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Unternehmenskredite an Unternehmen ohne externes Rating

Der sogenannte Output-Floor in Höhe von 72,5 Prozent stellt eine regulatorische Limitierungsmaßnahme hinsichtlich der Nutzung von internen Modellen zur Risikoberechnung dar. Banken haben grundsätzlich die Möglichkeit, ihre Risiken mittels Standardansätzen (keine eigene Modellierung möglich) oder Modellen zu berechnen. Im Vergleich zu den Modellrechnungen, die deutlich komplexer sind, aber grundsätzlich das Potenzial aufweisen, genauer und näher am eigentlichen Risikowert zu sein, sind Standardansätze um ein Vielfaches einfacher anzuwenden, mit jedoch weitaus konservativeren Berechnungsvorgaben und demzufolge „teureren“ Ergebnissen (Banken müssen für entsprechende Positionen mehr Eigenkapital vorhalten). Ein Output-Floor von 72,5 Prozent besagt, dass das von Banken errechnete Modellergebnis für ihre Risikopositionen mindestens 72,5 Prozent der gleichen mittels des Standardansatzes errechneten Positionen betragen muss; der Vorteil der Nutzung eines internen Modells wird damit auf maximal 27,5 Prozent begrenzt.

Ein wesentlicher Effekt der Limitierung der Modellnutzung ist, dass es besonders bei risikoärmeren Portfolien zu deutlichen Anstiegen in der Eigenkapitalhinterlegung führt, da die Kapitalanforderungen für die gleichen risikoärmeren Positionen im Standardansatz deutlich konservativer geschätzt werden. Dies führt auch zu negativen Auswirkungen auf das Produkt-Pricing, widergespiegelt in höheren Finanzierungskosten. Hierbei aus deutscher Sicht besonders hervorzuheben sind sogenannte „Unrated Corporates“ (unbeurteilte Unternehmen, Unternehmen ohne externes Rating) mit stabilen BusinessModellen und guter Performance und die Immobilienfinanzierung mit geringem Risiko.

Unternehmenskredite an Unternehmen ohne externes Rating

In der EU (bis zu 80 Prozent) und ebenso in Deutschland befinden sich sehr viele Unternehmen ohne externes Rating. Dies hat die verschiedensten Gründe. Ein wesentlicher dürfte jedoch sein, dass besonders Unternehmen des deutschen Mittelstands (kleine bis mittlere Größe mit mehr als 250 Mitarbeitern) sich zum einen selten adäquat durch die üblichen Ratingagenturen eingeschätzt wiederfinden, zum anderen dem hohen (finanziellen) Aufwand kein ausreichender Nutzen gegenüberstehen sehen. In die Zukunft blickend ist nicht davon auszugehen, dass sich diese Einstellung in den nächsten Jahren signifikant ändern wird.

Unternehmen, die kein externes Rating vorweisen können, erhalten im Standardansatz eine Gewichtung von 100 Prozent. Die durchschnittliche Risikogewichtung im Modellansatz lag im dritten Quartal 2021 gemäß Supervisory Banking Statistics der EZB im Bereich der Unternehmensfinanzierung („Exposure to Corporates“) bei 41 Prozent.7 Wendet man nun auf die 100 Prozent den Output-Floor von 72,5 Prozent an, erreicht man noch immer eine signifikante Differenz zum durchschnittlichen Modellrechnungsergebnis.

Die Kommission schlägt für den Übergangszeitraum bis 2032 eine Zwischenlösung vor, bei der Unternehmen ohne externes Rating, aber mit einer guten Bonität (Ausfallwahrscheinlichkeit von 0,5 Prozent, entspricht „Investment Grade“) ein Risikogewicht von 65 Prozent erhalten können. Zusammen mit dem angewandten Output-Floor kommt man den Werten der EZB-Statistik erfreulich nah.

Diese Zwischenlösung ist zunächst einmal positiv, sie sollte aber keinesfalls zeitlich begrenzt werden. Hierbei kämen verschiedene Ansätze in Frage. Ein vielversprechender wäre ein privatwirtschaftlicher Pooling-Ansatz, bei dem weiterhin die wie bei der Zwischenlösung genutzten von Banken geschätzten Ausfallwahrscheinlichkeiten Anwendung finden könnten. Durch geeignete regulatorische Aufbau- und Ablaufmaßnahmen könnte das nötige Maß an prudentieller Vorsicht bei dieser dauerhaften Lösung

7 EZB, Supervisory Banking Statistics - Third quarter 2021 (europa.eu), Seite 59.

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