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Industriebranchen in Deutschland

Industriebranchen in Deutschland

Automobilindustrie

Produktion

Die Corona-Krise hat die Automobilindustrie im Frühjahr mit voller Wucht getroffen. Der Lockdown mit dem nahezu völligen Produktionsstillstand im April und dem anschließend relativ zögerlichen Anlauf der Fertigung hat zu dem höchsten Rückgang der Inlandsproduktion seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. In den ersten zehn Monaten war ein Einbruch der heimischen Fertigung um 30 Prozent auf 2,776 Millionen Pkw zu verzeichnen. In den vergangenen beiden Monaten hat sich die Entwicklung wieder stabilisiert. Für das Gesamtjahr erscheint ein Minus von 25 Prozent auf 3,5 Millionen Fahrzeuge als realistisch. Das entspricht dem niedrigsten Niveau nach 1975.

Zudem ist die Automobilindustrie von dem Transformationsprozess hin zu alternativen Antriebsformen betroffen, der sich aus mehreren Gründen weiter beschleunigt hat. Da ist vor allem das ambitionierte 95 g Ziel der CO2-Gesetzgebung der Europäischen Union zu nennen, das von den Herstellern 2020 und 2021 nur über eine starke Durchdringung des Marktes mit Elektrofahrzeugen erreicht werden kann. Daneben spielen staatliche Förderinstrumente eine große Rolle, die den Elektro-Hochlauf unterstützen. Dieser Strukturbruch spiegelt sich in den Produktionszahlen nach Antriebsarten wider. Während Benziner mit 38 Prozent und Diesel mit 37 Prozent in den ersten drei Quartalen hohe Produktionseinbußen erlitten, konnte sich die Fertigung von Elektro-Pkw auf über 246.000 Einheiten nahezu verdoppeln. Damit ist Deutschland der wichtigste europäische Elektro-Standort und weltweit die Nummer zwei nach China. Die Fertigung des Untersegments der Plug-In-Hybride stieg sogar um 118 Prozent auf 144.000 Stück. Diese Fahrzeuge bieten einen praktischen Einstieg in die Elektromobilität, da sie lokal emissionsfrei unterwegs sein können und gleichzeitig eine hohe Reichweite aufweisen. Im August und September erreichte der Elektroanteil bei der Inlandsproduktion 17 Prozent, ein Wert der deutlich über dem aktuellen Anteil auf dem europäischen Markt liegt, der im selben Zeitraum knapp zwölf Prozent betrug. Dies unterstreicht, dass die deutschen Hersteller und Zulieferer ihren Teil leisten, um die Wende hin zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft zum Erfolg zu führen. Die Krise und der Strukturwandel haben dazu geführt, dass sich das Personal in der Automobilindustrie im letzten Jahr um 30.000 auf im September 804.000 Beschäftigte reduziert hat. Dieser Transformationsprozess wird weitergehen, insbesondere im Zulieferbereich ist aufgrund des technisch weniger anspruchsvollen Elektroantriebs ein weiterer Beschäftigungsrückgang zu erwarten.

Export

Mindestens genauso stark wie die Produktion wurden die Ausfuhren von der Pandemie getroffen. Die Tendenz zu flexibler Vor-Ort-Fertigung und weniger Zentralisierung hat sich fortgesetzt. Die Pkw-Exporte werden in diesem Jahr voraussichtlich um 27 Prozent auf 2,55 Millionen Pkw zurückgehen. Die Exportquote, die vor zwei Jahren mit 78 Prozent einen Höchstwert erreicht hatte, hat sich nun bei 74 Prozent stabilisiert. Wichtigster Partner bleibt das Vereinigte Königreich (Anteil an Exporten 15 Prozent) vor den USA (Anteil elf Prozent) und China (Anteil zehn Prozent). Für 2021 ist von einem Rebound auszugehen, der jedoch keinesfalls ausreichen wird, um wieder zurück auf das Vor-CoronaNiveau zu kommen.

Ansprechpartner: Alexander Fritz; Tel.: +49 30 8978 423 33; E-Mail: alexander.fritz@vda.de

Bauindustrie: Baukonjunktur weiterhin robust

Das Baugewerbe ist bislang glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Im ersten Halbjahr legte die reale Bruttowertschöpfung in diesem Wirtschaftsbereich um vier Prozent zu, die Zahl der Erwerbstätigen stieg um ein Prozent. Der baugewerbliche Umsatz im Bauhauptgewerbe legte von Januar bis August preisbereinigt um 2,6 Prozent zu, die Zahl der Beschäftigten sogar um 3,9 Prozent. Lediglich im April und Anfang Mai wurde die Produktion kurzzeitig durch fehlendes Material und Personal (wegen der Grenzschließungen) behindert. Die Bauwirtschaft hat sich bislang erfolgreich vom konjunkturellen Einbruch in der Gesamtwirtschaft abkoppeln können.

Schwächen gibt es – wenig überraschend – vor allem im Wirtschaftshochbau, wo sowohl Auftragseingang also auch Umsatz seit dem zweiten Quartal unter der Pandemie leiden. Die Sorge vieler Unternehmer um ihr Überleben sorgt für eine deutliche Investitionszurückhaltung. Auch im Straßenbau sind – nach den starken Zuwächsen in den vergangenen Jahren – Schwächen bei Ordertätigkeit und Produktion zu verzeichnen. Dies betrifft auch die Bundesfernstraßen, wo sich der stockende Aufbau der Autobahn GmbH des Bundes negativ bemerkbar macht.

Dennoch wird auch 2020 für das Bauhauptgewerbe ein erfolgreiches Jahr. Der Auftragsbestand in der Branche erreichte zur Jahresmitte ein neues Rekordhoch von 59 Milliarden Euro, womit die Produktion bis zum Jahresende ausgelastet ist. Die Kapazitätsauslastung lag im Jahresverlauf konstant auf hohem Niveau.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet für das laufende Jahr ein nominales Umsatzwachstum im Bauhauptgewerbe von 3,5 Prozent, real dürfte dies etwa einer Zunahme von einem Prozent entsprechen. Auch die Zahl der Beschäftigten wird im Jahresdurchschnitt um etwa ein Prozent auf 870.000 zulegen.

Eine Prognose für das Jahr 2021 fällt angesichts der derzeitig unsicheren Rahmenbedingungen naturgemäß schwierig. Vermutlich kann sich aber der Bau als nachlaufende Branche im neuen Jahr den Folgen der Pandemie nicht ganz entziehen. Eine reale Stagnation der Umsätze dürfte schon als Erfolg zu werten sein.

Sorgen bereitet vor allem die Investitionstätigkeit der Kommunen. Der Ersatz der wegfallenden Gewerbesteuer durch Bund und Länder ist auf das laufende Jahr beschränkt. Die Steuereinnahmen werden zwar zulegen, das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 aber nicht erreichen. Daher ist bestenfalls mit stagnierenden, eher wohl mit rückläufigen kommunalen Bauausgaben zu rechnen.

Auch im Wirtschaftshochbau ist mit rückläufiger Bautätigkeit zu rechnen. Nach Auslaufen des Insolvenzschutzes ist mit einer deutlich steigenden Zahl an Unternehmensinsolvenzen zu rechnen, viele überlebende Firmen werden Investitionen erst einmal hintenanstellen.

