Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...............................................................................................................................................................
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Teil 1: Von der Elternarbeit zur Elternpädagogik ................................................................................
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1.1 Brauchen wir eine Wende von der Elternarbeit zur Elternpädagogik? ................................................ 1.1.1 Veränderte Anforderungen an Eltern und Schule ..................................................................... 1.1.2 Elternpädagogik als festes Angebot an Schulen ......................................................................
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1.2 Was bedeutet Elternpädagogik? ........................................................................................................... 1.2.1 Zum Begriff »Elternpädagogik« .............................................................................................. 1.2.2 Zum erweiterten Potenzial von Elternpädagogik .....................................................................
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1.3 Ist die Schule imstande, Elternpädagogik zu leisten? .......................................................................... 1.3.1 Günstige Sach- und personelle Voraussetzungen ..................................................................... 1.3.2 Mentale Barrieren .................................................................................................................... 1.4 Wie kann Elternarbeit zur Elternpädagogik erweitert werden? ........................................................... 1.4.1 Erster Schritt: Änderung der Einstellung zur Elternarbeit ....................................................... 1.4.2 Zweiter Schritt: Bereitstellung von Ressourcen ....................................................................... 1.4.3 Dritter Schritt: Erarbeitung eines Gesamtkonzepts ..................................................................
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1.5 Ergänzende Anmerkungen ...................................................................................................................
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Literatur ........................................................................................................................................................
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Teil 2: Elternpädagogik in der Praxis .....................................................................................................
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2.1 »Wir haben da ein Problem mit unserem Kind« – Individuelle Erziehungsberatung als festes Angebot in Schulen ..............................................................................................................................
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2.2 »Da ruf ich doch mal an« – Telefonische Erziehungsberatung als erster Schritt ................................
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2.3 »Und abends in die Elternschule« – Einrichtung einer schulbegleitenden Elternschule .....................
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2.4 Zwischenbemerkung: Wie man Eltern in die Schule bekommt ...........................................................
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2.5 Vorhandene Technik nutzen: Einrichtung einer Erziehungshomepage ................................................
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2.6 »Was man schwarz auf weiß besitzt« – Elternbriefe helfen Eltern bei der Erziehung ........................
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2.7 Intervention in sehr schwierigen Fällen ...............................................................................................
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2.8 Benennung einer Verbindungslehrkraft für Eltern ...............................................................................
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2.9 Anstiftung zur Erziehung: Appellative Kurztexte, Impulsgeber, Mini-Poster zur Ausgabe in der Schule und im Stadtteil ........................................................................................................................
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2.10 Besondere Elternaktionen .................................................................................................................... 105 2.10.1 Aktion gegen Handymissbrauch .............................................................................................. 106 2.10.2 Aktion gegen zu lautes Musikhören ......................................................................................... 117
Vorwort
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser, in meinem Buch »Mit den Eltern an einem Strang« habe ich Ideen zu einem Konzept einer dynamischen, aktivierenden Elternarbeit vorgestellt. Eine solche Elternarbeit soll einen Grundkonsens in Erziehungsfragen herstellen, Anregungen für die häusliche Mitarbeit geben, Transparenz in Bezug auf schulische Aktivitäten herstellen und Hilfe und Beratung in Fällen von Lernstörungen und Verhaltensproblemen anbieten. Dabei habe ich Erziehungsschwierigkeiten im Elternhaus nur am Rande gestreift. Es ging mir vor allem darum, die »Ressource Eltern« zu nutzen, um die schulische Arbeit effektiver zu gestalten. Was aber, wenn Eltern mit erzieherischem Handeln überfordert sind oder wenn sie das schwierige Geschäft des Erziehens gar nicht erst anpacken? Eltern als Verbündete zu gewinnen, ist immer von Vorteil. Aber ein Bündnis kann seine Wirksamkeit erst dann richtig entfalten, wenn beide Bündnispartner Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Gestaltung effektiver Erziehung einbringen. In diesem Buch beschäftige ich mich mit der Frage, was die Schule tun kann, um die Erziehungskompetenz von Eltern zu erweitern und um die Erziehungsbereitschaft von Eltern zu steigern. Welche Möglichkeiten hat die Schule, auf das Erziehungsverhalten von Eltern einzuwirken? Wie können wir Elternarbeit in eine Erziehungspartnerschaft überführen? Eine solche Fragestellung führt dazu, schulische Elternarbeit – zumindest auch – als Elternpädagogik zu verstehen. Elternpädagogik? Soll die Schule nun auch noch die Eltern erziehen? Ist ihr in den letzten Jahrzehnten nicht schon zu viel aufgebürdet worden? Viele Lehrkräfte mögen bei dem Begriff Elternpädagogik zusammenzucken und eine abwehrende Haltung einnehmen. Aber genau das sollten sie nicht tun. Eine Erweiterung von Elternarbeit hin zur Elternpädagogik führt zu einer Verbesserung und Bereicherung des Schulehaltens. Der Begriff Elternpädagogik soll zunächst deutlich machen, dass mit durchdachten pädagogischen Mitteln oder Maßnahmen auf das elterliche Erziehungsverhalten eingewirkt werden kann. Natürlich sollen Lehrer nicht Eltern »erziehen«. Es geht auch nicht um eine allgemeine »Pädagogisierung« der Gesellschaft. Davon gibt es bereits genug. Hier geht es um handfeste Wissensvermittlung und Beratung, die Schuleltern als institutionalisiertes Angebot gemacht wird. Elternpädagogik soll zu einem festen Bestandteil der Schulpädagogik werden. Sie soll zum Schulehalten einfach dazugehören.
