BDKJ Aktuell (02/2012)

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02|2012 > „Kritischer Konsum“

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Vorwort < BDKJ aktuell

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Was ist Kritischer Konsum? > Einmal alles auf den Kopf stellen –

Was ist Kritischer Konsum?

Inhalt Was ist Kritischer Konsum? Einmal alles auf den Kopf stellen … Literaturtipps/Verweise 13 Tipps für den Alltag Siegel-Übersicht Interview mit den Food-Fighters Taste the waste Das schmeckt auch den Produzenten … Fair geht vor – mit dem Martinsriegel … Vorfahrt für den Nikolaus Aus dem Kleiderschrank in alle Welt Hirtenbrief der Boliv. Bischofskonferenz

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BDKJ BDKJ und außerschulische Jugendarbeit Zwischen Friedensethik und Dialogprozess 20 Jahre SoFiA e.V. Bolivien-Kleidersammlung Sexualisierte Gewalt – was ist das überhaupt? Zivilcourage-Training Aktion „Josefstag“ baut Brücken „Entschuldung wirkt“

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Sternsinger: „Segen bringen, Segen sein“ Wie ticken Jugendliche 2012? „Uns schickt der Himmel“ – 72-Stunden Aktion Freiwillige in Bolivien und im Bistum Trier

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Verbände Diözesanjungschützentag DJK-Jugendevent in der Eifel DJK-Sportjugend auf der Heilig-Rock-Wallfahrt Ein Hemd für alle Fit fürs Lager „KIKO – Jetzt reden wir!“ „Bin … da.“ – KjG feiert Gottesdienst Kolpingjugend fasst Meisterdieb PSG: Camp it – Move it – Guide it

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Landesjugendringe Kinderschutz in der Jugendarbeit „Jugendarbeit braucht Freiräume!“

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Adressen Adress-/Kontaktverzeichnis Impressum

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Foto: Lukas Hersemeyer / jugendfotos.de

Kritischer Konsum heißt Hinterfragen, Hinter-dieKulissen- Schauen, Nachfragen und Nachhaken und somit deutlich zu machen: Es ist uns nicht egal, unter welchen Bedingungen produziert wird. Wir wollen so konsumieren, dass wir dadurch ein klares Zeichen setzen für menschenwürdige Arbeit und die Bewahrung der Schöpfung.

Foto: Max Strohmeier / jugendfotos.de

Liebe Leserinnen und Leser!

Wie kann man als KonsumentIn in diesem Dschungel da überhaupt noch den Durchblick behalten? Die katholischen Jugendverbände setzen sich seit vielen Jahren für das Thema des kritischen Konsums ein.

In Leo Hickmans äußerst lesenswertem Buch „Fast nackt – Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben“ stellt zu Beginn ein Expert/innen-Team die Wohnung auf den Kopf. Nicht nur der Kühlschrank und der Vorratsschrank wird von „unfairen“ Produkten befreit, auch die Reinigungsmittel, die Art in den Urlaub zu fahren, die Windeln der Tochter und das Bankkonto kommen unter die Lupe. Der einjährige Selbstversuch beginnt mit einem Schock. All das soll oder muss ich ändern, wenn ich ethisch korrekt leben will? Muss ich mein ganzes Leben ändern? – Ändern vielleicht nicht, aber auf den Kopf stellen schon!

Neben dem direkten Konsum ist es wichtig, Veränderungen einzufordern. Das kann ich beispielsweise,

Vorwort Das Thema „Kritischer Konsum“ ist zurzeit in aller Munde. In Tageszeitungen und Dokumentationen wird über zahlreiche Nahrungsmittelskandale berichtet und in unzähligen Fernsehtalkshows wird darüber diskutiert was wirklich Bio ist und was nicht. Welche Siegel gibt es und was bedeuten sie? Saisonal, fair, regional einkaufen, wie geht das eigentlich? Sind Bio – Tomaten aus Spanien wirklich ökologisch? Was passiert mit meinen Kleidern in der Kleidersammlung? Wie kann ich nachhaltig mit Ressourcen umgehen?

Einmal alles auf den Kopf stellen – Kritischer Konsum erfordert Veränderungen

Mit dieser BDKJ-Aktuell-Ausgabe möchten wir dem Thema ein wenig auf den Grund gehen. Mit Tipps und Tricks zeigen wir, was man alles tun kann, um fairer und kritischer zu konsumieren. Darüber hinaus berichten wir, was in den letzten Monaten beim BDKJ und den Mitgliedsverbänden geschehen ist und geben einen Ausblick auf kommende Veranstaltungen. Dabei darf die 72-Stunden-Aktion vom 13. bis 16. Juni 2013 natürlich nicht fehlen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! Frank Kettern, Diözesanvorsitzender

Das Hauptziel von kritischem Konsum ist es, unser Konsumverhalten und dessen Auswirkungen zu hinterfragen. Wo und unter welchen Bedingungen ist mein neuer Turnschuh produziert? Sind Bio-Kartoffeln aus Israel wirklich ökologisch? Worin investiert meine Bank mein Geld? Wieviel Getreide benötigt ein Kilogramm Rindfleisch? Welche Milch ist garantiert frei von Gentechnik? - Wenn ich kritische Fragen stelle, erfahre ich oft die wahre Geschichte hinter einem Produkt. Kritischer Konsum kann heißen, etwas bewusst nicht zu kaufen; Etwas bewusst in einem kleinen Fachgeschäft statt im Discounter zu kaufen; Ganz bewusst das regionale Produkt, die energieeffiziente Variante oder das fair gehandelte Produkt zu wählen. Auf dieses Bewusstsein kommt es an!

Foto: Daniel Eichenberg / jugendfotos.de


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Kritischer Konsum erfordert Veränderungen < Was ist Kritischer Konsum?

bände haben Vorbildwirkung! Wir können Gewohnheiten auf den Kopf stellen! Wir können zeigen, dass es auch anders geht und dass wir bereit sind, für unsere Schöpfung, für Mensch und Natur Verantwortung zu übernehmen! Foto: Zeno F. Pensky / jugendfotos.de

indem ich mich Kampagnen anschließe, Eilaktionen unterschreibe, an Unternehmensverantwortung appelliere oder die Öffentlichkeit sensibilisiere. Das fängt schon an, wenn ich meine Freunde via social media auf interessante Dokumentationen hinweise. Wenn ich in der Gemeinde ein Faires Frühstück organisiere. Oder wenn ich an einer Demo gegen Atomstrom teilnehme. Kritischer Konsum wird umso wirkungsvoller, je mehr ich versuche, Veränderungen in meinem jeweiligen Umfeld zu erreichen. Der BDKJ möchte ermutigen, auf die großen Einkäufer zuzugehen – den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin, Kommunen, den Pfarrgemeinderat, die Schulkantine, das örtliche Altenheim – und mit ihnen in die Diskussion zu kommen. Aus kleinen Anfängen kann Großes entstehen! Eine Studie zum Konsumverhalten von Diakonie-Einrichtungen hat beispielsweise ergeben: Würden alle diakonischen Krankenhäuser nur ein Mal im November einen nichtsaisonalen Tomatensaltat gegen Blumenkohl- oder Rucola-Salat ersetzen, würden dadurch rund neun Tonnen CO2 eingespart!

Die Internetplattform www.kritischerkonsum.de stellt für Euch Hintergrundinfos, Tipps und Aktionsideen zusammen. Zahlreiche Beispiele zeigen, wie es gelingen kann, im Kleinen einmal alles auf den Kopf zu stellen. Lasst dem Wissen Taten folgen! Nutzt die Bereitschaft für Veränderungen! Stoßt vor Ort Veränderungen an! Kritischer Konsum lebt von der Macht der vielen kleinen Schritte, der Aktionen und Appelle! Je mehr mitmachen, desto mehr kann erreicht werden.

Klamotten, Geschenke, Geldanlagen: 13 Tipps für den Alltag Eineinhalb Jahre ist es jetzt her. Der Supergau von Fukushima führt uns die Fehlbarkeit von Atomkraft vor Augen, die fatalen Auswirkungen und die Notwendigkeit, davon Abstand zu nehmen. Die logische Konsequenz für den Alltag: zu einem Ökostromanbieter wechseln. Eineinhalb Jahre ist es her …

13 Dinge, die eigentlich so leicht wären, endlich anzugehen: • •

für Entwicklungsfragen an der BDKJ-Bundesstelle

Literaturtipps/Verweise:

auskundschaften: Wo kann ich in meiner Nähe regionale Produkte bekommen?

Fast nackt: Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben Taschenbuch, 2008 EED und Brot für die Welt

Ökofaire Beschaffungspraxis in Kirche und Diakonie – Potentiale, Hemmisse und Handlungsperspektiven. Studie aus dem September 2011 Das Internetportal des BDKJ zu kritischem Konsum:

www.kritischerkonsum.de

Jetzt auch auf Facebook: https://www.facebook.com/#!/KritischerKonsum

lichen Nahverkehr nutzen oder Mitfahrgelegenheit gründen. •

ausmisten: Ausgediente, aber noch tragbare Stücke am besten in den Secondhand-Laden oder zur Kleiderkammer bringen.

Geschenke

konsequent aus Fairem Handel: Ob Kaffee, Schals oder Schokolade: Weltläden bieten Geschenke, die doppelt Freude machen. Kommen immer gut an: Rosen aus Fairem Handel!

Geldanlagen

überprüfen: In der Bank nachfragen, was durch mein Geld finanziert wird, und ggf. zu einer ethisch orienterten Bank wechseln.

• Razzia im Badezimmer: Von all den Tuben, Plastikverpackungen, Cremes mit schillernden Inhaltsstoffen: Was brauche ich davon wirklich und geht’s auch etwas umweltfreundlicher? • Das Fahrrad in Schuss bringen: Nicht bis zum nächsten Frühling warten, um das Fahrrad endlich zu reparieren. Für weitere Strecken: Den Öffent-

Selbermachen und reparieren: Marmelade selbst kochen, Schals stricken, eine Jeans nochmal flicken statt gleich eine neue zu kaufen. Auch Tauschen und Leihen kann oft den Neukauf ersetzen.

Kleiderschrank

• Das Zweit- und Dritt-Handy entsorgen. In alten Handys schlummern wertvolle Rohstoffe, die fachgerecht entsorgt werden müssen. Dies gilt auch für weiteren Elektroschrott. •

Die BDKJ-„Unfair“-Aufkleber bekommt ihr unter www.bdkj.de

Dorfladen

• Biokiste abonnieren: Ökologisches, regionales und saisonales Obst und Gemüse frei Haus, meist inklusive leckerer Rezeptideen.

Leo Hickman und Theda Krohm-Linke

Selbst ein Bewusstsein für wirkungsvolle Veränderungen zu bekommen – und andere damit anzustecken: Das ist, was der BDKJ mit dem Engagement für Kritischen Konsum erreichen will. Projekte der Jugendver-

Stromanbieter wechseln. Trotz Ökostrom besonders wichtig: Stromfresser identifizieren und abstellen.

Susanne Rauh

Susanne Rauh, Referentin

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Was ist Kritischer Konsum? > Klamotten, Geschenke, Geldanlagen: 13 Tipps für den Alltag

Papierverbrauch

durch doppelseitiges Ausdrucken und digitale Ablage drastisch reduzieren. Wenn’s gedruckt sein muss: Recycling-Papier mit dem Blauen Engel, mindestens aus zertifiziert nachhaltigem Holzabbau verwenden.

• Zurück zum Sonntagsbraten: bewusster Fleischkonsum – dem Klima zuliebe. Konsequent wäre auch eine Reduktion von Milch, Joghurt und Käse. •

Eilaktionen unterschreiben,

um gegen Arbeitsrechtsverletzungen und Umweltschäden zu protestieren. Regelmäßige Online-Protest-Aktionen schaltet u. a. die Kampagne für Saubere Kleidung.

Der Privathaushalt ist ein guter Start und ein gutes Experimentierfeld für die Alltagstauglichkeit. Was funktioniert und Freude bringt, ahmen andere gernenach. Die Jugendgruppe kann Aktionen initiieren oder andere zum Mitmachen motivieren. Weitere Alltagstipps und Links zu den genannten Themen unter: www.kritischerkonsum.de BDKJ Journal 1.2012 / S. Rauh


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Siegel-Übersicht < Was ist Kritischer Konsum?

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Was ist Kritischer Konsum? > Siegel-Übersicht

Siegel-Übersicht Der Blaue Engel Der Blaue Engel ist die erste und älteste umweltschutzbezogene Kennzeichnung der Welt für Produkte und Dienstleistungen. Er wurde 1978 auf Initiative des Bundesministers des Inneren und durch den Beschluss der Umweltminister des Bundes und der Länder ins Leben gerufen. Seit dem ist er ein marktkonformes Instrument der Umweltpolitik, mit dem auf freiwilliger Basis die positiven Eigenschaften von Angeboten gekennzeichnet werden können. www.blauer-engel.de

Das staatliche Bio-Siegel Das Bio-Siegel ist das deutsche staatliche, verbandsunabhängige und markenübergreifende Erkennungszeichen für biologische erzeugte landwirtschaftlich Produkte und Lebensmittel. Mit dem Siegel können Bio-Produkte gekennzeichnet werden, die gemäß der EG-Öko-Verordnung hergestellt werden www.bio-siegel.de

Das Eu-Bio-Siegel Mit diesem Gütezeichen können Bio-Produkte, die innerhalb der EU hergestellt werden versehen werden. Das Gütezeichen garantiert, das die gekennzeichneten Produkte, die europaweit geltenden Regeln für die ökologische Lebensmittelproduktion erfüllen – genau wie das deutsche Bio-Siegel. http://ec.europa.eu/agriculture/organic/home_de

Marine Steward Council (MSC) Fischprodukte, die mit diesem Siegel gekennzeichnet sind, garantieren eine bestandserhaltende Fischereiwirtschaft. Um die globalen Fischbestände langfristig zu sichern, hat der MSC zusammen mit Fischereiexperten und Umweltschutzorganisationen Standards für eine nachhaltige Fischerei erarbeitet www.msc.org/de

Fairetrade-Siegel Das Gütesiegel Fairtrade kennzeichnet Produkte aus dem Fairen Handel, deren Handelspartner mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel anstreben. Zertifizierte Plantagen und Kooperativen erhalten für ihre Produkte ein stabiles Einkommen und verbindliche festgelegte FairtradePrämien für Gemeinschaftsprojekte. Es wird auf Mindestlöhne, Einhaltung von Arbeitsrechten und von ökologischen Standards Wert gelegt. Über zwei Drittel der Fairtrade-Produkte sind auch aus ökologischer Sicht empfehlenswert. www.fairtade-deutschland.de

Global Organic Textil Standard (GOTS) Dieses Gütesiegel steht für zertifizierte Ökomode, die nach kontrollierbaren, sozialen und ökologischen Standard hergestellt wurde. Die sozialen Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gelten als Mindestanspruch, d. h. die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten. Außerdem muss die Kleidung zu 90% aus Naturfasern bestehen, davon wiederum sind mindestens 70% aus kontrolliertem ökologischem Anbau. www.global-standard.org

IVN zertifizierte Best Naturtextil Dieser, vor allem im europäischen Raum bekannte, Standard liegt weit über der Gesetzgebung der europäischen Union. Er ist derzeit der Standard mit den höchsten Ansprüchen an textile Ökologie und zeigt das im Augenblick maximale, realisierbare Niveau auf. BEST spiegelt seit 2000 die vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN) entworfenen Richtlinien für Naturtextilien wieder und bildet die gesamte textile Produktionskette ab, in ökologischer und sozialverantwortlicher Hinsicht. Bewusst wird hierbei eine eingeschränkte Palette an Qualitäten und Produkten in Kauf genommen. www.naturtextil.de

GoodWeave GoodWeave (von engl.: good= gut, weave = weben) ist ein Gütesiegel für zertifizierte Teppich ohne ausbeuterische Kinderarbeit. Das Siegel steht für hochwertige Teppiche aus Nepal und Indien, die nicht von Kinderhand, sondern von erfahrenen und angemessen bezahlten erwachsenen Knüpfern hergestellt werden. www.goodweave.de

Fairwertung Fairwertung ist der Dachverband gemeinnütziger und kirchennaher Organisationen, die sich für mehr Transparenz und Verantwortlichkeit beim Sammeln und der Verwertung gebrauchter Kleidung engagieren. Der Verband hat Standards für Kleidersammler entwickelt. Er informiert über Hintergründe und Zusammenhänge und klärt über den globalen Handel von gebrauchter Kleidung auf. Außerdem setzt sich für den Ausbau von SecondhandStrukturen in Deutschland ein, Auch die Bolivienkleidersammlung des BDKJ Trier ist Lizenznehmer von Fairwertung. www.fairwertung.de

Weitere Siegel mit ausführlichen Informationen gibt es auch unter www.kritischerkonsum.de


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Interview mit Michael Schieferstein – Food-Fighters < Was ist Kritischer Konsum?