Der Wohnungsbau dürfte hingegen relativ problemlos durch die Krise kommen, hier ist 2021 lediglich mit einem Abflachen der Wachstumskurve zu rechnen. Angesichts unsicherer Rahmenbedingungen und Nullzinsen hält der Run auf die Immobilienmärkte an, was vor allem den Mehrfamilienhausbau antreibt.

Ansprechpartner: Heinrich Weitz; Tel.: +49 30 21286 144; E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de

Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie

Die Baustoff-Steine-Erden-Industrie ist bislang relativ robust durch die Corona-Krise gekommen. Von Januar bis September 2020 reduzierte sich die Produktion preisbereinigt um 0,3 Prozent. Im ersten Quartal war noch ein Zuwachs in Höhe von 2,6 Prozent zu verzeichnen; im zweiten bzw. dritten Quartal sank dann die Produktion um 3,3 Prozent bzw. 0,3 Prozent.

Dabei ist zwischen den einzelnen Absatzsegmenten zu unterscheiden: Einer positiven Entwicklung in den meisten baunahen Bereichen, etwa bei Betonerzeugnissen, Ziegeln, Zement und Mörtel, standen rückläufige Absätze bei den Lieferungen z. B. von Kalk, Feuerfestkeramik oder Spezialsanden in die Industrie gegenüber. Hier haben sich die Konjunktureinbrüche u.a. in der Stahl- und Gießereiindustrie auf die betreffenden Steine-Erden-Zuliefersektoren übertragen.

Im Unterschied zur insgesamt lediglich leicht abnehmenden Produktion war im bisherigen Jahresverlauf der Export von Steine-Erden-Erzeugnissen mit minus 12 Prozent (Januar bis August) stark im Minus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Außenhandel aufgrund der hohen Transportkostenintensität vieler Güter in der Steine-Erden-Industrie nur in einigen Subsektoren von größerer Bedeutung ist.

Der bbs geht für die Branche insgesamt davon aus, dass sich die Produktion bis zum Jahresende 2020 insgesamt weiter leicht negativ entwickeln wird. Alles in allem ist für 2020 ein Produktionsrückgang in der Größenordnung von minus ½ Prozent wahrscheinlich. Während sich der Absatz in der Industrie in den nächsten Monaten weiter stabilisieren dürfte, ist für den Bau eine abnehmende Nachfragedynamik zu erwarten: Insbesondere im Wirtschaftsbau dürfte angesichts der hohen Unsicherheit und der eingebrochenen Investitionsnachfrage der Unternehmen die Investitionsneigung deutlich abnehmen. Aber auch im öffentlichen Bau sind kurzfristig keine deutlichen Nachfrageimpulse absehbar. Insofern erscheint aus heutiger Sicht auch für 2021 ein leichtes Minus in der Steine-Erden-Produktion wahrscheinlich.

Trotz der durchwachsenen Aussichten ist die Stimmung in der Branche wieder relativ gut: Der ifoKonjunkturtest für den Bereich Glasgewerbe, Keramik, Steine und Erden ist zwar im Frühjahr 2020 eingebrochen, seitdem haben sich aber die Einschätzungen sowohl zur Geschäftslage als auch zu den Erwartungen deutlich aufgehellt; sie befinden sich nunmehr beide im mehrheitlich optimistischen Bereich. Hier spiegelt sich wider, dass die konjunkturelle Entwicklung der vergangenen Monate besser verlaufen ist, als zu Beginn des zweiten Quartals erwartet.

Ansprechpartner: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de

Chemieindustrie: Chemiegeschäft mit leichter Erholung im dritten Quartal

Die Corona-Krise hat im Jahr 2020 in der Chemie- und Pharmaindustrie ihre Spuren hinterlassen. Mit Einbrechen der industriellen Nachfrage im In- und Ausland im Zuge der Corona-Pandemie ging die Produktion der Branche im Frühjahr deutlich zurück. Der Rückgang fiel aber geringer aus als in vielen anderen Industriebranchen. Eine weiterhin hohe Nachfrage nach Pharmazeutika, eine Sonderkonjunktur bei Hygieneartikeln und Verpackungsmaterialien und eine zumindest stabile Nachfrage nach Bauund Agrarchemikalien verhinderten stärkere Einbrüche der Produktion.

Mit Einsetzen der Lockerungen und der Erholung wichtiger Industriekunden nahm auch die Nachfrage nach Chemikalien wieder zu. Das dritte Quartal zeigte sowohl bei der Produktion als auch im Umsatz eine Erholung. Diese reichte aber insgesamt nicht aus, um das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen. Von Januar bis September lag die Chemie- und Pharmaproduktion um 2,4 Prozent unter Vorjahr. Mit Ausnahme von Pharmazeutika verfehlten alle Sparten ihr Vorjahresniveau deutlich. Bei insgesamt rückläufigen Preisen lag der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres um 6,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Die Erholung von Seiten der Nachfrage ließ die Stimmung in den Unternehmen langsam besser werden. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage der Unternehmen stieg in den Sommermonaten stetig an.

Ausblick: Unsicherheiten nehmen zu

Sorgen bereitet den Unternehmen jedoch der kräftige Anstieg der Infektionszahlen der letzten Wochen – vor allem in Europa. Immer mehr Länder verschärfen ihre Eindämmungsmaßnahmen und führen Teil-Lockdowns durch – seit Anfang November gilt dieser auch in Deutschland. Vor diesem Hintergrund haben sich zuletzt die Geschäftsaussichten eingetrübt. Der Optimismus des Sommers ist verschwunden.

Die erneute Zuspitzung der Lage dürfte sich negativ auf die Chemienachfrage auswirken. Viele industrielle Kunden der Branche sind verunsichert. Sie halten sich mit Bestellungen zurück und fahren auf Sicht. Vor diesem Hintergrund steht der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie ein schwieriges viertes Quartal bevor. Der Erholungsprozess könnte einen kräftigen Dämpfer bekommen. In Teilen des Chemiegeschäftes drohen Rückschläge. Bei anderen Chemieprodukten wie Seifen, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln dürfte hingegen die Nachfrage wieder anziehen. Zudem könnten die Behinderungen der Geschäftstätigkeit durch Krankenstand bzw. Quarantänemaßnahmen und durch erneute Störungen der Lieferketten zunehmen.

Unter dem Strich dürften sich die Branchenkennzahlen zum Jahresende nicht mehr verbessern. Sollte ein umfassender Lockdown vermieden werden können, rechnet der VCI weiterhin mit einem Produktionsrückgang von drei Prozent. Wegen rückläufiger Preise (minus zwei Prozent) sinkt der Branchenumsatz um sechs Prozent auf 186,4 Milliarden Euro. Das Auslandsgeschäft dürfte um sechs Prozent zurückgehen. Im Inlandsgeschäft sieht es mit einem Minus von 5,5 Prozent nur geringfügig besser aus.

