Quartalsbericht Deutschland I/2021

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QI-2021 QUARTALSBERICHT DEUTSCHLAND

Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt

Die reale Wirtschaftsleistung in Deutschland wächst im laufenden Jahr um 3,5 Prozent. Damit bestätigt der BDI seine Prognose aus dem Januar. Mit einer Rückkehr auf Vorkrisenniveau ist allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte 2022 zu rechnen. Im vorigen Jahr sank das Bruttoinlandsprodukt um 4,9 Prozent.

Mit den Beschlüssen von Bund und Ländern vom 3. März zeichnen sich schrittweise Öffnungsperspektiven ab. Absehbar ist bestenfalls eine Seitwärtsbewegung der Konjunktur im ersten Quartal. Ab dem zweiten Quartal wird die wirtschaftliche Erholung Fuß fassen.

Kräftiger Effekt bei Investitionen: Wir rechnen mit einem Plus der Ausrüstungsinvestitionen um sieben Prozent (Vorjahr: minus 12,1 Prozent). Bauinvestitionen steigen um ein halbes Prozent (Vorjahr: plus 1,9 Prozent).

Außenhandel stützt die Konjunktur: Der BDI erwartet einem Anstieg der Exporte um sechs Prozent (Vorjahr: minus 9,4 Prozent). Die Importe legen mit 5,5 Prozent ebenfalls deutlich zu (Vorjahr: minus 8,5 Prozent).

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden in diesem Jahr um vier Prozent steigen (Vorjahr: minus 6,1 Prozent). Die zum Jahreswechsel in Kraft getretenen Steuersenkungen und der hohe Sparüberhang aus dem Vorjahr beleben den Konsum.

Aufwärts geht es mit der Industrieproduktion. Der Auftragseingang in der Industrie ist momentan deutlich höher als vor einem Jahr. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie erreichte zuletzt ein Dreijahreshoch und deutet ebenfalls auf eine Produktionsausweitung hin.


Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Inhaltsverzeichnis Konjunktur in Deutschland ................................................................................................................ 3 Mini-Wachstum trotz zweiter Pandemiewelle im vierten Quartal .......................................................... 3 Außenhandelsaktivitäten vierten Quartal nur noch knapp unter Vorjahresniveau ................................ 4 Arbeitsmarkt: Beschäftigung erholt sich langsam vom Corona-Schock ............................................... 6 Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt zum Jahresende kräftig ......................................... 7 Industrieproduktion zum Jahresende fast auf Vorjahresniveau ............................................................ 8 Kapazitätsauslastung normalisiert sich ............................................................................................... 10 Umsatz im vierten Quartal fast wieder auf Vorjahresniveau ............................................................... 11 Konjunkturelle Erholung in der Industrie dank Basiseffekt .................................................................. 12 Ifo Geschäftsklima: Zuversicht der Unternehmen steigt ..................................................................... 12 Perspektiven ...................................................................................................................................... 13 Impressum ......................................................................................................................................... 16 Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen .................................................. 17

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Konjunktur in Deutschland Mini-Wachstum trotz zweiter Pandemiewelle im vierten Quartal Durch die zweite Corona-Welle hat sich die wirtschaftliche Erholung deutlich verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im vierten Quartal 2020 nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in der preis-, kalender- und saisonbereinigten Betrachtung im Vergleich zum Vorquartal nur noch um 0,3 Prozent. Im dritten Quartal waren es plus 8,5 Prozent. Der Vorjahresvergleich weist für das vierte Quartal einen Rückgang der realen Wirtschaftsleistung um 2,7 Prozent aus, nach zuvor minus 3,9 Prozent. Im Vergleich zu den Ende Januar veröffentlichten Daten ist das deutsche BIP im vierten Quartal 2020 um 0,2 Prozentpunkte stärker gestiegen. Auch das Jahresergebnis fiel mit minus 4,9 Prozent etwas günstiger aus. Im vierten Quartal 2020 wurde die Wirtschaftsleistung von 44,8 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 747.000 Personen oder 1,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Entwicklung des realen BIP in Prozent 10 8 6 4

2,6

2,2

1,3

2

0,6

0 -2 -4 -6

-4,9

-8 -10 -12 I

II

III

IV

I

2016

II

III

IV

2017

I

II

III

IV

I

2018

II

III

2019

IV

I

II

III

IV

2020

Veränderung ggü.Vorjahresquartal Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt Veränderung ggü. Vorjahr Quelle: Statistisches Bundesamt

Schaut man auf die Entstehungsseite des BIP ist die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im vierten Quartal im Vorjahresvergleich über alle Wirtschaftsbereiche hinweg um 3,6 Prozent gesunken. Dabei gab die Bruttowertschöpfung bei den sonstigen Dienstleistern mit minus 18,2 Prozent und bei den Unternehmensdienstleistern mit minus 9,1 Prozent am deutlichsten nach. Handel, Verkehr, Gastgewerbe hatten ebenfalls Einbußen zu verkraften. Diese waren aber mit 6,3 Prozent nicht einmal halb so stark wie im Frühjahr (minus 14,3 Prozent). Bei den öffentlichen Dienstleistern, dem Erziehungs- und Gesundheitswesen, sank die Bruttowertschöpfung um 3,2 Prozent. Im Gegensatz dazu verminderte sie sich in den Sektoren Information- und Kommunikation, Finanzen und Versicherungen und im

