Die größten Familienunternehmen in Deutschland Daten, Fakten, Potenziale Durchgeführt vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn
3.
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Impressum Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Breite Straße 29 10178 Berlin Telefon: +49 30 20 28-14 64 www.bdi.eu Deutsche Bank AG Taunusanlage 12 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 910-3 90 18 www.deutsche-bank.de Wissenschaftliche Bearbeitung: Institut für Mittelstandsforschung Bonn Maximilianstraße 20 53111 Bonn Telefon: +49 228 72 99 7-0 www.ifm-bonn.org Projektteam: Prof. Dr. Frank Wallau, Institut für Mittelstandsforschung Bonn Christoph Lamsfuß, Institut für Mittelstandsforschung Bonn Verantwortlich: Barbara Böttcher, Deutsche Bank Research Josef Düren, BDI Annika Jochum, BDI Dr. Alexander Winkler, Deutsche Bank Gestaltung: Die G2 Werbeagentur GmbH Gerhardt & Gustmann, Frankfurt am Main Druck: Franz Kuthal GmbH & Co. KG, Mainaschaff Stand: Februar 2013 Fotos: Titel: © sonya etchison / Fotolia; © PanOptika / Fotolia; © Thor Jorgen Udvang / Fotolia; © Bernd Kröger / Fotolia; © Yuri Arcurs / Fotolia; © idrutu / Fotolia; © Bürgi / Fotolia; © Thaut Images / Fotolia; © sculpies / Fotolia; © photlook / Fotolia © Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Deutsche Bank AG
3 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Inhalt Zusammenfassung 5 1. Einleitung
7
2. Untersuchungsdesign
8
3. Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung
10
4. Eigenkapitalausstattung
16
5. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
19
6. Gesamtkapitalrentabilität
22
7. Eigenkapitalrentabilität
24
8. Umsatzrentabilität
26
9. Exportquote
28
10. Fazit und Ausblick
29
Literaturverzeichnis
30
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5 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Zusammenfassung n Die rund 4.400 größten Familienunternehmen mit
einem Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro sind für die deutsche Volkswirtschaft und den deutschen Arbeitsmarkt von erheblicher Bedeutung. Die größten Familienunternehmen erwirtschafteten 2010 fast ein Fünftel der Gesamtumsätze aller deutschen Unternehmen und beschäftigten mehr als ein Siebtel der Beschäftigten in Deutschland. n Das aktuelle Kennzahlen-Update der Reihe „Die größten
Familienunternehmen in Deutschland“ zeigt, dass die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschafts krise auf die Umsatz- und Beschäftigtenzahlen im Jahr 2009 in der Summe durch die positive Entwicklung im Jahr 2010 wieder wettgemacht wurden.
n Im Gegenzug sank die Quote der Verbindlichkeiten
gegenüber Kreditinstituten 2010 auf durchschnittlich 23,5 %. Insgesamt haben Bankkredite als Fremdfinanzierungsquelle für die größten Familienunternehmen aber weiterhin eine sehr hohe Bedeutung. n Die Analyse der Rentabilitätskennziffern zeigt sehr
deutlich, dass die größten Familienunternehmen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise – zum Teil sehr stark – spürten. Jedoch haben die größten Familienunternehmen die Krise in den folgenden Jahren sehr gut gemeistert. Fast alle Rentabilitätskennziffern befinden sich 2010 / 2011 wieder auf bzw. zum Teil auch über dem Vorkrisenniveau. n Insgesamt sind die größten Familienunternehmen gut
n Der wirtschaftliche Aufschwung setzte sich 2011 fort.
Die rund 1.000 größten Familienunternehmen, für die zum Auswertungszeitpunkt bereits Umsatz- und Beschäftigtenzahlen für das Jahr 2011 vorlagen, ver zeichneten von 2010 auf 2011 ein Umsatzwachstum von 9,8 % und ein Beschäftigungswachstum von 5,1 %. n Die größten Familienunternehmen verfügen über eine
sehr gute Eigenkapitalausstattung, die sie sogar während der Finanz- und Wirtschaftskrise ausbauen konnten. Gemäß der Strukturanalyse der Bilanzdaten konnten die größten Familienunternehmen ihre durch schnittliche Eigenkapitalquote von 33,5 % im Jahr 2009 auf 34,4 % im Folgejahr steigern. Der Wert liegt damit deutlich über der Eigenkapitalquote der Nicht familienunternehmen.
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durch die von der Finanz- und Wirtschaftskrise verursachten Turbulenzen gekommen. Auswirkungen der derzeitigen Staatsschuldenkrise sind weder in den Umsatz- und Beschäftigungszahlen noch in den Rentabilitätskennziffern der größten Familienunter nehmen für 2011 festzustellen. Aufgrund des relativ stabilen konjunkturellen Umfelds im Jahr 2012 ist von einer Fortsetzung des eingeschlagenen Wachstumsprozesses bei den Umsatz- und Beschäftigtenzahlen auszugehen.
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7 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
1. Einleitung Große deutsche Familienunternehmen sind in den letzten Jahren zwar immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, allerdings besteht aus wissenschaftlicher Sicht noch immer ein großer Forschungsbedarf zu den Besonderheiten dieses Unternehmenstyps. Aus diesem Grunde beauftragten der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) und die Deutsche Bank AG das Institut für Mittelstands forschung (IfM) Bonn im Jahr 2010 mit einer langfristig angelegten Studienreihe, die zwei Forschungsstränge verfolgt. Ziel des ersten Forschungsstranges ist es zum einen, die größten Familienunternehmen in Deutschland zu identi fizieren, ihre Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung zu analysieren und darauf aufbauend die Bedeutung der größten Familienunternehmen für die deutsche Volkswirtschaft zu ermitteln. Zum anderen werden mit Hilfe der Analyse von Bilanz- sowie Gewinn-und-Verlustrechnungs-Daten (GuV-Daten) betriebswirtschaftliche Kennzahlen – wie Eigenkapitalquoten oder Rentabilitätskennziffern – für die größten Familienunternehmen ermittelt.
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Im zweiten Forschungsstrang wurden seit 2011 drei empirische Befragungen bei rund 400 der größten Familien unternehmen durchgeführt. Die zuletzt durchgeführte Befragung im Herbst 2012 hatte neben der aktuellen und zukünftigen Wirtschaftslage die Schwerpunktthemen Unternehmensstandort Deutschland mit dem Fokus Versorgungssicherheit mit Strom sowie die aktuelle und zukünftige Personalpolitik der größten Familienunternehmen. Gegenstand der aktuellen Untersuchung ist die Analyse der Bilanz- und GuV-Kennzahlen der größten Familienunternehmen für den Zeitraum 2008 bis 2010. Die Unter suchung basiert auf der im Herbst 2011 im Rahmen des 2. Kennzahlen-Updates erstellten Datenbank. Neben der Entwicklung der Bilanz- und GuV-Daten während und nach der Finanz- und Wirtschaftskrise wird auch die Entwicklung der Umsatz- und Beschäftigtenzahlen der größten Familienunternehmen analysiert. Da für rund ein Viertel der größten Familienunternehmen bereits Bilanz- bzw. GuV-Daten für 2011 vorliegen, wird zudem eine solide Schätzung der untersuchten Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2011 vorgenommen.
8 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
2. Untersuchungsdesign Die im Herbst 2011 im Rahmen des 2. Kennzahlen-Updates identifizierten 4.400 größten Familienunternehmen1 mit Jahresumsätzen von 50 Mio. Euro oder mehr 2 bilden die Grundlage für die aktuelle Kennzahlenanalyse. Aus dieser Grundgesamtheit wurden rund 90 Unternehmen heraus genommen, weil sie seit dem Zeitpunkt der Datenbank erstellung Insolvenz anmelden mussten. Von 3.900 der übrig gebliebenen 4.300 Unternehmen liegen für die aktu elle Untersuchung Bilanz- und / oder GuV-Daten vor. Datenverfügbarkeit
Da bei der Analyse der Bilanz- und GuV-Daten nur Unternehmen berücksichtigt werden, für die die jeweilige Kennzahl in jedem der analysierten Jahre vorliegt, reduziert sich die Fallzahl. Insgesamt stehen von 3.184 der größten Familienunternehmen Bilanzdaten der Jahre 2008 bis 2010 für die Analyse zur Verfügung. Für 2.929 Unternehmen liegen Daten aus der Gewinn- und Verlustrechnung für denselben Zeitraum vor. Durch die Aktualisierung der Datenbank können sich die Kennzahlenwerte für 2008 und 2009 gegenüber der Vorgängerstudie3 geringfügig ändern. Für rund 1.300 der größten Familienunternehmen stehen neben den Bilanzdaten für die Jahre 2008 bis 2010 auch Jahresabschlüsse für 2011 zur Verfügung. Die GuV-Daten für den Zeitraum 2008 bis 2011 liegen von rund 1.200 Unternehmen vor. Grundsätzlich lässt diese Fallzahl eine valide Schätzung der Entwicklung der Kennzahlen für alle großen Familienunternehmen zu. Trotzdem ist bei der Prognose zu beachten, dass sich die Familienunternehmen, für die bereits Daten für das Jahr 2011 vorliegen, in einigen Punkten von der Grundgesamtheit unterscheiden. So sind sie in Bezug auf Umsatz- und Beschäftigtenzahlen deutlich größer als die Grundgesamtheit4 und ihr Bilanzjahr weicht öfter vom Kalenderjahr ab.5
Identifizierte größte Familienunternehmen im Herbst 2011: 4.387
Davon im Winter 2012/2013 solvent: 4.299
Bilanz- und/oder GuV-Daten vorhanden: 3.879
Bilanzdaten für den Zeitraum 2008, 2009, 2010 (und zusätzlich 2011) vorhanden: 3.184 (1.308) GuV-Daten für den Zeitraum 2008, 2009, 2010 (und zusätzlich 2011) vorhanden: 2.929 (1.201)
1
2
© IfM Bonn
Im Rahmen dieser Studienreihe wird ein Unternehmen als Familienunternehmen angesehen, wenn maximal drei Familien mindestens 50 % der Anteile an dem Unternehmen halten. Die Identifizierung des Familienunternehmens erfolgt auf der Ebene der wirtschaftlichen Einheit, d. h. unter Berücksichtigung der Verflechtung. Somit handelt es sich bei den hier zu untersuchenden Familienunternehmen um Konzernmuttergesellschaften, die mehrere recht lich selbstständige Tochtergesellschaften haben können. Siehe hierzu auch Lamsfuß / Wallau (2011), S. 8. Für die Aufnahme mussten die Familienunternehmen in einem der Jahre 2007, 2008, 2009 oder 2010 einen Jahresumsatz von mindestens 50 Mio. Euro erwirtschaften. Siehe hierzu auch Lamsfuß / Wallau (2011), S. 32f.
