Abwasserdaten Deutschland Strukturdaten und Entgelte der Abwasserentsorgung
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Inhalt
3 Einleitung 4
Zahlen zur öffentlichen Abwasserentsorgung in Deutschland 2010
5
Struktur der öffentlichen Abwasserbehandlung 2010
6
Öffentliche Abwasserentsorgung in Deutschland 2010
7
Organisationsformen in der Abwasserableitung 2010
8–9 Länge des Kanalnetzes zur öffentlichen Abwasserentsorgung 10
Abwasserreinigung in Deutschland 1995 bis 2010
11
Abwasserreinigung in Deutschland
12
Entwicklung des Anschlussgrades der Bevölkerung an zentrale, öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen
13
Entwicklung der Investitionen in der öffentlichen Abwasserbeseitigung 1998 bis 2013
14
Jahresabwassermengen ab 1991
15
Verwertung und Verbleib des Klärschlamms in Deutschland ab 1991
16
Entwicklung des Niederschlagswasserentgelts 2008 bis 2013
17
Struktur der Gebührenmodelle in der Abwasserentsorgung 2013
18
Entwicklung der Grundgebühren für die Abwasserentsorgung aus privaten Haushalten 2011 bis 2013
19
Übersicht zu Grund- und Mindestgebühr nach Kommunalabgabengesetzen der Bundesländer
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Einleitung
Die Abwasserentsorgung in Deutschland ist ein wichtiger Wirtschaftszweig mit einem konstant hohen Investitionsvolumen. Damit trägt die Abwasserwirtschaft zur Stabilisierung der Situation im Arbeitsmarkt bei. Sie ist ein Beschäftigungsmotor im Bereich des Mittelstandes und des Anlagenbaus. Die Abwasserentsorgung in Deutschland trägt auch maßgeblich zur Verbesserung des Umwelt- und Naturschutzes bei. Zum Schutz der Ressource Wasser ist eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Abwasserentsorgung unumgänglich. Ohne kommunale und industrielle Abwasserentsorgung könnte Trinkwasser – das Lebensmittel Nummer 1 – nicht konstant in guter Qualität zur Verfügung stehen. Abwasser wird in Deutschland, im Gegensatz zu vielen EUStaaten, fast flächendeckend mit dem höchsten EU-Reinigungsstandard behandelt. Die deutsche Wasserwirtschaft befindet sich in einem ständigen Modernisierungsprozess. Ziel ist es, die hohen Standards zu erhalten und weiterzuentwickeln und dabei die Preise stabil zu halten – ggf. unter Änderung der Struktur der Gebührenmodelle mit einem höheren Anteil von Grundgebühren und niedrigerem Anteil variabler Gebühren. Die Zahlen und Fakten der vorliegenden Broschüre beziehen sich auf die kommunale Abwasserbehandlung. Werte der industriellen Abwasserbehandlung sind an dieser Stelle nicht erfasst. Bei der zugrunde liegenden Erhebung handelt es sich um eine statistische Vollerhebung der statistischen Ämter des Bundes (Destatis) und der Länder, die alle Unternehmen der Abwasserentsorgung erfasst.
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Zahlen zur öffentlichen Abwasserentsorgung in Deutschland 2010
Die nachfolgende Übersicht gibt Rahmendaten der Abwasserentsorgung wieder. Die Zahlen zeigen überblicksartig, in welchem finanziellen, wirtschaftlichen und technischen Rahmen sich die Abwasserentsorger in Deutschland bewegen. Sie geben einen ersten Eindruck, welche Leistungen für die angeschlossenen Kunden, aber auch die Umwelt in der Abwasserentsorgung erbracht werden.
