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Kriegsfolgen und ihre Einschätzung

Summe dürften diese Entwicklungen auf einen negativen Außenbeitrag hinauslaufen und das BIPWachstum belasten.

Mit den Lockerungsmaßnahmen haben sich die Aussichten für eine steigende Beschäftigung, insbesondere im Dienstleistungsbereich, erhöht. Der Rückgang der Kurzarbeit, der geplante Anstieg des gesetzlichen Mindestlohns und der hohe Sparüberhang aus dem vergangenen Jahr könnten zwar zu einem Anstieg der Konsumausgaben der Privaten Haushalte beitragen. Die stark gestiegenen Preise für Energie, aber auch für Nahrungsmittel, dürften jedoch zu erheblichen Kaufkraftverlusten führen und dämpfend auf die Konsumnachfrage wirken. Dafür ist mit Blick auf die zu erwartende Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine sowie durch absehbare Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zum Ausgleich von kriegsbedingen Belastungen auch im Jahr 2022 mit einem Anstieg der öffentlichen Konsumausgaben zu rechnen. In der Summe dürfte nach unseren Einschätzungen von den Konsumausgaben noch leichte Wachstumsimpulse ausgehen.

Die Investitionstätigkeit dürfte sich trotz notwendiger Investitionen für die digitale und energetische Transformation im laufenden Jahr nur verhalten entwickeln. Der Anfang Februar veröffentlichte vierteljährliche Bank Lending Survey der EZB signalisierte zwar aufgrund der deutlich gestiegenen Kreditnachfrage von Unternehmen in Deutschland eine Belebung bei den Investitionen. Die mit dem Russland-Ukraine-Krieg gestiegenen Unsicherheiten dürften jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Zurückhaltung bei den Investoren führen, zumal sich auch die Exporterwartungen am aktuellen Rand dramatisch verschlechtert haben. Dementsprechend dürften sich die Wachstumsimpulse der Ausrüstungsinvestitionen verflüchtigen.

Der hohe Bedarf an Wohnraum und die noch immer günstigen Finanzierungssituation spricht weiterhin für eine stabile Entwicklung beim Wohnungsbau, der den Großteil der Bauinvestitionen ausmacht. Bei gewerblichen Bauten hat es zwar im vergangenen Jahr ein Genehmigungsplus gegeben. Unsicherheiten bestehen aber im Hinblick auf deren Realisierung. Neben der kriegsbedingten Zurückhaltung der Investoren geht mit einer Zunahme an mobiler Arbeit auch der Bedarf an Büro- und Verwaltungsgebäuden zurück. Positive Signale kommen vom Wirtschaftstiefbau. Neben dem Ausbau des Schienennetzes durch die Deutsche Bahn AG stehen bei Ver- und Entsorgern Investitionen in den Bereichen regenerativer Energien sowie beim Netzausbau an. Im öffentlichen Bau sollten die Anlaufprobleme der Autobahn-GmbH des Bundes überwunden sein, damit die Mittel für den Neu- und Ausbau des Fernstraßennetzes auch umgesetzt werden. Bei den Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) rechnen wir wie in den beiden Jahren zuvor nur mit einem geringen realen Wachstum. In der Summe dürfte von den Bruttoanlageinvestitionen nur ein geringer Wachstumsimpuls ausgehen.

Kriegsfolgen und ihre Einschätzung

Durch die Folgen des Krieges in der Ukraine wird das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im laufenden Jahr erheblich belastet. Mögliche Wachstumseintrübungen für den Euroraum sind jüngst als Szenariobetrachtung von der EZB auf minus 0,5 bis minus 1,9 Prozentpunkte geschätzt worden, wobei weitere finanzpolitische Maßnahmen der Regierungen noch nicht berücksichtigt worden sind (EZB 2022). Auch die OECD (OECD 2022) hat berechnet, wie sich die seit Kriegsbeginn beobachteten Entwicklungen auf den Rohstoff- und Finanzmärkten auf das globale BIP auswirken, sollten diese von Dauer sein. Dies würde das globale BIP-Wachstum im laufenden Jahr um über ein Prozentpunkt vermindern und die globale Inflation um 2½ Prozentpunkte erhöhen. Die europäischen Volkswirtschaften wären dabei neben Russland und Ukraine am stärksten betroffen. Für den Euroraum beliefen sich die

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