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3
Vgl. Lamsfuß / Wallau (2011), S. 1ff.
4
ie Familienunternehmen mit 2011er-Daten verfügten 2010 durchschnittlich D über 2.293 Mitarbeiter (Median: 359 Mitarbeiter) und einen Jahresumsatz von 542 Mio. Euro (Median: 105 Mio. Euro). Zum Vergleich: Die Durchschnittswerte der Grundgesamtheit der rund 3.250 Familienunternehmen liegen bei 1.582 Mitarbeitern (Median: 331 Mitarbeiter) und 404 Mio. Euro Jahresumsatz (Median: 99 Mio. Euro).
5
Für die rund 3.900 größten Familienunternehmen gilt, dass von ihnen in etwa 86 % das Kalenderjahr als Geschäftsjahr nutzen und knapp 9 % zum 31.3., 30.6. oder 30.9. bilanzieren. Die Unternehmen mit vorliegenden Bilanzen für 2011 haben nur zu rund 69 % das Kalenderjahr als Geschäftsjahr und mehr als jedes fünfte Unternehmen bilanziert zum 31.3., 30.6. oder 30.9. Wenn die Auswertung der Daten der Stichprobe zu Ergebnissen führt, die von der Grundgesamtheit der größten Familienunternehmen abweichen, so wird dies an der entsprechenden Stelle im Bericht kommentiert.
9 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Einteilung nach Wirtschaftssektoren
Die betrachteten großen Familienunternehmen sind am stärksten in der Industrie vertreten (31 %)1, knapp gefolgt von den Sektoren „Handel“ 2 und „Holdings / Unternehmens nahe Dienstleister“ mit jeweils knapp 30 %. Unter den über 1.000 Unternehmen, die dem Abschnitt „Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister“ zugeordnet sind, befinden sich zu rund 80 % Unternehmen der Unterbranchen „Managementtätigkeit von Holdinggesellschaften“ und „Sonstige Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben“. In der Regel sind dies Unternehmen, bei denen der Geschäfts zweck der Muttergesellschaft überwiegend im Halten von Beteiligungen an ihren Tochtergesellschaften besteht.3 Hierbei handelt es sich in vielen Fällen um Holdinggesellschaften von Industrieunternehmen. Insgesamt ist mehr als jedes zweite Unternehmen des Wirtschaftsbereiches „Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister“ schwerpunktmäßig dem industriellen Sektor zuzuordnen. Dies schlägt sich in der Analyse der Kennzahlen, wie z. B. der Unternehmensgröße nach Beschäftigten- oder Umsatzgrößenklassen, nieder. Die restlichen 11 % der größten Familienunternehmen sind in den „Sonstigen Wirtschaftsbereichen“ angesiedelt, die sich in erster Linie aus den Wirtschaftszweigen „Verkehr und Lagerei“, „Gesundheits- und Sozialwesen“, „Grundstücksund Wohnwesen“ und „Information und Kommunikation“ zusammensetzen.
1
Die Einteilung der größten Familienunternehmen in die entsprechenden Wirtschaftsbereiche erfolgt auf Basis der einstelligen WZ-2008-Klassifikation des Statistischen Bundesamtes. Der Industriesektor umfasst die Wirtschaftszweige Verarbeitendes Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung sowie Baugewerbe.
2
Groß- und Einzelhandel sowie Kfz-Handel.
3
Die Muttergesellschaften werden nach der WZ-2008-Klassifikation somit dem Sektor „Freiberufe, Wissenschaft und Technik“ zugeordnet, auch wenn ihre Konzerntöchter anderen Wirtschaftsbereichen zugehörig sind. Um dieses Phänomen zu kennzeichnen, wird dieser Sektor im Folgenden unter der Bezeichnung „Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister“ geführt.
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Die größten Familienunternehmen nach Wirtschaftssektoren in % Sonstige Wirtschaftsbereiche 11,1
Industrie 31,4
Handel
28,6 28,9 Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
Ca. 50 % der Holdings / Unternehmensnahen DL: Holding eines Industrieunternehmens n = 3.879
© IfM Bonn
10 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
3. Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung Die größten Familienunternehmen haben die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 / 2009 gut überstanden und sind in den darauffolgenden Jahren überproportional gewachsen. Dies zeigt die Analyse der Umsatz- und Beschäftigtenzahlen.
Die größten Familienunternehmen nach Umsatzgrößenklassen 2010 Durchschnitt je Gruppe in Mio. EUR
in % Insgesamt
110 Familienunternehmen mit mehr als 1 Mrd. Euro Jahresumsatz
Die größten Familienunternehmen erzielten 2010 im Durchschnitt rund 404 Mio. Euro Jahresumsatz. Dieser Durchschnittswert wird vor allem durch die rund 110 Familienunternehmen mit über 1 Mrd. Euro Jahresumsatz stark in die Höhe getrieben. Rund jedes zehnte Unter nehmen erwirtschaftete 2010 weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz.1 Differenziert nach Wirtschaftsbereichen zeigt sich, dass die industriellen großen Familienunternehmen 2010 durchschnittlich 438 Mio. Euro Jahresumsatz erzielen konnten. Nur die Unternehmen des Wirtschaftssektors Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister, in dem sich auch viele Holdings von Industrieunternehmen befinden, erwirtschafteten mit rund 560 Mio. einen höheren durchschnittlichen Jahresumsatz. Bei den Handelsunternehmen betrug dieser Wert im Jahr 2010 226 Mio. Euro.
1
Um im Herbst 2011 in die Datenbank aufgenommen zu werden, musste ein Unternehmen die 50-Mio.-Euro-Umsatzgrenze nur in einem der Jahre 2007 bis 2010 erfüllen (siehe hierzu auch Lamsfuß / Wallau (2011), S. 32ff.). Es ist somit durchaus möglich, dass ein Unternehmen das Umsatzkriterium nicht in jedem Jahr erfüllt, sondern – wie hier für 2010 dargestellt – in einzelnen Jahren unter der 50-Mio.-Euro-Umsatzgrenze liegt.
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Industrie
Handel Holdings/ Unternehmensnahe Dienstleister Sonstige Wirtschaftsbereiche Unter 50 Mio. EUR
10,9
15,7
6,0
10,6
28,3
45,8
10,4
50 bis unter 100 Mio. EUR
n = 2.460; Median: 99,3
39,5
15,8
437,7
15,6
225,7
32,0
30,7
41,2
403,8
22,7
42,0
29,7
21,3
33,6
31,7
16,5
564,1
226,7
100 bis unter 250 Mio. EUR 250 Mio. EUR und darüber
© IfM Bonn
Die größten Familienunternehmen in den neuen Bundesländern erzielten 2010 im Durchschnitt einen Jahresumsatz von rund 150 Mio. Euro, während es bei den Unternehmen aus den alten Bundesländern rund 421 Mio. Euro waren.
11 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Starke Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise im Geschäftsjahr 2009
Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise sanken in mehr als zwei Dritteln der größten Familienunternehmen die Umsätze.1 Die Umsatzzuwächse der Unternehmen, die zwischen 2008 und 2009 ihre Umsätze steigern konnten, reichten nicht aus, um den Umsatzrückgang der anderen Unternehmen zu kompensieren. In der Folge ist im Jahresvergleich 2008 / 2009 über alle großen Familienunternehmen hinweg ein aggregierter Umsatzrückgang von 10,3 % festzustellen. Besonders hart trafen die Auswirkungen der Finanzund Wirtschaftskrise die stark exportorientierten industriellen Familienunternehmen, die einen durchschnittlichen Umsatz rückgang von 11,3 % zu verzeichnen hatten.
in %
+13,5 – 10,3 2008
2009
+9,8
2010
2011*
+11,6 +17,4
Industrie – 11,3 2008
Handel
+10,2 –8,2
2008
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
Sonstige Wirtschaftsbereiche
– 10,2 2008
2009
+11,6 – 8,6 2008
n = 2.459; *n=832
Vgl. Lamsfuß / Wallau (2011), S. 11.
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2009
+11,5
n = 2.459; *n = 1.037
1
2009
2009
Durch die sich erholende globale Konjunktur konnten die größten deutschen Familienunternehmen ihre Umsätze im darauffolgenden Geschäftsjahr wieder deutlich steigern.2 Im Durchschnitt realisierten die größten Familienunternehmen ein Umsatzwachstum in Höhe von 13,5 %. Differenziert nach Wirtschaftssektoren steigerten vor allem die industriellen größten Familienunternehmen ihre Umsätze nach der Wirtschafts- und Finanzkrise überproportional (+17,4 %). Der Handel (+10,2 %), die Holdings / Unternehmensnahen Dienstleister (+11,5 %) und die Sonstigen Wirtschaftsbereiche (+11,6 %) konnten 2010 ebenfalls ein zweistelliges Umsatzplus verbuchen. Über alle Branchen hinweg konnten die größten Familienunternehmen somit im Jahr 2010 die erlittenen Umsatzrückgänge aus dem Krisenjahr 2009 in der Summe mehr als kompensieren. Insgesamt erhöhten sich ihre Umsätze im Zeitraum 2008 bis 2010 um 1,8 %.3
Entwicklung der Umsätze im Zeitraum 2008 bis 2011
Insgesamt
Zweistelliges Umsatzwachstum 2010
2010
2011*
+8,2
2010
2011*
+9,4
2010
Regionale Unterschiede bei der Umsatzentwicklung von 2009 auf 2010 waren nicht festzustellen. Die größten Familienunternehmen in den neuen Bundesländern konnten ihre Umsätze im gleichen Umfang steigern wie die Unternehmen in den alten Bundesländern. Die größten Familienunternehmen waren aufgrund ihrer überdurchschnittlich hohen Exportquoten deutlich härter von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen als die Gesamtwirtschaft. So sanken die Umsätze aller umsatzsteuerpflichtigen deutschen Unternehmen um 9,5 %. Allerdings profitierten die größten Familienunternehmen dann auch deutlich stärker vom anschließenden Aufschwung (+13,5 %). So wuchsen die Umsätze aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen nur um 7,0 %4.
