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Geschäft mit Generation Z

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ITS-News

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Zielgruppe Generation Z

Der 28-Jährige Yannick Blättler weiss, wie man junge Menschen ansprechen muss, um mit ihnen erfolgreich ins Geschäft zu kommen. Eines seiner Projekte ist das Generationenhaus «Silver Ox» in Wagenhausen. Mit einer ungewöhnlichen Wette sorgt es immer wieder für Schlagzeilen.

TEXT VINCENT FLUCK BILDER SIMONE GLOOR

Seine Agentur hat Yannick Blättler noch während seines Wirtschaftsstudiums an den Universitäten Zürich und St. Gallen im Jahr 2016 gegründet. Anfänglich machte er alles alleine. Doch schon bald konnte er Mitarbeitende anstellen, mittlerweile sind es mehr als zwanzig. Die Kernkompetenz seiner Neoviso AG mit Sitz im Luzerner Vorort Kriens ist die Generation Z. Das sind junge Menschen, die in den Jahren 1995 bis 2010 geboren sind (siehe Kasten S. 34). Blättler weiss, was sie bewegt und wie sie ihr Leben gestalten. Dieses Wissen bietet er Firmen und Organisationen an, damit sie die Vertreter der Generation Z als Kunden oder als Arbeitnehmer gewinnen können.

Der junge Firmenchef ist viel beschäftigt und oft auf Achse. Fürs Interview trifft ihn das Schaffhauser Wirtschaftsmagazin am Zürcher Paradeplatz. Dort hat er einen Vormittag lang mit seinem Team ein banknahes Unternehmen beraten und gleichzeitig Videoaufnahmen für eine digitale Werbekampagne gemacht. Bevor er zum nächsten Termin eilt, hat der 28-Jährige einen freien Moment. Gleich bei der Begrüssung stellt er sich mit Vornamen vor. Wir duzen uns. Auf einem kleinen Spaziergang zum Zürichsee und wieder zurück, gibt er bereitwillig Auskunft. Er wirkt unkompliziert und nahbar. In seiner innerschweizerisch und zürcherisch gefärbten Mundart verwendet er viele englische Wörter.

Yannick, zu welcher Generation gehörst du?

Vom Mindset her bin ich ganz klar Generation Z. Vom Alter her bin ich aber in der Generation Y. Ich bin in der Übersetzerfunktion und erkläre unseren Kundinnen und Kunden, wie die Generation Z genau tickt.

Wie tickt sie denn?

Das sind Leute, die komplett digital aufgewachsen sind. Ein Smartphone ist für sie eine absolute Selbstverständlichkeit. Sie verbringen pro Tag drei bis fünf Stunden auf Social Media. Sie machen alles per Knopfklick, sind superflexibel in Bezug auf die Produkte und Dienstleistungen, die sie in Anspruch nehmen. Andererseits gehören sie einer Generation an, die versucht, etwas zu bewegen. Sie sind sehr laut bei Themen, die ihnen wichtig sind, etwa beim Klimawandel oder der Gleichberechtigung. Die Generation Z ist jung, das müssen wir unseren Kunden immer wieder klar machen. Sie ist nicht so belesen, wie ältere Generationen das häufig glauben. Banken zum Beispiel denken, dass die Jungen mit 19, 20 Jahren alle ihre Dienstleistungsangebote verstehen. Aber das ist nicht der Fall.

Bei der Dritten Säule zum Beispiel?

Ja genau. Dritte Säule, Wertschriften, Steuern. Es gibt sehr viele Themen, die den Jungen nicht so geläufig sind und die sie auch gar nicht so interessieren.

müssen merken: Die anderen setzen sich auch damit auseinander, die wollen auch wissen, was die Dritte Säule genau ist. Es geht nicht darum, die Vorteile der Dritten Säule schwarz auf weiss aufzuzeigen, sondern das Ganze in eine Story, in eine Lebensgeschichte hineinzupacken – mit sehr viel Bild, sehr viel Video und sehr viel Social Media. Meistens sind die älteren Generationen viel zu technisch. Sie sagen etwa: «Du musst nur 50 Prozent der Ausgabekommission bezahlen.» Doch das interessiert die Jungen nicht, die wissen ja gar nicht, was die Dritte Säule ist. Man muss ihnen das erklären – es braucht Content, der informativ, snackable, kurz, prägnant und spannend ist. Das funktioniert recht gut.

«Es geht darum, das Ganze in eine Story zu packen – mit sehr viel Bild und Video.»

Erreicht man die Generation Z auch mit Plakaten und Zeitungsreklamen?

Ein Plakat ist okay, aber für viele Firmen viel zu teuer. Deshalb muss man digital gehen, spezifisch Social Media nutzen und seine Website anpassen. Die Generation Z fordert das auch. Ich sage immer: Es muss instant sein, es muss flexibel sein und es muss klar sein.

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Was heisst instant?

Es muss im Moment, schnell, sofort gehen. Will ich etwas, muss es mit wenigen Klicks abrufbar sein.