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Was ist Kritischer Konsum? > Taste the waste

Interview mit Michael Schieferstein – Food-Fighters 1. Wer oder was sind die Food Fighters? Seit wann sind Sie bei den Food Fighters? Die Foodfighters sind eine Gruppe von qualifizierten Profis, die alle so im Schnitt ca. 30 Jahre in der gehobenen Gastronomie arbeiten und sich mit dem Thema schon immer auseinandersetzen. Sie kämpfen gegen die Essensvernichtung und setzen sich gegen den Welthunger und für nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ein. Außerdem möchten sie dazu beitragen und vermitteln, dass die Bürger, der Handel und die Industrie wieder mehr Wertschätzung für Lebensmittel bekommen. Ich kämpfe seit 20 Jahren gegen diese WegwerfGesellschaft und habe die Gruppe „FoodFighters“ im März 2012 gegründet. 2. Was möchten Sie und die Food Fighters erreichen? Eine neue Generation von Konsumenten erziehen, die bewusster mit Nahrung umgeht. Für dieses Ziel plane ich gerade Schulprojekt in Rheinland Pfalz, das in der ganzen Bundesrepublik eingeführt werden soll, um Schülern entwicklungsgerecht ein Verhaltensmuster zur Wertschätzung von Speisen zu vermitteln. 3. Wie machen Sie die Gesellschaft auf ihre Anliegen aufmerksam? Wie reagieren die Menschen auf Sie und Ihre Aktionen? Ich kämpfe seit über 20 Jahren schon gegen die Verschwendung. Durch die Kooperation mit Valentin Thurn – dem Regisseur von „Taste the Waste“ – und meiner Funktion als offizieller Sachverständiger im Ausschuss des Bundestages habe ich eine Medienpräsenz die unserem Anliegen sehr weiter hilft. Da das Thema ein weltweites Phänomen ist, haben der Film und alle Initiativen der Essensrettung das allgemeine Bewusstsein wachgerüttelt, so dass die Politik im Zugzwang steht, Veränderungen unserer Essenskultur umzusetzen. Wir Menschen steuern auf eine globale Katastrophe hin, wenn die die Verschwendung noch 30 Jahre so weiter geht. Die Menschen reagieren sehr positiv auf unsere Aktionen, sie möchten mehr Aufklärung und viele möchten helfen. 4. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Botschaft bei den Menschen ankommt und sich etwas in der Gesellschaft verändert?

Michael Schieferstein arbeitet als Küchenchef im Baron, einem Restaurant der gehobenen Klasse. Er hat sich mit den Kollegen Ralph E. Schüller, Uwe Becker und Peter Becker vernetzt, um gemeinsam etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu unternehmen. Zusammen nennen sie sich die „FoodFighter“. Infos: www.foodfighters.biz

Ja, es kommt sehr gut an und unser Netzwerk wächst täglich. Ich bekomme unzählige Emails von Schülern, Studenten und Erwachsenen. Viele fragen nach, wollen Informationen und Anleitung, wie man die Verschwendung reduzieren kann. 5. Wie kommen Sie an die Lebensmittel für Ihre Aktionen? Sind Sie selbst Mülltaucher? Ich bekomme die Ware von meinen Lieferanten mit denen ich eng zusammen arbeite und auch von Märkten und direkt vom Acker. Und nein, ich bin kein Mülltaucher. Ich habe das nur gemacht, um zu demonstrieren, dass die Zahlen im Handel höher sind als in der Studie von Frau Ministerin Aigner. Sie konnte sich nur auf Zahlen berufen, die der Handel zur Verfügung gestellt hat, und nicht wie ich, der auf Fakten aufbaut. Aber das ist nicht das Wichtigste. Wichtig ist, dass die Politik endlich handelt und uns Foodfighters ernst nimmt. 6. Im Film „Taste the Waste“ ist die Rede davon, dass für 20 Milliarden Euro Lebensmittel weggeworfen werden. Bei den meisten ist das Haltbarkeitsdatum abgelaufen bzw. frisches Gemüse hat kleine Flecken. Diese Lebensmittel sind nicht verdorben. Ist unsere Gesellschaft unfähig selbst zu urteilen, was wir essen können und was nicht? Ja, die Gesellschaft ist heute so oberflächlich, mit entfremdeten Gütekriterien. Bei der Auswahl haben

weder Geschmack noch Nährwert einen Stellenwert, nur Größe und Farbe. Es wird durch die Industrie und die Medien alles schön geredet und es soll immer alles perfekt aussehen, so lernen die Kinder in der heutigen Zeit mehr Schein zu bewerten als Sein zu schätzen. Dafür sind die FoodFighters da. Sie vermitteln der Gesellschaft wieder die notwendige Wertschätzung und Zweckmäßigkeit von Lebensmitteln. 7. Haben Sie einen Tipp wie weniger Lebensmittel auf dem Müll landen oder Wunsch, den Sie den Jugendlichen mit auf den Weg geben möchten? Beim Einkauf hinsichtlich der Optik ein Auge zukneifen und dafür das Hirn einschalten. Qualitative Perfektion in Form von Biogemüse erspart uns Gifte und Chemiedünger; zweitens keine Aussortierung nach EU Größen und Farbtabellen. Somit kann landwirtschaftlicher Ausschuss verhindert werden. Regionale Konsumwahl und Direktvermarktung bedeuten mehr Einnahmen für die Erzeuger. Wenn wir weniger Discountware zu Dumpingpreisen kaufen, wer-

den wir auch nicht mehr so unbedacht entsorgen können. Mehr Schätzung ihrer Werte und Disziplin in der Handhabung erspart uns die statistische Summe von 20 Milliarden, die wir dann für die nachhaltige Entwicklung von Landwirtschaft und Esskultur einsetzen können. Hinsichtlich von Verderb eher den Sinnen vertrauen, als standardisierten Haltbarkeitsnormen.

Taste the waste Ein Film von Valentin Thurn Deutsche Haushalte werfen jährlich Lebensmittel für 20 Milliarden Euro weg - so viel wie der Jahresumsatz von Aldi in Deutschland. Das Essen das wir in Europa wegwerfen, würde zwei Mal reichen, um alle Hungernden der Welt zu ernähren. Valentin Thurn hat den Umgang mit Lebensmitteln international recherchiert und kommt zu haarsträubenden Ergebnissen. Jeder zweite Kopfsalat wird aussortiert, jedes fünfte Brot muss ungekauft entsorgt werden. Kartoffeln, die der offiziellen Norm nicht entsprechen, bleiben auf dem Feld liegen und kleine Schönheitsfehler entscheiden über ein Schicksal als Ladenhüter. In den AbfallContainern der Supermärkte findet man überwältigende Mengen einwandfreier Nahrungsmittel, original verpackt, mit gültigem Mindesthaltbarkeitsdatum. Auf der Suche nach den Ursachen und Verantwortlichen deckt er ein weltweites System auf, an dem sich alle beteiligen. Die Folgen reichen weit, denn die Auswirkungen auf das Weltklima sind verheerend. Die Landwirtschaft

verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger und Pestiziden, Regenwald wird für Weideflächen gerodet. Mehr als ein Drittel der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft. Nicht unbedeutend sind auch die Berge verrottender organischer Stoffe, denn das entstehende Methangas wirkt sich auf die Erderwärmung 25 Mal so stark aus wie Kohlendioxid. TASTE THE WASTE zeigt dass ein weltweites Umdenken stattfindet und dass es Menschen gibt, die mit Ideenreichtum und Engagement diesem Irrsinn entgegen treten. Laufzeit: 90 min


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Das schmeckt auch den Produzenten unserer Lebensmittel! < Was ist Kritischer Konsum?

Was ist Kritischer Konsum? > Fair geht vor – mit dem Martinsriegel aus Schokolade

Das schmeckt auch den Produzenten unserer Lebensmittel! Ob im Freundeskreis, im Rahmen der Gruppenstunde oder bei einem Kochkurs – gemeinsames Kochen schafft Gemeinschaft und macht Freude! Die Schulseelsorge Saarlouis hat in den vergangenen zwei Jahren jeweils im Herbst und Winter Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Eltern und Großeltern zum gemeinsamen Kochen eingeladen. Doch nicht allein Gemeinschaft und Freude standen im Mittelpunkt, sondern – ganz nebenbei – wurden die Prinzipien nachhaltiger und damit verantwortungsbewusster Ernährung vermittelt. Unter den Gesichtspunkten regional-saisonal-fair wurden die Rezepte für die Menüs ausgewählt oder neu erdacht und bei jedem Treffen standen ein oder zwei Produkte des fairen Handels und/ oder Produkte aus der Region – im Saarland insbesondere aus der Biosphäre Bliesgau – in besonderer Weise im Mittelpunkt. Ob die Teilnehmer nun anhand eines Films den Mehrwert von fair gehandeltem Orangensaft entdecken konnten oder eine Vertreterin der Biosphäre von der Herkunft der Lebensmittel berichtete, ob Wissenswertes rund um Vanilleschoten aus Madagaskar vermittelt wurde oder ein Produzent von fair gehandeltem Rohrzucker aus Malawi selbst Rede und Antwort stand – immer konnte man im Anschluss auch die Produkte direkt weiterverarbeiten, schmecken und riechen und sich so von der hohen Qualität der meist bio-zertifizierten Lebensmittel überzeugen. Zum Konzept gehörte, dass die Rezepte durchweg einen exotischen Charakter hatten und damit nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Erwachsenen auch geschmacklich angeregt wurden. Vorteilhaft beim Kochen in einer größeren Gruppe ist eine große Küche mit mehreren Kochfeldern und Backöfen. So ist das parallele Arbeiten an unterschiedlichen

Andreas Paul, Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Hillesheim (Eifel) bis Juni 2012 Schulpfarrer in Saarlouis andreas. paul@bistum-trier.de

Gerichten problemlos möglich. In Saarlouis war es die Küche der Katholischen Familienbildungsstätte, in der gekocht wurde. Oft bieten Schulen oder auch Gemeindezentren entsprechende Möglichkeiten. Die Rezepte sollten so ausgewählt werden, dass immer zwei oder drei

Und wer gleich loslegen will, für den gibt es hier eine erste Rezeptidee (die hervorgehobenen Produkte sind aus dem fairem Handel zu beziehen):

Erdnusssuppe mit Lauch und Möhren für 6 Personen: 1 Knoblauchzehe, 1 Zwiebel, 2 Möhren 1 Stange Lauch 2 El Olivenöl 1 El Honig, 1 El Rohrzucker, 2 Tl Curry 750 ml Gemüsebrühe 100 g Erdnüsse ungesalzen 100 ml Sahne, 150 ml Milch 200 ml Kokosmilch 3 El Erdnussbutter Salz, Pfeffer, Chili nach Geschmack

Personen an einem Gericht arbeiten und die dazu benötigte Zeit eine Stunde nicht überschreitet. So bleibt zuvor genug Zeit, inhaltlich zu arbeiten und die Rezepte zu besprechen, wozu man auch mit etwa 1 Stunde rechnen sollte. Und auch das gemeinsame Essen und Spülen darf nochmal mit etwa einer Stunde angesetzt werden, so dass insgesamt mindestens drei Stunden für die Durchführung eines Kochtreffens gerechnet werden müssen. Es ist dabei von Vorteil, wenn das Kochen durch eine Fachkraft angeleitet wird. In Saarlouis war dies Diätassistentin Stefanie Conzen, es gibt aber viele weitere Möglichkeiten wie z.B. Hauswirtschafterinnen oder auch Köche aus Gaststätten vor Ort. Grundsätzlich eignen sich alle Rezepte, jeweils auf die Zielgruppe hin ausgewählt. Anregungen bieten neben Kochbüchern die Internetseiten der gepa und anderer FairHandelsimporteure.

Die Knoblauchzehe und die Zwiebel schälen und hacken. Die Möhren schälen und in Würfelchen schneiden. Zusammen mit Zwiebel und Knoblauch in einem Topf in heißem Öl 10 min dünsten.

Den Lauch putzen, in halbe Ringe schneiden und waschen. Zu den Möhren in den Topf geben und 5 min mit garen. Den Zucker, den Honig, Currypulver und Gemüsebrühe dazu geben und 10 min köcheln lassen. Mit Kokosmilch, Milch, Sahne und Erdnussbutter auffüllen und gut verrühren. Noch einmal aufkochen lassen. Die Erdnüsse grob hacken und in einer Pfanne ohne Öl rösten, dann in die Suppe geben. Nach Belieben mit Salz, Pfeffer und Chili würzen und mit gehackter Petersilie oder Koriander oder Lauchzwiebeln ... (was das Herz begehrt) verfeinern.

