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Tobias Stepan, Teamwire GmbH

Schnelle Einsatzkommunikation und -koordination

► Tobias Stepan*, Teamwire GmbH

Ein sicherer Polizei-Messenger ist innerhalb kurzer Zeit unverzichtbar geworden, da er eine einfache und reibungslose Einsatzkommunikation und -koordination gewährleistet. So geht sein Anwendungsbereich mittlerweile weit über den reinen Echtzeit-Austausch mittels Text, Bild und Video hinaus. Mit den stets wachsenden Anforderungen an einen effizienteren Informationsfluss entwickeln sich auch die Einsatzkommunikationslösungen weiter.

Ein für Sicherheitsbehörden hochgradig relevantes Thema ist hierbei Föderation, die durchgehende Vernetzung von Polizeipräsidien, -stationen und -einsatzgruppen, um etwa gemeinsame länderübergreifende Einsätze schneller zu koordinieren. Auch die Integration von geografischen Informationssystemen (GIS) in einen Polizei-Messenger ist ein wichtiger nächster Schritt.

Anders als noch vor drei bis vier Jahren suchen Sicherheitsbehörden heute nach einer allumfassenden Einsatzkommunikationslösung, die nicht nur die hochspezifischen Anwendungsfälle der Polizei abdeckt, sondern perspektivisch mitwächst und sich, basierend auf den individuellen Anforderungen, weiterentwickelt. Dass der Bedarf dafür immer größer wird, verdeutlicht die rasante Entwicklung, die entsprechende Kommunikationslösungen hinsichtlich ihrer Funktionalitäten genommen haben. Neben Standardfunktionen wie Sprach- und Textnachrichten, dem Austausch von Bildern, Dokumenten und Videos sowie einsatzspezifischen Gruppen-Chats bieten Polizei-Messenger längst dedizierte Funktionen wie Alarmierungen, Push-to-Talk und Live-Locations. Dabei ist das Innovationspotenzial in den nächsten Jahren noch lange nicht ausgeschöpft.

Föderation ist relevanter denn je

Ein Aspekt, der bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zunehmend an Relevanz gewinnt, ist Föderation. Die schnelle Einsatzkommunikation und -koordination einer Landespolizei ist derzeit mit den technisch vorhandenen Lösungen primär mit den eigenen Polizeipräsidien und -stationen möglich. Häufig gibt es aber auch Bedarf innerhalb eines Bundeslandes, mit anderen Behörden und Organisationen zu kommunizieren. Ebenso bestehen länderübergreifend zahlreiche Einsatzszenarien bei der Gefahrenabwehr und Strafverfolgung. Man denke nur an bundesweite Fahndungen, Veranstaltungen wie den G7-Gipfel und Fußball-Länderspiele oder geheime Operationen. Dabei ist die technische Realisierung einer übergreifenden Vernetzung kein Zukunftsvorhaben mehr. Eine derartige Föderation ist bereits heute mit einem Polizei-Messenger umsetzbar. So lassen sich einzelne Organisationen miteinander verknüpfen und bilden zugleich abgeschottete Umgebungen, was maximale Datensouveränität und Sicherheit gegenüber Cyber-Angriffen garantiert.

Live-Location 2.0

Ein wichtiger nächster Schritt, um die Einsatzkommunikation und -koordination zu stärken, ist die Erweiterung von Karten, Standorten und Live-Locations durch die Integration von GIS in einen Polizei-Messenger. GIS verbinden Daten mit einer Karte und integrieren Positionsdaten samt beschreibenden Informationen. GIS-Karten kommen im Polizeieinsatz tagtäglich zur Anwendung – sei es bei der Einsatzleitung, -planung oder Kriminalanalyse. Dies bietet zahlreiche Vorteile: • GIS sind deutlich vielschichtiger als öffentlich verfügbare

Karten und liefern wichtige Geodaten. • Es gibt zum Beispiel ausführliche Karten in GIS von Landschaften, Gebäuden wie Industriehallen und Stadien sowie verborgenen Systemen wie Tunnel-Streckennetzen und

Untergrundanlagen. • Zudem sind eigene GIS unabhängig von Kartenanbietern wie

Apple und Google. Das heißt: Sie sind nutzbar, ohne Daten an unerwünschte Dritte weiterzugeben. • Zugleich bieten eigene GIS eine Unabhängigkeit im Falle von

Cyber-Attacken auf die Kartensysteme von Apple und Google.

Allerdings ist es aktuell noch so, dass diese einsatznotwendigen Karten hauptsächlich über Desktop-PCs, etwa bei der zentralen Leitstelle, zur Verfügung stehen. Lediglich manche mobilen Einsatzkräfte haben eine App, mit der sie GIS-Daten und -Karten abrufen können. Diese Informationen werden dann für die Einsatzkommunikation in anderen Applikationen verwendet oder müssen in diese übertragen werden.

