Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 24/11/2020
Industriebranchen in Deutschland Automobilindustrie Produktion Die Corona-Krise hat die Automobilindustrie im Frühjahr mit voller Wucht getroffen. Der Lockdown mit dem nahezu völligen Produktionsstillstand im April und dem anschließend relativ zögerlichen Anlauf der Fertigung hat zu dem höchsten Rückgang der Inlandsproduktion seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. In den ersten zehn Monaten war ein Einbruch der heimischen Fertigung um 30 Prozent auf 2,776 Millionen Pkw zu verzeichnen. In den vergangenen beiden Monaten hat sich die Entwicklung wieder stabilisiert. Für das Gesamtjahr erscheint ein Minus von 25 Prozent auf 3,5 Millionen Fahrzeuge als realistisch. Das entspricht dem niedrigsten Niveau nach 1975. Zudem ist die Automobilindustrie von dem Transformationsprozess hin zu alternativen Antriebsformen betroffen, der sich aus mehreren Gründen weiter beschleunigt hat. Da ist vor allem das ambitionierte 95 g Ziel der CO2-Gesetzgebung der Europäischen Union zu nennen, das von den Herstellern 2020 und 2021 nur über eine starke Durchdringung des Marktes mit Elektrofahrzeugen erreicht werden kann. Daneben spielen staatliche Förderinstrumente eine große Rolle, die den Elektro-Hochlauf unterstützen. Dieser Strukturbruch spiegelt sich in den Produktionszahlen nach Antriebsarten wider. Während Benziner mit 38 Prozent und Diesel mit 37 Prozent in den ersten drei Quartalen hohe Produktionseinbußen erlitten, konnte sich die Fertigung von Elektro-Pkw auf über 246.000 Einheiten nahezu verdoppeln. Damit ist Deutschland der wichtigste europäische Elektro-Standort und weltweit die Nummer zwei nach China. Die Fertigung des Untersegments der Plug-In-Hybride stieg sogar um 118 Prozent auf 144.000 Stück. Diese Fahrzeuge bieten einen praktischen Einstieg in die Elektromobilität, da sie lokal emissionsfrei unterwegs sein können und gleichzeitig eine hohe Reichweite aufweisen. Im August und September erreichte der Elektroanteil bei der Inlandsproduktion 17 Prozent, ein Wert der deutlich über dem aktuellen Anteil auf dem europäischen Markt liegt, der im selben Zeitraum knapp zwölf Prozent betrug. Dies unterstreicht, dass die deutschen Hersteller und Zulieferer ihren Teil leisten, um die Wende hin zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft zum Erfolg zu führen. Die Krise und der Strukturwandel haben dazu geführt, dass sich das Personal in der Automobilindustrie im letzten Jahr um 30.000 auf im September 804.000 Beschäftigte reduziert hat. Dieser Transformationsprozess wird weitergehen, insbesondere im Zulieferbereich ist aufgrund des technisch weniger anspruchsvollen Elektroantriebs ein weiterer Beschäftigungsrückgang zu erwarten. Export Mindestens genauso stark wie die Produktion wurden die Ausfuhren von der Pandemie getroffen. Die Tendenz zu flexibler Vor-Ort-Fertigung und weniger Zentralisierung hat sich fortgesetzt. Die Pkw-Exporte werden in diesem Jahr voraussichtlich um 27 Prozent auf 2,55 Millionen Pkw zurückgehen. Die Exportquote, die vor zwei Jahren mit 78 Prozent einen Höchstwert erreicht hatte, hat sich nun bei 74 Prozent stabilisiert. Wichtigster Partner bleibt das Vereinigte Königreich (Anteil an Exporten 15 Prozent) vor den USA (Anteil elf Prozent) und China (Anteil zehn Prozent). Für 2021 ist von einem Rebound auszugehen, der jedoch keinesfalls ausreichen wird, um wieder zurück auf das Vor-CoronaNiveau zu kommen.
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