Die junge Generation hat keine Geduld, sie kann nicht warten …

Nein, sie hat keine Geduld. Wieso auch? Sie ist sich das gewohnt von anderen Dienstleistungen. Sie kann zum Beispiel ein Taxi per Knopfdruck bestellen. Bei Digitec macht sie zwei, drei Klicks und das gewählte Produkt wird schon am nächsten Morgen geliefert.

Die Firma Neoviso hat Kunden in verschiedensten Branchen. Da ist etwa die Schwyzer Weinkellerei Schuler, die wissen wollte, wie Getränke verpackt sein müssen, damit junge Leute darauf ansprechen. Die Luzerner Kantonalbank wendete sich mit dem Thema Vorsorge an die junge Agentur. Die im Sanitärbereich tätige Firma Geberit wollte ein Dusch-WC vermarkten und die FDP Nidwalden für die diesjährige Regierungs- und Landratswahl einen

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Vielleicht ist präzis jetzt der richtige Moment, mit unseren erfahrenen Buchhaltungs- und Steuerspezialisten zu sprechen, um von deren umfassendem Wissen zu profitieren.

Yannick Blättler sieht sich als Übersetzer zwischen der Generation Z und den älteren Semestern.

digitalen Wahlkampf führen. Je nach Auftrag macht die Neoviso Marktanalysen, erstellt Konzepte und stellt Inhalte her, das heisst: Sie macht Video-, Foto- und Audioproduktionen. In jüngster Zeit arbeitet die Innerschweizer Firma auch vermehrt mit Blaulichtorganisationen zusammen – Feuerwehr, Zivilschutz, Polizei. Da geht es unter anderem um Bereiche der Cyberkriminalität wie etwa Mobbing und Pornografie, die junge Leute betreffen. Aber auch die Rekrutierung von Nachwuchs ist auf der Wunschliste. Yannick Blättler schätzt die Vielfalt an Aufträgen. Er findet, dass die Abwechslung auch seinem Team guttut. Ein Projekt, das in der Region Schaffhausen-Thurgau für viel mediale Aufmerksamkeit sorgte, war das Generationenprojekt «Silver Ox». Die Steckborner Ärztin Eveline Herzer kaufte vor ein paar Jahren den Gasthof Ochsen in Wagenhausen und baute ihn mit dem Architekten und früheren Gemeindepräsidenten Harry Müller um. Ziel war, einen Begegnungsort für Generationen zu schaffen. So entstanden sechs Wohnungen für die erfahrene Silver-Generation, die aktuell alle vermietet sind. Eine weitere Wohnung steht für eine junge Person (oder ein Team) zur Verfügung. Darin kann sie zwischen 33 und 100 Tagen gratis leben und in der ehemaligen Gaststube an einem Projekt arbeiten. In regelmässigen Abständen stellt sie den Hausbewohnern ihre Arbeit vor und profitiert so von deren Lebenserfahrung. Die Silvers schätzen es, ihr Wissen teilen zu können. Ein Patronat beurteilt, ob die zu Beginn festgelegten Projektziele erreicht wurden. Falls nicht, verpflichtet sich die junge Person zu einem Freiwilligeneinsatz zugunsten einer gemeinnützigen Institution. Das Ganze trägt die Bezeichnung «100 Day Challenge». Zwei

Frauen sind die Wette bisher eingegangen. Die eine entwickelte während ihres Aufenthalts eine Dating App, die andere eine Wissensplattform über nachhaltige Textilien. Bei der Ideenfindung und der Umsetzung der «100 Day Challenge» war Yannick Blättler massgeblich mitbeteiligt. Über einen Unternehmensberater, der «Mein Wunsch ist, im Projekt mitwirkt und den er aus seiner Studienzeit kennt, stiess er dazu. Er hat auch den Namen dass sich mehr Firmen «Silver Ox» mitentwickelt, der aus der Marketingder Generation Z bezeichnung für lebenserfahrene Menschen, den Silvers, und der englischen Übersetzung für Ochse annehmen.» entstand. Zu Beginn ging es auch darum, die Challenge an Schweizer Hochschulen bekannt zu machen, was laut Blätter einiges an Aufwand bedeutete. Er und sein Team betreuen weiterhin die Social-Media-Aktivitäten des Projekts und in virtuellen Sitzungen die jeweiligen Kandidaten. Bei der «100 Day Challenge» könne er nur einen Teil seiner Kosten decken, sagt Blättler. Aber er mache mit, weil es eine coole Sache sei. Eveline Herzer schätzt die Zusammenarbeit mit dem 28-Jährigen. «Er ist ein aufgestellter junger Mann», sagt sie. Er habe ein gesundes Selbstvertrauen und gute Ideen.

Yannick, wir sprachen vorhin von der Generation Z. Welche Generation kommt als Nächstes?