2011*
+6,0
2010
2011* © IfM Bonn
2
Von 2009 auf 2010 konnten mehr als drei Viertel der Unternehmen ihre Umsätze steigern. Dieses Ergebnis ist nahezu über alle Wirtschaftsbereiche identisch.
3
Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in den mittleren Jahresumsätzen der größten Familienunternehmen wider. Der Wert für 2010 liegt mit 404 Mio. Euro deutlich über dem Wert des Vorjahres (356 Mio. Euro) und leicht über dem Wert von 2008 (396 Mio. Euro).
4
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012a), S. 1ff.
12 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Die einzelbetriebliche Betrachtung der Umsatzentwicklung zwischen 2008 und 2010 zeigt, dass nicht alle Familienunternehmen vom Aufschwung in gleicher Weise profitierten. Rund 8 % der größten Familienunternehmen mussten in diesem Zeitraum starke Umsatzeinbußen hinnehmen. Hinzu kommt mehr als ein Fünftel der größten Familienunternehmen mit Umsatzrückgängen zwischen mehr als 10 % und 30 %. Den Unternehmen mit Umsatzrückgängen stehen jedoch gleich viele Unternehmen gegenüber, die ihre Umsätze zwischen 2008 und 2010 steigern konnten.
Stark rückläufig (unter – 30 %) 8,3
Rückläufig (unter –10 % bis – 30 %)
21,7
19,9 Leicht rückläufig (unter 0 % bis –10 %)
n = 2.500
Stark wachsend (über + 30 %) 8,2 18,8
23,1
Wachsend (über +10 % bis + 30 %)
Leicht wachsend (0 % bis +10 %)
© IfM Bonn
Zu den Unternehmen, die im Zeitraum 2008 bis 2010 einen Umsatzrückgang von 10 % und mehr hinnehmen mussten, zählten vor allem die exportierenden größten Familienunternehmen. Rund 44 % dieser Unternehmen mit hohen Umsatzrückgängen hatten eine Exportquote von 50 % und mehr. Aufgrund der hohen Exportorientierung ist es daher nicht verwunderlich, dass in dieser Gruppe überproportional viele industrielle Familienunternehmen zu finden sind. Über 37 % der industriellen Familienunternehmen hatten 2010 einen um mindestens 10 % geringeren Umsatz als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise.1 In den anderen eher binnenmarktorientierten Wirtschaftsbereichen war es nur rund jedes vierte Unternehmen.
1
Welchen Einfluss die sinkenden Rohstoffkosten in diesem Zeitraum auf die Umsatzentwicklung insbesondere der industriellen Familienunternehmen hatten, kann anhand der vorliegenden Daten nicht analysiert werden.
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Positive Umsatzentwicklung setzte sich 2011 fort
Der wirtschaftliche Aufschwung setzte sich 2011 fort. Die rund 1.050 größten Familienunternehmen, für die zum Auswertungszeitpunkt bereits Angaben zu den Umsatzerlösen im Jahr 2011 vorlagen, verzeichneten von 2010 auf 2011 ein Umsatzwachstum von 9,8 %. Auswirkungen der Staatsschuldenkrise sind somit in den Umsatzzahlen der größten Familienunternehmen für 2011 nicht festzustellen.
Verteilung der Umsatzentwicklung im Zeitraum 2008 bis 2010 in %
Somit ist festzustellen, dass in der Summe über alle größten Familienunternehmen hinweg die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise überwunden sind, bei einigen Familienunternehmen war allerdings der Aufholprozess bis zum Jahr 2010 noch nicht vollständig abgeschlossen.
Eine Differenzierung nach Wirtschaftszweigen zeigt, dass Familienunternehmen aller Branchen im Jahr 2011 ein Umsatzwachstum erzielen konnten. Spitzenreiter waren hier wie im Vorjahr die industriellen Unternehmen, deren Umsätze um 11,6 % gestiegen sind. Auch der Handel und die Holdings / Unternehmensnahen Dienstleister konnten von der sich allgemein positiv entwickelnden Wirtschafts lage profitieren und ihre Umsätze um 8,2 % bzw. 9,4 % steigern. Betrachtet man den kompletten Zeitraum von 2008 bis 2011, erzielten die größten Familienunternehmen in der Summe deutlich höhere Umsätze als vor der Krise, ein Ausdruck des Erfolgsmodells Familienunternehmen. Diese Entwicklung gibt Anlass zu der Hoffnung, dass die Abschwächung der konjunkturellen Lage infolge der derzeitigen Staatsschuldenkrise – die die größten Familienunternehmen laut Herbstbefragung 20122 nunmehr spüren – in absehbarer Zeit von den Familienunternehmen erfolgreich überwunden wird.
2
Vgl. Lamsfuß / Brink / Wallau (2012), S. 13f.
13 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Ein Fünftel der größten Familienunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten
Die größten Familienunternehmen beschäftigten 2010 durch schnittlich rund 1.600 Mitarbeiter. Der Durchschnittswert wird durch die mehr als 500 Familienunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern stark beeinflusst. Die Hälfte der Unternehmen beschäftigt nicht mehr als 331 Mitarbeiter.
Positive Beschäftigungsentwicklung 2010
Die größten Familienunternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen 2010 Durchschnitt je Gruppe
in % Insgesamt
39,9
Industrie
Sonstige Wirtschaftsbereiche
33,7
36,5
Handel Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
24,0
42,0 68,6
15,6
19,3
33,9
15,5
20,6
14,5
15,3
16,5 8,0 6,9
24,1
25,0
41,0
18,1
1.581,8
1.830,4
384,4
2.739,8
23,0
Unter 250 Mitarbeiter
500 bis unter 1.000 Mitarbeiter
250 bis unter 500 Mitarbeiter
1.000 und mehr Mitarbeiter
n = 2.637, Median: 331
Trotz der erheblichen Umsatzeinbrüche während der Finanz- und Wirtschaftskrise waren die größten Familienunternehmen bemüht, ihre Belegschaft zu halten. 43 % der Unternehmen konnten ihre Mitarbeiterzahl von 2008 auf 2009 sogar noch erhöhen.1 In der Summe sank die Beschäftigtenzahl der größten Familienunternehmen jedoch im betrachteten Zeitraum um 2,4 %.
1.058,3
© IfM Bonn
Eine differenzierte Betrachtung nach Wirtschaftssektoren zeigt, dass die Holdings / Unternehmensnahen Dienstleister mit 2.740 die höchste durchschnittliche Mitarbeiterzahl aufwiesen. Dieser Wert wird insbesondere von den Unternehmen beeinflusst, die als Holdinggesellschaften von Industrieunternehmen tätig sind. Entsprechend folgt mit der zweithöchsten durchschnittlichen Mitarbeiterzahl (1.830) die Industrie. Im Handel hingegen, der sich durch eine hohe Vorleistungsquote auszeichnet, beschäftigten mehr als zwei Drittel der größten Familienunternehmen im Jahr 2010 weniger als 250 Mitarbeiter.
Die Beschäftigtenzahlen der größten Familienunternehmen sind im darauffolgenden Jahr – bedingt durch die wirtschaftliche Erholung – um 2,3 % gestiegen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat im Jahr 2010 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die größten Familienunternehmen in den neuen Bundesländern, in denen 2010 durchschnittlich 774 Mitarbeiter beschäftigt waren, wiesen zwischen 2009 und 2010 mit 3,1 % ein höheres Beschäftigungswachstum auf als die großen Familienunternehmen in den alten Bundesländern (2,1 %). Von den betrachteten Wirtschaftsbereichen weist der Handel die beste Beschäftigungsentwicklung zwischen 2008 und 2010 auf. Mehr als jedes fünfte große Handelsunternehmen hat seine Beschäftigtenzahl von 2008 auf 2010 um mehr als 15 % erhöht. Nicht nur, dass die Handels unternehmen als Einzige ihre Belegschaft in der Krise 2009 vergrößern konnten. Auch im Folgejahr fiel der Anstieg der Beschäftigtenzahlen mit 4,3 % am höchsten aus. Doch auch die Holdings / Unternehmensnahen Dienstleister (+2,4 %) und die industriellen großen Familienunternehmen (+2,0 %) erhöhten ihre Beschäftigtenzahlen 2010 merklich.
1
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Vgl. Lamsfuß / Wallau (2011), S. 14.
14 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Entwicklung der Beschäftigung im Zeitraum 2008 bis 2011 in % Insgesamt
+2,3 – 2,4 2008
Industrie
+5,1
2009
+2,0 – 4,1
2008
2009
2010
2011*
+6,6 2010
2011*
+5,6 Handel
+ 2,3 2008
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
– 1,5 2008
Sonstige Wirtschaftsbereiche
– 2,5 2008
n = 2.637; *n = 986
+4,3
2009
+2,4 2009
+0,8 2009
2010
2011*
+3,8
2010
2011*
+4,8 2010
Auf der anderen Seite waren bei rund der Hälfte der Unternehmen zwischen 2008 und 2010 die Beschäftigtenzahlen leicht bis stark rückläufig, so dass die Anzahl der Unternehmen, deren Beschäftigtenzahlen zwischen 2008 und 2010 stiegen bzw. sanken, nahezu gleich war. Verteilung der Beschäftigungsentwicklung im Zeitraum 2008 bis 2010 in % Stark rückläufig (unter –15 %)
2011*
10,0
© IfM Bonn
Die negativen Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzn = 2.459; *n=832 krise auf die Beschäftigtenzahlen im Jahr 2009 wurden in der Summe durch die positive Entwicklung 2010 wieder ausgeglichen. Somit war die Anzahl der Beschäftigten in allen größten Familienunternehmen in den Jahren 2008 und 2010 nahezu identisch. Allerdings offenbart die detaillierte Analyse branchenspezifische Unterschiede. Bei den indus triellen Familienunternehmen und den Familienunternehmen aus den sogenannten Sonstigen Wirtschaftsbereichen reichte das Beschäftigungsplus von 2009 auf 2010 nicht aus, um den Beschäftigungsabbau von 2008 auf 2009 auszugleichen.