Ansprechpartnerin: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: kellermann@vci.de

Elektroindustrie: Preisbereinigte Produktion könnte 2020 um sieben bis acht Prozent fallen

Die preisbereinigte Produktion der deutschen Elektroindustrie hat sich in den ersten neun Monaten 2020 im Vorjahresvergleich um 8,7 Prozent verringert. Mit einem Minus von 7,4 Prozent auf 131,4 Milliarden Euro entwickelten sich die nominalen Umsätze der Branche nur etwas besser. Hier sank der Inlandsumsatz um 7,5 Prozent auf 61,9 Milliarden Euro, während die Umsätze mit ausländischen Kunden um 7,4 Prozent auf 69,5 Milliarden Euro in ähnlicher Größenordnung nachgaben. Bei Letzteren litt das Geschäft mit Kunden aus der Eurozone (minus 7,4 Prozent) ebenso wie das mit

Ländern außerhalb der Eurozone (minus 7,3 Prozent). Auch die Auftragseingänge in der Elektroindustrie fielen zwischen Januar und September dieses Jahres um 7,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Während die Inlandsorders ihr Vorjahresniveau um „nur“ 3,1 Prozent verfehlten, rauschten die Auslandsbestellungen um 11,4 Prozent nach unten. Dabei fielen die Auftragsrückgänge aus dem Euroraum (minus 12,3 Prozent) stärker aus als die aus Drittländern (minus 10,9 Prozent).

Zu Beginn des vierten Quartals 2020 hat sich die Kapazitätsauslastung in der Branche spürbar erholt, sie liegt aktuell bei 80,8 Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung. Zuvor war sie insbesondere im zweiten Quartal um 5,6 Prozentpunkte auf 75,9 Prozent eingebrochen. Die durchschnittliche Reichweite der Auftragsbestände beträgt inzwischen wieder 3,4 (Produktions-)Monate. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Elektroindustrie wurde weitgehend gehalten, sie ging 2020 im Vergleich zum Jahresendstand 2019 um ein Prozent auf 876.000 per Ende September zurück. Diese relativ moderate Verringerung ist auch darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen das Instrument der Kurzarbeit massiv genutzt haben. So befand sich zwischenzeitlich rund ein Fünftel der Branchenbeschäftigten in Kurzarbeit.

Das Geschäftsklima in der deutschen Elektroindustrie ist im Oktober 2020 erstmals seit Februar wieder in den positiven Bereich geklettert. Nach einem historischen Tiefststand im Mai hatten sich die Geschäftserwartungen anschließend wieder recht schnell erholt, im Juli ins Positive gedreht und im September bereits den Wert aus dem Februar übertroffen. Demgegenüber verlief die Erholung bei der Lagebeurteilung schleppender. Zuletzt (im Oktober) fiel die Beurteilung der aktuellen Lage nun deutlich besser als noch im Vormonat aus, während die allgemeinen Geschäftserwartungen aber wieder nachgaben. Für das gesamte Jahr 2020 rechnet der ZVEI mit einem Rückgang der preisbereinigten Produktion in Höhe von sieben bis acht Prozent. Dabei ist die Prognose-Unsicherheit groß.

Elektroexporte: Chinas Bedeutung nimmt in der Krise noch weiter zu

In dem von der Corona-Krise belasteten weltwirtschaftlichen Umfeld leidet auch das Exportgeschäft der deutschen Elektroindustrie. Die Branchenausfuhren kamen im Zeitraum von Januar bis September dieses Jahres auf einen Wert von insgesamt 147,3 Milliarden Euro und befinden sich damit 7,5 Prozent unter ihrem entsprechenden Vorjahresniveau. Unter den zehn größten Ausfuhrdestinationen baute China seinen Vorsprung als größter Exportabnehmer der heimischen Elektroindustrie weiter aus. Die Branchenausfuhren in die Volksrepublik erhöhten sich im bisherigen Jahresverlauf um 5,5 Prozent auf 17 Milliarden Euro. Zweistellige Einbrüche wurden demgegenüber beim Exportgeschäft mit den zweitplatzierten USA (minus elf Prozent auf 13 Milliarden Euro) und dem drittplatzierten Frankreich (minus 13,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro) verbucht. Die deutschen Elektroexporte nach Großbritannien nahmen – auch unter dem Eindruck eines ungeklärten Brexit-Abkommens – sogar um 15,8 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro ab. So sieht es aktuell danach aus, dass Großbritannien am Ende des Jahres nur noch Platz neun im Abnehmerranking – dann hinter Österreich – einnehmen könnte.

Die Exporterwartungen der deutschen Elektrounternehmen sind im Oktober 2020 leicht zurückgegangen auf einen Saldo von plus 7,9 Prozentpunkten. Dabei hatten sie nach einer nahezu V-förmigen Erholung das Vor-Corona-Niveau vom Februar im September bereits wieder übertroffen, ehe sie jetzt wieder etwas darunter gefallen sind.

Ansprechpartner: Matthias Düllmann; Tel.: +49 69 6302 329; E-Mail: matthias.duellmann@zvei.org

Gießerei-Industrie: Corona-Krise beschleunigt Strukturwandel

Bei den deutschen Gießereien zeigt sich die Stimmungslage im Herbst 2020 sehr angespannt. Den Schock durch die Corona-Krise gilt es dabei vor dem bereits im Vorjahr deutlich spürbaren Abschwung zu betrachten. Der Saldo der Gut- und Schlechtbewertungen des Ifo-Institutes hat sich im Verlauf des Spätsommers leicht erholt, liegt jedoch im Oktober 2020 noch bei minus 70,1 Punkten. Die wichtigste Abnehmerbranche, der Fahrzeugbau, kam zu Beginn der Krise nahezu vollständig zum Erliegen. Durch das Anlaufen der Produktion in der zweiten Jahreshälfte sind die Auftragseingänge aus dem Fahrzeugbau lediglich auf niedrigem Niveau gestiegen. Der Wandel hin zu weniger gussintensiven Antriebstechnologien hat sich indes durch die Krise beschleunigt. Der Maschinenbau als zweitwichtigster Abnehmer von Gussprodukten steht ebenfalls unter starkem Druck. Während die Auftragseingänge und Produktion hier nicht ganz so deutlich eingebrochen sind wie im Fahrzeugbau, erholt sich dieser jedoch auch nicht so schnell, da die Nachfrage nach Investitionsgütern noch längerfristig durch die Krise beeinträchtigt ist. Nur einzelne Fachzweige wie die Land- und Medizintechnik sowie die Fluidtechnik fragen derzeit Gusskomponenten auf einem moderaten Niveau nach.

Die Gussproduktion sank in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahr um über ein Drittel. Während die Eisen- und Stahlgießereien ein Minus von 33,6 Prozent melden, liegen Leichtmetallgießereien bei einem Minus von 37,8 Prozent. Für das Gesamtjahr 2020 ist zu erwarten, dass die Gussfertigung (nicht der Umsatz) ca. 30 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. In den knapp 600 Unternehmen (BDG Erhebung) sind aktuell rund 71.000 Personen beschäftigt. Personalabbau ließ sich trotz intensiver Nutzung der ausgeweiteten Kurzarbeitsregelung nicht vermeiden.

Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate lassen darauf schließen, dass der Tiefpunkt der Krise überstanden ist. Die sehr dynamische Entwicklung der Covid-19-Fallzahlen in Europa im Oktober 2020 stellt jedoch ein Fragezeichen hinter diese Einschätzungen. Erneute Lockdowns gefährden die nachfrageseitige Erholung und der Ausfall von Mitarbeitern aufgrund von Quarantäneregelungen und etwaigen Problemen bei der Kinderbetreuung könnte für die Produktion in den kommenden Wochen und Monaten ebenfalls wieder zu einem größeren Problem werden.

Der Umsatz der deutschen Gießereien beziffert sich für die Monate Januar bis August 2020 auf rund 6,5 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergibt sich damit ein Minus von 24,6 Prozent. Die Exportquote ist mit rund 33 Prozent stabil geblieben. Sowohl der Umsatz im Euro-Ausland als auch der im übrigen Ausland sind dabei um rund ein Viertel eingebrochen. Während ersterer um rund 24,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nachgeben musste, war der Rückgang im NichtEuro-Ausland mit 23,3 Prozent etwas geringer.

Die aktuelle Entwicklung der Pandemie belastet den europäischen Markt besonders schwer, wenngleich Deutschland bislang verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen ist. Während insbesondere China bereits wieder an Wachstumszahlen anknüpfen kann, wird sich die Pandemie in Europa noch weit ins Jahr 2021 und bisweilen auch darüber hinaus auswirken. Eine Erholung auf Vorkrisenniveau kann realistisch nicht vor Ende 2022 erwartet werden. Hintergrund ist der strukturelle Wandel der europäischen Industrie durch eine extrem ambitionierte Klimapolitik der EU und der Bundesrepublik.

Ansprechpartner: Tillman van de Sand; Tel.: +49 211 6871 301; E-Mail: tillman.vandesand@bdguss.de

Glasindustrie kommt besser als erwartet aus der Coronakrise

Zwar fällt die Bilanz der Glasindustrie für die ersten drei Quartale 2020 negativ aus, doch die Konjunkturdaten für die Branche deuten bereits einen Aufschwung an. Selbst die Indikatoren für die Branchen, die von der Coronakrise am stärksten betroffen waren, zeigen wieder nach oben. So legte der ifo Geschäftsklimaindex im Oktober 2020 gegenüber dem Vormonat deutlich zu und stieg saisonbereinigt von 92,5 auf 103,3 Punkte an. Das ist der höchste Wert seit Mai 2019.

Trotz dieser positiven Entwicklung des Geschäftsklimas sank der Gesamtumsatz der Glasindustrie in Deutschland in den ersten drei Quartalen 2020 um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Sowohl der Inlands- als auch der Auslandsumsatz zeigten sich dabei rückläufig, wobei der Auslandsumsatz mit lediglich 0,7 Prozent zurückging, während der Inlandsumsatz ein Minus von 5,2 Prozent aufwies. Nach einem Einbruch im April und Mai verzeichnete der Umsatzindex der Glasindustrie bereits im Juni wieder einen Wert von 107,7 Punkte. Insbesondere der September war ungewöhnlich stark und schloss mit einem Index von 117 Punkten ab.

Der Blick auf die einzelnen Glas-Branchen zeigt für den Zeitraum Januar bis September 2020 ein geteiltes Bild: Die schwierigste Phase verzeichneten die Flachglashersteller, deren Umsatz um 12,1 Prozent zurückging. Die Branche wurde besonders stark von dem Stillstand in der Automobilindustrie getroffen, für die sie ein wichtiger Zulieferer ist. Die Flachglasveredeler mussten teilweise geringere Verluste hinnehmen, aber der aktuelle ifo Konjunkturindex zeigt, dass die Konjunktur in der Flachglasindustrie bereits wieder anzieht. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass im privaten Wohnungsbau viel investiert wird.

Leicht rückläufig war das Ergebnis der Hersteller von Hohlglas: Das Segment setzt sich aus den Bereichen Behälterglas und Wirtschaftsglas (Trinkgläser und Tischdekor) zusammen. Der Rückgang im Umsatz um 1,8 Prozent geht vor allem auf die schlechte Konjunktur bei den Wirtschaftsglasherstellern zurück. Der Produktionswert in der Behälterglasindustrie stieg hingegen um 3,6 Prozent. Die Branche profitierte dabei von der Verschiebung des Konsums von Lebensmitteln und Getränken in den häuslichen Bereich. Auch die Geschäftserwartungen bei den Herstellern von Pharmaglas sind positiv. Die Branche ist vorbereitet, Millionen von Glasbehältern für die Abfüllung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus zu produzieren.

Die Hersteller von Glasfasern und Spezialglas schlossen das erste Halbjahr 2020 ebenfalls mit einem Umsatzplus ab. Während es bei den Glasfasern mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent eher moderat ausfällt, legt die Spezialglasindustrie um 2,8 Prozent zu.

Ansprechpartner: Dr. Johann Overath; Tel.: + 49 211 9022 7821; E-Mail: overath@bvglas.de

Keramische Industrie

Das Jahr 2020 der Feinkeramischen Industrie ist stark negativ durch Corona beeinflusst. Nahezu durchgängig müssen Produktions- und massive Umsatzrückgänge verkraftet werden. Die Geschirrund Zierporzellanindustrie drosselte ihre Produktion im Jahresverlauf um 37,5 Prozent. Der Gesamtumsatz gab bisher um 24,2 Prozent nach. Besonders hart betroffen sind die Hersteller von „Profiporzellan” für die Bereiche Hotel, Restaurant und Catering. Der Lockdown im Frühjahr des Jahres und die

weiterhin hohe Unsicherheit im Gastgewerbe ließen die Nachfrage nach „Profiporzellan” einbrechen. Der Umsatzrückgang in diesem Bereich beträgt 42,2 Prozent. Im Gegensatz dazu ist der Bereich des gewöhnlichen Haushaltsporzellans nur leicht betroffen. Hier gingen die Umsätze in den ersten acht Monaten dieses Jahres „nur” um 6,9 Prozent zurück. Während die Umsätze im Inland um 19,9 Prozent nachgaben, liegen die Exportwerte gar um 28,8 Prozent hinter ihren Vorjahreswerten. Da der Auftragseingang weiterhin im tiefroten Bereich verharrt, ist von einer Verbesserung der Lage bis zum Jahresende nicht auszugehen, zumal die Infektionszahlen wieder zunehmen.

Die Manufakturen sind ähnlich stark betroffen wie die industriellen Geschirrhersteller. Auch hier geht der Umsatz um ca. ein Viertel im Vergleich zur Vorjahresperiode zurück. Jeder dritte Euro aus dem Exportgeschäft blieb aus und trug damit überproportional zu diesem Umsatzrückgang bei. Die arbeitsintensive Produktion musste zwangsläufig durch den Lockdown zurückgefahren werden. Insgesamt wurde 36,6 Prozent weniger Manufakturporzellan hergestellt. Die Zahlen hellten sich jedoch zuletzt wieder leicht auf. Diese wirtschaftlichen Impulse werden voraussichtlich dazu beitragen, die Umsatzzahlen bis zum Jahresende leicht zu verbessern. Dennoch wird das Jahr 2020 mit einem dicken Minus abgeschlossen werden.