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Grundstücks- und Wohnungswesen um weniger als ein Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Bruttowertschöpfung mit minus zwei Prozent ebenfalls unterdurchschnittlich. Das Baugewebe war der einzige Sektor, der mit plus 5,3 Prozent einen Wertschöpfungszuwachs verbuchen konnte. In der verwendungsseitigen Betrachtung des BIP bremste vor allem der Konsum das Wachstum aus. Dabei sanken die preisbereinigten privaten Konsumausgaben im vierten Quartal im Vorjahresvergleich mit minus 6,5 Prozent nur halb so stark wie während des ersten Lockdowns. Wie im Frühjahr brachen die Ausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen um mehr als die Hälfte ein. Bei Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur betrug das Minus knapp 20 Prozent, bei Bekleidung und Schuhen 15,8 Prozent. Dafür stiegen die Ausgaben für Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte mit 6,2 Prozent und die für Nahrungs- und Genussmittel mit 4,8 Prozent stärker als vor der Pandemie. Die Ausgaben für Wohnen, Energie- und Wasserversorgung legten in realer Rechnung kaum zu. Die Konsumausgaben des Staates stiegen um 2,6 Prozent und konnten den negativen Wachstumsbeitrag des Konsums um 0,5 Prozentpunkte auf minus 2,9 Prozentpunkte reduzieren. Die Bruttoanlageinvestitionen verminderten sich im vierten Quartal um 0,9 Prozent. Während die Bauinvestitionen um drei Prozent stiegen, sanken die Ausrüstungsinvestitionen mit minus sechs Prozent deutlich. Auch die Investitionen in sonstige Anlagen (u.a. Software und Patente) gaben nach, wenn auch nur um ein Prozent. Darüber hinaus kam es zu umfangreichen Vorratsveränderungen, aus denen ein negativer Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkten resultierte. In der Summe verminderten die Investitionen das BIP-Wachstum um 0,6 Prozentpunkte. Die Exporte gingen im Vergleich zum Vorjahresquartal um real 2,9 Prozent zurück. Die Importe sanken im gleichen Zeitraum mit minus 5,1 Prozent deutlich stärker. Hieraus ergibt sich für den Außenhandel ein positiver Wachstumsbeitrag von 0,8 Prozentpunkten. Außenhandelsaktivitäten im vierten Quartal nur noch knapp unter Vorjahresniveau Im vierten Quartal 2020 sind die Exporte von Waren und Dienstleistung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (saisonbereinigte Werte mit Länderdifferenzierungen sind nicht verfügbar) um 2,1 Prozent gesunken. Das Jahresergebnis fiel mit minus 9,3 Prozent wesentlich schlechter aus. In absoluten Werten betrachtet gingen die Ausfuhren nach Frankreich um 1,82 Milliarden Euro oder sieben Prozent mit Abstand am stärksten zurück. Dann waren es vor allem die Drittländer, die weniger Waren und Dienstleistungen aus Deutschland nachfragten. Die Ausfuhren in die USA sanken um 762 Millionen oder 2,6 Prozent, die nach Russland um 743 Millionen bzw. 11,2 Prozent, und die in das Vereinigte Königreich um 628 Millionen oder 3,4 Prozent. Darüber hinaus gaben die Ausfuhren nach Kanada um knapp ein Fünftel und die nach Saudi-Arabien um etwas mehr als ein Viertel nach. Bereits seit Jahresmitte 2020 befand sich das China-Geschäft wieder auf Wachstumskurs. Im vierten Quartal stiegen die Ausfuhren nach China um 2,15 Milliarden Euro oder 8,6 Prozent kräftig. Nachdem im dritten Quartal die Exporte nach Polen nur knapp das Vorjahresniveau verfehlten, stiegen sie im vierten Quartal um 1,13 Milliarden Euro oder 6,7 Prozent deutlich. Die Ausfuhren in die Türkei legten um 880 Millionen Euro bzw. um ein Sechstel zu und erreichten damit das bisher beste Quartalsergebnis. Bei den Handelspartnern des Euroraums entwickelten sich die Ausfuhren nach Belgien mit plus 470 Millionen Euro oder 4,2 Prozent überdurchschnittlich.

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Deutsche Ex- und Importe im vierten Quartal 2020 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal Exporte Ab- (-) bzw. Zunahme (+)

Importe Ab- (-) bzw. Zunahme (+)

