Faktencheck Klima
BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Faktencheck: Klima
Inhalt Vorwort ........................................................................................................... 02 Klimaziele ....................................................................................................... 03 Internationale Klimapolitik ........................................................................ 04 Globaler Kohlenstomarkt ......................................................................... 06 Nationale Klimapolitik ................................................................................ 07 EnergieeďŹƒzienz ............................................................................................. 08 Green Economy und Nachhaltige Entwicklung ..................................... 09 Glossar ............................................................................................................ 10 Impressum ...................................................................................................... 11
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BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Faktencheck: Klima
Vorwort Der BDI unterstützt einen ambitionierten und effektiven Klimaschutz in Deutschland, der EU und weltweit. Ein „level playing field“ ist für den wirksamen Klimaschutz unverzichtbar. Nur wenn deutsche und europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb unter vergleichbaren Rahmenbedingungen agieren, können sie weiterhin in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien investieren, die für eine Transformation hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft benötigt werden. Wichtigstes Instrument für effektiven internationalen Klimaschutz bleibt die Etablierung eines funktionsfähigen globalen Emissionshandelssystems. Ein solches ist Voraussetzung dafür, dass Investitionen in innovative Technologien, Anlagen und Produkte dort stattfinden, wo sie größtmöglichen Klimanutzen erzielen. Die deutsche Industrie setzt sich daher dafür ein, dass bei den anstehenden
internationalen Verhandlungen in Warschau (2013), Lima (2014) und Paris (2015) zu einem globalen Klimaabkommen alle politischen Anstrengungen unternommen werden, einen globalen Kohlenstoffmarkt zu etablieren.
konsistenten energie-, klima- und industriepolitischen Strategie führen – für das Industrieland Deutschland und für die EU. Sie ist Grundvoraussetzung dafür, dass Unternehmer die Chance haben, in diesen gewaltigen Transformationsprozess zu investieren.
Einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz in Deutschland liefern energieeffiziente Innovationen entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette. So ist Deutschland bereits heute mit einem Anteil von 16 Prozent am Welthandel mit umweltschonenden Technologien Weltmarktführer. Bereits jetzt hat Deutschland anspruchsvolle Treibhausgas-Minderungen im Vergleich mit anderen Ländern auf sich genommen. Den größten Beitrag dazu leistet die deutsche Industrie. Der BDI-Faktencheck Klima möchte einen Beitrag zu einer sachlichen und lösungsorientierten Diskussion leisten. Diese Diskussion muss zu einer
Holger Lösch Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung
BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Faktencheck: Klima
Klimaziele Trägt die Industrie zur Erreichung ehrgeiziger Klimaschutzziele bei?
Antwort: Ja.
• Die deutsche Industrie unterstützt den internationalen Klimaschutz und die Festlegung verbindlicher Klimaziele.
Emissionen der sechs im Kyoto-Protokoll genannten Treibhausgase in Deutschland (ohne CO2 aus Landnutzungsänderungen)
CO2- davon im Emissionshandel
Summe Nicht-CO2 (CH4, N2O F-Gase)
Ziel 2008-2012
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Mio. t CO²-äquivalent
CO2
• Deutschland hat sich bei der Umsetzung des Kyoto-Protokolls zu einer weitaus höheren Reduktion von Treibhausgasemissionen verpflichtet als andere Länder.
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Quelle: Umweltbundesamt, 2012
• Trotz insgesamt gewachsener Produktion hat es seine Vorgaben mit einer Minderung von fast 25 Prozent bereits um fast vier Prozentpunkte übertroffen.
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Internationale Klimapolitik Funktioniert das European Union Emissions Trading System (EU ETS) wie geplant?
Antwort: Ja.
• Der EU-Emissionshandel wirkt auch bei niedrigen CO -Preisen. ²
Entwicklung des EU-CAP EU-27
• Das Ziel des EU ETS ist die kosteneffiziente Erreichung des für die ETSpflichtigen Anlagen festgelegten Treibhausgasminderungszieles (– 21Prozent, 2005 bis 2020).