Anschlussgrad an Kanalnetz 97 %
Anschlussgrad an Kläranlagen 96 %
Zahl der Kläranlagen 9 632
Kanalnetzlänge rd. 562 000 km
Schmutzwassermenge
5,0 Mrd. m³
Fremdwassermenge
2,3 Mrd. m³
Niederschlagswassermenge
2,7 Mrd. m³
Gesamtmenge
Quelle: Statistisches Bundesamt
10,0 Mrd. m³
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Struktur der öffentlichen Abwasserbehandlung 2010 in Millionen m³
Schmutzwasser 5 013
Fremdwasser 2 299
Niederschlagswasser 2 676
Jahresabwassermenge 9 988 Biologische Abwasserbehandlung 9 985
Mechanische Abwasserbehandlung 3
Mit Nitrifikation 1) 9 756 Mit Denitrifikation 1) 9 524 Mit Phosphorentfernung 1) 9 167 Mit Filtration 1) 1 516 Mit Denitrifikation und Phosphorentfernung 1) 9 040 1) Mehrfachnennungen möglich Quelle: Statistisches Bundesamt
Einen etwas anderen Ansatz als in der voranstehenden Grafik zeigen die hier abgebildeten Rahmendaten. Sie geben bereits einen ersten Eindruck von der Komplexität der Abwasserentsorgung und von der Menge des zu behandelnden Abwassers im weitesten Sinne. Es zeigt sich, wie gering der Anteil der lediglich mechanischen Reinigung von Abwasser ist. Im Verhältnis müsste der graue Kasten eigentlich kaum sichtbar sein. Dagegen zeigen die verschiedenen Behandlungsverfahren, welcher Aufwand notwendig ist, um die überwiegend auf Grund menschlichen Verhaltens entstehenden Abwässer zu reinigen. Selbst das Niederschlagswasser bedarf der Reinigung, weil es über Straßen und sonstige befestigte Flächen fließt und dadurch mit Stoffen verunreinigt wird, die ein ungereinigtes Einleiten in Gewässer oft nicht erlauben.
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Öffentliche Abwasserentsorgung in Deutschland 2010 Anschlussgrade
Bevölkerung insgesamt 81 750 716 Angeschlossene Einwohner an die Kanalisation 78 949 840 = 96,6 % mit zentraler Abwasserbehandlung 78 238 652 = 95,7 %
ohne zentrale Abwasserbehandlung 711 188 = 0,9 %
Bevölkerung mit Abwasserbehandlung 81 017 950 = 99,1 %
Einwohner ohne Anschluss an die Kanalisation 2 800 876 = 3,4 % mit dezentraler Abwasserbehandlung 2 779 298 = 3,4 %
ohne dezentrale Abwasserbehandlung 21 578 = 0,0 %
Bevölkerung ohne Abwasserbehandlung 732 766 = 0,9 %
Quelle: Statistisches Bundesamt Differenzen in den Anteilen durch Runden.
Die Abbildung zeigt, dass eine zentrale Abwasserentsorgung in Deutschland wie auch in Europa favorisiert wird und in Deutschland weitestgehend umgesetzt ist. Da es sich dabei auch um einen der wichtigsten Qualitätsparameter sowie um einen Indikator für Umwelt- und Ressourcenschutz handelt, ist diese Übersicht zentral für das Verständnis und die Struktur der Abwasserentsorgung. Auch das Abwasser der Bürger, das dezentral entsorgt wird, wird gereinigt.
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Organisationsformen in der Abwasserableitung 2010
Eigenbetrieb und Eigengesellschaft
5 %
Zweck- und Wasserverband
16 %
8 %
Anstalt öffentlichen Rechts Sonstige Regiebetrieb
32 %
39 %
Quelle: DWA Wirtschaftsdaten der Abwasserwirtschaft 2014
Die Abwasserableitung und -behandlung sind als hoheitliche kommunale Aufgabe in den Landeswassergesetzen definiert. Bei den Organisationsformen der Abwasserableitung überwiegen die kommunalen Strukturen. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 6 600 Abwasserbeseitigungsbetriebe. Die nicht erfassten Betriebe werden durch die Kommunen überwiegend in der Rechtsform von Regie- und Eigenbetrieben geführt. Die Träger der Abwasserbeseitigung nutzen zunehmend unternehmerische Instrumentarien, auch wenn das Unternehmen selbst eine öffentlich-rechtliche Rechtsform hat. Die Betätigung von privatrechtlichen Abwasserbeseitigungsunternehmen am operativen Geschäft erfolgt vorwiegend in Form von Betriebsführungs- oder Betreiberverträgen. Der Anteil der privatrechtlichen Unternehmensformen bei der Abwasserableitung beträgt rund 10 Prozent.
