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Industrieproduktion: Erholung gerät durch Zulieferengpässe ins Stocken

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im Juni 2022 kalender- und saisonbereinigt 0,5 Prozent höher als im Vormonat und 14,1 Prozent höher als vor einem Jahr. Damit stieg der Auftragsbestand auf den höchsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Januar 2015. Während die noch nicht abgearbeiteten Aufträge aus dem Inland im Vergleich zum Vormonat um zwei Prozent stiegen, ging der Orderbestand aus dem Ausland mit minus 0,3 Prozent etwas zurück.

Industrieproduktion: Erholung gerät durch Zulieferengpässe ins Stocken

Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Bau) ist im Juli 2022 saisonund kalenderbereinigt im Vergleich zum Vormonat um ein Prozent gesunken. Gegenüber dem Vorjahresmonat nahm die Produktion ebenfalls ab (minus 1,4 Prozent). Im Vergleich zu Februar 2020, dem letzten Monat vor Beginn der Pandemie, fiel die saison- und kalenderbereinigte Produktion 6,6 Prozent niedriger aus. Die Energieerzeugung stieg im Juli mit plus 2,8 Prozent erneut an. Im Baugewerbe nahmen die Aktivitäten im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Prozent zu. Dennoch resultierte hieraus aufgrund der schwachen Industriezahlen für das Produzierende Gewerbe ein leichter Rückgang der Produktion um 0,3 Prozent.

Trotz Aufwärtsrevision der Juni-Daten sank die Industrieproduktion im zweiten Quartal 2022 gegenüber dem ersten Quartal saison- und kalenderbereinigt um 0,7 Prozent. Bereits im ersten Quartal wurde ein Minus von 0,2 Prozent verbucht. Der Vergleich zum Vorjahreszeitraum weist einen Rückgang um 1,1 Prozent aus. Die Energieerzeugung verminderte sich saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem vorherigen Quartal um 0,3 Prozent. Der Vergleich zum Vorjahr weist ein Plus

Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe

Vergleich zum Vorjahr in Prozent Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2020 2021 2021 2022 2021 2022

Jahr Q4 Q1 Q2 Q4 Q1 Q2 Mai Jun Jul Ursprungswerte kalenderbereinigt saison- und kalenderbereinigt

Produzierendes Gewerbe -6,7 3,7 -1,8 -0,4 -1,4 2,1 0,4 -1,2 -0,1 0,8 -0,3

Industrie -8,9 4,8 -1,4 -1,4 -1,1 2,6 -0,2 -0,7 0,5 1,4 -1,0

Vorleistungsgüter -6,1 8,3 0,7 -0,8 -3,4 -0,4 1,1 -1,4 -0,4 0,5 -0,6

Investitionsgüter -13,0 2,7 -4,9 -4,6 -1,0 6,3 -1,9 -0,3 2,2 2,2 -0,8

Konsumgüter -3,7 2,8 3,5 5,1 3,1 0,3 1,6 -0,3 -0,9 0,7 -2,4

Energie -6,1 2,9 1,9 3,1 0,5 2,1 0,2 -0,3 -6,2 0,1 2,8

Baugewerbe 4,2 -1,3 -4,6 4,2 -2,8 -0,2 2,9 -3,3 -1,2 -0,9 1,4

Bauhauptgewerbe 5,4 0,9 1,6 8,8 0,3 1,2 4,0 -3,3 1,8 0,0 -1,3

Ausbaugewerbe 3,1 -3,3 -9,2 -0,6 -6,0 -1,5 1,8 -3,3 -4,2 -1,9 4,4

Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

von 0,5 Prozent aus. Im Baugewerbe nahmen die Aktivitäten nach dem witterungsbedingten starken ersten Quartal saison- und kalenderbereinigt um 3,3 Prozent ab. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Produktion im zweiten Quartal 2022 um 2,8 Prozent zurück.

Unter den einzelnen industriellen Hauptgruppen verzeichneten die Hersteller von Vorleistungsgütern mit minus 1,4 Prozent die stärksten Produktionseinbußen im saison- und kalenderbereinigten Vorquartalsvergleich. Gegenüber dem Vorjahresquartal betrug der Rückgang sogar 3,4 Prozent. Die Investitionsgüterproduktion sank im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent, nach minus 1,9 Prozent zum Jahresbeginn. Der Vorjahresvergleich wies mit minus ein Prozent bereits das vierte Mal in Folge einen Rückgang aus. Die Konsumgüterhersteller drosselten ihre Produktion im Vergleich zum Vorquartal zwar leicht im 0,3 Prozent. Im Vorjahresvergleich stieg die Produktion mit plus 3,1 Prozent bereits das fünfte Quartal in Folge.

Nach wie vor beeinträchtigt die Knappheit an Vorprodukten die Produktion in der Industrie. Zwar haben laut ifo-Institut die Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen ein wenig abgenommen. Dafür nehmen die Unsicherheiten aufgrund des Kriegs in der Ukraine zu und die Produktion erhält durch die stark steigenden Energiepreise einen zusätzlichen Dämpfer. Per Juli verharrte die Produktion in der Industrie noch auf dem Niveau des Vorquartals. Die neusten Stimmungsindikatoren signalisieren für die nächsten Monate aber einen Produktionsrückgang. Zudem haben im Juli und August die niedrigen Pegelstände die Binnenschifffahrt belasten und die Industrieproduktion beeinträchtigt.

Produktion, Verarbeitendes Gewerbe

110 40

100 30

20

90

80

2,6

-0,2 -0,7 0,0

10

0

-10

-20

70

2018 2019 2020 2021 2022

Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt -30

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