Eine nächste Entwicklungsstufe von Polizei-Messengern wird darin bestehen, GIS ganzheitlich zu integrieren. Dadurch stehen mobilen Einsatzkräften sowie der Einsatzzentrale alle wichtigen Daten und Karten aus dem GIS direkt bei Standorten und Live-Locations im Polizei-Messenger zur Verfügung. Durch Verknüpfung von GIS und Polizei-Messenger lassen sich einsatzrelevante Informationen schneller abfragen und bereitstellen. Zudem

Schnelle Einsatzkommunikation und -koordination

können alle Einsatzkräfte darauf zugreifen. Das verbessert den Informationsfluss und führt zu einem effektiveren EchtzeitAustausch. Vor allem spart es allen Einsatzbeteiligten Zeit und fokussiert sie auf das Wesentliche – den Einsatz.

Die drei Entwicklungsstufen der GIS-Integration

Genauso vielfältig wie die GIS an sich sind auch ihre Anwendungsszenarien. In einen Polizei-Messenger integriert, zeichnen sich folgende drei Entwicklungsstufen ab:

ERSTENS: Kartenbasierte Einsatzinformationen abrufen: In dieser ersten Stufe ist es möglich, dass Einsatzkräfte ihren Standort bzw. ihre Live-Location über ihre Messenger-App teilen und darauf aufbauend kartenbasierte Einsatzinformationen erhalten. Die vorhandenen Informationen lassen sich nicht nur an die aktuelle Situation anpassen, sondern auch schnell um neue Daten ergänzen und etwa für eine aktualisierte Lagebewertung an die Einsatzleitung oder Leitstelle zurückspielen. Für alle Einsatzkräfte vereinfachen sich so Koordination und Steuerung. Sie können schneller agieren.

ZWEITENS: Karten mit Informationen anreichern und modifizieren: Einsatzkräfte sollen die Möglichkeiten haben, die GIS-basierten Daten und -Karten im Messenger mit individuellen Informationen anzureichern und zu bearbeiten. Konkret heißt das, dass sie Karteninformationen markieren bzw. highlighten sowie auf ihren Bedarf abgestimmte Kartenausschnitte erstellen und vergrößern können. Auf diese Weise sind die hinzugefügten Informationen direkt mit den GIS-Karten verknüpft und müssen nicht etwa als separate Nachricht(en) im Einsatzchat versendet werden. Wird etwa nach einer vermissten Person gesucht, lassen sich so bestimmte Bereiche als bereits abgesucht markieren und noch nicht abgesuchte Bereiche schneller ausmachen. Gleichzeitig erhalten die Einsatzkräfte eine transparente Übersicht der Suchgebiete.

Drittens: Noch detailliertere Personen-Informationen bei Einsätzen erhalten: Neben ausführlichen Daten – etwa zu landschaftlichen Gegebenheiten und Einsätzen –, die in den Karten des GIS bereitstehen, ist es wichtig, auch entsprechende Informationen zu den Einsatzkräften zu erhalten. Klassischerweise werden diese durch das Teilen ihres Standorts bzw. ihrer Live-Location als kleine Nadel (Pin) ohne weitere Details auf der Karte dargestellt. In einer dritten Stufe wird daher angestrebt, noch detailliertere Personen-Informationen bereitzustellen. Neben der Nadel werden dann etwa der Name der Einsatzkraft, deren Rolle (Dienstgrad, Verantwortungsbereich etc.) und weitere relevante Informationen angezeigt. Das ist vor allem für die Koordination und Steuerung bei größeren Einsätzen wichtig, wenn Personen aus unterschiedlichen Bereichen und auch Organisationen zusammenarbeiten. Auch föderierte Einsätze, wie Fahndungen flüchtiger Personen, die über Grenzen der Bundesländer oder sogar der Republik hinaus gehen, lassen sich dadurch schneller koordinieren und Einsatzkräfte in der Umgebung gezielt alarmieren.

Innovationskraft ist ungebrochen

Schon heute nehmen digitale Kommunikationslösungen eine zentrale Rolle ein, indem sie die Einsatzsteuerung, den Informationsaustausch und alle damit verbundenen Abläufe vereinfachen und erheblich beschleunigen. Ihre ungebrochene Innovationskraft zeigt nicht nur die rasante Entwicklung, die Polizei-Messenger in den letzten Jahren genommen haben. Auch in naher Zukunft sind viele Innovationen zu erwarten, wie zum Beispiel weitere Systemintegrationen, Kommunikation, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert, und neuartige Endgeräte, welche die Polizeiarbeit in der Gefahrenabwehr und Strafverfolgung weiter verbessern werden.

*Tobias Stepan ist Gründer und Geschäftsführer der Teamwire GmbH, die sich auf sicheres und souveränes Instant-Messaging für Unternehmen, Behörden und Blaulicht-Organisationen spezialisiert hat.

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