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Länge des Kanalnetzes zur öffentlichen Abwasserentsorgung in km
600 000 500 000 400 000
445 951
486 159
514 884
540 723
561 581
399 202 357 094
300 000 200 000 100 000 0
1991
1995
1998
2001
2004
2007
2010
Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Länge des Kanalnetzes steht im Zusammenhang mit dem Anschlussgrad. Europäische Vorschriften schreiben grundsätzlich einen möglichst hohen Anschlussgrad vor (Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Abwasser, geändert durch die Richtlinie 98/15/EG vom 27. Februar 1998), da die zentrale Entsorgung als umwelt- und ressourcenschonend angesehen wird. Die Länge der Netze kann aber auch ein Hinweis auf eine stärkere Zersiedelung der Landschaft sein, wie es zum Beispiel in Frankreich der Fall ist. In Deutschland ist eine stetige Zunahme der Kanalnetze vor allem auf die stetige Erhöhung des Anschlussgrades zurückzuführen. Zukünftig dürfte sich der Anstieg der Kurve folglich vermindern, da bereits 96 Prozent der Bevölkerung an zentrale Abwasserentsorgungsanlagen angeschlossen sind und das Abwasser der übrigen Bevölkerung am wirtschaftlichsten dezentral (mit anschließender Abwasserreinigung) behandelt und entsorgt wird.
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Der am 3. August 2009 von der Europäischen Kommission vorgelegte Bericht zur Umsetzung der Richtlinie Kommunales Abwasser zeigt erhebliche Unterschiede bei der Umsetzung und Einhaltung der EU-Richtlinie Kommunales Abwasser in den Mitgliedstaaten auf und macht zugleich deutlich, dass die Abwasserentsorgung in Deutschland europäische Umweltvorgaben vorbildlich erfüllt. Die unzureichende Umsetzung der Richtlinie in einigen Mitgliedstaaten gehört nach Auffassung der Kommission zu den größten Problemen bei der Einhaltung von EU-Umweltnormen.
Mischwasserkanäle 241 013 km
Schmutzwasserkanäle 199 631 km
Regenwasserkanäle 120 937 km
Insgesamt: 561 581 km, das heißt mehr als das 14-Fache des Erdumfangs
Quelle: Statistisches Bundesamt
Bei der Kanalnetzlänge sind zu unterscheiden: Mischwasser-, Schmutzwasser- und Regenwasserkanäle. Trennsysteme werden durch die gültigen Rechtsvorschriften bevorzugt. Hier findet derzeit ein Paradigmenwechsel statt. Dadurch sind in jedem Fall die Neubauten von Abwasserentsorgungssystemen, aber auch bestehende Anlagen, einem Veränderungsdruck ausgesetzt.
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Abwasserreinigung in Deutschland 1995 bis 2010 Anzahl der Abwasserbehandlungsanlagen Abwasserbehandlungsanlagen sind technisch aufwändige Anlagen, die hohe Investitionen erfordern. Der leichte zahlenmäßige Rückgang der Anlagen ist durch den Trend zu größeren, zentraleren und leistungsfähigeren Anlagen erklärbar. Beachtenswert ist der stetige Anstieg von Anlagen mit Nährstoffentfernung.
1 2 000 1 0 000
10 273
10 312 786
10 188 402
9 994
1 303
240
9 933 192
4 676
4 758
4 220
3 812
4 850
5 028
5 534
5 929
1998
2001
2004
2007
8 000 6 000
5 160
4 000 2 000 0
3 810 1995
Abwasserbehandlungsanlagen ohne biologische Reinigung Biologische Anlagen ohne dritte Reinigungsstufe Biologische Anlagen mit dritter Reinigungsstufe
Quelle: Statistisches Bundesamt
9 632 110 3 369
6 153
2010
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Abwasserreinigung in Deutschland Anschlussgrad der Bevölkerung an Abwasserbehandlungsanlagen 2010
Insgesamt 9 632 zentrale Abwasserbehandlungsanlagen 100 %
96 %
96 %
94 %
90 % 80 % 70 % 60 % 50 %
Anschluss an zentrale Abwasserbehandlungsanlagen insgesamt Anschluss an biologische Abwasserbehandlungsanlagen Anschluss an biologische Abwasserbehandlungsanlagen mit Nährstoffentfernung
Quelle: Statistisches Bundesamt
Neben der Netzlänge und dem Anschlussgrad ist für die umweltbezogenen Aspekte der Abwasserentsorgung von wesentlicher Bedeutung, welche Reinigungsleistung die zentrale Abwasserbehandlungsanlage erbringt. Hier zeigt sich, dass lediglich zwei Prozent der Anlagen noch nicht über Nährstoffentfernung verfügen. Der Anschlussgrad ist mit insgesamt 96 Prozent, auch im europäischen Vergleich, sehr hoch.