Auch die Technische Keramik ist massiv von der Pandemie betroffen und musste Umsatzrückgänge in Höhe von 16,2 Prozent verkraften. Die Inlands- und Auslandsumsätze gaben jeweils in ähnlicher Höhe nach. Aufgrund der geringeren Nachfrage wurde die Produktion um 19,2 Prozent zurückgefahren. Positiv sind die zuletzt vernommenen Impulse beim Auftragseingang. Zwar liegt deren Zahl weiterhin mit 15,3 Prozent deutlich hinter den Vorjahreswerten zurück, gerade in den letzten Monaten wurden jedoch wieder vermehrt Aufträge geschrieben. Auch für die Technische Keramik ist zu hoffen, dass die leichte Erholung der letzten Monate nicht wieder durch Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit zunichte gemacht wird. Andernfalls kann der Aufholprozess der Technischen Keramik bis zum Jahresende weiter fortgesetzt werden. Trotzdem wird das Jahr mit deutlichen Umsatzrückgängen abgeschlossen werden.

Einzig die Ofenkachelhersteller können positiv überraschen. Nach vielen Jahren des Umsatzrückgangs und eines schrumpfenden Marktes, berichten die Unternehmen von leichten Umsatzsteigerungen. 2020 konnte der Gesamtumsatz bisher um 2,9 Prozent erhöht werden. Auch die Produktion legte leicht um 1,9 Prozent zu. Die Nachfrage nach Kachelöfen speist sich insbesondere aus dem Inland. Während hier der Umsatz um sechs Prozent gesteigert werden konnte, gab der Export um vier Prozent nach. Die Auftragsbücher sind derzeit gut gefüllt, sodass das Jahr positiv abgeschlossen werden wird. Insgesamt kämpft die Feinkeramische Industrie mit einem Umsatzrückgang in Höhe von 18,5 Prozent, bzw. einer Produktionsverringerung von 27,2 Prozent.

Ansprechpartner: Philipp Pickelmann; Tel.: +49 9287 808 25; E-Mail: pickelmann@keramverband.de

Lage der Luftverkehrswirtschaft

Das Passagieraufkommen an deutschen Flughäfen ist in den ersten drei Quartalen 2020 um 71 Prozent zurückgegangen. Im August stiegen die Passagierzahlen langsam wieder auf rund ein Viertel des Vorjahresniveaus an, weil die Fluggesellschaften in den Sommermonaten zuvor eingestellte Flugverbindungen schrittweise wieder aufnahmen. Rund ein Drittel des Flugangebots war insbesondere im

Europaverkehr wieder buchbar. Seit September sind die Passagierzahlen wieder stark rückläufig. So verzeichneten die deutschen Flughäfen im September 81 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahresmonat.Insgesamt ging die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften in den ersten drei Quartalen des Jahres um 73 Prozent zurück. Während die Passagiernachfrage in den Monaten April bis Juni fast vollständig zum Erliegen gekommen war, setzte in den Sommermonaten Juli und August eine zaghafte Erholung ein. Seit September verschlechtert sich die Passagiernachfrage wieder. Im September lag die Verkehrsleistung bereits 87 Prozent unter Vorjahresniveau. Die weltweite Passagiernachfrage verzeichnete einen leichten Anstieg im September. Das ist vor allem auf die Rückkehr der Domestik-Verkehre in Asien zurückzuführen. Die europäischen Luftverkehrsgesellschaften sehen im September wieder einen rückläufigen Trend.

Der Rückgang im Bereich Luftfracht fällt deutlich niedriger aus als im Passagiergeschäft. Die Entwicklung war in Deutschland deutlich positiver als im weltweiten Durchschnitt: Während die Frachtbeförderung in den ersten drei Quartalen weltweit um 13 Prozent zurückgegangen ist, sank sie in Deutschland im selben Zeitraum um acht Prozent. Seit Mai hat sich die Situation in Deutschland kontinuierlich gebessert. Im September lagen die Frachteinladungen und -ausladungen zum ersten Mal in diesem Jahr über dem Wert des Vorjahres.

Der faktische Lockdown im Passagiergeschäft führt dazu, dass Fluggesellschaften, Flughafenbetreiber und die Geschäfte an den Flughäfen kaum noch Einnahmen erzielen. Es gibt Umsatzrückgänge von mindestens 70 Prozent in der gesamten Luftverkehrswirtschaft. Um Insolvenzen zu vermeiden, haben sich die Fluggesellschaften und Flughäfen erheblich verschuldet, was mit einer Schwächung ihrer Investitionskraft einhergeht, weil Mittel, die für Innovationen und Klimaschutzmaßnahmen benötigt werden, fehlen. 60 bis 70 Prozent der Beschäftigten bei den Fluggesellschaften und Flughafenbetreibern befinden sich derzeit in Kurzarbeit. Bei den deutschen Fluggesellschaften und an den Flughäfen droht der Abbau von 60.000 von 255.000 Arbeitsplätzen. Die deutschen Flughäfen werden in den Jahren 2020 und 2021 voraussichtlich Verluste von gesamt ca. drei Milliarden Euro einfahren, nach 800 Millionen Euro Gewinn im Jahr 2019. Es kommt zu Einstellungen von Betriebsplattformen und zur Reduktion von Terminal-Kapazitäten an mehreren Flughäfen (Berlin / Düsseldorf). Für das Jahr 2020 rechnet der BDL damit, dass im Passagierverkehr nur ca. 25 Prozent der Vorjahresnachfrage erreicht wird. Die Luftfracht wird ihren positiven Trend voraussichtlich fortsetzen. Das Nachfrageniveau von 2019 wird erst im Jahr 2025 wieder erreicht. Wie sich die Jahre in der Zwischenperiode gestalten, hängt maßgeblich von der Entwicklung der Pandemie und der Entwicklung der Konjunktur in Deutschland und den wichtigen Zielländern ab.

Ansprechpartner: Norbert Lübben; Tel.: +49 30 5200 771 30; E-Mail: Norbert.Luebben@bdl.aero

Maschinenbau: Erste Lichtblicke im Auftragseingang

In den ersten neun Monaten des Jahres verfehlte die Produktion im Maschinenbau in Deutschland ihren Vorjahresstand um knapp 14 Prozent. Vor allem im April und im Mai geriet die Produktion stark unter Druck, da viele Lieferketten gerissen oder zumindest stark angespannt waren. Im Juni konnte dann in der Fertigung einiges nachgeholt werden. Doch seit Juli steht sie wegen der stark gesunkenen Auftragseingänge wieder unter Druck. Für das laufende Jahr rechnet der VDMA mit einem Rückgang der Produktion von 17 Prozent. Da das dritte Quartal aber etwas besser gelaufen ist als erwartet, dürfte

dieser Rückgang eher den unteren Rand der erwarteten Minusrate markieren. Die Auslastung der Sachkapazitäten hat sich korrespondierend entwickelt. Sie rutschte vom einem ohnehin gerade noch als „befriedigend“ eingestuften Niveau im Januar (84 Prozent) auf 77 Prozent im April ab, landete im Juni bei 76 Prozent und stieg dann im Oktober auf 78 Prozent an. Dieser leichte Zuwachs ist allerdings eher darauf zurückzuführen, dass einige Maschinenbauer ihre Fertigungskapazitäten heruntergefahren haben und die Auslastung an der „betriebsüblichen Vollauslastung“ gemessen wird. Die Zahl der Beschäftigten reagierte ungewöhnlich rasch auf die verschlechterte Situation, da der Maschinenbau bereits vor dem Virus in einer Rezession steckte und einige Beschäftigungspuffer bereits „verbraucht“ waren. So beschäftigte die Branche im September 1.029.000 Personen. Das entspricht einem Stellenabbau von rund 43 000 Beschäftigten gegenüber Vorjahr. Viele Unternehmen versuchen, ihren Beschäftigtenstamm über Kurzarbeit zu halten. Im September waren geschätzt 319.000 Angestellte in Kurzarbeit.