Mein Wunsch ist natürlich, dass sich erst einmal mehr Firmen der Generation Z und generell der digitalen Welt annehmen. Wir merken immer wieder, dass dies für unsere Kunden ein Changepro-

jekt ist, bei dem sie ihr Mindset ändern müssen, damit sie sich moderner, zukunftsorientierter, effizienter darstellen und auch so arbeiten und verkaufen. Aber zur Frage: Nach der Generation Z kommt die Generation Alpha, das sind die, die jetzt zwischen fünf und zwölf Jahre alt sind.

Lässt sich über diese Generation schon etwas Allgemeines sagen?

Während ich selber in meiner Jugend nicht im Internet gegamt habe, ist das eine Generation, die zum Teil schon mit Virtual-Reality-Brillen gamt. Facebook ist ja an dem Thema, Metaverse genannt, daran. Die Generation Alpha wird diese Dinge als Selbstverständlichkeit ansehen und irgendwann auch einfordern.

Dann wird also die virtuelle Realität ein neuer Trend sein?

Es ist aktuell ein Hype, noch sehr aufgeblasen. Aber es ist definitiv ein Trend. Ich habe bereits die ersten Meetings in Metaverse abgehalten. Das heisst: Man sieht dann die andere Person auch in der virtuellen Welt; es funktioniert viel besser, als man denkt. Ich kann mir vorstellen, dass Meetings – gerade die längeren –, die über Zoom und über den Bildschirm zu langweilig sind, auf diese Weise abgehalten

Packt Firmenbotschaften in Filme und Töne: Yannick Blättler. Er führt ständig Kopfhörer, einen Laptop und auch eine Kamera mit sich.

Die Generationen X, Y und Z

• Die Menschen, die zwischen 1922 bis 1954 auf die Welt gekommen sind, werden als Traditionalisten bezeichnet. Viele sind kriegsbedingt ohne Vater aufgewachsen und lernten früh, selbstständig zu sein. • In der Zeitspanne zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Verbreitung der Antibabypille stieg die Geburtenrate stark an. Die in den Jahren 1955 bis 1964 Geborenen werden entsprechend Babyboomer genannt. • Als Generation X werden die Jahrgänge bezeichnet, die auf die Babyboomer folgten. In der häufigsten Definition umfasst sie die 1965 bis 1980 Geborenen. • Die Menschen, die um die Jahrtausendwende ihre prägende Teenager- und Kindheitstage erlebten, werden Millennials oder Generation Y genannt. Zu ihnen gehören die Jahrgänge 1981 bis 1994. • Die Jahrgänge 1995 bis 2010 werden zur Generation Z zusammengefasst.

werden. Mann kann virtuell zum Beispiel ans Whiteboard gehen und gewisse Dinge am Bildschirm gemeinsam anschauen.

Also muss man die Leute vielleicht in zehn Jahren nicht mehr mit Social Media sondern mit virtuellen Realitäten ansprechen?

Ja. Hotels könnten sich im virtuellen Raum platzieren: Vor der Buchung macht ihr Gast noch schnell eine virtuelle Tour durchs Zimmer. H&M hat bereits einen ersten Laden virtuell kreiert. Noch ist die Grafik nicht so weit, wie sie sein sollte, aber das wird sich schnell ändern und hoffentlich unser Leben, ich sag mal, «effizienter» machen. Es geht aber immer darum, die Balance zwischen digital und detox zu finden – mal offline sein, das Leben geniessen, ein Buch lesen, sonnenbaden, mit Leuten Zeit verbringen, in den Wald gehen. Das wird immer mehr ein Bedürfnis werden und als Gegentrend hoffentlich auch so bleiben.

Ist das auch ein Bedürfnis der Generation Z?

Ja, die Generation Z sagt selber oft, wenn sie abends ausgeht: «Hey, wir sollten viel öfters das Handy weglegen und uns auf uns selber fokussieren.» Im Ausgang lernt sie Frauen kennen, Männer oder was auch immer. Da bekommt das echte Leben plötzlich eine ganz andere Bedeutung. 

Yannick Blättler, dessen Mutter aus den Niederlanden stammt, ist in einem unternehmerisch geprägten Umfeld gross geworden. So ist sein Vater Inhaber der Innerschweizer Stellenvermittlungsfirma Chrampfcheibe, für die Yannick Blättler seit Kurzem als Verwaltungsrat tätig ist. Ursprünglich wollte Blättler Schlagzeug oder Trompete an der Jazzschule Luzern studieren, entschied sich aber für einen anderen Weg. Bei seiner Firma Neoviso sieht er noch Wachstumspotenzial. Denkbar ist für ihn, dass die Mitarbeiterzahl auf bis zu 250 steigt. Schön fände er, Büros im europäischen Ausland zu haben, etwa in Kopenhagen, Barcelona oder im trendigen Berlin. Denkbar ist für ihn auch, dass seine Firma nicht nur Dienstleistungen anbietet, sondern ein, zwei handfeste Produkte vermarktet. Wichtig bei alledem sei aber, dass es Spass mache. Ganz im Sinn der Generation Z, die ihn auf Trab hält.

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