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Entwicklung des Anschlussgrades der Bevölkerung an zentrale, öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen Alte Bundesländer ohne Berlin 93 % 95 % 96 % 96 % 97 % 97 %
Neue Bundesländer mit Berlin
69 % 74 % 82 % 85 % 88 % 90 %
Deutschland 88 % 96 % 0 %
20 % 1995
40 % 1998
2001
60 % 2004
80 % 2007
100 % 2010
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zusammen mit den Zahlen zu den Abwasserbeseitigungsanlagen und der Übersichtsgrafik zur Abwasserwirtschaft zeigt sich, dass der Anschlussgrad in Deutschland als Qualitäts- und Umweltschutzmaßnahme eine hohe Priorität hat. Der Nachholbedarf der neuen Bundesländer wurde kontinuierlich ausgeglichen.
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Entwicklung der Investitionen in der öffentlichen Abwasserbeseitigung 1998 bis 2013 in Mrd. Euro Die Entwicklung der Investitionen in der öffentlichen Abwasserbeseitigung steht im engen Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Anlagen zur Abwasserbeseitigung, also der Kanalnetze und der Kläranlagen. Nachdem der Nachholbedarf in den neuen Bundesländern zum Ende der 90er Jahre befriedigt war, stabilisierten sich die Investitionen wieder auf hohem Niveau. Technische Weiterentwicklungen finden gerade in der Abwasserentsorgung kontinuierlich statt. Das bewirkt auch einen weiterhin hohen Investitionsbedarf, der aus den vorliegenden Zahlen ersichtlich ist. Neben dem Nachholbedarf in den neuen Bundesländern waren die Investitionen in den 90er Jahren bis 2005 auch geprägt durch die Fristvorgabe der EU-Kommunalabwasserrichtlinie. Die in den 90er Jahren vorgenommenen Investitionen verursachen bereits heute Reinvestitionen, die in Zukunft noch zunehmen werden.
7,0 6,6 6,6
6,9
6,0 5,1
5,0
5,3
5,5 4,9 4,4 3,8
4,0
4,6
4,2 3,7
4,6
4,4 3,4
3,7
3,0 2,0 1,0
19
98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 20 10 20 11 20 12 20 13
0,0
Quelle: BDEW/DWA/Deutscher Städtetag-Abwasserumfragen
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Jahresabwassermengen ab 1991 in Mio. m³
1 2 000 1 0 000
8 512,0
10 473,4
9 846,6
9 639,6
1995
1998
10 070,8 9 410,0
9 988,1
8 000 6 000 4 000 2 000 0
1991
Schmutzwasser
2001
Fremdwasser
2004
2007
2010
Niederschlagswasser
Quelle: Statistisches Bundesamt
Trotz eines kontinuierlichen Rückganges der Trinkwasserabgabe ist bei der Jahresabwassermenge eine weitgehend gleichbleibende Menge zu verzeichnen. Dies ist auf die Erhöhung des Anschlussgrades zurückzuführen. Insgesamt ist eine Unterlast in den Kanalnetzen festzustellen. Die Steigerung der Niederschlagswassermenge könnte auf eine stärkere Versiegelung der Landschaft zurückzuführen sein. Bei der Niederschlagswassermenge spielen auch die jeweiligen Niederschlagsverhältnisse in dem betrachteten Jahr eine nicht zu unterschätzende Rolle. Des Weiteren wurde die Behandlungskapazität und damit das Rückhaltevermögen in den Einzugsgebieten massiv ausgebaut. Auch dieser Aspekt könnte dazu beigetragen haben, dass die zu den Kläranlagen weitergeleitete Niederschlagswassermenge insbesondere in den 1990er Jahren angestiegen ist.
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Verwertung und Verbleib des Klärschlamms in Deutschland ab 1991 in 1 000 t Trockenmasse Klärschlamm fällt bei der Reinigung des Abwassers in einer Kläranlage an. Er bildet einen Rohstoff, der bei entsprechender Qualität zum Teil weitere Verwendung findet. Verwendungsmöglichkeiten sind landwirtschaftliche und landschaftsbauliche Verwertung. Sofern keine Verwendung in der Landwirtschaft erfolgt, können auch Deponierung und thermische Entsorgung in Betracht kommen. Eine Deponierung ist seit 1. Juni 2005 nur nach vorheriger Verbrennung oder nach einer mechanisch-biologischen Behandlung zulässig. Die thermische Entsorgung könnte wieder zunehmen, denn die landwirtschaftliche Verwertung wird durch die geplante Novellierung der Klärschlammverordnung zukünftig weitgehend unmöglich.