in Million Euro

in %

in Million Euro

in %

Frankreich

24 304

- 1 822

-

7,0

Russland

6 111

- 1 844

-

23,2

USA

28 628

-

762

-

2,6

Großbritannien

8 922

- 1 334

-

13,0

5 883

-

743

-

11,2

17 241

- 1 334

-

7,2

Tschechien

10 750

-

648

-

5,7

Libyen

215

-

909

-

80,9

Großbritannien

17 987

-

628

-

3,4

Frankreich

15 580

-

823

-

5,0

Kanada

2 176

-

516

-

19,2

913

-

725

-

44,3

Spanien

10 239

-

486

-

4,5

23 234

-

696

-

2,9

1 336

-

479

-

26,4

Norwegen

2 275

-

545

-

19,3

846

-

475

-

36,0

Nigeria

247

-

472

-

65,6

Südafrika

1 607

-

413

-

20,4

Japan

5 614

-

199

-

3,4

V. A. Emirate

2 453

-

390

-

13,7

Singapur

1 498

-

359

-

19,4

Italien

14 705

+

546

+

3,9

Spanien

8 469

+

607

+

7,7

Ungarn

7 684

+

658

+

9,4

Tschechien

12 687

+

899

+

7,6

Russland

Saudi-Arabien Vietnam

Belgien

USA

Singapur Niederlande

11 781

+

471

+

4,2

Türkei

6 176

+

880

+

16,6

Polen

18 021

+ 1 135

+

6,7

Polen

16 687

+ 1 790

+ 12,0

China

27 250

+ 2 151

+

8,6

China

30 900

+ 1 893

+

6,5

-

-

1,9

Insgesamt

273 697

- 2 391

-

0,9

Insgesamt

324 907

6 161

Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Die deutschen Importe sind im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit minus 0,9 Prozent nur leicht zurückgegangen, beliefen sich aber im Jahresergebnis auf minus 7,1 Prozent. Die in absoluten Zahlen stärksten Rückgänge stammten dabei aus dem Handel mit Russland (minus 1,84 Milliarden Euro oder 23,2 Prozent), gefolgt von Großbritannien mit minus 1,33 Milliarden Euro (minus 13,0 Prozent) und den USA mit minus 1,33 Milliarden Euro bzw. minus 7,2 Prozent. Auch die Importe aus Rohstofflieferländer wie Libyen (minus 80,9 Prozent), Norwegen (minus 19,3 Prozent) und Nigeria (minus 65,6 Prozent) gingen deutlich zurück. Die Importe aus China sind kräftig gestiegen. Sie legten um 1,89 Milliarden Euro oder 6,5 Prozent zu. Die Einfuhren von unseren östlichen Nachbarländern Polen (plus 1,80 Milliarden Euro), Tschechien (plus 899 Millionen) und Ungarn (plus 658 Millionen) nahmen in der Summe sogar noch stärker zu als die aus China. Von unseren Handelspartnern

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

aus dem Euroraum wurden aus Spanien mit plus 607 Millionen bzw. 7,7 Prozent und aus Italien mit plus 546 Millionen oder 3,9 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen eingeführt. Arbeitsmarkt: Beschäftigung erholt sich langsam vom Corona-Schock Nach ersten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im Januar 2021 saisonbereinigt um 16.000 Personen gestiegen, nach einem Zuwachs um 11.000 im Dezember. Im Vergleich zu Januar 2020 sank die Zahl der Erwerbstätigen allerdings um 739.000 oder 1,6 Prozent auf 44,36 Millionen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat am aktuellen Rand ebenfalls zugenommen. Nach Hochrechnungen der Bundesagentur waren im Dezember 2020 (letzter verfügbarer Wert) insgesamt 33,69 Millionen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren in saisonbereinigter Betrachtung 64.000 Personen mehr als im November, allerdings 0,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung nahm dabei im Vorjahresvergleich um 131.000 oder 0,5 Prozent ab, während die sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung um 79.000 oder 0,8 Prozent stieg. Arbeitsmarkt in Deutschland* 34

4 Arbeitslose (rechte Achse) 3

32 2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse) 1 30 0

28

2013 2012

2014 2013

2015 2014

2016 2015

2017 2016

2018 2017

2019

2020

2 2021

-1

Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Vorjahresmonat (rechte Achse) *saisonbereinigt in Million Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Die sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit haben gegenüber dem Vorjahr wesentlich stärker abgenommen als die der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger ist vom dritten auf das vierte Quartal 2020 saisonbereinigt um 53.000 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Selbstständigkeit um 194.000 oder 4,7 Prozent auf 3,92 Millionen abgenommen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten hat sich nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur im Dezember 2020 im Vorjahresvergleich um 403.000 oder minus 8,9 Prozent auf 4,13 Millionen verringert. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Januar 2021 um 509.000 oder 21,2 Prozent auf 2,90 Millionen (Vorjahresvergleich). Erstmals seit Juli 2020 sind die Arbeitslosenzahlen auch in der saisonbereinigten Betrachtung wieder

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

gestiegen, und zwar um 9.000. Die Arbeitslosenquote lag im Februar 2020 nach Systematik der Bundesagentur bei 6,0 Prozent und nach ILO-Systematik bei einem Wert von 4,6 Prozent. Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt zum Jahresende kräftig Im Dezember 2020 sind die Auftragseingänge in der Industrie nach vorläufigen Berechnungen preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 1,9 Prozent gesunken. Während die Inlandsaufträge im Vergleich zum Vormonat mit minus 0,9 Prozent leicht nachgaben, gab es bei den Bestellungen aus dem Ausland ein deutliches Minus von 2,6 Prozent. Dabei gingen aus Drittländern mit plus 0,5 Prozent sogar mehr Bestellungen ein. Gleichzeitig hat die Nachfrage aus der Eurozone mit minus 7,5 Prozent deutlich nachgegeben. Trotz schwacher Dezemberdaten stieg der Auftragseingang im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal um sieben Prozent. Darüber hinaus ist der Vorjahresvergleich erstmals seit mehr als zwei Jahren positiv und weist gleich ein beachtliches Plus von 5,1 Prozent aus. In- und Auslandsnachfrage entwickelten sich gleich stark. Die Nachfrage aus Drittländern übertraf dabei das Vorjahresniveau mit plus 9,2 Prozent deutlich, der Ordereingang aus dem Euroraum sank im Vorjahresvergleich jedoch leicht um 1,1 Prozent.

Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe 29,9 115 25

110 105

15

100

7,0 5

95 90

-5

-2,5

85

-15

80 75 -22,3

-25

70 65

-35 2016

2017

2018

2019

2020

Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse) Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt

Unter den einzelnen Hauptgütergruppen verzeichneten die Hersteller von Vorleistungsgütern im vierten Quartal 2020 das kräftigste Auftragsplus. Im Vergleich zum Vorquartal stieg der Ordereingang um 10,7 Prozent. Das Auftragsvolumen war damit auch 9,7 Prozent größer als vor einem Jahr. Dabei stieg die Nachfrage aus dem Inland im Vorjahresvergleich mit plus 12.6 Prozent deutlich stärker als die Auslandsnachfrage (plus 6,9 Prozent).