2,40 Mrd. t CO /a ²
2,20
• Das ETS ist ein Mengensystem und kein Preissystem. Der vergleichsweise niedrige Zertifikatepreis resultiert aus der geringen Nachfrage nach Zertifikaten vor allem aufgrund von Finanz- und Schuldenkrise. Das System arbeitet in diesem Kontext völlig korrekt.
2,00 1,80 1,60 1,40
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1,20
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Minderungspfad dritte Periode (-1,74% p.a.) EU-weite Ist-Emissionen 2005; Fortschreibung für 2006 und 2007 Summe der MS CAPs 2008-2012 EU-weites CAP 2013-2020 Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2012
CAP: vorher festgelegte verfügbare Zertifikatemenge MS: Mitgliedstaaten
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Internationale Klimapolitik Unterstützt die Industrie ein verbindliches internationales Klimaschutzabkommen?
Antwort: Ja.
• Wirksamer Klimaschutz ist nur möglich, wenn alle großen Volkswirtschaften und Industrien ihren Beitrag leisten.
Globales Ungleichgewicht Weltweite CO2-Emissionen Deutschland Polen Ukraine
• Der BDI fordert deswegen ein internationales Klimaabkommen, das für alle Staaten verbindliche Klimaziele festlegt.
Russland
Niederlande Kanada Großbritannien Frankreich Italien Spanien
USA
Japan
China
Iran
• Ein internationales Klimaschutzabkommen bringt klare Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit. Davon profitiert insbesondere die deutsche Hochtechnologie.
Südkorea Indien Taiwan Tigerstaaten Mexiko Indonesien Saudi-Arabien Brasilien
Thailand
Australien Südafrika
> 5000
1000 - 5000
500 - 1000
Quelle: International Carbon Action Partnership
400 - 500
< 400 Millionen t CO
²
Internationalen Verkehrsnetz >1000 Millionen t CO
²
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Globaler Kohlenstoffmarkt Befürwortet die deutsche Industrie einen globalen Kohlenstoffmarkt?
2010 wurden Sekundärrohstoffe im Wert von 10 Mrd. Euro produziert – 90 Prozent davon von privaten Recyclingunternehmen. Entwicklung des Produktionswertes der Sekundärrohstoffbranche bis 2015, in Mrd. Euro
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Antwort: Ja.
• Ein globaler Kohlenstoffmarkt ist Voraussetzung dafür, dass Investitionen in innovative Technologien, Anlagen und Produkte dort stattfinden, wo sie größtmöglichen Klimanutzen erzielen. • Die deutsche Industrie setzt sich dafür ein, dass politische Anstrengungen unternommen werden, um einen solchen globalen Kohlenstoffmarkt zu etablieren.
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• Der Clean Development Mechanism (CDM) ist ein wichtiges Instrument zur Wegbereitung eines globalen Marktes und sollte daher erhalten und ausgebaut werden.
12 10 8 6 4 2 0 Entwicklung des Produktionswerts Trendfortschreibung existierendes ETS Vorbereitungen für ETS laufen ETS angedacht Quelle: International Carbon Action Partnership
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Nationale Klimapolitik Engagiert sich die deutsche Industrie für Klimaschutz trotz niedriger CO²-Preise?
Klimaschutz trotz niedriger CO -Preise ² Experteneinschätzung
Planmäßige Durchführung aller Klimaschutzmaßnahmen
77,6%
Verschiebung eines Teils der Klimaschutzmaßnahmen
14,3%
Verzicht auf einen Teil der Klimaschutzmaßnahmen
10,2% 4,1%
Keine Klimaschutzmaßnahmen in Planung
0,0%
Verschiebung aller geplanten Klimaschutzmaßnahmen
0,0%
Verzicht aller geplanten Klimaschutzmaßnahmen
Quelle: IW-Umweltexpertenpanel Befragung von 181 Umweltexperten der Wirtschaft im Januar 2012, Antworten der 49 am Emissionshandel beteiligten Unternehmen
Antwort: Ja.