Fair geht vor – mit dem Martinsriegel aus Schokolade Kindermissionswerk und GEPA als faire Botschafter rund um St. Martin Der Faire Handel und das faire Handeln – für beides steht der Martins-Schokoriegel, den das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ zusammen mit der GEPA (The Fair Trade Company) zu St. Martin produziert hat.. Dieser süße, fair gehandelte Riegel enthält eine deutliche Botschaft: Fair teilen macht die Welt gerechter, dies ganz im Sinne von St. Martin. Der Riegel kann ab Mitte September über die Weltläden, die „Regionalen Fair Handelszentren“ der GEPA oder auch im Online-Shop der GEPA bestellt werden. Der süße Riegel soll dabei helfen, besonders den Kleinsten faires Teilen näher zu bringen. Inhaltliche Unterstützung finden Kindertagesstätten, Grundschulen und Gemeinden in den Martins-Materialien vom Kindermissionswerk. Darin zu finden sind Basteltipps, ein Rollenspiel zu St. Martin, ein Rezept für „Bischofsbrot“, neue Ideen für den Gänsemarsch, Bausteine für einen

Gottesdienst und eine Reisegeschichte der Wildgans Auguste, die als Botschafterin des heiligen Martin in Tansania unterwegs war. Die Martins-Materialien richten sich an Multiplikatoren in Kindertagesstätten, Grundschulen und Gemeinden. Die neuen Materialien können ab Ende September beim Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen kostenfrei bestellt werden: telefonisch unter 02 41 / 44 61 - 44, im Internet unter www. kindermissionswerk.de/martin

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Vorfahrt für den Nikolaus – < Was ist Kritischer Konsum?

Vorfahrt für den Nikolaus – der BDKJ fairändert den Advent!

Aus dem Kleiderschrank in alle Welt

Auch in diesem Jahr wird der BDKJ Trier gemeinsam mit dem BDKJ Speyer die Aktion „Vorfahrt für den Nikolaus – der BDKJ fairändert den Advent!“ durchführen. „Vorfahrt für den Nikolaus“, das heißt • Aufmerksammachen auf die Rolle des Heiligen Nikolaus, der der Legende nach mildtätig und hilfsbereit Arme und vor allem Kinder unterstützt hat. • auf einen friedlichen, besinnlichen Advent hinzuweisen, jenseits des Konsumterrors und der Materialschlachten der Vorweihnachtszeit, • um damit ein kritisches Konsumieren anzuregen. Symbolhaft wird daher ein Hl. Nikolaus aus fair gehandelter Schokolade zum Verkauf angeboten.

Der Erlös bessert die eigene Gruppen- oder Kita-Kasse auf oder kann gespendet werden. Um den Verkauf herum regen die beiden BDKJ-Diözesanverbände zu Aktionen in Kindergärten und Jugendgruppen an. Dazu gibt es zahlreiche Informationen und Materialien auf der Seite www.vorfahrt-fuer-den-nikolaus.de. Die Homepage wird die zentrale Rolle während der Aktion und darüber hinaus spielen. Dort sind auch die Bestellformulare für die Nikoläuse hinterlegt und dort werden die Aktivitäten der Gruppen vorgestellt. Mitmachen können alle Kindergärten, Kinder- und Jugendgruppen in den Bistümern Trier und Speyer. In der Stadt Trier sind folgende Aktivitäten für die „Nikolaus-Woche“ geplant: • 03.–09.12.: Ausstellung zum Kakaoanbau in Bolivien im Vortragssaal der Dominfomation • 06.12.: ab 11 Uhr steht der Hl. Nikolaus vor dem Dom

www.

.de

Der BDKJ fairändert den Advent!

• 06.12.: ab 11 Uhr Mitmachaktion für Kinder und Jugendliche zu den Themen Schokolade und Kritischer Konsum im Vortragssaal der Dominfomation • 06.12.: 16 Uhr Themenführung „Nikolaus von Myra“ - Adventliche Führung für Jugendliche und Erwachsene – in Kooperation mit der Dominformation.

Speyer und Trier

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Was ist Kritischer Konsum? > Aus dem Kleiderschrank

Weiter Informationen unter www.vorfahrt-fuer-den-nikolaus.de.

Altkleidersammlungen werden in der Öffentlichkeit wieder verstärkt diskutiert. Viele fragen sich, wo die von ihnen ausrangierten Textilien tatsächlich landen. Außerdem wird immer wieder nach den Auswirkungen von Gebrauchtkleiderexporten nach Afrika gefragt. Der internationale Handel mit Gebrauchttextilien ist deshalb Schwerpunkt des Magazins „Brauchbar“, das der Dachverband FairWertung jetzt veröffentlicht hat. „Die Diskussionen zeigen auch den Mangel an Transparenz in der deutschen Altkleiderbranche. Das verunsichert viele Verbraucher“ stellt Andreas Voget, Geschäftsführer des Dachverbandes FairWertung, fest. FairWertung will daher mit seinem Magazin zu einer differenzierten Diskussion über Kleidersammlungen und Altkleiderexporte beitragen. „Die weltweite Nachfrage nach Secondhandkleidung steigt weiter an. Die vermeintlich einfachen Antworten helfen daher nicht weiter“, betont Voget. „Außerdem sollte die Afrikadiskussion nicht von aktuellen Missständen wie der steigenden Zahl an ungenehmigten Sammlungen ablenken“ so Voget. Das Magazin informiert daher auch über die aktuelle Rechtslage mit Inkrafttreten des neuen Kreislaufwirtschaftgesetzes. Dem Gesetz zufolge sind Kleidersammlungen erstmals generell anmeldepflichtig.

Außerdem wird klarer als bisher zwischen gemeinnütziger und gewerblicher Sammlung differenziert. Daher bietet das neue Gesetz auch Chancen für mehr Transparenz bei Kleidersammlungen. „Es kommt allerdings darauf an, die mit dem Gesetz gegebenen Möglichkeiten auch tatsächlich zu nutzen“, so Geschäftsführer Voget. (FairWertung am 02.08.2012) Das Magazin kann für Engagierte der Bolivien-Kleidersammlung beim BDKJ angefordert werden!

Hintergrund: FairWertung ist ein bundesweites Netzwerk von kirchlichennahen und gemeinnützigen Organisationen und deren Tochtergesellschaften. FairWertung sorgt in einem undurchschaubaren Markt für mehr Transparenz und Verantwortlichkeit - vom Sammeln der Gebrauchtkleidung bis zur Vermarktung und Verwertung. Der BDKJ-Diözesanverband Trier ist Mitglied bei FairWertung und die jährlich stattfindende BolivienKleidersammlung im Bistum Trier wird unter dem Zeichen FairWertung durchgeführt. www.fairwertung.de


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„Das Universum, Gabe Gottes für das Leben“ < Was ist Kritischer Konsum?

Was ist Kritischer Konsum? > - Hirtenbrief der Bolivianischen Bischofskonferenz

„Das Universum, Gabe Gottes für das Leben“ - Hirtenbrief der Bolivianischen Bischofskonferenz Am 22. März 2012 präsentierte die Bolivianische Bischofskonferenz ihr Hirtenwort „Das Universum, Gabe Gottes für das Leben“. Dieses Dokument ist in einem zweijährigen Prozess unter Mitwirkung der Stiftung Jubileo entstanden und ist Teil der Kampagne „Allianz für die Schöpfung“, die gemeinsam mit den Partnerdiözesen Hildesheim und Trier angestoßen wurde. Die 48seitige deutsche Übersetzung liegt dem Bolivienreferat digital vor und kann gerne angefordert werden.Hier einige wenige, aber zentrale Stellen aus dem Hirtenbrief (übersetzt und ausgesucht von Irene Tokarski): „Die ökologische Krise ist eine wachsende Sorge für Bolivianer und Bolivianerinnen, besonders in den indigenen Gemeinschaften, aber auch in weiteren Teilen der bolivianischen Bevölkerung. Unser Lebensraum leidet – manchmal unwiederbringliche – Schaden durch die Umweltverschmutzung, durch die rücksichtslose Ausbeutung von Mineralerzen und Erdgas, die maßlose Verwendung von Pestiziden und Düngern, die Brandrodung und anderen Missbräuchen. Unter den vielen und schweren Folgen der Umweltzerstörung müssen besonders auch die sozialen Konflikte erwähnt werden, die zu Leiden und Tod der Menschen führen, wie etwa der kürzliche Konflikt um die geplante Fernstraße durch das indigene Territorium im Nationalpark Isiboro Secure. Gerade dieses Ereignis hat uns noch klarer die Bedeutung der natürlichen Umwelt

vor Augen geführt. Wir sehen heute noch deutlicher, dass die Bewahrung unseres gemeinsamen Zuhauses vor allem ein ethisches und moralisches Problem ist.“ (Universum Gabe Gottes, 4-5) „Heute stehen alle kritischen und solidarischen Teile der Menschheit vor der Frage, wie können wir eine menschliche Entwicklung lenken, in der ein würdigeres Leben für alle die erste Stelle einnimmt, und nicht ein Wirtschaftswachstum zur Erweiterung der Märkte und Förderung eines irrationalen Konsums. Die humanitären Überlegungen drehen sich prinzipiell um die Suche eines Gleichgewichtes mit der Natur und um die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Ärmsten, ohne die Umwelt und das Erbe der kommenden Generationen zu zerstören. Wir sind überzeugt, dass für diese Veränderung unserer Lebenseinstellungen, unserer Taten und Strukturen eine Bekehrung zu Gott, dem Schöpfer des Lebens nötig ist.“ (Universum Gabe Gottes, 40)

„Ein Bund für die Schöpfung • Das Engagement für das ökologisches Gleichgewicht umfasst alle Dimensionen und Momente des menschlichen Lebens ebenso wie die Bewahrung der Schöpfung und die rationale und solidarische Nutzung der natürlichen Ressourcen. • Als Christen erkennen und schätzen wir die Erde als eine Schöpfung Gottes, die wir mit dem Hl. Franziskus „Schwester Mutter Erde“ nennen können und die wir stets mit höchstem Respekt zu behandeln, zu behüten und zu schützen haben. • Die Schöpfung Gottes ist in sich sehr gut, und sowohl ihre Existenz sowie ihre Regeln sind große Geheimnisse, die unser menschliches Fassungsvermögen übersteigen. Das ist uns Verpflichtung für die Verehrung der Größe des Schöpfers.

Die Mitglieder der Bolivianischen Bischofskonferenz

• Das Land empfangen wir nicht für unseren individuellen Besitz, sondern um es in Solidarität mit unseren Brüdern und Schwestern zu teilen, deshalb ist das Land immer Land der Geschwister.

• Der Mensch, wenn er sich von der Liebe Gottes des Schöpfers und der Geschwister abwendet, verursacht ein Ungleichgewicht, das unwillkürlich in der Schöpfung zum Tragen kommt. • Der individualistische und verabsolutierte Besitz von Land, ebenso wie die Anhäufung von Gütern zu der er führt, sind der Ursprung allen Übels. • Wir glauben nicht an Sensationsmeldungen vom Weltuntergang. Vielmehr verkünden wir Gott, der seinen Sohn hingegeben hat, um die ganze Schöpfung zu erlösen und zur Fülle des Lebens zu führen. • Die Erlösung, die wir für das ganze Universum erwarten, ist in dem auferstandenen Christus, der vom Vater den Auftrag erhalten hat, bis ans Ende der Zeiten das ganze Universum zur Vollendung zu führen, durch die Lebenskraft des Heiligen Geistes. • Als Volk des Schöpfergottes ist es unsere Aufgabe Vorreiter für den Schutz unseres Planeten zu sein, mit einem einfachen Zeugnis und aus Überzeugung von der Liebe Gottes zum ganzen Universum.“ (Universum Gabe Gottes, 114)

„Unsere Selbstverpflichtung als Kirche: Wir verpflichten uns, in jeder Diözese eine Kommission zur Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, die die Pfarreien, Gemeinschaften und geistlichen Bewegungen und Gruppen in ihrer Arbeit für das Wohl der Natur in den Umweltschutzmassnahmen begleitet. In allen kirchlichen Treffen und Räumen, sind wir dazu aufgerufen, Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung und einen anderen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu schaffen. Einige der mögliche Aktionen: Abfalltrennung und Wiederverwertung, Vermeidung von Wegwerfgeschirr, Einwegflaschen und Plastiktüten; Energie und Wasser sparen; Baumpflanzaktionen und andere Initiativen, die in unseren Glaubensgemeinschaften entstehen.“ (Universum Gabe Gottes, 92)

„Als Zusammenfassung unseres Engagements als Kirche, schlagen wir einige konkrete Schritte zur Bewahrung der Schöpfung vor: • Jedes Jahr feiern wir die „Woche der Schöpfung”. • Wir suchen Allianzen mit anderen Kräften der Gesellschaft für eine neue Kultur zum Schutz des Lebens. • Wir bemühen uns um Bewusstseinsbildung in der Familie, in der Schule und am Arbeitsplatz für die notwendige Veränderung unseres Lebensstiles. • Wir nehmen auf alle gesellschaftlichen und politischen Ebenen Einfluss, um den Umweltschutz zu verbessern. • Wir bemühen uns, die Verschmutzung unserer Nachbarschaft zu vermeiden und Müll angemessen zu entsorgen • Wir schützen und nutzen das Wasser mit Bedacht nach unserem notwendigen Bedarf. • Wir pflanzen und pflegen Bäume und Pflanzen in unseren Häusern, Nachbarschaften, Schulen und anderen Einrichtungen. • Wir sparen Energie und nutzen sie verantwortungsvoll. • Wir verwenden vorrangig ökologische Lebensmittel und Produkte. (Universum Gabe Gottes, 100)

Partnerschaft mit Trier und Hildesheim: „Unsere Schwesterkirchen Trier und Hildesheim in Deutschland sind unsere Verbündeten in dieser Kampagne für die Umwelt und zum Schutz unserer Lebenswelt, mit dem Ziel neue Formen des Verstehens, der Annäherung und des Gebrauchs unserer natürlichen Ressourcen anzustoßen. Diese Allianz will ein deutliches Zeichen geben, das auch andere ähnliche Initiativen zugunsten von ökologischer Gerechtigkeit anregen kann.“

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BDKJ fordert mehr Freiräume für außerschulische Jugendarbeit < BDKJ

BDKJ

BDKJ fordert mehr Freiräume für außerschulische Jugendarbeit

Versammlung der katholischen Jugend tagte in der Jugendbildungsstätte Marienburg Im Juni tagte die jährliche Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Jugendbildungsstätte Marienburg in Bullay. In einem Studienteil beschäftigte sich die Versammlung mit dem Thema „Mehr Freiräume für die Jugendarbeit“. Immer häufiger sind die Jugendverbände mit Zeitengpässen bei den ehrenamtlichen Verantwortlichen konfrontiert. Jan Schlemermeyer - Referent des Landesjugendrings Rheinland - Pfalz - führte mit einem Impulsreferat in die Thematik ein und machte deutlich, dass „Bildung mehr ist als Schule“. Anschließend wurden in Kleingruppen Forderungen an die Politik entwickelt und in kreativen Fotocollagen festgehalten. Diese sind auch auf Facebookfanseite des BDKJ Trier zu finden. Die Delegierten beschlossen den Studienteil mit dem Beschluss „Mehr Freiräume für die Jugendarbeit“, in dem sie neben einem Recht auf Freistellung für ehrenamtliches Engagement weitere Forderungen zur Verbesserungen der Bedingungen der außerschulischen Jugendarbeit stellen. „Obwohl ein Großteil sozialer Kompetenzen nicht in den Schulen und Hochschulen, sondern in den nonformalen und informellen Lernsettings der Jugendarbeit vermittelt wird, beträgt deren Förderung bisher nur einen Bruchteil der Ausgaben für den Bereich der formalen Bildung. Daher ist ein kontinuierlicher Ausbau dieser Förderung nötig, um ihrer gesellschaftlichen Bedeutung gerecht zu werden“, so Frank Kettern, BDKJ Diözesanvorsitzender.