2 429 81 296
396
555
453
393
1 164
2 056 75
1 887 58
1 015
1 004
799
962
825
79
4
711
1 950 61
1 846 58
1 067
1 009
822
779
12 20
11 20
10 20
07
160
20
205
01
945
19
19
91 19
959
98
472
0
2 261 64 286
322
1 236
20
1 000 500
271 220
2 459 114 332
04
819
372
95
1 500
2 642 145
20
3 000 2 956 188 365 2 500 266 82 2 000
Zwischenlagerung Abgabe an andere und sonstige stoffliche Verwertung thermische Entsorgung Kompostierung landwirtschaftl./landschaftsbauliche Verwertung Deponierung Quelle: Statistisches Bundesamt
Seit 2007: Änderung in der Systematik
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Entwicklung des Niederschlagswasserentgelts 2008 bis 2013 Niederschlagswasserentgelt in €/m2 Die Entwicklung des Niederschlagswasserentgelts zeigt einen seit 2011 konstanten Verlauf. Mit der Niederschlagsentwässerung und den dafür erhobenen Entgelten werden Anreize für eine Entsiegelung und für regendurchlässige Bebauung gegeben. Die Niederschlagswasserkanäle, aber auch die Mischkanäle, dienen auch dem Hochwassermanagement und sind bei den vielerorts zunehmenden Starkregenereignissen wichtiger Garant für einen schnellen Abfluss des Regenwassers. Die Rechtsprechung und der Maßstab in Form des Quadratmeters versiegelter oder sonstiger Fläche, der nicht viel Flexibilität zulässt, haben hier die Entgeltentwicklung bundesweit bestimmt. Inzwischen ist das Trennsystem in der Abwasserentsorgung am weitesten verbreitet.
0,85 0,80
0,79
0,80
0,81
0,75
0,75
0,75
0,75
2011
2012
2013
0,70 0,65 0,60 0,55 0,50
2008
2009
Quelle: Statistisches Bundesamt
2010
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Struktur der Gebührenmodelle in der Abwasserentsorgung 2013 nach Tariftypen in %*
nur Abwasserentgelt
3,5 %
nur Grundgebühr Abwasserentgelt und Niederschlagswasserentgelt Abwasserentgelt und Grundgebühr Abwasser- und Niederschlagswasserentgelt sowie Grundgebühr
15,8 %
12,6 % 0,1 %
9,4 % 58,5 %
sonstige Entgelte * bezogen auf die Bevölkerung Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Verteilung der Gebührenmodelle zeigt, dass inzwischen der überwiegende Teil der Bevölkerung ein Niederschlagswasserentgelt zahlt. Der Anteil der Grundgebühren bzw. fixen Entgeltbestandteile* ist weiter relativ gering. Zusammen mit der Grundgebührentwicklung auf der folgenden Seite wird deutlich, dass hier noch ein erheblicher Entwicklungsspielraum bei dem Verhältnis von Grund- und Mengengebühr besteht. Die Grundgebühren können einen wichtigen Beitrag bei der Umsatzstabilität der Abwasserentsorger leisten. Dieses Ziel ist vor dem Hintergrund von rückgängigen Gebrauchsmengen, aber gleichzeitig konstant bleibenden Fixkosten wichtig. Auch mögliche Aufwandssteigerungen durch verstärkte Anforderungen an die Reinigungsleistungen von Kläranlagen und eine mögliche Phosphorrückgewinnung können die Kosten erhöhen. Weniger Menschen bedeuten weniger Abwasser, für das eine mengenabhängige Benutzungsgebühr erhoben werden kann. Gleichzeitig können die Kanalnetze nur in wenigen Fällen nach Rohrgröße (betrifft die Dimension/den Durchmesser) verkleinert werden. * Grundgebühr bedeutet fester Bestandteil des Entgeltes, also Gebühr oder Preis. Mengengebühr steht für den variablen Anteil des Entgeltes.