Wenn darauf hingewiesen wird, dass die Schule nicht zum Reparaturbetrieb der Gesellschaft werden kann, wird übersehen, dass Elternarbeit im Sinne von Elternpädagogik ja gerade darauf hinwirken soll, dass Reparaturbedürftigkeit gar nicht erst entsteht. Erziehung tut not. In der Schule wie im Elternhaus. Machen wir uns nichts vor. Mit den Formen üblicher Elternarbeit kommen wir nicht voran. Daher ist die Schule gut beraten, Anstiftung zu effektiver Erziehung zu betreiben. Wir können das Schiff namens Erziehung nicht einfach vor sich hin dümpeln lassen. Professionelle Pädagogik für Kinder muss Eltern in ihre Aktivitäten einbeziehen, denn wer Eltern hilft, hilft Kindern. Dem Thema »mangelhafte Erziehung durch Eltern« können wir nicht länger ausweichen. Wer Ohren hat, zu hören, und wer Augen hat, zu sehen, der wird nicht bestreiten können, dass wir es in diesem Lande nicht bloß mit einem schon zu allen Zeiten zu beobachtenden Generationenkonflikt zu tun haben. Es gibt zu viele unerzogene und vernachlässigte Kinder. Und das in einem Land, das an eklatantem Kindermangel leidet! Erziehungsberatungsstellen können sich vor Arbeit kaum retten. Schreckliche Meldungen über erziehungsunfähige Eltern werden von den Medien verbreitet. Berichte über verwahrloste Kinder häufen sich. In Berlin kapituliert ein ganzes Kollegium vor ihrer Schülerschaft. Das Wort von der »Erziehungskatastrophe« (Susanne Gaschke) macht die Runde. Auch unser Bundespräsident, H. Köhler, meldet sich zu Wort. In seiner Berliner Rede vom September 2006 sagt er: »Ich weiß, dass Eltern eine große Verantwortung tragen. In einer Umwelt, die manchmal den Anschein erweckt, als sei alles möglich und alles erlaubt, sollen sie ihren Kindern Werte und Orientierung vermitteln und ihnen eine gute Entwicklung ermöglichen. Manche Eltern scheitern an dieser Aufgabe. Manche nehmen ihre Verantwortung auch nicht ernst genug. Die Leidtragenden sind immer die Kinder. Diesen Familien müssen wir helfen. Wir müssen uns fragen: Ist die Aufmerksamkeit in Jugendhilfe, Kindergärten, Schulen und Ämtern groß genug, damit kein Kind vernachlässigt wird oder gar verwahrlost? Und erreichen die vielen Angebote, die es in der Erziehungsberatung gibt, wirklich diejenigen, die sie am nötigsten brauchen? Wir haben allen Anlass, ein starkes Netz zu knüpfen, das Kinder und Eltern in schwierigen Zeiten trägt« (Köhler 2006).