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BDKJ > Zwischen Friedensethik und Dialogprozess

Zwischen Friedensethik und Dialogprozess Anfang Mai haben rund 100 Delegierte aus ganz Deutschland in Altenberg Beschlüsse für die katholischen Jugendverbände und -organisationen und die Interessenvertretung für die 660.000 Mitglieder gefasst und einen neuen Bundesvorstand gewählt.

Lisi Maier neue Bundesvorsitzende, Simon Rapp bestätigt

Im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt fordert der BDKJ von der Bistumsleitung mehr Transparenz und Entschlossenheit im Handeln. Die bisherigen Ansätze lassen eine positive Entwicklung erhoffen, reichen aber den Verbänden noch nicht aus. „Vor allem im Umgang mit übergriffigen Priestern und deren weiteren Einsatz sind bisher noch zu viele Fragen unbeantwortet geblieben. Die Verbände verpflichten sich aber selbst alles Notwendige zu tun, um Kinder und Jugendliche in den eigenen Strukturen zu schützen. Ein konkreter Schritt ist der Beschluss eines Konzepts zur Einführung von Vertrauenspersonen in den Verbänden“, so Anja Peters, BDKJ Diözesanvorsitzende.

Die BDKJ-Hauptversammlung wählte am Samstag für je drei Jahre Lisi (Elisabeth) Maier (27) als BDKJBundesvorsitzende und Pfarrer Simon Rapp (41) als BDKJ-Bundespräses. Zusammen mit Dirk Tänzler (Bundesvorsitzender) bilden sie die Dreier-Spitze der katholischen Jugendverbandsarbeit in Deutschland. Zudem hat der BDKJ mit Markus Hoffmann einen neuen Geschäftsführer. Lisi Maier wird vom Berliner BDKJ-Büro aus die jugendpolitische Interessenvertretung der katholischen Jugendverbände übernehmen. Pfarrer Simon Rapp ist seit 2009 BDKJ-Bundespräses und geht mit der Wahl in die zweite Amtszeit.

Debatte über Friedensethik Intensiv haben die Delegierten darüber debattiert, wie der BDKJ zur deutschen Außenpolitik und den Einsätzen der Bundswehr steht. Ein Ergebnis ist die Forderung nach einer breiten gesellschaftlichen Debatte. „Bis heute wird die Diskussion über den Wandel der deutschen Außenpolitik nicht geführt. Gleichzeitig riskieren junge Menschen auf der ganzen Welt ihr Leben. Wir sind es ihnen schuldig, diese Diskussionen in Politik, Gesellschaft und Kirche zu führen“, so BDKJ-Bundespräses Pfarrer Simon Rapp. Mit dem Beschluss „Zivil statt militärisch“ fordert der BDKJ weiterhin, die zivile Konfliktlösung als oberstes Mittel unbedingt anzuwenden.

Jugend-Brille für die Politik Darüber hinaus beschloss die Versammlung dem Aktionsbündnis „Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ beizutreten. Das Aktionsbündnis setzt sich dafür ein deutsche Rüstungsexporte in das Ausland zu stoppen.

Derweil fordern die katholischen Jugendverbände die Bundespolitik auf, bei allen Entscheidungen dem Wohl der Jugendlichen und Kinder in unserem Land absoluten Vorrang einzuräumen. „Alle politischen Bereiche müssen aus dem Blickwinkel, also durch die Brille der jungen Generationen betrachtet werden und zwar

bevor Entscheidungen getroffen werden“, so die frisch gewählte BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier. „Wir werden die Bundesregierung unterstützen, eine eigenständige Jugendpolitik zu etablieren, und wir werden darauf drängen, dass Kinder- sowie Jugendpolitik zu einer ressortübergreifenden Querschnittsaufgabe wird“, so Maier. Ziel müsse bleiben, dass alle über gleiche, gute Lebenschancen, gleiche Zugänge zu allen Lebensbereichen und gerechte Teilhabe verfügen. Zur Umsetzung dieser Ziele hat sich die Hauptversammlung auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt.

Jugendbischof: „Kontroversen müssen möglich sein“ Bei seinem ersten Besuch der BDKJ-Hauptversammlung hat der neue Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, eine Offenheit im kirchlichen Dialogprozess angemahnt. „Es ist nötig, offen und ehrlich Kontroversen auszuhalten. Gleichzeitig darf man nicht nur vorgefertigte Meinungen durchsetzen wollen“, so Bischof Wiesemann. „Wir stehen in der Kirche in einer Umbruchphase und vor geistlichen Herausforderungen, deswegen ist der Dialog so wichtig.“

Lob für Jugendverbände Gleichzeitig lobte Wiesemann die Arbeit der katholischen Jugendverbände. „Wir brauchen sie als wichtige, stabilisierende Kraft. Ihre Vielfalt gibt unserer Arbeit gute Akzente“, so Bischof Wiesemann am Freitag vor den rund 100 Delegierten. Er sei beeindruckt, wie die verbandliche Jugendarbeit die christliche Stimme vor allem im politischen Raum einbringe. Die anstehende bundesweite 72-Stunden-Aktion sei ein „großartiges Beispiel“ dafür.


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20 Jahre SoFiA e.V. – < BDKJ

20 Jahre SoFiA e.V. – Freiwillige, Mitglieder und Partner feiern auf der Burg Waldeck Der Bistumsverein Soziale Friedensdienste im Ausland e.V. (SoFiA) hat vom 16. bis 19. August auf Burg Waldeck im Hunsrück seinen 20. Geburtstag gefeiert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben 334 meist junge Menschen aus dem Bistum Trier über SoFiA einen Freiwilligendienst in einem von insgesamt 30 Ländern geleistet. Von Anfang war der BDKJ Trier als Vereinsmitglied mit dabei. Der erste Freiwillige, der 1993 einen Dienst über den damals noch SDFV genannten Verein in Bolivien durchführte, war der BDKJ-Freiwillige Sven G. aus Saarbrücken. Er war in einem Landschulinternat der Fundación eingesetzt. Inzwischen leben und arbeiten jedes Jahr drei bis vier BDKJ-Freiwillige in einer Einsatzstelle von Fundación und PJV. Im Jahr 1998 erhielten mit Pompeya M. und René M. erstmals auch zwei Freiwillige der Fundación die Möglichkeit, einen Dienst bei uns zu leisten. Bis heute waren es insgesamt 11 Bolivianerinnen und Bolivianer, die als BDKJ-Freiwillige ein Jahr im Bistum Trier verbringen konnten. Diese sogenannten „Reverse-Dienste“ werden seit 2005 über SoFiA und das Reverse-Programm des Bistums verstärkt gefördert. Bisher konnten 79 junge Frauen und Männer aus vielen Ländern das Angebot nutzen. Ziel ist es dabei vor allem weltkirchliche Partnerschaften zu stärken und voneinander zu lernen. „Akteure vernetzen, Engagement fördern und Partnerschaften stärken“ – so lautete auch das Motto der Jubiläumsfeier. Etwa 200 Menschen hatten sich auf den Weg in den Hunsrück gemacht; mit dabei waren viele

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ehemalige Freiwillige mit Freunden und Familien, Vertreter von Partner-Organisationen aus Burkina Faso, Ruanda, Rumänien, Kroatien, Brasilien und Bolivien sowie Reverse-Freiwillige. Während des ganzen Wochenendes gab es ein vielfältiges Workshop-Angebot, das zahlreiche Ehrenamtliche zusammen mit SoFiA, dem BDKJ und der AG Frieden auf die Beine gestellt hatten. Das Angebot umfasste zum einen inhaltliche Diskussionsrunden, zum Beispiel zur Welternährung, zur aktuellen Situation in Syrien oder zu dem Konzept des „Vivir bien – gut leben, nicht besser“. Ein Workshop beschäftigte sich unter anderem mit der Frage „Wie bringt man mehr Freiwilligen dazu, sich nach ihrer Rückkehr zu engagieren?“. Denn das Engagement ist wichtig. Bei SoFiA arbeiten ehemalige Freiwillige im pädagogischen Team mit. Sie unterstützen die Hauptamtlichen in der Vorbereitung der neuen Freiwilligen auf ihren Auslandsdienst. Es gab aber auch eine ganze Reihe von kreativ-handwerklichen Workshops und Aktivitäten. Bei tropischen Temperaturen und strahlend-blauem Himmel konnte man auf dem weitläufigen Gelände z.B. Menschen sehen, die unermüdlich Lehmziegel herstellten, Freiwillige aus unterschiedlichen Ländern, die mit dem Ball kickten oder andere, die unter Bäumen saßen und „die Welt ein bisschen bunter strickten“ und am Ende einen Baum „umgarnten“. Während des Wochenendes wurde ein Lehm-Ofen gebaut. Als am Sonntag endlich der Duft von frisch gebackenen Maisfladen und Roggen-Sauerteigbrot über das Gelände zog, war die Gruppe stolz auf das Ergebnis. SoFiA-Geschäftsführer Peter Nilles zeigt sich mehr als zufrieden mit dem Wochenende: „Vor allem der informelle Austausch zwischen den Vertretern der Partnerorganisationen und den Freiwilligen war toll. Alles lief rund und ich bin sicher, dass von den Erfahrungen dieses Wochenendes ein Impuls ausgehen wird. Das ist ein gutes Fundament für die weitere Arbeit von SoFiA.“ Auch der BDKJ Trier feiert übrigens dieses Jahr ein kleines Jubiläum im Freiwilligenbereich: Mit Simone M. aus Wasserliesch ist seit kurzem die 50. Freiwillige für den BDKJ in Bolivien. Na, wenn das kein Grund für eine kleine Feier ist?

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BDKJ > Bolivien-Kleidersammlung der katholischen Jugend:

Bolivien-Kleidersammlung der katholischen Jugend: Erfolgreiche Frühjahrsaktionen 2012! Koblenz, Trier, Bad Kreuznach. – Dank des Einsatzes der rund 6.500 Engagierten konnten die Kleidersammlungen der Bolivienpartnerschaft im rheinland-pfälzischen Gebiet des Bistums Trier auch 2012 erfolgreich durchgeführt werden. An drei Sammlungstagen (10. März, 24. März und 2. Juni) wurden insgesamt 1.073,83 Tonnen gebrauchte Kleidung (und Schuhe) gesammelt, was einem leichtem Rückgang von 5,3 % entspricht. Aufgrund der guten Marktlage tragen die Aktionen durch die Erlöse aus dem Verkauf wesentlich zur nachhaltigen Unterstützung der Partnerorganisationen in Bolivien bei. In der Sammelregion Koblenz und Rhein-Mosel-Ahr mit den Dekanaten Ahr-Eifel, Andernach-Bassenheim, Remagen-Brohltal, Maifeld-Untermosel, Mayen-Mendig, Koblenz, Kirchen und Rhein-Wied wurden 352,17 t (- 7 %) gesammelt. In der Sammelregion Trier/Westeifel/Marienburg mit den Dekananten Bitburg, Daun, Gerolstein-Hillesheim, St. Willibrord Westeifel, Hermeskeil-Waldrach, Konz-Saarburg, Schweich-Welschbillig, Trier, Bernkastel, Cochem-Zell, Karden-Martental und Wittlich waren es 515,48 t (+ 0,5 %). In der Sammelregion Rhein-Hunsrück-Nahe mit den Dekananten Bad Kreuznach, Birkenfeld, Simmern-Kastellaun und St. Goar wurden 242,78 t gesammelt (- 15 %). Es ergibt sich für den rheinlandpfälzischen Teil des Bistums die gesammelte Menge von 1.073,834 t gegenüber 1.134,06 t im Vorjahr. Der Erlös aus der Aktion gewährleistet den Fortbestand von zwei Organisationen in Bolivien zur Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen: die „Nationale Jugendpastoral“ Boliviens, die die katholische Jugendarbeit für das ganze Land koordiniert, und die Stiftung „Solidarität und Freundschaft Chuquisaca–Trier“, die 30 Ausbildungszentren für ca. 1.500 Kinder und Jugendliche auf dem Land unterhält. Die Stiftung stellt sich dabei der Herausforderung, die Arbeit kontinuierlich den veränderten Rahmenbedingungen im Bildungsbereich anpassen zu müssen. Besonders innovativ erweist sie sich mit ihrem Engagement im Bereich der Förderung von lern- und körperbehinderten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachse-

nen aus den ländlichen Gebieten. Die Stiftung als Einrichtung der Katholischen Kirche setzt hier angesichts der desaströsen Situation von behinderten Menschen in Bolivien ein wichtiges Zeichen. Die Bolivien-Kleidersammlung wird unter dem Zeichen FairWertung durchgeführt. Der Dachverband FairWertung e.V. sorgt in einem undurchschaubaren Markt für mehr Transparenz und Verantwortung – vom Sammeln der Gebrauchtkleidung bis zur Vermarktung und Verwertung. Zu den verbindlichen Standards gehören: Gemeinnützigkeit, Eigenverantwortliche Sammlung statt Namensverkauf, Erfüllung aller Rechtsnormen, Klare und wahrheitsgemäße Information, Umweltschutz und verantwortliche Entsorgung, Umfassende Transparenz und Kontrolle. Der Dachverband FairWertung beobachtet den weltweiten Handel mit Gebrauchtkleidung und dessen Auswirkungen.


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Sexualisierte Gewalt – was ist das überhaupt? < BDKJ

Sexualisierte Gewalt – was ist das überhaupt? Wie angekündigt wird sich in der BDKJ-Aktuell immer ein kleiner Artikel zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ finden. Heute geht es ganz knapp darum, was das überhaupt ist – „sexualisierte Gewalt“. Es muss nicht immer der Missbrauch sein, von dem man in den Nachrichten hört. Sexualisierte Gewalt fängt viel früher an: Ein Anglotzen, bis es unangenehm ist… Zufällig beim Spiel an den Hintern grabschen… Pornos gemeinsam ansehen wollen… Derbe Anmachsprüche… Bis hin zu sexuellen körperlichen Handlungen. Der/die Täter/in ist in fast allen Fällen keine fremde Person. Die überwiegende Mehrheit der Täter/innen kommt aus dem direkten Nahbereich der Kinder und Jugendlichen (Verwandte, Bekannte, Vertrauenspersonen).

sich aber unangenehm anfühlt, hat jede/r das Recht es zu ändern, STOP zu sagen!

