILDER  LUISA KEHL

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1 Feststimmung im Kreuzgang des Museums zu Allerheiligen  2 Corinne Ullmann und Annett Schlegel (v. l.)  3 Tabitha und Beat Hallauer  4 Katrin und Thomas Hauser  5 Tünde Papp und Manuel Maslinski

6 Beat Hedinger und Rosmarie Widmer Gysel  7 Diana Fiorina und Maya Kramer (v. l.)  8 Simone Danzeisen Fuchs, Marianne Stamm und Maja Möckli (v. l.)  9 Bruno Greuter, Daniel Penner und Urs Hallauer (v. l.)  10 Ursula und Peter Neukomm mit Ernst Neukomm und Vreni Pfund (v. l.)

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