In den ersten drei Quartalen lag der Auftragseingang 15 Prozent unter Vorjahresniveau. Die härtesten Rückgänge waren im April und im Mai zu verzeichnen, seitdem geht es nur zögerlich wieder bergauf, sodass die Vorjahresveränderungsraten immer noch im Minus sind, obwohl das 2019er Niveau im Jahresverlauf immer mehr nachgelassen hatte. In den kommenden Monaten dürfte es ebenfalls zögerlich weiter bergauf gehen. Die in vielen Ländern wieder stark steigenden Corona-Fallzahlen lassen die Regierungen erneut restriktivere Maßnahmen ergreifen. Die Unsicherheit in der Wirtschaft nimmt zu. Und genau das ist Gift für die Nachfrage nach Investitionsgütern. Ohnehin ist der Maschinenbau ein typischer Spätzykliker, allein schon deswegen wird es in dieser Industrie auch länger dauern, bis der Auftragseingang im Vorjahresvergleich ins Plus kommen kann.

Für 2021 lautet die Prognose auf ein Plus von zwei Prozent. Diese Prognose ist mit einem enorm hohen Maß an Unsicherheit behaftet. Für den Maschinenbau kommt hinzu, dass der strukturelle Wandel wie beispielsweise in der Automobilindustrie auch im kommenden Jahr viele Firmen belasten wird. Und auch mit einem neuen Präsidenten in den USA könnte sich der Konflikt zwischen den USA und China fortsetzen. Diese und weitere Faktoren kommen zu dem hohen Maß an Unsicherheit noch dazu. Allein diese dürfte für sich genommen schon dafür sorgen, dass den Erholungschancen Grenzen gesetzt sind. Davon abgesehen wird die Differenzierung der Fachzweigergebnisse stark zulegen. Dieser Effekt wird bis auf die Unternehmensergebnisse heruntergehen. Firmen, die am Verbrennungsmotor, an der Luftfahrt oder an den Rohstoffen hängen, werden eher geringere Wachstumschancen haben. Solche, die von der Digitalisierung, der Automation oder dem Gesundheitswesen profitieren können, dürften leicht überdurchschnittlich gut abschneiden.

Ansprechpartner: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org

Nichteisen-Metallindustrie

Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie blickt trotz Anzeichen einer leichten Erholung auf niedrigem Niveau weiter mit gedämpften Erwartungen ins nächste halbe Jahr. Im ersten Halbjahr 2020 erzielte die Branche mit 110.000 Beschäftigten in 650 Unternehmen eine Produktion von 3,7 Millionen Tonnen (minus 10,5 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019) und einen Umsatz von 26 Milliarden Euro, davon 85 Prozent in der Europäischen Union (EU 27) beziehungsweise 51 Prozent im In-

land. Die Branche gliedert sich in die Wertschöpfungsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung (Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol-, sonstige Dosen und Pulver), Guss und Feuerverzinkung. Die Aluminiumindustrie erzeugte im Zeitraum Januar bis Juni 2020 rund 522.000 Tonnen Rohaluminium, 14 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug belief sich im selben Zeitraum auf 1,2 Millionen Tonnen und lag damit fünf Prozent unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Das Fertigungsvolumen der Aluminiumweiterverarbeitung verringerte sich gegenüber den ersten sechs Monaten 2019 um fünf Prozent auf 175.000 Tonnen. In der Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Zinn und Seltenmetalle) ging die Fertigung der Rohmetallerzeuger im ersten Halbjahr des laufenden Jahres um ein Prozent auf 608.000 Tonnen zurück. Die Hersteller von Buntmetallhalbzeug verbuchten einen Produktionsrückgang um vier Prozent auf 792.000 Tonnen. Die NEMetallgießerei-Industrie produzierte im selben Zeitraum 380.000 Tonnen Gussteile, 38 Prozent weniger als 2019. Corona-Krise, Transformationsprozess in der Automobil- und Zulieferindustrie, Brexit sowie Handelsstreitigkeiten mit den USA und China dürften 2020 in der NE-Metallindustrie zu einem spürbaren Produktionseinbruch gegenüber dem Vorjahr führen.

Vereinigtes Königreich im ersten Halbjahr nur noch fünftwichtigster Exportmarkt

Der Auslandsumsatz der NE-Metallindustrie belief sich im ersten Halbjahr 2020 auf knapp 13 Milliarden Euro. Damit stieg die Exportquote auf 49 Prozent. Deutschland ist nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Mit anderen Worten, es wird erheblich mehr Rohmetall importiert als exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Importen einiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle aus dem Ausland wider. Die Rohmetalleinfuhr ging in den ersten sechs Monaten 2020 um 18 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum auf 1,7 Millionen Tonnen zurück. Die Ausfuhr von Rohmetall sank um 13 Prozent auf 433.000 Tonnen. Andererseits ist Deutschland Nettoexporteur von Halbzeug. Die exportstarke Halbzeugindustrie sprang im Frühjahrs-Lockdown zwar in einzelnen Fällen für nicht-lieferfähige südeuropäische Wettbewerber ein, litt aber dennoch insgesamt unter einer schwachen Nachfrage, insbesondere aus der Automobil- und Zulieferindustrie. Im Ergebnis sanken die Ausfuhren um 13 Prozent auf 1,2 Millionen Tonnen. Dem stand ein Import von 936.000 Tonnen gegenüber (minus 14 Prozent). Das Vereinigte Königreich war im Zeitraum Januar bis Juni 2020 nur noch der fünftwichtigste (2018 der wichtigste) Auslandsmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Sieben Prozent der Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug wurden dort nachgefragt. Der Export in das Vereinigte Königreich ging nochmals um 21 Prozent auf 113.000 Tonnen und die Einfuhr um 17 Prozent auf 108.000 Tonnen zurück.

Ansprechpartner: Oliver Eisenberg; Tel.: +49 30 7262 071 67; E-Mail: eisenberg@gdb-online.org

Pharmazeutische Industrie

Seit Anfang dieses Jahres ist die Weltwirtschaft durch die Corona-Pandemie deutlich beeinträchtigt. Obwohl Deutschland die Pandemie im Vergleich zu anderen Ländern besser zu bewältigen scheint, trifft die Krise die Exportnation Deutschland in außergewöhnlichem Maß. Schon vor der Pandemie stand das weltweite handelspolitische Umfeld unter großem Druck. Der bevorstehende Machtwechsel in den Vereinigten Staaten lässt nun auf eine verlässlichere Politik hoffen. Dennoch wird die Erholung der Weltwirtschaft noch länger auf sich warten lassen.