Nicht jeder Blick und jedes Kopfstreicheln ist sexualisierte Gewalt. Entscheidend ist: • Das Empfinden – Wie fühlt es sich an? Komisch? Unangenehm? Verwirrend? Geht es zu weit? • Die Absicht – Warum macht die Person es? Was ist die Absicht? Ein tröstendes über den Rücken Streicheln ist etwas anderes, als Streicheln zur Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen oder Macht. • Geheimhaltung? Will die Person ein Geheimnis daraus machen? • Übliches Verhalten – ist es so üblich, dass man sich beispielsweise zusammen umzieht? Dabei gilt in allen Situationen, selbst wenn etwas üblich ist oder eine Person in guten Absichten handelt, es

Zivilcourage-Training Fachtagung zur Sensibilisierung der Möglichkeiten Das Zivilcourage-Training findet am Dienstag, den 6 von Zivilcourage im Alltag und zur Erweiterung des ei- November von 9.30 bis 17.00 Uhr, in St. Markus in Wittgenen Verhaltensrepertoires: Viele schauen weg, wenn lich statt. es zu gewalttätigen oder diskriminierenden Übergriffen kommt. Wie jedoch eingreifen, möglichst ohne sich selbst zu gefährden?

Wo fängt es an? Quelle: BDKJ/KJA Freiburg

Vertrauenspersonen im BDKJ ab 2013 Die Jugendverbände des BDKJ haben auf der diesjährigen Diözesanversammlung ein Konzept für Vertrauenspersonen verabschiedet. Die Personen werden in der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres bekannt gegeben und sollen euch kompetente und vertrauliche Ansprechpartner sein, wenn ihr euch unsicher seid, wie erlebte oder beobachtete Situationen einzuordnen sind. Natürlich wollen wir euch auch ermutigen euch bereits jetzt an euch bekannte Personen eures Vertrauens in den Verbänden zu wenden, wenn ihr euch unsicher seid. Wir wissen über das Thema Bescheid und schauen hin!

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BDKJ > Zivilcourage-Training

Da Gewalt nicht erst mit dem Angriff auf Leib und Leben anfängt, werden im Training nicht Kampftechniken gegen TäterInnen trainiert, sondern Verhaltensweisen erlernt und Eigenschaften gefördert, die die Entstehung und Eskalation von Gewalt gegenüber möglichen Opfern verhindern können. Der Blick für Diskriminierung wird geschärft. Mut, innere Ruhe und das Erkennen eigener Grenzen als Grundlage für überlegtes Handeln werden reflektiert. Ziel ist es, für die Voraussetzungen und konkreten Möglichkeiten der Zivilcourage im Alltag zu sensibilisieren und hierfür das eigene Verhaltensrepertoire zu erweitern. Grundlage ist das sozialpsychologisch fundierte Göttinger Zivilcourage-Impuls-Training (GZIT). Publiziert von Julia A. Jäger am 4. März 2010

Trainerin an diesem Tag ist Dipl.-Psych. Julia A. Jäger. Das Training findet im Rahmen des friedenspolitischen Bildungsangebotes der Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V. statt. Hierzu eingeladen sind alle hauptamtlichen MitarbeiterInnen in der kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Trier. Der Anmeldeschluss ist der 8. Oktober 2012. Die Leitung der Veranstaltung haben Anja Peters, Diözesanvorsitzende BDKJ Trier, Leonie Johannes, Bildungsreferentin BDKJ Landesstelle Saar, und Lorenz Müller, FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral Marienburg. Weitere Informationen und den Flyer zu der Veranstaltung gibt es auf www.bdkj-trier.de.


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Aktion „Josefstag“ baut Brücken am 19. März 2012 < BDKJ

Aktion „Josefstag“ baut Brücken am 19. März 2012 Am 19. März fand dieses Jahr der „Josefstag“ statt. Der Heilige Josef ist Schutzpatron der Arbeiter und Jugendlichen. Der „Josefstag“ ist ein bundesweiter, dezentraler Aktionstag, der auf die wichtige Arbeit in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, insbesondere der Jugendberufshilfe, in katholischer Trägerschaft aufmerksam macht. Verantwortungsträger aus der katholischen Kirche und gegebenenfalls auch aus der Politik sind eingeladen, sich vor Ort ein Bild von der Lage in den Einrichtungen der Jugendsozialarbeit zu machen.

Weihbischof Peters (mi.) im Gespräch mit Caritas-Geschäftsführer Steffens (2.v.li.) und jungen Migranten. (Quelle: Pressestelle Bistum Trier)

Jeder Josefstag steht unter einem bestimmten Schwerpunktthema, zu dem die Jugendlichen, die MitarbeiterInnen in den Einrichtungen und die Jugendverbände arbeiten. Unter dem Motto „Herkunft egal – Ziel klar!“ setzte sich die katholische Kirche in diesem Jahr für mehr Chancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt ein. Die Weihbischöfe Robert Brahm, Helmut Dieser und Jörg Michael Peters haben sich an der Aktion beteiligt und im Zeitraum vom 16. bis 22. März die Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco Helenenberg, das Haus der offenen Tür „HOT“ in Sinzig und die Katholische Erwachsenen-bildung KEB Dilligen besucht.

Ein Zeichen setzten auch die Jugendpfarrer des Bistums Trier, die am 19. März u.a. an Aktivitäten des Caritas-Jugendmigrationsdienstes in Konz, Bad Neuen– ahr-Ahrweiler und Saarbrücken teilnahmen. Der Koblenzer Jugendpfarrer und DPSG Diözesankurat Martin Laskewicz besuchte das Kolpinghaus in Koblenz und sprach mit BewohnerInnen des Jugendgästehauses und –wohnheims. Er findet den Josefstag wichtig, um auf die Situation der Jugendlichen aufmerksam zu machen und ihre Probleme zur Sprache zu bringen.

Unter dem Motto „Keine Wahl! – Jugend braucht Perspektive“ findet am 05. März 2013 der siebte Josefstag statt. Weitere Informationen zum Aktionstag gibt es unter www.josefstag.de

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BDKJ > „Segen bringen, Segen sein“

„Segen bringen, Segen sein“ Tansania ist das Beispielland der 55. Aktion Dreikönigssingen Zum 55. Mal werden rund um den 6. Januar 2013 bundesweit die Sternsinger unterwegs sein. „Segen bringen, Segen sein. Für Gesundheit in Tansania und weltweit!“ heißt das Leitwort der kommenden Aktion Dreikönigssingen, bei der in allen 27 deutschen Bistümern wieder 500.000 Kinder in den Gewändern der Heiligen Drei Könige von Tür zu Tür ziehen werden. Mit ihrem Motto machen die Sternsinger gemeinsam mit den Trägern der Aktion – dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) – deutlich, dass weltweit jedes Kind das Recht auf medizinische Versorgung hat. Die Sternsinger unterstützen in Tansania, dem Beispielland der Aktion, bereits verschiedene Gesundheitseinrichtungen. Unter dem Motto „Ein Krankenwagen für Tansania“ tourt seit Mitte September zudem ein Toyota-Geländewagen durch Deutschland, der im Vorfeld und während der Aktion Dreikönigssingen 2013 für die Anliegen der Sternsinger werben soll. In zahlreichen Städten, unter anderem in Köln, Würzburg und Berlin, wird der geländegängige Krankenwagen Station machen. Spiele und Bildungsangebote rund um das ungewöhnliche Mobil sollen Kindern und Erwachsenen dann unter anderem vermitteln, wie die Gesundheitsversorgung in Tansania aussieht. Ab nächstem Frühjahr wird der Krankenwagen für ein Hospital in Tansania im Einsatz sein.

Förderung in rund 110 Ländern Doch nicht nur Kinder in den Projekten in Tansania profitieren vom Einsatz der kleinen und großen Könige

in Deutschland. Straßenkinder, Aids-Waisen, Kindersoldaten, Mädchen und Jungen, die nicht zur Schule gehen können, denen Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung fehlen, die in Kriegs- und Krisengebieten, in Flüchtlingslagern oder ohne ein festes Dach über dem Kopf aufwachsen – Kinder in rund 110 Ländern der Welt werden jedes Jahr in Projekten betreut und versorgt, die mit Mitteln der Aktion unterstützt werden.

Mehr als 2.200 Projekte jährlich – Eröffnung der Aktion in Würzburg Mehr als 2.200 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa können die Sternsinger jährlich unterstützen. Und diese Projekte tragen nachhaltig zum Abbau ungerechter Strukturen in den Ländern der Einen Welt bei. Bildungsprojekte haben dabei einen besonderen Stellenwert. Primarschulen, Alphabetisierungsprogramme oder die Anschaffung von Schulmaterial sind wichtige Fördermaßnahmen. Eine abgeschlossene Schulbildung und eine qualifizierte Berufsausbildung sind für die Mädchen und Jungen oft die einzige Chance, den Teufelskreis von Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität zu durchbrechen. Bildung wird damit zum Schlüssel der Entwicklung in den Ländern der so genannten Dritten Welt. Bundesweit eröffnet wird die 55. Aktion Dreikönigssingen am Freitag, 28. Dezember, in Würzburg. 1.500 Sternsinger werden dazu erwartet. Pünktlich zum Dreikönigsfest am 6. Januar sind Sternsinger im Schloss Bellevue bei Bundespräsident Joachim Gauck zu Gast, der die Tradition seiner Amtsvorgänger fortsetzt.


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Herzliche Einladung! < BDKJ

Herzliche Einladung!

Wie ticken Jugendliche 2012?

Zentraler Aussendungsgottesdienst der Sternsingerinnen und Sternsinger im Bistum Trier mit Weihbischof Jörg Michael Peters am 03. Januar 2013, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Herz-Jesu in Mayen Ausrichter: KJG Mayen – Veranstalter: BDKJ Trier

„Entschuldung wirkt“ – Lateinamerikas Erfahrungen für Europas Krise Veranstaltung mit Patricia Miranda - Fundación Jubileo (La Paz, Bolivien) Während Europa die Lösungen seiner Staatsschuldenkrise vor sich herschiebt, hat Lateinamerika reiche Erfahrungen mit Schuldenerlassen gemacht. Eines der betroffenen Länder ist Bolivien, dem 2001 und 2005 insgesamt knapp 5 Mrd. US-$ Auslandsschulden erlassen wurden. Diese sollten nach einer gemeinsamen Vereinbarung von Regierung und Zivilgesellschaft in die Stärkung der Kommunen investiert werden. Der Schuldenerlass selbst war ein Resultat der weltweiten Erlaßjahr2000-Kampagne. Jubileo2000 Bolivia war eine der aktivsten Kampagnen in diesem internationalen Netzwerk. Anders als in vielen anderen entlasteten Ländern wurde der Schuldenerlass in Bolivien von einer starken Mobilisierung der Zivilgesellschaft begleitet. Diese hörte auch nicht mit dem Schuldenerlass auf, sondern Kirchen, Gewerkschaften und Basisbewegungen forderten aktiv und erfolgreich eine Beteiligung an der Entscheidung über die Verwendung der durch die Entschuldung frei werdenden Mittel.

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BDKJ > Wie ticken Jugendliche 2012?

• Wie gelang es, im ärmsten Land Lateinamerikas eine erfolgreiche Entschuldungskampagne aufzubauen? • Sind die frei werdenden Mittel bei den Munizipien und damit bei den Armen angekommen? Wo konnte das Versickern der Mittel in korrupten Kanälen verhindert worden? Und wo gelang dies trotz aller Mobilisierung nicht? • Was können europäische Politiker und soziale Bewegungen von den lateinamerikanischen Erfahrungen lernen.

Darüber berichtet Patricia Miranda am 29. Oktober um 19 Uhr im Pfarrsaal von St. Agritius (Agritiusstr. 1, 54295 Trier). Der BDKJ Trier organisiert die Veranstaltung in Kooperation mit der Diözesanstelle Weltkirche, dem Katholikenrat und der KAB Trier. Der Eintritt ist frei.

Diese Frage haben sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, die Bundeszentrale für politische Bildung, Misereor, die bischöfliche Medienstiftung der Diözese RottenburgStuttgart und der Südwestrundfunk gestellt und dem Sinus-Institut den Auftrag gegeben auf diese Frage Antworten zu finden. Im April diesen Jahres wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Im Gegensatz zur Studie, die im Jahr 2007 veröffentlicht wurde, beschäftigt sich diese mit jungen Menschen im Alter von 14 bis 17 Jahren. Mit Hilfe von verschiedenen Befragungsinstrumenten kamen die Jugendlichen selbst zu Wort. So wurden 72 zweistündige qualitative Interviews durchgeführt, „Hausarbeiten“ von Jugendlichen vor den Interviews verfasst und die Jugendzimmer mit Fotos dokumentiert. Dieses Vorgehen ermöglicht einen differenzierten Blick auf die jugendlichen Lebenswelten und verdeutlicht DIE

Jugend gibt es nicht. Denn Jugend ist eine soziokulturelle sehr heterogene Gruppe. Die Jugendstudie 2012 identifiziert und beschreibt, was Jugendliche miteinander verbindet und voneinander trennt. In Form eines Lebensweltenmodells kann konkret nachvollzogen werden, wie Jugendliche in verschiedenen Lebenswelten ihren Alltag (er)leben, wo sie Sinn suchen und finden. Die Studie soll keinen in eine Schublade stecken und niemand auf der Welt passt natürlich zu 100 Prozent zu nur einer der genannten Lebenswelten. Vielmehr zeigt sie die Vielfältigkeit und Verschiedenheit der schnell verallgemeinerten „Jugend“ auf. Aus diesem Grund kann die Einteilung in die unterschiedlichen Lebenswelten hilfreich sein, um Verhaltensweisen und ehrenamtliches Engagement besser einschätzen zu können und zielgruppengerechte Angebote zu erstellen. Nur wenn man weiß, was Jugendliche bewegt, wird man Jugendliche bewegen können.


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Wie ticken Jugendliche 2012? < BDKJ

Konservativ-bürgerliche Lebenswelt: Die familien- und heimatorientrierten Bodenständigen mit Traditionsbewusstsein und Verantwortungsethik. Jugendliche, die in dieser Lebenswelt leben, haben den Wunsch an der bewährten gesellschaftlichen Ordnung festhalten und eine berechenbare „Normalbiografie“ zu durchlaufen. Sie sind gerne bereit sich sozial zu engagieren und bewerten gesellschaftliches Engagement als „lobenswert“. Dabei ist die Gemeinschaft ein wichtiger Motivationsfaktor für ihr Ehrenamt.