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Erstmals seit mehr als zwei Jahren ist die Nachfrage nach Investitionsgütern im Vorjahresvergleich wieder gestiegen. Das Auftragsplus von 2,9 Prozent war vor allem getrieben durch die Auslandsnachfrage, die um 4,2 Prozent zulegte. Die Nachfrage aus dem Inland trat mit einem Plus von 0,3 Prozent quasi auf der Stelle. Bei den Konsumgüterproduzenten gingen im vierten Quartal 4,3 Prozent mehr Bestellungen ein als im dritten Quartal 2020. Auch im Vergleich zum Vorjahr wurden mehr Aufträge eingesammelt (plus 1,8 Prozent). Das Auftragsplus gegenüber dem Vorjahr resultierte aus der stark gestiegenen Auslandsnachfrage, die um 5,1 Prozent zulegte. Die Nachfrage aus dem Inland gab im gleichen Zeitraum um 2,8 Prozent nach. Die deutsche Industrie hat gegen Ende des Corona-Jahres ein kräftiges Auftragsplus verbucht. Der Auftragseinbruch per Jahresmitte 2020 sah zwar dramatisch aus. In der zweiten Jahreshälfte konnte aber ein Gutteil wieder wettgemacht werden. Über das gesamte Jahr 2020 blieben die Auftragseinbußen im einstelligen Bereich und waren mit minus 6,4 Prozent sogar geringer als in den Jahren 2008 und 2009. Mit einem Minus von 7,3 Prozent verminderten sich die Auslandsbestellungen stärker als die Inlandsorders (minus fünf Prozent), die allerdings schon das dritte Jahr in Folge das Vorjahresniveau verfehlten. Nach Angaben des ifo Instituts sank zu Beginn des ersten Quartals 2021 die Reichweite des Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe um 0,2 auf drei Produktionsmonate und damit auf einen Wert, der dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre entspricht. Während sich bei den Herstellern von Vorleistungsgütern das Auftragspolster um 0,1 auf 2,6 und bei den Investitionsgüterherstellern um 0,3 auf 3,8 Produktionsmonate verringerte, benötigen Konsumgüterproduzenten derzeit zwei statt bisher 1,8 Monate, um ihre Aufträge abzuarbeiten. Die seit dem Jahr 2015 wieder vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten zum Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe weisen für den Monat Dezember 2020 einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg um 0,3 gegenüber dem Vormonat aus. Damit war der Auftragsbestand am Jahresende 2020 saison- und kalenderbereinigt 3,6 Prozent höher als vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie im Februar 2020. Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im Dezember zwar nur um 0,1 Prozent. Dies waren aber gleichzeitig sieben Prozent mehr als vor Krisenbeginn. Der Bestand an Auslandsaufträgen stieg mit plus 0,3 Prozent zwar etwas stärker, übertraf das Vorkrisenniveau aber nur um zwei Prozent. Industrieproduktion zum Jahresende fast auf Vorjahresniveau Im Dezember 2020 ist die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vormonat leicht um 0,9 Prozent gestiegen. Der Vergleich zum Vorjahr weist aber noch ein Minus von 1,6 Prozent aus. Während die Aktivitäten im Baugewerbe im Dezember weiter zunahmen, sank die Energieerzeugung im Vormonatsvergleich um 2,9 Prozent. Insgesamt stagnierte die Produktion des Produzierenden Gewerbes (Verarbeitendes Gewerbe, Energiewirtschaft und Baugewerbe zusammen) im Vergleich zu November 2020 und weist im Vergleich zu Dezember 2019 ein Minus von einem Prozent aus.

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Für das vierte Quartal 2020 ergibt sich für das Verarbeitenden Gewerbe ein saison- und kalenderbereinigter Anstieg der Produktion um 6,6 Prozent nach zuvor plus 14,1 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist die Produktion allerdings das zehnte Quartal in Folge gesunken. Mit zuletzt minus 3,4 Prozent nach minus 10,6 Prozent im dritten Quartal 2020 hat die Fallgeschwindigkeit aber deutlich abgenommen. Die Energieerzeugung stieg saison- und kalenderbereinigt um 4,5 Prozent. Der Vergleich zum Vorjahr weist jedoch ein Minus von 2,9 Prozent aus. Im Baugewerbe stieg die Produktion sowohl im Vorquartalsvergleich (plus vier Prozent) als auch im Vorjahresvergleich (plus 3,1 Prozent). Nachdem seit Jahresbeginn die stärkeren Wachstumsimpulse vom Bauhauptgewerbe ausgingen, entwickelte sich zum Jahresende 2020 das Ausbaugewerbe deutlich stärker.

Produktion, Verarbeitendes Gewerbe 110

20

14,1

15 6,6

100

10 5 0

90

-5

-1,9

-10 -15

80

-20 -18,8

70 2016

2017

2018

2019

-25 -30

2020

Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt

Unter den einzelnen industriellen Hauptgruppen übertrafen die Hersteller von Vorleistungsgütern das saison- und kalenderbereinigte Ergebnis aus dem Vorquartal um 8,9 Prozent und produzierten erstmals seit dem Frühjahr 2018 wieder mehr als vor einem Jahr (plus 1,2 Prozent). Die Investitionsgüterproduzenten verfehlte das Vorjahresergebnis um minus 6,5 Prozent, konnten aber die Produktion im Vergleich zum Vorquartal um 7,3 Prozent steigern. Die Konsumgüterproduktion stieg um 0,4 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2020. Im Vorjahresvergleich war ein Rückgang um 4,2 Prozent zu verzeichnen. Die Industrie hat zum Jahresende 2020 einen großen Schritt in Richtung Normalbetrieb gemacht. Aufgrund des zuletzt guten Auftragsverlaufs ist zumindest nachfrageseitig keine spürbare Drosselung der Produktion zum Jahresbeginn 2021 zu erwarten. Auch hinsichtlich pandemiebedingter Kontaktvermeidung ist eher mit einer Lockerung denn mit weiteren Einschränkungen zu rechnen. Auf Basis der noch vorläufigen Daten hat die Industrieproduktion im Jahresergebnis 2020 mit minus 9,9 Prozent am Ende nur einen Rückgang im einstelligen Bereich erfahren. Dies ist der höheren Anzahl an Werktagen geschuldet. Um Kalendereffekte bereinigt lag das Minus bei 10,7 Prozent. Mit Blick auf die einzelnen Branchen verzeichnete der Fahrzeugbau ein Minus von 23,9 Prozent und war damit wie im Vorjahr, als die Produktion um 11,7 Prozent nachgab, Wachstumsbremse Nummer eins. Die schwache Automobilkonjunktur übertrug sich auch auf die Zulieferindustrien. So verbuchten die Hersteller von elektri-