Die pharmazeutische Industrie zeigt sich im Vergleich zu vielen anderen Industriezweigen krisenresilient. Mit leicht steigenden Umsätzen und Produktionszahlen ist sie damit momentan ein Stabilitätsfaktor der deutschen Wirtschaft. So steigerte sich die Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum in der Pharmaindustrie um 1,1 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe insgesamt musste im selben Zeitraum einen Umsatzeinbruch von rund 15 Prozent hinnehmen. Im Inland zeigte sich insbesondere während der ersten Welle der Pandemie ein deutlicher Umsatzanstieg bei den pharmazeutischen Erzeugnissen, der durch Bevorratungen und Vorzieheffekte bedingt war. So zeigten auch die Auftragseingänge in den Monaten März und April im Binnenmarkt einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Durch diese Vorzieheffekte und weniger Arztkontakte ging der Inlandsumsatz in den Folgemonaten dann wieder zurück. Die Daten des dritten Quartals lassen wieder eine Normalisierung der Inlandsumsätze vermuten.

Der Auslandsumsatz zeigt momentan eher eine abschwächende Entwicklung. Noch während des ersten Halbjahrs entwickelten sich die Auslandsumsätze relativ stabil und auf ähnlichem Niveau des Vorjahres. Ende des Sommers deutete sich jedoch ein Rückgang in den Auslandsumsätzen an, der sich auch in der Produktion niederschlug. Die Vermutung liegt nahe, dass der Abverkauf von pharmazeutischen Erzeugnissen im Ausland während des Lockdowns eher zögernd verlief. Der Blick auf den Monat September zeigt aber wieder einen positiven Trend und damit eine Erholung der Produktion und der Auslandsumsätze.

Obwohl es auch in der Pharmaindustrie zu pandemiebedingten Effekten im Umsatz und der Produktion kam, zeigt sich die Branche robust im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe insgesamt. So zeigt die Branche insgesamt im In- und im Ausland stabile Entwicklungen, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Wie schon zur Finanzkrise 2008/2009 scheint auch während der aktuellen Wirtschaftskrise ein deutlich stabilisierender Effekt von der pharmazeutischen Industrie auf die konjunkturelle Entwicklung auszugehen.

Der wirtschaftliche Aufholprozess wird wohl noch einige Zeit andauern. Dennoch stimmen die aktuellen Entwicklungen hoffnungsvoll. So lassen die ersten positiven Meldungen einiger Impfstoffhersteller vermuten, dass sich die Wirtschaft in absehbarer Zeit auch insgesamt wieder erholen wird. Insofern leisten die forschenden Pharmaunternehmen einen doppelten Beitrag zur Stabilisierung der weltwirtschaftlichen Konjunktur.

Ansprechpartnerin: Antje Rössel; Tel.: +49 30 2060 4406; E-Mail: A.Roessel@vfa.de

Lage der Stahlindustrie im November 2020

Die Corona-Pandemie hinterlässt im Jahr 2020 tiefe Spuren in der Stahlmengenkonjunktur. Die Marktversorgung mit Walzstahlerzeugnissen befand sich bereits vor Beginn der Pandemie im Rückwärtsgang. Im Zeitraum Januar bis August ist die Rohstahlproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent gesunken. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr entspricht dies einer Produktion von ca. 34 Millionen Tonnen. Nur während der Finanzkrise 2009 wurde im entsprechenden Zeitraum mit rund 30 Millionen Jahrestonnen ein noch geringeres Volumen in Deutschland hergestellt. Der Branchenumsatz ist im bisherigen Jahresverlauf sogar noch stärker gefallen. Zwar hatte sich die Lage zu-

letzt stabilisiert und eine vorsichtige Aufwärtsbewegung hatte eingesetzt, im aktuellen Umfeld ist jedoch jede Erholungsperspektive mit großer Unsicherheit verbunden. Nach Einschätzung des LeibnizInstituts für Wirtschaftsforschung RWI wird dieses und nächstes Jahr die Rohstahlproduktion angesichts der gefallenen Nachfrage weiterhin unterhalb der 40-Millionen-Tonnen-Grenze verharren, 2021 dann das dritte Jahr in Folge.

In der EU ist die Stahlnachfrage 2020 ebenfalls infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise eingebrochen. Dem europäischen Stahlverband Eurofer zufolge wird die Marktversorgung Walzstahl in der EU insgesamt in diesem Jahr um rund 15 Prozent zurückgehen. Mit Blick auf das bereits gedrückte 2019-Level ist auch hier nicht mit einer Rückkehr zum Niveau vor 2022 zu rechnen. Zugleich bleibt der Importdruck weiterhin hoch. Zwar sind in den ersten acht Monaten 2020 die Walzstahleinfuhren um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Die Einfuhrquote (Verhältnis Einfuhr zum gesamten Marktvolumen) liegt aber unverändert mit 23 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres.

Auch global sind die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie an der Stahlkonjunktur ablesbar: Von Januar bis September 2020 ist die Welt-Rohstahlerzeugung zwar nur um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Das lag aber vor allem an China, wo die Erzeugung weiter ausgeweitet wurde. In der restlichen Welt sank die Produktion um zwölf Prozent. Damit hat sich der Einfluss Chinas auf dem globalen Stahlmarkt weiter vergrößert: Kam vor der Corona-Krise etwas mehr als die Hälfte des weltweit erzeugten Rohstahls aus China, so waren es zuletzt etwa 60 Prozent. Der Anteil der EU und der NAFTA liegt zusammen bei 15 Prozent, verglichen mit gut 40 Prozent zu Beginn des Jahrtausends.

Ansprechpartner: Bernhard Krischer; Tel.: +49 211 6707 963; E-Mail: Bernhard.Krischer@wvstahl.de

Stahl- und Metallverarbeitung: Produktion nach drei Quartalen 15,7 Prozent unter Vorjahr

Die im März eingeleiteten politischen und unternehmensseitigen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz haben die Produktion der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe in Deutschland im zweiten Quartal um knapp 30 Prozent einbrechen lassen. Für das erste Halbjahr ergibt sich ein Minus von 19,1 Prozent. Im Verlauf des zweiten Quartals ist jedoch bereits eine Erholung erkennbar geworden, während im April die Vorjahresproduktion um 35,5 Prozent verfehlt worden war, liegt die Produktion im Juli „nur“ noch 16,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Von April bis Juli ist die Produktion somit um 25 Prozent gestiegen. Das nährt die Hoffnung, dass sich die Erholung in den folgenden Monaten fortsetzen könnte.

Darauf deutet auch die Entwicklung der Stimmung in der Branche hin. Nach dem Absturz im April hat es lediglich zwei Monate gedauert, bis die Erwartungskomponente des Geschäftsklimas wieder in den Bereich der neutralen Nulllinie zurückgefunden hat. Dieser Prozess hatte in der Finanzkrise im Jahr 2009 mehr als sieben Monate in Anspruch genommen. Trotzdem hatte man den Eindruck, dass sich die deutsche Wirtschaft nach dieser Vertrauenskrise, gestützt auf ihre starke Industrie, sehr schnell erholt hatte. Der V-förmige Verlauf des Geschäftsklimas spricht für eine noch kürzere Erholungsphase aus der jetzigen Krisensituation. Offen ist jedoch, auf welches Niveau die Produktion zurückkehren wird, denn bereits vor der Corona-Pandemie befand sich die Industriekonjunktur in einer rezessiven

Phase. Das ist deutlich erkennbar an der Entwicklung der Lageeinschätzung, die bereits seit dem Erreichen eines Allzeithochs im September 2018 stetig rückläufig war.