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Auf Unternehmensebene zeigen sich über den betrachteten Zeitraum von 2008 bis 2010 weitere starke Unterschiede. Mehr als 15 % der Unternehmen konnten zwischen 2008 und 2010 – trotz Wirtschafts- und Finanzkrise – ihre Beschäftigtenzahl um mehr als 15 % steigern. Hinzu kommt fast jedes fünfte Unternehmen, das im selben Zeitraum Beschäftigtenzugänge zwischen 5 und 15 % verzeichnete. Weitere 16 % konnten ihren Beschäftigtenstamm leicht ausbauen. Überproportional in der Gruppe mit einem Beschäftigungszuwachs von 5 % und mehr waren Familienunternehmen aus dem Wirtschaftsbereich Handel vertreten.
Rückläufig (unter – 5 % bis –15 %)
n = 2.690
15,2
19,2
Leicht rückläufig (unter 0 % bis – 5 %)
n = 2.690
Stark wachsend (über +15 %)
20,8
18,8
Wachsend (über + 5 % bis +15 %)
16,0 Leicht wachsend (0 % bis + 5 %) © IfM Bonn
15 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Größte Familienunternehmen: Jobmotor
Für rund 1.000 Unternehmen liegen bereits Mitarbeiterzahlen für 2011 vor. Ausgehend von dieser Teilmenge zeigt sich deutlich, dass sich der positive Trend des Vorjahres im Jahr 2011 deutlich verstärkt hat. Im Durchschnitt konnten die Unternehmen ihre Beschäftigtenzahlen 2011 um weitere 5,1 % erhöhen. Damit liegt der Beschäftigungszuwachs der untersuchten Unternehmen um mehr als 2 Prozentpunkte über dem Anstieg der Zahl der sozial versicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland insgesamt, der bei 2,7 % lag. Überproportional stark wuchsen 2011 wieder die Familien unternehmen im Handel. Den höchsten Beschäftigungs zuwachs in Höhe von 6,6 % wiesen die industriellen Familienunternehmen auf. Auf die größten Familienunternehmen in Deutschland hochgerechnet, dürften von ihnen im Jahr 2011 mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden sein.
Wichtige Stütze der deutschen Volkswirtschaft
Aufbauend auf den Daten der größten Familienunter nehmen und des Unternehmensregisters kann die volks wirtschaftliche Bedeutung der größten Familienunter nehmen erneut bestimmt werden. Die im Herbst 2011 ermittelten 4.400 größten Familienunternehmen machen bei einer Gesamtzahl aller deutschen Unternehmen von rund 3,62 Mio.1 rund 0,1 % der Unternehmen aus. Gemessen am Gesamtumsatz aller Unternehmen in Deutschland – gemäß Unternehmensregister 2010 knapp 5,5 Bill. Euro2 – liegt der Anteil der größten Familienunternehmen weiterhin bei rund 18 %. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den größten Familienunternehmen an allen Beschäftigten in Deutschland liegt ebenfalls weiterhin bei rund 15 %.
1
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012b), S. 1ff.
2
Vgl. Statistisches Bundesamt (2012b), S. 1ff.
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Volkswirtschaftliche Bedeutung der größten Familienunternehmen 2010 in % Unternehmen 0,1
Umsatz
Beschäftigte
18
15
Anteil der größten Familienunternehmen an Anzahl, Umsatz und Beschäftigten aller Unternehmen in Deutschland 2010 Quelle: Schätzung des IfM Bonn auf Basis des Unternehmensregisters 2010
© IfM Bonn
Zwischenfazit
Insgesamt wird aus der Analyse der Umsatz- und Beschäf tigtenzahlen deutlich, dass eine Vielzahl der Unternehmen höhere Werte als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise aufwiesen. Rund 17 % der größten Familienunternehmen realisierten 2010 einen um mindestens 10 % höheren Jahresumsatz als 2008 und verfügten gleichzeitig über eine um mindestens 5 % höhere Beschäftigtenzahl. In dieser so definierten Gruppe sind überproportional viele eher binnenmarktorientierte Handels- und Dienstleistungsunternehmen sowie beschäftigungs- und umsatzstarke Familienunternehmen zu finden.3 Gleichzeitig ist aber auch festzustellen, dass fast 16 % der größten Familienunternehmen, vor allem stark export orientierte industrielle Familienunternehmen, Ende 2010 im Vergleich zum Jahr 2008 zum Teil deutlich geschrumpft sind und damit noch weit davon entfernt sind, die Aus wirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise vollständig überwunden zu haben.4 Aufgrund der positiven Prognosen für 2011 ist davon auszugehen, dass sich der Aufholprozess insgesamt fortgesetzt hat, so dass 2011 deutlich mehr Familienu nternehmen in Bezug auf ihre Umsatz- und Beschäftigtenzahlen über dem Vorkrisenniveau lagen.
3
Inwiefern es sich dabei um internes oder externes Wachstum handelt, kann aufgrund der Daten nicht analysiert werden.
4
Diese Gruppe der Familienunternehmen musste im betrachteten Zeitraum einen Umsatzrückgang von 10 % und mehr und gleichzeitig einen Rückgang ihrer Beschäftigung in Höhe von mindestens 5 % hinnehmen.
16 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
4. Eigenkapitalausstattung Kontinuierlicher Anstieg der Eigenkapitalausstattung
Familienunternehmen mit hohen Eigenkapitalquoten
Die größten Familienunternehmen haben ihre Eigen kapitalausstattung trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise im Durchschnitt in den letzten Jahren kontinuierlich steigern können. Dieses Ergebnis gilt auch für jeden der vier Wirtschaftsbereiche. Im Durchschnitt verfügten die größten Familienunternehmen im Jahr 2010 über 93,4 Mio. Euro Eigenkapital – eine deutliche Steigerung gegenüber den Werten aus den Jahren 2009 (79,6 Mio. Euro) und 2008 (77,8 Mio. Euro).1 Allerdings konnten nicht alle Unternehmen ihre Eigenkapitalausstattung in den letzten Jahren verbessern. Etwas mehr als jedes vierte Unter nehmen hatte von 2008 auf 2010 einen Rückgang seines Eigenkapitals zu verzeichnen. Zwei von drei Unternehmen konnten in diesem Zeitraum jedoch ihre Eigenkapitalausstattung erhöhen.
Noch wichtiger als die Betrachtung der absoluten Höhe des Eigenkapitals ist die Analyse der (durchschnittlichen) Eigenkapitalquote. Sie gibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital des Unternehmens an. Die Eigenkapital quote gilt dabei als wichtiger Indikator für die Risikotrag fähigkeit und die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, desto höher ist tendenziell die Unabhängigkeit des Unternehmens von Fremdkapitalgebern. In der Regel gehen zudem mit einer höheren Eigenkapitalquote niedrigere Zinssätze für die Fremdkapital beschaffung einher.
Die absolute Höhe des Eigenkapitals steigt nicht unerwartet mit der Unternehmensgröße an. Familienunternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten wiesen 2010 im Durchschnitt 12,3 Mio. Euro Eigenkapital auf, Unternehmen mit 1.000 und mehr Beschäftigten 419,5 Mio. Euro.2 Über die geringste Eigenkapitalausstattung verfügte 2010 der Handel mit durchschnittlich 20,3 Mio. Euro Eigenkapital. Die höchsten Werte wiesen dagegen die industriellen Familienunternehmen und die Holdings / Unternehmens nahen Dienstleister im selben Jahr mit nahezu 140 Mio. Euro auf.3 Für 2011 ist eine weitere Erhöhung der Eigenkapitalaus stattung zu erwarten. Die rund 1.300 Unternehmen mit Daten für 2011 steigerten ihr Eigenkapital von 2010 auf 2011 im Durchschnitt um 13 %.
1
Der Medianwert liegt 2010 mit 12,9 Mio. Euro Eigenkapital (2009: 11,3 Mio. Euro; 2008: 10,6 Mio. Euro) deutlich unter dem arithmetischen Mittel.
2
Familienunternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten wiesen 2010 im Median 5,4 Mio. Euro Eigenkapital auf, Unternehmen mit 1.000 und mehr Beschäftigten 92,2 Mio. Euro.
3
Auch differenziert nach Branchen liegen die Medianwerte für 2010 deutlich unter den Mittelwerten: Handel: 5,4 Mio. Euro; Industrie: 14,7 Mio. Euro.
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Die größten Familienunternehmen wiesen für das Jahr 2010 mit 34,4 % (Median 31,5 %) eine sehr hohe Eigenkapitalquote auf. Dies wird insbesondere im Vergleich zur durchschnittlichen Eigenkapitalquote aller Unternehmen in Deutschland in Höhe von 29,3 % für das Jahr 2010 deutlich.4 Auch der Wert, den die Deutsche Bundesbank für Unternehmen (Familien- und Nichtfamilienunternehmen) mit Jahres umsätzen von mehr als 50 Mio. Euro ausgibt, fällt mit 28,9 % merklich geringer aus als die durchschnittliche Eigenkapitalquote der größten Familienunternehmen.
Durchweg positive Entwicklung der Eigenkapitalquoten
Zwischen 2008 und 2010 haben die größten Familienunternehmen nicht nur kontinuierlich ihre absolute Eigenkapital ausstattung erhöht, sondern sie erhöhten auch fortlaufend ihre Eigenkapitalquoten. So liegt der Wert für 2010 mehr als 3 Prozentpunkte über der durchschnittlichen Eigen kapitalquote von 2008.5
4
Vgl. Deutsche Bundesbank (2012), o. S.
5
ierbei ist anzumerken, dass es trotz eines Rückgangs der absoluten H Eigenkapitalausstattung zu einer Erhöhung der Eigenkapitalquote kommen kann. Dieser Effekt tritt dann ein, wenn die Bilanzsumme prozentual stärker als das Eigenkapital geschrumpft ist, z. B. durch Abbau von Forderungen und / oder des Umlaufvermögens. Dieses Phänomen kommt im Zeitraum 2008 bis 2010 bei rund einem Viertel der Unternehmen vor. Zum einen war für fast jedes zweite Unternehmen mit sinkendem absolutem Eigenkapital ein Anstieg seiner Eigenkapitalquote zu beobachten. Zum anderen vermeldeten im selben Zeitraum rund 45 % der größten Familienunternehmen mit gesunkenen Eigenkapitalquoten einen Anstieg ihrer absoluten Eigenkapitalausstattung. Nichtsdestotrotz stieg die Eigenkapitalquote von drei Vierteln der Unternehmen, während gleichzeitig auch das absolute Eigenkapital vermehrt wurde. Fazit: In der Mehrheit der Fälle steigt mit zunehmendem Eigenkapital auch die Eigenkapitalquote und umgekehrt.