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Vorwort
Da nun mittlerweile vernachlässigte und unerzogene Kinder und Jugendliche zum »quasi-normalen« Erscheinungsbild unserer Gesellschaft geworden sind, muss die Schule sich in die Bemühungen, Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen, einbringen. Sozialarbeiter werden die anstehenden Probleme nicht allein lösen oder nur spürbar reduzieren können. Ein – um das Wort des Bundespräsidenten zu nutzen – »starkes Netz« kann nur geknüpft werden, wenn die Schule sich aktiv beteiligt. Wer sonst, wenn nicht die Schule könnte für eine Engmaschigkeit des Netzes sorgen? Nutzen wir die Chance, die sich aus der Tatsache ergibt, dass Politik und Öffentlichkeit zurzeit für Erziehungsfragen höchst zugänglich sind. Die Ausgangslage für eine Intensivierung von Elternarbeit ist günstig. Nun geht es darum, eine neue Einstellung zur Elternarbeit zu gewinnen. Und zwar auf allen Ebenen. Allen, die am Schulehalten beteiligt sind, muss bewusst werden, dass Elternpädagogik ein unverzichtbarer Bestandteil von Schulpädagogik ist. Das aber bedeutet, dass ihr in der täglichen Praxis und in der Lehreraus- und -fortbildung entsprechend Raum und auch Mittel zugewiesen werden. Eltern, Lehrkräfte, Schulleitungen und die Schulaufsicht müssen begreifen, dass positive Veränderungen in der Gestaltung des Verhältnisses zwischen Schule und Elternhaus nur zu erreichen sind, wenn Elternarbeit aus dem Schatten der Offizialpädagogik heraustritt, wenn sie in Richtung Elternpädagogik erweitert und zu einem selbstverständlichen Angebot von Schulen wird. Besondere Überzeugungsarbeit wird bei den Lehrkräften zu leisten sein. Mit ihnen steht und fällt die Qualität von Elternpädagogik. Lehrkräften müssen die Bedenken genommen werden, neues pädagogisches Terrain zu betreten. Dieses Buch will einen Beitrag dazu leisten, Bedenken abzubauen und ein Umdenken einzuleiten. Es ist für Lehrkräfte aller Schularten gedacht. Dabei schließe ich das Gymnasium nicht aus. Unsere »höheren Schu-
len« zeichnen sich zurzeit noch dadurch aus, dass sie das weite Feld der Elternarbeit weitgehend unbeackert lassen. Einige der Vorschläge dürften auch für Kindergärten interessant sein. Die von mir vorgeschlagenen Maßn ahmen sind vorzugsweise für die Realisierung in der ganzen Schule oder auf einer Schulstufe geeignet. Wenn z. B. die Einrichtung einer Erziehungshomepage angeregt wird, kann man nicht davon ausgehen, dass ein Lehrer diesen Vorschlag für seine Klasse aufnimmt. Wenn man aber das Gesamtpaket der hier vorgestellten Maßnahmen etwas abspeckt, wird daraus ein Päckchen, das jede Lehrkraft in ihrer Klasse nutzen kann. Pädagogische Elternbriefe, pädagogische Elternabende oder Erziehungsberatung sind auch auf Klassenebene sinnvoll. Dieses Buch ist aus der Praxis für die Praxis geschrieben. Ich verfolge ein pragmatisches Konzept. Ich habe zusammengefasst, was mir aus jahrzehntelanger Erfahrung aus der Elternarbeit besonders wichtig und wirksam erscheint. Fast alle der vorgeschlagenen Maßnahmen haben sich in meiner Förderschule schon einmal »live« bewährt. Die angefügten Materialien sind Beispiele und als Anregungen zu verstehen. Sie können umformuliert oder ganz neu – den Bedingungen und Erfordernissen der jeweiligen Schule entsprechend – formuliert werden. Andererseits sind sie bewusst so konzipiert, dass sie für interessierte Lehrkräfte als Kopiervorlagen für den schnellen Start dienen können. Ganz zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch aber auch zum Blättern oder Lesen geeignet ist. Auch wenn man keine Elternschule ins Leben rufen oder Erziehungshomepage ins Netz stellen will, lohnt sich der Blick auf die folgenden Seiten als Einführung in das Thema Elternarbeit. Neben Argumenten und Ideen findet man hier auch Hinweise, wie man Vielseitigkeit und Abwechslung ins Geschehen bringen kann. Jochen Korte
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Teil 2: Elternpädagogik in der Praxis
2.5 Vorhandene Technik nutzen: Einrichtung einer Erziehungshomepage
Beschreibung des Instruments