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schen Ausrüstungen einen Produktionsrückgang um 6,7 Prozent. Verarbeiter und Hersteller von Metallerzeugnissen drosselten ihre Produktion 11,3 Prozent. Produktionsrückgänge im zweistelligen Bereich gab es ebenso im Maschinenbau mit minus 12,8 Prozent, sowie in der Textil- und Modeindustrie mit minus 12,5 Prozent. Die Ernährungsindustrie verbuchte zwar den stärksten Produktionsrückgang seit der Wiedervereinigung. Dieser fiel aber im Vergleich zu den anderen Branchen mit minus 2,9 Prozent wesentlich moderater aus. Die chemische Industrie drosselte ihre Produktion bereits das dritte Mal in Folge, wobei 2020 das Vorjahresergebnis mit minus 0,7 Prozent nur knapp verfehlt wurde. Nur zwei Industriebranchen konnten ihre Produktion ausweiten. Der Anstieg fiel mit plus 0,2 Prozent in der Pharmaindustrie und um 4,4 Prozent in der Holzindustrie aber vergleichsweise gering aus. Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe Vergleich zum Vorjahr in Prozent 2019 2020 2020 Jahr Q2 Q3 Q4 Ursprungswerte kalenderbereinigt

Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2020 Q2 Q3 Q4 Okt Nov Dez saison- und kalenderbereinigt

Produzierendes Gewerbe

-3,3

- 7,6

-18,1

- 8,7

-2,3

-15,7

10,1

6,2

3,5

1,5

0,0

Industrie

-4,2

- 9,9

-22,2

-10,6

-3,4

-18,8

14,1

6,6

3,7

1,5

0,9

Vorleistungsgüter

-3,6

- 6,1

-17,2

- 7,6

1,2

-16,3

10,3

8,9

4,1

2,6

2,0

Investitionsgüter

0,9

-14,9

-30,6

-15,5

-6,5

-24,6

21,7

7,3

5,5

1,4

-0,5

Konsumgüter

-4,7

- 4,4

-10,1

- 4,2

-4,2

- 9,0

5,4

0,4

- 1,6

-0,3

2,6

Energie

-7,2

- 7,2

-13,0

- 4,4

-2,9

-10,8

6,4

4,5

4,9

-2,6

-2,9

Baugewerbe

3,3

3,3

1,7

- 0,4

3,1

- 3,2

- 1,9

4,0

2,0

2,4

-3,2

Bauhauptgewerbe

5,9

5,9

3,8

2,9

2,5

- 1,9

- 0,3

0,4

-0,5

2,3

-4,3

Ausbaugewerbe

1,0

0,0

- 0,4

- 3,6

3,5

- 4,4

- 3,5

7,6

4,4

2,5

-2,2

Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Kapazitätsauslastung normalisiert sich Zum Jahresbeginn 2021 hat sich Kapazitätsauslastung in der Industrie weiter erhöht. Nach Angaben des ifo Institutes lag der Auslastungsgrad der Maschinen im Verarbeitenden Gewerbe zu Beginn des ersten Quartals bei 81,8 Prozent. Das waren zwar 1,7 Prozentpunkte mehr als im Vorquartal, aber ein Prozentpunkt weniger als vor einem Jahr. Zudem sind die Kapazitäten um 2,3 Prozentpunkte geringer ausgelastet als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Der Auslastungsgrad im Verarbeitenden Gewerbe ohne Ernährungsindustrie nahm mit 1,8 Prozentpunkten zwar etwas stärker zu, liegt aber ebenfalls unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Blickt man auf einzelne Branchen stieg der Auslastungsgrad in der chemischen Industrie zuletzt am kräftigsten und erreichte mit 85,6 Prozent den höchsten Wert seit Jahresbeginn 2018. In der metallverarbeitenden Industrie stieg die Kapazitätsauslastung zwar auf 79,3 Prozent. Ebenso wie im Maschinenbau (79,6 Prozent) lag der Auslastungsgrad aber