• Klimaschutz schafft Chancen für die deutsche Industrie: angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung ist der Beitrag der Hochtechnologie-Nation Deutschland zu einer effizienteren Energie- und Wasserversorgung gefordert. • Neue Technologien sind der Schlüssel zu zukunftsfähigen Lösungen. Die Beiträge der deutschen Industrie zum Klimaschutz basieren auf international wettbewerbsfähigen Produktionsbedingungen. • Als führende Exportnation kann Deutschland seine ehrgeizige Klimapolitik nicht abgekoppelt von den Rahmenbedingungen in anderen Industrieländern gestalten, sonst gerät die eigene Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr.
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Energieeffizienz Werden die Potenziale im Bereich der Gebäudesanierung optimal ausgeschöpft?
Antwort: Nein.
• Rund 40 Prozent des Primärenergiebedarfs entfallen in Deutschland und der EU auf den Betrieb von Gebäuden. • 90 Prozent aller Maßnahmen zur energetischen Ertüchtigung des Gebäudebestands sind bei einer Lebenszyklusbetrachtung wirtschaftlich durchführbar.
14 12 Prozentualer Anteil von Gebäuden gemessen am gesamten Gebäudebestands in Deutschland
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• Durch eine ganzheitlich ausgerichtete und technologieoffene Herangehensweise lässt sich ein Großteil dieses Bedarfs in wirtschaftlicher Weise einsparen. Die technologischen Lösungen hierzu stehen bereits heute bereit.
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• Von zentraler Bedeutung zur Hebung der Potenziale ist die Schaffung einheitlicher, effektiver und langfristig berechenbarer Rahmenbedingungen. Hierzu gehört vor allem die Etablierung eines attraktiven steuerlichen Anreizprogramms und die Verstetigung ordnungsrechtlicher Vorgaben.
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700 kWh/(m²a)
EnEV* - Standard 2009 Gebäude mit EnEV - Standard oder besser Gebäude, die den EnEV - Standard nicht erfüllen *Energieeinsparverordnung Quelle: Forschungszentrum Jülich
Weitere Informationen unter: www.gebaeude-initiative.de
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Green Economy und Nachhaltige Entwicklung Erfasst „Green Economy“ die gesamte industrielle Wertschöpfungskette in Deutschland?
Antwort: Ja.
• Green Economy ist fest eingebettet in das Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung.
Gesamtmarkt Umwelttechnik und Ressourceneffizienz
• Es geht dabei um eine angemessene Balance der Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales. • Alle Industriesektoren entlang der Wertschöpfungsketten sind eng miteinander verbunden und haben gleichermaßen Anteil am Gelingen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.
17%
15% %
42%
∑ ~ 806 Mrd. EUR
Elektroindustrie
8% %
Maschinenbau Chemieindustrie
2% % Automobilindustrie Gesamtmarkt Quelle Roland Berger, 2012
• Der Erhalt bestehender Wertschöpfungsketten in Deutschland ist deshalb von entscheidender Bedeutung für den Erfolg einer globalen „Green Economy“. • Nach dem Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland „GreenTech made in Germany 3.0“ (Bundesumweltministerium) hält Deutschland einen Anteil von 15 Prozent am Weltmarkt. Daran hat mit 17 Prozent die Elektroindustrie den größten Anteil (siehe Grafik).