Materialistisch-hedonistische Lebenswelt Die spaß- und freizeitorientierte junge Unterschicht mit ausgeprägten Konsumwünschen und traditioneller Familienbildung. Jugendliche aus dieser Lebenswelt halten Werte wie zum Beispiel Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft für sehr wichtig. Dagegen lehnen sie Kontroll- und Autoritätswerte ab und bevorzugen ein „chilltes“ Leben mit viel Spaß. Für typisches bürgerliches Engagement sind sie wenig zu begeistern. Eine hohe Bedeutung geben sie allerdings der Unterstützung von Freunden, so dass der Wert „Hilfsbereitschaft“ hier seinen Ausdruck findet. Am ehesten kann man ihre Begeisterung fürs Ehrenamt durch Sport und Musik wecken.

Prekäre Lebenswelt Die um Orientierung und Teilhabe bemühten Jugendlichen mit schwierigen Startvoraussetzungen und Durchbeißermentalität. In dieser Lebenswelt leben die Jugendlichen, die die schwierigsten Startvoraussetzungen in unserer Gesellschaft haben. Sie schämen sich für die soziale Stellung ihrer Familie und sind bemüht ihre eigene Situation zu verbessern. Der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit ist bei dieser Gruppe hoch. Zugleich ist das Gefühl einer unfairen und ungerechten Gesellschaft vorhanden. Dieses wird verstärkt durch die eigenen Erfahrungen geringer Aufstiegsperspektiven. Die jungen Menschen entwickeln eine Mentalität, dass sich Leistung nicht lohnt. So ist ihnen auch das ehrenamtliche Engagement fremd. Sie sind aber bereit nach dem Prinzip der „Gegenseitigkeit von Hilfe“ zu handeln.

Sozialökoloische Lebenswelt Die nachhaltigkeits- und gemeinwohlorientierten Jugendlichen mit sozialkritischer Grundhaltung und Offenheit für alternative Lebensentwürfe. Die zentralen Pfeiler des Wertegerüstes dieser Lebenswelt bilden Demokratie, Gerechtigkeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Die Jugendlichen sind am Gemeinwohl interessiert und möchten andere von ihrer normativen Ansicht überzeugen. Dabei kritisieren sie die Überflussgesellschaft und distanzieren sich von materiellen Werten. So sind sie schnell für ein Engagement zu begeistern und empfinden Vereine, Verbände, Schule und Kirche als Orte für Engagement geeignet. Besonders reizvoll empfinden sie ein Engagement im Ausland, da sie bei ihrer Tätigkeit sich selbst und die Welt entdecken wollen.

Adaptiv-pragmatische Lebenswelt

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BDKJ > Wie ticken Jugendliche 2012?

Experimentalistisch-hedonistische Lebenswelt Die spaß- und szenenornientierten Nonkonformisten mit Fokus auf Leben im Hier und Jetzt. Es liegt den Jugendlichen viel daran ihr eigenes Ding durchzuziehen, ihre Grenzen auszutesten und ihr Leben in vollen Zügen zu genießen. Sie legen großen Wert auf kreative Gestaltungsmöglichkeiten, dabei sind sie oft sehr phantasievoll, originell und provokant. Es liegt bei diesen Jugendlichen nur eine geringe Affinität zu typischen bürgerlichen Werten vor. Sie möchten mit ihren Werten in der Gesellschaft anecken und distanzieren sich vom Mainstream. Daraus resultiert die große Begeisterung für die verschiedenen Jugendszenen. In diesen sind die Mädchen und Jungen bereit sich zu engagieren, auch wenn sie gegen traditionelles Engagement aussprechen. Für die Ausübung sind ihnen kreative Gestaltungsmöglichkeiten wichtig.

Der leistungs- und familienorientierte moderne Mainstream mit hoher Anpassungsbereitschaft. Die jungen Menschen sehen sich als verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger und zeigen sich sehr kompromissbereit. In dieser Lebenswelt ist ein großer Wunsch vorhanden im Leben etwas zu erreichen. Daher sind sie bereit für gesetzte Ziele viel zu tun, um dieses auch zu erreichen. Engagement wird als wichtiger Baustein für den eigenen Lebenslauf beurteilt. Dabei sollte das Engagement aber kompakt und möglichst nach der Schule erbracht werden, zum Beispiel in Form eines Freiwilligendienstes oder Au-pair. Die Ausübung sollte Gemeinnützigkeit und die eigenen Interessen gut verbinden.

Publikation Marc Calmbach, Peter Martin Thomas, Inga Borchard, Bodo Flaig

Wie ticken Jugendliche 2012? Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 14 – 17 Jahren in Deutschland

Eine Sinus-Studie im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Bischöflichen Medienstiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Bischöflichen Hilfswerks Misereor und des Südwestrundfunkes. Verlag Haus Altenberg 2012, ISBN 978-3-7761-0278-9, 39,90 Euro

Expeditive Lebenswelt Die erfolgs- und lifestyle-orientierten Networker auf der Such nach neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen. Eine Gruppe, die flexibel, mobil und pragmatisch ist. Sie haben eine geringe Kontroll- und Autoritätsorientierung. Sie halten ein erwachsenen Leben ohne Aufbrüche für unvorstellbar und möchten nicht an-, sondern weiterkommen. Diese Jugendlichen sind offen für ein beiläufiges und bequemes Engagement. Dabei sind Formen des traditionellen Ehrenamts eher unbeliebt. Sie möchten keine langfristigen Bindungen eingehen und legen viel Wert auf zeitliche und örtliche Flexibilität. Im Engagement sind ihnen Freiräume, Abwechslung, die Möglichkeit zur Vernetzung und ein professionelles Umfeld wichtig.


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„Uns schickt der Himmel“ – 72-Stunden-Aktion 2013 < BDKJ

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BDKJ > „Uns schickt der Himmel“ – 72-Stunden-Aktion 2013

„Uns schickt der Himmel“ – 72-Stunden-Aktion 2013 Unter diesem Titel will der BDKJ hunderttausende junge Menschen für 72 Stunden zum Einsatz für das Gute gewinnen. Die Erfolge aus dem Jahr 2009 ermutigen die katholischen Jugendverbände, die Aktion auf alle Bistümer und damit erstmals auf das gesamte Bundesgebiet auszuweiten und so findet die Sozialaktion bundesweit vom 13.06 – 16.06.2013 statt. Der Grundgedanke der Sozialaktion lautet „In 72 Stunden die Welt besser machen“. Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Leiter/-innen stellen sich der Herausforderung, in 72 Stunden eine gemeinnützige soziale, ökologische, interkulturelle oder politische Aufgabe zu lösen. Mit Spaß und Engagement werden sie dort anpacken, wo es sonst niemand tut, wo das Geld fehlt oder die Bereitschaft, anderen unter die Arme zu greifen.

72 Stunden – Handeln aus dem christlichen Glauben heraus Die Überzeugung, dass ein Handeln aus unserem christlichen Verständnis die Welt besser machen kann, ist der Motor für die Aktion. Die jungen Menschen sind in den 72 Stunden gefordert, dem Beispiel Jesu zu folgen. Zusammen wird es gelingen, Projekte für Menschen am Rand der Gesellschaft zu verwirklichen, Solidarität zu leben und dem Allgemeinwohl zu dienen. Durch ihre Teilnahme an der Aktion geben Kinder und Jugendliche ein sichtbares Zeichen ihres Glaubens und setzen ein deutliches Zeichen der Solidarität.

72 Stunden – Spaß und Sinn verbinden Katholische Jugend(verbands)arbeit verbindet in ihren Aktivitäten Sinnhaftigkeit und Erlebnischarakter. Mit der 72-Stunden-Aktion zeigen die katholischen jungen Menschen einer breiten Öffentlichkeit, dass sie sich für andere einsetzen und dabei Freude haben.

72 Stunden – ein Lernfeld außerhalb der Schule Lernen findet zu deinem großen Teil außerhalb von Schule statt. Die 72-Stunden-Aktion fordert Kinder und Jugendliche heraus, sich mit ihren Talenten einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und im Handeln neue Fähigkeiten zu erwerben. Die Sozialaktion fördert soziales Lernen. Soziale Kompetenzen wie z.B. Teamfä-

higkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität werden gefordert und gefördert.

tum nimmt dann Kontakt mit euch auf und sammelt weitere Informationen über eure Gruppen. So lernt ihr auch eure Kontaktperson für die 72-Stunden-Aktion erstmals kennen. Denn der KoKreis steht euch in der Vorbereitung und während der Aktion beratend zur Seite und gibt euch alle wichtigen Informationen weiter, die ihr für eure Teilnahme an der Aktion benötigt.

Welche Aktionsformen gibt es? Im Rahmen der 72 Stunden Aktion könnt ihr zwischen zwei Aktionsformen wählen:

„Do it“ – Die Do-it-yourself-Variante

Seid ihr mit eurer Gruppe dabei? Wer kann mitmachen? Anmelden können sich Gruppen aus Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen; die Alterspanne liegt idealerweise zwischen 9 und 27 Jahren. Die Gruppe sollte mindestens acht Personen umfassen, nach oben ist die Grenze offen. Achtet aber darauf, dass ihr noch handlungsfähig seid und jede/r während der Aktion auch etwas zu tun hat. Jede Gruppe muss aus Gründen der Aufsichtspflicht eine/n Aktionsgruppenleiter/in haben, die/der mindestens 18 Jahre alt ist. Auch wenn die 72-Stunden-Aktion eine Aktion der katholischen Jugendverbände ist – teilnehmen können alle Gruppen, die Lust auf diese große Sozialaktion haben. Seit dem 13. Juni 2012, genau ein Jahr vor Aktionsstart, könnt ihr euch als Aktionsgruppe auf der Homepage www.72stunden.de für die Aktion 2013 anmelden. Hier müsst ihr ein Online-Anmeldeformular ausfüllen. Ihr werdet mit eurer Registrierung automatisch eurem Bistum zu geordnet.

Was geschieht nach der Anmeldung? Nach eurer Registrierung erhaltet ihr bald weitere Infos mit dem Starter-Kit. Darin ist beispielsweise das Aktionsheft enthalten, in dem ihr neben vielen organisatorischen Infos ganz konkrete Aktionsideen findet. Euer regionaler Koordinierungskreis (KoKreis) oder euer Bis-

Die Aktionsgruppe hat von der Idee über die Planung bis zur Durchführung ihrer Aktion alles selbst in der Hand. Der regionale Koordinierungskreis prüft lediglich, ob das Projekt den Kriterien zur Aktion entspricht und gibt den Aktionsgruppen bei Bedarf Hilfestellung und Beratung

„Get it“ – Die Überraschungsvariante Die Aktionsgruppe bekommt eine Aufgabe gestellt, die sie vorher nicht kennt. Der regionale Koordinierungskreis hat das Projekt entwickelt und die nötigen Kontakte hergestellt. Erst mit dem Startschuss zur Aktion teilt die Aktionspatin oder der Aktionspate der Gruppe ihr Projekt mit. Seid dabei, wenn am 13. Juni 2013 um 17.07 Uhr in ganz Deutschland der Startschuss fällt und Jugendgruppen in 72 Stunden eine gemeinnütze Aufgabe lösen!


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BDKJ-Freiwillige in Bolivien / Reverse-Freiwillige im Bistum Trier < BDKJ

BDKJ-Freiwillige in Bolivien / Reverse-Freiwillige im Bistum Trier Kathrin Herrig ist 19 Jahre alt und kommt aus Altenahr. Sie lebt im Tagungshaus der PJV in Vinto/ Cochabamba und ist auf zwei Arbeitsstellen in Vororten von Cochabamba eingesetzt: in einer Grundschule und einer Einrichtung für Schulabbrecher und Taubstumme.

Die 21-jährige Lena Krämer aus Kaifenheim ist Heilerziehungspflegerin und freut sich, seit Anfang September bei der Stiftung „Solidarität und Freundschaft Chuquisaca-Trier“ in dem Landschulheim (INCA) Azurduy eingesetzt zu sein. Sie wird sich dort vor allem bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderten einbringen.

Simone Mischo konnte aufgrund von Visumsproblemen die geplante Einsatzstelle in Brasilien nicht antreten. Stattdessen wird sie nun als vierte BDKJFreiwillige ein Jahr in dem Landschulinternat (CEASIPAS) der Stiftung in Huacareta verbringen.

Sebastian Gräber aus Blankenrath lebt ebenfalls bei der Stiftung. Wegen seiner langjährigen Mitwirkung in verschiedenen Gremien der rheinland-pfälzischen Landesvertretung für Schülerinnen und Schüler wird er in dem Ausbildungszentrum (CEA) in Villa Serrano auch in dem Projekt „Ausbildung und Befähigung von Jugendgruppen zu politischem und gesellschaftlichem Engagement“ mitarbeiten.

Die Freiwillige der Stiftung,

Ydania Llanos Benavides,

fühlt sich im Katholischen Kindergarten St. Elisabeth in Sulzbach nach wie vor pudelwohl und genießt die Arbeit mit den Kleinen. Am Wochenende ist sie oft im Einsatz für die Partnerschaft und bei vielen Veranstaltungen auch über die Grenze des Saarlandes hinaus zu sehen.

Juán Pablo Argandoña von der Jugendpastoral Boliviens (PJV) ist in der Jugendbildungsstätte Don Bosco in Jünkerath genau an der richtigen Stelle. Er gestaltet das Angebot für die überwiegend jungen Tagungsgruppen mit. Er kann so viele Kontakte knüpfen, Gespräche führen und als Botschafter der Partnerschaft wirken.

