Rot-Tal

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Zu Fuß oder mit dem Rad durchs herrliche Rot-Tal bei Gutenzell Naturnahe Gewässer sind selten geworden in unserer kultivierten Landschaft. Doch die Rot nördlich von Gutenzell lässt noch heute die Urtümlichkeit des Flusstals erahnen. Ausschweifende Mäander werden von interessanten Auenwäldern flankiert. Ein geeigneter Startpunkt für die Erforschung des RotTals ist das ehemalige Kloster in Gutenzell. Vom Kiesplatz vor der Klosterkirche "St. Kosmos und Damian" hält man sich nach Westen am Schloss der Grafen Toerring vorbei und durchquert eine alte Pforte. Unmittelbar an der Klostermauer beginnt eine beeindruckende Eschen-Allee, die in direkter Nachbarschaft zu den ersten Mäandern des kleinen Flüßchens Rot nach Norden führt. Jenseits der Allee verläuft der Weg zwischen einigen Wiesen hinweg zum nahgelegenen Waldrand. Die von Bächen durchflossen und von anmoorigen Regionen geprägten Wiesen beherbergen auf kleinstem Raum zahlreiche Pflanzen. Der Salomonsiegel galt früher als geheimes Mittel, um verschollene Schätze zu finden. Das im Frühling blau blühende Frühlings-Lungekraut half zahlreichen Kranken bei der Linderung ihrer Bronchialleiden und der Frauenmantel wurde bei verschiedenen Frauenleiden eingesetzt. Im folgenden schattigen Buchenhochwald stehen vor allem auch im Frühjahr die zahlreichen pflanzlichen Frühlingsboten, wie Buschwindröschen, Schlüsselblumen und der beliebte Waldmeister. Nach zirka 500 Metern führt der Weg dann hangaufwärts zu einem kleinen Friedhof. Ein Teil des Friedhofs wird von einem Graben kastellartig abgegrenzt, was den Verdacht erhebt, dass hier im Mittelalter die Stammburg des Niederadelsgeschlechts der Spiegelberger war, vermutlich die Gründer des Klosters Gutenzell. Auf dem weiteren Weg nach Norden durch einen Fichtenforst und eine große Lichtung kommen wir nach zirka 1,5 Kilometern wieder ins Rot-Tal hinab. In der Talsohle angelangt befinden wir uns in einem ursprünglichen und naturbelassenen Abschnitt der Rot, mit allen Facetten eines ruhig vor sich hinplätschernden Baches. Mit viel Glück bekommt man sogar einen, der sich in neuerer Zeit wieder mehr verbreitenden Biber zu sehen. Auf jeden Fall aber sind die Spuren der baumfällenden Genossen nicht zu übersehen. Der weitere Weg kann nun flussabwärts nach Huggenlaubach oder flussaufwärts wieder zurück nach Gutenzell führen. Der 2,5 Kilometer entfernte Ort Huggenlaubach gehörte seit dem 15. Jahrhundert zum Kloster Gutenzell und war vor allem im 16./17. Jahrhundert wegen seiner schwefelhaltigen Quellen als Heilbad bekannt. An der Stelle des früheren Klosterbades steht seit 1909 die Dreifaltigkeitskapelle. Auf dem Weg südwärts wieder zurück nach Gutenzell sollte man seine Aufmerksamkeit auf die Rottum mit ihren gleichmäßigen Mäandern richten. Der Fluss bietet zahlreichen Tieren einen wichtigen Lebensraum. Wer die genügende Geduld mitbringt, kann


Wasseramseln ins Wasser tauchen oder das metallischglänzende Gefieder des Eisvogels vorbeihuschen sehen. In den seichten Gewässerbereichen ist der Laichplatz zahlreicher Amphibien. Hier tun sich vor allem die Frösche mit ihrem lauten Gequake hervor. Der Ort Gutenzell wird vom ehemaligen Zisterzienserkloster und seiner Kirche "St. Kosmos und Damian" geprägt. An der Gestaltung des prächtigen Kirchenbaus aus dem 18. Jahrhundert arbeiteten keine Geringeren als Dominikus Zimmermann, Johan Dieffenbrunner, Franz Xapher Feuchtmeyer und Josef Esperlin mit. Neben den unvergleichlichen Gemälden und Stuckarbeiten des Kirchenbaues, wie beispielsweise dem "Honigschlotzer von Gutenzell", werden jedes Jahr Anfang September Tausende Reiter und Fußgänger vom seit 1947 wieder stattfindenden Wendelinusritt angezogen. Zur Adventszeit vermittelt die, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammende, Gutenzeller-Krippe mit ihren farbenfrohen Figuren einen Eindruck von der tiefen Volksfrömmigkeit im barocken Oberschwaben.

Empfehlung zum Ruhen, Rasten, Spachteln: Hotel-Restaurant Klosterhof Fam. Sax Schloßbezirk 2 88484 Gutenzell-Hürbel

Lieber Lothar, zur Erkundung des Rot-Tales - mal aus einer anderen Perspektive, als der des schwendier Arbeitsalltages - wünsche ich Dir viel Spaß und viele neue und gute Eindrücke aus unserer guten oberschwäbischen Heimat Bertram


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