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

noch deutlich unterhalb des Zehnjahresdurchschnitts. Während bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, optischen und elektronischen Geräten die Auslastung zu Jahresbeginn über das Vorjahresniveau hinaus anstieg, sank die Kapazitätsauslastung im Fahrzeugbau um 1,9 Prozentpunkte auf nunmehr 84,4 Prozent. Der Auslastungsgrad in der Möbelindustrie, beim Schiffbau und in der pharmazeutischen Industrie lag zu Jahresbeginn leicht oberhalb des langjährigen Durchschnitts. In der Bekleidungsindustrie wurde der Wert um 14,7 Prozentpunkte deutlich verfehlt. Dass das Hochfahren der Produktion auf Normalbetrieb nicht immer reibungslos verläuft, zeigt sich unter anderem im Fahrzeugbau. Laut ifo Konjunkturumfrage vom Januar des laufenden Jahres gaben Unternehmen Produktionseinschränkungen aufgrund von Zulieferengpässen an, in diesen Falle Chips. Zugleich werden die Unternehmen mit steigenden Rohstoffpreisen konfrontiert. So stieg der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) Ende Februar im Vorjahresvergleich um 34 Prozent. Der Preisindex ohne Energierohstoffe stieg im gleichen Zeitraum sogar um 53 Prozent. Gegenüber dem letzten Tiefpunkt im April vergangenen Jahres stiegen die Rohstoffpreise (ohne Energie) sogar um 64 Prozent. Umsatz im vierten Quartal fast wieder auf Vorjahresniveau Zum Jahresende 2020 haben sich die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe weiter erholt. Der Vorjahresvergleich weist für das vierte Quartal nur noch einen Rückgang von 2,2 Prozent aus, nach minus 8,8 Prozent im dritten Quartal. Der Inlandsumsatz ging dabei mit minus 1,9 Prozent nicht ganz so stark zurück wie der aus dem Auslandsgeschäft (minus 2,6 Prozent). Lagen die Umsatzeinbußen im Oktober noch bei 3,6 Prozent und im November 2,3 Prozent, verminderte sich der Abstand zum Vorjahresniveau im Dezember auf nur noch 0,6 Prozent. Für das gesamte Jahr 2020 fiel der Umsatzrückgang mit minus 10,1 Prozent allerdings zweistellig aus. Dabei waren die Umsatzeinbußen aus dem Inlandsgeschäft mit 7,5 Prozent deutlich geringer aus die aus dem Geschäft mit dem Ausland (minus 10,9 Prozent). Umsatz* im Verarbeitenden Gewerbe 2020

Holzverarbeitung

5,9 0,7

Nahrung, Getränke, Tabak Glas, Keramik, Steine, Erden

0,3

Chemie

-3,0

Elektroindustrie

-6,8

Papier u. Pappe

-7,4

Pharmazie

-8,3

Metallherstellung und Verarbeitung

-8,9

Maschinenbau

-11,0

sonstiger Fahrzeugbau

-11,4

Textil Bekleidung Leder

-11,4

Fahrzeugbau

-13,0

*Veränderung in Prozent zum Vorjahreszeitraum Quelle: Statistisches Bundesamt

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Unter den einzelnen Branchen verbuchten die die Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen im Jahr 2020 Umsatzrückgänge von dreizehn Prozent im Vorjahresvergleich. Im sonstigen Fahrzeugbau und bei den Herstellern von Textilien, Bekleidung und Lederwaren betrug das Umsatzminus jeweils 11,4 Prozent. Im Maschinenbau waren es elf Prozent. Im Bereich Metallerzeugung und -bearbeitung lag der Umsatzrückgang mit minus 8,9 Prozent im oberen einstelligen Bereich, ebenso in der pharmazeutischen Industrie mit minus 8,3 Prozent und in der Elektroindustrie mit minus 6,8 Prozent. In der chemischen Industrie hielten sich die Umsatzeinbußen mit minus drei Prozent in Grenzen. Die Hersteller von Glas, Keramik, Steine und Erden und die Ernährungsindustrie konnten ihre Umsätze laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr um 0,3 Prozent bzw. 0,7 Prozent steigern, die Holzverarbeitenden Industrien sogar um 5,9 Prozent. Konjunkturelle Erholung in der Industrie dank Basiseffekt Aufgrund des starken Produktionsrückgangs im Frühjahr 2020 und der außerordentlich kräftigen Erholung in der zweiten Jahreshälfte startet das Verarbeitende Gewerbe mit einem statistischen Überhang in das neue Jahr. Sollte die Produktion im Jahr 2021 auf dem Niveau des vierten Quartals 2020 verharren, würde dies im Jahresergebnis einen Produktionsanstieg um 6,1 Prozent bedeuten. In der Investitionsgüterproduktion beträgt der statistische Überhang sogar 7,7 Prozent, bei Vorleistungsgütern 6,8 Prozent. In der weniger zyklischen Konsumgüterproduktion ist d er Wert mit 0,6 deutlich kleiner. Nicht allein statistische Effekte sprechen dafür, dass die Industrie nach zehn Quartalen aus der Rezession herauswächst. Der Auftragseingang ist im vierten Quartal 2020 nicht nur gegenüber dem Vorquartal gestiegen, sondern liegt erstmals seit Jahresmitte 2018 deutlich über dem Vorjahresniveau. Der Einkaufmanagerindex für die Industrie kletterte im Februar auf den höchsten Wert seit 37 Monaten. Mit einem Wert von 60,7 bewegt der sich deutlich oberhalb der Schwelle von 50 Indexpunkten, ab der eine Expansion angezeigt wird. Ifo Geschäftsklima: Zuversicht der Unternehmen steigt Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Februar 2021 deutlich verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg um 2,1 Indexpunkte. Das war gleichzeitig der stärkste Anstieg seit August 2020. Die befragten Unternehmen schätzten nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage günstiger ein als im Januar. Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich deutlich verbessert. Unter den einzelnen Sektoren stieg die Stimmung bei den Dienstleistern leicht an. Sie schätzen mehrheitlich ihre aktuelle Lage etwas besser ein und blicken auch wieder optimistischer in die Zukunft. Für das Gastgewerbe bleibt die Situation zwar schwierig, dafür machte sich mit Blick auf die Urlaubssaison in der Tourismusbranche etwas Optimismus breit. Selbst im Handel hat sich das Geschäftsklima etwas verbessert. Dies war auf die gestiegenen Erwartungen zurückzuführen, während sich die Lageeinschätzung nach dem Absturz im Januar weiter eingetrübt hat. Auch im Bauhauptgewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima. Die aktuelle Lage wurde zwar wegen des kalten Wetters etwas schlechter beurteilt. Dafür stiegen erstmals seit vier Monaten wieder die Geschäftserwartungen. Im Verarbeitenden Gewerbe legte der Geschäftsklimaindex mit 3,2 Punkten so kräftig zu wie zuletzt im Sommer des vergangenen Jahres. Ihre aktuelle Lage schätzten die Unternehmen inzwischen das achte Mal in Folge besser ein als im Vormonat. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen für die kommenden sechs Monate zuletzt deutlich verbessert. Auch die Exporterwartungen stehen weiter auf grün. Sie stiegen nicht nur das dritte Mal in Folge. Seit Dezember 2020 sind bei den befragten Unternehmen auch die Optimisten in der Überzahl.

