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Wieso der 6,6 Hektar große See, der sich sichelförmig, von einem Park umgeben durch Charlottenburgs Westend zieht, diesen Namen trägt, ist wohl nicht eindeutig geklärt. Manche Quellen besagen, der Lietzensee sei nach dem Dorf Lietzow oder Lützow benannt, 1719 eingemeindet in die Stadt Charlottenburg, als Gewässer bloß ein besserer Fischteich für das Benediktinerinnenkloster. Ein slawischer Begriff nämlich, hergeleitet von »luccina«, was nichts Netteres bedeutet als »Lache« oder »Sumpf«. Vielleicht bemüht sich der trübe See an diesem Spätsommertag deshalb so sehr, die weißen Schäfchenwolken, die der Wind über den knallblauen Himmel treibt, zu spiegeln.

Sein Name könnte aber auch von »Lietze« stammen, vulgo: Blässhuhn. Die Deutsche Ornithologische Gesellschaft hat sich das 1855 einfallen lassen. Ihre Begründung: Dort seien jede Menge »Blassenten« heimisch.

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Aber richtig schön schaurig wird es erst, wenn man beim Blick in das bis zu vier Meter tiefe Wasser über die Sage grübelt, das Dorf Lietzow liege da drunten versunken und in alter Zeit hätten sich manchmal die Netze der Fischer mitten im See an der Kirchturmspitze verfangen. Es soll gespukt haben an den Ufern: Bodenbrände, herumgeisternde Hunde …

Wenn heute etwas im Lietzensee blubbert, sind das höchstens Belüftungsanlagen, die den nördlichsten See der Grunewaldkette mit Sauerstoff versorgen, damit es nicht nochmal zu einem Fischsterben kommt, denn der See hat keinen Zulauf. Und statt Höllenhunden hetzen allenfalls Jogger die Uferwege entlang. Nichts ist hier gespenstisch, im Gegenteil: Wer sich an der Nordseite auf die Terrasse des Bootshauses »Stella« setzt, sich ein deftiges Essen oder etwas zum Kaffee von der SB-Theke holt, kann entspannt und heiter auf Wiesen, Wege, Wasser und pfeilgerade auf den Funkturm gucken. Ein unvermutetes Idyll in feiner Wohngegend im Berliner Westen, ein Lokal in bester Lage.

Seit fünf Jahren ist Sergio Soldarini, 65, Gastroprofi vom Comer See, alleiniger Inhaber. Aber er betreibt das Lokal im Tandem mit seinem langjährigen guten Freund Gino Vinci. Soldarini lebt seit 42 Jahren in Deutschland. Als

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