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In der Vorbemerkung zum Praxisteil habe ich darauf hingewiesen, dass Webseiten für Eltern unter verschiedenen Fragestellungen gestaltet werden können. Hier geht es um eine Webseite, die sich ausschließlich mit Erziehungsfragen beschäftigt. Über Elternarbeit, die sich via Internet an die Väter und Mütter wendet, kann man sich natürlich streiten. Die einen finden es zu hoch gegriffen, die anderen setzen sich vehement für die Nutzung des Internets ein. Ich vertrete hier einen pragmatischen Standpunkt. Da es nun einmal das Internet gibt, sollte man es auch nutzen. Es geht ja nicht darum, eigene Ideen zur Erziehung weltweit abrufbereit zu halten, sondern vielmehr darum, ein unabhängiges Veröffentlichungsforum zu nutzen, das für größere Schulen durchaus als ökonomisch und sinnvoll eingestuft werden kann. Dieses Medium ist von Veröffentlichungen in der Lokalpresse unabhängig. In manchen Fällen können Ankündigungen im Internet Hunderte von Handzetteln ersetzen. Wenn man die Gestaltung einer Erziehungshomepage ins Auge fasst, kann man zunächst klein beginnen und die Seite der Schulhomepage anhängen. Nun können Internetpräsentationen neben der Weitergabe von Informationen noch mehr leisten. Hier ergeben sich in Bezug auf Elternarbeit durchaus interessante Aspekte. Das Internet zeichnet sich durch Vernetzung aus. Also bietet es sich an, die Erziehungsseite mit anderen Webseiten, die erziehungsbedeutsame Inhalte anbieten, zu verlinken. Darüber hinaus können Möglichkeiten zur Interaktion geboten werden. Man kann kleine Umfragen starten, Web-Polls genannt, die eine Abstimmung zum Thema zulassen. So könnten Umfragen zu aktuellen Themen die Attraktivität der Webseite steigern Wie kann eine »Erziehungshomepage« aussehen? Zunächst sollte man sich einen passenden Titel suchen, z. B. »Erziehung? – Ja bitte!« oder »Ohne Erziehung geht es nicht!« Die Eingangsseite muss als Blickfang optisch gestaltet werden. Die Seite sollte mit einem pfiffigen, einführenden Artikel beginnen. Die Themenfolge könnte z. B. wie folgt aussehen:
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Einführung zum Begriff Erziehung Die Schwerpunkte häuslicher Erziehung Erziehungsziele laut Schulgesetz Erziehung und Sozialisation
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Kurzartikel Schulleiter: »Erziehung – heute wichtiger denn je« Über die Gefahren von Verwöhnung Vorsicht: Erziehungsfehlerfalle Pädagogische »Specials« sprachliche Verrohung Strafe und Belohnung Wer hilft wem bei Erziehungsproblemen? Au istung von Adressen Linkliste Das aktuelle Problem (z. B. Handymissbrauch) Meine Meinung – ein Elternkommentar.
Voraussetzungen/Aufwand Wenn ein Online-Projekt gestartet werden soll, braucht man einen Webmaster und einen Redakteur. Diese Kollegen oder Kolleginnen sollten, zumindest zu Beginn ihrer Tätigkeit, eine Wochenstunde weniger planmäßigen Unterricht erteilen. Sie sollten sich mit Print-Programmen auskennen. Sie müssen die Beiträge auf der Homepage nicht selbst schreiben. Im Lehrerkollegium finden sich fast immer schreibfreudige Kollegen. Es können auch Eltern oder Vertreter des Stadtteils angesprochen werden, um an Texte oder andere Beiträge zu gelangen. Warum sollen sich nicht auch einmal der Gemeindepastor oder der Stadtteilvorsteher zu Erziehungsfragen äußern? Webseiten haben den Vorteil, dass sie immer wieder aktualisiert werden können. Also sollten vorhandene Beiträge nicht jahrelang auf der Seite bleiben. Austausch ist erwünscht. Bei der Gestaltung einer Erziehungshomepage gilt: Die Planung kostet viel Zeit, wenn sie erst im Netz steht, bleibt der Aufwand überschaubar.
Hinweise und Material für die Praxis Tonart und Stil der Webseite müssen die Besucher ansprechen. Stellen Sie keine philosophischen Essays ein. Verzichten Sie auf wissenschaftliche Abhandlungen. Bedienen Sie sich eines prägnanten Stils. Fügen Sie wörtliche Rede ein. Achten Sie darauf, dass Textbeiträge nicht zu lang werden. Fügen Sie einige witzige Bilder oder Grafiken ein. Noch ein Tipp: Elternbriefe der Schule, die pädagogische Themen von allgemeinem Interesse behandeln, können auf der Webseite erneute Verwendung finden.