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

ifo Konjunktur-Uhr Deutschland ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe*

30

Erwartungen für die nächsten 6 Monate

20

Jan 2011

Aufschwung

Boom

Jan 2014

10

Februar 2021 Jan Jan 2017 2021 Jan 2016 Jan Jan 2015 Jan 2012 2020 Jan Jan 2019 2013

Jan 2010

0 -10

Jan 2018

-20 -30 -40 -50

Jan 2009 Abschwung

Rezession

-60 -60

-50

-40

* Salden, saisonbereinigt

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

50

60

Beurteilung der Geschäftslage

Quelle: ifo Institut

Perspektiven Obwohl die Aktivitäten im Verarbeitenden Gewerbe seit Jahresbeginn kaum beeinträchtigt wurden, zeichnet sich für das erste Quartal 2021 aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen, die vor allem den Dienstleistungssektor betreffen, ein Rückgang der Wirtschaftsleistung ab. Mit den zu erwartenden Lockerungen und einer zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung dürfte sich das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben mit Beginn des Frühjahr Schritt für Schritt normalisieren. Die Digitalisierung hat einen Schub erhalten. Die ökonomischen Gefahren, die von Grenzschließungen ausgehen, sind bekannt. Hier sollte Vorsicht walten. Deutschland ist eine offene Volkswirtschaft, lebt vom weltweiten Handel und sollte daher auch seine Grenzen offenlassen. Wie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wird der Außenhandel im laufenden Jahr einen deutlichen Beitrag zur Erholung leisten. Die stärksten Wachstumsimpulse werden vom Handel mit China ausgehen. In den USA dürfte die Wirtschaft mit dem im März noch wahrscheinlich eintretenden Konjunkturpaket ebenfalls auf einen sehr starken Wachstumskurs einschwenken. Die BIP-Prognosen für unser wichtigsten Handelspartner weisen allesamt ein robustes Wachstum aus, so dass der Export die Konjunktur stützen dürfte. Wir rechnen mit einem Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen in einer Größenordnung von real sechs Prozent. Importseitig wird dies nicht nur einen höheren Bezug von Vorleistungsgütern nach sich ziehen. Zusammen mit den steigenden Konsumausgaben dürften die Importe preisbereinigt um 5,5 Prozent zunehmen. In der Summe geht vom Außenbeitrag ein Wachstumsimpuls in einer Größenordnung von 0,6 Prozentpunkten auf das BIP aus.

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Entwicklung der Ausfuhren der 12 wichtigsten Exportmärkte Deutschlands 2020 Ausfuhren

2021

ggü. Vj.

in Mrd. Euro

Anteil in %

BIP Prognose in % z. Vj. IWF

EU KOM

103,8

-12,5

8,6

5,1

3,7**

China

95,9

- 0,1

8,0

8,1

7,3**

Frankreich

91,1

-14,8

7,6

5,5

5,5

Niederlande

84,4

- 8,0

7,0

3,0

1,8

Großbritannien

66,9

-15,0

5,6

4,5

3,3**

Polen

64,7

- 1,7

5,4

2,7

3,1

Italien

60,6

-11,1

5,0

3,0

3,4

Österreich

59,9

- 9,1

5,0

4,6*

2,0

Schweiz

56,3

- 0,1

4,7

3,6*

Belgien

43,3

- 6,3

3,6

5,4*

3,9

Tschechien

39,6

-11,7

3,3

5,1*

3,2

Spanien

37,5

-15,4

3,1

5,9

5,6

Top 12

803,9

- 9,0

66,9

Eurozone

441,0

-11,1

37,0

4,2

3,8

1 205,0

- 9,2

100,0

5,5

5,2***

USA

Welt

Quellen: IWF (Januar 2021; *Oktober 2020), Europäische Kommission (Februar 2021; ** November 2020) *** Welt ohne EU

Mit zunehmenden Lockerungen ist im weiteren Jahresverlauf wieder mit einer steigenden Beschäftigung und damit verbundenen steigenden Einkommen zu rechnen. Dies dürfte die Konsumnachfrage beleben, die zusätzlich noch durch die zum Jahreswechsel in Kraft getretenen Steuersenkungen und dem hohen Sparüberhang aus dem vergangenen Jahr verstärkt werden. Wir rechnen daher mit einem Anstieg der Konsumausgaben der Privaten Haushalte in einer Größenordnung von real vier Prozent. Zusammen mit den öffentlichen Konsumausgaben, die nach unseren Einschätzungen um ein Prozent steigen dürften, werden von den Konsumausgaben im Jahr 2021 die stärksten Wachstumsimpulse ausgehen. Die Investitionstätigkeit dürfte im Jahr 2021 wieder anziehen. Bei den Investitionen in Ausrüstungen ist nach dem zweistelligen Rückgang im Vorjahr mit einem positiven Rückpralleffekt zu rechnen, der aber mit plus sieben Prozent den Einbruch aus dem Vorjahr nicht kompensieren dürfte. Dafür war die Investitionsgüternachfrage aus dem Inland zum Jahresende 2020 nicht stark genug. Die niedrigen