Nahezu identisch zur Einschätzung der Geschäftslage hat sich die Auslastung der Produktionskapazitäten im Wirtschaftszweig 25 „Herstellung von Metallerzeugnissen“ entwickelt, die im Juli 2018 mit 88,3 Prozent einen Höhepunkt erreicht hatte und im weiteren Verlauf stetig rückläufig war, auf einen Wert von 78,1 Prozent vor der Krise. Der Tiefpunkt in der Corona-Krise dürfte zwischen den Monaten April und Juli gelegen haben, für die in der alle drei Monate durchgeführten Umfrage des ifo-Instituts ein identischer Wert von 68,7 Prozent ausgewiesen wird, obwohl die Automobilproduktion im April um 97 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen war und im Juli nur noch sechs Prozent unter dem Vorjahr lag. In den Lieferketten macht sich die Stilllegung der Produktion mit einer Zeitverzögerung bemerkbar, somit laufen die Läger zunächst voll. Ebenso kommt die Erholungsphase mit Zeitverzug bei den Lieferanten an, da zunächst die Läger wieder geleert werden.

Die Auslastung der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe dürfte sich daher in den nächsten Monaten weiter verbessern. Wie nachhaltig die Erholung ist, hängt ein Stück weit davon ab, inwieweit die positive Entwicklung der Pkw-Zulassungszahlen auf Nachholeffekten aus den Krisenmonaten April und Mai beruhen, als der Autohandel geschlossen war. Ein deutliches Warnsignal geben die PkwDaten im August – die Zulassungszahlen sind gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent zurück gegangen und die Produktion sogar um 35 Prozent, wohlgemerkt nachdem im Juli lediglich sechs Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahr neu zugelassen worden sind.

Jedenfalls wäre es wünschenswert, dass die im Konjunkturpaket angekündigten Maßnahmen – soweit noch nicht geschehen – schnell umgesetzt werden. An der verbesserten Förderung der Elektromobilität kann man jedenfalls erkennen, dass solche Stimuli wirken können. Der Marktanteil der batterieelektrischen und plugin-hybriden Fahrzeuge liegt inzwischen auf Monatsbasis stabil im zweistelligen Bereich und dürfte auch im Gesamtjahr über zehn Prozent erreichen.

Die konjunkturellen Aussichten für die Stahl- und Metallverarbeiter haben sich für das zweite Halbjahr jedenfalls aufgehellt. Dennoch dürfte sich auf Jahressicht ein deutlicher Produktionsrückgang von zwölf bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr ergeben. Das ist sicherlich ein dramatischer Einbruch –allerdings war der Rückgang im Jahr 2009 mit minus 25 Prozent noch deutlich stärker.

Ansprechpartner: Holger Ade; Tel.: +49 233 1958 821; E-Mail: hade@wsm-net.de

Textil- und Modeindustrie

Die Corona-Krise hat die Branche zur Unzeit getroffen. Bereits Ende 2019 stand insbesondere der Textilbereich unter Druck, einschließlich der wichtigen Segmente der technischen Textilien im Automobil-Zuliefersegment und den industriellen Vliesstoffen. Etwas besser war die Ausgangssituation bei den Bekleidern, jedoch schlugen hier die Corona-Maßnahmen des laufenden Jahres 2020 umso härter zu Buche.

Das Textilsegment verliert aktuell (per August) über zehn Prozent des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr. Auch die Umsatzträger des Segmentes, die technischen Textilien, verlieren durch ihre enge Verbundenheit mit dem verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Mit Umsatzverlusten von 20 Prozent und

mehr sind die Vorstufen noch stärker von der Krise betroffen. Einzig die Vliesstoffhersteller können Umsatzgewinne verbuchen (plus 4,1 Prozent per August), da sie durch die Zulieferung von Filtervliesen ein wichtiges Produkt bei der Produktion von Masken bereitstellen.

Das Bekleidungssegment konnte nach einer Schwächephase in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 mit Umsatzzuwächsen in das Jahr starten. Umso härter wurde die Branche insbesondere vom ersten Lockdown im Frühjahr getroffen. Umsatzverluste von in der Spitze bis zu 45 Prozent bringen viele Unternehmen trotz nie dagewesenen Kurzarbeiterzahlen in Existenznot. Aufgrund der Schließung der Geschäfte kam es beim Einzelhandel zu Umsatzeinbrüchen von teils über 70 Prozent, die auch durch den wachsenden Online-Handel nicht annähernd aufgefangen wurden. Aktuell liegt der Bekleidungsumsatz per August bei minus 21,7 Prozent gegenüber 2019. Auch die kurzfristige Umstellung der Produktion auf Alltagsmasken konnte die Zahlen nicht wesentlich beeinflussen, zumal die inländische Produktion kaum kostendeckend dargestellt werden kann.

Die Beschäftigung konnte lange Zeit – auch dank der Kurzarbeit – stabil gehalten werden. Seit einigen Monaten ist nun aber vermehrt ein Beschäftigungsabbau zu beobachten. Zurzeit beschäftigt die Gesamtbranche 6,6 Prozent weniger Personen als noch im Vorjahr. Bei Bekleidung sind es über zehn Prozent weniger, bei Textil immerhin 4,8 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass die Beschäftigungszahlen zum Jahresende hin noch weiter abnehmen werden.

Obwohl die Konsumstimmung in 2020 noch immer vergleichsweise gut ist (plus 4,1 Prozent gegenüber Vorjahr per August), leidet der Bekleidungseinzelhandel sehr unter der Krise. Hier sind 26,8 Prozent weniger Umsätze erzielt worden. Dieser dramatische Einbruch wird sich auch noch in den kommenden Monaten auf die deutschen Bekleidungshersteller niederschlagen.

Beim Außenhandel verzeichnet die Gesamtbranche Exportverluste von bisher neun Prozent. Die Lage normalisiert sich aktuell wieder, auch wenn die Exportzahlen am aktuellen Rand (August) noch immer unter dem Vorjahr liegen. Die Textilimporte hingegen haben sich vervielfacht, jedoch allein aufgrund der massenhaften Importe von Schutzmasken, die, wenn auch mit abnehmenden Raten, noch immer andauern.

Was die kurzfristigen Aussichten angeht, so zeigt der Ifo-Geschäftsklimaindex, dass sich die Branche, ähnlich wie die Industrie insgesamt, auf dem Wege der Erholung befindet. Ob dies allerdings im letzten Quartal des Jahres auch in den Konjunkturzahlen sichtbar sein wird, bleibt zweifelhaft. Zum einen hat das Bekleidungssegment das Problem, dass aufgrund der Krise sehr viel Saisonware die Vertriebskanäle verstopft. Zum anderen bleiben Auftragsbestand und Auftragseingänge auch am aktuellen Rand schwach.

Ansprechpartner: Marcus Jacoangeli; Tel.: +49 30 7262 2024; E-Mail: mjacoangeli@textil-mode.de

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