17 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Industrielle Familienunternehmen mit den höchsten Eigenkapitalquoten
Eigenkapitalquoten der größten Familienunternehmen im Zeitraum 2008 bis 2011 in % 35,6
2011*
32,6
34,4
2010
31,5
33,5
2009
30,4
31,3
2008
28,0 Mittelwert
Median
n = 3.184; *n = 1.308 n = 3.184; *n = 1.057
© IfM Bonn
Die Entwicklung der Eigenkapitalquoten der größten Familienu nternehmen hebt sich klar von den Entwick lungen in den Vergleichsgruppen ab. Die durchschnitt liche Eigenkapitalquote aller deutschen Unternehmen ist nach Angaben der Deutschen Bundesbank zwischen 2008 und 2010 nur um 1,6 Prozentpunkte (2008: 27,7 %; 2009: 28,6 %; 2010: 29,3 %) bzw. im Segment der Unter nehmen (Familien- und Nichtfamilienunternehmen) mit Jahresumsätzen von 50 Mio. Euro oder mehr um 1,5 Prozentpunkte (2008: 27,4 %; 2009: 28,1 %; 2010: 1 28,9 %) gestiegen. 0 5 10 15 20 25 30 35 Von den Unternehmen mit vorliegenden GuV-Daten für 2011 konnten rund 58 % ihre Eigenkapitalquoten von 2010 auf 2011 steigern. Somit ist für das Geschäftsjahr 2011 mit einer weiteren Steigerung der durchschnittlichen Eigenkapitalquote – auf über 35 % – zu rechnen. Die positive Entwicklung der Eigenkapitalquoten zeigt, dass es den größten Familienunternehmen sowohl wäh‑40 0 10 20 30 rend als auch nach der Finanz- und Wirtschaftskrise gelungen ist, für ihr Unternehmen eine hohe finanzielle Stabilität zu wahren. Außerdem kommt in den hohen Eigenkapitalquoten zum Ausdruck, dass die Familienunternehmen weiterhin nach Autonomie streben und dass sie eine höhere Präferenz für Eigenmittelfinanzierung haben als Nichtfamilienunternehmen. 2
1
Vgl. Deutsche Bundesbank (2012), o. S.
2
Vgl. Lamsfuß / Wallau (2012), S. 14f.
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Differenziert nach Wirtschaftssektoren hatten die indus triellen großen Familienunternehmen in allen Jahren die höchste durchschnittliche Eigenkapitalquote. Es folgen die Holdings / Unternehmensnahen Dienstleister, die Sonstigen Wirtschaftsbereiche und der Handel. Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche konnten ihre Eigenkapitalquoten zwischen 2008 und 2010 durchgehend erhöhen. Sowohl die Industrie als auch der Handel steigerten ihre durchschnittliche Eigenkapitalquote zwischen 2008 und 2010 um mehr als 3 Prozentpunkte. Für die Unternehmen mit bereits vorliegenden GuV-Daten für 2011 deutet sich an, dass die größten Familienunternehmen über alle Wirtschaftsbereiche hinweg ihre Eigenkapitalquoten weiter verbessern konnten. Eigenkapitalquoten nach Wirtschaftsbereichen im Zeitraum 2008 bis 2011 Mittelwert in % 37,9
36,8
Industrie
35,8
33,4 32,1
30,9
Handel
30,4
27,6
37,5
36,1
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
35,1
33,4 33,0
31,8
Sonstige Wirtschaftsbereiche
30,6
29,2 2011* n = 3.184; *n = 1.308 n=3.104
2010
2009
2008 © IfM Bonn
18 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Anteil großer Familienunternehmen mit hohen Eigenkapitalquoten weiter steigend
Die Höhe der durchschnittlichen Eigenkapitalquote der größten Familienunternehmen variiert stark. 37,5 % der Unternehmen verfügten 2010 über eine Eigenkapitalquote von 40 % oder mehr. Weitere 35 % hatten im selben Jahr eine durchschnittliche Eigenkapitalquote zwischen 20 und 40 %. Auf der anderen Seite hatte fast jedes achte große Familienunternehmen eine einstellige Eigenkapitalquote. Der Anteil der Unternehmen mit geringen Eigenkapital quoten ist seit 2008 rückläufig. Im Gegenzug stieg der Anteil der Unternehmen mit Eigenkapitalquoten von 40 % und mehr in den Jahren 2008 bis 2010 um mehr als 6 Prozentpunkte an. Verteilung der Eigenkapitalquoten im Zeitraum 2008 bis 2011 in % 10,0
12,1
Unter 10 %
13,3
14,2
13,9
15,2
10 % bis unter 20 %
15,9
17,3 20,0
18,6
20 % bis unter 30 %
18,4
20,2
16,5
16,6
30 % bis unter 40 %
16,3
16,9 39,6
37,5
40 % und mehr 31,4 2011* n = 3.184; *n = 1.308 n=3.104
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2010
2009
36,1
2008 © IfM Bonn
Differenziert nach Unternehmensgrößenklassen zeigt sich für alle betrachteten Jahre ein deutlicher Größeneffekt. Je mehr Beschäftigte bzw. Umsatz ein Familienunternehmen hatte, desto höher war auch seine durchschnittliche Eigenkapitalquote. So verfügten im Jahr 2010 Familienunternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten über eine mittlere Eigenkapitalquote von 31,0 %, während Familienunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern im Durchschnitt eine Eigenkapitalquote von 36,9 % vorzuweisen hatten. Zwischen ost- und westdeutschen Familienunternehmen sind in Bezug auf die Eigenkapitalquoten keine signifikanten Unterschiede festzustellen. Dasselbe gilt für Unternehmen, die zwischen 2008 und 2010 einen Anstieg oder einen Rückgang ihrer Umsatz- und Beschäftigungszahlen zu vermelden hatten.
19 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
5. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Die Fremdkapitalquote gibt an, wie hoch der Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital ist. Allgemein gilt, dass das Überschuldungsrisiko eines Unternehmens umso niedriger ist, je geringer seine Fremdkapitalquote ausfällt. Tendenziell führt eine höhere Fremdkapitalquote angesichts möglicher Liquiditäts- und Insolvenzrisiken zu höheren Zinssätzen am Kapitalmarkt.
Aufbauend auf den rund 950 Unternehmen, für die bereits Daten für das Geschäftsjahr 2011 vorliegen, ist 2011 mit ähnlich hohen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten wie im Vorjahr zu rechnen. Bedeutender als die absolute Höhe der Verbindlichkeit ist die Kennziffer „Quote der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“ 3.
Im Rahmen der vorliegenden Studie werden die Verbindlich keiten gegenüber Kreditinstituten von großen Familien unternehmen genauer untersucht, da ihre Fremdkapitalquote im Allgemeinen – bedingt durch die hohe Eigenkapitalausstattung – geringer ist. Die „Quote der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“ ist ein Indikator dafür, welches Gewicht die größten Familienunternehmen den Fremd mitteln in Form von Bankkrediten zukommen lassen.
Sinkende Quoten der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
Bankkredite von hoher Bedeutung
Die absolute Summe der kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten der größten Familienunternehmen hat von 2007 auf 2008 deutlich zugenommen.1 Im Folgejahr ist nur noch ein leichter Anstieg festzustellen. So weisen die Bilanzen der größten Familienunternehmen in den Jahren 2008 und 2009 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von durchschnittlich 60,3 bzw. 61,5 Mio. Euro aus. Im Jahr 2010 ist dagegen wieder ein deutlicher Rückgang festzustellen. Die Summe der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 22 %. Die durchschnittliche Höhe der Verbindlichkeiten lag 2010 mit 48,0 Mio. Euro wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2007.2
Die Quote der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sank im Zeitraum 2008 bis 2010 kontinuierlich um insgesamt 2,6 Prozentpunkte auf 23,5 %. Überdurchschnittlich hoch fiel die Verbindlichkeitsquote in Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten aus (26,1 %).4 Nicht unerwartet weisen Familienunternehmen, die einen deutlichen Rückgang ihrer Umsatz- und Beschäftigtenzahlen von 2008 auf 2010 zu verkraften hatten, eine signifikant höhere durchschnittliche Quote der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten für das Jahr 2010 aus (25,3 %). Quoten der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten der größten Familienunternehmen im Zeitraum 2008 bis 2011 in % 23,4
2011*
20,4
2010
20,4
2009
21,2
23,2 Mittelwert
1
2
er Anstieg der Verbindlichkeiten im Jahr 2008 hatte seine Ursache nicht D zuletzt darin, dass die exportierenden industriellen Familienunternehmen und die Großhandelsunternehmen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise als Erste zu spüren bekamen. Sie hatten damit auch als Erste einen erhöhten Bedarf an Betriebsmittelkrediten (working capital), weil der laufende Betrieb nicht mehr wie üblich problemlos über den Cashflow finanziert werden konnte. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Quote im Jahr 2008 war, dass sich viele Familienunternehmen noch auf einem Expansionskurs befanden, der i. d. R. mit einer hohen Investitionstätigkeit einhergeht und zu einem großen Teil kreditfinanziert wurde, vgl. Lamsfuß / Wallau (2011), S. 19. er Medianwert liegt auch hier mit 9,6 Mio. Euro Verbindlichkeiten gegenüber D Kreditinstituten für 2010 (2009: 9,1 Mio. Euro; 2008: 10,0 Mio. Euro) deutlich unter dem arithmetischen Mittel.
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24,5
26,1
2008
n = 2.280; *n = 937
23,5
Median © IfM Bonn
n = 2.280; *n = 753
Die Quote der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ergibt sich aus den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten dividiert durch die Bilanzsumme.
3
4
Auch bei dieser Kennzahl ist es möglich, trotz steigender Verbindlichkeiten eine sinkende Verbindlichkeitsquote zu haben, umgekehrte Fallkonstellationen sind ebenfalls möglich. Jedoch treten diese beiden Konstellationen äußerst selten auf.