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Zinsen sorgen weiter für stabile Entwicklung beim Wohnungsbau, der den Großteil der Bauinvestitionen ausmacht. Investitionen in Gewerbebauten nehmen eher ab, Investitionen in (Abwasser-)Netze sind erfahrungsgemäß weniger konjunkturreagibel. Im öffentlichen Bau dürfte der Bund mehr investieren. In den Ländern sind keine Steigerungen zu erwarten und den Kommunen, die knapp 60 Prozent der gesamten öffentlichen Bauinvestitionen tätigen, fehlen angesichts sinkender Gewerbesteuereinnahmen die Mittel. Unterm Strich dürften die Bauinvestitionen im laufenden Jahr mit 0,5 Prozent nur leicht steigen. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) dürften sich nach dem Rückgang im Vorjahr um zwei Prozent erhöhen. In der Summe ergibt sich ein Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr von 2,9 Prozent sowie ein Wachstumsbeitrag von 0,6 Prozentpunkten. In der Summe dürfte das Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2021 gegenüber dem Vorjahr in realer Rechnung um 3,5 Prozent steigen. Wir gehen bei unseren Einschätzungen davon aus, dass mit Beginn der Impfungen im Frühjahr die pandemiebedingten Einschränkungen schrittweise zurückgenommen werden und eine dritte Welle vermieden werden kann. Mit einer Rückkehr auf Vorkrisenniveau ist erst in der zweiten Jahreshälfte 2022 zu rechnen. BDI-Prognose für 2020: Veränderung der realen Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr in Prozent IST

BDI

Bundesregierung

2020

2021

2021

Europäische Kommission 2021

Bruttoinlandsprodukt

- 4,9

3,5

3,0

3,5

Konsumausgaben

- 3,5

3,1

-

-

- 6,1

4,0

3,6

3,6

3,3

1,0

1,1

2,0

- 3,1

2,9

3,6

2,8

-12,1

7,0

6,5

7,1

1,9

0,5

1,9

-

- 1,1

2,0

4,1

-

Exporte

- 9,4

6,0

6,4

6,2

Importe

- 8,5

5,5

7,2

5,5

Außenbeitrag, Wachstumsleistung

- 1,1

0,6

0,1

0,6

- Private Konsumausgaben - Staatsverbrauch Bruttoanlageinvestitionen - Ausrüstungsinvestitionen - Bauinvestitionen - Sonstige Anlagen

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesregierung (Januar 2021) Europäische Kommission (November 2020), eigene Berechnungen

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Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29 10178 Berlin T: +49 30 2028-0 www.bdi.eu Autoren Dr. Klaus Günter Deutsch T: +49 30 2028-1591 k.deutsch@bdi.eu Thomas Hüne T: +49 30 2028-1592 t.huene@bdi.eu Redaktion/Grafiken Marta Gancarek T: +49 30 2028-1588 m.gancarek@bdi.eu

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Wirtschaft wächst im Jahr 2021 um 3,5 Prozent | Kräftiger Effekt bei Investitionen, Außenhandel stützt 05/03/2021

Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison- und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent 2019

2020

2019

2020

Q3

Q4

Q1

Q2

Q3

Q4

1,9

-3,5

0,6

0,1

-1,5

-7,2

7,5

-2,5

-Private Konsumausgaben

1,6

-6,1

0,3

0,1

-2,3

-11,0

10,8

-3,3

-Konsumausgaben des Staates

2,7

3,3

1,4

0,3

0,5

2,1

0,6

-0,5

2,5

-3,1

-0,1

-0,2

-0,8

-6,6

3,9

1,0

-Ausrüstungsinvestitionen

0,5

-12,1

-1,4

-2,0

-6,9

-15,1

15,9

-0,1

-Bauinvestitionen

3,8

1,9

0,3

0,4

4,3

-4,3

- 1,3

1,8

-sonstige Anlagen

2,7

-1,1

1,2

1,1

-4,1

0,6

1,9

0,6

Inländische Verwendung

1,2

-4,2

-0,3

0,3

-1,4

-7,1

4,7

-0,3

Exporte

1,0

-9,4

1,3

-0,3

-3,3

-20,4

18,0

4,5

Importe

2,6

-8,5

0,0

0,3

-2,0

-15,9

9,0

3,7

Insgesamt

0,6

-4,9

0,3

0,0

-2,0

-9,7

8,5

0,3

Konsumausgaben

Bruttoanlageinvestitionen

Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten) Konsumausgaben

1,4

-2,5

0,4

0,1

-1,1

-5,3

5,7

-1,9

-Private Konsumausgaben

0,8

-3,2

0,1

0,0

-1,2

-5,7

5,5

-1,8

-Konsumausgaben des Staates

0,5

0,7

0,3

0,1

0,1

0,4

0,1

-0,1

0,5

-0,8

0,0

-0,1

-0,2

-1,5

0,9

0,2

-Ausrüstungsinvestitionen

0,0

-0,9

-0,1

-0,1

-0,5

-1,0

1,0

0,0

-Bauinvestitionen

0,4

0,2

0,0

0,1

0,5

-0,5

-0,2

0,2

-sonstige Anlagen

0,1

0,0

0,1

0,0

-0,2

0,0

0,1

0,0

-0,7

-0,7

-0,7

0,2

0,0

0,0

-2,0

1,4

1,2

-3,9

-0,3

0,2

-1,3

-6,8

4,6

-0,3

-0,6

-1,1

0,6

-0,3

-0,7

-2,9

3,9

0,6

Bruttoanlageinvestitionen

Vorratsveränderungen u. Ä. Inländische Verwendung Außenbeitrag Quelle: Destatis

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