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Entwicklung der Grundgebühren für die Abwasserentsorgung aus privaten Haushalten 2011 bis 2013 in €/Jahr
70 60
63,44
64,18
65,15
2011
2012
2013
50 40 30 20 10 0
Quelle: Statistisches Bundesamt
Obwohl sich die aus dem Trinkwasserbereich gut bekannten und untersuchten Phänomene wie Demografie und Rückgang der Wasserabgabe in der Abwasserentsorgung mit mindestens ähnlicher Heftigkeit auf die Unternehmenssituation auswirken müssten, ist nur ein geringer Anstieg der Grundgebühren zu verzeichnen. Würde verstärkt und in Relation die Grundgebühr erhöht, müssten hier höhere Werte ausgewiesen sein. Das Ergebnis der Untersuchung erstaunt umso mehr, als dass die Kommunalabgabengesetze der Länder fast durchgängig eine Grundgebühr zulassen und diese der Höhe nach auch nicht beschränken. Die tabellarische Übersicht auf der nächsten Seite zeigt die Situation in den einzelnen Bundesländern. Auch die Rechtsprechung stellt überwiegend auf die tatsächliche Darstellung der Kosten ab. Damit könnten die Grundgebühren zumindest in ähnlicher Höhe wie die fixen Kosten der Abwasserentsorgung sein. Allerdings muss der Benutzer der öffentlichen Einrichtung immer noch einen Einfluss auf die Höhe der Gebühr durch sein Benutzungsverhalten haben. Dies schließt zumindest eine 100-prozentige, grundsätzliche Grundgebühr, die 100 Prozent der fixen Kosten abdecken soll, aus.
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Übersicht zu Grund- und Mindestgebühren nach Kommunalabgabengesetzen der Bundesländer (Stand 12.8.2014) Bundesland
Grundgebühr
Mindestgebühr
Baden-Württemberg
keine Regelung, aber von Rechtsprechung anerkannt (zuletzt VGH BW vom 1.2.2011, Az.: 2 S 550/09)
keine Regelung
Bayern
ja, Art. 8 (2) – bei Bemesnein, Art. 8 (2) sungsmaßstab Wohneinheit hat BayVGH zusätzliche Differenzierung nach Wohnungsgröße gefordert (Urteil vom 6.12.2001, 23 B 01.1017/1018)
Berlin
ja, § 16 (2) Berliner Betriebegesetz – keine Begrenzung der Höhe der Grundgebühr*
keine Regelung
Brandenburg
ja, § 6 (4) S. 3 (Ausnahme Klärschlamm von Kleinkläranlagen)
keine Regelung
Bremen
ja, § 12 (5) Bremisches Gebühren- und Beitragsgesetz
ja, § 12 (5) Bremisches Gebühren- und Beitragsgesetz
Hamburg
keine Regelung im Gebührengesetz
keine Regelung im Gebührengesetz
Hessen
ja, § 10 (3) S. 4
ja, § 10 (3) S. 3
Meckl.-Vorpommern
ja, § 6 (3)
ja, § 6 (3)
Niedersachsen
ja, § 5 (4), EW-Gleichwert als Maßstab hier durch Rechtsprechung untersagt
ja, § 5 (4)
Nordrhein-Westfalen
ja, § 6 (3) S. 3 lässt Grundund Mindestgebühr zu
ja, § 6 (3) S. 3 lässt Grundund Mindestgebühr zu
Rheinland-Pfalz
keine Regelung, aber wiederkehrender Beitrag in § 7 (2) S. 2 entspricht mehr einer Grundgebühr
keine Regelung
Saarland
ja, § 6 (3) S. 4
ja, § 6 (3) S. 4
Sachsen
ja, § 14 (1) S. 3
keine Regelung
Sachsen-Anhalt
ja, § 5 (3) S. 4
ja, § 5 (3) S. 4 bis 25% der verbrauchsabhängigen Kosten
Schleswig-Holstein
ja, § 6 (4) Grund- und Zusatzgebühren sowie gleiche Grundgebühr für alle Nutzer und Staffelung
keine Regelung
Thüringen
ja, § 12 (2) S. 4 und wiederkehrende Beiträge § 7a
nein, § 12 (2) S. 4, 2. Halbs.
* Wenn im Übrigen nicht weiter erwähnt, besteht keine Begrenzung der Höhe nach.
Herausgeber BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. Reinhardtstr. 32 10117 Berlin
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