20 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Die für das Jahr 2011 vorliegenden Daten von rund 950 Unternehmen deuten darauf hin, dass die durchschnittliche Quote der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2011 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegt. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Bilanzdatenanalyse der Deutschen Bundesbank, wonach die durchschnittliche Quote der kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten für alle Großunternehmen im Jahr 2010 bei 6,7 % und im Vorjahr bei 7,2 % lag, kommt den Bankkrediten bei den größten Familienunternehmen eine erheblich höhere Relevanz zu. Dies lässt sich aus deren Finanzierungspräferenzen erklären. Für die größten Familienunternehmen gehören Bankkredite nach der Finanzierung aus dem Cashflow zu den wichtigsten Finanzierungsinstrumenten.1 Begünstigt wird die Aufnahme von Bankkrediten durch die hohen Eigenkapitalreserven der größten Familienunternehmen, die eine günstige Finanzierung ermöglichen.
Quoten der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten nach Wirtschaftsbereichen im Zeitraum 2008 bis 2011 Mittelwert in % 20,7
21,1
Industrie
22,1
23,2 27,4
26,3
Handel
27,6
30,3
22,5
23,1
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
24,0
25,1
24,4
24,9
Sonstige Wirtschaftsbereiche
26,0
27,7
Handel mit den höchsten Verbindlichkeitsquoten
Die Quote der Verbindlichkeiten sank im Zeitraum 2008 bis 2010 auch in allen betrachteten Wirtschaftsbereichen. Im Handel fiel der Rückgang mit 4 Prozentpunkten am höchsten aus. Gleichwohl weist dieser Wirtschaftssektor im gesamten Zeitraum 2008 bis 2010 jeweils den Spitzenwert aus. Die Auswertung der Daten für 2011 der rund 950 Unternehmen deutet an, dass sich auch nach Wirtschaftsbereichen nur marginale Veränderungen gegen über 2010 ergeben.
1
Vgl. Lamsfuß / Wallau (2012), S. 14f.
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2011* n = 2.280; *n = 937
n = 2.280; *n = 753
2010
2009
2008 © IfM Bonn
21 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Die grundsätzlich rückläufige Entwicklung der letzten Jahre spiegelt sich auch in der Verteilung der Quoten der Verbindlichkeiten wider. Von 2008 bis 2010 stieg der Anteil der Unternehmen mit einer Verbindlichkeitsquote von unter 10 % um fast 4 Prozentpunkte. Somit lag die Quote bei mehr als jedem vierten Unternehmen im Jahr 2010 im einstelligen Bereich. Im Gegenzug sank der Anteil der Unternehmen, die eine Quote von 40 % oder mehr hatten, um mehr als 3 Prozentpunkte auf rund 18 %. Verteilung der Quoten der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten im Zeitraum 2008 bis 2011
Die Verteilung der Quoten der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten für die rund 950 Unternehmen mit vorliegenden Bilanzen für 2011 ist nahezu identisch zum Vorjahr.
in % 26,8
27,1
Unter 10 %
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Niveau der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten zwar weiterhin hoch ist. Dies ist der hohen Affinität der größten Familienunternehmen – in allen Wirtschaftsbereichen und Größenklassen – zu der traditionellen Fremdkapitalaufnahme bei Banken geschuldet. Das zunehmende Angebot von Finanzprodukten am Kapitalmarkt hat bisher nicht zu einem wesentlichen Bedeutungsverlust von Bankdarlehen geführt, wie dies für die Nichtfamilienunternehmen seit Längerem zu beobachten ist.
25,6
23,5 22,6
21,8
10 % bis unter 20 %
22,2
20,0 18,3
19,6
20 % bis unter 30 %
18,6
18,7
13,8
13,2
30 % bis unter 40 %
13,5
15,8 18,5
18,3
40 % und mehr
20,1
22,0
2011* n = 2.280; *n = 937 n=3.104
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2010
2009
Insbesondere die „kleineren“ Familienunternehmen sind weiterhin auf die Fremdfinanzierung angewiesen. Mehr als jedes fünfte Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten hatte 2010 eine Verbindlichkeitsquote in Höhe von 40 % oder mehr. Eine solch hohe Verbindlichkeitsquote hatte von den Familienunternehmen mit 1.000 oder mehr Beschäftigten im selben Jahr nur jedes zehnte Unternehmen. Dieses Ergebnis zeigt, dass den größeren Familienunternehmen grundsätzlich ein größeres Bündel an Finanzierungsinstrumenten, wie bspw. Unternehmensanleihen, zur Verfügung steht.
2008 © IfM Bonn
22 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
6. Gesamtkapitalrentabilität Positive Entwicklung der Gesamtkapitalrentabilitäten
Die Gesamtkapitalrentabilität1 gibt Aufschluss über die Verzinsung des Gesamtkapitals im Unternehmen. Damit ist diese Kennzahl unabhängig von der Finanzierung des Unternehmens.2 Im Krisenjahr 2009 sank die durchschnittliche Gesamt kapitalrentabilität der größten Familienunternehmen um rund 2 Prozentpunkte auf durchschnittlich 6,1 % ab. Im Folgejahr konnten die Unternehmen ihre Rentabilität wieder deutlich steigern (+1,6 Prozentpunkte). Ausgehend von den Unternehmen, für die bereits GuV-Daten für 2011 vorliegen, deutet sich an, dass die Gesamtkapitalrenta bilität 2011 weiter gestiegen ist – wenn auch nur leicht. Infolgedessen liegt die Gesamtkapitalrentabilität im Jahr 2011 w ieder a nnähernd auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2008. Gesamtkapitalrentabilitäten der größten Familienunter nehmen im Zeitraum 2008 bis 2011
7,8 6,9
2010
6,6
7,7
6,1
2009
5,6
8,3
2008
6,8 Mittelwert
n = 2.929; *n = 1.201
Median © IfM Bonn
n = 2,929; *n = 958
1
Eine Gesamtkapitalrentabilität in Höhe von 1 % bedeutet, dass für jeden Euro Kapital, das dem Unternehmen zur Verfügung stand, im abgelaufenen Jahr 1 Cent Gewinn erwirtschaftet wurde.
2
Die Kennziffer errechnet sich als Quotient aus der Summe des Jahresüberschusses / -fehlbetrages und der Fremdkapitalzinsen geteilt durch die Bilanzsumme. Folglich kann ein 4Unternehmen mit8 einem Jahresfehlbetrag 0 2 6 10 eine positive Gesamtkapitalrentabilität aufweisen, sofern die gezahlten Fremdkapitalzinsen den Jahresfehlbetrag übersteigen. Diese Konstellation trat 2010 in 182 Fällen auf. Insgesamt verzeichneten 2010 rund 13 % der größten Familienunternehmen einen negativen Jahresüberschuss, im Vorjahr waren es noch fast 20 %.
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Eine besonders hohe durchschnittliche Gesamtkapitalrentabilität erzielten die Unternehmen, die in Bezug auf ihre Umsatz- und Beschäftigtenzahlen schon 2010 weit über dem Vorkrisenniveau lagen. Sie erzielten im Durchschnitt eine Gesamtkapitalrentabilität in Höhe von 9,6 %. Die Gruppe der Familienunternehmen, die 2010 noch nicht das Vorkrisenniveau in ihren Umsatz- und Beschäftigtenzahlen erreichen konnten, erzielte eine durchschnittliche Gesamtkapitalrentabilität von 4,9 %.3
Industrielle Familienunternehmen mit der höchsten Gesamtkapitalrentabilität
in % 2011*
Ein Blick auf die Bundesbankanalysen zeigt, dass sich die Gesamtkapitalrentabilitäten der größten Familienunternehmen 2010 wieder auf hohem Niveau befinden. Für alle Unternehmen weist die Bundesbank für das Jahr 2010 (2009) eine durchschnittliche Gesamtkapitalrentabilität in Höhe von 6,1 % (4,0 %) aus und für das Segment der Unternehmen (Familien- und Nichtfamilienunternehmen) mit mehr als 50 Mio. Jahresumsatz eine Gesamtkapitalrenta bilität in Höhe von durchschnittlich 5,9 % (2009: 3,8 %).
Eine differenzierte Betrachtung nach Wirtschaftszweigen zeigt, dass die industriellen Familienunternehmen zwischen 2008 und 2010 die größten Schwankungen in ihren Gesamtkapitalrentabilitäten hatten. 2008 arbeiteten sie mit einem Gewinn in Höhe von 9 Cent je eingesetzten Euro am rentabelsten. Dem starken Einbruch im Jahr 2009 (–2,8 Prozentpunkte) folgte 2010 wieder ein deutlicher Anstieg (+2 Prozentpunkte), so dass sie im Jahr 2010 von den betrachteten Wirtschaftsbereichen wieder die höchsten Gesamtkapitalrentabilitäten aufwiesen. Neben der Industrie verfügte auch der Handel über eine hohe Gesamtkapitalrenta bilität und erwirtschaftete 2010 je eingesetzten Euro einen Gewinn in Höhe von 8 Cent. Im Hinblick auf das Jahr 2011 deutet sich an, dass die industriellen Familienunternehmen auch 2011 die höchste Gesamtkapitalrentabilität aufweisen.
3
Eine ähnlich hohe Spreizung in den Durchschnittswerten ist für diese beiden Vergleichsgruppen auch bei den nachfolgend analysierten Rentabilitätskennziffern festzustellen.