2.5 Vorhandene Technik nutzen: Einrichtung einer Erziehungshomepage
Abzuraten ist von der Einrichtung eines Gästebuchs. Das Thema Erziehung lädt zur Weitschweifigkeit ein. Außerdem ist Missbrauch bei unkontrollierten Diskussionsforen vorprogrammiert. Der Aufwand, ein Forum im Einbis zwei-Tage-Rhythmus zu pflegen, wäre zu groß. Was nützt die schönste Webseite, wenn sie nicht angeklickt wird. Wiederum ist darauf aufmerksam zu machen, dass man für sie werben muss. Legen Sie nicht nur in der Schule, sondern auch im nahen Supermarkt und in der Bank Handzettel aus. Lassen Sie die lokale Presse über die Webseite berichten. Da die Planung einer Homepage mit hohem Aufwand verbunden ist, hier eine Verlaufsskizze für die Planung vor der Veröffentlichung: z Vorstellung der Idee auf einer Lehrerdienstversammlung (zwei Redakteure, ein Webmaster)
z Erstellung
eines Minimalkonzepts als Start-Homepage. Artikel als lose Folge? Schulbezogen oder allgemein pädagogisch? Allgemeine Thematik? Navigation und Design? z Erstellung der Artikel: Eigene Artikel; Gastschreiber ansprechen; andere Artikel verwerten (Web, Zeitschriften – Copyright beachten, Quellen genau angeben!), Bilder suchen und speichern, Tippen (Word) z Redaktion der Endfassung: Navigation, d. h. Gliederung, Design, Bilder z Einstellung ins Web – Werbung, Elternbrief, Brief an die Nachbarschulen, Bekanntgabe an die örtliche Presse, Plakate, Anmeldung in Suchmaschinen z Pflege und Erweiterung der Seite: Weitere Beiträge schreiben, weitere Beiträge anfordern, Linkliste anfügen.
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Teil 2: Elternpädagogik in der Praxis
Handzettel: Werbung für die Erziehungshomepage
Stadtparkschule Neustadt Kompetenz für Kinder
Fragen zur Erziehung
Antworten auf unserer Homepage
Ihr Kind neigt zu aggressiven Wutausbrüchen. Sie wissen nicht, wie Sie sich verhalten sollen. Sie möchten sich über Grundfragen der Erziehung informieren. Sie haben andere Fragen zur Erziehung.
Dann besuchen Sie unsere Erziehungshomepage. www.schule-stadtpark.erziehung.de
Erziehung – ja bitte! Eine Initiative der Stadtparkschule Neustadt
2.5 Vorhandene Technik nutzen: Einrichtung einer Erziehungshomepage
Eingangsseite einer Erziehungshomepage
Stadtparkschule Neustadt Kompetenz für Kinder
Erziehung – ja bitte! Informationen – Anregungen – Ratschläge – Klarstellungen
Fragen zur Erziehung Antworten auf unserer Homepage
Sie wollen Ihr Wissen über Erziehung erweitern? Dann klicken Sie hier! Erziehung. Eine Einführung
Erziehung an unserer Schule
Erziehung als Verhaltensbeeinflussung
Pädagogik aktuell
Kinder und Gewalt
Mitwirkung konkret
Hilfe? Adressenliste
Weitere InformationsLinkliste
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Teil 2: Elternpädagogik in der Praxis
Beispieltext: Gewalt