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Glossar Clean Development Mechanism (CDM): Dieser Mechanismus des Kyoto-Protokolls ermöglicht es einem Industrieland, Projekte zur Treibhausgasminderung in einem Entwicklungsland durchzuführen und sich die dort eingesparten Emissionen auf das eigene Emissionsbudget gutschreiben zu lassen. Bis zu einer bestimmten Schwelle dürfen diese CDM-Gutschriften im EU ETS anstelle von Emissionsberechtigungen verwendet werden. EnEV: Die Energieeinsparverordnung (EnEV) ist ein Teil des deutschen Wirtschaftsverwaltungsrechtes. In ihr werden vom Verordnungsgeber auf der rechtlichen Grundlage der Ermächtigung durch das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) den Bauherren bautechnische Standardanforderungen zum effizienten Betriebsenergieverbrauch ihres Gebäudes oder Bauprojektes vorgeschrieben. Ihr Vorgänger war die deutsche Wärmeschutzverordnung, die erstmals 1977 in Kraft trat. F-Gase: Das Symbol F steht für das chemische Element Fluor. Neben CO², Methan und Lachgas verstärken auch bestimmte fluorierte chemische Verbindungen (bspw. SF6) den Treibhauseffekt. Deshalb werden auch die Emissionen von SF6 und weiteren fluorhaltigen Verbindungen im Kyoto-Protokoll begrenzt. Kohlendioxid (CO²): Farbloses Gas von schwach säuerlichem Geruch, das u. a. bei der Verbrennung fossiler, d. h. kohlenstoffhaltiger Brennstoffe entsteht. Es ist das wichtigste Treibhausgas. Kohlenstoffmarkt: Durch die Einführung eines Emissionshandelssystems wird die (handelbare) Berechtigung zur Emission einer Tonne CO² kostenpflichtig – CO²
erhält einen Preis und macht so den Klimaschutz effizienter. Das Ziel muss also die Etablierung eines internationalen Emissionshandelssystems sein, weil letztlich nur ein weltweiter Kohlenstoffmarkt mit global einheitlichen Rahmenbedingungen sowohl fairen Wettbewerb für die Unternehmen als auch eine nennenswerte Reduzierung von Treibhausgasemissionen gewährleisten kann. Kyoto-Protokoll: Klimaschutz-Protokoll aus dem Jahr 1997, das 2005 in Kraft getreten ist. Darin waren für die Verpflichtungsperiode 2008 – 2012 verbindliche Emissionsbegrenzungsziele für Treibhausgase für Industriestaaten festgelegt. Die USA sind dem Protokoll jedoch nie beigetreten, Kanada hat sich 2011 daraus zurückgezogen. An der zweiten Verpflichtungsperiode (2013 – 2020) beteiligen sich nur noch Australien, die EU sowie einige wenige kleinere europäische Staaten. Landnutzungsänderungen: Die Inanspruchnahme von Böden und Landflächen beeinflusst die Treibhausgasemissionen eines Staates. Die Emissionen können dadurch z. T. erheblich gemindert (bspw. durch Aufforstung) oder gesteigert (bspw. durch Entwaldung) werden. Deshalb ist bei Emissionsdaten die Angabe wichtig, ob Landnutzungsänderungen berücksichtigt sind oder nicht. Primärenergie: Als Primärenergie bezeichnet man die Energie, die mit den natürlich vorkommenden Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung steht, etwa als Kohle, Gas, Sonne oder Wind. Primärenergie kann gegebenenfalls durch einen (mit Verlusten behafteten) Umwandlungsprozess in Sekundärenergie umgewandelt werden. Primär- oder Sekundärenergie wird nach Übertragungsverlusten zu vom Verbraucher nutzbarer Endenergie.
BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Faktencheck: Klima
Impressum Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) e.V. Breite Strasse 29 10178 Berlin E-Mail: energie@bdi.eu Internet: www.bdi.eu/klima-und-umwelt.htm oder www.bdi.eu/energiepolitik.htm Redaktion: Dr. Carsten Rolle, Anne Feldhusen Inhaltliche Bearbeitung: Dr. Joachim Hein, Franz Josef von Kempis, Daniel Schwake Stand: Juli 2013
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