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Verbände > Diözesanjungschützentag im Vorfeld der Bundesjungschützentage

Verbände

Diözesanjungschützentag im Vorfeld der Bundesjungschützentage

Der 42. Diözesanjungschützentag (DJT) fand am 03. Juni in St. Katharinen, am nördlichsten Rand unseres Bistums statt. Der Schützenbezirksverband Burg Altenwied lud ein und über 500 meist junge Schützen folgten. Traditionell beginnt jeder DJT mit einem Gottesdienst. Die Festmesse, das verriet Diözesanjungschützenmeister Björn Oberhausen gleich zu Beginn, würde eine besondere werden. Nicht, weil der DJT mal wieder auf den Dreifaltigkeitssonntag fiel. Nicht, weil die Kirche voll besetzt war. Und auch nicht deswegen, weil die Diözesanstandarte des BdSJ dem gastgebendem Bezirksverband übergeben wurde. Diözesanpräses Christoph Kipper klärte gegen Ende des Gottesdienstes auf. Er wird nach Niederfischbar versetzt, wo er seine eigene Pfarrei leiten wird. Da er auf Grund der Distanz sein Amt bei den Jungschützen nicht mehr voll ausüben kann, entpflichtete Bischof Stephan Ackermann Christoph als Diözesanpräses. Björn Oberhausen überreichte eine Urkunde für Christophs sechsjährige Amtszeit und Geschenke. Der anschließend geplante Festumzug fiel ins Wasser. Es regnete wie aus Eimern. Zum Glück bauten die Organisatoren die Großspielgeräte und Stände, z.B. Kinderschminken und T-Shirt-Malen sowie Schießen mit Lasergewehren, in der riesigen Sporthalle auf. So blieben alle trocken und der Tag war gerettet. Das Schießen findet sowieso unter Dach statt und fand wie immer großen Anklang. Beim Blatt‘l-Schießen stehen die jungen Schützen unter Beobachtung hunderter Zuschauer. Während das Prinzenschießen geheim abläuft. Nicht einmal die Schützen selbst kennen vor der Siegerehrung ihr eigenes Ergebnis. So steigt die Spannung im Festzelt spürbar an, wenn die Starter nach und nach ihre Urkunden für die erreichten Plätze erhalten bis nur noch zwei junge Schützen übrig sind. Der eine von ihnen darf ein Jahr lang die Würde des Schülerprinzen bzw. der Schülerprinzessin und in der höheren Altersklasse des Jugendprinzen bzw. der Ju-

gendprinzessin tragen. Die zweit- bis viertplatzierten qualifizieren sich wie auch der Sieger zu den Wettbewerben auf den Bundesjungschützentagen in Daun. Dort kämpfen sie sportlich um die Titel Bundesschülerprinz und Bundesprinz. Der amtierende Bundesprinz Timo Stahlhofen durfte Oliver Oedekoven aus Bad Bodendorf die Kette des Diözesanschülerprinz überreichen. Er erzielte mit 30 Ringen ein nicht zu überbietendes Ergebnis. Matthias Zimmermann aus Kurtscheid wurde mit 27 Ringen Diözesanprinz. Ihnen beiden und den sechs weiteren Startern aus der Diözese Trier wünscht die Schützenfamilie auf den weiterführenden Wettbewerben der Bundesjungschützentage „Gut Schuss“. Frank Senger stellv. Diözesanjungschützenmeister Außenvertretung


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DJK-Jugendevent in der Eifel < Verbände

DJK-Jugendevent in der Eifel fit

Ein Hemd für alle

Jugendliche machten sich zum Thema „Freizeiten“

„DJK Freizeiten – darauf kommt es an,“ so lautete das Motto des diesjährigen Jugendevents ausgerichtet von der DJK-Sportjugend im Bistum Trier. Mit dabei waren Jugendliche der DJK Rheinwacht Oberwesel, der DJK Ochtendung, von der DJK Betzdorf und der DJK WissenSelbach sowie der DJK Eintracht DIST, der DJK Heusweiler und der DJK Kutzhof. Die Freizeitanlage der DJK Eintracht DIST in Dahlem bei Bitburg bot optimale Bedingungen, um einmal zu erleben, wodurch sich Freizeiten bei der DJK auszeichnen. Am Waldrand gelegen und mit zahlreichen Sport- und Spielmöglichkeiten ausgestattet, widmeten sich die Jugendverantwortlichen unterschiedlichen Aufgabenstellungen in Gemeinschafts- und Kooperationsspielen, reflektierten über eigene Freizeiten und tauschten sich aktiv mit den Teilnehmern aus den anderen DJK-Sportvereinen aus. In den angebotenen Workshops „Organisation von Freizeiten“, „Teambuilding von Betreuern“ und „Programme für drinnen und draußen – DJK erleben“ wurden die jungen Leute in die Freizeitgrundlagen eingewiesen, erlebten Teambuilding am eigenen Körper und neue Möglichkeiten der Umsetzung und Durchführung von Freizeitaktivitäten konnten so aufgezeigt und

PSG und DPSG veranstalten gemeinsames Lager während der Heilig-Rock-Wallfahrt Pfad-

gemeinsam erarbeitet werden. Neben dem Grillen am Lagerfeuer, einem Bogenschießwettbewerb mit den Eifel-Bowhunter und einem Schwimmbadbesuch in der Cascarde in Bitburg, sorgte vor allem das PloppflaschenSpiel für Gruppendynamik und eine gute Atmosphäre. Bei diesem Spiel musste eine Bügelverschlussflasche (Ploppflasche) mit nur zwei Seilen von einer Gruppe gemeinschaftlich geöffnet werden. Mit einem ausgeglichen Programm, bestehend aus vielen sportlichen Aktivitäten, Spielen zum Kennenlernen und zur Förderung der Gemeinschaft und theoretischen Einheiten sowie Morgen- und Nachtimpulsen, wurde den Teilnehmern ein unvergessliches Wochenende geboten. Natürlich durfte das gemeinsame Essen zubereiten, das Spülen und Aufräumen nicht fehlen. Gerade hierfür war das Selbstversorgerhaus der DJK Eintracht DIST ein idealer Trainingsort.

DJK-Sportjugend auf der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier Bischof Ackermann stolzierte über das Seil/Gymnasiasten aus Wittlich mit Freude dabei Im Rahmen der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier war auch die DJK-Sportjugend in action. Sowohl beim „BDKJ-Jugendevent“ der katholischen Jugendverbände im Bistum Trier, als auch in der „Kirche der Jugend“ in der Pauluskirche gab es interessante und spannende Angebote. Die Diözesanjugendleitung hatte eine Slackline fixiert, Speed stacking und Minitischtennis offeriert und viele Kinder und Jugendliche nutzen das Engagement für ganz besondere Sporterlebnisse. Eine gelungene Veranstaltung, die bei herrlichem Wetter im Palastgarten ablief und großen Zuspruch fand. Dass sich auch Bischof Dr. Stephan Ackermann und Weihbischof Jörg Michael Peters in das Getümmel stürzten, war ein gelungenes

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Verbände > Ein Hemd für alle

Zeichen für die vielfältige Jugendarbeit, die von den Jugendverbänden im Bistum Trier umgesetzt wird. Auf dem Seil der DJK-Sportjugend und beim Minitischtennis spielen waren die beiden dann auch zu sehen. In einem Workshop zum Thema Teambuilding wurden Gymnasiasten aus Wittlich mit einer anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert. Die 18 jungen Leute aus der 11. Klasse mussten eine Bügelverschlussflasche (Ploppflasche) nur mit zwei Seilen ausgestattet öffnen. Nach erfolgten Absprachen und Überlegungen konnten sie die Herausforderung nach 36 Minuten lösen. Die Freude war groß und die Begeisterung über das Geleistete führte die Gruppe zusammen. Ein ganz besonderes Erlebnis, das die Schüler im Altarraum der Pauluskirche in Trier machten.

finderinnen und Pfadfinder der PSG und der DPSG hatten die einmalige Gelegenheit, während des Jugendevents der Heilig-Rock-Wallfahrt (27.–29. April 2012) auf der Palästra der Kaiserthermen ihre Zelte aufschlagen zu können. Der Einladung nach Trier waren über 380 Pfadfinderinnen und Pfadfinder gefolgt, von den jüngsten Wölflingen und Wichteln bis zu einer Vielzahl von Leiterinnen und Leitern. Der Samstag begann mit einer Katechese auf dem Lagergelände, bei der Monsignore Dr. Michael Kneib den Anwesenden aus seinem Leben erzählte, das auch geprägt ist von Erlebnissen als Pfadfinder. Daran anschließend folgte der Gang zum Heiligen Rock in den Dom. Am Nachmittag nahmen die Jugendlichen aus den Verbänden an dem vielfältigen Angebot des Jugendevents teil, während die Kinder eine Reihe von Workshops besuchen konnten. Neben typisch-pfadfinderi-

schen Kim-Spielen gab es die Möglichkeit zur Teilnahme an einer GPS-Rock-Rallye und einer „Stattführung“, bei der sich Jungpfadfinder/Pfadis mit den im Boden eingelassenen Stolpersteinen auseinandersetzten, die an Opfer des Nazi-Terrors erinnern. Mit dem Besuch der bolivianischen Musikgruppe „Los Masis“ wurde auch die Partnerschaft der DPSG Trier mit den Pfadfinderinnen und Pfadfinder der ASB in Cochabamba, Bolivien ein wichtiger Bestandteil des Lagerlebens. Die Musiker machten einen eigenen Workshop zu ihrer Musik und den Instrumenten, ein anderer Workshop befasste sich mit der Frage, wie Kinder in Bolivien leben. Auch Bischof Dr. Stefan Ackermann machte sich auf in das Pfadfinderlager. Er nahm sich viel Zeit und besuchte die Teilnehmenden bei den Workshops und in ihren Zelten. Axel Hemgesberg

Fit fürs Lager Pünktlich um 18 Uhr begann bei Sonnenschein das Wochenende „Fit fürs Lager“ und dreißig Teilnehmende machten sich vom Parkplatz in Sayn auf dem Weg in die Brex. 40 Stunden später schien die Sonne wieder. Dazwischen gab es Wolken und Regen, beste Laune, jede Menge neue Erfahrungen, Gespräche und Anregungen, eben Pfadfinderpraxis pur. „Fit fürs Lager“ bot keine fertigen Workshops an. Die Teilnehmenden entwickelten ihr Programm selbst. Sie probierten sich aus in Lager- und Pfadfindertechniken, im Unterwegssein, im Lagerrat, in Lagerorganisation, zum Themen Lagerprogramm und in der gehobenen Lagerküche. Es konnten viele neue und nicht alltägliche Erfahrungen gemacht werden. So hatte zum Beispiel keiner bislang eine Hochjurte aufgebaut und hätte es nicht gedacht dies zu können. Aber am Samstagabend saßen alle in genau solch einer Hochjurte mit Außenund Innenbalkon am Lagerfeuer. Andere Teilnehmende

waren unterwegs und testeten aus, was für Erfahrungen man auf einer Wanderung mit sich selbst machen kann. Was sollen Kinder und Jugendliche im Lager und auf Fahrt erleben oder lernen? Was soll z.B. an Gruppenentwicklung, Selbstständigkeit oder kritischem Denken gefördert werden? Zeltlager im pfadfinderischen Sinne ist ein pädagogischer Ort. Aus diesem Grund sollten Zeltlager eben nicht die alljährliche Wiederholung des immer gleichen Programms sein. Neue Ideen und Anregungen gab es an diesem Wochenende reichlich und als sonntags auf die Erfahrungen, Erlebnisse und die gemeinsame Zeit geblickt wurde, war klar: Fit fürs Lager wird die Zeltlager derer verändern, die mit dabei waren. Georg Meinung


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„KIKO – Jetzt reden wir!“ – < Verbände

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Verbände > Kolpingjugend fasst international gesuchten Meisterdieb

16. & 17.11.2012 MARIENBURG BULLAY

„KIKO – Jetzt reden wir!“ – Erste Kinderkonferenz der KjG Trier Kinder wissen selbst am besten, welche Themen sie interessieren und haben eigene Vorstellungen davon, wie es in Politik, Kirche und der KjG laufen soll. Deshalb veranstaltet die KjG Trier dieses Jahr zum ersten Mal eine Kinderkonferenz und zwar am 16. und 17. November auf der Marienburg in Bullay. Die Kinder beschäftigen sich mit Themen, die sie zuvor in ihren Gruppenstunden ausgewählt haben. Großer Höhepunkt ist ein Antrag, den die Kinder im Laufe des Tages erarbeiten und den sie an die parallel stattfindende Diözesankonferenz der KjG stellen werden. Zwischendrin bleibt natürlich genügend Zeit zum Spielen und Chil-

Kolpingjugend fasst international gesuchten Meisterdieb

WEITERE INFOS: www.kjg-trier.de/kiko kiko@kjg-trier.de DIÖZESANVERBAND TRIER

len. Ein gemeinsamer Gottesdienst beider Konferenzen rundet die KIKO ab. Weitere Infos gibt’s unter www.kjg-trier.de/kiko.

„Bin … da.“ – KjG feiert bundesweiten Gottesdienst Im November gestalten KjG-Gruppen in ganz Deutschland einen KjG-Gottesdienst in ihrer Gemeinde. „Bin … da!“ zwei Worte – eine Lücke dazwischen. Der Titel des bundesweiten KjG-Gottesdienstes ist einfach und lässt Raum, Raum für Fragen, für eigene Ideen und Gedanken: Für wen bin ich da? Wie bin ich da – gern, nachdenklich oder gelangweilt? Und wie oft? Selten, mal wieder oder immer? Wo überhaupt? Und wer ist eigentlich da?

Am Wochenende vom 23. bis 25. November zeigen KjGler und KjGinnen aus ganz Deutschland ihrer Gemeinde, dass sie da sind, dass sie Kirche gestalten können und dass sie ihre Vorstellungen einbringen wollen. Auf www.kjg.de gibt es alle wichtigen Informationen zum bundesweiten Projekt. Auch eine Arbeitsmappe mit Gestaltungsvorschlägen für den Gottesdienst ist dort zu finden.

Es war kurz vor halb sechs an einem der heißesten Tage diesen Jahres als die Zentrale in der Ursulinenstraße in Saarbrücken die erlösende Nachricht an alle Ermittlerteams schickte: Mister X wurde gefasst! Die Erleichterung unter den Detektiven war groß, denn der Fall war zum Schluss an Dramatik kaum noch zu überbieten gewesen. Als die Kinder und Jugendlichen am Nachmittag des 18. August in Saarbrücken eintrafen, um ausgerüstet mit modernster GPS-Technik auf die Jagd nach dem Meisterdieb zu gehen, der Schock: Mister X hatte erst am Vorabend erneut zugeschlagen, nur wurde er dieses Mal vom Bildungsreferenten der Kolpingjugend, Andreas Maxein, auf frischer Tat ertappt und erstes Opfer der geheimnisvollen Chemikalie, die der Dieb entwendet hatte. Amnesie, Verwirrung und Übermut waren die Folge: So, das war allen Detektiven klar, konnte Andreas uns nicht mehr helfen, das Gegenmittel musste her! In sechs Gruppen durchliefen die 36 Teilnehmer ein ausführliches Detektivtraining in Geschicklichkeit, Schnelligkeit und weiteren Disziplinen, bevor sie sich dann auf die Jagd quer durch die Saarbrücker Innenstadt machten. Da keinerlei Hinweise auf das Aussehen des Meisterdiebes vorlagen, mussten sie zunächst Zeugenaussagen sammeln, indem sie den GPS-Koordinaten folgten, an denen sich die Hauptzeugen an diesem Nachmittag aufhielten. Die Zeugen ließen unsere Ermittler jedoch noch ganz schön schwitzen, bevor sie mit ihren Informationen rausrückten, so dass sie beweisen mussten, dass sie in ihrer Detektivausbildung auch wirklich etwas gelernt hatten.

Mister X war von der Mühe der Detektive spürbar unbeeindruckt, er glaubte nicht an ihren Erfolg und machte sich einen Spaß daraus, seine Standortdaten alle halbe Stunde mittzuteilen. Gegen Abend zahlte sich die Hartnäckigkeit der Kolpingjugend jedoch aus: gleich drei Gruppen kesselten den Meisterdieb ein und konnten ihn schließlich fassen.