Kinder und Gewalt, was geht da vor? Sie fühlen sich hilflos und ängstlich, wenn Ihr Kind angegriffen wird. Bleiben Sie nicht passiv, gehen Sie das Problem an! Sie können durchaus etwas tun! Jan, 10 Jahre alt, war immer etwas schüchtern. Und der größte Junge war er auch nicht. Mandy, 11 Jahre alt, hatte rote Haare und trug eine Brille. Beide Kinder waren die normalsten Kinder der Welt. Aber eines Tages hatte es Sascha, der große Blonde, 14 Jahre alt, auf beide abgesehen, und er griff sie an. »Die rote Hexe und den kleinen Furz«, wie er sie nannte. Er beleidigte sie, machte sie lächerlich, griff sie manchmal auch tätlich an. Mitten auf der Straße oder auf dem Spielplatz. Wenn man als Kind angegriffen, schikaniert und dauernd herabgesetzt wird, kann das zu schlimmen Folgen für das Selbstbewusstsein führen. Auch Eltern können darunter leiden, wenn ihre Kinder angegriffen werden. Daher ist es falsch, wenn man nichts tut. Alexander, 15 Jahre alt, ist auf dem Schulweg fast krankenhausreif geschlagen worden. Vor der schrecklichen Schlägerei gab es innerhalb und außerhalb der Schule eine lang andauernde Kette von Gemeinheiten, die er erdulden musste. Es waren größere und ältere Jungen, die ihn angriffen. Er hatte sich keinem Lehrer anvertraut, weil er meinte, dass dann alles noch schlimmer werden würde. Es gab keinen Grund, ihn anzugreifen. Er war nur etwas schwächer als die anderen Schüler. Und manch einer neidete ihm seine besseren Noten. »Ich hätte weinen können«, sagte eine Mutter, »als ich erfuhr, dass meine Tochter in der Schule monatelang von anderen Mädchen schikaniert wurde. Aber ich war zunächst wie gelähmt. Ich habe nichts unternommen.« Oft verschweigen angegriffene Schülerinnen und Schüler ihre Not vor ihren Eltern. Wenn die Eltern etwas erfahren, bitten sie sie oft, nichts zu unternehmen. »Geht nicht zur Polizei! Geht nicht in die Schule!« Hören Sie in diesem Fall nicht auf Ihr Kind. Tun Sie etwas! Wenn sich die Angriffe außerhalb der Schule ereignen, wenden Sie sich an die Polizei. Bei minderschweren Fällen sprechen Sie die Täter und deren Eltern an. Handeln Sie sofort. Lassen Sie Ihr Kind nicht in seinem Leiden allein. Und wenn Ihr Kind in der Schule angegriffen wird? Auch hier gilt: Wenn man Kindern, die in der Schule unter tätlichen und verbalen Angriffen leiden, nicht hilft, das Gewaltproblem zu lösen, lässt man sie in Angst und Not allein. Gehen Sie nicht davon aus, dass Lehrkräfte immer von den Angriffen wissen. Kinder haben ein Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit. Besonders in der Schule. Das ist schließlich eine staatliche Institution. Gehen Sie in die Schule und sprechen Sie die Probleme an. Sie haben ein Recht, gehört zu werden. Sie haben ein Recht darauf, dass man mit Ihnen zusammen Maßnahmen zur Abhilfe bespricht. Lassen Sie sich nicht mit flauen Reden abwimmeln. Bestehen Sie darauf, dass es für Ihr Kind einen Ansprechpartner gibt. Haben Sie aber auch Verständnis für die Schule, dass sie das Gewaltproblem nicht auf Null bringen kann. Im häuslichen Bereich können Sie Ihrem Kind ebenfalls helfen. Machen Sie ihm klar, dass es sich jederzeit an Sie wenden kann, um anstehende Probleme zu lösen. Stärken Sie sein Selbstvertrauen. »Mir ist völlig unverständlich«, sagt eine Mutter während eines Beratungsgesprächs, »warum die Angreifer so eine schreckliche Macht auf die Angegriffenen ausüben. Doch ich habe gelernt, die Probleme rund um Gewalt offensiv anzugehen. Wenn das die Angreifer merken, hat man schon halb gewonnen.« Da ist was dran! Wenn sich nun Schule und Elternhaus verbünden, um den Angreifern zuvorzukommen (Prävention!), wenn wir das Problem gemeinsam offensiv angehen, haben wir eine große Chance, Kinder vor Angriffen zu bewahren.