23 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Gesamtkapitalrentabilitäten nach Wirtschaftsbereichen im Zeitraum 2008 bis 2011
Verteilung der Gesamtkapitalrentabilitäten im Zeitraum 2008 bis 2011 in %
Mittelwert in % 8,2 Industrie
5,1
8,2
6,2
Unter 0 %
9,0
5,8 7,1
12,9
20,7
7,9
8,0
Handel
7,4
21,4
0 % bis unter 5 %
23,6
20,0
8,7
41,6
7,3
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
6,8
4,8
40,1
5 % bis unter 10 %
36,2
37,5
6,8 7,7
Sonstige Wirtschaftsbereiche
5,8
2011* n = 2.929; *n = 1.201
2010
18,3
6,9
19,6
10 % bis unter 15 %
15,5
8,2 2009
18,7
2008 © IfM Bonn
14,3
13,1
15 % und mehr
11,8
n = 2.929; *n = 958
Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Anteil der größten Familienunternehmen mit negativen Gesamtkapitalrentabilitäten um fast 6 Prozentpunkte auf nahezu 13 % zugenommen. Im Folgejahr kehrte sich diese Ent wicklung wieder um. Der Anteil der Familienunternehmen mit negativen Gesamtkapitalrentabilitäten sank um mehr als 7 Prozentpunkte auf 5,8 %. Im Gegenzug erwirtschafteten rund 40 % der größten Familienunternehmen im Jahr 2010 je eingesetzten Euro einen Gewinn in Höhe von 5 bis 10 Cent. Ein weiteres Drittel erreichte im selben Jahr sogar eine Gesamtkapitalrentabilität in Höhe von 10 % und mehr. Auch für die Unternehmen mit vorliegenden Geschäfts zahlen für 2011 setzte sich der insgesamt positive Trend fort. So wies jedes siebte der rund 1.200 Unternehmen mit vorliegenden GuV-Zahlen für 2011 eine Gesamtkapital rentabilität von 15 % und mehr aus.
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16,7
2011* n = 2.929; *n = 1.201
2010
2009
2008 © IfM Bonn
n = 2.929; *n = 958
Große Familienunternehmen, die zwischen 2008 und 2010 ein Umsatzwachstum von mindestens 30 % realisieren konnten (vgl. Kapitel 3), wiesen 2010 mit 10,1 % die höchste durchschnittliche Gesamtkapitalrentabilität aus. Umgekehrt erzielten die Familienunternehmen, die im selben Zeitraum einen Umsatzrückgang von mehr als 30 % zu verkraften hatten, lediglich eine Gesamtkapitalrenta bilität in Höhe von 3,9 %.
24 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
7. Eigenkapitalrentabilität Die Eigenkapitalrentabilität gibt die Verzinsung des Eigenkapitals im betrachteten Jahr an.1 Sie gilt als wichtige Kennzahl für Anlageentscheidungen von Kapitalgebern und somit für die Eigenkapitalbeschaffung der Unternehmen. Sie ist stets im Zusammenhang mit dem Kapitalmarktzins zu betrachten und sollte diesen wegen des höheren Risikos deutlich übersteigen.
Eigenkapitalrentabilitäten der größten Familienunternehmen im Zeitraum 2008 bis 2011 in % 2011*
14,6
2010
Eigenkapitalrentabilitäten 2010 wieder auf hohem Niveau
Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise sank die durchschnittliche Eigenkapitalrentabilität2 der größten Familienunternehmen zwischen 2008 und 2009 um mehr als 8 Prozentpunkte auf durchschnittlich 15,1 %. Im Folgejahr konnten die Unternehmen wieder deutlich profitabler wirtschaften: Je eingesetzten Euro Eigenkapital wurden 2010 20,5 Cent verdient.3 Die Eigenkapitalrentabilitäten fallen insbesondere in den Unternehmen hoch aus, deren Umsätze in der Vergangenheit eine positive Entwicklung genommen haben. Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von 30 % und mehr verbuchten 2010 eine überdurchschnittliche Eigen kapitalrentabilität von 28,5 %. Außerdem war festzustellen, dass die Unternehmen mit hohen Beschäftigtenzahlen geringere Eigenkapitalrentabilitäten erwirtschaften. Die größten Familienunternehmen mit mehr als 1.000 Mita rbeitern wiesen für 2010 eine Eigenkapitalrentabilität von 14,1 % aus, Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten deutlich mehr (24,3 %). Insgesamt lagen die größten Familienunternehmen trotz des starken Anstiegs im Jahr 2010 noch rund 3 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau von 2008.
1
Eine Eigenkapitalrentabilität von 1 % bedeutet, dass ein Unternehmen im Rechnungsjahr für jeden Euro Eigenkapital 1 Cent Gewinn erwirtschaftet hat.
2
Bei einigen Unternehmen waren extrem hohe positive oder negative Eigenkapitalrentabilitäten festzustellen. Diese Fälle können dann auftreten, wenn ein Unternehmen mit einem geringen Eigenkapital extrem hohe Gewinne oder Verluste erwirtschaftet. Bei der Berechnung der durchschnittlichen Eigenkapitalrentabilität wurde die Bilanzdatenbank um Ausreißer bereinigt, um zu verhindern, dass der Mittelwert von den Ausreißern geprägt wird und ein verzerrtes Bild wiedergibt. Die Bereinigung erfolgte durch Herausnahme der jeweils 1 % höchsten und niedrigsten Werte in jedem der vier Jahre.
3
Die hohe Abweichung zwischen Mittelwert und Median weist auf eine stark rechtsschiefe Verteilung hin: Der Mittelwert ist stark von Unternehmen mit sehr hohen Eigenkapitalrentabilitäten getrieben.
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14,7
2009
11,9
20,5
15,1
23,7
2008
15,7 Mittelwert
n = 2.692; *n = 1.102 n = 2.692; *n = 884
19,4
Median © IfM Bonn
Ausgehend von den rund 1.100 Unternehmen mit bereits vorliegenden GuV-Daten für 2011 deutet sich an, dass die Eigenkapitalrentabilitäten im Jahr 2011 leicht rückläufig sind. Die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise zeigen sich über alle betrachteten Wirtschaftszweige hinweg deutlich. Mit über 11 Prozentpunkten sanken die Eigenkapitalrentabilitäten von 2008 auf 2009 besonders stark in der Industrie, gefolgt von den Sonstigen Wirtschaftsbereichen (–10 Prozentpunkte) und den Holdings / Unternehmensnahen Dienstleistern (–7,4 Prozentpunkte). Im Folgejahr 2010 konnten die größten Familienunternehmen ihre Eigen kapitalrentabilitäten in allen Wirtschaftsbereichen wieder stark erhöhen. Für das Jahr 2011 zeichnet sich in allen vier Wirtschaftsbereichen eine leicht rückläufige Entwicklung der Eigenkapitalrentabilitäten ab.
25 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Eigenkapitalrentabilitäten nach Wirtschaftsbereichen im Zeitraum 2008 bis 2011
Verteilung der Eigenkapitalrentabilitäten im Zeitraum 2008 bis 2011 in %
Mittelwert in %
7,2
19,9 Industrie
15,1
21,2
8,5
Unter 0 %
10,2
26,7
16,3
23,6
24,1
24,7
Handel
21,2
23,4
0 % bis unter 10 %
26,3
23,3
26,8
31,7
15,2
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
9,0
16,2
10 % bis unter 20 %
24,2 24,2
16,4 17,3
15,3
17,7
Sonstige Wirtschaftsbereiche
14,2
2011* n = 2.692; *n = 1.102
2010
16,8
20 % bis unter 30 %
13,3
15,0
24,2 2009
20,2
2008 © IfM Bonn
21,4
30 % und mehr
19,9
n = 2.692; *n = 884
Die Höhe der Eigenkapitalrentabilitäten ist über die größten Familienunternehmen sehr unterschiedlich verteilt. 2010 wies fast ein Drittel der Familienunternehmen Eigenkapital rentabilitäten zwischen 10 % und 20 % aus. Mehr als jedes fünfte Unternehmen erwirtschaftete sogar Eigenkapitalrentabilitäten in Höhe von 30 % und mehr. Nur jedes zwölfte große Familienunternehmen hatte 2010 eine negative Eigenkapitalrentabilität. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise ist der Anteil der Unternehmen mit extrem hohen Eigenkapitalrentabilitäten gesunken, während der Anteil der Unternehmen mit sehr niedrigen Eigenkapitalrentabilitäten gestiegen ist. Im Jahr 2010 verfügten zwar deutlich weniger Unternehmen über eine negative Eigenkapitalrentabilität als im Vorjahr, der Anteil der Unternehmen mit Eigenkapitalrentabilitäten von mehr als 30 % hat hingegen nicht in dem Umfang wieder zugenommen, wie er abgenommen hatte.
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29,9
2011*
2010
n = 2.692; *n = 1.102 n = 2.692; *n = 884
27,3 2009
2008 © IfM Bonn
Für die rund 1.100 Unternehmen mit vorliegenden GuVDaten für 2011 zeigt sich, dass der Anteil der Unternehmen mit negativen Eigenkapitalrentabilitäten im Jahr 2011 noch weiter zurückgegangen ist.
nach Wirtschaftsbereichen
26 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
8. Umsatzrentabilität Die Umsatzrentabilität bezeichnet das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz innerhalb einer Rechnungsperiode. Diese Kennzahl macht deutlich, wie viel Gewinn ein Unternehmen in Bezug auf einen Euro Umsatz im zugrunde gelegten Zeitraum erwirtschaftet hat. Die größten Familienunternehmen erzielten 2010 eine durchschnittliche Umsatzrentabilität von 3,2 %. Damit liegen sie nicht nur deutlich über dem Vorjahreswert von 1,9 %, sondern auch über dem Wert des Vorkrisenjahres 2008 (2,8 %). Für die rund 1.050 Unternehmen mit bereits vorliegenden Daten für das Jahr 2011 zeigt sich, dass die Umsatzrentabilitäten 2011 leicht über dem Niveau des Vorjahres liegen. Umsatzrentabilitäten der größten Familienunternehmen im Zeitraum 2008 bis 2011 in % 2011* 2010
1,5
2008
n = 2.457; *n = 1.038
8,7 Unter 0 %
1,9
1,9 Mittelwert
in %
3,2
2,2
2009
Verteilung der Umsatzrentabilitäten im Zeitraum 2008 bis 2011
3,3
2,3
Bei der Verteilung der Umsatzrentabilitäten zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Gesamtkapitalrentabilitäten. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise stieg der Anteil der Unternehmen mit negativen Umsatzrentabilitäten sehr stark an (+6,5 Prozentpunkte). 2010 sank dieser Anteil wieder um rund 9 Prozentpunkte, so dass nur noch rund jedes zehnte große Familienunternehmen eine negative Umsatzrentabilität zu verzeichnen hatte. Diese Entwicklung setzt sich 2011 fort. Von den rund 1.050 Unternehmen mit vorliegenden Daten für 2011 verzeichnen deutlich weniger Unternehmen eine negative Umsatz rentabilität im Jahr 2011. Im Gegenzug hatten 2010 mehr als 40 % eine Umsatzrentabilität von 3 % oder mehr, im Vorjahr war es noch weniger als jedes dritte große Familienunternehmen. Besonders hoch fiel der Anstieg 2010 im Bereich der Unternehmen aus, die eine Umsatzrentabilität von 5 % oder höher vorzuweisen hatten (+5,1 Prozentpunkte).