Nun stand der Heilung unseres Referenten scheinbar nichts mehr im Wege, doch Mister X hatte sich noch einen letzten Coup einfallen lassen: Er gab das falsche Gegenmittel heraus, das fiese Gebräu war völlig wirkungslos! Schließlich hatte der Meisterdieb jedoch Erbarmen und verriet die simple Lösung: Andreas musste einmal so richtig nass gemacht werden – ein Auftrag, den die Teilnehmer mit Bravour erledigten. Mit einem nun wieder voll Zurechnungsfähigen Referenten konnte der Tag beim gemütlichen Grillen ausklingen – und die Teilnehmer gingen auf Nummer sicher: nur für den Fall, dass noch jemand mit der geheimen Chemikalie in Berührung gekommen sein sollte, wurde eine präventive Wasserschlacht gestartet.


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Bundeslager der PSG: Camp it – Move it – Guide it < Verbände

Landesjugendringe

Bundeslager der PSG: Camp it – Move it – Guide it Der stellvertretende Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, hat als am 9. August das Bundeslager der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) bei Rhens am Rhein besucht. Am Abend feierte er mit den Teilnehmerinnen einen Gottesdienst unter dem Leitwort „Freundschaft“. Erstmals seit 15 Jahren hatte vom 4. bis 11. August wieder ein bundesweites PSG-Lager stattgefunden. Unter dem Motto „PSG beWEGt“ -Bewegung, Geist & Seele und gesunde Ernährung“ nahmen über 600 Pfadfinderinnen aus 14 Diözesanverbänden teil, unter ihnen auch Gruppen aus dem Bistum Trier. Ein besonderer Akzent wurde dadurch gesetzt, dass erstmals Gruppen von ehemaligen Pfadfinderinnen eingeladen waren und das Lagerleben mit gestalteten. Neymeyr gewann Einblicke in das vielgestaltige Lagerleben und zeigte besonderes Interesse am Bibel-Malen, am Klettern und an der Begegnung mit den Teilnehmerinnen aus Ruanda. Er dankte den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, dass sie die Kinder und Jugendlichen die breite Vielfalt des Lebens und der pfadfinderischen Lebensgestaltung erleben ließen. In der Dialogpredigt zum Thema Freundschaft zusammen mit der PSG-Bundeskuratin Martina Struckmann erinnerte Neymeyr daran, dass Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern als seinen Freunden gefeiert habe. Struckmann verwies auf die bunten Perlenarmbänder, die jede Teilnehmerin erhalten hatte. Der Austausch von bunten Perlen auf dem Lager sollte Zeichen neuer Freundschaften sein.

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Landesjugendringe > Kinderschutz in der Jugendarbeit

Kinderschutz in der Jugendarbeit Fachtagung zu Qualitätsstandards in Saarbrücken

Bei dem Lager wurden insgesamt 104 Workshops und eine Reihe von Exkursionen angeboten, in denen sich die Teilnehmerinnen spielerisch mit der Thematik von körperlicher und geistig-seelischer Bewegung und gesunder Ernährung auseinander setzten. Das Bundeslager war zugleich der Abschluss des Aktionsthemas „PSG beWEGt“, das 2010 gestartet worden war. Zu den Workshops gehörten etwa Klettern, Walderkundungen, Bogenschießen, Bibliodrama, Theater, Funken, Videogestaltung und Spiritualität. Ein Schwerpunkt war eine Reihe von Koch-Workshops, in denen die Kinder und Jugendlichen lernen konnten, was es heißt, „regional, saisonal. ökologisch und fair“ zu kochen und dabei gesundes und schmackhaftes Essen zuzubereiten. Beim Zeltlager waren die verschiedenen Altersstufen vertreten: Wichtel (7-10 Jahre), Pfadis (10-13 Jahre), Caravelles (13-16 Jahre) und Ranger (ab 16 Jahre). Neu war das Unterlager „Ehemalige Pfadfinderinnen“. Mit ihnen soll künftig die Zusammenarbeit im Verband für Mädchen und junge Frauen intensiviert werden. Das Bundeslager fand seinen Abschluss mit einer Abschiedsfeier, bei der auch Geburtstag gefeiert wurde: 65 Jahre gibt es die PSG in diesem Jahr. Ein Thema für die nächsten Jahre wird sein, wie die PSG im gesellschaftlichen Wandel gute, parteiliche Verbandsarbeit für weitere Jahre gestalten kann. Daran soll in einem Evaluationsprozess auf allen Ebenen gearbeitet werden. Jürgen Strickstrock

Mit über 70 TeilnehmerInnen aus unterschiedlichsten Bereichen der saarländischen Kinder- und Jugendarbeit hatte die Fachtagung des Landesjugendrings einen großen Zuspruch. Vertreten waren MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendverbände, Gemeinwesenprojekte, weiterer freier Träger, kommunale JugendpflegerInnen sowie auch MitarbeiterInnen aus den Jugendämtern. Zunächst referierte Georg Vogel über den aktuellen Stand der Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes in dem es derzeit vor allem um die Frage geht, bei welchen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen Einsicht in das erweiterte Führungszeugnis zu nehmen ist (siehe Kasten). Der Schwerpunkt der Tagung lag jedoch darauf, über einzuführende Qualitätsstandards zu diskutieren, mit denen Jugendverbände Kinder vor sexualisierter Gewalt schützen wollen. Beate Steinbach, Leiterin des Projekts zur Prävention sexualisierter Gewalt „PräTect“ beim Bayerischen Jugendring, gab hierzu einen theoretisch fundierten Input. Sie ging ein auf Verhaltenskodizes, Regeln, Schulungs- sowie Fortbildungsinhalte, Notfallpläne und Beschwerdemanagement in der Kinder- und Jugend(verbands-)arbeit. Die Arbeitsgruppen vertieften diese Aspekte für die einzelnen Praxisfelder der Kinderund Jugendarbeit von der Offenen Arbeit über die Gruppenangebote bis hin zu den mehrtägigen Freizeit- und Bildungsmaßnahmen. Eine eigene AG widmete sich den Aufgaben der Verbandsleitungen. In der Abschlussrunde konnte Frank Kettern ein Fazit der Tagung ziehen. Er sagte zu, dass der Landesjugendring die gute Kooperation mit den Jugendämtern in

dieser Frage fortsetzen werde und man unter den gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen möglichst einheitliche für Ehrenamtliche taugliche Regelungen bei den Vereinbarungen finden wolle.

Stand der Umsetzung des Kinderschutzgesetzes im Saarland Nach dem Bundeskinderschutzgesetz sollen nun auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen von der Einsichtnahme in Führungszeugnis betroffen sein. Wer „Kinder oder Jugendliche beaufsichtigt, betreut, erzieht oder ausbildet oder einen vergleichbaren Kontakt hat“ kommt laut § 72a Abs. 4 SGB VIII hierfür in Frage. Entscheidend ist dabei „Art, Intensität und Dauer des Kontakts“. Und welche Ehrenamtlichen-Gruppen nun betroffen sein werden, darüber wird in den folgenden Monaten zwischen den Jugendämtern und den freien Trägern Vereinbarungen zu treffen sein. Der Landesjugendring ist kontinuierlich im Kontakt mit dem Landesjugendamt und den Kreisjugendämtern und bemüht sich möglichst einheitliche und handhabbare Wege zu finden, wie die ehrenamtlichen Verbands- und Vereinsleitungen die Einsichtnahme ins Führungszeugnis umsetzen. Bei einer Klausur der KreisjugendpflegerInnen wurde hierzu an einem saarlandweit einheitlichen Vorgehen gearbeitet. Angestrebt ist ebenfalls, dieses mit bundesweiten Empfehlungen abzugleichen die u.a. vom „Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge“ erwartet werden. Darüber hinaus sollten sich alle Träger dafür einsetzen, dass die Jugendhilfeausschüsse ein Präventionskonzept beschließen, in dem u.a. auch beschrieben wird, welche Personen und Stellen für die jugendarbeitstreibenden Verbände und Vereine für Präventionsmaßnahmen zuständig sind. Mit ersten Vereinbarungen rechnet der Landesjugendring gegen Ende des Jahres.


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„Jugendarbeit braucht Freiräume!“ < Landesjugendringe

„Jugendarbeit braucht Freiräume!“ Landesjugendring startet Kampagne für außerschulische Bildungsgelegenheiten und selbstorganisierte Lernorte Der Landesjugendring Rheinland-Pfalz (LJR) will mit der Kampagne unter dem Motto „Jugendarbeit braucht Freiräume“ bessere Bedingungen für das ehrenamtliche Engagement von Kindern und Jugendlichen erreichen. Arbeitsverdichtungen in Schule und Hochschule sorgten dafür, dass jungen Menschen zunehmend die Zeit für ehrenamtliches Engagement fehle, sagte Charlotte Zuber, stellvertretende Vorsitzende des LJR, in Mainz. Dadurch gingen Angebote der Jugendarbeit verloren. Verschärft werde die Situation durch die bereits geplanten Sparmaßnahmen aufgrund des Kommunalen Entschuldungsfonds, von denen die Jugendarbeit ebenfalls betroffen sei, so Zuber weiter. „Umso mehr müsste die Politik an ehrenamtlichem Engagement interessiert sein. Junge Menschen haben aber zwischen Schule, Uni, Ausbildung und Beruf kaum noch Zeit, sich für andere einzusetzen.“ Aus Sicht des Landesjugendrings ist damit insbesondere auch ein bildungspolitisches Problem verbunden. So belegten Studien, wie z.B. der 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, dass ein Großteil sozialer Kompetenzen, wie Teamfähigkeit und Selbstorganisation, nicht innerhalb der Schule, sondern in außerschulischen Lernorten, wie z.B. bei den Angeboten der Jugendarbeit, in Vereinen und Verbänden erworben wird. „Wir wollen keine Lernroboter sondern junge Menschen, die die sozialen Fähigkeiten haben, mit anderen demokratisch zusammen zu leben und zu arbeiten. Aktuell läuft die Entwicklung des Bildungssystems leider in die ganz andere Richtung.“

Adressen > Adress-/Kontaktverzeichnis der Mitgliedsverbände

Adressen

Adress-/Kontaktverzeichnis der Mitgliedsverbände • BdSJ – Bund der BdSJ – Bund der St. Sebastianus Schützenjugend – Diözesanverband Trier Im Teichert 110a, 56076 Koblenz, Tel.: 0261/33456, Email: info@bdsj-trier.de, www.bdsj-trier.de

• CAJ – Christliche ArbeiterInnenjugend – Diözesanstelle Trier

Weberbach 70, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-120, -121, E-Mail: Info@caj-trier.de

• DJK-Sportjugend Trier Herzogenbuscher Str. 56, 54292 Trier, Tel.: 0651/24040, www.djk-dv-trier.de, E-Mail: djk-dv-trier@t-online.de

• DPSG – Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg Diözesanstelle Trier Weberbach 70, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-180, www.dpsg-trier.de, E-Mail: info@dpsg-trier.de

• KjG – Katholische junge Gemeinde Diözesanstelle Trier Daher fordert der LJR ein schnelles Umsteuern der Landespolitik. Zu seinen Forderungen zählen ein „Ferienschutz“ bei ehrenamtlichem Engagement, Freisemester für engagierte Studierende sowie eine generelle Entzerrung der Lehrpläne an Schulen und Hochschulen. „Wir werden die Politik für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen des Engagement von Kindern und Jugendlichen in die Pflicht nehmen“; erklärte Zuber abschließend.

Weberbach 70, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-130, www.kjg-trier.de, E-Mail: buero@kjg-trier.de

• KLJB – Katholische Landjugendbewegung Diözesanstelle Trier Weberbach 70, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-140, E-Mail: info@kljb-trier.de

• Kolping Jugend – Diözesanstelle Trier Dietrichstr. 42, 54290 Trier, Tel.: 0651/9941043, www.kolpingjugend-trier.de, E-Mail: jugend@kolping-trier.de

• KSJ – Katholische Studierende Jugend Diözesanstelle Trier Weberbach 72, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-150; -151, E-Mail: KSJTrier@gmx.net

Mit einer Vielzahl von Aktionen will der Landesjugendring nun gegensteuern. Neben Informationsveranstaltungen und der Einrichtung einer eigenen Internetplattform läuft momentan bereits ein Aufruf an Jugendgruppen, mit selbstproduzierten Video- und Fotobeiträgen die Bedeutung von Freiräumen für Kinder und Jugendliche deutlich zu machen. Zudem führt der Landesjugendring eine eigene Online-Umfrage zur aktuellen Situation der außerschulischen Bildung durch. Darüber hinaus soll auch mit anderen jugend- und bildungspolitischen Akteuren, wie z.B. Schüler- und Studierendenvertretung, zusammen gearbeitet werden. Weitere Informationen zu der Kampagne, gibt es im Internet unter: http://freiraum.ljr-rlp.de

• Malteser Diözesangeschäftsstelle Jugendreferat Thebäerstr. 44, 54292 Trier, Tel.: 0651/1464820, E-Mail: malteserjugend-trier-dgs@t-online.de

• MJC/GCL – Jugendverbände in den Gemeinschaften Christlichen Lebens Diözesanstelle Trier Rindertanzstr. 4, 54290 Trier, Tel.: 0651/97848-18, E-Mail: Info@mjctrier.de

• PSG – Pfadfinderinnenschaft St. Georg – Diözesanstelle Trier Weberbach 70, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-160; -161, E-Mail: info@psg-trier.de

• Pueri Cantores Diözesanverband Trier Hinter dem Dom 6, 54290 Trier, Tel.: 0651/7105-508, E-Mail: kirchenmusik@bgv-trier.de

• AMISTAD – Referat für Bolivienpartnerschaft und Entwicklungspolitik Weberbach 70, 54290 Trier, Tel.: 0651/9771-110, E-Mail: bolivienreferat@bdkj-trier.de

Jan Schlemermeyer, Bildungsreferent, Landesjugendring RLP Das BDKJ-Aktuell wird gefördert durch das saarländische Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.


www.bdkj-trier.de

Impressum BDKJ-Aktuell ist der Informationsdienst des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in der Diözese Trier. Redaktion: Frank Kettern (V.i.S.d.P.), Christian Hauser, Leonie Johannes, Evelyn Zimmer Anschrift: BDKJ-Diözesanstelle, Weberbach 70, 54290 Trier, Fon: 06 51 / 97 71-100, Fax: 06 51 / 97 71-199 E-mail: info@bdkj-trier.de Website: www.bdkj-trier.de Das BDKJ-aktuell wird klimaneutral gedruckt auf 100% Recycling-Altpapier — der Umwelt zuliebe! Satz, Gestaltung und Druckabwicklung: www.typomax.de Druck: Druckerei Lokay e.K., Reinheim Das BDKJ-Aktuell wird finanziert durch das Bistum Trier und das saarländische Ministerium für Soziales, Gesund-

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heit, Frauen und Familie.


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