2.5 Vorhandene Technik nutzen: Einrichtung einer Erziehungshomepage
Beispieltext: Mitwirkung
Stichwort: Mitwirkung Woran denken Sie beim Stichwort Mitwirkung in Bezug auf Schule? Ans Schulgesetz: Mitwirkung in Konferenzen, Mitwirkung bei der Schulleiterwahl, Mitwirkung bei der Gestaltung des Schulfestes .... Gut und schön. Daran denken die meisten, wenn sie den Begriff Mitwirkung hören. Lassen Sie uns, liebe Eltern, einmal in eine andere Richtung denken. Wo und wie können Sie noch mitwirken? Und zwar viel direkter. Und unmittelbar die Leistung und das Verhalten, aber auch das Wohlbefinden Ihres Kindes betreffend. Mitwirkung mit Wirkung! Wirklich wirkungsvoll mitwirken. Wie das geht? Ganz einfach! Durch gute Ernährung, Bekunden von Interesse an schulischen Dingen, durch Kontrolle der Fernsehgewohnheiten, durch Überprüfung der Schulsachen, durch gute Erziehung ... Ja, das ist bereits effektive Mitwirkung. Aber darüber haben wir uns bereits auf anderen Seiten unserer Homepage geäußert, hier wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Sie noch direkter und intensiver mitwirken können, indem Sie Ihre Energie auf die folgenden Punkte lenken. Vielleicht kann man es so umschreiben: Manches in der Erziehung, aber auch im Lehr- und Lernbetrieb der Schule ist weniger Lehrersache als viele Eltern glauben. Auf manchen Gebieten kann die Schule nur den Anstoß für weitere Aktivitäten geben. Auf dem Gebiet des Lesens zum Beispiel. Schnelles Lesen, den regelmäßigen Griff zum Buch, die innere Freude am Lesen, das kann die Lehrkraft nicht allein erreichen. Oder aber: Erziehung zu Höflichkeit und Freundlichkeit. Da bedarf es der Mitwirkung des Elternhauses. Die Erklärung des Satzes des Pythagoras, das kann (und soll) der Mathe-Lehrer übernehmen. Aber bei der sauberen Führung der Geo-Mappe, da kommt schon wieder die Mitwirkung der Eltern ins Spiel. Bedenken Sie bitte, dass Lehrkräfte schon aus zeitlichen Gründen die Mappen nicht oft kontrollieren können. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, wo Sie im eben dargestellten Sinne noch mitwirken können. (Dass diese Mitwirkung in vielen Fällen zensurenbedeutsam ist, haben Sie wahrscheinlich längst gemerkt.) ● ● ● ● ● ● ● ● ●
Bei der Erziehung zur Anstrengungsbereitschaft bei der sauberen Heftführung bei der Anregung zum Lesen bei der Anregung zum gepflegten mündlichen Ausdruck bei der Anregung zum deutlichen, artikulierten Sprechen bei der Anbahnung sozial-freundlichen Verhaltens bei der Befähigung zum konzentrierten Arbeiten bei der Befolgung einfacher Kommunikationsregeln (andere Personen nicht unterbrechen, zuhören) bei der Anbahnung der Grundregel, dass man im Lern- und Verhaltensbereich – nicht immer, aber weit überwiegend – sein Bestes geben soll.
Apropos sein Bestes geben: Denken wir hier mal an die Schrift. Das gilt schon in der Grundschule: Wenn Sie nicht darauf aus sind, dass Ihr Kind sauber schreibt, wird es, auch wenn es einen Lehrer hat, der Pestalozzi und Einstein in Personalunion darstellt, nie sauber schreiben. In schwierigen Hauptschulklassen können Lehrkräfte die Hefte kaum noch kontrollieren. Das würde, gerade wegen der Unleserlichkeit, Tage dauern, um alle Seiten zu korrigieren. Da müssen auch die Eltern ran. Da lasse sich niemand irreführen. Nur in den seltensten Fällen werden die Handschriften durch feinmotorische Störungen zu schlechten Schriften. Schönschreiben kann man üben. Und wie! »Nein, mein Kind. Diese Schrift kann man mir und der Schule nicht anbieten. Du schreibst die Seite heute Abend noch einmal. In aller Ruhe. Während ich bügle, schreibst du deinen Text.« Nein, wir wollen Sie nicht zu nörgelnden Nachhilfelehrern machen, wenn wir den Begriff Mitwirkung so interpretieren, wie wir’s hier gemacht haben. Wir wollten nur darauf hinweisen, dass Ihr Einfluss, Ihre Mitwirkungsmöglichkeit auf einigen schulbedeutsamen Gebieten erheblich sind. Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten. Zum Wohle Ihres Kindes.