10,7
19,5
13,0
19,2
2,8
19,4
0 % bis unter 1 %
21,5
21,8
Median © IfM Bonn
32,0
28,7
1 % bis unter 3%
26,4
28,4
n = 2.457; *n = 832
15,6
17,4
3 % bis unter 5 %
13,9
15,4 24,5
5 % und mehr
18,7
23,8
21,4
2011* n = 2.457; *n = 1.038 n = 2.4572; *n = 832
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2010
2009
2008 © IfM Bonn
27 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Die Finanz- und Wirtschaftskrise wirkte sich auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche sehr unterschiedlich aus. Im Gegensatz zu den anderen Wirtschaftssektoren konnte der Handel im Jahr 2009 die gleichen Gewinne je umgesetzten Euro erwirtschaften wie 2008. Die anderen Wirtschaftsbereiche mussten 2009 hingegen einen Rückgang ihrer Umsatzrentabilitäten von bis zu 1,5 Prozentpunkten hinnehmen. Allerdings konnten alle Wirtschaftsbereiche ihre Umsatzrentabilitäten 2010 deutlich erhöhen, insbesondere die Sektoren Industrie und Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister, die 2009 die größten Rückgänge ihrer Umsatzrentabilitäten zu verzeichnen hatten. Im Endeffekt erwirtschafteten drei der vier betrachteten Wirtschaftsbereiche 2010 einen höheren Gewinn je umgesetzten Euro als im Vorkrisenjahr 2008. Spitzenreiter waren die indus triellen größten Familienunternehmen mit einer durchschnittlichen Umsatzrentabilität in Höhe von 3,8 %. Aufgrund des starken Wettbewerbs weist der Handel im Branchenvergleich eine unterdurchschnittliche Umsatz rentabilität auf. Die Daten für das Jahr 2011 deuten darauf hin, dass sich die Umsatzrentabilitäten in den einzelnen Branchen unterschiedlich entwickeln.
Umsatzrentabilitäten nach Wirtschaftsbereichen im Zeitraum 2008 bis 2011 Mittelwert in % 4,0
Industrie
2,0
3,5
2,2 Handel
1,9
2,3
1,9 3,5
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
1,4
3,1 2,4 2,3
Sonstige Wirtschaftsbereiche
n = 2. 457; *n = 1.050
2,9
2,5
2011*
n = 2.457; *n = 832
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3,8
2010
3,2 2009
2008 © IfM Bonn
28 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
9. Exportquote Bezogen auf ein einzelnes Unternehmen bezeichnet die Exportquote das Verhältnis der Umsätze mit dem Ausland zu den Gesamtumsätzen des Unternehmens. Sie ist ein Indikator für den Erfolg eines Unternehmens auf ausländischen Märkten.
Exportquoten der exportierenden größten Familienunternehmen in % 38,5
Insgesamt
Für den Ausweis der getrennten Inlands- und Auslandsumsätze in den Jahresabschlüssen besteht seitens der Unternehmen keine Pflicht. Die Analyse der Exportquote basiert daher auf den rund 1.150 großen Familienunternehmen, die im Zeitraum 2008 bis 2011 in ihren Jahresabschlüssen freiwillig eine Angabe zu ihren Auslandsumsätzen gemacht haben.1 Die durchschnittliche Exportquote der exportierenden größten Familienunternehmen lag im Zeitraum 2008 bis 2011 bei 38,5 %. Sie liegt damit deutlich über der Export quote aller deutschen Unternehmen im Jahr 2010 (18,4 %) und über der Exportquote der Unternehmen (Familien- und Nichtfamilienunternehmen) mit Jahresumsätzen von 50 Mio. Euro und mehr (23,9 %).2 Die hohe Exportquote der größten Familienunternehmen spricht für eine starke internationale Ausrichtung und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte / Dienstleistungen.3 Der hohe Internationalisierungsgrad zeigt sich auch darin, dass 36 % der exportierenden größten Familienunternehmen ihre Exportquote auf 50 % oder mehr beziffern. Vor allem Familienunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten setzen mehr als jeden zweiten Euro über Exporte um. Von den betrachteten Wirtschaftsbereichen verfügten die Holdings / Unternehmensnahen Dienstleister zusammen mit der Industrie mit 45,5 % bzw. 43,1 % über die höchsten Exportquoten. Im Handel setzen die exportierenden größten Familienunternehmen fast jeden vierten Euro im Ausland um. Die größten Familienunternehmen aus den neuen Bundesländern weisen eine durchschnittliche Exportquote von rund 32 % auf.
1
Es ist darauf hinzuweisen, dass in der Creditreform-Datenbank bei vielen Unternehmen die Exportquote mit null ausgewiesen wird, ohne dass dabei unterschieden wird, ob das Unternehmen nicht exportiert oder lediglich keine Angabe gemacht hat. Bei der Auswertung wurden deshalb nur Werte größer null herangezogen, so dass die Analyse nur auf Unternehmen basiert, die Auslandsumsätze generieren und dies auch berichten. Zudem können keine Aussagen zur Entwicklung im Zeitverlauf getroffen werden, weil entsprechende Jahresangaben fehlen.
2
Vgl. Institut für Mittelstandsforschung Bonn (2010), o. S.
3
Von den größten Familienunternehmen sind heute bereits 95 % international aktiv. Siehe hierzu auch Boerger / Lamsfuß / Wallau (2011), S. 10ff.
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36,0 43,1
Industrie
41,0
Handel
19,0
24,8
45,5
Holdings / Unternehmensnahe Dienstleister
43,0 36,0
Sonstige Wirtschaftsbereiche
34,0
Mittelwert n = 1.131
n = 1.131
Median © IfM Bonn
29 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
10. Fazit und Ausblick Die Analyse der Umsatz- und Beschäftigtenzahlen sowie der Rentabilitätskennziffern zeigt sehr deutlich, dass die größten Familienunternehmen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise – zum Teil sehr stark – spürten. Jedoch haben die größten Familienunternehmen in der Summe die Krise in den folgenden Jahren sehr gut gemeistert und konnten ein deutliches Umsatz- und Beschäftigungsplus realisieren. Auch fast alle Rentabilitätskennziffern befinden sich 2010 / 2011 wieder auf bzw. zum Teil auch über Vorkri senniveau. Auswirkungen der aktuellen Staatsschuldenkrise sind somit in den Bilanz- und GuV-Kennzahlen des Jahres 2011 noch nicht festzustellen. Aufgrund des noch relativ stabilen konjunkturellen Umfelds ist im Jahr 2012 sogar davon auszugehen, dass sich der positive Trend bei den Umsatzund Beschäftigtenzahlen fortsetzen wird. Allerdings ist aufgrund der gesunkenen Planungssicherheit infolge der Staatsschuldenkrise sowie der rückläufigen Absätze in den Eurokrisenländern für 2012 mit einem geringeren Anstieg der Umsatz- und Beschäftigtenzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen. Inwiefern sich die Staatsschuldenkrise auf die Rentabilitätskennziffern des Jahres 2012 auswirken wird, wird das Kennzahlen-Update im Winter 2013 zeigen.
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30 Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Literaturverzeichnis Boerger, S.; Lamsfuß, C.; Wallau, F. (2011): Die größten Familienunternehmen in Deutschland, Daten, Fakten, Potenziale, Ergebnisse der Frühjahrsbefragung 2011, im Auftrag der Deutsche Bank AG und des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Berlin / Frankfurt 2011.
Lamsfuß, C.; Brink, S.; Wallau, F. (2012): Die größten Familienunternehmen in Deutschland, Daten, Fakten, Potenziale, Ergebnisse der Herbstbefragung 2012, im Auftrag der Deutsche Bank AG und des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Berlin / Frankfurt 2012.
Bundesagentur für Arbeit (2010): Beschäftigtenstatistik 2010, Stichtag: 31.12., Sonderauswertung im Auftrag des IfM Bonn, Nürnberg.
Lamsfuß, C.; Wallau, F. (2011): Die größten Familienunternehmen in Deutschland, Daten, Fakten, Potenziale, 2. Kennzahlen-Update (Herbst 2011) im Auftrag der Deutsche Bank AG und des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Berlin / Frankfurt 2011.
Bundesagentur für Arbeit (2011): Beschäftigtenstatistik 2011, Stichtag: 31.12., Nürnberg. Deutsche Bundesbank (2012): Verhältniszahlen aus Jahresabschlüssen deutscher Unternehmen von 2008 bis 2010 (vorl.), Frankfurt am Main, http://www.bundesbank.de/ Navigation/DE/Statistiken/Unternehmen_und_private_ Haushalte/Unternehmensabschluesse/Tabellen/tabellen. html (Letzter Zugriff: 17.12.2012). Institut für Mittelstandsforschung Bonn (2010): Exportumsatz der Exportunternehmen 2010 in Deutschland nach Umsatzgrößenklassen: http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=753 (Letzter Zugriff: 17.12.2012).
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Lamsfuß, C.; Wallau, F. (2012): Die größten Familienunternehmen in Deutschland, Daten, Fakten, Potenziale, Ergebnisse der Frühjahrsbefragung 2012, im Auftrag der Deutsche Bank AG und des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Berlin / Frankfurt 2012. Statistisches Bundesamt (2012a): Umsatzsteuerstatistik 2010, Fachserie 14, Reihe 8, Wiesbaden. Statistisches Bundesamt (2012b): Unternehmensregister 2010, Wiesbaden.
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Die größten Familienunternehmen in Deutschland 3. Kennzahlen-Update
Die vorliegende Studie befasst sich mit der Analyse der GuV- und Bilanzkennzahlen der rund 4.400 größten Familienunternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro. Die größten Familienunternehmen konnten ihre Umsatz- und Beschäftigtenzahlen in den Jahren 2010 und 2011 deutlich steigern. Auch die Bilanz- und Rentabilitätskennziffern haben sich in den Jahren nach der Finanz- und Wirtschaftskrise positiv entwickelt.
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