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Teil 2: Elternpädagogik in der Praxis
Beispieltext: Erziehungsfehler
Häufige Erziehungsfehler – Tappen Sie nicht in die Fehlerfalle! Falscher Einsatz von Strafe Sie drohen Strafe an. Sie führen Strafe aber nicht aus. Bloße Drohungen wirken, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit. Wenn keine Taten folgen, lernen Kinder, dass ihre Eltern Papiertiger (oder Verbaltiger) sind. Inkonsequentes Strafen Sie bestrafen Ihr Kind inkonsequent. Mal so, mal so. Kinder können dann nicht einschätzen, was Sie von ihnen erwarten. Strafen müssen von beiden Elternteilen in gleicher Weise definiert werden. Unbedachte Belohnung Vor allem bei Kleinkindern geben viele Eltern Süßigkeiten oder Spielzeug zur Ablenkung im Falle von Fehlverhalten. Tun Sie das lieber nicht. Damit wird unerwünschtes Verhalten nicht gedämpft, sondern verstärkt. Hier handelt es sich um eine unbedacht gegebene Belohnung. Schimpfen, lange Diskussionen oder Gardinenpredigten können ebenfalls als positive Verhaltensfolge, also Belohnung empfunden werden. Handlungen oder Kommentare in Erregung Handlungen oder Äußerungen, die in emotionalen Ausnahmezuständen erfolgen, in Wut oder Ärger, sind wenig geeignete Erziehungsmittel. Hüten Sie sich vor demütigenden Äußerungen. Hüten Sie sich vor verallgemeinernden Äußerungen. »Du bist absolut blöd!« Damit reißen Sie Gräben auf, die nur schwer wieder zuzuschütten sind. Kritisieren Sie ein Kind nie als »Ganzes«, sondern nur das Teilverhalten, das (berechtigterweise) kritisiert werden soll. Kanzeln Sie also nie die ganze Persönlichkeit des Kindes ab. Ignorieren erwünschten Verhaltens So gut wie alle Eltern ignorieren zu oft erwünschtes Verhalten. D. h. dass sie das, was gut klappt, nicht loben oder positiv kommentieren. Kinder wollen wissen, ob ihr Verhalten richtig oder erwünscht ist. Also: Loben Sie Ihr Kind auch bei Kleinigkeiten, wenn es sich freundlich verhält, wenn das Zimmer aufgeräumt ist, wenn es pünktlich ist, wenn es sich mit dem Geschwister gut verträgt. Wenn erwünschtes Verhalten ignoriert wird, lernt das Kind, dass es mit unerwünschtem Verhalten, mit Radau und Randale eher Aufmerksamkeit erreicht als mit erwünschtem Verhalten. Die Aufschaukelfalle Die Sache läuft so: Das Kind möchte Süßigkeiten (oder ein bestimmtes Spiel spielen oder fernsehen oder sonst was) und äußert den Wunsch. Es sprechen aus Ihrer Sicht gute und auch für Kinder einsehbare Gründe gegen die Realisierung des Wunsches. Sie sagen: »Nein!« Nun setzt das Kind seinen Turbo ein. Es wiederholt seinen Wunsch. »Ich möchte aber doch.« Es wird lautstark. Es beharrt und beharrt auf seinem Wunsch. Es trampelt mit den Füßen. Und es produziert Tränen. Nach 15 Minuten gibt Mutter nach. Ein schwerer Fehler. Ein Kardinalfehler, der weiteres Verhalten der beschriebenen Art nach sich zieht. Wenn Sie nein sagen, müssen Sie auch dabei bleiben. Notfalls stundenlang. Wenn Sie schwach werden, schnappt die Falle zu und Sie werden mit weiteren Dauerquengelattacken rechnen müssen. Falsche Anweisungen Geben Sie keine Anweisungen, die Ihr Kind nicht befolgen kann. Geben Sie klare Anweisungen. Und überfordern Sie Ihr Kind nicht. Gerade wenn es um Verhaltensänderung geht, muss das, was man von einem Kind fordert, sorgfältig »dosiert« und genau beschrieben werden. Sagen Sie nicht: »Flicke den Fahrradschlauch!«, wenn Ihr zehnjähriger Sohn zu wenig Kraft in den Fingern hat, um den Mantel von der Felge zu bekommen. Und sagen Sie nicht: »Du musst dein ganzes Verhalten umkrempeln!« Sondern sagen Sie: »Ich mache mir Sorgen, wenn ich dich im Umgang mit kleineren Kindern sehe. Du musst rücksichtsvoller und umsichtiger mit ihnen umgehen.« (Über dieses wichtige Thema »Anweisungen, direkte Ansprache des Kindes, Ich-Aussagen« später mehr.)